RhPfalz_Mai_2023
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Sozialverband VdK<br />
Rheinland-Pfalz<br />
77. Jahrgang<br />
<strong>Mai</strong> <strong>2023</strong><br />
THEMEN<br />
Reportage<br />
Sonnenblumen machen<br />
sichtbar Seite 3<br />
Politik<br />
Pleitewellen in<br />
Pflegeheimen Seite 4<br />
Pflege<br />
Studienergebnisse zur<br />
24-Stunden-Pflege Seite 6<br />
VdK-TV<br />
„Rat und Tat“ zum<br />
Anspruch auf Reha Seite 12<br />
Verbraucher<br />
Unterstützung bei der<br />
Steuererklärung Seite 20<br />
Wandern<br />
hält fit<br />
Wandern ist gesund. Rund 40<br />
Millionen Menschen schnüren<br />
hierzulande regelmäßig die Wanderstiefel.<br />
Lesen Sie mehr auf Seite 21<br />
Aus dem<br />
Landesverband<br />
Häusliche Pflege: Info-Tag<br />
mit PodiumsdiskussionSeite 13<br />
Scharfe Kritik an Pflegereform<br />
VdK-Präsidentin: Wegfall des Entlastungsbudgets ist „Ohrfeige für Nächstenpflegende“<br />
SEITE 5<br />
So hilft der VdK<br />
Foto: imago/blickwinkel<br />
Bei einer ehrenamtlichen Tätigkeit<br />
hat ein VdK-Mitglied sich<br />
schwer verletzt und ist seitdem<br />
schwerbehindert und arbeitsunfähig.<br />
Dank der Unterstützung<br />
des Sozialverbands VdK bekommt<br />
er eine lebenslange<br />
Rente und 150 000 Euro als Nachzahlung.<br />
Der Sozialverband VdK kritisiert die<br />
vom Bundeskabinett verabschiedete<br />
Pflegereform. Hauptkritikpunkte<br />
sind der Wegfall des Entlastungsbudgets<br />
und die unverhältnismäßig<br />
starke Erhöhung der<br />
Pflegeversicherungsbeiträge für<br />
Rentnerinnen und Rentner, die<br />
kinderlos sind oder mehrere Kinder<br />
über 25 Jahren haben.<br />
Nach Plänen der Bundesregierung<br />
soll der Beitragssatz für die<br />
Pflegeversicherung steigen. Kinderlose<br />
zahlen vier Prozent Pflegebeitrag<br />
(bisher 3,4 Prozent). Eltern<br />
mit einem Kind zahlen zukünftig<br />
0,35 Prozentpunkte mehr, also 3,4<br />
Prozent des Bruttoeinkommens.<br />
Ab zwei Kindern bis zum fünften<br />
Kind wird der Beitrag bis zum 25.<br />
Lebensjahr des Kindes, um 0,25<br />
Beitragssatzpunkte je Kind abgesenkt.<br />
Die geplanten Erhöhungen<br />
bedeuten vor allen für viele Rentnerinnen<br />
und Rentner, deren Kinder<br />
älter als 25 Jahre sind, eine<br />
deutliche Mehrbelastung.<br />
VdK-Präsidentin Verena Bentele<br />
erklärt dazu: „Fast die Hälfte der<br />
pflegebedürftigen Rentnerinnen<br />
und Rentner werden von ihren<br />
Kindern gepflegt, das belegt unsere<br />
VdK-Pflegestudie. Die pflegebedürftigen<br />
Eltern profitieren lebenslang<br />
von der Anzahl ihrer Kinder<br />
und haben eine sehr große Chance,<br />
zu Hause gepflegt zu werden. Gerade<br />
sie sollten nicht höhere Beiträge<br />
zahlen müssen.“<br />
Wenn hier keine Änderung des<br />
Kabinettsbeschluss mehr erzielt<br />
werden kann, dann sollte die Ungerechtigkeit<br />
behoben werden,<br />
dass Rentnerinnen und Rentner<br />
ihren Pflegeversicherungsbeitrag<br />
allein bezahlen müssen, so die<br />
Vorstellung des VdK. Er behält<br />
sich außerdem vor, gegen die mit<br />
dem Gesetz verbundenen Ungleichbehandlungen<br />
zu klagen.<br />
Weiterer Eckpunkt dieser Pflegereform<br />
ist die zweistufige Erhöhung<br />
des Pflegegelds: Zum Jahresanfang<br />
2024 und 2025 wird das<br />
Pflegegeld, das bisher je nach Pflegegrad<br />
zwischen 316 und 901 Euro<br />
im Monat liegt, um jeweils fünf<br />
Prozent angepasst.<br />
Anfang 2025 folgen alle weiteren<br />
Leistungen der Pflegeversicherung,<br />
ab 2028 soll es dann eine<br />
regelmäßige Anpassung an die<br />
Preisentwicklung geben, so heißt<br />
es in den Kabinettsbeschlüssen.<br />
Der VdK hatte schon angemahnt,<br />
dass die geplanten Erhöhungen<br />
angesichts der hohen Inflationsraten<br />
„vorne und hinten nicht reichen“.<br />
Auch weitere Einzelheiten<br />
der bisherigen Beschlüsse des<br />
Bundeskabinetts sieht der VdK als<br />
sehr kritisch an.<br />
Als „Ohrfeige für alle Nächstenpflegenden“<br />
wertet VdK-Präsidentin<br />
Bentele, dass das geplante<br />
Entlastungsbudget nicht kommen<br />
soll. Das Bundesgesundheitsministerium<br />
hatte hier ursprünglich<br />
geplant, dass die Leistungen der<br />
Verhinderungs- und Kurzzeitpflege<br />
zusammengelegt und damit<br />
flexibel und mit weniger Bürokratie<br />
von den Betroffenen abgerufen<br />
werden können.<br />
Bentele sagt: „Die pflegenden<br />
Angehörigen sind es, die die Pflege<br />
in Deutschland am Laufen halten.<br />
Gerade sie brauchen dringend eine<br />
Entbürokratisierung und individuell<br />
wählbare Entlastungsmöglichkeiten.“<br />
<br />
Julia Frediani<br />
Rentenkasse steht gut da<br />
Sozialverband VdK fordert die „Rente für alle“, um DRV dauerhaft zu stabilisieren<br />
Die Deutsche Rentenversicherung (DRV)<br />
verbucht steigende Einnahmen und weist<br />
für 2022 sogar einen Überschuss von 3,4<br />
Milliarden Euro aus. Auch der Blick in die<br />
Zukunft ist optimistisch.<br />
„Die Kassenlage sieht sehr gut aus“, sagte<br />
DRV-Präsidentin Gundula Roßbach<br />
gegenüber der „Bild am Sonntag“. Als<br />
Gründe nannte sie die aktuell gute Arbeitsmarktlage,<br />
mehr Beitragszahlende durch<br />
Zuwanderung und die gebremste Lebenserwartung.<br />
Zur Wahrheit gehört allerdings,<br />
dass Letzteres leider mit der höheren Sterblichkeit<br />
von Älteren während der Corona-<br />
Pandemie zu tun hat. Roßbach beruft sich<br />
für ihre Prognosen auf das Statistische<br />
Bundesamt: „Wir erwarten jetzt zwischen<br />
2020 und 2040 beim Verhältnis zwischen<br />
Erwerbspersonen und Rentnern einen<br />
ähnlichen Anstieg wie in den Jahren zwischen<br />
1990 und 2010. Und damals haben<br />
wir das gut hinbekommen. Wir müssen<br />
zwar etwas tun, aber wir haben Vergleichbares<br />
schon einmal geschafft.“<br />
Die Zahlen der Rentenkasse bestätigen<br />
für VdK-Präsidentin Verena Bentele, dass<br />
eine Umlagefinanzierung in Kombination<br />
mit arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen<br />
der richtige Weg ist. „Es ist jetzt deutlich<br />
zu sehen, wie positiv sich hohe Tarifabschlüsse,<br />
eine allgemein gute Lohnentwicklung<br />
und eine steigende Zahl von sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten<br />
auswirken. Diese Ansätze müssen weiter<br />
verfolgt werden, etwa bei der Anhebung<br />
des Mindestlohns.“ Dennoch müsse das<br />
Solidarsystem ausgebaut werden: „Der<br />
VdK fordert ein Rentensystem, in das alle<br />
einzahlen, also auch Selbstständige, Beamtinnen<br />
und Beamte, Politikerinnen und<br />
Politiker bis hin zu DAX-Vorständen. Das<br />
würde die Einnahmen dauerhaft stabilisieren<br />
und teure Aktienrentenexperimente<br />
überflüssig machen.“ <br />
bsc
2 Zeitung <strong>Mai</strong> <strong>2023</strong> Politik<br />
Ältere nicht unter Generalverdacht stellen<br />
VdK lehnt Pflicht-Tests für Autofahrerinnen und -fahrer ab 70 Jahren ab<br />
Der Sozialverband VdK kritisiert den<br />
Plan der Europäischen Kommission,<br />
verpflichtende Fahrtauglichkeitstests<br />
für Seniorinnen und Senioren<br />
einzuführen. Dieses Vorhaben grenze<br />
an Altersdiskriminierung, so VdK-<br />
Präsidentin Verena Bentele.<br />
Die EU-Kommission plant die<br />
Änderung der EU-Führerscheinrichtlinie.<br />
Ziel ist, die vielen unterschiedlichen<br />
Regelungen in den<br />
EU-Ländern zu vereinheitlichen<br />
und die Zahl der Verkehrstoten in<br />
der EU bis 2050 auf null zu senken.<br />
Eine der Maßnahmen könnte eine<br />
regelmäßige Überprüfung der<br />
Fahrtauglichkeit von Seniorinnen<br />
und Senioren ab 70 Jahren sein.<br />
In einigen Nachbarländern gibt<br />
es bereits die Pflicht, ab einem<br />
bestimmten Alter die Fahreignung<br />
überprüfen zu lassen: in Tschechien<br />
ab 60 Jahren und in Dänemark<br />
ab 70 Jahren. In Deutschland wie<br />
auch in Österreich und Frankreich<br />
wird die Fahrtauglichkeit von älteren<br />
Autofahrerinnen und -fahrern<br />
nicht regelmäßig überprüft.<br />
Wer seine Führerscheinprüfung<br />
bestanden hat, erhält in der Regel<br />
eine Fahrerlaubnis auf Lebenszeit.<br />
Viele ältere Autofahrerinnen<br />
und -fahrer sind wegen der aktuellen<br />
Reformpläne der EU verunsichert.<br />
Der VdK weist darauf hin,<br />
dass es sich um Änderungspläne<br />
handelt, die auf EU-Ebene noch<br />
diskutiert werden. Erst in einem<br />
nächsten Schritt gehen sie an das<br />
EU-Parlament und an die Mitgliedsstaaten<br />
zur Beratung. Bevor<br />
Die Pläne der EU, Fahrtauglichkeitstests einzuführen, verunsichern ältere<br />
Autofahrerinnen und Autofahrer.<br />
Foto: picture alliance/dpa/Christin Klose<br />
Änderungen in Deutschland in<br />
Kraft treten, müssen sie erst in<br />
nationales Recht überführt werden.<br />
Ob in Deutschland dann<br />
Fahrtauglichkeitsprüfungen und<br />
ärztliche Untersuchungen eingeführt<br />
werden oder nicht, steht<br />
noch nicht fest.<br />
Erfahren und umsichtig<br />
„Natürlich ist das Absenken der<br />
Unfallzahlen auf deutschen Straßen<br />
ein Ziel, das der VdK teilt“, sagt<br />
Bentele. Ältere Menschen seien im<br />
Verkehr als Fußgänger und Radfahrer<br />
besonders gefährdet. „Es ist aber<br />
der falsche Weg, Menschen ab 70<br />
Jahren unter Generalverdacht zu<br />
stellen, nicht mehr ausreichend<br />
verkehrssicher Auto fahren zu können.“<br />
Pflicht-Tests ab 70 Jahren<br />
„grenzen an Altersdiskriminierung“,<br />
so Bentele. Testverfahren,<br />
die allein die Reaktionsfähigkeit<br />
erfassen und Fahrerfahrung sowie<br />
Urteilsvermögen außer Acht ließen,<br />
seien laut Bentele nur bedingt<br />
aussagekräftig. Tatsächlich zeigen<br />
Fahranfängerinnen und -anfänger<br />
bei Reaktionstests die besten Ergebnisse,<br />
sie sind aber in der Unfallstatistik<br />
auffälliger.<br />
Bentele weist darauf hin, dass<br />
ältere Autofahrerinnen und Autofahrer<br />
in der Regel erfahrener und<br />
umsichtiger im Straßenverkehr<br />
sind. „Statt den geplanten Fahrtauglichkeitstests<br />
braucht es mehr<br />
Beratung und Angebote auf freiwilliger<br />
Basis, um die Fahrtauglichkeit<br />
älterer Menschen zu überprüfen<br />
und sich hierzu informieren zu<br />
können.“ Jörg Ciszewski<br />
KOMMENTAR<br />
Vorbeugen hilft<br />
Sie kennen bestimmt den Sinnspruch:<br />
„Vorbeugen ist besser als<br />
heilen.“ Bei den Krankenkassen<br />
scheint sich das aber noch nicht<br />
herumgesprochen zu haben, wie<br />
ein Blick auf die Ausgabenliste<br />
der gesetzlichen Krankenversicherungen<br />
von 2022 zeigt. Von<br />
100 Euro Krankenversicherungsbeiträgen<br />
fließen 5,34 Euro in<br />
den Posten „Sonstiges“. Darin<br />
enthalten sind unter anderem<br />
„Leistungen für Prävention“.<br />
Ich finde es irritierend, dass Prävention<br />
ihren Platz in der Rubrik<br />
„Sonstiges“ findet. Das klingt<br />
nach: „Ist nicht so wichtig.“ Wie<br />
hoch beziehungsweise niedrig<br />
der Betrag dafür genau ausfällt,<br />
verrät die Statistik nicht. Deutlich<br />
unter fünf Euro, ist zu vermuten.<br />
Also sehr wenig.<br />
Vorsorge- und Reha-Maßnahmen<br />
werden extra ausgewiesen,<br />
mit 1,40 Euro. Auch das ist ein<br />
Mini-Betrag, gerade wenn man<br />
ihn mit den großen Ausgabeblöcken<br />
ins Verhältnis setzt. Diese<br />
sind: Krankenhausbehandlungen,<br />
Arzneimittel und ärztliche<br />
Behandlungen. Insgesamt wurden<br />
2022 dafür 66,65 von 100<br />
Euro ausgegeben.<br />
Vorbeugen ist nicht nur besser<br />
als heilen, sondern auch billiger.<br />
Gebrochene Wirbel kosten mehr<br />
als eine Osteoporoseuntersuchung,<br />
Diabetes mehr als eine<br />
Ernährungsberatung. Mit mehr<br />
Investitionen in Gesundheitsprogramme<br />
in Schulen und Betrieben,<br />
für Eltern oder pflegende<br />
Verena Bentele<br />
VdK-Präsidentin<br />
Angehörige und mehr Bewilligungen<br />
von Reha-Maßnahmen<br />
ließen sich mittel- und langfristig<br />
die weitaus höheren Ausgaben<br />
für teure Operationen und kostspielige<br />
Therapien senken.<br />
Aktuell beklagen Krankenkassen<br />
steigende Kosten und warnen<br />
ihre Versicherten schon einmal<br />
vor höheren Zusatzbeiträgen.<br />
Das wird in diesen schwierigen<br />
Zeiten in vielen Haushalten zu<br />
weiteren Engpässen führen. Die<br />
gesundheitliche Kluft wird noch<br />
größer. Die Eigenbeteiligungen<br />
sind jetzt schon viel zu hoch. Deshalb<br />
lösen viele ihre Rezepte<br />
nicht ein, gehen nicht zur Physiotherapie,<br />
meiden den Zahnarzt,<br />
verzichten auf die Brille oder das<br />
Hörgerät.<br />
Dieses Vermeidungsverhalten<br />
macht die Menschen kränker<br />
und damit das System am Ende<br />
noch teurer. Gespart wird an der<br />
Gesundheit – auf Kosten aller.<br />
Heizmittel-Hilfen<br />
kommen sehr spät<br />
Haushalte, die von starken<br />
Preissteigerungen bei Heizöl, Flüssiggas<br />
oder Holzpellets betroffen<br />
sind, können endlich mit einer Entlastung<br />
rechnen.<br />
Nach langen Verhandlungen<br />
haben sich Bund und Länder auf<br />
Härtefallhilfen geeinigt. VdK-Präsidentin<br />
Verena Bentele kritisiert<br />
die späte Einigung: „Die Hilfen<br />
hätten im Herbst fließen müssen,<br />
als die Menschen ihre Heizmittel<br />
auf Vorrat gekauft haben.“<br />
Um einen Antrag stellen zu können,<br />
müssen sich die Preise für die<br />
Endkunden mindestens verdoppelt<br />
haben. Erstattet werden die Mehrkosten,<br />
die über eine Verdoppelung<br />
hinausgehen, für 80 Prozent<br />
des Vorjahresverbrauchs. Rechnungen<br />
vom 1. Januar 2022 bis<br />
zum 1. Dezember 2022 können<br />
berücksichtigt werden. Die Referenzpreise<br />
sind: für Heizöl 71 Cent<br />
pro Liter, für Flüssiggas 57 Cent<br />
pro Liter, für Holzpellets 24 Cent<br />
pro Kilogramm. Zuschüsse von bis<br />
zu 2000 Euro sind möglich, Voraussetzung<br />
ist ein Erstattungsbetrag<br />
von mindestens 100 Euro. In<br />
den nächsten Wochen wollen die<br />
Bundesländer darüber informieren,<br />
wo Verbraucherinnen und<br />
Verbraucher jeweils Anträge stellen<br />
können.<br />
Preisbremsen für Strom und leitungsgebundenes<br />
Gas sind längst<br />
in Kraft, hier gibt es weiterhin<br />
keine Härtefallregelungen für<br />
Menschen, die unter diesen hohen<br />
Preise leiden. <br />
juf<br />
Für soziale Gerechtigkeit<br />
Bundesverbandstag des Sozialverbands VdK<br />
Vom 15. bis 17. <strong>Mai</strong> kommen rund<br />
200 Delegierte aus den 13 VdK-<br />
Landesverbänden zum 19. Ordentlichen<br />
Bundesverbandstag des<br />
Sozialverbands VdK Deutschland<br />
in Berlin zusammen. Wegen der<br />
Corona-Pandemie musste die<br />
Großveranstaltung um ein Jahr auf<br />
<strong>2023</strong> verschoben werden.<br />
Der Bundesverbandstag des VdK<br />
steht unter dem Motto „Wir für<br />
soziale Gerechtigkeit!“. In Berlin<br />
werden die Delegierten aus den<br />
Landesverbänden die sozialpolitischen<br />
Weichen für die Zukunft des<br />
Verbands stellen.<br />
Verena Bentele, die den VdK<br />
seit dem Jahr 2018 erfolgreich<br />
führt, wird sich den Delegierten<br />
Alle vier Jahre wählen die Delegierten<br />
die Vertreterinnen und Vertreter<br />
der VdK-Führungsgremien.<br />
Foto: Thomas Rosenthal<br />
erneut zur Wahl stellen. Daneben<br />
wählen diese ihre Vertreterinnen<br />
und Vertreter im Präsidium, im<br />
Bundesausschuss, im Schiedsgericht<br />
und für die Revision. Sie<br />
stimmen über die sozialpolitischen<br />
Grundpositionen ab, die für<br />
die Arbeit des VdK in den nächsten<br />
vier Jahren ausschlaggebend<br />
sein werden. Zudem befassen sie<br />
sich mit Organisations- und Satzungsfragen.<br />
Abschlussveranstaltung<br />
Auf der großen Abschlussveranstaltung<br />
am 17. <strong>Mai</strong> kann der VdK<br />
dann prominente Gäste begrüßen:<br />
Neben Bundesgesundheitsminister<br />
Karl Lauterbach werden auch Ricarda<br />
Lang, Bundesvorsitzende<br />
von Bündnis 90/Die Grünen,<br />
Pascal Kober, sozialpolitischer<br />
Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion,<br />
Mario Czaja, CDU-Generalsekretär,<br />
sowie Janine Wissler,<br />
Vorsitzende der Linken, kommen.<br />
Der VdK wird auf seiner Webseite<br />
direkt vom Bundesverbandstag<br />
berichten. Dort wird auch die Abschlussveranstaltung<br />
am 17. <strong>Mai</strong><br />
live übertragen. Zudem wird er in<br />
den sozialen Medien Facebook,<br />
Twitter, YouTube und Instagram<br />
informieren.<br />
Mit seinen über 2,2 Millionen<br />
Mitgliedern ist der VdK eine starke<br />
Lobby gegenüber der Politik. Er<br />
setzt sich auch zukünftig für einen<br />
gerechten Sozialstaat in Deutschland<br />
ein.<br />
ken<br />
Inflation setzt Familien unter Druck<br />
Große Zustimmung für Kindergrundsicherung<br />
In der Bevölkerung gibt es große<br />
Zustimmung für die Einführung einer<br />
Kindergrundsicherung und eine<br />
Lohnersatzleistung für pflegende<br />
Angehörige. Das geht aus dem<br />
Familienbarometer des Bundesfamilienministeriums<br />
hervor.<br />
Eltern mit minderjährigen Kindern<br />
machen sich wegen der steigenden<br />
Preise für Lebensmittel,<br />
Energie und Miete große Sorgen.<br />
Das gaben 93 Prozent der Befragten<br />
im Rahmen einer Untersuchung<br />
für das Familienbarometer<br />
im Auftrag des Bundesfamilienministeriums<br />
an.<br />
Die Ergebnisse zeigen zudem:<br />
Die Erwartung, dass der Sozialstaat<br />
Armut bekämpft und gute<br />
Startchancen für alle Kinder fördert,<br />
ist hoch. 70 Prozent der Bevölkerung<br />
sehen die Familienpolitik<br />
in der Pflicht, gegen Kinderarmut<br />
vorzugehen. Dabei räumen<br />
75 Prozent der Eltern mit minderjährigen<br />
Kindern der Einführung<br />
der von der Ampel-Koalition geplanten<br />
Kindergrundsicherung<br />
einen hohen Stellenwert ein. Die<br />
Umfrageergebnisse des Familienbarometers<br />
zeigen, dass sich viele<br />
Befragte von der Kindergrundsicherung<br />
Sicherheit und Stabilität<br />
erhoffen. Mit ihr sollen Familien<br />
in wirtschaftlich prekären Lagen<br />
gestärkt und Kinderarmut reduziert<br />
werden.<br />
Ein weiteres Ergebnis der Studie<br />
ist, dass 49 Prozent der Gesamtbevölkerung<br />
und 56 Prozent der Eltern<br />
mit Kindern unter sechs Jahren<br />
erwarten, dass Familienpolitik<br />
Eltern bei einer gleichmäßigen<br />
Aufteilung von Kinderbetreuung<br />
und Beruf unterstützt.<br />
Längst beschränkt sich die Frage<br />
der Vereinbarkeit von Beruf und<br />
Familie nicht mehr ausschließlich<br />
auf die Kinderbetreuung, sondern<br />
umfasst auch die Versorgung pflegebedürftiger<br />
Eltern und anderer<br />
Angehörige. Zwei Drittel der Bevölkerung<br />
können sich grundsätzlich<br />
vorstellen, Angehörige zu<br />
pflegen. Eine überwältigende<br />
Mehrheit von 75 Prozent wünscht<br />
sich eine Lohnersatzleistung für<br />
pflegende Angehörige. cis<br />
Drei Viertel der Eltern befürworten<br />
eine Kindergrundsicherung. <br />
Foto: picture alliance/dpa/Christin Klose
Reportage Zeitung <strong>Mai</strong> <strong>2023</strong> 3<br />
Mit der Sonnenblume die Augen öffnen<br />
Am Flughafen Berlin-Brandenburg können Menschen mit einer Blume auf ihre nicht sichtbare Behinderung hinweisen<br />
Der Flughafen Berlin-Brandenburg<br />
(BER) hilft Gehörlosen sowie Menschen<br />
mit einer Demenz oder einem<br />
Schlaganfall seit kurzem dabei,<br />
besser auf sich aufmerksam machen.<br />
Menschen mit nicht sichtbaren<br />
Behinderungen können freiwillig<br />
ein Sonnenblumen-Umhängeband<br />
tragen, das anderen<br />
Fluggästen und dem BER-Personal<br />
signalisiert: Ich könnte in Stresssituationen<br />
etwas mehr Zeit oder<br />
Hilfe benötigen.<br />
Am BER herrscht zu Ferienbeginn<br />
großes Gewimmel: Familien<br />
hasten mit schwerem Gepäck zum<br />
Check-In, an der Sicherheitskontrolle<br />
bilden sich lange Schlangen,<br />
und Durchsagen erschallen gleichzeitig<br />
aus mehreren Lautsprechern.<br />
Für Janine Malik ist so eine Situation<br />
der blanke Horror. Wenn<br />
es der reisefreudigen 41-Jährigen<br />
zu stressig wird, bekommt sie Panik.<br />
Sie kann sich im Extremfall<br />
nicht mehr mitteilen. „Ich mache<br />
dann dicht“, sagt die Berlinerin.<br />
Hilfe in der Hektik<br />
Zwei Tage nach Ostern kommt<br />
sie ganz entspannt zum Info-Schalter<br />
in Terminal 1 zum Interview<br />
mit der VdK-ZEITUNG. Die Reisewelle<br />
ist abgeebbt, der Flughafen<br />
Die Sonnenblume ist das Symbol<br />
für nicht sichtbare Behinderungen.<br />
Janine Malik (re.) erhält von Sandra Zillmer das Sonnenblumen-Band. <br />
wirkt verschlafen. Janine Malik<br />
hat das, was man eine nicht sichtbare<br />
Behinderung nennt. Sie sieht<br />
kerngesund aus. Doch wegen einer<br />
Multiplen Sklerose ist sie gehbehindert<br />
und kann nicht lange stehen.<br />
Sie muss wegen einer Blasenfunktionsschwäche<br />
häufiger zur<br />
Toilette. Unvorhergesehene Situationen<br />
sind ihr deshalb ein Gräuel.<br />
Wenn es hektisch wird, braucht sie<br />
Hilfe, erzählt sie.<br />
Bisher hat sie sich vor Reisen<br />
beim Mobility Service, der Mobilitätshilfe<br />
des Flughafens, angemeldet.<br />
Das war umständlich, manchmal<br />
auch unangenehm. „Die Mitarbeiter<br />
wussten nicht, wie sie mit<br />
mir umgehen sollen, weil meine<br />
Behinderung nicht sichtbar ist. Ich<br />
musste mich sogar schon dafür<br />
rechtfertigen, dass ich Hilfe brauche“,<br />
erzählt Malik. Situationen<br />
wie diese sollen am BER der Vergangenheit<br />
angehören.<br />
Der Flughafen hat als erster<br />
deutscher Airport das Sonnenblumen-Umhängeband<br />
eingeführt.<br />
Mit dem Tragen des Bandes signalisieren<br />
Fluggäste, dass sie eine<br />
nicht sichtbare Beeinträchtigung<br />
haben und nach Bedarf Unterstützung,<br />
etwas mehr Zeit oder ein<br />
wenig Geduld oder Orientierungshilfe<br />
während ihres Aufenthalts<br />
am BER benötigen. Die Sonnenblume<br />
ist ein internationales Symbol<br />
für nicht sichtbare Beeinträchtigungen.<br />
Sie wird mittlerweile an<br />
192 Flughäfen weltweit anerkannt.<br />
Gute Nachfrage<br />
Seit der Einführung im Februar<br />
<strong>2023</strong> hat der BER schon mehr als<br />
500 Bänder auf Nachfrage ausgegeben,<br />
berichtet Sandra Zillmer,<br />
die am BER für das Sonnenblumen-Projekt<br />
verantwortlich ist.<br />
22 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
werden nach und nach<br />
geschult. „Sie sollen auf die besonderen<br />
Bedürfnisse der Menschen,<br />
die dieses Band tragen, eingehen<br />
Fotos: VdK/Jörg Ciszewski<br />
können. Dazu gehört, dass sie geduldig<br />
und respektvoll mit den<br />
Fluggästen umgehen, um herauszufinden,<br />
wo im Ernstfall das<br />
Problem liegt. So können sie entscheiden,<br />
welche Hilfe in der jeweiligen<br />
Situation angemessen ist“,<br />
erklärt Zillmer.<br />
Janine Malik hat erlebt, wie das<br />
Reisen mit der Sonnenblume sein<br />
kann, als sie im vergangenen November<br />
in London war. Sie berichtete<br />
einem Mitarbeiter von ihrer<br />
Beeinträchtigung. Der habe dafür<br />
gesorgt, dass sie weder bei der Sicherheitskontrolle<br />
noch beim<br />
Boarding warten musste. London<br />
ist Vorreiter bei dem Sonnenblumen-Projekt,<br />
der Flughafen Gatwick<br />
war der erste, der 2016 das<br />
Sonnenblumen-Band etablierte.<br />
Mit der Einführung in Deutschland<br />
verbindet auch Mirjam Müller<br />
große Erwartungen. Die 44-Jährige<br />
aus Hessen war bis vor zehn<br />
Jahren Flugbegleiterin und erlitt<br />
dann einen schweren Schlaganfall.<br />
Ihre linke Körperhälfte war zunächst<br />
gelähmt, und sie konnte<br />
nicht mehr sprechen. Heute hat das<br />
VdK-Mitglied in Stresssituationen<br />
manchmal noch Wortfindungsstörungen<br />
– am Flughafen zum Beispiel,<br />
wenn Müller sich ärgert, weil<br />
beispielsweise in der Sicherheitsschleuse<br />
gedrückt und gedrängelt<br />
wird oder sie bei der Passkontrolle<br />
aufgeregt ist. „Es kann sein, dass ich<br />
in diesen Momenten auf Ansprache<br />
nicht sofort reagieren kann. Dann<br />
ist das Tragen des Sonnenblumenbands<br />
Gold wert, weil das Personal<br />
entsprechend handeln und das Verhalten<br />
besser einschätzen kann.“<br />
Aus ihrer Zeit als Flugbegleiterin<br />
weiß sie, dass es manchmal für das<br />
Personal schwierig zu erkennen ist,<br />
ob jemand etwa wegen einer<br />
Schwerhörigkeit einer Bitte nicht<br />
nachkommt oder weil zum Beispiel<br />
Alkohol im Spiel ist.<br />
Vor Ort, ohne Nachweis<br />
Jeder kann das Sonnenblumen-Band<br />
ohne Voranmeldung<br />
oder einen Nachweis über eine<br />
Behinderung direkt am Flughafen<br />
erhalten, betont Sandra Zillmer.<br />
„Ob jemand eine chronische<br />
Krankheit, eine kognitive Einschränkung<br />
oder eine Angststörung<br />
hat, spielt keine Rolle. Wer<br />
sich mit dem Sonnenblumen-Band<br />
auf dem Flughafengelände sicherer<br />
fühlt, soll es nutzen können.“<br />
Info<br />
Das Sonnenblumen-Band ist im<br />
Flughafen BER an den Fluggastinformationen<br />
in den Terminals 1<br />
und 2 sowie beim Mobility Service<br />
erhältlich. Fluggäste und<br />
Interessierte können dort nach<br />
