Old Master Paintings – Part 1
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ONE OF THE LEADING AUCTION HOUSES IN EUROPE<br />
CATALOGUE II<br />
OLD MASTER PAINTINGS PART 1<br />
Auctions: Thursday, 30 March 2023<br />
Exhibition: Saturday, 25 March <strong>–</strong> Tuesday, 28 March 2023
OLD MASTER<br />
PAINTINGS<br />
PART I
Platte leicht gewölbt, die Darstellung oben im flachen<br />
Dreieck und seitlich durch dunkle Bänder geschlossen.<br />
Die Goldnimben punziert, im Nimbus Christi ein<br />
Kreuz eingebracht. Sehr guter Zustand.<br />
Provenienz:<br />
Christie‘s, 27.06.1975 (dort mit s/w Abb.)<br />
Fototeca Zeri Inv. Nr. 19300.<br />
A.R. (1350024) (3) (11)<br />
85<br />
MEISTER DER TOSKANISCHEN SCHULE<br />
DES 13./ 14. JAHRHUNDERTS<br />
Im stilistischen Kreis der Maler Pietro Lorenzetti (um<br />
1280-um 1348) und Bernardo Daddi (1290-1348).<br />
KREUZABNAHME CHRISTI<br />
Tempera und Goldauflage auf Pappelholz, an drei<br />
Rändern mit ca. 1,5 cm angesetzt.<br />
31,5 x 21,5 cm.<br />
Rahmen mit Samteinlage.<br />
Das kleine Tafelbild stellt die Szene in höchst stilisierter<br />
Weise dar. Vor nächtlich schwarzem Hintergrund<br />
erscheinen die Figuren, die das Kreuz nahezu völlig<br />
verdecken. Zwischen den Assistenzfiguren im unteren<br />
Bildbereich ist der Leichnam Jesu erhöht gezeigt,<br />
gehalten von Josef von Arimathäa, der langgewandet<br />
auf einer Leitersprosse steht und mit beiden Armen<br />
den Körper Christi umfängt. Deutlich ist das Podest<br />
am Kreuz gezeigt, auf dem die Füße Jesu stehen. Der<br />
Schaft des Kreuzes selbst erhebt sich aus einem gespaltenen<br />
Felsen <strong>–</strong> auch dies bemerkenswerte ikonografische<br />
Details, die auf die Entstehungszeit des<br />
Werkes verweisen.<br />
Die Assistenzgruppen links zeigen die Heiligen Marien,<br />
wobei Mutter Maria und links daneben Maria<br />
Magdalena im Vordergrund deutlich gegeben sind,<br />
während die weiteren Frauen dahinter nur durch ihre<br />
Goldnimben erscheinen. Maria, in dunklen Mantel<br />
gehüllt, küsst die Hand Jesu, dessen schlanker Arm<br />
überlang herabgeführt ist. Maria Magdalena hingegen<br />
ist durch das Rot ihres Mantels betont. Die rechte<br />
Gruppe zeigt Nikodemus in Kniehaltung, mit einer<br />
Zange, um den Kreuznagel der Füße herauszuziehen.<br />
Dabei wird deutlich, dass Christus hier im Dreinageltypus<br />
verstanden wird. Dieser Typus ist ab etwa 1260<br />
verbreitet, was auch die Datierung des Bildes erleichtert.<br />
Die zwei weiteren Nägel der Hände sind im unteren<br />
Teil des Bildes gezeigt. Der Lieblingsjünger Johannes<br />
ist in rosafarbenen Mantel gehüllt, der Kopf mit<br />
weinendem Gesicht in die Hand gestützt.<br />
Der Stil des Gemäldes weist in die Toskana. Zu den<br />
Ersten, die den Byzantinischen Formalismus in der<br />
Malerei aufgegeben hatten, gehörte Cimabue. Als<br />
Lehrmeister von Giotto di Bondone (1276-1337) wirkte<br />
er bedeutend auf die Malerei des 14. Jahrhunderts<br />
ein. Die auch hier im Bild erkennbare Absicht, den Gesichtern<br />
lebensnahe Physiognomie zu verleihen, etwa<br />
in der Wiedergabe der Trauer oder weinender Gesichter,<br />
wurde von da an stets weiterentwickelt.<br />
Zu den Malern, deren Werke Verwandtschaft mit dem<br />
vorliegenden Gemälde aufweisen, zählen etwa Bernardo<br />
Daddi (1290-1348) oder Pietro Lorenzetti (um<br />
1280-um 1348). Eine bedeutende Sammlung von Werken<br />
der frühen italienischen Malerei enthält das Lindenau-Museum<br />
in Altenburg.<br />
MASTER OF TUSCANY SCHOOL,<br />
13TH/ 14TH CENTURY<br />
In the stylistic circle of painters Pietro Lorenzetti (ca.<br />
1280 - ca. 1348) and Bernardo Daddi (1290 - 1348).<br />
THE DEPOSITION FROM THE CROSS<br />
Tempera and gilding on poplar wood, ca. 1.5cm<br />
extensions on three sides.<br />
31.5 x 21.5 cm.<br />
Frame with velvet lining.<br />
The small panel painting depicts the scene in a highly<br />
stylized manner. The figures, which almost completely<br />
cover the cross are depicted against a nightly black<br />
background. The body of Christ is depicted raised between<br />
the assistant figures in the lower part of the<br />
painting, held by Joseph of Arimathea, who shown in<br />
long robes standing on a rung of a and holding the<br />
body of Christ with both arms. The pedestal on the<br />
cross on which Christ’s feet are resting is clearly depicted.<br />
The shaft of the cross itself rises from a split<br />
rock, which is a remarkable iconographic detail referring<br />
to the period when the painting was created. The<br />
groups of assistant figures on the left show the Three<br />
Marys, with Mary, Mother of Jesus and Mary Magdalene<br />
to her left clearly shown in the foreground, while<br />
the other women behind them only appear by means<br />
of their gilt haloes. The Virgin Mary, draped in a dark<br />
cloak, kisses the hand of Christ, whose slender overlong<br />
arm is stretched out. On the other hand, Mary<br />
Magdalene is emphasized by the red of her cloak. The<br />
right group depicts Nicodemus kneeling, using pliers<br />
to pull out the cross nail of Christ’s feet. Clearly, Christ<br />
is depicted in three-nail type. This type is widespread<br />
from ca. 1260, which also facilitates the dating of the<br />
painting. The other two nails of the hands are shown<br />
in the lower part of the painting. Christ’s favourite disciple<br />
John is shown weeping, his head resting on his<br />
hand and draped in a pink cloak. The style of the painting<br />
suggests Tuscany. Cimabue was among the first<br />
artists to abandon Byzantine formalism in painting. As<br />
a teacher of Giotto di Bondone (1276 - 1337) he had<br />
significant influence on 14th century painting. As is<br />
clear in the present painting rendering the faces in<br />
lifelike physiognomy is intentional, for example in the<br />
depiction of mourning or weeping faces and this was<br />
continuously developed from then on. Among the<br />
painters whose works are similar to the present painting<br />
are Bernardo Daddi (1290 Florence - 1348) and<br />
Pietro Lorenzetti (ca. 1280 Siena - ca. 1348). The Lindenau<br />
Museum in Altenburg holds an important collection<br />
of early Italian paintings. Panel slightly warped.<br />
The depiction shown in a flat triangle at the top and<br />
closed on the sides by dark bands. The gilt haloes are<br />
hallmarked with a cross in Christ’s nimbus. Very good<br />
condition.<br />
Provenance:<br />
Christie’s, 27 June 1975 (with black and white illustration)<br />
Fototeca Zeri, inventory no. 19300.<br />
€ 65.000 - € 85.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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86<br />
LAZZARO BASTIANI,<br />
1429 PADUA <strong>–</strong> 1512 VENEDIG, ZUG.<br />
THRONENDE MADONNA MIT DEM KIND<br />
UND ZWEI ENGELN<br />
Öl/ Tempera und Goldgrund auf Holz. Parkettiert.<br />
72 x 46,5 cm, an den Seiten Malrändchen.<br />
Ungerahmt.<br />
Das in hoher Qualität geschaffene Gemälde ist als Andachtsbild<br />
zu sehen. Wohl für einen Vesperaltar einer<br />
Kirche in Auftrag gegeben, wobei das Wappen des<br />
Stifters rechts im Bild eingebracht ist, mit steigendem<br />
Löwen auf gestreiftem Grund in Rot und Silber,<br />
darüber Drachenkugel mit Kreuz. Dies weist den Stifter<br />
als Mitglied des Drachenordens aus, der um 1408<br />
gegründet wurde. Dabei findet sich die Form des<br />
Schildes fast nur in Italien.<br />
Maria, betont jugendlich mit anmutigen Gesichts zügen<br />
dargestellt, sitzt auf einer Marmorbank, das Kind auf<br />
dem Schoß, und hält ein rotes Gebetbuch, während<br />
das Kind das Händchen auf die Finger der Mutter gelegt<br />
hat. Der Blick der Mutter gilt dem Betrachter, während<br />
das Kind zur Mutter aufblickt. Über einem zartrosa<br />
Kleid der Maria liegt ein dunkelfarbener Mantel mit<br />
großer Agraffe, mit einem ovalen Stein besetzt, der<br />
dunkel-lutrot leuchtet. Dabei weist diese Farbe ikonographisch<br />
bereits auf das künftige Leiden hin. Das<br />
mittelgescheitelte Haar ist mit einem durchscheinenden<br />
Tuch belegt, das seitlich über die Schultern herabzieht.<br />
Im Hintergrund flankieren zwei Engel mit hochgestellten<br />
Flügeln die Marienfigur, während sie einen<br />
Brokatmantel mit Pelz-Innenfutter ausbreiten. Dahinter<br />
Goldgrund, wie auch in den Nimben.<br />
LAZZARO BASTIANI,<br />
1429 PADUA <strong>–</strong> 1512 VENICE, ATTRIBUTED<br />
ENTHRONED MADONNA WITH CHILD<br />
AND TWO ANGELS<br />
Oil/tempera on gold ground, on panel. Parquetted.<br />
72 x 46.5 cm, edges on the side.<br />
Earlier investigations (Gianluca Poldi) revealed two<br />
underdrawings in infrared photographs, executed with<br />
a thin brush, as well as hatching below the shadows.<br />
Provenance:<br />
Private collection, Berlin<br />
Dorotheum Vienna 24 April 2018, lot. 16 (there<br />
described as Genoese School, 15th century).<br />
€ 40.000 - € 50.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Die Zuweisung an den Maler fußt auf Stilvergleiche mit<br />
weiteren Werken des Malers, von dem wir wissen,<br />
dass er 1449 in einer Werkstatt in Venedig tätig war,<br />
jedoch seine erste Ausbildung wohl in Padua erhielt,<br />
was den Einfluss des Malers Andrea Mantegna erklären<br />
könnte. Auch die Stilistik der Malerfamilie der Bellini<br />
lässt sich in seinen Werken erkennen. So wird vermutet,<br />
dass Bastiani in den 1460er Jahren mit Giovanni Bellini<br />
für die Scuola Grande di San Marco zusammengearbeitet<br />
hat. In den 1480er Jahren arbeitete er zusammen<br />
mit Gentile Bellini; so schuf er eine „Marien krönung“<br />
(Galleria dell‘Accademia), 1477 eine Geburt Christi,<br />
sowie „San Antonio am Nussbaum“. 1508 wurde er<br />
<strong>–</strong> zusammen mit seinem Schüler Vittore Carpaccio <strong>–</strong><br />
berufen, die Werke des Giorgione für die Fondaco dei<br />
Tedeschi zu bewerten.<br />
Frühere Untersuchungen (Gianluca Poldi) ergaben<br />
bei Infrarotaufnahmen zwei Unterzeichnungen, mit<br />
dünnem Pinsel ausgeführt, ferner Schraffierungen<br />
unterhalb der Schatten. A.R.<br />
Provenienz:<br />
Privatsammlung Berlin<br />
Dorotheum Wien 24. April 2018, Lot. 16 (dort Genueser<br />
Schule des 15. Jahrhunderts).<br />
(13300563) (2) (11)<br />
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87<br />
ITALIENISCHER MALER DES MANIERISMUS<br />
DIE MADONNA MIT JESUS<br />
UND DEM JOHANNESKNABEN<br />
Öl auf Holz, einmal verstärkt, sowie rotes Wachssiegel.<br />
Im Tondo, Durchmesser: 63 cm.<br />
In vergoldetem Prunkrahmen.<br />
Vor einem großen grünen, faltenreichen Ehrentuch<br />
sitzend die Madonna in edlem dunkelrotem Gewand,<br />
am Rand mit Goldstickerei versehen, darüber ein grüner<br />
Mantel, in ihrer linken Hand den nackten Jesusknaben<br />
haltend, der sich mit seinem linken Fuß auf<br />
einem beigen Sockel abstützt. Am linken Bildrand Johannes<br />
der Täufer mit Fellgewand über seiner linken<br />
Schulter sowie das Stabkreuz mit Rotulus haltend,<br />
während er gerade Jesus eine Taube übergibt. Maria<br />
blickt ihn dabei nachdenklich an. Alle drei Figuren jeweils<br />
mit goldenem Nimbus.<br />
Feine Malerei in der typischen Manier der Zeit mit<br />
harmonischer Farbgebung in der Farbtrias Rot, Grün<br />
und Beige/ Gold. Das Motiv gehört zu einem der beliebtesten<br />
Themen der Kunstgeschichte. Teils Retuschen,<br />
verso alte Anobiumspuren.<br />
(1350023) (3) (18)<br />
ITALIAN MANNERIST PAINTER<br />
MADONNA AND CHILD WITH<br />
THE YOUNG SAINT JOHN THE BAPTIST<br />
Oil on panel, reinforced once and red lacquer seal.<br />
Tondo, diameter: 63 cm.<br />
This is one of the most popular subjects in art history.<br />
<strong>Part</strong>ly retouched, verso old traces of anobium.<br />
€ 30.000 - € 35.000<br />
Sistrix<br />
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88<br />
MEISTER DES VERLORENEN SOHNES,<br />
TÄTIG ZWISCHEN 1525 UND DEN 1550ER-JAHREN<br />
IN ITALIEN UND ANTWERPEN<br />
MADONNA MIT DEM KIND<br />
Öl auf Holz.<br />
62 x 50 cm.<br />
Um 1535/40.<br />
Gerahmt.<br />
Bestätigt durch die Expertise von Prof. Dr. Dr. h.c. Jan<br />
De Maere, Rambrouch, vom 18.11.2022 mit Bildvergleichen<br />
und Literaturangaben.<br />
Die Darstellung ist erkennbar inspiriert von einem bekannten<br />
Werk des Jan Gossaert gen. Mabuse (1478-<br />
1532 Antwerpen). Das Motiv, mehrmals von Gossaert<br />
und anderen Malern aufgegriffen, zeigt, wie auch hier,<br />
die Madonna mit dem Kind in einem Innenraum hinter<br />
einer Tischplatte, der das Kind aufsitzt. Im Unterschied<br />
zu den vergleichbaren Darstellungen, die im<br />
Hintergrund oft Landschaftsausblicke zeigen, ist hier<br />
eine dunkle Raumecke zu sehen, mit Fensterlaibung<br />
links und einem weiß-schwarzen Brokattuch rechts.<br />
Wie stets in diesen Bildvariationen hält die Mutter<br />
das Kind mit beiden Händen, während das Knäblein<br />
mit dem Kopftuch der Mutter spielt.<br />
Der Maler ist mit seinem Notnamen bekannt, als<br />
„Meister des Verlorenen Sohnes“, einem Gemälde,<br />
das sich im Kunsthistorischen Museum zu Wien befindet<br />
(Inv.Nr. 986). Diese Bezeichnung wählte zuerst<br />
Georges Hulin de Loo 1909. Eines der Gemälde des<br />
Meisters zeigt das Monogramm „LK“. Er arbeitete<br />
nach dem Tod von Gossaert und vor Pieter Brueghel<br />
d. Ä. Sein Bild „Heimkehr des Tobias“ trägt die Datierung<br />
„1535“. Sein manieristischer Malstil lässt den<br />
Einfluss der Schule von Fontainebleau erkennen. Zusammen<br />
mit Pieter Aertsen, Pieter Coecke van Aelst<br />
oder Jan Massys zählt der Meister zu den bedeutendsten<br />
seiner Zeit, nicht zuletzt gewürdigt aufgrund<br />
der Anmut seiner Frauengesichter, was den italienischen<br />
Einfluss auf sein Wirken bestätigt.<br />
Laut beiliegender Expertise ist das Gemälde in die<br />
Jahre 1535/40 einzuordnen. Werke seiner Hand finden<br />
sich in zahlreichen öffentlichen Sammlungen, wie<br />
Wien, Antwerpen, Bonn, Cleveland-Museum Ohio,<br />
Douai, Ghent, Köln, München, Moskau etc., um nur<br />
einige zu nennen. A.R.<br />
MASTER OF THE PRODIGAL SON,<br />
ACTIVE IN ITALY AND ANTWERP 1525 - 1550S<br />
THE VIRGIN AND CHRIST CHILD<br />
Oil on panel.<br />
62 x 50 cm.<br />
ca. 1535/40.<br />
The artist identification is based on an expert´s report<br />
by Professor Dr Dr hc Jan De Maere, Rambrouch,<br />
dated 18 November 2022 with image comparison and<br />
bibliography.<br />
Provenance:<br />
From portuguese aristocracy.<br />
€ 15.000 - € 20.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Provenienz:<br />
Aus portugiesischem Adelsbesitz.<br />
(1351435) (11)<br />
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89<br />
CORNELIS VAN CLEVE,<br />
1527 <strong>–</strong> UM 1581 ANTWERPEN, ZUG.<br />
ANBETUNG DER KÖNIGE<br />
Öl auf Holz. Parkettiert.<br />
101,5 x 77,5 cm.<br />
In ebonisiertem Profilrahmen.<br />
Das vorliegende Gemälde bezieht sich eindeutig auf<br />
eine Komposition, die heute im Museum für schöne<br />
Künste in Antwerpen verwahrt wird (Inv. Nr. 464) und<br />
das Mittelteil eines Triptychons für das Grabmonument<br />
des Lodewijk Clarys und seiner Frau Marie le Batteur<br />
in der Antwerpener Kathedrale war. Der Künstler war<br />
Sohn und Schüler des großen Joos van Cleve (um<br />
1485 - um 1540), von dem er den Stil und einige besonders<br />
gelungene kompositorische Details übernahm,<br />
deren Sanftheit und stille Eleganz er weiterentwickelte.<br />
1541 wurde er Meister der Antwerpener Gilde und<br />
hielt sich 1555-1560 in England auf. In seinen Spätwerken<br />
überarbeitete Cornelis den väterlichen Stil, in dem<br />
er sich eher an der moderneren Darstellungsweise<br />
von Pieter Aertsen (1507-1575) orientierte. Wie an<br />
diesem schönen Holzbild erkennbar wird, ist Cornelis<br />
in warmen, leuchtenden Farben gehaltene Malerei äußerst<br />
präzise, ja fast schon von klassisch anmutender<br />
formaler Reinheit. Seine Vorliebe für das Sfumato deutet<br />
auf den Einfluss der italienischen Renaissance<br />
hin, von Leonardo da Vinci (1452-1519) über Raffael<br />
(1483-1520) bis hin zu Andrea del Sarto (1486-1530).<br />
Anmerkung:<br />
Eine weitere vergleichbare Version, womöglich auch<br />
eine Werkstattarbeit, wird im Kunsthistorischen<br />
Museum in Wien (Inv. Nr. 1703) verwahrt.<br />
(1352171) (13)<br />
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CORNELIS VAN CLEVE<br />
1527 <strong>–</strong> CA. 1581 ANTWERP, ATTRIBUTED<br />
THE ADORATION OF THE MAGI<br />
Oil on panel. Parquetted.<br />
101.5 x 77.5 cm.<br />
The present painting is clearly linked to a composition<br />
now held at the Antwerp Museum of Fine Arts (inv.<br />
no. 464) which was the centre panel of a triptych for<br />
the tomb of Lodewijk Clarys and his wife Marie le<br />
Batteur in Antwerp Cathedral.<br />
Notes:<br />
Another comparable version, possibly also a workshop<br />
work, is held at the Kunsthistorische Museum<br />
in Vienna (inv. no. 1703).<br />
€ 90.000 - € 120.000<br />
Sistrix<br />
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90<br />
MEISTER VON FRANKFURT,<br />
UM 1460 <strong>–</strong> UM 1533, WERKSTATT<br />
MADONNA LACTANS<br />
MASTER OF FRANKFURT,<br />
CA. 1460 <strong>–</strong> CA. 1533, WORKSHOP<br />
THE NURSING MADONNA<br />
Öl auf Holz. Parkettiert.<br />
68,5 x 47 cm.<br />
Gerahmt.<br />
Das Gemälde zeigt Maria mit dem Kind an der Brust,<br />
in prächtiger Kleidung vor einer mit Blättern dekorierten<br />
Baldachinrückwand. Mutter und Kind blicken einander<br />
zu. Der seitlich weit gebauschte, in Falten gelegte<br />
rote Mantel beherrscht farblich die Darstellung, wobei<br />
die komplementäre Grünfarbe im Brokatkleid, im<br />
Baldachintuch und in der Flora farblich korrespondiert.<br />
Wie bei vielen weiteren der Bilder des Malers ist auch<br />
hier ein narrativer Hintergrund zu sehen, mit einer<br />
Vielzahl von Figuren, die, in Architekturlandschaften<br />
eingebracht, synchronoptisch Szenen aus dem Marienleben<br />
zeigen: links der Stall in Bethlehem mit Anbetung<br />
der Engel, dahinter ein Turmgebäude, darüber<br />
auf einer Bergkuppe Figuren mit erhobenen Armen<br />
bei der Sichtung einer Lichterscheinung. Rechts im<br />
Bild ist die Anbetung der Könige gezeigt. Fantasievoll<br />
auch hier die Turmarchitekturen, mit Blick auf die Stadt<br />
Jerusalem im Hintergrund. Die fantasiereiche Erzählfreude<br />
des Malers, die Liebe zum Detail und für zahlreiche<br />
Figuren lässt sich auch in weiteren Werken des<br />
Malers und seiner Werkstatt erkennen.<br />
Der Künstlername steht nicht im Zusammenhang mit<br />
der Biografie des namentlich unbekannten flämischen<br />
Malers. Vielmehr wurde hier ein Notname gewählt,<br />
aufgrund dessen, dass seine bedeutendsten Werke<br />
von der Frankfurter Familie Humbracht in Auftrag gegeben<br />
wurden, heute im Städelschen Kunstinstitut<br />
Frankfurt. Verschiedene Versuche, unterschiedliche<br />
Maler für diesen Meister festzulegen, fanden bislang<br />
keine befriedigende Einstimmigkeit.<br />
Wahrscheinlich war der Meister bis 1518 in Antwerpen<br />
tätig. Stilistische Verwandtschaft mit Hugo van der<br />
Goes lassen diesen als Lehrer vermuten.<br />
Provenienz:<br />
P. de Boer, Amsterdam, 1964.<br />
Willy Kaus, Frankfurt am Main.<br />
Literatur:<br />
Stephen H. Goddard, The <strong>Master</strong> of Frankfurt and his<br />
shop, Diss. Univ. Iowa 1983, S. 354f. und S. 476, Kat.<br />
Nr. 36 (als Werkstatt).<br />
Stephen H. Goddard, The <strong>Master</strong> of Frankfurt and his<br />
shop, Brüssel 1984, S. 139, Kat.Nr. 36 (Werkstatt um<br />
1510-15).<br />
Vgl. Max J. Friedländer, Der Meister von Frankfurt,<br />
in: Jahrbuch der Ko¨niglich-Preußischen Kunstsammlungen,<br />
Bd. 38, 1917, S. 135-150.<br />
Vgl. Heinrich Weizsäcker, Der Meister von Frankfurt,<br />
in: Zeitschrift für christliche Kunst, Bd. 10, 1897,<br />
S. 1-16.<br />
Vgl. Rainald Grosshans, Rezension von Stephen<br />
H. Goddard, The <strong>Master</strong> of Frankfurt and his shop, in:<br />
Kunstchronik, Bd. 41, 1988, S. 118-125.<br />
Ausstellungen:<br />
P. de Boer, Amsterdam, 1964, Nr. 21.<br />
(1352172) (11)<br />
Oil on panel. Parquetted.<br />
68.5 x 47 cm.<br />
€ 40.000 - € 60.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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91<br />
MARTIN BELLEGAMBE D. Ä.,<br />
GEB. UM 1505 DOUAI<br />
DIE BEWEINUNG CHRISTI<br />
Öl auf Holz.<br />
65 x 83 cm.<br />
Gerahmt.<br />
Wir danken Till Holger Borchert für freundliche Hinweise.<br />
Das Gemälde hat nicht nur eine hervorragende Provenienz,<br />
sondern ist auch kunsthistorisch schon seit<br />
1931/31 eingehend behandelt worden. Die erhaltenen<br />
alten fotografischen Aufnahmen zeigen zudem den<br />
ehemaligen Zustand, und im Vergleich dazu die Unversehrtheit<br />
bis heute.<br />
Gezeigt ist die Beweinung Christi unmittelbar nach<br />
der Kreuzabnahme. Dabei ist die Figurengruppe noch<br />
auf dem Kalvarienberg zu sehen, wenig dahinter die<br />
beiden Kreuze der Schächer. Der Maler hat den Leichnam<br />
Christi in die linke Bildseite gesetzt, dagegen die<br />
Mutter Maria ins Bildzentrum, was darauf schließen<br />
lässt, dass das Tafelbild im Zusammenhang mit einem<br />
Marienaltar gedacht war. Maria wird von Johannes <strong>–</strong><br />
hier in rotem Gewand <strong>–</strong> gestützt, umgeben von den<br />
weiteren der „Drei Marien“. Maria Magdalena wird<br />
gezeigt, wie sie die Seitenwunde Christi pflegt; eine<br />
Waschschüssel ist am Boden abgelegt, das Salbgefäß<br />
als ihr Attribut daneben. Josef von Arimathäa und<br />
Nicodemus halten den Leichnam im weißen Tuch. Von<br />
nicht unerheblichem Interesse sind etliche Details im<br />
Bild. So etwa die reiche, auch beschriftete Kleidung<br />
der beiden Männer, die laut Bibel vermögende Begleiter<br />
Jesu aus dem Kreis der Pharisäer waren, wobei<br />
Josef die Grablege gekauft hat. Im Hintergrund sind<br />
die beiden Schächer in sehr unterschiedlicher Weise an<br />
ihre Kreuze gebunden. Interessant ist der Pfahl links<br />
daneben mit einem geräderten Delinquenten, wobei<br />
diese Hinrichtungsart nur im Norden, nie aber im Land<br />
der Bibel vorkam; hier aber bietet es uns ein Zeitdokument<br />
des Bildes. Auch das Weichbild der Stadt Jerusalem<br />
wird ganz in der architektonischen Erscheinung<br />
der Gotik gezeigt.<br />
Der bedeutende Kunsthistoriker Max Jacob Friedländer<br />
hat das Bild 1930/31 bereits begutachtet. Seine<br />
damalige Zuweisung an den Meister van Delft und<br />
die später erfolgte Nennung des Jean Bellegambe,<br />
dem Sohn des Martin, wurde inzwischen aufgrund<br />
jüngerer Kenntnisse durch Till Holger Borchert zugunsten<br />
des Martin Bellegambe korrigiert. A.R.<br />
Provenienz:<br />
Um 1930 Collection Derbyhire.<br />
C. N. Buzzard, Paris.<br />
Anmerkung 1:<br />
Ein weiteres Gemälde von Martin Bellegambe „Saint<br />
Bernard embrassant le crucifix“ aufgeführt in: La Revue<br />
du Louvre (2006), Nr. 4, S. 22-23.<br />
Anmerkung 2:<br />
Das Gemälde ist im RKD - Verzeichnis unter Jean<br />
Bellegambe dokumentiert (Abb.nr. 0000061272, Archiv<br />
Friedländer, 24. 7 1931, 000061275). Friedländer<br />
1967-76, dl. XII, nr. 129 als Jean Bellegambe (Sohn<br />
des Martin).<br />
Anmerkung 3:<br />
Zur versuchten Klärung der Aufschriften auf dem roten<br />
Kleid beiliegend Schriftwechsel mit De Maere.<br />
(13514347) (11)<br />
MARTIN BELLEGAMBE THE ELDER,<br />
BORN CA. 1505 DOUAI<br />
THE LAMENTATION OF CHRIST<br />
Oil on panel.<br />
65 x 83 cm.<br />
We thank Till Holger Borchert for his kind advice.<br />
The painting not only has an excellent provenance but<br />
has also been discussed in at historical publications<br />
since 1931/31. The preserved old photographs also<br />
show the former condition and, in comparison, its intactness<br />
to this day.<br />
Provenance:<br />
ca. 1930 Collection, Derbyshire.<br />
C. N. Buzzard, Paris.<br />
Notes 2:<br />
The painting is listed with the RKD register and documented<br />
under Jean Bellegambe (ill. no. 0000061272,<br />
Archiv Friedländer, 24 July 1931, 000061275).<br />
Friedländer 1967-76, dl. XII, no. 129 as Jean Bellegambe<br />
(son of Martin).<br />
€ 40.000 - € 60.000<br />
Sistrix<br />
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92<br />
JOOS VAN CLEVE,<br />
UM 1485 <strong>–</strong> UM 1540, KREIS DES<br />
HIERONYMUS IN SEINEM STUDIERZIMMER<br />
JOOS VAN CLEVE,<br />
CA. 1485 <strong>–</strong> CA. 1540, CIRCLE OF<br />
SAINT JEROME IN HIS STUDY<br />
Öl auf Holz.<br />
70 x 52 cm.<br />
Der Kirchenvater in roter Kardinalskleidung mit blauem<br />
Brett vor einem geöffneten Buch sitzend, seine Hand<br />
mit dem Zeigefinger auf einen vor ihm liegenden<br />
Schädel deutend. Hinter dem Pult eine Türöffnung mit<br />
Landschaftsausblick und einem mehrstöckigen Gebäude<br />
mit Turm nebst Bäumen. Das Studierzimmer<br />
empfängt sein Licht durch eine Fensteröffnung auf der<br />
linken Seite, in der die Butzenscheiben schimmern<br />
und vor dem ein Kruzifix steht mit danebenstehender<br />
Sanduhr. In der oberen Mitte ein scheinbar an die<br />
Rückwand gehefteter ausgerollter Zettel mit der Aufschrift<br />
„Cogita mori“ mit manieristischer Umrandung.<br />
Rechts im Vordergrund eine erloschene Kerze in bronzenem<br />
Kerzenständer.<br />
Oil on panel.<br />
70 x 52 cm.<br />
€ 20.000 - € 25.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Anmerkung:<br />
Vergleiche „Hieronymus in seinem Studierzimmer“<br />
Joos van Cleve, Ausstellung „Leonardo des Nordens,<br />
Joos van Cleve“, Suermondt-Ludwig-Museum, Aachen<br />
2011. (1351892) (18)<br />
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31
93<br />
BERNARD VAN ORLEY,<br />
AUCH GENANNT "BAREND VAN ORLEY",<br />
1491/92 BRÜSSEL <strong>–</strong> 1541 EBENDA, WERKSTATT DES<br />
ANBETUNG DER WEISEN<br />
Öl auf Holz. Altparkettiert.<br />
33,5 x 46 cm<br />
Verso rotes kleines Lacksiegel. Um 1520/25.<br />
Gerahmt.<br />
Beigegeben eine Expertise von Prof. Dr. Dr. h.c. Jan<br />
de Maere, Rambrouch, 24.05.2022.<br />
Gelistet im RKD, 46984 unter: M. J. Friedländer (Abb.<br />
Nr. 00074944 sowie 00074917) Standort: BD/RKD-<br />
ONS/Fotoarchiv Friedländer).<br />
Das Gemälde mittleren, aber betonten Querformates<br />
zeigt die Anbetungsszene, unterschiedlich bezeichnet<br />
als „der Weisen aus dem Morgenland“, „der Magier“<br />
oder „der Könige“, die dem Kind Gold, Weihrauch und<br />
Myrrhe überbringen. Der Bildaufbau symmetrisch,<br />
mit Maria im Bildzentrum. In smaragdgrünem Mantel<br />
und mit weißem Tuch über braunem Haar wendet sie<br />
sich nach rechts, während gleichzeitig das Kind den<br />
Knauf des goldenen Gefäßes ergreift, das ihm dargebracht<br />
wird. Der bärtige königliche Adorant hat Krone<br />
und Zepter am Boden vor dem Kind abgelegt. Diese<br />
Stelle hat der Maler nicht zufällig gewählt, soll dies<br />
doch Jesus als den künftigen Herrscher der Welt andeuten.<br />
Der König rechts dahinter trägt ebenfalls eine<br />
Krone und überreicht einen Goldpokal. Links steht der<br />
dunkelhäutige Balthasar, betont weiß gekleidet, er<br />
trägt ein Prunkgefäß und ein Zepter. Begleitfiguren an<br />
den Bildrändern und im mittleren Hintergrund, in dem<br />
eine Burganlage zu sehen ist, was ganz im Gegensatz<br />
zur Bibellegende steht, aber vielleicht lokale Bedeutung<br />
für den Entstehungsraum hat. Dagegen sind die<br />
beiden Rundsäulen mit vergoldeten Kapitellen, die hinter<br />
Maria stehen und ihre Position seitlich flankieren,<br />
als deutlicher Hinweis auf ihre und des Kindes Stellung<br />
in der Heilsgeschichte zu verstehen.<br />
Der Maler van Orley entstammte einer luxemburgischen<br />
Adelsfamilie derer d’Ourle, die nach Brabant<br />
zog, wo der Vater des Malers als illegitimes Kind den<br />
Adelstitel verlor. Bernard schloss sein Studium als Romanist<br />
bei seinem Vater 1512 ab und wandte sich der<br />
Malerei zu. Eine Reise nach Italien ist dabei nicht nachzuweisen.<br />
Vielmehr orientierte er sich an der Malerei<br />
der Zeit, aber auch an italienischen Stichwerken. Vor allem<br />
haben die Zeichnungen Raffaels, die für die Kartons<br />
der „Scuola Nova“ <strong>–</strong> speziell für die Gobelinmanufaktur<br />
in Brüssel <strong>–</strong> angefertigt wurden auf seine Motive in<br />
der Malerei Einfluss gehabt. Speziell die „Anbetungsszene“,<br />
die zwischen 1520 und 1520 gewoben wurde,<br />
fand in seinen Bildern einen Niederschlag. 1517 als<br />
Meister in der Antwerpener Gilde geführt, wurde er<br />
bereits ein Jahr später Hofmaler von Maria von Österreich<br />
in den Niederlanden. Festzustellen ist eine enge<br />
Beziehung des vorliegenden Gemäldes mit dem Bild<br />
desselben Themas, das sich in der J. G. Johnson Collection<br />
im Philadelphia Museum befindet (Inv.Nr. 400).<br />
Dort sind Maria, das Kind und der davor kniende König<br />
in nahezu identischer Weise gezeigt. Einen weiteren<br />
Vergleich lässt das Gemälde im Kunsthistorischen<br />
Museum Wien (Apostel-Altarblatt) von 1512 zu. Jan<br />
van Dornicke aus der Werkstatt des van Orley hatte<br />
sich ebenfalls diesem Thema mehrfach gewidmet<br />
(Pinacoteca Brera, Mailand). A.R.<br />
Provenienz:<br />
Das Gemälde hat eine bedeutende Provenienz aufzuweisen<br />
und ist bereits in der Kunstliteratur ausgiebig<br />
dokumentiert:<br />
Vor 1930 Privatbesitz Madrid (dokumentiert durch<br />
Versobeschriftung eines Fotos vom Bild durch Max<br />
Jacob Friedländer).<br />
Leo Blumenreich, Berlin (dokumentiert wie vorig,<br />
möglicherweise hat Blumenreich eine Abbildung<br />
für Friedländer besorgt).<br />
Vor 1930 Kunsthandel Thomas Harris, London<br />
(wie vorig).<br />
Privatsammlung Cubells, Madrid.<br />
Literatur:<br />
Aufgeführt und besprochen in:<br />
Max Jacob Friedländer, dessen Fotoarchiv.<br />
Max Jacob Friedländer, Early Netherlandish painting,<br />
Bd. 8: Jan Gossart and Bernart van Orley, Leyden<br />
1972, Nr. 106 c.<br />
John David Farmer, van Orley of Brussels, Diss. Princeton<br />
University 1981, S. 270ff. (dort Umkreis des).<br />
Ferner:<br />
Max Jacob Friedländer, Die Antwerpener Manieristen<br />
von 1520, in: Jahrbuch der Preußischen Kunstsammlungen,<br />
36, 1915.<br />
Max Jacob Friedländer, Die altniederländische<br />
Malerei, 14 Bde., Berlin 1924-1937.<br />
(13514348) (11)<br />
BERNARD VAN ORLEY,<br />
ALSO KNOWN AS “BAREND VAN ORLEY”,<br />
1491/92 BRUSSELS <strong>–</strong> 1541 IBID., WORKSHOP OF<br />
THE ADORATION OF THE MAGI, CA. 1520/25<br />
Oil on panel. <strong>Old</strong> parquetting.<br />
33.5 x 46 cm.<br />
Small red lacquer seal on the reverse.<br />
Accompanied by an expert’s report by Professor Dr Dr<br />
hc Jan de Maere, Rambrouch, 24 May 2022. Listed<br />
at RKD, 46984 as: M. J. Friedländer (ill. no. 00074944<br />
and 00074917) Location: BD/RKD-ONS/Fotoarchiv<br />
Friedländer).<br />
Provenance:<br />
The painting has an important provenance and is<br />
already extensively documented in art literature:<br />
Before 1930 private collection, Madrid (documented<br />
by inscription on the back of a photograph of the<br />
painting by as Max Jacob Friedländer).<br />
Leo Blumenreich, Berlin (documented as above,<br />
possibly Blumenreich obtained a photograph for<br />
Friedländer).<br />
Before 1930 Kunsthandel Thomas Harris, London<br />
(as above).<br />
Cubells private collection, Madrid.<br />
Literature:<br />
Listed and discussed in:<br />
Max Jacob Friedländer, his photo archive.<br />
Max Jacob Friedländer, Early Netherlandish painting,<br />
vol. 8: Jan Gossart and Bernart van Orley, Leyden<br />
1972, no. 106 c.<br />
John David Farmer, van Orley of Brussels, Diss.<br />
Princeton University 1981, p. 270ff. (there described<br />
as circle of).<br />
Furthermore:<br />
Max Jacob Friedländer, Die Antwerpener Manieristen<br />
von 1520, in: Jahrbuch der Preußischen Kunst sammlungen,<br />
36, 1915.<br />
Max Jacob Friedländer, Die altniederländische Malerei,<br />
14 Bde., Berlin 1924-1937.<br />
€ 40.000 - € 60.000<br />
Sistrix<br />
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33
94<br />
GIOVANNI BELLINI,<br />
1430 VENEDIG <strong>–</strong> 1516 EBENDA, WERKSTATT DES<br />
MADONNA MIT DEM KIND<br />
GIOVANNI BELLINI,<br />
1430 VENICE <strong>–</strong> 1516 IBID., WORKSHOP OF<br />
MADONNA AND CHILD<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
55,5 x 44,5 cm.<br />
Goldrahmen im Frührenaissancestil.<br />
Einige wesentliche Bildmotive bringen das Gemälde<br />
in die Nähe eines Werkes von Bellini, das sich seit 1908<br />
im Metropolitan Museum of Art in New York befindet.<br />
Hier wie dort ist die Madonna im Halbbildnis mit dem<br />
Kind vor einem roten Tuch gezeigt, das links einen Blick<br />
in die Landschaft freigibt. In Bellinis Epoche hat ein<br />
solches Vorhangtuch bereits die bis dahin noch übliche<br />
Thronrückwand ersetzt. Auch in vorliegendem Gemälde<br />
ist die Darstellung am Unterrand durch eine kurze<br />
Brüstung abgeschlossen, hierauf liegt die linke Hand<br />
der Maria mit einem kleinen Buch, einem Gebetbuch<br />
auf. Kopf und Brust mit einem weißen Tuch bedeckt,<br />
darüber ein grünes Manteltuch, wobei das Rot des<br />
Kleides freigelassen bleibt. Der gesenkte Blick Mariens<br />
ist auf das Kind gerichtet, das jedoch Blickkontakt mit<br />
dem Bildbetrachter aufnimmt. Im Gegensatz zum New<br />
Yorker Bild, das im Hintergrund eine Häusergruppe<br />
zeigt, wird hier ein Fensterausblick über eine Flusslandschaft<br />
geboten, mit kompaktem Wolkengebilde<br />
auf blauem Himmelsgrund. Die Nimben nur sehr zart<br />
angedeutet, in Form feiner, kaum wahrnehmbarer<br />
Linien, wobei im Nimbus des Kindes die Kreuzform<br />
einbezeichnet ist. Diese feinen Linien der Nimben entsprechen<br />
auch der Malweise im genannten Beispiel<br />
des Metropolitan-Museums. Der Unterschied der beiden<br />
Bilder ist auch darin zu sehen, dass der Maler<br />
des uns vorliegenden Bildes auf die damals sehr kostspielige<br />
Verwendung von aus Lapislazuli hergestellter<br />
Blaufarbe verzichten musste, was stattdessen die<br />
Verwendung von Grün im Mantel erklärt. A.R.<br />
(1350957) (3) (11)<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
