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RhPfalz_Mai_2023

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Sozialverband VdK<br />

Rheinland-Pfalz<br />

77. Jahrgang<br />

<strong>Mai</strong> <strong>2023</strong><br />

THEMEN<br />

Reportage<br />

Sonnenblumen machen<br />

sichtbar Seite 3<br />

Politik<br />

Pleitewellen in<br />

Pflegeheimen Seite 4<br />

Pflege<br />

Studienergebnisse zur<br />

24-Stunden-Pflege Seite 6<br />

VdK-TV<br />

„Rat und Tat“ zum<br />

Anspruch auf Reha Seite 12<br />

Verbraucher<br />

Unterstützung bei der<br />

Steuererklärung Seite 20<br />

Wandern<br />

hält fit<br />

Wandern ist gesund. Rund 40<br />

Millionen Menschen schnüren<br />

hierzulande regelmäßig die Wanderstiefel.<br />

Lesen Sie mehr auf Seite 21<br />

Aus dem<br />

Landesverband<br />

Häusliche Pflege: Info-Tag<br />

mit PodiumsdiskussionSeite 13<br />

Scharfe Kritik an Pflegereform<br />

VdK-Präsidentin: Wegfall des Entlastungsbudgets ist „Ohrfeige für Nächstenpflegende“<br />

SEITE 5<br />

So hilft der VdK<br />

Foto: imago/blickwinkel<br />

Bei einer ehrenamtlichen Tätigkeit<br />

hat ein VdK-Mitglied sich<br />

schwer verletzt und ist seitdem<br />

schwerbehindert und arbeitsunfähig.<br />

Dank der Unterstützung<br />

des Sozialverbands VdK bekommt<br />

er eine lebenslange<br />

Rente und 150 000 Euro als Nachzahlung.<br />

Der Sozialverband VdK kritisiert die<br />

vom Bundeskabinett verabschiedete<br />

Pflegereform. Hauptkritikpunkte<br />

sind der Wegfall des Entlastungsbudgets<br />

und die unverhältnismäßig<br />

starke Erhöhung der<br />

Pflegeversicherungsbeiträge für<br />

Rentnerinnen und Rentner, die<br />

kinderlos sind oder mehrere Kinder<br />

über 25 Jahren haben.<br />

Nach Plänen der Bundesregierung<br />

soll der Beitragssatz für die<br />

Pflegeversicherung steigen. Kinderlose<br />

zahlen vier Prozent Pflegebeitrag<br />

(bisher 3,4 Prozent). Eltern<br />

mit einem Kind zahlen zukünftig<br />

0,35 Prozentpunkte mehr, also 3,4<br />

Prozent des Bruttoeinkommens.<br />

Ab zwei Kindern bis zum fünften<br />

Kind wird der Beitrag bis zum 25.<br />

Lebensjahr des Kindes, um 0,25<br />

Beitragssatzpunkte je Kind abgesenkt.<br />

Die geplanten Erhöhungen<br />

bedeuten vor allen für viele Rentnerinnen<br />

und Rentner, deren Kinder<br />

älter als 25 Jahre sind, eine<br />

deutliche Mehrbelastung.<br />

VdK-Präsidentin Verena Bentele<br />

erklärt dazu: „Fast die Hälfte der<br />

pflegebedürftigen Rentnerinnen<br />

und Rentner werden von ihren<br />

Kindern gepflegt, das belegt unsere<br />

VdK-Pflegestudie. Die pflegebedürftigen<br />

Eltern profitieren lebenslang<br />

von der Anzahl ihrer Kinder<br />

und haben eine sehr große Chance,<br />

zu Hause gepflegt zu werden. Gerade<br />

sie sollten nicht höhere Beiträge<br />

zahlen müssen.“<br />

Wenn hier keine Änderung des<br />

Kabinettsbeschluss mehr erzielt<br />

werden kann, dann sollte die Ungerechtigkeit<br />

behoben werden,<br />

dass Rentnerinnen und Rentner<br />

ihren Pflegeversicherungsbeitrag<br />

allein bezahlen müssen, so die<br />

Vorstellung des VdK. Er behält<br />

sich außerdem vor, gegen die mit<br />

dem Gesetz verbundenen Ungleichbehandlungen<br />

zu klagen.<br />

Weiterer Eckpunkt dieser Pflegereform<br />

ist die zweistufige Erhöhung<br />

des Pflegegelds: Zum Jahresanfang<br />

2024 und 2025 wird das<br />

Pflegegeld, das bisher je nach Pflegegrad<br />

zwischen 316 und 901 Euro<br />

im Monat liegt, um jeweils fünf<br />

Prozent angepasst.<br />

Anfang 2025 folgen alle weiteren<br />

Leistungen der Pflegeversicherung,<br />

ab 2028 soll es dann eine<br />

regelmäßige Anpassung an die<br />

Preisentwicklung geben, so heißt<br />

es in den Kabinettsbeschlüssen.<br />

Der VdK hatte schon angemahnt,<br />

dass die geplanten Erhöhungen<br />

angesichts der hohen Inflationsraten<br />

„vorne und hinten nicht reichen“.<br />

Auch weitere Einzelheiten<br />

der bisherigen Beschlüsse des<br />

Bundeskabinetts sieht der VdK als<br />

sehr kritisch an.<br />

Als „Ohrfeige für alle Nächstenpflegenden“<br />

wertet VdK-Präsidentin<br />

Bentele, dass das geplante<br />

Entlastungsbudget nicht kommen<br />

soll. Das Bundesgesundheitsministerium<br />

hatte hier ursprünglich<br />

geplant, dass die Leistungen der<br />

Verhinderungs- und Kurzzeitpflege<br />

zusammengelegt und damit<br />

flexibel und mit weniger Bürokratie<br />

von den Betroffenen abgerufen<br />

werden können.<br />

Bentele sagt: „Die pflegenden<br />

Angehörigen sind es, die die Pflege<br />

in Deutschland am Laufen halten.<br />

Gerade sie brauchen dringend eine<br />

Entbürokratisierung und individuell<br />

wählbare Entlastungsmöglichkeiten.“<br />

<br />

Julia Frediani<br />

Rentenkasse steht gut da<br />

Sozialverband VdK fordert die „Rente für alle“, um DRV dauerhaft zu stabilisieren<br />

Die Deutsche Rentenversicherung (DRV)<br />

verbucht steigende Einnahmen und weist<br />

für 2022 sogar einen Überschuss von 3,4<br />

Milliarden Euro aus. Auch der Blick in die<br />

Zukunft ist optimistisch.<br />

„Die Kassenlage sieht sehr gut aus“, sagte<br />

DRV-Präsidentin Gundula Roßbach<br />

gegenüber der „Bild am Sonntag“. Als<br />

Gründe nannte sie die aktuell gute Arbeitsmarktlage,<br />

mehr Beitragszahlende durch<br />

Zuwanderung und die gebremste Lebenserwartung.<br />

Zur Wahrheit gehört allerdings,<br />

dass Letzteres leider mit der höheren Sterblichkeit<br />

von Älteren während der Corona-<br />

Pandemie zu tun hat. Roßbach beruft sich<br />

für ihre Prognosen auf das Statistische<br />

Bundesamt: „Wir erwarten jetzt zwischen<br />

2020 und 2040 beim Verhältnis zwischen<br />

Erwerbspersonen und Rentnern einen<br />

ähnlichen Anstieg wie in den Jahren zwischen<br />

1990 und 2010. Und damals haben<br />

wir das gut hinbekommen. Wir müssen<br />

zwar etwas tun, aber wir haben Vergleichbares<br />

schon einmal geschafft.“<br />

Die Zahlen der Rentenkasse bestätigen<br />

für VdK-Präsidentin Verena Bentele, dass<br />

eine Umlagefinanzierung in Kombination<br />

mit arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen<br />

der richtige Weg ist. „Es ist jetzt deutlich<br />

zu sehen, wie positiv sich hohe Tarifabschlüsse,<br />

eine allgemein gute Lohnentwicklung<br />

und eine steigende Zahl von sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten<br />

auswirken. Diese Ansätze müssen weiter<br />

verfolgt werden, etwa bei der Anhebung<br />

des Mindestlohns.“ Dennoch müsse das<br />

Solidarsystem ausgebaut werden: „Der<br />

VdK fordert ein Rentensystem, in das alle<br />

einzahlen, also auch Selbstständige, Beamtinnen<br />

und Beamte, Politikerinnen und<br />

Politiker bis hin zu DAX-Vorständen. Das<br />

würde die Einnahmen dauerhaft stabilisieren<br />

und teure Aktienrentenexperimente<br />

überflüssig machen.“ <br />

bsc


2 Zeitung <strong>Mai</strong> <strong>2023</strong> Politik<br />

Ältere nicht unter Generalverdacht stellen<br />

VdK lehnt Pflicht-Tests für Autofahrerinnen und -fahrer ab 70 Jahren ab<br />

Der Sozialverband VdK kritisiert den<br />

Plan der Europäischen Kommission,<br />

verpflichtende Fahrtauglichkeitstests<br />

für Seniorinnen und Senioren<br />

einzuführen. Dieses Vorhaben grenze<br />

an Altersdiskriminierung, so VdK-<br />

Präsidentin Verena Bentele.<br />

Die EU-Kommission plant die<br />

Änderung der EU-Führerscheinrichtlinie.<br />

Ziel ist, die vielen unterschiedlichen<br />

Regelungen in den<br />

EU-Ländern zu vereinheitlichen<br />

und die Zahl der Verkehrstoten in<br />

der EU bis 2050 auf null zu senken.<br />

Eine der Maßnahmen könnte eine<br />

regelmäßige Überprüfung der<br />

Fahrtauglichkeit von Seniorinnen<br />

und Senioren ab 70 Jahren sein.<br />

In einigen Nachbarländern gibt<br />

es bereits die Pflicht, ab einem<br />

bestimmten Alter die Fahreignung<br />

überprüfen zu lassen: in Tschechien<br />

ab 60 Jahren und in Dänemark<br />

ab 70 Jahren. In Deutschland wie<br />

auch in Österreich und Frankreich<br />

wird die Fahrtauglichkeit von älteren<br />

Autofahrerinnen und -fahrern<br />

nicht regelmäßig überprüft.<br />

Wer seine Führerscheinprüfung<br />

bestanden hat, erhält in der Regel<br />

eine Fahrerlaubnis auf Lebenszeit.<br />

Viele ältere Autofahrerinnen<br />

und -fahrer sind wegen der aktuellen<br />

Reformpläne der EU verunsichert.<br />

Der VdK weist darauf hin,<br />

dass es sich um Änderungspläne<br />

handelt, die auf EU-Ebene noch<br />

diskutiert werden. Erst in einem<br />

nächsten Schritt gehen sie an das<br />

EU-Parlament und an die Mitgliedsstaaten<br />

zur Beratung. Bevor<br />

Die Pläne der EU, Fahrtauglichkeitstests einzuführen, verunsichern ältere<br />

Autofahrerinnen und Autofahrer.<br />

Foto: picture alliance/dpa/Christin Klose<br />

Änderungen in Deutschland in<br />

Kraft treten, müssen sie erst in<br />

nationales Recht überführt werden.<br />

Ob in Deutschland dann<br />

Fahrtauglichkeitsprüfungen und<br />

ärztliche Untersuchungen eingeführt<br />

werden oder nicht, steht<br />

noch nicht fest.<br />

Erfahren und umsichtig<br />

„Natürlich ist das Absenken der<br />

Unfallzahlen auf deutschen Straßen<br />

ein Ziel, das der VdK teilt“, sagt<br />

Bentele. Ältere Menschen seien im<br />

Verkehr als Fußgänger und Radfahrer<br />

besonders gefährdet. „Es ist aber<br />

der falsche Weg, Menschen ab 70<br />

Jahren unter Generalverdacht zu<br />

stellen, nicht mehr ausreichend<br />

verkehrssicher Auto fahren zu können.“<br />

Pflicht-Tests ab 70 Jahren<br />

„grenzen an Altersdiskriminierung“,<br />

so Bentele. Testverfahren,<br />

die allein die Reaktionsfähigkeit<br />

erfassen und Fahrerfahrung sowie<br />

Urteilsvermögen außer Acht ließen,<br />

seien laut Bentele nur bedingt<br />

aussagekräftig. Tatsächlich zeigen<br />

Fahranfängerinnen und -anfänger<br />

bei Reaktionstests die besten Ergebnisse,<br />

sie sind aber in der Unfallstatistik<br />

auffälliger.<br />

Bentele weist darauf hin, dass<br />

ältere Autofahrerinnen und Autofahrer<br />

in der Regel erfahrener und<br />

umsichtiger im Straßenverkehr<br />

sind. „Statt den geplanten Fahrtauglichkeitstests<br />

braucht es mehr<br />

Beratung und Angebote auf freiwilliger<br />

Basis, um die Fahrtauglichkeit<br />

älterer Menschen zu überprüfen<br />

und sich hierzu informieren zu<br />

können.“ Jörg Ciszewski<br />

KOMMENTAR<br />

Vorbeugen hilft<br />

Sie kennen bestimmt den Sinnspruch:<br />

„Vorbeugen ist besser als<br />

heilen.“ Bei den Krankenkassen<br />

scheint sich das aber noch nicht<br />

herumgesprochen zu haben, wie<br />

ein Blick auf die Ausgabenliste<br />

der gesetzlichen Krankenversicherungen<br />

von 2022 zeigt. Von<br />

100 Euro Krankenversicherungsbeiträgen<br />

fließen 5,34 Euro in<br />

den Posten „Sonstiges“. Darin<br />

enthalten sind unter anderem<br />

„Leistungen für Prävention“.<br />

Ich finde es irritierend, dass Prävention<br />

ihren Platz in der Rubrik<br />

„Sonstiges“ findet. Das klingt<br />

nach: „Ist nicht so wichtig.“ Wie<br />

hoch beziehungsweise niedrig<br />

der Betrag dafür genau ausfällt,<br />

verrät die Statistik nicht. Deutlich<br />

unter fünf Euro, ist zu vermuten.<br />

Also sehr wenig.<br />

Vorsorge- und Reha-Maßnahmen<br />

werden extra ausgewiesen,<br />

mit 1,40 Euro. Auch das ist ein<br />

Mini-Betrag, gerade wenn man<br />

ihn mit den großen Ausgabeblöcken<br />

ins Verhältnis setzt. Diese<br />

sind: Krankenhausbehandlungen,<br />

Arzneimittel und ärztliche<br />

Behandlungen. Insgesamt wurden<br />

2022 dafür 66,65 von 100<br />

Euro ausgegeben.<br />

Vorbeugen ist nicht nur besser<br />

als heilen, sondern auch billiger.<br />

Gebrochene Wirbel kosten mehr<br />

als eine Osteoporoseuntersuchung,<br />

Diabetes mehr als eine<br />

Ernährungsberatung. Mit mehr<br />

Investitionen in Gesundheitsprogramme<br />

in Schulen und Betrieben,<br />

für Eltern oder pflegende<br />

Verena Bentele<br />

VdK-Präsidentin<br />

Angehörige und mehr Bewilligungen<br />

von Reha-Maßnahmen<br />

ließen sich mittel- und langfristig<br />

die weitaus höheren Ausgaben<br />

für teure Operationen und kostspielige<br />

Therapien senken.<br />

Aktuell beklagen Krankenkassen<br />

steigende Kosten und warnen<br />

ihre Versicherten schon einmal<br />

vor höheren Zusatzbeiträgen.<br />

Das wird in diesen schwierigen<br />

Zeiten in vielen Haushalten zu<br />

weiteren Engpässen führen. Die<br />

gesundheitliche Kluft wird noch<br />

größer. Die Eigenbeteiligungen<br />

sind jetzt schon viel zu hoch. Deshalb<br />

lösen viele ihre Rezepte<br />

nicht ein, gehen nicht zur Physiotherapie,<br />

meiden den Zahnarzt,<br />

verzichten auf die Brille oder das<br />

Hörgerät.<br />

Dieses Vermeidungsverhalten<br />

macht die Menschen kränker<br />

und damit das System am Ende<br />

noch teurer. Gespart wird an der<br />

Gesundheit – auf Kosten aller.<br />

Heizmittel-Hilfen<br />

kommen sehr spät<br />

Haushalte, die von starken<br />

Preissteigerungen bei Heizöl, Flüssiggas<br />

oder Holzpellets betroffen<br />

sind, können endlich mit einer Entlastung<br />

rechnen.<br />

Nach langen Verhandlungen<br />

haben sich Bund und Länder auf<br />

Härtefallhilfen geeinigt. VdK-Präsidentin<br />

Verena Bentele kritisiert<br />

die späte Einigung: „Die Hilfen<br />

hätten im Herbst fließen müssen,<br />

als die Menschen ihre Heizmittel<br />

auf Vorrat gekauft haben.“<br />

Um einen Antrag stellen zu können,<br />

müssen sich die Preise für die<br />

Endkunden mindestens verdoppelt<br />

haben. Erstattet werden die Mehrkosten,<br />

die über eine Verdoppelung<br />

hinausgehen, für 80 Prozent<br />

des Vorjahresverbrauchs. Rechnungen<br />

vom 1. Januar 2022 bis<br />

zum 1. Dezember 2022 können<br />

berücksichtigt werden. Die Referenzpreise<br />

sind: für Heizöl 71 Cent<br />

pro Liter, für Flüssiggas 57 Cent<br />

pro Liter, für Holzpellets 24 Cent<br />

pro Kilogramm. Zuschüsse von bis<br />

zu 2000 Euro sind möglich, Voraussetzung<br />

ist ein Erstattungsbetrag<br />

von mindestens 100 Euro. In<br />

den nächsten Wochen wollen die<br />

Bundesländer darüber informieren,<br />

wo Verbraucherinnen und<br />

Verbraucher jeweils Anträge stellen<br />

können.<br />

Preisbremsen für Strom und leitungsgebundenes<br />

Gas sind längst<br />

in Kraft, hier gibt es weiterhin<br />

keine Härtefallregelungen für<br />

Menschen, die unter diesen hohen<br />

Preise leiden. <br />

juf<br />

Für soziale Gerechtigkeit<br />

Bundesverbandstag des Sozialverbands VdK<br />

Vom 15. bis 17. <strong>Mai</strong> kommen rund<br />

200 Delegierte aus den 13 VdK-<br />

Landesverbänden zum 19. Ordentlichen<br />

Bundesverbandstag des<br />

Sozialverbands VdK Deutschland<br />

in Berlin zusammen. Wegen der<br />

Corona-Pandemie musste die<br />

Großveranstaltung um ein Jahr auf<br />

<strong>2023</strong> verschoben werden.<br />

Der Bundesverbandstag des VdK<br />

steht unter dem Motto „Wir für<br />

soziale Gerechtigkeit!“. In Berlin<br />

werden die Delegierten aus den<br />

Landesverbänden die sozialpolitischen<br />

Weichen für die Zukunft des<br />

Verbands stellen.<br />

Verena Bentele, die den VdK<br />

seit dem Jahr 2018 erfolgreich<br />

führt, wird sich den Delegierten<br />

Alle vier Jahre wählen die Delegierten<br />

die Vertreterinnen und Vertreter<br />

der VdK-Führungsgremien.<br />

Foto: Thomas Rosenthal<br />

erneut zur Wahl stellen. Daneben<br />

wählen diese ihre Vertreterinnen<br />

und Vertreter im Präsidium, im<br />

Bundesausschuss, im Schiedsgericht<br />

und für die Revision. Sie<br />

stimmen über die sozialpolitischen<br />

Grundpositionen ab, die für<br />

die Arbeit des VdK in den nächsten<br />

vier Jahren ausschlaggebend<br />

sein werden. Zudem befassen sie<br />

sich mit Organisations- und Satzungsfragen.<br />

Abschlussveranstaltung<br />

Auf der großen Abschlussveranstaltung<br />

am 17. <strong>Mai</strong> kann der VdK<br />

dann prominente Gäste begrüßen:<br />

Neben Bundesgesundheitsminister<br />

Karl Lauterbach werden auch Ricarda<br />

Lang, Bundesvorsitzende<br />

von Bündnis 90/Die Grünen,<br />

Pascal Kober, sozialpolitischer<br />

Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion,<br />

Mario Czaja, CDU-Generalsekretär,<br />

sowie Janine Wissler,<br />

Vorsitzende der Linken, kommen.<br />

Der VdK wird auf seiner Webseite<br />

direkt vom Bundesverbandstag<br />

berichten. Dort wird auch die Abschlussveranstaltung<br />

am 17. <strong>Mai</strong><br />

live übertragen. Zudem wird er in<br />

den sozialen Medien Facebook,<br />

Twitter, YouTube und Instagram<br />

informieren.<br />

Mit seinen über 2,2 Millionen<br />

Mitgliedern ist der VdK eine starke<br />

Lobby gegenüber der Politik. Er<br />

setzt sich auch zukünftig für einen<br />

gerechten Sozialstaat in Deutschland<br />

ein.<br />

ken<br />

Inflation setzt Familien unter Druck<br />

Große Zustimmung für Kindergrundsicherung<br />

In der Bevölkerung gibt es große<br />

Zustimmung für die Einführung einer<br />

Kindergrundsicherung und eine<br />

Lohnersatzleistung für pflegende<br />

Angehörige. Das geht aus dem<br />

Familienbarometer des Bundesfamilienministeriums<br />

hervor.<br />

Eltern mit minderjährigen Kindern<br />

machen sich wegen der steigenden<br />

Preise für Lebensmittel,<br />

Energie und Miete große Sorgen.<br />

Das gaben 93 Prozent der Befragten<br />

im Rahmen einer Untersuchung<br />

für das Familienbarometer<br />

im Auftrag des Bundesfamilienministeriums<br />

an.<br />

Die Ergebnisse zeigen zudem:<br />

Die Erwartung, dass der Sozialstaat<br />

Armut bekämpft und gute<br />

Startchancen für alle Kinder fördert,<br />

ist hoch. 70 Prozent der Bevölkerung<br />

sehen die Familienpolitik<br />

in der Pflicht, gegen Kinderarmut<br />

vorzugehen. Dabei räumen<br />

75 Prozent der Eltern mit minderjährigen<br />

Kindern der Einführung<br />

der von der Ampel-Koalition geplanten<br />

Kindergrundsicherung<br />

einen hohen Stellenwert ein. Die<br />

Umfrageergebnisse des Familienbarometers<br />

zeigen, dass sich viele<br />

Befragte von der Kindergrundsicherung<br />

Sicherheit und Stabilität<br />

erhoffen. Mit ihr sollen Familien<br />

in wirtschaftlich prekären Lagen<br />

gestärkt und Kinderarmut reduziert<br />

werden.<br />

Ein weiteres Ergebnis der Studie<br />

ist, dass 49 Prozent der Gesamtbevölkerung<br />

und 56 Prozent der Eltern<br />

mit Kindern unter sechs Jahren<br />

erwarten, dass Familienpolitik<br />

Eltern bei einer gleichmäßigen<br />

Aufteilung von Kinderbetreuung<br />

und Beruf unterstützt.<br />

Längst beschränkt sich die Frage<br />

der Vereinbarkeit von Beruf und<br />

Familie nicht mehr ausschließlich<br />

auf die Kinderbetreuung, sondern<br />

umfasst auch die Versorgung pflegebedürftiger<br />

Eltern und anderer<br />

Angehörige. Zwei Drittel der Bevölkerung<br />

können sich grundsätzlich<br />

vorstellen, Angehörige zu<br />

pflegen. Eine überwältigende<br />

Mehrheit von 75 Prozent wünscht<br />

sich eine Lohnersatzleistung für<br />

pflegende Angehörige. cis<br />

Drei Viertel der Eltern befürworten<br />

eine Kindergrundsicherung. <br />

Foto: picture alliance/dpa/Christin Klose


Reportage Zeitung <strong>Mai</strong> <strong>2023</strong> 3<br />

Mit der Sonnenblume die Augen öffnen<br />

Am Flughafen Berlin-Brandenburg können Menschen mit einer Blume auf ihre nicht sichtbare Behinderung hinweisen<br />

Der Flughafen Berlin-Brandenburg<br />

(BER) hilft Gehörlosen sowie Menschen<br />

mit einer Demenz oder einem<br />

Schlaganfall seit kurzem dabei,<br />

besser auf sich aufmerksam machen.<br />

Menschen mit nicht sichtbaren<br />

Behinderungen können freiwillig<br />

ein Sonnenblumen-Umhängeband<br />

tragen, das anderen<br />

Fluggästen und dem BER-Personal<br />

signalisiert: Ich könnte in Stresssituationen<br />

etwas mehr Zeit oder<br />

Hilfe benötigen.<br />

Am BER herrscht zu Ferienbeginn<br />

großes Gewimmel: Familien<br />

hasten mit schwerem Gepäck zum<br />

Check-In, an der Sicherheitskontrolle<br />

bilden sich lange Schlangen,<br />

und Durchsagen erschallen gleichzeitig<br />

aus mehreren Lautsprechern.<br />

Für Janine Malik ist so eine Situation<br />

der blanke Horror. Wenn<br />

es der reisefreudigen 41-Jährigen<br />

zu stressig wird, bekommt sie Panik.<br />

Sie kann sich im Extremfall<br />

nicht mehr mitteilen. „Ich mache<br />

dann dicht“, sagt die Berlinerin.<br />

Hilfe in der Hektik<br />

Zwei Tage nach Ostern kommt<br />

sie ganz entspannt zum Info-Schalter<br />

in Terminal 1 zum Interview<br />

mit der VdK-ZEITUNG. Die Reisewelle<br />

ist abgeebbt, der Flughafen<br />

Die Sonnenblume ist das Symbol<br />

für nicht sichtbare Behinderungen.<br />

Janine Malik (re.) erhält von Sandra Zillmer das Sonnenblumen-Band. <br />

wirkt verschlafen. Janine Malik<br />

hat das, was man eine nicht sichtbare<br />

Behinderung nennt. Sie sieht<br />

kerngesund aus. Doch wegen einer<br />

Multiplen Sklerose ist sie gehbehindert<br />

und kann nicht lange stehen.<br />

Sie muss wegen einer Blasenfunktionsschwäche<br />

häufiger zur<br />

Toilette. Unvorhergesehene Situationen<br />

sind ihr deshalb ein Gräuel.<br />

Wenn es hektisch wird, braucht sie<br />

Hilfe, erzählt sie.<br />

Bisher hat sie sich vor Reisen<br />

beim Mobility Service, der Mobilitätshilfe<br />

des Flughafens, angemeldet.<br />

Das war umständlich, manchmal<br />

auch unangenehm. „Die Mitarbeiter<br />

wussten nicht, wie sie mit<br />

mir umgehen sollen, weil meine<br />

Behinderung nicht sichtbar ist. Ich<br />

musste mich sogar schon dafür<br />

rechtfertigen, dass ich Hilfe brauche“,<br />

erzählt Malik. Situationen<br />

wie diese sollen am BER der Vergangenheit<br />

angehören.<br />

Der Flughafen hat als erster<br />

deutscher Airport das Sonnenblumen-Umhängeband<br />

eingeführt.<br />

Mit dem Tragen des Bandes signalisieren<br />

Fluggäste, dass sie eine<br />

nicht sichtbare Beeinträchtigung<br />

haben und nach Bedarf Unterstützung,<br />

etwas mehr Zeit oder ein<br />

wenig Geduld oder Orientierungshilfe<br />

während ihres Aufenthalts<br />

am BER benötigen. Die Sonnenblume<br />

ist ein internationales Symbol<br />

für nicht sichtbare Beeinträchtigungen.<br />

Sie wird mittlerweile an<br />

192 Flughäfen weltweit anerkannt.<br />

Gute Nachfrage<br />

Seit der Einführung im Februar<br />

<strong>2023</strong> hat der BER schon mehr als<br />

500 Bänder auf Nachfrage ausgegeben,<br />

berichtet Sandra Zillmer,<br />

die am BER für das Sonnenblumen-Projekt<br />

verantwortlich ist.<br />

22 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

werden nach und nach<br />

geschult. „Sie sollen auf die besonderen<br />

Bedürfnisse der Menschen,<br />

die dieses Band tragen, eingehen<br />

Fotos: VdK/Jörg Ciszewski<br />

können. Dazu gehört, dass sie geduldig<br />

und respektvoll mit den<br />

Fluggästen umgehen, um herauszufinden,<br />

wo im Ernstfall das<br />

Problem liegt. So können sie entscheiden,<br />

welche Hilfe in der jeweiligen<br />

Situation angemessen ist“,<br />

erklärt Zillmer.<br />

Janine Malik hat erlebt, wie das<br />

Reisen mit der Sonnenblume sein<br />

kann, als sie im vergangenen November<br />

in London war. Sie berichtete<br />

einem Mitarbeiter von ihrer<br />

Beeinträchtigung. Der habe dafür<br />

gesorgt, dass sie weder bei der Sicherheitskontrolle<br />

noch beim<br />

Boarding warten musste. London<br />

ist Vorreiter bei dem Sonnenblumen-Projekt,<br />

der Flughafen Gatwick<br />

war der erste, der 2016 das<br />

Sonnenblumen-Band etablierte.<br />

Mit der Einführung in Deutschland<br />

verbindet auch Mirjam Müller<br />

große Erwartungen. Die 44-Jährige<br />

aus Hessen war bis vor zehn<br />

Jahren Flugbegleiterin und erlitt<br />

dann einen schweren Schlaganfall.<br />

Ihre linke Körperhälfte war zunächst<br />

gelähmt, und sie konnte<br />

nicht mehr sprechen. Heute hat das<br />

VdK-Mitglied in Stresssituationen<br />

manchmal noch Wortfindungsstörungen<br />

– am Flughafen zum Beispiel,<br />

wenn Müller sich ärgert, weil<br />

beispielsweise in der Sicherheitsschleuse<br />

gedrückt und gedrängelt<br />

wird oder sie bei der Passkontrolle<br />

aufgeregt ist. „Es kann sein, dass ich<br />

in diesen Momenten auf Ansprache<br />

nicht sofort reagieren kann. Dann<br />

ist das Tragen des Sonnenblumenbands<br />

Gold wert, weil das Personal<br />

entsprechend handeln und das Verhalten<br />

besser einschätzen kann.“<br />

Aus ihrer Zeit als Flugbegleiterin<br />

weiß sie, dass es manchmal für das<br />

Personal schwierig zu erkennen ist,<br />

ob jemand etwa wegen einer<br />

Schwerhörigkeit einer Bitte nicht<br />

nachkommt oder weil zum Beispiel<br />

Alkohol im Spiel ist.<br />

Vor Ort, ohne Nachweis<br />

Jeder kann das Sonnenblumen-Band<br />

ohne Voranmeldung<br />

oder einen Nachweis über eine<br />

Behinderung direkt am Flughafen<br />

erhalten, betont Sandra Zillmer.<br />

„Ob jemand eine chronische<br />

Krankheit, eine kognitive Einschränkung<br />

oder eine Angststörung<br />

hat, spielt keine Rolle. Wer<br />

sich mit dem Sonnenblumen-Band<br />

auf dem Flughafengelände sicherer<br />

fühlt, soll es nutzen können.“<br />

Info<br />

Das Sonnenblumen-Band ist im<br />

Flughafen BER an den Fluggastinformationen<br />

in den Terminals 1<br />

und 2 sowie beim Mobility Service<br />

erhältlich. Fluggäste und<br />

Interessierte können dort nach<br />

dem Band fragen. Es ist kostenfrei.<br />

Für den Erhalt ist kein Nachweis<br />

erforderlich.<br />

„Es vergeht kaum ein Tag ohne Diskriminierung“<br />

Bloggerin Sabrina Lorenz kämpft für die Bedürfnisse von Menschen mit chronischen Erkrankungen<br />