dem Band fragen. Es ist kostenfrei.<br />
Für den Erhalt ist kein Nachweis<br />
erforderlich.<br />
„Es vergeht kaum ein Tag ohne Diskriminierung“<br />
Bloggerin Sabrina Lorenz kämpft für die Bedürfnisse von Menschen mit chronischen Erkrankungen<br />
Sabrina Lorenz hat eine unheilbare<br />
chronische Herzerkrankung, die<br />
angeboren ist und sich auf den<br />
gesamten Körper auswirkt. Man<br />
sieht der 24-Jährigen nicht an,<br />
dass sie durch die Krankheit beeinträchtigt<br />
ist und ständig<br />
Schmerzen hat. Das führt im Alltag<br />
zu Irritationen.<br />
An guten Tagen verlässt Sabrina<br />
Lorenz ohne Rollstuhl und mobiles<br />
Sauerstoffgerät das Haus. Ihren<br />
Mitmenschen bleibt dann verborgen,<br />
dass sie eine Behinderung hat<br />
und nicht lange stehen oder laufen<br />
kann. Daraus entstehen im Alltag<br />
oft unangenehme Situationen. „Ich<br />
werde manchmal ungefragt belehrt,<br />
oder mein Verhalten wird<br />
kommentiert, weil die Menschen<br />
denken, dass ich nicht behindert<br />
bin“, erzählt die Studentin, die mit<br />
ihrem Blog bei Instagram (fragments_of_living)<br />
rund 22 000 Follower<br />
erreicht. Sie berichtet dort<br />
von ihrem Alltag und ihren Erfahrungen<br />
als Inklusionsaktivistin.<br />
Die Bloggerin spricht für viele.<br />
Jeden Tag erhalte sie von Followern<br />
hundert Zuschriften und<br />
mehr, vielfach von jungen Menschen,<br />
die sich in einer vergleichbaren<br />
Situation befinden wie sie.<br />
„Es vergeht eigentlich kaum ein<br />
Tag ohne eine Diskriminierung“,<br />
sagt Lorenz. Sie wurde im Bus<br />
schon von Älteren aufgefordert,<br />
vom Sitzplatz für Menschen mit<br />
Behinderung aufzustehen. Sie sei<br />
doch eine „junge gesunde Frau“,<br />
heißt es dann. Ähnliches erlebte<br />
sie, wenn sie ihr Auto auf einem<br />
Behindertenparkplatz abstellt.<br />
In Bewerbungsgesprächen kam<br />
es zu Irritationen. Sie wurde automatisch<br />
als 40-Stunden-Kraft angesehen.<br />
Als sie von ihrer Behinderung<br />
berichtete, hieß es: „Dann<br />
brauchen wir Sie nicht.“<br />
Starre Diagnosen<br />
Sehr aufwendig sind die Auseinandersetzungen<br />
mit der Krankenkasse.<br />
Die chronische Erkrankung<br />
führe dazu, dass sich ihre Symptome<br />
ständig verändern und dadurch<br />
auch die Behandlung angepasst<br />
werden muss. „Der Bedarf an<br />
Sabrina Lorenz<br />
Foto: privat<br />
Hilfsmitteln wird über die Diagnostik<br />
ermittelt. Doch die starre<br />
Diagnose sagt oft nichts darüber<br />
aus, was ich wirklich benötige.“<br />
Auf den Ämtern versteht das Personal<br />
oft nicht, dass die Behandlung<br />
nicht darauf abzielen kann,<br />
sie zu heilen, sondern lediglich<br />
darauf, ihren aktuellen Gesundheitszustand<br />
aufrechtzuerhalten.<br />
Sie habe häufig den Eindruck, dass<br />
ihr letztlich abgesprochen wird,<br />
ihre Bedürfnisse selbst am besten<br />
zu kennen. Das sei frustrierend<br />
und koste sie viel Kraft.<br />
Lorenz kämpft dafür, ein größeres<br />
Bewusstsein für die Vielfalt an<br />
nicht sichtbaren Behinderungen<br />
und chronischen Krankheiten zu<br />
schaffen, damit die Bedürfnisse der<br />
Betroffenen besser nachvollziehbar<br />
werden. „Es sollte klar sein: Wir<br />
wollen nicht mehr haben als andere<br />
oder jemandem etwas wegnehmen.<br />
Es geht um Nachteilsausgleiche,<br />
um am gesellschaftlichen Leben<br />
teilhaben zu können.“<br />
Ein Projekt, das ihre ganze Aufmerksamkeit<br />
in Anspruch nimmt,<br />
ist das „Kämpferherzen-Treffen“.<br />
Eine Großveranstaltung mit bis zu<br />
800 Mitgliedern, die am 22. Juli in<br />
der Stadthalle Kassel organisiert<br />
wird. Sie richtet sich an Menschen<br />
mit chronischen Krankheiten oder<br />
Behinderungen und bietet Vorträge,<br />
Workshops und Ausstellungen<br />
an. Unter den Ausstellern ist auch<br />
der VdK Hessen-Thüringen. Interessierte<br />
können sich auf der Webseite<br />
informieren. Jörg Ciszewski<br />
www.kaempferherzen.de<br />
Protesttag für mehr<br />
Barrierefreiheit<br />
Der Europäische Protesttag zur<br />
Gleichstellung von Menschen mit<br />
Behinderung am 5. <strong>Mai</strong> steht unter<br />
dem Motto „Zukunft barrierefrei<br />
gestalten“. Der VdK ruft zur Teilnahme<br />
an der zentralen Demonstration<br />
in Berlin auf.<br />
Auch 15 Jahre nach Inkrafttreten<br />
der UN-Behindertenrechtskonvention<br />
und vieler nationaler<br />
Gesetze sind Menschen mit Behinderung<br />
von Teilen des gesellschaftlichen<br />
Lebens noch immer ausgeschlossen.<br />
VdK-Präsidentin Verena<br />
Bentele ermutigt zum Protest gegen<br />
die bestehenden Hindernisse:<br />
„Ohne Barrierefreiheit gibt es<br />
keine Teilhabe. Es lohnt sich, für<br />
ein Leben ohne Barrieren zu demonstrieren.“<br />
Der VdK ruft dazu<br />
auf, sich am 5. <strong>Mai</strong> um 14 Uhr dem<br />
Demonstrationszug vom Brandenburger<br />
Tor zum Roten Rathaus<br />
anzuschließen. Um 14.45 Uhr ist<br />
eine Kundgebung am Roten Rathaus<br />
geplant. Weitere Informationen<br />
finden Sie auf der Webseite der<br />
„Aktion Mensch“. <br />
cis<br />
www.aktion-mensch.de/was<br />
du-tun-kannst/protesttag-5-mai
4 Zeitung <strong>Mai</strong> <strong>2023</strong><br />
Politik<br />
Pflege darf kein Geschäft sein<br />
Pflegeimmobilien werden als Geldanlagen unattraktiv. Bedrohen Pleiten die Versorgung?<br />
Pflegeheimpleiten von privaten<br />
Betreibern alarmieren den Finanzmarkt.<br />
Die über lange Zeit währende<br />
Goldgräberstimmung bei Pflegeimmobilien<br />
als Geldanlagen<br />
scheint vorbei zu sein. Das Problem<br />
fehlender Pflegeheimplätze wird<br />
letztlich aber wieder der Allgemeinheit<br />
aufgebürdet, kritisiert der<br />
Sozialverband VdK.<br />
Im ersten Quartal <strong>2023</strong> sind die<br />
Verkäufe von Gesundheitsimmobilien<br />
um fast 40 Prozent gegenüber<br />
dem Vorjahr eingebrochen,<br />
berichtet die auf diesen Sektor<br />
spezialisierte Immobilienberatung<br />
Cushman & Wakefield. Insbesondere<br />
Pflegeheime gelten inzwischen<br />
als Objekte, die Investoren<br />
besser abstoßen sollten. Drei große<br />
deutsche Pflegeheimbetreiber,<br />
Curata, Convivo und Novent,<br />
mussten jüngst Insolvenz anmelden.<br />
Der Bundesverband privater<br />
Anbieter sozialer Dienste (bpa)<br />
befürchtet sogar eine Pleitewelle.<br />
Eine Umfrage unter seinen Mitgliedern,<br />
die etwa die Hälfte der deutschen<br />
Pflegeheime betreiben, hat<br />
ergeben, dass 68,5 Prozent von<br />
ihnen „in naher Zukunft eine Gefährdung<br />
der wirtschaftlichen<br />
Existenz sehen“.<br />
Pflegeimmobilien wurden lange<br />
als sichere Wertanlagen angepriesen.<br />
Renditeversprechen bis zu<br />
sechs Prozent waren keine Seltenheit.<br />
Vorsichtige Anlegerinnen und<br />
Anleger konnten oft damit beruhigt<br />
werden, dass der Staat selbst<br />
mit der Sozialleistung „Hilfe zur<br />
In dieser Karikatur wird das Gewinnstreben von Pflegeunternehmen mit<br />
spitzem Stift aufgespießt.<br />
Zeichnung: Thomas Plaßmann<br />
Pflege“ für stabile Einnahmen garantiert.<br />
Schon seit etwa 2015 warnten<br />
Finanzmarktexperten, dass die<br />
Goldader versiegen könnte. Gewinne<br />
wurden schmäler, weil etwa<br />
Einzelzimmervorschriften in manchen<br />
Landespflegegesetzen hohe<br />
Investitionen notwendig machten<br />
und Pächter ihren Zahlungspflichten<br />
nicht nachkommen konnten.<br />
Die aktuell angespannte Situation<br />
führt der bpa auf Personalengpässe<br />
zurück, die zu einer Kürzung<br />
des Angebots führen. Hinzu kämen<br />
gestiegene Personalkosten<br />
durch das Tariftreuegesetz und<br />
hohe Lebensmittel- und Energiekosten,<br />
die staatlicherseits nicht<br />
genügend refinanziert würden.<br />
Kritiker wie die Evangelische<br />
Heimstiftung werfen der bpa jedoch<br />
vor, dass mit staatlichen<br />
Hilfen letztlich die schwindenden<br />
Renditen an Betreiber- und Investorenketten<br />
aufgefangen werden<br />
sollen, ohne an den Geschäftsmodellen<br />
etwas zu ändern.<br />
„Gerade rächt sich die in den<br />
1990er-Jahren getroffene Entscheidung,<br />
die Bereitstellung der Pflegeinfrastruktur<br />
dem freien Markt zu<br />
überlassen. Die Leidtragenden<br />
sind aktuell wieder einmal die<br />
Pflegebedürftigen, die immer weniger<br />
Angebote vorfinden. Über<br />
kurz oder lang zahlt dann die Allgemeinheit,<br />
wenn doch der Staat<br />
wieder einspringt“, sagt VdK-Präsidentin<br />
Verena Bentele. Sie fordert<br />
eine grundsätzliche Neuausrichtung<br />
des Pflegemarkts: „Pflegebedürftigkeit<br />
darf keine<br />
Grundlage mehr für Gewinnmaximierung<br />
sein. Die Bereitstellung<br />
einer guten Pflegeinfrastruktur<br />
muss Teil der Daseinsvorsorge<br />
werden, die der Staat für seine<br />
Bürgerinnen und Bürger zu treffen<br />
hat.“ Wenn dafür private Unternehmen<br />
ins Boot geholt werden,<br />
müssen deren Gewinne begrenzt<br />
werden: „Der VdK fordert, dass der<br />
Staat die Kontrolle darüber erlangt,<br />
wie Leistungen der Pflegeversicherung<br />
und Steuergelder in<br />
der stationären Pflege ausgegeben<br />
werden.“<br />
Um hohe Gewinne in Pflegeeinrichtungen<br />
zu erzielen, muss dort<br />
an vielem gespart werden: an Löhnen,<br />
Personalschlüssel, Sauberkeit,<br />
Qualität und Menge des Essens.<br />
Und das auf Kosten der oft<br />
hilflosen Menschen, die in diesen<br />
Einrichtungen leben. Für das Ansehen<br />
der Branche auf dem Finanzmarkt<br />
war das lange egal.<br />
Doch das ändert sich gerade.<br />
Nun kursiert ein Anlegertipp für<br />
eine neue Goldader: Pflege-WGs.<br />
Sichere Mieteinnahmen und Insolvenzschutz<br />
versprächen hohe Erträge<br />
mit wenig Risiko, heißt es.<br />
Die Karawane zieht also weiter.<br />
Dr. Bettina Schubarth<br />
Vertane Chancen beim<br />
49-Euro-Ticket<br />
Seit Anfang <strong>Mai</strong> gibt es das<br />
Deutschlandticket für 49 Euro. Das<br />
bundesweite Angebot für den regionalen<br />
öffentlichen Nahverkehr<br />
scheint allerdings nicht für jeden<br />
verfügbar zu sein.<br />
Das Deutschlandticket ist nur im<br />
Abo und ohne Sozialtarif erhältlich.<br />
Seit das Ticket im Vorverkauf<br />
ist, erreichen den Sozialverband<br />
VdK viele Nachrichten von Mitgliedern,<br />
die Schwierigkeiten haben,<br />
bei ihrem Verkehrverbund<br />
eine Chipkarten-Version des Tickets<br />
zu kaufen. Einige Verkehrsverbünde,<br />
aber auch die<br />
Deutsche Bahn als Großhändler<br />
bieten nur Lösungen an, für die ein<br />
Smartphone nötig ist.<br />
Die Forderung des VdK ist klar:<br />
Nutzerinnen und Nutzer sollen das<br />
deutschlandweite 49-Euro-Ticket<br />
auch ohne Smartphone kaufen<br />
können. Der VdK hatte bei den<br />
Verhandlungen zur Nachfolgelösung<br />
des 9-Euro-Tickets immer<br />
wieder gefordert, dass es Papiertickets<br />
gibt. Dazu hatte der VdK von<br />
Anfang einen günstigeren Sozialtarif<br />
angemahnt.<br />
Pragmatische Lösung<br />
VdK-Präsidentin Verena Bentele<br />
fordert daher: „Die Verkehrspolitiker<br />
müssen hier endlich aktiv<br />
werden. Jetzt müssen pragmatische<br />
Lösungen für alle Fahrgäste her,<br />
wie zum Beispiel Papiertickets.<br />
Menschen ohne Smartphone dürfen<br />
beim Deutschlandticket nicht<br />
ausgeschlossen werden.“ juf<br />
Inflationsausgleich für<br />
Renten gefordert<br />
Trotz Erhöhung halten die Renten<br />
mit der hohen Inflationsrate von<br />
durchschnittlich fast acht Prozent<br />
nicht Schritt.<br />
Die Renten steigen zum 1. Juli in<br />
Westdeutschland um 4,39 Prozent,<br />
in Ostdeutschland um 5,86 Prozent<br />
an. Die Anpassungen werden<br />
allerdings von den hohen Inflationsraten<br />
regelrecht aufgefressen.<br />
Der Sozialverband VdK fordert<br />
daher einen einmaligen Inflationsausgleich<br />
in Höhe von 300 Euro<br />
für alle Rentnerinnen und Rentner.<br />
Dieser Betrag sollte zum 1. Juli mit<br />
den Renten ausgezahlt werden, so<br />
der VdK.<br />
Dazu erklärt VdK-Präsidentin<br />
Verena Bentele: „Wer jeden Tag mit<br />
seiner kleinen Rente rechnen<br />
muss, um Lebensmittel, Energie<br />
und Medikamente zu zahlen, kann<br />
mit einem leeren Geldbeutel nichts<br />
mehr schönrechnen. Diese Menschen<br />
brauchen zusätzliche Unterstützung.“<br />
Einwände, dass für<br />
solche Zahlungen kein Geld da sei,<br />
lässt die VdK-Präsidentin nicht<br />
gelten: „Das Geld ist da: Statt mit<br />
zehn Milliarden aus Steuergeldern<br />
für die sogenannte Aktienrente an<br />
der Börse zu spekulieren, könnte<br />
die Koalition die Not vieler Menschen<br />
lindern.“<br />
Der VdK fordert seit langem,<br />
dass das Rentenniveau deutlich<br />
erhöht werden muss, und zwar auf<br />
mindestens 50 Prozent, idealerweise<br />
53 Prozent. Zudem müssen alle<br />
Kürzungsfaktoren aus der Rentenformel<br />
gestrichen werden. juf<br />
Corona nur scheinbar vorbei<br />
Langzeiterkrankungen wie Post-Covid als schweres Erbe der Pandemie<br />
Zu den Osterfeiertagen im April<br />
sind nach drei Jahren die letzten<br />
bundesweiten Vorgaben zur Eindämmung<br />
der Corona-Pandemie<br />
ausgelaufen. Für viele Menschen<br />
bedeutet das eine Erleichterung im<br />
Alltag. Allerdings sollte nicht vergessen<br />
werden, dass die Pandemie<br />
mit Langzeiterkrankungen ein<br />
schweres Erbe hinterlässt.<br />
Die Maskenpflicht ist in öffentlichen<br />
Gebäuden, Busse und Bahnen<br />
verschwunden. In einzelnen<br />
Arztpraxen und in Krankenhäusern<br />
kann es noch Vorschriften<br />
zum Tragen von FFP2-Masken<br />
geben. Die kostenlosen Bürgertests<br />
sind weggefallen. Auch die<br />
telefonische Krankschreibung bei<br />
Atemwegserkrankungen gibt es<br />
nicht mehr. Nur die Schutzimpfung<br />
ist noch Leistung der gesetzlichen<br />
Krankenversicherung.<br />
Nachwirkungen<br />
Risikogruppen wie ältere Menschen sollten weiterhin vor Corona-Infektionen<br />
geschützt werden.<br />
Foto: imago/Zoonar<br />
Der Sozialverband VdK mahnt<br />
weiterhin zu einem verantwortungsbewussten<br />
Handeln zum<br />
Schutz von Risikogruppen. „Wer<br />
beispielsweise seine betagten oder<br />
kranken Eltern zu Hause oder im<br />
Pflegeheim besucht, kann selber<br />
entscheiden, ob er sich vorher testet<br />
oder eine Maske aufsetzt,“ sagt<br />
VdK-Präsidentin Verena Bentele.<br />
Dabei wirkt die Pandemie weiterhin<br />
nach: Bei über 38 Millionen<br />
gemeldeten Infektionen gehen<br />
Fachleute davon aus, dass es immer<br />
noch mindestens eine Millionen<br />
Betroffene in Deutschland<br />
gibt, die an Langzeiterkrankungen<br />
wie Post-Covid leiden. Dazu gibt<br />
es zahlreiche Fälle, bei denen Menschen<br />
an Nebenwirkungen oder<br />
Komplikationen durch die Corona-Schutzimpfungen<br />
(Post-Vac)<br />
leiden. Dem dafür zuständigen<br />
Paul-Ehrlich-Institut wurden bis<br />
zum Oktober 2022 über 333 000<br />
Verdachtsfällen und 50 800 Fälle<br />
mit schwerwiegenden Nebenwirkungen<br />
gemeldet.<br />
Eine, die noch immer an den<br />
Spätfolgen ihrer Corona-Infektion<br />
leidet, ist VdK-Mitglied Angelika<br />
G.*. Im März 2020 war die pharmazeutisch-technische<br />
Assistentin<br />
die erste Infizierte in der fränkischen<br />
Kleinstadt, in der sie wohnt.<br />
Mehrere Rehas hat sie schon<br />
durchlaufen. Die Rentenversicherung<br />
prüft seit fast einem Jahr ihren<br />
Anspruch auf eine Erwerbsminderungsrente.<br />
Alleine gelassen<br />
Ihr wurde von der Berufsgenossenschaft<br />
Covid-19 als Berufskrankheit<br />
anerkannt. Ihr Antrag<br />
für eine Verletztenrente wurde<br />
allerdings bisher abgelehnt. Sie<br />
fühlt sich alleine gelassen: „Ich bin<br />
nicht in der Lage, zu arbeiten.<br />
Stattdessen stehe ich wirtschaftlich<br />
vor dem Aus.“ Während dem<br />
krankheitsbedingten Ausfall wurde<br />
ihr gekündigt, ihr Arbeitslosengeld<br />
läuft im Herbst aus. *Name<br />
der Redaktion bekannt juf<br />
VdK-Podcast:<br />
„In guter Gesellschaft“<br />
Niklas Oppenrieder, Vorstand der<br />
Ärzte-Organisation „PAN International“,<br />
und Frank Bsirske, ehemaliger<br />
Vorsitzender der Gewerkschaft<br />
Verdi, sind die Gesprächspartner<br />
in den nächsten zwei<br />
Folgen des Podcasts „In guter<br />
Gesellschaft“ mit VdK-Präsidentin<br />
Verena Bentele.<br />
Wie kann Ernährung bei der<br />
Bekämpfung sogenannter Volkskrankheiten<br />
helfen – damit beschäftigt<br />
sich die Ärzte-Organisation<br />
„PAN International“. Mediziner<br />
Niklas Oppenrieder erklärt im<br />
Gespräch mit Verena Bentele,<br />
warum er eine Streichung der<br />
Mehrwertsteuer auf auf gesunde<br />
Lebensmittel wie Obst, Gemüse<br />
und Hülsenfrüchte befürwortet<br />
und welche Mythen es rund um<br />
eine gesunde Ernährung gibt.<br />
In einer weiteren Folge spricht<br />
Frank Bsirske, ehemaliger Verdi-<br />
Chef und heutiger Bundestagsabgeordneter<br />
von Bündnis 90/Die<br />
Grünen, mit Verena Bentele über<br />
mögliche Risiken bei den Plänen<br />
der Bundesregierung zur sogenannten<br />
Aktienrente.<br />
Beide Podcast-Folgen sind ab<br />
sofort online unter www.vdk.de/<br />
podcast abrufbar. <br />
juf
So hilft der VdK<br />
Zeitung <strong>Mai</strong> <strong>2023</strong><br />
5<br />
Unfallversicherung muss 150 000 Euro nachzahlen<br />
Ehrenamtlicher Mitarbeiter eines Sportvereins bekommt dank des Sozialverbands VdK eine lebenslange Rente<br />
Bei der Renovierung eines Vereinsheims<br />
hat sich ein VdK-Mitglied so<br />
schwer verletzt, dass er seitdem<br />
starke körperliche Einschränkungen<br />
hat. Die gesetzliche Unfallversicherung<br />
wollte dafür nicht aufkommen.<br />
Dank der Unterstützung<br />
des VdK bekommt der Betroffene<br />
eine lebenslange Rente.<br />
Matthias Müller* wollte seinem<br />
Sportverein in einer oberpfälzischen<br />
Gemeinde etwas Gutes tun.<br />
Er meldete sich freiwillig, um bei<br />
der Beseitigung eines Schimmelschadens<br />
im Vereinsheim mitzuhelfen.<br />
Damit ersparte er seiner<br />
Gemeinde, der das Clubhaus gehört,<br />
entsprechende Handwerkskosten.<br />
Matthias Müller war auch<br />
bereit, den Transport der notwendigen<br />
Materialien zu übernehmen.<br />
Schwerer Verkehrsunfall<br />
Wer sich ehrenamtlich für Städte und Gemeinden engagiert, ist gesetzlich<br />
unfallversichert. <br />
Foto: DGUV<br />
der Gemeinde. Nur dann wäre<br />
dieser gesetzlich unfallversichert.<br />
Der VdK hielt dagegen und wies<br />
auf eine Änderung im Sozialgesetzbuch<br />
(SGB) hin, die im Januar<br />
2005 in Kraft trat. Danach sind<br />
nicht nur Personen gesetzlich unfallversichert,<br />
die für Körperschaften,<br />
Anstalten oder Stiftungen des<br />
öffentlichen Rechts oder deren<br />
Verbände oder Arbeitsgemeinschaften<br />
direkt freiwillig tätig sind,<br />
sondern auch Personen, die für<br />
privatrechtliche Organisationen,<br />
in dem Fall ein Sportverein, im<br />
Auftrag oder mit ausdrücklicher<br />
Einwilligung von Gebietskörperschaften,<br />
die Gemeinde, tätig sind.<br />
Das Sozialgericht in Regensburg<br />
folgte dieser Argumentation und<br />
verurteilte die gesetzliche Unfallversicherung,<br />
die Unfallkosten<br />
und die damit verbundene Rente<br />
zu übernehmen. Die KUVB ging<br />
daraufhin in Berufung. Doch das<br />
bayerische Landessozialgericht in<br />
München folgte ebenfalls den Ausführungen<br />
des VdK und bestätigte<br />
das Urteil des Sozialgerichts.<br />
So bekam Matthias Müller sieben<br />
Jahre nach dem Unfall unbefristet<br />
eine monatliche Rente von<br />
3500 Euro zugesprochen. Rückwirkend<br />
musste ihm die gesetzliche<br />
Unfallversicherung entsprechend<br />
mehr als 150 000 Euro auszahlen.<br />
Das Mitglied ist dem<br />
Sozialverband VdK für seine Hilfe<br />
sehr dankbar. Denn auf diese Weise<br />
sind zumindest seine finanziellen<br />
Sorgen gelöst. Sebastian Heise<br />
*Name von der Redaktion geändert<br />
Als er mit einem Kastenwagen<br />
die Holzpaneele vom Baumarkt<br />
zum Vereinsheim fuhr, geriet Müller<br />
in einen schweren Verkehrsunfall.<br />
Der damals 35-Jährige zog<br />
sich massive Verletzungen zu. Bis<br />
heute hat er bleibende Schäden,<br />
die einen Beruf unmöglich machen,<br />
unter anderem eine inkomplette<br />
Querschnittslähmung und<br />
eine Spastik. Seitdem sitzt er im<br />
Rollstuhl.<br />
In der Folge wandte er sich an<br />
den Sozialverband VdK Bayern. In<br />
der Rechtsberatung wurde den<br />
VdK-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern<br />
klar, dass die Kommunale<br />
Unfallversicherung Bayern<br />
(KUVB) den Schaden und alle aus<br />
dem Unfall enstanden Folgekosten<br />
übernehmen müsste. Denn Müller<br />
hat die Fahrt mit dem Transporter<br />
ja aufgrund der Renovierungsarbeiten<br />
für das Sportheim gemacht,<br />
und diese waren zugunsten der<br />
Gemeinde.<br />
So stellte Müller über den VdK<br />
auch Antrag auf eine volle Unfallrente.<br />
Diesen lehnte die KUVB ab,<br />
und auch den Widerspruch wies sie<br />
zurück. Mit Hilfe des VdK-Bezirks<br />
Oberpfalz verklagte Müller daraufhin<br />
die gesetzliche Unfallversicherung.<br />
Der VdK-Sozialrechtsvertreter<br />
wies in der Klage daraufhin, dass<br />
das Mitglied eindeutig im Auftrag<br />
der Gemeinde das Vereinsheim<br />
renoviert hat. So habe der Bürgermeister<br />
dem Verein mündlich den<br />
Auftrag gegeben, die Arbeiten in<br />
Eigenregie zu machen. Dieser hat<br />
seine damalige Aussage auch als<br />
Zeuge vor Gericht bestätigt.<br />
Die KUVB argumentierte, dass<br />
Müller die Renovierung als ehrenamtlich<br />
engagiertes Mitglied übernommen<br />
hat und nicht im Auftrag<br />
Schneller Erfolg im Streit um EM-Rente<br />
Nach Blitz-Ablehnung der DRV legte der VdK Saarland Widerspruch ein<br />
Kurz nach ihrem Antrag auf Erwerbsminderung<br />
hatte Ilona C.<br />
schon die Ablehnung der Deutschen<br />
Rentenversicherung (DRV) in<br />
ihrem Briefkasten. Sozialrechtsberaterin<br />
Heike Weyand vom VdK<br />
Saarland widersprach und erreichte<br />
eine satte Nachzahlung für<br />
das VdK-Mitglied. Die DRV hatte<br />
bei ihrer Antragsprüfung offenbar<br />
schlampig gearbeitet.<br />
Ilona C. kann es noch gar nicht<br />
richtig glauben, dass ihre Erwerbsminderungsrente<br />
dann doch so<br />
schnell bewilligt wurde. Nachdem<br />
die DRV ihren Antrag aus dem <strong>Mai</strong><br />
vergangenen Jahres schon nach<br />
zehn Tagen abgelehnt hatte, hatte<br />
sie sich bereits auf einen längeren<br />
Streit mit der Behörde eingestellt.<br />
Doch mit Unterstützung von<br />
Sozialrechtsberaterin Heike<br />
Per Rentenbescheid wurde das<br />
VdK-Mitglied über die Bewilligung<br />
der EM-Rente informiert.<br />
Foto: picture alliance / Bildagentur-online/Joko<br />
Weyand vom VdK Saarland, die<br />
gegen die Ablehnung Widerspruch<br />
einlegte, ging es schneller als erwartet<br />
voran, und die Zahnarzthelferin<br />
erhält seit 1. April <strong>2023</strong><br />
eine volle Erwerbsminderungsrente<br />
von monatlich rund 1385 Euro<br />
bis zum Erreichen der Regelaltersgrenze<br />
sowie eine Nachzahlung in<br />
Höhe von rund 14 600 Euro.<br />
Verkrümmte Wirbelsäule<br />
Die 61-jährige Mutter von zwei<br />
erwachsenen Kindern leidet unter<br />
einer ausgeprägten Verkrümmung<br />
der Wirbelsäule und einem Lendenwirbelsäulensyndrom,<br />
die ihr<br />
starke Rückenschmerzen bereiten.<br />
Sie kann keine längeren Gehstrecken<br />
zu Fuß zurücklegen oder<br />
Treppen steigen, ohne dass sie<br />
Schmerzen hat. Sie muss ständig<br />
ein Reizstromgerät bei sich führen,<br />
das per Knopfdruck über Elektroden<br />
am Rücken schmerzlindernde<br />
Stromimpulse aussendet, und starke<br />
Schmerzmittel nehmen.<br />
Als die DRV den Antrag ablehnte,<br />
hatte sie lediglich diese Rückenerkrankungen<br />
berücksichtigt. Dabei<br />
ging bereits aus der Selbstauskunft<br />
im Antrag hervor, dass Ilona<br />
C. infolge einer Covid-Erkrankung<br />
unter ständiger Erschöpfung und<br />
an Luftnot, Nervosität, Herzrasen<br />
und einer allgemeinen Unruhe<br />
leidet. Seit Anfang März 2022 war<br />
sie deshalb krankgeschrieben und<br />
in ärztlicher Behandlung. Hinzu<br />
kamen schweres Asthma sowie<br />
Allergien gegen Latex und verschiedene<br />
Lebensmittel.<br />
VdK-Juristin Heike Weyand monierte<br />
deshalb in ihrem Widerspruch,<br />
dass diese Erkrankungen<br />
hinsichtlich der beruflichen Leistungsfähigkeit<br />
nicht ausreichend<br />
berücksichtigt worden sind. Außerdem<br />
habe die DRV es versäumt,<br />
ein fachärztliches Gutachten einzuholen.<br />
„In der Angelegenheit ist<br />
wenig bis nichts ermittelt worden“,<br />
so Weyand. Insbesondere die<br />
Langzeitfolgen der Corona-Infektion<br />
und das schwere Asthma seien<br />
wichtige Faktoren für die eingeschränkte<br />
Erwerbsfähigkeit. Sie<br />
beeinträchtigen Ilona C. auch in<br />
ihrem alltäglichen Leben. „Bevor<br />
ich einkaufen gehe, muss ich beispielsweise<br />
mein Asthmaspray mit<br />
Cortison verwenden, sonst schaffe<br />
ich das nicht ohne Hustenanfall.<br />
Aufräumarbeiten oder Staubsagen<br />
muss mein Partner übernehmen.“<br />
Erst nachdem auf Veranlassung<br />