55.5 x 44.5 cm.<br />
€ 20.000 - € 25.000<br />
Sistrix<br />
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35
95<br />
MEISTER MIT DEM PAPAGEI,<br />
Die Meisterbezeichnung ist ein Notname für eine<br />
Gruppe von hochrangigen Malern, die um 1520 oder<br />
1530 wahrscheinlich in Antwerpen ein gemeinsames<br />
Atelier betrieben. Namensgebend für diese Gruppe<br />
waren Marienbilder, auf denen ein Papagei zu sehen<br />
ist. Stilverwandtschaft ist mit dem „Meister der weiblichen<br />
Halbfiguren“ zu erkennen, aber auch mit Ambrosius<br />
Benson oder Jean Bellegambe. Max Jacob<br />
Friedländer schrieb auch eine Reihe von Damenbildnissen<br />
diesem Malerkreis zu.<br />
HÖFISCHES BILDNIS EINER DAME<br />
NAMENS MAGDALENA<br />
Öl auf Holz.<br />
45 x 29 cm.<br />
Verso altes Lacksiegel.<br />
Das Gemälde aufgeführt im RKD-Bildarchiv unter der<br />
Abbildungsnr.: 0000135233.<br />
Das anmutig gemalte Mädchen, das hier im Halbbildnis<br />
gegeben ist, lässt sich lediglich durch das auf dem<br />
Pult stehende Deckelgefäß in Bezug zur biblischen<br />
Magdalena sehen. Im Gegensatz zu sonst üblichen<br />
Darstellungen dieser „Heiligen Sünderin“, mit lockerem<br />
offenem Haar, ist die junge Gestalt höchst sittsam<br />
gekleidet. Dies lässt zwingend annehmen, dass<br />
es sich hier um ein Auftragsbildnis einer höhergestellten<br />
jungen Dame mit dem Namen Magdalena handelt.<br />
Das Attribut liefert also nur den Verweis auf die<br />
Namenspatronin. Ihr gesellschaftlicher Rang ist an<br />
der goldenen Halskette wie an den Fingerringen zu<br />
ersehen. Ihre Bekleidung und die Kopfbedeckung, die<br />
das Haar sehen lässt, zeigt sie als noch unverheiratet.<br />
Die im Fensterausblick gezeigte<br />
Schlossanlage ist demgemäß als der Wohnsitz der<br />
Dargestellten zu sehen. Ihrem Rang gemäß hinterfängt<br />
ein Baldachin-Lambrequin die Lesende, wobei<br />
es sich bei dem Buch um ein Gebetbuch handeln<br />
dürfte, was ihre Frömmigkeit andeuten soll. Sowohl<br />
ihre Jugendlichkeit, als auch ihr Rang wird durch das<br />
auffallend leuchtende Rot in der Kleidung erkennbar.<br />
A.R.<br />
MASTER WITH THE PARROT,<br />
The artist’s name is a name of convenience for a group<br />
of high-ranking painters who probably ran a joint workshop<br />
in Antwerp in ca. 1520 or 1530.<br />
COURTLY PORTRAIT OF A LADY NAMED MARY<br />
MAGDALENE<br />
Oil on panel.<br />
45 x 29 cm.<br />
<strong>Old</strong> lacquer seal on the reverse.<br />
Recorded in the RKD database (ill. no. 0000135233).<br />
Provenance:<br />
Sotheby’s London, 10 July 2003, lot 108.<br />
Notes:The painting was formerly titled:<br />
Mary Magdalene Reading.<br />
€ 25.000 - € 35.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Anmerkung:<br />
Das Gemälde bisher geführt unter dem Titel: Maria<br />
Magdalena bei der Lektüre.<br />
Provenienz:<br />
Sotheby´s, London, 10.07.2003, Lot 108.<br />
(13514317) (11)<br />
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96<br />
CLAEIS GILLIS CLAEISSENS,<br />
UM 1536 BRÜSSEL <strong>–</strong> UM 1605<br />
BILDNIS EINES ADELIGEN HERRN<br />
Öl auf Holz.<br />
62,5 x 51 cm.<br />
Beigegeben ein ausführlich dokumentiertes Gutachten<br />
von Prof. Dr. Dr. hc Jan De Maere, Rambrouch,<br />
vom 26.01.2023 mit Bildvergleichen und Literaturangaben.<br />
Der Dargestellte im Dreiviertelbildnis richtet seinen<br />
Blick auf den Betrachter in der stolzen Weise einer<br />
höhergestellten Persönlichkeit. Sein kurzer schwarzer<br />
Kinnbart, der steife Stehkragen und die weißen Rüschen<br />
sind Ausdruck der Zeitmode. Obschon erkennbar,<br />
dass das enganliegende Gewand in seidenglänzendem<br />
Stoff gefertigt ist, mit gereihten Sticknähten<br />
und der Knopfleiste, so steht diese Bekleidung doch<br />
deutlich und bewusst in Nähe zu Harnisch-Darstellungen.<br />
Am eng geschnürten Ledergürtel hängt das Lederband<br />
des Schwertes, dessen Knauf die linke Hand<br />
umfängt, während die Rechte einen Lederhandschuh<br />
hält. Die Datierung (1563) am Oberrand hat sich als<br />
etwas spätere Zutat erwiesen, wohingegen die Expertise<br />
eine Entstehung des Bildes im Zeitraum von<br />
1570/80 sieht.<br />
Als Sohn des Historienmalers Pieter Claeissens d. Ä.<br />
und Bruder zweier Maler und eines Goldschmieds<br />
wurde der Künstler 1566 als Meister in die Lukasgilde<br />
aufgenommen, noch immer in der Werkstatt seines<br />
Vaters. 1589 wird er als Hofmaler des Alexander<br />
Farnese genannt, der die Niederlande regierte. So<br />
arbeitete er auch als Hofmaler für Albert VII von Österreich,<br />
Generalgouverneur von Flandern. Anders als<br />
sein Kollege Pieter Pourbus, der eher die die hochgestellte<br />
Gesellschaft portraitierte, verlegte sich Claeissens<br />
überwiegend auf Bildnisse höfischer Persönlichkeiten.<br />
Dies erklärt auch die aristokratische Steifheit in<br />
der Haltung seiner Portraits, was auch mit der Auffassung<br />
der spanisch-höfischen Vorstellungen zusammengeht,<br />
da sich der flämische Adel auch in der Mode<br />
an Spanien und Frankreich orientiert hat. Erstmals<br />
2007 konnten Portraits seiner Hand zugewiesen werden,<br />
und erst 2015 ist ein monogrammiertes Bildnis<br />
aufgetaucht,das die Zuweisung an Claeissens, erlaubte.<br />
Der bräunliche Hintergrund hier im Bild ist typisches<br />
Merkmal für die Bildnisse Claeissens. Das<br />
Gemälde wurde früher Antonis Mor van Dashorst<br />
(Moro) zugeschrieben. A.R.<br />
Provenienz:<br />
Chez Popoff, Paris, Juli 1935. (13514337) (11)<br />
CLAEIS GILLIS CLAEISSENS,<br />
CA. 1536 BRUSSELS <strong>–</strong> CA. 1605<br />
PORTRAIT OF A NOBLEMAN<br />
Oil on panel.<br />
62.5 x 51 cm.<br />
Accompanied by an extensive expert’s report by<br />
Professor Dr Dr hc Jan De Maere, Rambrouch, dated<br />
26 January 2023 with image comparisons and bibliography.<br />
Provenance:<br />
Chez Popoff, Paris, July 1935.<br />
€ 22.000 - € 25.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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97<br />
TIBERIO TITI,<br />
1573 FLORENZ <strong>–</strong> 1638<br />
Tiberio Titi war Sohn des aus Borgo Sansepolcro<br />
stammenden und in Florenz wirkenden Santi di Tito.<br />
Tiberio war Schüler, später Gehilfe seines Vaters. Tiberio<br />
Titi galt als Hofmaler der Medici, ein Posten, der<br />
ihm 1621 von Justus Sustermans streitig gemacht<br />
werden sollte.<br />
PORTRAIT EINES EDELMANNES MIT BUCH<br />
UND STUNDENGLAS<br />
Öl auf Holz.<br />
122 x 91 cm.<br />
In breitem vergoldetem Rahmen.<br />
Kniestück eines elegant gekleideten Herren, dessen<br />
Figur als drahtig erscheinen mag. Während seine eine<br />
Hand auf einem Tisch ruht, der vor einer durch eine<br />
Lisene hervorgehobenen Wand ruht, hält die andere<br />
Hand ein Buch. Ein weiteres literarisches Werk ist hinter<br />
einem auf dem Tisch stehenden Stundenglas auszumachen,<br />
der Blick des durch die Halskrause starren<br />
Kopfes gilt dem Betrachter.<br />
TIBERIO TITI,<br />
1573 FLORENCE <strong>–</strong> 1638<br />
PORTRAIT OF A NOBLEMAN WITH BOOK<br />
AND HOURGLASS<br />
Oil on panel.<br />
122 x 91 cm.<br />
Exhibitions:<br />
The painting on offer for sale here was exhibited at:<br />
Antichi Maestri del XIV al XVIII secolo, curated by<br />
Giancarlo Sestieri, cat. no 2.<br />
Literature:<br />
Giancarlo Sestieri, Antichi Maestri dal XIV al XVIII<br />
secolo, p. 18, cat. no. 2.<br />
€ 50.000 - € 70.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Literatur:<br />
Giancarlo Sestieri, Antichi Maestri dal XIV al XVIII<br />
secolo, S. 18, Katalognr. 2.<br />
Ausstellung:<br />
Das hier angebotene Gemälde wurde ausgestellt in:<br />
Antichi Maestri del XIV al XVIII secolo, kuratiert von<br />
Giancarlo Sestieri, Katalognr. 2. (13411421) (13)<br />
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98<br />
ADRIAEN THOMASZ KEY D. J.,<br />
UM 1544 ANTWERPEN <strong>–</strong> UM 1590, ZUG.<br />
PORTRAIT EINES VORNEHMEN HERRN<br />
MIT HALSKRAUSE<br />
Öl auf Holz.<br />
46,5 x 34 cm.<br />
Rechts oben beschriftet „Aetatis LVI.“ und datiert<br />
„1588 STERF.XX3.SEPTEE.“.<br />
In breitem ebonisiertem Rahmen mit Goldornamenten.<br />
Brustbildnis des Mannes nach rechts, in schwarzer<br />
Kleidung und großer weißer Halskrause. Er hat dunkles,<br />
leicht grau meliertes Haar und einen Vollbart, eine<br />
große Nase und mit seinen leuchtenden braunen<br />
Augen schaut er direkt aus dem Bild hinaus. Oben<br />
links ein gemaltes Familienwappen mit bekrönendem<br />
Rüstungshelm. Typisches Gemälde des für seine Portraits<br />
bekannten Malers, der durch den dunkelbraunen<br />
Hintergrund und den weißen Kragen besonders<br />
das prägnante Gesicht des Gezeigten in den Vordergrund<br />
stellt.<br />
(1350373) (13)<br />
ADRIAEN THOMASZ KEY THE YOUNGER,<br />
CA. 1544 ANTWERP <strong>–</strong> CA. 1590, ATTRIBUTED<br />
PORTRAIT OF AN ELEGANT GENTLEMAN WITH<br />
RUFF COLLAR<br />
Oil on panel.<br />
46.5 x 34 cm.<br />
Inscribed “Aetatis LVI.” top right and dated “1588<br />
STERF.XX3.SEPTEE.”<br />
€ 18.000 - € 25.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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99<br />
QUENTIN METSYS,<br />
1466 LEUVEN <strong>–</strong> 1530 ANTWERPEN,<br />
WERKSTATT DES<br />
PIETÀ<br />
Öl auf Holz. Parkettiert.<br />
102 x 72 cm.<br />
Verso mit alten Etiketten und Inv.Nr. „4083“.<br />
In bronziertem Rahmen.<br />
Wir danken Max Martens, Ghent, für freundliche Hinweise<br />
zur Katalogisierung des Gemäldes.<br />
Inmitten einer hügeligen Landschaft, in der Christus<br />
vom Kreuz abgenommen worden ist, hält Maria den<br />
Leichnam ihres Sohnes, der eine aufsteigende Diagonale<br />
beschreibt. Die Darstellung ist in mehreren Versionen<br />
bekannt, wobei hier Metsys selbst die Aufsicht<br />
über die Ausführung in der Werkstatt geführt<br />
haben mag.<br />
QUENTIN METSYS,<br />
1466 LEUVEN - 1530 ANTWERP,<br />
WORKSHOP OF<br />
PIETÀ<br />
Oil on panel. Parquetted.<br />
102 x 72 cm.<br />
We would like to thank Max Martens, Ghent, for his<br />
kind advice.<br />
Provenance:<br />
National Museum, Sydney, Australia.<br />
Auction, Lawson’s Auctioneers, Sydney 1958 (probably<br />
for 90 gns). Robert Neumann collection, Sydney.<br />
€ 35.000 - € 55.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Provenienz:<br />
National Museum, Sydney, Australien.<br />
Auktion, Lawson’s Auctioneers, Sydney 1958.<br />
Sammlung Robert Neumann, Sydney.<br />
Anmerkung:<br />
Eine Pietà, die ebenfalls als Werkstattarbeit anerkannt<br />
ist, wird unter der Inv.Nr. 4705 im Museum für Schöne<br />
Künste in Brüssel verwahrt.<br />
(13514325) (13)<br />
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100<br />
JAN VAN SCOREL,<br />
1495 SCHOORL <strong>–</strong> 1562 UTRECHT, ZUG.<br />
MADONNA MIT DEM KIND<br />
Öl auf Holz.<br />
67,5 x 51 cm.<br />
Oben bogig geschlossen.<br />
Maria ist hier nach links sitzend vor einer dunklen<br />
Rückwand gezeigt. Der Raum ist durch einen kräftigen<br />
Pilaster mit davor stehender gebrochener Säule<br />
gegliedert, rechts dahinter Ausblick in Landschaft mit<br />
Berggipfel, Häusern im Licht sowie kleinformatig der<br />
Gestalt des Heiligen Josef mit einem Esel. Das Kind<br />
greift an den Kleidersaum der Mutter, beide blicken<br />
zueinander. Rechts im Bild, auf einer Marmorplatte<br />
abgelegt, ein Glasbecher, daneben Kirschen, Blätter<br />
und Maiglöckchenblüten, sämtlich mit Symbolik behaftet,<br />
wie auch die gebrochenen Säulen auf das Alte<br />
Testament verweisen. Überhalb des Hauptes des<br />
Maria ein gerahmtes Ovalgemälde mit Landschaftsdarstellung.<br />
Der Maler war Schüler des Jacob Cornelis Buys d. Ä.<br />
In Amsterdam wirkte er zusammen mit Jacob Cornelisz<br />
van Oostsanen (um 1470-1533). Auf Reisen Weiterbildung<br />
in Nürnberg und Italien, 1522 bis 1523 in<br />
Rom. Nach Utrecht kehrte er anschließend zurück,<br />
ging später nach Haarlem. Sein Einfluss aus Italien<br />
und von der Malerei Dürers ist in seinen Bildern erkennbar.<br />
A.R.<br />
JAN VAN SCOREL,<br />
1495 SCHOORL <strong>–</strong> 1562 UTRECHT, ATTRIBUTED<br />
MADONNA AND CHILD<br />
Oil on panel.<br />
67.5 x 51 cm.<br />
Literature:<br />
Discussed and illustrated in the documentary report:<br />
R. van Elslande, 15. en 16.- eeuwse Vlaamse schilderijen<br />
in Waas privé-bezit, in: Annalen van de Koninklijke<br />
Oudheidkundige Kring van het Land van Waas,<br />
Deel 113, with subtitle:<br />
Jan van Scorel, Madonna met Kind, Sinaai,<br />
Privé-Bezit. With illustration p. 24.<br />
€ 26.000 - € 30.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Provenienz:<br />
Belgische Privatsammlung, Sinaai.<br />
Literatur:<br />
Besprochen und abgebildet in der Dokumentation:<br />
Rudy van Elslande, 15e en 16e-eeuwse Vlaamse<br />
schilderijen in Waas privé-bezit, Nachdruck aus:<br />
Annalen van de Koninklijke Oudheidkundige Kring<br />
van het Land van Waas, Sint-Niklaas 2010, mit<br />
Zwischentitel: Jan van Scorel: „Madonna met Kind“,<br />
Sinaai, Privé-Bezit, mit Abb. S. 24.<br />
(13514335) (11)<br />
Detailabbildung<br />
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101<br />
MARCELLUS COFFERMANS,<br />
1520/ 30 ANTWERPEN <strong>–</strong> UM 1578 EBENDA,<br />
ZUG./ KREIS DES<br />
Gemäldepaar<br />
DIE GEBURT CHRISTI<br />
sowie<br />
SAMUEL ALS RICHTER<br />
Öl auf Holz.<br />
14 x 9 cm und 13,5 x 9,5 cm.<br />
Auf dem zweiten Gemälde bezeichnet „.z.Samuelis..“<br />
Je in teilvergoldetem Holzrahmen.<br />
Das erste Gemälde zeigt in einem stallartigen Innenraum<br />
die Geburt Christi: auf einem steinernen Block,<br />
von dem zwei weitere Teile auf dem Boden liegen, ein<br />
kleinerer Holzblock auf dem Stroh liegt und darauf auf<br />
einem weissen Laken das nackte neugeborene Jesuskind.<br />
Rechts von ihm die kniende Maria in langem<br />
roten Gewand mit blauem Mantel, die Hände behutsam<br />
zusammengelegt und liebevoll auf das Kind herabschauend.<br />
Hinter ihr der stehende Josef mit leuchtend<br />
rotem Mantel in seiner linken Hand einen Stock<br />
haltend. Linksseitig und hinter dem Jesuskind Engel<br />
mit großen Flügeln in farbenfrohen Gewändern. Im<br />
Hintergrund des Stalles sind Ochs und Esel zu erkennen.<br />
Durch die Fenster und die Tür fällt der Blick auf<br />
eine Landschaft mit Hirten und ihren Schafen, denen<br />
gerade in einem hellen, vom Himmel herabfallenden<br />
Lichtstrahl ein schwebender Engel erscheint, der ihnen<br />
die Geburt Christi verkündet. Das zweite Gemälde<br />
zeigt in einem Saal den auf einem Thron sitzenden<br />
Samuel in prachtvollem goldenen, besticktem Gewand,<br />
um über einen vor ihm stehenden Mann und<br />
einen Soldaten zu urteilen. Im Hintergrund vor landschaftlichem<br />
Ausblick eine Vielzahl an Männern in<br />
langen Gewändern, die der Urteilssprechung beiwohnen.<br />
Im Vordergrund zudem ein stehender Mann mit<br />
roter, geschlitzter Jacke, einen am Boden sitzenden<br />
weißen Hund an der Leine haltend. Vielfigurige qualitätvolle<br />
Malerei, die Figuren mit feinen Gesichtern<br />
und teils prachtvollen farbigen Kostümen.<br />
Provenienz:<br />
P. de Boer, Amsterdam.<br />
Privatsammlung Monaco.<br />
Anmerkung:<br />
Coffermans, der seit 1539 Meister in der Antwerpener<br />
Malergilde war, interessierte sich nicht für den<br />
italienischen Manierismus seiner Zeit, sondern ließ<br />
sich vor allem von den Werken der Künstler inspirieren,<br />
die zwei oder drei Generationen vor ihm tätig<br />
waren. Seine Darstellung der Geburt Christi ist ausgesprochen<br />
traditionell. (1302163) (18)<br />
MARCELLUS COFFERMANS,<br />
1520/ 30 ANTWERP <strong>–</strong> CA. 1578 IBID.,<br />
ATTRIBUTED/ CIRCLE OF<br />
Pair of paintings<br />
THE BIRTH OF CHRIST<br />
and<br />
SAMUEL AS A JUDGE<br />
Oil on panel.<br />
14 x 9 cm and 13.5 x 9.5 cm.<br />
On the second painting inscribed “.z.Samuelis..”<br />
Provenance:<br />
P. de Boer, Amsterdam.<br />
Private collection Monaco.<br />
€ 60.000 - € 100.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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102<br />
PIETRO DE LIGNIS,<br />
AUCH GENANNT „PIETER VAN DEN HOUTE“,<br />
UM 1577 MECHELEN <strong>–</strong> 1627 ROM<br />
DIE HEILIGE MARGARETA ZU PFERD<br />
ÜBER EINEM DRACHEN<br />
Öl auf Kupfer.<br />
70 x 55,5 cm.<br />
Links unten signiert „...RO DE LIGNIS / FIAMENGO<br />
/ 1616“.<br />
In Original vergoldetem Barockrahmen.<br />
Die Darstellung geht auf Legenden zurück, wonach die<br />
Heilige Margareta von Antiochien im 4. Jahrhundert<br />
teils visionär, teils symbolisch mit einem Drachen in<br />
Zusammenhang gesehen wird, in verschiedenen Versionen<br />
überliefert. Dabei ist in diesem Drachen jener<br />
Herrscher gemeint, dem sie als Märtyrerin zum Opfer<br />
fiel. Die Symbolik der Darstellung entspricht auch den<br />
Auffassungen des Manierismus, den der Maler während<br />
seines Aufenthaltes in Rom aufnahm. Die Heilige,<br />
auf einem Schimmel im Damensitz reitend, beherrscht<br />
das Zentrum der Komposition. Die Vorderhufe<br />
treten auf den am Boden sich windenden Drachen,<br />
rechts folgen zwei Frauengestalten der Reiterin,<br />
während links von einer Festung oben herabziehende<br />
Reiter und Soldaten zu sehen sind, die im Zusammenhang<br />
mit der Legendenschilderung stehen. Die männliche<br />
Gestalt mit Stab, die zur Heiligen aufblickt, ist<br />
schwer zu deuten, was - wie auch die weiteren Bildinhalte<br />
- darauf schließen lässt, dass hier eine vertiefte<br />
und erweiterte Legendendarstellung vorliegt.<br />
Die linke Bildseite wird vom Repoussoir in Form eines<br />
hochziehenden Baumstammes beherrscht, dessen<br />
Ast über die Oberseite der Bilddarstellung zieht.<br />
Rechts im Hintergrund eine im Tal liegende Stadtanlage<br />
mit Wehrtürmen und zentralem Kastell. A. R.<br />
Anmerkung 1:<br />
Der Maler wurde 1607 Mitglied der Accademia di<br />
San Luca in Rom, wo er engen Kontakt mit Adam<br />
Elsheimer unterhielt, was sich auch in beider Stil<br />
feststellen lässt.<br />
Wie auch die weiteren bekannt gewordenen Werke<br />
des Malers, ist auch diese Darstellung auf Kupfer<br />
gemalt. Eine inhaltsgleiche Version zeigt die Heilige<br />
ohne Strahlennimbus, der, wie die Signatur links<br />
unten, in Muschelgold aufgesetzt ist.<br />
Anmerkung 2:<br />
Ein weiteres signiertes Werk des Künstlers „Die<br />
Anbetung der Heiligen Drei Könige“ findet sich im<br />
Museo del Prado, Madrid.<br />
Literatur:<br />
Abgebildet in: Didier Bodart, Il Dipingere di Fiandra,<br />
Rom 1999, S. 140-141. (1350341) (11)<br />
PIETRO DE LIGNIS,<br />
ALSO KNOWN AS “PIETER VAN DEN HOUTE”<br />
CA. 1577 MECHELEN <strong>–</strong> 1627 ROME<br />
SAINT MARGARET TRAMPLES THE DRAGON<br />
Oil on copper.<br />
70 x 55.5 cm.<br />
Signed “...RO DE LIGNIS / FIAMENGO / 1616”<br />
lower left.<br />
The depiction is based on legends, according to which<br />
the 4th century Saint Margaret of Antioch is seen in<br />
connection with a dragon, partly visionary, partly symbolically,<br />
recorded in different versions. This dragon<br />
refers to the ruler to whom she fell victim as a martyr.<br />
Notes 1:<br />
The painter became a member of the Accademia di<br />
San Luca in Rome in 1607, where he was in close<br />
contact with Adam Elsheimer, which can also be<br />
seen in both their painting styles.<br />
Notes 2:<br />
Another signed work by the artist The Adoration of<br />
the Magi is held at Museo del Prado, Madrid.<br />
Literature:<br />
Ill. in: Didier Bodart, Il Dipingere di Fiandra, Rome<br />
1999, pp. 140-141.<br />
€ 50.000 - € 60.000<br />
Sistrix<br />
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103<br />
MEISTER DER OBERITALIENISCHEN/ VENEZIANI-<br />
SCHEN SCHULE DES 17. JAHRHUNDERTS<br />
DIE HEILIGE FAMILIE MIT DEM JOHANNESKNABEN<br />
Öl auf Holz.<br />
64 x 50 cm.<br />
Verso runder Brandstempel in Form eines Kranzes mit<br />
den Inizialen „GT“.<br />
Im venezianischen Rahmen.<br />
Die Figuren dicht gedrängt und nahe an den Bildbetrachter<br />
herangeführt. Die Körperhaltungen bewegt,<br />
paarweise jeweils einander zugewandt; so richtet<br />
Maria das Gesicht nach rechts auf einen Zweig, der<br />
ihr von Josef gereicht wird, während die beiden kindlichen<br />
Figuren Jesus und Johannes ebenfalls wie<br />
spielerisch an einander umarmen, während Johannes<br />
gleichzeitig den Arm um das Lamm in der linken unteren<br />
Ecke legt. Der Zweig, den Josef reicht, dürfte wohl<br />
für das Lamm bestimmt sein.<br />
Es fällt eine kompositionell dominierende diagonale<br />
Ordnung im Bild auf, die von links unten nach rechts<br />
oben verläuft und für die Darstellung von Bäumen<br />
und Landschaft die linke Bildecke freigibt. Eine ähnliche<br />
Komposition zeigt das Gemälde desselben<br />
Themas von Antonio da Correggio „Madonna della<br />
Scodella“ (Galleria nazionale di Parma). Das gelbliche<br />
Spätlicht und die gesamte Farbgebung des Bildes<br />
lassen den Malstil Oberitaliens erkennen. Dies gilt<br />
auch für die Gesichter, wie für die Körperhaltungen.<br />
Das Gemälde von hoher Meisterschaft. Der Maler<br />
gab dem Gesicht der Maria nicht die übliche idealisierend-schönende<br />
Anmutung, sondern den Ausdruck<br />
eines aus dem Volk genommenen Modells. Venezianische<br />
Maler wie Tizian und Veronese und die Malerei in<br />
Parma dürften hier stilistisch einflussgebend gewesen<br />
sein. A.R.<br />
(1350831) (11)<br />
SCHOOL OF UPPER ITALY/ VENICE,<br />
17TH CENTURY<br />
THE HOLY FAMILY WITH SAINT JOHN THE BAPTIST<br />
Oil on panel.<br />
64 x 50 cm.<br />
Round brand stamp in the shape of a wreath with<br />
initials “GT” on the reverse.<br />
€ 18.000 - € 20.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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104<br />
SPANISCHE SCHULE DES 16. JAHRHUNDERTS<br />
ECCE HOMO<br />
SPANISH SCHOOL OF THE 16TH CENTURY<br />
ECCE HOMO<br />
Öl auf Holz.<br />
50,5 x 38 cm.<br />
In vergoldetem mit Blattwerk verziertem Rahmen.<br />
Halbfiguriges Bildnis des gepeinigten Christus mit<br />
nach rechts gewandten glasigen Augen und Dornenkranz,<br />
der mit dem Kreuznimbus dahinter kontrastiert,<br />
in seinen über Kreuz gelegten Händen ein Schilfrohr<br />
als Zepter. Die Vorweisung Jesu durch Pilatus wird<br />
ausschließlich im Johannes Evangelium (Jo 19,4-5)<br />
überliefert.<br />
(1351021) (2) (13)<br />
Oil on panel.<br />
50.5 x 38 cm.<br />
€ 35.000 - € 45.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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105<br />
JUSEPE DE RIBERA,<br />
1588/91 JÁTIVA, VALENCIA <strong>–</strong> 1652 NEAPEL, ZUG.<br />
CHRISTUS VOR DER KREUZIGUNG<br />
Öl auf Leinwand.<br />
234 x 180 cm.<br />
Das großformatige Altarblatt gibt die Szenerie in hoher<br />
Dramatik wieder, dies vor allem durch den betonten<br />
Hell-Dunkel-Kontrast. Jesus, nur mit einem Lendentuch<br />
bekleidet und hell erleuchtet, erhält besonderes<br />
Augenmerk vor dem dunklen Hintergrund und den<br />
verschattet wiedergegebenen Begleitfiguren. Jesus<br />
ist hier nach links sitzend wiedergegeben, die Beine<br />
parallel gestellt, in einer Z-förmigen Haltung, die<br />
durch den linken Arm nach rechts oben weitergeführt<br />
wird. Das rechte Handgelenk trägt noch das Fesselseil,<br />
während der linke Oberarm von einem dahinterstehenden<br />
Mann hochgehalten wird. Der Blick Jesu<br />
ist mehr fragend als leidend nach oben gerichtet, augenscheinlich<br />
um noch einen rettenden Hinweis von<br />
Gottvater zu erhalten. Drei Figuren an der linken Bildseite,<br />
darunter ein stehender Römer in Rüstung sowie<br />
ein Knecht, der bereits eine Holzbohrung am<br />
Kreuz vornimmt. Diese erfahren die Beleuchtung<br />
ebenso von links oben. Entgegen dem Ernst der Darstellung<br />
und entgegen der Gesichter der handelnden<br />
Figuren erscheint der Jüngling rechts hier lachend,<br />
was der Szenerie insgesamt besondere Brisanz gibt.<br />
Der Maler hat ganz offensichtlich den Unverstand des<br />
Jünglings hier zum Ausdruck bringen wollen. Höchst<br />
durchdachte Komposition, qualitätvolle Ausführung.<br />
(1340751) (11)<br />
JUSEPE DE RIBERA,<br />
1588/91 XÀTIVA/ VALENCIA <strong>–</strong> 1652 NAPLES,<br />
ATTRIBUTED<br />
CHRIST BEFORE CRUCIFIXION<br />
Oil on canvas.<br />
234 x 180 cm.<br />
€ 28.000 - € 35.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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106<br />
SALVATOR ROSA,<br />
1615 NEAPEL <strong>–</strong> 1673 ROM<br />
ALLEGORIE DER KÜNSTE<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
132 x 95 cm.<br />
Mittig unten auf Büste monogrammiert „S.R.“.<br />
In dekorativem vergoldetem Rahmen.<br />
Beigegeben eine Expertise von Prof. Riccardo Lattuada.<br />
Das Gemälde in starkem Hell-Dunkel ausgeführt zeigt<br />
im Zentrum das Halbportrait eines alten Mannes mit<br />
grauen Haaren, auf denen ein Lorbeerkranz ruht. Er<br />
hat einen grauen Vollbart sowie Gesichtsfalten und<br />
mit seinen wachen dunklen Augen, von denen das<br />
linke verschattet liegt, blickt er aufmerksam aus dem<br />
Gemälde heraus bei leicht geöffnetem Mund. Er<br />
möchte wohl auf das in seiner linken Hand liegende<br />
Buch hinweisen, auf das er zusätzlich mit seiner ausgestreckten<br />
rechten Hand zeigt. Zudem trägt er ein<br />
einfaches braunes Gewand mit weitem Ausschnitt.<br />
Mittig vor ihm liegend der Kopf einer Büste, daneben<br />
ein Notenheft und eine Malerpalette mit Pinseln, ein<br />
Kerzenständer mit erloschener Kerze und ein Schädel<br />
sowie schließlich drei große aufeinandergestapelte<br />
Bücher, auf denen zuoberst ein braunes Tintenfass<br />
mit Federkiel steht. Die dargestellten Objekte sowie<br />
der Mann selbst für die Allegorie der Künste stehend,<br />
für Malerei, Dichtkunst, Bildhauerei, Architektur und<br />
Musik. Der Kerzenleuchter und der Schädel wohl<br />
gleichzeitig Vanitasobjekte. Besonders markant ist<br />
auch die effektvolle Beleuchtung, die von links oben<br />
aus nicht sichtbarer Quelle auf die rechte Gesichtshälfte,<br />
den oberen Brustbereich und die Hände des<br />
Mannes fällt. Die Darstellung verweist stark auf den<br />
Realismus, der auch im übrigen Werk von Salvator<br />
Rosa zu erkennen ist. Deutlich ist hier der Malstil seines<br />
Lehrers Jusepe de Ribera (1591-1652) erkennbar,<br />
nicht allein in der vorgeführten Farbigkeit, sondern<br />
auch an dem bewegten Gesichtsausdruck und der<br />
deutlichen Gestik des alten Mannes.<br />
SALVATOR ROSA,<br />
1615 NAPLES <strong>–</strong> 1673 ROME<br />
ALLEGORY OF THE ARTS<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
132 x 95 cm.<br />
Monogrammed “S.R.” at centre beneath her breasts.<br />
Accompanied by an expert’s report by Prof Riccardo<br />
Lattuada.<br />
€ 180.000 - € 200.000 (†)<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Anmerkung:<br />
Salvator Rosa war ein italienischer Zeichner, Maler<br />
und Dichter. Zu seinen Darstellungen gehörten,<br />
neben Landschaften auch philosophische Allegorie<br />
und Historien. Er studierte klassische Literatur, Poesie<br />
und Musik und gelangte 1631/32 in das Haus des<br />
Malers Jusepe de Ribera. Nach Aufenthalten in Neapel<br />
und Rom folgte er 1640 dem Ruf des Herzogs Giancarlo<br />
de Medici (1611-1663) nach Florenz, an dessen<br />
Hof er hohes Ansehen genoss.<br />
(1351708) (18)<br />
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107<br />
GIOVANNI CARIANI,<br />
UM 1485 SAN GIOVANNI/ BIANCO <strong>–</strong> 1547 VENEDIG,<br />
ZUG.<br />
Eigentlich Giovanni Busi, venezianischer Maler, erstmals<br />
1509 erwähnt, dessen Werk eindeutig Einfluss<br />
von Giovanni Bellini, Palma il Vecchio und Lorenzo<br />
Lotto zeigt. Später Hinwendung zu Giorgione, Tizian<br />
und Dosso Dossi.<br />
DAS WUNDER DES EIFERSÜCHTIGEN EHEMANNS<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
69 x 58 cm.<br />
In Prunkrahmen.<br />
Das vorliegende Gemälde geht auf ein gleichnamiges<br />
Fresko von Tizian zurück, datierbar auf 1511 und Teil<br />
des Zyklus der „Wunder des Heiligen Antonius von<br />
Padua“ in der Scuola del Santo in Padua.<br />
Das Gemälde zeigt die Geschichte einer Frau, die zu<br />
Unrecht des Ehebruchs beschuldigt und von ihrem eifersüchtigen<br />
Ehemann erstochen wird. Im Zentrum<br />
der Ehemann in wertvollem, glänzendem, rot-weiß<br />
gestreiftem Gewand mit roten Schuhen hat seinen<br />
rechten Arm mit dem Dolch erhoben, um auf die am<br />
Boden zusammengesunkene und bereits verwundete<br />
Frau erneut einzustechen. Die am Boden Liegende, in<br />
einem gelbgold und weiß glänzendem Kleid mit langen<br />
blonden Haaren hat voller Dramatik ihren rechten<br />
Arm erhoben, um den Stich abzuwehren. Eine weitere<br />
kleinere Darstellung zeigt sich im rechten Hintergrund<br />
in der Nähe eines Hauses: Der durch<br />
seine rot-weiße Kleidung gekennzeichnete Ehemann<br />
kniend vor dem Heiligen Antonius und seinen zwei<br />
Begleitern, als er die Wahrheit herausgefunden hat<br />
und den Heiligen um Vergebung bittet, welcher die<br />
Frau daraufhin auferweckt.<br />
Die Darstellung ist höchst realistisch und glaubwürdig,<br />
frei von Hinweisen auf das wundersame Ereignis<br />
wie göttliche oder übernatürliche Erscheinungen. Erzählerische<br />
Darstellung in harmonischer Landschaft,<br />
sodass der Schwerpunkt auf dem drastischen Geschehen<br />
liegt, nicht zuletzt besonders betont durch<br />
die Kleidung der beiden Hauptfiguren.<br />
Literatur:<br />
Rodolfo Pallucchini, Francesco Rossi, Giovanni Cariani,<br />
Bergamo 1983, Text und Abbildung A62.<br />
Gian Alberto Dell'Acqua, I pittori bergamaschi dal XIII<br />
al XIX secolo. Il Cinquecento, Bd. 1, Bergamo 1975,<br />
S. 292, Nr. 54, S. 302, Abb. Nr. 3.<br />
(1341142) (18)<br />
GIOVANNI CARIANI,<br />
1485/ 90 SAN GIOVANNI/ BIANCO <strong>–</strong> 1547 VENICE,<br />
ATTRIBUTED<br />
THE MIRACLE OF THE JEALOUS HUSBAND<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
69 x 58 cm.<br />
The present painting is based on a fresco of the same<br />
name by Titian, datable to 1511 and part of the cycle<br />
of The Miracles of Saint Anthony of Padua in the Scuola<br />
del Santo in Padua.<br />
Literature:<br />
Rudolfo Aluccini, F. Rossi, Giovanni Cariani, Editione<br />
Promossa dal Credito Bergamasco 1983, text and<br />
ill. A62.<br />
Gian Alberto Dell’Acqua, I pittori bergamaschi dal XIII<br />
al XIX secolo. Il Cinquecento, vol. 1, Bergamo 1980,<br />
p. 292, no. 54, p. 302, ill. no. 3.<br />
€ 30.000 - € 50.000<br />
Sistrix<br />
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108<br />
GIAMPETRINO,<br />
EIGENTLICH GIOVANNI PIETRO RIZZOLI,<br />
AKTIV 1495 <strong>–</strong> 1540<br />
MARIA MAGDALENA<br />
Öl auf Holz. Doubliert.<br />
71,1 x 53 cm.<br />
Verso vier Wachssiegel und zwei Papieretiketten.<br />
In teilvergoldetem Prunkrahmen.<br />
Die Heilige Maria Magdalena ist im Dreiviertelbildnis<br />
wiedergegeben, steht nach rechts vor einer aus mehreren<br />
Steinplatten aufeinanderliegenden Wand an<br />
einem Felsentisch und hält die Arme vor der Brust<br />
überkreuzt, während ihr langes Lockenhaar den nackten<br />
Oberkörper bedeckt. Der Blick ist demütig seitlich<br />
in die obere Ecke gerichtet, jedoch in nicht eindeutiger<br />
Weise. Auf dem Stein stehend das grausilberne Salbgefäß<br />
mit Deckel.<br />
Das Gemälde weist, wie viele Maler im Kreis um und<br />
nach Leonardo da Vinci, auch dessen entsprechende<br />
stilistischen Merkmale auf. Auch gibt es Gemälde mit<br />
fast identischem Motiv, die die Zusammenarbeit beider<br />
Maler belegen, so das Werk der „Santa Maria<br />
Magdalena“, Öl auf Holz, ausgeführt 1515-1520 von<br />
Leonardo da Vinci und Rizzoli, das sich in der Kathedrale<br />
von Burgos, Spanien, befindet; bei diesem Werk<br />
blickt die Heilige jedoch nach oben aus dem Bild heraus.<br />
Provenienz:<br />
Laut Cristina Geddo, die das Gemälde 2009 veröffentlicht<br />
hat, wies ein früher auf der Rückseite der Tafel<br />
befindliches Etikett auf die Herkunft aus einer Gallerie<br />
eines Grafen in Mailand hin, das 1814-1820 zum<br />
Verkauf angeboten wurde.<br />
Das hier vorliegende Gemälde wurde bei Christie´s<br />
New York am 30. Januar 2013 zur Versteigerung angeboten<br />
mit der Lot-Nr. 116.<br />
Anmerkung:<br />
Der Künstler war ein Maler der lombardischen Schule<br />
und des Leonardo-Kreises. Er hat zahlreiche Vorlagen<br />
Leonardos adaptiert, aber auch eigene Kompositionen<br />
hinterlassen. Viele Bilder sind in mehreren Fassungen<br />
erhalten geblieben.<br />
Literatur:<br />
Cristina Geddo: Una nuova „Maddalena“ del Gianpietrino,<br />
in: Il più dolce lavorare che sia; Cinisello Balsamo<br />
2009, S. 291 - 297. (13200123) (18)<br />
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GIAMPETRINO,<br />
ACTUALLY GIOVANNI PIETRO RIZZOLI,<br />
ACTIVE 1495 - 1540<br />
SAINT MARY MAGDALENE<br />
Oil on panel. Relined.<br />
71.1 x 53 cm.<br />
Four wax seals and two paper labels on the reverse.<br />
Like many painters in the circle of Leonardi da Vinci<br />
and later followers, the painting also shows his respective<br />
stylistic features. There are also paintings<br />
with almost identical subjects that show the collaboration<br />
of the two painters, such as Saint Mary Magdalene,<br />
oil on panel, painted 1515 - 1520 by Leonardo da<br />
Vinci and Rizzoli in the Cathedral of Burgos, Spain; in<br />
this work, however, the Saint is looking up and out<br />
of the painting.<br />
Provenance:<br />
According to Cristina Geddo, who published the<br />
painting in 2009, a label formerly on the back of the<br />
panel indicated its provenance from a count’s gallery<br />
in Milan, put up for sale in 1814 - 1820. The present<br />
painting was offered for sale at Christie’s New York<br />
on 30 January 2013 under lot 116.<br />
Literature:<br />
Cristina Geddo, Una nuova “Maddalena” del Gianpietrino,<br />
in: Il più dolce lavorare che sia; Cinisello<br />
Balsamo 2009, pp. 291-297.<br />
€ 180.000 - € 250.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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Detailabbildungen des Gemäldes sowie rückseitige Wachssiegel.