Sabrina Lorenz hat eine unheilbare<br />

chronische Herzerkrankung, die<br />

angeboren ist und sich auf den<br />

gesamten Körper auswirkt. Man<br />

sieht der 24-Jährigen nicht an,<br />

dass sie durch die Krankheit beeinträchtigt<br />

ist und ständig<br />

Schmerzen hat. Das führt im Alltag<br />

zu Irritationen.<br />

An guten Tagen verlässt Sabrina<br />

Lorenz ohne Rollstuhl und mobiles<br />

Sauerstoffgerät das Haus. Ihren<br />

Mitmenschen bleibt dann verborgen,<br />

dass sie eine Behinderung hat<br />

und nicht lange stehen oder laufen<br />

kann. Daraus entstehen im Alltag<br />

oft unangenehme Situationen. „Ich<br />

werde manchmal ungefragt belehrt,<br />

oder mein Verhalten wird<br />

kommentiert, weil die Menschen<br />

denken, dass ich nicht behindert<br />

bin“, erzählt die Studentin, die mit<br />

ihrem Blog bei Instagram (fragments_of_living)<br />

rund 22 000 Follower<br />

erreicht. Sie berichtet dort<br />

von ihrem Alltag und ihren Erfahrungen<br />

als Inklusionsaktivistin.<br />

Die Bloggerin spricht für viele.<br />

Jeden Tag erhalte sie von Followern<br />

hundert Zuschriften und<br />

mehr, vielfach von jungen Menschen,<br />

die sich in einer vergleichbaren<br />

Situation befinden wie sie.<br />

„Es vergeht eigentlich kaum ein<br />

Tag ohne eine Diskriminierung“,<br />

sagt Lorenz. Sie wurde im Bus<br />

schon von Älteren aufgefordert,<br />

vom Sitzplatz für Menschen mit<br />

Behinderung aufzustehen. Sie sei<br />

doch eine „junge gesunde Frau“,<br />

heißt es dann. Ähnliches erlebte<br />

sie, wenn sie ihr Auto auf einem<br />

Behindertenparkplatz abstellt.<br />

In Bewerbungsgesprächen kam<br />

es zu Irritationen. Sie wurde automatisch<br />

als 40-Stunden-Kraft angesehen.<br />

Als sie von ihrer Behinderung<br />

berichtete, hieß es: „Dann<br />

brauchen wir Sie nicht.“<br />

Starre Diagnosen<br />

Sehr aufwendig sind die Auseinandersetzungen<br />

mit der Krankenkasse.<br />

Die chronische Erkrankung<br />

führe dazu, dass sich ihre Symptome<br />

ständig verändern und dadurch<br />

auch die Behandlung angepasst<br />

werden muss. „Der Bedarf an<br />

Sabrina Lorenz<br />

Foto: privat<br />

Hilfsmitteln wird über die Diagnostik<br />

ermittelt. Doch die starre<br />

Diagnose sagt oft nichts darüber<br />

aus, was ich wirklich benötige.“<br />

Auf den Ämtern versteht das Personal<br />

oft nicht, dass die Behandlung<br />

nicht darauf abzielen kann,<br />

sie zu heilen, sondern lediglich<br />

darauf, ihren aktuellen Gesundheitszustand<br />

aufrechtzuerhalten.<br />

Sie habe häufig den Eindruck, dass<br />

ihr letztlich abgesprochen wird,<br />

ihre Bedürfnisse selbst am besten<br />

zu kennen. Das sei frustrierend<br />

und koste sie viel Kraft.<br />

Lorenz kämpft dafür, ein größeres<br />

Bewusstsein für die Vielfalt an<br />

nicht sichtbaren Behinderungen<br />

und chronischen Krankheiten zu<br />

schaffen, damit die Bedürfnisse der<br />

Betroffenen besser nachvollziehbar<br />

werden. „Es sollte klar sein: Wir<br />

wollen nicht mehr haben als andere<br />

oder jemandem etwas wegnehmen.<br />

Es geht um Nachteilsausgleiche,<br />

um am gesellschaftlichen Leben<br />

teilhaben zu können.“<br />

Ein Projekt, das ihre ganze Aufmerksamkeit<br />

in Anspruch nimmt,<br />

ist das „Kämpferherzen-Treffen“.<br />

Eine Großveranstaltung mit bis zu<br />

800 Mitgliedern, die am 22. Juli in<br />

der Stadthalle Kassel organisiert<br />

wird. Sie richtet sich an Menschen<br />

mit chronischen Krankheiten oder<br />

Behinderungen und bietet Vorträge,<br />

Workshops und Ausstellungen<br />

an. Unter den Ausstellern ist auch<br />

der VdK Hessen-Thüringen. Interessierte<br />

können sich auf der Webseite<br />

informieren. Jörg Ciszewski<br />

www.kaempferherzen.de<br />

Protesttag für mehr<br />

Barrierefreiheit<br />

Der Europäische Protesttag zur<br />

Gleichstellung von Menschen mit<br />

Behinderung am 5. <strong>Mai</strong> steht unter<br />

dem Motto „Zukunft barrierefrei<br />

gestalten“. Der VdK ruft zur Teilnahme<br />

an der zentralen Demonstration<br />

in Berlin auf.<br />

Auch 15 Jahre nach Inkrafttreten<br />

der UN-Behindertenrechtskonvention<br />

und vieler nationaler<br />

Gesetze sind Menschen mit Behinderung<br />

von Teilen des gesellschaftlichen<br />

Lebens noch immer ausgeschlossen.<br />

VdK-Präsidentin Verena<br />

Bentele ermutigt zum Protest gegen<br />

die bestehenden Hindernisse:<br />

„Ohne Barrierefreiheit gibt es<br />

keine Teilhabe. Es lohnt sich, für<br />

ein Leben ohne Barrieren zu demonstrieren.“<br />

Der VdK ruft dazu<br />

auf, sich am 5. <strong>Mai</strong> um 14 Uhr dem<br />

Demonstrationszug vom Brandenburger<br />

Tor zum Roten Rathaus<br />

anzuschließen. Um 14.45 Uhr ist<br />

eine Kundgebung am Roten Rathaus<br />

geplant. Weitere Informationen<br />

finden Sie auf der Webseite der<br />

„Aktion Mensch“. <br />

cis<br />

www.aktion-mensch.de/was<br />

du-tun-kannst/protesttag-5-mai


4 Zeitung <strong>Mai</strong> <strong>2023</strong><br />

Politik<br />

Pflege darf kein Geschäft sein<br />

Pflegeimmobilien werden als Geldanlagen unattraktiv. Bedrohen Pleiten die Versorgung?<br />

Pflegeheimpleiten von privaten<br />

Betreibern alarmieren den Finanzmarkt.<br />

Die über lange Zeit währende<br />

Goldgräberstimmung bei Pflegeimmobilien<br />

als Geldanlagen<br />

scheint vorbei zu sein. Das Problem<br />

fehlender Pflegeheimplätze wird<br />

letztlich aber wieder der Allgemeinheit<br />

aufgebürdet, kritisiert der<br />

Sozialverband VdK.<br />

Im ersten Quartal <strong>2023</strong> sind die<br />

Verkäufe von Gesundheitsimmobilien<br />

um fast 40 Prozent gegenüber<br />

dem Vorjahr eingebrochen,<br />

berichtet die auf diesen Sektor<br />

spezialisierte Immobilienberatung<br />

Cushman & Wakefield. Insbesondere<br />

Pflegeheime gelten inzwischen<br />

als Objekte, die Investoren<br />

besser abstoßen sollten. Drei große<br />

deutsche Pflegeheimbetreiber,<br />

Curata, Convivo und Novent,<br />

mussten jüngst Insolvenz anmelden.<br />

Der Bundesverband privater<br />

Anbieter sozialer Dienste (bpa)<br />

befürchtet sogar eine Pleitewelle.<br />

Eine Umfrage unter seinen Mitgliedern,<br />

die etwa die Hälfte der deutschen<br />

Pflegeheime betreiben, hat<br />

ergeben, dass 68,5 Prozent von<br />

ihnen „in naher Zukunft eine Gefährdung<br />

der wirtschaftlichen<br />

Existenz sehen“.<br />

Pflegeimmobilien wurden lange<br />

als sichere Wertanlagen angepriesen.<br />

Renditeversprechen bis zu<br />

sechs Prozent waren keine Seltenheit.<br />

Vorsichtige Anlegerinnen und<br />

Anleger konnten oft damit beruhigt<br />

werden, dass der Staat selbst<br />

mit der Sozialleistung „Hilfe zur<br />

In dieser Karikatur wird das Gewinnstreben von Pflegeunternehmen mit<br />

spitzem Stift aufgespießt.<br />

Zeichnung: Thomas Plaßmann<br />

Pflege“ für stabile Einnahmen garantiert.<br />

Schon seit etwa 2015 warnten<br />

Finanzmarktexperten, dass die<br />

Goldader versiegen könnte. Gewinne<br />

wurden schmäler, weil etwa<br />

Einzelzimmervorschriften in manchen<br />

Landespflegegesetzen hohe<br />

Investitionen notwendig machten<br />

und Pächter ihren Zahlungspflichten<br />

nicht nachkommen konnten.<br />

Die aktuell angespannte Situation<br />

führt der bpa auf Personalengpässe<br />

zurück, die zu einer Kürzung<br />

des Angebots führen. Hinzu kämen<br />

gestiegene Personalkosten<br />

durch das Tariftreuegesetz und<br />

hohe Lebensmittel- und Energiekosten,<br />

die staatlicherseits nicht<br />

genügend refinanziert würden.<br />

Kritiker wie die Evangelische<br />

Heimstiftung werfen der bpa jedoch<br />

vor, dass mit staatlichen<br />

Hilfen letztlich die schwindenden<br />

Renditen an Betreiber- und Investorenketten<br />

aufgefangen werden<br />

sollen, ohne an den Geschäftsmodellen<br />

etwas zu ändern.<br />

„Gerade rächt sich die in den<br />

1990er-Jahren getroffene Entscheidung,<br />

die Bereitstellung der Pflegeinfrastruktur<br />

dem freien Markt zu<br />

überlassen. Die Leidtragenden<br />

sind aktuell wieder einmal die<br />

Pflegebedürftigen, die immer weniger<br />

Angebote vorfinden. Über<br />

kurz oder lang zahlt dann die Allgemeinheit,<br />

wenn doch der Staat<br />

wieder einspringt“, sagt VdK-Präsidentin<br />

Verena Bentele. Sie fordert<br />

eine grundsätzliche Neuausrichtung<br />

des Pflegemarkts: „Pflegebedürftigkeit<br />

darf keine<br />

Grundlage mehr für Gewinnmaximierung<br />

sein. Die Bereitstellung<br />

einer guten Pflegeinfrastruktur<br />

muss Teil der Daseinsvorsorge<br />

werden, die der Staat für seine<br />

Bürgerinnen und Bürger zu treffen<br />

hat.“ Wenn dafür private Unternehmen<br />

ins Boot geholt werden,<br />

müssen deren Gewinne begrenzt<br />

werden: „Der VdK fordert, dass der<br />

Staat die Kontrolle darüber erlangt,<br />

wie Leistungen der Pflegeversicherung<br />

und Steuergelder in<br />

der stationären Pflege ausgegeben<br />

werden.“<br />

Um hohe Gewinne in Pflegeeinrichtungen<br />

zu erzielen, muss dort<br />

an vielem gespart werden: an Löhnen,<br />

Personalschlüssel, Sauberkeit,<br />

Qualität und Menge des Essens.<br />

Und das auf Kosten der oft<br />

hilflosen Menschen, die in diesen<br />

Einrichtungen leben. Für das Ansehen<br />

der Branche auf dem Finanzmarkt<br />

war das lange egal.<br />

Doch das ändert sich gerade.<br />

Nun kursiert ein Anlegertipp für<br />

eine neue Goldader: Pflege-WGs.<br />

Sichere Mieteinnahmen und Insolvenzschutz<br />

versprächen hohe Erträge<br />

mit wenig Risiko, heißt es.<br />

Die Karawane zieht also weiter.<br />

Dr. Bettina Schubarth<br />

Vertane Chancen beim<br />

49-Euro-Ticket<br />

Seit Anfang <strong>Mai</strong> gibt es das<br />

Deutschlandticket für 49 Euro. Das<br />

bundesweite Angebot für den regionalen<br />

öffentlichen Nahverkehr<br />

scheint allerdings nicht für jeden<br />

verfügbar zu sein.<br />

Das Deutschlandticket ist nur im<br />

Abo und ohne Sozialtarif erhältlich.<br />

Seit das Ticket im Vorverkauf<br />

ist, erreichen den Sozialverband<br />

VdK viele Nachrichten von Mitgliedern,<br />

die Schwierigkeiten haben,<br />

bei ihrem Verkehrverbund<br />

eine Chipkarten-Version des Tickets<br />

zu kaufen. Einige Verkehrsverbünde,<br />

aber auch die<br />

Deutsche Bahn als Großhändler<br />

bieten nur Lösungen an, für die ein<br />

Smartphone nötig ist.<br />

Die Forderung des VdK ist klar:<br />

Nutzerinnen und Nutzer sollen das<br />

deutschlandweite 49-Euro-Ticket<br />

auch ohne Smartphone kaufen<br />

können. Der VdK hatte bei den<br />

Verhandlungen zur Nachfolgelösung<br />

des 9-Euro-Tickets immer<br />

wieder gefordert, dass es Papiertickets<br />

gibt. Dazu hatte der VdK von<br />

Anfang einen günstigeren Sozialtarif<br />

angemahnt.<br />

Pragmatische Lösung<br />

VdK-Präsidentin Verena Bentele<br />

fordert daher: „Die Verkehrspolitiker<br />

müssen hier endlich aktiv<br />

werden. Jetzt müssen pragmatische<br />

Lösungen für alle Fahrgäste her,<br />

wie zum Beispiel Papiertickets.<br />

Menschen ohne Smartphone dürfen<br />

beim Deutschlandticket nicht<br />

ausgeschlossen werden.“ juf<br />

Inflationsausgleich für<br />

Renten gefordert<br />

Trotz Erhöhung halten die Renten<br />

mit der hohen Inflationsrate von<br />

durchschnittlich fast acht Prozent<br />

nicht Schritt.<br />

Die Renten steigen zum 1. Juli in<br />

Westdeutschland um 4,39 Prozent,<br />

in Ostdeutschland um 5,86 Prozent<br />

an. Die Anpassungen werden<br />

allerdings von den hohen Inflationsraten<br />

regelrecht aufgefressen.<br />

Der Sozialverband VdK fordert<br />

daher einen einmaligen Inflationsausgleich<br />

in Höhe von 300 Euro<br />

für alle Rentnerinnen und Rentner.<br />

Dieser Betrag sollte zum 1. Juli mit<br />

den Renten ausgezahlt werden, so<br />

der VdK.<br />

Dazu erklärt VdK-Präsidentin<br />

Verena Bentele: „Wer jeden Tag mit<br />

seiner kleinen Rente rechnen<br />

muss, um Lebensmittel, Energie<br />

und Medikamente zu zahlen, kann<br />

mit einem leeren Geldbeutel nichts<br />

mehr schönrechnen. Diese Menschen<br />

brauchen zusätzliche Unterstützung.“<br />

Einwände, dass für<br />

solche Zahlungen kein Geld da sei,<br />

lässt die VdK-Präsidentin nicht<br />

gelten: „Das Geld ist da: Statt mit<br />

zehn Milliarden aus Steuergeldern<br />

für die sogenannte Aktienrente an<br />

der Börse zu spekulieren, könnte<br />

die Koalition die Not vieler Menschen<br />

lindern.“<br />

Der VdK fordert seit langem,<br />

dass das Rentenniveau deutlich<br />

erhöht werden muss, und zwar auf<br />

mindestens 50 Prozent, idealerweise<br />

53 Prozent. Zudem müssen alle<br />

Kürzungsfaktoren aus der Rentenformel<br />

gestrichen werden. juf<br />

Corona nur scheinbar vorbei<br />

Langzeiterkrankungen wie Post-Covid als schweres Erbe der Pandemie<br />

Zu den Osterfeiertagen im April<br />

sind nach drei Jahren die letzten<br />

bundesweiten Vorgaben zur Eindämmung<br />

der Corona-Pandemie<br />

ausgelaufen. Für viele Menschen<br />

bedeutet das eine Erleichterung im<br />

Alltag. Allerdings sollte nicht vergessen<br />

werden, dass die Pandemie<br />

mit Langzeiterkrankungen ein<br />

schweres Erbe hinterlässt.<br />

Die Maskenpflicht ist in öffentlichen<br />

Gebäuden, Busse und Bahnen<br />

verschwunden. In einzelnen<br />

Arztpraxen und in Krankenhäusern<br />

kann es noch Vorschriften<br />

zum Tragen von FFP2-Masken<br />

geben. Die kostenlosen Bürgertests<br />

sind weggefallen. Auch die<br />

telefonische Krankschreibung bei<br />

Atemwegserkrankungen gibt es<br />

nicht mehr. Nur die Schutzimpfung<br />

ist noch Leistung der gesetzlichen<br />

Krankenversicherung.<br />

Nachwirkungen<br />

Risikogruppen wie ältere Menschen sollten weiterhin vor Corona-Infektionen<br />

geschützt werden.<br />

Foto: imago/Zoonar<br />

Der Sozialverband VdK mahnt<br />

weiterhin zu einem verantwortungsbewussten<br />

Handeln zum<br />

Schutz von Risikogruppen. „Wer<br />

beispielsweise seine betagten oder<br />

kranken Eltern zu Hause oder im<br />

Pflegeheim besucht, kann selber<br />

entscheiden, ob er sich vorher testet<br />

oder eine Maske aufsetzt,“ sagt<br />

VdK-Präsidentin Verena Bentele.<br />

Dabei wirkt die Pandemie weiterhin<br />

nach: Bei über 38 Millionen<br />

gemeldeten Infektionen gehen<br />

Fachleute davon aus, dass es immer<br />

noch mindestens eine Millionen<br />

Betroffene in Deutschland<br />

gibt, die an Langzeiterkrankungen<br />

wie Post-Covid leiden. Dazu gibt<br />

es zahlreiche Fälle, bei denen Menschen<br />

an Nebenwirkungen oder<br />

Komplikationen durch die Corona-Schutzimpfungen<br />

(Post-Vac)<br />

leiden. Dem dafür zuständigen<br />

Paul-Ehrlich-Institut wurden bis<br />

zum Oktober 2022 über 333 000<br />

Verdachtsfällen und 50 800 Fälle<br />

mit schwerwiegenden Nebenwirkungen<br />

gemeldet.<br />

Eine, die noch immer an den<br />

Spätfolgen ihrer Corona-Infektion<br />

leidet, ist VdK-Mitglied Angelika<br />

G.*. Im März 2020 war die pharmazeutisch-technische<br />

Assistentin<br />

die erste Infizierte in der fränkischen<br />

Kleinstadt, in der sie wohnt.<br />

Mehrere Rehas hat sie schon<br />

durchlaufen. Die Rentenversicherung<br />

prüft seit fast einem Jahr ihren<br />

Anspruch auf eine Erwerbsminderungsrente.<br />

Alleine gelassen<br />

Ihr wurde von der Berufsgenossenschaft<br />

Covid-19 als Berufskrankheit<br />

anerkannt. Ihr Antrag<br />

für eine Verletztenrente wurde<br />

allerdings bisher abgelehnt. Sie<br />

fühlt sich alleine gelassen: „Ich bin<br />

nicht in der Lage, zu arbeiten.<br />

Stattdessen stehe ich wirtschaftlich<br />

vor dem Aus.“ Während dem<br />

krankheitsbedingten Ausfall wurde<br />

ihr gekündigt, ihr Arbeitslosengeld<br />

läuft im Herbst aus. *Name<br />

der Redaktion bekannt juf<br />

VdK-Podcast:<br />

„In guter Gesellschaft“<br />

Niklas Oppenrieder, Vorstand der<br />

Ärzte-Organisation „PAN International“,<br />

und Frank Bsirske, ehemaliger<br />

Vorsitzender der Gewerkschaft<br />

Verdi, sind die Gesprächspartner<br />

in den nächsten zwei<br />

Folgen des Podcasts „In guter<br />

Gesellschaft“ mit VdK-Präsidentin<br />

Verena Bentele.<br />

Wie kann Ernährung bei der<br />

Bekämpfung sogenannter Volkskrankheiten<br />

helfen – damit beschäftigt<br />

sich die Ärzte-Organisation<br />

„PAN International“. Mediziner<br />

Niklas Oppenrieder erklärt im<br />

Gespräch mit Verena Bentele,<br />

warum er eine Streichung der<br />

Mehrwertsteuer auf auf gesunde<br />

Lebensmittel wie Obst, Gemüse<br />

und Hülsenfrüchte befürwortet<br />

und welche Mythen es rund um<br />

eine gesunde Ernährung gibt.<br />

In einer weiteren Folge spricht<br />

Frank Bsirske, ehemaliger Verdi-<br />

Chef und heutiger Bundestagsabgeordneter<br />

von Bündnis 90/Die<br />

Grünen, mit Verena Bentele über<br />

mögliche Risiken bei den Plänen<br />

der Bundesregierung zur sogenannten<br />

Aktienrente.<br />

Beide Podcast-Folgen sind ab<br />

sofort online unter www.vdk.de/<br />

podcast abrufbar. <br />

juf


So hilft der VdK<br />

Zeitung <strong>Mai</strong> <strong>2023</strong><br />

5<br />

Unfallversicherung muss 150 000 Euro nachzahlen<br />

Ehrenamtlicher Mitarbeiter eines Sportvereins bekommt dank des Sozialverbands VdK eine lebenslange Rente<br />

Bei der Renovierung eines Vereinsheims<br />

hat sich ein VdK-Mitglied so<br />

schwer verletzt, dass er seitdem<br />

starke körperliche Einschränkungen<br />

hat. Die gesetzliche Unfallversicherung<br />

wollte dafür nicht aufkommen.<br />

Dank der Unterstützung<br />

des VdK bekommt der Betroffene<br />

eine lebenslange Rente.<br />

Matthias Müller* wollte seinem<br />

Sportverein in einer oberpfälzischen<br />

Gemeinde etwas Gutes tun.<br />

Er meldete sich freiwillig, um bei<br />

der Beseitigung eines Schimmelschadens<br />

im Vereinsheim mitzuhelfen.<br />

Damit ersparte er seiner<br />

Gemeinde, der das Clubhaus gehört,<br />

entsprechende Handwerkskosten.<br />

Matthias Müller war auch<br />

bereit, den Transport der notwendigen<br />

Materialien zu übernehmen.<br />

Schwerer Verkehrsunfall<br />

Wer sich ehrenamtlich für Städte und Gemeinden engagiert, ist gesetzlich<br />

unfallversichert. <br />

Foto: DGUV<br />

der Gemeinde. Nur dann wäre<br />

dieser gesetzlich unfallversichert.<br />

Der VdK hielt dagegen und wies<br />

auf eine Änderung im Sozialgesetzbuch<br />

(SGB) hin, die im Januar<br />

2005 in Kraft trat. Danach sind<br />

nicht nur Personen gesetzlich unfallversichert,<br />

die für Körperschaften,<br />

Anstalten oder Stiftungen des<br />

öffentlichen Rechts oder deren<br />

Verbände oder Arbeitsgemeinschaften<br />

direkt freiwillig tätig sind,<br />

sondern auch Personen, die für<br />

privatrechtliche Organisationen,<br />

in dem Fall ein Sportverein, im<br />

Auftrag oder mit ausdrücklicher<br />

Einwilligung von Gebietskörperschaften,<br />

die Gemeinde, tätig sind.<br />

Das Sozialgericht in Regensburg<br />

folgte dieser Argumentation und<br />

verurteilte die gesetzliche Unfallversicherung,<br />

die Unfallkosten<br />

und die damit verbundene Rente<br />

zu übernehmen. Die KUVB ging<br />

daraufhin in Berufung. Doch das<br />

bayerische Landessozialgericht in<br />

München folgte ebenfalls den Ausführungen<br />

des VdK und bestätigte<br />

das Urteil des Sozialgerichts.<br />

So bekam Matthias Müller sieben<br />

Jahre nach dem Unfall unbefristet<br />

eine monatliche Rente von<br />

3500 Euro zugesprochen. Rückwirkend<br />

musste ihm die gesetzliche<br />

Unfallversicherung entsprechend<br />

mehr als 150 000 Euro auszahlen.<br />

Das Mitglied ist dem<br />

Sozialverband VdK für seine Hilfe<br />

sehr dankbar. Denn auf diese Weise<br />

sind zumindest seine finanziellen<br />

Sorgen gelöst. Sebastian Heise<br />

*Name von der Redaktion geändert<br />

Als er mit einem Kastenwagen<br />

die Holzpaneele vom Baumarkt<br />

zum Vereinsheim fuhr, geriet Müller<br />

in einen schweren Verkehrsunfall.<br />

Der damals 35-Jährige zog<br />

sich massive Verletzungen zu. Bis<br />

heute hat er bleibende Schäden,<br />

die einen Beruf unmöglich machen,<br />

unter anderem eine inkomplette<br />

Querschnittslähmung und<br />

eine Spastik. Seitdem sitzt er im<br />

Rollstuhl.<br />

In der Folge wandte er sich an<br />

den Sozialverband VdK Bayern. In<br />

der Rechtsberatung wurde den<br />

VdK-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern<br />

klar, dass die Kommunale<br />

Unfallversicherung Bayern<br />

(KUVB) den Schaden und alle aus<br />

dem Unfall enstanden Folgekosten<br />

übernehmen müsste. Denn Müller<br />

hat die Fahrt mit dem Transporter<br />

ja aufgrund der Renovierungsarbeiten<br />

für das Sportheim gemacht,<br />

und diese waren zugunsten der<br />

Gemeinde.<br />

So stellte Müller über den VdK<br />

auch Antrag auf eine volle Unfallrente.<br />

Diesen lehnte die KUVB ab,<br />

und auch den Widerspruch wies sie<br />

zurück. Mit Hilfe des VdK-Bezirks<br />

Oberpfalz verklagte Müller daraufhin<br />

die gesetzliche Unfallversicherung.<br />

Der VdK-Sozialrechtsvertreter<br />

wies in der Klage daraufhin, dass<br />

das Mitglied eindeutig im Auftrag<br />

der Gemeinde das Vereinsheim<br />

renoviert hat. So habe der Bürgermeister<br />

dem Verein mündlich den<br />

Auftrag gegeben, die Arbeiten in<br />

Eigenregie zu machen. Dieser hat<br />

seine damalige Aussage auch als<br />

Zeuge vor Gericht bestätigt.<br />

Die KUVB argumentierte, dass<br />

Müller die Renovierung als ehrenamtlich<br />

engagiertes Mitglied übernommen<br />

hat und nicht im Auftrag<br />

Schneller Erfolg im Streit um EM-Rente<br />

Nach Blitz-Ablehnung der DRV legte der VdK Saarland Widerspruch ein<br />

Kurz nach ihrem Antrag auf Erwerbsminderung<br />

hatte Ilona C.<br />

schon die Ablehnung der Deutschen<br />

Rentenversicherung (DRV) in<br />

ihrem Briefkasten. Sozialrechtsberaterin<br />

Heike Weyand vom VdK<br />

Saarland widersprach und erreichte<br />

eine satte Nachzahlung für<br />

das VdK-Mitglied. Die DRV hatte<br />

bei ihrer Antragsprüfung offenbar<br />

schlampig gearbeitet.<br />

Ilona C. kann es noch gar nicht<br />

richtig glauben, dass ihre Erwerbsminderungsrente<br />

dann doch so<br />

schnell bewilligt wurde. Nachdem<br />

die DRV ihren Antrag aus dem <strong>Mai</strong><br />

vergangenen Jahres schon nach<br />

zehn Tagen abgelehnt hatte, hatte<br />

sie sich bereits auf einen längeren<br />

Streit mit der Behörde eingestellt.<br />

Doch mit Unterstützung von<br />

Sozialrechtsberaterin Heike<br />

Per Rentenbescheid wurde das<br />

VdK-Mitglied über die Bewilligung<br />

der EM-Rente informiert.<br />

Foto: picture alliance / Bildagentur-online/Joko<br />

Weyand vom VdK Saarland, die<br />

gegen die Ablehnung Widerspruch<br />

einlegte, ging es schneller als erwartet<br />

voran, und die Zahnarzthelferin<br />

erhält seit 1. April <strong>2023</strong><br />

eine volle Erwerbsminderungsrente<br />

von monatlich rund 1385 Euro<br />

bis zum Erreichen der Regelaltersgrenze<br />

sowie eine Nachzahlung in<br />

Höhe von rund 14 600 Euro.<br />

Verkrümmte Wirbelsäule<br />

Die 61-jährige Mutter von zwei<br />

erwachsenen Kindern leidet unter<br />

einer ausgeprägten Verkrümmung<br />

der Wirbelsäule und einem Lendenwirbelsäulensyndrom,<br />

die ihr<br />

starke Rückenschmerzen bereiten.<br />

Sie kann keine längeren Gehstrecken<br />

zu Fuß zurücklegen oder<br />

Treppen steigen, ohne dass sie<br />

Schmerzen hat. Sie muss ständig<br />

ein Reizstromgerät bei sich führen,<br />

das per Knopfdruck über Elektroden<br />

am Rücken schmerzlindernde<br />

Stromimpulse aussendet, und starke<br />

Schmerzmittel nehmen.<br />

Als die DRV den Antrag ablehnte,<br />

hatte sie lediglich diese Rückenerkrankungen<br />

berücksichtigt. Dabei<br />

ging bereits aus der Selbstauskunft<br />

im Antrag hervor, dass Ilona<br />

C. infolge einer Covid-Erkrankung<br />

unter ständiger Erschöpfung und<br />

an Luftnot, Nervosität, Herzrasen<br />

und einer allgemeinen Unruhe<br />

leidet. Seit Anfang März 2022 war<br />

sie deshalb krankgeschrieben und<br />

in ärztlicher Behandlung. Hinzu<br />

kamen schweres Asthma sowie<br />

Allergien gegen Latex und verschiedene<br />

Lebensmittel.<br />

VdK-Juristin Heike Weyand monierte<br />

deshalb in ihrem Widerspruch,<br />

dass diese Erkrankungen<br />

hinsichtlich der beruflichen Leistungsfähigkeit<br />

nicht ausreichend<br />

berücksichtigt worden sind. Außerdem<br />

habe die DRV es versäumt,<br />

ein fachärztliches Gutachten einzuholen.<br />

„In der Angelegenheit ist<br />

wenig bis nichts ermittelt worden“,<br />

so Weyand. Insbesondere die<br />

Langzeitfolgen der Corona-Infektion<br />

und das schwere Asthma seien<br />

wichtige Faktoren für die eingeschränkte<br />

Erwerbsfähigkeit. Sie<br />

beeinträchtigen Ilona C. auch in<br />

ihrem alltäglichen Leben. „Bevor<br />

ich einkaufen gehe, muss ich beispielsweise<br />

mein Asthmaspray mit<br />

Cortison verwenden, sonst schaffe<br />

ich das nicht ohne Hustenanfall.<br />

Aufräumarbeiten oder Staubsagen<br />

muss mein Partner übernehmen.“<br />

Erst nachdem auf Veranlassung<br />

des VdK ein medizinisches Gutachten<br />

vorgelegt wurde, das unter<br />

anderem die Schwere der Asthmaerkrankung<br />

deutlich machte, lenkte<br />

die DRV ein und bewilligte im<br />

Februar dieses Jahres die volle<br />

Erwerbsminderungsrente.<br />

Heike Weyand gibt die Vorgehensweise<br />

der Rentenversicherung<br />

zu denken: „Ich möchte nicht wissen,<br />

in wie vielen Fällen die Betroffenen<br />

eine negative Entscheidung,<br />

die dann auch noch so schnell erfolgt,<br />

einfach hinnehmen.“<br />

Jörg Ciszewski


6 Zeitung <strong>Mai</strong> <strong>2023</strong> Pflege<br />

Ein Dschungel ohne Qualitätsstandards<br />

VdK-Pflegestudie: In mindestens 225 000 Haushalten in Deutschland werden sogenannte 24-Stunden-Kräfte beschäftigt<br />