des VdK ein medizinisches Gutachten<br />
vorgelegt wurde, das unter<br />
anderem die Schwere der Asthmaerkrankung<br />
deutlich machte, lenkte<br />
die DRV ein und bewilligte im<br />
Februar dieses Jahres die volle<br />
Erwerbsminderungsrente.<br />
Heike Weyand gibt die Vorgehensweise<br />
der Rentenversicherung<br />
zu denken: „Ich möchte nicht wissen,<br />
in wie vielen Fällen die Betroffenen<br />
eine negative Entscheidung,<br />
die dann auch noch so schnell erfolgt,<br />
einfach hinnehmen.“<br />
Jörg Ciszewski
6 Zeitung <strong>Mai</strong> <strong>2023</strong> Pflege<br />
Ein Dschungel ohne Qualitätsstandards<br />
VdK-Pflegestudie: In mindestens 225 000 Haushalten in Deutschland werden sogenannte 24-Stunden-Kräfte beschäftigt<br />
„Wir brauchen dringend gute Rahmenbedingungen<br />
für die 24-Stunden-Pflege.<br />
Sie darf nicht weiter in<br />
einer Grauzone stattfinden“, sagt<br />
VdK-Präsidentin Verena Bentele.<br />
Sie fordert eine Legalisierung von<br />
Betreuungskräften, die Pflegebedürftige<br />
in deren eigenen vier<br />
Wänden betreuen. „Die Betroffenen<br />
und ihre Familien, aber auch<br />
die Betreuungskräfte benötigen<br />
endlich Rechtssicherheit und gute<br />
Regelungen für eine zuverlässige<br />
Betreuung zuhause.“<br />
Die Hochschule Osnabrück hat<br />
im Auftrag des VdK Deutschland<br />
54 000 VdK-Mitglieder zum Thema<br />
der häuslichen Pflege befragt. Die<br />
Ergebnisse zeigen, dass hochgerechnet<br />
mindestens in 225 000<br />
Haushalten in Deutschland Pflege<br />
durch zumeist osteuropäische Betreuungskräfte<br />
geleistet wird. Um<br />
eine solche Betreuerin bei sich zu<br />
beschäftigen, müssen die Familien<br />
meistens Kost und Logis stellen<br />
und die Kraft bezahlen.<br />
Laut VdK-Studie geben knapp 30<br />
Prozent der Haushalte mehr als<br />
3000 Euro pro Monat für diese Art<br />
der Pflege aus. Die Pflegebedürftigen<br />
und ihre Familien eint alle der<br />
Wunsch, zu Hause und nicht im<br />
Heim gepflegt zu werden.<br />
Hohe Pflegegrade<br />
Die Nächstenpflege steht im Mittelpunkt der großen VdK-Kampagne.<br />
Knapp die Hälfte aller Haushalte,<br />
die eine 24-Stunden-Betreuerin<br />
beschäftigen, nutzen laut Studienergebnissen<br />
zusätzlich einen<br />
ambulanten Pflegedienst. Die<br />
Einsatzzeiten der ambulanten<br />
Pflegedienste in Haushalten mit<br />
oder ohne 24-Stunden-Betreuung<br />
unterscheiden sich kaum. Die klassischen<br />
Aufgaben der ambulanten<br />
Pflegedienste sind beispielsweise<br />
das Bereitstellen der Medikamente<br />
oder das Anlegen der Kompressionsstrümpfe<br />
sowie Aufgaben der<br />
körperlichen Pflege. Die Studie<br />
zeigt, dass die 24-Stunden-Betreuung<br />
und professionelle ambulante<br />
Pflege nicht in Konkurrenz stehen.<br />
Vielmehr wird deutlich, dass sich<br />
diese beiden Pflegeformen ergänzen<br />
und gegenseitig stützen. Die<br />
pflegenden Angehörigen in Haushalten<br />
mit einer 24-Stunden-Betreuung<br />
sind häufiger erwerbstätig<br />
als in Haushalten ohne eine solche<br />
Betreuung. Vielmehr zeigen die<br />
Ergebnisse, dass sie genauso eingebunden<br />
sind.<br />
Mareike B.*, VdK-Mitglied aus<br />
Brandenburg, beschäftigt für die<br />
Betreuung ihrer demenzkranken<br />
Mutter Frauen aus Osteuropa, vor<br />
allem aus Polen. Sie ergänzt, dass<br />
„die Betreuung durch eine<br />
24-Stunden-Kraft ohne Angehörige<br />
vor Ort nicht möglich ist. Zuviel<br />
liegt an, um das man sich kümmern<br />
muss, und die täglichen Einsatzzeiten<br />
der Frauen sind begrenzt.“<br />
Die Studie zeigt: Die Betreuungskräfte<br />
werden vor allem<br />
dann eingesetzt, wenn höhere<br />
Pflegegrade wie 4 oder 5 vorliegen.<br />
Der nächtliche Unterstützungsbedarf<br />
und eine starke Desorientierung<br />
bei den Pflegebedürftigen<br />
sind dann besonders hoch.<br />
Häufig werden die Betreuerinnen<br />
über Vermittlungsagenturen<br />
an die interessierten Familien vermittelt.<br />
Die Beschäftigungsverhältnisse<br />
sind sehr unterschiedlich<br />
geregelt, aber Branchenkenner<br />
sind der Auffassung, dass ein<br />
Großteil dieser Vereinbarungen<br />
wegen der tatsächlichen Arbeitsbedingungen<br />
nicht mit deutschem<br />
Recht vereinbar ist. In jedem Fall<br />
überfordern diese vertraglichen<br />
Regelungen häufig die Pflegehaushalte.<br />
Rechtssicherheit<br />
Welche Aufgaben übernimmt die 24-Stunden-Kraft?<br />
Aufgaben beim Essen und<br />
Trinken oder Anziehen<br />
Hilfe imHaushalt<br />
(Einkaufen, Kochen,<br />
Wäsche waschen, Putzen)<br />
Körperpflege<br />
Hilfe beimToilettengang/<br />
Unterstützung bei der<br />
Inkontinenzversorgung<br />
Hilfe bei der Beschäftigung<br />
und Alltagsgestaltung<br />
Foto: Rheinhardt & Sommer<br />
Deswegen fordert der Sozialverband<br />
VdK die verpflichtende Registrierung<br />
aller Vermittlungsagenturen<br />
und die Einführung von<br />
Qualitätsstandards für deren Arbeit,<br />
um Transparenz und Verlässlichkeit<br />
für Pflegehaushalte und<br />
Betreuungspersonen zu gewährleisten.<br />
Darüber hinaus fordert er<br />
verlässliche Regelungen, um<br />
Rechtssicherheit sowohl für die<br />
Pflegehaushalte als auch für die<br />
Betreuungskräfte zu schaffen. Die<br />
Studienergebnisse zeigen, dass<br />
sich die betroffenen Haushalte dies<br />
wünschen, auch um die 24-Stunden-Betreuung<br />
zu legalisieren. Der<br />
VdK-Vorschlag ist, dass arbeitsrechtliche<br />
Regelungen, die für<br />
SOS-Kinderdorfmütter gelten, auf<br />
die 24-Stunden-Kräfte ausgedehnt<br />
werden.<br />
Gottfried Schugens, ehrenamtlich<br />
engagiert im VdK Hessen-Thüringen,<br />
hat über mehrere Jahre die<br />
Pflege seiner Frau mit Betreuerinnen<br />
organisiert. Er berichtet von<br />
einem „wirklichen Dschungel“<br />
unter den Vermittlungsagenturen<br />
– ohne Hilfen und Qualitätsstandards,<br />
an denen sich Familien<br />
orientieren können. Er weiß, wie<br />
wichtig die Betreuungskräfte sind:<br />
„Ohne die Helferinnen aus Polen<br />
hätte ich die Pflege meiner Frau<br />
nicht geschafft. Ohne sie würde in<br />
Deutschland die Pflege zusammenbrechen.“<br />
Auffällig ist, dass die Leistung<br />
der Familien, diese Betreuungskräfte<br />
in den eigenen Haushalt zu<br />
integrieren, enorm ist. Neben der<br />
Pflegeorganisation sind die pflegenden<br />
Anhörige mit Alltagsproblemen<br />
der Frauen konfrontiert.<br />
Frauke H.* aus der Eifel pflegte<br />
ihre Schwiegermutter mit zwei<br />
Frauen aus der Ukraine. Als eine<br />
über starke Zahnschmerzen klagte,<br />
machte Frau H. kurzerhand<br />
einen russischsprechenden Zahnarzt<br />
ausfindig.<br />
*Namen sind der Redaktion<br />
bekannt Julia Frediani<br />
56,7%<br />
90,2%<br />
87,3%<br />
84,5%<br />
83,0%<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />
Quelle:VdK-Studie,Hochschule Osnabrück<br />
Kräfteschonend pflegen<br />
Hilfsmittel zum Umsetzen und Umlagern erleichtern den Pflegealltag<br />
Viele pflegende Angehörige wissen<br />
nicht, dass es Hilfsmittel gibt,<br />
die das Umsetzen und Umlagern<br />
erleichtern. Gleitmatte, Rutschbrett<br />
und andere Transferhilfen<br />
schonen Rücken und Gelenke.<br />
Manche gibt es sogar auf Rezept.<br />
Umsetz- und Umlagerungshilfen<br />
sollen den Pflegenden helfen, die<br />
pflegebedürftige Person mit geringem<br />
Kraftaufwand von einer Position<br />
in eine andere zu bringen. Die<br />
gängigsten Hilfsmittel:<br />
• Gleitlaken oder Rutschtücher<br />
sind doppelseitige, besonders gleitfähige<br />
Laken mit seitlichen Griffen,<br />
mit denen die oder der Pflegebedürftige<br />
bequem im Bett umgelagert<br />
oder in Sitzposition gebracht<br />
werden kann. Sie schonen die<br />
Haut und verringern so die Gefahr<br />
von Verletzungen.<br />
• Rutsch- oder Gleitbretter bestehen<br />
aus stabilem Kunststoff mit<br />
glatter Oberfläche. Die handlichen<br />
und leichten Hilfsmittel gibt es in<br />
verschiedenen Ausführungen, etwa<br />
für das Umsetzen vom Rollstuhl<br />
ins Auto oder vom Bett in<br />
den Rollstuhl.<br />
• Gleitmatten erleichtern es, in<br />
die richtige Sitz- oder Liegeposition<br />
zu kommen. Sie sind auch für<br />
schwergewichtige Menschen und<br />
Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer<br />
geeignet.<br />
• Für Pflegebedürftige, die noch<br />
Kraft in Armen und Beinen haben,<br />
kommen auch Drehscheiben in<br />
Frage. Sie können auf dem Boden,<br />
Gleitmatten erleichtern die Arbeit<br />
in der Pflege. Grafik: Sozialverband VdK<br />
auf dem Stuhl oder im Bett eingesetzt<br />
werden.<br />
Einige dieser Transferhilfen sind<br />
auch im Hilfsmittelverzeichnis<br />
aufgeführt und können vom Arzt<br />
oder von der Ärztin verordnet werden.<br />
In der Regel bezahlen Kranken-<br />
und Pflegekassen ein Standardmodell.<br />
Wer ein anderes beantragen<br />
möchte, muss seiner Kasse<br />
die Gründe dafür erläutern. Lehnt<br />
die Kasse die Kostenübernahme<br />
ab, besteht die Möglichkeit, Widerspruch<br />
einzulegen.<br />
Tipps: Lassen Sie sich die Hilfsmittel<br />
vor dem Kauf von einer Pflegekraft<br />
oder im Sanitätshaus zeigen.<br />
Probieren Sie aus, welches am besten<br />
für Sie geeignet ist. Bei einem<br />
Fehlkauf oder falscher Anwendung<br />
kann es sonst zu Stürzen kommen.<br />
Hilfreich ist es zudem, einen Pflegekurs<br />
zu machen, in dem kinästhetische<br />
Mobilisation vermittelt wird.<br />
Dabei erfährt man, wie man ohne<br />
Hilfsmittel rückenschonend pflegen<br />
kann. Annette Liebmann
Gesundheit<br />
Zeitung <strong>Mai</strong> <strong>2023</strong><br />
7<br />
Neuer Nachweis für<br />
Sozialversicherte<br />
Seit 1. Januar <strong>2023</strong> ersetzt der sogenannte<br />
Versicherungsnummernachweis<br />
den Sozialversicherungsausweis<br />
(SV-Ausweis). Der<br />
Umgang mit den Nachweisen wird<br />
zugleich auch erleichtert.<br />
Der Mensch ist, was er isst<br />
PAN International: Vollwertige Ernährung kann viele Krankheiten positiv beeinflussen<br />
Ärztinnen und Ärzte sollten häufiger<br />
die Wirkung einer gesunden<br />
Ernährung bei der Behandlung der<br />
sogenannten Volkskrankheiten<br />
berücksichtigen – das fordert die<br />
Organisation PAN International<br />
(Physicians Association for Nutrition<br />
– zu deutsch: Ärzte für Ernährung).<br />
VdK-Präsidentin Verena<br />
Bentele spricht mit dem Mediziner<br />
Niklas Oppenrieder, dem Gründer<br />
und Vorstandsvorsitzenden.<br />
Alle, die hierzulande arbeiten,<br />
haben eine Sozialversicherungsnummer.<br />
Bisher war diese auf dem<br />
SV-Ausweis vermerkt. Seit Anfang<br />
des Jahres steht sie auf dem Versicherungsnummernachweis.<br />
Beide<br />
enthalten neben der Versicherungsnummer<br />
auch den vollen Wie kommen Sie darauf, dieses<br />
Namen inklusive Geburtsname Thema in den Fokus zu rücken?<br />
und das Ausstellungsdatum. Vorhandene<br />
SV-Ausweise bleiben die unsere Gesundheit so sehr be-<br />
Es gibt wenige Lebensstilfaktoren,<br />
weiterhin gültig.<br />
einflussen wie Ernährung.<br />
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer<br />
müssen den Nachweis nicht Sie fordern – so wie der Sozialverband<br />
VdK – eine Streichung der<br />
vorlegen oder beantragen, wenn sie<br />
eine neue Stelle antreten. Die Arbeitgeber<br />
fordern die Versicherungs-<br />
und Hülsenfrüchte. Lassen sich<br />
Mehrwertsteuer auf Obst, Gemüse<br />
nummer direkt bei der Rentenversicherung<br />
an, und zwar automatisiert.<br />
Wenn die Rentenversicherung allerdings<br />
keine eindeutige Versicherungsnummer<br />
nennen kann, muss<br />
der Versicherungsnummernachweis<br />
eingereicht werden.<br />
Wer den Nachweis verliert, muss<br />
den Rentenversicherungsträger<br />
oder die zuständige Einzugsstelle<br />
nicht mehr darüber informieren.<br />
Zudem können Versicherte jetzt<br />
mehrere Versicherungsnummernachweise<br />
haben. Auch hier entfällt<br />
die Pflicht, diese zurückzugeben,<br />
wenn die Nachweise unbrauchbar<br />
werden. ken Niklas Oppenrieder Foto: PAN<br />
Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte sind die Hauptbestandteile einer gesunden<br />
Ernährung. <br />
Foto: picture alliance/ Westend61<br />
durch gesunde Ernährung Krankheiten<br />
vermeiden?<br />
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation<br />
können wir 80<br />
Prozent aller Herz-Kreislauf- und<br />
Diabetes-Erkrankungen und 40<br />
Prozent aller Krebserkrankungen<br />
verhindern, wenn wir die wichtigsten<br />
Risikofaktoren angehen. Ernährung<br />
ist einer der wichtigsten davon.<br />
Hat Ernährung bei schwerwiegende<br />
Erkrankungen wie Demenz oder<br />
Rheuma wirklich einen großenEinfluss?<br />
Definitiv. Patientinnen und Patienten<br />
mit Rheuma profitieren von<br />
einer gesunden Ernährung. Diese<br />
beugt auch Demenzen vor.<br />
Wie können Verbraucherinnen und<br />
Verbraucher einen Überblick behalten,<br />
welche Lebensmittel gesund<br />
sind?<br />
Hier ist wichtig, wie es um die gesamte<br />
Ernährung bestellt ist. Wer<br />
sich ganz überwiegend von Vollkorn,<br />
Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten<br />
und Nüssen ernährt, muss sich<br />
über die Feinheiten meist wenig<br />
Gedanken machen.<br />
Was würden Sie beim Fleischverzehr<br />
raten?<br />
Bei Wurstwaren, wie zum Beispiel<br />
Salami, gibt es die klare Empfehlung,<br />
so wenig wie möglich bis<br />
nichts davon zu essen. Unverarbeitetes<br />
Fleisch ist in Maßen unproblematisch:<br />
der klassische Sonntagsbraten,<br />
viel mehr sollte es nicht sein.<br />
Was gibt es für Mythen über Lebensmittel?<br />
Beispielsweise werden Hülsenfrüchte<br />
mit Blähungen assoziiert.<br />
Dabei sind sie eine der wichtigsten<br />
Lebensmittelgruppen, reich an<br />
Ballaststoffen und Eiweiß. Wenn<br />
ich mit kleineren Portionen anfange<br />
und sie mit der Zeit steigere,<br />
nimmt die Nebenwirkung bei den<br />
meisten Menschen ab.<br />
Kritiker sagen, dass nicht überprüft<br />
werden kann, ob eine Mehrwertsteuersenkung<br />
an die Kundinnen<br />
und Kunden weitergegeben<br />
wird. Wie schätzen Sie das ein?<br />
Wir haben im letzten Jahr eine<br />
Teuerung von Lebensmitteln von<br />
über 20 Prozent gehabt. Ich setze<br />
unabhängig von Kontrollmechanismen,<br />
die eher schwer umzusetzen<br />
sind, darauf, dass die Gesellschaft<br />
eine Senkung einfordert<br />
und der Handel aus Wettbewerbsgründen<br />
auch ein Interesse an einer<br />
Weitergabe hat.<br />
Podcast<br />
Das vollständige Gespräch mit<br />
Niklas Oppenrieder gibt es beim<br />
VdK-Podcast „In guter Gesellschaft“.<br />
Weitere Infos: auf Seite 4<br />
dieser Ausgabe oder im Internet.<br />
www.vdk.de/podcast
8 Zeitung <strong>Mai</strong> <strong>2023</strong> Gesundheit<br />
Hausbesuche sind Pflicht<br />
Patientinnen und Patienten, die es nicht in die Praxis schaffen, haben ein Recht auf medizinische Behandlung<br />
Immer weniger Hausärzte bieten<br />
Hausbesuche an, obwohl sie dazu<br />
verpflichtet sind. Diese Entwicklung<br />
ist vor allem für die Gesundheitsversorgung<br />
älterer und mobilitätseingeschränkter<br />
Menschen<br />
problematisch. Der VdK fordert,<br />
gesetzlich einzugreifen, damit sich<br />
die Situation verbessert.<br />
Hausbesuche werden nur durchgeführt,<br />
wenn die Patientin oder<br />
der Patient aus gesundheitlichen<br />
Gründen nicht in der Lage ist, die<br />
Ärztin oder den Arzt aufzusuchen.<br />
Das ist beispielsweise der Fall,<br />
wenn jemand Schmerzen, hohes<br />
Fieber oder Kreislaufprobleme hat.<br />
Grundsätzlich gilt, dass auch Fachärztinnen<br />
und -ärzte verpflichtet<br />
sind, ihre Patientinnen und Patienten<br />
zu besuchen, wenn die Erkrankung<br />
ihr Fachgebiet betrifft.<br />
Die Realität sieht jedoch anders<br />
aus: Nur bei wenigen Medizinerinnen<br />
und Medizinern gehören<br />
Hausbesuche noch zum Berufsalltag<br />
– und das, obwohl der Bedarf<br />
aufgrund der demografischen<br />
Entwickung sogar steigt. Hausbesuche<br />
dürfen abgelehnt werden,<br />
wenn es andere, unaufschiebbare<br />
Behandlungen und Notfälle gibt.<br />
Ein Grund für die sinkende Zahl<br />
der Hausbesuche liegt aber auch<br />
im geringen Entgelt. Abgerechnet<br />
werden darf zudem nur eine bestimmte<br />
Anzahl an Besuchen,<br />
sonst müssen die Mediziner eine<br />
Rückzahlung leisten.<br />
Ärzte, die noch Hausbesuche machen, werden immer seltener.<br />
Auch VdK-Mitglieder berichten<br />
immer wieder, dass ihre Ärztin<br />
oder ihr Arzt einen Hausbesuch<br />
abgelehnt hat. In Ballungszentren<br />
gibt es kaum noch Mediziner, die<br />
diesen Service anbieten. In ländlichen<br />
Gebieten haben Patientinnen<br />
und Patienten ohnehin große Probleme<br />
mit der medizinischen Versorgung.<br />
Besonders betroffen sind<br />
auch ältere und mobilitätseingeschränkte<br />
Menschen.<br />
Die Pflicht zu Hausbesuchen ist<br />
im „Bundesmantelvertrag – Ärzte“<br />
geregelt. Dort heißt es, dass die<br />
Patientin oder der Patient im „Praxisbereich“<br />
wohnen muss. Wie<br />
groß dieser ist, lässt der Vertrag<br />
jedoch offen. Weil die Größe des<br />
Praxisbereichs von der Siedlungsstruktur<br />
und der Arztdichte abhängt,<br />
gibt es hier bundesweit<br />
große Unterschiede.<br />
Freundlich nachfragen<br />
Foto: imago images/Shotshop<br />
Patientinnen und Patienten, die<br />
aus gesundheitlichen Gründen<br />
nicht in der Lage sind, eine Praxis<br />
aufzusuchen, haben es oft schwer,<br />
medizinisch versorgt zu werden.<br />
Deshalb sollten sie schon frühzeitig<br />
mit ihrer Ärztin oder ihrem<br />
Arzt abklären, ob ihr Wohnort<br />
innerhalb des Praxisbereichs liegt.<br />
Sollte das nicht der Fall sein, kann<br />
es ratsam sein, die Praxis zu<br />
wechseln.<br />
Wer einen Hausbesuch benötigt,<br />
sollte freundlich, aber bestimmt in<br />
seiner Arztpraxis nachfragen und<br />
auf die grundsätzliche Verpflichtung<br />
zu dieser Leistung hinweisen.<br />
Alternativ ist es möglich, beim<br />
kassen ärztlichen Bereitschaftsdienst<br />
unter der bundesweiten<br />
Telefonnummer 116 117 anzurufen.<br />
Dort erhalten Patientinnen und<br />
Patienten auch außerhalb der<br />
Sprechzeiten ärztliche Hilfe. Der<br />
Bereitschaftsdienst kann den<br />
Hausbesuch durch einen Bereitschaftsarzt<br />
veranlassen oder einen<br />
geeigneten Haus- oder Facharzt in<br />
der Nähe vermitteln. Wer an die<br />
Notaufnahme im Krankenhaus<br />
verwiesen oder auf den nächsten<br />
Arzttermin vertröstet wird, sollte<br />
verdeutlichen, dass kein akuter<br />
Notfall vorliegt, es aber dennoch<br />
nicht möglich ist, bis zu einem regulären<br />
Arzttermin zu warten.<br />
Lehnt die Ärztin oder der Arzt<br />
Hausbesuche generell ab, besteht<br />
die Möglichkeit, sich bei der zuständigen<br />
Kassenärztlichen Vereinigung<br />
zu beschweren. Allerdings<br />
sollte man sich das gut überlegen,<br />
denn dadurch kann das Vertrauensverhältnis<br />
dauerhaft gestört<br />
werden. Im schlimmsten Fall<br />
könnte der Behandlungsvertrag<br />
gekündigt werden. Langfristig<br />
kann eine Beschwerde dennoch<br />
sinnvoll sein, denn nur, wenn ärztliches<br />
Fehlverhalten bekannt wird,<br />
besteht die Hoffnung, dass sich die<br />
Situation verbessert.<br />
Der VdK fordert, dass die Verpflichtung<br />
zu Hausbesuchen auch<br />
gesetzlich festgeschrieben wird.<br />
Die derzeitigen nichtgesetzlichen<br />
Regelungen könnten die Vertragspartner<br />
GKV-Spitzenverband und<br />
Kassenärztliche Bundesvereinigung<br />
einfach ändern, ohne dass der<br />
Gesetzgeber darauf Einfluss nehmen<br />
kann. Annette Liebmann<br />
Wie viel Salz ist noch gesund?<br />
Deutsche Gesellschaft für Ernährung: nicht mehr als ein Teelöffel<br />
Beliebter Lippenblütler<br />
Echter Salbei ist Arzneipflanze des Jahres <strong>2023</strong><br />
Einen gestrichenen Teelöffel Salz<br />
am Tag empfiehlt die Deutsche<br />
Gesellschaft für Ernährung (DGE)<br />
maximal. Das sind etwa sechs<br />
Gramm. Doch die Deutschen essen<br />
im Schnitt viel mehr davon. Laut<br />
Studien sind es zehn Gramm. Das<br />
ist ungesund.<br />
Auf dauerhaft zu hohen Salzkonsum<br />
reagieren viele Menschen mit<br />
Bluthochdruck. Damit steigt das<br />
Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.<br />
Ebenfalls belastet werden<br />
die Nieren, weil sie überschüssiges<br />
Salz ausscheiden müssen. Außerdem<br />
soll sich durch zu viel Salz<br />
auch die Zusammensetzung der<br />
Bakterien im Darm, das sogenannte<br />
Mikrobiom, verändern.<br />
Gewürze und Kräuter<br />
„Speisesalz, das wir unserem Essen<br />
durch Zu- oder Nachsalzen<br />
selbst hinzufügen, macht nur eine<br />
geringe Menge unserer täglichen<br />
Speisesalzzufuhr aus“, weiß Antje<br />
Gahl, Leiterin des Referats Öffentlichkeitsarbeit<br />
bei der DGE. Dazu<br />
gehört etwa auch das Nudelwasser.<br />
Der größte Teil der Speisesalzzufuhr<br />
in Deutschland wird stattdessen<br />
über verarbeitete Lebensmittel<br />
wie Brot, Fleisch, Wurst und Käse<br />
erreicht. Und auch, wer häufig „außer<br />
Haus“ isst, nimmt statistisch<br />
gesehen mehr Salz zu sich.<br />
Sie rät: „Wenn Speisesalz verwendet<br />
wird, dann sollte es mit Jod und<br />
Fluorid angereichert sein.“ Der<br />
Verzehr verarbeiteter Lebensmittel<br />
Salz ist lebensnotwendig, doch die Menge ist entscheidend. Ein Zuviel<br />
ist ungesund. <br />
Foto: picture alliance/dpa Themendienst/Andrea Warnecke<br />
sollte reduziert und stattdessen<br />
vermehrt zu Gemüse und Obst gegriffen<br />
werden. Zudem sollte in der<br />
Küche statt mit Speisesalz mit Gewürzen<br />
und Kräutern gewürzt werden.<br />
So lässt sich mit ganz einfachen<br />
Mitteln der Salzkonsum reduzieren.<br />
In kleinen Schritten<br />
„Wenn man die Speisesalzzufuhr<br />
verringern möchte, ist es am besten,<br />
dies in kleinen Schritten zu<br />
tun, um sich an den schwächeren<br />
Salzgeschmack zu gewöhnen“, sagt<br />
Gahl. Kinder sollten erst gar nicht<br />
an viel Salz gewöhnt werden.<br />
Einen absoluten Salzverzicht<br />
auszusprechen, hält sie aber auch<br />
nicht für den richtigen Weg. Denn<br />
geringe Mengen an Salz sind sogar<br />
lebenswichtig. Salz reguliert den<br />
Wasserhaushalt des Körpers, ist<br />
wichtig für die Verdauung und die<br />
Arbeit der Muskeln. Der Körper<br />
braucht die Elektrolyte Natrium<br />
und Chlorid, um den Wasser-,<br />
Elektrolyt- und Säure-Basen-Haushalt<br />
aufrechtzuerhalten.<br />
Als Mindestmenge für die tägliche<br />
Salzaufnahme wird bei der<br />
DGE eine Kochsalzzufuhr von 1,4<br />
Gramm empfohlen. Weitere Infos<br />
unter www.dge.de/wissenschaft/<br />
faqs/salz Petra J. Huschke<br />
Der Studienkreis Entwicklungsgeschichte<br />
der Arzneipflanzenkunde<br />
an der Universität Würzburg<br />
hat den Echten Salbei (Salvia officinalis)<br />
zur Arzneipflanze des Jahres<br />
<strong>2023</strong> gekürt.<br />
Die reichhaltige Nutzung als<br />
pflanzliches Arzneimittel sowohl<br />
in der Vergangenheit als auch in<br />
der Gegenwart sowie das große<br />
Potenzial für weitere Forschungen<br />
gaben den Ausschlag für die Würdigung<br />
des bekannten und beliebten<br />
Lippenblütlers. Zu den Anwendungsgebieten<br />
des bis zu 80 Zentimeter<br />
hohen Gewächses zählen<br />
Sodbrennen, Blähungen, starkes<br />
Schwitzen sowie die äußerliche<br />
Behandlung von Entzündungen im<br />
Mund- und Rachenbereich und von<br />
leichten Hautentzündungen.<br />
Die medizinische Verwendung<br />
von Salbei in Europa reicht bis weit<br />
ins Altertum zurück. Allerdings<br />
standen damals noch andere Sorten<br />
der mit etwa 1000 Arten sehr<br />
umfangreichen Gattung im Vordergrund.<br />
Eine größere Rolle spielte<br />
der Echte Salbei in der Klostermedizin<br />
des frühen und hohen Mittelalters.<br />
Walahfrid Strabo (807–849),<br />
Abt des Klosters auf der Insel Reichenau<br />
im Bodensee, beschreibt<br />
ihn in seinem Lehrgedicht über den<br />
Anbau von Heilpflanzen gleich zu<br />
Beginn. Hildegard von Bingen widmet<br />
dem Salbei rund 300 Jahre<br />
später in ihrer Naturkunde eines<br />
der umfangreichsten Kapitel.<br />
Der Echte Salbei blüht etwa von<br />
<strong>Mai</strong> bis Juli. Alle Pflanzenteile besitzen<br />
einen starken aromatischen<br />
Geruch. Salbeiblätter enthalten<br />
bakterienhemmende Stoffe in ihrem<br />
ätherischen Öl und den<br />
Gerbstoffen. Ferner zeigten Auszüge<br />
aus Salbeiblättern im Laborversuch<br />
entzündungshemmende Eigenschaften.<br />
In anderen Versuchen<br />
konnte eine hustenreizlindernde<br />
sowie darüber hinaus eine krampflösende<br />
Wirkung auf die Muskulatur<br />
des Magen-Darm-Trakts beobachtet<br />
werden.<br />
Übrigens: Die Arzneipflanze des<br />
Jahres ist nicht zu verwechseln mit<br />
der Heilpflanze des Jahres. Diesen<br />
vom Verein NHV Theophrastus<br />
vergebenen Titel trägt in diesem<br />
Jahr die Weinrebe.<br />
mib<br />
Der Echte Salbei wird seit Jahrhunderten<br />
als pflanzliches Arzneimittel<br />
genutzt.<br />
Foto: picture alliance/imageBROKER/de Cuveland, J.