109<br />
AGOSTINO SCILLA,<br />
1629 MESSINA <strong>–</strong> 1700 ROM<br />
HOMER<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
120 x 99 cm.<br />
In profiliertem teilvergoldetem Rahmen.<br />
Vor weitgehend unbestimmter in mystisches Dunkel<br />
gehüllter Hintergrundfolie das Hüftportrait eines sitzenden<br />
alten Mannes mit weißem Bart und Lorbeerkranz.<br />
Die rechte Hand liegt auf einem geschlossenen Buch<br />
mit Inschrift. Scilla studierte zunächst bei Antonio<br />
Barbalonga (1600-1649), dann in Rom in der Werkstatt<br />
von Andrea Sacchi (1599-1661). Bekannt ist der Maler<br />
u.a. auch für seine Deckenfresken von 1657 in der<br />
Kapelle der Kathedrale von Syrakus, die als sein Hauptwerk<br />
gelten. 1679 wurde er Mitglied der Accademia<br />
di San Luca in Rom. Dass Scilla nicht nur als Maler,<br />
sondern auch als Forscher, Paläontologe und Geologe<br />
ein Pionier in der Erforschung von Fossilien war, erklärt<br />
auch seine Vorliebe auf dem hier vorliegenden<br />
Gemälde gewählten Motiv.<br />
Zu den Werken seiner Hand gehört neben Fresken in<br />
Kirchengebäuden, u.a. die Darstellung des Heiligen<br />
Benedikt im Museo Regionale di Messina. Der Maler<br />
war auch als wissenschaftlicher Literat tätig und veröffentlichte<br />
einige Werke wie „La vana speculazione<br />
disingannata dal senso“, herausgegeben von Andrea<br />
Colicchia, Neapel 1670, sowie „De corporibus marinis<br />
lapidescentibus quae defossa reperiuntur“, Rom 1747.<br />
Nach dem Maler und Forscher wurde der Dorsum<br />
Scilla auf dem Erdmond benannt.<br />
AGOSTINO SCILLA,<br />
1629 MESSINA <strong>–</strong> 1700 ROME<br />
HOMER<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
120 x 99 cm.<br />
Literature:<br />
The painting on offer for sale in this lot is illustrated<br />
and discussed at length in: Viviana Farina (ed.), Artemisia<br />
e i pittori del conte. La collezione di Giangirolamo<br />
II Acquaviva d’Aragona, exhibition catalogue,<br />
Castello e Chiesa di San Giuseppe, Conversano,<br />
14 April - 30 September 2018, cat. no. 13, p. 208ff.<br />
€ 50.000 - € 70.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Anmerkung:<br />
Vergleichbare Darstellungen des Agostino Scilla werden<br />
im Palazzo Graneri della Rocca in Turin „Epikur und<br />
Heraklit“ verwahrt.<br />
Literatur:<br />
Das hier angebotene Gemälde ist abgebildet und ausführlich<br />
besprochen in: Viviana Farina (Hrsg.), Artemisia<br />
e i pittori del conte. La collezione di Giangirolamo II<br />
Acquaviva d´Aragona, Ausstellungskatalog, Castello,<br />
Conversano, 14. April-30. September 2018, Chiesa di<br />
San Giuseppe, Conversano, 14. April-30. September<br />
2018, Cava De´ Tirreni 2018, Katalognr. 13, S. 208 ff.<br />
(1350131) (13)<br />
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110<br />
GIUSEPPE ANTONIO PETRINI,<br />
1677 CARONA <strong>–</strong> 1758<br />
Der Maler war Sohn eines Bildhauers und laut den<br />
Quellen ein Schüler des genueser Malers Bartolomeo<br />
Guidobono (1654-1709). Er ließ sich allerdings auch von<br />
Werken des Andrea Pozzo (1642-1709) inspirieren.<br />
Werke seiner Hand finden sich in mehreren Kirchen<br />
im Piemont, so etwa in San Maurizio in Pinerolo. Ende<br />
der 1730er-Jahre ist eine starke Entwicklung hin zum<br />
Rokoko-Stil zu erkennen, wie seine „Allegorien der<br />
Jahreszeiten“ (Kunstmuseum Lugano) beweisen.<br />
BILDNIS DES HEILIGEN PETRUS<br />
GIUSEPPE ANTONIO PETRINI,<br />
1677 CARONA <strong>–</strong> 1758<br />
PORTRAIT OF SAINT PETER<br />
Oil on canvas.<br />
75.5 x 63 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Professor<br />
Giancarlo Sestieri, Rome, 19 October 2018, in copy.<br />
€ 18.000 - € 20.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Öl auf Leinwand.<br />
75,5 x 63 cm.<br />
Gerahmt.<br />
Beigegeben eine Expertise von Prof. Giancarlo<br />
Sestieri, Rom, 19. Oktober 2018, in Kopie.<br />
Der Apostel in Halbfigur, mit nach oben gerichtetem<br />
Blick. Die Schulter vom blauen Hemd entblößt, über<br />
dem Arm liegt ein braunes Manteltuch. In der Hand<br />
hält er die „Schlüssel zum Paradies“, die ihn attributiv<br />
kenntlich machen. Das bärtige Gesicht zeigt die bittende<br />
Reue wegen seiner im Bibelbericht geschilderten<br />
Verleumdung Christi. Die Malweise lässt augenblicklich<br />
die Pinselhandschrift Petrinis erkennen.<br />
Der aus dem Tessin gebürtige Maler zählt zu den norditalienisch-lombardischen<br />
Künstlern des Spätbarocks,<br />
der möglicherweise nach 1700 in Turin mit Bartolomeo<br />
Guidobono (1654-1709) in Verbindung stand, und zwischen<br />
1711 und 1753 mit Arbeiten in seiner Heimatstadt<br />
nachgewiesen ist. Werke seiner Hand fanden<br />
sich überwiegend in den Gegenden Como, Bergamo<br />
und Lugano. Weitere Darstellungen mit dem Heiligen<br />
Petrus befinden sich in der Kirche von Dubino sowie<br />
in einer Privatsammlung in Montagnola. 1991 wurde<br />
in der Villa Malpensata in Lugano eine Ausstellung mit<br />
seinen Werken veranstaltet. A.R.<br />
Provenienz<br />
Sammlung Luigi Koeliker <strong>–</strong> Koetser.<br />
Verso Sammlungsnummer 858.<br />
Literatur:<br />
Vgl. Ausstellungskatalog, kuratiert von R. Chappini,<br />
Electa 1991. (13513013) (11)<br />
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111<br />
GIACINTO BRANDI,<br />
1621 <strong>–</strong> 1691 ROM<br />
SCHLAFENDER EROS<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
153 x 121 cm.<br />
Um 1660.<br />
In ebonisiertem Rahmen.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Alessandro Agresti,<br />
Rom, 28.02.2023, in Kopie. Agresti ordnet das Gemälde<br />
in die Zeit zwischen 1650 und 1660 ein. Er bezeichnet<br />
das vorliegende Gemälde als ein Meisterwerk des<br />
Künstlers in hervorragendem Zustand.<br />
Inmitten eines angedeuteten, jedoch abgedunkelten<br />
Innenraums die nach rechts gerichtete geflügelte,<br />
hell beleuchtete Figur des schlafenden Eros. Ein Putto<br />
wendet sich dem Betrachter zu und fordert zum<br />
Schweigen auf. Hier im scharfen Chiaroscuro-Kontrast<br />
des zu der Zeit vorherrschenden Caravaggismus.<br />
GIACINTO BRANDI,<br />
1621 <strong>–</strong> 1691 ROME<br />
SLEEPING EROS<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
153 x 121 cm.<br />
Circa 1660.<br />
In ebonized frame.<br />
Accompanied by an expert report by Alessandro<br />
Agresti, Rome, 28 February 2023, in copy. Agresti<br />
places the painting in the period between 1650 and<br />
1660. He describes the present painting as a masterpiece<br />
of the artist in excellent condition.<br />
€ 20.000 - € 30.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Literatur:<br />
Vgl. G. Serafinelli, Giacinto Brandi, 2 Bände, Torino<br />
2015.<br />
Vgl. A. Pampalone, II „peccato filosofico „di Pietro<br />
Gabrielli: l‘arte fra mito e realtà a Palazzo Taverna<br />
nei dipinti di G. Brandi, D. Seiter, Ph. P. Roos, B.<br />
Lam berti, Rom 2016.<br />
Vgl. A. Bacchi, Il contributo di Federico Zeri alla<br />
conoscenza della scuola di Lanfranco (Giacinto<br />
Brandi, Giovanni Battista Beinaschi e François<br />
Perrier), in: Federico Zeri, herausgegeben von<br />
A. Bacchi, D. Benati, A. De Marchi, A. Galli, M.<br />
Natale, Bologna 2019, S. 525-543.<br />
Vgl. E. Ghetti, Giovanni Battista Berneschi in Romagna:<br />
con una proposta per Cristoforo Saviolini e altri<br />
inediti del fossanese e di Giacinto Brandi, in „Romagna<br />
arte e storia“, 116, 2020, S. 19-32.<br />
Vgl. F. Petrucci, I „tenebristi“ romani e il Cavalier<br />
Beinaschi: considerazioni generali e qualche novità,<br />
in Barocco in chiaroscuro, a cura di A. Cosma, Y.<br />
Primarosa, Mailand 2020, S. 104-121.<br />
Vgl. S. Papetti, Gli apparati barocchi della chiesa di<br />
Sant‘Angelo Magno ad Ascoli Piceno: un‘opera inedita<br />
di Giacinto Brandi, in Il patrimonio storico-artistico<br />
e culturale dell‘area picena dopo il sisma del 2016,<br />
herausgegeben von M. d‘Attanasio, S. Maddalo,<br />
Rom 2016, S. 131-141. (1351891) (13)<br />
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112<br />
BARTOLOMEO GUIDOBONO,<br />
AUCH GENANNT „IL PRETE DI SAVONA“,<br />
1654 SAVONA <strong>–</strong> 1709 TURIN<br />
BACCHANAL<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
120 x 110 cm.<br />
In vergoldetem Profilrahmen.<br />
Inmitten einer Lichtung sind Architekturfragmente der<br />
klassischen Antike zu sehen, die von Figuren in herrlich<br />
frischer Polychromität erstrahlen. Diagonal ausgerichtete<br />
Gliedmaßen, die von links unten nach rechts oben<br />
und rechts unten nach links oben ziehen, und bezeichnet<br />
werden durch Satyren und Nymphen, deren<br />
blumengeschmückte Häupter neben wertvoll glänzenden<br />
Metallgefäßen ruhen. Ein Gemäldepaar mit Putti<br />
in der Sammlung Berwick in Attingham Park ist mit<br />
unserem Gemälde auch hinsichtlich der feingliedrigen<br />
Blüten vergleichbar (Vergleichsabb.).<br />
Literatur:<br />
Das hier angebotene Gemälde ist publiziert in: Anna<br />
Orlando (Hrsg.), Uomini e dei. Il '600 genovese dei<br />
collezionisti, Ausstellungskatalog, Palazzo della<br />
Meridiana, 19. Februar-5. Juni 2016, Genua 2016,<br />
S. 112-113.<br />
Vgl. Mary Newcome Schleier, Bartolomeo e<br />
Domenico Guidobono, Turin 2002.<br />
BARTOLOMEO GUIDOBONO,<br />
ALSO KNOWN AS “IL PRETE DI SAVONA”<br />
1654 SAVONA <strong>–</strong> 1709 TURIN<br />
BACCHANAL<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
120 x 110 cm.<br />
Literature:<br />
The painting on offer for sale in this lot was included<br />
in the following publication: Anna Orlando (ed.),<br />
Uomini e dei. Il ‘600 genovese dei collezonisti, exhibition<br />
catalogue, Palazzo della Meridana, 19 February<br />
- 5 June 2016, Genoa 2016, pp. 112-113.<br />
cf. Mary Newcome Schleier, Bartolomeo e Domenico<br />
Guidobono, Turin 2002.<br />
Exhibition:<br />
Barocco Spaziale, Galleria Biffi, Piacenza 2021, p. 101.<br />
€ 40.000 - € 60.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Ausstellung:<br />
Barocco Spaziale, Galleria Biffi, Piacenza 2021,<br />
S. 101. (1351301) (13)<br />
Vergleiche: Gemälde in der Sammlung Berwick in Attingham Park.<br />
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113<br />
ALESSANDRO MORETTO,<br />
AUCH GENANNT „MORETTO DA BRESCIA“,<br />
1490/98 <strong>–</strong> 1554, ZUG./ KREIS DES<br />
BEWEINUNG UND GRABLEGUNG CHRISTI<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
135 x 150 cm.<br />
Ungerahmt.<br />
Im Zentrum der in Tüchern gehüllte vom Kreuz abgenommene<br />
Jesus mit blutigen Wundmalen an seiner<br />
linken Hand und an der Brust, der gerade in einen offenen<br />
Sarkophag gelegt wird. Seine Beine werden im<br />
rechten Vordergrund gehalten von Josef von Arimathäa,<br />
der bibelgemäß das Recht der Grablegung von<br />
Pilatus erhalten hatte und seiner Würde entsprechend<br />
in glänzender lilafarbener Kleidung wiedergegeben ist,<br />
zudem einen langen weißen Bart trägt und Jesus<br />
aufmerksam betrachtet. Über den leblosen Körper gebeugt,<br />
voller Trauer Maria in rotem Untergewand und<br />
dunkelblauem Mantel. Hinter ihr stehend der junge<br />
Johannes Evangelist, sich mit seinem roten Gewand<br />
die Tränen trocknend. Rechts hinten eine Frau voller<br />
Erregung beide Arme nach oben gerissen und auf<br />
Jesus schauend. Der Oberkörper Jesu wird von einem<br />
weiteren Mann gehalten, hinter dem ein Fackelträger<br />
und zwei brennende Fackeln im dunklen Hintergrund<br />
zu erkennen sind. Im Hintergrund rechts Blick in den<br />
abendlichen Himmel. Einfühlsame Malerei mit besonderer<br />
Betonung der bewegten Gesichter der Dargestellten.<br />
Ein vergleichbarer Alter mit weißem Bart lässt<br />
sich auch auf Darstellung des Heiligen Hieronymus<br />
im Werk des Künstlers finden. Leinwand, insbesondere<br />
am Rand, besch., teils Farbabrieb.<br />
(1350891) (18)<br />
ALESSANDRO MORETTO,<br />
ALSO KNOWN AS “MORETTO DA BRESCIA”,<br />
1490/98 <strong>–</strong> 1554, ATTRIBUTED/ CIRCLE OF<br />
THE LAMENTATION AND THE ENTOMBMENT<br />
OF CHRIST<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
135 x 150 cm.<br />
€ 30.000 - € 40.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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114<br />
ANTONIO BELLUCCI,<br />
1654 PIEVE DI SOLIGO <strong>–</strong> 1726 EBENDA<br />
Antonio Bellucci, der von Succi genannt wird, war ein<br />
italienischer Barockmaler, studierte in Venedig unter<br />
Andrea Celesti (1637-1712), Pietro Liberi (1614-1687)<br />
und Antonio Zanchi (1631-1722). Wie andere Vertreter<br />
der venezianischen Malerei (Sebastiano Ricci (1659-<br />
1734), Giovanni Battista Tiepolo (1696-1770)) nahm er<br />
Malaufträge in Norditalien an, wo er prächtige Fresken<br />
für die Paläste der lokalen Gönner schuf. Zeitweise<br />
lebt er auch am Hofe des Kurfürsten Johann Wilhelm<br />
von der Pfalz (1658-1716), für dessen Gemäldegalerie<br />
ereinige Bilder schuf.<br />
ANTONIO BELLUCCI,<br />
1654 PIEVE DI SOLIGO <strong>–</strong> 1726 IBID.<br />
JOSEPH IN THE HOUSE OF POTIPHAR<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
154 x 149.5 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Emilio Negro,<br />
Bologna, in copy.<br />
€ 35.000 - € 45.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
JOSEF IM HAUS DES POTIFAR<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
154 x 149,5 cm.<br />
In vergoldetem Profilrahmen.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Emilio Negro,<br />
Bologna, in Kopie.<br />
Kannelierte Säulen sind Teile eines geräumigen Architekturensembles,<br />
das Bellucci als Bühne diente für die<br />
Darstellung einer mehrpersonigen biblischen Geschichte.<br />
Josef war nach Ägypten verkauft worden und gelangte<br />
an den Hof des Potifar, dessen Soldaten den<br />
noch jungen Josef im Begriff sind abzuführen. Was<br />
war geschehen? Die Frau des Potifar und ihre Mägde<br />
waren von Josefs Schönheit ergriffen und so suchte<br />
Potifars Gemahlin Josef zum Ehebruch zu bringen,<br />
was er ausschlug, sodass sie ihn der unsittlichen Annäherung<br />
beschuldigt hatte. Die Geschichte ist im<br />
Buch Genesis (Gen 39,1-20), aber auch im Islam und<br />
im Judentum überliefert.<br />
Literatur:<br />
Vgl. Manfred Tiemann, Josef und die Frau Potifars im<br />
populärkulturellen Kontext. Transkulturelle Verflechtungen<br />
in Theologie, Bildender Kunst, Literatur, Musik<br />
und Film, Wiesbaden 2020.<br />
Fabrizio Magani, Antonio Bellucci, Catalogo ragionto<br />
Rimini 1995. (1352071) (3) (13)<br />
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77
115<br />
CRISTOFANO ALLORI,<br />
AUCH „BRONZINO D. J.“,<br />
1577 FLORENZ <strong>–</strong> 1621 EBENDA, ZUG.<br />
Cristofano Allori war ein italienischer Maler, der sich der<br />
Bologneser Schule zuwandte. Er arbeitete an jedem<br />
seiner Bilder mit großer Sorgfalt, wie seine zahlreichen<br />
Skizzen belegen. Seine vom Hell-Dunkel bestimmte<br />
Lichtführung und Farbgebung ließen häufig die Gesichter<br />
wirkungsvoll entfalten.<br />
PORTRAIT EINES JUNGEN MANNES<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
53 x 41 cm.<br />
In vergoldetem Rahmen.<br />
CRISTOFANO ALLORI,<br />
ALSO KNOWN AS “BRONZINO THE YOUNGER”,<br />
1577 FLORENCE <strong>–</strong> 1621 IBID., ATTRIBUTED<br />
PORTRAIT OF A YOUNG MAN<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
53 x 41 cm.<br />
€ 15.000 - € 18.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Vor bräunlichem Hintergrund das Brustbildnis des<br />
jungen Mannes nach rechts, in dunklem Gewand mit<br />
Knopfreihe über der Brust und umgehängtem schwarzem<br />
Mantel, daraus hervorragend ein großer weißer<br />
Kragen. Er hat schwarzes Haar, ein weiches Inkarnat<br />
mit leicht geröteten Wangen, rote Lippen und mit seinen<br />
dunklen Augen schaut er seitlich etwas schüchtern<br />
und unsicher aus dem Bild heraus. Feine Malerei<br />
in der typischen Manier, mit starken Hell-Dunkel-<br />
Abgrenzungen des Künstlers.<br />
(13518715) (18)<br />
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116<br />
JÖRG BREU D. Ä.,<br />
UM 1475/80 AUGSBURG <strong>–</strong> 1537 EBENDA, ZUG.<br />
Paar Gemäldetondi mit astrologischen Szenen<br />
KINDER DES JUPITER<br />
und<br />
KINDER DES SATURN<br />
Öl auf Holz.<br />
Durchmesser: 33 cm.<br />
Im oktogonalen Rahmen.<br />
Der Bildinhalt bezieht sich auf mittelalterliche Ikonografie,<br />
beeinflusst durch altarabische Texte. Gezeigt<br />
ist in einem Bild eine thronende Herrschergestalt mit<br />
Hermelinkragen, darüber ein Baldachin in Form eines<br />
mittelalterlichen Judenhutes. Davor sechs Gestalten<br />
in langen Gewändern, darunter ein Mann mit Hellebarde.<br />
Einer der Männer blickt auf den Bildbetrachter.<br />
Es könnte sich um ein Selbstportait des Künstlers<br />
handeln. Der thronende Herrscher mit dozierender<br />
Handgeste. Der landschaftliche Hintergrund durch<br />
eine niedrige Mauer abgetrennt, mit Jagdszene.<br />
Das Gegenstück zeigt mehrere ländliche Gestalten,<br />
zwei davon im Begriff ein Schwein zu schlagen, ein<br />
weiterer beim Baumfällen, rechts zwei Verurteilte im<br />
Block, ein Mann mit Krücke. Hier im Hintergrund ein<br />
von zwei Rindern gezogener Pflug und ein Bauernhaus.<br />
Eine weitergehende Deutung der Darstellungen lässt<br />
noch auf sich warten, jedenfalls scheinen zahlreiche<br />
symbolische oder sprichwörtlichee Anspielungen integriert<br />
zu sein.<br />
Das Rundformat der Bilder ist in Zusammenhang zu<br />
sehen mit Breus und seiner Werkstatt gefertigten Entwürfe<br />
für Bleiglasbilder inklusive der dazu gehörigen<br />
Vorzeichnungen. So besitzt das Museum der Bildenden<br />
Künste in Leipzig eine Vorzeichnung für ein den<br />
beiden Bildern zugehöriges Thema „Kinder der Sonne“<br />
(Inv.Nr. NI 4766) und das Großherzogliche Museum in<br />
Weimar „Die Kinder des Mondes“ (Inv.Nr. KK 93). Für<br />
unser Thema des Saturn ist ein Glasbild in der Burrell<br />
Collection in Glasgow zu nennen (Inv.Nr. 45/494, s.<br />
Lit. Morrall). A.R.<br />
Provenienz:<br />
1927 Kunsthandlung Gustav Nebehay, Wien.<br />
1933 Auktion Hugo Helbing, München, November<br />
24-25, Lot 359 (als Breu, Jörg); wahrscheinlich erworben<br />
von Max Uhlfelder (1884-1958).<br />
1938 Konfisziert von der Gestapo, November 24.<br />
1942 Vom Oberfinanzpräsidium München nach<br />
Beuerberg verbracht.<br />
Juli 1946 Übertragung an die „Zentrale Sammelstelle<br />
München“ (Nr. 36140 und Nr. 36141).<br />
1949 Rückgabe an Max Uhlfelder.<br />
21.-22. Juni 1996: Stuttgarter Kunstauktionshaus,<br />
Lot 1361 (als „Breu, Jörg d. Ä.“).<br />
29. Oktober 1998, Sotheby‘s, London, Lot 21 (als<br />
„attributed to Jörg Breu the Elder“).<br />
Privatsammlung, Frankreich.<br />
Literatur:<br />
Deutsche Handzeichnungen des XV. - XVIII. Jahrhunderts,<br />
Kunsthandlung Gustav Nebehay, mit einem<br />
Vorwort von Alfred Stix, Bd. 2 (aus der Reihe Die<br />
Zeichnung), Wien ca. 1927, Nr. 49 und Nr. 50 (als<br />
„Joerg Breu“), Abb. S/W.<br />
Ernst Buchner, Der Ältere Breu als Maler, in: Beiträge<br />
zur Geschichte der Deutschen Kunst. Augsburger<br />
Kunst der Spätgotik und Renaissance, Augsburg<br />
1928, Bd. 2, S. 372 (als „Jörg Breu“).<br />
Andrew Morrall, Saturn‘s Children. A Glass Panel by<br />
Jörg Breu the Elder in the Burrell Collection, in: The<br />
Burlington Magazine, März 1993, Bd. 135, 1080, S.<br />
213-214 (as „after Jörg Breu“), Abb. S/W, S. 214,<br />
Abb. 56 und 58. (1351284) (11)<br />
80 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6.500 additional images.
JÖRG BREU THE ELDER,<br />
CA. 1475/80 AUGSBURG <strong>–</strong> 1537 IBID., ATTRIBUTED<br />
A pair of tondos with astrological scenes<br />
THE CHILDREN OF JUPITER<br />
and<br />
THE CHILDREN OF SATURN<br />
Oil on panel.<br />
Diameter: 33 cm.<br />
€ 35.000 - € 50.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
117 ENTFÄLLT<br />
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81
118<br />
MARTEN VAN CLEVE D. Ä.,<br />
1527 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1581 EBENDA<br />
ÜBERGABE DER GESCHENKE ZUM BAUERNFEST<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
104 x 170 cm.<br />
In vergoldetem Profilrahmen.<br />
Beigegeben eine Expertise von Dr. Klaus Ertz, Lingen.<br />
In großzügigem Format vielfigurige Darstellung eines<br />
Dorfplatzes mit zahlreichen Personen, deren Erzählkraft<br />
noch stark an Pieter Brueghel d.Ä. erinnern. Es<br />
nimmt das Thema der großen Bauernhochzeiten auf:<br />
Im Mittelgrund vor der zusammenhängenden Häusergruppe<br />
ist ein ornamental verziertes Ehrentuch gespannt.<br />
Vor diesem sitzt an einem weiten Tisch die<br />
Hochzeiterin mit rotem Stirnband als Krone als solche<br />
gekennzeichnet. An diesem Tisch werden die Hochzeitsgeschenke<br />
in Form von Stoffen oder Geld dargebracht.<br />
An den Geschenken beteiligen sich die Gäste<br />
nach ihrem Vermögen, wobei auch die weniger<br />
Vermögenden in ihrer Geldkatze nach möglichen Entbehrlichkeiten<br />
suchen. Sowohl in der Polychromität als<br />
auch in der Formsprache ist die Darstellung sowohl an<br />
Pieter Brueghel d.Ä. als auch an Pieter Brueghel d.J.<br />
angelehnt, jedoch besonders in den Gesichtern sieht<br />
man eine abgewandelte Handschrift, die laut Dr. Ertz<br />
derjenigen des Marten van Cleve entspricht, wie etwa<br />
bei einer Tafel zu sehen ist, die beim RKD, Den Haag<br />
unter Nummer 190862 geführt wird.<br />
(1351711) (13)<br />
MARTEN VAN CLEVE THE ELDER,<br />
1527 ANTWERP <strong>–</strong> 1581 IBID.<br />
HANDING OVER THE GIFTS FOR THE FARMER’S<br />
FESTIVAL<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
104 x 170 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dr Klaus Ertz,<br />
Lingen.<br />
€ 130.000 - € 150.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
82 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6.500 additional images.
119<br />
JAN BRUEGHEL D. J.,<br />
1601 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1678 EBENDA<br />
DORFGRACHT<br />
Öl auf Holz.<br />
30,6 x 44 cm.<br />
Gerahmt.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Dr. Klaus Ertz, Lingen,<br />
24. Februar 2023.<br />
Malerischer Blick über einen schmalen, mit Schilf bewachsenen<br />
Uferstreifen auf eine Gracht, auf deren<br />
Wasser in der Bildmitte ein figurenbesetztes Ruderboot<br />
zu erkennen ist. Der Blick gleitet dann zu einer<br />
schmalen hölzernen Brücke, die links- und rechtsseitig<br />
zu einer Reihe von alten Häusern in überwiegend<br />
beige- brauner Farbigkeit führt. Dahinterliegend in hellem<br />
Sonnenlicht die Silhouette einer am Wasser liegenden<br />
Häuserfront sowie linksseitig im Hintergrund eine<br />
große Kirchenanlage. Am rechten Bildrand ein großer<br />
Baum in diversen Grüntönen und davor blühende<br />
Gräser im flachen Wasser, ebenso linksseitig mehrere<br />
in die Höhe ragende Bäume, von Sträuchern und<br />
weiteren Wasserschilf umgeben. Im blauen Himmel<br />
die von Baumwipfeln teils verdeckte gelb-weiß<br />
leuchtende Sonne, deren Licht sowohl auf die Wasseroberfläche<br />
als auch auf die Häuser und die genannte<br />
Kirche im Hintergrund fällt. Auch das kleine Boot<br />
wird durch den Lichtstrahl und die Spiegelung im<br />
Wasser besonders hervorgehoben.<br />
Laut Ertz sind für den Künstler charakteristisch unter<br />
anderem das typische Farbenspiel mit dem Gelb-<br />
Braun-Grün im Schilf und den Häusern im Mittelpunkt<br />
sowie die punktuell eingesetzte Farbe Rot in den<br />
Gewändern der Figuren am Ufer und auch die Weißhöhungen<br />
auf den Blättern der Bäume. Das Gemälde<br />
sehr detailreich ausgestattet unter anderem mit<br />
schwimmenden Schwänen auf dem Wasser, Vögeln<br />
im Bereich des Himmels, gelblich blühenden Wasserlilien<br />
im Schilf, Tauben auf einem Dach und diversen<br />
kleinen Staffagefiguren. Das eingesetzte Licht der<br />
Sonne bewirkt in dieser schönen Wasserlandschaft<br />
eine Bildtiefe und Dreidimensionalität, die sich aus<br />
dem Gegensatz von Hell und Dunkel ergibt. Ertz ordnet<br />
das Gemälde den frühen 1630er-Jahren in Antwerpen<br />
zu, in Anlehnung an das Vorbild des Vaters.<br />
Jedoch hat der Sohn eigene Ideen entwickelt und eigenständige<br />
neue Kompositionen geschaffen.<br />
JAN BRUEGHEL THE YOUNGER,<br />
1601 ANTWERP <strong>–</strong> 1678 IBID.<br />
VILLAGE GRACHT<br />
Oil on panel.<br />
30.6 x 44 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dr Klaus Ertz,<br />
Lingen, 24 February 2023.<br />
€ 40.000 - € 60.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Literatur:<br />
Vgl. Klaus Ertz, Jan Brueghel der Jüngere, Die<br />
Gemälde mit kritischem Œuvrekatalog, Freren<br />
1984. (13514341) (18)<br />
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87
120<br />
JACOB GRIMMER,<br />
1525/26 ANTWERPEN <strong>–</strong> UM 1590<br />
LANDSCHAFT DER UMGEBUNG VON<br />
ANTWERPEN MIT FIGUREN<br />
Öl auf Holz. Parkettiert.<br />
23 x 26 cm.<br />
Beigegeben eine Expertise mit weiteren Informationen<br />
von Kunstbureau Drs. Luuk Pijl, Dokkum Niederlande,<br />
in Kopie.<br />
Das Gemälde besticht durch die sehr fein gemalten<br />
Details, vor allem bei den zahlreichen Staffagefiguren,<br />
dem Planwagen im Vordergrund, aber auch dem turmartigen<br />
Gebäude mit hinzuführender Brücke. Ebenso<br />
fein gemalt das zwischen den Bäumen zu sehende<br />
Weichbild der Stadt Antwerpen, im diesigen Licht am<br />
Horizont. Im Vordergrund weist ein nobel gekleideter<br />
Reiter auf einem Schimmel auf das Gebäude, während<br />
der von zwei Pferden gezogene Planwagen mit einer<br />
offensichtlich heiteren Reisegruppe gefüllt ist. Die<br />
Knaben davor vergnügen sich ebenfalls mit Purzelbaumschlagen.<br />
Grimmers erstes uns bekanntes Werk datiert ins Jahr<br />
1546, sein letztes 1589. Damit hat er fast zeitgleich<br />
mit Pieter Brueghel gewirkt, ohne diesen jedoch<br />
nachgeahmt zu haben. Dazwischen hat uns der Maler<br />
neben Winterlandschaften auch eine Reihe von oft<br />
kleinformatigen Ansichten von Dörfern, Kirmessen<br />
und originelle Genreszenen in Landschaften hinterlassen.<br />
Der frühe Malerbiograf Karel van Mander berichtet<br />
1604, Grimmer hätte die Landschaftsmalerei bei Matthys<br />
Cock und später bei dem unbekannten Christian<br />
van den Queborn erlernt. 1547 jedenfalls wird er als<br />
Meister der Antwerpener Gilde dokumentiert. Die<br />
beiliegende Expertise nennt die Zeit der 1580er-Jahre<br />
für die Entstehung des für Grimmer typischen Bildes.<br />
Dabei ist eine signifikante Ähnlichkeit mit seinem<br />
Gemälde von 1583 im Kunsthistorischen Museum<br />
Wien erkennbar (Inv.Nr. Gemäldegalerie,5652). A.R.<br />
JACOB GRIMMER,<br />
CA. 1525 ANTWERP <strong>–</strong> CA. 1590<br />
LANDSCAPE AND SURROUNDINGS OF ANTWERP<br />
WITH FIGURAL STAFFAGE<br />
Oil on panel. Parquetted.<br />
23 x 26 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report with further information<br />
by Kunstbureau Drs Luuk Pijl, Dokkum, the<br />
Netherlands, in copy.<br />
Provenance:<br />
Brian Koetser collection, London 1971.<br />
Literature:<br />
Edith Greindl, Monographie Jacob Grimmer, 1972,<br />
no. 55.<br />
Reine de Bertier de Sauvigny, catalogue raisonné,<br />
p. 71, ill. 16 and p. 116, ill. 59.<br />
€ 75.000 - € 90.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Provenienz:<br />
Sammlung Brian Koetser, London 1971.<br />
Literatur:<br />
Edith Greindl, Jacob Grimmer. Monographie, Wien<br />
1972, Nr. 55.<br />
Reine de Bertier de Sauvigny, Jacob et Abel Grimmer.<br />
Catalogue raisonné, Brüssel 1991, S. 71, Abb. 16<br />
und S. 116, Abb. 59. (1351282) (11)<br />
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121<br />
PIETER BRUEGHEL D. J.,<br />
UM 1564 BRÜSSEL <strong>–</strong> 1637/38 ANTWERPEN<br />
Er war der Sohn des Malers Pieter Brueghel d. Ä. und<br />
dessen Ehefrau Mayken. Er wurde wohl bei dem<br />
Landschaftsmaler Gillis van Coninxloo (1544-1607) in<br />
die Lehre gegeben. Im Jahr 1585 ist er als selbstständiger<br />
Meister in den Büchern der Lukasgilde in Antwerpen<br />
verzeichnet. In der Stadt unterhielt er auch<br />
ein größeres Atelier.<br />
DÖRFLICHE LANDSCHAFT AM BACH MIT ANGLER<br />
Öl auf Holz.<br />
Tondo, Durchmesser: 25 cm.<br />
In quadratischem Holzrahmen.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Dr. Klaus Ertz, Lingen,<br />
22. Februar 2023.<br />
Der Blick des Betrachters gleitet vom Vordergrund mit<br />
dem breiteren Bach in die Tiefe des Bildes. Am Ufer des<br />
meist mit Schilf gesäumten Baches steht rechtsseitig<br />
ein Angler mit roter Jacke und hinter ihm eine weitere<br />
Figur, ihm dabei zuschauend. Am Boden stehen neben<br />
ihm eine glänzende Schüssel für die gefangenen Fische<br />
und ein heller Beutel wohl gefüllt mit Speisen. Drei<br />
kleine Enten und linksseitig am Uferrand schwimmend<br />
zwei Schwäne im Wasser. Der Bach führt zu einer<br />
kleinen hölzernen Brücke, die von dem linksseitigem<br />
Gebäude mit einigen Figuren nach rechts zu einem<br />
Dorf führt. Unter der Brücke führt der Bachlauf schmäler<br />
werdend nach links in die Tiefe. Zu seiner Seite<br />
eine Baumallee. Nach rechts im Hintergrund eine weite<br />
flache Landschaft und eine Stadt unter hohem<br />
weiß-blauem Himmel mit zwei fliegenden Vögeln.<br />
Laut Ertz gehört das kleine Gemälde zum Endpunkt<br />
einer Entwicklung, die typisch ist für Landschaften<br />
des Künstlers nach 1616. Vorgänger dieser kleinen<br />
Landschaft ist eine „Waldige Dorflandschaft“ von<br />
1600, die perspektivisch jedoch noch völlig unausgegoren<br />
ist im Gegensatz zu dem hier vorliegendem<br />
Gemälde. Feine, qualitätvolle Malerei, bei der die<br />
Farben in ihrem ursprünglichen Zustand dick und pastos<br />
erhalten sind. Holzplatte an der linken und rechten<br />
Seite leicht gewölbt.<br />
Literatur:<br />
Vgl. Klaus Ertz, Pieter Brueghel der Jüngere,<br />
Œuvrekatalog der Gemälde, Lingen 2000.<br />
(13514343) (18)<br />
PIETER BRUEGHEL THE YOUNGER,<br />
CA. 1564 BRUSSELS <strong>–</strong> 1637/38 ANTWERP<br />
VILLAGE LANDSCAPE BY A STREAM WITH ANGLER<br />
Oil on panel.<br />
Tondo, diameter: 25 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dr Klaus Ertz,<br />
Lingen, 22 February 2023. According to Ertz the small<br />
painting can be placed at the end of a development,<br />
which is typical for landscapes of the artist after 1616.<br />
€ 50.000 - € 70.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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122<br />
ABEL GRIMMER,<br />
UM 1570 ANTWERPEN <strong>–</strong> UM 1619<br />
Der Maler war Sohn von Jacob Grimmer (1525/26-um<br />
1590), der sich einen Namen gemacht hatte mit der<br />
Wiederholung von Arbeiten des Pieter Brueghel d. Ä.<br />
(um 1525-um 1569), meist auf kleinen Holztäfelchen.<br />
Abel Grimmer wurde 1592 Meister der Antwerpener<br />
Sankt Lukas Gilde und übernahm dann die Werkstatt<br />
seines Vaters. Vor allem bekannt durch Arbeiten auf<br />
kleinem Format, wobei der Einfluss von Pieter<br />
Brueghel d. Ä. und Hans Bol (1534-1593) deutlich zu<br />
erkennen ist. Für sein Werk typisch ist die Vereinfachung<br />
und Systematisierung von Figuren und Landschaften,<br />
bei äußerst feiner und detailgenauer Wiedergabe.<br />
ALLEGORIE DES WINTERS<br />
Öl auf Holz.<br />
27 x 37,8 cm.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Dr. Klaus Ertz, Lingen.<br />
Im Zentrum des Gemäldes ein Wasserschloss mit vielen<br />
Türmchen, zu dem eine rechts liegende Brücke führt,<br />
dazu im Hintergrund rechts eine schneebedeckte<br />
Kirche und am linken Bildrand bäuerliche Häuser, zwischen<br />
denen hohe kahle Bäume stehen. Ein kleiner<br />
Vogel ist auf einem Baumast zu erkennen. Vor den<br />
Häusern im Vordergrund ein Paar, das gerade ein Tier<br />
schlachtet und ein auf einem Baumstamm sitzender<br />
Hirte, der seine Schweine bewacht. In der Mitte und<br />
rechten Seite des Vordergrunds zahlreiche Figuren<br />
auf dem Eis, die unterschiedliche Stände vertreten,<br />
vom bäuerlichen Typen bis zum besser gekleideten<br />
Städter, wohl auch Angehörige der Aristokratie, eine<br />
Vermutung, die das Schloss nahelegt. Laut Ertz ist ein<br />
Teil der Figuren auf einen Stich von Hans Bol zurückzuführen:<br />
Dazu gehört rechts vor der Brücke ein ins<br />
Eis eingebrochener Mann, ein starkes Memento mori-<br />
Motiv, weil seine Rettung keineswegs gesichert<br />
scheint, oder die Frau im Vordergrund, die auf dem<br />
Eis ausgerutscht ist und dabei den Korb mit Eiern und<br />
das Milchgefäß hat fallen lassen; einige Figuren<br />
schauen ihr tatenlos zu. Das Gemälde wird in die Zeit<br />
um 1610 eingeordnet und gehört möglicherweise zu<br />
einer Serie von Bildern mit „Allegorien der Jahreszeiten“.<br />
Im oberen abendlichen grauen Bereich des<br />
Himmels sind die drei Sternzeichen Steinbock, Wassermann<br />
und Fische zu erkennen für die ersten drei<br />
Monate des Jahres. Qualitätvolle malerische Darstellung<br />
in der typische Manier des bekannten Künstlers.<br />
(13514340) (18)<br />
ABEL GRIMMER,<br />
CA. 1570 ANTWERP <strong>–</strong> CA. 1619<br />
ALLEGORY OF WINTER<br />
Oil on panel.<br />
27 x 37.8 cm.<br />
Accompanied by an original expert’s report by<br />
Dr Klaus Ertz, Lingen.<br />
€ 25.000 - € 35.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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91
123<br />
ABEL GRIMMER,<br />
UM 1570 ANTWERPEN <strong>–</strong> UM 1619<br />
Der Maler war Sohn von Jacob Grimmer (1525/26-um<br />
1590), der sich einen Namen gemacht hatte mit der<br />
Wiederholung von Arbeiten des Pieter Brueghel d. Ä.<br />
(um 1525-um 1569), meist auf kleinen Holztäfelchen.<br />
Abel Grimmer wurde 1592 Meister der Antwerpener<br />
Sankt Lukas Gilde und übernahm dann die Werkstatt<br />
seines Vaters. Vor allem bekannt durch Arbeiten auf<br />
kleinem Format, wobei der Einfluss von Pieter<br />
Brueghel d. Ä. und Hans Bol (1534-1593) deutlich zu<br />
erkennen ist. Für sein Werk typisch ist die Vereinfachung<br />
und Systematisierung von Figuren und Landschaften,<br />
bei äußerst feiner und detailgenauer Wiedergabe.<br />
WINTERLICHE STADTLANDSCHAFT<br />
MIT SCHLACHTER<br />
Öl auf Holz.<br />
29,5 x 41,5 cm.<br />
Im dekorativen Rahmen.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Dr. Klaus Ertz, Lingen.<br />
Im Vordergrund des Gemäldes vor einem Haus ein<br />
Metzger beim Schlachten eines Schweins, das am<br />
Boden liegt. Er trägt eine weiße Schürze und hat im<br />
Mund das Messer, mit dem er gerade zugestochen<br />
hat. Eine Frau in schwarz-rotem Gewand hält eine lange<br />
Pfanne, um darin das Blut aufzufangen. Hinter ihr<br />
stehend ein kleines Kind, das entsetzt den rechten Arm<br />
hochgerissen hat. Ein älterer Mann in langem dickem<br />
Mantel und Kopfbedeckung schaut ihnen aufmerksam<br />
zu. Linksseitig ein Kind in langem grünem Umhang,<br />
einen Spaten in seiner Hand haltend. Davor ein heißer<br />
Bottich und eine Tonschale. In der Mitte des Hintergrunds<br />
sieht man einen Schweinehirten mit seinen<br />
ihn umgebenden Tieren, der im Gespräch mit zwei<br />
Männern ist. Am linken Bildrand ein Haus mit einer<br />
Frau, die in der Tür steht und sich gerade mit einem<br />
Mann in Rückenansicht unterhält, der wohl hinter sich<br />
eine Schubkarre mit Reisigbündeln abgestellt hat. In<br />
der Ferne führt eine kleine Brücke zu weiteren schneebedeckten<br />
Wegen und Häusern der Stadt unter hohem<br />
grau-weißem Himmel, die Stimmung eines kalten<br />
Wintertages vermittelnd.<br />
(13511110) (18)<br />
ABEL GRIMMER,<br />
CA. 1570 ANTWERP <strong>–</strong> CA. 1619<br />
WINTER CITYSCAPE WITH BUTCHER<br />
Oil on panel.<br />
29.5 x 41.5 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dr Klaus Ertz,<br />
Lingen.<br />
€ 20.000 - € 40.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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124<br />
MARTEN VAN CLEVE D. Ä.,<br />
1527 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1581 EBENDA<br />
Studierte unter Frans Floris (um 1516-1570) und entdeckte<br />
zunächst seine Vorliebe für die Landschaftsmalerei.<br />
Durch seinen Bruder Heinrich veranlasst,<br />
widmete er sich aber alsbald fast ausschließlich der<br />
figürlichen Malerei. Seine meist vielfigurigen Genrebilder<br />
werden oft nur vordergründig als teilweise<br />
humorige Szenen verstanden, hinter denen sich jedoch<br />
nicht selten ein tieferer allegorischer oder<br />
gesellschaftskritischer Sinn verbirgt. 1551 wurde er<br />
Mitglied der Antwerpener Lukasgilde.<br />
FLÄMISCHE HAUSHALTUNG<br />
Öl auf Holz.<br />
26 x 37 cm.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Dr. Klaus Ertz, Lingen,<br />
16. Februar 2023.<br />
Blick in einen großen figurenreichen Raum mit verschiedenen<br />
Tieren und zahlreichen Gegenständen, sodass<br />
er nicht eindeutig einer einzigen Funktion, nämlich<br />
einer Küche, zugeordnet werden kann. Linksseitig ein<br />
Kamin, über dessen Feuer ein großer, kupfern glänzender<br />
Kessel hängt. Mit einem sitzenden Paar in Rückenansicht<br />
und einer Frau auf einem Hocker, die dem vor<br />
ihr stehenden Kind wohl Pfannenkuchen zubereitet.<br />
In der Bildmitte ein weiß gedeckter Tisch, umgeben<br />
von mehreren Männern, von denen einer Brot hält,<br />
ein anderer Speisen auf einen silbernen Teller bringt<br />
und schließlich ein dritter Mann, der einen Krug nach<br />
oben hält und einem stehenden Dudelsackspieler anbietet.<br />
Des Weiteren eine junge Magd mit einem Krug,<br />
die von einem älteren Herren umarmt wird. Diese Darstellung<br />
an eine Wirtshausszene erinnernd. Im Hintergrund<br />
ein offenes Fenster und ein Mann, der wohl<br />
einige Stufen gerade nach oben steigt, um den Raum<br />
zu verlassen. Im Hintergrund rechts ein hoher Schrank,<br />
ein Bord und ein Holzbrett, auf denen sich zahlreiche<br />
Schüsseln, Teller und Krüge befinden. Im Vordergrund<br />
rechts eine junge Frau an einem flachen Tisch, vor ihr<br />
liegend mehrere Fische, die sie wohl gerade ausnimmt.<br />
Vor ihr ein hockender Mann, der wohl die in<br />
einem Bottich befindlichen Muscheln öffnet. Eine<br />
freche Katze streckt sich nach oben, um etwas von<br />
dem Fisch abzubekommen. In der Mitte des Vordergrunds<br />
schließlich ein Schwein und zwei Hühner, die<br />
sich an Gemüseresten laben. Am rechten Bildrand<br />
dieser bäuerlichen Darstellung schließlich deutet der<br />
Künstler eine christliche Szene an, indem Josef und<br />
Maria vor einer geöffneten Tür stehen und um eine<br />
Übernachtungsmöglichkeit bitten, die ihnen aber von<br />
dem Mann mit roter Hose und weißer Schürze verweigert<br />
wird. Mit der Wiedergabe von Maria und<br />
Josef wird eine biblische Darstellung vorgetäuscht,<br />
jedoch ist das Bild in Wirklichkeit nichts anderes als<br />
eine Wiedergabe einer flämischen Haushaltung und<br />
ist laut Ertz eine Szene, die eine zentrale Rolle in dem<br />
Gesamtwerk des Künstlers bildet und damit eine<br />
