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TOPFIT Winter 2022/2023

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GESUNDHEITSMAGAZIN<br />

Nr. 4 / <strong>2022</strong><br />

Jahrgang 22<br />

DAS<br />

KOSTENLOSE<br />

www.topfit-gesund.de<br />

BESCHEID WISSEN<br />

GESUND BLEIBEN<br />

Reizdarm<br />

Schon mal was von SIBO gehört?<br />

<strong>Winter</strong>depression<br />

Mit Licht gegen das Stimmungstief<br />

Rat aus der Apotheke<br />

Wann der Körper mehr Zink braucht<br />

So stärken Sie Ihr<br />

Immunsystem


Editorial<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

Thema aktuell<br />

Inhalt<br />

Long Covid ist in aller Munde: Noch<br />

Wochen und Monate später kämpft<br />

einer von drei Patienten mit den<br />

Folgen einer Coronavirus-Infektion.<br />

Long-Covid-Patienten können ganz<br />

unterschiedliche Beschwerden haben.<br />

Besonders oft leiden sie jedoch<br />

unter einer extremen Kraftlosigkeit:<br />

Jede noch so kleine Anstrengung<br />

kann zu einem massiven Energieverlust führen. Doch nicht erst<br />

seit der Corona-Pandemie ist bekannt, dass eine (Virus-)Infektion<br />

schwere Erschöpfungszustände zur Folge haben kann. So<br />

kann es z. B. auch nach einer Influenza- oder Epstein-Barr-Erkrankung<br />

zu dieser gefürchteten Folgeerscheinung kommen; die<br />

Ärzte sprechen dann von einem Chronischen Fatigue Syndrom,<br />

kurz CFS.<br />

Es gibt jedoch sogenannte Experten, die eine körperliche Ursache<br />

bezweifeln. Sie vertreten die Ansicht, die wahre Ursache<br />

für Long Covid oder CFS sei primär im psychogenen Bereich<br />

zu suchen, also vor allem »psychisch bedingt«. Andere meinen<br />

sogar, wenn man sich nur etwas zusammenreißen würde, sei<br />

das »Tief« bald überwunden. Immerhin ist bislang noch keiner<br />

auf die Idee gekommen, Long Covid als »Yuppy-Grippe« zu<br />

bezeichnen, wie das Chronische Fatigue Syndrom von manchen<br />

auch genannt wird.<br />

Warum Menschen nach einer durchgemachten SARS-CoV-<br />

2-Infektion derart schwer erkranken, sodass sie oft monatelang<br />

komplett aus der Bahn geworfen sind, ist bislang nicht endgültig<br />

geklärt. Dennoch sind die meisten Mediziner davon überzeugt,<br />

dass sehr wohl organische Ursachen verantwortlich sind –<br />

darauf weisen auch die aktuellen Ergebnisse breit angelegter<br />

Studien hin. Diskutiert werden z. B. Autoimmunreaktionen, Entzündungen<br />

des Nervensystems oder auch eine Reaktivierung<br />

von schlummernden Viren.<br />

Auch wenn die Forschung auf Hochtouren läuft: Solange das<br />

Wie und Warum nicht geklärt sind, solange gibt es auch keine<br />

ursächliche Therapie. Hoffnung macht jedoch eine individuell<br />

ausgerichtete, ganzheitliche Behandlung: Vielen Betroffenen<br />

geht es mit der Zeit gut genug, dass sie ihre gewohnten Aktivitäten<br />

weitgehend wieder aufnehmen zu können.<br />

Einen sonnigen, gesunden <strong>Winter</strong> wünscht Ihnen<br />

4 <strong>Winter</strong>zeit ist Erkältungszeit –<br />

so stärken Sie Ihr Immunsystem<br />

Diagnose & Therapie<br />

6 Hilfe bei Symptomen und Langzeitfolgen:<br />

Long-Covid-Syndrom<br />

8 Mausarm im Homeoffice –<br />

wenn jeder Klick schmerzt<br />

10 Bruststraffung:<br />

Wieder schön in Form dank innerem BH<br />

11 PRP-Therapie:<br />

Sanfte Hilfe bei Bandscheibenproblemen<br />

12 <strong>Winter</strong>blues –<br />

raus aus dem Stimmungstief!<br />

14 Endoprothetik: Fast Track –<br />

schneller wieder mobil nach Knie- und Hüft-<br />

Gelenkersatz<br />

16 LMU Klinikum München:<br />

Zwölf Jahre Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />

Tiergesundheit<br />

18 Wellness für Wauzi – Hundepflege leicht gemacht<br />

Gesund leben<br />

20 Darmbakterien lieben Ballaststoffe<br />

22 Reizdarm-Syndrom:<br />

Schon mal was von SIBO gehört?<br />

23 Promotion: Medizinische Kompressionsstrümpfe<br />

– Himbeerrot und Kastanie im Trend<br />

Rat aus der Apotheke<br />

24 Lebenswichtiges Spurenelement:<br />

Immunhelfer Zink<br />

Dr. Nicole Schaenzler, Chefredakteurin<br />

PS: Gewinner des Gewinnspiels der letzten Ausgabe ist Herr<br />

Günther M. aus Ismaning.<br />

Hier liegt <strong>TOPFIT</strong> für Sie bereit:<br />

<strong>TOPFIT</strong> ist in Apotheken, Naturkostläden, Fitnessstudios, Kliniken,<br />