„Wir brauchen dringend gute Rahmenbedingungen<br />

für die 24-Stunden-Pflege.<br />

Sie darf nicht weiter in<br />

einer Grauzone stattfinden“, sagt<br />

VdK-Präsidentin Verena Bentele.<br />

Sie fordert eine Legalisierung von<br />

Betreuungskräften, die Pflegebedürftige<br />

in deren eigenen vier<br />

Wänden betreuen. „Die Betroffenen<br />

und ihre Familien, aber auch<br />

die Betreuungskräfte benötigen<br />

endlich Rechtssicherheit und gute<br />

Regelungen für eine zuverlässige<br />

Betreuung zuhause.“<br />

Die Hochschule Osnabrück hat<br />

im Auftrag des VdK Deutschland<br />

54 000 VdK-Mitglieder zum Thema<br />

der häuslichen Pflege befragt. Die<br />

Ergebnisse zeigen, dass hochgerechnet<br />

mindestens in 225 000<br />

Haushalten in Deutschland Pflege<br />

durch zumeist osteuropäische Betreuungskräfte<br />

geleistet wird. Um<br />

eine solche Betreuerin bei sich zu<br />

beschäftigen, müssen die Familien<br />

meistens Kost und Logis stellen<br />

und die Kraft bezahlen.<br />

Laut VdK-Studie geben knapp 30<br />

Prozent der Haushalte mehr als<br />

3000 Euro pro Monat für diese Art<br />

der Pflege aus. Die Pflegebedürftigen<br />

und ihre Familien eint alle der<br />

Wunsch, zu Hause und nicht im<br />

Heim gepflegt zu werden.<br />

Hohe Pflegegrade<br />

Die Nächstenpflege steht im Mittelpunkt der großen VdK-Kampagne.<br />

Knapp die Hälfte aller Haushalte,<br />

die eine 24-Stunden-Betreuerin<br />

beschäftigen, nutzen laut Studienergebnissen<br />

zusätzlich einen<br />

ambulanten Pflegedienst. Die<br />

Einsatzzeiten der ambulanten<br />

Pflegedienste in Haushalten mit<br />

oder ohne 24-Stunden-Betreuung<br />

unterscheiden sich kaum. Die klassischen<br />

Aufgaben der ambulanten<br />

Pflegedienste sind beispielsweise<br />

das Bereitstellen der Medikamente<br />

oder das Anlegen der Kompressionsstrümpfe<br />

sowie Aufgaben der<br />

körperlichen Pflege. Die Studie<br />

zeigt, dass die 24-Stunden-Betreuung<br />

und professionelle ambulante<br />

Pflege nicht in Konkurrenz stehen.<br />

Vielmehr wird deutlich, dass sich<br />

diese beiden Pflegeformen ergänzen<br />

und gegenseitig stützen. Die<br />

pflegenden Angehörigen in Haushalten<br />

mit einer 24-Stunden-Betreuung<br />

sind häufiger erwerbstätig<br />

als in Haushalten ohne eine solche<br />

Betreuung. Vielmehr zeigen die<br />

Ergebnisse, dass sie genauso eingebunden<br />

sind.<br />

Mareike B.*, VdK-Mitglied aus<br />

Brandenburg, beschäftigt für die<br />

Betreuung ihrer demenzkranken<br />

Mutter Frauen aus Osteuropa, vor<br />

allem aus Polen. Sie ergänzt, dass<br />

„die Betreuung durch eine<br />

24-Stunden-Kraft ohne Angehörige<br />

vor Ort nicht möglich ist. Zuviel<br />

liegt an, um das man sich kümmern<br />

muss, und die täglichen Einsatzzeiten<br />

der Frauen sind begrenzt.“<br />

Die Studie zeigt: Die Betreuungskräfte<br />

werden vor allem<br />

dann eingesetzt, wenn höhere<br />

Pflegegrade wie 4 oder 5 vorliegen.<br />

Der nächtliche Unterstützungsbedarf<br />

und eine starke Desorientierung<br />

bei den Pflegebedürftigen<br />

sind dann besonders hoch.<br />

Häufig werden die Betreuerinnen<br />

über Vermittlungsagenturen<br />

an die interessierten Familien vermittelt.<br />

Die Beschäftigungsverhältnisse<br />

sind sehr unterschiedlich<br />

geregelt, aber Branchenkenner<br />

sind der Auffassung, dass ein<br />

Großteil dieser Vereinbarungen<br />

wegen der tatsächlichen Arbeitsbedingungen<br />

nicht mit deutschem<br />

Recht vereinbar ist. In jedem Fall<br />

überfordern diese vertraglichen<br />

Regelungen häufig die Pflegehaushalte.<br />

Rechtssicherheit<br />

Welche Aufgaben übernimmt die 24-Stunden-Kraft?<br />

Aufgaben beim Essen und<br />

Trinken oder Anziehen<br />

Hilfe imHaushalt<br />

(Einkaufen, Kochen,<br />

Wäsche waschen, Putzen)<br />

Körperpflege<br />

Hilfe beimToilettengang/<br />

Unterstützung bei der<br />

Inkontinenzversorgung<br />

Hilfe bei der Beschäftigung<br />

und Alltagsgestaltung<br />

Foto: Rheinhardt & Sommer<br />

Deswegen fordert der Sozialverband<br />

VdK die verpflichtende Registrierung<br />

aller Vermittlungsagenturen<br />

und die Einführung von<br />

Qualitätsstandards für deren Arbeit,<br />

um Transparenz und Verlässlichkeit<br />

für Pflegehaushalte und<br />

Betreuungspersonen zu gewährleisten.<br />

Darüber hinaus fordert er<br />

verlässliche Regelungen, um<br />

Rechtssicherheit sowohl für die<br />

Pflegehaushalte als auch für die<br />

Betreuungskräfte zu schaffen. Die<br />

Studienergebnisse zeigen, dass<br />

sich die betroffenen Haushalte dies<br />

wünschen, auch um die 24-Stunden-Betreuung<br />

zu legalisieren. Der<br />

VdK-Vorschlag ist, dass arbeitsrechtliche<br />

Regelungen, die für<br />

SOS-Kinderdorfmütter gelten, auf<br />

die 24-Stunden-Kräfte ausgedehnt<br />

werden.<br />

Gottfried Schugens, ehrenamtlich<br />

engagiert im VdK Hessen-Thüringen,<br />

hat über mehrere Jahre die<br />

Pflege seiner Frau mit Betreuerinnen<br />

organisiert. Er berichtet von<br />

einem „wirklichen Dschungel“<br />

unter den Vermittlungsagenturen<br />

– ohne Hilfen und Qualitätsstandards,<br />

an denen sich Familien<br />

orientieren können. Er weiß, wie<br />

wichtig die Betreuungskräfte sind:<br />

„Ohne die Helferinnen aus Polen<br />

hätte ich die Pflege meiner Frau<br />

nicht geschafft. Ohne sie würde in<br />

Deutschland die Pflege zusammenbrechen.“<br />

Auffällig ist, dass die Leistung<br />

der Familien, diese Betreuungskräfte<br />

in den eigenen Haushalt zu<br />

integrieren, enorm ist. Neben der<br />

Pflegeorganisation sind die pflegenden<br />

Anhörige mit Alltagsproblemen<br />

der Frauen konfrontiert.<br />

Frauke H.* aus der Eifel pflegte<br />

ihre Schwiegermutter mit zwei<br />

Frauen aus der Ukraine. Als eine<br />

über starke Zahnschmerzen klagte,<br />

machte Frau H. kurzerhand<br />

einen russischsprechenden Zahnarzt<br />

ausfindig.<br />

*Namen sind der Redaktion<br />

bekannt Julia Frediani<br />

56,7%<br />

90,2%<br />

87,3%<br />

84,5%<br />

83,0%<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

Quelle:VdK-Studie,Hochschule Osnabrück<br />

Kräfteschonend pflegen<br />

Hilfsmittel zum Umsetzen und Umlagern erleichtern den Pflegealltag<br />

Viele pflegende Angehörige wissen<br />

nicht, dass es Hilfsmittel gibt,<br />

die das Umsetzen und Umlagern<br />

erleichtern. Gleitmatte, Rutschbrett<br />

und andere Transferhilfen<br />

schonen Rücken und Gelenke.<br />

Manche gibt es sogar auf Rezept.<br />

Umsetz- und Umlagerungshilfen<br />

sollen den Pflegenden helfen, die<br />

pflegebedürftige Person mit geringem<br />

Kraftaufwand von einer Position<br />

in eine andere zu bringen. Die<br />

gängigsten Hilfsmittel:<br />

• Gleitlaken oder Rutschtücher<br />

sind doppelseitige, besonders gleitfähige<br />

Laken mit seitlichen Griffen,<br />

mit denen die oder der Pflegebedürftige<br />

bequem im Bett umgelagert<br />

oder in Sitzposition gebracht<br />

werden kann. Sie schonen die<br />

Haut und verringern so die Gefahr<br />

von Verletzungen.<br />

• Rutsch- oder Gleitbretter bestehen<br />

aus stabilem Kunststoff mit<br />

glatter Oberfläche. Die handlichen<br />

und leichten Hilfsmittel gibt es in<br />

verschiedenen Ausführungen, etwa<br />

für das Umsetzen vom Rollstuhl<br />

ins Auto oder vom Bett in<br />

den Rollstuhl.<br />

• Gleitmatten erleichtern es, in<br />

die richtige Sitz- oder Liegeposition<br />

zu kommen. Sie sind auch für<br />

schwergewichtige Menschen und<br />

Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer<br />

geeignet.<br />

• Für Pflegebedürftige, die noch<br />

Kraft in Armen und Beinen haben,<br />

kommen auch Drehscheiben in<br />

Frage. Sie können auf dem Boden,<br />

Gleitmatten erleichtern die Arbeit<br />

in der Pflege. Grafik: Sozialverband VdK<br />

auf dem Stuhl oder im Bett eingesetzt<br />

werden.<br />

Einige dieser Transferhilfen sind<br />

auch im Hilfsmittelverzeichnis<br />

aufgeführt und können vom Arzt<br />

oder von der Ärztin verordnet werden.<br />

In der Regel bezahlen Kranken-<br />

und Pflegekassen ein Standardmodell.<br />

Wer ein anderes beantragen<br />

möchte, muss seiner Kasse<br />

die Gründe dafür erläutern. Lehnt<br />

die Kasse die Kostenübernahme<br />

ab, besteht die Möglichkeit, Widerspruch<br />

einzulegen.<br />

Tipps: Lassen Sie sich die Hilfsmittel<br />

vor dem Kauf von einer Pflegekraft<br />

oder im Sanitätshaus zeigen.<br />

Probieren Sie aus, welches am besten<br />

für Sie geeignet ist. Bei einem<br />

Fehlkauf oder falscher Anwendung<br />

kann es sonst zu Stürzen kommen.<br />

Hilfreich ist es zudem, einen Pflegekurs<br />

zu machen, in dem kinästhetische<br />

Mobilisation vermittelt wird.<br />

Dabei erfährt man, wie man ohne<br />

Hilfsmittel rückenschonend pflegen<br />

kann. Annette Liebmann


Gesundheit<br />

Zeitung <strong>Mai</strong> <strong>2023</strong><br />

7<br />

Neuer Nachweis für<br />

Sozialversicherte<br />

Seit 1. Januar <strong>2023</strong> ersetzt der sogenannte<br />

Versicherungsnummernachweis<br />

den Sozialversicherungsausweis<br />

(SV-Ausweis). Der<br />

Umgang mit den Nachweisen wird<br />

zugleich auch erleichtert.<br />

Der Mensch ist, was er isst<br />

PAN International: Vollwertige Ernährung kann viele Krankheiten positiv beeinflussen<br />

Ärztinnen und Ärzte sollten häufiger<br />

die Wirkung einer gesunden<br />

Ernährung bei der Behandlung der<br />

sogenannten Volkskrankheiten<br />

berücksichtigen – das fordert die<br />

Organisation PAN International<br />

(Physicians Association for Nutrition<br />

– zu deutsch: Ärzte für Ernährung).<br />

VdK-Präsidentin Verena<br />

Bentele spricht mit dem Mediziner<br />

Niklas Oppenrieder, dem Gründer<br />

und Vorstandsvorsitzenden.<br />

Alle, die hierzulande arbeiten,<br />

haben eine Sozialversicherungsnummer.<br />

Bisher war diese auf dem<br />

SV-Ausweis vermerkt. Seit Anfang<br />

des Jahres steht sie auf dem Versicherungsnummernachweis.<br />

Beide<br />

enthalten neben der Versicherungsnummer<br />

auch den vollen Wie kommen Sie darauf, dieses<br />

Namen inklusive Geburtsname Thema in den Fokus zu rücken?<br />

und das Ausstellungsdatum. Vorhandene<br />

SV-Ausweise bleiben die unsere Gesundheit so sehr be-<br />

Es gibt wenige Lebensstilfaktoren,<br />

weiterhin gültig.<br />

einflussen wie Ernährung.<br />

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer<br />

müssen den Nachweis nicht Sie fordern – so wie der Sozialverband<br />

VdK – eine Streichung der<br />

vorlegen oder beantragen, wenn sie<br />

eine neue Stelle antreten. Die Arbeitgeber<br />

fordern die Versicherungs-<br />

und Hülsenfrüchte. Lassen sich<br />

Mehrwertsteuer auf Obst, Gemüse<br />

nummer direkt bei der Rentenversicherung<br />

an, und zwar automatisiert.<br />

Wenn die Rentenversicherung allerdings<br />

keine eindeutige Versicherungsnummer<br />

nennen kann, muss<br />

der Versicherungsnummernachweis<br />

eingereicht werden.<br />

Wer den Nachweis verliert, muss<br />

den Rentenversicherungsträger<br />

oder die zuständige Einzugsstelle<br />

nicht mehr darüber informieren.<br />

Zudem können Versicherte jetzt<br />

mehrere Versicherungsnummernachweise<br />

haben. Auch hier entfällt<br />

die Pflicht, diese zurückzugeben,<br />

wenn die Nachweise unbrauchbar<br />

werden. ken Niklas Oppenrieder Foto: PAN<br />

Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte sind die Hauptbestandteile einer gesunden<br />

Ernährung. <br />

Foto: picture alliance/ Westend61<br />

durch gesunde Ernährung Krankheiten<br />

vermeiden?<br />

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation<br />

können wir 80<br />

Prozent aller Herz-Kreislauf- und<br />

Diabetes-Erkrankungen und 40<br />

Prozent aller Krebserkrankungen<br />

verhindern, wenn wir die wichtigsten<br />

Risikofaktoren angehen. Ernährung<br />

ist einer der wichtigsten davon.<br />

Hat Ernährung bei schwerwiegende<br />

Erkrankungen wie Demenz oder<br />

Rheuma wirklich einen großenEinfluss?<br />

Definitiv. Patientinnen und Patienten<br />

mit Rheuma profitieren von<br />

einer gesunden Ernährung. Diese<br />

beugt auch Demenzen vor.<br />

Wie können Verbraucherinnen und<br />

Verbraucher einen Überblick behalten,<br />

welche Lebensmittel gesund<br />

sind?<br />

Hier ist wichtig, wie es um die gesamte<br />

Ernährung bestellt ist. Wer<br />

sich ganz überwiegend von Vollkorn,<br />

Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten<br />

und Nüssen ernährt, muss sich<br />

über die Feinheiten meist wenig<br />

Gedanken machen.<br />

Was würden Sie beim Fleischverzehr<br />

raten?<br />

Bei Wurstwaren, wie zum Beispiel<br />

Salami, gibt es die klare Empfehlung,<br />

so wenig wie möglich bis<br />

nichts davon zu essen. Unverarbeitetes<br />

Fleisch ist in Maßen unproblematisch:<br />

der klassische Sonntagsbraten,<br />

viel mehr sollte es nicht sein.<br />

Was gibt es für Mythen über Lebensmittel?<br />

Beispielsweise werden Hülsenfrüchte<br />

mit Blähungen assoziiert.<br />

Dabei sind sie eine der wichtigsten<br />

Lebensmittelgruppen, reich an<br />

Ballaststoffen und Eiweiß. Wenn<br />

ich mit kleineren Portionen anfange<br />

und sie mit der Zeit steigere,<br />

nimmt die Nebenwirkung bei den<br />

meisten Menschen ab.<br />

Kritiker sagen, dass nicht überprüft<br />

werden kann, ob eine Mehrwertsteuersenkung<br />

an die Kundinnen<br />

und Kunden weitergegeben<br />

wird. Wie schätzen Sie das ein?<br />

Wir haben im letzten Jahr eine<br />

Teuerung von Lebensmitteln von<br />

über 20 Prozent gehabt. Ich setze<br />

unabhängig von Kontrollmechanismen,<br />

die eher schwer umzusetzen<br />

sind, darauf, dass die Gesellschaft<br />

eine Senkung einfordert<br />

und der Handel aus Wettbewerbsgründen<br />

auch ein Interesse an einer<br />

Weitergabe hat.<br />

Podcast<br />

Das vollständige Gespräch mit<br />

Niklas Oppenrieder gibt es beim<br />

VdK-Podcast „In guter Gesellschaft“.<br />

Weitere Infos: auf Seite 4<br />

dieser Ausgabe oder im Internet.<br />

www.vdk.de/podcast


8 Zeitung <strong>Mai</strong> <strong>2023</strong> Gesundheit<br />

Hausbesuche sind Pflicht<br />

Patientinnen und Patienten, die es nicht in die Praxis schaffen, haben ein Recht auf medizinische Behandlung<br />

Immer weniger Hausärzte bieten<br />

Hausbesuche an, obwohl sie dazu<br />

verpflichtet sind. Diese Entwicklung<br />

ist vor allem für die Gesundheitsversorgung<br />

älterer und mobilitätseingeschränkter<br />

Menschen<br />

problematisch. Der VdK fordert,<br />

gesetzlich einzugreifen, damit sich<br />

die Situation verbessert.<br />

Hausbesuche werden nur durchgeführt,<br />

wenn die Patientin oder<br />

der Patient aus gesundheitlichen<br />

Gründen nicht in der Lage ist, die<br />

Ärztin oder den Arzt aufzusuchen.<br />

Das ist beispielsweise der Fall,<br />

wenn jemand Schmerzen, hohes<br />

Fieber oder Kreislaufprobleme hat.<br />

Grundsätzlich gilt, dass auch Fachärztinnen<br />

und -ärzte verpflichtet<br />

sind, ihre Patientinnen und Patienten<br />

zu besuchen, wenn die Erkrankung<br />

ihr Fachgebiet betrifft.<br />

Die Realität sieht jedoch anders<br />

aus: Nur bei wenigen Medizinerinnen<br />

und Medizinern gehören<br />

Hausbesuche noch zum Berufsalltag<br />

– und das, obwohl der Bedarf<br />

aufgrund der demografischen<br />

Entwickung sogar steigt. Hausbesuche<br />

dürfen abgelehnt werden,<br />

wenn es andere, unaufschiebbare<br />

Behandlungen und Notfälle gibt.<br />

Ein Grund für die sinkende Zahl<br />

der Hausbesuche liegt aber auch<br />

im geringen Entgelt. Abgerechnet<br />

werden darf zudem nur eine bestimmte<br />

Anzahl an Besuchen,<br />

sonst müssen die Mediziner eine<br />

Rückzahlung leisten.<br />

Ärzte, die noch Hausbesuche machen, werden immer seltener.<br />

Auch VdK-Mitglieder berichten<br />

immer wieder, dass ihre Ärztin<br />

oder ihr Arzt einen Hausbesuch<br />

abgelehnt hat. In Ballungszentren<br />

gibt es kaum noch Mediziner, die<br />

diesen Service anbieten. In ländlichen<br />

Gebieten haben Patientinnen<br />

und Patienten ohnehin große Probleme<br />

mit der medizinischen Versorgung.<br />

Besonders betroffen sind<br />

auch ältere und mobilitätseingeschränkte<br />

Menschen.<br />

Die Pflicht zu Hausbesuchen ist<br />

im „Bundesmantelvertrag – Ärzte“<br />

geregelt. Dort heißt es, dass die<br />

Patientin oder der Patient im „Praxisbereich“<br />

wohnen muss. Wie<br />

groß dieser ist, lässt der Vertrag<br />

jedoch offen. Weil die Größe des<br />

Praxisbereichs von der Siedlungsstruktur<br />

und der Arztdichte abhängt,<br />

gibt es hier bundesweit<br />

große Unterschiede.<br />

Freundlich nachfragen<br />

Foto: imago images/Shotshop<br />

Patientinnen und Patienten, die<br />

aus gesundheitlichen Gründen<br />

nicht in der Lage sind, eine Praxis<br />

aufzusuchen, haben es oft schwer,<br />

medizinisch versorgt zu werden.<br />

Deshalb sollten sie schon frühzeitig<br />

mit ihrer Ärztin oder ihrem<br />

Arzt abklären, ob ihr Wohnort<br />

innerhalb des Praxisbereichs liegt.<br />

Sollte das nicht der Fall sein, kann<br />

es ratsam sein, die Praxis zu<br />

wechseln.<br />

Wer einen Hausbesuch benötigt,<br />

sollte freundlich, aber bestimmt in<br />

seiner Arztpraxis nachfragen und<br />

auf die grundsätzliche Verpflichtung<br />

zu dieser Leistung hinweisen.<br />

Alternativ ist es möglich, beim<br />

kassen ärztlichen Bereitschaftsdienst<br />

unter der bundesweiten<br />

Telefonnummer 116 117 anzurufen.<br />

Dort erhalten Patientinnen und<br />

Patienten auch außerhalb der<br />

Sprechzeiten ärztliche Hilfe. Der<br />

Bereitschaftsdienst kann den<br />

Hausbesuch durch einen Bereitschaftsarzt<br />

veranlassen oder einen<br />

geeigneten Haus- oder Facharzt in<br />

der Nähe vermitteln. Wer an die<br />

Notaufnahme im Krankenhaus<br />

verwiesen oder auf den nächsten<br />

Arzttermin vertröstet wird, sollte<br />

verdeutlichen, dass kein akuter<br />

Notfall vorliegt, es aber dennoch<br />

nicht möglich ist, bis zu einem regulären<br />

Arzttermin zu warten.<br />

Lehnt die Ärztin oder der Arzt<br />

Hausbesuche generell ab, besteht<br />

die Möglichkeit, sich bei der zuständigen<br />

Kassenärztlichen Vereinigung<br />

zu beschweren. Allerdings<br />

sollte man sich das gut überlegen,<br />

denn dadurch kann das Vertrauensverhältnis<br />

dauerhaft gestört<br />

werden. Im schlimmsten Fall<br />

könnte der Behandlungsvertrag<br />

gekündigt werden. Langfristig<br />

kann eine Beschwerde dennoch<br />

sinnvoll sein, denn nur, wenn ärztliches<br />

Fehlverhalten bekannt wird,<br />

besteht die Hoffnung, dass sich die<br />

Situation verbessert.<br />

Der VdK fordert, dass die Verpflichtung<br />

zu Hausbesuchen auch<br />

gesetzlich festgeschrieben wird.<br />

Die derzeitigen nichtgesetzlichen<br />

Regelungen könnten die Vertragspartner<br />

GKV-Spitzenverband und<br />

Kassenärztliche Bundesvereinigung<br />

einfach ändern, ohne dass der<br />

Gesetzgeber darauf Einfluss nehmen<br />

kann. Annette Liebmann<br />

Wie viel Salz ist noch gesund?<br />

Deutsche Gesellschaft für Ernährung: nicht mehr als ein Teelöffel<br />

Beliebter Lippenblütler<br />

Echter Salbei ist Arzneipflanze des Jahres <strong>2023</strong><br />

Einen gestrichenen Teelöffel Salz<br />

am Tag empfiehlt die Deutsche<br />

Gesellschaft für Ernährung (DGE)<br />

maximal. Das sind etwa sechs<br />

Gramm. Doch die Deutschen essen<br />

im Schnitt viel mehr davon. Laut<br />

Studien sind es zehn Gramm. Das<br />

ist ungesund.<br />

Auf dauerhaft zu hohen Salzkonsum<br />

reagieren viele Menschen mit<br />

Bluthochdruck. Damit steigt das<br />

Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.<br />

Ebenfalls belastet werden<br />

die Nieren, weil sie überschüssiges<br />

Salz ausscheiden müssen. Außerdem<br />

soll sich durch zu viel Salz<br />

auch die Zusammensetzung der<br />

Bakterien im Darm, das sogenannte<br />

Mikrobiom, verändern.<br />

Gewürze und Kräuter<br />

„Speisesalz, das wir unserem Essen<br />

durch Zu- oder Nachsalzen<br />

selbst hinzufügen, macht nur eine<br />

geringe Menge unserer täglichen<br />

Speisesalzzufuhr aus“, weiß Antje<br />

Gahl, Leiterin des Referats Öffentlichkeitsarbeit<br />

bei der DGE. Dazu<br />

gehört etwa auch das Nudelwasser.<br />

Der größte Teil der Speisesalzzufuhr<br />

in Deutschland wird stattdessen<br />

über verarbeitete Lebensmittel<br />

wie Brot, Fleisch, Wurst und Käse<br />

erreicht. Und auch, wer häufig „außer<br />

Haus“ isst, nimmt statistisch<br />

gesehen mehr Salz zu sich.<br />

Sie rät: „Wenn Speisesalz verwendet<br />

wird, dann sollte es mit Jod und<br />

Fluorid angereichert sein.“ Der<br />

Verzehr verarbeiteter Lebensmittel<br />

Salz ist lebensnotwendig, doch die Menge ist entscheidend. Ein Zuviel<br />

ist ungesund. <br />

Foto: picture alliance/dpa Themendienst/Andrea Warnecke<br />

sollte reduziert und stattdessen<br />

vermehrt zu Gemüse und Obst gegriffen<br />

werden. Zudem sollte in der<br />

Küche statt mit Speisesalz mit Gewürzen<br />

und Kräutern gewürzt werden.<br />

So lässt sich mit ganz einfachen<br />

Mitteln der Salzkonsum reduzieren.<br />

In kleinen Schritten<br />

„Wenn man die Speisesalzzufuhr<br />

verringern möchte, ist es am besten,<br />

dies in kleinen Schritten zu<br />

tun, um sich an den schwächeren<br />

Salzgeschmack zu gewöhnen“, sagt<br />

Gahl. Kinder sollten erst gar nicht<br />

an viel Salz gewöhnt werden.<br />

Einen absoluten Salzverzicht<br />

auszusprechen, hält sie aber auch<br />

nicht für den richtigen Weg. Denn<br />

geringe Mengen an Salz sind sogar<br />

lebenswichtig. Salz reguliert den<br />

Wasserhaushalt des Körpers, ist<br />

wichtig für die Verdauung und die<br />

Arbeit der Muskeln. Der Körper<br />

braucht die Elektrolyte Natrium<br />

und Chlorid, um den Wasser-,<br />

Elektrolyt- und Säure-Basen-Haushalt<br />

aufrechtzuerhalten.<br />

Als Mindestmenge für die tägliche<br />

Salzaufnahme wird bei der<br />

DGE eine Kochsalzzufuhr von 1,4<br />

Gramm empfohlen. Weitere Infos<br />

unter www.dge.de/wissenschaft/<br />

faqs/salz Petra J. Huschke<br />

Der Studienkreis Entwicklungsgeschichte<br />

der Arzneipflanzenkunde<br />

an der Universität Würzburg<br />

hat den Echten Salbei (Salvia officinalis)<br />

zur Arzneipflanze des Jahres<br />

<strong>2023</strong> gekürt.<br />

Die reichhaltige Nutzung als<br />

pflanzliches Arzneimittel sowohl<br />

in der Vergangenheit als auch in<br />

der Gegenwart sowie das große<br />

Potenzial für weitere Forschungen<br />

gaben den Ausschlag für die Würdigung<br />

des bekannten und beliebten<br />

Lippenblütlers. Zu den Anwendungsgebieten<br />

des bis zu 80 Zentimeter<br />

hohen Gewächses zählen<br />

Sodbrennen, Blähungen, starkes<br />

Schwitzen sowie die äußerliche<br />

Behandlung von Entzündungen im<br />

Mund- und Rachenbereich und von<br />

leichten Hautentzündungen.<br />

Die medizinische Verwendung<br />

von Salbei in Europa reicht bis weit<br />

ins Altertum zurück. Allerdings<br />

standen damals noch andere Sorten<br />

der mit etwa 1000 Arten sehr<br />

umfangreichen Gattung im Vordergrund.<br />

Eine größere Rolle spielte<br />

der Echte Salbei in der Klostermedizin<br />

des frühen und hohen Mittelalters.<br />

Walahfrid Strabo (807–849),<br />

Abt des Klosters auf der Insel Reichenau<br />

im Bodensee, beschreibt<br />

ihn in seinem Lehrgedicht über den<br />

Anbau von Heilpflanzen gleich zu<br />

Beginn. Hildegard von Bingen widmet<br />

dem Salbei rund 300 Jahre<br />

später in ihrer Naturkunde eines<br />

der umfangreichsten Kapitel.<br />

Der Echte Salbei blüht etwa von<br />

<strong>Mai</strong> bis Juli. Alle Pflanzenteile besitzen<br />

einen starken aromatischen<br />

Geruch. Salbeiblätter enthalten<br />

bakterienhemmende Stoffe in ihrem<br />

ätherischen Öl und den<br />

Gerbstoffen. Ferner zeigten Auszüge<br />

aus Salbeiblättern im Laborversuch<br />

entzündungshemmende Eigenschaften.<br />

In anderen Versuchen<br />

konnte eine hustenreizlindernde<br />

sowie darüber hinaus eine krampflösende<br />

Wirkung auf die Muskulatur<br />

des Magen-Darm-Trakts beobachtet<br />

werden.<br />

Übrigens: Die Arzneipflanze des<br />

Jahres ist nicht zu verwechseln mit<br />

der Heilpflanze des Jahres. Diesen<br />

vom Verein NHV Theophrastus<br />

vergebenen Titel trägt in diesem<br />

Jahr die Weinrebe.<br />

mib<br />

Der Echte Salbei wird seit Jahrhunderten<br />

als pflanzliches Arzneimittel<br />

genutzt.<br />

Foto: picture alliance/imageBROKER/de Cuveland, J.