Vorstellung der bäuerlichen Lebens- und Haussituation<br />
im 16. Jahrhundert in den Niederlanden wiedergibt.<br />
Für den Künstler typisches Werk in leuchtenden<br />
frischen Farben, bei der überwiegend beige-braune,<br />
rote und weiße Farbtöne verwendet werden.<br />
(13514342) (18)<br />
MARTEN VAN CLEVE THE ELDER,<br />
1527 ANTWERP <strong>–</strong> 1581 IBID.<br />
FLEMISH HOUSEKEEPING<br />
Oil on panel.<br />
26 x 37 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by<br />
Dr Klaus Ertz, Lingen, 16 February 2023.<br />
€ 25.000 - € 35.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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93
125<br />
ADRIAEN VAN STALBEMT,<br />
AUCH VAN STALBERNT,<br />
1580 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1662 EBENDA<br />
Adriaen van Stalbemt war ein flämischer Maler, Radierer<br />
und Zeichner. Nach seiner Lehre wurde er 1610 in<br />
die Sankt Lukas-Gilde Antwerpen aufgenommen und<br />
zum Meister ernannt. Das künstlerische Werk ist ganz<br />
der Tradition der älteren flämischen Schule verpflichtet.<br />
Einige seiner Sujets, wie Landschaften, können<br />
durchaus mit denen von Hendrik van Balen d. Ä.<br />
(1575-1632) verglichen werden.<br />
GÖTTERMAHL AM MEER<br />
Öl auf Holz. Parkettiert.<br />
42 x 63,4 cm.<br />
In ebonisiertem profiliertem Holzrahmen.<br />
ADRIAEN VAN STALBEMT,<br />
ALSO KNOWN AS “VAN STALBERNT”<br />
1580 ANTWERP <strong>–</strong> 1662 IBID.<br />
THE FEAST OF THE GODS BY THE SEA<br />
Oil on panel. Parquetted.<br />
42 x 63.4 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dr Klaus Ertz,<br />
7 February 2022, Lingen, in copy.<br />
Ertz dates the present painting to ca. 1620/30.<br />
€ 22.000 - € 25.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Beigegeben ein Gutachten von Dr. Klaus Ertz, 07.<br />
Februar 2022, Lingen, in Kopie.<br />
In starker Polychromität stellt Stalbemt eine Ruinenarchitektur<br />
dar mit starkem Vegetationsbesatz, unter<br />
welcher sich ein Göttermahl mit gedeckter Tafel vollzieht.<br />
Ertz datiert das vorliegende Gemälde auf ca.<br />
1620/30, wobei Stalbemt, anders als sein großes<br />
Vorbild Jan Pauwels d. Ä., ebenso als Landschafts- als<br />
auch als Figurenmaler tätig war.<br />
Literatur:<br />
Vgl. Klaus Ertz, Christa Nitze-Ertz, Adriaen van Stalbemt<br />
1580-1662. Kritischer Katalog der Gemälde,<br />
Zeichnungen und Druckgraphik, Lingen 2018.<br />
(13514338) (13)<br />
Detailabbildung<br />
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127<br />
JAN BRUEGHEL D. J. (1601-1678)<br />
UND<br />
PIETER VAN AVONT (1600-1652)<br />
RUHE AUF DER FLUCHT MIT<br />
FRÜCHTE TRAGENDEM ENGEL<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
89 x 71,7 cm.<br />
In ebonisiertem Rahmen mit Wellenleistenprofil.<br />
Beigegeben eine Expertise von Dr. Klaus Ertz, Lingen,<br />
1. Juli 2020, auf welche wir uns bei der Zuweisung an<br />
die genannten Künstler beziehen, in Kopie.<br />
Inmitten einer Waldlichtung, die von knorrigen dichtbelaubten<br />
Bäumen umstanden ist, sitzt die Heilige<br />
Familie. Maria mit dem Jesuskind auf dem Schoß,<br />
beide von einem Lichtnimbus umfangen, rechts davon<br />
Josef im Studium mit Ringnimbus, links ein heraneilender<br />
Engel mit einer Wanli-Porzellanschale, die<br />
Früchte beinhaltet.<br />
Literatur:<br />
Vgl. Klaus Ertz, Jan Brueghel der Jüngere, Die Gemälde<br />
mit kritischem Œuvrekatalog, Freren 1984.<br />
Vgl. Klaus Ertz, Christa Nitze-Ertz, Jan Brueghel der<br />
Ältere(1568-1625), Kritischer Katalog der Gemälde,<br />
Bde. I-IV, Lingen 2008-2010. (1351086) (13)<br />
JAN BRUEGHEL THE YOUNGER (1601-1678)<br />
AND<br />
PIETER VAN AVONT (1600-1652)<br />
THE REST ON THE FLIGHT INTO EGYPT<br />
WITH ANGEL BEARING FRUIT<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
89 x 71.7 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dr Klaus Ertz,<br />
Lingen, 1 July, in copy.<br />
€ 25.000 - € 35.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
126<br />
JACOB JORDAENS,<br />
1593 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1678 EBENDA<br />
Jacob Jordaens war ein flämischer Maler des Barock.<br />
Neben Peter Paul Rubens und Athonis van Dyck war<br />
er einer der drei wichtigsten flämischen Maler, welche<br />
die Antwerpener Schule im 17. Jahrhundert prägten.<br />
Der Künstler ist für seine großen und zahlreichen szenischen<br />
Bilder der Genremalerei bekannt, die sich an<br />
Sprichwörter seines Zeitgenossen Jan Brueghel d. Ä.<br />
anlehnen, wie beispielsweise dessen bekannteste<br />
Bilder „Der König trinkt“ und „Wie die Alten summen,<br />
so pfeifen die Jungen“.<br />
STEHENDER PUTTO IN LANDSCHAFT<br />
netem Mund schaut er fröhlich nach oben. Er hat ein<br />
helles Inkarnat, ein leicht gerötetes Gesäß und ebenso<br />
gerötete Beine. Am unteren rechten Rand liegt ein<br />
rotes Tuch und ist die goldene Sohle eines Schuhs<br />
zu erkennen, während linksseitig eine große grüne<br />
Pflanze wächst. Humorige liebevolle Darstellung des<br />
leicht nach rechts schreitenden Putto mit gespitztem<br />
Mund, der auf ein Pfeifen hindeuten könnte, in zurückhaltender<br />
Farbgebung. Eine Datierung des Gemäldes<br />
in die Zeit um 1653 ist anzunehmen.<br />
(13514345) (18)<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
109 x 58 cm.<br />
Rechts unten signiert.<br />
Unter hohem blauem Himmel mit letztem rötlichem<br />
Schimmer der untergehenden Sonne ein wohlproportionierter<br />
nackter Putto nach rechts in Rückenansicht<br />
mit kleinen Flügeln mit Stand- und Spielbein. Er hält<br />
auf seiner linken Seite ein großes, goldglänzendes<br />
köcherartiges Gefäß, aus dem einige grüne Blätter<br />
herausragen, zudem ist das Gefäß am oberen Rand<br />
mit einem altrosafarbenem Tuch umwickelt, das er vor<br />
seinem Körper trägt und mit der rechten Hand hält. Er<br />
hat dunkelblondes lockiges Haar, ein leicht rötliches<br />
Gesicht und mit seinen Augen und einem leicht geöff-<br />
JACOB JORDAENS,<br />
1593 ANTWERP <strong>–</strong> 1678 IBID.<br />
STANDING PUTTO IN LANDSCAPE<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
109 x 58 cm.<br />
Signed lower right.<br />
€ 35.000 - € 50.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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128<br />
ABRAHAM GOVAERTS (1589 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1620)<br />
UND<br />
HENDRICK VAN BALEN (1575 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1632)<br />
DER RAUB DER EUROPA<br />
Öl auf Eichenholz.<br />
50,6 x 66,8 cm.<br />
Rechts unten signiert „A. GOVAERTS“ und datiert<br />
„1610“. Verso eine Parkettier-Querleiste.<br />
Die Zusammenarbeit der beiden Maler ist für mehrere<br />
Werke verbürgt. Dabei übernahm Govaerts stets den<br />
landschaftlichen <strong>Part</strong>, während van Balen als bereits<br />
damals bedeutender Figurenmaler die Szenerien<br />
schuf. Hier im Bild überwiegt die Wirkung der mythologischen<br />
Darstellung. Gezeigt ist die Legende, berichtet<br />
bei Homer, wonach der Göttervater Zeus sich<br />
in Gestalt eines weißen Stieres begehrlich der Europa<br />
nähert, die ihn arglos füttert und mit einem Blütenkranz<br />
schmückt. Auf seinem Rücken entführt er sie<br />
übers Meer, bringt sie nach Kreta, wo er sich rückverwandelt<br />
offenbart.<br />
Die Bilddarstellung übernimmt die wesentlichen Inhalte<br />
der Legende. Allerdings wird ein Hauptaugenmerk<br />
auf eine jüngere Interpretation gelegt, wonach<br />
die Gefährtinnen der Europa hier aufgeregt wie im<br />
Abschiedsschmerz der Entführung beiwohnen. Auch<br />
die im dunklen Waldeshintergrund herbeieilenden<br />
Mädchen erheben die Arme. Rechts am unteren Bildrand<br />
ist der Verursacher des Übels, der geflügelte<br />
Amor mit seiner Feuerfackel zu sehen.<br />
Im Werk von Govaerts finden sich etliche Landschaftsdarstellungen<br />
mit mythologischen Szenen, neben<br />
van Balen auch von Frans Francken eingebracht.<br />
Auffällig ist die Bereicherung der Darstellung durch<br />
Blumen und Blumenkörbe. Nicht selten erfolgten<br />
Bildaufträge mit solchen Motiven in Anspielung auf<br />
Verhältnisse in höfischen Gesellschaften, wie hier<br />
etwa die Entführung im Zusammenhang mit einer realen<br />
Begebenheit gedacht sein konnte, etwa der Vermählung<br />
eines Herrn mit einer von weiter her „eroberten“<br />
Gemahlin. Der Abschiedsblick der Europa, die<br />
den von ihr Zurückgelassenen gilt, würde dies jedenfalls<br />
bestätigen. A.R.<br />
(13506613) (1) (11)<br />
ABRAHAM GOVAERTS (1589 ANTWERP <strong>–</strong> 1620)<br />
AND<br />
HENDRICK VAN BALEN (1573 ANTWERP <strong>–</strong> 1632)<br />
THE RAPE OF EUROPA<br />
Oil on oak panel.<br />
50.6 x 66.8 cm.<br />
Signed “A. GOVAERTS” lower right and dated “1610”.<br />
Several works confirm that these two artists collaborated.<br />
Govaerts executed the landscapes, while van<br />
Balen, who was already a distinguished figure painter<br />
at the time, created the figural scenes.<br />
€ 10.000 - € 12.000<br />
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129<br />
JAN JOZEFSZ. VAN GOYEN,<br />
1596 LEIDEN <strong>–</strong> 1656 DEN HAAG<br />
VIERECKIGER WACHTURM<br />
Öl auf Holz.<br />
35 x 53,5 cm.<br />
Halblinks am Kahn monogrammiert und datiert<br />
„VG 1640“.<br />
Unter dieser Betitelung ist das sehr eindrucksvolle<br />
Gemälde im Werkverzeichnis bereits aufgeführt und<br />
abgebildet. Es zeigt den Blick von der Wasserseite auf<br />
eine links ins Bild hereinziehende felsige Landzunge,<br />
die mit einem niedrigen, aber kräftig befestigten Turm<br />
mit spitzem Dach und Dachtürmchen bebaut ist. Daneben<br />
ein hoher Pfahl mit Ausleger, an dem ein<br />
nachts leuchtender Feuertopf hängt. Weiter rechts<br />
eine Kanone mit Soldaten und Staffagefiguren. Diese<br />
Bildinhalte zeigen, dass es sich hier um eine als<br />
Leucht- und Signalturm fungierende Anlage handelt.<br />
An der Landzunge liegt ein Segelschiff an, das dem<br />
Gemälde ein markantes zentrales Bildelement bietet.<br />
Weitere Kähne und Staffagefiguren beleben die Bildwirkung,<br />
bis hin zu den in der Ferne zum Horizont sich<br />
verlierenden, immer kleiner dargestellten Schiffen,<br />
wodurch die Weite der Poldersee und die Bildtiefe<br />
gleichermaßen zur Wirkung kommen. Rechts hinten<br />
das gegenüberliegende Ufer mit Bebauung und einem<br />
Turm am Bildrand.<br />
Die gelbliche Lichtstimmung schafft zusammen mit<br />
den erdbräunlichen Elementen eine betonte Einheit.<br />
Im gebauschten Wolkenhimmel scheint nur wenig<br />
Blau durch, was eine vorgewittrige Stimmung erzeugt.<br />
Dabei ist der Maler Jan van Goyen bekannt für die<br />
auch hier besonders zur Geltung gekommene „tonale<br />
Landschaftsmalerei“, wie wir sie auch bei Pieter de<br />
Molyn oder Salomon van Ruydael finden. In Haarlem<br />
erhielt er die für seine Malweise letzten Eindrücke<br />
durch das Studium bei Esaias van de Velde, nachdem<br />
er von einer Frankreichreise nach Holland zurückgekehrt<br />
war. Seine unglücklichen Spekulationsgeschäfte<br />
minderten seine Schaffenskraft nicht, auch nicht nachdem<br />
er 1632 nach Den Haag übersiedelte, jedoch bei<br />
seinem Tod hohe Schulden hinterließ.<br />
Das vorliegende Gemälde kann zurecht als hochrangiges<br />
Beispiel seines Werkes gewürdigt werden. A.R.<br />
Provenienz:<br />
Versteigerung in Amsterdam, 26.5.1914, Lot 314,<br />
mit Abb. im Katalog.<br />
Danach Sammlung Koeber, Hamburg.<br />
Sammlung Vogel, Berlin.<br />
1947 Berliner Kunsthandel.<br />
1965 Privatbesitz, München.<br />
Literatur:<br />
Cornelis Hofstede de Groot, Beschreibendes und<br />
kritisches Verzeichnis der Werke der hervorragendsten<br />
holländischen Maler des XVII Jahrhunderts, Bd. 8:<br />
Jan van Goyen, Jan van der Heyden, Johannes<br />
Wijnants, Esslingen 1923, S. 323, Nr. 983.<br />
Œuvreverzeichnis: Hans-Ulrich Beck (Hrsg.), Jan van<br />
Goyen, 1596-1656, Bd. II: Katalog der Gemälde,<br />
Amsterdam 1973, Nr. 735 mit Abb.<br />
Dort weiterführende Literatur. (1351183) (11)<br />
JAN JOSEFSZ VAN GOYEN,<br />
1596 LEIDEN <strong>–</strong> 1656 THE HAGUE<br />
SQUARE WATCHTOWER<br />
Oil on panel.<br />
35 x 53.5 cm.<br />
Monogrammed and dated “VG 1640” left on barge.<br />
Literature:<br />
HdG 983<br />
H.-U. Beck, Jan van Goyen 1596 - 1656, an illustrated<br />
tAmsterdam 1973, no. 735 with ill; with additional<br />
literature.<br />
€ 80.000 - € 120.000<br />
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130<br />
JAN JOZEFSZ. VAN GOYEN,<br />
1596 LEIDEN <strong>–</strong> 1656 DEN HAAG<br />
DÜNENLANDSCHAFT MIT ZAUN UND LATTENTOR<br />
Öl auf Holz.<br />
29 x 48 cm.<br />
Links auf dem unteren Brett des Gatters monogrammiert<br />
und datiert „VG 1633“.<br />
In Wellenleistenrahmen.<br />
Eine Dünenlandschaft, wie sie uns in vielen Gemälden<br />
aus van Goyens Hand begegnet mit einem im großen<br />
Schwung in die Bildmitte führenden Weg, der von<br />
Wagenradspuren durchfurcht ist. An seinem linken<br />
Rand eine Böschung mit Weidezaun, rechts zwei fein<br />
ausgeführte Personen und Schafe, im Mittelgrund<br />
ein Gehöft.<br />
Provenienz:<br />
Sammlung Zubow, Paris.<br />
Dr. C. Benedict, Paris (1949).<br />
JAN JOSEFSZ VAN GOYEN,<br />
1596 LEIDEN <strong>–</strong> 1656 THE HAGUE<br />
DUNE LANDSCAPE WITH FENCE AND GATE<br />
Oil on panel.<br />
29 x 48 cm.<br />
Monogrammed and dated “VG 1633” on the left<br />
on the lower slat of the gate.<br />
Provenance:<br />
Collection Zubow, Paris.<br />
Dr C. Benedict, Paris (1949).<br />
Literature:<br />
Hans-Ulrich Beck, catalogue raisonné, no. 1114.<br />
€ 25.000 - € 35.000<br />
Sistrix<br />
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Literatur:<br />
Hans-Ulrich Beck, Werkverzeichnis, Nr. 1114.<br />
(1351321) (13)<br />
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131<br />
MATTHIEU VAN PLATTENBERG,<br />
UM 1608 <strong>–</strong> 1660, ZUG.<br />
SCHIFFE IM SEESTURM VOR FELSIGER KÜSTE<br />
MATTHIEU VAN PLATTENBERG,<br />
CA. 1608 <strong>–</strong> 1660, ATTRIBUTED<br />
SHIPS IN A SEA STORM OFF A ROCKY COAST<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
122 x 193 cm.<br />
Unter hohem, stark bewölktem Himmel mit dicken<br />
großen grauweißen Wolken ein Seesturm mit hohen<br />
aufpeitschenden Wellen und einigen prachtvollen Fregatten<br />
unter niederländischer Fahne sowie weitere<br />
Segelschiffe und Boote gegen den Sturm und den<br />
starken Wellengang ankämpfend. Im Zentrum eine<br />
dreimastige Fregatte, die bereits ans Ufer der felsigen<br />
Küste gespült wurde und von der einige Figuren versuchen,<br />
sich an Land abzuseilen, während andere ihnen<br />
am Ufer zu Hilfe eilen. Im Hintergrund mittig und<br />
rechtsseitig die hohe felsige Küste, an der in der Höhe<br />
und in dem entfernten rechten Hintergrund mehrere<br />
kleine Städte und Orte zu erkennen sind. Die Darstellung<br />
in überwiegend monochromer, hell- und dunkelgrauer<br />
Farbgebung, sodass kaum zwischen dem stürmischen<br />
Meer und dem felsigen Ufer zu unterscheiden<br />
ist. Farbige Akzente setzen allein die Schiffsrümpfe, die<br />
Flaggen sowie die rötliche und blaue Kleidung der Staffagefiguren.<br />
Dramatisch bewegte Darstellung in der<br />
typischen Manier des Künstlers.<br />
(13510811) (18)<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
122 x 193 cm.<br />
€ 20.000 - € 40.000<br />
Sistrix<br />
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103
132<br />
JAN PAUWEL GILLEMANS D. J.,<br />
1651 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1704<br />
ALLEGORIE DER IRDISCHEN LIEBE<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
67 x 82 cm.<br />
Das detailreich mit Kinderfiguren, Parkarchitektur und<br />
Früchtedarstellungen komponierte Bild ist als Allegorie<br />
zu verstehen, die auf die irdische Liebe Bezug<br />
nimmt. Als zentrale Figur zeigt sich ein kleines Mädchen,<br />
nur mit einem roten Lendentuch bekleidet, das<br />
neben einem Vogelkäfig kauert, während es ein in der<br />
rechten Hand hochgehaltenes Vöglein betrachtet, das<br />
alsbald in den Käfig geführt werden soll. Das Vöglein<br />
an einer Schnur geführt, die die linke Hand des Kindes<br />
hält. Rechts daneben ein weiteres Mädchen sowie<br />
zwei stehende Knaben, die wohl erstmals interessiert<br />
auf das Vögelchen, Symboltier der irdischen Liebe blicken,<br />
während sie sich kräftemessend aneinander<br />
halten. Die allegorische Kindergruppe umgeben von<br />
einer Fülle fein gemalter Früchte wie hellen und dunklen<br />
Trauben, Melonen, Baumobst und Feigen. Ein ganzer<br />
Obststrunk zieht von der Mitte des Vordergrunds<br />
nach links einen schrägstehenden Baumstamm hoch,<br />
an dem zwei weitere Knaben ins Geäst steigen, wohl<br />
nach Vogelnestern suchend. Im Hintergrund Blick in<br />
eine Parklandschaft mit nach hinten zum Horizont führender<br />
Pappelallee, davor eine Parkvase. Am rechten<br />
Bildrand ein im Abendlicht stehendes höfisches Parkgebäude.<br />
Die Symbolik der irdischen Liebe wird noch<br />
unterstrichen durch das in der linken unteren Bildecke<br />
dargestellte Kaninchenpaar. Das Bild in meisterhafter<br />
Malweise vorgeführt, die Früchte stilllebenhaft wiedergegeben,<br />
die Lichtstimmung treffend und konsequent<br />
gemeistert.<br />
(1350099) (11)<br />
JAN PAUWEL GILLEMANS THE YOUNGER,<br />
1651 ANTWERP <strong>–</strong> 1704<br />
AN ALLEGORY OF EARTHLY LOVE<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
67 x 82 cm.<br />
This detailed composition of children, park architecture<br />
and fruit depictions symbolizes an allegory referring<br />
to love on earth. The picture is masterfully executed:<br />
the fruit is painted in the manner of a still life and<br />
the atmosphere of the light has aptly and consequently<br />
been mastered.<br />
€ 15.000 - € 20.000<br />
Sistrix<br />
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133<br />
DAVID VINCKBOONS,<br />
1576 MECHELEN <strong>–</strong> 1629 AMSTERDAM<br />
ÜBERFALL IM WALD<br />
Öl auf Holz.<br />
58 x 78 cm.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Dr. Klaus Ertz, Lingen,<br />
vom 10. August 2020, in Kopie.<br />
Blick in das Innere eines Waldes mit großen alten<br />
Bäumen mit weitverzweigten blattreichen Ästen. Im<br />
Vordergrund vier behelmte und bewaffnete Soldaten<br />
die gerade zu einem stattgefundenen Überfall hinzukommen.<br />
Ein Überfallener am Boden liegend während<br />
rechts davon eine offene Truhe auf dem Waldboden<br />
steht, um sie herum diverse verstreut liegende<br />
Kleidungsstücke. Einer der Soldaten weist mit ausgestrecktem<br />
Arm auf zwei in den Wald flüchtende Räuber<br />
hin. Nach links oben Durchblick auf den hellblauen<br />
teils wolkigen Himmel, in dem ein fliegender Vogel<br />
sowie links davon ein sitzender auf einem Ast zu erkennen<br />
sind. Laut Ertz weiten solche Himmelszonen<br />
den engen Waldraum in einen imaginären Landschaftsraum,<br />
in dem sich die Staffagefiguren bewegen<br />
können. Das vorliegende Werk ist seiner Meinung<br />
nach im ersten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts<br />
entstanden.<br />
Literatur:<br />
Vgl. Klaus Ertz/ Christa Nitze-Ertz, David Vinckboons.<br />
1576-1632. Monographie mit kritischem Katalog der<br />
Zeichnungen und Gemälde, aus der Reihe: Flämische<br />
Maler im Umkreis der großen Meister, Bd. 10, Lingen<br />
2016. (13407124) (18)<br />
DAVID VINCKBOONS,<br />
1576 MECHELEN <strong>–</strong> 1629 AMSTERDAM<br />
AMBUSH IN A FOREST<br />
Oil on panel.<br />
58 x 78 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dr Klaus Ertz,<br />
Lingen, dated 10 August 2020, in copy.<br />
According to Ertz, the sky zones widen the narrow<br />
forest space into an imaginary landscape space in<br />
which the staffage figures can move. In his opinion,<br />
the present work was created in the first decade of<br />
the 17th century.<br />
Literature:<br />
cf. Klaus Ertz/ Christa Nitze-Ertz, David Vinckboons.<br />
1576-1632. Monographie mit kritischem Katalog der<br />
Zeichnungen und Gemälde, from the series: Flämischer<br />
Maler im Umkreis der großen Meister, vol. 10,<br />
Lingen 2016.<br />
€ 15.000 - € 18.000<br />
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105
134<br />
ABRAHAM BLOEMAERT,<br />
1564/66 GORNICHEM <strong>–</strong> 1651 UTRECHT<br />
DAS GOLDENE ZEITALTER<br />
Öl auf Kupfer.<br />
47,5 x 62,5 cm.<br />
In ornamental verziertem Rahmen mit Wellenleistenprofil.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Prof. Marcel Roethlisberger,<br />
Genf, 30. März 2006, in Kopie.<br />
Saturn, in dessen Zeichen das Goldene Zeitalter (Saturnia<br />
Regna) stattfindet, blickt auf das Geschehen<br />
auf der Erde von einer Wolkenbank herab und sieht<br />
Menschen, in manieristischer Weise auf der Erde lagernd<br />
oder Früchte sammelnd inmitten einer sonst<br />
unkultivierten Natur nebst fein gemalten Tieren wie<br />
einem Pfau, einem <strong>–</strong> damals in Europa noch ungewohntem<br />
<strong>–</strong> Truthahn und Hasen. Nach der Weltgeschichte<br />
des griechischen Dichters Hesiod, die von<br />
anderen klassischen Autoren aufgegriffen wurde,<br />
lebten die Menschen ursprünglich in einem Zustand<br />
des Friedens und des Glücks, in dem sie sich vom<br />
Reichtum der Früchte der großzügigen Natur ernährten<br />
und ansonsten keine weiteren Bedürfnisse hatten.<br />
Auf dieses „Goldene Zeitalter“ folgten weitere<br />
Zeitalter, von denen jedes weniger glorreich war als<br />
das vorhergehende, bis wir zum heutigen Zeitalter<br />
gelangen, das als dunkel und unmoralisch beschrieben<br />
wird. Seit der Renaissance wurde die Vision des<br />
paradiesischen „Goldenen Zeitalters“ von Künstlern<br />
und Beobachtern als Sehnsuchtsprojektion oder als<br />
Prophezeiung seiner Wiederkehr, zum Beispiel zu<br />
Beginn der Herrschaft eines neuen Herrschers, aufgegriffen.<br />
Im Städel Museum in Frankfurt wird eine<br />
Zeichnung verwahrt, in der die hier angebotene Szene<br />
seitenverkehrt dargestellt wird. Es kann also angenommen<br />
werden, dass eine solche Komposition<br />
wie unsere als Vorlage gedient haben muss für die<br />
Zeichnung, nach der eine Kupferstichplatte angefertigt<br />
werden konnte, sodass der Abdruck wieder der<br />
Originalkomposition entsprach.<br />
Literatur:<br />
Vgl. Marcel Roethlisberger, Abraham Bloemaert and<br />
his Sons, Doornspijk 1993, Bd. I, S. 115, 422, Bd. II,<br />
Tafel 119 und 120. (1350041) (13)<br />
ABRAHAM BLOEMAERT,<br />
1564/66 GORNICHEM <strong>–</strong> 1651 UTRECHT<br />
THE GOLDEN AGE<br />
Oil on copper.<br />
47.5 x 62.5 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Professor<br />
Marcel Roethlisberger, Geneva, 30 March 2006,<br />
in copy.<br />
Literature:<br />
cf. Marcel Roethlisberger, Abraham Bloemaert and<br />
his Sons, Doornspijk 1993, vol. I, p. 115, 422, vol. II,<br />
plates 119 and 120.<br />
€ 12.000 - € 15.000<br />
Sistrix<br />
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135<br />
JOSEPH VAN BREDAEL,<br />
1688 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1739 PARIS<br />
Josef Bredael entstammte einer Malerfamilie als<br />
Sohn des Joris (1661-um 1706), und Enkel des Pieter<br />
van Bredael (1629-1719). Seine Mutter war die Tochter<br />
des Abraham van Diepenbeeck (1596-1675). Berichten<br />
zufolge ging er 1725 nach Paris, wo er für Sammler<br />
Kopien fertigte, Mitglied der Königlichen Akademie<br />
wurde und lebenslang blieb. In sämtlichen seiner Bilder<br />
besticht vor allem die miniaturhafte Wiedergabe<br />
des Genres.<br />
DORFGRACHT MIT BOOTEN<br />
Öl auf Eichenholz.<br />
24,5 x 34,9 cm.<br />
Um 1720. Verso zwei rote alte Lacksiegel.<br />
Ungerahmt.<br />
Beigegeben eine Expertise von Dr. Klaus Ertz, Lingen,<br />
22. Oktober 2012, mit entsprechenden Vergleichsbeispielen,<br />
in Kopie.<br />
Ein Grachtweiher im Vordergrund zieht mittig zwischen<br />
Häusergruppen nach hinten, zwischen den vorderen<br />
Gebäuden eine Verbindungsbrücke. Die Betrachtung<br />
aus der Kavaliersperspektive bietet einen Blick auf<br />
zahlreiche verschachtelte Gebäude, höhere Stadthäuser<br />
im mittleren Hintergrund, eng gereiht, sowie<br />
einer kleinen Kirche mit Dachreiter links, umgeben<br />
von weiteren, zum Teil im Licht stehenden Häusern.<br />
Beleuchtet wird die Szenerie durch die hinter Wolken<br />
und der Baumkrone links nachmittaglich niedergehende<br />
Sonne. Von besonderem Reiz ist der Erzählerfleiß<br />
des Malers, der durch zahlreiche Staffagefiguren,<br />
sowohl in den Booten als auch an und zwischen den<br />
Gebäuden, die Landschaftsdarstellung bereichert hat.<br />
Selbst im fernen Hintergrund sind Figuren zu entdecken,<br />
die das Leben des niederländischen 18. Jahrhunderts<br />
dokumentierten.<br />
Literatur:<br />
Vgl. Klaus Ertz, Josef van Bredael, Die Gemälde mit<br />
kritischem Œuvrekatalog, Lingen 2006.<br />
Vgl. Hanns Floerke, Studien zur niederländischen<br />
Kunst- und Kulturgeschichte. Die Formen des Kunsthandels,<br />
das Atelier und die Sammler vom 15.-18.<br />
Jh., München/ Leipizig 1905. (1351451) (11)<br />
JOSEF VAN BREDAEL,<br />
1688 ANTWERP <strong>–</strong> 1739 PARIS<br />
VILLAGE GRACHT WITH BOATS<br />
Oil on oak panel.<br />
24.5 x 34.9 cm.<br />
Ca. 1720.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dr Klaus Ertz,<br />
Lingen, 22 October 2012 with respective comparative<br />
examples, in copy.<br />
Literature:<br />
cf. K. Ertz, Josef van Bredael, Die Gemälde mit kritischem<br />
Œuvrekatalog, Lingen 2006.<br />
cf. H. Floerke, Studien zur niederländischen Kunstund<br />
Kulturgeschichte. Die Formen des Kunsthandels,<br />
das Atelier und die Sammler vom 15.-18. Jh., Munich/<br />
Leipzig 1905.<br />
€ 25.000 - € 35.000<br />
Sistrix<br />
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107
136<br />
LOUIS DE CAULLERY,<br />
UM 1580 CAMBRAI <strong>–</strong> UM 1621 ANTWERPEN<br />
Der hier angenommene Maler war Schüler von Joos<br />
de Momper d. J. (1564-1635) und wurde 1602 Meister<br />
der Sankt Lukasgilde als Nachfolger von Paul Vriedeman<br />
de Vries (um 1567-um 1635).<br />
INTERIEUR MIT GROSSER FEIERNDER<br />
HOCHZEITSGESELLSCHAFT<br />
Öl auf Kupfer.<br />
48,5 x 66 cm.<br />
Verso Zeichen des Tafelmachers Pieters Stas und<br />
Datierung „1605“. Zudem auf Bildseite links unten<br />
auf Hocker weiteres Monogramm.<br />
In einem hohen großen Innenraum mit Kassettendecke,<br />
hohen Butzenscheibenfenstern und Gemälden<br />
eine große illustre, höfisch gekleidete Gesellschaft<br />
bei einer Hochzeitsfeier. Das junge Brautpaar rechts<br />
am Tisch sitzend, er in goldfarbener Kleidung, sie in<br />
Weiß mit hochstehendem Kragen und türkisfarbenen<br />
Ärmeln. Ein im Vordergrund stehender Mann mit<br />
schwarzen Pluderhosen prostet ihnen zu und hält dabei<br />
einen goldenen Pokal nach oben. Hinter ihm hereinkommend<br />
eine Dame in langem, goldbesticktem<br />
Kleid und Schleier, in ihren Händen ein Tablett mit py-<br />
ramidablem Glasaufbau haltend. In der linken Ecke<br />
des Raumes mehrere spielende Musiker. Die leicht<br />
manieristisch überlängten Figuren in prachtvollen<br />
Kostümen wiedergegeben. Da der Künstler häufig<br />
das Bildthema der fünf Sinne darstellte, könnte auch<br />
dies bei dem vorliegenden Gemälde der Fall sein: Die<br />
hängenden Bilder für das Sehen, die Musik für das<br />
Hören, die Speisen für das Riechen und Schmecken<br />
sowie die Umarmungen und die Berührungen der<br />
Gäste für das Tasten. Feine Malerei mit vielen Details<br />
in zurückhaltender Farbgebung.<br />
Provenienz:<br />
Sammlung Erich Müller-Stinnes, Hamburg.<br />
Durch Vererbung an Erika Harre, Hamburg.<br />
Nachlass an die Städtische Kunsthalle,<br />
Mannheim (Inv. Nr. M2292), 1984, aus Bestand an:<br />
Belgische Privatsammlung seit 1990.<br />
Dorotheum Wien, 08.06.2021, Lot 32.<br />
(1351433) (18)<br />
LOUIS DE CAULLERY,<br />
CA. 1580 CAMBRAI - CA. 1621 ANTWERP<br />
INTERIOR WITH LARGE WEDDING PARTY<br />
CELEBRATING<br />
Oil on copper.<br />
48.5 x 66 cm.<br />
Mark of the panel maker Pieters Stas and dating<br />
“1605” on the reverse. To the left of the image another<br />
monogram on a stool.<br />
€ 30.000 - € 50.000<br />
Sistrix<br />
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137<br />
NIEDERLÄNDISCHER MALER<br />
DES 17. JAHRHUNDERTS<br />
PORTRAIT DER HYLCK ODER<br />
EDWER VAN CAMMINGHA<br />
Öl auf Holz. Parkettiert.<br />
92 x 78 cm.<br />
Rechts oben mit Altersangabe der Dargestellten<br />
„ATETA.24.Ao.“ Links mit Doppelwappen.<br />
In teilvergoldetem ebonisierten Rahmen.<br />
An eine grün bezogene Tischplatte gelehnt steht in<br />
Dreiviertelfigur eine jungen Frau in weißem Seidenkleid<br />
mit eingewebten Ornamenten, schwarzem Umhang,<br />
Goldknöpfen und einer dreireihigen Goldkette,<br />
einem Mühlsteinkragen und einer Spitzenhaube. Links<br />
oben ein von Helmzier bekröntes Doppelwappen.<br />
DUTCH SCHOOL, 17TH CENTURY<br />
PORTRAIT OF HYLCK OR EDWER VAN CAMMINGHA<br />
Oil on panel. Parquetted.<br />
92 x 78 cm.<br />
Age of the depicted top left: ATETA.24.Ao.<br />
With double crest on the left.<br />
Notes:<br />
According to the consigners the crest’s identity was<br />
confirmed as Hylck or Edwer van Cammingha.<br />
€ 16.000 - € 20.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Anmerkung:<br />
Die Wappen lassen sich für die Familien van Cammingha<br />
und van Ockinga identifizieren. Es handelt<br />
sich sehr wahrscheinlich um das Portrait einer Tochter<br />
des Ehepaars Cammingha: Hylck oder Edwer van<br />
Cammingha, letztere heiratete 1603. Beigegeben ein<br />
umfassender heraldischer Bericht von Olivier Mertens.<br />
(13514328) (13)<br />
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138<br />
JACOB VAN HULSDONCK,<br />
1582 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1647 EBENDA, ZUG.<br />
Jacob van Hulsdonck (1582-1647) war ein flämischer<br />
Maler, der in Antwerpen geboren wurde. In Middleburg<br />
lernte er bei Ambrosius Bosschaert (1573-1621) das<br />
Malen von Stillleben, auf das er sich später spezialisieren<br />
sollte. In dieser Hafenstadt, die mit Amsterdam<br />
konkurrierte, gab es exotische Waren und Produkte im<br />
Überfluss, insbesondere chinesisches Porzellan, das<br />
ein wiederkehrendes Motiv in seinen Kompositionen<br />
wurde. Nach seiner Rückkehr nach Antwerpen trat<br />
Jacob van Hulsdonck 1608 der Malergilde bei und leitete<br />
von 1613 bis 1623 ein florierendes Atelier, das für<br />
seine raffinierten Stillleben mit Blumen und Früchten<br />
bekannt war. Seine Kompositionen, die er von Balthasar<br />
van der Alst (1593-1657) übernommen hatte,<br />
fanden bei seinem Schüler Isaak Soreau (1604-1644)<br />
und später bei Frans Snyders (1579-1657) einen großen<br />
Nachruhm. Seine Meisterwerke werden im Paul Getty<br />
Museum und in der National Gallery in Washington<br />
aufbewahrt.<br />
JACOB VAN HULSDONCK,<br />
1582 ANTWERP <strong>–</strong> 1647 IBID., ATTRIBUTED<br />
STILLL LIFE WITH FRUIT BASKET<br />
Oil on panel.<br />
68.6 x 89 cm.<br />
Provenance:<br />
Benedict collection.<br />
Maurice Segoura, Paris, 1984.<br />
Exhibition:<br />
Galerie de L’Elysée, Paris, December 1950,<br />
no. 14.<br />
€ 250.000 - € 350.000 (†)<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
STILLLEBEN MIT OBSTKORB<br />
Öl auf Holz.<br />
68,6 x 89 cm.<br />
Auf einer angedeuteten Tischplatte steht ein Weidenkorb,<br />
prall gefüllt mit Pfirsichen, Trauben und anderen<br />
Früchten, die ob der Fülle teilweise auf der Tischplatte<br />
Platz gefunden haben. Rechts daneben eine Wanlischale,<br />
die ebenfalls als Füllgefäß und kompositorisches<br />
Gegengewicht gilt. Die diskrete Präsenz der<br />
Schale aus chinesischem Porzellan ist auch ein sozialer<br />
Marker, der die Weltoffenheit einer wohlhabenden<br />
holländischen Bourgeoisie offenbart, die dank der<br />
Importe von Produkten aus dem Fernen Osten durch<br />
die Indien-Kompanie wohlhabend war.<br />
Provenienz:<br />
Sammlung Benedict.<br />
Maurice Segoura, Paris, 1984.<br />
Ausstellung:<br />
Galerie de L´Elysée, Paris, Dezember 1950, Nr. 14.<br />
(13515322) (13)<br />
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139<br />
JORIS VAN SON,<br />
1623 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1667 EBENDA<br />
STILLLEBEN MIT FRÜCHTETABLETT,<br />
HUMMER UND AUSTERN<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
49 x 65 cm.<br />
Links unten an Tischplatte signiert „J. VAN. SON.“<br />
In dekorativem Rahmen.<br />
Das vorliegende Werk ist besonders typisch für die<br />
Auswahl und Anordnung bei van Son und zeigt alle<br />
seine herausragenden Qualitäten und sollte somit in<br />
seiner künstlerischen Blütezeit <strong>–</strong> also um 1670 <strong>–</strong> entstanden<br />
sein. Vor braunem Hintergrund auf einer hölzernen<br />
Tischplatte, die teils mit einem schweren dunkelgrünem<br />
Stoff belegt ist, die sorgsam arrangierten<br />
Objekte: eine flaches glänzendes Tablett mit Pfirsichen<br />
und geöffneten Austern, rechts daneben eine<br />
große Languste, die durch ihre leuchtend rote Farbgebung<br />
besonders gegenüber den helleren Früchten<br />
und dem dunklen Hintergrund hervorgehoben wird<br />
und schließlich ein Korb mit mehreren hellen sowie<br />
dunkelblauen Weintraubenrispen mit Glanzlichtern,<br />
Haselnüssen und einem Zweig mit Pflaumen.<br />
Es bestehen viele Ähnlichkeiten zu weiteren gesicherten<br />
Werken van Sons, wie zum Beispiel zu einigen<br />
Stillleben mit Früchten und Hummer, ausgehend von<br />
jenem im Schwedischen Nationalmuseum in Stockholm<br />
bis zu dem im Fitzwilliam Museum in Cambridge,<br />
dem in der Galerie De Jonckheere <strong>–</strong> in Brüssel<br />
und Paris <strong>–</strong> oder jenem, das am 4. Juli 2012 bei Christie‘s<br />
in London versteigert wurde. Von unserem Gemälde<br />
existiert noch eine weitere, etwas kleinere Version,<br />
bei der es sich wahrscheinlich um eine sehr gute<br />
Atelierarbeit handelt.<br />
Joris van Son war einer der begabtesten Anhänger<br />
von Jan Davidsz de Heem. Ebenso wie dieser Meister<br />
spezialisierte sich van Son auf Stillleben mit Früchten,<br />
Blumen, Krustentieren und vielen weiteren typischen<br />
Motiven der flämischen und holländischen Bankettmalerei.<br />
Seine Werke schildern detailgetreu, die Kompositionen<br />
sind sehr aufwendig und überquellend, die<br />
Darstellungsweise ist präzise und die Farbgebung<br />
reich und einladend.<br />
JORIS VAN SON,<br />
1623 ANTWERP <strong>–</strong> 1667 IBID.<br />
STILL LIFE WITH FRUIT TRAY,<br />
LOBSTER AND OYSTERS<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
49 x 65 cm.<br />
Signed on tabletop “J. VAN. SON.” lower left.<br />
There are many similarities to van Son’s other verified<br />
works, such as some Still Lifes with Fruit and Lobster<br />
held at the Swedish National Museum in Stockholm,<br />
the Fitzwilliam Museum in Cambridge, and Galerie De<br />
Jonckheere <strong>–</strong> in Brussels and Paris <strong>–</strong> or one that was<br />
offered for sale at Christie’s in London on 4 July 2012.<br />
There is another, slightly smaller version of the present<br />
painting, which is probably a very good work by<br />
the workshop. With minor restorations.<br />
€ 35.000 - € 40.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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140<br />
PIETER BOEL,<br />
1622 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1674 PARIS<br />
STILLLEBEN MIT NAUTILUSPOKAL<br />
UND PFIRSICHEN<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
54,5 x 72 cm.<br />
Links unten an der Zarge des Tisches signiert.<br />
In vergoldetem Prunkrahmen.<br />
Das vorliegende Gemälde ist Beweis für Boels Begabung<br />
als Stilllebenmaler; einige Meisterwerke der flämischen<br />
Schule des 17. Jahrhunderts stammen von<br />
ihm, so zum Beispiel die monumentale Allegorie des<br />
weltlichen Lebens im Musée des Beaux Arts in Lille.<br />
Bei dem Werk begeistern besonders die Qualität der<br />
Pfirsichschale, die Lichtreflexe auf dem Nautilus und<br />
die minuziösen Details auf dem Krug sowie die Feinabstimmung<br />
der Farbtöne. Diese charakteristischen<br />
Elemente sind auch bei dem Stillleben mit Globus,<br />
Musikinstrument und kleinem Hund wiederzufinden,<br />
das in der Akademie der Bildenden Künste in Wien zu<br />
sehen ist.<br />
Nach seinen Lehrjahren bei Jan, seinem Vater, wissen<br />
wir, dass Pieter Boel Schüler von Frans Snyders (1579-<br />
1657) und dann von Jan Fyt (1611-1661) war. Gegen<br />
Ende der fünften Dekade verbrachte er einige Zeit in<br />
Rom und Genua; 1650 findet sich sein Name allerdings<br />
noch in den Listen der Sankt Lukas-Gilde in Antwerpen.<br />
Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in<br />
Paris, wo er Entwürfe für Wandteppiche der Manufaktur<br />
Gobelins zeichnete; 1674 wurde er zum Hofmaler<br />
von Ludwig dem XIV. Er war ein Spezialist für Jagdszenen<br />
und Vanitasdarstellungen, bewundert wurde<br />
er jedoch vor allem für seine Tierdarstellungen, seine<br />
Blumen und Früchte, wie man es bei Erasmus Quellinus<br />
(1607-1678) bereits 1661 nachlesen konnte.<br />
PIETER BOEL,<br />
1622 ANTWERP <strong>–</strong> 1674 PARIS<br />
STILL LIFE WITH NAUTILUS CUP AND PEACHES<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
54.5 x 72 cm.<br />
Signed below on the apron of the table.<br />
The present painting is evidence of Boel’s talent as a<br />
still life painter; he created several masterpieces of<br />
the 17th-century Flemish school, such as the monumental<br />
Allegory of the Vanities of the World held at<br />
the Musée des Beaux Arts in Lille.<br />
€ 20.000 - € 25.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Literatur:<br />
Vgl. Edith Greindl, Les peintres flamands de nature<br />
morte au XVIIe siècle, Sterrebeek 1983.<br />
(1351551) (18)<br />
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141<br />
JAN FYT,<br />
1611 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1661 EBENDA<br />
STILLLEBEN MIT HUMMER, HASE<br />
UND FRÜCHTEN<br />
Öl auf Leinwand.<br />
90 x 72 cm.<br />
Rechts oben auf der Säule signiert.<br />
In ebonisiertem Profilrahmen.<br />
Wir danken Dr. Fred G. Meijer für die freundlichen<br />
Hinweise.<br />
Stillleben mit zentraler Darstellung eines Hummers,<br />
dessen Scheren über dem Körper eines in den Vordergrund<br />
strebenden Hasen liegen. Früchte liegen auf<br />
Schalen und Platten, ein rotes Repoussoirtuch überfängt<br />
die Szene.<br />
(13514327) (13)<br />
JAN FYT,<br />
1611 ANTWERP <strong>–</strong> 1661 IBID.<br />
STILL LIFE WITH LOBSTER, RABBIT AND FRUITS<br />
Oil on canvas.<br />
90 x 72 cm.<br />
A signature at the top right of the column.<br />
We would like to thank Dr Fred G. Meijer for his kind<br />
advice.<br />
€ 40.000 - € 60.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
118 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6.500 additional images.