Arzt- und Heilpraktiker-Praxen in München und Umgebung kostenlos<br />

erhältlich. Unsere aktuelle Verteilerliste finden Sie auf unserer Website:<br />

www.topfit-gesund.de<br />

26 Die Wegwarte – mehr als ein schmackhaftes<br />

<strong>Winter</strong>gemüse<br />

Rubriken<br />

9 Medizinische Fachberatung<br />

9 Impressum<br />

28 Gewinnspiel<br />

30 Rätsel<br />

31 Veranstaltungen


Ein letzter Wunsch<br />

geht in Erfüllung<br />

Hilfsbereitschaft, Mitgefühl und ein starker Gemeinschaftssinn<br />

prägten das Leben von Edda Chellini. Deshalb war es für ihre<br />

Angehörigen und Freunde nur wenig überraschend, dass auch<br />

Eddas Testament ein Zeugnis dieser Werte war. In ihrem Nachlass<br />

hatte die 76-Jährige Spenden an wohltätige Organisationen<br />

verfügt – auch an SOS-Kinderdorf. „Das hat mich wirklich gefreut,<br />

denn so war Edda: großzügig und hilfsbereit“, sagt auch ihr Stiefsohn<br />

Igino und erklärt: „Sie hatte immer das Gefühl, im Leben sehr<br />

viel Glück gehabt zu haben und wollte davon etwas weitergeben.“<br />

Eddas Glück, das waren ihre Familie, ihre Freunde und ihr Leben<br />

zwischen ihrem Heimatland und ihrer Wahlheimat. In einfachen<br />

Verhältnissen in der Nachkriegszeit aufgewachsen, wanderte<br />

die gebürtige Niedersächsin in den 70ern der Liebe wegen nach<br />

Italien aus. Mit ihrem Mann verbrachte sie viele glückliche Jahre in<br />

Rom und Triest.<br />

Nach dem Tod ihres Mannes engagierte sich Edda ehrenamtlich<br />

in der Bibliothek eines deutschen Kulturzentrums in Triest, wo sie<br />

schnell zur guten Seele des Hauses wurde – und Freunde fand,<br />

die sie bis zu ihrem Tod begleiteten. Besonders mit ihrer besten<br />

Freundin verband sie schon bald ein enges Band. Ihre Wegbegleiter<br />

beschreiben Edda als lebenslustige Frau, die Musik und<br />

gutes Essen liebte. Auch Kunst mochte Edda sehr und verbrachte<br />

viel Zeit in Museen und Galerien.<br />

Eddas Freunde können auch berichten, wie sie aufblühte, wenn<br />

Eltern mit ihren Kindern in die Bibliothek des Kulturzentrums<br />

kamen. Auch zu den Kindern ihrer Freunde und zu ihren Stiefkindern<br />

hatte sie ein enges Verhältnis. Ihr Stiefsohn vermutet,<br />

dass Eddas Kinderliebe gemeinsam mit ihrer Sorge um die<br />

Schwächsten der Gesellschaft sie dazu bewegt hatten, SOS-<br />

Kinderdorf in ihren Nachlass aufzunehmen: „Ich freue mich, dass<br />

wir ihr diesen letzten Wunsch erfüllen können.“<br />

* Name, Abbildung und Details zum Schutz der Privatsphären geändert.<br />

© SOS-Kinderdorf e.V. / Foto: Maximilian Geuter<br />

Sie haben noch Fragen zum Thema<br />

Erbschaft, Schenkung oder Stiftung<br />

zugunsten von SOS-Kinderdorf?<br />

Kerstin Küpper und KollegInnen<br />

Telefon 089 12606-123<br />

SOS-Kinderdorf e.V.<br />

Renatastraße 77<br />

80639 München<br />

www.sos-kinderdorf.de / testament<br />

**Ihre Angaben speichern wir zur Bearbeitung Ihren Anliegens und nutzen sie<br />

zu Informationszwecken (postalische Werbung von SOS): Der Nutzung Ihrer<br />

Daten können Sie über den oben genannten Kontaktwege widersprechen.<br />

Ihre Daten werden nur von uns und unseren Diestleisterngenutzt.<br />

Bitte schicken Sie mir die kostenlose Broschüre<br />

des SOS-Kinderdorf e.V. zum Thema Testament zu.<br />

(Die Versandadresse können Sie der Kontaktbox links entnehmen)<br />

Vorname, Name **<br />

Straße und Hausnr.<br />

PLZ und Ort<br />

KA: 444122


4 Thema aktuell<br />

<strong>Winter</strong>zeit ist Erkältungszeit<br />

So stärken Sie Ihr<br />

Immunsystem!<br />

In den Herbst- und <strong>Winter</strong>monaten<br />

kommt der gezielten Stärkung<br />

der körpereigenen Abwehrkräfte<br />

eine wichtige Bedeutung zu. Nur<br />

wenn der Organismus genügend<br />

Widerstandskraft besitzt, ist er gegen<br />

die lästigen grippalen Infekte<br />

gefeit. Mit diesen Tipps stärken Sie<br />

Ihr Immunsystem – und minimieren<br />

so das Risiko, sich eine Erkältungskrankheit<br />

zuzuziehen.<br />

Von Dr. Nicole Schaenzler<br />

• Warm anziehen!<br />

Erkältung kommt zwar nicht von Kälte. Eine<br />

Verkühlung infolge einer intensiven Kälteeinwirkung<br />

kann jedoch das Immunsystem so stark<br />

schwächen, dass seine Abwehrkraft gegenüber<br />

Erkältungserregern erlahmt – dies legt zumindest<br />

eine Studie nahe. Hierfür nahm die Hälfte<br />

der 180 Probanden ein 20-minütiges kaltes Fußbad,<br />

wohingegen die anderen 90 Probanden ihre<br />

Füße warm hielten. Das Ergebnis: 13 von 90 Studienteilnehmern,<br />

die ein kaltes Fußbad nehmen<br />

mussten, entwickelten eine Erkältung, aber nur<br />

5 der Kontrollgruppe. Der Unterschied ist zwar<br />

nicht sehr deutlich, aber signifikant genug, um<br />

uns den Ratschlag unserer Mütter und Großmütter<br />

ins Gedächtnis zu rufen, dass wir uns<br />

doch auf jeden Fall warm anziehen und insbesondere<br />

unsere Hände und Füße gut schützen<br />

sollten, bevor wir hinaus in die Kälte gehen.<br />

• Warme Fußbäder<br />

Wer zu kalten Füßen neigt, sollte abends ein<br />

warmes Fußbad (z. B. mit Rosmarin, Eukalyptus,<br />

Rosskastanie) nehmen (Wassertemperatur<br />

ca. 37 Grad) oder als ansteigendes Fußbad anwenden,<br />

beginnend mit 35 Grad und dann alle<br />

zwei Minuten erhöhen auf maximal 40 Grad.<br />

Die Anwendungsdauer sollte nicht kürzer als<br />

zehn und nicht länger als 20 Minuten betragen.<br />

Die Füße danach sanft trocknen und eincremen.<br />

• Kneippanwendungen<br />

Kneippanwendungen wie kalte Waschungen (12<br />

bis 15 Grad kaltes Wasser), morgendliche Wechselduschen<br />

(mit warmem Wasser beginnen und<br />

mit kaltem Wasser enden) oder Wassertreten<br />

sind besonders gut zur Abhärtung des Körpers<br />

geeignet. Sowohl während als auch nach einer<br />

Kneippanwendung sollte man darauf achten,<br />

dass man nicht unterkühlt bzw. nicht in einen<br />

Durchzug gerät.<br />

• 1 000 Schritte am Tag …<br />

Jeden Tag 1 000 Schritte gehen und dazu dreimal<br />

pro Woche 45 Minuten den Puls auf Trab und<br />

den Körper zum Schwitzen bringen (z. B. durch<br />

Ausüben einer Ausdauersportart wie Schwimmen,<br />

Radfahren, Joggen, Nordic Walking oder<br />

Skilanglauf) – das genügt bereits, um das Immunsystem<br />

nachhaltig zu stärken. Idealerweise<br />

lassen Sie sich von Ihrem Training im Freien<br />

auch dann nicht abbringen, wenn es draußen<br />

kalt und ungemütlich ist; mit der richtigen Kleidung<br />

können Ihnen Wind und Wetter nichts anhaben.<br />

Denn nicht nur die Bewegung, sondern<br />

auch die Aufnahme von Sauerstoff an der frischen<br />

Luft haben positive Effekte auf Immunsystem<br />

und Stoffwechsel.<br />

• Immunbooster Vitamin C<br />

Damit das Immunsystem gut arbeitet, muss der<br />

Körper mit den richtigen Nährstoffen versorgt<br />

werden. Besonders wichtig ist Vitamin C, da es<br />

an der Bildung von Abwehrzellen beteiligt ist.<br />

Im <strong>Winter</strong> ist eine höhere Zufuhr von Vitamin<br />

C (gern bis zu 1 000 Milligramm pro Tag) empfehlenswert.<br />

Besonders reich an natürlichem Vitamin<br />

C sind Zitrusfrüchte und Acerolakirschen<br />

(am besten als standardisierter Extrakt). Aber<br />

auch in <strong>Winter</strong>gemüsen wie Brokkoli und Kohl<br />

steckt viel Vitamin C; bayerischer Meerrettich<br />

enthält sogar etwa doppelt so viel Vitamin C wie<br />

Zitronen. Der empfohlene Tagesbedarf an Vitamin<br />

C von 95 Milligramm (Frauen) bzw. 110<br />

Milligramm (Männer) lässt sich aber auch mit<br />

zwei Gläsern Sanddornsaft pro Tag decken.<br />

• Was ist mit Zink?<br />

Genau wie Vitamin C wird auch dem Spurenelement<br />

Zink eine antioxidative Wirkung zugeschrieben,<br />

von der auch das Immunsystem pro-<br />

Foto: li.: © soloway / 123rf.com; re.: © nyul / 123rf.com;<br />

<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2022</strong>


Thema aktuell 5<br />

fitiert. Zink ist zudem ein fester Bestandteil der<br />

körpereigenen Abwehrreaktion.<br />

Ob es Sinn macht, wie von der Werbung empfohlen,<br />

Zink-Präparate zur Vorbeugung einer<br />

Erkältungskrankheit einzunehmen, lesen Sie<br />

auf Seite 24f.<br />

• Vitamin D3 –<br />

nicht nur ein Knochenvitamin<br />

Erst in jüngerer Zeit wurde erkannt: Das »Knochenvitamin»<br />

D3 ist auch unverzichtbar für ein<br />

schlagkräftiges Immunsystem. Mit Hilfe von<br />

UV-Strahlung kann der Körper die hormonähnliche<br />

Substanz eigentlich selbst herstellen.<br />

Im Spätherbst und <strong>Winter</strong> ist die Sonnenstrahlung<br />

in unseren Breitengraden allerdings zu<br />

schwach für eine ausreichende Vitamin-D-Bildung<br />

über die Haut. Deshalb kann es sinnvoll<br />

sein, in dieser Zeit zusätzlich ein Vitamin-D-<br />

Präparat einzunehmen.<br />

• Hände regelmäßig waschen<br />

Spätestens seit der Corona-Pandemie wissen<br />

wir: Händewaschen ist eine einfache und wirksame<br />

Maßnahme, sich vor einer Ansteckung<br />

mit Viren zu schützen. Gründliches Händewaschen<br />

dauert 20 bis 30 Sekunden und setzt eine<br />

gutes Einseifen und Reiben der Hände voraus.<br />

Es sollte neben den bekannten Gründen (nach<br />

dem Besuch der Toilette, dem Kontakt mit Abfällen<br />

etc.) immer dann erfolgen, wenn man<br />

von unterwegs nach Hause kommt.<br />

• Regelmäßige Saunabesuche<br />

Zahlreiche Studien belegen: Wer in der kalten<br />

Jahreszeit regelmäßig die Sauna aufsucht,<br />

steigert nicht nur sein allgemeines Wohlbefinden,<br />

sondern der stärkt auch sein Immunsystem<br />

und beugt grippalen Infekten vor. Hierfür<br />

genügt es, ein- bis zweimal pro Woche in die<br />

Sauna zu gehen (jeweils mit drei Saunagängen,<br />

die nicht länger als 15 Minuten dauern sollten).<br />

Vorsicht: Sobald sich erste Erkältungssymptome<br />

zeigen, sind Saunagänge tabu, da sie in diesem<br />

Fall das Immunsystem zusätzlich schwächen<br />

– und damit den Krankheitsverlauf sogar<br />

verschlimmern können.<br />

• Entspannung gegen Stress<br />

Stress schwächt die körpereigenen Abwehrkräfte<br />

– deshalb ist es wichtig, sich regelmäßig Auszeiten<br />

zu gönnen und so für eine gute Balance<br />

zwischen An- und Entspannung zu sorgen.<br />

Helfen kann auch das Erlernen einer Entspannungstechnik<br />

(z. B. Autogenes Training, Yoga,<br />

Progressive Muskelentspannung, Meditation).<br />

• Rauchverzicht<br />

Und auch das gehört zu einer Stärkung des Immunsystems<br />

dazu: mit dem Rauchen aufzuhören,<br />

wenn der regelmäßige Nikotinkonsum zu<br />

Ihrem Alltag gehört.<br />

Drei Tage kommt er …<br />

das hilft bei Erkältungen<br />

Haben sich Erkältungsviren wie Rhinoviren,<br />

Coronaviren, bestimmte Influenza-<br />

Viren oder RS-Viren (Respiratory Synctial<br />

Virus) trotz aller Vorsichtsmaßnahmen<br />

erst einmal an den Zellen der Nasenschleimhaut<br />

festgesetzt, vermehren<br />

sie sich in Windeseile und nehmen dem<br />

Immunsystem die Möglichkeit, sich erfolgreich<br />

gegen die Eindringlinge zur<br />

Wehr zu setzen.<br />

Nach einer Inkubationszeit von 24 bis<br />

72 Stunden machen sich dann die ersten<br />

Erkältungssymptome bemerkbar:<br />

Frösteln, Halsschmerzen, Kopf- und<br />

Gliederschmerzen, häufiges Niesen<br />

und Nase laufen – bis der Schleim ein<br />

bis zwei Tage später so dickflüssig ist,<br />

dass man für ein paar Tage kaum mehr<br />

durch die Nase atmen kann. Auch die<br />

Temperatur kann vorübergehend leicht<br />

erhöht sein. All diese Beschwerden sind<br />

Zeichen für die heftige Gegenwehr, die<br />

das Immunsystem nun in Gang gesetzt<br />

hat, um die Erreger zu eliminieren. Husten<br />

beginnt häufig erst am vierten oder<br />

fünften Tag, wenn der Schnupfen nachlässt.<br />

Von da ab besteht in der Regel<br />

keine Ansteckungsgefahr mehr.<br />

• Vor allem die ersten drei Tage ist für<br />

viele die Zeit des Elends; manchmal hilft<br />

dann nur noch Bettruhe. Generell sollte<br />

jeder – auch jene, die sich durch die<br />

Erkältung weniger stark beeinträchtigt<br />

fühlen – in dieser Zeit kürzer treten, körperliche<br />

Anstrengung vermeiden und<br />

möglichst viel schlafen. Auf diese Weise<br />

wird das Immunsystem, das gerade<br />

auf Hochtouren arbeitet, am besten<br />

unterstützt.<br />

• Ein gutes Mittel zur Linderung von Erkältungssymptomen<br />

ist und bleibt eine<br />

Hühnersuppe! Inzwischen haben die<br />

Forscher auch herausgefunden, warum<br />

das so ist. Denn der in der Suppe enthaltene<br />

Eiweißstoff Cystein blockiert<br />

bestimmte weiße Blutkörperchen, die<br />

vor allem zu Beginn einer Erkältung<br />

vermehrt in die Nasenschleimhäute<br />

transportiert werden. Dadurch wird<br />

der Entzündung entgegengewirkt und<br />

die Schleimhäute schwellen ab. Zudem<br />

enthält Hühnersuppe viele Vitamine, Eisen<br />

und Zink, die das geschwächte Immunsystem<br />

effektiv unterstützen. Idealerweise<br />

isst man täglich zwei bis drei<br />

Teller heiße Hühnersuppe – bis sich die<br />

Symptome deutlich gebessert haben.<br />

• Bäder mit einem Zusatz aus Menthol-,<br />

Eukalyptus-, Thymian- oder Fichtennadelöl<br />

fördern die Durchblutung<br />

und lindern Gliederschmerzen. Ihre<br />

ätherischen Öle wirken zudem schleimlösend.<br />

Ein Erkältungsbad ist jedoch<br />

tabu, wenn Sie Fieber haben!<br />

• Ansonsten bleiben die therapeutischen<br />

Möglichkeiten auf die Linderung<br />

der Symptome beschränkt, denn eine<br />

kausale Therapie gibt es nicht. Also<br />

beispielsweise:<br />

• Tees mit Lindenblüten und/oder<br />

Holunderblüten, die schweißtreibend<br />

wirken und so für eine Absenkung von<br />

leichtem Fieber sorgen. Steigt das Fieber<br />

auf Werte über 39 Grad, könnte<br />

eine »echte« Grippe dahinterstecken;<br />

dann heißt es: Sofort zum Arzt!<br />

• Kochsalz- und Meerwasserlösungen<br />

oder auch abschwellende Nasentropfen<br />

bzw. -spray (z. B. Oxymetazolin,<br />

Xylometazolin) zur Schleimlösung;<br />

die Anwendung sollte jedoch nicht<br />

länger als maximal fünf Tage erfolgen.<br />

• Pflanzliche Schnupfenmittel (z. B.<br />

Sinupret®, Gelomyrtol®) in Tabletten-<br />

bzw. Kapselform, die ebenfalls<br />

schleimlösend und entzündungshemmend<br />

wirken.<br />

• Gurgeln mit lauwarmem Salzwasser<br />

oder Salbeitee bei Halsschmerzen.<br />

• Säfte oder Tropfen mit einer<br />

schleimlösenden Wirkung (z. B. standardisierte<br />

Extrakte aus Thymianoder<br />

Efeu bzw. chemische Substanzen<br />

wie Acetylcystein, Ambroxol, Bromhexin),<br />

die für eine rasche Besserung von<br />

Husten mit Auswurf sorgen.<br />

<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2022</strong>


6 Thema aktuell<br />

Hilfe bei Symptomen und Langzeitfolgen<br />

Long-Covid-Syndrom<br />

Fotos: re.: © Krankenhaus für Naturheilweisen München; oben: © istock / seb_ra<br />

Die Ärztinnen und Ärzte des Krankenhauses<br />

für Naturheilweisen (KfN) verfügen<br />

über eine langjährige Erfahrung in der<br />

Therapie des Chronischen Fatigue Syndroms.<br />

Diese Expertise kommt nun auch<br />

den Long-Covid-Patienten zugute, die oft<br />

unter ganz ähnlichen (Fatigue-)Symptomen<br />

leiden. Im KfN erhalten sie eine individuell<br />

auf sie abgestimmte Behandlung,<br />

die vom Ärzteteam unter der Leitung von<br />

Chefarzt Robert Schmidt und Chefärztin<br />

Dr. med. Michaela Moosburner durchgeführt<br />

wird. Im Gespräch mit <strong>TOPFIT</strong> erklärt<br />

der Ärztliche Direktor und Chefarzt Robert<br />

Schmidt, wie Long-Covid-Patienten im<br />

Krankenhaus für Naturheilweisen behandelt<br />

werden und welch wichtigen Beitrag<br />

die Komplementärmedizin mit ihrem multimodalen<br />

Ansatz dabei leisten kann.<br />

Von Alexander Friedrich<br />

Herr Schmidt, was versteht man unter<br />

Long Covid bzw. Post Covid?<br />

Robert Schmidt: Diese beiden Begriffe haben<br />

sich als Bezeichnung für Langzeitfolgen einer<br />

Coronainfektion etabliert. Sie meinen prinzipiell<br />

genau das Gleiche, nur mit einem Unterschied:<br />

Von Long Covid spricht man bereits ab<br />

einer Symptomatik, die länger als vier Wochen<br />

nach der Coronainfektion anhält, von Post Covid<br />

dagegen erst ab zwölf Wochen. Es können im<br />

weiteren Krankheitsverlauf auch neue Symptome<br />

auftreten. Eine anhaltende Verschlechterung<br />

einer vorbestehenden Grunderkrankung im<br />

Rahmen einer akuten Coronainfektion wird als<br />

Long-/Post Covid bezeichnet. Man schätzt, dass<br />

etwa jeder zehnte Coronaerkrankte mit Langzeitfolgen<br />

zu kämpfen hat. Frauen sind häufiger<br />

betroffen als Männer. Ob auch asymptomatisch<br />

Infizierte an Long Covid bzw. Post Covid erkranken<br />

können und wie gut ein vollständiger<br />

Impfschutz davor schützen kann, ist noch nicht<br />

abschließend geklärt.<br />

Welche Symptome sind typisch für<br />

dieses Krankheitsbild?<br />

Robert Schmidt: Die häufigsten Symptome sind<br />

eine eingeschränkte Belastbarkeit, Unwohlsein<br />

nach Belastungen – was Mediziner als postexertionelle<br />

Malaise, kurz PEM, bezeichnen -, aber<br />

auch Atemnot bei Belastung, Husten, Kopf-,<br />

Muskel- und/oder Gliederschmerzen. Riech-,<br />

Geschmack- und/oder Schlafstörungen, depressive<br />

Verstimmung, Stress, Angst, Brain Fog<br />

bzw. Denk- und Konzentrationsstörungen sind<br />

ebenfalls häufige Begleiterscheinungen. Zudem<br />

können Haarausfall, Lähmungen und Sensibilitätsstörungen<br />

sowie Schwindel, Herzrasen,<br />

Herzstolpern, Übelkeit oder auch anhaltende<br />

Durchfälle auftreten. Natürlich entwickelt jeder<br />

Patient nur einige dieser Symptome, individuell<br />

kann es große Unterschiede im Beschwerdebild<br />

geben. Im Vordergrund stehen aber meist eine<br />

tiefgreifende Erschöpfung mit Belastungsintoleranz,<br />

Kurzatmigkeit, Husten und Schmerzen im<br />

Bereich des Brustkorbs sowie Konzentrationsstörungen<br />

und Brain Fog (»Gehirnnebel«).<br />

Welche Ursache hat Long Covid bzw.<br />

Post Covid genau?<br />

Robert Schmidt: Zu diesem Thema wird weltweit<br />

intensiv geforscht, aber noch gibt es keine<br />

finalen Erkenntnisse. Vermutet werden u. a.<br />

chronische Entzündungsprozesse durch Autoantikörper,<br />

eine anhaltende Infektion durch<br />

das Coronavirus selbst, mitochondriale Fehlfunktionen,<br />

Störungen der Gefäßwände und/<br />

oder auch direkte neurologische Schädigungen.<br />

Wahrscheinlich handelt es sich um ein Zusammenspiel<br />

verschiedener Faktoren. Das im Vergleich<br />

zu Männern erhöhte Erkrankungsrisiko<br />

von Frauen könnte daran liegen, dass Frauen in<br />

der Regel über ein potenteres Immunsystem verfügen<br />

als Männer und eine Fehlfunktion daher<br />

folglich auch zu größeren negativen Auswirkungen<br />

führen könnte.<br />

Wo findet man als Betroffener Hilfe?<br />

Robert Schmidt: Erste Anlaufstelle sollte der<br />

Hausarzt sein, der bei Bedarf an spezialisierte<br />

Covid-Ambulanzen verweisen kann. Diese Covid-Ambulanzen,<br />

häufig Hochschulambulanzen,<br />

haben oft eine Spezialisierung auf bestimmte<br />

Organsysteme, sodass entsprechend des individuellen<br />

Beschwerdemusters eine bestimmte<br />

Anlaufstelle gezielt ausgewählt werden kann. Bei<br />

führenden Atembeschwerden könnte dies eine<br />

Covid-Ambulanz sein, die federführend von einer<br />

pulmologischen Abteilung betrieben wird,<br />

bei neurologischen Beschwerden eine Ambulanz<br />

mit neurologischem Schwerpunkt und so weiter.<br />

Hier wird dann genau nach fassbaren krankhaften<br />

Veränderungen oder Funktionseinschrän-<br />

<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2022</strong>


Thema aktuell 7<br />

kungen der Organe gesucht und gegebenenfalls<br />

eine ganz spezifische Therapie eingeleitet. Oft<br />

findet man aber keine befriedigende Erklärung<br />

für die Symptomatik, sodass dann nur die Möglichkeit<br />

besteht, die Symptome zu lindern, etwa<br />

durch Medikamente oder Physiotherapie. Mehr<br />

und mehr werden auch ambulante oder stationäre<br />

Rehabilitationsmaßnahmen angeboten. Eine<br />

besondere Herausforderung dabei ist, die Behandlung<br />

an die individuelle Leistungsfähigkeit<br />

des Patienten anzupassen. Diese kann von Patient<br />

zu Patient ganz unterschiedlich sein. Wird<br />

ein Long-/Post-Covid-Patient überfordert, kann<br />

es nämlich zu deutlichen und langanhaltenden<br />

Verschlechterungen der Symptomatik kommen.<br />

Im Alltag wird das Führen eines Aktivitätstagebuchs<br />

empfohlen, um zu lernen, welche Belastungen<br />

die individuelle Leistungsfähigkeit zulässt.<br />

Der Fachausdruck für das Vermeiden von<br />

Überlastungen ist das sogenannte »Pacing«. Dies<br />

stellt ein zentrales Element in der Behandlung<br />

aller Fatigue-Patienten dar. Natürlich ist es das<br />

Ziel, die Leistungsgrenze durch den Einsatz aller<br />

möglichen Behandlungsoptionen zwar langsam,<br />

aber Stück für Stück wieder nach oben zu<br />

verschieben. Man muss aber eher in Monaten<br />

als in Wochen rechnen, sein Leben so weit wie<br />

möglich an die individuelle Leistungsfähigkeit<br />

anpassen und vor allem Geduld haben.<br />

Wie komme ich als Patient an alle<br />

notwendigen Informationen?<br />

Robert Schmidt: Es kann hilfreich sein, sich einer<br />

Selbsthilfegruppe anzuschließen. Hier können<br />

wertvolle Erfahrungen und Tipps weitergegeben<br />

werden. Außerdem wird es als sehr befreiend<br />

empfunden, sich mit anderen Betroffenen<br />

auszutauschen. Heutzutage verfügen viele<br />

Selbsthilfegruppen über ein umfangreiches Online-Angebot,<br />

sodass man mühelos auf das gesammelte<br />

Wissen zugreifen kann. Derzeit wird<br />

weltweit daran geforscht, die Entstehung von<br />

Long-/Post Covid besser zu verstehen und mögliche<br />

Behandlungsansätze zu finden.<br />

Hat Long Covid auch Ihren<br />

Krankenhausalltag verändert?<br />

Robert Schmidt: Schon seit langer Zeit behandeln<br />

wir im Krankenhaus für Naturheilweisen<br />

Patienten mit postviralem chronischem Erschöpfungssyndrom.<br />

Dieses bewährte Behandlungskonzept<br />

haben wir in modifizierter Form<br />

auf Long-/Post Covid übertragen. Inzwischen<br />

kommen täglich neue Long-Covid-Patienten zu<br />

uns in die Klinik, sie stellen fast schon die größte<br />

Patientengruppe dar. Abgesehen davon hat<br />

Corona generell unseren Arbeitsalltag komplett<br />

verändert. Wir haben nun ein »Corona«-Team,<br />

ein »Abstrichzimmer«, wir tragen alle fast rund<br />

um die Uhr Masken und die regelmäßige Testung<br />

von Mitarbeitern und Patienten ist inzwischen<br />

Routine.<br />

Und wie sieht eine Therapie für Long-/<br />

Post Covid im Krankenhaus für<br />

Naturheilweisen aus?<br />

Robert Schmidt: Wir können Long-/Post-Covid-Patienten<br />

für zehn Tage stationär aufnehmen.<br />

Je nach Allgemeinzustand und nach Ausschöpfung<br />

ambulanter Therapiemöglichkeiten<br />

sind natürlich wiederholte stationäre Aufenthalte<br />

möglich, sodass wir auch eine längerfristige<br />

komplementärmedizinische Begleitung anbieten<br />

können. Für jeden Patienten wird im KfN<br />

ein individuelles Behandlungskonzept zusammengestellt,<br />

je nach individuellem Beschwerdebild.<br />

Das KfN ist im deutschsprachigen Raum<br />

eine der größten Einrichtungen für eine integrative<br />

Patientenversorgung mit 110 stationären<br />

Betten. Aus konventioneller Sicht ist das KfN<br />

eine Fachklinik für Innere Medizin, zusätzlich<br />

werden vor allem klassische Naturheilverfahren<br />

nach Kneipp und weitere komplementärmedizinische<br />

Behandlungsansätze wie die Ausleitenden<br />

Verfahren (z. B. Schröpfen, Blutegel,<br />

Aderlass), Neuraltherapie und Homöopathie<br />

angeboten.<br />

Die fünf Säulen der klassischen Naturheilverfahren<br />

sind Ordnungstherapie, Phytotherapie,<br />

Bewegungstherapie, Ernährungstherapie und<br />

Hydro-/Thermotherapie. Zudem kommen im<br />

KfN die Orthomolekularmedizin (z. B. Vitamine,<br />

Spurenelemente) und die mikrobiologische<br />

Therapie (wie Prä- und Probiotika) zum Einsatz.<br />

Unsere Physikalische Abteilung kann auf<br />

ein besonders breites Angebot verweisen, hierzu<br />

zählen z. B. reflektorische Verfahren wie Fußreflex-<br />

oder Bindegewebsmassage (FRZM/BGM),<br />

manuelle Therapie, reflektorische Atemtherapie<br />

und dynamischer Wirbelsäulenausgleich bis hin<br />

zu osteopathischen Techniken - um nur einige<br />

Verfahren zu nennen. Außerdem führen wir in<br />

unserer Klinik sogenannte moderate Ganzkörperhyperthermien<br />

(mGKHT) durch.<br />

Was versteht man unter »moderater<br />

Ganzkörperhyperthermie«?<br />

Robert Schmidt: Bei der moderaten Ganzkörperhyperthermie<br />

wird die Körperkerntemperatur<br />

in den fieberähnlichen Bereich angehoben.<br />

Zur Person<br />

Dies gelingt in einer Art Kabine durch Bestrahlung<br />

des, in seinem Bett liegenden, Patienten mit<br />

wassergefiltertem Infrarot-A-Licht. Alternativ<br />

können auch Behandlungen mit sogenannten<br />

Überwärmungsbädern nach Schlenz durchgeführt<br />

werden.<br />

Wir können auf weit über 40 000 ambulante<br />

und stationäre mGKHTs seit Beginn dieses<br />

Jahrtausends zurückblicken. Pro Aufenthalt eines<br />

Patienten führen wir in der Regel zwei bis<br />

drei mGKHTs durch. Eine mGKHT dauert etwa<br />

150 Minuten und ist so intensiv, dass zahlreiche<br />

Regulationsprozesse in Gang gesetzt werden,<br />

die vor allem das autonome Nervensystem und<br />

das Immunsystem betreffen. Außerdem kommt<br />

es zu einer ausgeprägten Stoffwechselsteigerung<br />

und zu einer tiefgreifenden Entspannung<br />

der gesamten Muskulatur. Gerade bei chronischen<br />

Schmerzsyndromen, wie beispielsweise<br />

Fibromyalgie, und chronischen Erschöpfungssyndromen<br />

wie dem Chronischen Fatigue Syndrom<br />

oder Long-/Post Covid können wir mit<br />

der mGKHT einen positiven Behandlungseffekt<br />

erzielen. Nachweislich wirkt die mGKHT auch<br />

antidepressiv.<br />

Wie sind Ihre Behandlungserfolge bei<br />

Long Covid?<br />

Robert Schmidt: Um die Effektivität unserer naturheilkundlichen<br />

Komplexbehandlung beim<br />

Long-/Post-Covid-Syndrom zu evaluieren, lassen<br />

wir die teilnehmenden Patienten zu Beginn<br />

ihres Aufenthalts im KfN einen eigens kreierten<br />

Fragebogen zu ihrem aktuellen Gesundheitszustand<br />

ausfüllen. Dies wird dann nach einem Monat<br />

und dann noch einmal nach drei und sechs<br />

Monaten nach Entlassung online datenschutzgerecht<br />

wiederholt. Insgesamt konnten bisher<br />

rund 150 Patienten in die Studie eingeschlossen<br />

werden - Ziel ist der Einschluss von 300 Patienten<br />

bis Ende <strong>2023</strong>. Bisher zeigen die Auswertungen<br />

einen signifikanten Anstieg der Lebensqualität<br />

und des subjektiven Gesundheitszustands<br />

durch die naturheilkundliche Komplexbehandlung<br />

im KfN. Dieser hält auch drei bzw. sechs<br />

Monate nach dem Aufenthalt an, sodass man<br />

berechtigterweise von einem nachhaltigen positiven<br />

Behandlungseffekt sprechen kann.<br />

Robert Schmidt<br />

Facharzt für Innere Medizin, Naturheilverfahren und Homöopathie<br />

Ärztlicher Direktor und Chefarzt<br />

Krankenhaus für Naturheilweisen<br />

Seybothstraße 65 | 81545 München<br />

Tel. 089 / 62505-0<br />

E-Mail: sekretariat@kfn-muc.de<br />

Nähere Infos:<br />

www.krankenhaus-naturheilweisen.de<br />

<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2022</strong>


8 Diagnose & Therapie<br />

Mausarm im Homeoffice<br />

Wenn jeder Klick schmerzt<br />

Fast ein Viertel der berufstätigen Menschen in Deutschland arbeitet laut einer Umfrage<br />

des Münchner ifo-Instituts weiterhin überwiegend von zu Hause aus. Doch längst<br />

nicht immer entspricht der heimische Arbeitsplatz den ergonomischen Anforderungen.<br />