Gesundheit<br />
Zeitung <strong>Mai</strong> <strong>2023</strong><br />
9<br />
Zuckergehalt weiterhin zu hoch<br />
Reduzierung bei Softdrinks geht langsam voran<br />
Vorsicht beim Medikamentenkauf im Ausland<br />
Qualität von Arzneimitteln kann von europäischen Standards abweichen<br />
Eine aktuelle Studie zeigt: Der<br />
durchschnittliche Zuckergehalt von<br />
Softdrinks in Deutschland ist von<br />
2015 bis 2021 nur um etwa zwei<br />
Prozent gesunken. Die Getränkeindustrie<br />
ist somit nicht auf Kurs,<br />
die selbst gesteckten Ziele zur<br />
Zuckerreduktion zu erreichen.<br />
Im Rahmen der Nationalen Reduktionsstrategie<br />
des Bundesministeriums<br />
für Ernährung und<br />
Landwirtschaft war vereinbart<br />
worden, den Zuckergehalt von<br />
Softdrinks wie Cola, Limonade<br />
oder Brause von 2015 bis 2025 auf<br />
freiwilliger Basis um 15 Prozent zu<br />
senken. Laut der Studie der Deutschen<br />
Allianz Nichtübertragbare<br />
Krankheiten wird dieses Ziel verfehlt<br />
werden. Das Tempo der Reduzierung<br />
ist einfach zu langsam.<br />
„Wenn sich der Trend so fortsetzt,<br />
würde das Ziel ‚15 Prozent weniger<br />
Zucker‘ erst in Jahrzehnten erreicht“,<br />
resümiert Oliver Huizinga,<br />
Co-Autor der Studie und politischer<br />
Geschäftsführer der Deutschen<br />
Adipositas-Gesellschaft. „So viel<br />
Zeit haben wir nicht!“ 2015 lag der<br />
durchschnittliche Zuckergehalt<br />
von Softdrinks in Deutschland bei<br />
5,3 Gramm und 2021 bei 5,2 Gramm<br />
je 100 Milliliter. Zum Vergleich: In<br />
Großbritannien ist der Zuckergehalt<br />
im gleichen Zeitraum von 5,3<br />
auf 3,8 Gramm je 100 Milliliter gesunken.<br />
Grund: Die britische Regierung<br />
hatte 2018 eine Hersteller-<br />
Abgabe („Zuckersteuer“) auf stark<br />
gezuckerte Getränke eingeführt.<br />
Keine Regelung in Sicht<br />
Eine entsprechenden Regelung in<br />
Deutschland ist bislang nicht in<br />
Sicht. Dabei ist hinlänglich bekannt,<br />
dass ein Übermaß an Zucker<br />
schädlich für die Gesundheit<br />
ist. Laut der Deutschen Gesellschaft<br />
für Ernährung (DGE) fördert<br />
eine hohe und häufige Zuckerzufuhr<br />
die Entstehung von Übergewicht<br />
und Adipositas sowie<br />
Diabetes mellitus Typ 2 und kardiovaskuläre<br />
Erkrankungen. Außerdem<br />
begünstigt Zucker das Entstehen<br />
von Karies. Die DGE empfiehlt<br />
Verbraucherinnen und Verbrauchern<br />
daher, Zucker generell einzusparen<br />
und Kinder erst gar nicht<br />
an eine hohe Zuckerzufuhr und<br />
den damit verbundenen Süßgeschmack<br />
zu gewöhnen. mib<br />
Zu viel Zucker in Getränken ist ungesund. Doch trotz einer Vereinbarung<br />
zwischen Bundesregierung und Getränkeindustrie, den Zuckergehalt zu<br />
reduzieren, ist er nur unzureichend gesunken. Foto: picture alliance/Daniel Kalker<br />
Manche Touristinnen und Touristen<br />
nutzen ihren Urlaub auch, um sich<br />
einen Vorrat an Medikamenten zu<br />
beschaffen, wenn diese dort zu<br />
einem niedrigeren Preis erhältlich<br />
sind als im eigenen Land. Doch<br />
Vorsicht: Nicht alle Medikamente,<br />
die in Schwellen- oder Entwicklungsländern<br />
verkauft werden,<br />
entsprechen den Qualitätsstandards<br />
in Europa.<br />
So kann es vorkommen, dass ein<br />
für das Ausland hergestelltes Medikament<br />
eine andere Wirkstoffdosis<br />
enthält, als in Deutschland üblich<br />
ist. Beispielsweise gibt es Mittel,<br />
von denen man zwei Tabletten<br />
schlucken müsste, um die Menge<br />
des Wirkstoffs einzunehmen, der in<br />
Deutschland in einer Tablette enthalten<br />
ist. Wird dies nicht erkannt<br />
und das Medikament in einer falschen<br />
Wirkstoffdosierung eingenommen,<br />
ist der Therapieerfolg gefährdet,<br />
warnt die Apothekenkammer<br />
Niedersachsen.<br />
Darüber hinaus sind unterschiedliche<br />
Arten von Arzneimittelfälschungen<br />
bekannt. Das Spek trum<br />
reicht von Totalfälschungen bis hin<br />
zu Arzneimitteln, deren Verfallsdatum<br />
absichtlich verlängert und<br />
damit manipuliert wurde. Arzneimittelfälschungen<br />
können den richtigen<br />
Wirkstoff enthalten, aber in<br />
falscher Dosis, also zu gering oder<br />
zu hoch. Sie können keinen oder<br />
einen anderen Wirkstoff als den angegebenen<br />
aufweisen. Oder sie werden<br />
mit gefälschten Blistern, Beipackzetteln<br />
oder Verpackungen<br />
angeboten. Sie können dann Inhaltsstoffe<br />
beinhalten, die gar nicht auf<br />
der Verpackung angegeben sind.<br />
Zudem kann ein gefälschtes Arzneimittel<br />
oder ein gefälschter Wirkstoff<br />
auch die gewerblichen Schutzrechte<br />
des Rechteinhabers verletzen.<br />
Die Einfuhr derartiger Medikamente<br />
nach Deutschland ist strikt verboten.<br />
Touristinnen und Touristen, die<br />
sie dennoch nach Deutschland bringen,<br />
tragen die rechtlichen Konsequenzen.<br />
Außerdem gefährden sie<br />
Wer im Urlaub Arzneimittel benötigt, sollte diese nur in zugelassenen<br />
Apotheken kaufen.<br />
Foto: picture alliance/Weingartner<br />
ihre Gesundheit bewusst oder unbewusst,<br />
wenn sie minderwertige Arzneimittel<br />
einnehmen. Diese können<br />
unter Umständen sogar eine gefährliche<br />
Wirkung haben.<br />
Die Apothekenkammer rät des<br />
Weiteren davon ab, sich im Ausland<br />
mit dort möglicherweise rezeptfrei<br />
erhält lichen Antibiotika einzudecken.<br />
Es habe gute Gründe, dass<br />
Patientinnen und Patienten Antibiotika<br />
in Deutschland nur auf Rezept<br />
erhalten. Das Medikament könne<br />
Nebenwirkungen wie Magen- Darm-<br />
Beschwerden oder allergische Reaktionen<br />
hervorrufen.<br />
Wichtige Aspekte<br />
Bei Antibiotika sind zudem Dosierungen,<br />
Einnahmezeitpunkte<br />
und Therapiedauer besonders entscheidend.<br />
Aber auch bei anderen<br />
rezeptpflichtigen sowie frei verkäuflichen<br />
Medikamenten kommt<br />
es auf diese Aspekte an. Wer in der<br />
Selbstmedikation den Beipackzettel<br />
nicht beachtet oder ihn nicht<br />
versteht, da er in einer anderen<br />
Sprache geschrieben ist, gefährdet<br />
nicht nur die Wirksamkeit des Medikaments,<br />
sondern auch seine eigene<br />
Gesundheit. Wichtigste Regel<br />
für Reisende: Medikamente im<br />
Ausland nur in zugelassenen Apotheken<br />
kaufen!<br />
Übrigens: Medikamente aus dem<br />
Ausland dürfen nur für den Eigenbedarf<br />
und somit nicht in großen<br />
Mengen mitgebracht werden. Diese<br />
müssen dann nicht verzollt werden.<br />
Bei Einreise aus einem zoll- oder<br />
steuerrechtlichen Sondergebiet<br />
gelten eventuell andere Regelungen.<br />
Daher ist es sinnvoll, sich vor<br />
der Reise über Einfuhrabgaben zu<br />
informieren.<br />
Arzneimittel können natürlich<br />
auch übers Internet bestellt werden.<br />
Zur Auswahl stehen ausschließlich<br />
Versandapotheken aus Deutschland<br />
sowie aus EU-Ländern, in<br />
denen ähnliche Sicherheitsvorschriften<br />
gelten wie hierzulande.<br />
Dies ist derzeit in Island, den Niederlanden,<br />
Schweden und Tschechien<br />
der Fall. Regis trierte Versandhändler<br />
erkennt man am EU-<br />
Sicherheitslogo auf ihrer Webseite.<br />
Mit einem Klick auf das Logo lässt<br />
sich der Register eintrag des Anbieters<br />
überprüfen. Mirko Besch<br />
Gefahr durch Zecken<br />
RKI weist drei neue FSME-Risikogebiete aus<br />
Aktuell zählt das Robert-Koch-<br />
Institut (RKI) insgesamt 178 Landkreise,<br />
in denen die Gefahr, sich<br />
durch einen Zeckenbiss mit einer<br />
Frühsommer-Meningoenzephalitis<br />
(FSME) anzustecken, besonders<br />
hoch ist. Neu hinzu gekommen sind<br />
in Bayern der Kreis Fürstenfeldbruck<br />
und der Stadtkreis München<br />
sowie in Sachsen-Anhalt der<br />
Landkreis Anhalt-Bitterfeld.<br />
Im Jahr 2022 sind laut RKI insgesamt<br />
546 Menschen an FSME<br />
erkrankt. Im Vergleich zum Vorjahr<br />
entspricht das einer Zunahme<br />
von 30 Prozent. Rund 98 Prozent<br />
der Erkrankten waren nicht oder<br />
nicht ausreichend gegen FSME<br />
geimpft.<br />
Infektionen verlaufen oft unbemerkt<br />
und ohne Beschwerden.<br />
Treten Symptome auf, ähneln sie<br />
denen einer Grippe, wie etwa Fieber,<br />
Kopfschmerzen und Schwindel.<br />
Durch die Erreger können sich<br />
jedoch auch Hirn, Hirnhäute oder<br />
Rückenmark entzünden. Dies geschieht<br />
selten. Hier ist es typisch,<br />
dass die Symptome abklingen, um<br />
dann erneut mit Fieber, starker<br />
Müdigkeit und Kopfschmerzen<br />
auszubrechen. Dann können Bewusstseins-<br />
und Koordinationsstörungen,<br />
Lähmungen, Schluck-,<br />
Seh- und Sprachstörungen auftreten.<br />
Das Risiko für schwere Verläufe<br />
steigt mit dem Alter.<br />
Wer sich in einem der Risikogebiete<br />
aufhält, sollte sich deshalb<br />
besser impfen lassen. Alle Fragen<br />
dazu beantworten die Hausärztin<br />
oder der Hausarzt.<br />
Zu den Risikogebieten zählen<br />
Bayern und Baden-Württemberg.<br />
Aber auch in Teilen von Brandenburg,<br />
Sachsen, Südhessen und<br />
Thüringen sowie in einzelnen Regionen<br />
in Mittelhessen, Niedersachsen,<br />
Nordrhein-Westfalen,<br />
Rheinland-Pfalz und im Saarland<br />
besteht die Gefahr, sich durch einen<br />
Zeckenbiss mit FSME anzustecken.<br />
ken
10 Zeitung <strong>Mai</strong> <strong>2023</strong> Generationen<br />
Ankerplätze für die Seele<br />
Warum Mehrgenerationen-Spielplätze für alle ein Gewinn sind<br />
Das Leben bereichert<br />
VdK-Mitglieder berichten über ihr FSJ<br />
Peter Hohenauer liegen naturnahe<br />
Spiel- und Freiräume am Herzen.<br />
Der Spielplatzplaner hat schon<br />
zahlreiche Ideen umgesetzt, die<br />
meisten davon im Auftrag der<br />
Stadt München. Der Freiberufler ist<br />
aber auch über die Grenzen Bayerns<br />
hinaus aktiv. Zudem berät und<br />
begleitet er Projekte in europäischen<br />
Nachbarländern. Er betont,<br />
wie wichtig es ist, Freizeitangebote<br />
zu schaffen, die für alle Bürgerinnen<br />
und Bürger attraktiv sind.<br />
„Der schönste Spielplatz überhaupt<br />
ist die Natur“, sagt Peter<br />
Hohenauer. Doch vor allem Menschen<br />
in Großstädten sind in ihrer<br />
Freizeit auf urbane Umgebungen<br />
beschränkt. Umso wichtiger ist<br />
dem Experten, dort naturnahe<br />
Spielräume zu schaffen. Sein Ansatz<br />
ist zudem inklusiv. Ob Kinder<br />
und Jugendliche, ältere Menschen,<br />
Menschen mit Behinderung oder<br />
Einschränkungen: Der Treffpunkt<br />
sollte so geschaffen sein, dass sich<br />
alle willkommen fühlen.<br />
„Ein Spielplatz im öffentlichen<br />
Raum ist gesellschaftlich relevant.<br />
Daher ist eine sorgfältige Planung<br />
erforderlich, damit er für alle funktioniert“,<br />
so der Spezialist, der<br />
seine Projekte im Auftrag von<br />
Kommunen umsetzt. Grundsätzlich<br />
gilt es, die Wege so zu gestalten,<br />
dass sie auch für bewegungseingeschränkte<br />
Menschen sowie<br />
ältere und kranke Menschen nutzbar<br />
sind. Ebenfalls wichtig ist, dass<br />
sich eine barrierefrei erreichbare<br />
Behindertentoilette in der Nähe<br />
befindet.<br />
Nähe und Distanz<br />
Eine Nestschaukel ist ideal, um Jung und Alt zusammenzubringen. Sanft<br />
hin- und herzuschwingen, macht allen Generationen Spaß.<br />
Was sollte der öffentliche Spielraum<br />
anbieten? „Es braucht mehr<br />
als Spielgeräte und Sandkasten. Es<br />
braucht Atmosphäre“, betont<br />
Hohen auer. Seiner Erfahrung nach<br />
ist das auch auf kleinem Raum<br />
möglich. Als Vorsitzender und Leiter<br />
des 1987 gegründeten Münchner<br />
Fachvereins Info Spiel berät er<br />
Kommunen und hält Vorträge darüber,<br />
wie sich die Spielraumsituation<br />
für alle Menschen verbessern<br />
lässt. Dafür bündelt der Verein<br />
die Kräfte verschiedener Fachbereiche<br />
wie Pädagogik, Planung, Landschaftsarchitektur,<br />
Technik, Psychologie,<br />
Soziologie und Medizin.<br />
Der Experte nutzt eine ganze<br />
Reihe von Gestaltungsmöglichkeiten.<br />
So setzt er auf natürliche<br />
Materialien wie Holz und Stein<br />
und baut gern Spielelemente mit<br />
Wasser ein. Bedeutsam sind auch<br />
Bereiche, in denen sich Besucherinnen<br />
und Besucher begegnen<br />
und austauschen können. Gleichzeitig<br />
sind Rückzugsräume notwendig.<br />
Durch viele verschiedene<br />
Arten von Sträuchern und Bäumen,<br />
auch solche mit Früchten,<br />
wirkt der Spielraum lebendig und<br />
wird beschattet. Auch unterschiedliche<br />
Höhen und Böden<br />
sowie vielfältig nutzbare Räume<br />
machen Lust auf Entdeckungen<br />
und Abenteuer.<br />
Alle packen an<br />
Bei der Umsetzung seiner Projekte<br />
befürwortet Hohenauer das<br />
Konzept der „offenen Baustelle“:<br />
Die Baustelle ist dann ein öffentlicher<br />
Akt – es packen Erwachsene,<br />
Kinder und Jugendliche mit an.<br />
Wenn er in Kitas einen Auftrag<br />
hat, erlebt er, wie gut es bei den<br />
Kindern ankommt, wenn sie den<br />
Garten der Einrichtung mitgestalten<br />
dürfen. „Wir rühren gemeinsam<br />
Zement an, verschönern Wege<br />
und Wasserläufe mit Mosaiken,<br />
bauen Baumhäuser“, erzählt er. Es<br />
geht dabei nicht nur um Gartengestaltung,<br />
sondern auch um Ausdauer<br />
und Teamfähigkeit. Die<br />
Kinder identifizieren sich mit dem<br />
Garten.<br />
„Ich möchte Spielräume schaffen,<br />
die ein Ankerplatz für die<br />
Seele sind“, sagt Hohenauer. Wie<br />
essenziell so etwas gerade in der<br />
Stadt ist, erklärt der Planer an einem<br />
Beispiel: „Viele Heranwachsende<br />
werden heutzutage mit<br />
Eindrücken überfrachtet. Ihren<br />
Alltag verbringen sie häufig ganztags<br />
in Schulen und anderen Einrichtungen.<br />
Hinzu kommt der digitale<br />
Medienkonsum. Wo bleibt<br />
ihnen da noch genug Zeit für Bewegung,<br />
zum Klettern, für das<br />
freie Spiel, zur Entspannung?“,<br />
fragt er sich oft. Zumal die Corona-<br />
Pandemie Spuren bei der seelischen<br />
Gesundheit von Kindern<br />
und Jugendlichen hinterlassen hat.<br />
Überhaupt bricht Hohen auer<br />
eine Lanze für Jugendliche: „Bei<br />
den Planungen für einen Bürgerpark<br />
hatte die Kommune befürchtet,<br />
dass Halbwüchsige dort randalieren<br />
könnten, weil meine Ideen<br />
für die Anlage nach Ansicht der<br />
Gemeinde ‚zu schön‘ waren.“ Sein<br />
Gegenargument: Gerade, weil er<br />
den Treffpunkt ästhetisch gestaltet,<br />
wird er von der Jugend respektiert<br />
werden. Die Skepsis der Kommune<br />
verflog endgültig, als der<br />
Spielplatzplaner belegen konnte,<br />
dass Parks, die von allen Altersgruppen<br />
angenommen werden,<br />
kaum von Vandalismus betroffen<br />
sind. Damit überzeugte er die<br />
Kommune. Das Bürgerpark-<br />
Projekt wurde umgesetzt und ist<br />
bei Jung und Alt beliebt.<br />
Dem Münchner liegen auch wohnungslose<br />
Menschen am Herzen:<br />
„Sie gehören zu unserer Gesellschaft.<br />
Und es gibt gute Beispiele,<br />
dass auch sie auf einem Spielplatz<br />
eine Möglichkeit haben können,<br />
irgendwo zu sitzen und dazuzugehören.<br />
Auch das ist Inklusion.“<br />
Verbindender Ort<br />
Dass Metropolen wie München<br />
bei der Stadtplanung inzwischen<br />
Nachverdichtung vorantreiben,<br />
bedauert Hohenauer und hofft auf<br />
ein Umdenken. „Ich wünsche mir<br />
mehr Orte der Begegnung, etwa<br />
Hinterhof-Oasen.“ Der Spielplatz-<br />
Spezialist plädiert für nachhaltige<br />
Spiel- und Erfahrungsräume und<br />
erzählt begeistert von Nachbarschaftstreffpunkten,<br />
die eine ganze<br />
Generation geprägt haben:<br />
„Wenn sich Kinder nach der Schule<br />
immer am gleichen Platz getroffen<br />
und sich später als Jugendliche<br />
dort über alltägliche Dinge ausgetauscht<br />
haben, weiß man im Rückblick,<br />
wie prägend und verbindend<br />
dieser Ort für die Entwicklung<br />
war.“ Elisabeth Antritter<br />
Foto: Peter Hohenauer<br />
Sich sozial engagieren und Gutes<br />
tun. Das sind die Beweggründe für<br />
ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ).<br />
Auch viele VdK-Mitglieder haben<br />
eines absolviert. Sie berichten von<br />
ihren Begegnungen und erinnern<br />
sich gerne an die intensive Zeit<br />
zurück, die ihr Leben bereichert<br />
hat und für die eigene Zukunftsplanung<br />
wichtig war.<br />
Jugendliche und junge Erwachsene<br />
bis 27 Jahre können sich für<br />
ein FSJ entscheiden. Nach einem<br />
Aufruf in der VdK-ZEITUNG berichten<br />
uns einige Mitglieder von<br />
ihren Erlebnissen.<br />
Von 1996 bis 1997 hat <strong>Mai</strong>ke<br />
Acker das FSJ beim Diakonischen<br />
Werk in Hamburg absolviert. Sie<br />
wollte nach dem Abitur Erfahrungen<br />
im „echten Arbeitsleben“ sammeln.<br />
„Außerdem wollte ich meine<br />
Studienwahl überprüfen“, sagt die<br />
heute 46-Jährige, die ihr FSJ in<br />
einer Wohngruppe für schwerstund<br />
mehrfach behinderte Kinder<br />
machte. Dafür arbeitete sie ein<br />
Jahr lang in Vollzeit im Mehrschichtsystem.<br />
„Ich hatte liebe und<br />
geduldige Kolleginnen und Kollegen,<br />
die mir vieles beigebracht<br />
haben und mir einen guten Rückhalt<br />
gaben“, betont sie. Nach dem<br />
FSJ begann <strong>Mai</strong>ke Acker das Studium<br />
der Sonderpädagogik. „Die<br />
Erfahrungen, die ich im FSJ sammeln<br />
konnte, haben mir im Studium<br />
selbst zwar weniger weitergeholfen,<br />
in der Persönlichkeitsentwicklung<br />
aber sehr“, resümiert sie.<br />
Die heute 67-jährige Carmen A.<br />
Horstmann hat zusammen mit 20<br />
Viele junge Leute arbeiten im FSJ<br />
mit Menschen mit Behinderung.<br />
Foto: picture alliance/dpa/Jens Büttner<br />
jungen Frauen aus ganz Deutschland<br />
ihr FSJ beim Paritätischen<br />
Wohlfahrtsverband von 1972 bis<br />
1973 in Berlin absolviert. „Unentschlossen,<br />
was ich nach meinem<br />
Schulabschluss werden wollte,<br />
habe ich mich nach einer Informationsveranstaltung<br />
für ein FSJ beworben“,<br />
erinnert sie sich. Untergebracht<br />
war sie in einer ehemaligen<br />
Villa in Berlin-Grunewald, die<br />
auch gleichzeitig Jugendgästehaus<br />
war. „Wir teilten uns zu dritt ein<br />
Zimmer, heute unvorstellbar. Unsere<br />
Einsatzorte waren ein Krankenhaus,<br />
Kindergärten und sozialpädagogische<br />
Einrichtungen.“<br />
Die Arbeit im Martin-Luther-Krankenhaus<br />
vor 50 Jahren hat sie bestärkt,<br />
eine Ausbildung als Krankenpflegerin<br />
zu machen. Ein weiterer<br />
positiver Effekt: Während<br />
ihres FSJ hat sie auch ihren späteren<br />
Mann kennengelernt.<br />
Unvergessener Moment<br />
Ulrike Schneider absolvierte ihr<br />
FSJ von 1990 bis 1991 bei der AWO<br />
Gießen in einer Tagesstätte für<br />
Kinder mit Behinderung. Auch,<br />
um nach dem Abitur auf eigenen<br />
Beinen zu stehen. Sie bekam ein<br />
Zimmer in einem Wohnheim und<br />
erhielt ein kleines Taschengeld.<br />
„Die Arbeit hat total Spaß gemacht“,<br />
sagt sie. „Sehr belastend<br />
waren für mich aber die einzelnen<br />
Schicksale, die hinter jedem Kind<br />
standen. Dazu zählten nicht nur<br />
ihre speziellen Behinderungen,<br />
sondern teils auch ihre familiären<br />
Situationen, wo manchmal auch<br />
das Jugendamt eingeschaltet war.“<br />
Da sie das auch am Wochenende<br />
gedanklich beschäftigte, stand für<br />
Ulrike Schneider nach dem FSJ<br />
fest, kein Sonderschulstudium zu<br />
beginnen, sondern Haupt- und<br />
Realschullehrerin zu werden. In<br />
diesem Beruf arbeitet sie bis heute.<br />
Einen ihrer schönsten Momente<br />
im FSJ erlebte sie an ihrem letzten<br />
Arbeitstag. „Ein Junge mit Autismus,<br />
der keinerlei körperlichen<br />
Kontakt suchte und nicht sprechen<br />
konnte, kam in einer ruhigen Minute<br />
zu mir, setzte sich auf meinen<br />
Schoß, umarmte mich und gab mir<br />
einen Kuss auf die Wange. Das hat<br />
mich sehr gerührt, und ich werde<br />
das nie vergessen.“<br />
Petra J. Huschke<br />
Infos im Internet<br />
Gestaltung eines Mosaiks aus mehrfarbigen Steinen, die in ein Mörtelbett<br />
gesetzt werden: Peter Hohenauer (links) und Kinder einer Münchner<br />
Kita-Gruppe verschönern den Garten.<br />
Foto: Info Spiel e.V.<br />
Beispiele für Spielplatz-Projekte,<br />
in denen der inklusive Gedanke<br />
in die Tat umgesetzt worden ist,<br />
sowie ein Interview mit Spielraumplaner<br />
Peter Hohenauer<br />
gibt es im Internet unter:<br />
www.richter-spielgeraete.de/<br />
de/magazin/spielen-in-vielfalt
Inklusion<br />
Zeitung <strong>Mai</strong> <strong>2023</strong><br />
11<br />
Wann kommt der Aufschwung?<br />
Arbeitsmarkt für Menschen mit Behinderung stagniert – VdK hofft auf Wirkung der verschärften Ausgleichsabgabe<br />
Die Corona-Pandemie beeinträchtigt<br />
die Beschäftigungssituation<br />
von Menschen mit Behinderung<br />
bis heute. Während der allgemeine<br />
Aufschwung bereits seit<br />
2021 am Arbeitsmarkt angekommen<br />
ist, finden Schwerbehinderte<br />
noch mühsamer einen Job als zuvor.<br />
Ihre Beschäftigungsquote in<br />
den Unternehmen ist gesunken.<br />
offensichtlich zu schwach, wir<br />
machen Rückschritte statt Fortschritte“,<br />
ärgert sich Bentele. Deshalb<br />
begrüßt der VdK das neue<br />
Gesetz zur Förderung des inklusiven<br />
Arbeitsmarkts, das jüngst<br />
verabschiedet wurde und eine<br />
verdoppelte Ausgleichsabgabe für<br />
Null-Beschäftiger vorsieht (siehe<br />
VdK-Zeitung, April <strong>2023</strong>).<br />
Ab dem dritten Quartal 2021<br />
setzte am Arbeitsmarkt eine deutliche<br />
Erholung ein. Doch Menschen<br />
mit Schwerbehinderung<br />
können offenbar nicht vom Aufschwung<br />
profitieren, so das Ergebnis<br />
der Bundesagentur für Arbeit<br />
(BA) in einem aktuellen Bericht.<br />
An der Qualifikation kann das<br />
nicht liegen. Im Jahr 2021 hatten<br />
55 Prozent der arbeitslosen Menschen<br />
mit Behinderung eine Berufsausbildung<br />
vorzuweisen, bei<br />
Menschen ohne Behinderung<br />
waren es mit 45 Prozent deutlich<br />
weniger. Trotz höherer Qualifizierung<br />
sind Menschen mit Behinderung<br />
viel länger ohne Job: 47 Prozent<br />
sind zwölf Monate oder länger<br />
arbeitslos gemeldet und damit<br />
langzeitarbeitslos, bei arbeitslosen<br />
Menschen ohne Behinderung sind<br />
es nur 39 Prozent.<br />
Der hohe Anteil an Langzeitarbeitslosen<br />
ist sicherlich auch dem<br />
durchschnittlich höheren Alter<br />
von arbeitslosen Menschen mit<br />
Behinderung geschuldet. 2021 waren<br />
46 Prozent von ihnen über 55<br />
Jahre alt. Bei der Gruppe ohne<br />
Arbeiten mit Behinderung geht auch im Home-Office.<br />
Behinderung waren nur 22 Prozent<br />
älter als 55.<br />
Die Diskriminierung am Arbeitsmarkt<br />
ist also frappierend,<br />
erklärt VdK-Präsidentin Verena<br />
Bentele: „Die Zahlen der Arbeitsagentur<br />
decken sich mit den Erfahrungen<br />
von VdK-Mitgliedern mit<br />
Behinderung. Viele erzählen, dass<br />
ihre höhere Qualifikation trotz<br />
gegenteiliger Beteuerung der Arbeitgeber<br />
weniger zählt. Und das<br />
Alter wiegt doppelt so schwer bei<br />
der Suche nach einem Job, wenn<br />
jemand eine Behinderung hat.“<br />
Viele Betroffene sind gezwungen,<br />
vorzeitig in Rente zu gehen, und<br />
müssen das mit hohen Abschlägen<br />
büßen. Angesichts des Beschäftigungspotenzials<br />
von Menschen<br />
mit Behinderung kann Bentele<br />
kein Verständnis für Arbeitgeber<br />
aufbringen, die keinen Menschen<br />
mit Behinderung beschäftigen.<br />
Mehr Null-Beschäftiger<br />
Laut BA erfüllten 2021 nur 39<br />
Prozent der Unternehmen mit mindestens<br />
20 Arbeitsplätzen die gesetzliche<br />
Schwerbehindertenquote<br />
von mindestens fünf Prozent. Die<br />
Foto: picture alliance/Britta Pedersen<br />
Zahl ist im Fünfjahresvergleich<br />
sogar um 0,9 Prozent zurückgegangen.<br />
Die Quote der „Null-<br />
Beschäftiger“ unter den verpflichteten<br />
Unternehmen lag 2021 bei<br />
25,9 Prozent und damit um 0,4<br />
Prozent höher als fünf Jahre zuvor.<br />
Unternehmen, die ihre Pflichtquote<br />
gar nicht oder nur teilweise<br />
erfüllen, müssen pro unbesetztem<br />
Arbeitsplatz eine Ausgleichsabgabe<br />
zahlen. Dies soll Anreiz sein,<br />
Menschen mit Schwerbehinderung<br />
einzustellen beziehungsweise deren<br />
Arbeitsplätze zu erhalten.<br />
„Diese Anreizfunktion ist ganz<br />