142<br />
ISAAK SOREAU,<br />
1604 HANAU <strong>–</strong> NACH 1645 EBENDA<br />
Isaak Soreau (1604-1644) war ein deutscher Maler, der<br />
sich auf Stillleben spezialisierte. Seine Familie war flämischer<br />
Abstammung und zog nach Frankfurt, um sich<br />
den Anhängern der Reformation anzuschließen. Sein<br />
Vater Daniel arbeitete zunächst für den Wollhandel<br />
der Familie und später als Maler und Architekt. Isaak<br />
wurde im väterlichen Atelier ausgebildet, das 1619<br />
nach dem Tod seines Vaters von Sebastian Stoskopff<br />
(1597-1657) übernommen wurde, der seine Ausbildung<br />
vervollständigte. 1626 ging Isaak nach Antwerpen,<br />
wo er wahrscheinlich ein Schüler von Jacob Van<br />
Hulsdonck (1582-1647) war. Als aufmerksamer Beobachter<br />
von Blumen und Früchten bewies er eine außergewöhnliche<br />
Technik und einen seltenen Scharfsinn.<br />
Von einem Werk zum anderen, in dem er die gleiche<br />
Komposition wiederholt, nimmt er Details auf oder entfernt<br />
bestimmte Früchte, um sie voneinander zu unterscheiden.<br />
Soreau wurde in seinen Entscheidungen,<br />
die die natürliche Schönheit von Gegenständen und<br />
die Wohltaten der Natur hervorheben, von Stoskopff<br />
beeinflusst, aber auch von der Opulenz flämischer<br />
Stillleben, die er durch den Kontakt mit Van Hulsdonck<br />
erhalten hatte. Jahrhunderts von Kunsthistorikern verkannt,<br />
ist Isaak Soreau heute bei Liebhabern gefragt<br />
und seine Bilder befinden sich in den größten öffentlichen<br />
Sammlungen, vor allem in Deutschland, in<br />
München und Hamburg.<br />
ISAAK SOREAU,<br />
1604 HANAU <strong>–</strong> AFTER 1645 IBID.<br />
STILL LIFE WITH FRUIT BASKET AND CARNATION<br />
Oil on panel.<br />
47 x 63 cm.<br />
We would like to thank Dr Fred G. Meijer for confirming<br />
the attribution.<br />
Provenance:<br />
This painting has been held in the same family<br />
collection for over forty years.<br />
€ 190.000 - € 250.000 (†)<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
STILLLEBEN MIT OBSTKORB UND NELKE<br />
Öl auf Holz.<br />
47 x 63 cm.<br />
Wir danken Dr. Fred G. Meijer für die Bestätigung der<br />
Zuschreibung.<br />
Auf einer Tischplatte, die nach hinten hin verschattet<br />
ist, steht ihm Zentrum ein à jour gearbeiteter Flechtkorb.<br />
Darin und darum allerlei Obst wie rote und<br />
weiße Trauben, Pfirsiche, Pflaumen und Kirschen.<br />
Während das im Petit Palais aufbewahrte Gemälde<br />
(Inv.Nr. PDUT01157) eine noch horizontalere Anordnung<br />
bietet, bei der ein Korb mit Weintrauben links<br />
von einem tiefen Teller aus weißblauem China-Porzellan<br />
und rechts von einer Zinnschale mit Pflaumen<br />
umgeben ist, findet sich hier links neben dem alles<br />
bestimmenden Korb eine Nelke.<br />
Provenienz:<br />
Seit über 40 Jahren in der Sammlung der gleichen<br />
Familie. (13515317) (13)<br />
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143<br />
PAUL DORIVAL,<br />
1604 GRENOBLE <strong>–</strong> 1684<br />
STILLLEBEN MIT KORB, TRAUBEN UND PFIRSICHEN<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
80 x 115 cm.<br />
Beigegeben ein Zertifikat von René Millet, Paris,<br />
19. Juli 2019, in Kopie.<br />
Das vorliegende, für Dorival typische Gemälde zeigt<br />
einen halb im Schatten liegenden, halb vom einfallenden<br />
Licht erhellten Korb, welcher prall mit Trauben,<br />
Pflaumen, Pfirsichen und Kirschen gefüllt ist. Ein Vogel<br />
ist im Begriff, sich über die obersten Trauben herzumachen.<br />
Auf der Tischplatte einige weitere locker<br />
verteilte Früchte. Die Besonderheit des Gemäldes<br />
liegt mitunter in der dokumentierten, nun durch Doublierung<br />
verschlossenen <strong>–</strong> Signatur und Datierung <strong>–</strong><br />
fast ein Unikum, ist doch nur ein weiteres Gemäldes<br />
Dorivals mit diesen Merkmalen bekannt. Stilistisch<br />
orientiert sich Dorival offensichtlich an Isaak Soreau<br />
(1604-um 1640) oder Louise Moillon (1610-1696).<br />
Provenienz:<br />
Sammlung Mestrallet, Paris, um 1962, als rückwärtig<br />
signiert und „1660“ datiert.<br />
Maurice Segoura, Paris, um 2000, als rückwärtig<br />
signiert und „1660“ datiert.<br />
Privatsammlung, Paris.<br />
Literatur:<br />
Michel Faré, La nature morte en France, Genf, 1962,<br />
Bd. II, Abb. 130, (rückwärtig signiert).<br />
Curt Benedict, Petits Maîtres de la Nature Morte en<br />
France, in: L‘Œil, Ausgabe 91-92, Juli -August 1962,<br />
S. 40 und 44.<br />
Michel Faré, Le Grand Siècle de la nature morte en<br />
France. Le XVIIe siècle, Freiburg/Paris 1974, S. 144-145,<br />
abgebildet (rückseitig signiert und datiert „1660“).<br />
Christopher Wright, The French Painters of the<br />
Seventeenth Century, Boston, 1985, S. 177 (rückwärtig<br />
signiert und „1660“ datiert).<br />
Claudia Salvi, D‘après nature. La nature morte en<br />
France au XVIIe siècle, Dornick, 2000, S. 76-77, abgebildet<br />
(rückwärtig signiert und „1661“ datiert).<br />
Eric Coatalem, La nature morte française au XVIIe<br />
siècle, Paris, 2017, S. 150, abgebildet auf S. 151<br />
(rückwärtig signiert und „1660“ datiert).<br />
(1351536) (13)<br />
PAUL DORIVAL<br />
1604 GRENOBLE <strong>–</strong> 1684<br />
STILL LIFE WITH BASKET, GRAPES AND PEACHES<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
80 x 115 cm.<br />
Accompanied by a certificate by René Millet, Paris,<br />
19 July 2019, in copy.<br />
The singularity of this painting is, among other things,<br />
the documented signature and date, however now<br />
sealed due to the relining. This is almost unique, as<br />
there is only one other known painting by Dorival with<br />
these features. Dorival’s style is obviously influenced<br />
by Isaac Soreau or Louise Moillon.<br />
Provenance:<br />
Mestrallet collection, Paris, ca. 1962, as signed on<br />
the reverse and dated “1660”.<br />
Maurice Segoura, Paris, ca. 2000, as signed on the<br />
reverse and dated “1660””<br />
Private collection, Paris.<br />
Literature:<br />
Michel Faré, La nature morte en France, Geneva,<br />
1962, vol. II, ill. 130, (signed on the reverse).<br />
Curt Benedict, Petits Maîtres de la Nature Morte en<br />
France, in: L’Œil, Edition 91-92, July-August 1962, pp.<br />
40 and 44.<br />
Michel Faré, Le Grand Siècle de la nature morte en<br />
France. Le XVIIe siècle, Freiburg/Paris 1974, pp. 144-<br />
145, ill. (signed and dated “660” on reverse).<br />
Christopher Wright, The French Painters of the<br />
Seventeenth Century, Boston 1985, p. 177 (signed<br />
and dated “1660” on reverse).<br />
Claudia Salvi, D’après nature. La nature morte en<br />
France au XVIIe siècle, Dornick 2000, pp. 76-77, ill.<br />
(signed and dated “1661” on reverse).<br />
Eric Coatalem, La nature morte française au XVIIe<br />
siècle, Paris 2017, p. 150, ill. on p. 151 (signed and<br />
dated “1660” on reverse).<br />
€ 100.000 - € 150.000 (†)<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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144<br />
FRANÇOIS HABERT,<br />
TÄTIG IN FRANKREICH ZWISCHEN 1643 UND 1652,<br />
ZUG.<br />
VASE MIT BLUMEN UND KORB MIT OBST, UM 1650<br />
Öl auf Leinwand.<br />
40 x 59 cm.<br />
Gerahmt.<br />
Hier die Blumen und Früchte in einem Wettstreit der<br />
leuchtenden Farben und einem Übermaß an attraktiven<br />
Details. Sie konkurrieren um die Vorherrschaft der Fülle,<br />
des Glanzes und der Schmackhaftigkeit. Gemalt mit<br />
Sorgfalt, die sowohl die Zartheit der Töne als auch die<br />
Qualität der Materialien zum Ausdruck bringt, sind diese<br />
beiden Kompositionen jeweils in ihrer eigenen Pracht<br />
präsentiert: eine kleine runde Vase aus chinesischem<br />
Porzellan und ein großer Korb aus geflochtenen Binsen.<br />
Die blumige Raffinesse wird durch die rustikale Fruchtigkeit<br />
ergänzt, auf demselben Steintisch, der teilweise<br />
mit einem dunkelgrünen Tischtuch bedeckt ist. Der<br />
schlichte schwarze Hintergrund zwingt den Blick, sich<br />
allein auf diese Gaben der Natur zu konzentrieren, die<br />
in einer ausgewogenen, aber unwahrscheinlichen Kohabitation<br />
auf einem Altar dargebracht werden. Weintrauben,<br />
Pfirsiche und Pflaumen stammen aus einer<br />
begleitenden Herbsternte, die Blumen hingegen aus<br />
einer verstreuten Frühjahrs- und Sommerernte. Der<br />
Realismus der Darstellung der Materialien wird der<br />
Realität des Kalenders nicht gerecht. Jedes Element<br />
umfasst einen symbolischen Aspekt, losgelöst von<br />
jeglicher Zeitlichkeit. Die zeitl iche Konkordanz opfert<br />
sich der geistigen Logik auf. Wie im 17. Jahrhundert<br />
üblich, das von religiösen Konflikten geprägt war,<br />
über nehmen Stillleben die Rolle der Eitelkeit. Der Heilige<br />
investiert in diese verderb lichen Güter, die, nachdem<br />
sie zu geistiger Nahrung geworden sind, das<br />
Vergehen der Zeit ebenso evozieren wie die Segnungen<br />
des Schöpfers.<br />
Anmerkung:<br />
François Habert war ein Stillleben-Maler, der zwischen<br />
1643 und 1652 in Paris tätig war. Wahrscheinlich<br />
stammte er aus Flandern, denn seine frühen Werke,<br />
mit starkem holländischem und flämischem Einfluss,<br />
sind wohl seinem früheren Schafen in Antwerpen in<br />
der Werkstatt von Jan Davidsz de Heem (1606-1684)<br />
geschuldet.<br />
Von der Bedeutung seiner Tätigkeit zeugt die umfangreiche<br />
Produktion von Gemälden, die zumeist signiert<br />
und datiert sind, die uns überliefert wurden. Erstmals<br />
erwähnt im Inventar von Philippe de Champaigne<br />
(1602-1674), „Une Guirlande de Fleurs du sieur Habert“,<br />
erworben für die beträchtliche Summe von 100<br />
Livres, erscheint es ein zweites Mal im Inventar der<br />
Gemälde von Charles Tardif, Sekretär des Maréchal<br />
de Boufflers, mit einem Blumenbild (vgl. M. Faré,<br />
Le grand siècle de la nature morte en France, Paris<br />
1974). Bei Habert zeigt sich der Einfluss von Jan Fyt,<br />
insbesondere bei der Darstellung von Früchten ist<br />
auch der Einfluss von Jean-Michel Picart (1600-1682)<br />
erkennbar, mit dem er manchmal verwechselt wurde.<br />
Doch im Gegensatz zur barocken Üppigkeit seiner<br />
niederländischen Zeitgenossen, Balthasar van der Alt<br />
(1593-1657), Willem Kalf (1619-1693) oder Abraham<br />
van Beyeren (1620-1690), bevorzugt Habert eine horizontale<br />
Anordnung der Objekte, die der Schule der<br />
französischen Stilllebenmalerei, von der er zusammen<br />
mit Picart und Jacques Hupin (der Mitte des<br />
17. Jahrhunderts tätig war) eines der bedeutendsten<br />
Mitglieder war. (13515310) (10)<br />
FRANÇOIS HABERT,<br />
ACTIVE IN FRANCE FROM 1643 TO 1652,<br />
ATTRIBUTED<br />
VASE WITH FLOWERS AND BASKET WITH FRUIT,<br />
CA. 1650<br />
Oil on canvas.<br />
40 x 59 cm.<br />
€ 30.000 - € 50.000 (†)<br />
Sistrix<br />
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125
145<br />
FRANKFURTER SCHULE DER ERSTEN HÄLFTE<br />
DES 17. JAHRHUNDERTS<br />
STILLLEBEN MIT GLAS, ZITRONE, BLUMENVASE<br />
UND KREBS<br />
Öl auf Leinwand.<br />
61 x 76 cm.<br />
In dekorativem vergoldetem Rahmen<br />
In einem bräunlichen Innenraum ein Tisch mit ockerfarbener<br />
Decke, darauf zu finden: ein mit Weißwein<br />
gefülltes, schlankes, filigranes, venezianisches Glas,<br />
eine aufgeschnittene Zitrone über der ein gelber Falter<br />
fliegt, eine runde Silberplatte mit zwei roten Krebsen,<br />
daneben ein Besteck und schließlich eine große<br />
weiße, teils bemalte Keramikkanne mit zarten rötlichen,<br />
rosafarbenen und weißen Blumen. Gegenstände<br />
und Lebensmittel werden teils paarweise präsentiert:<br />
zwei Zitronenhälften, zwei Flusskrebse, sowie<br />
Messer und Gabel, die, wie in einem vorgetäuschten<br />
Duell, die Schwerter kreuzen. Hier dominiert das Zusammentreffen<br />
von zwei Behältern an der Spitze der<br />
Komposition, die alles entgegengesetzt. Das fängt<br />
schon beim Material an: fein geblasenes Kristall gegenüber<br />
robuster Keramik, ihre Form, schlank oder<br />
gedrungen, aber auch ihre Verwendung, ein Glas und<br />
ein Krug. Zur Transparenz der ersten, die einen Weißwein<br />
mit goldenen Reflexen offenbart, steht die glasige<br />
Undurchsichtigkeit der zweiten gegenüber, einer<br />
improvisierten Vase, in der ein Rosenstrauß verwelkt<br />
und seine Blütenblätter einzeln auf das Tischtuch fallen.<br />
Hier konkurriert das Kostbare mit dem Bescheidenen,<br />
das Raffinierte mit dem Rustikalen, das Barocke<br />
mit der Einfachheit. Die Symbolik soll den<br />
Betrachter an die Vergänglichkeit der irdischen Güter<br />
erinnern. Luxus und Nüchternheit sind hier gleichwertig.<br />
Die Zeit vergeht, nimmt alles mit, was ihr im Weg<br />
steht, korrodiert und verblasst. Das einzige Lebenszeichen<br />
in diesem Stillleben ist der flatternde Schmetterling,<br />
dessen existenzielle Vergänglichkeit noch kürzer<br />
ist, als die des Blumenstraußes. Qualitätvolle Malerei<br />
in zurückhaltender Farbgebung.<br />
Provenienz:<br />
Anonymer Verkauf, Sotheby‘s, New York, 7. April<br />
1989, Lot 77 (als französische Schule des 17. Jahrhunderts).<br />
David Koetser, Zürich, 1989-90, Katalog Nr. 22<br />
(als J. van Winghen).<br />
Anonymer Verkauf, Ader Picard Tajan, Paris, 5. Dezember<br />
1990, Lot 30 (als J. van Winghen).<br />
Bei diesem Verkauf vom jetzigen Besitzer erworben.<br />
Privatsammlung aus Doubs.<br />
Anmerkung:<br />
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts entwickelte sich in<br />
Frankfurt am Main und Umgebung eine raffinierte<br />
Schule der Stilllebenmalerei, an deren Spitze der<br />
Maler Georg Flegel (1566-1638) stand. Der aus Mähren<br />
stammende Schüler des flämischen Malers Lucas<br />
Van Valckenborch (1535-1597), gehörte zu einer kleinen<br />
Gruppe von Malern, die dieses aus Flandern und den<br />
Niederlanden importierte Genre mit besonderer Raffinesse<br />
entwickelten. Seine Mitstreiter und Kollegen<br />
waren Daniel Soreau (um 1560-1619) und Pieter Binoit<br />
(1590-1632); ersterer war der Sohn einer protestantischen<br />
Familie aus Tournai, die in Köln Zuflucht suchte<br />
vor der religiösen Verfolgung in Wallonien. Zusammen<br />
mit anderen Künstlern lehrte er in der Stadt Hanau<br />
und zog Schüler an, wie Binoît, ebenfalls wallonischer<br />
Herkunft und dazu bestimmt, einer der Meister<br />
in diesem Bereich zu werden sowie auch der Elsässer<br />
Sébastien Stoskopff (1597-1657). In allen von ihnen<br />
sind flämische und niederländische Einflüsse zu erkennen,<br />
und diese spiegeln sich in der hier vorliegenden<br />
Komposition wider. (1351538) (10)<br />
SCHOOL OF FRANKFURT, FIRST HALF<br />
OF THE 17TH CENTURY<br />
STILL LIFE WITH GLASS, LEMON, FLOWER VASE<br />
AND CRAB<br />
Oil on canvas.<br />
61 x 76 cm.<br />
Provenance:<br />
Anonymous sale, Sotheby’s, New York, 7 April 1989,<br />
lot 77 (as French School, 17th century).<br />
David Koetser, Zürich, 1989-90, cat. no. 22 (as J. van<br />
Winghen).<br />
Anonymous sale, Ader Picard Tajan, Paris, 5 December<br />
1990, lot 30 (as J. van Winghen).<br />
Acquired by current owners at the above sale.<br />
Private collection from Doubs.<br />
€ 20.000 - € 30.000 (†)<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
126 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6.500 additional images.
146<br />
NICOLAS BAUDESSON,<br />
1611 TROYES <strong>–</strong> 1680 PARIS<br />
Gemäldepaar<br />
BLUMEN IN GOLDENEN PRUNKVASEN<br />
Öl auf Leinwand.<br />
66 x 91 cm.<br />
Gerahmt.<br />
Beigegeben eine Expertise von Didier Bodart, Rom,<br />
10. Juni 1990, in Kopie.<br />
Die beiden Gemälde, möglicherweise als höfische Supraporten<br />
geschaffen, zeigen sich zusammengehörig.<br />
So sind die Marmorplatten, auf denen die Vasen stehen,<br />
nach rechts bzw. nach links angeschnitten, wodurch<br />
die gedachte Hängung festgelegt ist. Der Hintergrund<br />
jeweils dunkel gehalten, um so leuchtender<br />
wirken die als Gesteck gebundenen Blumen, die auf<br />
eine Frühsommervegetation verweisen, mit Tulpen,<br />
Rosen, Jasminblüten und blauen Königswinden.<br />
In den beiden Bildern sind es vor allem auch die goldenen<br />
Prunkvasen, die hier höfische Anmutung verleihen.<br />
Die ist ein besonderes Element, das sich nicht in<br />
allen Stillleben des Meisters finden. Gezeigt sind jeweils<br />
weite, ornamental und figürlich getriebene<br />
Schalen auf eingezogenem Fuß. Besonders der Figurendekor<br />
mit liegenden Gestalten beweist hier hohe<br />
malerische Qualität.<br />
Die meisterhaften Werke des Malers ließen ihn auch zu<br />
dem bedeutendsten französischen Blumenmaler vor<br />
Jean-Baptiste Monnoyer werden, zusammen mit Jean-<br />
Marie Picart. Sein Malstil <strong>–</strong> auch der hier vorliegenden<br />
Bilder <strong>–</strong> beweist den Aufenthalt des Künstlers in Italien,<br />
wo er 30 Jahre verbrachte und als „Monsú Botteson“<br />
bekannt wurde. Alsbald avancierte er zum bedeutendsten<br />
Blumenmaler Roms, gleichrangig mit dem berühmten<br />
Mario die Fiore. Um 1666 kehrte er nach Paris zurück,<br />
wurde noch spät in die Königliche Akademie<br />
aufgenommen und sogleich zum „conseiller“ ernannt<br />
und stellte 1673 im Salon aus. Dies erklärt auch die<br />
Verbreitung vieler seiner Werke in zahlreiche höfische<br />
Sammlungen seiner Zeit. Schon während seiner Beisetzung<br />
in Saint-Sulpice, Paris, nannte ihn ein Nachruf<br />
als den besten Blumenmaler seiner Zeit.<br />
Erst 1962 gelang es Michel Farè, die zahlreichen unsignierten<br />
Werke seiner Hand zuzuordnen. Dies erklärt,<br />
dass der Maler bis dahin so lange in Vergessenheit war.<br />
(1350061) (11)<br />
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NICOLAS BAUDESSON,<br />
1611 TROYES <strong>–</strong> 1680 PARIS<br />
A pair of paintings<br />
FLOWERS IN MAGNIFICENT GILT VASES<br />
Oil on canvas.<br />
66 x 91 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Didier Bodart,<br />
Rome, 10 June 1990, in copy.<br />
€ 20.000 - € 30.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
147 ENTFÄLLT<br />
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129
148<br />
MALER DES 17. JAHRHUNDERTS<br />
AUS DEM RAUM FLANDERN<br />
PRACHTVOLLER BLUMENSTRAUSS<br />
Aquarell auf Velin.<br />
Sichtmaß: 36,5 x 25,5 cm.<br />
Hinter Glas gerahmt.<br />
Prachtvoller farbiger Blumenstrauß vor weißem Hintergrund,<br />
dessen Blumenstielenden am unteren Rand<br />
zusammengebunden sind. Zu sehen sind unter anderem<br />
Rosen, Chrysanthemen, Lilien, eine blau-weiße<br />
Ackerwinde und diverse Kleinblütler, oft mit kleinen<br />
Insekten, wie Käfern oder einer Libelle wiedergegeben.<br />
Am oberen linken und rechten Bildrand zudem<br />
jeweils ein größerer Schmetterling. Feine Malerei mit<br />
vielen minutiös ausgearbeiteten Details. Leichte Knittersp.<br />
am unteren Rand. Nicht geöffnet.<br />
(13512326) (18)<br />
FLEMISH SCHOOL, 17TH CENTURY<br />
MAGNIFICENT FLOWER BOUQUET<br />
Watercolour on vellum.<br />
Sight size: 36.5 x 25.5 cm.<br />
€ 20.000 - € 30.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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149<br />
PETER VAN KESSEL,<br />
GEST. 1668 RATZEBURG, ZUG.<br />
Laut RKD tätig 1658 in Bamberg und Würzburg. 1668<br />
in Danzig dokumentiert, dann in Lübeck und Kopenhagen.<br />
Arbeitete für den dänischen Hof.<br />
BLUMENBOUQUET IN GLASVASE<br />
Öl auf Leinwand, auf Karton aufgezogen.<br />
80 x 66 cm.<br />
Rechts unten mit hebräischer Inschrift über Schädel.<br />
In vergoldetem Régence-Rahmen.<br />
Wir danken Dr. Fred G. Meijer für die Zuschreibung<br />
des Gemäldes an genannten Künstler. Er nimmt eine<br />
Entstehungszeit in der ersten Hälfte der 1660er Jahre<br />
an.<br />
Auf einem Steinsockel mit profilierter Deckplatte<br />
steht prominent eine balustrierte Glasvase, deren<br />
Reflexe sich wirkungsvoll vom Steingrund abheben.<br />
Darin befindlich ein locker gestecktes Bouquet aus<br />
weißen Lilien, Nelken, Tulpen, Flieder, Wicken und<br />
weiteren Blüten nebst einem Zweig Jasmin. Ein Gemälde,<br />
das eine sehr ähnliche Komposition aufweist<br />
und mit „P.V. Kessel.F“ signiert ist, wurde am 2. November<br />
2004 bei Sotheby‘s, Amsterdam, unter Lot 52<br />
versteigert. Rest.<br />
(1350942) (13)<br />
PETER VAN KESSEL,<br />
BORN 1668 RATZEBURG, ATTRIBUTED<br />
According to the RKD, active in Bamberg and Würzburg<br />
in 1658. Documented in Danzig in 1668, then in<br />
Lübeck and Copenhagen. He was commissioned by<br />
the Danish court.<br />
FLOWER BOUQUET IN GLASS VASE<br />
Oil on canvas, laid on card.<br />
80 x 66 cm.<br />
Inscribed on skull in Hebrew lower right.<br />
We thank Dr Fred G. Meijer for attributing the painting<br />
to the named artist. He assumes that it was painted<br />
in the first half of the 1660s.<br />
€ 20.000 - € 25.000<br />
Sistrix<br />
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150<br />
NIEDERLÄNDISCHER MALER<br />
DES 17. JAHRHUNDERTS<br />
STILLLEBEN MIT FRÜCHTEN UND GEFÄSSEN<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
60 x 84,5 cm.<br />
In dekorativem Rahmen.<br />
In einem Innenraum vor brauner Rückwand mit dunkelrotem<br />
schwerem, herabhängendem und teils zur<br />
Seite gezogenem Vorhang ein hölzerner Tisch, darauf<br />
die sorgsam arrangierten Objekte. Zu diesen gehören<br />
ein Weinglas mit herabhängender Zitronenschale,<br />
eine geöffnete Auster, eine Schale mit Besteck und<br />
Krevetten, eine weitere Schale mit einer orange<br />
leuchtenden Apfelsine, einer rötlichen Pflaume und<br />
einer angeschälten gelben Zitrone, darüber Rispen<br />
von Weintrauben und schließlich ein Weinkrug mit<br />
Zinn deckel neben einem leicht glänzenden Zinnbecher.<br />
Rechtsseitig ein aufgeschlagenes Buch mit Beschriftung<br />
und Grafik, darunter, über die teils mit einer<br />
dunklen Samtdecke versehene Tischplatte, einige grafische<br />
beschriftete Blätter sowie eine Flöte und einige<br />
Notenblätter. Der Aufbau erstreckt sich über die linke<br />
Ecke der Tischplatte wie ein dreieckiger Spalt nach<br />
rechts oben zu dem rötlichen Vorhang. Das Licht fällt<br />
von links oben auf die Gegenstände herab und setzt<br />
diverse Glanzlichter. Malerei in überwiegend monochromer<br />
beige-brauner Farbgebung, dabei gelbe,<br />
orange und rote Früchte besonders gegenüber dem<br />
sonst dunklem Hintergrund hervorgehoben. Das Gemälde<br />
teils an Arbeiten von Cornelis de Heem und<br />
Willem Claesz Heda erinnernd.<br />
(1350662) (1) (18)<br />
€ 8.000 - € 10.000<br />
Sistrix<br />
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151<br />
JAN WEENIX,<br />
1640/41 AMSTERDAM <strong>–</strong> 1719<br />
PORTRAITBILDNIS DES PRINZEN VON ORANIEN<br />
MIT VOGELKÄFIG IN PARKLANDSCHAFT<br />
Öl auf Leinwand.<br />
102 x 154 cm.<br />
Wir danken Fred Meijer vom RKD für die Bestätigung<br />
der Zuschreibung.<br />
Der adelige Knabe ist hier in antiker Gewandung dargestellt<br />
mit auberginefarbenem, togaartig umgehängtem<br />
Mantel mit goldener Schließe über der rechten<br />
Schulter und einer Straußenfeder als Kopfbedeckung.<br />
Der Knabe sitzt heller erleuchtet an einem Steinpodest<br />
vor einem abgedunkelten, dahinterliegenden<br />
kleinen Blumengarten mit großen Sonnenblumen.<br />
Am Boden, zu Füßen des Knaben, eine zerbrochene<br />
Schale mit Nüssen, daneben ein schrägliegender Vogelbauer.<br />
Der Vogel auf seiner Hand mit geöffnetem<br />
Schnabel, während der Knabe ihm mit einem Stöckchen<br />
Futter reicht. Der Blick ist mit leichtem Lächeln<br />
dem Betrachter entgegengerichtet. Links daneben<br />
auf dem Boden zwei Tauben sowie ein von links herantretender<br />
Spaniel. Im Hintergrund großes Parkbassin<br />
mit Figuren auf Steinpodesten und Balustraden.<br />
Am linken Bildrand eine große, den Bildrand säumende<br />
Parkfigur, dahinter die Ecke eines Palastgebäudes<br />
mit Pilastern. Der Abendhimmel leicht wolkig, darin<br />
eine schwebende Taube. Die Lichtregie im Bild hat die<br />
Figur des jugendlichen Prinzen in der Leuchtkraft der<br />
Kleidung und des Gesichtes vor dem schattigen Hintergrund<br />
hervorgehoben. Die dunkleren <strong>Part</strong>ien des<br />
Bodens sowie der dahinter liegenden Steinmauer<br />
durch einen fliegenden Schmetterling und eine vom<br />
rechten Bildrand hereinragende Geranienblüte aufgehellt<br />
und verlebendigt. Gegenstände und Begleittiere<br />
sind der Zeit gemäß allegorisch zu deuten, insbesondere<br />
hier im Zusammenhang mit dem Dargestellten.<br />
So sollen die Tauben neben dem Hund das friedliche<br />
Zusammensein und Zusammenleben der künftigen<br />
Regierung des Prinzen verweisen. Die Sonnenblumen<br />
im Hintergrund verweisen auf die Zeit des Absolutismus<br />
und die übliche Beziehung zum Sonnenkönigtum,<br />
in dessen politische Ära der Prinz hineinwuchs.<br />
Jan Weenix war Sohn und Schüler des Jan Baptist<br />
Weenix in Utrecht, widmete sich der Malerei von Portraits,<br />
Landschaften, Tier- und Jagdstillleben. Hauptsächlich<br />
war er in Utrecht und Amsterdam tätig. Von<br />
1702 bis 1712 war er Hofmaler des Kurfürsten Johann<br />
Wilhelm in Düsseldorf. In dieser Zeit dürfte auch das<br />
vorliegende Portrait entstanden sein.<br />
Literatur:<br />
Vgl. Horst Vey und Anna-Maria Kesting, Katalog der<br />
niederländischen Gemälde von 1550 bis 1800 im<br />
Wallraf-Richartz Museum und im öffentlichen Besitz<br />
der Stadt Köln 1976, S. 137. (1350092) (11)<br />
JAN WEENIX,<br />
1640/41 AMSTERDAM <strong>–</strong> 1719<br />
PORTRAIT OF THE PRINCE OF ORANGE<br />
WITH BIRD CAGE IN PARKLAND<br />
Oil on canvas.<br />
102 x 154 cm.<br />
We would like to thank Fred Meijer at RKD for<br />
confirming the artist.<br />
Literature:<br />
cf. Horst Vey and Anna-Maria Kesting, Katalog der<br />
niederländischen Gemälde von 1550 bis 1800 im<br />
Wallraf-Richartz Museum und im öffentlichen Besitz<br />
der Stadt Köln 1976, p. 137.<br />
€ 50.000 - € 60.000<br />
Sistrix<br />
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135
152<br />
CRISTOFORO MUNARI,<br />
1667 REGGIO EMILIA <strong>–</strong> 1720 PISA<br />
SATZ VON VIER STILLLEBEN<br />
MIT MUSIKINSTRUMENTEN<br />
Jeweils Öl auf Leinwand.<br />
Jeweils ca. 51 x 69 cm.<br />
In vergoldeten Rahmen.<br />
Beigegeben eine Expertise von Francesca Baldassari,<br />
Florenz, 18. September 2022, in Kopie.<br />
In einem dunklen Innenraum auf einer mit Decke<br />
belegten Platte liegend die prachtvollen Musikinstrumente.<br />
Auf dem ersten Gemälde eine große Laute<br />
und ein hellbraunes Cello auf einer grünen Samtdecke,<br />
daneben am Rand drei leuchtend rote Äpfel und<br />
ein über die Tischplatte hängendes Notenblatt. Das<br />
zweite Gemälde zeigt auf einer hellgrünen Samtdecke<br />
liegend eine prachtvolle goldglänzende Harfe, dahinter<br />
eine Laute, eine Flöte sowie eine glänzende Trompete.<br />
Ferner zwei Notenblätter, von denen eins über<br />
die Tischkante erneut herabhängt. Auf einem mit roter<br />
Samtdecke belegten eckigen Tisch schließlich auf einem<br />
Notenheft liegend eine große Laute sowie zwei<br />
kleinere Geigen. Zudem zwei weiße Blütenstängel<br />
und am Tischrand zwei leuchtend gelbe Zitronen, von<br />
denen eine angeschnitten ist. Zuletzt auf einem ovalen<br />
Tisch eine apricotfarbene Decke, darauf neben einer<br />
Mandoline und einer Gitarre eine weiße Karaffe<br />
mit bläulichem Muster, ein gerolltes Notenblatt und<br />
am Tischrand zwei gelb-rote saftige Pfirsiche. Meisterliche<br />
Wiedergabe der Musikinstrumente mit bravouröser<br />
Hell-Dunkel-Inszenierung.<br />
(13508622) (4) (18)<br />
138 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6.500 additional images.