Gesundheit<br />

Zeitung <strong>Mai</strong> <strong>2023</strong><br />

9<br />

Zuckergehalt weiterhin zu hoch<br />

Reduzierung bei Softdrinks geht langsam voran<br />

Vorsicht beim Medikamentenkauf im Ausland<br />

Qualität von Arzneimitteln kann von europäischen Standards abweichen<br />

Eine aktuelle Studie zeigt: Der<br />

durchschnittliche Zuckergehalt von<br />

Softdrinks in Deutschland ist von<br />

2015 bis 2021 nur um etwa zwei<br />

Prozent gesunken. Die Getränkeindustrie<br />

ist somit nicht auf Kurs,<br />

die selbst gesteckten Ziele zur<br />

Zuckerreduktion zu erreichen.<br />

Im Rahmen der Nationalen Reduktionsstrategie<br />

des Bundesministeriums<br />

für Ernährung und<br />

Landwirtschaft war vereinbart<br />

worden, den Zuckergehalt von<br />

Softdrinks wie Cola, Limonade<br />

oder Brause von 2015 bis 2025 auf<br />

freiwilliger Basis um 15 Prozent zu<br />

senken. Laut der Studie der Deutschen<br />

Allianz Nichtübertragbare<br />

Krankheiten wird dieses Ziel verfehlt<br />

werden. Das Tempo der Reduzierung<br />

ist einfach zu langsam.<br />

„Wenn sich der Trend so fortsetzt,<br />

würde das Ziel ‚15 Prozent weniger<br />

Zucker‘ erst in Jahrzehnten erreicht“,<br />

resümiert Oliver Huizinga,<br />

Co-Autor der Studie und politischer<br />

Geschäftsführer der Deutschen<br />

Adipositas-Gesellschaft. „So viel<br />

Zeit haben wir nicht!“ 2015 lag der<br />

durchschnittliche Zuckergehalt<br />

von Softdrinks in Deutschland bei<br />

5,3 Gramm und 2021 bei 5,2 Gramm<br />

je 100 Milliliter. Zum Vergleich: In<br />

Großbritannien ist der Zuckergehalt<br />

im gleichen Zeitraum von 5,3<br />

auf 3,8 Gramm je 100 Milliliter gesunken.<br />

Grund: Die britische Regierung<br />

hatte 2018 eine Hersteller-<br />

Abgabe („Zuckersteuer“) auf stark<br />

gezuckerte Getränke eingeführt.<br />

Keine Regelung in Sicht<br />

Eine entsprechenden Regelung in<br />

Deutschland ist bislang nicht in<br />

Sicht. Dabei ist hinlänglich bekannt,<br />

dass ein Übermaß an Zucker<br />

schädlich für die Gesundheit<br />

ist. Laut der Deutschen Gesellschaft<br />

für Ernährung (DGE) fördert<br />

eine hohe und häufige Zuckerzufuhr<br />

die Entstehung von Übergewicht<br />

und Adipositas sowie<br />

Diabetes mellitus Typ 2 und kardiovaskuläre<br />

Erkrankungen. Außerdem<br />

begünstigt Zucker das Entstehen<br />

von Karies. Die DGE empfiehlt<br />

Verbraucherinnen und Verbrauchern<br />

daher, Zucker generell einzusparen<br />

und Kinder erst gar nicht<br />

an eine hohe Zuckerzufuhr und<br />

den damit verbundenen Süßgeschmack<br />

zu gewöhnen. mib<br />

Zu viel Zucker in Getränken ist ungesund. Doch trotz einer Vereinbarung<br />

zwischen Bundesregierung und Getränkeindustrie, den Zuckergehalt zu<br />

reduzieren, ist er nur unzureichend gesunken. Foto: picture alliance/Daniel Kalker<br />

Manche Touristinnen und Touristen<br />

nutzen ihren Urlaub auch, um sich<br />

einen Vorrat an Medikamenten zu<br />

beschaffen, wenn diese dort zu<br />

einem niedrigeren Preis erhältlich<br />

sind als im eigenen Land. Doch<br />

Vorsicht: Nicht alle Medikamente,<br />

die in Schwellen- oder Entwicklungsländern<br />

verkauft werden,<br />

entsprechen den Qualitätsstandards<br />

in Europa.<br />

So kann es vorkommen, dass ein<br />

für das Ausland hergestelltes Medikament<br />

eine andere Wirkstoffdosis<br />

enthält, als in Deutschland üblich<br />

ist. Beispielsweise gibt es Mittel,<br />

von denen man zwei Tabletten<br />

schlucken müsste, um die Menge<br />

des Wirkstoffs einzunehmen, der in<br />

Deutschland in einer Tablette enthalten<br />

ist. Wird dies nicht erkannt<br />

und das Medikament in einer falschen<br />

Wirkstoffdosierung eingenommen,<br />

ist der Therapieerfolg gefährdet,<br />

warnt die Apothekenkammer<br />

Niedersachsen.<br />

Darüber hinaus sind unterschiedliche<br />

Arten von Arzneimittelfälschungen<br />

bekannt. Das Spek trum<br />

reicht von Totalfälschungen bis hin<br />

zu Arzneimitteln, deren Verfallsdatum<br />

absichtlich verlängert und<br />

damit manipuliert wurde. Arzneimittelfälschungen<br />

können den richtigen<br />

Wirkstoff enthalten, aber in<br />

falscher Dosis, also zu gering oder<br />

zu hoch. Sie können keinen oder<br />

einen anderen Wirkstoff als den angegebenen<br />

aufweisen. Oder sie werden<br />

mit gefälschten Blistern, Beipackzetteln<br />

oder Verpackungen<br />

angeboten. Sie können dann Inhaltsstoffe<br />

beinhalten, die gar nicht auf<br />

der Verpackung angegeben sind.<br />

Zudem kann ein gefälschtes Arzneimittel<br />

oder ein gefälschter Wirkstoff<br />

auch die gewerblichen Schutzrechte<br />

des Rechteinhabers verletzen.<br />

Die Einfuhr derartiger Medikamente<br />

nach Deutschland ist strikt verboten.<br />

Touristinnen und Touristen, die<br />

sie dennoch nach Deutschland bringen,<br />

tragen die rechtlichen Konsequenzen.<br />

Außerdem gefährden sie<br />

Wer im Urlaub Arzneimittel benötigt, sollte diese nur in zugelassenen<br />

Apotheken kaufen.<br />

Foto: picture alliance/Weingartner<br />

ihre Gesundheit bewusst oder unbewusst,<br />

wenn sie minderwertige Arzneimittel<br />

einnehmen. Diese können<br />

unter Umständen sogar eine gefährliche<br />

Wirkung haben.<br />

Die Apothekenkammer rät des<br />

Weiteren davon ab, sich im Ausland<br />

mit dort möglicherweise rezeptfrei<br />

erhält lichen Antibiotika einzudecken.<br />

Es habe gute Gründe, dass<br />

Patientinnen und Patienten Antibiotika<br />

in Deutschland nur auf Rezept<br />

erhalten. Das Medikament könne<br />

Nebenwirkungen wie Magen- Darm-<br />

Beschwerden oder allergische Reaktionen<br />

hervorrufen.<br />

Wichtige Aspekte<br />

Bei Antibiotika sind zudem Dosierungen,<br />

Einnahmezeitpunkte<br />

und Therapiedauer besonders entscheidend.<br />

Aber auch bei anderen<br />

rezeptpflichtigen sowie frei verkäuflichen<br />

Medikamenten kommt<br />

es auf diese Aspekte an. Wer in der<br />

Selbstmedikation den Beipackzettel<br />

nicht beachtet oder ihn nicht<br />

versteht, da er in einer anderen<br />

Sprache geschrieben ist, gefährdet<br />

nicht nur die Wirksamkeit des Medikaments,<br />

sondern auch seine eigene<br />

Gesundheit. Wichtigste Regel<br />

für Reisende: Medikamente im<br />

Ausland nur in zugelassenen Apotheken<br />

kaufen!<br />

Übrigens: Medikamente aus dem<br />

Ausland dürfen nur für den Eigenbedarf<br />

und somit nicht in großen<br />

Mengen mitgebracht werden. Diese<br />

müssen dann nicht verzollt werden.<br />

Bei Einreise aus einem zoll- oder<br />

steuerrechtlichen Sondergebiet<br />

gelten eventuell andere Regelungen.<br />

Daher ist es sinnvoll, sich vor<br />

der Reise über Einfuhrabgaben zu<br />

informieren.<br />

Arzneimittel können natürlich<br />

auch übers Internet bestellt werden.<br />

Zur Auswahl stehen ausschließlich<br />

Versandapotheken aus Deutschland<br />

sowie aus EU-Ländern, in<br />

denen ähnliche Sicherheitsvorschriften<br />

gelten wie hierzulande.<br />

Dies ist derzeit in Island, den Niederlanden,<br />

Schweden und Tschechien<br />

der Fall. Regis trierte Versandhändler<br />

erkennt man am EU-<br />

Sicherheitslogo auf ihrer Webseite.<br />

Mit einem Klick auf das Logo lässt<br />

sich der Register eintrag des Anbieters<br />

überprüfen. Mirko Besch<br />

Gefahr durch Zecken<br />

RKI weist drei neue FSME-Risikogebiete aus<br />

Aktuell zählt das Robert-Koch-<br />

Institut (RKI) insgesamt 178 Landkreise,<br />

in denen die Gefahr, sich<br />

durch einen Zeckenbiss mit einer<br />

Frühsommer-Meningoenzephalitis<br />

(FSME) anzustecken, besonders<br />

hoch ist. Neu hinzu gekommen sind<br />

in Bayern der Kreis Fürstenfeldbruck<br />

und der Stadtkreis München<br />

sowie in Sachsen-Anhalt der<br />

Landkreis Anhalt-Bitterfeld.<br />

Im Jahr 2022 sind laut RKI insgesamt<br />

546 Menschen an FSME<br />

erkrankt. Im Vergleich zum Vorjahr<br />

entspricht das einer Zunahme<br />

von 30 Prozent. Rund 98 Prozent<br />

der Erkrankten waren nicht oder<br />

nicht ausreichend gegen FSME<br />

geimpft.<br />

Infektionen verlaufen oft unbemerkt<br />

und ohne Beschwerden.<br />

Treten Symptome auf, ähneln sie<br />

denen einer Grippe, wie etwa Fieber,<br />

Kopfschmerzen und Schwindel.<br />

Durch die Erreger können sich<br />

jedoch auch Hirn, Hirnhäute oder<br />

Rückenmark entzünden. Dies geschieht<br />

selten. Hier ist es typisch,<br />

dass die Symptome abklingen, um<br />

dann erneut mit Fieber, starker<br />

Müdigkeit und Kopfschmerzen<br />

auszubrechen. Dann können Bewusstseins-<br />

und Koordinationsstörungen,<br />

Lähmungen, Schluck-,<br />

Seh- und Sprachstörungen auftreten.<br />

Das Risiko für schwere Verläufe<br />

steigt mit dem Alter.<br />

Wer sich in einem der Risikogebiete<br />

aufhält, sollte sich deshalb<br />

besser impfen lassen. Alle Fragen<br />

dazu beantworten die Hausärztin<br />

oder der Hausarzt.<br />

Zu den Risikogebieten zählen<br />

Bayern und Baden-Württemberg.<br />

Aber auch in Teilen von Brandenburg,<br />

Sachsen, Südhessen und<br />

Thüringen sowie in einzelnen Regionen<br />

in Mittelhessen, Niedersachsen,<br />

Nordrhein-Westfalen,<br />

Rheinland-Pfalz und im Saarland<br />

besteht die Gefahr, sich durch einen<br />

Zeckenbiss mit FSME anzustecken.<br />

ken


10 Zeitung <strong>Mai</strong> <strong>2023</strong> Generationen<br />

Ankerplätze für die Seele<br />

Warum Mehrgenerationen-Spielplätze für alle ein Gewinn sind<br />

Das Leben bereichert<br />

VdK-Mitglieder berichten über ihr FSJ<br />

Peter Hohenauer liegen naturnahe<br />

Spiel- und Freiräume am Herzen.<br />

Der Spielplatzplaner hat schon<br />

zahlreiche Ideen umgesetzt, die<br />

meisten davon im Auftrag der<br />

Stadt München. Der Freiberufler ist<br />

aber auch über die Grenzen Bayerns<br />

hinaus aktiv. Zudem berät und<br />

begleitet er Projekte in europäischen<br />

Nachbarländern. Er betont,<br />

wie wichtig es ist, Freizeitangebote<br />

zu schaffen, die für alle Bürgerinnen<br />

und Bürger attraktiv sind.<br />

„Der schönste Spielplatz überhaupt<br />

ist die Natur“, sagt Peter<br />

Hohenauer. Doch vor allem Menschen<br />

in Großstädten sind in ihrer<br />

Freizeit auf urbane Umgebungen<br />

beschränkt. Umso wichtiger ist<br />

dem Experten, dort naturnahe<br />

Spielräume zu schaffen. Sein Ansatz<br />

ist zudem inklusiv. Ob Kinder<br />

und Jugendliche, ältere Menschen,<br />

Menschen mit Behinderung oder<br />

Einschränkungen: Der Treffpunkt<br />

sollte so geschaffen sein, dass sich<br />

alle willkommen fühlen.<br />

„Ein Spielplatz im öffentlichen<br />

Raum ist gesellschaftlich relevant.<br />

Daher ist eine sorgfältige Planung<br />

erforderlich, damit er für alle funktioniert“,<br />

so der Spezialist, der<br />

seine Projekte im Auftrag von<br />

Kommunen umsetzt. Grundsätzlich<br />

gilt es, die Wege so zu gestalten,<br />

dass sie auch für bewegungseingeschränkte<br />

Menschen sowie<br />

ältere und kranke Menschen nutzbar<br />

sind. Ebenfalls wichtig ist, dass<br />

sich eine barrierefrei erreichbare<br />

Behindertentoilette in der Nähe<br />

befindet.<br />

Nähe und Distanz<br />

Eine Nestschaukel ist ideal, um Jung und Alt zusammenzubringen. Sanft<br />

hin- und herzuschwingen, macht allen Generationen Spaß.<br />

Was sollte der öffentliche Spielraum<br />

anbieten? „Es braucht mehr<br />

als Spielgeräte und Sandkasten. Es<br />

braucht Atmosphäre“, betont<br />

Hohen auer. Seiner Erfahrung nach<br />

ist das auch auf kleinem Raum<br />

möglich. Als Vorsitzender und Leiter<br />

des 1987 gegründeten Münchner<br />

Fachvereins Info Spiel berät er<br />

Kommunen und hält Vorträge darüber,<br />

wie sich die Spielraumsituation<br />

für alle Menschen verbessern<br />

lässt. Dafür bündelt der Verein<br />

die Kräfte verschiedener Fachbereiche<br />

wie Pädagogik, Planung, Landschaftsarchitektur,<br />

Technik, Psychologie,<br />

Soziologie und Medizin.<br />

Der Experte nutzt eine ganze<br />

Reihe von Gestaltungsmöglichkeiten.<br />

So setzt er auf natürliche<br />

Materialien wie Holz und Stein<br />

und baut gern Spielelemente mit<br />

Wasser ein. Bedeutsam sind auch<br />

Bereiche, in denen sich Besucherinnen<br />

und Besucher begegnen<br />

und austauschen können. Gleichzeitig<br />

sind Rückzugsräume notwendig.<br />

Durch viele verschiedene<br />

Arten von Sträuchern und Bäumen,<br />

auch solche mit Früchten,<br />

wirkt der Spielraum lebendig und<br />

wird beschattet. Auch unterschiedliche<br />

Höhen und Böden<br />

sowie vielfältig nutzbare Räume<br />

machen Lust auf Entdeckungen<br />

und Abenteuer.<br />

Alle packen an<br />

Bei der Umsetzung seiner Projekte<br />

befürwortet Hohenauer das<br />

Konzept der „offenen Baustelle“:<br />

Die Baustelle ist dann ein öffentlicher<br />

Akt – es packen Erwachsene,<br />

Kinder und Jugendliche mit an.<br />

Wenn er in Kitas einen Auftrag<br />

hat, erlebt er, wie gut es bei den<br />

Kindern ankommt, wenn sie den<br />

Garten der Einrichtung mitgestalten<br />

dürfen. „Wir rühren gemeinsam<br />

Zement an, verschönern Wege<br />

und Wasserläufe mit Mosaiken,<br />

bauen Baumhäuser“, erzählt er. Es<br />

geht dabei nicht nur um Gartengestaltung,<br />

sondern auch um Ausdauer<br />

und Teamfähigkeit. Die<br />

Kinder identifizieren sich mit dem<br />

Garten.<br />

„Ich möchte Spielräume schaffen,<br />

die ein Ankerplatz für die<br />

Seele sind“, sagt Hohenauer. Wie<br />

essenziell so etwas gerade in der<br />

Stadt ist, erklärt der Planer an einem<br />

Beispiel: „Viele Heranwachsende<br />

werden heutzutage mit<br />

Eindrücken überfrachtet. Ihren<br />

Alltag verbringen sie häufig ganztags<br />

in Schulen und anderen Einrichtungen.<br />

Hinzu kommt der digitale<br />

Medienkonsum. Wo bleibt<br />

ihnen da noch genug Zeit für Bewegung,<br />

zum Klettern, für das<br />

freie Spiel, zur Entspannung?“,<br />

fragt er sich oft. Zumal die Corona-<br />

Pandemie Spuren bei der seelischen<br />

Gesundheit von Kindern<br />

und Jugendlichen hinterlassen hat.<br />

Überhaupt bricht Hohen auer<br />

eine Lanze für Jugendliche: „Bei<br />

den Planungen für einen Bürgerpark<br />

hatte die Kommune befürchtet,<br />

dass Halbwüchsige dort randalieren<br />

könnten, weil meine Ideen<br />

für die Anlage nach Ansicht der<br />

Gemeinde ‚zu schön‘ waren.“ Sein<br />

Gegenargument: Gerade, weil er<br />

den Treffpunkt ästhetisch gestaltet,<br />

wird er von der Jugend respektiert<br />

werden. Die Skepsis der Kommune<br />

verflog endgültig, als der<br />

Spielplatzplaner belegen konnte,<br />

dass Parks, die von allen Altersgruppen<br />

angenommen werden,<br />

kaum von Vandalismus betroffen<br />

sind. Damit überzeugte er die<br />

Kommune. Das Bürgerpark-<br />

Projekt wurde umgesetzt und ist<br />

bei Jung und Alt beliebt.<br />

Dem Münchner liegen auch wohnungslose<br />

Menschen am Herzen:<br />

„Sie gehören zu unserer Gesellschaft.<br />

Und es gibt gute Beispiele,<br />

dass auch sie auf einem Spielplatz<br />

eine Möglichkeit haben können,<br />

irgendwo zu sitzen und dazuzugehören.<br />

Auch das ist Inklusion.“<br />

Verbindender Ort<br />

Dass Metropolen wie München<br />

bei der Stadtplanung inzwischen<br />

Nachverdichtung vorantreiben,<br />

bedauert Hohenauer und hofft auf<br />

ein Umdenken. „Ich wünsche mir<br />

mehr Orte der Begegnung, etwa<br />

Hinterhof-Oasen.“ Der Spielplatz-<br />

Spezialist plädiert für nachhaltige<br />

Spiel- und Erfahrungsräume und<br />

erzählt begeistert von Nachbarschaftstreffpunkten,<br />

die eine ganze<br />

Generation geprägt haben:<br />

„Wenn sich Kinder nach der Schule<br />

immer am gleichen Platz getroffen<br />

und sich später als Jugendliche<br />

dort über alltägliche Dinge ausgetauscht<br />

haben, weiß man im Rückblick,<br />

wie prägend und verbindend<br />

dieser Ort für die Entwicklung<br />

war.“ Elisabeth Antritter<br />

Foto: Peter Hohenauer<br />

Sich sozial engagieren und Gutes<br />

tun. Das sind die Beweggründe für<br />

ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ).<br />

Auch viele VdK-Mitglieder haben<br />

eines absolviert. Sie berichten von<br />

ihren Begegnungen und erinnern<br />

sich gerne an die intensive Zeit<br />

zurück, die ihr Leben bereichert<br />

hat und für die eigene Zukunftsplanung<br />

wichtig war.<br />

Jugendliche und junge Erwachsene<br />

bis 27 Jahre können sich für<br />

ein FSJ entscheiden. Nach einem<br />

Aufruf in der VdK-ZEITUNG berichten<br />

uns einige Mitglieder von<br />

ihren Erlebnissen.<br />

Von 1996 bis 1997 hat <strong>Mai</strong>ke<br />

Acker das FSJ beim Diakonischen<br />

Werk in Hamburg absolviert. Sie<br />

wollte nach dem Abitur Erfahrungen<br />

im „echten Arbeitsleben“ sammeln.<br />

„Außerdem wollte ich meine<br />

Studienwahl überprüfen“, sagt die<br />

heute 46-Jährige, die ihr FSJ in<br />

einer Wohngruppe für schwerstund<br />

mehrfach behinderte Kinder<br />

machte. Dafür arbeitete sie ein<br />

Jahr lang in Vollzeit im Mehrschichtsystem.<br />

„Ich hatte liebe und<br />

geduldige Kolleginnen und Kollegen,<br />

die mir vieles beigebracht<br />

haben und mir einen guten Rückhalt<br />

gaben“, betont sie. Nach dem<br />

FSJ begann <strong>Mai</strong>ke Acker das Studium<br />

der Sonderpädagogik. „Die<br />

Erfahrungen, die ich im FSJ sammeln<br />

konnte, haben mir im Studium<br />

selbst zwar weniger weitergeholfen,<br />

in der Persönlichkeitsentwicklung<br />

aber sehr“, resümiert sie.<br />

Die heute 67-jährige Carmen A.<br />

Horstmann hat zusammen mit 20<br />

Viele junge Leute arbeiten im FSJ<br />

mit Menschen mit Behinderung.<br />

Foto: picture alliance/dpa/Jens Büttner<br />

jungen Frauen aus ganz Deutschland<br />

ihr FSJ beim Paritätischen<br />

Wohlfahrtsverband von 1972 bis<br />

1973 in Berlin absolviert. „Unentschlossen,<br />

was ich nach meinem<br />

Schulabschluss werden wollte,<br />

habe ich mich nach einer Informationsveranstaltung<br />

für ein FSJ beworben“,<br />

erinnert sie sich. Untergebracht<br />

war sie in einer ehemaligen<br />

Villa in Berlin-Grunewald, die<br />

auch gleichzeitig Jugendgästehaus<br />

war. „Wir teilten uns zu dritt ein<br />

Zimmer, heute unvorstellbar. Unsere<br />

Einsatzorte waren ein Krankenhaus,<br />

Kindergärten und sozialpädagogische<br />

Einrichtungen.“<br />

Die Arbeit im Martin-Luther-Krankenhaus<br />

vor 50 Jahren hat sie bestärkt,<br />

eine Ausbildung als Krankenpflegerin<br />

zu machen. Ein weiterer<br />

positiver Effekt: Während<br />

ihres FSJ hat sie auch ihren späteren<br />

Mann kennengelernt.<br />

Unvergessener Moment<br />

Ulrike Schneider absolvierte ihr<br />

FSJ von 1990 bis 1991 bei der AWO<br />

Gießen in einer Tagesstätte für<br />

Kinder mit Behinderung. Auch,<br />

um nach dem Abitur auf eigenen<br />

Beinen zu stehen. Sie bekam ein<br />

Zimmer in einem Wohnheim und<br />

erhielt ein kleines Taschengeld.<br />

„Die Arbeit hat total Spaß gemacht“,<br />

sagt sie. „Sehr belastend<br />

waren für mich aber die einzelnen<br />

Schicksale, die hinter jedem Kind<br />

standen. Dazu zählten nicht nur<br />

ihre speziellen Behinderungen,<br />

sondern teils auch ihre familiären<br />

Situationen, wo manchmal auch<br />

das Jugendamt eingeschaltet war.“<br />

Da sie das auch am Wochenende<br />

gedanklich beschäftigte, stand für<br />

Ulrike Schneider nach dem FSJ<br />

fest, kein Sonderschulstudium zu<br />

beginnen, sondern Haupt- und<br />

Realschullehrerin zu werden. In<br />

diesem Beruf arbeitet sie bis heute.<br />

Einen ihrer schönsten Momente<br />

im FSJ erlebte sie an ihrem letzten<br />

Arbeitstag. „Ein Junge mit Autismus,<br />

der keinerlei körperlichen<br />

Kontakt suchte und nicht sprechen<br />

konnte, kam in einer ruhigen Minute<br />

zu mir, setzte sich auf meinen<br />

Schoß, umarmte mich und gab mir<br />

einen Kuss auf die Wange. Das hat<br />

mich sehr gerührt, und ich werde<br />

das nie vergessen.“<br />

Petra J. Huschke<br />

Infos im Internet<br />

Gestaltung eines Mosaiks aus mehrfarbigen Steinen, die in ein Mörtelbett<br />

gesetzt werden: Peter Hohenauer (links) und Kinder einer Münchner<br />

Kita-Gruppe verschönern den Garten.<br />

Foto: Info Spiel e.V.<br />

Beispiele für Spielplatz-Projekte,<br />

in denen der inklusive Gedanke<br />

in die Tat umgesetzt worden ist,<br />

sowie ein Interview mit Spielraumplaner<br />

Peter Hohenauer<br />

gibt es im Internet unter:<br />

www.richter-spielgeraete.de/<br />

de/magazin/spielen-in-vielfalt


Inklusion<br />

Zeitung <strong>Mai</strong> <strong>2023</strong><br />

11<br />

Wann kommt der Aufschwung?<br />

Arbeitsmarkt für Menschen mit Behinderung stagniert – VdK hofft auf Wirkung der verschärften Ausgleichsabgabe<br />