Die Folge: »Krankheitsbilder wie der Mausarm haben deutlich zugenommen«,<br />

weiß der Münchner Orthopäde Dr. Werner Zirngibl vom MVZ im Helios.<br />

pädische Untersuchung wichtig, gegebenenfalls<br />

auch mit bildgebenden Verfahren. Denn andere<br />

Erkrankungen wie ein Karpaltunnelsyndrom<br />

rufen ähnliche Beschwerden hervor, werden jedoch<br />

anders behandelt.<br />

Das Interview zum Thema<br />

Von Dr. Nicole Schaenzler<br />

In den eigenen vier Wänden zu arbeiten, hat<br />

viele Vorteile – kann aber auch Tücken haben.<br />

Denn anders als im Büro sind im Homeoffice<br />

die Anforderungen an einen ergonomischen<br />

Arbeitsplatz oft nicht erfüllt. Vor allem, wenn<br />

überwiegend mit dem Laptop gearbeitet wird,<br />

sehen die Orthopäden Risiken. Denn die damit<br />

einhergehenden stereotypischen Bewegungen<br />

belasten Arme und Hände in besonderem Maße<br />

– und münden nicht selten in ein Krankheitsbild,<br />

das Repetitive-Strain-Injury-Syndrom,<br />

kurz RSI-Syndrom, genannt wird: Verletzung<br />

durch wiederholte Beanspruchung. Hierzulande<br />

hat sich der Begriff »Mausarm« etabliert: »Tatsächlich<br />

sind winzige Verletzungen an den beteiligten<br />

Muskeln und Sehnen für den Mausarm<br />

verantwortlich«, erklärt Dr. Zirngibl. Oft sind<br />

Unterarm und Handgelenk betroffen, aber auch<br />

an Ellenbogen und Oberarm, Nacken, Schulter<br />

und Rücken können sich die Beschwerden bemerkbar<br />

machen.<br />

Erst bei Belastung, später auch in Ruhe<br />

Ein leichtes Ziehen, Kribbeln, ein unangenehmes<br />

Taubheits- oder Schwächegefühl – das sind<br />

die typischen Symptome eines Mausarms. Dabei<br />

durchläuft das Krankheitsbild verschiedene<br />

Stadien: Zunächst treten die Beschwerden nur<br />

während der entsprechenden Tätigkeit auf, um<br />

in Pausen oder nach Büroschluss erst einmal<br />

schnell abzuklingen. Später halten sie jedoch<br />

auch im Ruhezustand weiter an. »Selbst wenn<br />

nach einer längeren Auszeit, z. B. im Urlaub, die<br />

Beschwerden vollständig abgeklungen zu sein<br />

scheinen, melden sie sich sofort zurück, sobald<br />

der Betroffene wieder die Tastatur oder Maus<br />

bedient«, weiß Dr. Zirngibl. Deshalb gestaltet<br />

sich die Therapie oft schwierig und kann sogar<br />

ins Leere laufen, wenn sich die auslösenden Faktoren<br />

nicht ändern.<br />

Auch wenn es bislang keine einheitlichen Diagnoserichtlinien<br />

gibt, ist eine eingehende ortho-<br />

Wie wird ein RSI-Syndrom behandelt? Und<br />

was kann man selbst tun? Antworten gibt der<br />

Münchner Orthopäde und Sportmediziner Dr.<br />

Werner Zirngibl im Gespräch mit <strong>TOPFIT</strong>.<br />

Herr Dr. Zirngibl, wie wird ein RSI-<br />

Syndrom behandelt?<br />

Dr. Zirngibl: Oberstes Gebot ist, den betroffenen<br />

Arm ruhig zu stellen – und zwar wirklich<br />

so lange, bis die Symptome vollständig abgeklungen<br />

sind. Lokale Kälte- bzw. Wärmeanwendungen<br />

und/oder Ultraschallbehandlungen<br />

zur Tiefendurchblutung unterstützen den Heilungsprozess.<br />

Gute Erfahrungen haben wir auch<br />

mit der ACP-Therapie gemacht, eine Form der<br />

Eigenblutbehandlung, bei der patienteneigenes<br />

Blut nach einer speziellen Aufbereitung in den<br />

schmerzenden Bereich injiziert wird. Bei diesem<br />

Verfahren machen wir uns zunutze, dass das<br />

Blut körpereigene Wirkstoffe wie Blutplättchen<br />

und Wachstumsfaktoren enthält, die die Heilung<br />

in Gang setzen und beschleunigen. Hierzu<br />

wird das Konzentrat z. B. direkt in ein schmer-<br />

Foto oben: © jopanuwatd / 123rf.com<br />

<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2022</strong>


Diagnose & Therapie<br />

9<br />

Dr. Zirngibl: Sehr wichtig. Regelmäßige Bewegung<br />

am Computerarbeitsplatz hilft, Hand und<br />

Arm gesund zu halten. Aber letztlich profitiert<br />

der gesamte Bewegungsapparat, wenn man<br />

mindestens einmal pro Stunde aufsteht, einizendes<br />

Gelenk oder an eine gereizte, entzündete<br />

oder eingerissene Sehne injiziert. Da es sich<br />

nicht um eine körperfremde, sondern um eine<br />

körpereigene Substanz handelt, ist die ACP-<br />

Therapie sehr gut verträglich. Das aufbereitete<br />

Eigenblut enthält eine hohe Konzentration an<br />

Wachstumsfaktoren, dämmt die Entzündung<br />

ein und beschleunigt die Heilung.<br />

Macht auch eine Physiotherapie Sinn?<br />

Dr. Zirngibl: Auf jeden Fall. Vor allem gezielte<br />

Dehn- und Kräftigungsübungen unter Anleitung<br />

eines Physiotherapeuten wirken sich positiv<br />

aus. Generell sollte der Physiotherapeut oder<br />

die Physiotherapeutin ein individuelles Programm<br />

erstellen, das auf das Stadium des RSI-<br />

Syndroms abgestimmt ist.<br />

Was kann man selbst tun, um die<br />

Beschwerden eines RSI-Syndroms zu<br />

mildern?<br />

Dr. Zirngibl: Wichtigste Maßnahme ist eine ergonomische<br />

Umgestaltung des Arbeitsplatzes<br />

– das gilt auch und gerade für die Arbeit im<br />

Homeoffice. Zu Hause wird oft mit Laptop gearbeitet.<br />

Ratsamer ist jedoch, für die Bildschirmarbeit<br />

einen Computer mit einer externen Tastatur,<br />

einem Extramonitor und einer Maus zu<br />

verwenden. Dabei sollten Tastatur und Maus so<br />

platziert werden, dass die Handgelenke nicht abgeknickt<br />

sind. Im Handel sind zudem spezielle<br />

Mäuse erhältlich, die die natürliche Handhal-<br />

tung unterstützen. Mauspads mit Stützpolstern<br />

verhindern eine überstreckte Arbeitshaltung der<br />

Hand. Der Bildschirm sollte grob eine Armlänge<br />

entfernt sein. Und natürlich sollte man auch<br />

auf die passende Sitz- und Tischhöhe sowie auf<br />

die richtige Sitzhaltung achten - das schließt<br />

dann ein Arbeiten am niedrigen Wohnzimmertisch<br />

oder auf dem Sofa aus.<br />

Wie wichtig ist es, während der Arbeit<br />

regelmäßig eine Pause zu machen?<br />

Zur Person<br />

Nähere Infos: www.mvz-im-helios.de<br />

ge Schritte durch die Wohnung geht, sich dabei<br />

immer wieder streckt und die Muskeln lockert.<br />

Speziell zur Vorbeugung eines Mausarms haben<br />

sich zudem einfache Handübungen bewährt.<br />

Also beispielsweise beim Schreiben mehrmals<br />

pro Stunde Hände und Arme ausschütteln, kreisende<br />

Bewegungen mit den Händen machen<br />

oder die Hände immer mal wieder zur Faust<br />

formen. Patienten, die bereits einen Mausarm<br />

überstanden haben, empfehle ich zur Vorbeugung<br />

eines Rückfalls, während der Computerarbeit<br />

eine spezielle Handgelenksorthese oder<br />

-bandage zu tragen. Individuell einstellbar werden<br />

die Sehnenansätze am Unterarm entlastet,<br />

ohne dabei die natürlichen Bewegungsabläufe<br />

einzuschränken.<br />

Dr. med. Werner Zirngibl ist als Facharzt für Orthopädie, Chirotherapie und Sportmedizin<br />

im Münchner MVZ im Helios niedergelassen. Als ehemaliger Profi-Tennisspieler war<br />

er 14-mal Deutscher Tennismeister, er spielte beim Daviscup und anderen international<br />

renommierten Turnieren. Heute ist Dr. Zirngibl ein anerkannter Experte für die Behandlung<br />

von Sportverletzungen, der u. a. als langjähriger Turnierarzt beim Tennis-ATP BMW Open<br />

München auch Leistungs- bzw. Profisportler medizinisch betreut. Zu Dr. Zirngibls Leistungsspektrum<br />

gehören u. a. die konventionelle und operative Therapie von Ellbogen-, Knie- und<br />

Sprunggelenkverletzungen. Außerdem nimmt er minimal-invasive Wirbelsäuleneingriffe<br />

vor und arbeitet mit innovativen schmerztherapeutischen Verfahren.<br />

Redaktion: Dr. Nicole Schaenzler<br />

Mitarbeit: Tanja Echter, Alexander Friedrich,<br />

Sabine Jansen (Veranstaltungskalender), Apotheker<br />

Thomas Knaier, Dr. Nina Schreiber, Isabel Virnich<br />

Bildnachweis: Titelbild: © veloliza / 123rf.com<br />

Innenteil: Bildnachweise bei den Fotos; alle anderen<br />

Fotos: © Letter Content Media, München.<br />

Grafik + Produktion: Letter Content Media,<br />

Sebastian-Bauer-Straße 20c, 81737 München<br />

Tel. 089 / 67 91 74 20<br />

E-Mail: produktion@letter-content.de<br />

Druck: F&W Druck- und Mediencenter GmbH<br />

Holzhauser Feld 2, D-83361 Kienberg<br />

Geschäftsbedingungen<br />

Zurzeit gilt die Anzeigen- Preisliste 22 vom<br />

01.10.<strong>2022</strong>. Es gelten die »Allgemeinen Geschäftsbedingungen<br />

für Anzeigen in Zeitschriften«<br />

und die zusätzlichen Geschäftsbedingungen des<br />

Verlags.<br />

Urheber- und Leistungsschutzrechte<br />

Die in diesem Printmedium veröffentlichten<br />

Inhalte unterliegen dem deutschen Urheber- und<br />

Leistungsschutzrecht. Inhalte und Rechte Dritter<br />

sind dabei als solche gekennzeichnet. Jede vom<br />

deutschen Urheber- und Leistungsschutzrecht<br />

nicht zugelassene Verwertung bedarf der vorherigen<br />

schriftlichen Zustimmung des Verlags oder<br />

jeweiligen Rechteinhabers. Dies gilt insbesondere<br />

für Vervielfältigung, Bearbeitung, Übersetzung,<br />

Einspeicherung, Verarbeitung bzw. Wiedergabe<br />

von Inhalten in Printmedien, Datenbanken oder<br />

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Die unerlaubte Vervielfältigung oder Weitergabe<br />

von Inhalten ist nicht gestattet und strafbar. Die<br />

Urheberrechte der von Letter Content Media<br />

konzipierten Anzeigen liegen beim Verlag.<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte und<br />

Fotos wird keine Haftung übernommen. Mit der<br />

Annahme des Manuskripts erwirbt der Verlag das<br />

ausschließliche Verwertungsrecht.<br />

Diese Zeitschrift kann u. a. werbliche Informationen<br />

über verschreibungspflichtige und frei verkäufliche<br />

Arzneimittel enthalten. Ihre Anwendung ersetzt<br />

keinesfalls die Inanspruchnahme eines Arztes.<br />

Aus Gründen der Lesbarkeit wird weiterhin das<br />

generische Maskulin verwendet. Es soll alle<br />

Geschlechter gleichberechtigt anzeigen.<br />

Impressum<br />

Verlag: Letter Content Media<br />

Inhaberin: Dr. Nicole Schaenzler (verantwortlich<br />

für Anzeigen)<br />

Sebastian-Bauer-Straße 20c<br />

81737 München<br />

Tel.: 089 / 63 74 743<br />

Fax: 089 / 67 92 01 61<br />

E-Mail: N.Schaenzler@letter-content.de<br />

Chefredaktion: Dr. Nicole Schaenzler (verantwortlich<br />

für redaktionellen Inhalt) — Adresse wie Verlag<br />

Anzeigenverkauf: Sabine Ehinger<br />

Tel.: 089 / 30 76 43 32<br />

Mobil: 0171 / 78 85 179<br />

E-Mail: s.ehinger@topfit-gesund.de<br />

Vertriebsorganisation: Herbert Schwinghammer<br />

E-Mail: vertrieb@letter-content.de<br />

Für die medizinische Fachberatung<br />

in dieser Ausgabe danken wir<br />

Prof. Dr. Johannes Beckmann<br />

Chefarzt der Klinik für<br />

Orthopädie und Unfallchirurgie<br />

Krankenhaus Barmherzige Brüder München<br />

Romanstraße 93 | 80639 München<br />

Tel: 089 / 1797-2502 (Chefsekretariat)<br />

www.barmherzige-muenchen.de<br />

Robert Schmidt<br />

Ärztliche Direktor und Chefarzt<br />

Krankenhaus für Naturheilweisen<br />

Seybothstraße 65 | 81545 München<br />

Tel. 089 / 62505-0<br />

www.krankenhaus-naturheilweisen.de<br />

Prof. Dr. Gerd Schulze-Körne<br />

Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie,<br />

Psychosomatik und Psychotherapie<br />

LMU Klinikum München<br />

Nußbaumstraße 5a | 80336 München<br />

Tel. 089 / 44 00 55 9 11<br />

www.lmu-klinikum.de/kinder-und-jugendpsychiatrie<br />

Dr. med. Felix Söller<br />

MVZ im Helios<br />

Helene-Weber-Allee 19 | 80637 München<br />

Tel. 089 / 15 92 77-0<br />

www.mvz-im-helios.de<br />

Dr. med. Hans-Hermann Wörl<br />

Widenmeyerstraße 16 | 80538 München<br />

Tel. 089 / 54 80 66 66<br />

www.widenmayer16.de<br />

Dr. med. Werner Zirngibl<br />

MVZ im Helios<br />

Helene-Weber-Allee 19 | 80637 München<br />

Tel. 089 / 15 92 77-0<br />

www.mvz-im-helios.de<br />

<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2022</strong>


10 Diagnose & Therapie<br />

Bruststraffung<br />

Wieder schön in Form<br />

dank innerem BH<br />

Foto oben: © f8studio / 123rf.com<br />

Jede Frau ist anders. Aber keine Frau sieht<br />

es gern, wenn sich ihre Brüste in Richtung<br />

»Hängebusen« entwickelt haben. Eine<br />

Möglichkeit, der erschlafften Brust wieder<br />

zu einer jugendlich straffen Form zu verhelfen,<br />

ist die Bruststraffung mithilfe einer<br />

Technik, die »innerer BH« genannt wird.<br />

Über die Vorteile dieser innovativen Vorgehensweise<br />

sprach <strong>TOPFIT</strong> mit dem Münchner<br />

Facharzt für Plastische und Ästhetische<br />

Chirurgie Dr. med. Hans-Hermann Wörl.<br />

Von Dr. Nicole Schaenzler<br />

Herr Dr. Wörl, man liest und hört es immer wieder:<br />

Mit einem gezielten Training zur Stärkung<br />

von Brustmuskulatur und Bindegewebe soll<br />

ein erschlaffte Brust wieder in Form gebracht<br />

werden. Richtig oder falsch?<br />

Dr. Wörl: Ich würde sagen, eher falsch. Wenn<br />

überhaupt, profitieren allenfalls junge Frauen<br />

von einem gezielten Workout zur Stärkung von<br />

Muskulatur und Bindegewebe ihrer Brüste. Ist jedoch<br />

das Älterwerden der Grund, dass die Brüste<br />

sich in Richtung »Hängebusen« entwickeln, oder<br />

sind erschlaffte Brüste die Folge von Schwangerschaften,<br />

hilft leider kein Sport, um diesen Prozess<br />

rückgängig zu machen.<br />

Warum entsteht überhaupt ein schlaffer Busen?<br />

Dr. Wörl: Hat der Alterungsprozess erst einmal<br />

begonnen, neigt die Haut dazu, zu erschlaffen –<br />

und mit ihr dann oft auch die weibliche Brust.<br />

Erste Anzeichen zeigen sich häufig schon um das<br />

35. Lebensjahr: Etwa zu diesem Zeitpunkt beginnt<br />

die Haut langsam an Spannkraft einzubüßen.<br />

Zunächst fühlt sich die Brust vielleicht nur<br />

etwas weicher an als früher. Aber mit der Zeit<br />

kann der Verlust an Elastizität zunehmend sichtbar<br />

werden. Vor allem Frauen, die ein schwaches<br />

Bindegewebe haben oder erblich vorbelastet sind,<br />

bemerken oft schon recht früh, dass ihre Brüste<br />

an Festigkeit und Form verlieren. Aber auch<br />

durch andere – altersunabhängige - Faktoren wie<br />

Gewichtsschwankungen oder ein starker Gewichtsverlust<br />

können Brüste ihre Straffheit verlieren<br />

und dann herabhängen. Dies kann für die<br />

betroffenen Frauen sehr belastend sein.<br />

Sie erwähnten, dass auch Schwangerschaften zu<br />

einer »Hängebrust« führen können …<br />

Dr. Wörl: Ja, eine oder mehrere Schwangerschaften<br />

sind sogar ein häufiger Grund, dass Brüste<br />

ihre Straffheit verlieren. Durch die starke Vergrößerung<br />

der Brust schon in den ersten Wochen<br />

der Schwangerschaft wird die Haut der Brust<br />

stark beansprucht. Dann kann es passieren, dass<br />

sie überdehnt und sich nicht wieder vollständig<br />

zurückbildet, wenn das Brustvolumen spätestens<br />

mit dem Ende der Stillzeit wieder abnimmt. Zurück<br />

bleibt eine überdehnte Haut, der Busen erscheint<br />

»leerer« und schlaffer – bis hin zum optischen<br />

Erscheinungsbild einer »Hängebrust«.<br />

Oft höre ich dann von meinen Patientinnen: ›Ich<br />

möchte, dass meine Brüste wieder genauso sind,<br />

wie sie vor der Geburt meiner Kinder waren‹.<br />

Können Sie den betroffenen Frauen helfen?<br />

Dr. Wörl: Ja, und zwar mithilfe einer Bruststraffung.<br />

Auf diese Weise kann die Brust wieder in<br />

eine straffere Form und höhere Position zurückgebracht<br />

werden. Hierfür werden der Hautmantel<br />

verkleinert und der Sitz der abgesunkenen Brustwarze<br />

angehoben, ohne das Drüsen- und Fettgewebe<br />

zu reduzieren. Ob bereits eine einfache<br />

Straffung genügt, um die Brust in die gewünschte<br />

Form zu bringen, oder ob sich für ein optimales<br />

Ergebnis beispielsweise eine Kombination aus<br />

Bruststraffung und dem Einsatz eines Implantats<br />

empfiehlt, wodurch die Brust auch wieder mehr<br />

Volumen erhält, wird immer individuell und gemeinsam<br />

mit der Patientin entschieden.<br />

Sie setzen die Technik des Inneren BHs ein.<br />

Was sind die Vorteile?<br />

Dr. Wörl: Bei einer Bruststraffung besteht mit der<br />

Zeit die Tendenz, dass das Brustgewebe abermals<br />

erschlafft und die Brust über kurz oder lang wieder<br />

herabsinkt. Mit der modernen Technik des<br />

Inneren BHs kann man diesem Absinken entgegenwirken<br />

und so dafür sorgen, dass die gestraffte<br />

Brust längerfristig ihre schöne ansprechende<br />

Form behält. Besonders bei schwachem Bindegewebe<br />

hat sich diese Vorgehensweise gegenüber<br />

herkömmlichen Techniken bewährt. Damit ein<br />

innerer BH entsteht, nutzen wir die überschüssige<br />

Haut: Sie wird nicht entfernt, sondern stattdessen<br />

innen vernäht. Auf diese Weise nutzen wir<br />

sie, wie einen straffen Gürtel, als Stütze für die<br />

Brust, um sie von unten zu stabilisieren. Das Ergebnis<br />

hält viele Jahre lang – ein absoluter Pluspunkt<br />

dieser Technik.<br />

Kann eine Bruststraffung auch mit einer Brustverkleinerung<br />

oder Brustvergrößerung kombiniert<br />

werden?<br />

Dr. Wörl: Ja, die Bruststraffung kann grundsätzlich<br />

mit dem bereits erwähnten Einsatz eines<br />

Implantats zur Brustvergrößerung oder auch<br />

mit einer Brustverkleinerung kombiniert werden.<br />

Ebenso ist eine gleichzeitige Korrektur der<br />

Brustwarze möglich. Oder die Bruststraffung<br />

wird mit anderen Straffungsmaßnahmen kombiniert,<br />

etwa mit einer Bauchstraffung. Oft ist es<br />

ja so, dass nicht nur die Brust, sondern auch die<br />

Bauchdecke infolge einer oder mehrerer Schwangerschaften<br />

stark erschlafft ist. Dann bietet sich<br />

eine kombinierte Vorgehensweise – ein Mommy<br />

Makeover – an. Allen Behandlungen ist gemeinsam,<br />

dass sie technisch sehr anspruchsvoll<br />

sind und deshalb die spezialisierte Erfahrung des<br />

Plastisch-Ästhetischen Chirurgen voraussetzen.<br />

Der Münchner Facharzt für Plastische Chirurgie Dr. Hans-Hermann Wörl praktiziert<br />

gemeinsam mit seinen Kollegen in der Praxisgemeinschaft Widenmayer 16 — Plastische<br />