CRISTOFORO MUNARI,<br />
1667 REGGIO EMILIA <strong>–</strong> 1720 PISA<br />
Today the artist is considered an important master of<br />
Italian still lifes from the turn of the 18th century and<br />
his works are held at the Palazzo Pitti and the Uffizi<br />
Galleries<br />
SET OF FOUR STILL LIFES WITH MUSICAL<br />
INSTRUMENTS<br />
Oil on canvas each.<br />
Two paintings: 51 x 69 cm<br />
and the other two: 52 x 69 cm.<br />
Accompanied by an expert´s report by Francesca<br />
Baldassari, Florence, 18 September 2022, in copy.<br />
€ 60.000 - € 80.000<br />
Sistrix<br />
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139
Lot 152<br />
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Lot 152<br />
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141
153<br />
JOHANN HEISS,<br />
1640 MEMMINGEN <strong>–</strong> 1704 AUGSBURG<br />
Der Künstler verbrachte seine Lehrjahre in Memmingen.<br />
Es wird angenommen, dass er sich für seine malerische<br />
Weiterentwicklung auch in Italien aufgehalten<br />
hat. Er war Schüler des Malers Johann Heinrich<br />
Schönfeld. 1663 und 1664 befand er sich in Stuttgart<br />
in Diensten des württembergischen Herzogs Eberhard<br />
III. Ab 1669/70 lebte er wieder in Memmingen<br />
und schuf in dieser Zeit eine Reihe von Historienbildern,<br />
die sein überregionales Renommee begründeten.<br />
1677 siedelte er nach Augsburg über. Seine Bilderrätsel<br />
in den allegorischen, mythologischen und<br />
religiösen Werken, die zu ihrem Verständnis aufgelöst<br />
werden mussten, trafen den Geschmack einer gebildeten<br />
Kundschaft.<br />
SCHWURSZENE EINES KNABEN<br />
IM RÖMISCHEN JUPITERTEMPEL<br />
Öl auf Leinwand.<br />
128,5 x 193,5 cm.<br />
Rechts unten signiert und datiert „1700“.<br />
Wir danken Dr. Peter Königfeld für seine Bestätigung<br />
vom 27. Februar 2023. Derzufolge handelt „es sich<br />
um ein eigenhändiges Spätwerk von Johann Heiss“,<br />
einer breiter angelegten Variante des in seiner Heiss-<br />
Monografie unter Kat.Nr. C20 aufgeführten Schwur<br />
des Hannibal in der Sammlung Hohenbuchau.<br />
Der Maler, bekannt für seine antiken und alttestamentlichen<br />
vielfigurlichen Themen, hat auch hier die<br />
Szenerie durch zahlreiche Figuren wiedergegeben,<br />
die sich in einem fantasievoll vorgetragenen Jupitertempel<br />
befinden. Die genaue historische Einordnung<br />
der Szene ist noch nicht eindeutig geklärt. Ebenfalls<br />
zeigt das Bild einen an den Stufen eines Dreifußaltar<br />
knienden Knaben, der seine rechte Hand zum Schwur<br />
erhebt, die linke die rote Toga eines Feldherrn oder<br />
Herrschers berührt. Sein Blick gilt der erhöht auf einem<br />
Podest stehenden Zeus-Sitzstatue mit Adler und Feuerbündel.<br />
Die Statue in einem Baldachin mit rotem<br />
Velum, getragen von kannelierten ionischen Säulen.<br />
Neben dem Opferaltar einige weiß gekleidete Priester,<br />
davor an den Statuen zwei Opferlämmer. Nach links<br />
hin zieht sich eine von links oben beleuchtete Gruppe<br />
von Frauen und Männern, die Männer zumeist in orientalischer<br />
Kleidung mit Turban, dazwischen aber auch<br />
römische oder griechische Gestalten in Rüstung. Der<br />
Hintergrund zeigt das Tempelinnere mit Blick auf<br />
einen Querarm des Baus in Art einer Basilika mit über<br />
dem Gesims befindlichem Lünettenfenster, die Wände<br />
mit kannelierten korinthischen Pilastern besetzt. Im<br />
Zentrum eine Figurennische mit der Statue der Göttin<br />
Juno, seitlich kleinere Figurennischen mit Mars und<br />
Venus. Darüber jeweils zwischen Pilastern Kriegstrophäen.<br />
Im Vordergrund zwei männliche Figuren, wohl<br />
aus einem Kampfgeschehen herbeigekommen, auf<br />
einem Schild sitzend bzw. kniend, mit Kampfbeil und<br />
Kampfkeule. Auffallend die dahinter in Erregung niederkniende<br />
Frau mit ausgebreiteten Armen, bei der es<br />
sich möglicherweise um die Mutter des schwörenden<br />
Knaben handelt. Die Frage, ob es sich bei der Darstellung<br />
um eine römische oder griechische Szenerie handelt,<br />
ist noch nicht geklärt zumal auch dem Maler<br />
Heiss griechische bzw. antike Schriftzeichen nicht hinreichend<br />
genug bekannt waren, denn die Aufschrift<br />
auf dem Zeus-Sockel mischt griechische mit asiatischen<br />
Buchstabenzeichen.<br />
Anmerkung:<br />
Bilder seines umfangreichen Werkes befinden sich in<br />
zahlreichen privaten Sammlungen. (1351307) (13)<br />
JOHANN HEISS,<br />
1640 MEMMINGEN <strong>–</strong> 1704 AUGSBURG<br />
A BOY MAKING A VOW IN A ROMAN TEMPLE OF<br />
JUPITER<br />
Oil on canvas.<br />
128.5 x 193.5 cm.<br />
Signed and dated “1700” lower right.<br />
We would like to thank Dr Peter Königfeld for his confirmation<br />
dated 27 February 2023. According to this,<br />
“this is a later work by Johann Heiss himself”, a wider<br />
variation of the The Oath of Hannibal in the Hohenbuchau<br />
Collection listed in his Heiss monograph under<br />
cat. no. C20.<br />
€ 65.000 - € 80.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
154 ENTFÄLLT<br />
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143
155<br />
FLORENTINISCHER MEISTER<br />
DES FRÜHEN 17. JAHRHUNDERTS<br />
PORTRAIT EINES JUNGEN MIT NELKE<br />
Öl auf Leinwand. Altdoubliert.<br />
69 x 52 cm.<br />
In vergoldetem ornamental verziertem Rahmen.<br />
Halbfiguriges Gemälde eines jungen Mannes, der als<br />
Zeichen seiner Liebe eine rote Nelke vor seiner Brust<br />
hält. Das Gemälde, das einst Cristofano Allori zugeschrieben<br />
wurde, wird zumindest in dessen Umkreis<br />
entstanden sein, sind doch die stilistischen Gemeinsamkeiten<br />
nicht von der Hand zu weisen. So existiert<br />
von ihm ein sehr ähnliches Portrait Agnolo di Lorenzo<br />
dei Favilla zeigend.<br />
(13508612) (4) (13)<br />
FLORENTINE MASTER OF THE<br />
EARLY 17TH CENTURY<br />
PORTRAIT OF A BOY WITH CARNATION<br />
Oil on canvas. <strong>Old</strong> relining.<br />
69 x 52 cm.<br />
The painting, which had previously been attributed to<br />
Cristofano Allori, must have been created at least by<br />
his circle, as the stylistic similarities are obvious.<br />
There is a very similar portrait of him depicting Agnolo<br />
di Lorenzo dei Favilla.<br />
€ 15.000 - € 20.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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156<br />
MICHELANGELO PACE DA CAMPIDOGLIO,<br />
UM 1610 <strong>–</strong> UM 1670<br />
GROSSES STILLLEBEN MIT FRÜCHTEN<br />
UND KUPFERKANNE<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
118 x 166,5 cm.<br />
In vergoldetem ornamental verziertem Rahmen.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Prof. Giancarlo<br />
Sestieri, Rom, 18. November 2005, in Kopie.<br />
Das vorliegende Gemälde, das von Sestieri in die<br />
1660er-Jahre datiert wird, zeigt inmitten einer Parklandschaft<br />
reichhaltiges Ensemble frischer Früchte<br />
und Blumen. Diese sind auf mehrere Stufen verteilt.<br />
Nahe einem Gewässer liegen Weintrauben, am Ufer<br />
ein Korb mit Äpfeln, Birnen und Trauben, daneben Melonen<br />
und eine Kupferkanne, unter der Steinpilze liegen,<br />
links erhebt sich ein profilierter Sockel mit Parkvase,<br />
von der Blütenfestons herabgleiten. Sestieri<br />
schreibt Pace eine Hauptrolle in der Entwicklung des<br />
römischen Stilllebens zu.<br />
MICHELANGELO PACE DA CAMPIDOGLIO,<br />
CA. 1610 <strong>–</strong> CA. 1670<br />
LARGE STILL LIFE WITH FRUIT AND COPPER JUG<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
118 x 166.5 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Professor<br />
Giancarlo Sestieri, Rome, 18 November 2005, in copy.<br />
The present painting, which Sestieri dates to the 1660s,<br />
shows an elaborate arrangement of fresh fruit and<br />
flowers in the middle of a park landscape.<br />
Literature:<br />
cf. Dipinti italiani ed europei del XVII e XVIII secolo.<br />
Nuovi Studi sulla Natura Morta Italiana, Rome, 1989,<br />
pp. 80-81.<br />
€ 25.000 - € 30.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Literatur:<br />
Vgl. Giancarlo Sestieri (Hrsg.), Dipinti italiani ed europei<br />
del XVII e XVIII secolo, Ausstellungskatalog, Galleria<br />
Cesare Lampronti, Rom, 26. Oktober 2000-15.<br />
Dezember 2000, Rom 2000, S.80-81.<br />
(1350862) (4) (13)<br />
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157<br />
DAVID DE CONINCK,<br />
UM 1642/44 <strong>–</strong> UM 1700<br />
Gemäldepaar<br />
GROSSFORMATIGE DARSTELLUNGEN VON<br />
PFAUEN, UMGEBEN VON WEITEREM FEDERVIEH<br />
Öl auf Leinwand.<br />
Jeweils 119 x 172 cm<br />
Beigegeben eine Expertise von Prof. Giancarlo Sestieri,<br />
Rom, 3. Dezember 2019, in Kopie.<br />
Die beiden Gemälde als Pendants geschaffen. Die<br />
Pfauenvögel in leicht abgedunkelter Landschaft stehend.<br />
Zu Füßen der erhöht gestellten Pfauen Wildente<br />
und Küken bzw. ein Huhn und dessen Küken auf<br />
einer Tonschale sitzend. In beiden Bildern ist jeweils<br />
das männliche Tier an der linken bzw. rechten Bildseite<br />
gegenübergestellt, mit gegenseitigem Blickkontakt.<br />
Weiter erhöht auf einem Steinsockel bzw. einem<br />
Holzgestell weiteres Federvieh wie Tauben im linken<br />
sowie ein Huhn im rechten Bild. Der landschaftliche<br />
Hintergrund bereichert durch eine Steinbalustrade mit<br />
Gartenvasen, eine große Steinmuschel links in einem<br />
der Bilder sowie Teil einer Gartenmauer mit dahinter<br />
sich zum Horizont weitender Landschaft. Auch die<br />
beiden Hauptfiguren sind in ihrer Bewegung aufeinander<br />
bezogen; einer der Pfauen mit geöffnetem Schnabel<br />
wiedergegeben, während der andere horchend<br />
erscheint. Das Gefieder fein gemalt mit treffender Unterschiedlichkeit<br />
zwischen Kükenflaum und Glätte des<br />
Federkleids. Thematisch ist das Bilderpaar als eine Allegorie<br />
der Herrschaft und Macht gegenüber untergebenen<br />
Gesellschaftsschichten zu sehen, da der Pfau<br />
als Symbol des Königtums gilt.<br />
(1350093) (11)<br />
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DAVID DE CONINCK,<br />
CA. 1642/44 <strong>–</strong> CA. 1700<br />
A pair of paintings<br />
LARGE FORMAT DEPICTIONS OF PEACOCKS<br />
SURROUNDED BY FOWL<br />
Oil on canvas.<br />
119 x 172 cm each.<br />
Accompanied by an expert’s report by Professor<br />
Giancarlo Sestieri, Rome, 3 December 2019, in copy.<br />
Both paintings created as counterparts. The peacocks<br />
depicted standing in a slightly darkened landscape.<br />
€ 80.000 - € 100.000<br />
Sistrix<br />
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151
158<br />
ITALIENISCHER MEISTER<br />
DES 17. JAHRHUNDERTS<br />
PAAR LANDSCHAFTEN<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
150 x 190 cm<br />
In vergoldeten Rahmen mit Eckzierrat.<br />
Beigegeben in Kopie ein Gutachten von Patrizia Caretto,<br />
Turin, 17. Juli 2007, das Werk Willem de Heusch zuschreibend.<br />
Offensichtlich kompositorisch als Gegenstücke angelegt<br />
bietet dieses Gemäldepaar eine beeindruckende<br />
realitätsnahe Ansicht einer Landschaft, die von der<br />
Staffelung mehrerer Motive lebt, die von leicht erhobenem<br />
Standpunkt des Betrachters erlebbar wird. Die<br />
Macht und Größe der Natur wird durch Größenvergleiche,<br />
die sich durch die Staffierung mit italienisierten<br />
Architekturen und Figuren <strong>–</strong> die mitunter in ein<br />
Scharmützel verwickelt sind <strong>–</strong> ergeben, unterstrichen.<br />
Die Figurendarstellungen an Michelangelo Cerquozzi<br />
(1602-1660) und auch Jan Miel (1599 - 1663) erinnernd.<br />
Auch de Heusch hielt sich zwischen 1640 und<br />
1649 in Italien auf und saugte dort das italienische<br />
Licht und die Landschaften rund um Rom auf, die er<br />
<strong>–</strong> wie auch sein Lehrer Jan Both <strong>–</strong> gern in seinen noch<br />
in Utrecht entstandenen Landschaftskompositionen<br />
verwendete.<br />
ITALIAN SCHOOL<br />
OF THE 17TH CENTURY<br />
PAIR OF LANDSCAPES<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
150 x 190 cm<br />
Accompanied by an expert’s report by Patrizia Caretto,<br />
Turin, 17 July 2007, attributing the work to Willem de<br />
Heusch, in copy.<br />
€ 50.000 - € 60.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Literatur:<br />
Vgl. Walther Bernt, Die niederländischen Maler und<br />
Zeichner des 17. Jahrhunderts, München 1979, Bd. 2.<br />
Vgl. Luigi Salerno, Pittori di Paesaggio del ´600 a<br />
Roma, Rom 1977, Bd. 2.<br />
Vgl. Luigi Caretto, Guida al mercato dei pittori<br />
fiamminghi e olandesi 1600 - 1700, Turin 1995.<br />
(1350863) (4) (13)<br />
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153
Lot 158<br />
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Lot 158<br />
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155
159<br />
GIROLAMO FORABOSCO,<br />
UM 1630 <strong>–</strong> UM 1689<br />
PORTRAIT EINER FRAU UND EINES MÄDCHENS<br />
Öl auf Leinwand.<br />
150 x 125 cm.<br />
In mit Goldornamenten verziertem ebonisiertem<br />
Rahmen.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Alessandro Nesi,<br />
in Kopie.<br />
Vor einem Säulenbündel, das durch die profilierte<br />
Basis hervorgehoben wird, sitzt in grünem mit edler<br />
Goldwirkerei ornamental verziertem Kleid eine junge<br />
Frau mit aufwändiger Spitzenkrause und reichem Perlschmuck<br />
auf einem venezianischen Sessel mit roter<br />
Lederrückenlehne. Neben ihr steht ein Mädchen in<br />
himbeerrotem Kleid mit Spitzenbesatz, den Perlschmuck<br />
der Frau spiegelnd. Links ein Ausblick in eine<br />
flache baumbestandene Landschaft. Es handelt sich<br />
um ein wenig intimes, jedoch mehr offizielles Portrait<br />
und die wenigen persönlichen Elemente lassen eine<br />
Identifizierung der dargestellten Figuren bislang noch<br />
nicht zu.<br />
GIROLAMO FORABOSCO,<br />
CA. 1630 <strong>–</strong> CA. 1689<br />
PORTRAIT OF A WOMAN AND A GIRL<br />
Oil on canvas.<br />
150 x 125 cm.<br />
Accompanied by an expert´s report by Alessandro<br />
Nesi, in copy.<br />
€ 35.000 - € 45.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Literatur:<br />
Vgl. Giuseppe Fiocco, La pittura veneziana del<br />
Seicento e Settecento, Florenz 1929, S. 24.<br />
Eduard A. Safarik, Gabriello Milantoni, La pittura del<br />
Seicento a Venezia, in: La pittura in Italia. Il Seicento,<br />
Mailand 1989, S. 163. (1351905) (13)<br />
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160<br />
PIETRO ANTONIO MAGATTI,<br />
1687 VARESE <strong>–</strong> 1786, ZUG.<br />
DAVID MIT DEM HAUPT DES GOLIATH<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
132 x 92 cm.<br />
In vergoldetem ornamental verziertem Rahmen.<br />
In kühlen, fast camaieuhaften Farben wird David in den<br />
Mittelgrund gestellt, der in der einen Hand die Waffe,<br />
in der anderen Hand das abgeschlagene Haupt des<br />
Goliath trägt, während um seine Hüfte die Schleuder<br />
hängt. Zahlreiche musizierende himmlische Figuren<br />
sind teils im Vordergrund teils im Hintergrund auf einem<br />
Felsvorsprung zu Ehren des biblischen Helden<br />
vorgeführt, dessen Dynamik im Vorwärtsschritt und<br />
der Präsentation des Unterlegenen durch den Pinselduktus<br />
unterstrichen wird. Pietro Antonio Magatti<br />
erhielt seine künstlerische Ausbildung in Bologna, wo<br />
er die Werke von Giacomo Cavedone und Giovanni<br />
Gioseffo Dal Sole studierte. Im Jahr 1725 schuf er ein<br />
Gemälde für die Rosenkranzkapelle in San Vittore in<br />
Varese. Dieses erste eigenständige Altarbild verbindet<br />
die Elemente der emilianischen Malerei mit den Lichteffekten<br />
der lombardischen Malerei. Die folgenden<br />
Aufträge, meist im kirchlichen Kontext, zeigen allmählich<br />
eine größere Leichtigkeit in der Ausführung: Die<br />
Gemälde werden mit breiten und transparenten Pinselstrichen<br />
ausgeführt, mit einer zunehmend klaren und<br />
zarten Farbgebung. Ab den 1740er Jahren spielte<br />
Magatti eine führende Rolle im künstlerischen Milieu<br />
von Varese, wo er als der bedeutendste Maler des 18.<br />
Jahrhunderts gilt.<br />
(1351879) (13)<br />
PIETRO ANTONIO MAGATTI,<br />
1687 VARESE <strong>–</strong> 1786, ATTRIBUTED<br />
DAVID WITH THE HEAD OF GOLIATH<br />
161<br />
FRANCESCO SOLIMENA,<br />
1657 CANALE DI SERINO <strong>–</strong> 1747 BARRA DI NAPOLI,<br />
ZUG.<br />
JAKOB UND RAHEL AM BRUNNEN<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
129 x 181 cm.<br />
In ebonisiertem Rahmen.<br />
Beigegeben ein Restaurierungsbericht von Anna<br />
Lucchini, Mailand, in Kopie.<br />
Darstellung eines gestuften Brunnenbereiches, an<br />
welchem Jakob sich bemüht Wasser zu schöpfen,<br />
während neben ihm Rahel sitzt, den Kopf auf ihren<br />
Handrücken stützend. Die altbiblische Szene nach<br />
dem ersten Buch Mose, Kapitel 29, schildert die erste<br />
Begegnung Jakobs und seiner späteren Gemahlin Rahel.<br />
Gezeigt ist, wie er, soeben aus Haran eingetroffen,<br />
für die junge Schäferin Rahel einen schweren Stein<br />
von der Brunnenöffnung hebt, damit sie ihre Tiere<br />
tränken kann.<br />
(1351591) (13)<br />
FRANCESCO SOLIMENA,<br />
1657 CANALE DI SERINO <strong>–</strong> 1747 BARRA DI NAPOLI,<br />
ATTRIBUTED<br />
JACOB AND RACHEL AT THE WELL<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
129 x 181 cm.<br />
Accompanied by a restoration report by Anna Lucchini,<br />
Milan, in copy.<br />
€ 30.000 - € 50.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
132 x 92 cm.<br />
€ 18.000 - € 25.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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159
162<br />
MATTIA PRETI,<br />
1613 TAVERNA/ CATANZARO <strong>–</strong><br />
1699 VALLETTA/ MALTA, ZUG.<br />
Der in Kalabrien geborene und auf Malta verstorbene<br />
Maler hatte nach Auskunft seiner Zeitgenossen ein<br />
äußerst bewegtes Leben. Er war nicht allein Maler,<br />
sondern auch Ordensritter der Malteser und wurde<br />
aufgrund des Ruhmes seiner Familie „Il Cavalier<br />
Calabrese“ genannt. In Rom erhielt er Aufträge von<br />
Papst Urban VIII sowie von Kardinal Rospigliosi. Sein<br />
Werk zeigt die Schule des Guercino (1591-1666), Giovanni<br />
Lanfranco (1582-1647) und Domenico Zampieri<br />
(1581-1641) sowie den starken Einfluss der tenebristischen<br />
Malerei der Caravaggisten. Werke seiner Hand<br />
finden sich in den bedeutendsten öffentlichen Sammlungen<br />
und Museen wie etwa: Museum of Fine Arts,<br />
Houston, Nationalmuseum, Warschau, Prado, Madrid,<br />
Pinacoteca di Brera, Mailand, Galleria dell´Accademia,<br />
Venedig; sein Selbstbildnis befindet sich in den Uffizien,<br />
Florenz.<br />
ALLEGORIE DER KÜNSTE<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
122 x 106 cm.<br />
In stark profiliertem teilvergoldetem Rahmen.<br />
Provenienz:<br />
Privatsammlung, Neapel.<br />
Mailand, Finarte, 26. November 1985.<br />
Venedig, Semenzato, 10. Dezember 1998, Lot 100.<br />
Privatsammlung, Venedig.<br />
Literatur:<br />
Das hier angebotene Werk von Mattia Preti ist publiziert<br />
in: John T. Spike, Mattia Preti. Catalogo ragionato<br />
dei dipinti, Florenz 1999, S. 403, Nr. 434, als hinsichtlich<br />
der Zuschreibung nicht sicher („The attribution is<br />
uncertain“).<br />
Erminia Corace (Hrsg.), Mattia Preti. Dal segno al<br />
colore, Rom 1995, S. 38, Abb. 1.<br />
Sandro Debono, Giuseppe Valentino, Mattia Preti. Oltre<br />
l´autoritratto, Ausstellungskatalog, Museo Civico, Taverna,<br />
24. Februar-21. April 2013, National Museum,<br />
Valletta, 03. Mai-07. Juli 2013, Valletta 2013, S. 89.<br />
Giornale dell´Arte, Januar 1986, Abb. 25.<br />
Vincenzo Pacelli, Inediti di Battistello Caracciolo e<br />
Mattia Preti, in: Studi di storia dell'arte, 1.1990,<br />
S. 269, Abb. 4. (1351478) (13)<br />
Ein Innenraum mit unverputztem Mauerwerk empfängt<br />
seine Beleuchtung von einer oben links zu lokalisierenden<br />
Lichtquelle. Davor zwei weibliche allegorische<br />
Figuren. Die eine präsentierte eine gemalte<br />
Skizze, die andere einen Zirkel mit einem sie hinterfangenden<br />
Architekturplan einer Wehranlage, die an der<br />
Rückwand befestigt ist, und weist zeitgleich auf eine<br />
rechts am Rand stehende Büste, sodass der Dreiklang<br />
der Künste Malerei, Architektur und Bildhauerei erreicht<br />
wird. Die Häupter der Allegorie der Malerei und<br />
die Büste mit Lorbeerblattkranz. Das Portrait, das auf<br />
dem Bild im Bild zu sehen ist, wird traditionell als<br />
Selbstportrait Mattia Pretis selbst verstanden, da es<br />
zum Beispiel ein Selbstbildnis in der St. Johns Co-Cathedral<br />
in Valetta auf Malta gibt, welches dem hier dargestellten<br />
Portrait stark ähnelt.<br />
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MATTIA PRETI,<br />
1613 TAVERNA/ CATANZARO - 1699 VALLETTA/<br />
MALTA, ATTRIBUTED<br />
ALLEGORY OF THE ARTS<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
122 x 106 cm.<br />
Provenance:<br />
Private collection, Naples.<br />
Mailand, Finarte, 26th November 1985.<br />
Venedig, Semenzato, 10th December 1998, lot 100.<br />
Private collection, Venice.<br />
Literature:<br />
The painting on offer for sale here is published in:<br />
John T. Spike, Mattia Preti. Catalogo ragionato dei<br />
dipinti, Florence 1999, p. 403, no. 434, (“The attribution<br />
is uncertain”).<br />
Erminia Corace (ed.), Mattia Preti. Dal segno al<br />
colore, Rome 1995, p. 38, ill. 1.<br />
Sandro Debono, Giuseppe Valentino, Mattia Preti.<br />
Oltre l’autoritratto, exhibition catalogue, Museo Civico,<br />
Taverna, 24th February-21st April 2013, National<br />
Museum, Valletta, 3rd May-7th July 2013, Valletta<br />
2013, p. 89.<br />
Giornale dell’Arte, January 1986, ill. 25.<br />
Vincenzo Pacelli, Inediti di Battistello Caracciolo e<br />
Mattia Preti, in: Studi di storia dell’arte, 1.1990, p. 269,<br />
ill. 4.<br />
€ 200.000 - € 400.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Detailabbildung Lot 162<br />
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163
163<br />
RÖMISCHER MEISTER DES 17. JAHRHUNDERTS<br />
DIE VERHERRLICHUNG DER DREIFALTIGKEIT<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
135 x 91 cm.<br />
In gewungenem leicht hochovalem Rahmen.<br />
Wir danken Francesco Pedrucci, der das Gemälde<br />
gerne in einein Vorbereitung befindliche Ausstellung<br />
zur Römischen Malerei inkludieren möchte.<br />
Bozzetto für einen kirchlichen Innenraum. Der obere<br />
Bereich des Bozzetto zeigt den Heiligen Geist in Gestalt<br />
einer schwebenden Taube, von weißen Strahlen<br />
und gelblichen Himmelslicht umgeben. Davor sitzend<br />
auf einer großen Wolke, umgeben von zahlreichen<br />
Putti, Gottvater mit grauem Bart, blauem Gewand und<br />
rotem Mantel, die rechte Hand erhoben, neben ihm<br />
Jesus in weißes Gewand gehüllt mit ausgebreiteten<br />
Armen, beide aufmerksam nach unten schauend.<br />
Jeweils am linken und rechten Rand von ihnen musizierende<br />
und singende Engel sowie zahlreiche kindliche<br />
Puttiköpfe.<br />
Unterhalb von ihnen auf der linken Seite zunächst die<br />
Gottesmutter Maria in altrosafarbenem Gewand und<br />
blauem Mantel, hinter ihr sitzend Johannes der Täufer,<br />
in seinen Händen ein Kreuzesstab haltend. Mittig und<br />
in den unteren Teil des Gemäldes gehend folgt die<br />
Darstellung von zahlreichen Bischöfen, Päpsten, Klostergründern<br />
und Heiligen, auf Wolken schwebend und<br />
jeweils von zahlreichen Putti umgeben, die teils die<br />
Attribute der Dargestellten halten. Qualitätvolle vielfigurige<br />
Malerei mit vielen Details in frischen, leuchtenden<br />
Farben. Vereinzelt kleine Retuschen.<br />
(1351751) (18)<br />
ROMAN SCHOOL, 17TH CENTURY<br />
THE GLORIFICATION OF THE HOLY TRINITY<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
135 x 91 cm.<br />
We thank Francesco Pedrucci, who would like to include<br />
the painting in an exhibition on Roman painting<br />
that is in preparation.<br />
€ 18.000 - € 25.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
164 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6.500 additional images.
164<br />
JOACHIM VON SANDRART,<br />
1606 FRANKFURT AM MAIN <strong>–</strong> 1688 NÜRNBERG<br />
BILDNIS EINER ADELIGEN DAME MIT<br />
DEN ATTRIBUTEN DER HEILIGEN CÄCILIA<br />
Öl auf Leinwand.<br />
103 x 82 cm.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Peter van den Brink,<br />
Aachen, das Gemälde dem genannten Künstler zuschreibend.<br />
Dreiviertelbildnis einer an einer Hausorgel sitzenden<br />
jungen Adeligen, nahezu in Lebensgröße wiedergegeben.<br />
Der Blick dem Betrachter entgegengerichtet.<br />
Die rechte Hand hält sie auf die Tastatur, die linke an<br />
den Busen, gleichzeitig einen dünnen Schleier haltend,<br />
der von ihrer Haube herabzieht. Ihre höfische<br />
Kleidung ist insofern idealisiert, als sie hier ein rotes<br />
Kleid mit goldfarbenem Brokatmantel trägt, innen<br />
blau gefüttert, ein Kleidungsstück, das in dieser Erhöhung<br />
auch bei Bildnissen der Heiligen Cäcilia <strong>–</strong> Patronin<br />
der Kirchenmusik - zu finden ist. Dennoch trägt sie<br />
eine Perlenkette mit Perlenohrring und am Kleidersaum<br />
eine Goldbordüre mit Edelsteinagraffe. Ihr Haar<br />
fällt in dunklen Locken zur Schulter herab. Die Orgel<br />
ist kunstvoll gebaut, die Pfeifen zwischen vergoldeten<br />
Atlanten, die die Abdeckung tragen. Im Hintergrund<br />
erscheint eine jugendliche Engelsfigur. Insgesamt mit<br />
Kleid und Flügel in deutlich zarteren Farben wiedergegeben,<br />
was diese Gestalt als „Erscheinung“ wirken<br />
lässt. Der Engel hält ein Notenblatt und deutet mit<br />
dem rechten Zeigefinger auf die Noten, um der adeligen<br />
Musikerin die musikalischen Hinweise zu geben.<br />
Gedanklich ist dieses Motiv zu verstehen als himmlische<br />
Eingebung der Musik und Komposition. Im Hintergrund<br />
ein grünes Velum, leicht nach rechts zurückgezogen<br />
mit Blick auf eine Bogenarchitektur mit<br />
kurzem Landschaftsausblick auf eine Baumkrone.<br />
JOACHIM VON SANDRART,<br />
1606 FRANKFURT ON THE MAIN <strong>–</strong><br />
1688 NUREMBERG<br />
PORTRAIT OF A FEMALE ARISTOCRAT WITH<br />
THE ATTRIBUTES OF SAINT CECILIA<br />
Oil on canvas.<br />
103 x 82 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Peter van den<br />
Brink, Aachen, identifying the painting as having been<br />
created by the above-mentioned artist.<br />
The painting was formerly attributed to Gerard Deleres,<br />
but a far more convincing attribution to Joachim<br />
von Sandrart was made by Peter van den Brink. The<br />
attribution is based primarily on stylistic comparisons<br />
with the well-known series of Monthly Pictures that<br />
Sandrart created for the Bavarian Duke Maximilian I in<br />
1642-44 now held at Schleissheim Palace.<br />
Literature:<br />
Christian Klemm, Joachim von Sandrart. Kunst-<br />
Werke und Lebens-Lauf, Berlin 1986.<br />
€ 45.000 - € 55.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Das Gemälde wurde früher Gerard Deleres zugeschrieben,<br />
es erfolgte jedoch durch Peter van den<br />
Brink eine weitaus überzeugendere Zuordnung an Joachim<br />
von Sandrart. Die Zuschreibung stützt sich vor<br />
allem auf stilistische Vergleiche mit den bekannten<br />
Monatsbildern, die Sandrart für den bayerischen Herzog<br />
Maximilian I in den Jahren 1642-44 schuf, die sich<br />
heute im Schloss Schleißheim befinden. In Sitzhaltung,<br />
Körperausführung und anderen Details lassen<br />
sich Parallelen zu mehreren Gemälden dieses Monatszyklus<br />
finden, allerdings ist nach Meinung des<br />
Gutachters das Gemälde nicht in München, sondern<br />
nach seiner Rückkehr in Amsterdam 1644 entstanden.<br />
Sandrart, der zunächst in der Druckgrafik bei Isselburg<br />
in Nürnberg arbeitete, danach bei Sadeler in<br />
Prag, hielt sich zwischen 1624/25 in der Werkstatt von<br />
Gerard Honthorst in Utrecht auf, lernte 1627 Rubens<br />
kennen und begann nach einem Aufenthalt in London<br />
1629 seine Reise nach Italien, wo er sich 1632 in Rom<br />
niederließ und dort weitere acht Jahre blieb. Nach<br />
Vermutung von Van dem Brink könnte es sich bei der<br />
Darstellung um Alida Bicker handeln.<br />
Literatur:<br />
Christian Klemm, Joachim von Sandrart. Kunst-Werke<br />
und Lebens-Lauf, Berlin 1986. (1350091) (18)<br />
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165<br />
BERNARDO BELLOTTO,<br />
GENANNT CANALETTO,<br />
1721 VENEDIG <strong>–</strong> 1780 WARSCHAU<br />
VEDUTE MIT DER RIALTOBRÜCKE VON SÜDEN<br />
Öl auf Leinwand.<br />
60,5 x 77,5 cm.<br />
Beigegeben ein ausführliches Gutachten von Dario<br />
Succi, Gorizia, der das hier zum Verkauf stehende Gemälde<br />
als „splendida opera“ von Bernardo Bellotto<br />
rühmt und reich an Vergleichs- und Literaturangaben ist.<br />
In herrlicher Stimmung wird der Canal Grande gezeigt<br />
mit der ihn überziehenden Rialtobrücke und auf dem<br />
Gewässer fahrenden Gondeln mit Figurenstaffage;<br />
links ist sogar ein Burchiello zu sehen, ein eleganteres<br />
Wassergefährt, das als Transportmittel von Edelleuten<br />
von Venedig nach Padua entlang des Brenta galt. Während<br />
das linke Ufer verschattet präsentiert wird, erstrahlt<br />
das rechte Ufer im Sommerlicht und gibt hinter<br />
der bekannten Brücke den Blick frei auf den Fondaco<br />
dei Tedeschi. Bellotto, der einer der großen Maler der<br />
venezianischen Vedutenkunst des 18. Jahrhunderts<br />
zusammen mit Luca Carlevarijs, Antonio Canal genannt<br />
„Canaletto“, Michele Marieschi und Francesco<br />
Guardi war, entstammte einer Familie, aus der bereits<br />
zwei weitere Maler bekannt sind. Sein Großvater und<br />
dessen Bruder waren Theatermaler und sein Onkel<br />
war der schon seinerzeit berühmte venezianische<br />
Vedutist Giovanni Antonio Canal (1697-1768), genannt<br />
„Canaletto“, in dessen Werkstatt Bernardo 1736 eintrat.<br />
Da über die folgenden Jahre bis 1742 nur wenig<br />
über Bellotto bekannt ist, außer hunderte erhaltener<br />
Zeichnungen und nur wenige ihm zuordenbare<br />
Veduten, ist es ein Glücksfall, dass wir das vorliegende<br />
Gemälde anbieten können. Durch sein weiteres Werk,<br />
das ihn als Schöpfer von Veduten so zahlreicher Städte<br />
wie München, Wien, Turin, Pirna, Dresden oder Warschau<br />
bekannt gemacht hat, gilt er bis heute als einer<br />
der bedeutensten Vedutisten des 18. Jahrhunderts.<br />
Das hier angebotene Gemälde ist in die letzten Jahre<br />
der 1730er-Jahre zu datieren und variiert einen Prototyp<br />
von Canaletto im Musée Jacquemart-André in<br />
Pairs, das von Antonio Visentini 1742 als Reproduktion<br />
veröffentlicht worden ist.<br />
Provenienz:<br />
Privatsammlung.<br />
Literatur<br />
Vgl.: Dario Succi (Hrsg.), Bernardo Bellotto detto il<br />
Canelotto, Ausstellungskatalog, Villa Morosini, Mirano,<br />
23. Oktober-19. Dezember 1999, Mailand 1999.<br />
Dario Succi, Bernardo Bellotto. Il Canaletto delle corti<br />
europee, Ausstellungskatalog, Galleria Comunale<br />
d´Arte Moderna, Conegliano, 11. November 2011-15.<br />
April 2012, Venedig 2011.<br />
Dario Succi, Carlevarijs, van Wittel, Venezia (The young<br />
Bellotto), in: Luca Carlevarijs e la veduta veneziana del<br />
Settecento, Ausstellungskatalog, Palazzo della Ragione,<br />
Padua, 25. September-26. Dezember 1994,<br />
Mailand 1994, S. 51-58. (13517011) (13)<br />
BERNARDO BELLOTTO,<br />
ALSO KNOWN AS “CANALETTO”<br />
1721 VENICE <strong>–</strong> 1780 WARSAW<br />
VEDUTA WITH THE RIALTO BRIDGE<br />
FROM THE SOUTH<br />
Oil on canvas.<br />
60.5 x 77.5 cm.<br />
The painting on offer for sale in this lot can be dated<br />
to the last years of the 1730s and is a variation of a<br />
prototype by Canaletto held in the Musée Jacquemart-André<br />
in Pairs, which was published as a reproduction<br />
by Antonio Visentini in 1742.<br />
Accompanied by an extensive expert’s report by Dario<br />
Succi, Gorizia, who praises the present painting as a<br />
“splendida opera” by Bernardo Bellotto and includes<br />
detailed examples of comparison and bibliography.<br />
Provenance:<br />
Private collection.<br />
€ 600.000 - € 800.000 (†)<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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169
166<br />
BERNARDO CANAL,<br />
1674 VENEDIG <strong>–</strong> 1744<br />
VEDUTE DES CANAL GRANDE MIT DEN<br />
FABBRICHE NUOVE DI RIALTO UND<br />
DEN CAMPANILE VON SAN GEREMIA<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
72 x 110 cm.<br />
Keilrahmen verso mit alter Nummerierung.<br />
In ornamental verziertem vergoldetem Rahmen.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Dario Succi, Gorizia,<br />
ohne Datum. Succi datiert das hier angebotene Werk in<br />
die zweite Hälfte der 1730er-Jahre, im Original.<br />
Blick aus leicht erhöhtem Standort über den Kanal hinweg<br />
auf die Gebäude der Fabricche Nuove und den<br />
links davorliegenden verschatteten Platz. Das Spätlicht<br />
fällt auf die rötliche Fassade und die in den Hintergrund<br />
entlang des Canal Grandes gebaute Häusergruppe<br />
auf der rechten Bildseite mit teils ausgestellten<br />
Markisen vor den Fenstern. Auf dem Gewässer Gondeln<br />
und Segelschiffe. Bernardo Canal ist nicht ganz<br />
zurecht weniger bekannt geworden als sein berühmter<br />
Sohn Giovanni Antonio, genannt Canaletto (1697-1768).<br />
Er hat sich <strong>–</strong> wie etwa auch Luca Carlevarijs <strong>–</strong> der<br />
Theater malerei zugewandt und sich zunächst von diesem<br />
inspirieren lassen. 1717 zählte er bereits zu den<br />
führenden Venedigvedutisten, in persönlichem Kontakt<br />
mit Berühmtheiten wie Antonio Vivaldi, Carlo Pollarolo<br />
oder Giuseppe Orlandini <strong>–</strong> überwiegend auch, weil<br />
Bernardo für die Theater- und Opernaufführungen im<br />
Teatro San Cassiano und Teatro San Angelo gearbeitet<br />
hat. 1720 finden wir ihn zusamen mit seinem Sohn in<br />
Rom, wo beide Bühnenbilder für Scarlattis Opern<br />
schufen. Zurück in Venedig, widmete er sich fast ausschließlich<br />
dem Vedutengenre. Manche seiner Werke<br />
<strong>–</strong> da regelmäßig unsigniert - wurden mit denen von<br />
Canaletto oder seines Neffen Bernardo Bellotto verwechselt.<br />
1734 bis 1736 entstanden sechs Gemälde<br />
seiner Hand, gesammelt von Giuseppe Salom im Palazzo<br />
Corner-Spinelli, wovon eines entwendet wurde.<br />
Provenienz:<br />
Christie´s, London, 20. Juli 1973, Lot 149 als Michele<br />
Marieschi.<br />
Privatsammlung.<br />
Literatur:<br />
Vgl. Isabella Reale, Bernard Aikema, Luca Carlevarijs<br />
e la veduta veneziana del Settecento, Ausstellungskatalog,<br />
Palazzo della Ragione, Padua, 25. September-<br />
26. Dezember 1994, Mailand 1994, S. 259.<br />
Annalia Delneri, Dario Succi (Hrsg.), Da Canaletto a<br />
Zuccarelli. Il paesaggio Veneto del Settecento, Ausstellungskatalog,<br />
Villa Manin, Passariano, 08. August-<br />
16. November 2003, Tavagnacco (Ud) 2003, S. 168-173.<br />
Dario Succi, Annalia Delneri, Il fiore di Venezia. Dipinti<br />
dal Seicento all`Ottocento in collezioni privati, Gorizia<br />
2014, S. 180-186.<br />
Dario Succi, La Serenissima nello specchio di rame,<br />
Castelfranco Veneto (TV) 2013, S. 194, Nr. 10.<br />
(1350871) (13)<br />
BERNARDO CANAL,<br />
1674 VENICE <strong>–</strong> 1744<br />
VIEW OF THE GRAND CANAL WITH FABBRICHE<br />
NUOVE DI RIALTO AND THE CAMPANILE OF SAN<br />
GEREMIA<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
72 x 110 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dario Succi,<br />
Gorizia, n.d. is enclosed. Succi dates the painting on<br />
offer for sale in this lot to the second half of the<br />
1730s.<br />
Provenance:<br />
Christie’s, London, 20 July 1973, lot 149 as Michele<br />
Marieschi.<br />
Private collection.<br />
€ 120.000 - € 150.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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173
167<br />
FRANCESCO ALBOTTO,<br />
1721/22 VENEDIG <strong>–</strong> 1757 EBENDA<br />
DER CANAL GRANDE MIT DEM PALAZZO BOLDÙ<br />
GEGENÜBER DEM PALAZZO CORNER DELLA<br />
REGINA<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
104 x 139 cm.<br />
In ornamental verziertem und vergoldetem Rahmen.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Fabrizio Magani sowie<br />
eine Expertise von Dario Succi, Gorizia, in Kopie.<br />
Links am Bildrand sieht man die drei übereinanderliegende<br />
Fenster der Seitenfassade des Palazzo, der im<br />
16. Jahrhundert von der Familie Boldù gebaut wurde.<br />
Dem Gebäude liegt eine Gondel vor, da der Palazzo<br />
über ein Zugang zum Wasser verfügt. Die sonnenbeschienene<br />
diagonal in das Bild hineinführende Seite<br />
des Kanals zeigt im Zentrum den schönen barocken<br />
Großpalast Corner della Regina mit seinem dreifach<br />
horizontal gegliedertem Aufbau, der von Domenico<br />
Rossi 1724 bis 1727 geschaffen wurde. Francesco<br />