Fürsorgepflicht<br />
Trotzdem sieht der VdK noch<br />
Nachbesserungsbedarf. „Die meisten<br />
Menschen haben ihren Behindertenstatus<br />
aufgrund einer Erkrankung<br />
und nicht von Geburt<br />
an. Unternehmen haben eine<br />
Fürsorgepflicht gegenüber ihren<br />
Beschäftigten. Deswegen muss die<br />
betriebliche Prävention verpflichtend<br />
werden, mit besseren Regelungen<br />
zur stufenweisen Wiedereingliederung<br />
von erkrankten<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.<br />
Zudem müssen die Schwerbehindertenvertretungen<br />
in den<br />
Unternehmen deutlich gestärkt<br />
werden“, fordert die VdK-Präsidentin.<br />
Damit lasse sich verhindern,<br />
dass so viele Beschäftigte wegen<br />
einer Behinderung ihren Arbeitsplatz<br />
verlieren.<br />
Und noch etwas muss dringend<br />
vom Tisch, sagt Bentele: „Die Kosten<br />
der Ausgleichsabgabe können<br />
Unternehmen einfach von der<br />
Steuer absetzen. Das ist mehr als<br />
kontraproduktiv für die Inklusion.“<br />
Dr. Bettina Schubarth<br />
Die Sesamstraße wird inklusiver<br />
Ab Herbst gehört Puppe Elin mit zum Team – sie ist im Rollstuhl unterwegs<br />
ESC ohne Barrieren<br />
Die ARD bietet barrierefreie Übertragung an<br />
Seit 50 Jahren begeistert die Sesamstraße<br />
Groß und Klein. Bald<br />
erhält sie Verstärkung durch eine<br />
neue Puppe.<br />
Zöpfe, gelbe Jacke, coole rosa<br />
Schuhe und ein strahlendes Lachen<br />
– das ist Elin. Wie der Norddeutsche<br />
Rundfunk (NDR) berichtet, ist<br />
das kleine Mädchen sieben Jahre alt<br />
und zieht als neue Bewohnerin in<br />
die Sesamstraße ein. Sie mag Zahlen,<br />
Technik und Handwerken. Und<br />
sie fährt in einem blauen Rollstuhl<br />
durchs Leben.<br />
Elin ist die erste Puppe mit einer<br />
Behinderung in der Sesamstraße.<br />
Dass es sie gibt, ist einer Idee von<br />
René Schaar zu verdanken. Er ist<br />
der Gleichstellungsbeauftragte im<br />
NDR und war der Ansicht, dass es<br />
für alle Kinder gleich wichtig ist,<br />
sich in der Sendung repräsentiert<br />
zu sehen.<br />
Bunt und vielfältig<br />
„Die deutsche ‚Sesamstraße‘ ist<br />
seit 50 Jahren bunt und vielfältig.<br />
Monster und Menschen aller Hautund<br />
Fellfarben sind hier zu Hause“,<br />
sagt NDR-Programmdirektor<br />
Frank Beckmann. „Jetzt wird die<br />
Puppenwelt etwas inklusiver.“<br />
Der Rollstuhl gehört zu Elins<br />
Alltag – ein Hilfsmittel, das sie<br />
braucht, weil sie nicht so gut laufen<br />
kann, erklärt Schaar. Aber das sei<br />
bei weitem nicht alles, was sie ausmacht:<br />
Denn sie ist mutig, schlau<br />
und selbstbewusst. Basteln gehört<br />
Elin zieht in die Sesamstraße ein.<br />
zu ihren Leidenschaften. Manchmal<br />
wird sie ungeduldig, wenn<br />
etwas nicht so schnell gelingt, wie<br />
sie es möchte. Eine typische Siebenjährige<br />
eben.<br />
Entwickelt wurde die Puppe von<br />
der NDR-Redaktion der Sesamstraße<br />
und dem US-amerikanischen<br />
„Sesame Workshop“. Beide<br />
kooperieren seit über 50 Jahren<br />
miteinander. Der Fernsehsender<br />
hat zudem Menschen mit Behinderung<br />
in die Entwicklung einbezogen.<br />
So konnte nach Ansicht des<br />
NDR eine realistische und glaubwürdige<br />
Figur entstehen.<br />
Manchmal, wenn die Siebenjährige<br />
bastelt, ist sie ganz in sich<br />
vertieft. So wird das in den neuen<br />
Foto: picture alliance<br />
Folgen, die noch vor kurzem im<br />
Studio Hamburg gedreht wurden,<br />
erzählt. Wird Elin dann angesprochen,<br />
kann es vorkommen, dass sie<br />
sich verhaspelt und Worte auf lustige<br />
Weise vertauscht.<br />
Gebaut wurde die Puppe von der<br />
Jim Henson Company, und der<br />
Rollstuhl ist in den Werkstätten<br />
des NDR entstanden. Mit Hilfe der<br />
Puppenspielerin Iris Schleuss und<br />
der Handspielerin Charlie Kaiser<br />
erwacht sie zum Leben.<br />
Die neuen Folgen mit Elin laufen<br />
ab Herbst. Sie sind in der ARD-<br />
Mediathek, auf dem Kinderkanal<br />
KiKa, im NDR-Fernsehen und auf<br />
der Webseite www.sesamstrasse.<br />
de zu sehen. Kristin Enge<br />
37 Länder sind in diesem Jahr beim<br />
Eurovision Song Contest (ESC) in<br />
Liverpool vertreten. Der Norddeutsche<br />
Rundfunk überträgt den<br />
Songcheck, die Halbfinale sowie<br />
das Finale am Samstag, 13. <strong>Mai</strong>,<br />
auch für Menschen mit einer Hörund<br />
Sehbehinderung komplett<br />
barrierefrei.<br />
Zu den ESC-Shows aus Liverpool<br />
ist ein umfangreiches barrierefreies<br />
Angebot geplant. Während<br />
der Live-Übertragungen werden<br />
Untertitel erstellt, die als Text am<br />
unteren Bildrand eingeblendet<br />
werden. Auf einer zusätzlichen<br />
Tonspur gibt es eine sogenannte<br />
Audiodeskription, die die Bilder<br />
der Show beschreibt, beispielsweise<br />
die Kostüme der Künstlerinnen<br />
und Künstler, den Bühnenaufbau<br />
und die Show. Für Menschen mit<br />
Hörbehinderung wird das Finale<br />
zusätzlich in einer Fassung mit<br />
internationaler Gebärdensprache<br />
übertragen. In Deutschland ist die<br />
Live-Show mit Gebärdendolmetscherin<br />
im Programm von EinsPlus<br />
zu sehen. Diese Version wird<br />
außerdem auf der Webseite<br />
eurovision.de übertragen.<br />
Die beiden Halbfinale finden am<br />
Dienstag, 9. <strong>Mai</strong>, sowie am Donnerstag,<br />
11. <strong>Mai</strong>, jeweils von 21 bis<br />
23.10 Uhr statt. Das große Finale<br />
in der Liverpool-Arena ist am<br />
Samstag, 13. <strong>Mai</strong>, von 21 bis 0.45<br />
Uhr. Wer die Livesendungen verpasst<br />
hat, kann die Wiederholungen<br />
später in der ARD-Mediathek<br />
ansehen.<br />
ali
12 Zeitung <strong>Mai</strong> <strong>2023</strong> VdK-TV<br />
Aktuelle Filme auf VdK-TV<br />
VdK-TV<br />
Die Redaktion des Videoportals<br />
VdK-TV informiert Sie regelmäßig<br />
zu wichtigen sozialen und rechtlichen<br />
Themen. Folgende nebenstehende<br />
neue Filme sind unter<br />
www.vdktv.de ab sofort abrufbar:<br />
VdK-TV AUF SPORT1<br />
Filme von VdK-TV sind in der Sendung<br />
MIT EINANDER bei Sport1<br />
im Fernsehen zu sehen. Im <strong>Mai</strong><br />
informieren wir über das Deutschlandticket,<br />
mit dem man ab dem<br />
1. <strong>Mai</strong> bundesweit den öffentlichen<br />
Personennahverkehr unabhängig<br />
von Landesgrenzen oder<br />
Tarifgebieten für 49 Euro im Monat<br />
nutzen kann. Außerdem berichten<br />
wir über die Regelungen beim<br />
Hinzuverdienst in der Rente.<br />
20. <strong>Mai</strong> Sendetermin ist der<br />
dritte <strong>Mai</strong>- Samstag<br />
um 9.30 Uhr.<br />
23. <strong>Mai</strong> Am Dienstag darauf<br />
wird die Sendung um<br />
15.30 Uhr wiederholt.<br />
Bei einer Reha stehen oft Entspannungstechniken wie Yoga auf dem Programm.<br />
„Rat und Tat“<br />
Ob Krankheit, Operation oder<br />
Überlastung durch Beruf und Familie<br />
– es gibt viele Gründe, warum<br />
Menschen bei der Deutschen Rentenversicherung<br />
eine Reha beantragen.<br />
Die neue Folge aus der<br />
Ratgeberreihe „Rat und Tat“ mit<br />
dem VdK-Rechtsexperten Daniel<br />
Overdiek und VdK-Moderator Kai<br />
Steinecke informiert und gibt Tipps,<br />
die dabei helfen können, dass der<br />
Antrag erfolgreich ist. Zwei Grundsätze<br />
sind bei einer Reha zu beachten:<br />
Wer sie beantragt, muss mindestens<br />
15 Jahre rentenversichert<br />
sein oder in den letzten zwei Jahren<br />
für mindestens sechs Monate Beiträge<br />
in die Rentenkasse eingezahlt<br />
haben. Außerdem gilt die Formel:<br />
„Reha vor Rente“. Das heißt, der<br />
Aufenthalt soll dazu dienen, dass<br />
die Betroffenen wieder fit für den<br />
Arbeitsalltag werden. Zumindest<br />
soll verhindert werden, dass sich<br />
ihre Arbeitsfähigkeit weiter verschlechtert.<br />
Die Deutsche Rentenversicherung<br />
verspricht sich davon,<br />
dass „Versicherte länger erwerbstätig<br />
sind und der Rentenversicherung<br />
darüber hinaus auch als aktive<br />
Beitragszahler erhalten bleiben“.<br />
Foto: Pixabay<br />
Trotzdem kommt es vor, dass eine<br />
Reha nicht bewilligt wird. In dieser<br />
Situation hilft der VdK, Widerspruch<br />
gegen den ablehnenden Bescheid<br />
einzulegen.<br />
Arztrezepte<br />
Das rosafarbene Kassenrezept ist<br />
den hierzulande 73 Millionen Patientinnen<br />
und Patienten, die gesetzlich<br />
versichert sind, besonders<br />
vertraut. Das Privatrezept hingegen<br />
hat in vielen Fällen eine blaue oder<br />
grüne Farbe. Arztrezepte in gedruckter<br />
Form sind ein Auslaufmodell<br />
und werden langfristig durch<br />
eine digitale Version ersetzt. Dann<br />
ist in der Apotheke oder im Sanitätshaus<br />
ein Mobilgerät vorzuzeigen,<br />
um das vom Arzt verschriebene<br />
Medikament oder Hilfsmittel zu<br />
bekommen. Der Beitrag klärt mit<br />
einer kleinen Farbenlehre darüber<br />
auf, welche Angaben auf jedem<br />
Rezept vorhanden sein müssen.<br />
Deutschlandticket<br />
Das 9-Euro-Ticket war im Sommer<br />
2022 ein Kassenschlager und wurde<br />
52 Millionen Mal verkauft. Nun<br />
soll ab <strong>Mai</strong> im öffentlichen Nahverkehr<br />
das Deutschlandticket gelten.<br />
Es kostet 49 Euro und wird bereits<br />
seit Anfang April verkauft. Der Verband<br />
Deutscher Verkehrsunternehmen<br />
rechnet damit, dass dadurch<br />
etwa 5,6 Millionen neue Kundinnen<br />
und Kunden gewonnen werden<br />
können. Weitere elf Millionen Inhaberinnen<br />
und Inhaber einer Monatskarte<br />
ihres regionalen Verkehrsverbunds<br />
werden der Prognose<br />
zufolge zum Deutschlandticket<br />
wechseln. Der Sozialverband VdK<br />
kritisiert, dass der Startpreis zu<br />
hoch ist, zumal sich dieser im Lauf<br />
der Zeit wohl noch erhöhen dürfte.<br />
Er fordert ein Sozialticket zum Preis<br />
von 29 Euro, wie es einige Bundesländer<br />
bereits anbieten. Der VdK<br />
wehrt sich zudem entschieden gegen<br />
die Pläne, das Ticket nur digital<br />
anzubieten. Damit der öffentliche<br />
Personennahverkehr tatsächlich<br />
attraktiver wird, braucht es darüber<br />
hinaus aus Sicht des Sozialverbands<br />
mehr Barrierefreiheit.<br />
Entdecken Sie alle Seiten des<br />
SozialverbandsVdK!<br />
Ob klassisch oder digital –der VdK nutzt viele<br />
Medien, um seine Mitglieder aktuell und umfassend<br />
zu informieren. Mit einer Auflage von<br />
1,8 Millionen Exemplaren gehört dieVdK-Zeitung<br />
zu den größten und bedeutendsten Mitgliederzeitungen<br />
bundesweit.Wer stetsauf dem<br />
Laufenden bleibenwill, nutzt die Online-Kanäle<br />
des Sozialverbands VdK: Ausführliche Hintergrundinfos<br />
finden Sie auf der VdK-Webseite,<br />
Tipps und Anregungen bekommenSie über unsere<br />
regelmäßigen Newsletter,stundenaktuelle<br />
Meldungeninden Sozialen Medien.Dazu liefert<br />
VdK-TV kostenloseVideos mit gut aufbereiteten<br />
Ratgeberthemen. VdK zum Hören gibt es<br />
im Podcast „In guter Gesellschaft“.<br />
Nutzen Sie das<br />
umfangreiche<br />
VdK-Medienangebot.<br />
Schauen Sie vorbei!<br />
www.vdk.de<br />
www.youtube.com/<br />
vdktv<br />
www.facebook.com/<br />
VdK.Deutschland<br />
www.twitter.com/<br />
VdK_Deutschland<br />
www.instagram.com/<br />
vdk_deutschland<br />
www.vdktv.de
Rheinland-Pfalz Zeitung <strong>Mai</strong> <strong>2023</strong> 13<br />
LANDESVERBAND<br />
Gender-Medizin<br />
Arzneimittel für Frauen<br />
und Männer Seite 14<br />
Sozialrechtstipp<br />
Kostenübernahme von<br />
Hausnotruf Seite 14<br />
Ehrenamt vor Ort<br />
Aktionen der Orts- und<br />
Kreisverbände Seite 15<br />
Häusliche Pflege... was nun?<br />
Gelungener Abschluss der VdK-Kampagne: Pflege-Tag im VdK-Kreisverband Bernkastel-Zell<br />
Nächstenpflege braucht Kraft und<br />
Unterstützung – um dieses Motto<br />
der VdK-Kampagne in die Fläche<br />
zu tragen, hat der Kreisverband<br />
Bernkastel-Zell gemeinsam mit<br />
dem Ortsverband Gonzerath-Hundheim<br />
einen Info-Pflegetag<br />
organisiert. Unter der Überschrift<br />
„Häusliche Pflege... was<br />
nun?“ sprachen Angehörige und<br />
Interessierte mit Fachleuten über<br />
ambulante Pflegedienstleistungen.<br />
Höhepunkt der Veranstaltung<br />
war die hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion.<br />
GESUCHT!<br />
Beratende für<br />
Barrierefreiheit<br />
Praxisbespiel: Ortsbegehung in<br />
der Gemeinde.<br />
Foto: Ehl<br />
Der Sozialverband VdK fordert<br />
und fördert Barrierefreiheit. Dafür<br />
suchen wir ehrenamtliche<br />
VdK-Beraterinnen und Berater<br />
für barrierefreies Bauen und<br />
Wohnen, die<br />
• Privatleute beraten, zum<br />
Beispiel wenn ein Bad barrierefrei<br />
umgebaut oder eine<br />
Wohnung rollstuhlgerecht gestaltet<br />
werden soll.<br />
• Stellungnahmen verfassen<br />
für Bauträger und Gemeinden,<br />
zum Beispiel wenn eine Stadthalle<br />
oder ein Busbahnhof<br />
barrierefrei werden soll.<br />
• sich in ihrer Region für Barrierefreiheit<br />
einsetzen.<br />
Der Aufwand beträgt einige<br />
Stunden im Monat, je nach Anzahl<br />
der Anfragen. Zudem gibt<br />
es ein erstes Grundlagenseminar,<br />
um alle Beratende auf denselben<br />
Wissensstand zu bringen,<br />
sowie zweimal im Jahr Auffrischungsschulungen<br />
und Austauschtreffen.<br />
Falls also Ihr Herz für Barrierefreiheit<br />
brennt und Sie bauliche<br />
Vorkenntnisse haben – zum<br />
Beispiel als Handwerker, Architektin<br />
oder Ingenieur – freuen wir<br />
uns über Ihre Rückmeldung!<br />
Machen Sie unser Land barrierefrei<br />
– mit Ihrer Fachkompetenz,<br />
Hilfsbereitschaft und ehrenamtlicher<br />
Begeisterung.<br />
Jetzt melden!<br />
Sie sind interessiert oder haben<br />
eine Nachfrage? Schreiben Sie<br />
einfach eine E-<strong>Mai</strong>l an Moritz<br />
Ehl, Leiter der Abteilung Sozialpolitik<br />
und Sozialrecht.<br />
barrierefrei@rlp.vdk.de<br />
Über 150 Besucherinnen und<br />
Besucher, elf Info-Stände und viele<br />
prominente Gäste – die VdK-Veranstaltung<br />
in der Baldenauhalle<br />
Morbach zeigte beeindruckend,<br />
welche Strahlkraft der Sozialverband<br />
VdK landesweit hat.<br />
„Wir wollten eine Mischung machen<br />
aus Messe und politischer<br />
Debatte“, erklärte Rebecca Scherer,<br />
Ortsverbandsvorsitzende von<br />
Gonzerath-Hundheim und Mitorganisatorin.<br />
„Daher freue ich mich,<br />
dass so viele Pflegedienste aus der<br />
Region gekommen sind, und dass<br />
die Podiumsdiskussion beim Publikum<br />
so gut ankommt.“<br />
Gleich zu Beginn forderte die<br />
VdK-Präsidentin Verena Bentele,<br />
dass pflegende Angehörige stärker<br />
unterstützt werden müssten – zum<br />
Beispiel durch zusätzliche Rentenpunkte<br />
und einen Pflegelohn sowie<br />
durch deutlich mehr Hilfsangebote:<br />
„85 Prozent der Haushalte,<br />
in denen gepflegt wird, haben noch<br />
nie Kurzzeitpflege in Anspruch<br />
genommen. Es fehlt das Angebot,<br />
und zwar in allen Bereichen.“<br />
Diese Erfahrung bestätigt auch<br />
Dr. Carola Weber vom <strong>Mai</strong>nzer<br />
Zentrum für ambulante Hospizund<br />
Palliativversorgung: „Wir betreuen<br />
viele pflegebedürftige Kinder,<br />
deren Familien häufig erschöpft<br />
sind und dringend<br />
Unterstützung durch einen ambulanten<br />
Kinderkrankenpflegedienst<br />
benötigen würden.“<br />
Für Dr. Markus <strong>Mai</strong>, Präsident<br />
der Landespflegekammer, liegen<br />
viele Probleme an den schlechten<br />
Arbeitsbedingungen: „In der Branche<br />
ist die Belastung hoch und der<br />
Lohn niedrig. Wir müssen den<br />
Pflegeberuf attraktiver machen,<br />
sonst steht bald auch die häusliche<br />
Pflege vor dem Kollaps.“<br />
Ein Grund für die raren Hilfsangebote<br />
liege in der Bürokratie,<br />
kritisierte eine Zuhörerin: „Mit<br />
dem Entlastungsbeitrag von 125<br />
Euro monatlich soll man zum Beispiel<br />
eine Nachbarin bezahlen,<br />
wenn sie im Haushalt hilft. Dafür<br />
muss diese ein polizeiliches Führungszeugnis<br />
vorlegen, einen Erste-Hilfe-Kurs<br />
machen und alles bei<br />
der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion<br />
in Trier anmelden.<br />
Da würde ich sagen: Nein danke!“<br />
Daran anschließend forderte<br />
CDU-Landtagsabgeordneter Michael<br />
Wäschenbach: „Die Landesregierung<br />
muss diese Verfahren<br />
dringend vereinfachen. In anderen<br />
Bundesländern sind die Hürden<br />
nicht so hoch. In Rheinland-Pfalz<br />
können nicht einmal die Hälfte der<br />
bezugsberechtigten Menschen diese<br />
125 Euro in Anspruch nehmen.<br />
Das ist eine große Ungerechtigkeit,<br />
die wir seit Jahren kritisieren.“<br />
SPD-Landtagsabgeordnete Kathrin<br />
Anklam-Trapp verteidigte<br />
Hochkarätige Podiumsdiskussion, von links: Irene Baranowsky, Pflegedirektorin des Verbundkrankenhauses<br />
Bernkastel/Wittlich, CDU-Landtagsabgeordneter Michael Wäschenbach, SPD-Landtagsabgeordnete Kathrin<br />
Anklam-Trapp, Moderator Marcus Heintel, VdK-Präsidentin Verena Bentele, Landespflegekammerpräsident<br />
Dr. Markus <strong>Mai</strong> und Dr. Carola Weber vom Zentrum für ambulante Hospiz- und Palliativversorgung <strong>Mai</strong>nz.<br />
die Regelung; man müsse gewisse<br />
Qualitätsstandards einhalten, um<br />
die Pflegebedürftigen zu schützen.<br />
Außerdem nehme Rheinland-Pfalz<br />
eine Vorbildfunktion ein: „Bei uns<br />
gibt es 135 Pflegestützpunkte, so<br />
viel wie in kaum einem anderen<br />
Bundesland. Und mit der GemeindeschwesterPlus<br />
haben wir ein<br />
funktionierendes Frühwarnsystem,<br />
um die Haushalte rechtzeitig<br />
auf die kommende Pflegebedürftigkeit<br />
vorzubereiten.“<br />
Die fehlenden Unterstützungsangebote<br />
fielen auch ins Gewicht,<br />
wenn Menschen aus dem Krankenhaus<br />
kommen und weiter gepflegt<br />
werden müssten, erläuterte<br />
Irene Baranowsky, Pflegedirektorin<br />
des Verbundkrankenhauses<br />
Bernkastel/Wittlich: „Es ist fast<br />
unmöglich, häusliche Pflege spontan<br />
organisiert zu bekommen.“<br />
Und so zeigte die Diskussion,<br />
was VdK-Landesverbandsvorsitzender<br />
Willi Jäger bereits in seiner<br />
Begrüßung betont hatte: „Die Situation<br />
der häuslichen Pflege verschärft<br />
sich. Zurzeit gibt es in<br />
Rheinland-Pfalz rund 250 000<br />
Pflegebedürftige. Das ist ein Anstieg<br />
von 50 Prozent in fünf Jahren<br />
– und die Babyboomergeneration<br />
kommt erst noch. Die Politik muss<br />
jetzt handeln, sonst werden die<br />
Probleme wachsen – wie ein<br />
Schneeball, der ins Tal schießt und<br />
zur Lawine wird.“<br />
fin<br />
SWR-Interview mit VdK-Präsidentin<br />
Verena Bentele.<br />
Pflege mit Übungsdummy.<br />
VdK-Landesverbandsvorsitzender<br />
Willi Jäger hielt ein Grußwort.<br />
Großer Andrang an den Ständen.<br />
VdK-Kreisverbandsvorsitzender Albert Görgen (6. von links) gratulierte allen ehren- und hauptamtlichen Helferinnen<br />
und Helfer zur gelungenen Veranstaltung. Mit dabei auch das Orga-Team, bestehend aus Rebecca<br />
Scherer (3. von links), Doris Wilbert (5. von links) und Christa Göhlen (rechts).<br />
Foto: Dölen<br />
Foto: Finkenzeller<br />
Fotos: Finkenzeller<br />
Fotos: Dölen
14 Zeitung <strong>Mai</strong> <strong>2023</strong><br />
Rheinland-Pfalz<br />
Kommt die Beitragsanpassung?<br />
Landesverbandsausschuss diskutiert über Anträge zum Landesverbandstag<br />
Arzneimittel sind männlich<br />
Kaiserslautern: Vortrag über Gender-Medizin<br />
Ausschussmitglieder mit Gästen, von links: Landesverbandsschatzmeister Karl-Rainer Heiderich, Karl Josef<br />
Mahlberg, Volker Erbach, Ausschussvorsitzender Ulrich Stilz, Sprecher der Revisoren Manfred Olbrich, Otto<br />
Stridde, Klaus Nummer, Landesverbandsvorsitzender Willi Jäger, Manfred Grötz, Clemens Mann und SopoA-Vorsitzender<br />
Uwe Bentz.<br />
Foto: Finkenzeller<br />
Von links: Moritz Ehl, Leiter der Abteilung Sozialpolitik und Sozialrecht, die<br />
VdK-Expertinnen Bettina Grabe und Merle Köppelmann, Ehrenamtskoordinatorin<br />
Melanie Würtz, Barmer-Referentin Dunja Kleis, Kreisverbandsvorsitzender<br />
Bernd Hofmann und Landesfrauenvertreterin Elke Wagner-Gundacker.<br />
Foto: VdK<br />
Die richtigen Weichen für die Zukunft<br />
stellen – diese Aufgabe hat<br />
der Landesverbandstag, der am<br />
20. Oktober nach über vier Jahren<br />
wieder stattfindet. Rund 230 Delegierte<br />
aus ganz Rheinland-Pfalz<br />
reisen dann nach <strong>Mai</strong>nz und entscheiden<br />
über Satzungsänderungen,<br />
sozialpolitische Anträge und<br />
finanzielle Rahmenbedingungen.<br />
Mit dabei sind auch die Mitglieder<br />
des VdK-Landesverbandsausschusses,<br />
die vorbereitend über<br />
die wichtigsten Anträge tagten.<br />
„Als Landesverbandsausschuss<br />
sind wir ein Kontrollorgan, ähnlich<br />
wie ein Aufsichtsrat“, erklärte<br />
der Vorsitzende Uli Stilz bei einer<br />
Arbeitstagung in Oberwinter.<br />
„Deswegen besprechen wir schon<br />
im Vorfeld alle anstehenden Themen,<br />
wägen Pro und Contra ab<br />
und bilden uns eine eigene Meinung.“<br />
Besonders wichtig sei dieses Jahr<br />
der Landesverbandstag im Oktober,<br />
denn dort werde auch über die<br />
finanzielle Ausstattung des VdK<br />
Rheinland-Pfalz entschieden. Deswegen<br />
war auch Landesverbandsvorsitzender<br />
Willi Jäger gekommen,<br />
um dem Ausschuss sein<br />
Konzept für eine Beitragsanpassung<br />
zu präsentieren.<br />
„Viele unserer VdK-Kreisgeschäftsstellen<br />
kriechen förmlich<br />
auf dem Zahnfleisch“, so Jäger.<br />
„Die Mieten steigen, die Energiekosten<br />
steigen und die Personalkosten<br />
ebenso. Wenn wir weiterhin<br />
unsere umfassende Sozialrechtsberatung<br />
anbieten möchten, müssen<br />
wir den Mitgliedsbeitrag erhöhen.<br />
Das ist aus meiner Sicht<br />
zwingend, wenn man sich die<br />
Zahlen anschaut.“ Auf dem Landesverbandstag<br />
werde es also weniger<br />
um das Ob, sondern vielmehr<br />
um das Wie gehen.<br />
Allerdings versicherten sowohl<br />
Willi Jäger als auch die Ausschussmitglieder,<br />
dass es eine sozialverträgliche<br />
Lösung geben werde.<br />
„Die Delegierten am Landesverbandstag<br />
sind alle VdKlerinnen<br />
und VdKler – sie wissen, wie die<br />
Basis tickt“, sagte Stilz. „Ziel ist,<br />
dass kein Mitglied überfordert<br />
wird, aber der VdK handlungsfähig<br />
bleibt. Damit wir weiterhin allen<br />
Hilfesuchenden sagen können: Wir<br />
sind an Ihrer Seite!“ fin<br />
Frauen sind kleine Männer – nach<br />
diesem Motto entwickelte die Forschung<br />
jahrzehntelang Arzneimittel.<br />
Getestet wurde ausschließlich<br />
an Männern, die Dosierung wurde<br />
übers Körpergewicht bestimmt.<br />
Doch die so genannte „Gender-Medizin“<br />
hat herausgefunden,<br />
dass Frauen und Männer anders<br />
krank werden – und somit anders<br />
behandelt werden müssen. Darüber<br />
hielt Dunja Kleis, Landesgeschäftsführerin<br />
der Barmer Rheinland-Pfalz/Saarland,<br />
einen Vortrag<br />
im Kreisverband Kaiserlautern.<br />
„Frauen und Männer haben<br />
nicht den gleichen Stoffwechsel<br />
und nicht die gleichen hormonellen<br />
Voraussetzungen. Deswegen<br />
verarbeiten sie Wirkstoffe unterschiedlich<br />
– mit teils fatalen Folgen“,<br />
erläuterte Barmer-Expertin<br />
Dunja Kleis. „Zum Beispiel kann<br />
falsche Medikation nach Operationen<br />
zu einer höheren Sterblichkeit<br />
bei Frauen führen. Auch werden<br />
Herzinfarkte zu spät erkannt.“<br />
Die Gender-Medizin nehme beide<br />
Geschlechter unter die Lupe. Ziel<br />
sei eine bessere ärztliche Versorgung<br />
für alle Menschen.<br />
VdK-Landesfrauenvertreterin<br />
Elke Wagner-Gundacker, die den<br />
Vortrag zum Weltfrauentag angestoßen<br />
hatte, freute sich über die<br />
anschließende Diskussion. „Wir<br />
Frauen haben verstanden, dass wir<br />
das Thema in die Fläche tragen<br />
müssen. Denn jede von uns hat das<br />
Recht auf eine passgenaue Behandlung!“<br />
<br />
fin<br />
SOZIALRECHTSTIPP<br />
Hausnotruf gibt Sicherheit<br />
Kostenübernahme durch Pflegekasse oder Sozialhilfeträger – Voraussetzungen und Ausnahmen<br />
Hausnotrufsysteme geben Sicherheit<br />
und fördern die Selbstständigkeit<br />
im eigenen Zuhause – vor<br />
allem bei Älteren, Pflegebedürftigen<br />
oder Menschen mit Behinderung.<br />
Zudem werden die Angehörigen<br />