Chirurgie & Ästhetik an der Isar. Im Einzelnen umfasst sein Behandlungsspektrum<br />

nahezu sämtliche Leistungen der Rekonstruktiven (u. a. Korrekturen nach Brustkrebs,<br />

Folgeoperationen nach massivem Gewichtsverlust, Fettabsaugungen bei Lipöde men)<br />

und der Ästhetischen Chirurgie. Dazu gehören alle operativen wie auch nicht-operativen<br />

Maßnahmen (z. B. Botox, Filler) zur Gesichtsverjüngung, Lidkorrektur, Brustvergrößerung,<br />

Brustverkleinerung und -straffung, Fettabsaugung, Bodycontouring /<br />

Bodylift, Oberarm-, Oberschenkel- und Bauchdeckenstraffung.<br />

Nähere Infos: www.widenmayer16.de<br />

<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2022</strong>


Diagnose & Therapie<br />

11<br />

PRP-Therapie<br />

Sanfte Hilfe bei<br />

Bandscheibenproblemen<br />

Bildnachweis (oben): © oopqoo / 123rf.com<br />

Jeder dritte Deutsche leidet regelmäßig<br />

unter Rückenschmerzen – und oft sind es<br />

degenerativ veränderte Bandscheiben,<br />

die vom Orthopäden als Hauptschuldige<br />

ausgemacht werden. »Sind die verschleißbedingten<br />

Veränderungen noch nicht zu<br />

weit fortgeschritten, kann die PRP-Therapie,<br />

die zu den Eigenblutbehandlungen gehört,<br />

eine Therapieoption sein«, erklärt der<br />

Münchner Orthopäde Dr. Felix Söller vom<br />

MVZ im Helios.<br />

Von Dr. Nicole Schaenzler<br />

Der Verschleiß an den Bandscheiben beginnt<br />

bereits zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr –<br />

ein natürlicher Prozess, der erst einmal nicht<br />

zwangsläufig in ein behandlungsbedürftiges<br />

Krankheitsbild münden muss. Es gibt jedoch einige<br />

Risikofaktoren, die das Voranschreiten einer<br />

Bandscheibendegeneration erheblich beschleunigen<br />

und dann hartnäckige Rückenschmerzen<br />

hervorrufen können: »Neben einer genetischen<br />

Veranlagung, Übergewicht und Bewegungsmangel<br />

sind es vor allem eine schlecht trainierte Haltemuskulatur<br />

und einseitige Belastungen wie viel<br />

Sitzen, die den Bandscheiben zu schaffen macht«,<br />

erklärt Dr. Söller.<br />

Eine degenerativ veränderte Bandscheibe verliert<br />

an Elastizität und büßt nach und nach ihre Fähigkeit<br />

ein, Wasser zu speichern. Dadurch wird<br />

sie flacher, sie verliert an Substanz und damit an<br />

Höhe. Der Höhenverlust beeinträchtigt nicht nur<br />

die präzise aufeinander abgestimmten Bewegungen<br />

zwischen den Wirbeln, sondern er führt auch<br />

dazu, dass die Bänder, die die Wirbelsäule stabilisieren,<br />

allmählich erschlaffen. Auf diese Weise<br />

steigt nicht nur die Belastung für die Bandscheiben<br />

weiter an, sondern auch die Gelenke<br />

zwischen den Wirbelfortsätzen werden immer<br />

mehr in Mitleidenschaft gezogen – der Beginn<br />

einer fatalen Kettenreaktion. Denn nun nimmt<br />

die Stabilität der Wirbelsäule immer mehr ab,<br />

die Wirbelkörper werden gegeneinander beweglicher<br />

und kommen sich immer näher. Der zunehmendem<br />

Instabilität versucht der Körper mit<br />

Reparaturvorgängen entgegenzuwirken, um so<br />

die Tragfähigkeit der Wirbelkörper zu vergrößern:<br />

»An den Rändern der Wirbelkörper entstehen<br />

Knochenanbauten, die auf Röntgenaufnahmen<br />

dann als Zacken oder Kanten erkennbar<br />

sind«, beschreibt der Münchner Orthopäde. Die<br />

Folge: Der Raum für die Bandscheiben wird weiter<br />

verengt. Hinzu kommen schmerzhafte Entzündungsreaktionen,<br />

die nicht zuletzt durch die<br />

Druckbelastung in den Wirbelkörpern hervorgerufen<br />

werden. Dieses Krankheitsbild nennen<br />

die Mediziner Osteochondrose. Am Ende der<br />

verschleißbedingten Formveränderungen der<br />

Bandscheibe und Wirbelkörper können weitere<br />

Komplikationen stehen – bis hin zu schweren<br />

Kompressionsschäden an den Nerven, die durch<br />

den Wirbelkanal verlaufen.<br />

Was Blutplättchen so alles können<br />

Soweit sollte man es also möglichst nicht kommen<br />

lassen. Rechtzeitig eingeleitet, lassen sich<br />

abgenutzte Bandscheiben mit einer angemessenen<br />

Therapie bis zu einem gewissen Grad wieder<br />

reparieren – vorausgesetzt, der äußere Ring des<br />

Bandscheibenkerns ist noch weitgehend intakt.<br />

Eine moderne patientenschonende Behandlungsoption<br />

ist die PRP-Therapie. PRP steht für Platlett<br />

Rich Plasma beziehungsweise thrombozytenreiches<br />

Plasma. Das ist ein körpereigenes (autologes)<br />

Blutplasma, das in einem speziellen Herstellungsprozess<br />

konditioniert, also mithilfe der<br />

Zentrifuge unter sterilen Bedingungen von den<br />

restlichen Blutbestandteilen getrennt und konzentriert<br />

wurde. Das Besondere an dem aufbereiteten<br />

Blutplasma ist, dass es vor allem Blutplättchen<br />

(Thrombozyten) sowie zahlreiche Wachstumsfaktoren<br />

enthält. Und von diesen biologisch<br />

aktiven Substanzen weiß man inzwischen, dass<br />

sie eine Heilung in Gang setzen und beschleunigen<br />

können. Treten im Körper Verletzungen auf,<br />

wandern nämlich umgehend Blutplättchen in<br />

großer Zahl an den Ort des Geschehens, um die<br />

Wunde zu verschließen. Dabei setzen die Blutplättchen<br />

unter anderem Wachstumsfaktoren<br />

frei, die bei der Reparatur und Zellregeneration<br />

des betroffenen Gewebes helfen und gleichzeitig<br />

Entzündungen hemmen – und genau diesen Effekt<br />

macht sich die PRP-Therapie zunutze.<br />

Zur Person<br />

Höhengewinn für die Bandscheibe<br />

Basis für das Konzentrat ist etwas Blut, das vom<br />

Patienten selbst stammt. »Der große Vorteil einer<br />

Behandlung mit Eigenblut ist, dass es zu 100<br />

Prozent biologisch und sehr gut verträglich ist.<br />

Die Wirkstoffe stammen ausschließlich aus dem<br />

eigenen Körper, dem Konzentrat wird nichts<br />

von außen zugefügt«, betont der Orthopäde. Die<br />

Zentrifugation dauert nur wenige Minuten, sodass<br />

alle Schritte in einer Behandlung erfolgen:<br />

von der Entnahme einer kleinen Blutmenge aus<br />

der Armvene des Patienten, der Aufbereitung im<br />

Labor unter sterilen Bedingungen und schließlich<br />

der Injektion in die zu behandelnde Region.<br />

Bei der Therapie von abgenutzten Bandscheiben<br />

ist die behandelnde Region ihr Inneres: »Unter<br />

Sichtkontrolle injizieren wir das Konzentrat direkt<br />

in den gallertigen Kern der Bandscheibe«,<br />

erklärt Dr. Söller. Das therapeutische Ziel der<br />

PRP-Therapie: den Wassergehalt der Bandscheibe<br />

zu steigern, ihre Elastizität zu verbessern, die<br />

ursprüngliche Bandscheibenhöhe möglichst wiederherzustellen<br />

– und so ein Fortschreiten der<br />

degenerativen Veränderungen zu vermeiden oder<br />

zumindest deutlich zu verlangsamen.<br />

Der Behandlungszyklus erfolgt in Lokalanästhesie<br />

und kann deshalb gut ambulant durchgeführt<br />

werden. In der Regel sind drei Injektionen innerhalb<br />

von drei bis vier Wochen notwendig. Viele<br />

Patienten verspüren oft schon während des Behandlungszyklus<br />

eine deutliche Linderung ihrer<br />

Beschwerden, aber manchmal kann es auch einige<br />

Wochen dauern, bis eine Besserung eintritt.<br />

Dr. med. Felix Söller ist Facharzt für Orthopädie, Chirotherapie, Sportmedizin und Akupunktur<br />

und praktiziert zusammen mit seinen Kollegen Dr. med. Heribert Konvalin,<br />

Dr. med. Werner Zirngibl und Dr. med. Steffen Zenta im MVZ im Helios. Zu seinen Behandlungsschwerpunkten<br />

gehören neben minimal-invasiven Wirbelsäulen interventionen auch<br />

die operative Behandlung von Schulter-, Hand- und Ellbogen-Erkrankungen sowie von Knieund<br />