Albotto (auch Albotti oder Francois Albotti) war Schüler<br />
und Mitarbeiter des Vedutisten Michele Marieschi<br />
(1710-1744) und übernahm nach dessen Tod die<br />
Werkstatt, was dazu führte, dass er „der Zweite Marieschi“<br />
genannt wurde und seine Werke oft als die<br />
seines Vorgängers gesehen wurden. Erst 1972 gelang<br />
durch Entdeckung einer Signaturbezeichnung<br />
mit Adresse die Händescheidung. Erst in jüngerer<br />
Zeit lassen sich ihm daher die wenigen bekannt gewordenen<br />
Gemälde seiner Hand zuweisen. Sein Malstil<br />
zeigt sich im Gegensatz zu den Vorgängern weit<br />
glatter in der Peinture, was dem Anspruch einer exakteren<br />
Wiedergabe gewidmet ist.<br />
Werke seiner Hand befinden sich in privaten wie<br />
öffen tlichen Sammlungen, darunter in Berlin, Gemälde<br />
galerie, Neapel, Museo e Gallerie Nazionali di<br />
Capodimonte, Vicenza, Gallerie di Palazzo Leoni Montanari<br />
etc.<br />
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FRANCESCO ALBOTTO,<br />
1721/22 VENICE <strong>–</strong> 1757 IBID.<br />
Literatur:<br />
Vgl. Filippo Pedrocco, Il Settecento a Venezia <strong>–</strong><br />
i Vedutisti, Mailand 2001.<br />
Bozena Anna Kowalczyk, Six vues de Venise provenant<br />
d‘une saisie révolutionnaire. Nouvelles attributions<br />
à Michele Marieschi et Francesco Albotto, in: La<br />
revue des musées de France, 63, 2013, S. 56-69,<br />
107, 109-110.<br />
Dario Succi, Michele Marieschi. Opera completa,<br />
Treviso 2016.<br />
Federica Spadotto, Il tragico destino di un matrimonio<br />
di convenienza, in: Il Giornale dell’Arte vom 10. Juli<br />
2020.<br />
Gianiacopo Fontana, Cento Palazzi fra i più celebri di<br />
Venezia sul Canalgrande e nelle vie interne dei<br />
Sestieri. Descritti quali monumenti d’arte e di storia,<br />
Venedig 1865, S. 321. (1351712) (13)<br />
THE GRAND CANAL WITH PALAZZO BOLDÙ<br />
OPPOSITE PALAZZO CORNER DELLA REGINA<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
104 x 139 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Fabrizio Magani<br />
and an expert’s report by Dario Succi, Gorizia, in copy.<br />
€ 110.000 - € 150.000<br />
Sistrix<br />
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Detail Lot 167<br />
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179
168<br />
GIOVANNI ANTONIO CANAL,<br />
GENANNT „CANALETTO“,<br />
1697 <strong>–</strong> 1768 VENEDIG<br />
RUINENCAPRICCIO MIT RÖMISCH-ANTIKEN<br />
FIGUREN UND DENKMÄLERN SOWIE DER<br />
VEDUTE DER STADT PADUA<br />
Öl auf Leinwand.<br />
70 x 90,7 cm.<br />
In bronziertem Rahmen.<br />
Beigegeben in Kopie ein Gutachten von Dario Succi,<br />
5. Juni 1995. Ebenfalls in Kopie ein Bestätigungsschreiben<br />
von Prof. Ugo Ruggeri, Venedig, sowie von<br />
Filippo Pedrocco, 13. März 2002.<br />
Vor dem Betrachter breitet sich ein prächtiger Ausblick<br />
über die Stadt Padua aus mit einem Ruinencapriccio<br />
im Vordergrund und der Porta Ponte Corvo<br />
im Zentrum des Gemäldes mit dem links im Vordergrund<br />
sichtbaren Canale Piovego und darüber der<br />
Palazzo della Ragione mit seinen wundervollen Arkadengängen<br />
sowie die Kuppel und der Campanile der<br />
Santa Giustina. Rechts im Vordergrund jedoch ein<br />
architektonisches Versatzstück mit welchem Canaletto<br />
sein in Lichtregie typisches Werk von rechts her einführt:<br />
eine gotische Bogenhalle mit gotischem Aufbau.<br />
Die ruinösen Arkaden sind typisch für Canaletto<br />
und können als Hauptaugenmerk im Zentrum des Geschehens<br />
stehen, wie in dem Gemälde von 1756,<br />
welches sich im Museo Poldi Pezzoli in Mailand befindet,<br />
oder bei uns eine einleitende Funktion haben,<br />
wenn das Hauptaugenmerk auf dem Mittel- und Hintergrund<br />
liegen soll. Der geschichtliche Aspekt, den<br />
die Ruinen vermitteln sollen und welcher historischen<br />
Skulpturen <strong>–</strong> wie hier der Löwe oder der rechts am<br />
Bildrand befindliche Sarkophag <strong>–</strong> innewohnt, wird<br />
nachdrücklich durch die Staffagefiguren vermittelt,<br />
welche zwar einerseits ihren Alltagsgewohnheiten<br />
nachgehen, andererseits aber (vielleicht Reisende)<br />
den historischen Monumenten Aufmerksamkeit<br />
schenken. Häufig sehen wir den müden Blick von<br />
Staffagefiguren, wie bei der sitzenden Figur ganz<br />
rechts am Rand. Dario Succi schlägt für unser Werk eine<br />
Datierung von 1742-1745 vor, während alle anderen von<br />
einer reiferen Schaffensperiode um 1756 ausgehen,<br />
also nach seiner Rückkehr nach Venedig von seiner<br />
ausgedehnten London Reise. Von diesem natürlich<br />
sehr beliebten Thema mit der schönen Ansicht Paduas<br />
gibt es mehrere Fassungen, wobei die ursprüngliche<br />
Fassung bis heute noch nicht sicher bestimmt ist. Am<br />
nächsten kommt unserem Gemälde die Version in der<br />
Kunsthalle Hamburg (Constable-Links, Bd. I, Nr. 496,<br />
Bd. II, Nr. 496). Dario Succi bescheinigt dem Gemälde<br />
„una qualitá pittorica eccelente, come dimostrano le<br />
bellissime „macchiette“ (figure) toccate con maestria<br />
e connotate dalla tipica disinvolta e fluente grafia<br />
canalettiana“.<br />
Provenienz:<br />
Privatsammlung.<br />
Literatur:<br />
Vittorio Moschini (Hrsg.), Canaletto, Athenäum, Bonn<br />
1955.<br />
W. G. Constable und J. G. Links, Canaletto. Giovanni<br />
Antonio Canal 1697-1798, Oxford 1989, Bd. I, N. 496,<br />
und Bd. II, Nr. 496.<br />
Vergleiche:<br />
Ein gleiches Bild aus Canalettos Hand und seiner<br />
Werkstatt befindet sich in der Galleria dell'Accademia<br />
in Venedig und zeigt nur wenige Unterschiede, etwa<br />
in einer etwas kühleren Farbigkeit.<br />
Eine ähnliche Darstellung Canalettos war ausgestellt<br />
in: Canaletto e i vedutisti. L‘incanto dell‘acqua, Palazzo<br />
Penotti Ubertini, 2011. (13517012) (13)<br />
GIOVANNI ANTONIO CANAL,<br />
ALSO KNOWN AS “CANALETTO”,<br />
1697 <strong>–</strong> 1768 VENICE<br />
RUIN CAPRICCIO WITH ANCIENT ROMAN<br />
FIGURES AND MONUMENTS AS WELL<br />
AS VEDUTA OF PADUA<br />
Oil on canvas.<br />
70 x 90.7 cm.<br />
In burnished frame.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dario Succi, 5<br />
June 1995 and a copy of the confirmation letter by<br />
Professor Ugo Ruggeri, Venice, by Filippo Pedrocco, 13<br />
March 2002, in copy.<br />
Magnificent view of Padua city with a ruin capriccio<br />
in the foreground and the Porta Pontecorvo at centre,<br />
the Piovego Canal in the foreground to the left<br />
surmounted by the Ragione Palace with its beautiful<br />
arcades and cupola and the campanile of Basilica di<br />
Santa Giustina. Several versions of this highly popular<br />
subject with the beautiful vista of Padua are<br />
known, however, to date it is not entirely clear, which<br />
of them is the original version. A version held at<br />
Kunst halle Hamburg (Constable-Links, vol. I, no. 496,<br />
vol. II, no. 496) appears to be closest to the painting<br />
on offer for sale in this lot. Dario Succi describes the<br />
painting on offer for sale here as “una qualitá pittorica<br />
eccelente, come dimostrano le bellissime” macchiette<br />
(figure) toccate con maestria e connotate dalla<br />
tipica disinvolta e fluente grafia canalettiana.”<br />
Provenance:<br />
Private collection.<br />
Literature:<br />
V. Moschini (ed.), Canaletto, Athenäum, Bonn 1955.<br />
W. G. Constable and J. G. Links, Canaletto. Giovanni<br />
Antonio Canal 1697 - 1798, Oxford 1989, vol. I, N.<br />
496, and vol. II, no. 496.<br />
Examples of comparison:<br />
The same depiction by Canaletto and his workshop<br />
is held at Galleria dell'Accademia in Venice with only<br />
few differences, for example a slightly cooler colour<br />
palette.<br />
A similar depiction by him was exhibited at: Canaletto<br />
e i vedutisti. L’incanto dell’acqua, Palazzo Penotti<br />
Ubertini, 2011.<br />
€ 300.000 - € 500.000 (†)<br />
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169<br />
GIOVANNI PAOLO PANINI,<br />
1691 PIACENZA <strong>–</strong> 1765 ROM<br />
RUINENCAPRICCIO MIT DER PREDIGT<br />
EINER SIBYLLE<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
49,5 x 64,5 cm.<br />
In vergoldetem Holzrahmen.<br />
Das raffinierte Capriccio, das hier angeboten wird, ist<br />
durch die Studien über Panini seit langem bekannt und<br />
stellt ein Thema dar, das im Œuvre des Malers aus<br />
Piacenza sehr häufig vorkommt, wenn auch mit subtilen<br />
Variationen in der Anzahl der Figuren und in ihrer<br />
Anordnung und vor allem in den architektonischen und<br />
skulpturalen Elementen, die den Rahmen und gleichzeitig<br />
das eigentliche Thema bilden.<br />
In der Tat gibt es zahlreiche Vergleiche von Ferdinando<br />
Arisi mit anderen katalogisierten Werken, die nach seiner<br />
Ansicht über die gesamte Spanne der römischen<br />
Produktion des Künstlers datiert werden können,<br />
beginnend um 1730, dem Datum, das bereits für das<br />
Gemälde in der Galerie Artems in Graz als Entstehungsdatum<br />
vorgeschlagen wurde. Dieselben Motive<br />
kehren auch in einem der Pendants in der Cassa di<br />
Risparmio di Piacenza wieder, wo wir unter anderem<br />
dieselbe Löwenfigur sehen, die auch auf unserem<br />
Gemälde zu sehen ist, mit einem Portikus mit drei Säulen,<br />
der die Szene auf der rechten Seite abschließt.<br />
Wie bei dem oben erwähnten Paar schlägt Arisi vor,<br />
unser Gemälde in das fünfte Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts<br />
zu datieren, und zwar aufgrund der klaren,<br />
leuchtenden Farbpalette, die die Szene auszeichnet.<br />
Nah an unser Gemälde kommt ein Gemälde Paninis im<br />
Prado heran (Arisi 331-332).<br />
Es wird vermutet, dass er Schüler des Francesco Galli<br />
Bibiena (1659-1739) war, der bereits in seinem, auch<br />
grafischen Werk, die Fantastik römischer Stadtlandschaften<br />
in theatralischer Weise vortrug, was Panini<br />
sicher auch ohne persönliche Begegnung hat übernehmen<br />
können. Ab 1711 in Rom, wurde er auch mit Giovanni<br />
Antonio Canal (1697-1768) bekannt. Zunächst mit<br />
Dekorationsmalerei in Palästen wie der Villa Patrizi oder<br />
des Palazzo De Carolis tätig, widmete er sich zunehmend<br />
dem Thema des Antikenarchitektur-Capriccios.<br />
Provenienz:<br />
Sammlung Giuseppe Mainardi, Cremona.<br />
Anmerkung:<br />
Das gleiche Sujet hat Panini bereits ca. 10 Jahre zuvor<br />
gemalt (Palais Attems, Graz).<br />
Literatur:<br />
Das hier angebotene Gemälde ist abgebildet und besprochen<br />
in: Ferdinando Arisi, Gian Paolo Panini e i<br />
fasti della Roma del '700, Rom 1986, Nr. 293.<br />
(1351707) (13)<br />
GIOVANNI PAOLO PANINI,<br />
1691 PIACENZA<strong>–</strong> 1765 ROME<br />
RUIN CAPRICCIO WITH THE PRAYER<br />
OF A SYBIL<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
49.5 x 64.5 cm.<br />
In gilt wooden frame.<br />
Provenance:<br />
Giuseppe Mainardi Collection, Cremona.<br />
Literature:<br />
The painting on offer for sale here is illustrated and<br />
reviewed in: F. Arisi, Gian Paolo Panini e i fasti della<br />
Roma del '700, Rome 1986, no. 293.<br />
€ 60.000 - € 80.000 (†)<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Detailabbildung Lot 168
170<br />
MICHELE GIOVANNI MARIESCHI,<br />
1696/1710 <strong>–</strong> 1743 VENEDIG<br />
Michele Marieschi war nur eine kurze Lebens- und<br />
Schaffenszeit gegönnt. Es wird angenommen, dass<br />
er seine Lehre in der Werkstatt seines Vaters, eines<br />
Architekturmalers und Holzstechers, erhielt. Vermutlich<br />
war er in Deutschland Ende der 1720er-Jahre<br />
oder nach 1731 als Theatermaler tätig, um 1735<br />
nach Venedig zurückzukehren, wo er zwischen 1735<br />
und 1741 Mitglied der Malergilde Fraglia de´Pittori<br />
wurde. Unterstützt wurde er durch Gaspare Diziani<br />
(1689-1767). Bekannt ist, dass der Kunstliebhaber<br />
Freiherr von der Schulenburg, Generalfeldmarschall im<br />
Dienste der Republik Venedig, vom Künstler 1738<br />
zwei Veduten erwarb. 1741 entstand eine Serie von<br />
21 Radierungen. Werke seiner Hand finden sich in<br />
mehreren öffentlichen Sammlungen, wie in Prag,<br />
Warschau, Stockholm, Mailand oder Hannover.<br />
CAPRICCIO MIT KIRCHE UND OBELISK<br />
Öl auf Leinwand.<br />
82,8 x 117,7 cm.<br />
Verso mit mehreren älteren Etiketten.<br />
In à jour gearbeitetem Louis XV Stilrahmen.<br />
Ein weiter Platz mit großzügigem quadratischem<br />
Bodenbelag dient als Grund für einen gestuften Obelisken,<br />
der auf einem hochrechteckigen Sockel und<br />
Kugelfüßen ruht und in einer Zierspitze mit Kugel endet.<br />
Rechts eine Freitreppe mit Kirchenpokal und Blick bis<br />
zur Vierung über der eine mächtige Rundkuppel mit<br />
hoher Laterne erhebt. Dahinter ein ummauerter Garten,<br />
der in schlanken Zypressen in lichtem Blau endet<br />
und von sanften Hügeln und einer leicht abgesenkten<br />
Stadt endet. Die Figuren, die mit den Dimensionen<br />
der Kirche in Wettstreit zu stehen scheinen, sind elegant<br />
gekleidet und teilweise beritten. Die Figuren<br />
sind, wie bereits verschiedentlich in der Literatur<br />
angemerkt wurde, auch für Toledano entweder von<br />
Antonio oder von Francesco Guardi.<br />
Provenienz gemäß Toledano:<br />
Galerie Haberstock, Berlin, 1944.<br />
Arthur Tooth & Sons, London.<br />
Privatsammlung, London.<br />
Literatur:<br />
Das hier angebotene Gemälde ist aufgeführt in:<br />
Ralph Toledano, Michele Marieschi, L‘opera completa,<br />
Mailand 1988, S. 137, Nr. C. 27.1.<br />
Max Goering, Francesco Guardi, Wien 1944, S. 24<br />
mit Zuschreibung der Figuren an Francesco Guardi.<br />
Rodolfo Pallucchini, Die venezianische Malerei des<br />
18. Jahrhunderts, Venedig 1960, S. 295, Abb. 498.<br />
Rodolfo Pallucchini, A proposito della mostra bergamasca<br />
del Marieschi, in: Arte veneta, Nr. 20, 1966,<br />
S. 315.<br />
Antonio Morassi, Appunti su Michele Marieschi, „alter<br />
ego“ del Canaletto, in: Festschrift Ulrich Middeldorf,<br />
hrsg. von Antje Kosegarten und Peter Tigler, Berlin<br />
1968, S. 501.<br />
Dario Succi (Hrsg.), Michiel Marieschi. Venezia in scena,<br />
Ausstellungskatalog, Galleria Lorenzelli, Bergamo,<br />
April-Mai 1987, Turin 1987, S. 25, Abb. 14 und 15.<br />
(1351701) (13)<br />
MICHELE GIOVANNI MARIESCHI,<br />
1696/1710 <strong>–</strong> 1743 VENICE<br />
CAPRICCIO WITH CHURCH AND OBELISK<br />
Oil on canvas.<br />
82.8 x 117.7 cm.<br />
Provenance according to Toledano:<br />
Galerie Haberstock, Berlin, 1944.<br />
Arthur Tooth & Sons, London.<br />
Private collection, London.<br />
Literature:<br />
The painting on offer for sale here is listed in:<br />
R. Toledano, M. Marieschi, L'opera completa,<br />
p. 137, no. C. 27.1.<br />
M. Goering, Vienna, 1944, p. 24 with attribution<br />
of the figures to Francesco Guardi.<br />
Pallucchini, 1960, p. 295, ill. 498.<br />
Pallucchini, 1966, p. 315.<br />
Morassi, 1968, p. 501.<br />
Succi, 1987, p. 25, ill. 14 and 15.<br />
€ 130.000 - € 140.000 (†)<br />
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171<br />
GIANDOMENICO TIEPOLO,<br />
1727 VENEDIG <strong>–</strong> 1804 EBENDA, ZUG.<br />
IL MINUETTO <strong>–</strong><br />
SZENE AUS DEM VENEZIANISCHEN KARNEVAL<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
79,5 x 108,5 cm.<br />
Verso auf dem Keilrahmen mit einem Etikett.<br />
In mit plastischen Blüten verziertem vergoldetem<br />
Rahmen.<br />
Die Darstellung ist von den Stücken von Carlo Goldoni<br />
inspiriert und zeigt die Hauptfiguren der Commedia<br />
dell'arte, Pantalone und Columbina, zusammen mit<br />
anderen elegant gekleideten, maskierten Figuren, die<br />
sich im Garten einer Villa zusammengefunden haben<br />
um zu tanzen. Es handelt sich um eine Genreszene in<br />
der Atmosphäre des Karnevals, des Ereignisses, das<br />
einen Besuch der Stadt Venedig für die europäischen<br />
Reisenden des 18. Jahrhunderts erst komplett erscheinen<br />
lässt. Tiepolo nutzt den Karneval als Vorwand, um<br />
die Sitten und die Stimmung der Menschen in seinem<br />
Umfeld zu beschreiben: eine Gesellschaft, die ihre<br />
Dekadenz verbirgt und sich hinter flüchtigen Erscheinungen,<br />
Vergnügungen und Zeitvertreib versteckt.<br />
Als Tiepolo das Bild malte, war das Menuett, ein sehr<br />
ausgeprägter Paartanz, bereits seit einiger Zeit in ganz<br />
Europa verbreitet.<br />
Die von Tiepolo dargestellte Szene ist venezianisch,<br />
während zahlreiche Menuette etwa von Luigi Boccherini<br />
auch im Ausland, etwa in Madrid, entstanden.<br />
Die vorliegende hervorragende Arbeit bezieht sich<br />
direkt auf dessen weitere Arbeit, die mit 81 x 105 cm<br />
ähnliche Maße aufweist und unter der Invent. Nr.<br />
RF1938-39 im Louvre in Paris verwahrt wird. Das dortige<br />
Gemälde war in der Sammlung des Francesco<br />
Algarotti 1765 zu finden und ab 1876 in der Sammlung<br />
der Prinzessin Mathilde Bonaparte. Eine weitere Version<br />
befindet sich im Metropolitan Museum in New<br />
York (75,6 x 120 cm, Invent. Nr. 1980767) und eine<br />
weitere im Museu Nactional d'Art de Catalunya in Barcelona<br />
(78,5 x 110 cm, Invent. Nr. 064988). Eine weitere<br />
Version befindet sich im New Orleans Museum<br />
of Art (78,1 x 108,6 cm Invent. Nr. 61.88), welche allerdings<br />
als Werkstattarbeit gilt. Die Zuschreibungsgeschichte<br />
unseres Gemäldes hingegen kennt auch in<br />
der Vergangenheit Giandomenico selbst als Autor (E.<br />
Martini, 1991; G. Knox, 1999; G.M. Pilo, ohne Datum;<br />
U. Ruggeri, ohne Datum).<br />
Provenienz:<br />
Sammlung Imelda Marcos, Wittwe des ehemaligen<br />
Präsidenten der Philippinen.<br />
Christie's, New York, 11. Januar 1991, Lot 69.<br />
(1320018) (13)<br />
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GIANDOMENICO TIEPOLO,<br />
1727 VENICE <strong>–</strong> 1804 IBID., ATTRIBUTED<br />
THE MINUET<strong>–</strong> VENETIAN CARNIVAL SCENE<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
79.5 x 108.5 cm.<br />
Verso on the stretcher with a label.<br />
The depiction is inspired by plays of Carlo Goldoni and<br />
shows the main characters of the Commedia dell´Arte,<br />
Pantalone and Columbina, along with other elegantly<br />
dressed, masked figures, gathered in the garden of a<br />
villa to dance. It is a genre scene set in the atmosphere<br />
of carnival; the event that made a visit to the city of<br />
Venice complete for 18th century European travellers.<br />
Tiepolo uses the carnival as a pretext to describe the<br />
customs and mood of those around him: a society that<br />
hides its decadence, hides behind fleeting appearances,<br />
amusements, and pastimes. When Tiepolo<br />
created this painting, the minuet, a very distinctive<br />
couple dance, had been popular throughout Europe for<br />
some time. The scene shown by Tiepolo is Venetian,<br />
while numerous minuets, for example by Luigi<br />
Boccherini, were also created abroad, for example in<br />
Madrid. This excellent work refers directly to another<br />
work with similar dimensions (81 x 105 cm) held at<br />
the Louvre in Paris with inv. no. RF1938-39. The painting<br />
there was held in the collection of Francesco Algarotti<br />
in 1765 and from 1876 in the collection of Princess<br />
Mathilde Bonaparte. Another version is held at the<br />
Metropolitan Museum in New York (75.6 x 120 cm,<br />
inv. no. 1980767) and another at the Museu Nacional<br />
d´Art de Catalunya in Barcelona (78.5 x 110 cm, inv. no.<br />
064988). A further version is held at the New Orleans<br />
Museum of Art (78.1 x 108.6, inv. no. 61.88), which is<br />
also considered a workshop work. The attribution<br />
history of the present painting has often considered it<br />
to be by Giandomenico himself. (E. Martini, 1991; G<br />
Knox, 1999 G.M Pilo, undated; U. Ruggeri, undated).<br />
Provenance:<br />
Collection Imelda Marcos, widow of the former<br />
president of the Phillipines.<br />
Christie’s, New York, 11 January 1991, lot 69.<br />
€ 100.000 - € 150.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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172<br />
LUCA GIORDANO,<br />
GENANNT „FA PRESTO“,<br />
1632/34 NEAPEL <strong>–</strong> 1705 EBENDA<br />
Der vor allem für seine Fresken berühmte Maler war<br />
Sohn eines Kunsthändlers aus Apulien, der sich ebenfalls<br />
der Malerei widmete. So erhielt er seinen ersten<br />
Unterricht bei seinem Vater, während jedoch allgemein<br />
angenommen wird, dass er ein Schüler des Giuseppe<br />
José de Ribera (1588/91-1652) war. Etliche seiner<br />
Werke lassen auch dessen Einfluss erkennen, während<br />
das enorm umfangreiche Werk Giordanos zeigt,<br />
dass er sämtliche Stilvarianten seiner Zeit beherrschte.<br />
Auch die Themenbreite in seinem Werk, in sämtlichen<br />
Bereichen der Historienmalerei, religiöse Darstellungen<br />
aber auch mythologische Szenen, zeigt Einflüsse<br />
zunächst der Caravaggisten, später aber auch der Maler<br />
Pietro da Cortona (1596-1669), Mattia Preti (1613-1699)<br />
oder Peter Paul Rubens (1577-1640). Im Bild aufbau<br />
mancher seiner Werke sind auch die veneziani schen<br />
Meister wie Paolo Veronese (1528-1588), Tiziano Vecellio<br />
(1485/89-1576) oder Domenico Robusti Tintroretto<br />
(1560-1635) spürbar.<br />
DIE SEGNUNG DES KÖNIGS VON ISRAEL<br />
Lavierte Sepia-Federzeichnung auf Bütten.<br />
22 x 30 cm.<br />
Um 1660.<br />
Im Passepartout, verglast und gerahmt.<br />
Wir danken Herrn Nicola Spinosa für die Bestätigung<br />
der Zuschreibung.<br />
Die mehrfigurige Szenerie geht auf den Bibeltext von<br />
Samuel (16. 1-13) zurück, in der die Segnung des jungen<br />
David und damit seine nachfolgende Einsetzung<br />
als König aus dem Hause Bethlehem geschildert wird.<br />
Gezeigt werden die Hauptfiguren <strong>–</strong> aus der Bildmitte<br />
leicht nach links gerückt <strong>–</strong> mit dem Propheten, der<br />
beide Hände über den künftigen König segnend ausbreitet.<br />
Vor und neben ihm zahlreiche Begleit figuren,<br />
auf zwei gestuften Ebenen in gebückter Haltung. Eine<br />
Gestalt dabei mit Rauchfass, eine andere mit geöffnetem<br />
Buch <strong>–</strong> vor mächtigen Säulen im Hinter grund. Das<br />
Bildzentrum bildet ein Steinaltar mit Widderköpfen;<br />
links hinten Andeutung einer Pyramide.<br />
Die Zeichnung ist in Zusammenhang zu sehen mit<br />
Werken altbiblischen Inhalts, die Giordano für die inzwischen<br />
zerstörte Eremitage von San Juan del Buon<br />
Retiro bei Madrid schuf, aber auch mit Bildern, die<br />
sich im Escorial in Madrid finden. Eine dort befindliche,<br />
stilistisch und kompositionell sehr vergleichbare<br />
Darstellung ist Giordanos Gemälde von 1697: Die<br />
Eltern der Psyche opfern für Apollo.<br />
Literatur:<br />
Vgl. G. Scavizzi, „Drawings by artists in Giordano’s<br />
circle: Simonelli, Malinconico and De Matteis“, in<br />
<strong>Master</strong> Drawings, Nr. 37, 1999, S. 238-261.<br />
A.R. (1351283) (11)<br />
LUCA GIORDANO,<br />
ALSO KNOWN AS “FA PRESTO”,<br />
1632/34 NAPLES <strong>–</strong> 1705 IBID.<br />
THE BLESSING OF THE KING OF ISRAEL<br />
Washed sepia pen and ink drawing on laid paper.<br />
22 x 30 cm.<br />
ca. 1660.<br />
We would like to thank Nicola Spinosa for confirming<br />
the attribution.<br />
€ 20.000 - € 25.000<br />
Sistrix<br />
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189
173<br />
GIOVANNI ANTONIO GUARDI (1699-1760)<br />
UND<br />
FRANCESCO GUARDI (1712-1793)<br />
ALL‘ ABBEVERATORIO - AN DER TRÄNKE<br />
Öl auf Leinwand.<br />
84,5 x 115 cm.<br />
Verso auf dem Keilrahmen: zwei Aufkleber des Metropolitan-Museums<br />
Manila, Roxas Boulevard, Philippinen,<br />
mit Betitelung und Maßangaben. Ferner auf der<br />
Doublier-Leinwand, von der Originalleinwand übertragen:<br />
rechteckiger, mit blauem Zierrand gedruckter<br />
Inventarzettel mit handschriftlicher Aufschrift: „Guardi<br />
fontana / No M 2500“.<br />
Das großformatige Gemälde ist ein eindrucksvolles<br />
Beispiel dafür, dass sich die für die venezianische<br />
Vedutenmalerei so bekannt gewordenen Künstler wie<br />
die beiden Guardi, auch anderen, erstaunlichen Bildthemen<br />
gewidmet haben.<br />
Gezeigt ist eine Figurengruppe vor felsigem Hintergrund<br />
in südlicher Landschaft: Ein Reiter auf einem<br />
Schimmel dominiert in der Bildmitte, begleitet von<br />
einem weiteren braunen gesattelten Pferd an einer<br />
steinernen Tränke rechts. Der Reiter scheint soeben<br />
abzusteigen und blickt auf eine junge Magd, die einen<br />
Wäschekorb über dem Kopf trägt, weist gleichzeitig<br />
auf den Brunnen, als wolle er andeuten, dass jetzt die<br />
Pferde an der Tränke stehen. Davor sitzt ein Schäfer<br />
mit Schalmei, vor dem Reiter ein liegendes Rind sowie<br />
ein weißes Hündchen neben einem Holzzuber.<br />
Links hinten ein tiefer liegendes Gewässer, darüber<br />
Ausblick in hügelige Ferne in blauer Luftperspektive.<br />
Stilistisch auffallend, und für die Guardi-Malweise<br />
typisch, ist die lockere, beinahe expressive Wiedergabe<br />
der Einzelheiten, vor allem in den Kostümen,<br />
sowie die trocken und flechtig herabhängenden Wurzeln<br />
über dem gemauerten Brunnen. Auffallend aber<br />
auch die raffinierte Wiedergabe des sich zum Bildbetrachter<br />
über die Schulter zurückwendenden Flötenspielers,<br />
dem hier anscheinend selbst das weiße<br />
Hündchen lauscht. Flotten Pinselauftrag zeigen auch<br />
die herbstlich rot gefärbten Blätter des Strauches<br />
oberhalb des Steinbrunnens. Ohne auf weitere Details<br />
einzugehen, beweist die Darstellung hier den<br />
hohen Rang der Bildschöpfung und der Malweise.<br />
In der bisherigen Literatur wurde das Gemälde sowohl<br />
als ein Werk des Francesco als auch als Zusammenarbeit<br />
der beiden Maler Francesco und Giovanni Antonio<br />
eingestuft. Erstmals 1973 von Antonio Morassi publiziert,<br />
als in einer Mailänder Sammlung befindlich (Luigi<br />
Calli a Carate Brianza), mit der zeitlichen Einordnung in<br />
die Schaffensjahre 1730-1735; später hat Dario Succi<br />
1988 das Gemälde in seiner Publika tion allein dem<br />
Francesco Guardi zugewiesen.<br />
In der Folge danach wurde das Gemälde als Zusammenarbeit<br />
der beiden Guardi publiziert. Es entstammt<br />
der Sammlung Imelda Marcos (geb. 1929), der Witwe<br />
des 10. Präsidenten der Philippinen, Ferdinand Marcos.<br />
Es ist vergleichbar mit einem Werk auf Leinwand,<br />
auf Holz, einer Mailänder Sammlung, von A. Morassi<br />
als „Il grande abbeveratorio“ betitelt (93 x 133 cm),<br />
von dem eine weitere, letzte Version (80,6 x 114,9 cm)<br />
bei Christie‘s New York am 14. Oktober 2021 verauktioniert<br />
wurde, mit dem Katalogvermerk „an example<br />
of the production of the Guardi brothers early studio<br />
practice“.<br />
Somit entstammt das hier vorliegende Werk der<br />
Sammlung Imelda Marcos, wurde registriert unter der<br />
Nummer 66, aufgeführt im Sammlungsverzeichnis<br />
und 2014 in der Zeitschrift Philippine Daily Inquirer<br />
veröffentlicht. Auch dort genannt als Zusammenarbeit<br />
der beiden Maler. 1991 wurden weitere Werke der<br />
Sammlung Marcos bei Christie‘s versteigert.<br />
Der Aufkleber auf der Rückseite weist darauf hin, dass<br />
das Gemälde im Metropolitan Museum von Manila<br />
(Philippinen) ausgestellt war, wohl als Leihgabe der<br />
Witwe des Präsidenten. A.R.<br />
Provenienz:<br />
Sammlung Imelda Marcos, Witwe des ehemaligen<br />
Präsidenten der Philippinen.<br />
Metropolitan Museum von Manila.<br />
Literatur:<br />
Mehrfach besprochen und abgebildet in:<br />
Antonio Morassi, Guardi, Venedig 1973, Bd. I, S. 103<br />
und S. 133, Nr. 139; Bd. II, Abb. 157, 158. Ebd. S.<br />
334, Nr. 140.<br />
Dario Succi, Capricci veneziani del Settecento, Turin<br />
1988, S. 319, Abb. 17.<br />
Philippine Daily Inquirer, Online-Artikel vom 12. Oktober<br />
2014: https://newsinfo.inquirer.net/644229/imeldific-collection-of-artworks-partial-list,<br />
abgerufen am<br />
14. August 2022.<br />
Filippo Pedrocco/ Federico Montecuccoli degli Erre,<br />
Antonio Guardi, Mailand 1992, S. 125, Nr. 24, S. 167,<br />
Abb. 24.<br />
Dario Succi, Francesco Guardi. Itinerario dell‘avventura<br />
artistica, Mailand 1993, S. 222, Abb. 248.<br />
(1320017) (11)<br />
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191
GIOVANNI ANTONIO GUARDI, (1699-1760)<br />
AND<br />
FRANCESCO GUARDI, (1712-1793)<br />
ALL’ ABBEVERATORIO - AT THE DRINKING TROUGH<br />
Oil on canvas.<br />
84.5 x 115 cm.<br />
Verso on the stretcher: two labels from the Metropolitan<br />
Museum Manila, Roxas Boulevard, Philippines,<br />
with title and dimensions. Furthermore, on the relining,<br />
transferred from the original canvas: rectangular<br />
inventory label printed with a blue decorative border<br />
and with the handwritten inscription: “Guardi fontana<br />
/ No M 2500”.<br />
Without going into further details, the present depiction<br />
displays a high-ranking composition and painting<br />
style. In previous literature, the painting was classed<br />
as a work by Francesco and as a collaboration between<br />
the two painters Francesco and Giovanni-Antonio.<br />
First published in 1973 by Antonio Morassi, as<br />
part of a Milan collection (Luigi Calli a Carate Brianza),<br />
dating it to the creative period of 1730-35; later, in<br />
1988, Dario Succi attributed the painting solely to<br />
Francesco Guardi in his publication. Subsequently, the<br />
painting was published as a collaboration between<br />
the two Guardi. It originates from the collection of Imelda<br />
Marcos (b. 1929), widow of the 10th President of<br />
the Philippines, Ferdinand Marcos. It is comparable to<br />
a canvas painting laid on panel from a Milan collection,<br />
with the title Il grande abbeveratorio by A. Morassi (93<br />
x 133 cm.), of which another, final version (80.6 x<br />
114.9 cm.) was auctioned at Christie’s, New York on 14<br />
October 2021, with the catalogue note “an example<br />
of the production of the Guardi brother’s early studio<br />
practice”. Consequently, the work presented in this lot<br />
originates from the Imelda Marcos collection and was<br />
listed under number 66 in the collection register and<br />
published in the Philippine Daily Inquirer magazine in<br />
2014. There, it is also mentioned as a collaboration<br />
between the two painters. In 1991, further works<br />
from the Marcos collection were sold at auction at<br />
Christie’s. The label on the back suggests that the<br />
painting was exhibited in the Metropolitan Museum<br />
of Manila (Philippines), probably on loan from the<br />
President’s widow.<br />
Provenance:<br />
Imelda Marcos collection, widow of the former<br />
president of the Philippines.<br />
Metropolitan Museum of Manila.<br />
Literature:<br />
Discussed several times and illustrated in:<br />
Antonio Morassi, Guardi, Venice 1973, vol. I, p. 103<br />
and p. 133, no. 139; vol. II, ill. 157, 158, and p. 334,<br />
no. 140.<br />
Dario Succi, Capricci veneziani del Settecento, Torino<br />
1988, p. 319, ill. 17.<br />
Philippine Daily Inquirer, 2014: (https://newsinfo.<br />
inquirer.net/644229/imeldific-collection-of-artworkspartial-list).<br />
Filippo Pedrocco, F. Montecuccoli degli Erre, Antonio<br />
Guardi, Milan 1992, p. 125, no. 24, p. 167 ill. 24.<br />
Dario Succi, Francesco Guardi. Itinerario dell’avventura<br />
artistica, Milan 1993, p. 222, ill. 248.<br />
€ 240.000 - € 300.000<br />
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193
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174<br />
GIOVANNI PAOLO PANINI,<br />
1691 PIACENZA <strong>–</strong> 1765 ROM<br />
Gemäldepaar<br />
ARCHITEKTURCAPRICCI<br />
Öl auf Leinwand.<br />
132 x 61,5 cm.<br />
In teilvergoldeten Rahmen.<br />
Beigegeben eine Expertise von Prof. Giancarlo Sestieri.<br />
Die beiden als Gegenstücke gemalten, betont hochformatigen<br />
Bilder präsentieren sich als typische Grand<br />
Tour-Rom-Erinnerungen für das entsprechende Sammlerklientel<br />
aus der adeligen oder großbürgerlichen<br />
Gesellschaft. Auch Panini und seine Werkstatt hatten<br />
für diese Anliegen und Interessen gearbeitet. Im<br />
Nebeneinander der beiden Gemälde stehen die Tempelsäulen<br />
jeweils links bzw. rechts im Bild. Der Freiraum<br />
zeigt weiter hinten befindliche Bauten, über<br />
denen der Wolkenhimmel Raum finden kann. In der<br />
links zu positionierenden Ansicht eine Brunnenfigur<br />
vor absidialem Abschluss und Rundbogen mit Balustrade.<br />
Im Gegenstück ist rechts eine antike korinthische<br />
Säule eines Tempels zu sehen mit rundbogig dahinter<br />
abschließendem Ende. Die Versatzstücke beziehen<br />
sich wie häufig bei Panini vermutlich auf real existierende<br />
in Rom im Bereich des Forum Romanums befindliche<br />
antike Bauten. Bereichert werden die Darstellungen<br />
jeweils mit Staffagefiguren mit literarischem<br />
Hintergrund. Von besonderem Reiz sind hier allerdings<br />
zudem die Darstellungen durch zwei extrem hochformatige<br />
Pendants, was im Œuvre Paninis nur selten<br />
vorkommt.<br />
(1351706) (13)<br />
GIOVANNI PAOLO PANINI,<br />
1691 PIACENZA <strong>–</strong> 1765 ROME<br />
A pair of paintings.<br />
ARCHITECTURAL CAPRICCIOS<br />
Oil on canvas.<br />
132 x 61.5 cm.<br />
Accompanied by expert’s report by Prof Giancarlo<br />
Sestieri.<br />
€ 60.000 - € 80.000 (†)<br />
Sistrix<br />
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195
175<br />
WILLIAM JAMES,<br />
TÄTIG 1730 <strong>–</strong> 1780<br />
Biografische Angeben über den Künstler sind weitgehend<br />
unbekannt, er war jedoch zwischen etwa 1755<br />
und 1775 in London tätig. Wie in Edward Edwards‘<br />
„Anedoctes of Painters“, das 1808 posthum veröffentlicht<br />
wurde, bestätigt wird, war William James ein<br />
Assistent oder Schüler von Giovanni Antonio Canal<br />
(1697-1768), genannt Canaletto, während des langen<br />
Aufenthalts des venezianischen Malers in London,<br />
der - abgesehen von einer kurzen Unterbrechung im<br />
Jahr 1751 - zehn Jahre lang von 1746 bis 1755 dauerte.<br />
William James war im London des 18. Jahrhunderts<br />
ein hochgeschätzter Künstler: Einige seiner Londoner<br />
Ansichten wurden zwischen 1767 und 1771 auf der<br />
jährlichen Ausstellung der Society of Artists ausgestellt:<br />
In der Ausstellung von 1767 wurden zwei Gemälde<br />
präsentiert, die das westliche Ende der Westminster<br />
Bridge darstellten.<br />
VEDUTE MIT DEM CANAL GRANDE MIT SAN STAE<br />
Öl auf Leinwand.<br />
74 x 126 cm.<br />
Auf dem Rahmen Plakette mit Nennung des William<br />
James.<br />
In vergoldetem kanneliertem Kehlrahmen.<br />
Weitläufige Vedute mit Gondeln auf dem die umliegende<br />
Architektur spiegelndem Wasser. Rechts die<br />
Kirche Santa Stae, die um 1709 auf Wunsch des<br />
Dogen Alvise Mocenigo erbaut. Sie wurde von dem<br />
Barockkünstler Domenico Rossi entworfen und befindet<br />
sich im Stadtteil Santa Croce, nördlich der Rialtobrücke<br />
in Venedig. William James war zwischen 1746<br />
und 1771 als Vedutist tätig; die einzigen Informationen<br />
über seine künstlerische Persönlichkeit finden sich in<br />
Edward Edwards‘ Anecdotes of Painters von 1808, in<br />
dem James als „Schüler“ oder Mitarbeiter von Canaletto<br />
während dessen Aufenthalt in England zwischen<br />
1746 und 1755 erwähnt wird. Sein künstlerischer Werdegang<br />
wurde teilweise durch eine Reihe von Londoner<br />
Ansichten rekonstruiert, die sich im Besitz des Ashmolean<br />
Museums in Oxford und der British Royal Collections<br />
befinden. Im Text des oben genannten Edwards<br />
findet sich jedoch die einzige Erwähnung seiner Malerei<br />
venezianischer Sujets, die der Biograf selbst als<br />
stark mit Canaletto verwandt ansieht. Die Zuschreibung<br />
einiger Ansichten, die auf den internationalen<br />
Markt gelangten, an William James und vor allem das<br />
Vorhandensein einiger Gemälde, auf denen sein Name<br />
vollständig auf einer an den Originalrahmen angebrachten<br />
Plakette steht, lassen auf eine reiche Produktion<br />
von Stadtpanoramen schließen, die im Allgemeinen<br />
dem malerischen Repertoire von Antonio Canal<br />
entnommen sind, Werke, die es dem englischen Maler<br />
ermöglichten, zu den „vedutisti di Venezia“ (Vedutenmalern<br />
von Venedig) gezählt zu werden, obwohl seine<br />
biografische Abfolge keinen Hinweis auf einen möglichen<br />
Aufenthalt in der Lagunenstadt gibt. Aus der von<br />
Antonio Visentini zusammengestellten Sammlung Prospectus<br />
Magni Canalis Venetiarum gibt es zahlreiche<br />
Gemälde, die ihm zugeschrieben werden. James war<br />
einer der bekanntesten Schüler Canalettos, der den<br />
Geschmack der venezianischen Stätten indirekt aufnahm,<br />
indem er die Werke betrachtete, die der Meister<br />
mit nach England gebracht hatte, und indem er an seiner<br />
Seite arbeitete, als er die große Nachfrage seiner<br />
Auftraggeber nach Ansichten der von ihnen so geliebten<br />