Die Corona-Pandemie beeinträchtigt<br />

die Beschäftigungssituation<br />

von Menschen mit Behinderung<br />

bis heute. Während der allgemeine<br />

Aufschwung bereits seit<br />

2021 am Arbeitsmarkt angekommen<br />

ist, finden Schwerbehinderte<br />

noch mühsamer einen Job als zuvor.<br />

Ihre Beschäftigungsquote in<br />

den Unternehmen ist gesunken.<br />

offensichtlich zu schwach, wir<br />

machen Rückschritte statt Fortschritte“,<br />

ärgert sich Bentele. Deshalb<br />

begrüßt der VdK das neue<br />

Gesetz zur Förderung des inklusiven<br />

Arbeitsmarkts, das jüngst<br />

verabschiedet wurde und eine<br />

verdoppelte Ausgleichsabgabe für<br />

Null-Beschäftiger vorsieht (siehe<br />

VdK-Zeitung, April <strong>2023</strong>).<br />

Ab dem dritten Quartal 2021<br />

setzte am Arbeitsmarkt eine deutliche<br />

Erholung ein. Doch Menschen<br />

mit Schwerbehinderung<br />

können offenbar nicht vom Aufschwung<br />

profitieren, so das Ergebnis<br />

der Bundesagentur für Arbeit<br />

(BA) in einem aktuellen Bericht.<br />

An der Qualifikation kann das<br />

nicht liegen. Im Jahr 2021 hatten<br />

55 Prozent der arbeitslosen Menschen<br />

mit Behinderung eine Berufsausbildung<br />

vorzuweisen, bei<br />

Menschen ohne Behinderung<br />

waren es mit 45 Prozent deutlich<br />

weniger. Trotz höherer Qualifizierung<br />

sind Menschen mit Behinderung<br />

viel länger ohne Job: 47 Prozent<br />

sind zwölf Monate oder länger<br />

arbeitslos gemeldet und damit<br />

langzeitarbeitslos, bei arbeitslosen<br />

Menschen ohne Behinderung sind<br />

es nur 39 Prozent.<br />

Der hohe Anteil an Langzeitarbeitslosen<br />

ist sicherlich auch dem<br />

durchschnittlich höheren Alter<br />

von arbeitslosen Menschen mit<br />

Behinderung geschuldet. 2021 waren<br />

46 Prozent von ihnen über 55<br />

Jahre alt. Bei der Gruppe ohne<br />

Arbeiten mit Behinderung geht auch im Home-Office.<br />

Behinderung waren nur 22 Prozent<br />

älter als 55.<br />

Die Diskriminierung am Arbeitsmarkt<br />

ist also frappierend,<br />

erklärt VdK-Präsidentin Verena<br />

Bentele: „Die Zahlen der Arbeitsagentur<br />

decken sich mit den Erfahrungen<br />

von VdK-Mitgliedern mit<br />

Behinderung. Viele erzählen, dass<br />

ihre höhere Qualifikation trotz<br />

gegenteiliger Beteuerung der Arbeitgeber<br />

weniger zählt. Und das<br />

Alter wiegt doppelt so schwer bei<br />

der Suche nach einem Job, wenn<br />

jemand eine Behinderung hat.“<br />

Viele Betroffene sind gezwungen,<br />

vorzeitig in Rente zu gehen, und<br />

müssen das mit hohen Abschlägen<br />

büßen. Angesichts des Beschäftigungspotenzials<br />

von Menschen<br />

mit Behinderung kann Bentele<br />

kein Verständnis für Arbeitgeber<br />

aufbringen, die keinen Menschen<br />

mit Behinderung beschäftigen.<br />

Mehr Null-Beschäftiger<br />

Laut BA erfüllten 2021 nur 39<br />

Prozent der Unternehmen mit mindestens<br />

20 Arbeitsplätzen die gesetzliche<br />

Schwerbehindertenquote<br />

von mindestens fünf Prozent. Die<br />

Foto: picture alliance/Britta Pedersen<br />

Zahl ist im Fünfjahresvergleich<br />

sogar um 0,9 Prozent zurückgegangen.<br />

Die Quote der „Null-<br />

Beschäftiger“ unter den verpflichteten<br />

Unternehmen lag 2021 bei<br />

25,9 Prozent und damit um 0,4<br />

Prozent höher als fünf Jahre zuvor.<br />

Unternehmen, die ihre Pflichtquote<br />

gar nicht oder nur teilweise<br />

erfüllen, müssen pro unbesetztem<br />

Arbeitsplatz eine Ausgleichsabgabe<br />

zahlen. Dies soll Anreiz sein,<br />

Menschen mit Schwerbehinderung<br />

einzustellen beziehungsweise deren<br />

Arbeitsplätze zu erhalten.<br />

„Diese Anreizfunktion ist ganz<br />

Fürsorgepflicht<br />

Trotzdem sieht der VdK noch<br />

Nachbesserungsbedarf. „Die meisten<br />

Menschen haben ihren Behindertenstatus<br />

aufgrund einer Erkrankung<br />

und nicht von Geburt<br />

an. Unternehmen haben eine<br />

Fürsorgepflicht gegenüber ihren<br />

Beschäftigten. Deswegen muss die<br />

betriebliche Prävention verpflichtend<br />

werden, mit besseren Regelungen<br />

zur stufenweisen Wiedereingliederung<br />

von erkrankten<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.<br />

Zudem müssen die Schwerbehindertenvertretungen<br />

in den<br />

Unternehmen deutlich gestärkt<br />

werden“, fordert die VdK-Präsidentin.<br />

Damit lasse sich verhindern,<br />

dass so viele Beschäftigte wegen<br />

einer Behinderung ihren Arbeitsplatz<br />

verlieren.<br />

Und noch etwas muss dringend<br />

vom Tisch, sagt Bentele: „Die Kosten<br />

der Ausgleichsabgabe können<br />

Unternehmen einfach von der<br />

Steuer absetzen. Das ist mehr als<br />

kontraproduktiv für die Inklusion.“<br />

Dr. Bettina Schubarth<br />

Die Sesamstraße wird inklusiver<br />

Ab Herbst gehört Puppe Elin mit zum Team – sie ist im Rollstuhl unterwegs<br />

ESC ohne Barrieren<br />

Die ARD bietet barrierefreie Übertragung an<br />

Seit 50 Jahren begeistert die Sesamstraße<br />

Groß und Klein. Bald<br />

erhält sie Verstärkung durch eine<br />

neue Puppe.<br />

Zöpfe, gelbe Jacke, coole rosa<br />

Schuhe und ein strahlendes Lachen<br />

– das ist Elin. Wie der Norddeutsche<br />

Rundfunk (NDR) berichtet, ist<br />

das kleine Mädchen sieben Jahre alt<br />

und zieht als neue Bewohnerin in<br />

die Sesamstraße ein. Sie mag Zahlen,<br />

Technik und Handwerken. Und<br />

sie fährt in einem blauen Rollstuhl<br />

durchs Leben.<br />

Elin ist die erste Puppe mit einer<br />

Behinderung in der Sesamstraße.<br />

Dass es sie gibt, ist einer Idee von<br />

René Schaar zu verdanken. Er ist<br />

der Gleichstellungsbeauftragte im<br />

NDR und war der Ansicht, dass es<br />

für alle Kinder gleich wichtig ist,<br />

sich in der Sendung repräsentiert<br />

zu sehen.<br />

Bunt und vielfältig<br />

„Die deutsche ‚Sesamstraße‘ ist<br />

seit 50 Jahren bunt und vielfältig.<br />

Monster und Menschen aller Hautund<br />

Fellfarben sind hier zu Hause“,<br />

sagt NDR-Programmdirektor<br />

Frank Beckmann. „Jetzt wird die<br />

Puppenwelt etwas inklusiver.“<br />

Der Rollstuhl gehört zu Elins<br />

Alltag – ein Hilfsmittel, das sie<br />

braucht, weil sie nicht so gut laufen<br />

kann, erklärt Schaar. Aber das sei<br />

bei weitem nicht alles, was sie ausmacht:<br />

Denn sie ist mutig, schlau<br />

und selbstbewusst. Basteln gehört<br />

Elin zieht in die Sesamstraße ein.<br />

zu ihren Leidenschaften. Manchmal<br />

wird sie ungeduldig, wenn<br />

etwas nicht so schnell gelingt, wie<br />

sie es möchte. Eine typische Siebenjährige<br />

eben.<br />

Entwickelt wurde die Puppe von<br />

der NDR-Redaktion der Sesamstraße<br />

und dem US-amerikanischen<br />

„Sesame Workshop“. Beide<br />

kooperieren seit über 50 Jahren<br />

miteinander. Der Fernsehsender<br />

hat zudem Menschen mit Behinderung<br />

in die Entwicklung einbezogen.<br />

So konnte nach Ansicht des<br />

NDR eine realistische und glaubwürdige<br />

Figur entstehen.<br />

Manchmal, wenn die Siebenjährige<br />

bastelt, ist sie ganz in sich<br />

vertieft. So wird das in den neuen<br />

Foto: picture alliance<br />

Folgen, die noch vor kurzem im<br />

Studio Hamburg gedreht wurden,<br />

erzählt. Wird Elin dann angesprochen,<br />

kann es vorkommen, dass sie<br />

sich verhaspelt und Worte auf lustige<br />

Weise vertauscht.<br />

Gebaut wurde die Puppe von der<br />

Jim Henson Company, und der<br />

Rollstuhl ist in den Werkstätten<br />

des NDR entstanden. Mit Hilfe der<br />

Puppenspielerin Iris Schleuss und<br />

der Handspielerin Charlie Kaiser<br />

erwacht sie zum Leben.<br />

Die neuen Folgen mit Elin laufen<br />

ab Herbst. Sie sind in der ARD-<br />

Mediathek, auf dem Kinderkanal<br />

KiKa, im NDR-Fernsehen und auf<br />

der Webseite www.sesamstrasse.<br />

de zu sehen. Kristin Enge<br />

37 Länder sind in diesem Jahr beim<br />

Eurovision Song Contest (ESC) in<br />

Liverpool vertreten. Der Norddeutsche<br />

Rundfunk überträgt den<br />

Songcheck, die Halbfinale sowie<br />

das Finale am Samstag, 13. <strong>Mai</strong>,<br />

auch für Menschen mit einer Hörund<br />

Sehbehinderung komplett<br />

barrierefrei.<br />

Zu den ESC-Shows aus Liverpool<br />

ist ein umfangreiches barrierefreies<br />

Angebot geplant. Während<br />

der Live-Übertragungen werden<br />

Untertitel erstellt, die als Text am<br />

unteren Bildrand eingeblendet<br />

werden. Auf einer zusätzlichen<br />

Tonspur gibt es eine sogenannte<br />

Audiodeskription, die die Bilder<br />

der Show beschreibt, beispielsweise<br />

die Kostüme der Künstlerinnen<br />

und Künstler, den Bühnenaufbau<br />

und die Show. Für Menschen mit<br />

Hörbehinderung wird das Finale<br />

zusätzlich in einer Fassung mit<br />

internationaler Gebärdensprache<br />

übertragen. In Deutschland ist die<br />

Live-Show mit Gebärdendolmetscherin<br />

im Programm von EinsPlus<br />

zu sehen. Diese Version wird<br />

außerdem auf der Webseite<br />

eurovision.de übertragen.<br />

Die beiden Halbfinale finden am<br />

Dienstag, 9. <strong>Mai</strong>, sowie am Donnerstag,<br />

11. <strong>Mai</strong>, jeweils von 21 bis<br />

23.10 Uhr statt. Das große Finale<br />

in der Liverpool-Arena ist am<br />

Samstag, 13. <strong>Mai</strong>, von 21 bis 0.45<br />

Uhr. Wer die Livesendungen verpasst<br />

hat, kann die Wiederholungen<br />

später in der ARD-Mediathek<br />

ansehen.<br />

ali


12 Zeitung <strong>Mai</strong> <strong>2023</strong> VdK-TV<br />

Aktuelle Filme auf VdK-TV<br />

VdK-TV<br />

Die Redaktion des Videoportals<br />

VdK-TV informiert Sie regelmäßig<br />

zu wichtigen sozialen und rechtlichen<br />

Themen. Folgende nebenstehende<br />

neue Filme sind unter<br />

www.vdktv.de ab sofort abrufbar:<br />

VdK-TV AUF SPORT1<br />

Filme von VdK-TV sind in der Sendung<br />

MIT EINANDER bei Sport1<br />

im Fernsehen zu sehen. Im <strong>Mai</strong><br />

informieren wir über das Deutschlandticket,<br />

mit dem man ab dem<br />

1. <strong>Mai</strong> bundesweit den öffentlichen<br />

Personennahverkehr unabhängig<br />

von Landesgrenzen oder<br />

Tarifgebieten für 49 Euro im Monat<br />

nutzen kann. Außerdem berichten<br />

wir über die Regelungen beim<br />

Hinzuverdienst in der Rente.<br />

20. <strong>Mai</strong> Sendetermin ist der<br />

dritte <strong>Mai</strong>- Samstag<br />

um 9.30 Uhr.<br />

23. <strong>Mai</strong> Am Dienstag darauf<br />

wird die Sendung um<br />

15.30 Uhr wiederholt.<br />

Bei einer Reha stehen oft Entspannungstechniken wie Yoga auf dem Programm.<br />

„Rat und Tat“<br />

Ob Krankheit, Operation oder<br />

Überlastung durch Beruf und Familie<br />

– es gibt viele Gründe, warum<br />

Menschen bei der Deutschen Rentenversicherung<br />

eine Reha beantragen.<br />

Die neue Folge aus der<br />

Ratgeberreihe „Rat und Tat“ mit<br />

dem VdK-Rechtsexperten Daniel<br />

Overdiek und VdK-Moderator Kai<br />

Steinecke informiert und gibt Tipps,<br />

die dabei helfen können, dass der<br />

Antrag erfolgreich ist. Zwei Grundsätze<br />

sind bei einer Reha zu beachten:<br />

Wer sie beantragt, muss mindestens<br />

15 Jahre rentenversichert<br />

sein oder in den letzten zwei Jahren<br />

für mindestens sechs Monate Beiträge<br />

in die Rentenkasse eingezahlt<br />

haben. Außerdem gilt die Formel:<br />

„Reha vor Rente“. Das heißt, der<br />

Aufenthalt soll dazu dienen, dass<br />

die Betroffenen wieder fit für den<br />

Arbeitsalltag werden. Zumindest<br />

soll verhindert werden, dass sich<br />

ihre Arbeitsfähigkeit weiter verschlechtert.<br />

Die Deutsche Rentenversicherung<br />

verspricht sich davon,<br />

dass „Versicherte länger erwerbstätig<br />

sind und der Rentenversicherung<br />

darüber hinaus auch als aktive<br />

Beitragszahler erhalten bleiben“.<br />

Foto: Pixabay<br />

Trotzdem kommt es vor, dass eine<br />

Reha nicht bewilligt wird. In dieser<br />

Situation hilft der VdK, Widerspruch<br />

gegen den ablehnenden Bescheid<br />

einzulegen.<br />

Arztrezepte<br />

Das rosafarbene Kassenrezept ist<br />

den hierzulande 73 Millionen Patientinnen<br />

und Patienten, die gesetzlich<br />

versichert sind, besonders<br />

vertraut. Das Privatrezept hingegen<br />

hat in vielen Fällen eine blaue oder<br />

grüne Farbe. Arztrezepte in gedruckter<br />

Form sind ein Auslaufmodell<br />

und werden langfristig durch<br />

eine digitale Version ersetzt. Dann<br />

ist in der Apotheke oder im Sanitätshaus<br />

ein Mobilgerät vorzuzeigen,<br />

um das vom Arzt verschriebene<br />

Medikament oder Hilfsmittel zu<br />

bekommen. Der Beitrag klärt mit<br />

einer kleinen Farbenlehre darüber<br />

auf, welche Angaben auf jedem<br />

Rezept vorhanden sein müssen.<br />

Deutschlandticket<br />

Das 9-Euro-Ticket war im Sommer<br />

2022 ein Kassenschlager und wurde<br />

52 Millionen Mal verkauft. Nun<br />

soll ab <strong>Mai</strong> im öffentlichen Nahverkehr<br />

das Deutschlandticket gelten.<br />

Es kostet 49 Euro und wird bereits<br />

seit Anfang April verkauft. Der Verband<br />

Deutscher Verkehrsunternehmen<br />

rechnet damit, dass dadurch<br />

etwa 5,6 Millionen neue Kundinnen<br />

und Kunden gewonnen werden<br />

können. Weitere elf Millionen Inhaberinnen<br />

und Inhaber einer Monatskarte<br />

ihres regionalen Verkehrsverbunds<br />

werden der Prognose<br />

zufolge zum Deutschlandticket<br />

wechseln. Der Sozialverband VdK<br />

kritisiert, dass der Startpreis zu<br />

hoch ist, zumal sich dieser im Lauf<br />

der Zeit wohl noch erhöhen dürfte.<br />

Er fordert ein Sozialticket zum Preis<br />

von 29 Euro, wie es einige Bundesländer<br />

bereits anbieten. Der VdK<br />

wehrt sich zudem entschieden gegen<br />

die Pläne, das Ticket nur digital<br />

anzubieten. Damit der öffentliche<br />

Personennahverkehr tatsächlich<br />

attraktiver wird, braucht es darüber<br />

hinaus aus Sicht des Sozialverbands<br />

mehr Barrierefreiheit.<br />

Entdecken Sie alle Seiten des<br />

SozialverbandsVdK!<br />

Ob klassisch oder digital –der VdK nutzt viele<br />

Medien, um seine Mitglieder aktuell und umfassend<br />

zu informieren. Mit einer Auflage von<br />

1,8 Millionen Exemplaren gehört dieVdK-Zeitung<br />

zu den größten und bedeutendsten Mitgliederzeitungen<br />

bundesweit.Wer stetsauf dem<br />

Laufenden bleibenwill, nutzt die Online-Kanäle<br />

des Sozialverbands VdK: Ausführliche Hintergrundinfos<br />

finden Sie auf der VdK-Webseite,<br />

Tipps und Anregungen bekommenSie über unsere<br />

regelmäßigen Newsletter,stundenaktuelle<br />

Meldungeninden Sozialen Medien.Dazu liefert<br />

VdK-TV kostenloseVideos mit gut aufbereiteten<br />

Ratgeberthemen. VdK zum Hören gibt es<br />

im Podcast „In guter Gesellschaft“.<br />

Nutzen Sie das<br />

umfangreiche<br />

VdK-Medienangebot.<br />

Schauen Sie vorbei!<br />

www.vdk.de<br />

www.youtube.com/<br />

vdktv<br />

www.facebook.com/<br />

VdK.Deutschland<br />

www.twitter.com/<br />

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www.vdktv.de


Rheinland-Pfalz Zeitung <strong>Mai</strong> <strong>2023</strong> 13<br />

LANDESVERBAND<br />

Gender-Medizin<br />

Arzneimittel für Frauen<br />

und Männer Seite 14<br />

Sozialrechtstipp<br />

Kostenübernahme von<br />

Hausnotruf Seite 14<br />

Ehrenamt vor Ort<br />

Aktionen der Orts- und<br />

Kreisverbände Seite 15<br />

Häusliche Pflege... was nun?<br />

Gelungener Abschluss der VdK-Kampagne: Pflege-Tag im VdK-Kreisverband Bernkastel-Zell<br />

Nächstenpflege braucht Kraft und<br />

Unterstützung – um dieses Motto<br />

der VdK-Kampagne in die Fläche<br />

zu tragen, hat der Kreisverband<br />

Bernkastel-Zell gemeinsam mit<br />

dem Ortsverband Gonzerath-Hundheim<br />

einen Info-Pflegetag<br />

organisiert. Unter der Überschrift<br />

„Häusliche Pflege... was<br />

nun?“ sprachen Angehörige und<br />

Interessierte mit Fachleuten über<br />

ambulante Pflegedienstleistungen.<br />

Höhepunkt der Veranstaltung<br />

war die hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion.<br />

GESUCHT!<br />

Beratende für<br />

Barrierefreiheit<br />

Praxisbespiel: Ortsbegehung in<br />

der Gemeinde.<br />

Foto: Ehl<br />

Der Sozialverband VdK fordert<br />

und fördert Barrierefreiheit. Dafür<br />

suchen wir ehrenamtliche<br />

VdK-Beraterinnen und Berater<br />

für barrierefreies Bauen und<br />

Wohnen, die<br />

• Privatleute beraten, zum<br />

Beispiel wenn ein Bad barrierefrei<br />

umgebaut oder eine<br />

Wohnung rollstuhlgerecht gestaltet<br />

werden soll.<br />

• Stellungnahmen verfassen<br />

für Bauträger und Gemeinden,<br />

zum Beispiel wenn eine Stadthalle<br />

oder ein Busbahnhof<br />

barrierefrei werden soll.<br />

• sich in ihrer Region für Barrierefreiheit<br />

einsetzen.<br />

Der Aufwand beträgt einige<br />

Stunden im Monat, je nach Anzahl<br />

der Anfragen. Zudem gibt<br />

es ein erstes Grundlagenseminar,<br />

um alle Beratende auf denselben<br />

Wissensstand zu bringen,<br />

sowie zweimal im Jahr Auffrischungsschulungen<br />

und Austauschtreffen.<br />

Falls also Ihr Herz für Barrierefreiheit<br />

brennt und Sie bauliche<br />

Vorkenntnisse haben – zum<br />

Beispiel als Handwerker, Architektin<br />

oder Ingenieur – freuen wir<br />

uns über Ihre Rückmeldung!<br />

Machen Sie unser Land barrierefrei<br />

– mit Ihrer Fachkompetenz,<br />

Hilfsbereitschaft und ehrenamtlicher<br />

Begeisterung.<br />

Jetzt melden!<br />

Sie sind interessiert oder haben<br />

eine Nachfrage? Schreiben Sie<br />

einfach eine E-<strong>Mai</strong>l an Moritz<br />

Ehl, Leiter der Abteilung Sozialpolitik<br />

und Sozialrecht.<br />

barrierefrei@rlp.vdk.de<br />

Über 150 Besucherinnen und<br />

Besucher, elf Info-Stände und viele<br />

prominente Gäste – die VdK-Veranstaltung<br />

in der Baldenauhalle<br />

Morbach zeigte beeindruckend,<br />

welche Strahlkraft der Sozialverband<br />

VdK landesweit hat.<br />

„Wir wollten eine Mischung machen<br />

aus Messe und politischer<br />

Debatte“, erklärte Rebecca Scherer,<br />

Ortsverbandsvorsitzende von<br />

Gonzerath-Hundheim und Mitorganisatorin.<br />

„Daher freue ich mich,<br />

dass so viele Pflegedienste aus der<br />

Region gekommen sind, und dass<br />

die Podiumsdiskussion beim Publikum<br />

so gut ankommt.“<br />

Gleich zu Beginn forderte die<br />

VdK-Präsidentin Verena Bentele,<br />

dass pflegende Angehörige stärker<br />

unterstützt werden müssten – zum<br />

Beispiel durch zusätzliche Rentenpunkte<br />

und einen Pflegelohn sowie<br />

durch deutlich mehr Hilfsangebote:<br />

„85 Prozent der Haushalte,<br />

in denen gepflegt wird, haben noch<br />

nie Kurzzeitpflege in Anspruch<br />

genommen. Es fehlt das Angebot,<br />

und zwar in allen Bereichen.“<br />

Diese Erfahrung bestätigt auch<br />

Dr. Carola Weber vom <strong>Mai</strong>nzer<br />

Zentrum für ambulante Hospizund<br />

Palliativversorgung: „Wir betreuen<br />

viele pflegebedürftige Kinder,<br />

deren Familien häufig erschöpft<br />

sind und dringend<br />

Unterstützung durch einen ambulanten<br />

Kinderkrankenpflegedienst<br />

benötigen würden.“<br />

Für Dr. Markus <strong>Mai</strong>, Präsident<br />

der Landespflegekammer, liegen<br />

viele Probleme an den schlechten<br />

Arbeitsbedingungen: „In der Branche<br />

ist die Belastung hoch und der<br />

Lohn niedrig. Wir müssen den<br />

Pflegeberuf attraktiver machen,<br />

sonst steht bald auch die häusliche<br />

Pflege vor dem Kollaps.“<br />

Ein Grund für die raren Hilfsangebote<br />

liege in der Bürokratie,<br />

kritisierte eine Zuhörerin: „Mit<br />

dem Entlastungsbeitrag von 125<br />

Euro monatlich soll man zum Beispiel<br />

eine Nachbarin bezahlen,<br />

wenn sie im Haushalt hilft. Dafür<br />

muss diese ein polizeiliches Führungszeugnis<br />

vorlegen, einen Erste-Hilfe-Kurs<br />

machen und alles bei<br />

der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion<br />

in Trier anmelden.<br />

Da würde ich sagen: Nein danke!“<br />

Daran anschließend forderte<br />

CDU-Landtagsabgeordneter Michael<br />

Wäschenbach: „Die Landesregierung<br />

muss diese Verfahren<br />

dringend vereinfachen. In anderen<br />

Bundesländern sind die Hürden<br />

nicht so hoch. In Rheinland-Pfalz<br />

können nicht einmal die Hälfte der<br />

bezugsberechtigten Menschen diese<br />

125 Euro in Anspruch nehmen.<br />

Das ist eine große Ungerechtigkeit,<br />

die wir seit Jahren kritisieren.“<br />

SPD-Landtagsabgeordnete Kathrin<br />

Anklam-Trapp verteidigte<br />

Hochkarätige Podiumsdiskussion, von links: Irene Baranowsky, Pflegedirektorin des Verbundkrankenhauses<br />

Bernkastel/Wittlich, CDU-Landtagsabgeordneter Michael Wäschenbach, SPD-Landtagsabgeordnete Kathrin<br />

Anklam-Trapp, Moderator Marcus Heintel, VdK-Präsidentin Verena Bentele, Landespflegekammerpräsident<br />

Dr. Markus <strong>Mai</strong> und Dr. Carola Weber vom Zentrum für ambulante Hospiz- und Palliativversorgung <strong>Mai</strong>nz.<br />

die Regelung; man müsse gewisse<br />

Qualitätsstandards einhalten, um<br />

die Pflegebedürftigen zu schützen.<br />

Außerdem nehme Rheinland-Pfalz<br />

eine Vorbildfunktion ein: „Bei uns<br />

gibt es 135 Pflegestützpunkte, so<br />

viel wie in kaum einem anderen<br />

Bundesland. Und mit der GemeindeschwesterPlus<br />

haben wir ein<br />

funktionierendes Frühwarnsystem,<br />

um die Haushalte rechtzeitig<br />

auf die kommende Pflegebedürftigkeit<br />

vorzubereiten.“<br />

Die fehlenden Unterstützungsangebote<br />

fielen auch ins Gewicht,<br />

wenn Menschen aus dem Krankenhaus<br />

kommen und weiter gepflegt<br />

werden müssten, erläuterte<br />

Irene Baranowsky, Pflegedirektorin<br />

des Verbundkrankenhauses<br />

Bernkastel/Wittlich: „Es ist fast<br />

unmöglich, häusliche Pflege spontan<br />

organisiert zu bekommen.“<br />

Und so zeigte die Diskussion,<br />

was VdK-Landesverbandsvorsitzender<br />

Willi Jäger bereits in seiner<br />

Begrüßung betont hatte: „Die Situation<br />

der häuslichen Pflege verschärft<br />

sich. Zurzeit gibt es in<br />

Rheinland-Pfalz rund 250 000<br />

Pflegebedürftige. Das ist ein Anstieg<br />

von 50 Prozent in fünf Jahren<br />

– und die Babyboomergeneration<br />

kommt erst noch. Die Politik muss<br />

jetzt handeln, sonst werden die<br />

Probleme wachsen – wie ein<br />

Schneeball, der ins Tal schießt und<br />

zur Lawine wird.“<br />

fin<br />

SWR-Interview mit VdK-Präsidentin<br />

Verena Bentele.<br />

Pflege mit Übungsdummy.<br />

VdK-Landesverbandsvorsitzender<br />

Willi Jäger hielt ein Grußwort.<br />

Großer Andrang an den Ständen.<br />

VdK-Kreisverbandsvorsitzender Albert Görgen (6. von links) gratulierte allen ehren- und hauptamtlichen Helferinnen<br />

und Helfer zur gelungenen Veranstaltung. Mit dabei auch das Orga-Team, bestehend aus Rebecca<br />

Scherer (3. von links), Doris Wilbert (5. von links) und Christa Göhlen (rechts).<br />

Foto: Dölen<br />

Foto: Finkenzeller<br />

Fotos: Finkenzeller<br />

Fotos: Dölen


14 Zeitung <strong>Mai</strong> <strong>2023</strong><br />

Rheinland-Pfalz<br />

Kommt die Beitragsanpassung?<br />

Landesverbandsausschuss diskutiert über Anträge zum Landesverbandstag<br />

Arzneimittel sind männlich<br />

Kaiserslautern: Vortrag über Gender-Medizin<br />

Ausschussmitglieder mit Gästen, von links: Landesverbandsschatzmeister Karl-Rainer Heiderich, Karl Josef<br />

Mahlberg, Volker Erbach, Ausschussvorsitzender Ulrich Stilz, Sprecher der Revisoren Manfred Olbrich, Otto<br />

Stridde, Klaus Nummer, Landesverbandsvorsitzender Willi Jäger, Manfred Grötz, Clemens Mann und SopoA-Vorsitzender<br />

Uwe Bentz.<br />

Foto: Finkenzeller<br />

Von links: Moritz Ehl, Leiter der Abteilung Sozialpolitik und Sozialrecht, die<br />

VdK-Expertinnen Bettina Grabe und Merle Köppelmann, Ehrenamtskoordinatorin<br />

Melanie Würtz, Barmer-Referentin Dunja Kleis, Kreisverbandsvorsitzender<br />

Bernd Hofmann und Landesfrauenvertreterin Elke Wagner-Gundacker.<br />

Foto: VdK<br />

Die richtigen Weichen für die Zukunft<br />

stellen – diese Aufgabe hat<br />

der Landesverbandstag, der am<br />

20. Oktober nach über vier Jahren<br />

wieder stattfindet. Rund 230 Delegierte<br />

aus ganz Rheinland-Pfalz<br />

reisen dann nach <strong>Mai</strong>nz und entscheiden<br />

über Satzungsänderungen,<br />

sozialpolitische Anträge und<br />

finanzielle Rahmenbedingungen.<br />

Mit dabei sind auch die Mitglieder<br />

des VdK-Landesverbandsausschusses,<br />

die vorbereitend über<br />

die wichtigsten Anträge tagten.<br />

„Als Landesverbandsausschuss<br />

sind wir ein Kontrollorgan, ähnlich<br />

wie ein Aufsichtsrat“, erklärte<br />

der Vorsitzende Uli Stilz bei einer<br />

Arbeitstagung in Oberwinter.<br />

„Deswegen besprechen wir schon<br />

im Vorfeld alle anstehenden Themen,<br />

wägen Pro und Contra ab<br />

und bilden uns eine eigene Meinung.“<br />

Besonders wichtig sei dieses Jahr<br />

der Landesverbandstag im Oktober,<br />

denn dort werde auch über die<br />

finanzielle Ausstattung des VdK<br />

Rheinland-Pfalz entschieden. Deswegen<br />

war auch Landesverbandsvorsitzender<br />

Willi Jäger gekommen,<br />

um dem Ausschuss sein<br />

Konzept für eine Beitragsanpassung<br />

zu präsentieren.<br />

„Viele unserer VdK-Kreisgeschäftsstellen<br />

kriechen förmlich<br />

auf dem Zahnfleisch“, so Jäger.<br />

„Die Mieten steigen, die Energiekosten<br />

steigen und die Personalkosten<br />

ebenso. Wenn wir weiterhin<br />

unsere umfassende Sozialrechtsberatung<br />

anbieten möchten, müssen<br />

wir den Mitgliedsbeitrag erhöhen.<br />

Das ist aus meiner Sicht<br />

zwingend, wenn man sich die<br />

Zahlen anschaut.“ Auf dem Landesverbandstag<br />

werde es also weniger<br />

um das Ob, sondern vielmehr<br />

um das Wie gehen.<br />

Allerdings versicherten sowohl<br />

Willi Jäger als auch die Ausschussmitglieder,<br />

dass es eine sozialverträgliche<br />

Lösung geben werde.<br />

„Die Delegierten am Landesverbandstag<br />

sind alle VdKlerinnen<br />

und VdKler – sie wissen, wie die<br />

Basis tickt“, sagte Stilz. „Ziel ist,<br />

dass kein Mitglied überfordert<br />

wird, aber der VdK handlungsfähig<br />

bleibt. Damit wir weiterhin allen<br />

Hilfesuchenden sagen können: Wir<br />

sind an Ihrer Seite!“ fin<br />

Frauen sind kleine Männer – nach<br />

diesem Motto entwickelte die Forschung<br />

jahrzehntelang Arzneimittel.<br />

Getestet wurde ausschließlich<br />

an Männern, die Dosierung wurde<br />

übers Körpergewicht bestimmt.<br />

Doch die so genannte „Gender-Medizin“<br />

hat herausgefunden,<br />

dass Frauen und Männer anders<br />

krank werden – und somit anders<br />

behandelt werden müssen. Darüber<br />

hielt Dunja Kleis, Landesgeschäftsführerin<br />

der Barmer Rheinland-Pfalz/Saarland,<br />

einen Vortrag<br />

im Kreisverband Kaiserlautern.<br />

„Frauen und Männer haben<br />

nicht den gleichen Stoffwechsel<br />

und nicht die gleichen hormonellen<br />

Voraussetzungen. Deswegen<br />

verarbeiten sie Wirkstoffe unterschiedlich<br />

– mit teils fatalen Folgen“,<br />

erläuterte Barmer-Expertin<br />

Dunja Kleis. „Zum Beispiel kann<br />

falsche Medikation nach Operationen<br />

zu einer höheren Sterblichkeit<br />

bei Frauen führen. Auch werden<br />

Herzinfarkte zu spät erkannt.“<br />

Die Gender-Medizin nehme beide<br />

Geschlechter unter die Lupe. Ziel<br />

sei eine bessere ärztliche Versorgung<br />

für alle Menschen.<br />

VdK-Landesfrauenvertreterin<br />

Elke Wagner-Gundacker, die den<br />

Vortrag zum Weltfrauentag angestoßen<br />

hatte, freute sich über die<br />

anschließende Diskussion. „Wir<br />

Frauen haben verstanden, dass wir<br />

das Thema in die Fläche tragen<br />

müssen. Denn jede von uns hat das<br />

Recht auf eine passgenaue Behandlung!“<br />

<br />

fin<br />

SOZIALRECHTSTIPP<br />

Hausnotruf gibt Sicherheit<br />

Kostenübernahme durch Pflegekasse oder Sozialhilfeträger – Voraussetzungen und Ausnahmen<br />

Hausnotrufsysteme geben Sicherheit<br />

und fördern die Selbstständigkeit<br />

im eigenen Zuhause – vor<br />

allem bei Älteren, Pflegebedürftigen<br />

oder Menschen mit Behinderung.<br />

Zudem werden die Angehörigen<br />

entlastet, weil sie sicher sein<br />

können, dass im Notfall schnell<br />

professionelle Hilfe zu ihren Liebsten<br />

kommt. Unter welchen Voraussetzungen<br />

der Hausnotruf bezahlt<br />

wird, klärt unser Sozialrechtstipp.<br />

Das Hausnotrufsystem besteht<br />

aus einem wasserdichten Funksender,<br />

den man um den Hals oder am<br />

Handgelenk trägt, und einer Basisstation<br />

mit Freisprechanlage. Über<br />

den Alarmknopf wird umgehend<br />

eine vorher eingespeicherte Notrufnummer<br />

gewählt. Das kann ein<br />

Nachbar sein oder eine Verwandte,<br />

besser ist aber eine rund um die<br />

Uhr besetzte Notrufzentrale.<br />

Die Reichweite des Funksenders<br />

beträgt bis zu 50 Meter. Alle Notrufgeräte<br />

sind durch einen Akku<br />

gegen einen Stromausfall von 10<br />

bis 20 Stunden geschützt.<br />

Den Basistarif von 25,50 Euro<br />

monatlich und die einmalige Anschlussgebühr<br />

von maximal 50<br />

Ohne Sorgen das Leben genießen: Der Hausnotruf am Handgelenk macht‘s möglich.<br />

Euro bezahlt die Pflegeversicherung<br />

unter bestimmten Voraussetzungen.<br />

Erstens müssen die Antragstellenden<br />

einen Pflegegrad<br />

haben. Zweitens müssen sie krankheitsbedingt<br />

sturzgefährdet sein,<br />

also zum Beispiel unter Gleichgewichts-<br />

oder Bewusstseinsstörungen<br />

leiden. Drittens müssen sie<br />

überwiegend alleine leben oder<br />

gemeinsam mit anderen Personen,<br />

die aber selbst körperlich oder<br />

geistig beeinträchtigt sind und im<br />

Notfall nicht helfen könnten. Nicht<br />

übernommen werden die Kosten<br />

rund um den Festnetzanschluss. In<br />

vielen Einrichtungen des betreuten<br />

Wohnens ist die Gebühr für ein<br />

Foto: Brigitte Hiss / DRK<br />

Hausnotrufsystem in der Grundpauschale<br />

übrigens bereits enthalten.<br />

Ausnahmen<br />

Neben dem Basistarif gibt es<br />

Komforttarife wie beispielsweise<br />

Schlüsselhinterlegung, regelmäßige<br />

Kontrollanrufe oder Erinnerung<br />

an die Medikamenteneinnahme.<br />

Diese Leistungen müssen selbst<br />

gezahlt werden. Doch auch hier<br />

gilt: Ausnahmen bestätigen die<br />

Regel. Hat man keinen Pflegegrad<br />

und kann aber nachweisen, dass<br />

man einen Hausnotruf als Basisoder<br />

Komforttarif behinderungsbedingt<br />

braucht, können die Kosten<br />

ebenfalls übernommen werden<br />

– entweder von der Pflegekasse<br />

oder bei Bedürftigkeit vom zuständigen<br />

Sozialhilfeträger.<br />

Tipp: Bevor Sie einen Vertrag mit<br />

dem Hausnotrufanbieter abschließen,<br />

sollten Sie das Kleingedruckte<br />

genau lesen. Vergleichen Sie bei<br />

der Auswahl nicht nur die Kosten<br />

für die Anschaffung, sondern die<br />

Gesamtkosten über einen längeren<br />

Zeitraum, zum Beispiel ein Jahr.<br />

Und wählen Sie einen Betreuungsdienst,<br />

der tatsächlich rund um die<br />

Uhr erreichbar ist, auch an Sonnund<br />

Feiertagen.<br />

Der Sozialverband VdK berät<br />

nur beim Pflegezuschuss, nicht<br />

aber zur Qualität der Anbieter –<br />

dafür sind die Verbraucherzentralen<br />

eine gute Anlaufstelle.<br />

Ida Schneider


Rheinland-Pfalz Zeitung <strong>Mai</strong> <strong>2023</strong> 15<br />

AKTIVITÄTEN DER KREIS- UND ORTSVERBÄNDE<br />

Fell-Riol<br />

Osann-Monzel<br />

Neues Vorstandsteam<br />

Kreisverbandstag in Neuwied<br />

Das neue Vorstandsteam des Ortsverbands Fell-Riol, Kreisverband<br />

Trier-Saarburg, stellt sich vor. Neben dem stellvertretenden Kreisverbandsvorsitzenden<br />