Vorfuß-Erkran kungen.<br />

Nähere Infos: www.mvz-im-helios.de<br />

<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2022</strong>


12 Diagnose & Therapie<br />

<strong>Winter</strong>blues<br />

Raus aus dem Stimmungstief!<br />

Foto: © queen1987 / 123rf.com<br />

Wenn die Tage kürzer und dunkler werden,<br />

verlieren manche Menschen ihr positives<br />

Lebensgefühl. Schon nach dem Aufwachen<br />

würden sie am liebsten im Bett liegenbleiben,<br />

sie fühlen sich schlapp und antriebsarm.<br />

Ihre Stimmung ist getrübt, sie sind<br />

ständig müde und haben Heißhunger auf<br />

Süßes. SAD oder auch <strong>Winter</strong>depression<br />

nennen die Ärzte das Leiden, das Jahr für<br />

Jahr in den Herbstmonaten beginnt – und<br />

dann im Frühling sang und klanglos von<br />

selbst verschwindet.<br />

Von Dr. Nina Schreiber<br />

Seit der Corona-Pandemie und dem Wissen<br />

darum, dass eine durchgemachte SARS-<br />

CoV-2-Infektion eine fürchterliche Spätkomplikation<br />

namens Long Covid zur Folge haben<br />

kann (siehe auch Interview, Seite 6f.), befürchtet<br />

manch einer, der sich gerade jetzt ständig müde<br />

und erschöpft fühlt, er könnte auch davon betroffen<br />

sein. Häufig steckt jedoch etwas anderes<br />

dahinter – insbesondere, wenn sich zur Schlappheit<br />

und Antriebslosigkeit noch ein anhaltendes<br />

Stimmungstief dazugesellt. Dann liegt sehr<br />

wahrscheinlich eine saisonal auftretende Störung<br />

des Gefühlslebens, eine Seasonal affective<br />

disorder, kurz SAD, vor, die hierzulande auch als<br />

<strong>Winter</strong>depression bezeichnet wird.<br />

Schon 1921 berichtete der Psychiater Emil Kraepelin<br />

von Fällen mit diesen Krankheitssymptomen.<br />

Doch erst 1980 wurde das Phänomen<br />

»<strong>Winter</strong>depression« von US-Wissenschaftlern<br />

ausführlich beschrieben. Inzwischen gilt die<br />

SAD als eigenständige Erkrankung, die sich von<br />

anderen Depressionsformen vor allem darin unterscheidet,<br />

dass die Symptome ausschließlich<br />

im Herbst und <strong>Winter</strong> auftreten – und in den<br />

lichtreicheren, wärmeren Jahreszeiten wieder<br />

vergehen.<br />

Im Norden häufig – im Süden selten<br />

Zwar ist die <strong>Winter</strong>depression insgesamt seltener<br />

als andere Depressionsformen, doch dürfte<br />

die Zahl der Betroffenen in Europa bei etwa<br />

drei Prozent liegen. Dabei kommt SAD in den<br />

südlicheren Ländern sehr viel seltener vor als<br />

in den nördlicheren Breiten. Die Mehrzahl der<br />

Betroffenen spürt die ersten Symptome, wenn<br />

Ende Oktober die Uhren auf <strong>Winter</strong>zeit zurückgestellt<br />

werden. Dabei kann es sein, dass die Beschwerden<br />

in den nächsten Wochen kontinuierlich<br />

zunehmen oder dass sie sich gleich »mit voller<br />

Wucht« einstellen.<br />

Schlafförderndes Melatonin<br />

Ursache für die <strong>Winter</strong>depression ist Lichtmangel.<br />

Abgesehen davon, dass das Licht als Taktgeber<br />

für viele Prozesse maßgebend ist, die im<br />

Körper als Zyklen (z. B. Wach- und Schlafphasen)<br />

ablaufen, hat Licht auch einen direkten Einfluss<br />

auf die Melatonin- und Serotoninproduktion.<br />

Und weil im Herbst und <strong>Winter</strong> weniger<br />

Tageslicht auf bestimmte Sinneszellen der Augen<br />

trifft, wird mehr Melatonin ausgeschüttet<br />

– ein Hormon, das u. a. eine schlaffördernde<br />

Wirkung hat. Gleichzeitig wird die Herstellung<br />

des stimmungsaufhellenden Nervenbotenstoffs<br />

Serotonin gedrosselt. Die Folge: Der Organismus<br />

schaltet nun auch tagsüber auf »Sparflamme«<br />

um und stellt sich auf die vermeintliche<br />

»Nachtruhe« ein. Die meisten Menschen haben<br />

daher im Herbst und <strong>Winter</strong> generell ein größeres<br />

Schlafbedürfnis und fühlen sich weniger fit<br />

und aktiv als im Sommer; der Serotoninmangel<br />

tut ein Übriges, sodass sich zum körperlichen<br />

Energieverlust häufig auch eine niedergedrückte<br />

Stimmung und ein Gefühl der inneren Leere<br />

oder Traurigkeit einstellen.<br />

Wissenschaftler sehen in dem natürlichen<br />

Schongang des Körpers eine Annäherung an<br />

den <strong>Winter</strong>schlaf, der im Rahmen der physiologischen<br />

Veränderung denn auch als durchaus<br />

normal eingestuft wird. Dazu passen Erscheinungen<br />

wie ständige Müdigkeit und ein erhöhtes<br />

Schlafbedürfnis, aber auch Energielosigkeit<br />

und rasche Erschöpfung. Fehlen die Symptome<br />

einer Depression, gehen die Fachleute von einer<br />

abgeschwächten Form der <strong>Winter</strong>depression<br />

aus, die subsyndromale SAD (s-SAD) genannt<br />

wird. Aber es kann auch sehr viel schlimmer<br />

kommen: Dann sind die Beschwerden so stark<br />

ausgeprägt, dass sie Auswirkungen auf das berufliche<br />

und soziale Leben haben. Das sind die<br />

typischen Anzeichen einer manifesten <strong>Winter</strong>depression<br />

– und es sollten Maßnahmen zur<br />

Linderung getroffen werden.<br />

Je heller, desto besser<br />

Wer es im Alltag nicht schafft, sich regelmäßig<br />

eine Stunde an der frischen Luft zu bewegen,<br />

kann gegen den <strong>Winter</strong>blues eine Lichtdusche<br />

nehmen. Der Psychiater Alfred Lewy entdeckte<br />

1985, dass helles, künstliches Licht die Melatoninfreisetzung<br />

hemmt und die Aktivität der<br />

Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin steigert.<br />

Das helle Licht bringt bei richtiger Anwendung<br />

die innere Uhr wieder in ihren Takt und<br />

sorgt gleichzeitig dafür, dass Serotonin in höherer<br />

Konzentration vorliegt. Deshalb wirkt Licht<br />

auch bei Gesunden leistungssteigernd und erhöht<br />

generell das Wohlbefinden.<br />

Für die Lichttherapie ist das vom menschlichen<br />

Auge wahrnehmbare Licht mit einer Wellenlänge<br />

von ca. 400 bis 780 Nanometer am bes-<br />

<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2022</strong>


Diagnose & Therapie<br />

13<br />

ten geeignet. Solche Lampen sind mit speziellen<br />

Leuchtstoffröhren ausgestattet und im medizinischen<br />

Fachhandel, z. B. als Lichtduschen oder<br />

als Lichtschirme für den Tisch, zur Montage an<br />

die Wand oder als Bodenstative für die Heimanwendung,<br />

erhältlich.<br />

Wer es im Alltag nicht schafft, sich regelmäßig<br />

eine Stunde an der frischen Luft zu bewegen,<br />

kann eine Lichtdusche nehmen. Das ist eine<br />

Therapie mit speziellen Lampen, die sehr helles<br />

Licht erzeugt. Idealerweise ist die Leuchte<br />

10 000 Lux stark. Aber auch 2 500 Lux (jedoch<br />

nicht weniger) genügen bereits, damit das Licht<br />

seine physiologische Wirkung entfalten kann.<br />

Zum Vergleich: Gewöhnlich bietet die Innenbeleuchtung<br />

lediglich etwa 300 bis 800 Lux. Das<br />

Licht trifft auf die Rezeptoren in der Netzhaut,<br />

die dann die Ausschüttung jener Botenstoffe<br />

und Hormone anregen, die praktisch sofort für<br />

eine verbesserte Stimmungslage sorgen.<br />

UV-freies Tageslicht<br />

Da die Lichttherapie für SAD vorwiegend über<br />

das Auge aufgenommen wird, darf kein augenschädigendes<br />

ultraviolettes Licht in dem Spektrum<br />

enthalten sein. Deshalb verfügen alle<br />

modernden Lichttherapiegeräte über spezielle<br />

Filterscheiben, die eventuell vorhandene UV-<br />

Restanteile aus dem Vollspektrum komplett herausfiltern.<br />

Dennoch sollten die Augen während<br />

der Bestrahlung grundsätzlich 60 bis 80 Zentimeter<br />

(je nach Größe des Geräts bzw. nach Herstellerangaben)<br />

von der UV-Schutzscheibe entfernt<br />

sein.<br />

Zur Selbstbehandlung geeignet<br />

Ist sichergestellt, dass es sich tatsächlich um<br />

ein saisonal bedingtes Stimmungstief handelt,<br />

spricht nichts dagegen, die Lichttherapie<br />

zu Hause durchzuführen – zumal das Verfahren<br />

einfach zu handhaben und in der Regel gut<br />

verträglich ist. Gelegentliche Beschwerden, wie<br />

Augenreizungen, Kopfschmerzen und Hautrötungen<br />

klingen meist wenige Stunden nach der<br />

Bestrahlung wieder ab. Allerdings ist es ratsam,<br />

vor Beginn der Lichttherapie eine augenärztliche<br />

Untersuchung durchzuführen. Verschreibungspflichtig<br />

ist die Lichttherapie jedoch nicht.<br />

Als Richtwert für die Anwendung gilt: Je nach<br />

Lichtintensität sollte eine Bestrahlung mindestens<br />

30 Minuten (10 000 Lux) bis 120 Minuten<br />

(2 500 Lux) pro Tag dauern. Dabei genügt<br />

es, während der Bestrahlung etwa jede Minute<br />

für etwa fünf Sekunden direkt in die Lampe zu<br />

schauen, ein permanentes »auf das Licht starren«<br />

ist dagegen nicht nötig.<br />

Am besten ist die morgendliche Anwendung<br />

(zwischen sieben und zehn Uhr), um der »inneren<br />

Uhr« eindeutig mitzuteilen, dass der Tag<br />

begonnen hat und man wieder mit Elan und<br />

guter Laune die anstehenden Aufgaben bewältigen<br />

möchte. In der Mehrzahl der Fälle tritt<br />

Krankenhaus für Naturheilweisen<br />

Fachklinik für Innere Medizin,<br />

Naturheilverfahren und Homöopathie<br />

Gemeinsam<br />

gegen<br />

Long-Covid<br />

„<br />

Unsere Patient*innen erleben,<br />

dass sie keine passiven Zuschauer,<br />

sondern aktive Teilnehmer<br />

ihrer Behandlung sind.<br />

“<br />

bereits nach wenigen Tagen eine deutliche Besserung<br />

ein, meist verschwinden die Symptome<br />

nach zwei bis vier Wochen sogar vollständig.<br />

Der positive Effekt des Lichts kann übrigens gesteigert<br />

werden, indem man sich ein regelrechtes<br />

»Frühlingszimmer« einrichtet: helle, leuchtende,<br />

sommerliche Farben, frische blühende Blumen<br />

auch im <strong>Winter</strong> und/oder eine Aromalampe,<br />

die leichte anregende Düfte abgibt (z. B. Limone,<br />

Rose, Citrus oder Maiglöckchen). Im Übrigen<br />

kann auch eine individuell abgestimmte Konstitutionsbehandlung<br />

mit homöopathischen Mitteln<br />

zur Linderung der Beschwerden beitragen.<br />

Zusätzlich sollten sich die Betroffenen viel im<br />

Freien aufhalten, am besten täglich für mindestens<br />

30 Minuten. Denn selbst bei bewölktem<br />

Himmel nimmt das natürliche Licht Einfluss<br />

auf die körpereigene Melatoninproduktion und<br />

lindert damit <strong>Winter</strong>depression. Und: Durch<br />

die regelmäßige Bewegung steigt auch der Serotoninspiegel<br />

– und die Stimmung hellt sich auf.<br />

Mitunter kommt es vor, dass eine »Stimmungserholung«<br />

ausbleibt, sodass sich die Betroffenen<br />

auch in den Frühlingsmonaten niedergeschlagen<br />

und antriebslos fühlen. Dann liegt es nahe, dass<br />

sich hinter der vermeintlichen <strong>Winter</strong>depression<br />

eine andere depressive Störung verbirgt. In<br />

diesem Fall sollte man sich unbedingt an einen<br />

qualifizierten Ärztlichen oder Psychologischen<br />

Psychotherapeuten wenden. Durch eine angemessene<br />

Therapie können rund 80 Prozent der<br />

Depressionen geheilt werden. Gegebenenfalls ist<br />

auch eine medikamentöse Behandlung mit Antidepressiva<br />

notwendig – dies kann jedoch nur<br />

der Arzt entscheiden.<br />

Saisonale Stimmungsschwankungen<br />

bei SAD<br />

Die Symptome von SAD-Patienten sind immer<br />

saisonal bedingt – dies ist zugleich das<br />

wichtigste Kriterium, wodurch sich eine<br />

<strong>Winter</strong>depression von anderen depressiven<br />

Störungen unterscheidet.<br />

• Am günstigsten ist die Stimmung im<br />

Mai, Juni, Juli und August.<br />

• Ab (Ende) September verspürt der Betroffene<br />

eine deutliche Veränderung seiner<br />

Stimmung, die sich über die Monate Oktober,<br />

November, Dezember und Januar zunehmend<br />

verschlechtert. Viele Betroffene<br />

empfinden den Januar als Höhepunkt ihrer<br />

<strong>Winter</strong>depression.<br />

• Ab Februar kommt es bei den meisten<br />

Betroffenen zu einer »Stimmungserholung«:<br />

Das psychische und physische Wohlbefinden<br />

verbessert sich nun kontinuierlich über<br />

März und April – bis ab Mai wieder alles »im<br />

Lot« ist.<br />

Rufen Sie<br />

uns gerne an!<br />

089 62505-437<br />

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<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2022</strong>


14 Diagnose & Therapie<br />

Endoprothetik<br />

Fast Track<br />

Schneller wieder mobil nach<br />

Knie- und Hüft-Gelenkersatz<br />

Fast Track oder auch Rapid Recovery ist ein modernes,<br />

patientenorientiertes Konzept, das wissenschaftlich<br />

basiert ist und darauf abzielt, operierten<br />

Patienten zu einer rascheren Genesung zu verhelfen.<br />

Kernstück von Fast Track ist eine Optimierung<br />

der Abläufe – und hierfür setzt die innovative Behandlungsstrategie<br />

bereits vor der Operation mit<br />

gezielten Maßnahmen an. Über die Vorteile von<br />

Fast Track sprach <strong>TOPFIT</strong> mit dem renommierten<br />

Endoprothetik-Experten und Chefarzt der Klinik für<br />

Orthopädie und Unfallchirurgie am Krankenhaus<br />

Barmherzige Brüder München Prof. Dr. Johannes<br />

Beckmann.<br />

Von Dr. Nicole Schaenzler<br />

Auch wenn die Implantation eines künstlichen Knie- oder Hüftgelenks<br />

in spezialisierten Zentren inzwischen als Routineeingriff<br />

gilt, gehört die endoprothetische Versorgung stark geschädigter Gelenke<br />

nach wie vor zu den besonders anspruchsvollen Verfahren, die große<br />

Fachkenntnis und Erfahrung des Operateurs erfordern. Und: Wie jede<br />

Operation, so ist auch die chirurgische Implantation eines künstlichen<br />

Gelenks mit Stressreaktionen im Körper (und der Psyche) verbunden -<br />

Belastungen, die, wie zahlreiche Untersuchungen zeigen, den Heilungsverlauf<br />

unnötig verzögern können. Genau hier setzt die mehrdimensionale<br />

Behandlungsstrategie »Fast Track« oder »Rapid-Recovery« an. Es<br />

bedeutet so viel wie Chirurgie und Rehabilitation »des schnellen Wegs«<br />

oder der »schnellen Spur«. Dahinter steht die Idee, dem traditionellen<br />

Vorgehen der chirurgischen Therapie ein innovatives Konzept für eine<br />

raschere Genesung entgegenzusetzen. Denn diese Optimierungs-Programme<br />

zielen vor allem darauf ab, die selbstregulierenden Kräfte des<br />

Körpers nach einer Operation möglichst umgehend wieder in Gang zu<br />

setzen, um so das Komplikationsrisiko zu senken und dem Patienten<br />

insgesamt zu einer deutlich schnelleren Erholung zu verhelfen.<br />

Entwickelt wurde die Fast-Track-Behandlungsstrategie bereits vor mehr<br />

als 20 Jahren von dem dänischen Chirurgen Henrik Kehlet. Seitdem<br />

wird sie nicht nur in Dänemark, sondern auch in England, den Niederlanden<br />

oder den USA mit großem Erfolg angewendet; der Nutzen für<br />

den Patienten ist inzwischen wissenschaftlich belegt. In Deutschland<br />

war es die Viszeralchirurgie, die mit Fast Track erste Erfahrungen sammelte.<br />