entlastet, weil sie sicher sein<br />
können, dass im Notfall schnell<br />
professionelle Hilfe zu ihren Liebsten<br />
kommt. Unter welchen Voraussetzungen<br />
der Hausnotruf bezahlt<br />
wird, klärt unser Sozialrechtstipp.<br />
Das Hausnotrufsystem besteht<br />
aus einem wasserdichten Funksender,<br />
den man um den Hals oder am<br />
Handgelenk trägt, und einer Basisstation<br />
mit Freisprechanlage. Über<br />
den Alarmknopf wird umgehend<br />
eine vorher eingespeicherte Notrufnummer<br />
gewählt. Das kann ein<br />
Nachbar sein oder eine Verwandte,<br />
besser ist aber eine rund um die<br />
Uhr besetzte Notrufzentrale.<br />
Die Reichweite des Funksenders<br />
beträgt bis zu 50 Meter. Alle Notrufgeräte<br />
sind durch einen Akku<br />
gegen einen Stromausfall von 10<br />
bis 20 Stunden geschützt.<br />
Den Basistarif von 25,50 Euro<br />
monatlich und die einmalige Anschlussgebühr<br />
von maximal 50<br />
Ohne Sorgen das Leben genießen: Der Hausnotruf am Handgelenk macht‘s möglich.<br />
Euro bezahlt die Pflegeversicherung<br />
unter bestimmten Voraussetzungen.<br />
Erstens müssen die Antragstellenden<br />
einen Pflegegrad<br />
haben. Zweitens müssen sie krankheitsbedingt<br />
sturzgefährdet sein,<br />
also zum Beispiel unter Gleichgewichts-<br />
oder Bewusstseinsstörungen<br />
leiden. Drittens müssen sie<br />
überwiegend alleine leben oder<br />
gemeinsam mit anderen Personen,<br />
die aber selbst körperlich oder<br />
geistig beeinträchtigt sind und im<br />
Notfall nicht helfen könnten. Nicht<br />
übernommen werden die Kosten<br />
rund um den Festnetzanschluss. In<br />
vielen Einrichtungen des betreuten<br />
Wohnens ist die Gebühr für ein<br />
Foto: Brigitte Hiss / DRK<br />
Hausnotrufsystem in der Grundpauschale<br />
übrigens bereits enthalten.<br />
Ausnahmen<br />
Neben dem Basistarif gibt es<br />
Komforttarife wie beispielsweise<br />
Schlüsselhinterlegung, regelmäßige<br />
Kontrollanrufe oder Erinnerung<br />
an die Medikamenteneinnahme.<br />
Diese Leistungen müssen selbst<br />
gezahlt werden. Doch auch hier<br />
gilt: Ausnahmen bestätigen die<br />
Regel. Hat man keinen Pflegegrad<br />
und kann aber nachweisen, dass<br />
man einen Hausnotruf als Basisoder<br />
Komforttarif behinderungsbedingt<br />
braucht, können die Kosten<br />
ebenfalls übernommen werden<br />
– entweder von der Pflegekasse<br />
oder bei Bedürftigkeit vom zuständigen<br />
Sozialhilfeträger.<br />
Tipp: Bevor Sie einen Vertrag mit<br />
dem Hausnotrufanbieter abschließen,<br />
sollten Sie das Kleingedruckte<br />
genau lesen. Vergleichen Sie bei<br />
der Auswahl nicht nur die Kosten<br />
für die Anschaffung, sondern die<br />
Gesamtkosten über einen längeren<br />
Zeitraum, zum Beispiel ein Jahr.<br />
Und wählen Sie einen Betreuungsdienst,<br />
der tatsächlich rund um die<br />
Uhr erreichbar ist, auch an Sonnund<br />
Feiertagen.<br />
Der Sozialverband VdK berät<br />
nur beim Pflegezuschuss, nicht<br />
aber zur Qualität der Anbieter –<br />
dafür sind die Verbraucherzentralen<br />
eine gute Anlaufstelle.<br />
Ida Schneider
Rheinland-Pfalz Zeitung <strong>Mai</strong> <strong>2023</strong> 15<br />
AKTIVITÄTEN DER KREIS- UND ORTSVERBÄNDE<br />
Fell-Riol<br />
Osann-Monzel<br />
Neues Vorstandsteam<br />
Kreisverbandstag in Neuwied<br />
Das neue Vorstandsteam des Ortsverbands Fell-Riol, Kreisverband<br />
Trier-Saarburg, stellt sich vor. Neben dem stellvertretenden Kreisverbandsvorsitzenden<br />
Karl-Rainer Heiderich sieht man auf dem Bild von<br />
links: Revisorin Helga Mattes, Beisitzer Manfred Körperich, Schriftführerin<br />
Renate Knürr, Beisitzerin Ida Jacobs, Revisorin Renate Schmitt,<br />
Kassenverwalter Winfried Dücker, Ortsverbandsvorsitzender Herbert<br />
Kasler sowie den stellvertretenden Vorsitzenden Heinz Billen.<br />
Konken<br />
Der Ortsverband Konken, Kreisverband Kusel, präsentiert seinen<br />
neuen Vorstand. Das Bild zeigt von links: Revisor Frank Weidig, stellvertretender<br />
Ortsverbandsvorsitzender Fritz Emrich, Schriftführerin<br />
Margit Gilcher-Pontes, Kassenverwalter Willi Gilcher, Vorsitzender<br />
Leroy Posch, Beisitzer Jürgen Stolingwa, Beisitzerin Ingrid Morgenstern<br />
und Revisor Stefan von Ehr. Nicht im Bild: Beisitzerin Monika Posch.<br />
Irmtraut-Seck<br />
Im Ortsverband Osann-Monzel,<br />
Kreisverband Wittlich-Daun, wurden<br />
zahlreiche treue Mitglieder<br />
ausgezeichnet. So ehrte Vorsitzender<br />
Karl-Heinz Licht (rechts)<br />
Hermann-Josef Ternes (links) für<br />
30 Mitgliedsjahre und Peter Petri<br />
für 20-jährige Verbandszugehörigkeit.<br />
Alf<br />
Im Ortsverband Alf, Kreisverband<br />
Cochem-Zell, ehrte der<br />
Kreisverbandsvorsitzende<br />
Andreas Peifer (links) treue Mitglieder.<br />
Das Bild zeigt ihn mit<br />
Theo Weghaus (Mitte), der sein<br />
zehnjähriges Jubiläum feierte,<br />
sowie dem Ortsverbandsvorsitzenden<br />
Karl Heinz Bömer.<br />
Gutenberg<br />
Neue und bekannte Gesichter: Das neue Vorstandsteam präsentiert sich.<br />
Anlässlich seines 27. Kreisverbandstages<br />
ludt der Kreisverband Neuwied<br />
Delegierte aus seinen 25<br />
Ortsverbänden ein. Bei der Vorstandswahl<br />
wurde Hans Werner<br />
Kaiser für weitere vier Jahre als<br />
Vorsitzender bestätigt. Neu im<br />
Vorstand sind Michaela Seuser als<br />
stellvertretende Vorsitzende,<br />
Christa Geiß als Kreisverbandsschatzmeisterin<br />
und Rüdiger Hof<br />
als Schriftführer. Bestätigt wurde<br />
zudem Gisela Stahl als stellvertretende<br />
Vorsitzende.<br />
Hans Werner Kaiser begrüßte<br />
neben den Delegierten auch Landrat<br />
Achim Hallerbach, den ersten<br />
Kreisbeigeordneten Michael Mahlert,<br />
den Bundestagsabgeordneten<br />
Martin Diedenhofen sowie den<br />
VdK-Landesverbandsvorsitzenden<br />
Willi Jäger als Ehrengäste.<br />
In ihren Tätigkeitsberichten zogen<br />
Kaiser sowie die Kreisgeschäftsführerin<br />
Doreen Borges eine positive<br />
Bilanz der Geschäftsjahre 2019 bis<br />
2022. So erhöhte sich der Mitgliederstand<br />
im Berichtsraum um 20,18<br />
Prozent auf über 8047.<br />
Anschließend fand unter der<br />
Wahlleitung von Sven Lefkowitz<br />
die Vorstandswahl statt. Der Vorstand<br />
besteht aus Kreisverbandsvorsitzendem<br />
Hans Werner Kaiser,<br />
seinen Stellvertreterinnen Gisela<br />
Stahl und Michaela Seuser,<br />
Schatzmeisterin Christa Geiß,<br />
Schriftführer Rüdiger Hof und<br />
Frauenvertreterin Andrea Pizzato.<br />
Weiterhin gehören dem Kreisvorstand<br />
als Beisitzer an: Wolfgang<br />
Bayer, Josef Over, Cornelia<br />
Schmidt-Regener, Martina Beate<br />
Jakoby, Kurt Hoffmann, Oskar<br />
Germscheid, Thomas Eckart, Norbert<br />
Faltin und Otto Isaak.<br />
Als Revisoren wurden Uwe<br />
Sendker und Ralf Hausmann gewählt.<br />
Ihre Stellvertreter sind<br />
Werner Hammes und Thomas<br />
Kapp.<br />
Dausenau-Singhofen-Winden<br />
Im Ortsverband Irmtraut-Seck, Kreisverband Westerwald, wurden<br />
Richard Betz, Hans-Georg Güth, Rainer Hering, Hans-Joachim Nitsch,<br />
Harry Heinz, Josef Heun und Bernd Jung für ihre langjährige Treue<br />
ausgezeichnet. Die Vorsitzende Kerstin Burkhardt (Dritte von links)<br />
und der stellvertretende Kreisverbandsvorsitzende Karl Erich Klöckner<br />
(rechts) übernahmen die Ehrungen.<br />
Trier-Zewen<br />
Im Ortsverband Gutenberg,<br />
Kreisverband Bad-Kreuznach,<br />
wurde anlässlich der Mitgliederversammlung<br />
das Vorstandsteam<br />
neu gewählt. Ortsverbandsvorsitzender<br />
ist Dieter<br />
Mattern (Mitte), sein Stellvertreter<br />
Klaus-Peter Benzin (links) und<br />
Beisitzer Gerd Gondorf (rechts).<br />
Bollenbach-Tal<br />
Im Rahmen der Jahreshauptversammlung des Ortsverbands Dausenau-Singhofen-Winden,<br />
Kreisverband Rhein-Lahn wurden Gerd Jung<br />
(Zweiter von links) und Doris Huth (Dritte von links) für 20 VdK-Jahre sowie<br />
Sascha und Ina Müller (rechts daneben) für je zehn Jahre Verbandstreue<br />
geehrt. Zu den Gratulanten zählten der stellvertretende Kreisverbandsvorsitzende<br />
Wolfgang Stüber (links) und der Orts- und Kreisverbandsvorsitzende<br />
sowie Landesverbandsschriftführer Rainer Zins.<br />
<strong>Mai</strong>nz-Hechtsheim<br />
Im Ortsverband Trier-Zewen ehrten Vorsitzende Rüdiger Fusenig (Zweiter<br />
von rechts) und der Kreisverbandsvorsitzende Werner Faber (Fünfter<br />
von rechts) treue Mitglieder. Das Bild zeigt von links (Mitgliedsjahre in<br />
Klammern): Hermann und Renate Karl (20), Horst Czinszoll (10), Artur<br />
Konrath (20), Paul Clemens (10), Werner Faber, Helga Marshall (10),<br />
Walter Stemper (30), Rüdiger Fusenig und Jürgen Bulkow (20). Nicht im<br />
Bild: Beate Loskill (10) und Josefine Schüssler (10).<br />
Im Ortsverband Bollenbachtal,<br />
Kreisverband Birkenfeld, wurde<br />
die VdKlerin Martha Schneider<br />
(Mitte) für 75-jährige Verbandszugehörigkeit<br />
ausgezeichnet.<br />
Die Ehrung nahm die Kreisverbandsvorsitzende<br />
Heidi Schneider<br />
(links) zusammen mit der<br />
Frauenbeauftragten Marianne<br />
Wenz (rechts) vom Ortsverband<br />
Bollenbachtal vor.<br />
Der Ortsverband <strong>Mai</strong>nz-Hechtsheim besuchte bei einer Tagesfahrt die<br />
Stadt Hanau. Es gab eine Stadtführung, anschließend Freizeit. Danach<br />
besuchte die Gruppe das Schloss Philippsruhe, ehe es zum gemeinsamen<br />
Abendessen nach <strong>Mai</strong>ntal ging.
16 Zeitung <strong>Mai</strong> <strong>2023</strong><br />
Rheinland-Pfalz<br />
AKTIVITÄTEN DER KREIS- UND ORTSVERBÄNDE<br />
Staudernheim/Lauschied<br />
Niederauerbach<br />
Der Ortsverband Staudernheim/Lauschied, Kreisverband Bad-Kreuznach,<br />
hat bei seiner Mitgliederversammlung Albert Wagner (links) für<br />
30 und Helga Bachmann (Dritte von links) für 20 VdK-Jahre ausgezeichnet.<br />
Das Bild zeigt die Jubilare mit dem Vorsitzenden Karl Schappert<br />
(Zweiter von links), den Vorstandsmitgliedern Eckhard May (Dritter<br />
von rechts) und Herbert Schubinsky (Zweiter von rechts) sowie dem<br />
stellvertretenden Kreisverbandsvorsitzenden Clemens Mann (rechts).<br />
Im Ortsverband Niederauerbach, Kreisverband Zweibrücken, wurden treue VdKlerinnen und VdKler geehrt.<br />
Das Bild zeigt von links (Mitgliedsjahre in Klammern): Sieglinde Böckler (20), Kurt Böbel (20), Emma<br />
Schneider (20), Julia Kempf (10), Assunta Pompeo (20), Gertrud Henschel (20), Peter Schmieg (20), Hans-Werner<br />
Höfling (20), Irene Nunold (20), Wolfgang Richter (10) und Armin Walterham (20).<br />
Niederfell<br />
Bingen-Sprendlingen<br />
Der neue Vorstand im Ortsverband Niederfell, Kreisverband Sankt<br />
Goar, hat sich bei ehemaligen Vorstandsmitgliedern für deren langjährige<br />
aktive Tätigkeit bedankt und ihnen ein Präsent überreicht. Auf dem<br />
Bild sieht man von links: Hans Sturm, Manfred Weber, Ortsverbandsvorsitzender<br />
Timo Brandscheid, Maria Barth, Hermann Rüber und<br />
Kreisverbandsvorsitzender Karl Josef Mahlberg.<br />
Im Ortsverband Bingen-Sprendlingen, Kreisverband <strong>Mai</strong>nz-Bingen, ehrte der Kreiverbandsvorsitzende<br />
Manfred Grötz bei der Mitgliederversammlung treue VdKlerinnen und VdKler. Das Bild zeigt von links<br />
(Mitgliedsjahre in Klammern): Eleonore Neumann (20), Frieda Schmidt (20), Jutta Amberg (10), Dieter<br />
Mehler (40), Egon Müller (20), Manfred Grötz, Susanne Raddatz (10), Brigitte Scherf (10), Bernd Raddatz<br />
(10) und Heinz-Josef Korn (20).<br />
Glan-Lauter<br />
Irmtraut-Seck<br />
Der Kuseler Ortsverband Glan-Lauter präsentiert sein neues Vorstandsteam.<br />
Das Bild zeigt von links: Revisor Rudolf Geiß, Frauenvertreterin<br />
Ulrike Fritz-Emrich, Revisor Reinhold Denzer, Kassenverwalterin<br />
Jutta Inge Schäfer, Beisitzerin Christine Kohlmayer-Tratz, Beisitzerin<br />
Sibylle Gebhardt, stellvertretende Vorsitzende Nicole Finzel, Vorsitzender<br />
Hans-Peter Blum, Beisitzer Horst Rheinheimer und Beisitzerin<br />
Carmen Emrich.<br />
Der Tagesausflug des Ortsverbands Irmraut-Seck, Kreisverband Westerwald, führte die Teilnehmenden ins<br />
nordhessische Upland nach Willingen. Nach einer anderthalbstündigen Pferdekutschfahrt durchs Sauerland<br />
kehrte die Gruppe im Willinger Brauhaus zum Essen ein. Der Nachmittag stand zur freien Verfügung. Die<br />
VdKlerinnen und VdKler genossen den gemeinsamen Tag und traten am frühen Abend voller schöner Eindrücke<br />
die Heimreise an.<br />
Müden<br />
Konz<br />
Im Ortsverband Müden, Kreisverband Cochem-Zell, wurden Petra<br />
Ochotta und Waltrud Vogt für zehn VdK-Jahre geehrt. Das Bild zeigt<br />
sie umrahmt vom Vorstandsteam, welches unter der Wahlleitung des<br />
Kreisverbandsvorsitzenden Andreas Peifer (Zweiter von rechts) neu<br />
gewählt wurde: Schriftführerin Rita Hartung, stellvertretende Vorsitzende<br />
Christa Kneip, Beisitzerin Roswitha Mohr, Vorsitzender Erich<br />
Möntenich, Beisitzerin Resi Jung, Jubilarin Waltrud Vogt, Kassenverwalter<br />
Michael Dehen, Revisorin Anni Koss, Jubilarin Petra Ochotta,<br />
Andreas Peifer und Beisitzerin Jutta Locker (von links).<br />
Im Ortsverbands Konz, Kreisverband Trier-Saarburg, wurde unter der Leitung des Kreisverbandsvorsitzenden<br />
Werner Faber das Vorstandsteam neu gewählt. Er setzt sich wie folgt zusammen (von links): Beisitzer<br />
Otmar Faber, Frauenbeauftragte Ingrid Uhl, Ersatzrevisor Josef Konder, Ersatzrevisor Heinz Wössner,<br />
stellvertretende Frauenbeauftragte und Beisitzerin Marianne Jentsch, Beisitzer Hans-Michael Reifenberg,<br />
Beisitzer Peter Thomm, Beisitzer Gerhard Jentsch, stellvertretender Vorsitzender David Gerlinger, Kassenverwalterin<br />
Nadine Gerlinger, Revisorin Birgit Monz, Vorsitzender Dieter Klever. Nicht im Bild: Beisitzerin<br />
Elfriede Annen, Schriftführer Emil Philippi und Revisor Bernd Diederich.
Rheinland-Pfalz Zeitung <strong>Mai</strong> <strong>2023</strong> 17<br />
HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH<br />
90 Jahre<br />
KV Ahrweiler: Manfred Baumann<br />
· KV Altenkirchen: Anni<br />
Benner · Edwin Uhr · Kurt-Heinz<br />
Au · Rosel Hermanns · KV Alzey:<br />
Hans Roth · KV Bad Kreuznach:<br />
Hans-Josef Orben · Hermann Haas<br />
· KV Bernkastel-Zell: Rita Kiesch ·<br />
KV Bitburg: Benno Scheer · KV<br />
Cochem: Anneliese Zilles · KV<br />
Donnersberg: Erich Paulat · Ilse<br />
Knobloch · KV Kaiserslautern: Erwin<br />
Welle · Josef Lorch · Lydia<br />
Christmann · Renate Lohmann ·<br />
Rudi Rein · KV Koblenz: Heinz-Josef<br />
Emons · Margarete Simon · KV<br />
Landau: Erich Günthert · Marie<br />
Helene Wuenstel · KV <strong>Mai</strong>nz: Berthilde<br />
Buch · KV <strong>Mai</strong>nz: Maria-Margot<br />
Maletzki · KV Mayen: Matthias<br />
Nürnberg · KV Pirmasens: Hermann<br />
Gensler · Horst Theisinger ·<br />
KV Pirmasens: Otto Salzmann ·<br />
KV Simmern: Alice Zilles · KV<br />
Trier: Anna-Maria Schneider · Karl-<br />
Heinz Koch · Maria Zonker · KV<br />
Westerwald: Waltraut Breitkopf ·<br />
KV Wittlich-Daun: Günther<br />
Hecking · KV Zweibrücken: Alwine<br />
Ritter · Franz Schlachter<br />
91 Jahre<br />
KV Ahrweiler: Franz Badzies ·<br />
KV Altenkirchen: Helene Müller ·<br />
KV Alzey: Else Jost · Margot Loth<br />
· KV Bad Kreuznach: Hildegard<br />
Jung · KV Birkenfeld: Agathe Scherer<br />
· KV Bitburg: Leonie Blum · KV<br />
Kaiserslautern: Gudrun Martin ·<br />
Ursula Frasunek · KV Kusel: Otto<br />
Herrmann · KV Landau: Ingeborg<br />
Dehmer · KV <strong>Mai</strong>nz: Gisela Hasenbein<br />
· Hans Hillesheim · Josef<br />
Boos · Kaethi Petry · Katharina<br />
Jung · KV Neustadt: Maria Schuster<br />
· Ottmar Hornung · KV Pirmasens:<br />
Ruth Eschmann · KV Rhein-<br />
Lahn: Liselotte Rückel · KV Simmern:<br />
Olga Bärtges · KV St. Goar:<br />
Ewald Lambert · KV Vorderpfalz:<br />
Gerhard Berndt · Gertrud Herrle ·<br />
Ilse Lipinski · KV Westerwald:<br />
Helmut Fritzen · KV Zweibrücken:<br />
Ursula Haibach · Vera Bednasch<br />
92 Jahre<br />
KV Ahrweiler: Kläre Kolbe · Peter<br />
Schomisch · KV Alzey: Anne<br />
Clemens · KV Bad Kreuznach:<br />
Renate Hartmann · KV Bernkastel-Zell:<br />
Klaus Weinmann · KV<br />
Cochem: Hilde Scheuren · Matthias<br />
Zirwes · KV Koblenz: Elisabeth<br />
Pressmann · Gertraud Weber · KV<br />
Landau: Berta Metcalf · Heinz Serr<br />
· KV <strong>Mai</strong>nz: Olga Schmalz · Susanna<br />
Scheerer · KV Neustadt: Werner<br />
Reinhard · KV Trier: Hermann-Josef<br />
Künzer · KV Vorderpfalz: Erika<br />
Ewerth · Hedwig Unfricht · KV<br />
Westerwald: Guenther Spykermann<br />
93 Jahre<br />
KV Ahrweiler: Anna Katzenmajer<br />
· Inge Bantes · KV Ahrweiler:<br />
Jutta Wulff · KV Bad Kreuznach:<br />
Edelgard Grill-Manz · KV Bernkastel-Zell:<br />
Melitta Wickert · KV<br />
Bitburg: Johanna Schaal · Maria<br />
Deutsch · Maria Müller · KV Kaiserslautern:<br />
Renate Uebel · KV<br />
Koblenz: Anneliese Weirauch ·<br />
Hildegard Schmaus · KV Kusel:<br />
Elfriede Brose · KV <strong>Mai</strong>nz: Anni<br />
Gerstle · Günter Müller · Katharina<br />
Gill · Klaus Hollweg · Martha<br />
Enge · Walter Anschütz · KV Neustadt:<br />
Ursula Bernholt-Crisimer ·<br />
KV Rhein-Lahn: Willhelm Pliester<br />
· KV Trier: Mathilde Schömann ·<br />
Sybilla Knoop · KV Vorderpfalz:<br />
Hermann Schmidt · Horst Schäfer<br />
· KV Westerwald: Rita Richter · KV<br />
Wittlich-Daun: Maria Hasenstab ·<br />
KV Worms: Anita Jammick<br />
94 Jahre<br />
KV Altenkirchen: Erika Dittmann<br />
· Helmut Schmidt · Irmgard Bendig<br />
· Norbert Weber · KV Bad Kreuznach:<br />
Helmut Sommer · KV Bitburg:<br />
Bruno Reiland · KV Cochem: Hedwig<br />
Krämer · KV Donnersberg: Alfons<br />
Graw · KV Landau: Elisabeth<br />
Strobel · Margot Bein · KV <strong>Mai</strong>nz:<br />
Anna-Maria Gehindy · Karl-Heinz<br />
König · KV Neustadt: Elfriede Wagner<br />
· KV Pirmasens: Edwin Melzer<br />
· KV Trier: Annemarie Simon<br />
95 Jahre<br />
KV Ahrweiler: Edeltrud Grimmiger<br />
· KV Alzey: Laszlo Scharf ·<br />
KV Birkenfeld: Ida Pick · KV Bitburg:<br />
Magdalena Streit · KV Cochem:<br />
Agathe Kutscheid · Gertrud<br />
Weschbach · KV <strong>Mai</strong>nz: Anneliese<br />
Weidmann · Franziska Mann · KV<br />
Pirmasens: Irmgard Kettering · KV<br />
Rhein-Lahn: Hilmar Dattner · KV<br />
Trier: Sybille Berger · KV Westerwald:<br />
Hermann Solbach<br />
96 Jahre<br />
KV Alzey: Eleonore Lochno ·<br />
KV Bad Kreuznach: Gisela Bauer<br />
· KV Bernkastel-Zell: Guenter<br />
Rieb · KV Donnersberg: Helmut<br />
Schmidt · KV <strong>Mai</strong>nz: Hans-Werner<br />
Kossmann · KV Simmern: Peter<br />
Casper · KV Trier: Alfred Schmitt<br />
· KV Trier: Edmund Kasper · KV<br />
Vorderpfalz: Friedel Neu · KV<br />
Westerwald: Maria Nöller · KV<br />
Zweibrücken: Helga Hahn<br />
97 Jahre<br />
KV Alzey: Johann Freund · KV<br />
Bernkastel-Zell: Robert Lofi · KV<br />
Cochem: Margarete Mentges · KV<br />
Kaiserslautern: Ilse Schworm · KV<br />
Koblenz: Leokadia Krätz · KV Kusel:<br />
Hilda Mohr · KV <strong>Mai</strong>nz: Katharina<br />
Kollmus · KV Neustadt: Franziska<br />
Kern · KV Simmern: Hedwig Michel<br />
· KV Westerwald: Gertrud Holingshausen<br />
· KV Wittlich-Daun: Adele<br />
Schmitz · Johann Wolter · Sophie<br />
Herzog · KV Worms: Liesel Meier<br />
98 Jahre<br />
KV Alzey: Anna Maria Bolz · KV<br />
<strong>Mai</strong>nz: Peter Mohr · KV <strong>Mai</strong>nz: Ursula<br />
Stein · KV Mayen: Monika Pitsch<br />
· KV Rhein-Lahn: Marianne Brenner<br />
· KV Westerwald: Josef Frensch · KV<br />
Wittlich-Daun: Herbert Gneist<br />
99 Jahre<br />
KV Altenkirchen: Alois Rueth ·<br />
KV Trier: Karl Basquit<br />
100 Jahre<br />
KV <strong>Mai</strong>nz: Henny Czapek · KV<br />
Simmern: Elisabeth Federhenn<br />
101 Jahre<br />
KV Vorderpfalz: Elisabeth Mayer<br />
102 Jahre<br />
KV Westerwald: Ruth Thönnes<br />
EHRUNGEN<br />
Die Goldene Ehrennadel des<br />
VdK Deutschland erhielten Dieter<br />
Loßnitzer aus Ludwigshafen,<br />
Heinrich Richarz aus Unkel sowie<br />
Gregor Weiler aus Asbach.<br />
Das Ehrenzeichen erhielten<br />
Marlene Debusmann und Sven<br />
Lefkowitz aus Neuwied.<br />
Die Landesverdienstnadel ging<br />
an Rüdiger Hof aus Neuwied,<br />
Gisela Stahl aus Erpel, Karl-Josef<br />
Rings und Achim Haubenreißer<br />
aus St. Katharinen, Monika<br />
Schmitz aus Mückeln, Korina<br />
Daun und Franz-Josef Butzen aus<br />
Reil, Ulrich Diederichs aus Manderscheid,<br />
Josef Hoffmann und<br />
Karl-Heinz Rodenbüsch aus Bettenfeld,<br />
Martin di Mauro aus<br />
Binsfeld, Werner Pfleger aus<br />
Wittlich, Ewald Esch aus Bruch,<br />
Marianne Ewen aus Dreis, Matthias<br />
Henn aus Hetzerath, Willi<br />
Scheid aus Kelberg, Hans Görgen<br />
aus Kröv, Maria Katharina<br />
Zilligen aus Landscheid, Marlene<br />
Lehnertz aus Eckfeld, Winfried<br />
Jäger aus Minderlittgen, Josef<br />
Weber aus Kalenborn-Scheuern,<br />
Monika Zilligen aus Gerolstein,<br />
Eugen Klären aus Piesport, Gerhard<br />
Teusch aus Plein, Alfred<br />
Schwierzy aus Sehlem, Matthias<br />
Reuten aus Salm, Georg Schmidt<br />
und Klaus Nummer aus Wittlich,<br />
Willi Müller und Ingeborg Hofmann<br />
aus Kaiserslautern, Christa<br />
Bäcker aus Niederkirchen, Marion<br />
Borger-Urschel aus Kottweiler-Schwanden,<br />
Karl Oster aus<br />
Schopp, Elke Wagner-Gundacker<br />
aus Krickenbach, Klaus-Dieter<br />
Vogt aus Alken, Edith Kenn<br />
aus Unkel, Joachim Scheel aus<br />
Neustadt sowie Hildegard Reufels<br />
aus Neustadt-Etscheid.<br />
Ehrenvorsitzende wurden Gerd<br />
Busalt im Ortsverband Saarburg,<br />
Alfred Equit im Ortsverbands<br />
Senheim, Karl-Josef Rings<br />
im Ortverband St. Katharinen<br />
und Manfred Heinz im Ortsverband<br />
Zell-Merl.<br />
JUBILÄEN<br />
Eiserne Hochzeit<br />
Manfred und Edeltraud Braun<br />
aus Idar-Oberstein · Wilma und<br />
Otto Holl aus Gundersheim<br />
Diamantene Hochzeit<br />
Heide-Marie und Werner Scheurer<br />
aus Jockgrim · Anni und Heinz<br />
Müller aus Jockgrim · Melitta und<br />
Georg Layer aus Jockgrim ·<br />
Waltraud und Gerd Poppe aus<br />
Mudersbach · Edeltraut und Bernhard<br />
Kapser aus Sinzig-Westum<br />
Goldene Hochzeit<br />
Katharina und Manfred Becker<br />
aus Heidenburg<br />
IMPRESSUM<br />
Sozialverband VdK<br />
Rheinland-Pfalz e. V.<br />
Redaktion: Michael Finkenzeller<br />
(verantwortlich), Dominika Klemmer<br />
Kaiserstraße 62, 55116 <strong>Mai</strong>nz<br />
Telefon (0 61 31) 669 70 0<br />
Fax (0 61 31) 669 70 99<br />
E-<strong>Mai</strong>l presse@rlp.vdk.de<br />
Internet www.vdk.de/rheinland-pfalz<br />
KREIS- UND ORTSVERBÄNDE<br />
Martinshöhe<br />
Im Ortsverband Martinshöhe, Kreisverband Zweibrücken, ehrte der Kreisverbandsvorsitzende<br />
Thimo Schlär zusammen mit der Ortsverbandsvorsitzenden<br />
Ursula Höh-Berberich (rechts) treue Mitglieder. Das Bild zeigt<br />
von links (Mitgliedsjahre in Klammern): Georg Mayer (20), Sonja Weiglein<br />
(10), Renate Mayer (20), Elke Hörhammer (30) und Ralf Groß (10).<br />
Niederbieber-Segendorf<br />
Im Ortsverband Niederbieber-Segendorf, Kreisverband fand eine Ergänzungswahl<br />
statt. Dabei wurde Cornelia Schmidt-Regener einstimmig<br />
als Beisitzerin in den Ortsvorstand gewählt. Anschließend wurden treue<br />
Mitglieder geehrt. Für 65 Jahre VdK-Zugehörigkeit wurde Anna Gräbeldinger<br />
ausgezeichnet. Die weiteren Jubilare sind (von links; Mitgliedsjahre<br />
in Klammern): Margit Witzel (10), Kristina Hof (10), Christa<br />
Schmidt (20), Karin Danowski (20), Anke Eichhorn (10), Richard Hof<br />
(10), Volker Söder (10) und daneben der Vorsitzende Rüdiger Hof.<br />
Niederauerbach<br />
Im Ortsverband Niederauerbach, Kreisverband Zweibrücken, wurden<br />
langjährige Mitglieder für 30 Jahre Treue zum Sozialverband VdK geehrt.<br />
Das Bild zeigt von links: Ursula Jankowski, Gisela Frey, Lilli Schmidt,<br />
Hildegard Grimm sowie Helga Hartmann.<br />
<strong>Mai</strong>nz-Ebersheim<br />
Der Ortsverband <strong>Mai</strong>nz-Ebersheim hat einen neuen Vorstand gewählt<br />
(von links): Kassenverwalter Elmar Mihm, stellvertretende Vorsitzende<br />
Birgit <strong>Mai</strong>er, Vorsitzende Nicole Nostadt, Beisitzerin Anita Winkler,<br />
Beisitzer Karl-Heinz Bertz, Schriftführerin Reinhild Eckert und<br />
Klaus-Dieter Thieme. Nicht im Bild: Die Revisorinnen Sieglinde Bittner<br />
und Annette Maluche sowie der Revisor Theo Winkler.