Karl-Rainer Heiderich sieht man auf dem Bild von<br />

links: Revisorin Helga Mattes, Beisitzer Manfred Körperich, Schriftführerin<br />

Renate Knürr, Beisitzerin Ida Jacobs, Revisorin Renate Schmitt,<br />

Kassenverwalter Winfried Dücker, Ortsverbandsvorsitzender Herbert<br />

Kasler sowie den stellvertretenden Vorsitzenden Heinz Billen.<br />

Konken<br />

Der Ortsverband Konken, Kreisverband Kusel, präsentiert seinen<br />

neuen Vorstand. Das Bild zeigt von links: Revisor Frank Weidig, stellvertretender<br />

Ortsverbandsvorsitzender Fritz Emrich, Schriftführerin<br />

Margit Gilcher-Pontes, Kassenverwalter Willi Gilcher, Vorsitzender<br />

Leroy Posch, Beisitzer Jürgen Stolingwa, Beisitzerin Ingrid Morgenstern<br />

und Revisor Stefan von Ehr. Nicht im Bild: Beisitzerin Monika Posch.<br />

Irmtraut-Seck<br />

Im Ortsverband Osann-Monzel,<br />

Kreisverband Wittlich-Daun, wurden<br />

zahlreiche treue Mitglieder<br />

ausgezeichnet. So ehrte Vorsitzender<br />

Karl-Heinz Licht (rechts)<br />

Hermann-Josef Ternes (links) für<br />

30 Mitgliedsjahre und Peter Petri<br />

für 20-jährige Verbandszugehörigkeit.<br />

Alf<br />

Im Ortsverband Alf, Kreisverband<br />

Cochem-Zell, ehrte der<br />

Kreisverbandsvorsitzende<br />

Andreas Peifer (links) treue Mitglieder.<br />

Das Bild zeigt ihn mit<br />

Theo Weghaus (Mitte), der sein<br />

zehnjähriges Jubiläum feierte,<br />

sowie dem Ortsverbandsvorsitzenden<br />

Karl Heinz Bömer.<br />

Gutenberg<br />

Neue und bekannte Gesichter: Das neue Vorstandsteam präsentiert sich.<br />

Anlässlich seines 27. Kreisverbandstages<br />

ludt der Kreisverband Neuwied<br />

Delegierte aus seinen 25<br />

Ortsverbänden ein. Bei der Vorstandswahl<br />

wurde Hans Werner<br />

Kaiser für weitere vier Jahre als<br />

Vorsitzender bestätigt. Neu im<br />

Vorstand sind Michaela Seuser als<br />

stellvertretende Vorsitzende,<br />

Christa Geiß als Kreisverbandsschatzmeisterin<br />

und Rüdiger Hof<br />

als Schriftführer. Bestätigt wurde<br />

zudem Gisela Stahl als stellvertretende<br />

Vorsitzende.<br />

Hans Werner Kaiser begrüßte<br />

neben den Delegierten auch Landrat<br />

Achim Hallerbach, den ersten<br />

Kreisbeigeordneten Michael Mahlert,<br />

den Bundestagsabgeordneten<br />

Martin Diedenhofen sowie den<br />

VdK-Landesverbandsvorsitzenden<br />

Willi Jäger als Ehrengäste.<br />

In ihren Tätigkeitsberichten zogen<br />

Kaiser sowie die Kreisgeschäftsführerin<br />

Doreen Borges eine positive<br />

Bilanz der Geschäftsjahre 2019 bis<br />

2022. So erhöhte sich der Mitgliederstand<br />

im Berichtsraum um 20,18<br />

Prozent auf über 8047.<br />

Anschließend fand unter der<br />

Wahlleitung von Sven Lefkowitz<br />

die Vorstandswahl statt. Der Vorstand<br />

besteht aus Kreisverbandsvorsitzendem<br />

Hans Werner Kaiser,<br />

seinen Stellvertreterinnen Gisela<br />

Stahl und Michaela Seuser,<br />

Schatzmeisterin Christa Geiß,<br />

Schriftführer Rüdiger Hof und<br />

Frauenvertreterin Andrea Pizzato.<br />

Weiterhin gehören dem Kreisvorstand<br />

als Beisitzer an: Wolfgang<br />

Bayer, Josef Over, Cornelia<br />

Schmidt-Regener, Martina Beate<br />

Jakoby, Kurt Hoffmann, Oskar<br />

Germscheid, Thomas Eckart, Norbert<br />

Faltin und Otto Isaak.<br />

Als Revisoren wurden Uwe<br />

Sendker und Ralf Hausmann gewählt.<br />

Ihre Stellvertreter sind<br />

Werner Hammes und Thomas<br />

Kapp.<br />

Dausenau-Singhofen-Winden<br />

Im Ortsverband Irmtraut-Seck, Kreisverband Westerwald, wurden<br />

Richard Betz, Hans-Georg Güth, Rainer Hering, Hans-Joachim Nitsch,<br />

Harry Heinz, Josef Heun und Bernd Jung für ihre langjährige Treue<br />

ausgezeichnet. Die Vorsitzende Kerstin Burkhardt (Dritte von links)<br />

und der stellvertretende Kreisverbandsvorsitzende Karl Erich Klöckner<br />

(rechts) übernahmen die Ehrungen.<br />

Trier-Zewen<br />

Im Ortsverband Gutenberg,<br />

Kreisverband Bad-Kreuznach,<br />

wurde anlässlich der Mitgliederversammlung<br />

das Vorstandsteam<br />

neu gewählt. Ortsverbandsvorsitzender<br />

ist Dieter<br />

Mattern (Mitte), sein Stellvertreter<br />

Klaus-Peter Benzin (links) und<br />

Beisitzer Gerd Gondorf (rechts).<br />

Bollenbach-Tal<br />

Im Rahmen der Jahreshauptversammlung des Ortsverbands Dausenau-Singhofen-Winden,<br />

Kreisverband Rhein-Lahn wurden Gerd Jung<br />

(Zweiter von links) und Doris Huth (Dritte von links) für 20 VdK-Jahre sowie<br />

Sascha und Ina Müller (rechts daneben) für je zehn Jahre Verbandstreue<br />

geehrt. Zu den Gratulanten zählten der stellvertretende Kreisverbandsvorsitzende<br />

Wolfgang Stüber (links) und der Orts- und Kreisverbandsvorsitzende<br />

sowie Landesverbandsschriftführer Rainer Zins.<br />

<strong>Mai</strong>nz-Hechtsheim<br />

Im Ortsverband Trier-Zewen ehrten Vorsitzende Rüdiger Fusenig (Zweiter<br />

von rechts) und der Kreisverbandsvorsitzende Werner Faber (Fünfter<br />

von rechts) treue Mitglieder. Das Bild zeigt von links (Mitgliedsjahre in<br />

Klammern): Hermann und Renate Karl (20), Horst Czinszoll (10), Artur<br />

Konrath (20), Paul Clemens (10), Werner Faber, Helga Marshall (10),<br />

Walter Stemper (30), Rüdiger Fusenig und Jürgen Bulkow (20). Nicht im<br />

Bild: Beate Loskill (10) und Josefine Schüssler (10).<br />

Im Ortsverband Bollenbachtal,<br />

Kreisverband Birkenfeld, wurde<br />

die VdKlerin Martha Schneider<br />

(Mitte) für 75-jährige Verbandszugehörigkeit<br />

ausgezeichnet.<br />

Die Ehrung nahm die Kreisverbandsvorsitzende<br />

Heidi Schneider<br />

(links) zusammen mit der<br />

Frauenbeauftragten Marianne<br />

Wenz (rechts) vom Ortsverband<br />

Bollenbachtal vor.<br />

Der Ortsverband <strong>Mai</strong>nz-Hechtsheim besuchte bei einer Tagesfahrt die<br />

Stadt Hanau. Es gab eine Stadtführung, anschließend Freizeit. Danach<br />

besuchte die Gruppe das Schloss Philippsruhe, ehe es zum gemeinsamen<br />

Abendessen nach <strong>Mai</strong>ntal ging.


16 Zeitung <strong>Mai</strong> <strong>2023</strong><br />

Rheinland-Pfalz<br />

AKTIVITÄTEN DER KREIS- UND ORTSVERBÄNDE<br />

Staudernheim/Lauschied<br />

Niederauerbach<br />

Der Ortsverband Staudernheim/Lauschied, Kreisverband Bad-Kreuznach,<br />

hat bei seiner Mitgliederversammlung Albert Wagner (links) für<br />

30 und Helga Bachmann (Dritte von links) für 20 VdK-Jahre ausgezeichnet.<br />

Das Bild zeigt die Jubilare mit dem Vorsitzenden Karl Schappert<br />

(Zweiter von links), den Vorstandsmitgliedern Eckhard May (Dritter<br />

von rechts) und Herbert Schubinsky (Zweiter von rechts) sowie dem<br />

stellvertretenden Kreisverbandsvorsitzenden Clemens Mann (rechts).<br />

Im Ortsverband Niederauerbach, Kreisverband Zweibrücken, wurden treue VdKlerinnen und VdKler geehrt.<br />

Das Bild zeigt von links (Mitgliedsjahre in Klammern): Sieglinde Böckler (20), Kurt Böbel (20), Emma<br />

Schneider (20), Julia Kempf (10), Assunta Pompeo (20), Gertrud Henschel (20), Peter Schmieg (20), Hans-Werner<br />

Höfling (20), Irene Nunold (20), Wolfgang Richter (10) und Armin Walterham (20).<br />

Niederfell<br />

Bingen-Sprendlingen<br />

Der neue Vorstand im Ortsverband Niederfell, Kreisverband Sankt<br />

Goar, hat sich bei ehemaligen Vorstandsmitgliedern für deren langjährige<br />

aktive Tätigkeit bedankt und ihnen ein Präsent überreicht. Auf dem<br />

Bild sieht man von links: Hans Sturm, Manfred Weber, Ortsverbandsvorsitzender<br />

Timo Brandscheid, Maria Barth, Hermann Rüber und<br />

Kreisverbandsvorsitzender Karl Josef Mahlberg.<br />

Im Ortsverband Bingen-Sprendlingen, Kreisverband <strong>Mai</strong>nz-Bingen, ehrte der Kreiverbandsvorsitzende<br />

Manfred Grötz bei der Mitgliederversammlung treue VdKlerinnen und VdKler. Das Bild zeigt von links<br />

(Mitgliedsjahre in Klammern): Eleonore Neumann (20), Frieda Schmidt (20), Jutta Amberg (10), Dieter<br />

Mehler (40), Egon Müller (20), Manfred Grötz, Susanne Raddatz (10), Brigitte Scherf (10), Bernd Raddatz<br />

(10) und Heinz-Josef Korn (20).<br />

Glan-Lauter<br />

Irmtraut-Seck<br />

Der Kuseler Ortsverband Glan-Lauter präsentiert sein neues Vorstandsteam.<br />

Das Bild zeigt von links: Revisor Rudolf Geiß, Frauenvertreterin<br />

Ulrike Fritz-Emrich, Revisor Reinhold Denzer, Kassenverwalterin<br />

Jutta Inge Schäfer, Beisitzerin Christine Kohlmayer-Tratz, Beisitzerin<br />

Sibylle Gebhardt, stellvertretende Vorsitzende Nicole Finzel, Vorsitzender<br />

Hans-Peter Blum, Beisitzer Horst Rheinheimer und Beisitzerin<br />

Carmen Emrich.<br />

Der Tagesausflug des Ortsverbands Irmraut-Seck, Kreisverband Westerwald, führte die Teilnehmenden ins<br />

nordhessische Upland nach Willingen. Nach einer anderthalbstündigen Pferdekutschfahrt durchs Sauerland<br />

kehrte die Gruppe im Willinger Brauhaus zum Essen ein. Der Nachmittag stand zur freien Verfügung. Die<br />

VdKlerinnen und VdKler genossen den gemeinsamen Tag und traten am frühen Abend voller schöner Eindrücke<br />

die Heimreise an.<br />

Müden<br />

Konz<br />

Im Ortsverband Müden, Kreisverband Cochem-Zell, wurden Petra<br />

Ochotta und Waltrud Vogt für zehn VdK-Jahre geehrt. Das Bild zeigt<br />

sie umrahmt vom Vorstandsteam, welches unter der Wahlleitung des<br />

Kreisverbandsvorsitzenden Andreas Peifer (Zweiter von rechts) neu<br />

gewählt wurde: Schriftführerin Rita Hartung, stellvertretende Vorsitzende<br />

Christa Kneip, Beisitzerin Roswitha Mohr, Vorsitzender Erich<br />

Möntenich, Beisitzerin Resi Jung, Jubilarin Waltrud Vogt, Kassenverwalter<br />

Michael Dehen, Revisorin Anni Koss, Jubilarin Petra Ochotta,<br />

Andreas Peifer und Beisitzerin Jutta Locker (von links).<br />

Im Ortsverbands Konz, Kreisverband Trier-Saarburg, wurde unter der Leitung des Kreisverbandsvorsitzenden<br />

Werner Faber das Vorstandsteam neu gewählt. Er setzt sich wie folgt zusammen (von links): Beisitzer<br />

Otmar Faber, Frauenbeauftragte Ingrid Uhl, Ersatzrevisor Josef Konder, Ersatzrevisor Heinz Wössner,<br />

stellvertretende Frauenbeauftragte und Beisitzerin Marianne Jentsch, Beisitzer Hans-Michael Reifenberg,<br />

Beisitzer Peter Thomm, Beisitzer Gerhard Jentsch, stellvertretender Vorsitzender David Gerlinger, Kassenverwalterin<br />

Nadine Gerlinger, Revisorin Birgit Monz, Vorsitzender Dieter Klever. Nicht im Bild: Beisitzerin<br />

Elfriede Annen, Schriftführer Emil Philippi und Revisor Bernd Diederich.


Rheinland-Pfalz Zeitung <strong>Mai</strong> <strong>2023</strong> 17<br />

HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH<br />

90 Jahre<br />

KV Ahrweiler: Manfred Baumann<br />

· KV Altenkirchen: Anni<br />

Benner · Edwin Uhr · Kurt-Heinz<br />

Au · Rosel Hermanns · KV Alzey:<br />

Hans Roth · KV Bad Kreuznach:<br />

Hans-Josef Orben · Hermann Haas<br />

· KV Bernkastel-Zell: Rita Kiesch ·<br />

KV Bitburg: Benno Scheer · KV<br />

Cochem: Anneliese Zilles · KV<br />

Donnersberg: Erich Paulat · Ilse<br />

Knobloch · KV Kaiserslautern: Erwin<br />

Welle · Josef Lorch · Lydia<br />

Christmann · Renate Lohmann ·<br />

Rudi Rein · KV Koblenz: Heinz-Josef<br />

Emons · Margarete Simon · KV<br />

Landau: Erich Günthert · Marie<br />

Helene Wuenstel · KV <strong>Mai</strong>nz: Berthilde<br />

Buch · KV <strong>Mai</strong>nz: Maria-Margot<br />

Maletzki · KV Mayen: Matthias<br />

Nürnberg · KV Pirmasens: Hermann<br />

Gensler · Horst Theisinger ·<br />

KV Pirmasens: Otto Salzmann ·<br />

KV Simmern: Alice Zilles · KV<br />

Trier: Anna-Maria Schneider · Karl-<br />

Heinz Koch · Maria Zonker · KV<br />

Westerwald: Waltraut Breitkopf ·<br />

KV Wittlich-Daun: Günther<br />

Hecking · KV Zweibrücken: Alwine<br />

Ritter · Franz Schlachter<br />

91 Jahre<br />

KV Ahrweiler: Franz Badzies ·<br />

KV Altenkirchen: Helene Müller ·<br />

KV Alzey: Else Jost · Margot Loth<br />

· KV Bad Kreuznach: Hildegard<br />

Jung · KV Birkenfeld: Agathe Scherer<br />

· KV Bitburg: Leonie Blum · KV<br />

Kaiserslautern: Gudrun Martin ·<br />

Ursula Frasunek · KV Kusel: Otto<br />

Herrmann · KV Landau: Ingeborg<br />

Dehmer · KV <strong>Mai</strong>nz: Gisela Hasenbein<br />

· Hans Hillesheim · Josef<br />

Boos · Kaethi Petry · Katharina<br />

Jung · KV Neustadt: Maria Schuster<br />

· Ottmar Hornung · KV Pirmasens:<br />

Ruth Eschmann · KV Rhein-<br />

Lahn: Liselotte Rückel · KV Simmern:<br />

Olga Bärtges · KV St. Goar:<br />

Ewald Lambert · KV Vorderpfalz:<br />

Gerhard Berndt · Gertrud Herrle ·<br />

Ilse Lipinski · KV Westerwald:<br />

Helmut Fritzen · KV Zweibrücken:<br />

Ursula Haibach · Vera Bednasch<br />

92 Jahre<br />

KV Ahrweiler: Kläre Kolbe · Peter<br />

Schomisch · KV Alzey: Anne<br />

Clemens · KV Bad Kreuznach:<br />

Renate Hartmann · KV Bernkastel-Zell:<br />

Klaus Weinmann · KV<br />

Cochem: Hilde Scheuren · Matthias<br />

Zirwes · KV Koblenz: Elisabeth<br />

Pressmann · Gertraud Weber · KV<br />

Landau: Berta Metcalf · Heinz Serr<br />

· KV <strong>Mai</strong>nz: Olga Schmalz · Susanna<br />

Scheerer · KV Neustadt: Werner<br />

Reinhard · KV Trier: Hermann-Josef<br />

Künzer · KV Vorderpfalz: Erika<br />

Ewerth · Hedwig Unfricht · KV<br />

Westerwald: Guenther Spykermann<br />

93 Jahre<br />

KV Ahrweiler: Anna Katzenmajer<br />

· Inge Bantes · KV Ahrweiler:<br />

Jutta Wulff · KV Bad Kreuznach:<br />

Edelgard Grill-Manz · KV Bernkastel-Zell:<br />

Melitta Wickert · KV<br />

Bitburg: Johanna Schaal · Maria<br />

Deutsch · Maria Müller · KV Kaiserslautern:<br />

Renate Uebel · KV<br />

Koblenz: Anneliese Weirauch ·<br />

Hildegard Schmaus · KV Kusel:<br />

Elfriede Brose · KV <strong>Mai</strong>nz: Anni<br />

Gerstle · Günter Müller · Katharina<br />

Gill · Klaus Hollweg · Martha<br />

Enge · Walter Anschütz · KV Neustadt:<br />

Ursula Bernholt-Crisimer ·<br />

KV Rhein-Lahn: Willhelm Pliester<br />

· KV Trier: Mathilde Schömann ·<br />

Sybilla Knoop · KV Vorderpfalz:<br />

Hermann Schmidt · Horst Schäfer<br />

· KV Westerwald: Rita Richter · KV<br />

Wittlich-Daun: Maria Hasenstab ·<br />

KV Worms: Anita Jammick<br />

94 Jahre<br />

KV Altenkirchen: Erika Dittmann<br />

· Helmut Schmidt · Irmgard Bendig<br />

· Norbert Weber · KV Bad Kreuznach:<br />

Helmut Sommer · KV Bitburg:<br />

Bruno Reiland · KV Cochem: Hedwig<br />

Krämer · KV Donnersberg: Alfons<br />

Graw · KV Landau: Elisabeth<br />

Strobel · Margot Bein · KV <strong>Mai</strong>nz:<br />

Anna-Maria Gehindy · Karl-Heinz<br />

König · KV Neustadt: Elfriede Wagner<br />

· KV Pirmasens: Edwin Melzer<br />

· KV Trier: Annemarie Simon<br />

95 Jahre<br />

KV Ahrweiler: Edeltrud Grimmiger<br />

· KV Alzey: Laszlo Scharf ·<br />

KV Birkenfeld: Ida Pick · KV Bitburg:<br />

Magdalena Streit · KV Cochem:<br />

Agathe Kutscheid · Gertrud<br />

Weschbach · KV <strong>Mai</strong>nz: Anneliese<br />

Weidmann · Franziska Mann · KV<br />

Pirmasens: Irmgard Kettering · KV<br />

Rhein-Lahn: Hilmar Dattner · KV<br />

Trier: Sybille Berger · KV Westerwald:<br />

Hermann Solbach<br />

96 Jahre<br />

KV Alzey: Eleonore Lochno ·<br />

KV Bad Kreuznach: Gisela Bauer<br />

· KV Bernkastel-Zell: Guenter<br />

Rieb · KV Donnersberg: Helmut<br />

Schmidt · KV <strong>Mai</strong>nz: Hans-Werner<br />

Kossmann · KV Simmern: Peter<br />

Casper · KV Trier: Alfred Schmitt<br />

· KV Trier: Edmund Kasper · KV<br />

Vorderpfalz: Friedel Neu · KV<br />

Westerwald: Maria Nöller · KV<br />

Zweibrücken: Helga Hahn<br />

97 Jahre<br />

KV Alzey: Johann Freund · KV<br />

Bernkastel-Zell: Robert Lofi · KV<br />

Cochem: Margarete Mentges · KV<br />

Kaiserslautern: Ilse Schworm · KV<br />

Koblenz: Leokadia Krätz · KV Kusel:<br />

Hilda Mohr · KV <strong>Mai</strong>nz: Katharina<br />

Kollmus · KV Neustadt: Franziska<br />

Kern · KV Simmern: Hedwig Michel<br />

· KV Westerwald: Gertrud Holingshausen<br />

· KV Wittlich-Daun: Adele<br />

Schmitz · Johann Wolter · Sophie<br />

Herzog · KV Worms: Liesel Meier<br />

98 Jahre<br />

KV Alzey: Anna Maria Bolz · KV<br />

<strong>Mai</strong>nz: Peter Mohr · KV <strong>Mai</strong>nz: Ursula<br />

Stein · KV Mayen: Monika Pitsch<br />

· KV Rhein-Lahn: Marianne Brenner<br />

· KV Westerwald: Josef Frensch · KV<br />

Wittlich-Daun: Herbert Gneist<br />

99 Jahre<br />

KV Altenkirchen: Alois Rueth ·<br />

KV Trier: Karl Basquit<br />

100 Jahre<br />

KV <strong>Mai</strong>nz: Henny Czapek · KV<br />

Simmern: Elisabeth Federhenn<br />

101 Jahre<br />

KV Vorderpfalz: Elisabeth Mayer<br />

102 Jahre<br />

KV Westerwald: Ruth Thönnes<br />

EHRUNGEN<br />

Die Goldene Ehrennadel des<br />

VdK Deutschland erhielten Dieter<br />

Loßnitzer aus Ludwigshafen,<br />

Heinrich Richarz aus Unkel sowie<br />

Gregor Weiler aus Asbach.<br />

Das Ehrenzeichen erhielten<br />

Marlene Debusmann und Sven<br />

Lefkowitz aus Neuwied.<br />

Die Landesverdienstnadel ging<br />

an Rüdiger Hof aus Neuwied,<br />

Gisela Stahl aus Erpel, Karl-Josef<br />

Rings und Achim Haubenreißer<br />

aus St. Katharinen, Monika<br />

Schmitz aus Mückeln, Korina<br />

Daun und Franz-Josef Butzen aus<br />

Reil, Ulrich Diederichs aus Manderscheid,<br />

Josef Hoffmann und<br />

Karl-Heinz Rodenbüsch aus Bettenfeld,<br />

Martin di Mauro aus<br />

Binsfeld, Werner Pfleger aus<br />

Wittlich, Ewald Esch aus Bruch,<br />

Marianne Ewen aus Dreis, Matthias<br />

Henn aus Hetzerath, Willi<br />

Scheid aus Kelberg, Hans Görgen<br />

aus Kröv, Maria Katharina<br />

Zilligen aus Landscheid, Marlene<br />

Lehnertz aus Eckfeld, Winfried<br />

Jäger aus Minderlittgen, Josef<br />

Weber aus Kalenborn-Scheuern,<br />

Monika Zilligen aus Gerolstein,<br />

Eugen Klären aus Piesport, Gerhard<br />

Teusch aus Plein, Alfred<br />

Schwierzy aus Sehlem, Matthias<br />

Reuten aus Salm, Georg Schmidt<br />

und Klaus Nummer aus Wittlich,<br />

Willi Müller und Ingeborg Hofmann<br />

aus Kaiserslautern, Christa<br />

Bäcker aus Niederkirchen, Marion<br />

Borger-Urschel aus Kottweiler-Schwanden,<br />

Karl Oster aus<br />

Schopp, Elke Wagner-Gundacker<br />

aus Krickenbach, Klaus-Dieter<br />

Vogt aus Alken, Edith Kenn<br />

aus Unkel, Joachim Scheel aus<br />

Neustadt sowie Hildegard Reufels<br />

aus Neustadt-Etscheid.<br />

Ehrenvorsitzende wurden Gerd<br />

Busalt im Ortsverband Saarburg,<br />

Alfred Equit im Ortsverbands<br />

Senheim, Karl-Josef Rings<br />

im Ortverband St. Katharinen<br />

und Manfred Heinz im Ortsverband<br />

Zell-Merl.<br />

JUBILÄEN<br />

Eiserne Hochzeit<br />

Manfred und Edeltraud Braun<br />

aus Idar-Oberstein · Wilma und<br />

Otto Holl aus Gundersheim<br />

Diamantene Hochzeit<br />

Heide-Marie und Werner Scheurer<br />

aus Jockgrim · Anni und Heinz<br />

Müller aus Jockgrim · Melitta und<br />

Georg Layer aus Jockgrim ·<br />

Waltraud und Gerd Poppe aus<br />

Mudersbach · Edeltraut und Bernhard<br />

Kapser aus Sinzig-Westum<br />

Goldene Hochzeit<br />

Katharina und Manfred Becker<br />

aus Heidenburg<br />

IMPRESSUM<br />

Sozialverband VdK<br />

Rheinland-Pfalz e. V.<br />

Redaktion: Michael Finkenzeller<br />

(verantwortlich), Dominika Klemmer<br />

Kaiserstraße 62, 55116 <strong>Mai</strong>nz<br />

Telefon (0 61 31) 669 70 0<br />

Fax (0 61 31) 669 70 99<br />

E-<strong>Mai</strong>l presse@rlp.vdk.de<br />

Internet www.vdk.de/rheinland-pfalz<br />

KREIS- UND ORTSVERBÄNDE<br />

Martinshöhe<br />

Im Ortsverband Martinshöhe, Kreisverband Zweibrücken, ehrte der Kreisverbandsvorsitzende<br />

Thimo Schlär zusammen mit der Ortsverbandsvorsitzenden<br />

Ursula Höh-Berberich (rechts) treue Mitglieder. Das Bild zeigt<br />

von links (Mitgliedsjahre in Klammern): Georg Mayer (20), Sonja Weiglein<br />

(10), Renate Mayer (20), Elke Hörhammer (30) und Ralf Groß (10).<br />

Niederbieber-Segendorf<br />

Im Ortsverband Niederbieber-Segendorf, Kreisverband fand eine Ergänzungswahl<br />

statt. Dabei wurde Cornelia Schmidt-Regener einstimmig<br />

als Beisitzerin in den Ortsvorstand gewählt. Anschließend wurden treue<br />

Mitglieder geehrt. Für 65 Jahre VdK-Zugehörigkeit wurde Anna Gräbeldinger<br />

ausgezeichnet. Die weiteren Jubilare sind (von links; Mitgliedsjahre<br />

in Klammern): Margit Witzel (10), Kristina Hof (10), Christa<br />

Schmidt (20), Karin Danowski (20), Anke Eichhorn (10), Richard Hof<br />

(10), Volker Söder (10) und daneben der Vorsitzende Rüdiger Hof.<br />

Niederauerbach<br />

Im Ortsverband Niederauerbach, Kreisverband Zweibrücken, wurden<br />

langjährige Mitglieder für 30 Jahre Treue zum Sozialverband VdK geehrt.<br />

Das Bild zeigt von links: Ursula Jankowski, Gisela Frey, Lilli Schmidt,<br />

Hildegard Grimm sowie Helga Hartmann.<br />

<strong>Mai</strong>nz-Ebersheim<br />

Der Ortsverband <strong>Mai</strong>nz-Ebersheim hat einen neuen Vorstand gewählt<br />

(von links): Kassenverwalter Elmar Mihm, stellvertretende Vorsitzende<br />

Birgit <strong>Mai</strong>er, Vorsitzende Nicole Nostadt, Beisitzerin Anita Winkler,<br />

Beisitzer Karl-Heinz Bertz, Schriftführerin Reinhild Eckert und<br />

Klaus-Dieter Thieme. Nicht im Bild: Die Revisorinnen Sieglinde Bittner<br />

und Annette Maluche sowie der Revisor Theo Winkler.