Schon Henrik Kehlet hatte zunächst vor allem Operationen im<br />

Illustration: SciePro, Sebastian Kaulitzki<br />

<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2022</strong>


Diagnose & Therapie<br />

15<br />

Bauchraum im Sinn, als er das Fast-Track-Konzept<br />

entwickelte.<br />

Aktuelle Studien zeigen, dass mit Fast Track z. B.<br />

die Komplikationsrate bei Darmoperationen<br />

von früher rund 30 Prozent auf unter fünf bis<br />

zehn Prozent gesenkt wird. Und auch der Krankenhausaufenthalt<br />

verkürzt sich von zehn bis<br />

14 Tagen auf zwei bis fünf Tage. Speziell für die<br />

Eingriffe am Darm sieht das Fast-Track-Konzept<br />

vor, dem Patienten bereits im Vorfeld der Operation<br />

alle unnötigen Belastungen zu ersparen, die<br />

einer raschen Rekonvaleszenz im Weg stehen,<br />

allen voran der Verzicht auf ein striktes Fasten<br />

und eine aufwändige Darmspülung. Dass der<br />

Patient zudem schon wenige Stunden nach der<br />

Operation wieder aufstehen kann, ist vor allem<br />

der modifizierten Schmerztherapie zu verdanken<br />

– eine wichtige Säule von Fast Track.<br />

Optimiertes Schmerzmanagement<br />

Von einem optimierten Schmerzmanagement<br />

profitieren auch Patienten, die ein künstliches<br />

Hüft- oder Kniegelenk implantiert bekommen.<br />

»Beispielsweise lassen sich durch den Einsatz<br />

von lokalen Betäubungsmitteln direkt in<br />

das Operationsgebiet postoperative Schmerzen<br />

deutlich mindern. Zudem vermeiden wir durch<br />

die örtlich begrenzte Anwendung eine Wirkung<br />

des Schmerzmittels auf den ganzen Körper, die<br />

ja oft mit unangenehmen Nebenwirkungen verbunden<br />

ist«, erklärt der Endoprothetik-Experte<br />

und Chefarzt der Klinik für Orthopädie und<br />

Unfallchirurgie am Krankenhaus Barmherzige<br />

Brüder München Prof. Dr. Johannes Beckmann.<br />

Bisher gibt es in Deutschland erst wenige Endoprothetik-Kliniken,<br />

die das patientenorientierte<br />

Konzept anwenden. Eine davon ist die Klinik<br />

für Orthopädie und Unfallchirurgie des Krankenhauses<br />

Barmherzige Brüder München, wo<br />

jährlich knapp 2 500 Patienten im zertifizierten<br />

Endoprothetikzentrum der Maximalversorgung<br />

behandelt werden – damit gehört das Krankenhaus<br />

Barmherzige Brüder zu den größten orthopädischen<br />

Kliniken Deutschlands. Hier werden<br />

die meisten Patienten inzwischen nach den<br />

Prinzipien von Fast Track / Rapid Recovery behandelt<br />

– »und wir haben damit sehr gute Erfahrungen<br />

gemacht«, so Prof. Beckmann.<br />

Programmbeginn ist bereits vor dem Eingriff:<br />

Der Patient erhält eine Schulung, zu der unter<br />

anderem auch ein Training mit Gehstützen gehört,<br />

damit er nach dem Eingriff gleich gut mit<br />

den Gehhilfen zurechtkommt. Gezielte physiotherapeutische<br />

Übungen und Muskelkräftigung<br />

noch vor der Operation sind, wie sich gezeigt<br />

hat, ebenfalls sehr bedeutsam für eine schnellere<br />

Rehabilitation.<br />

Digitale Begleitung für mehr<br />

Sicherheit<br />

Zum Fast-Track-Konzept gehört auch, dass der<br />

Patient schon vor der Operation über den ge-<br />

planten Behandlungsablauf genau Bescheid<br />

weiß und er durch gezielte Aufklärung und<br />

praktische Anregungen erfährt, was er selbst für<br />

die rasche Wiedererlangung seiner gewohnten<br />

Aktivitäten tun kann. »Hierfür sind wir gerade<br />

dabei, eine App zu entwickeln, die unsere Patienten<br />

vom ersten Sprechstunden-Termin an bis<br />

über die Nachbehandlung hinaus begleitet. Diese<br />

App informiert nicht nur über die OP-Vorbereitung<br />

und den Eingriff selbst, sondern auch<br />

über die verschiedenen Schritte der postoperativen<br />

Versorgung und Rehabilitation«, erklärt<br />

Prof. Beckmann. Weitere Funktionen wie die direkte<br />

Interaktion mit dem Operateur, die Dokumentation<br />

des Genesungsverlaufs, etwa anhand<br />

von Schmerz- und Zufriedenheitsbefragungen,<br />

oder auch ein Aktivitäts-Monitoring zur Unterstützung<br />

des Patienten in der Wiedererlangung<br />

seiner Mobilität nach seiner Entlassung tragen<br />

zusätzlich zu einer hohen Sicherheit bei.<br />

Moderne OP-Techniken<br />

Die Wahl der Operationsmethode spielt in dem<br />

Konzept für eine schnellere Genesung ebenfalls<br />

eine wichtige Rolle. Oberstes Ziel ist, so muskelbzw.<br />

gewebeschonend und so blutsparend wie<br />

möglich vorzugehen. Deshalb wird idealerweise<br />

sowohl bei der endoprothetischen Versorgung<br />

des Knie- als auch des Hüftgelenks minimal-invasiven<br />

Operationstechniken der Vorzug gegeben.<br />

»Gerade beim künstlichen Kniegelenkersatz<br />

hat sich zudem gezeigt: Längst nicht immer<br />

ist es notwendig, das gesamte Kniegelenk gegen<br />

eine Endoprothese auszutauschen. Oft genügt<br />

es, nur den Anteil des Kniegelenks zu ersetzen,<br />

der auch wirklich geschädigt ist«, betont Prof.<br />

Beckmann. Der mit Abstand häufigste Teil-Gelenkersatz<br />

am Knie betrifft den inneren Gelenkanteil,<br />

er wird auch ›mediale Schlittenprothese‹<br />

genannt. Wird nur die kranke Gelenkfläche<br />

durch eine Teil-Endoprothese ersetzt, wird der<br />

natürliche Bewegungsablauf im Gelenk deutlich<br />

weniger gestört. Denn die übrigen intakten<br />

Gelenkanteile einschließlich des für die Stabilität<br />

und Funktionserhalts so wichtigen Kapsel-<br />

Bandapparats bleiben vollständig erhalten.<br />

Die Patientenzufriedenheit ist hoch: Einbuße<br />

bei der Beweglichkeit oder der Koordinationsfähigkeit<br />

gibt es kaum und auch das natürliche<br />

Bewegungsgefühl bleibt deutlich eher erhalten.<br />

Entsprechend schneller kommen die Patienten<br />

nach der Operation wieder auf die Beine – ganz<br />

im Sinne des Fast-Track-Konzepts.<br />

Erste Schritte oft noch am OP-Tag<br />

Unabhängig davon, welche Art von Endoprothese<br />

zum Einsatz kommt: Das bereits während<br />

der Operation begonnene Schmerzmanagement<br />

wird nach jedem Eingriff konsequent weitergeführt:<br />

»Je weniger ein Patient Schmerzen verspürt,<br />

desto leichter fällt ihm die Frühmobilisation«,<br />

sagt Prof. Beckmann. »Früh« bedeutet:<br />

Noch am Tag des Eingriffs steht der Patient wieder<br />

auf und geht mit Hilfsmitteln seine ersten<br />

Schritte, wenn es der Allgemeinzustand erlaubt;<br />

am Tag der Operation finden dann meist auch<br />

schon die ersten physiotherapeutischen Übungen<br />

und weiteres Gehen statt. Durch diese gezielten<br />

Mobilisierungsmaßnahmen sind die meisten<br />

Patienten bereits kurz nach dem Eingriff in der<br />

Lage, das Treppensteigen mithilfe ihrer Gehstützen<br />

zu bewältigen. Im Übrigen sinkt durch<br />

eine schnellere Mobilisation auch das Thromboserisiko,<br />

und es wird weniger Muskelmasse<br />

abgebaut. »In Kombination mit einer gewebeschonenden<br />

Operation ist Fast Track / Rapid Recovery<br />

derzeit das beste Konzept, die Rehabilitationszeit<br />

für den Patienten so kurz wie möglich<br />

zu halten und den Patienten schnell wieder<br />

fit zu machen«, weiß der Experte. Ein positiver<br />

Nebeneffekt: Für die meisten Patienten, die nach<br />

dem Fast-Track-Prinzip behandelt wurden, verkürzt<br />

sich nach einer Gelenkersatzoperation der<br />

Krankenhausaufenthalt. »Unser primäres Ziel<br />

ist es jedoch nicht, unsere Patienten früher nach<br />

Hause oder in die Rehaklinik zu schicken«, betont<br />

Professor Beckmann. Aber natürlich wissen<br />

die Patienten auch diesen Vorteil zu schätzen.<br />

Zur Person<br />

Prof. Dr. Johannes Beckmann<br />

ist seit 1. Mai <strong>2022</strong> Chefarzt<br />

der Klinik für Orthopädie<br />

und Unfallchirurgie des<br />

Krankenhauses Barmherzige<br />

Brüder München. In der<br />

Klinik, die zu den größten<br />

orthopädischen Kliniken<br />

Deutschlands gehört, werden<br />

jährlich mehr als die Hälfte der 4 700 stationären<br />

Patienten im zertifizierten Endoprothetikzentrum<br />

der Maximalversorgung (EPZmax)<br />

behandelt. Damit ist das Krankenhaus Barmherzige<br />

Brüder führend in München.<br />

Prof. Beckmann verfügt über eine ausgewiesene<br />

Expertise für Endoprothetik und ist in Fachkreisen<br />

international anerkannt. Unter anderem<br />

ist er aktives Mitglied in den Präsidien der großen<br />

renommierten Fachgesellschaften wie der<br />

Deutschen Gesellschaft für Endoprothetik (AE),<br />

der Deutschen Kniegesellschaft (DKG) und der<br />

European Knee Gesellschaft (EKS) und wirkt an<br />

der Überarbeitung der Leitlinien, etwa zur Gonarthrose,<br />

mit. Außerdem hält Prof. Beckmann an<br />

der Universität Regensburg regelmäßig Vorlesungen<br />

und Seminare. Bislang hat er über 100<br />

Studien und Journalbeiträge in nationalen und<br />

internationalen medizinischen Fachzeitschriften<br />

veröffentlicht.<br />

Nähere Infos:<br />

www.barmherzige-muenchen.de<br />

Foto: Krankenhaus Barmherzige Brüder München<br />

<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2022</strong>


16 Diagnose & Therapie<br />

Im vergangenen Mai ist die Tagesklinik<br />

der Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />

des LMU Klinikums ins Haus St.<br />

Vinzenz umgezogen. Hier befinden<br />

sich auch die neuen Räume der KJP-<br />

Forschungsabteilung.<br />

LMU Klinikum München<br />

Zwölf Jahre<br />

Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />

Zwölf Jahre Aufbau und Weiterentwicklung:<br />

Mit (coronabedingter) zweijähriger<br />

Verspätung feierte die Klinik und Poliklinik<br />

für Kinder- und Jugendpsychiatrie,<br />

Psychosomatik und Psychotherapie des<br />

LMU Klinikums am 4. und 5. November<br />

das 10-jährige Jubiläum. Den feierlichen<br />

Rahmen bot das zweitägige wissenschaftliche<br />

Symposium im Friedrich-von-<br />

Gärtner-Saal des St.-Vinzenz-Hauses, bei<br />

dem namhafte Referent:innen sowie<br />

das Forschungsteam der Klinik aktuelle<br />

Ergebnisse unter anderem zu Ursachen<br />

und evidenzbasierter Behandlung von<br />

Kindern und Jugendlichen mit psychischen<br />

Erkrankungen vorstellten. <strong>TOPFIT</strong><br />

sprach mit dem Gastgeber, dem Direktor<br />

der Klinik und Poliklinik für Kinder- und<br />

Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und<br />

Psychotherapie am LMU Klinikum Prof.<br />

Dr. Gerd Schulte-Körne.<br />

Von Dr. Nicole Schaenzler<br />

Herr Prof. Schulte-Körne, in den letzten 12<br />

Jahren hat die Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />

des LMU Klinikums viel erreicht. So ist es<br />

zum Beispiel gelungen, die Anzahl der Behandlungsplätze<br />

nahezu zu verdoppeln …<br />

Prof. Schulte-Körne: … das ist richtig. Als die<br />

Klinik im Jahr 2010 eröffnet wurde, zeigte sich<br />

schon bald, dass der Bedarf bei der Versorgung<br />

psychisch kranker Kinder und Jugendlicher erheblich<br />

größer ist als wir ihn mit unserem Angebot<br />

decken konnten. In den folgenden Jahren ist<br />

es uns gelungen, die Kapazitäten kontinuierlich<br />

von 30 stationären und 10 teilstationären auf 54<br />

stationäre und 20 teilstationäre Behandlungsplätze<br />

zu erweitern. Parallel dazu wuchs unsere<br />

Forschungsabteilung stetig an, sodass wir eine<br />

Reihe von neuen klinischen Forschungsbereichen<br />

etablieren konnten. Im Haus St. Vinzenz,<br />

das im Mai dieses Jahres eröffnet wurde, stehen<br />

der KJP-Forschungsabteilung nun gemeinsame<br />

Forschungsräume an einem Standort zur<br />

Verfügung. Auch unsere Tagesklinik ist ins St.-<br />

Vinzenz-Haus umgezogen, wo wir für Kinder<br />

und Jugendliche mit Essstörungen, Depressionen,<br />

Schulleistungs- und anderen Angststörungen<br />

ein multimodales und integratives Behandlungskonzept<br />

bereithalten. Und auch in der medizinischen<br />

Lehre ist das Fach Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />

inzwischen fest verankert.<br />

Im März dieses Jahres ist am LMU Klinikum<br />

zudem eine Psychiatrische Transitionsstation<br />

eröffnet worden. An wen richtet sich das<br />

neue Versorgungsangebot?<br />

Prof. Schulte-Körne: Auf der Transitionsstation<br />

mit stationärer und teilstationärer Versorgung<br />

werden junge Menschen mit psychischen<br />

Erkrankungen betreut, die zwischen 16 und<br />

25 Jahre alt sind. Dazu muss man wissen: Junge<br />

Menschen mit psychischen Erkrankungen,<br />

die alters- und entwicklungsbedingt zwischen<br />

Jugend- und Erwachsenenpsychiatrie liegen,<br />

wurden bisher in der medizinischen Versorgung<br />

kaum berücksichtigt. Dabei verlangt diese<br />

Gruppe eigentlich unsere besondere Aufmerksamkeit,<br />

denn vielen fällt der Schritt in die Erwachsenenpsychiatrie<br />

sehr schwer. Und längst<br />

nicht immer ist der Fortgang ihrer Behandlung<br />

gewährleistet, wenn sie volljährig geworden<br />

sind. Diese jungen Menschen brauchen jedoch<br />

nicht nur eine spezielle Psychotherapie, sondern<br />

auch eine besondere psychosoziale Behandlung,<br />

die sie darin unterstützt, ihren Platz in der Ge-<br />

<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2022</strong>


Diagnose & Therapie<br />

17<br />

sellschaft zu finden. Gemeinsam mit der Universitätsklinik<br />

für Psychiatrie und Psychotherapie<br />

haben wir diese Behandlungslücke geschlossen:<br />

Mit der Psychiatrischen Transitionsstation stehen<br />

beiden Kliniken nun 16 stationäre Behandlungsplätze<br />

zur Verfügung: 8 kinder- und jugendpsychiatrische<br />

und 8 erwachsenpsychiatrische<br />

Betten, zudem bis zu 4 tagesklinische Plätze.<br />

Haben die psychischen Erkrankungen bei<br />

Heranwachsenden zugenommen?<br />

Prof. Schulte-Körne: Die Zahl der jungen Patienten<br />

mit einer behandlungsbedürftigen psychischen<br />

Erkrankung ist seit Jahren hoch. Studien<br />

zur Neuerkrankungsraten zeigen jedoch, dass in<br />

den Pandemiejahren stressassoziierte Erkrankungen<br />

wie Angst-, Depression und Essstörungen<br />

bei jungen Menschen deutlich zugenommen<br />

haben – diese Ergebnisse decken sich auch mit<br />

meiner persönlichen Erfahrung.<br />

Sie haben dann in Partnerschaft mit der<br />

Beisheim Stiftung für Kinder und Jugendliche<br />

das digitale Infoportal „Corona und Du“<br />

ins Leben gerufen – mit zahlreichen Tipps,<br />

damit sie psychisch gestärkt durch diese<br />

Zeit zu kommen …<br />

Prof. Schulte-Körne: … auf dem Infoportal werden<br />

unter anderem ganz alltägliche Probleme<br />

wie Langeweile oder Stress angesprochen und<br />

Lösungen aufgezeigt, um besser damit umzugehen.<br />

Für schwerwiegende Probleme und starke<br />

psychische Belastungen verweist „Corona und<br />

Du“ auf anerkannte Anlaufstellen und andere<br />

Möglichkeiten, therapeutische Unterstützung zu<br />

bekommen.<br />

Welche Auswirkungen der Corona-Pandemie<br />

hat den jungen Menschen besonders<br />

zu schaffen gemacht?<br />

Prof. Schulte-Körne: Während der Pandemie haben<br />

wir verschiedene Effekte gesehen. Vor allem<br />

die Lockdowns und das Homeschooling haben<br />

bei den Kindern und Jugendlichen erhebliche<br />

Spuren hinterlassen. Dabei hatten nicht nur der<br />

Bewegungsmangel, sondern auch die massive<br />

Einschränkung der sozialen Kontakte erhebliche<br />

Auswirkungen auf die psychische Gesundheit<br />

der jungen Menschen. Vor allem der regelmäßige<br />

Austausch mit Gleichaltrigen kann Kindern<br />

und Jugendlichen helfen, Stresssituationen<br />

einigermaßen zu bewältigen. Fällt diese wichtige<br />

Kompensationsmaßnahme weg, kann die Belastung<br />

überbordend werden. Deutlich zugenommen<br />

hat vor allem die Anzahl der Jugendlichen<br />

mit Depressionen und Essstörungen. Viele von<br />

ihnen sind so schwer krank, dass sie auf eine stationäre<br />

Behandlung dringend angewiesen sind.<br />

Inzwischen kommt noch der Ukraine-Krieg<br />

dazu. Befürchten Sie, dass die Anfrage nach<br />

stationärer bzw. teilstationärer oder auch<br />

nach ambulanter Behandlung weiter steigen<br />

wird?<br />

Prof. Schulte-Körne: Das ist sogar sehr wahrscheinlich.<br />

Wobei die kindliche Psyche auf Belastungen<br />

oft verzögert reagiert – das konnten<br />

wir schon während der Corona-Pandemie beobachten.<br />

So haben wir zum Beispiel einen Anstieg<br />

der Erkrankungsrate nicht gleich nach dem<br />

ersten Lockdown festgestellt, sondern erst einige<br />

Monate später.<br />

Gibt es Risikofaktoren für die Entstehung<br />

einer psychischen Erkrankung?<br />

Prof. Schulte-Körne: Einige Risikofaktoren gibt es.<br />

Dazu gehört zum Beispiel eine genetische Disposition:<br />

Oft leben die betroffenen Jugendlichen in<br />

einer Familie, in der weitere Familienmitglieder<br />

psychisch erkrankt sind. Generell ist es so, dass<br />

Jugendliche in bestimmten Lebensphasen besonders<br />

vulnerabel sind, vor allem in der Entwicklungsphase<br />

vom 12. bis zum 20. Lebensjahr. Sind<br />

die Jugendlichen in dieser Zeit heftigen Stressoren<br />

ausgesetzt, ohne zu wissen, wie sie damit<br />

umgehen sollen, ist die Wahrscheinlichkeit für<br />

die Entstehung einer psychischen Erkrankung<br />

deutlich erhöht.<br />

Ein leider oft vernachlässigter Aspekt ist die ungute<br />

Macht der Bilder in den Medien – ein Aspekt,<br />

der gerade in diesen Tagen besondere Beachtung<br />

verdient. Denn Bilder und Filme vom<br />

Kriegsgeschehen überfordern Kinder in erheblichem<br />

Maße – bis hin zur Auslösung eines Traumas.<br />

In Anbetracht der erheblichen Belastung<br />

für die Kinderseele, die von diesen Bildern ausgeht,<br />

ist es dringend geboten darüber nachzudenken,<br />

wie die Kinder davor geschützt werden<br />

können.<br />

Vor gut einem Jahr haben Sie unter dem<br />

Titel „Ich bin alles“ das deutschlandweit<br />

einzigartige digitale Infoportal zu Depression<br />

und psychischer Gesundheit zusammen<br />

mit der Beisheim Stiftung gestartet. Viele<br />

Beiträge sind von Jugendlichen für Jugendliche<br />

und damit in einer Sprache, die<br />

von allen verstanden wird …<br />

Prof. Schulte-Körne: … genau. „Ich bin alles“-Portal<br />

richtet sich an Kinder und Jugendliche mit<br />

Depression, sowie an ihre Eltern, aber auch an<br />

nicht erkrankte Kinder und Jugendliche, die sich<br />

zu dem Thema informieren möchten. Das Infoportal<br />

basiert auf der S3-Behandlungsleitlinie,<br />

die ich selbst mit koordiniert habe, und die den<br />

aktuellen wissenschaftlichen Stand zur Behandlung<br />

von Kindern und Jugendlichen mit einer<br />

Depression zusammenfasst.<br />

Dass Jugendliche selbst zu Wort kommen und<br />

zum Beispiel über ihre Erkrankung sprechen,<br />

war uns ein ganz wichtiges Anliegen. Wir haben<br />

auch junge Moderatoren, die Therapeuten interviewen.<br />

Zudem gibt es verständliche Erklärvideos<br />

zu Krankheitsursachen und Behandlungsmethoden.<br />

All das haben wir im Austausch mit<br />

Jugendlichen und mit der Unterstützung von<br />

Medienpädagogen und Kommunikationsprofis<br />

entwickelt – über einen Zeitraum von gut drei<br />

Jahren. Es geht darum, dass gerade Kinder und<br />

Jugendliche diese Inhalte, die sie gesundheitlich<br />

betreffen, genau verstehen.<br />

Und das ist nicht immer der Fall?<br />

Prof. Schulte-Körne: Nein. Fakt ist: Jugendliche<br />

fühlen sich häufig nicht wahrgenommen. Und<br />

dieses Gefühl spiegelt sich dann in Äußerungen<br />

wider wie „Ich kann ja eh nichts machen.“ Oder:<br />

„Mich hört ja sowieso niemand an.“ Die Jugendlichen<br />

empfinden es so, als würden sie nicht als<br />

repräsentierter Teil unserer Gesellschaft behandelt<br />

werden. Dabei sind ihre Sorgen häufig auch<br />

die der ganzen Gesellschaft; die Kriegsangst, die<br />

gerade viele umtreibt, ist ein gutes Beispiel dafür.<br />

Aber es stimmt schon: Die Einbindung von<br />

Kindern und Jugendlichen in gesellschaftliche<br />

Prozesse findet oftmals nicht statt. Immer noch<br />

wird über die Kinder und Jugendlichen entschieden,<br />

aber nicht mit ihnen. Das sollte uns, wie<br />

ich finde, doch sehr zu denken geben. Und wir<br />

sollten überlegen, wie es gelingen kann, Kinder<br />

und Jugendliche an diesen Prozessen direkt zu<br />

beteiligen.<br />

Haben Sie Lösungsvorschläge?<br />

Prof. Schulte-Körne: Viele Strukturen und Prozesse<br />

sind ja vorgegeben, deshalb ist es nicht leicht,<br />

etwas zu verändern. Aber es wäre schon viel gewonnen,<br />

wenn Kinder und Jugendliche aktiv in<br />

die medizinische und vor allem therapeutische<br />

Entscheidung mit eingebunden werden. Wenn<br />

sie selbst artikulieren können, was sie wollen und<br />

was nicht. Und wenn man sie erst einmal darüber<br />

aufklärt, was es konkret bedeutet, mit einem<br />

bestimmten Medikament, einer Psychotherapie<br />

oder eben auch in einer spezialisierten Klinik<br />

stationär behandelt zu werden – und das altersgerecht<br />

und in für sie verständlichen Worten.<br />

Zur Person<br />

Prof. Dr. Gerd Schulte-Körne<br />

Direktor der Klinik für Kinder- und<br />

Jugendpsychiatrie, Psychosomatik<br />

und Psychotherapie<br />

LMU Klinikum<br />

Tel: +49 (0)89 4400 55901<br />

E-Mail: kjp@med.uni-muenchen.de<br />

Die beiden digitalen Infoportale<br />

„ich bin alles“ und „Corona und du“<br />

sind erreichbar unter:<br />

www.ich-bin-alles.de bzw. unter<br />

www.corona-und-du.info<br />

Fotos: © LMU Klinikum München<br />

<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2022</strong>


18 Tiergesundheit<br />

der Hund mag es nicht, wenn er gewaschen wird<br />

– und macht gar nicht erst mit. Wie es für Tier<br />

und Mensch einfacher geht, zeigt Laura Stella<br />

Ardizzone in ihrem Hundesalon Wash Dog in<br />

Kirchheim (Heimstetten) bei München. Denn<br />

hier sind die großzügigen Räumlichkeiten auf<br />

die verschiedenen Bedürfnisse rund um das Zusammenleben<br />

mit Hund abgestimmt: der Salon<br />

für die professionelle Haar- und Fellpflege, der<br />

gut sortierte Shop für Hundeaccessoires und die<br />

Waschboxen für den 24-Stunden-Self-Service.<br />

Wellness für Wauzi<br />

Hundepflege<br />

leicht gemacht<br />

Der Hundesalon Wash Dog bietet Hundebesitzern ein in Deutschland einzigartiges Pflegeangebot<br />

für den Vierbeiner – 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche. Selbst Hunde, die sich normalerweise<br />

mit allen vieren dagegen sträuben, wenn ihnen der Duschkopf zu nahekommt, lassen<br />