18 Zeitung <strong>Mai</strong> <strong>2023</strong><br />
Reise und Erholung<br />
Mehr als nur ein Blütenmeer<br />
Bundesgartenschau in Mannheim mit Innovationen, Ausstellungen und vielen Blumen<br />
Die Bundesgartenschau in Mannheim<br />
bietet ihren Gästen seit Mitte<br />
April eine spannende Mischung<br />
aus Blumen, innovativen Ausstellungsbeiträgen<br />
zur Nachhaltigkeit<br />
und ein Kulturfestival mit zahlreichen<br />
Veranstaltungen.<br />
Mit mehr als 14 500 Besucherinnen<br />
und Besuchern feierte die<br />
Bundesgartenschau (Buga) bereits<br />
am Eröffnungstag, am 14. April,<br />
einen Zuschauerrekord. Noch nie<br />
kamen am ersten Tag so viele Gäste<br />
zu einer Buga.<br />
Die Großveranstaltung setzt auf<br />
einer Fläche so groß wie 15 Fußballfelder<br />
traditionsgemäß auf<br />
blühende Landschaften – rund 1,3<br />
Millionen Blumenzwiebeln wurden<br />
in die Erde gebracht – aber<br />
auch auf Innovation und Nachhaltigkeit.<br />
Öko-Seilbahn<br />
Ein Highlight ist die mit<br />
Ökostrom betriebene Seilbahn. Sie<br />
verbindet das Spinelli-Gelände<br />
rund um eine frühere Kaserne der<br />
US-Streitkräfte mit dem Luisenpark.<br />
Die Fahrt über zwei Kilometer<br />
in einer der 64 Kabinen dauert<br />
nur wenige Minuten. Pro Stunde<br />
und Richtung können mit der Seilbahn<br />
bis zu 2800 Personen zwischen<br />
den Ausstellungsorten<br />
transportiert werden. Der Panoramasteg<br />
im Spinelli-Park bietet eine<br />
Die bunte Farbenpracht begeistert Blumenliebhaber und Gartenfreunde.<br />
besondere Aussicht. Von dem 81<br />
Meter langen und zwölf Meter hohen<br />
Steg kann man über die Stadt<br />
und das gesamte Buga-Gelände<br />
blicken.<br />
Einen Blick in die Zukunft unserer<br />
Wälder können Besucherinnen<br />
und Besucher schon einmal<br />
auf dem Experimentierfeld erhaschen.<br />
Dort stehen <strong>2023</strong> klima-<br />
resiliente Zukunftsbäume, die<br />
nach der Buga in der Stadt verteilt<br />
werden sollen. Auf dem Gelände<br />
der Buga finden 19 große Blumenhallenschauen<br />
statt. Außerdem<br />
beschäftigen sich 17 Gärten mit<br />
Nachhaltigkeitszielen wie Klimaschutz.<br />
Kurioses bietet das Projekt<br />
PeePower. Es demonstriert, wie<br />
mithilfe einer mikrobiellen Elek-<br />
Foto: BUGA 23/Daniel Lukac<br />
trolysezelle aus Urin Wasserstoff<br />
für die Stromerzeugung gewonnen<br />
werden kann.<br />
Nach der Buga soll das Kerngebiet<br />
der Veranstaltungsfläche zwischen<br />
Feudenheim und Käfertal als Freilandfläche<br />
für das Klima erhalten<br />
bleiben und als neue Parklandschaft<br />
den Bürgerinnen und<br />
Bürgern zur Verfügung stehen. In<br />
unmittelbarer Nähe zum Buga-Gelände<br />
sollen rund 2200 Wohnungen<br />
gebaut werden. Der Panoramaweg<br />
soll als Fußgängerbrücke dienen.<br />
60 Millionen Euro<br />
Die Ausrichtung der Buga kostet<br />
ungefähr 60 Millionen Euro, die<br />
durch Ticketverkauf, Sponsoren<br />
und Verpachtungen erwirtschaftet<br />
werden sollen. Hinzu kommen 135<br />
Millionen Euro für unterschiedliche<br />
städtebauliche Projekte, die im<br />
Zusammenhang mit der Großveranstaltung<br />
geplant wurden.<br />
Jörg Ciszewski<br />
Tickets<br />
Die Bundesgartenschau ist bis<br />
8. Oktober <strong>2023</strong> jeden Tag geöffnet.<br />
Viele Veranstaltungen<br />
sind barrierefrei. Einlass ist an<br />
den Haupteingängen zwischen<br />
9 und 19 Uhr, bei Abendveranstaltungen<br />
auch länger. Kinder<br />
und Jugendliche bis 14 Jahre<br />
haben kostenlosen Eintritt. Junge<br />
Erwachsene zwischen 15 und 24<br />
Jahren zahlen für eine Tageskarte<br />
11 Euro und Erwachsene ab<br />
25 Jahren zahlen 28 Euro. Dauerkarten<br />
kosten für junge Erwachsene<br />
65 Euro und für Erwachsene<br />
145 Euro. Weitere Informationen<br />
finden Sie auf der Webseite:<br />
www.buga23.de
20 Zeitung <strong>Mai</strong> <strong>2023</strong> Verbraucher<br />
Wann zahlen Senioren an den Fiskus?<br />
Steuererklärung 2022 – trotz Abgabepflicht müssen Rentnerinnen und Rentner nicht automatisch auch Steuern entrichten<br />
Einige Rentnerinnen und Rentner<br />
müssen beim Finanzamt eine Steuererklärung<br />
abgeben. Was dabei<br />
wichtig ist, erklärt Rudolf Gramlich,<br />
Steuerexperte vom Lohnsteuerhilfeverein<br />
Steuerring, im Interview<br />
mit der VdK-ZEITUNG.<br />
Wann ist eine Steuererklärung für<br />
Rentnerinnen und Rentner Pflicht?<br />
Eine Abgabepflicht besteht immer<br />
dann, wenn die gesamten Einkünfte<br />
höher sind als der Grundfreibetrag.<br />
Dieser liegt für das Jahr 2022<br />
bei 10 347 Euro. Das bedeutet aber<br />
nicht, dass dann unbedingt auch<br />
Steuern gezahlt werden müssen,<br />
denn vom Einkommen werden erst<br />
die gesamten Sonderausgaben abgezogen.<br />
Das sind zum Beispiel<br />
Kosten für Kranken-, Pflege-, Unfall-<br />
und Haftpflichtversicherung.<br />
Dann werden die außergewöhnlichen<br />
Belastungen, wie Pauschbeträge<br />
für Menschen mit Behinderung,<br />
die behinderungsbedingte<br />
Fahrtkostenpauschale, Krankheits-<br />
und Pflegekosten, abgezogen.<br />
Für Handwerkerleistungen<br />
kann eine unmittelbare Steuerermäßigung<br />
von 20 Prozent des Arbeitslohns<br />
gewährt werden.<br />
Immer wieder eine Herausforderung: die Steuererklärung.<br />
Was muss dabei beachtet werden?<br />
Die Renteneinnahmen werden von<br />
den Rentenversicherungsträgern<br />
elektronisch an das Finanzamt<br />
gemeldet. Von den Sonderausgaben<br />
werden aber nur die Beiträge<br />
zur Kranken- und Pflegeversicherung<br />
der Basisversorgung übermittelt,<br />
alle anderen Abzugsbeträge<br />
müssen selbst in die Steuererklärung<br />
eingetragen werden. Dazu<br />
gehören auch Beiträge zu einer<br />
zusätzlichen Krankenversicherung,<br />
die Wahlleistungen abdeckt,<br />
etwa für Zahnarztkosten, Brillen<br />
oder Krankenhausaufenthalte.<br />
Welche Einkünfte zählen für das<br />
Finanzamt?<br />
Das sind zunächst die Einkünfte<br />
aus der gesetzlichen Rentenversicherung<br />
und Vergleichbares. Sie<br />
werden mit einem Besteuerungsanteil<br />
erfasst, dessen Höhe vom<br />
Jahr des Rentenbeginns abhängt.<br />
Für alle, die 2022 neu in Rente<br />
gingen, beträgt dieser 82 Prozent.<br />
Steuerpflichtig sind dann 82 Prozent<br />
des Bruttobetrags der Rente,<br />
während 18 Prozent den steuerfreien<br />
Anteil bilden. Eine Rentenerhöhung<br />
geht immer in vollem<br />
Umfang in den steuerpflichtigen<br />
Anteil ein. Auch Zusatzrenten<br />
aufgrund einer Tätigkeit im öffentlichen<br />
Dienst, private Renten,<br />
Foto: picture alliance/dpa-tmn/Christin Klose<br />
Riester-Renten oder Betriebsrenten<br />
werden erfasst. Zudem müssen<br />
zusätzliche Mieteinkünfte erklärt<br />
werden. Bei Einkünften aus Kapitalvermögen<br />
überprüft das Finanzamt,<br />
ob es gezahlte Kapitalertragsteuer<br />
ganz oder teilweise erstatten<br />
kann.<br />
Was hat sich für das Steuerjahr<br />
2022 geändert?<br />
Die Erhöhung des Grundfreibetrags<br />
auf 10 347 Euro im Jahr 2022<br />
habe ich bereits genannt. Zudem<br />
wurde die Rente im Jahr 2022 im<br />
Westen um 5,32 Prozent und im<br />
Osten um 6,12 Prozent erhöht.<br />
Wie sieht es mit der Energiepreispauschale<br />
aus?<br />
Die steuerpflichtige Energiepreispauschale<br />
von 300 Euro muss in der<br />
Steuererklärung nicht angegeben<br />
werden, weil die Vordrucke einen<br />
Eintrag nicht vorsehen. Da sie elektronisch<br />
gemeldet wurde, wird sie<br />
„von Amts wegen“ berücksichtigt.<br />
Im Bruttorentenbetrag einer Rentenbezugsmitteilung<br />
ist sie nicht<br />
enthalten. Dieser Betrag darf nicht<br />
um 300 Euro erhöht werden.<br />
Der Bundesfinanzhof hat zwei Urteile<br />
zur Doppelbesteuerung gefällt.<br />
Wirkt sich dies schon aus?<br />
Gegen beide Urteile wurde Verfassungsbeschwerde<br />
eingelegt. Daraufhin<br />
hat das Bundesfinanzministerium<br />
festgelegt, dass die Steuerbescheide<br />
mit Renteneinkünften<br />
wegen einer möglichen Doppelbesteuerung<br />
vorläufig gelten. Daher<br />
muss zurzeit gegen eingehende Steuerbescheide<br />
nichts unternommen<br />
werden. Allerdings sollten alle Unterlagen,<br />
vor allem die Steuerbescheide<br />
der Jahre mit Berufstätigkeit,<br />
aufbewahrt werden. Rentner<br />
müssen nach endgültiger Entscheidung<br />
des Bundesverfassungsgerichts<br />
nachweisen, dass sie von einer<br />
Doppelbesteuerung betroffen sind.<br />
Was passiert, wenn man die Abgabepflicht<br />
missachtet?<br />
Auch Rentner können nicht warten,<br />
bis sie vom Finanzamt auf die<br />
Abgabepflicht hingewiesen werden.<br />
Bei einer Nichtabgabe können<br />
Zwangsgelder und Verspätungszuschläge<br />
festgesetzt werden. Außerdem<br />
kann das Finanzamt die Besteuerungsgrundlagen<br />
schätzen.<br />
Dies wirkt sich in den meisten<br />
Fällen nachteilig aus.<br />
Interview: Kristin Enge<br />
Termin<br />
Der Abgabetermin für die Steuererklärung<br />
2022 – der 30. September<br />
<strong>2023</strong> – fällt auf einen<br />
Samstag. Deshalb muss sie bis<br />
zum 2. Oktober beim Finanzamt<br />
eingehen. Fristverlängerungen<br />
sind möglich, wenn sie rechtzeitig<br />
beantragt werden. Wer sich<br />
von einem Lohnsteuerhilfeverein<br />
wie dem Steuerring oder einem<br />
Steuerberater vertreten lässt,<br />
hat bis zum 31. Juli 2024 Zeit.<br />
Foto: imago/Frank Sorge<br />
Steuern auf EM-Rente<br />
Auf das Bewilligungsjahr kommt es an<br />
Einkünfte, die aus Renten stammen,<br />
unterliegen der Einkommensteuerpflicht.<br />
Das trifft auch auf<br />
die Erwerbsminderungsrenten<br />
(EM-Renten) zu.<br />
Wenn die EM-Rente endlich bewilligt<br />
wird, spüren die meisten<br />
Menschen große Erleichterung.<br />
Doch manchmal weicht dieses<br />
Gefühl, wenn sie feststellen, dass<br />
sie durch die Zahlung wieder in die<br />
Steuerpflicht rutschen.<br />
Die EM-Rente muss, wie eine<br />
Altersrente auch, als Einkommen<br />
versteuert werden. Allerdings geschieht<br />
dies derzeit noch nicht in<br />
voller Höhe. Denn das Jahr des<br />
Rentenbeginns bestimmt, wie groß<br />
der sogenannte steuerpflichtige<br />
Rentenanteil ist. So zahlen alle, die<br />
bis zum Jahr 2005 in Rente gegangen<br />
sind, Steuern auf 50 Prozent<br />
Die EM-Rente gilt als Einkommen.<br />
ihrer Rente, während 50 Prozent<br />
steuerfrei bleiben. Wer den Ruhestand<br />
dagegen im vergangenen<br />
Jahr begonnen hat, muss bereits<br />
einen Anteil von 82 Prozent der<br />
Rente versteuern, 18 Prozent bleiben<br />
ausgenommen. Vollständig<br />
versteuert wird die Rente dann ab<br />
dem Jahr 2040.<br />
Nachzahlung<br />
Wird eine EM-Rente bewilligt,<br />
geschieht dies oft rückwirkend. Sie<br />
wird dann als Nachzahlung für<br />
mehrere Jahre überwiesen. Hier<br />
kann es passieren, dass eine größere<br />
Summe zusammenkommt.<br />
Für die Bewertung, welcher Anteil<br />
davon steuerpflichtig ist, gilt aber<br />
nicht das Jahr der Auszahlung,<br />
sondern das Jahr, für das die<br />
EM-Rente bewilligt wurde. Dies<br />
hat der Bundesfinanzhof bereits im<br />
Jahr 2018 entschieden.<br />
Eine solche Nachzahlung kann<br />
auch dazu führen, dass das Finanzamt<br />
ältere Steuerbescheide<br />
korrigieren muss. Wurden etwa<br />
Krankengeld oder Arbeitslosengeld<br />
in den Erklärungen der vergangenen<br />
Jahre berücksichtigt,<br />
muss dieses mit der Nachzahlung<br />
verrechnet werden. Wie sich dies<br />
genau auswirkt, hängt immer vom<br />
Einzelfall ab.<br />
Betroffene sollten die Bescheide<br />
gründlich prüfen. Wer unsicher ist,<br />
kann sich an die Lohnsteuerhilfevereine<br />
wenden. Sie können dabei<br />
unterstützen. <br />
ken<br />
Nicht mehr steuerpflichtig?<br />
Grundfreibetrag <strong>2023</strong> auf fast 11 000 Euro erhöht<br />
Im Jahr <strong>2023</strong> zahlen voraussichtlich weniger Rentnerinnen und Rentner<br />
Geld an das Finanzamt.<br />
Foto: imago/Jochen Tack<br />
Rund 21 Millionen Rentnerinnen und<br />
Rentner leben nach Angaben der<br />
Deutschen Rentenversicherung in<br />
Deutschland. Wie viele von ihnen<br />
eine Steuererklärung abgeben<br />
müssen, hängt auch davon ab, wie<br />
sich der steuerliche Grundfreibetrag<br />
und die Rente entwickeln.<br />
So fallen immer wieder Rentnerinnen<br />
und Rentner aus der Steuerpflicht,<br />
weil sich der Grundfreibetrag<br />
erhöht. Dieser steht allen<br />
Steuerzahlerinnen und -zahlern zu.<br />
Übersteigen die gesamten Einkünfte<br />
diesen Betrag, wird eine Steuererklärung<br />
an das Finanzamt fällig.<br />
Für das Jahr <strong>2023</strong> wurde der<br />
Grundfreibetrag von 10 347 Euro<br />
auf 10 908 Euro angehoben. Laut<br />
Prognosen führt dies dazu, dass<br />
rund 5,9 Millionen Rentnerinnen<br />
und Rentner im Jahr <strong>2023</strong> steuerpflichtig<br />
sind. Im vergangenen Jahr<br />
lag die Zahl noch bei knapp über<br />
sechs Millionen. Dies geht aus einer<br />
Antwort des Bundesfinanzministeriums<br />
auf eine Anfrage der<br />
Linksfraktion im Bundestag<br />
hervor.<br />
Allerdings kommen auch immer<br />
wieder Rentnerinnen und Rentner<br />
neu in die Steuerpflicht, weil sie<br />
durch die Rentenanpassung zum<br />
1. Juli mehr Geld erhalten und dadurch<br />
den Grundfreibetrag übersteigen.<br />
Sie sind dann verpflichtet,<br />
eine Steuererklärung abzugeben.<br />
In Westdeutschland erhöht sich die<br />
Rente um 4,39 Prozent, in Ostdeutschland<br />
um 5,86 Prozent.<br />
Der VdK berät seine Mitglieder<br />
nicht zum Steuerrecht. Manche<br />
der VdK-Landesverbände bieten<br />
Kooperationen mit den Lohnsteuerhilfevereinen<br />
vor Ort an. Diese<br />
können bei Fragen zur Einkommensteuer<br />
weiterhelfen. ken<br />
300 Euro vom<br />
Finanzamt<br />
Die Energiepreispauschale wurde<br />
im vergangenen Herbst automatisch<br />
mit dem Gehalt an die Beschäftigten<br />
ausgezahlt. Doch nicht<br />
alle haben die 300 Euro über ihren<br />
Arbeitgeber erhalten.<br />
Erwerbstätige, die noch auf das<br />
Geld warten, können sich die Pauschale<br />
über das Finanzamt holen.<br />
Der Lohnsteuerhilfeverein Vereinigte<br />
Lohnsteuerhilfe (VLH) rät<br />
allen Betroffenen, eine Einkommensteuererklärung<br />
abzugeben.<br />
Das Finanzamt würde die Pauschale<br />
dann automatisch gewähren,<br />
ohne dass irgendwo ein Kreuz<br />
gemacht oder eine zusätzliche Information<br />
gegeben werden muss.<br />
Den Anspruch auf die Energiepreispauschale<br />
haben alle einkommensteuerpflichtigen<br />
Erwerbstätigen<br />
der Steuerklassen 1 bis 5. Es<br />
spielt keine Rolle, ob sie vollzeitoder<br />
teilzeitbeschäftigt sind.<br />
Wer in einem Minijob arbeitet,<br />
hat die Pauschale nur erhalten,<br />
wenn der Arbeitgeber eine Lohnsteuer-Anmeldung<br />
abgegeben hat.<br />
Diese erfolgt meist nicht bei kurzfristigen<br />
oder geringfügigen Beschäftigungen<br />
im Privathaushalt,<br />
bei denen die Lohnsteuer nach<br />
§ 40a Einkommensteuergesetz<br />
pauschal erhoben wird. Auch hier<br />
lohnt es sich, eine Steuererklärung<br />
abzugeben. Minijobberinnen und<br />
Minijobber, die keine weiteren<br />
Einkünfte haben, müssten nur den<br />
Mantelbogen sowie die Zeilen 13<br />
und 14 in der „Anlage Sonstiges“<br />
ausfüllen, so die VLH. ken
Freizeit<br />
Zeitung <strong>Mai</strong> <strong>2023</strong><br />
21<br />
In der Natur den Alltag vergessen<br />
Rund 40 Millionen Menschen gehen in Deutschland regelmäßig wandern – Kurzzeitiger Boom während der Pandemie<br />
Als während der Corona-Pandemie<br />
Freizeiteinrichtungen und Sportstätten<br />
schließen mussten, zog es<br />
viele Menschen in die Natur. Das<br />
Wandern wurde zum Volkssport.<br />
Auch wenn sich der Boom mittlerweile<br />
insgesamt etwas abgeflacht<br />
hat, machen sich die Menschen<br />
häufiger als vor der Pandemie auf<br />
den Weg, um Abstand von ihrem<br />
Alltag zu gewinnen.<br />
Nach Angaben des Statistik-Portals<br />
Statista gehen in Deutschland<br />
gut 40 Millionen Menschen ab<br />
14 Jahre in ihrer Freizeit häufig<br />
oder ab und zu wandern. Während<br />
der Corona-Pandemie mischten<br />
sich mehr jüngere Menschen und<br />
Familien unters Wandervolk.<br />
Die Frequentierung der Wanderwege<br />
nahm sowohl im als auch<br />
nach dem Lockdown 2020 im Vergleich<br />
zu 2019 deutlich zu, so eine<br />
Umfrage aus dem Herbst 2020 des<br />
Deutschen Wanderverbandes unter<br />
300 Tourismusexperten. Als<br />
viele Freizeitaktivitäten während<br />
des Lockdowns nicht mehr möglich<br />
waren, fühlten sich die Menschen<br />
draußen sicherer, denn dort<br />
Abstand zu halten, war unproblematisch.<br />
Einige Neukunden<br />
Eine Wanderung durch den Wald ist ein Naturerlebnis. Foto: picture alliance/Monkey Business 2<br />
Der Wander-Boom hat sich danach<br />
aber abgeschwächt. Auch<br />
wenn 2021 noch mehr als im<br />
Vor-Corona-Jahr 2019 wanderten,<br />
waren es schon weniger als im Jahr<br />
2020, erklärt Heinz-Dieter Quack.<br />
Er ist Professor für Betriebswirtschaftslehre<br />
an der Hochschule<br />
Ostfalia im niedersächsischen<br />
Salzgitter und beschäftigt sich mit<br />
der Vermarktung von Urlaubszielen.<br />
Dabei haben es ihm die deutschen<br />
Wandergebiete besonders<br />
angetan. „Die Pandemie hat uns<br />
aus betriebswirtschaftlicher Sicht<br />
Neukunden beschert, aber nur einige<br />
davon sind geblieben“, bilanziert<br />
er.<br />
Quack und sein Team befragen<br />
jährlich im Rahmen eines Wandermonitors<br />
1000 bis 1400 Wanderinnen<br />
und Wanderer unter anderem<br />
nach ihren Präferenzen, der Wanderhäufigkeit<br />
und ihren Motiven.<br />
Die Ergebnisse des Wandermonitors<br />
werden jährlich veröffentlicht.<br />
In den vergangenen Jahren nannten<br />
die Befragten am häufigsten<br />
Motive wie „Natur erleben“, „aktiv<br />
sein“ oder „etwas für die Gesundheit<br />
tun“. Zum ersten Mal in die<br />
Top 5 schaffte es 2022 das Motiv,<br />
den Alltag zu vergessen. Das sei<br />
auch eine Folge des durch die Pandemie<br />
weit verbreiteten mobilen<br />
Arbeitens. Viele seien davon genervt,<br />
sagt Quack. „Für sie ist das<br />
Wandern eine Erholung, vor allem,<br />
weil es eine bewusst analoge Tätigkeit<br />
ist.“ Auch wenn praktische<br />
Wander-Apps wie Komoot oder<br />
Outdooractive immer beliebter<br />
werden, genießen gerade jüngere<br />
Menschen es, wenn sie auf dem<br />
Berg oder im Wald einmal nicht<br />
erreichbar sind und der Blick in die<br />
Ferne schweifen kann, statt nur bis<br />
zum Monitor. Ein Drittel der Menschen,<br />
die schon vor der Pandemie<br />
gewandert sind, gaben an, seit der<br />
Pandemie häufiger zu wandern.<br />
Verbunden mit der Natur<br />
Bei den Älteren ist der Wunsch,<br />
den Alltag hinter sich zu lassen,<br />
weniger stark ausgeprägt als bei<br />
den Jüngeren. Ältere schätzen vor<br />
allem das Naturerlebnis und die<br />
gesundheitlichen Aspekte des<br />
Wanderns. Auch wenn sich während<br />
der Pandemie das Durchschnittsalter<br />
der Wandernden<br />
kurzfristig verjüngt hatte, ist mit<br />
8,4 Millionen Menschen die Mehrheit<br />
der Wanderinnen und Wanderer<br />
im Alter zwischen 50 und Ende<br />
60. Das geht aus Daten von Statista<br />
aus dem vergangenen Jahr hervor.<br />
Sieben Millionen Menschen<br />
waren zwischen 60 und 69 Jahre<br />
und rund 6,1 Millionen waren 70<br />
Jahre und älter.<br />
Die große Beliebtheit des Wanderns<br />
führt Quack unter anderem<br />
auf zwei Punkte zurück: „Zum<br />
Wandern ist keine große Vorbereitung<br />
und kein besonderes Equipment<br />
notwendig. Und: Mit einer<br />
moderaten körperlichen Anspannung<br />
geht beim Wandern eine relativ<br />
große Entspannung einher.<br />
Die Monotonie der Tätigkeit, zwei,<br />
drei Stunden laufen, kann mental<br />
sehr entspannend sein.“<br />
Während bei vielen Wandergruppen<br />
die Geselligkeit im Vordergrund<br />
steht, umfasst die durchschnittliche<br />
Wandergruppe zwei<br />
Personen. „Rund 25 bis 30 Prozent<br />
der Befragten haben sogar angegeben,<br />
dass sie bewusst allein wandern“,<br />
sagt Quack. Am häufigsten<br />
waren die Befragten laut Wandermonitor<br />
in den Mittelgebirgen<br />
unterwegs. „Als Traumziel geben<br />
viele jedoch die Alpen an. Aber<br />
zum Wandern trauen sich viele die<br />
anspruchsvollen Wanderwege<br />
nicht mehr zu. Ein gutes Drittel der<br />
Befragten gab an, dass sie gern im<br />
Flachland wandern.“<br />
Gute Infrastruktur<br />
Ein besonderes Lob zollt Quack<br />
den vielen Ehrenamtlichen in den<br />
Wandervereinen, die für die Beschilderung<br />
und die Pflege der<br />
Wanderwege zuständig sind. „Die<br />
große Frage ist, wer wird das künftig<br />
machen?“ Viele Jüngere seien<br />
aus Zeitgründen nicht bereit, ein<br />
Ehrenamt dauerhaft zu übernehmen,<br />
sondern ließen sich für flexiblere<br />
Mitarbeit, etwa an einem<br />
Projekt für einen bestimmten<br />
Zeitraum, besser gewinnen.<br />
Vereine nehmen inzwischen alte<br />
Wanderwege aus der Pflege. „Um<br />
gute Wanderwege anzubieten und<br />
die Arbeit zu reduzieren, gehen<br />
mittlerweile Vereine dazu über,<br />
zwei alte Wege aus der Vermarktung<br />
zu streichen, wenn sie einen<br />
neuen schaffen“, sagt Quack. Das<br />
tue der Infrastruktur der Wanderwege<br />
in Deutschland gut. Auch die<br />
Einführung des Deutschen Wandersiegels<br />
für Premiumwege habe<br />
die Qualität verbessert.<br />
Jörg Ciszewski<br />
Professor Heinz-Dieter Quack<br />
Foto: Roman Brödel<br />
Viele Veranstaltungen<br />
am Tag des Wanderns<br />
Mit Hunderten von Veranstaltungen<br />
im ganzen Land feiert der<br />
Deutsche Wanderverband (DWV)<br />
in diesem Jahr am 14. <strong>Mai</strong> wieder<br />
den Tag des Wanderns – und seinen<br />
140. Geburtstag.<br />
Anlässlich seines runden Geburtstags<br />
kehrt der Deutsche Wanderverband<br />
(DWV) für seine Zentralveranstaltung<br />
am Tag des<br />
Wanderns an den Ort zurück, an<br />
dem die Vereinigung im Jahr 1883<br />
gegründet wurde: nach Fulda.<br />
Darüber hinaus werden von den<br />
mehr als 3000 DWV-Gruppen vor<br />
Ort mit rund 50000 Mitgliedern<br />
Veranstaltungen und Wanderungen<br />
organisiert, an denen Interessierte<br />
teilnehmen können. Auch<br />
Umwelt-, Tourismus- und andere<br />
Organisationen sowie Natur- und<br />
Nationalparks und ganze Regionen<br />
laden zu Angeboten rund um<br />
das Wandern ein, teilt der Wanderverband<br />
mit.<br />
Welche Veranstaltungen am<br />
14. <strong>Mai</strong> wo angeboten werden,<br />
sehen Sie auf einer Karte auf der<br />
Webseite des DWV.<br />
cis<br />
www.tag-des-wanderns.de<br />
Krankenkassen belohnen Wanderer<br />
Gesundheitswandern wird bezuschusst – Bonuspunkte für Deutsches Wanderabzeichen<br />
Wandern ist gesund. Das wissen<br />
die gesetzlichen Krankenkassen,<br />
die ihre Versicherten mittlerweile<br />
mit Zuschüssen und Bonuspunkten<br />
belohnen, wenn diese die Wanderstiefel<br />
schnüren.<br />
Der Deutsche Wanderverband<br />
(DWV) hat das Konzept des Gesundheitswanderns<br />
entwickelt.<br />
Dabei werden in eine Wanderung<br />
gezielte einfache Übungen für<br />
Kraft, Beweglichkeit und Gleichgewicht<br />
eingebaut. Eine Studie der<br />
SRH-Hochschule (Stiftung Rehabilitation<br />
Heidelberg) für Gesundheit<br />
in Karlsruhe belegt, dass sich<br />
die Teilnahme am DWV-Gesundheitswandern<br />
positiv auf Herz,<br />
Kreislauf, Ausdauer und Muskulatur<br />
auswirken.<br />
Doch nicht jeder, dem es guttun<br />
würde, wandert auch. Um gezielt<br />
ältere Menschen und Bewegungseinsteiger<br />
dafür zu begeistern, hat<br />
der DWV das Gesundheitswandern<br />
konzipiert. Der Verband hat<br />
bereits rund 1000 Wanderführerinnen<br />
und -führer ausgebildet, die<br />
bundesweit diesen Kurs anbieten.<br />
Wandern hält fit und macht Spaß.<br />
Foto: picture alliance/Zoonar/Robert Kneschke<br />
Das DWV-Gesundheitswandern<br />
ist von der Zentralen Prüfstelle<br />
Prävention (ZPP) und damit von<br />
den gesetzlichen Krankenversicherungen<br />
als Prävention anerkannt.<br />
Das bedeutet, dass Kursteilnehmerinnen<br />
und -teilnehmer einen<br />
bestimmten Anteil der Kursgebühren<br />
bis maximal 80 Prozent von<br />
ihrer Kasse zurückerstattet bekommen<br />
können. Es kann sich<br />
also lohnen, bei der eigenen Krankenkasse<br />
nachzufragen.<br />
Der DWV hat sein Konzept des<br />
Wanderns mit gezielten physiotherapeutischen<br />
Übungen für das<br />
Flachland und die Mittelgebirge<br />
zusammen mit der Universität Osnabrück<br />
ausgearbeitet. Vielen<br />
Teilnehmerinnen und Teilnehmern<br />
fielen Steigungen anfangs oft<br />
schwer, berichtet Christine Merkel,<br />
die beim Deutschen Wanderverband<br />
Referentin für Wandern<br />
und Gesundheit ist. Aber bereits<br />
nach einigen Wochen könnten sie<br />
die Anstiege schon deutlich besser<br />
bewältigen.<br />
Eine weitere Möglichkeit ist, an<br />
offiziellen Wanderungen der Wandervereine<br />
teilzunehmen und sich<br />
im Anschluss die Länge der zurückgelegten<br />
Strecke für das Deutsche<br />
Wanderabzeichen bescheinigen<br />
zu lassen. Wenn am Ende des<br />
Kalenderjahres mindestens 200<br />
Kilometer erreicht wurden, winken<br />
nicht nur eine Wander-Urkunde,<br />
sondern auch Punkte für die<br />
Bonusprogramme der gesetzlichen<br />
Krankenkassen.<br />
Weitere Informationen zum<br />
DWV-Gesundheitswandern veröffentlicht<br />
der Verband auf seiner<br />
Webseite. Dort finden Sie auf einer<br />
Karte die Standorte, an denen das<br />
DWV-Gesundheitswandern angeboten<br />
wird. Jörg Ciszewski<br />
www.wanderverband.de/<br />
wandern/gesundheitswandern
22 Zeitung <strong>Mai</strong> <strong>2023</strong> Verbraucher<br />
Sprechen Sie Computerisch?<br />
Die meisten Begriffe der Computerwelt stammen aus dem Englischen – für nicht geübte Benutzer eine zusätzliche Hürde<br />
Smartphone, Auto, Spülmaschine<br />