18 Zeitung <strong>Mai</strong> <strong>2023</strong><br />

Reise und Erholung<br />

Mehr als nur ein Blütenmeer<br />

Bundesgartenschau in Mannheim mit Innovationen, Ausstellungen und vielen Blumen<br />

Die Bundesgartenschau in Mannheim<br />

bietet ihren Gästen seit Mitte<br />

April eine spannende Mischung<br />

aus Blumen, innovativen Ausstellungsbeiträgen<br />

zur Nachhaltigkeit<br />

und ein Kulturfestival mit zahlreichen<br />

Veranstaltungen.<br />

Mit mehr als 14 500 Besucherinnen<br />

und Besuchern feierte die<br />

Bundesgartenschau (Buga) bereits<br />

am Eröffnungstag, am 14. April,<br />

einen Zuschauerrekord. Noch nie<br />

kamen am ersten Tag so viele Gäste<br />

zu einer Buga.<br />

Die Großveranstaltung setzt auf<br />

einer Fläche so groß wie 15 Fußballfelder<br />

traditionsgemäß auf<br />

blühende Landschaften – rund 1,3<br />

Millionen Blumenzwiebeln wurden<br />

in die Erde gebracht – aber<br />

auch auf Innovation und Nachhaltigkeit.<br />

Öko-Seilbahn<br />

Ein Highlight ist die mit<br />

Ökostrom betriebene Seilbahn. Sie<br />

verbindet das Spinelli-Gelände<br />

rund um eine frühere Kaserne der<br />

US-Streitkräfte mit dem Luisenpark.<br />

Die Fahrt über zwei Kilometer<br />

in einer der 64 Kabinen dauert<br />

nur wenige Minuten. Pro Stunde<br />

und Richtung können mit der Seilbahn<br />

bis zu 2800 Personen zwischen<br />

den Ausstellungsorten<br />

transportiert werden. Der Panoramasteg<br />

im Spinelli-Park bietet eine<br />

Die bunte Farbenpracht begeistert Blumenliebhaber und Gartenfreunde.<br />

besondere Aussicht. Von dem 81<br />

Meter langen und zwölf Meter hohen<br />

Steg kann man über die Stadt<br />

und das gesamte Buga-Gelände<br />

blicken.<br />

Einen Blick in die Zukunft unserer<br />

Wälder können Besucherinnen<br />

und Besucher schon einmal<br />

auf dem Experimentierfeld erhaschen.<br />

Dort stehen <strong>2023</strong> klima-<br />

resiliente Zukunftsbäume, die<br />

nach der Buga in der Stadt verteilt<br />

werden sollen. Auf dem Gelände<br />

der Buga finden 19 große Blumenhallenschauen<br />

statt. Außerdem<br />

beschäftigen sich 17 Gärten mit<br />

Nachhaltigkeitszielen wie Klimaschutz.<br />

Kurioses bietet das Projekt<br />

PeePower. Es demonstriert, wie<br />

mithilfe einer mikrobiellen Elek-<br />

Foto: BUGA 23/Daniel Lukac<br />

trolysezelle aus Urin Wasserstoff<br />

für die Stromerzeugung gewonnen<br />

werden kann.<br />

Nach der Buga soll das Kerngebiet<br />

der Veranstaltungsfläche zwischen<br />

Feudenheim und Käfertal als Freilandfläche<br />

für das Klima erhalten<br />

bleiben und als neue Parklandschaft<br />

den Bürgerinnen und<br />

Bürgern zur Verfügung stehen. In<br />

unmittelbarer Nähe zum Buga-Gelände<br />

sollen rund 2200 Wohnungen<br />

gebaut werden. Der Panoramaweg<br />

soll als Fußgängerbrücke dienen.<br />

60 Millionen Euro<br />

Die Ausrichtung der Buga kostet<br />

ungefähr 60 Millionen Euro, die<br />

durch Ticketverkauf, Sponsoren<br />

und Verpachtungen erwirtschaftet<br />

werden sollen. Hinzu kommen 135<br />

Millionen Euro für unterschiedliche<br />

städtebauliche Projekte, die im<br />

Zusammenhang mit der Großveranstaltung<br />

geplant wurden.<br />

Jörg Ciszewski<br />

Tickets<br />

Die Bundesgartenschau ist bis<br />

8. Oktober <strong>2023</strong> jeden Tag geöffnet.<br />

Viele Veranstaltungen<br />

sind barrierefrei. Einlass ist an<br />

den Haupteingängen zwischen<br />

9 und 19 Uhr, bei Abendveranstaltungen<br />

auch länger. Kinder<br />

und Jugendliche bis 14 Jahre<br />

haben kostenlosen Eintritt. Junge<br />

Erwachsene zwischen 15 und 24<br />

Jahren zahlen für eine Tageskarte<br />

11 Euro und Erwachsene ab<br />

25 Jahren zahlen 28 Euro. Dauerkarten<br />

kosten für junge Erwachsene<br />

65 Euro und für Erwachsene<br />

145 Euro. Weitere Informationen<br />

finden Sie auf der Webseite:<br />

www.buga23.de


20 Zeitung <strong>Mai</strong> <strong>2023</strong> Verbraucher<br />

Wann zahlen Senioren an den Fiskus?<br />

Steuererklärung 2022 – trotz Abgabepflicht müssen Rentnerinnen und Rentner nicht automatisch auch Steuern entrichten<br />

Einige Rentnerinnen und Rentner<br />

müssen beim Finanzamt eine Steuererklärung<br />

abgeben. Was dabei<br />

wichtig ist, erklärt Rudolf Gramlich,<br />

Steuerexperte vom Lohnsteuerhilfeverein<br />

Steuerring, im Interview<br />

mit der VdK-ZEITUNG.<br />

Wann ist eine Steuererklärung für<br />

Rentnerinnen und Rentner Pflicht?<br />

Eine Abgabepflicht besteht immer<br />

dann, wenn die gesamten Einkünfte<br />

höher sind als der Grundfreibetrag.<br />

Dieser liegt für das Jahr 2022<br />

bei 10 347 Euro. Das bedeutet aber<br />

nicht, dass dann unbedingt auch<br />

Steuern gezahlt werden müssen,<br />

denn vom Einkommen werden erst<br />

die gesamten Sonderausgaben abgezogen.<br />

Das sind zum Beispiel<br />

Kosten für Kranken-, Pflege-, Unfall-<br />

und Haftpflichtversicherung.<br />

Dann werden die außergewöhnlichen<br />

Belastungen, wie Pauschbeträge<br />

für Menschen mit Behinderung,<br />

die behinderungsbedingte<br />

Fahrtkostenpauschale, Krankheits-<br />

und Pflegekosten, abgezogen.<br />

Für Handwerkerleistungen<br />

kann eine unmittelbare Steuerermäßigung<br />

von 20 Prozent des Arbeitslohns<br />

gewährt werden.<br />

Immer wieder eine Herausforderung: die Steuererklärung.<br />

Was muss dabei beachtet werden?<br />

Die Renteneinnahmen werden von<br />

den Rentenversicherungsträgern<br />

elektronisch an das Finanzamt<br />

gemeldet. Von den Sonderausgaben<br />

werden aber nur die Beiträge<br />

zur Kranken- und Pflegeversicherung<br />

der Basisversorgung übermittelt,<br />

alle anderen Abzugsbeträge<br />

müssen selbst in die Steuererklärung<br />

eingetragen werden. Dazu<br />

gehören auch Beiträge zu einer<br />

zusätzlichen Krankenversicherung,<br />

die Wahlleistungen abdeckt,<br />

etwa für Zahnarztkosten, Brillen<br />

oder Krankenhausaufenthalte.<br />

Welche Einkünfte zählen für das<br />

Finanzamt?<br />

Das sind zunächst die Einkünfte<br />

aus der gesetzlichen Rentenversicherung<br />

und Vergleichbares. Sie<br />

werden mit einem Besteuerungsanteil<br />

erfasst, dessen Höhe vom<br />

Jahr des Rentenbeginns abhängt.<br />

Für alle, die 2022 neu in Rente<br />

gingen, beträgt dieser 82 Prozent.<br />

Steuerpflichtig sind dann 82 Prozent<br />

des Bruttobetrags der Rente,<br />

während 18 Prozent den steuerfreien<br />

Anteil bilden. Eine Rentenerhöhung<br />

geht immer in vollem<br />

Umfang in den steuerpflichtigen<br />

Anteil ein. Auch Zusatzrenten<br />

aufgrund einer Tätigkeit im öffentlichen<br />

Dienst, private Renten,<br />

Foto: picture alliance/dpa-tmn/Christin Klose<br />

Riester-Renten oder Betriebsrenten<br />

werden erfasst. Zudem müssen<br />

zusätzliche Mieteinkünfte erklärt<br />

werden. Bei Einkünften aus Kapitalvermögen<br />

überprüft das Finanzamt,<br />

ob es gezahlte Kapitalertragsteuer<br />

ganz oder teilweise erstatten<br />

kann.<br />

Was hat sich für das Steuerjahr<br />

2022 geändert?<br />

Die Erhöhung des Grundfreibetrags<br />

auf 10 347 Euro im Jahr 2022<br />

habe ich bereits genannt. Zudem<br />

wurde die Rente im Jahr 2022 im<br />

Westen um 5,32 Prozent und im<br />

Osten um 6,12 Prozent erhöht.<br />

Wie sieht es mit der Energiepreispauschale<br />

aus?<br />

Die steuerpflichtige Energiepreispauschale<br />

von 300 Euro muss in der<br />

Steuererklärung nicht angegeben<br />

werden, weil die Vordrucke einen<br />

Eintrag nicht vorsehen. Da sie elektronisch<br />

gemeldet wurde, wird sie<br />

„von Amts wegen“ berücksichtigt.<br />

Im Bruttorentenbetrag einer Rentenbezugsmitteilung<br />

ist sie nicht<br />

enthalten. Dieser Betrag darf nicht<br />

um 300 Euro erhöht werden.<br />

Der Bundesfinanzhof hat zwei Urteile<br />

zur Doppelbesteuerung gefällt.<br />

Wirkt sich dies schon aus?<br />

Gegen beide Urteile wurde Verfassungsbeschwerde<br />

eingelegt. Daraufhin<br />

hat das Bundesfinanzministerium<br />

festgelegt, dass die Steuerbescheide<br />

mit Renteneinkünften<br />

wegen einer möglichen Doppelbesteuerung<br />

vorläufig gelten. Daher<br />

muss zurzeit gegen eingehende Steuerbescheide<br />

nichts unternommen<br />

werden. Allerdings sollten alle Unterlagen,<br />

vor allem die Steuerbescheide<br />

der Jahre mit Berufstätigkeit,<br />

aufbewahrt werden. Rentner<br />

müssen nach endgültiger Entscheidung<br />

des Bundesverfassungsgerichts<br />

nachweisen, dass sie von einer<br />

Doppelbesteuerung betroffen sind.<br />

Was passiert, wenn man die Abgabepflicht<br />

missachtet?<br />

Auch Rentner können nicht warten,<br />

bis sie vom Finanzamt auf die<br />

Abgabepflicht hingewiesen werden.<br />

Bei einer Nichtabgabe können<br />

Zwangsgelder und Verspätungszuschläge<br />

festgesetzt werden. Außerdem<br />

kann das Finanzamt die Besteuerungsgrundlagen<br />

schätzen.<br />

Dies wirkt sich in den meisten<br />

Fällen nachteilig aus.<br />

Interview: Kristin Enge<br />

Termin<br />

Der Abgabetermin für die Steuererklärung<br />

2022 – der 30. September<br />

<strong>2023</strong> – fällt auf einen<br />

Samstag. Deshalb muss sie bis<br />

zum 2. Oktober beim Finanzamt<br />

eingehen. Fristverlängerungen<br />

sind möglich, wenn sie rechtzeitig<br />

beantragt werden. Wer sich<br />

von einem Lohnsteuerhilfeverein<br />

wie dem Steuerring oder einem<br />

Steuerberater vertreten lässt,<br />

hat bis zum 31. Juli 2024 Zeit.<br />

Foto: imago/Frank Sorge<br />

Steuern auf EM-Rente<br />

Auf das Bewilligungsjahr kommt es an<br />

Einkünfte, die aus Renten stammen,<br />

unterliegen der Einkommensteuerpflicht.<br />

Das trifft auch auf<br />

die Erwerbsminderungsrenten<br />

(EM-Renten) zu.<br />

Wenn die EM-Rente endlich bewilligt<br />

wird, spüren die meisten<br />

Menschen große Erleichterung.<br />

Doch manchmal weicht dieses<br />

Gefühl, wenn sie feststellen, dass<br />

sie durch die Zahlung wieder in die<br />

Steuerpflicht rutschen.<br />

Die EM-Rente muss, wie eine<br />

Altersrente auch, als Einkommen<br />

versteuert werden. Allerdings geschieht<br />

dies derzeit noch nicht in<br />

voller Höhe. Denn das Jahr des<br />

Rentenbeginns bestimmt, wie groß<br />

der sogenannte steuerpflichtige<br />

Rentenanteil ist. So zahlen alle, die<br />

bis zum Jahr 2005 in Rente gegangen<br />

sind, Steuern auf 50 Prozent<br />

Die EM-Rente gilt als Einkommen.<br />

ihrer Rente, während 50 Prozent<br />

steuerfrei bleiben. Wer den Ruhestand<br />

dagegen im vergangenen<br />

Jahr begonnen hat, muss bereits<br />

einen Anteil von 82 Prozent der<br />

Rente versteuern, 18 Prozent bleiben<br />

ausgenommen. Vollständig<br />

versteuert wird die Rente dann ab<br />

dem Jahr 2040.<br />

Nachzahlung<br />

Wird eine EM-Rente bewilligt,<br />

geschieht dies oft rückwirkend. Sie<br />

wird dann als Nachzahlung für<br />

mehrere Jahre überwiesen. Hier<br />

kann es passieren, dass eine größere<br />

Summe zusammenkommt.<br />

Für die Bewertung, welcher Anteil<br />

davon steuerpflichtig ist, gilt aber<br />

nicht das Jahr der Auszahlung,<br />

sondern das Jahr, für das die<br />

EM-Rente bewilligt wurde. Dies<br />

hat der Bundesfinanzhof bereits im<br />

Jahr 2018 entschieden.<br />

Eine solche Nachzahlung kann<br />

auch dazu führen, dass das Finanzamt<br />

ältere Steuerbescheide<br />

korrigieren muss. Wurden etwa<br />

Krankengeld oder Arbeitslosengeld<br />

in den Erklärungen der vergangenen<br />

Jahre berücksichtigt,<br />

muss dieses mit der Nachzahlung<br />

verrechnet werden. Wie sich dies<br />

genau auswirkt, hängt immer vom<br />

Einzelfall ab.<br />

Betroffene sollten die Bescheide<br />

gründlich prüfen. Wer unsicher ist,<br />

kann sich an die Lohnsteuerhilfevereine<br />

wenden. Sie können dabei<br />

unterstützen. <br />

ken<br />

Nicht mehr steuerpflichtig?<br />

Grundfreibetrag <strong>2023</strong> auf fast 11 000 Euro erhöht<br />

Im Jahr <strong>2023</strong> zahlen voraussichtlich weniger Rentnerinnen und Rentner<br />

Geld an das Finanzamt.<br />

Foto: imago/Jochen Tack<br />

Rund 21 Millionen Rentnerinnen und<br />

Rentner leben nach Angaben der<br />

Deutschen Rentenversicherung in<br />

Deutschland. Wie viele von ihnen<br />

eine Steuererklärung abgeben<br />

müssen, hängt auch davon ab, wie<br />

sich der steuerliche Grundfreibetrag<br />

und die Rente entwickeln.<br />

So fallen immer wieder Rentnerinnen<br />

und Rentner aus der Steuerpflicht,<br />

weil sich der Grundfreibetrag<br />

erhöht. Dieser steht allen<br />

Steuerzahlerinnen und -zahlern zu.<br />

Übersteigen die gesamten Einkünfte<br />

diesen Betrag, wird eine Steuererklärung<br />

an das Finanzamt fällig.<br />

Für das Jahr <strong>2023</strong> wurde der<br />

Grundfreibetrag von 10 347 Euro<br />

auf 10 908 Euro angehoben. Laut<br />

Prognosen führt dies dazu, dass<br />

rund 5,9 Millionen Rentnerinnen<br />

und Rentner im Jahr <strong>2023</strong> steuerpflichtig<br />

sind. Im vergangenen Jahr<br />

lag die Zahl noch bei knapp über<br />

sechs Millionen. Dies geht aus einer<br />

Antwort des Bundesfinanzministeriums<br />

auf eine Anfrage der<br />

Linksfraktion im Bundestag<br />

hervor.<br />

Allerdings kommen auch immer<br />

wieder Rentnerinnen und Rentner<br />

neu in die Steuerpflicht, weil sie<br />

durch die Rentenanpassung zum<br />

1. Juli mehr Geld erhalten und dadurch<br />

den Grundfreibetrag übersteigen.<br />

Sie sind dann verpflichtet,<br />

eine Steuererklärung abzugeben.<br />

In Westdeutschland erhöht sich die<br />

Rente um 4,39 Prozent, in Ostdeutschland<br />

um 5,86 Prozent.<br />

Der VdK berät seine Mitglieder<br />

nicht zum Steuerrecht. Manche<br />

der VdK-Landesverbände bieten<br />

Kooperationen mit den Lohnsteuerhilfevereinen<br />

vor Ort an. Diese<br />

können bei Fragen zur Einkommensteuer<br />

weiterhelfen. ken<br />

300 Euro vom<br />

Finanzamt<br />

Die Energiepreispauschale wurde<br />

im vergangenen Herbst automatisch<br />

mit dem Gehalt an die Beschäftigten<br />

ausgezahlt. Doch nicht<br />

alle haben die 300 Euro über ihren<br />

Arbeitgeber erhalten.<br />

Erwerbstätige, die noch auf das<br />

Geld warten, können sich die Pauschale<br />

über das Finanzamt holen.<br />

Der Lohnsteuerhilfeverein Vereinigte<br />

Lohnsteuerhilfe (VLH) rät<br />

allen Betroffenen, eine Einkommensteuererklärung<br />

abzugeben.<br />

Das Finanzamt würde die Pauschale<br />

dann automatisch gewähren,<br />

ohne dass irgendwo ein Kreuz<br />

gemacht oder eine zusätzliche Information<br />

gegeben werden muss.<br />

Den Anspruch auf die Energiepreispauschale<br />

haben alle einkommensteuerpflichtigen<br />

Erwerbstätigen<br />

der Steuerklassen 1 bis 5. Es<br />

spielt keine Rolle, ob sie vollzeitoder<br />

teilzeitbeschäftigt sind.<br />

Wer in einem Minijob arbeitet,<br />

hat die Pauschale nur erhalten,<br />

wenn der Arbeitgeber eine Lohnsteuer-Anmeldung<br />

abgegeben hat.<br />

Diese erfolgt meist nicht bei kurzfristigen<br />

oder geringfügigen Beschäftigungen<br />

im Privathaushalt,<br />

bei denen die Lohnsteuer nach<br />

§ 40a Einkommensteuergesetz<br />

pauschal erhoben wird. Auch hier<br />

lohnt es sich, eine Steuererklärung<br />

abzugeben. Minijobberinnen und<br />

Minijobber, die keine weiteren<br />

Einkünfte haben, müssten nur den<br />

Mantelbogen sowie die Zeilen 13<br />

und 14 in der „Anlage Sonstiges“<br />

ausfüllen, so die VLH. ken


Freizeit<br />

Zeitung <strong>Mai</strong> <strong>2023</strong><br />

21<br />

In der Natur den Alltag vergessen<br />

Rund 40 Millionen Menschen gehen in Deutschland regelmäßig wandern – Kurzzeitiger Boom während der Pandemie<br />

Als während der Corona-Pandemie<br />

Freizeiteinrichtungen und Sportstätten<br />

schließen mussten, zog es<br />

viele Menschen in die Natur. Das<br />

Wandern wurde zum Volkssport.<br />

Auch wenn sich der Boom mittlerweile<br />

insgesamt etwas abgeflacht<br />

hat, machen sich die Menschen<br />

häufiger als vor der Pandemie auf<br />

den Weg, um Abstand von ihrem<br />

Alltag zu gewinnen.<br />

Nach Angaben des Statistik-Portals<br />

Statista gehen in Deutschland<br />

gut 40 Millionen Menschen ab<br />

14 Jahre in ihrer Freizeit häufig<br />

oder ab und zu wandern. Während<br />

der Corona-Pandemie mischten<br />

sich mehr jüngere Menschen und<br />

Familien unters Wandervolk.<br />

Die Frequentierung der Wanderwege<br />

nahm sowohl im als auch<br />

nach dem Lockdown 2020 im Vergleich<br />

zu 2019 deutlich zu, so eine<br />

Umfrage aus dem Herbst 2020 des<br />

Deutschen Wanderverbandes unter<br />

300 Tourismusexperten. Als<br />

viele Freizeitaktivitäten während<br />

des Lockdowns nicht mehr möglich<br />

waren, fühlten sich die Menschen<br />

draußen sicherer, denn dort<br />

Abstand zu halten, war unproblematisch.<br />

Einige Neukunden<br />

Eine Wanderung durch den Wald ist ein Naturerlebnis. Foto: picture alliance/Monkey Business 2<br />

Der Wander-Boom hat sich danach<br />

aber abgeschwächt. Auch<br />

wenn 2021 noch mehr als im<br />

Vor-Corona-Jahr 2019 wanderten,<br />

waren es schon weniger als im Jahr<br />

2020, erklärt Heinz-Dieter Quack.<br />

Er ist Professor für Betriebswirtschaftslehre<br />

an der Hochschule<br />

Ostfalia im niedersächsischen<br />

Salzgitter und beschäftigt sich mit<br />

der Vermarktung von Urlaubszielen.<br />

Dabei haben es ihm die deutschen<br />

Wandergebiete besonders<br />

angetan. „Die Pandemie hat uns<br />

aus betriebswirtschaftlicher Sicht<br />

Neukunden beschert, aber nur einige<br />

davon sind geblieben“, bilanziert<br />

er.<br />

Quack und sein Team befragen<br />

jährlich im Rahmen eines Wandermonitors<br />

1000 bis 1400 Wanderinnen<br />

und Wanderer unter anderem<br />

nach ihren Präferenzen, der Wanderhäufigkeit<br />

und ihren Motiven.<br />

Die Ergebnisse des Wandermonitors<br />

werden jährlich veröffentlicht.<br />

In den vergangenen Jahren nannten<br />

die Befragten am häufigsten<br />

Motive wie „Natur erleben“, „aktiv<br />

sein“ oder „etwas für die Gesundheit<br />

tun“. Zum ersten Mal in die<br />

Top 5 schaffte es 2022 das Motiv,<br />

den Alltag zu vergessen. Das sei<br />

auch eine Folge des durch die Pandemie<br />

weit verbreiteten mobilen<br />

Arbeitens. Viele seien davon genervt,<br />

sagt Quack. „Für sie ist das<br />

Wandern eine Erholung, vor allem,<br />

weil es eine bewusst analoge Tätigkeit<br />

ist.“ Auch wenn praktische<br />

Wander-Apps wie Komoot oder<br />

Outdooractive immer beliebter<br />

werden, genießen gerade jüngere<br />

Menschen es, wenn sie auf dem<br />

Berg oder im Wald einmal nicht<br />

erreichbar sind und der Blick in die<br />

Ferne schweifen kann, statt nur bis<br />

zum Monitor. Ein Drittel der Menschen,<br />

die schon vor der Pandemie<br />

gewandert sind, gaben an, seit der<br />

Pandemie häufiger zu wandern.<br />

Verbunden mit der Natur<br />

Bei den Älteren ist der Wunsch,<br />

den Alltag hinter sich zu lassen,<br />

weniger stark ausgeprägt als bei<br />

den Jüngeren. Ältere schätzen vor<br />

allem das Naturerlebnis und die<br />

gesundheitlichen Aspekte des<br />

Wanderns. Auch wenn sich während<br />

der Pandemie das Durchschnittsalter<br />

der Wandernden<br />

kurzfristig verjüngt hatte, ist mit<br />

8,4 Millionen Menschen die Mehrheit<br />

der Wanderinnen und Wanderer<br />

im Alter zwischen 50 und Ende<br />

60. Das geht aus Daten von Statista<br />

aus dem vergangenen Jahr hervor.<br />

Sieben Millionen Menschen<br />

waren zwischen 60 und 69 Jahre<br />

und rund 6,1 Millionen waren 70<br />

Jahre und älter.<br />

Die große Beliebtheit des Wanderns<br />

führt Quack unter anderem<br />

auf zwei Punkte zurück: „Zum<br />

Wandern ist keine große Vorbereitung<br />

und kein besonderes Equipment<br />

notwendig. Und: Mit einer<br />

moderaten körperlichen Anspannung<br />

geht beim Wandern eine relativ<br />

große Entspannung einher.<br />

Die Monotonie der Tätigkeit, zwei,<br />

drei Stunden laufen, kann mental<br />

sehr entspannend sein.“<br />

Während bei vielen Wandergruppen<br />

die Geselligkeit im Vordergrund<br />

steht, umfasst die durchschnittliche<br />

Wandergruppe zwei<br />

Personen. „Rund 25 bis 30 Prozent<br />

der Befragten haben sogar angegeben,<br />

dass sie bewusst allein wandern“,<br />

sagt Quack. Am häufigsten<br />

waren die Befragten laut Wandermonitor<br />

in den Mittelgebirgen<br />

unterwegs. „Als Traumziel geben<br />

viele jedoch die Alpen an. Aber<br />

zum Wandern trauen sich viele die<br />

anspruchsvollen Wanderwege<br />

nicht mehr zu. Ein gutes Drittel der<br />

Befragten gab an, dass sie gern im<br />

Flachland wandern.“<br />

Gute Infrastruktur<br />

Ein besonderes Lob zollt Quack<br />

den vielen Ehrenamtlichen in den<br />

Wandervereinen, die für die Beschilderung<br />

und die Pflege der<br />

Wanderwege zuständig sind. „Die<br />

große Frage ist, wer wird das künftig<br />

machen?“ Viele Jüngere seien<br />

aus Zeitgründen nicht bereit, ein<br />

Ehrenamt dauerhaft zu übernehmen,<br />

sondern ließen sich für flexiblere<br />

Mitarbeit, etwa an einem<br />

Projekt für einen bestimmten<br />

Zeitraum, besser gewinnen.<br />

Vereine nehmen inzwischen alte<br />

Wanderwege aus der Pflege. „Um<br />

gute Wanderwege anzubieten und<br />

die Arbeit zu reduzieren, gehen<br />

mittlerweile Vereine dazu über,<br />

zwei alte Wege aus der Vermarktung<br />

zu streichen, wenn sie einen<br />

neuen schaffen“, sagt Quack. Das<br />

tue der Infrastruktur der Wanderwege<br />

in Deutschland gut. Auch die<br />

Einführung des Deutschen Wandersiegels<br />

für Premiumwege habe<br />

die Qualität verbessert.<br />

Jörg Ciszewski<br />

Professor Heinz-Dieter Quack<br />

Foto: Roman Brödel<br />

Viele Veranstaltungen<br />

am Tag des Wanderns<br />

Mit Hunderten von Veranstaltungen<br />

im ganzen Land feiert der<br />

Deutsche Wanderverband (DWV)<br />

in diesem Jahr am 14. <strong>Mai</strong> wieder<br />

den Tag des Wanderns – und seinen<br />

140. Geburtstag.<br />

Anlässlich seines runden Geburtstags<br />

kehrt der Deutsche Wanderverband<br />

(DWV) für seine Zentralveranstaltung<br />

am Tag des<br />

Wanderns an den Ort zurück, an<br />

dem die Vereinigung im Jahr 1883<br />

gegründet wurde: nach Fulda.<br />

Darüber hinaus werden von den<br />

mehr als 3000 DWV-Gruppen vor<br />

Ort mit rund 50000 Mitgliedern<br />

Veranstaltungen und Wanderungen<br />

organisiert, an denen Interessierte<br />

teilnehmen können. Auch<br />

Umwelt-, Tourismus- und andere<br />

Organisationen sowie Natur- und<br />

Nationalparks und ganze Regionen<br />

laden zu Angeboten rund um<br />

das Wandern ein, teilt der Wanderverband<br />

mit.<br />

Welche Veranstaltungen am<br />

14. <strong>Mai</strong> wo angeboten werden,<br />

sehen Sie auf einer Karte auf der<br />

Webseite des DWV.<br />

cis<br />

www.tag-des-wanderns.de<br />

Krankenkassen belohnen Wanderer<br />

Gesundheitswandern wird bezuschusst – Bonuspunkte für Deutsches Wanderabzeichen<br />

Wandern ist gesund. Das wissen<br />

die gesetzlichen Krankenkassen,<br />

die ihre Versicherten mittlerweile<br />

mit Zuschüssen und Bonuspunkten<br />

belohnen, wenn diese die Wanderstiefel<br />

schnüren.<br />

Der Deutsche Wanderverband<br />

(DWV) hat das Konzept des Gesundheitswanderns<br />

entwickelt.<br />

Dabei werden in eine Wanderung<br />

gezielte einfache Übungen für<br />

Kraft, Beweglichkeit und Gleichgewicht<br />

eingebaut. Eine Studie der<br />

SRH-Hochschule (Stiftung Rehabilitation<br />

Heidelberg) für Gesundheit<br />

in Karlsruhe belegt, dass sich<br />

die Teilnahme am DWV-Gesundheitswandern<br />

positiv auf Herz,<br />

Kreislauf, Ausdauer und Muskulatur<br />

auswirken.<br />

Doch nicht jeder, dem es guttun<br />

würde, wandert auch. Um gezielt<br />

ältere Menschen und Bewegungseinsteiger<br />

dafür zu begeistern, hat<br />

der DWV das Gesundheitswandern<br />

konzipiert. Der Verband hat<br />

bereits rund 1000 Wanderführerinnen<br />

und -führer ausgebildet, die<br />

bundesweit diesen Kurs anbieten.<br />

Wandern hält fit und macht Spaß.<br />

Foto: picture alliance/Zoonar/Robert Kneschke<br />

Das DWV-Gesundheitswandern<br />

ist von der Zentralen Prüfstelle<br />

Prävention (ZPP) und damit von<br />

den gesetzlichen Krankenversicherungen<br />

als Prävention anerkannt.<br />

Das bedeutet, dass Kursteilnehmerinnen<br />

und -teilnehmer einen<br />

bestimmten Anteil der Kursgebühren<br />

bis maximal 80 Prozent von<br />

ihrer Kasse zurückerstattet bekommen<br />

können. Es kann sich<br />

also lohnen, bei der eigenen Krankenkasse<br />

nachzufragen.<br />

Der DWV hat sein Konzept des<br />

Wanderns mit gezielten physiotherapeutischen<br />

Übungen für das<br />

Flachland und die Mittelgebirge<br />

zusammen mit der Universität Osnabrück<br />

ausgearbeitet. Vielen<br />

Teilnehmerinnen und Teilnehmern<br />

fielen Steigungen anfangs oft<br />

schwer, berichtet Christine Merkel,<br />

die beim Deutschen Wanderverband<br />

Referentin für Wandern<br />

und Gesundheit ist. Aber bereits<br />

nach einigen Wochen könnten sie<br />

die Anstiege schon deutlich besser<br />

bewältigen.<br />

Eine weitere Möglichkeit ist, an<br />

offiziellen Wanderungen der Wandervereine<br />

teilzunehmen und sich<br />

im Anschluss die Länge der zurückgelegten<br />

Strecke für das Deutsche<br />

Wanderabzeichen bescheinigen<br />

zu lassen. Wenn am Ende des<br />

Kalenderjahres mindestens 200<br />

Kilometer erreicht wurden, winken<br />

nicht nur eine Wander-Urkunde,<br />

sondern auch Punkte für die<br />

Bonusprogramme der gesetzlichen<br />

Krankenkassen.<br />

Weitere Informationen zum<br />

DWV-Gesundheitswandern veröffentlicht<br />

der Verband auf seiner<br />

Webseite. Dort finden Sie auf einer<br />

Karte die Standorte, an denen das<br />

DWV-Gesundheitswandern angeboten<br />

wird. Jörg Ciszewski<br />

www.wanderverband.de/<br />

wandern/gesundheitswandern


22 Zeitung <strong>Mai</strong> <strong>2023</strong> Verbraucher<br />

Sprechen Sie Computerisch?<br />

Die meisten Begriffe der Computerwelt stammen aus dem Englischen – für nicht geübte Benutzer eine zusätzliche Hürde<br />

Smartphone, Auto, Spülmaschine<br />

– kaum jemand kommt um die Nutzung<br />

moderner Technologien herum.<br />

Die digitale Welt verständigt<br />

sich auf Englisch. Um die Begriffe<br />

zu verstehen, reicht das herkömmliche<br />

Schulwissen jedoch nicht aus.<br />

Die VdK-ZEITUNG hat ein kleines<br />

Computer- ABC zusammengestellt.<br />

Account: Benutzerkonto für den<br />

Zugang und die Verwendung eines<br />

Systems oder Internetdiensts<br />

Android: Betriebssystem der Firma<br />

Google für mobile Geräte<br />

App: Anwendungsprogramm für<br />

mobile Geräte<br />

Backup: Sicherheitskopie, um Daten<br />

bei Verlust wiederherzustellen<br />

Bit: kleinste Einheit bei der digitalen<br />

Datenübertragung<br />

Bluetooth: Funktechnologie für<br />

die kabellose Datenübertragung<br />

Bot: Computerprogramm, das<br />

weitgehend eigenständig arbeitet<br />

Browser: Programm, mit dem<br />

Webseiten gefunden, gelesen und<br />

verwaltet werden können<br />

Byte: Maßeinheit, um die Größe<br />

von Texten, Bildern oder Programmen<br />

anzugeben<br />

Captcha: Test, mit dem festgestellt<br />

werden kann, ob die Nutzerin/der<br />

Nutzer Mensch oder Maschine ist<br />

Cloud: externer Speicherplatz im<br />

Internet<br />

Cookies: kleine Dateien, die beim<br />

Lesen von Internet-Seiten unbemerkt<br />

auf dem eigenen Computer<br />

gespeichert werden<br />

Schul-Englisch reicht oft nicht aus, um mit dem Computer gut zurechtzukommen.<br />