Lagunenstadt befriedigte.<br />
Provenienz:<br />
Sotheby‘s, London, 30. Juni 2005, Lot 46.<br />
(1351261) (13)<br />
WILLIAM JAMES,<br />
ACTIVE 1730 <strong>–</strong> 1780<br />
VEDUTA OF THE GRAND CANAL WITH SAN STAE<br />
Oil on canvas.<br />
74 x 126 cm.<br />
James was one of Canaletto’s best-known students,<br />
absorbing a sense of the Venetian sites indirectly by<br />
viewing the works the master had brought to England<br />
and by working alongside him meeting the great demand<br />
from his patrons for views of the lagoon city<br />
they so adored.<br />
Provenance:<br />
Sotheby’s, London, 30 June 2005, lot 46.<br />
€ 55.000 - € 65.000<br />
Sistrix<br />
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176<br />
MICHELE GIOVANNI MARIESCHI,<br />
1696/1710 <strong>–</strong> 1743 VENEDIG, ZUG.<br />
VENEDIG, PIAZZA SAN MARCO MIT DOM<br />
UND BLICK AUF DEN CAMPANILE<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
49 x 73,5 cm.<br />
Ungerahmt.<br />
Als erhöhter Betrachterstandpunkt ist hier der Torre<br />
dell' Orologio anzunehmen. Der Blick erfasst nahezu<br />
den gesamten Platz, belebt durch reiche Figurenstaffage.<br />
Die Gebäude stehen in hellem Licht, die Architekturdetails<br />
grafisch fein durchgearbeitet. Im blauen<br />
Himmel nur wenige ziehende Wolken. Als farbliche<br />
Raffinesse ist hier das Rot eingebracht, wobei die roten<br />
Gewänder in überlegter Verteilung mit den vier<br />
schlanken Fahnenmasten korrespondieren. In einem<br />
Fall wird dadurch auch das Hellbraun des Campanile<br />
wirkungsvoll belebt. Das Bildmotiv ist wiederholt belegt,<br />
jedoch jeweils mit unterschiedlichen Staffagedetails.<br />
A.R.<br />
(1351704) (11)<br />
MICHELE GIOVANNI MARIESCHI,<br />
1696/1710 <strong>–</strong> 1743 VENICE, ATTRIBUTED<br />
VENICE, PIAZZA SAN MARCO AND DOME<br />
AND VIEW OF THE CAMPANILE<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
49 x 73.5 cm.<br />
In this depiction the Torre dell’Orologio can be assumed<br />
as the elevated perspective point of view. The view<br />
covers almost the entire square, animated by rich figural<br />
staffage.<br />
€ 60.000 - € 80.000 (†)<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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177<br />
GIOVANNI ANTONIO CANAL,<br />
GENANNT „CANALETTO“,<br />
1697 <strong>–</strong> 1768, SCHULE DES<br />
VENEDIG - BLICK VON DER PIAZZETTA SAN MARCO<br />
ZUR KIRCHE SANTA MARIA DELLA SALUTE<br />
GIOVANNI ANTONIO CANAL<br />
ALSO KNOWN AS “CANALETTO”<br />
1697 <strong>–</strong> 1768, SCHOOL OF<br />
VENICE, A VIEW OF THE PIAZZETTA SAN MARCO<br />
TOWARDS SANTA MARIA DELLA SALUTE<br />
Öl auf Leinwand.<br />
49,5 x 59,5 cm.<br />
Links im Bild ist der Canal Grande zu sehen, im Vordergrund<br />
zahlreiche Figurenstaffage mit Handwerkern<br />
und Kaufleute. Die Kuppeln in strahlend hellem Licht,<br />
bei starkem Kontrast zwischen dem kräftigen Blau des<br />
Firmaments und den auftürmenden Wolkengebilden.<br />
Oil on canvas.<br />
49.5 x 59.5 cm.<br />
€ 25.000 - € 30.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Literatur:<br />
Vgl. William George Constable, Canaletto. Giovanni<br />
Antonio Canal. Life and Work, Oxford 1989.<br />
Hier ein vergleichbares Bild aufgeführt in Bd. 2, Nr.<br />
148 und abgebildet in Bd. I, Tafel 35, Nr. 148 b links<br />
oben: „A School Version“. Das hier vorliegende Gemälde<br />
unterscheidet sich in einigen Details von dem<br />
bei Constable aufgeführten genannten Werk, bei<br />
dem die Provenienz angegeben wurde.<br />
(1350981) (2) (11)<br />
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178<br />
NICOLAS BERTUZZI,<br />
1710 ANCONA <strong>–</strong> 1777<br />
SCHLACHTENSZENE<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
72 x 113 cm.<br />
In vergoldetem Prunkrahmen.<br />
Beigegeben eine Expertise von Prof. Giancarlo Sestieri,<br />
13. Februar 2013, in Kopie.<br />
Auf freiem Feld in weiter, teils bergiger Landschaft<br />
die heftig tobende Schlacht mit zahlreichen Soldaten<br />
zu Pferde. In der Mitte des Vordergrunds ein auf dem<br />
Boden liegender Schimmel, dessen Reiter rechts neben<br />
ihm zu Boden gestürzt ist. Dahinter erhebt sich<br />
eine kleine, im Schatten liegende kuppelförmige<br />
Gruppe aus weiteren miteinander kämpfenden Soldaten,<br />
von denen einzelne herausragen, darunter ein<br />
Mann ganz in glänzender Rüstung, ein weiterer mit<br />
altrosafarbener Jacke und gezücktem Degen und<br />
schließlich ein Soldat, der mit einer Pistole auf einen<br />
reitenden Fahnenträger abfeuert. Im Zentrum dieser<br />
angedeuteten Anhöhe eine große Kanone. Im linken<br />
Hintergrund weitere kämpfende und zu Boden gegangene<br />
Soldaten, überwiegend in sandfarbenen und<br />
rosafarbenen sowie hellblauen Kleidungsstücken. Am<br />
Rand der rechten Bildseite weitere Kämpfer zu erkennen,<br />
vor hohem blauem, teils durch das Feuer der<br />
Schlacht rötlich verfärbtem Himmel mit zahlreichen<br />
aufsteigenden Rauchwolken. Malerei bei der durch<br />
Kleidungsstücke farblich Akzente gesetzt werden und<br />
durch die Lichtführung einzelne Szenen und Figuren<br />
im Vordergrund stehen.<br />
(1350095) (18)<br />
NICOLAS BERTUZZI,<br />
1710 ANCONA <strong>–</strong> 1777<br />
BATTLE SCENE<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
72 x 113 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Professor<br />
Giancarlo Sestieri, 13 February 2013, in copy.<br />
€ 20.000 - € 30.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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179<br />
JEAN FRANÇOIS HUE,<br />
1751 SAINT-ARNOULT-EN-YUELINES <strong>–</strong><br />
1823 PARIS, ZUG.<br />
KÜSTENSTÜCK MIT FISCHERN<br />
VOR EINEM SEGELBOOT<br />
Öl auf Holz.<br />
50,5 x 72,4 cm.<br />
Eine als Repoussoir dienende felsige Küstenlinie<br />
dient einigen Fischern als Standfläche und einem<br />
Boot als Anlandepunkt. Zwei Damen in französischer<br />
Tracht sitzen neben einem Hund. Der Hintergrund<br />
zeigt in Luftperspektive die zum Horizont führende<br />
felsige Küste mit einem befestigten Felsen (der für<br />
die Bretagne nicht untypisch ist) und einem Segelboot,<br />
welches sich vor dem Licht der untergehenden<br />
Sonne abzeichnet.<br />
JEAN-FRANÇOIS HUE,<br />
1751 SAINT-ARNOULT-EN-YVELINES <strong>–</strong><br />
1823 PARIS, ATTRIBUTED<br />
COASTAL SCENERY WITH FISHERMEN<br />
AND SAILING BOATS<br />
Oil on panel.<br />
50.5 x 72.4 cm.<br />
Provenance:<br />
Sotheby’s, New York, 23.05.2001. Purchased there<br />
from the consignor.<br />
€ 35.000 - € 50.000 (†)<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Provenienz:<br />
Sotheby‘s, New York, 23.05.2001. Dort<br />
erworben vom Einlieferer. (13515313) (13)<br />
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203
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180<br />
CHARLES FRANÇOIS LACROIX DE MARSEILLE,<br />
UM 1700 MARSEILLE <strong>–</strong> 1782 BERLIN<br />
MEDITERRANE KÜSTENSTÜCKE, UM 1750-1759<br />
Öl auf Leinwand.<br />
Jeweils 49 x 63,5 cm.<br />
In vergoldetem Kehlrahmen.<br />
Beigegeben eine Expertise von René Millet.<br />
Lacroix de Marseille war ein französischer Landschaftsmaler,<br />
der sich von 1750-63 in Rom aufhielt,<br />
wo er sowohl die Antike als auch die Landschaftsmalerei<br />
aus dem Erbe der früheren Jahrhunderte rezipierte.<br />
Im Werk von Lacroix de Marseille gibt es jedoch<br />
keine majestätischen Häfen mit rigorosen Perspektiven,<br />
sondern eher eine Vorliebe für das Pittoreske und<br />
für eine wildere Natur. Er entwickelte einen Stil unter<br />
dem Einfluss von Claude-Joseph Vernet, den er während<br />
seines Aufenthalts in Rom 1751 kennenlernte,<br />
und von dem er lernte, Seestücke zu malen. Vernet,<br />
der gerade vom König beauftragt worden war, seine<br />
berühmte Serie der „Ports de France“ zu malen, bevorzugte<br />
eine poetische Version, während Lacroix auf<br />
Genauigkeit bedacht war. In seiner bezaubernden Vision<br />
der Welt bewegen sich die Figuren mit Natürlichkeit.<br />
Sein Werk, das von den Liebhabern des 18. Jahrhunderts<br />
sehr geschätzt wurde, variierte und lebte von<br />
seiner Wirkung von Nacht und Morgen, ob nächtlich<br />
oder morgens, ruhig oder stürmisch. Seine Werke<br />
befinden sich heute in den wichtigsten privaten und<br />
öffentlichen Sammlungen. Ganz offensichtlich sind die<br />
beiden hier angebotenen Werke als Pendants gedacht:<br />
Einmal mit einer Festung am Hafen mit Rundgebäude<br />
im Gegenlicht, die am Ufer befindlichen<br />
Figuren wie auch das anlandende Segelschiff scharf<br />
konturierend, einmal eine schroffe Felsküste mit daraufsitzender<br />
Architektur mit im Vordergrund befindlichem<br />
Küstenstreifen mit anlandendem Boot, Figurenstaffage<br />
und in den dunstigen Hintergrund ziehendem<br />
Küstenstreifen mit mediterraner Architektur.<br />
(13515314) (13)<br />
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205
CHARLES FRANÇOIS LACROIX DE MARSEILLE,<br />
CA. 1700 MARSEILLE <strong>–</strong> 1782 BERLIN<br />
A pair of paintings<br />
MEDITERRANEAN COASTAL SCENES,<br />
CA. 1750 - 1759<br />
Oil on canvas.<br />
49 x 63.5 cm each.<br />
Accompanied by an expert’s report by René Millet.<br />
€ 170.000 - € 200.000 (†)<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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Detailabbildungen Lot 180<br />
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207
181<br />
NICOLAS DE LARGILLIÈRE,<br />
1656 PARIS <strong>–</strong> 1746 EBENDA<br />
PORTRAIT DES MONSIEUR JEAN AUBERT<br />
Öl auf Leinwand, auf Holz aufgezogen.<br />
134,5 x 103 cm.<br />
Links auf einem Schriftstück die Inschrift: A Monsieur/M*nsi***<br />
Aubert/Controlle* général des Ponts/<br />
Chaussée de france.<br />
In aufwändig gestaltetem teils à jour gearbeitetem<br />
Louis XV Rahmen.<br />
Dominique Brême, der das Werkverzeichnis für die<br />
Arbeiten Largillières vorbereitet, bestätigte die Ausführung<br />
des Gemäldes auf um 1725-1730.<br />
Dreiviertelfigur eines Mannes im besten Alter inmitten<br />
einer angedeuteten klassischen Architektur mit<br />
Rundsäulen und einer steinernen Tischplatte. Auf dieser<br />
ist eine Gruppe von Büchern zu sehen, Schreibzeug,<br />
Siegellack und eine Dokumentenmappe. Aubert<br />
mit seinem Spitzenjabot, der Allongeperücke, rotem<br />
Umhang und weißen Handschuhen, von denen einer<br />
ausgezogen in der noch bekleideten Hand liegt, steht<br />
neben der Tischplatte, die von seinem Arbeitsgerät<br />
geziert wird, worauf er mit einer Hand hinweist, und<br />
blickt aus dem Bildfeld hinaus. Jean Aubert lebte im<br />
Hôtel de Beringhen in der Rue Saint-Nicaise in Paris,<br />
unweit des Palais des Tuileries in der Gemeinde<br />
Saint-Germain-l‘Auxerrois. Ein weiteres Haus besaß er<br />
in der 18 rue Grande in La Chapelle, heute ein eingemeindeter<br />
Teil von Paris. Vermutlich wurde Aubert bereits<br />
Ende des 17. Jahrhunderts geboren und heiratete<br />
um 1725 Marie Catherine Marchand (1745), welche<br />
ursprünglich aus Fontainebleau stammte und die<br />
Tochter eines Hoflieferanten für Pflaster und Schwester<br />
eines königlichen Straßenbauers war. Sie hatten<br />
mehrere Kinder, die nach dem Tod des Vaters eine<br />
königliche Pension erhielten als Anerkennung für die<br />
Dienste des Vaters: Adrien Aubert, Henry Camille Aubert,<br />
Nicolas Jean Claude Aubert, Marie Rosalie Aubert,<br />
Jean Jacques Aubert, Jean Etienne Aubert. Er<br />
erwarb das Amt des Schatzmeisters der Menus-Plaisirs<br />
der Petite Écurie des Königs (wo heute die natioinale<br />
Architekturschule von Versaille untergebracht<br />
ist), und dann, um 1728 bis 1730, das des königlichen<br />
Rats und Generalkontrolleurs der französischen Brücken<br />
und Straßen. Etwa zu dieser Zeit kann angenommen<br />
werden, dass das vorliegende Gemälde entstand.<br />
Von Largillière sind weitere vergleichbare Portraits bekannt,<br />
die zwischen 1724 und 1730 entstanden und in<br />
vielerlei Hinsicht Vergleichspunkte anbieten. So sei<br />
genannt das Portrait des Konrad Detlev Graf von Dehn<br />
im Herzog Anton Ulrich-Museum in Braunschweig<br />
von 1724, das Portrait des Barthélemy-Jean-Claude<br />
Pupil von 1729 in der Putnam Foundation des Timken<br />
Museum of Art, San Diego, Kalifornien oder auch das<br />
Portrait in Coughton Court von 1729, das Sir Robert<br />
Throckmorton darstellt.<br />
Provenienz:<br />
Arnold S. Kirkeby (1901-1962).<br />
An das Los Angeles County Museum of Art 1955<br />
und dort ausgestellt.<br />
Sotheby‘s, New York, 10. Januar 1991, Lot 82.<br />
Christie‘s, London, 7. Juli 2010, Lot 186.<br />
Trustees of Exbury House.<br />
Literatur:<br />
Richard F. Brown, Recent Gifts of <strong>Paintings</strong>, in: Bulletin<br />
of the Art Division, Los Angeles County Museum,<br />
VIII, 1957, S. 8-9, Nr. 4.<br />
Scott Schaefer, Peter Fusco, European <strong>Paintings</strong> and<br />
Sculpture in the Los Angeles County Museum of Art,<br />
Los Angeles 1987, S. 53, dort abgebildet und mit ca.<br />
1735 datiert.<br />
Vgl.: Exposition N. de Largillierre, Ausstellungskatalog,<br />
Palais des beaux-arts de la ville de Paris, Petit Palais,<br />
Mai-Juni 1928.<br />
Agnès Cuchet (Hrsg.), Nicolas de Largillière (1656-<br />
1746), Ausstellungskatalog, Musée Jacquemart-<br />
André, Paris, 14. Oktober 2003-30. Januar 2004,<br />
Paris 2003.<br />
Joan Thornley (Hrsg.), Largillière and the eighteenthcentury<br />
portrait, Ausstellungskatalog, Montreal Museum<br />
of Fine Arts, 19. September-15. November 1981,<br />
Montreal 1981. (1350371) (13)<br />
NICOLAS DE LARGILLIÈRE,<br />
CA. 1656 PARIS <strong>–</strong> 1746 IBID.<br />
PORTRAIT OF MONSIEUR JEAN AUBERT<br />
Oil on canvas, laid on panel.<br />
134.5 x 103 cm.<br />
Inscribed on a document: A Monsieur/M*nsi***<br />
Aubert/Controlle* général des Ponts/ Chaussée de<br />
France.<br />
Dominique Brême, who is currently preparing the catalogue<br />
raisonné for Largillière’s œuvre, confirmed that<br />
the painting was executed around 1725-1730 at the<br />
Christie’s auction in 2010.<br />
Provenance:<br />
Arnold S. Kirkeby (1901 - 1962). Received and exhibited<br />
at the Los Angeles County Museum of Art in<br />
1955. Sotheby’s, New York, 10 January 1991, lot 82.<br />
Christie’s, London, 7 July 2010, lot 186. Trustees of<br />
Exbury House.<br />
Literature:<br />
R. Brown, Bulletin of the Art Division, Los Angeles<br />
County Museum, VIII, 1957, pp. 8-9, no. 4.<br />
S. Schaefer and P. Husco, European <strong>Paintings</strong> and<br />
Sculpture in the Los Angeles County Museum of<br />
Art, Los Angeles, 1987, p. 53, illustrated there and<br />
dated ca. 1735.<br />
cf. Exposition N. de Largielliere, Palais des Beaux-<br />
Arts de la Ville de Paris, exhibition catalogue, 1928.<br />
Nicolas de Largillière (1656 - 1746), exhibition catalogue,<br />
Musée Jacquemart-André, Paris.<br />
Largillière, eigtheenth century portraitist, Montreal<br />
Museum of Fine Arts, 1981.<br />
€ 80.000 - € 120.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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182<br />
HENRI GASCARD,<br />
1634/35 PARIS <strong>–</strong> 1701 ROM<br />
BARBARA PALMER, GEB. VILLIER,<br />
DUCHESS OF CLEVELAND (1640 - 1709)<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
99,5 x 123 cm im Oval.<br />
In vergoldetem plastischen ovalen Blattwerkrahmen.<br />
Sohn des Malers Pierre Gascar, kam 1674 nach England<br />
auf Einladung der Louise de Keroualle, Duchess<br />
of Portsmouth, der Favoritin König Charles II. Am englischen<br />
Hof schuf er mehrere Portraits, von denen etliche<br />
durch Peter Vanderbank in Kupfer gestochen<br />
wurden.<br />
Höchst attraktives Portrait, vor allem auch wegen der<br />
ungewöhnlich querovalen Komposition, in der sich die<br />
Dargestellte, leicht nach rechts versetzt, in sitzender<br />
Haltung dem Betrachter mit kritisch freundlichem<br />
Blick entgegenwendet. Das Haupt hoheitsvoll erhoben,<br />
Ohrringe und im Dekolleté eine große Perlenkette,<br />
das lockige Haar nur leicht gepudert. Über dem<br />
spitzenbesetzten weißen Kleid ein blaues goldbesticktes<br />
Manteltuch. Das Rot in herrschaftlichen Textilien<br />
ist hier dem Rang der Dargestellten zwar nicht<br />
gegeben, fand aber in geschickter Weise im roten<br />
Kissen Eingang ins Bild. Kopf und Schultern heller<br />
beleuchtet, treten umso wirkungsvoller vor dem dunklen<br />
Velumhintergrund hervor. Links Ausblick in eine<br />
Parklandschaft mit Balustrade und aufstehenden Marmorfiguren,<br />
daneben flanierende und am Bassinrand<br />
sitzende Figuren sowie ein herrschaftliches Parkgebäude<br />
im Hintergrund links oben. Rest.<br />
HENRI GASCARD,<br />
1634/35 PARIS <strong>–</strong> 1701 ROME<br />
BARBARA PALMER, BORN VILLIER,<br />
DUCHESS OF CLEVELAND (1640 - 1709)<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
99.5 x 123 cm in oval.<br />
In gilt frame with three-dimensional oval foliage<br />
frame.<br />
Very attractive portrait, especially due to its unusual<br />
horizontal oval composition, in which the seated depicted<br />
figure is shown slightly off-centre to the right<br />
and is turned towards the viewer with a critical but<br />
friendly gaze. Restored.<br />
Notes:<br />
Barbara Palmer, born Villiers, was alongside Nell<br />
Gwynn one of the most famous of the numerous<br />
mistresses of King Charles II (1630 -1685) since<br />
1660.<br />
€ 14.000 - € 18.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Anmerkung:<br />
Barbara Palmer, geb. Villiers, war neben Nell Gwynn<br />
seit 1660 die berühmteste der zahlreichen Mätressen<br />
von König Charles II (1630 - 1685), nachdem sie 1659<br />
den Diplomaten und Mathematikgelehrten Roger<br />
Palmer geheiratet hatte. 1670 wurde Palmer vom<br />
englischen König zur Baroness Nonsuch, Countess<br />
of Southampton und Duches of Cleveland ernannt.<br />
Zahlreiche überlieferte Kupferstiche, welche etwa<br />
nach Portraits von Sir Peter Lely gestochen wurden,<br />
belegen unsere Identifizierung.<br />
Anmerkung II.:<br />
Möglicherweise ist vorliegendes Portrait als Teil einer<br />
Folge königlicher Mätressen zu interpretieren, etwa im<br />
Sinne einer privaten Schönheitengalerie des Königs.<br />
(13503810) (13)<br />
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183<br />
JEAN-BAPTISTE MONNOYER,<br />
1636 LILLE <strong>–</strong> 1699 LONDON<br />
GROSSES BLUMENSTILLLEBEN<br />
Öl auf Leinwand.<br />
74 x 61 cm.<br />
Gerahmt.<br />
Beigegeben eine Expertise von Turquin, Experts en<br />
Tableaux, Paris, Rapport Nr. 2022-03-03, Claudia Salvi,<br />
Paris. 4. März 2022. Hier wird die Entstehung des Gemäldes<br />
ins erste Viertel der 1670er-Jahre eingeordnet.<br />
Der üppig gefüllte Strauß entwickelt seine Farbigkeit<br />
vor dunklem, olivbraunem Hintergrund. Die Blüten<br />
überwiegend weiß, hellrosa und rot. Lediglich die Rispe<br />
eines hellblauen Rittersporns behauptet sich gegen die<br />
Farben von rotem, fiedrig gefülltem Mohn, weißen und<br />
rosafarbenen Rosenblüten, von denen zwei Rosenköpfe<br />
auf die Steinplatte herunterhängen. Die bronzefarbene<br />
Vase klassizistisch im Relief dekoriert, mit<br />
eingezogenem Rundfuß korrespondiert zu den klassischen<br />
Profilen der Steinplatte.<br />
Das Gemälde ist ein eindrucksvolles Beispiel für die<br />
hohe Bedeutung des Malers, der zu den einflussreichsten<br />
Schöpfern von Stillleben seiner Zeit in Frankreich<br />
gehört. Über die Ausbildung des Malers ist nur wenig<br />
bekannt. Vermutet wird eine Lehre in Antwerpen und<br />
der Kontakt mit Jan Davidsz de Heem oder Hieronymus<br />
Galle. Mitte des Jahrhunderts war er in Paris<br />
tätig, und beauftragt für die malerische Ausstattung<br />
von Palästen des Hochadels, wie das Hotel de Lauzun<br />
oder das Hotel Lambert. Für den Finanzminister Nicolas<br />
Fouquet und dessen Chateau Vaux-le-Vicomte wirkte<br />
er unter der Leitung des berühmten Charles Le Brun.<br />
Damit zählte er zu den bedeutendsten Blumenmalern<br />
im Frankreich des Sonnenkönigs, was zu Aufträgen<br />
in Versailles, Vincannes, Marly oder in Saint Cloud führte.<br />
1663 stieg er zum „agrée“ der Académie Royale<br />
auf, zwei Jahre später zum ständigen Mitglied. Als<br />
Monnoyer sich 1690 nach England begab, stand er bereits<br />
auf dem Höhepunkt seines Wirkens. Trotz der der<br />
kriegerischen Feindseligkeiten der beiden Länder<br />
Frankreich und England erhielt er auch dort höchstrangige<br />
Aufträge; sowohl von den Königinnen Mary II.<br />
und Anne für den Kensington Palace, aber auch für<br />
Hampton Court oder Widsor Castel. Es erübrigt sich<br />
hier noch zu sagen, dass sich Werke seiner Hand in<br />
zahlreichen bedeutenden öffentlichen wir privaten<br />
Sammlungen befinden. A.R.<br />
Literatur:<br />
Claudia Salvi, Jean-Baptiste Monnoyer et Antoine<br />
Monnoyer. Problèmes d´attributions, in: La Revue du<br />
Louvre et des musées de France, Nr. 2, Réunion des<br />
musées nationaux, Noisiel, 2002, S. 55-63.<br />
Claudia Salvi, Jean-Baptiste Monnoyer (1636-1699):<br />
peindre des fleurs et des fruits à l'âge classique, thèse<br />
de doctorat d´histoire de l´art sous la direction d´Olivier<br />
Bonfait, Université d Aix-Marseille, 2016.<br />
Claudia Salvi, Jean-Baptiste Monnoyer (Lille, 1636-<br />
Londres, 1699) et le motif de la guirlande, in: Bulletin du<br />
Centre de recherche du château de Versailles, 2018.<br />
(1351281) (11)<br />
JEAN-BAPTISTE MONNOYER,<br />
1636 LILLE <strong>–</strong> 1699 LONDON<br />
LARGE FLORAL STILL LIFE<br />
Oil on canvas.<br />
74 x 61 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Turquin, Experts<br />
en Tableaux, Paris, report no. 2022-03-03, Claudia<br />
Salvi, Paris, dated 4 March 2022. The origin of the<br />
painting is placed in the first quarter of the 1670s.<br />
€ 50.000 - € 70.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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184<br />
JEAN-BAPTISTE MONNOYER,<br />
1636 LILLE <strong>–</strong> 1699 LONDON<br />
BLUMENBOUQUET IN EINER VASE<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert. Im Hochoval.<br />
76 x 63 cm.<br />
Wir danken Dr. Fred G. Meijer für die mündliche<br />
Zuschreibung.<br />
Vor dunklem Hintergrund, der nach rechts leicht aufhellt,<br />
eine auf einer steinernen Platte stehende Vase,<br />
darin ein prachtvolles Arrangement aus roten, rosafarbenen,<br />
weißen und vereinzelt gelblichen Blumen. Zu<br />
diesen gehören u.a. Mohnblumen, Päonien, gelbrötliche<br />
Tulpen sowie diverse Kleinblütler. Der Bauch<br />
der Vase ist mit einem Relief versehen, das an den<br />
Brudermord von Kain und Abel erinnert. Malerei in<br />
qualitätvoller Manier, die hellen prachtvollen Blüten<br />
gegenüber dem dunkleren Hintergrund besonders<br />
hervorgehoben. Kleine Retuschen.<br />
(13514330) (18)<br />
JEAN-BAPTISTE MONNOYER,<br />
1636 LILLE <strong>–</strong> 1699 LONDON<br />
FLOWER BOUQUET IN VASE<br />
Oil on canvas. Relined. In vertical oval.<br />
76 x 63 cm.<br />
We would like to thank Dr Fred G. Meijer for his verbal<br />
identification of the artist.<br />
€ 15.000 - € 20.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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185<br />
FRANZÖSISCHE SCHULE<br />
DES 17. JAHRHUNDERTS<br />
STILLLEBEN MIT SPARGEL UND ARTISCHOCKEN<br />
Öl auf Leinwand.<br />
47 x 54 cm.<br />
In teilvergoldetem Rahmen.<br />
Vor dunkelbraunem Hintergrund, auf einer flachen<br />
Platte, die präsentierten Stilllebenobjekte: In der<br />
Mitte eine helle Keramikschale mit leuchtend roten<br />
Kirschen, auf denen sich Glanzlichter widerspiegeln,<br />
rechts im Vordergrund eine kleinere Schale mit frischen<br />
Erdbeeren, von denen einige wenige, wie bei den<br />
Kirschen, vor den Schalen liegen. Rechtsseitig ein großer<br />
Zinnkrug, dahinter eine grünliche Flasche und ein<br />
hoher geflochtener Korb mit Griff, in dem frische gepflückte<br />
Erbsenschoten liegen. Auf der linken Seite<br />
liegend zwei große Artischocken und dahinter auf einem<br />
Holzkasten ein Bündel mit frischem grünem Spargel.<br />
Feine naturalistische Malerei mit gekonnter Lichtund<br />
Schattensetzung, überwiegend in den Farben<br />
Grün, Rot und Braun in diversen Abstufungen.<br />
Provenienz:<br />
Contessa de Trogoff, Née de Fleury, worauf eine<br />
Leinwandbeschriftung auf der Rückseite hinweist.<br />
Literatur:<br />
Vgl. Michel Faré, La nature morte en France.<br />
Son histoire et son évolution du XVIIe au XXe siècle,<br />
Bd. II, Genf 1962. (1351881) (18)<br />
FRENCH SCHOOL,<br />
17TH CENTURY<br />
STILL LIFE WITH ASPARAGUS AND ARTICHOKES<br />
Oil on canvas.<br />
47 x 54 cm.<br />
Provenance:<br />
Contessa de Trogoff, née de Fleury, according to<br />
an inscription on the back of the canvas.<br />
€ 15.000 - € 20.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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186<br />
SAMUEL MASSÉ,<br />
1672 TOURS <strong>–</strong> 1753 PARIS, ZUG.<br />
GALANTE SZENE MIT JUNGEM PAAR<br />
Öl auf Leinwand.<br />
79 x 62 cm.<br />
In freier Natur vor einem Baum sitzend eine junge,<br />
elegant gekleidete Frau in einem gelben Rock und<br />
einer gegürteten hellblauen Bluse mit rosa Schleifen<br />
und weitem Dekolleté, das ein neben ihr stehender<br />
Putto öffnen will. Vor ihr kniet ein Galan mit weit geöffneten<br />
Armen, um ihr seine Aufwartung zu machen.<br />
Im Baum hat sich ein älterer Mann versteckt, wohl<br />
der Vater der jungen Frau, und hat seine Hände in<br />
Abwehrgestus ausgestreckt, um auf die Gefahr der<br />
Verführung hinzuweisen. Liebevolle Genremalerei in<br />
frischen leuchtenden Farben, wobei besonderer Wert<br />
auf die fein herausgearbeitete Stofflichkeit der Kleidung<br />
gelegt wurde.<br />
(13503812) (18)<br />
SAMUEL MASSÉ,<br />
1672 TOURS <strong>–</strong> 1753 PARIS, ATTRIBUTED<br />
GALLANT SCENE WITH A YOUNG COUPLE<br />
Oil on canvas.<br />
79 x 62 cm.<br />
A young, elegantly dressed lady is depicted sitting in<br />
the open countryside in front of a tree. She is wearing<br />
a yellow skirt and belted light blue blouse with revealing<br />
neckline with pink ribbons, which a putto standing<br />
next to her tries to open. A gallant gentleman is kneeling<br />
in front of her with open arms. An older man,<br />
probably the father of the young lady, is hiding in the<br />
tree and holding his hands out in a gesture of repulsion<br />
indicating the dangers of seduction. Tender genre<br />
painting with fresh, luminous colours, especially emphasizing<br />
the fine material quality of the clothing.<br />
€ 12.000 - € 15.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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187<br />
FRANÇOIS BOUCHER,<br />
1703 PARIS <strong>–</strong> 1770 EBENDA, ZUG.<br />
Der Maler gehört zu den bedeutendsten Künstlern<br />
des französischen Rokoko, war Hofmaler Ludwigs XV,<br />
gefördert durch Marquise de Pompadour. 1720 studierte<br />
er bei François le Moyne (1688-1737), er erhielt<br />
bereits 1723 einen ersten Preis der Académie Royale<br />
sowie den Grand Prix de Rome, der ihm eine Studienreise<br />
nach Italien ermöglichte. Ab 1755 wirkte er zudem<br />
als künstlerischer Leiter der Manufacture Royale<br />
des Tapisseries und war um 1765 bereits erster Hofmaler<br />
des Königs sowie 1761 Rektor der Königlichen<br />
Akademie.<br />
DIE MUSIKSTUNDE<br />
Öl auf Leinwand.<br />
154 x 119 cm.<br />
Das wandfüllende Gemälde zeigt in der Art von bekannten<br />
Bildern Bouchers eine heitere galante Szenerie<br />
in einem phantasievollen Landschaftsambiente<br />
mit hochziehenden Bäumen, Felsen, Weidetieren und<br />
einem im Zentrum stehenden Marmorbrunnen. Am<br />
Brunnenbecken ein junger Kavalier mit Flöte, der sich<br />
einem Mädchen zuwendet, das in Begleitung dreier<br />
Kinder ihm einen Blütenkranz darreicht. Links ein weiteres<br />
Mädchen mit blumengefülltem Strohhut, neben<br />
Ziegen. Einige Hündchen, aber auch Schafe und Rinder<br />
am rechten Bildrand beleben die Gesamtszenerie.<br />
Links hinten schließt eine erhöht stehende Burgruine<br />
und ein Baum als Repoussoir das Bildganze ab. Besonders<br />
der mit Boucher befreun dete Jean-Baptiste<br />
Huet (1745-1811) schuf ähnliche, großformatig wandfüllende<br />
Werke, von denen sich etliche im „Salon<br />
Huet“ im ehemaligen Palais Nissim de Camondo, Paris,<br />
heute Museum, befinden. Er hielt sich hierbei an<br />
Vorbilder seines Freundes Boucher. Die einzelnen Motive<br />
und Details lassen sich in Werken von Boucher<br />
finden, wie der Maler in seinen „Schäferstündchen“-<br />
Darstellungen gerne auch antike Ruinen oder Versatzstücke<br />
verwendet hat. So etwa in seinem Bild „Rinaldo<br />
und Armida“, das sich im Louvre befindet. Auch<br />
die Steinputten und das Marmorrelief im Brunnenaufbau<br />
zählen zu solchen Bildbereicherungen. Die Szene<br />
zeigt insgesamt die Leichtigkeit, mit der die höfische<br />
Gesellschaft des Rokoko in ländlichen Kostümverkleidungen<br />
die Nähe zur Natur, aber auch zu den Schönheiten<br />
der ländlichen Bevölkerung gesucht hat. Dieses<br />
Gesellschaftsphänomen zeigt sich auch in den<br />
Werken von Fragonard (1732-1806), Lancret (1690-<br />
1743) oder Watteau (1684-1721). Die genaue Entstehungszeit<br />
des großen Leinwandbildes lässt sich vorderhand<br />
nur schwer feststellen, allenfalls durch eine<br />
Materialanalyse. Dennoch ist das Gemälde als äußerst<br />
selten anzusehen, und ein Beispiel für die auch über<br />
den Tod Bouchers hinaus anhaltende Begeisterung für<br />
diese Sujets. Rest. A. R.<br />
Anmerkung:<br />
Der Maler gehört zu den bedeutendsten Künstlern<br />
des französischen Rokoko, er war Hofmaler Ludwigs<br />
XV, gefördert durch Marquise de Pompadour. 1720<br />
studierte er bei François le Moyne (1688-1737), er<br />
erhielt bereits 1723 einen ersten Preis der Académie<br />
Royale sowie den Grand Prix de Rome, der ihm eine<br />
Studienreise nach Italien ermöglichte. Ab 1755 wirkte<br />
er zudem als künstlerischer Leiter der Manufacture<br />
Royale des Tapisseries und war um 1765 bereits<br />
erster Hofmaler des Königs sowie 1761 Rektor der<br />
Königlichen Akademie. (1351532) (11)<br />
FRANÇOIS BOUCHER,<br />
1703 PARIS <strong>–</strong> 1770 IBID., ATTRIBUTED<br />
THE MUSIC HIDE AWAY<br />
Oil on canvas.<br />
154 x 119 cm.<br />
€ 90.000 - € 120.000 (†)<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
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188<br />
JEAN-BAPTISTE LALLEMAND,<br />
1716 <strong>–</strong> UM 1803, ZUG.<br />
SÜDLICHE IDEALLANDSCHAFT<br />
MIT ZIEHENDEN HIRTEN<br />
JEAN-BAPTISTE LALLEMAND,<br />
1716 <strong>–</strong> CA. 1803, ATTRIBUTED<br />
SOUTHERN ARCADIAN LANDSCAPE<br />
WITH TRAVELLING SHEPHERDS<br />
Öl auf Leinwand.<br />
73 x 98 cm.<br />
Von einer felsigen Anhöhe in einen gewundenen Weg<br />
ins Tal ziehende Hirten mit Maultierkarren und Eseln<br />
sowie einer Ziegenherde. Die Szenerie seitlich gerahmt<br />
durch einen hochragenden Baum links sowie<br />
einen rechts hochsteigenden Felsen mit Wurzeln und<br />
Sträuchern bewachsen. Weiter unten im Tal auf grünen<br />
Matten zwischen einem Laubwäldchen antikische<br />
Gebäude mit Zinnentürmen vor abfallender Bergkette.<br />
Der Himmel mit nach links ziehenden Wolken, belichtet<br />
durch die sinkende Sonne zwischen hellen Wolkenstreifen.<br />
Lebendige Wiedergabe des bewegten Sujets.<br />
Auffallend die aus dem französischen Rokoko<br />
herzuleitende Farbigkeit und Bewegtheit der Vegetation<br />
sowie der leuchtenden Textilien, was auf einen<br />
Einfluss durch die Malerei im Umkreis von Boucher<br />
hinweist.<br />
(1350094) (10)<br />
Oil on canvas.<br />
73 x 98 cm.<br />
€ 25.000 - € 35.000<br />
Sistrix<br />
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189<br />
GASPARD GRESLY,<br />
1712 L‘ISLE-SUR-LE-DOUBS <strong>–</strong> 1756 BESANÇON<br />
GALANTE SZENE<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
80 x 63,5 cm.<br />
In einem vornehmen Interieur, mit einem Durchblick<br />
in die freie Natur auf der linken Bildseite, eine junge<br />
Frau auf einem hohen Stuhl unter einem nach rechts<br />
gerafften Vorhang sitzend. Sie trägt ein glänzendes<br />
hellblaues Kleid, unter dem ein gestreiftes Untergewand<br />
hervorschaut. Mit ihren Händen scheint sie<br />
gerade den oberen Teil ihres Mieders schließen zu<br />
wollen. Hinter ihr ein junger Mann, der sie bei ihrer<br />
Tätigkeit beobachtet und seine rechte Hand nach ihr<br />
ausstreckt. Ihr linker Ellenbogen ruht auf einem großen<br />
Kissen, das wiederum auf einem Gestell mit goldenem<br />
Fußbein liegt, das wohl auf ein Bett hindeutet.<br />
Galante Malerei in reduzierter Farbigkeit. Kleine Rahmenschäden.<br />
Anmerkung:<br />
Eine Variante dieses Gemäldes befindet sich in der<br />
Eremitage, Sankt Petersburg, GE 7487.<br />
Hier vorliegendes Gemälde wurde als eines der<br />
wenigen Genrebilder, in denen die Galanterie<br />
lebensweltlich dargestellt wird, als Leihgabe für<br />
die Ausstellung „Der Scherz - die heitere Seite der<br />
Aufklärung“ im Gleimhaus, Museum der deutschen<br />
Aufklärung Halberstadt, angefragt.<br />
GASPARD GRESLY,<br />
1712 L’ISLE-SUR-LE-DOUBS <strong>–</strong> 1756 BESANÇON<br />
GALLANT SCENE<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
80 x 63.5 cm.<br />
Depiction of a young woman sitting in an elegant interior<br />
on a tall chair beneath a curtain drawn to the right<br />
and with a vista of the open countryside on the left. A<br />
young man is depicted behind her observing her and<br />
reaching out to her with his right hand.Gallant painting<br />
with reduced colouration. Minor damages to the<br />
frame.<br />
Notes:<br />
A version of this painting is held at the State Hermitage<br />
Museum, Saint Petersburg, GE 7487.<br />
Literature:<br />
Thieme/Becker: Allgem. Lexikon der bildenden<br />
Künstler, vol. 13/14, Gaab bis Gress, p. 600;<br />
Exposition de tableaux. Notices des tableaus composant<br />
l’exposition faite au profit des Indigens dans<br />
la grande salle de Palais de Justice à Besançon en<br />
janvier 1831, Besançon, 1831, no. 175;<br />
M-D. Joubert, Gaspard Gresley 1715-1756, un peintre<br />
franc-comtois au XVIIIe, Besançon, 1994, p. 142.<br />
€ 11.000 - € 13.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Literatur:<br />
Thieme/Becker, Allgemeines Lexikon der bildenden<br />
Künstler, Band 13/14, Gaab bis Gress, S.600.<br />
Exposition de tableaux. Notices des tableaus composant<br />
l‘exposition faite au profit des Indigens dans<br />
la grande salle de Palais de Justice à Besançon en<br />
janvier 1831, Besançon, 1831, No 175.<br />
M-D.Joubert, Gaspard Gresley 1715-1756, un peintre<br />
franc-comtois au XVIIIe, Besançon, 1994, S. 142.<br />
(13503811) (18)<br />
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190<br />
FRANZ SIGRIST D. Ä.,<br />
1727 ALT-BREISACH <strong>–</strong> 1803 WIEN, ZUG.<br />
Gemäldepaar<br />
DIE DORNENKRÖNUNG<br />
sowie<br />
MARIÄ HIMMELFAHRT<br />
Öl auf Holz.<br />
Sichtmaß: jeweils ca. 25 x 22 cm.<br />
In geschwungenen prachtvollen vergoldeten Rocailleholzrahmen<br />
mit durchbrochenen Ornamenten.<br />
Das erste Gemälde zeigt Maria im Himmelsbereich<br />
auf einer Wolke schwebend in rotem Gewand und langem<br />
blauem Mantel, mit einem weißen Strahlenkranz,<br />
um ihr Haupt und zu ihrer Seite je zwei kleine<br />
Putti. Im unteren Vordergrund ist ihr Sarkophag erkennbar,<br />
über dem zwei weiße Tücher hängen.<br />
Das zweite Gemälde zeigt den in einem Innenraum<br />
sitzenden Jesus, mit freiem Oberkörper und einem<br />
hellroten leuchtenden Mantel über seinen Schultern<br />
und den Beinbereich, der gerade von einem neben<br />
ihm stehendem Soldaten mit blauem Überwurf auf<br />
seinem Haupt die Dornenkrone aufgesetzt erhält. Vor<br />
ihnen am Boden sitzend ein weiterer Mann in Rückenansicht.<br />
Jesus leicht nach links sitzend hat sein Haupt<br />
geneigt und scheint geduldig den Schmerz zu ertragen.<br />
Feine Malereien in zurückhaltender weicher<br />
Farbgebung. Die beiden Gemälde mit Rahmung wohl<br />
als Seitenstücke zu einem größeren Hauptgemälde<br />
geschaffen. Teils Retuschen.<br />
(1351757) (18)<br />
€ 5.000 - € 7.000<br />
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229
CATALOGUE III<br />
OLD MASTER PAINTINGS <strong>–</strong> PART 2 &<br />
19TH / 20TH CENTURY PAINTINGS<br />
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ONE OF THE LEADING AUCTION HOUSES IN EUROPE<br />
CATALOGUE III<br />
OLD MASTER PAINTINGS PART 2<br />
19TH/20TH CENTURY PAINTINGS<br />
Auctions: Thursday, 30 March 2023<br />
Exhibition: Saturday, 25 March <strong>–</strong> Tuesday, 28 March 2023