sich in der Edelstahlwanne mühelos – und gefahrlos – waschen.<br />

Von Alexander Friedrich<br />

Viele Frauchen und Herrchen kennen das<br />

Problem: Bei einem ausgedehnten Spaziergang<br />

nimmt der Hund jede Pfütze mit und suhlt<br />

sich genüsslich im Schlamm. Des Hundes Freud<br />

ist des Besitzers Leid, denn im Anschluss an<br />

den Hundespaß im Dreck steht die Reinigung<br />

des Vierbeiners an. Das häusliche Badezimmer<br />

ist nach der Hundedusche meistens überschwemmt,<br />

der Hund zwar sauber und bestenfalls<br />

trocken, der Besitzer dafür aber nass. Oder<br />

Extra erhöhte Edelstahlwanne<br />

Prunkstück einer Self Service Waschbox ist eine<br />

extra erhöhte Wanne aus Edelstahl – so geräumig,<br />

dass auch große und sehr große Hunde<br />

darin Platz haben. Die Wanne ist extra erhöht,<br />

das macht es besonders leicht, den Hund zu waschen<br />

und zu brausen bzw. zu shampoonieren<br />

und zu trocknen. Man muss sich also nicht, wie<br />

zu Hause, in die Wanne hinunter zum Hund bücken.<br />

Darüber hinaus sind die Wannen hundegerecht<br />

geformt, verfügen über eine rutschfeste<br />

Matte und können vom Vierbeiner mühelos<br />

über eine breite, ebenfalls rutschfeste Rampe<br />

erreicht werden. Ein automatisches Desinfektionssystem,<br />

das sich von selbst aktiviert, sobald<br />

man die Kabine mit dem frisch gebadeten und<br />

trocken gerubbelten oder geföhnten Vierbeiner<br />

wieder verlassen hat, sorgt für eine jederzeit hygienische<br />

Wanne.<br />

Die meisten Hunde haben bereits nach den ersten<br />

Anwendungen ihre Scheu verloren und lassen<br />

sich problemlos in der Wanne baden. »Aber<br />

auch für Hunde, die sich nicht gern von für sie<br />

fremden Menschen waschen lassen oder die<br />

generell eher unsicher und ängstlich sind, ist<br />

diese Form der Reinigung ideal«, erklärt Frau<br />

Ardizzone. Zumal Herrchen und Frauchen<br />

alle Zeit der Welt haben, um ihren Vierbeiner<br />

langsam mit der Prozedur vertraut zu machen.<br />

»Bei sehr ängstlichen oder auch wasserscheuen<br />

Hunden bietet es sich oft an, erst einmal mehrere<br />

Kurzbesuche einzuplanen, um den Hund<br />

Schritt für Schritt heranzuführen: von den ersten<br />

Kontakten mit der Wanne bis hin zum eigentlichen<br />

Waschen und Föhnen«, empfiehlt die<br />

Hundepflegeexpertin.<br />

Unabhängig dank der Wash Dog-Card<br />

Das Konzept der Selbstbedienung ist in Italien<br />

seit über 20 Jahren etabliert, mit Wash Dog in<br />

Kirchheim expandierte es 2019 erstmals nach<br />

Deutschland. Die Idee: Man kann den eigenen<br />

Hund rund um die Uhr waschen und ist an keine<br />

Öffnungszeiten gebunden – egal an welchem<br />

Wochentag. Dadurch hat man größtmögliche<br />

Flexibilität und kann auch mal spontan vorbeikommen,<br />

z. B. schnell nach der Arbeit bzw.<br />

am frühen Morgen, bevor es in Büro geht. Oder<br />

eben, wenn Bello beim Sonntagsspaziergang<br />

eine besonders interessante Schlammpfütze er-<br />

<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2022</strong>


Tiergesundheit<br />

19<br />

lon mit Guthaben aufgeladen werden. Damit<br />

steht dem tierischen Badespaß nichts mehr im<br />

Wege! Und: Der ganze Spaß ist mit deutlich weniger<br />

Kosten verbunden, als wenn der Vierbeiner<br />

von der Hundefriseurin oder dem Hundefriseur<br />

gewaschen würde.<br />

Gesundheitsförderndes Oxy<br />

In dem Wellnesstempel kann man seinen Hund<br />

aber auch z. B. mit einem speziellen, ozonbehandelten<br />

Olivenöl massieren (lassen) und das<br />

Fell dann mit Aktivsauerstoff behandeln. Laut<br />

Experten ist Aktivsauerstoff die umweltfreundlichste<br />

Möglichkeit einer gründlichen Hundehygiene.<br />

Hinzu kommt: Eine Oxydry-Behandlung<br />

ist äußerst schonend und kann beliebig oft<br />

angewandt werden. Außerdem soll sie auf den<br />

Hund entspannend wirken und einen entzündungshemmenden<br />

Effekt für die Haut haben.<br />

Die Besitzerin des Hundesalons steht zu den<br />

Öffnungszeiten mit Rat und Tat zur Seite. »Mir<br />

ist wichtig, dass ich mehr biete als nur eine reine<br />

Wäsche für den Hund. Ich nehme mir die<br />

Zeit und berate gerne Frauchen und Herrchen<br />

in Sachen Pflege«, sagt die ausgebildete Hundefriseurin,<br />

die außerdem ein kostenloses Welpeneingewöhnungs-Programm<br />

anbietet. Selbstredend<br />

werden die beiden Rauhaardackel der<br />

Familie Ardizzone ebenfalls regelmäßig in die<br />

Edelstahlwaschkabine geführt, um von ihrem<br />

Frauchen gewaschen zu werden. Ist der Hund<br />

shampooniert, geduscht und getrocknet, ist bei<br />

Wash Dog aber noch lange nicht Schluss. Im<br />

Shop können Herrchen und Frauchen hochwertige<br />

Leinen und Halsbänder, sinnvolles Spielzeug<br />

zur Hundebeschäftigung oder pflegende<br />

Lotionen erwerben.<br />

Badevergnügen ja, aber nicht zu häufig<br />

Und wie oft sollten Hunde gewaschen werden?<br />

»Im Allgemeinen genügt es, den Hund nur bei<br />

Bedarf zu waschen. Keinesfalls sollte ein gesunder<br />

Hund wöchentlich oder gar täglich gebadet<br />

werden«, betont Laura Stella Ardizzone. Werde<br />

ein Hund zu oft gewaschen, könne sich das ne-<br />

Hundesalon Wash Dog<br />

Laura Stella Ardizzone<br />

Räterstraße 22a<br />

85551 Kirchheim<br />

bei München<br />

Website:<br />

www.washdog.store/muenchen219/<br />

Öffnungszeiten Self Service Washbox<br />

Registrierte Kunden: Self-Service-Bereich<br />

rund um die Uhr offen.<br />

Neue Kunden: Probewaschgang bzw.<br />

Registrierung von Montag bis Samstag nach<br />

Terminvereinbarung.<br />

kundet hat. Damit man diesen Service nutzen<br />

kann, benötigt man die Wash Dog-Card, die<br />

man sich während der Öffnungszeiten gegen<br />

eine Gebühr (jährlich etwa 10 Euro) ausstellen<br />

lassen kann. Die (wirklich fairen) Kosten für das<br />

Wasser in den Wannen, das fürs Waschen benötigt<br />

wird, wird anhand eines Zählers ermittelt.<br />

Die Wasser-Shampoo-Mischung kommt direkt<br />

aus dem Duschkopf – oder man kann am Automaten<br />

die passende Pflege erwerben.<br />

Ob für kurzes oder langes, glattes oder buschiges<br />

Hundefell: Hundebesitzer finden vor Ort das<br />

perfekt abgestimmte Pflegeprodukt. Ihr Hund<br />

hat es gern etwas luxuriöser und will das volle<br />

Programm? Auch das ist möglich, und zwar mit<br />

feinstem Conditioner, der, gemischt mit Wasser,<br />

aus der Dusche strömt. Ist der Hund wieder sauber,<br />

kann er trockengeföhnt werden. Die Wash<br />

Dog-Card kann jederzeit am Automaten im Sagativ<br />

auf die Schutzschicht des Hundefells und<br />

den Säureschutzmantel seiner Haut auswirken<br />

und so zum Nährboden für Krankheitserreger<br />

oder Parasiten werden. Ohnehin käme die tägliche<br />

Fellpflege im Allgemeinen auch gut ohne<br />

Wasser und Duschkopf aus: »Mit einem feuchten<br />

Tuch und einer Bürste lassen sich Staub und<br />

kleinere Schmutzspuren oft gut entfernen«, so<br />

die Hundepflegeexpertin.<br />

<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2022</strong>


20 Gesund leben<br />

Darmbakterien lieben<br />

Ballaststoffe<br />

Haktobazillen, Bifidobakterien, Akkermansia-Bakterien<br />

und Faecalibacterium<br />

prausnitzii-Bakterien, aber auch verschiedene<br />

Enterokokken-Arten oder Clostridie<br />

– im Dickdarm leben mehrere Billionen<br />

Bakterien, viele von ihnen sind wichtige<br />

Verdauungshelfer. Zusammen bilden sie das<br />

Darmmikrobiom, das inzwischen oft auch als<br />

Organ im Organ bezeichnet wird.<br />

Von Sabine Jansen<br />

Es gibt Nahrungsbestandteile, die nur von<br />

Darmbakterien abgebaut werden können.<br />

Dazu gehören vor allem Ballaststoffe, also die<br />

komplexen pflanzlichen Kohlenhydrate, wie sie<br />

z. B. besonders reichhaltig in Vollkorngetreide,<br />

Gerste, Hülsenfrüchte oder Gemüse wie Wurzelgemüse<br />

vorkommen und denen inzwischen<br />

eine enorm wichtige Bedeutung für die Darmgesundheit<br />

zugeschrieben wird.<br />

Bei der Verarbeitung der Ballaststoffe erzeugen<br />

die Darmbakterien nämlich unter anderem<br />

kurzkettige Fettsäuren wie Essigsäure (Acetat),<br />

Propionsäure (Propionat) und Buttersäure (Butyrat).<br />

Diese Substanzen können nun ihrerseits<br />

Gutes tun, indem sie dafür sorgen, dass nicht<br />

nur die Darmbakterien selbst, sondern auch die<br />

Darmzellen mit Energie versorgt werden. Außerdem<br />

wirken sie der Entartung von Darmzellen<br />

entgegen, sie regen die Darmbewegungen<br />

und die Durchblutung der Darmwand an.<br />

Im Fokus: Butyrat<br />

Speziell Butyrat ist für eine intakte Darmschleimhaut<br />

unentbehrlich. Einige Darmbakterien<br />

gewinnen aus den Ballaststoffen sogar<br />

Vitamine wie Vitamin K oder Vitamine der B-<br />

Familie. Zudem hat sich gezeigt, dass Butyrat<br />

auch an der Steuerung der immunologischen<br />

Abwehrkräfte des Darms beteiligt ist und offenbar<br />

außerhalb des Darms ebenfalls unverzichtbar<br />

ist. So beeinflusst die kurzkettige Fettsäure<br />

u. a. verschiedene Stoffwechselwege im ganzen<br />

Körper, etwa in der Leber oder im Gehirn. Möglicherweise<br />

besteht sogar ein Zusammenhang<br />

zwischen einem Butyratmangel und der Entstehung<br />

von Depressionen; dieser Aspekt wird gerade<br />

im Rahmen von Studien näher untersucht.<br />

Wie viel Butyrat unsere Darmbakterien für uns<br />

produzieren, haben wir im Wesentlichen selbst<br />

in der Hand: Wir brauchen unsere Ernährung<br />

nur an den Vorlieben unserer Darmbakterien<br />

auszurichten. Und das heißt vor allem, sie ausreichend<br />

mit faserreicher, ballaststoffhaltiger<br />

Kost zu versorgen.<br />

Mikrobiom – im regen Austausch mit<br />

anderen Organen<br />

Überhaupt spricht vieles dafür, dass die Bakteriengemeinschaft<br />

in unserem Darm eine wichtige,<br />

wenn nicht die wichtigste Instanz in unserem<br />

Körper ist, die über Gesundheit und Krankheit<br />

entscheidet. Ein Großteil der Wissenschaftler<br />

vertritt deshalb die Ansicht, dass die Gemeinschaft<br />

unserer Darmbakterien ein eigenständiges<br />

Organ bildet. Ein Organ, das im permanenten<br />

Austausch nicht nur mit anderen Organen<br />

und unserem Immunsystem steht, sondern dass<br />

es auch einen direkten Draht zum Gehirn hat –<br />

und so Einfluss auf unsere Gefühlswelt, unsere<br />

psychische Verfassung und unser Verhalten<br />

nimmt. Der Mikrobiom-Darm-Gehirn-Achse<br />

ist die Wissenschaft erst vor Kurzem auf die<br />

Spur gekommen. Seitdem wurden spektakuläre<br />

Hinweise darauf gefunden, dass die Darmbakterien<br />

über diese Verbindung auch an der Entstehung<br />

von Erkrankungen beteiligt sein könnten,<br />

die wie Parkinson, Autismus oder Multiple Sklerose<br />

bis dahin ausschließlich dem Gehirn zugeordnet<br />

wurden.<br />

Schlank oder übergewichtig?<br />

Die Darmbakterien entscheiden mit!<br />

Essenziell ist das Darmmikrobiom – und die<br />

Substanzen, die sie bei der Zerlegung der Nahrungsbestandteile<br />

bilden – für den Stoffwechsel.<br />

Ob wir schlank bleiben oder dick werden, ob wir<br />

an Typ-2-Diabetes oder an einem metabolischen<br />

Syndrom erkranken, hängt sehr wahrscheinlich<br />

auch stark davon ab, welche Bakterienarten in<br />

unserem Darm das Sagen haben.<br />

Auch wie gut oder schlecht ein Medikament<br />

wirkt, hängt womöglich eng mit der individuellen<br />

Zusammensetzung des Mikrobioms zusammen<br />

– umgekehrt können Medikamente<br />

negative Folgen auf die Bakteriengemeinschaft<br />

im Darm haben. Dazu gehören nicht nur Antibiotika,<br />

sondern auch Arzneimittel wie Protonenpumpenhemmer<br />

(etwa Omeprazol, Pantoprazol),<br />

die u. a. zur Linderung von Sodbrennen<br />

eingesetzt werden, oder Nicht-steroidale Entzündungshemmer<br />

(NSAID) wie Ibuprofen oder<br />

Naproxen zur Milderung von Schmerzen.<br />

Diese und viele andere Erkenntnisse über das<br />

Darmmikrobiom stellen Nicole Schaenzler und<br />

Florian Beigel in ihrem Buch »Superorgan Mikrobiom«<br />

vor.<br />

Dr. Nicole Schaenzler /<br />

Dr. Florian Beigel:<br />

Gräfe & Unzer Verlag. 224 S.<br />

ISBN 978-3-8338-7363-8<br />

<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2022</strong>


22 Gesund leben<br />

Reizdarm-Syndrom<br />

Schon mal was von SIBO<br />

gehört?<br />

Small Intestinal Bacterial Overgrowth,<br />

kurz SIBO, heißt die<br />

Darmerkrankung, bei der sich<br />

Dickdarmbakterien fälschlicherweise<br />

im Dünndarm ausbreiten.<br />

Inzwischen gilt SIBO als eine<br />

der wesentlichen Ursachen für<br />

das Reizdarm-Syndrom.<br />

Von Tanja Echter<br />

Lange galt ein Reizdarm als psychosomatisch<br />

und sogar als eingebildete<br />

Krankheit …<br />

Inzwischen ist klar: Das Reizdarm-Syndrom<br />

ist nicht, wie jahrzehntelang so definiert, eine<br />

rein funktionelle Störung ohne organische Ursache.<br />

Es ist nicht psychisch bedingt. Ganz im<br />

Gegenteil. Heute kann man sicher sagen: Der<br />

Reizdarm ist durchaus ein organisches Leiden,<br />

hervorgerufen durch konkrete körperliche Veränderungen,<br />

die eindeutig im Darm lokalisiert<br />

sind.<br />

Wie man heute weiß, ist für das<br />

Reizdarm-Syndrom eine veränderte<br />

Zusammensetzung der Darmbakterien<br />

charakteristisch …<br />

Ja, und es wird immer klarer: Im Darmmikrobiom<br />

liegt sehr wahrscheinlich der Schlüssel für<br />

die Wahl der richtigen Behandlungsstrategie.<br />

Das Interessante: Es kommt nicht nur auf die<br />

Zusammensetzung der verschiedenen Bakterienarten<br />

an, sondern auch darauf, wo sich diese<br />

Bakterien befinden. Denn der Darm kontrolliert<br />

die Bakterienverteilung in seinem Inneren<br />

streng. Darmbakterien sind vor allem im Dickdarm<br />

beheimatet, im Dünndarm kommen nur<br />

wenige und zudem überwiegend andere Bakterienarten<br />

vor. Durch bestimmte Auslöser kann<br />

es jedoch passieren, dass die darmeigenen Maßnahmen<br />

zum Schutz vor einer Wanderschaft der<br />

Bakterien von unten nach oben ausgehebelt werden.<br />

Dickdarmkeime dringen dann ungehindert<br />

in den Dünndarm vor, sie setzen sich dort fest<br />

und überwuchern ihn. Mit weitreichenden Folgen:<br />

Der Dünndarm wird nun massiv in seiner<br />

Funktionsfähigkeit beeinträchtigt.<br />

Eine neue Krankheit also?<br />

Ja, kurz SIBO genannt, das steht für Small Intestinal<br />

Bacterial Overgrowth, also „übermäßiges<br />

bakterielles Wachstum im Dünndarm“.<br />

Mittlerweile hört man auch oft den Begriff<br />

„Overgrowth-Syndrom“.<br />

Wie äußert sich SIBO?<br />

Die Auswirkungen reichen von behandlungsbedürftigen<br />

Vitamin- und Mineralstoffmängeln<br />

bis hin zu chronischen Darmschleimhautentzündungen<br />

oder einer ausgeprägten Immunschwäche.<br />

Die Beschwerden lassen sich von den<br />

typischen Symptomen eines Reizdarms kaum<br />

unterscheiden. Mit SIBO gibt es aber jetzt eine<br />

konkrete organische Ursache.<br />

Gibt es ein Hauptsymptom?<br />

Fast alle Betroffenen leiden unter Blähungen.<br />

Beschwerden stellen sich innerhalb der ersten<br />

Stunde, oft etwa 40 bis 60 Minuten nach dem<br />

Essen ein. Typisch auch: Kohlenhydratreiche<br />

Mahlzeiten wie Pasta oder Pizza verschlimmern<br />

die Beschwerden. Eine Besserung tritt ein,<br />

wenn länger nichts gegessen wurde. Es kann sogar<br />

sein, dass der Betroffene nach einer längeren<br />

Nüchternphase, etwa am Morgen oder in der<br />

Nacht, weitgehend symptomfrei ist.<br />

Wie viele Reizdarmpatienten<br />

könnten betroffen sein?<br />

Es sind zwar noch viele Fragen offen, aber inzwischen<br />

spricht vieles dafür, dass SIBO zu den<br />

wichtigsten Auslösern eines Reizdarms gehört.<br />

Aktuelle Studien sowie zwei Metaanalysen legen<br />

nahe, dass die Anzahl der SIBO-Patienten auf jeden<br />

Fall deutlich höher ist als lange Zeit gedacht.<br />

Bei etwa der Hälfte der Patienten mit Reizdarm-<br />

Beschwerden kann man eine bakterielle Fehlbesiedelung<br />

des Dünndarms nachweisen. Es könnten<br />

sogar mehr als 60 Prozent, womöglich sogar<br />

bis zu 75 Prozent der Patienten mit einem diagnostizierten<br />

Reizdarm erkrankt sein. Die Zahl<br />

der SIBO-Betroffenen geht also in die Millionen.<br />

Das heißt aber auch, ganz viele wissen<br />

noch nichts davon?<br />

In der Tat ist SIBO eine unterdiagnostizierte Erkrankung.<br />

Viele der Patientinnen und Patienten<br />

wissen nichts davon, dass in ihrem Dünndarm<br />

Bakterien sind, die dort nicht hingehören. Das<br />

bedeutet also auch, dass sie nicht die Therapie<br />

bekommen, die sie bräuchten.<br />

Was sollten die Menschen tun, die<br />

das jetzt lesen und den Verdacht<br />

haben, sie könnten betroffen sein?<br />

Bei anhaltenden Bauchbeschwerden sollten sie<br />

auf jeden Fall ihren Arzt oder ihre Ärztin aufsuchen<br />

und das Thema Dünndarmfehlbesiedlung<br />

gemeinsam abklären. Dazu gehört auch, einen<br />

Atemtest zu machen. Mit diesem Test werden<br />

nicht die Bakterien ermittelt, sondern die<br />

Konzentration ihrer Stoffwechselprodukte, also<br />

Wasserstoffgas (Hydrogen, H2), das entsteht,<br />

wenn Dickdarmbakterien Kohlenhydrate aus<br />

der Nahrung fermentieren.<br />

(Auszug aus dem am 10.10.22 auf Vitalissimo<br />

erschienenen Interview „Vieles spricht dafür,<br />

dass SIBO zu den wichtigsten Auslösern eines<br />

Reizdarms zählt“.) Vitalissimo ist ein Projekt<br />

des Gräfe und Unzer Verlags, Autorin<br />

des Interviews ist Tanja Echter.<br />

Hier das Interview in gesamter Länge:<br />

www.vitalissimo.de/artikel/<br />

reizdarm-mikrobiom-sibo-interview/<br />

Vitalissimo – Powered bei GU<br />

Das Online-Portal Vitalissimo des Gräfe<br />

und Unzer Verlags bietet neben fundierten<br />

Inhalten aus dem geballten Wissensschatz<br />

und der didaktischen Expertise<br />

des führenden deutschsprachigen Ratgeberverlags<br />

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dem Bereich Gesundheit − egal ob es<br />

um Ernährung, Bewegung oder mentale<br />

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E-Mail: redaktion@vitalissimo.de<br />

Dr. Nicole Schaenzler<br />

Endlich Heilung<br />

für den Reizdarm<br />

Zum Weiterlesen:<br />

Gräfe & Unzer Verlag 128 S.<br />

ISBN 978-3833886072<br />

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Der Arzt kann bei medizinischer Notwendigkeit<br />

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verordnen. Im Fachhandel<br />