Copy & Paste: Kopieren und Einfügen<br />

von Texten, Bildern, Dateien<br />

und Ordnern<br />

Download: Herunterladen von<br />

Daten von einem anderen auf den<br />

eigenen Computer<br />

Drag & Drop: Anklicken und Verschieben<br />

von Dateien<br />

Emoticon: Zeichen oder Zeichenfolgen,<br />

die Stimmungen oder Gefühlszustände<br />

ausdrücken<br />

Firewall: Sicherungssystem, das<br />

vor unerwünschtem Zugriff von<br />

außen schützt<br />

Freeware: kostenlose Software<br />

Hardware: alle technischen Teile<br />

einer Datenverarbeitungsanlage<br />

iOS: Betriebssystem der Firma<br />

Apple für mobile Geräte<br />

Foto: imago images/Zoonar<br />

Link: Verknüpfung, die Internet-<br />

Seiten miteinander verbindet<br />

Malware: schädliche Software<br />

Navigationsleiste: Element einer<br />

Webseite, um durch Webseiten zu<br />

navigieren<br />

Netiquette: Verhaltensregeln für<br />

den respektvollen Umgang bei der<br />

elektronischen Kommunikation<br />

PayPal: Betreiber eines Bezahldiensts<br />

für Online-Käufe<br />

Paywall: Bezahlschranke, mit der<br />

Inhalte nur nach Bezahlen einer<br />

Gebühr oder Abschließen eines<br />

Abonnements sichtbar sind<br />

Pixel: kleinste Einheit eines auf<br />

dem Bildschirm dargestellten Bilds<br />

Plug and Play: Technologie, die es<br />

erlaubt, neue Geräte ohne aufwendige<br />

Installation anschließen zu<br />

können<br />

Plug-In: kleine Zusatzprogramme,<br />

die Software um neue Funktionen<br />

erweitern<br />

Podcast: abonnierbare Audio-Beiträge<br />

Screenshot: Bild vom Inhalt des<br />

Bildschirms<br />

Server: Hardware oder Software,<br />

die Ressourcen, Dienste oder Daten<br />

für andere Rechner oder Programme<br />

bereitstellt<br />

Shareware: Software, die eingeschränkt<br />

genutzt werden kann,<br />

ohne dass man sie kaufen muss<br />

Software: alle Programme, die für<br />

Betrieb und Datenverarbeitung des<br />

Computers notwendig sind<br />

Spam: unerwünschte Werbe-<strong>Mai</strong>ls<br />

Spyware: Software, die Daten ohne<br />

Wissen der Nutzerin/des Nutzers<br />

ausspioniert<br />

Streaming: Verfahren, mit dem<br />

Filme und Audiodateien so aufbereitet<br />

werden, dass sie schon während<br />

des Herunterladens genutzt<br />

werden können<br />

TAN: Einmalpasswort (Transaktionsnummer),<br />

das fürs Online-Banking<br />

verwendet wird<br />

Taskleiste: Bereich am Rand des<br />

Bildschirms, in dem die laufenden<br />

Programme angezeigt werden<br />

Tool: Hilfs- oder Zusatz-Software<br />

Touchscreen: Tastbildschirm, auf<br />

dem die Eingabe per Finger oder<br />

Eingabestift erfolgt<br />

Trojaner: Programm, das andere,<br />

meist schädliche Programme ungefragt<br />

installiert<br />

Troll: Person, die andere Nutzer in<br />

sozialen Medien belästigt und mutwillig<br />

Diskussionen stört<br />

Update: Software auf den neuesten<br />

Stand bringen<br />

Upload: Datenübertragung vom<br />

eigenen auf andere Computer<br />

User: Nutzer, Anwender<br />

Virus: sich selbst verbreitendes<br />

Computerstörprogramm<br />

WLAN: drahtloses lokales Funknetz<br />

(Wireless Local Area Network),<br />

über das Geräte einen Zugang<br />

zum Internet bekommen<br />

Zoom: Video-Plattform, um Konferenzen<br />

oder auch Unterricht in<br />

einem digitalen Raum durchzuführen.<br />

Annette Liebmann<br />

Aufräumen und Strom sparen<br />

Wer unnötige Daten löscht, tut etwas für den Klimaschutz<br />

Trügerische Zahlen<br />

Weniger Deutsche waren 2022 überschuldet<br />

In Rechenzentren wie diesem werden Unmengen von Daten gespeichert.<br />

Für den Betrieb und die Kühlung der Geräte wird viel Strom benötigt.<br />

Volle E-<strong>Mai</strong>l-Postfächer und Ordner<br />

in Clouds oder im Computer<br />

kosten nicht nur Zeit und Nerven,<br />

sondern auch Strom. Denn um die<br />

wachsenden Datenmengen zu<br />

speichern und abrufbar zu halten,<br />

laufen Rechenzentren und Cloud-<br />

Dienste rund um die Uhr.<br />

Laut dem Digitalverband Bitkom<br />

sind sich fast drei Viertel der Internetnutzerinnen<br />

und -nutzer in<br />

Deutschland dieser Problematik<br />

bewusst: 73 Prozent haben schon<br />

einmal digital aufgeräumt und überflüssige<br />

<strong>Mai</strong>ls, Daten und Apps gelöscht,<br />

um den Stromverbrauch zu<br />

reduzieren. Über die Hälfte (56 Prozent)<br />

vermeidet den Stand-by-<br />

Modus und schaltet elektronische<br />

Geräte stattdessen ganz aus. Ebenfalls<br />

56 Prozent aktivieren die<br />

Energiesparfunktion bei Laptops<br />

oder PC-Monitoren. Das sind Ergebnisse<br />

einer repräsentativen Befragung<br />

unter rund 1000 Personen<br />

ab 16 Jahren.<br />

„Digitale Technologien helfen,<br />

den Ausstoß von CO 2 -Emissionen<br />

zu senken, sie verbrauchen aber<br />

auch Energie und Ressourcen“, sagt<br />

Bitkom-Hauptgeschäftsführer<br />

Dr. Bernhard Rohleder. Klimaschutz<br />

finde inzwischen auch online<br />

statt. „Wer überflüssige Daten<br />

löscht, sein Nutzungsverhalten<br />

überprüft und anpasst, kann einen<br />

wichtigen Beitrag leisten.“ mib<br />

Foto: picture alliance/Zoonar/benis arapovic<br />

Digitaler Frühjahrsputz<br />

Im digitalen Zuhause sollte immer<br />

mal wieder aufgeräumt<br />

werden. Mit folgenden Tipps des<br />

Digitalverbands Bitkom lassen<br />

sich Strom und damit auch Emissionen<br />

einsparen:<br />

1. Smartphone: Löschen Sie ungenutzte<br />

Apps. Prüfen Sie<br />

gespeicherte Dateien und löschen<br />

Sie, was nicht mehr<br />

gebraucht wird. Entfernen Sie<br />

überflüssige Chatverläufe aus<br />

Messenger-Apps.<br />

2. Laptop und PC: Verschieben<br />

Sie veraltete oder doppelte<br />

Dokumente in den Papierkorb<br />

und leeren Sie diesen regelmäßig.<br />

3. Sortieren Sie Fotos und Videos<br />

aus – insbesondere, wenn sie<br />

in der Cloud gespeichert sind.<br />

4. Verschieben Sie alte E-<strong>Mai</strong>ls<br />

ins Archiv und löschen Sie irrelevante<br />

Nachrichten. Melden<br />

Sie sich von Newslettern<br />

und <strong>Mai</strong>linglisten ab, die nicht<br />

von Ihnen gelesen oder gebraucht<br />

werden.<br />

5. Überprüfen Sie Ihre Einstellungen:<br />

Deaktivieren Sie Auto-<br />

Play von Videos und Streams,<br />

streamen Sie Videos in geringerer<br />

Auflösung, zum Beispiel<br />

in SD (Standard Definition)<br />

statt HD (High Definition).<br />

Schalten Sie Geräte komplett<br />

aus, anstatt sie dauerhaft im<br />

Stand-by-Modus zu lassen,<br />

und verringern Sie die Standard-Bildschirmhelligkeit.<br />

2022 hat sich die Überschuldungslage<br />

in Deutschland leicht verbessert:<br />

Die Zahl überschuldeter Privatpersonen<br />

hat sich gegenüber<br />

dem Vorjahr um rund 274 000 Fälle<br />

auf 5,88 Millionen verringert. Für<br />

Expertinnen und Experten sind die<br />

Zahlen jedoch trügerisch.<br />

Seit Beginn der Corona-Pandemie<br />

haben sich die Überschuldungsfälle<br />

in drastischem Tempo<br />

reduziert. Grund: Durch die anhaltende<br />

Krisenlage geben die<br />

meisten Menschen weniger Geld<br />

aus. Zudem schützen die staatlichen<br />

Hilfsprogramme viele Verbraucherinnen<br />

und Verbraucher.<br />

„Der Rückgang überschuldeter<br />

Personen verlangsamt sich jedoch<br />

Menschen, deren Einnahmen nicht<br />

ausreichen, um dauerhaft ihren finanziellen<br />

Verpflichtungen nachzukommen,<br />

gelten als überschuldet.<br />

Foto: picture alliance/Westend61/Veam<br />

bereits. Die wahren Belastungen<br />

werden die anhaltend hohe Inflation<br />

und insbesondere die ansteigenden<br />

Energiekosten sein, die<br />

noch längst nicht vollständig beim<br />

Verbraucher angekommen sind“,<br />

warnt Patrik-Ludwig Hantzsch,<br />

Leiter der Wirtschaftsforschung<br />

bei Creditreform, das jährlich die<br />

Analyse für den sogenannten<br />

Schuldner Atlas durchführt.<br />

Diese Folgen seien bei der Überschuldung<br />

nicht akut spürbar,<br />

sondern würden zeitverzögert und<br />

mit Langzeitwirkung auftreten.<br />

Eine Trendwende werde bereits für<br />

dieses Jahr befürchtet. „Die in der<br />

Corona-Krise angehäuften Sparguthaben<br />

sind vielfach schon wieder<br />

aufgebraucht. Das trifft jetzt<br />

vor allem Geringverdiener, die<br />

auch in normalen Zeiten nicht viel<br />

auf die Seite legen können“, erläutert<br />

Hantzsch.<br />

Aktuell haben bundesweit rund<br />

2,94 Millionen Haushalte finanzielle<br />

Schwierigkeiten. Die Überschuldungsquote,<br />

die die Zahl der<br />

überschuldeten Personen (über<br />

18 Jahre) zur Einwohnerzahl ins<br />

Verhältnis setzt, liegt hierzulande<br />

bei 8,48 Prozent. Die Spanne reicht<br />

dabei von den bayerischen Landkreisen<br />

Eichstätt (3,55 Prozent),<br />

Erlangen- Höchstadt (4,06 Prozent)<br />

und Aichach-Friedberg (4,23 Prozent)<br />

bis hin zu den kreisfreien<br />

Städten Pirmasens (Rheinland-<br />

Pfalz/16,92 Prozent), Gelsenkirchen<br />

(Nordrhein-Westfalen/16,94<br />

Prozent) und Bremerhaven (Bremen/19,70<br />

Prozent). mib


Freizeit<br />

Zeitung <strong>Mai</strong> <strong>2023</strong><br />

23<br />

O du schöner <strong>Mai</strong>baum!<br />

Das Aufstellen des Schmuckstücks am 1. <strong>Mai</strong> hat vor allem in Bayern Tradition – VdK-Mitglieder feiern in der Dorfgemeinschaft<br />

Viele Orte in Bayern haben einen<br />

<strong>Mai</strong>baum. Er symbolisiert den Frühling,<br />

Lebensfreude und Wachstum.<br />

Das Aufstellen am 1. <strong>Mai</strong> hat Tradition<br />

und soll sogar ein alter germanischer<br />

Brauch sein. Fest steht jedenfalls:<br />

Mit Musik und Tanz geht<br />

es zünftig zu. Die Vereine haben<br />

großen Anteil an dem Fest, und<br />

auch einige VdK- Ortsverbände<br />

feiern mit ihren Mitgliedern fröhlich<br />

in der Dorfgemeinschaft mit.<br />

Außerhalb Bayerns wird dieses<br />

Brauchtum vielerorts ebenfalls<br />

gepflegt. Vor allem in Baden-Württemberg<br />

und in der Pfalz ist das<br />

Ritual noch tief verankert. Doch<br />

auch im Rheinland, Saarland,<br />

Emsland, Ostfriesland, in Nordrhein-Westfalen<br />

und in Teilen<br />

Sachsens, Sachsen-Anhalts, Thüringens<br />

und der Lausitz findet man<br />

die festlich geschmückte Pracht.<br />

Bänder und Tafeln<br />

Heute sieht ein <strong>Mai</strong>baum meistens<br />

so aus: ein hoher Stamm mit<br />

grüner Spitze, Kränzen, Bändern,<br />

Tafeln – und in Bayern meistens<br />

weiß-blau angestrichen. Die Bäume<br />

sind etwa 30 Meter lang und<br />

werden in manchen Gemeinden<br />

immer noch mit Muskelkraft in die<br />

Höhe gehievt. Vielerorts wird aber<br />

schon mit einem Kran nachgeholfen.<br />

Für die Feierlichkeiten wird<br />

der Baum entweder jedes Jahr neu<br />

gefällt, oder über mehrere Jahre<br />

verwendet und immer wieder aufgehübscht.<br />

Das ist je nach Region<br />

unterschiedlich. Auch sieht ein<br />

<strong>Mai</strong>baum in jedem Ort etwas anders<br />

aus. Da sind die Dorf- oder<br />

Stadtbewohner sehr kreativ. Mit<br />

dem Aufstellen des <strong>Mai</strong>baums ist<br />

oft ein Fest verbunden. Besonders<br />

in Bayern und Baden-Württemberg<br />

wird der Baumstamm feierlich auf<br />

dem Dorfplatz aufgerichtet.<br />

Gabriele Pauler, Vorsitzende des<br />

VdK-Ortsverbands Zorneding-<br />

Pöring bei München, fiebert dem<br />

1. <strong>Mai</strong> jedenfalls schon entgegen.<br />

Seit 1973 wird in Pöring im Fünf-<br />

Jahres- Rhythmus ein <strong>Mai</strong>baum<br />

aufgestellt. Heuer ist es wieder so<br />

weit. „Mit Manneskraft“, wie Pauler<br />

betont. Der <strong>Mai</strong>baum wird<br />

immer am 1. April aus seinem Lager<br />

im Wald abgeholt und dann bis<br />

zum 1. <strong>Mai</strong> in einem festen Unterstand<br />

geschliffen, bemalt, verziert<br />

und dabei 24 Stunden täglich bewacht,<br />

damit er nicht gestohlen<br />

wird – auch das ist Brauch. Der<br />

VdK Zorneding-Pöring übernimmt<br />

dabei einen Teil der <strong>Mai</strong>baumwache.<br />

Eine Schicht läuft immer<br />

sechs Stunden, was im Übrigen<br />

auch für alle anderen Vereine im<br />

Ort, wie Feuerwehr und Burschenverein,<br />

eine Ehre und Selbstverständlichkeit<br />

ist. „Die Wache wird<br />

bei uns immer mit einem geselligen<br />

Beisammensein mit Kaffee und<br />

Kuchen verbunden“, sagt Pauler.<br />

Der VdK-Ortsverband Vilsheim<br />

in Niederbayern ist ebenfalls voller<br />

In Bayern hat fast jedes Dorf einen <strong>Mai</strong>baum. Dieser im Berchtesgadener<br />

Land ist besonders prächtig und ragt hoch in den Himmel.<br />

Foto: picture alliance/SZ Photo/RoHa-Fotothek Fürmann<br />

Vorfreude. Trachtenverein, VdK<br />

und alle anderen Ortsvereine richten<br />

dort im Zwei-Jahres- Turnus<br />

das Aufstellen des <strong>Mai</strong> baums aus.<br />

„Bei uns ist jeder fast in jedem<br />

Verein Mitglied“, weiß Helene<br />

Grichtmaier, Vorsitzende des Ortsverbands<br />

und stellvertretende<br />

Kreisvorsitzende beim VdK Landshut.<br />

So ist der Initiator Johann<br />

Voitenleitner Vorsitzender beim<br />

Trachtenverein und ebenfalls<br />

VdK-Mitglied. Heuer soll auch eine<br />

Tafel vom VdK am Baum angebracht<br />

werden.<br />

Der VdK-Ortsverband Windischeschenbach<br />

bei Weiden beteiligt<br />

sich seit Jahren mit der Arbeiterwohlfahrt<br />

(AWO) am <strong>Mai</strong>baumaufstellen.<br />

Für den Ortsverband<br />

um Ortsvorsitzende Angela Erfurt<br />

ist das immer ein schönes und aufregendes<br />

Ereignis.<br />

„Tanz in den <strong>Mai</strong>“<br />

Beim VdK-Ortsverband Zwiesel<br />

im Arberland findet wie bei vielen<br />

anderen VdK-Ortsverbänden in<br />

ganz Deutschland ein „Tanz in den<br />

<strong>Mai</strong>“ statt. „Der Termin wird schon<br />

bei der Weihnachtsfeier bekanntgegeben,<br />

nach einem passenden<br />

Lokal gesucht und die Musik bestellt“,<br />

sagt stellvertretender Ortsvorsitzender<br />

Walter Gruber. Meistens<br />

werden Fahrgemeinschaften<br />

gebildet oder ein Bus eingesetzt.<br />

Die Tanzfläche ist dann immer<br />

proppenvoll. Petra J. Huschke<br />

Tasten, hören und fühlen<br />

Städteführung mit Blindenstock und Augenbinde vermittelt neue Eindrücke<br />

Loreley blickt ins Tal<br />

Neue Bronzeskulptur ziert den berühmten Felsen<br />

Führungen für blinde und sehbehinderte<br />

Menschen gibt es viele.<br />

Doch wie wäre es mal andersherum?<br />

In mehreren Städten können<br />

Sehende für ein paar Stunden<br />

die Perspektive wechseln. Mit<br />

Blindenstock sowie Augenbinde<br />

oder Simulationsbrille erleben sie<br />

die Stadt aus der Perspektive von<br />

Menschen mit Sehbehinderung.<br />

Seit 2016 bietet Christian Ohrens<br />

solche Führungen durch<br />

Hamburg an. „Die Idee dazu hatte<br />

ich, als ich als Student in der Ausstellung<br />

,Dialog im Dunkeln‘<br />

gearbeitet habe“, erzählt er. Die<br />

Guides, die selbst eine Sehbehinderung<br />

haben, führen die Besucherinnen<br />

und Besucher durch völlig<br />

abgedunkelte Räume. Mit Gerüchen,<br />

Wind, Temperaturen, Geräuschen<br />

und Texturen werden Alltagssituationen,<br />

Parks, ein Café<br />

oder eine Stadt simuliert. „Viele<br />

haben gefragt, ob man so etwas<br />

auch draußen machen könnte, und<br />

ich habe mir gedacht: Warum eigentlich<br />

nicht?“<br />

Ohrens bietet auf seiner Webseite<br />

https://blind-durch-hamburg.<br />

de Führungen ab einer Person an.<br />

Erkundet werden beispielsweise<br />

die Hamburger Innenstadt, die<br />

Kirmes, die Reeperbahn oder auf<br />

Wunsch bestimmte Stadtviertel.<br />

Auch ein Einkaufsbummel oder<br />

andere Touren sind möglich. Die<br />

Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

tragen eine Augenbinde und bekommen<br />

zur Orientierung einen<br />

Blindenstock. Untergehakt bei<br />

Beim Blindwalk, wie hier in Köln, müssen sich die Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmer auf ihr Gehör, ihren Geruchs- und ihren Tastsinn verlassen.<br />

ihrem Guide, erleben sie zwei<br />

Stunden lang die Hansestadt mit<br />

all ihren Hindernissen, Gerüchen<br />

und Geräuschen.<br />

„Ich will die Welt von Menschen<br />

mit Sehbehinderung nicht mit erhobenem<br />

Zeigefinger vermitteln,<br />

sondern so, dass die Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer am Ende zu<br />

der Erkenntnis kommen, dass<br />

blind zu sein nicht schlimm ist,<br />

sondern einfach nur anders“, erklärt<br />

Ohrens. Abgebrochen haben<br />

die Tour bisher nur wenige. Die<br />

Führungen sind so erfolgreich,<br />

dass sie mittlerweile auch von den<br />

Jochen Schweitzer Erlebnisbetrieben<br />

angeboten werden.<br />

Auch in anderen Städten gibt es<br />

ähnliche Rundgänge. In Köln etwa<br />

tragen die Teilnehmenden Ohrenstöpsel<br />

und sind über ein Mikrofon<br />

mit ihrem Guide verbunden. Um<br />

sicher vom Museum Ludwig bis<br />

zur Domplatte und zur Hohenzollernbrücke<br />

zu kommen, halten sie<br />

sich an den Rucksack- Schlaufen<br />

der Vorderfrau oder des Vordermanns<br />

fest. Sogenannte Blindwalks<br />

werden unter anderem auch<br />

in Berlin, Frankfurt am <strong>Mai</strong>n,<br />

München, Trier, Lüneburg und<br />

Fulda angeboten.<br />

Eine Stadt mit Tasten, Hören<br />

und Fühlen zu erkunden, bietet<br />

sich nicht nur auf Reisen an. Führungen<br />

mit verbundenen Augen<br />

lassen auch die vertraute Umgebung<br />

völlig anders erscheinen. Und<br />

nicht zuletzt können solche Rundgänge<br />

dazu beitragen, mehr Verständnis<br />

für die Situation von<br />

Menschen mit Sehbehinderung zu<br />

entwickeln. Annette Liebmann<br />

Foto: Imago/Thilo Schmülgen<br />

Wegen seiner engen Kurven und<br />

dem felsigen Grund ist der Rhein<br />

bei St. Goarshausen unter Binnenschiffern<br />

gefürchtet. Der Sage<br />

nach sitzt hoch oben auf einem<br />

Felsen die Loreley, die alle Vorbeifahrenden<br />

mit ihrem lieblichen<br />

Gesang betört. Auf dem Felsplateau<br />

wurde nun eine neue Statue<br />

enthüllt.<br />

Die 2,20 Meter hohe Bronzestatue<br />

wurde von der Berliner Künstlerin<br />

Valerie Otte geschaffen. Ihre<br />

Loreley sitzt auf einem Felsen, mit<br />

dem sie geradezu verschmilzt. Auf<br />

der Rückseite der Figur münden<br />

die langen Haare in einen Fluss, in<br />

dessen Wellen Boote zu kentern<br />

scheinen.<br />

Schon seit vielen Jahrhunderten<br />

ranken sich zahlreiche Mythen um<br />

den 132 Meter hohen Felsen, der<br />

ebenso wie die Frauenfigur den<br />

Namen „Loreley“ trägt. Das liegt<br />

auch daran, dass es dort früher ein<br />

starkes Echo gab, für das man keine<br />

Erklärung fand. Unter anderem<br />

vermutete man, dass Waldgeister<br />

oder Zwerge dafür verantwortlich<br />

waren. Heute ist das Echo verschwunden,<br />

weil die im 20. Jahrhundert<br />

gebauten Tunnel und<br />

Straßen die Schallwellen abfangen.<br />

Erstmals als geheimnisvolle<br />

schöne Frau tauchte die Loreley im<br />

frühen 19. Jahrhundert in einer<br />

Ballade des Dichters Clemens<br />

Brentano auf. Die Zauberin war<br />

von ihrem Liebhaber betrogen<br />

worden und sollte in ein Kloster<br />

geschickt werden. Auf dem Weg<br />

dorthin stieg sie noch einmal auf<br />

den Felsen, um den Rhein zu sehen.<br />

Im Wasser glaubte sie, ihren<br />

Liebhaber zu erkennen, und stürzte<br />

sich in die Fluten des Flusses.<br />

Noch bekannter ist das Gedicht<br />

von Heinrich Heine aus dem Jahr<br />

1823, das von Friedrich Silcher<br />

vertont wurde. Es beginnt mit den<br />

Worten „Ich weiß nicht, was soll<br />

es bedeuten, dass ich so traurig<br />

bin“ und beschreibt die Loreley als<br />

verführerische Jungfrau mit langem<br />

güldenem Haar, die die Schiffer<br />

mit ihrem wunderschönen<br />

Gesang vom Kurs abbringt.<br />

Die Sage von der Loreley beschäftigt<br />

viele Künstler bis heute.<br />

Unter anderem wurde sie von der<br />

Folk-Punk-Gruppe „The Pogues“<br />

und den Rockbands „Styx“ und<br />

„Wishbone Ash“ besungen. ali<br />

Die Loreley-Statue von Valerie Otte.<br />

Foto: Armin Schaust


24 Zeitung <strong>Mai</strong> <strong>2023</strong> Unterhaltung<br />

Schon 50? Da guckst du!<br />

Comedian Kaya Yanar feiert runden Geburtstag<br />

Bei Kaya Yanar denken die meisten<br />

an „Was guckst du?!“. Mit der<br />

Comedy sendung auf Sat.1 gelang<br />

dem Komiker, Fernsehmoderator<br />

und Schauspieler der Durchbruch.<br />

Am 20. <strong>Mai</strong> feiert er seinen 50. Geburtstag.<br />

Kaya Yanar<br />

Foto: Imago/Star-Media<br />

Kaya Yanar liebt das Spiel mit<br />

kulturellen Klischees. Er selbst hat<br />

türkische und arabische Wurzeln,<br />

beherrscht aber weder Türkisch<br />

noch Arabisch wirklich gut, denn<br />

im Elternhaus wurde nur Deutsch<br />

gesprochen. Der Sohn eines Bautechnikers<br />

wurde in Frankfurt am<br />

<strong>Mai</strong>n geboren und besuchte dort<br />

ein humanistisches Gymnasium.<br />

Nach dem Abitur studierte er Phonetik,<br />

Amerikanistik und Philosophie,<br />

beendete das Studium aber<br />

ohne Abschluss.<br />

Kaya Yanar verhalf der „Ethno-<br />

Comedy“ zur Popularität im<br />

deutschsprachi gen Raum. „Was<br />

guckst du?!“, ein aus Großbritannien<br />

übernommenes Fernsehformat,<br />

lief von 2001 bis 2005. Yanar<br />

war Moderator sowie Hauptdarsteller<br />

der meisten Sketche, in denen<br />

er mit den Klischees verschiedener<br />

ethnischer Gruppen spielte.<br />

Dafür erhielt er den Deutschen<br />

Fernsehpreis, den Deutschen Comedypreis<br />

und die Goldene Romy.<br />

Weitere Fernsehauftritte hatte er<br />

unter anderem 2007 in der ZDF-<br />

Show „Kaya Yanar testet Deutschland<br />

– die Multi-Kulti-Show“, in<br />

„Stars bei der Arbeit“, wo er zusammen<br />

mit dem Komiker Paul<br />

Panzer Deutschlands schönste<br />

und schlimmste Berufe ausprobierte,<br />

sowie als Moderator der<br />

RTL-Pannenshow „Life! – Dumm<br />

gelaufen“. 2008 spielte er eine<br />

Hauptrolle in der Fernsehkomödie<br />

„Dekker & Adi – Wer bremst, verliert!“.<br />

Regelmäßig ist er mit seinen<br />

Soloprogrammen auf Tour und<br />

streamt live auf „Twitch“.<br />

Yanar ist nicht nur einer der erfolgreichsten<br />

deutschen Künstler<br />

mit türkischen Wurzeln, sondern<br />

trägt mit seinem Humor auch zur<br />

Völkerverständigung bei. Für seine<br />

Bemühungen verlieh ihm die<br />

GEO-Gruppe die Auszeichnung<br />

„Grüne Palme“.<br />

Der überzeugte Tierschützer<br />

unterstützt die Tierrechtsorganisation<br />

PETA und lebt mit seiner Familie<br />

in der Schweiz. ali<br />

Teil des<br />

Halses<br />

Banden-,<br />

Kleinkrieg<br />

(span.)<br />

Amerikaner<br />

(Mz.,<br />

Kw.)<br />

Freude,<br />

Genuss<br />

Art von<br />

Früchten<br />

Regenwasserbehälter<br />

Vertrauliches<br />

eines der<br />

<strong>Mai</strong>nzelmännchen<br />

formbares<br />

Material<br />

Küchengerät<br />

US-Nachrichtensender<br />

veralt:<br />

leicht<br />

krank,<br />

müde<br />

Parole der<br />

Franz.<br />

Revolution<br />

exakt,<br />

sorgfältig<br />

ind.<br />

Fladenbrot<br />

fruchtbare<br />

Bodenschicht<br />

Schiffsankerplatz<br />

unbestimmter<br />

Artikel<br />

Trinkgefäß<br />

Komponist<br />

von<br />

'Nanon'<br />

Schuhformer,<br />

-<br />

spanner<br />

erfolgreicher<br />

Schlager<br />

Abk.: Afrika,<br />

Karibik<br />

u. pazif.<br />

Raum<br />

Westeuropäerin<br />

Zeiteinheit<br />

Salatsoße<br />

Ausruf<br />

der Bestürzung<br />

Getreideart<br />

ausgebaggerte<br />

Erdmasse<br />

arabisches<br />

Sultanat<br />

dt. Rundfunkanstalt<br />

(Abk.)<br />

Volk im<br />

Orient<br />

Sprachw.:<br />

Singular<br />

sich<br />

wundern<br />

Heil-,<br />

Kosmetikpflanze<br />

(Mz.)<br />

Gleichgewichtslage<br />

Flachland<br />

(Mz.)<br />

dt. Stadt<br />

an der<br />

Donau<br />

Stütze,<br />

Querbalken<br />

glänzender<br />

Überzug<br />

afrik.<br />

asiat.<br />

Buckelrinder<br />

Kunststofffaser<br />

Los ohne<br />

Gewinn<br />

baltisches<br />

Volk<br />

sehr<br />

großer<br />

Innenraum<br />

Oberarmmuskel<br />

Psalmenzeichen<br />

Zeitungsfalschmeldung<br />

unversehrt,<br />

völlig<br />

Laut der<br />

Kuh<br />

zweite<br />

Traubenernte<br />

Seemannsbekleidung<br />

Jagdsignal<br />

Tanzfest<br />

Heilige d.<br />

Kirche<br />

(Mutter<br />

Marias)<br />

Grafschaft<br />

in<br />

England<br />

Fußballtor<br />

(engl.)<br />

mit einer<br />

Eiskruste<br />

überzogen<br />

Wüstenfuchs<br />

Treibmittel<br />

für<br />

Kuchenteig<br />

Luxusschiffe<br />

Wärmespender<br />

gewissenloser<br />

Mensch<br />

zu vorgerückter<br />

Stunde<br />

dt.-franz.<br />

TV-<br />

Sender<br />

Band,<br />

Tonband<br />

poetisch:<br />

Frühling<br />

© RateFUX <strong>2023</strong>-315-004<br />

Nutztier<br />

der<br />

Samen<br />

salopp:<br />

großer<br />

Aufwand<br />

Lösung:<br />

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O<br />

J<br />

E<br />

G<br />

E<br />

R<br />

S<br />

T<br />

E<br />

Computersprache<br />

Glaubensbekenntnis<br />

Klebemittel,<br />

Klebstoff<br />

abweisender<br />

Ausruf<br />

Hohlnadel<br />

zur<br />

Injektion<br />

T<br />

A<br />

G<br />

H<br />

H<br />

I<br />

T<br />

L<br />

E<br />

I<br />

S<br />

T<br />

E<br />

N<br />

L<br />

E<br />

I<br />

N<br />

R<br />

E<br />

E<br />

D<br />

E<br />

H<br />

U<br />

M<br />

U<br />

S<br />

N<br />

A<br />

A<br />

N<br />

G<br />

E<br />

N<br />

A<br />

U<br />

E<br />

G<br />

A<br />

L<br />

I<br />

T<br />

E<br />

M<br />

C<br />

R<br />

K<br />

K<br />

Z<br />

K

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