– kaum jemand kommt um die Nutzung<br />
moderner Technologien herum.<br />
Die digitale Welt verständigt<br />
sich auf Englisch. Um die Begriffe<br />
zu verstehen, reicht das herkömmliche<br />
Schulwissen jedoch nicht aus.<br />
Die VdK-ZEITUNG hat ein kleines<br />
Computer- ABC zusammengestellt.<br />
Account: Benutzerkonto für den<br />
Zugang und die Verwendung eines<br />
Systems oder Internetdiensts<br />
Android: Betriebssystem der Firma<br />
Google für mobile Geräte<br />
App: Anwendungsprogramm für<br />
mobile Geräte<br />
Backup: Sicherheitskopie, um Daten<br />
bei Verlust wiederherzustellen<br />
Bit: kleinste Einheit bei der digitalen<br />
Datenübertragung<br />
Bluetooth: Funktechnologie für<br />
die kabellose Datenübertragung<br />
Bot: Computerprogramm, das<br />
weitgehend eigenständig arbeitet<br />
Browser: Programm, mit dem<br />
Webseiten gefunden, gelesen und<br />
verwaltet werden können<br />
Byte: Maßeinheit, um die Größe<br />
von Texten, Bildern oder Programmen<br />
anzugeben<br />
Captcha: Test, mit dem festgestellt<br />
werden kann, ob die Nutzerin/der<br />
Nutzer Mensch oder Maschine ist<br />
Cloud: externer Speicherplatz im<br />
Internet<br />
Cookies: kleine Dateien, die beim<br />
Lesen von Internet-Seiten unbemerkt<br />
auf dem eigenen Computer<br />
gespeichert werden<br />
Schul-Englisch reicht oft nicht aus, um mit dem Computer gut zurechtzukommen.<br />
Copy & Paste: Kopieren und Einfügen<br />
von Texten, Bildern, Dateien<br />
und Ordnern<br />
Download: Herunterladen von<br />
Daten von einem anderen auf den<br />
eigenen Computer<br />
Drag & Drop: Anklicken und Verschieben<br />
von Dateien<br />
Emoticon: Zeichen oder Zeichenfolgen,<br />
die Stimmungen oder Gefühlszustände<br />
ausdrücken<br />
Firewall: Sicherungssystem, das<br />
vor unerwünschtem Zugriff von<br />
außen schützt<br />
Freeware: kostenlose Software<br />
Hardware: alle technischen Teile<br />
einer Datenverarbeitungsanlage<br />
iOS: Betriebssystem der Firma<br />
Apple für mobile Geräte<br />
Foto: imago images/Zoonar<br />
Link: Verknüpfung, die Internet-<br />
Seiten miteinander verbindet<br />
Malware: schädliche Software<br />
Navigationsleiste: Element einer<br />
Webseite, um durch Webseiten zu<br />
navigieren<br />
Netiquette: Verhaltensregeln für<br />
den respektvollen Umgang bei der<br />
elektronischen Kommunikation<br />
PayPal: Betreiber eines Bezahldiensts<br />
für Online-Käufe<br />
Paywall: Bezahlschranke, mit der<br />
Inhalte nur nach Bezahlen einer<br />
Gebühr oder Abschließen eines<br />
Abonnements sichtbar sind<br />
Pixel: kleinste Einheit eines auf<br />
dem Bildschirm dargestellten Bilds<br />
Plug and Play: Technologie, die es<br />
erlaubt, neue Geräte ohne aufwendige<br />
Installation anschließen zu<br />
können<br />
Plug-In: kleine Zusatzprogramme,<br />
die Software um neue Funktionen<br />
erweitern<br />
Podcast: abonnierbare Audio-Beiträge<br />
Screenshot: Bild vom Inhalt des<br />
Bildschirms<br />
Server: Hardware oder Software,<br />
die Ressourcen, Dienste oder Daten<br />
für andere Rechner oder Programme<br />
bereitstellt<br />
Shareware: Software, die eingeschränkt<br />
genutzt werden kann,<br />
ohne dass man sie kaufen muss<br />
Software: alle Programme, die für<br />
Betrieb und Datenverarbeitung des<br />
Computers notwendig sind<br />
Spam: unerwünschte Werbe-<strong>Mai</strong>ls<br />
Spyware: Software, die Daten ohne<br />
Wissen der Nutzerin/des Nutzers<br />
ausspioniert<br />
Streaming: Verfahren, mit dem<br />
Filme und Audiodateien so aufbereitet<br />
werden, dass sie schon während<br />
des Herunterladens genutzt<br />
werden können<br />
TAN: Einmalpasswort (Transaktionsnummer),<br />
das fürs Online-Banking<br />
verwendet wird<br />
Taskleiste: Bereich am Rand des<br />
Bildschirms, in dem die laufenden<br />
Programme angezeigt werden<br />
Tool: Hilfs- oder Zusatz-Software<br />
Touchscreen: Tastbildschirm, auf<br />
dem die Eingabe per Finger oder<br />
Eingabestift erfolgt<br />
Trojaner: Programm, das andere,<br />
meist schädliche Programme ungefragt<br />
installiert<br />
Troll: Person, die andere Nutzer in<br />
sozialen Medien belästigt und mutwillig<br />
Diskussionen stört<br />
Update: Software auf den neuesten<br />
Stand bringen<br />
Upload: Datenübertragung vom<br />
eigenen auf andere Computer<br />
User: Nutzer, Anwender<br />
Virus: sich selbst verbreitendes<br />
Computerstörprogramm<br />
WLAN: drahtloses lokales Funknetz<br />
(Wireless Local Area Network),<br />
über das Geräte einen Zugang<br />
zum Internet bekommen<br />
Zoom: Video-Plattform, um Konferenzen<br />
oder auch Unterricht in<br />
einem digitalen Raum durchzuführen.<br />
Annette Liebmann<br />
Aufräumen und Strom sparen<br />
Wer unnötige Daten löscht, tut etwas für den Klimaschutz<br />
Trügerische Zahlen<br />
Weniger Deutsche waren 2022 überschuldet<br />
In Rechenzentren wie diesem werden Unmengen von Daten gespeichert.<br />
Für den Betrieb und die Kühlung der Geräte wird viel Strom benötigt.<br />
Volle E-<strong>Mai</strong>l-Postfächer und Ordner<br />
in Clouds oder im Computer<br />
kosten nicht nur Zeit und Nerven,<br />
sondern auch Strom. Denn um die<br />
wachsenden Datenmengen zu<br />
speichern und abrufbar zu halten,<br />
laufen Rechenzentren und Cloud-<br />
Dienste rund um die Uhr.<br />
Laut dem Digitalverband Bitkom<br />
sind sich fast drei Viertel der Internetnutzerinnen<br />
und -nutzer in<br />
Deutschland dieser Problematik<br />
bewusst: 73 Prozent haben schon<br />
einmal digital aufgeräumt und überflüssige<br />
<strong>Mai</strong>ls, Daten und Apps gelöscht,<br />
um den Stromverbrauch zu<br />
reduzieren. Über die Hälfte (56 Prozent)<br />
vermeidet den Stand-by-<br />
Modus und schaltet elektronische<br />
Geräte stattdessen ganz aus. Ebenfalls<br />
56 Prozent aktivieren die<br />
Energiesparfunktion bei Laptops<br />
oder PC-Monitoren. Das sind Ergebnisse<br />
einer repräsentativen Befragung<br />
unter rund 1000 Personen<br />
ab 16 Jahren.<br />
„Digitale Technologien helfen,<br />
den Ausstoß von CO 2 -Emissionen<br />
zu senken, sie verbrauchen aber<br />
auch Energie und Ressourcen“, sagt<br />
Bitkom-Hauptgeschäftsführer<br />
Dr. Bernhard Rohleder. Klimaschutz<br />
finde inzwischen auch online<br />
statt. „Wer überflüssige Daten<br />
löscht, sein Nutzungsverhalten<br />
überprüft und anpasst, kann einen<br />
wichtigen Beitrag leisten.“ mib<br />
Foto: picture alliance/Zoonar/benis arapovic<br />
Digitaler Frühjahrsputz<br />
Im digitalen Zuhause sollte immer<br />
mal wieder aufgeräumt<br />
werden. Mit folgenden Tipps des<br />
Digitalverbands Bitkom lassen<br />
sich Strom und damit auch Emissionen<br />
einsparen:<br />
1. Smartphone: Löschen Sie ungenutzte<br />
Apps. Prüfen Sie<br />
gespeicherte Dateien und löschen<br />
Sie, was nicht mehr<br />
gebraucht wird. Entfernen Sie<br />
überflüssige Chatverläufe aus<br />
Messenger-Apps.<br />
2. Laptop und PC: Verschieben<br />
Sie veraltete oder doppelte<br />
Dokumente in den Papierkorb<br />
und leeren Sie diesen regelmäßig.<br />
3. Sortieren Sie Fotos und Videos<br />
aus – insbesondere, wenn sie<br />
in der Cloud gespeichert sind.<br />
4. Verschieben Sie alte E-<strong>Mai</strong>ls<br />
ins Archiv und löschen Sie irrelevante<br />
Nachrichten. Melden<br />
Sie sich von Newslettern<br />
und <strong>Mai</strong>linglisten ab, die nicht<br />
von Ihnen gelesen oder gebraucht<br />
werden.<br />
5. Überprüfen Sie Ihre Einstellungen:<br />
Deaktivieren Sie Auto-<br />
Play von Videos und Streams,<br />
streamen Sie Videos in geringerer<br />
Auflösung, zum Beispiel<br />
in SD (Standard Definition)<br />
statt HD (High Definition).<br />
Schalten Sie Geräte komplett<br />
aus, anstatt sie dauerhaft im<br />
Stand-by-Modus zu lassen,<br />
und verringern Sie die Standard-Bildschirmhelligkeit.<br />
2022 hat sich die Überschuldungslage<br />
in Deutschland leicht verbessert:<br />
Die Zahl überschuldeter Privatpersonen<br />
hat sich gegenüber<br />
dem Vorjahr um rund 274 000 Fälle<br />
auf 5,88 Millionen verringert. Für<br />
Expertinnen und Experten sind die<br />
Zahlen jedoch trügerisch.<br />
Seit Beginn der Corona-Pandemie<br />
haben sich die Überschuldungsfälle<br />
in drastischem Tempo<br />
reduziert. Grund: Durch die anhaltende<br />
Krisenlage geben die<br />
meisten Menschen weniger Geld<br />
aus. Zudem schützen die staatlichen<br />
Hilfsprogramme viele Verbraucherinnen<br />
und Verbraucher.<br />
„Der Rückgang überschuldeter<br />
Personen verlangsamt sich jedoch<br />
Menschen, deren Einnahmen nicht<br />
ausreichen, um dauerhaft ihren finanziellen<br />
Verpflichtungen nachzukommen,<br />
gelten als überschuldet.<br />
Foto: picture alliance/Westend61/Veam<br />
bereits. Die wahren Belastungen<br />
werden die anhaltend hohe Inflation<br />
und insbesondere die ansteigenden<br />
Energiekosten sein, die<br />
noch längst nicht vollständig beim<br />
Verbraucher angekommen sind“,<br />
warnt Patrik-Ludwig Hantzsch,<br />
Leiter der Wirtschaftsforschung<br />
bei Creditreform, das jährlich die<br />
Analyse für den sogenannten<br />
Schuldner Atlas durchführt.<br />
Diese Folgen seien bei der Überschuldung<br />
nicht akut spürbar,<br />
sondern würden zeitverzögert und<br />
mit Langzeitwirkung auftreten.<br />
Eine Trendwende werde bereits für<br />
dieses Jahr befürchtet. „Die in der<br />
Corona-Krise angehäuften Sparguthaben<br />
sind vielfach schon wieder<br />
aufgebraucht. Das trifft jetzt<br />
vor allem Geringverdiener, die<br />
auch in normalen Zeiten nicht viel<br />
auf die Seite legen können“, erläutert<br />
Hantzsch.<br />
Aktuell haben bundesweit rund<br />
2,94 Millionen Haushalte finanzielle<br />
Schwierigkeiten. Die Überschuldungsquote,<br />
die die Zahl der<br />
überschuldeten Personen (über<br />
18 Jahre) zur Einwohnerzahl ins<br />
Verhältnis setzt, liegt hierzulande<br />
bei 8,48 Prozent. Die Spanne reicht<br />
dabei von den bayerischen Landkreisen<br />
Eichstätt (3,55 Prozent),<br />
Erlangen- Höchstadt (4,06 Prozent)<br />
und Aichach-Friedberg (4,23 Prozent)<br />
bis hin zu den kreisfreien<br />
Städten Pirmasens (Rheinland-<br />
Pfalz/16,92 Prozent), Gelsenkirchen<br />
(Nordrhein-Westfalen/16,94<br />
Prozent) und Bremerhaven (Bremen/19,70<br />
Prozent). mib
Freizeit<br />
Zeitung <strong>Mai</strong> <strong>2023</strong><br />
23<br />
O du schöner <strong>Mai</strong>baum!<br />
Das Aufstellen des Schmuckstücks am 1. <strong>Mai</strong> hat vor allem in Bayern Tradition – VdK-Mitglieder feiern in der Dorfgemeinschaft<br />
Viele Orte in Bayern haben einen<br />
<strong>Mai</strong>baum. Er symbolisiert den Frühling,<br />
Lebensfreude und Wachstum.<br />
Das Aufstellen am 1. <strong>Mai</strong> hat Tradition<br />
und soll sogar ein alter germanischer<br />
Brauch sein. Fest steht jedenfalls:<br />
Mit Musik und Tanz geht<br />
es zünftig zu. Die Vereine haben<br />
großen Anteil an dem Fest, und<br />
auch einige VdK- Ortsverbände<br />
feiern mit ihren Mitgliedern fröhlich<br />
in der Dorfgemeinschaft mit.<br />
Außerhalb Bayerns wird dieses<br />
Brauchtum vielerorts ebenfalls<br />
gepflegt. Vor allem in Baden-Württemberg<br />
und in der Pfalz ist das<br />
Ritual noch tief verankert. Doch<br />
auch im Rheinland, Saarland,<br />
Emsland, Ostfriesland, in Nordrhein-Westfalen<br />
und in Teilen<br />
Sachsens, Sachsen-Anhalts, Thüringens<br />
und der Lausitz findet man<br />
die festlich geschmückte Pracht.<br />
Bänder und Tafeln<br />
Heute sieht ein <strong>Mai</strong>baum meistens<br />
so aus: ein hoher Stamm mit<br />
grüner Spitze, Kränzen, Bändern,<br />
Tafeln – und in Bayern meistens<br />
weiß-blau angestrichen. Die Bäume<br />
sind etwa 30 Meter lang und<br />
werden in manchen Gemeinden<br />
immer noch mit Muskelkraft in die<br />
Höhe gehievt. Vielerorts wird aber<br />
schon mit einem Kran nachgeholfen.<br />
Für die Feierlichkeiten wird<br />
der Baum entweder jedes Jahr neu<br />
gefällt, oder über mehrere Jahre<br />
verwendet und immer wieder aufgehübscht.<br />
Das ist je nach Region<br />
unterschiedlich. Auch sieht ein<br />
<strong>Mai</strong>baum in jedem Ort etwas anders<br />
aus. Da sind die Dorf- oder<br />
Stadtbewohner sehr kreativ. Mit<br />
dem Aufstellen des <strong>Mai</strong>baums ist<br />
oft ein Fest verbunden. Besonders<br />
in Bayern und Baden-Württemberg<br />
wird der Baumstamm feierlich auf<br />
dem Dorfplatz aufgerichtet.<br />
Gabriele Pauler, Vorsitzende des<br />
VdK-Ortsverbands Zorneding-<br />
Pöring bei München, fiebert dem<br />
1. <strong>Mai</strong> jedenfalls schon entgegen.<br />
Seit 1973 wird in Pöring im Fünf-<br />
Jahres- Rhythmus ein <strong>Mai</strong>baum<br />
aufgestellt. Heuer ist es wieder so<br />
weit. „Mit Manneskraft“, wie Pauler<br />
betont. Der <strong>Mai</strong>baum wird<br />
immer am 1. April aus seinem Lager<br />
im Wald abgeholt und dann bis<br />
zum 1. <strong>Mai</strong> in einem festen Unterstand<br />
geschliffen, bemalt, verziert<br />
und dabei 24 Stunden täglich bewacht,<br />
damit er nicht gestohlen<br />
wird – auch das ist Brauch. Der<br />
VdK Zorneding-Pöring übernimmt<br />
dabei einen Teil der <strong>Mai</strong>baumwache.<br />
Eine Schicht läuft immer<br />
sechs Stunden, was im Übrigen<br />
auch für alle anderen Vereine im<br />
Ort, wie Feuerwehr und Burschenverein,<br />
eine Ehre und Selbstverständlichkeit<br />
ist. „Die Wache wird<br />
bei uns immer mit einem geselligen<br />
Beisammensein mit Kaffee und<br />
Kuchen verbunden“, sagt Pauler.<br />
Der VdK-Ortsverband Vilsheim<br />
in Niederbayern ist ebenfalls voller<br />
In Bayern hat fast jedes Dorf einen <strong>Mai</strong>baum. Dieser im Berchtesgadener<br />
Land ist besonders prächtig und ragt hoch in den Himmel.<br />
Foto: picture alliance/SZ Photo/RoHa-Fotothek Fürmann<br />
Vorfreude. Trachtenverein, VdK<br />
und alle anderen Ortsvereine richten<br />
dort im Zwei-Jahres- Turnus<br />
das Aufstellen des <strong>Mai</strong> baums aus.<br />
„Bei uns ist jeder fast in jedem<br />
Verein Mitglied“, weiß Helene<br />
Grichtmaier, Vorsitzende des Ortsverbands<br />
und stellvertretende<br />
Kreisvorsitzende beim VdK Landshut.<br />
So ist der Initiator Johann<br />
Voitenleitner Vorsitzender beim<br />
Trachtenverein und ebenfalls<br />
VdK-Mitglied. Heuer soll auch eine<br />
Tafel vom VdK am Baum angebracht<br />
werden.<br />
Der VdK-Ortsverband Windischeschenbach<br />
bei Weiden beteiligt<br />
sich seit Jahren mit der Arbeiterwohlfahrt<br />
(AWO) am <strong>Mai</strong>baumaufstellen.<br />
Für den Ortsverband<br />
um Ortsvorsitzende Angela Erfurt<br />
ist das immer ein schönes und aufregendes<br />
Ereignis.<br />
„Tanz in den <strong>Mai</strong>“<br />
Beim VdK-Ortsverband Zwiesel<br />
im Arberland findet wie bei vielen<br />
anderen VdK-Ortsverbänden in<br />
ganz Deutschland ein „Tanz in den<br />
<strong>Mai</strong>“ statt. „Der Termin wird schon<br />
bei der Weihnachtsfeier bekanntgegeben,<br />
nach einem passenden<br />
Lokal gesucht und die Musik bestellt“,<br />
sagt stellvertretender Ortsvorsitzender<br />
Walter Gruber. Meistens<br />
werden Fahrgemeinschaften<br />
gebildet oder ein Bus eingesetzt.<br />
Die Tanzfläche ist dann immer<br />
proppenvoll. Petra J. Huschke<br />
Tasten, hören und fühlen<br />
Städteführung mit Blindenstock und Augenbinde vermittelt neue Eindrücke<br />
Loreley blickt ins Tal<br />
Neue Bronzeskulptur ziert den berühmten Felsen<br />
Führungen für blinde und sehbehinderte<br />
Menschen gibt es viele.<br />
Doch wie wäre es mal andersherum?<br />
In mehreren Städten können<br />
Sehende für ein paar Stunden<br />
die Perspektive wechseln. Mit<br />
Blindenstock sowie Augenbinde<br />
oder Simulationsbrille erleben sie<br />
die Stadt aus der Perspektive von<br />
Menschen mit Sehbehinderung.<br />
Seit 2016 bietet Christian Ohrens<br />
solche Führungen durch<br />
Hamburg an. „Die Idee dazu hatte<br />
ich, als ich als Student in der Ausstellung<br />
,Dialog im Dunkeln‘<br />
gearbeitet habe“, erzählt er. Die<br />
Guides, die selbst eine Sehbehinderung<br />
haben, führen die Besucherinnen<br />
und Besucher durch völlig<br />
abgedunkelte Räume. Mit Gerüchen,<br />
Wind, Temperaturen, Geräuschen<br />
und Texturen werden Alltagssituationen,<br />
Parks, ein Café<br />
oder eine Stadt simuliert. „Viele<br />
haben gefragt, ob man so etwas<br />
auch draußen machen könnte, und<br />
ich habe mir gedacht: Warum eigentlich<br />
nicht?“<br />
Ohrens bietet auf seiner Webseite<br />
https://blind-durch-hamburg.<br />
de Führungen ab einer Person an.<br />
Erkundet werden beispielsweise<br />
die Hamburger Innenstadt, die<br />
Kirmes, die Reeperbahn oder auf<br />
Wunsch bestimmte Stadtviertel.<br />
Auch ein Einkaufsbummel oder<br />
andere Touren sind möglich. Die<br />
Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />
tragen eine Augenbinde und bekommen<br />
zur Orientierung einen<br />
Blindenstock. Untergehakt bei<br />
Beim Blindwalk, wie hier in Köln, müssen sich die Teilnehmerinnen und<br />
Teilnehmer auf ihr Gehör, ihren Geruchs- und ihren Tastsinn verlassen.<br />
ihrem Guide, erleben sie zwei<br />
Stunden lang die Hansestadt mit<br />
all ihren Hindernissen, Gerüchen<br />
und Geräuschen.<br />
„Ich will die Welt von Menschen<br />
mit Sehbehinderung nicht mit erhobenem<br />
Zeigefinger vermitteln,<br />
sondern so, dass die Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer am Ende zu<br />
der Erkenntnis kommen, dass<br />
blind zu sein nicht schlimm ist,<br />
sondern einfach nur anders“, erklärt<br />
Ohrens. Abgebrochen haben<br />
die Tour bisher nur wenige. Die<br />
Führungen sind so erfolgreich,<br />
dass sie mittlerweile auch von den<br />
Jochen Schweitzer Erlebnisbetrieben<br />
angeboten werden.<br />
Auch in anderen Städten gibt es<br />
ähnliche Rundgänge. In Köln etwa<br />
tragen die Teilnehmenden Ohrenstöpsel<br />
und sind über ein Mikrofon<br />
mit ihrem Guide verbunden. Um<br />
sicher vom Museum Ludwig bis<br />
zur Domplatte und zur Hohenzollernbrücke<br />
zu kommen, halten sie<br />
sich an den Rucksack- Schlaufen<br />
der Vorderfrau oder des Vordermanns<br />
fest. Sogenannte Blindwalks<br />
werden unter anderem auch<br />
in Berlin, Frankfurt am <strong>Mai</strong>n,<br />
München, Trier, Lüneburg und<br />
Fulda angeboten.<br />
Eine Stadt mit Tasten, Hören<br />
und Fühlen zu erkunden, bietet<br />
sich nicht nur auf Reisen an. Führungen<br />
mit verbundenen Augen<br />
lassen auch die vertraute Umgebung<br />
völlig anders erscheinen. Und<br />
nicht zuletzt können solche Rundgänge<br />
dazu beitragen, mehr Verständnis<br />
für die Situation von<br />
Menschen mit Sehbehinderung zu<br />
entwickeln. Annette Liebmann<br />
Foto: Imago/Thilo Schmülgen<br />
Wegen seiner engen Kurven und<br />
dem felsigen Grund ist der Rhein<br />
bei St. Goarshausen unter Binnenschiffern<br />
gefürchtet. Der Sage<br />
nach sitzt hoch oben auf einem<br />
Felsen die Loreley, die alle Vorbeifahrenden<br />
mit ihrem lieblichen<br />
Gesang betört. Auf dem Felsplateau<br />
wurde nun eine neue Statue<br />
enthüllt.<br />
Die 2,20 Meter hohe Bronzestatue<br />
wurde von der Berliner Künstlerin<br />
Valerie Otte geschaffen. Ihre<br />
Loreley sitzt auf einem Felsen, mit<br />
dem sie geradezu verschmilzt. Auf<br />
der Rückseite der Figur münden<br />
die langen Haare in einen Fluss, in<br />
dessen Wellen Boote zu kentern<br />
scheinen.<br />
Schon seit vielen Jahrhunderten<br />
ranken sich zahlreiche Mythen um<br />
den 132 Meter hohen Felsen, der<br />
ebenso wie die Frauenfigur den<br />
Namen „Loreley“ trägt. Das liegt<br />
auch daran, dass es dort früher ein<br />
starkes Echo gab, für das man keine<br />
Erklärung fand. Unter anderem<br />
vermutete man, dass Waldgeister<br />
oder Zwerge dafür verantwortlich<br />
waren. Heute ist das Echo verschwunden,<br />
weil die im 20. Jahrhundert<br />
gebauten Tunnel und<br />
Straßen die Schallwellen abfangen.<br />
Erstmals als geheimnisvolle<br />
schöne Frau tauchte die Loreley im<br />
frühen 19. Jahrhundert in einer<br />
Ballade des Dichters Clemens<br />
Brentano auf. Die Zauberin war<br />
von ihrem Liebhaber betrogen<br />
worden und sollte in ein Kloster<br />
geschickt werden. Auf dem Weg<br />
dorthin stieg sie noch einmal auf<br />
den Felsen, um den Rhein zu sehen.<br />
Im Wasser glaubte sie, ihren<br />
Liebhaber zu erkennen, und stürzte<br />
sich in die Fluten des Flusses.<br />
Noch bekannter ist das Gedicht<br />
von Heinrich Heine aus dem Jahr<br />
1823, das von Friedrich Silcher<br />
vertont wurde. Es beginnt mit den<br />
Worten „Ich weiß nicht, was soll<br />
es bedeuten, dass ich so traurig<br />
bin“ und beschreibt die Loreley als<br />
verführerische Jungfrau mit langem<br />
güldenem Haar, die die Schiffer<br />
mit ihrem wunderschönen<br />
Gesang vom Kurs abbringt.<br />
Die Sage von der Loreley beschäftigt<br />
viele Künstler bis heute.<br />
Unter anderem wurde sie von der<br />
Folk-Punk-Gruppe „The Pogues“<br />
und den Rockbands „Styx“ und<br />
„Wishbone Ash“ besungen. ali<br />
Die Loreley-Statue von Valerie Otte.<br />
Foto: Armin Schaust
24 Zeitung <strong>Mai</strong> <strong>2023</strong> Unterhaltung<br />
Schon 50? Da guckst du!<br />
Comedian Kaya Yanar feiert runden Geburtstag<br />
Bei Kaya Yanar denken die meisten<br />
an „Was guckst du?!“. Mit der<br />
Comedy sendung auf Sat.1 gelang<br />
dem Komiker, Fernsehmoderator<br />
und Schauspieler der Durchbruch.<br />
Am 20. <strong>Mai</strong> feiert er seinen 50. Geburtstag.<br />
Kaya Yanar<br />
Foto: Imago/Star-Media<br />
Kaya Yanar liebt das Spiel mit<br />
kulturellen Klischees. Er selbst hat<br />
türkische und arabische Wurzeln,<br />
beherrscht aber weder Türkisch<br />
noch Arabisch wirklich gut, denn<br />
im Elternhaus wurde nur Deutsch<br />
gesprochen. Der Sohn eines Bautechnikers<br />
wurde in Frankfurt am<br />
<strong>Mai</strong>n geboren und besuchte dort<br />
ein humanistisches Gymnasium.<br />
Nach dem Abitur studierte er Phonetik,<br />
Amerikanistik und Philosophie,<br />
beendete das Studium aber<br />
ohne Abschluss.<br />
Kaya Yanar verhalf der „Ethno-<br />
Comedy“ zur Popularität im<br />
deutschsprachi gen Raum. „Was<br />
guckst du?!“, ein aus Großbritannien<br />
übernommenes Fernsehformat,<br />
lief von 2001 bis 2005. Yanar<br />
war Moderator sowie Hauptdarsteller<br />
der meisten Sketche, in denen<br />
er mit den Klischees verschiedener<br />
ethnischer Gruppen spielte.<br />
Dafür erhielt er den Deutschen<br />
Fernsehpreis, den Deutschen Comedypreis<br />
und die Goldene Romy.<br />
Weitere Fernsehauftritte hatte er<br />
unter anderem 2007 in der ZDF-<br />
Show „Kaya Yanar testet Deutschland<br />
– die Multi-Kulti-Show“, in<br />
„Stars bei der Arbeit“, wo er zusammen<br />
mit dem Komiker Paul<br />
Panzer Deutschlands schönste<br />
und schlimmste Berufe ausprobierte,<br />
sowie als Moderator der<br />
RTL-Pannenshow „Life! – Dumm<br />
gelaufen“. 2008 spielte er eine<br />
Hauptrolle in der Fernsehkomödie<br />
„Dekker & Adi – Wer bremst, verliert!“.<br />
Regelmäßig ist er mit seinen<br />
Soloprogrammen auf Tour und<br />
streamt live auf „Twitch“.<br />
Yanar ist nicht nur einer der erfolgreichsten<br />
deutschen Künstler<br />
mit türkischen Wurzeln, sondern<br />
trägt mit seinem Humor auch zur<br />
Völkerverständigung bei. Für seine<br />
Bemühungen verlieh ihm die<br />
GEO-Gruppe die Auszeichnung<br />
„Grüne Palme“.<br />
Der überzeugte Tierschützer<br />
unterstützt die Tierrechtsorganisation<br />
PETA und lebt mit seiner Familie<br />
in der Schweiz. ali<br />
Teil des<br />
Halses<br />
Banden-,<br />
Kleinkrieg<br />
(span.)<br />
Amerikaner<br />
(Mz.,<br />
Kw.)<br />
Freude,<br />
Genuss<br />
Art von<br />
Früchten<br />
Regenwasserbehälter<br />
Vertrauliches<br />
eines der<br />
<strong>Mai</strong>nzelmännchen<br />
formbares<br />
Material<br />
Küchengerät<br />
US-Nachrichtensender<br />
veralt:<br />
leicht<br />
krank,<br />
müde<br />
Parole der<br />
Franz.<br />
Revolution<br />
exakt,<br />
sorgfältig<br />
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Fladenbrot<br />
fruchtbare<br />
Bodenschicht<br />
Schiffsankerplatz<br />
unbestimmter<br />
Artikel<br />
Trinkgefäß<br />
Komponist<br />
von<br />
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Abk.: Afrika,<br />
Karibik<br />
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Westeuropäerin<br />
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Getreideart<br />
ausgebaggerte<br />
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Kosmetikpflanze<br />
(Mz.)<br />
Gleichgewichtslage<br />
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Zeitungsfalschmeldung<br />
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Wüstenfuchs<br />
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dt.-franz.<br />
TV-<br />
Sender<br />
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Frühling<br />
© RateFUX <strong>2023</strong>-315-004<br />
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E<br />
G<br />
E<br />
R<br />
S<br />
T<br />
E<br />
Computersprache<br />
Glaubensbekenntnis<br />
Klebemittel,<br />
Klebstoff<br />
abweisender<br />
Ausruf<br />
Hohlnadel<br />
zur<br />
Injektion<br />
T<br />
A<br />
G<br />
H<br />
H<br />
I<br />
T<br />
L<br />
E<br />
I<br />
S<br />
T<br />
E<br />
N<br />
L<br />
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I<br />
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D<br />
E<br />
H<br />
U<br />
M<br />
U<br />
S<br />
N<br />
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A<br />
N<br />
G<br />
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N<br />
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G<br />
A<br />
L<br />
I<br />
T<br />
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M<br />
C<br />
R<br />
K<br />
K<br />
Z<br />
K