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angemessen.<br />

In der medi Kampagne »Entdecke dein perfekt«<br />

motivieren Menschen, die mit Venen-, Lipödemund<br />

Lymphödemerkrankungen mitten im Leben<br />

stehen, selbstbewusst zur Therapie mit medizinischen<br />

Kompressionsstrümpfen. Dazu setzt auch<br />

Jürgen Jakob wichtige Impulse – denn auch Männer<br />

können von Lymphödem-Erkrankungen betroffen<br />

sein.<br />

Volkskrankheit Venenleiden:<br />

Schwere, müde, geschwollene Beine und<br />

Füße, Besenreiser und Krampfadern zählen<br />

dazu. Medizinische Kompressionsstrümpfe<br />

in Verbindung mit Bewegung<br />

sind ein wichtiger Bestandteil der The-<br />

»Auch wenn ich mein Leben nicht mehr von meinem<br />

Lymphödem bestimmen lasse – kurze Hosen zu tragen,<br />

bleibt eine Herausforderung«, gibt Jürgen Jakob offen<br />

zu, blickt aber zuversichtlich nach vorne: »Ich will noch<br />

mutiger mit meiner Erkrankung umgehen – das Reisen<br />

an meine Sehnsuchtsorte in warmen Ländern hilft mir<br />

dabei: mein perfekt auch mit Kompression.«<br />

rapie. Der medizinisch definierte Druck<br />

von außen auf das Gewebe unterstützt<br />

bei Bewegung die Wirkung der Muskelpumpe.<br />

Dadurch wird der Blutfluss in<br />

den Venen zurück zum Herzen gefördert<br />

und Schwellungen klingen ab. Die Beine<br />

fühlen sich leichter und entspannter an<br />

und ein erneutes Auftreten von Ödemen<br />

kann vermieden werden.<br />

Lymphödem- und Lipödemerkrankungen:<br />

Schwellungen und Spannungsgefühle<br />

der Beine können auch auf eine Erkrankung<br />

des Lymphgefäßsystems hinweisen.<br />

Bei Lymphödemen sind flachgestrickte<br />

medizinische Kompressionsstrümpfe<br />

Baustein der Basistherapie. Auch Symptome<br />

des Lipödems – eine Fettverteilungsstörung,<br />

oft an Hüfte, Beinen und<br />

Armen – werden damit behandelt.<br />

Zweckbestimmungen mediven Kompressionsstrümpfe: Rundoder<br />

flachgestrickte / r medizinische / r Kompressionsstrumpf / -versorgung<br />

zur Kompression der oberen und unteren Extremitäten,<br />

hauptsächlich bei der Behandlung von Erkrankungen des Venenoder<br />

Lymphgefäßsystems.<br />

<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2022</strong>


24 Rat aus der Apotheke<br />

Lebenswichtiges Spurenelement<br />

Immunhelfer<br />

Zink<br />

Für unseren Organismus ist Zink ein unverzichtbares Spurenelement,<br />

aber ob es auch ein wirksames Erkältungsmittel ist, ist<br />

trotz zahlreicher Untersuchungen umstritten. Ebenso fehlen von<br />

den medizinischen Fachgesellschaften konkrete Empfehlungen.<br />

In der Werbung ist Zink jedoch, wie jedes Jahr um diese Zeit,<br />

allgegenwärtig – und das wohl nicht ganz zu Unrecht.<br />

Von Isabel Virnich<br />

Es ist zwar nur in Spuren in unserem Körper<br />

vorhanden, dennoch ist Zink für den reibungslosen<br />

Ablauf zahlreicher physiologischer<br />

und biochemischer Funktionen in unserem Organismus<br />

unverzichtbar. Vor allem aber ist Zink<br />

ein wichtiger Verbündeter unseres Immunsystems.<br />

Zwar sind noch längst nicht alle Interaktionen<br />

zwischen Zink und den verschiedenen<br />

Zellverbänden des Immunsystems entschlüsselt,<br />

als sicher gilt jedoch: Steht dem Körper zu<br />

wenig Zink zur Verfügung, verliert das Immunsystem<br />

seine Schlagkraft im Abwehrkampf gegen<br />

Krankheitserreger. Man wird anfällig für Infekte<br />

und die Infektionen können einen schwereren<br />

Verlauf nehmen – für die Forscher der Hinweis,<br />

dass Zink eine direkte antientzündliche Wirkung<br />

hat und deshalb eventuell auch als (hoch dosiertes)<br />

Therapeutikum bei so schweren bakteriellen<br />

Infektionen wie eine Sepsis infrage kommen<br />

könnte.<br />

Zink als Akutmittel?<br />

Zink hemmt außerdem die Vermehrung von<br />

Rhino- und anderen Erkältungsviren und verhindert<br />

ihr Eindringen in die Wirtszellen – zumindest<br />

im Laborversuch. Sogar gegen die verschiedenen<br />

Varianten des SARS-CoV-2-Virus<br />

soll Zink gezielt wirken; ob dem wirklich so ist,<br />

bleibt abzuwarten. Es gibt jedoch eine Reihe von<br />

Studien, die nahelegen, dass Zink eine Immunhilfe<br />

bei grippalen Infekten ist – aber nur dann,<br />

wenn das Spurenelement in den ersten 24 Stunden<br />

nach Einsetzen der ersten Erkältungssymptome<br />

und in einer deutlich höheren Dosierung<br />

als die hierzulande empfohlene Tageshöchstmenge<br />

eingenommen wird. Konsens ist, dass die<br />

Dauer der Erkältungssymptome durch die Einnahme<br />

von Zink um 1,8 Tage verringert werden<br />

kann. Derzeit wird geprüft, ob es für diesen Effekt<br />

wirklich 75 Milligramm pro Tag sein müssen,<br />

wie verschiedene Untersuchungen ergeben<br />

haben.<br />

Empfohlen werden Lutschtabletten. Studien legen<br />

nahe, dass nur diese Form offenbar lokal –<br />

über die Aufnahme durch die Mundschleimhaut<br />

– in den oberen Atemwegen wirkt, wohingegen<br />

Zink in Tablettenform diesen Effekt nicht zu haben<br />

scheint. Außerdem spielt es offenbar eine<br />

Rolle, welches Zinksalz verwendet wird. Untersuchungen<br />

bescheinigen vor allem den gut löslichen<br />

Salzen Zinkgluconat und Zinkacetat eine<br />

gute Wirksamkeit.<br />

Vorsicht vor Überdosierung?<br />

In Deutschland orientieren sich die Hersteller<br />

der Zink-Präparate an der vom Bundesinstitut<br />

für Risikobewertung (BfR) festgelegten tägliche<br />

Höchstmenge bei 25 Milligramm pro Tag für Erwachsene.<br />

Ein Grund ist, dass Zink – wie jedes<br />

Schwermetall – bei einer Überdosierung Vergiftungserscheinungen<br />

wie Bauchkrämpfe, Durchfall,<br />

Übelkeit und Erbrechen hervorrufen kann.<br />

<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2022</strong>


Rat aus der Apotheke<br />

25<br />

Foto li.: © artemidovna / 123rf.com; re.: © rhj2017 / 123rf.com<br />

Allerdings scheint die Gefahr von Nebenwirkungen<br />

gering zu sein, wenn ein höher dosiertes<br />

Zinkpräparat kurzzeitig eingenommen wird.<br />

Einig ist sich die Fachwelt darin, von einer Dauertherapie<br />

mit standardisiertem Zink zur Stärkung<br />

des Immunsystems bzw. zur längerfristigen<br />

Vorbeugung von Infekten abzuraten. Zu den unerwünschten<br />

Wirkungen gehört nämlich auch,<br />

dass unkontrolliert eingenommene Präparate<br />

die Versorgung mit anderen Nährstoffen erheblich<br />

beeinträchtigen können. Vor allem behindert<br />

Zink die Aufnahme von Eisen und Kupfer, wodurch<br />

etwa die Blutbildung beeinträchtigt werden<br />

kann. Wenn also kein medizinisch begründeter<br />

Bedarf besteht, genügt es, die Ernährung so<br />

zu gestalten, dass täglich gute Zinklieferanten auf<br />

den Tisch kommen.<br />

Immer auch die Phytate im Blick<br />

haben<br />

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE)<br />

gibt folgende Referenzwerte pro Tag vor: für<br />

Frauen 7 bis 10 Milligramm Zink, für Männer<br />

11 bis 16 Milligramm Zink. Empfohlen wird,<br />

sich bei der täglichen Zinkzufuhr auch danach<br />

zu richten, wie viel Phytat aufgenommen wird.<br />

Phytate sind Pflanzeninhaltsstoffe, die der Speicherung<br />

von Mineralstoffen wie Phosphat dienen.<br />

Einen hohen Phytat-Gehalt haben vor allem<br />

Hülsenfrüchte, Sojabohnen oder Vollkorngetreide.<br />

Im Verdauungstrakt bildet Phytat mit Zink<br />

schwer aufzuschließende Verbindungen und<br />

setzt so die Verfügbarkeit des Spurenelements<br />

deutlich herab. Deshalb gilt: Je höher die tägliche<br />

Phytatzufuhr, desto höher sollte auch die Aufnahme<br />

von Zink sein.<br />

Der Phytatgehalt eines pflanzlichen Nahrungsmittels<br />

lässt sich allerdings mithilfe einiger Zubereitungsmethoden<br />

senken, etwa durch Einweichen<br />

(Hülsenfrüchte!) oder durch Sauerteiggärung<br />

(Vollkornbrot!). Außerdem erhöht die<br />

gleichzeitige Aufnahme von tierischen Eiweißen<br />

die Bioverfügbarkeit von Zink.<br />

Risikogruppen<br />

für einen Zinkmangel<br />

Wer sich ausgewogen ernährt, braucht keinen<br />

Zinkmangel zu befürchten. Gute Zinklieferanten<br />

sind z. B. Rind- und Schweinefleisch, einige<br />

Fische und Schalentiere, Hartkäse und Eier.<br />

Vegetarier können ihren täglichen Zinkbedarf<br />

mit Nüssen wie Cashew-, Para- oder Pekannüssen,<br />

aber auch mit Vollkornprodukten und<br />

Hülsenfrüchten wie Erbsen, Bohnen und Linsen<br />

decken. In diesen Lebensmitteln ist immer<br />

noch so viel Zink enthalten, dass der vergleichsweise<br />

hohe Phytatgehalt, der die Zinkaufnahme<br />

eigentlich erschwert, kaum ins Gewicht fällt. Es<br />

spricht also nichts dagegen, gesundes ballaststoffreiches<br />

Vollkornbrot, aber auch Linsen, Sojabohnen<br />

und Erbsen bevorzugt auf den täglichen<br />

Speiseplan zu setzen.<br />

Zusätzliche Zufuhr bei Mangel<br />

Dennoch ist ein Zinkmangel in unseren Breitengraden<br />

gar nicht so selten. Gefährdet sind<br />

neben Diabetikern und Patienten mit bestimmten<br />

chronischen Erkrankungen (z. B. chronischentzündliche<br />

Darmerkrankungen, Leberzirrhose)<br />

vor allem Personen, die sich überwiegend<br />

von Fast Food oder Fertigkost ernähren oder die<br />

Radikaldiäten durchführen.<br />

Aber auch Vegetarier und Veganer leiden häufiger<br />

unter Zinkmangel, da pflanzliche Lebensmittel<br />

insgesamt weniger Zink enthalten als tierische<br />

Nahrungsmittel. Weil die Zinkaufnahme<br />

im Alter über die Darmschleimhaut häufig beeinträchtigt<br />

ist, gehören auch ältere Menschen<br />

zur Risikogruppe: Trotz ausreichender Zufuhr<br />

von Zink über die Nahrung kann es so zu einer<br />

Unterversorgung des Organismus kommen.<br />

In diesem Fall ist eine Substitutionstherapie<br />

mit standardisierten Zinkpräparaten notwendig;<br />

in welcher Dosierung hängt vom Ausmaß<br />

des Defizits ab und wird vom Arzt individuell<br />

festgelegt.<br />

Zink ist auch in vielen Cremes und kosmetischen<br />

Produkten enthalten – nicht zuletzt, weil das Spurenelement<br />

eine gute Schutzwirkung als UV-Filter hat.<br />

Zinkhaltige Präparate –<br />

eine Auswahl<br />

Die hierzulande erhältlichen zinkhaltigen<br />

Lutschtabletten sind rezeptfrei erhältlich, z. B.<br />

in den Apotheken. Sie gelten jedoch<br />

als Nahrungsergänzungsmittel, d. h. sie<br />

mussten weder zugelassen werden,<br />

noch wurden sie vor dem ersten Verkauf<br />

von Behördenseite geprüft. Hier<br />

eine kleine Auswahl:<br />

• Biolectra® Zink Lutschtabletten<br />

(Hermes Arzneimittel GmbH)<br />

• Cetebe® Abwehr Fit Lutschtabletten<br />

(GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG)<br />

• Curazink® Immun Plus Lutschtabletten<br />

(Stada GmbH)<br />

• Gesundhaus® Zink 10 + C Lutschtabletten<br />

(Wörwag Pharma GmbH & Co. KG)<br />

• Zink + C Menssana Lutschtabletten<br />

(Menssana AG)<br />

• Naturafit® Immerfit Lutschtabletten<br />

(NaturaFit GmbH)<br />

• Ökothek® Vit C + Zn Lutschtabletten<br />

(Ökothek GmbH & Co. KG)<br />

• Topfitz® Abwehr Aktiv Kirschgeschmack<br />

Lutschtabletten<br />

(Hermes Arzneimittel GmbH)<br />

• Zink Lutschtabletten<br />

(Endima Vertriebsgesellschaft mbH)<br />

• Zinkletten Verla® Himbeere /Orange<br />

Lutschtabletten<br />

(Verla-Pharm Arzneimittel GmbH & Co. KG)<br />

Apothekenpflichtige zinkhaltige Arzneimittel<br />

werden nur bei »gesicherter / klinisch<br />

nachgewiesenem Zinkmangel« empfohlen.<br />

Hier einige Beispiele:<br />

• Biolectra® Zink, Brausetabletten<br />

(Hermes Arzneimittel GmbH)<br />

• Cefazink® 10 mg, Filmtabletten<br />

(Cefak KG)<br />

• Curazink®, Hartkapseln<br />

(Stada GmbH)<br />

• Zink AL, Brausetabletten<br />

(Aliud Pharma GmbH)<br />

• Zink Hexal®, Brausetabletten<br />

(Hexal AG)<br />

• Zinkorot® 25, Tabletten<br />

(Wörwag Pharma GmbH & Co. KG)<br />

• Zink-Ratiopharm®, Brausetabletten<br />

(Ratiopharm GmbH)<br />

• Zink Verla® OTC, Filmtabletten<br />

(Verla-Pharm Arzneimittel GmbH & Co. KG)<br />

Wenn Sie unsicher sind: In Ihrer Apotheke<br />

wird man Sie gern beraten, ob – und<br />

wenn ja, in welcher Dosierung – die Einnahme<br />

von Zink für Sie sinnvoll ist.<br />

<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2022</strong>


26 Rat aus der Apotheke<br />

Die Wegwarte<br />

mehr als ein schmackhaftes <strong>Winter</strong>gemüse<br />

Als der Verein NHV Theophrastus 2020 die<br />

Wegwarte zur »Heilpflanze des Jahres« kürte,<br />

tat er das vor allem mit der Absicht, sie wieder<br />

(mehr) ins Bewusstsein der Öffentlichkeit<br />

zu rücken. Denn tatsächlich ist die hierzulande<br />

vor allem als Gemüse bekannte Pflanze<br />

ein wirksames Phytopharmakon – dieser<br />

Umstand ist nur beinahe in Vergessenheit<br />

geraten.<br />

Von Apotheker Thomas Knaier<br />

Die Gemeine Wegwarte (Cichorium intybus<br />

L.) und ihre Unterart, die Waldwegwarte<br />

(Cichorium silvestre), standen in Europa<br />

schon in vorgeschichtlicher Zeit als essbares<br />

Wildgemüse hoch im Kurs. Und das ist bis heute<br />

so geblieben: Ihre Kulturformen Chicorée und<br />

Radicchio werden vor allem im <strong>Winter</strong> als Salatpflanzen<br />

geschätzt und auch mit der Endivie<br />

verbindet die Wegwarte eine enge Verwandtschaft.<br />

Eine weitere botanische Verwandte ist<br />

die Kaffeezichorie.<br />

Die Wegwarte, die auch Zichorie genannt wird,<br />

ist nicht nur in Europa, sondern auch in Asien<br />

und Nordafrika heimisch. Sie gehört zur Familie<br />

der Korbblütler, hat eine dicke Pfahlwurzel<br />

und wächst – wie ihr Name schon sagt – vornehmlich<br />

an Weg- und Straßenrändern. Doch<br />

auch auf Getreideäckern, Weiden und Ödland<br />

wie Bahndämme mit stickstoffreichen, lehm-<br />

haltigen Böden ist die mehrjährige Staudenpflanze<br />

zu finden. Ihr Standort entscheidet zugleich<br />

über ihre Wuchshöhe: Auf kargen Böden<br />

wird die Pflanze oft nicht größer als 15 Zentimeter,<br />

aber an einem idealen Standort kann sie<br />

eine Höhe von bis zu 150 Zentimetern erreichen.<br />

Die Grundblätter der Wegwarte erinnern an<br />

den Löwenzahn, der ebenfalls ein Korbblütlergewächs<br />

ist. Ins Auge springen vor allem die<br />

vielblütigen Blumenköpfe mit ihren in der Sonne<br />

leuchtenden hellblauen Blütenköpfen – sie<br />

brachten ihr den Namen »Sponsa solis« oder<br />

»Sonnenbraut« ein. Die Blüten haben die Form<br />

einer Zunge und werden deshalb zu den Zungenblüten<br />

gerechnet. Im Sommer öffnen sich die<br />

Köpfe nur für einige Stunden am Tag.<br />

Die Blütezeit der Wegwarte erstreckt sich von<br />

Ende Juni bis Anfang Oktober. Ab September<br />

bilden sich dann sogenannte Achänenfrüchte.<br />

<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2022</strong>


Rat aus der Apotheke<br />

27<br />

Foto li.: © tommeaker / 123rf.com<br />

Pflückt man einen Zweig der Pflanze ab, tropft<br />

weißer Milchsaft aus dem Stängel heraus.<br />

Heilkraut und Zauberpflanze<br />

Bereits Plinius und Dioskurides berichten, dass<br />

die Ägypter die Wegwarte als magenstärkendes<br />

Gemüse genutzt haben sollen. In den ersten<br />

Jahrhunderten der Klosterheilkunde fand die<br />

Pflanze dagegen erst einmal wenig Beachtung,<br />

bis Hildegard von Bingen sich ausführlicher<br />

mit der Wegwarte befasste und sie bei Heiserkeit<br />

sowie für eine gesunde Verdauung empfahl.<br />

Sie behauptete sogar, wer die Wegwarte bei sich<br />

trage, sei auf Herrschaft aus und ziehe deshalb<br />

den Hass anderer Menschen auf sich. Auch andere<br />

Kulturkreise schrieben der Pflanze magische<br />

Züge zu: Zaubertränke aus Zichorien-Arten<br />

sollten die Krieger unverwundbar und nicht<br />

selten sogar unsichtbar machen. Mit der Zeit gewann<br />

die Wegwarte auch als gesundes Lebensmittel<br />

zunehmend an Bedeutung: sowohl gekocht<br />

als Gemüse wie auch geröstet als Kaffeeersatz.<br />

Zudem aßen viele die blauen Blüten zur<br />

Bekämpfung trauriger Gemütslagen oder auch<br />

in den Umstellungsphasen des Lebens.<br />

Nicht zuletzt Sebastian Kneipp sorgte dafür, dass<br />

die heilfördernden Wirkungen der Wegwarte<br />

wieder in den Blickpunkt rückten: Er empfahl<br />

die Pflanze als hilfreiches Mittel bei Magen- und<br />

Darmleiden, aber auch bei Lebererkrankungen.<br />

Heilkundlich verwendet werden zum einen die<br />

ganzen oberen Pflanzenteile und zum anderen<br />

die Wurzeln, die vor allem Bitterstoffe, Gerbstoffe<br />

und in einer hohen Konzentration auch<br />

das Speicherkohlenhydrat Inulin (50 bis 60 Prozent)<br />

enthalten.<br />

Verwendung der Wurzel als<br />

Kaffeeersatz<br />

Wird die Wurzel der Wegwarte geröstet, erhält<br />

man Zichorienkaffee – auch »Muckefuck«<br />

genannt, das ist die »deutsche Variante« für<br />

das französische Mocca faux (falscher Mokka).<br />

Der Zichorienkaffee wurde früher vor allem<br />

als günstige Alternative zum teuren Bohnenkaffee<br />

geschätzt: Dank seines hohen Gehalts<br />

Inulin, aus dem durch den Röstvorgang eine<br />

organische Verbindung namens Oxymethylfurfural<br />

entsteht, schmeckt der aus der Wegwartenwurzel<br />

hergestellte Kaffee fast so wie das<br />

Bohnengetränk, ohne jedoch Koffein oder Säure<br />

zu enthalten. Dies macht den Zichorienkaffee<br />

zwar bekömmlicher, doch fällt seine anregende<br />

Wirkung auch deutlich geringer aus als die des<br />

Bohnenkaffees.<br />

Hohe Konzentration an Bitterstoffen<br />

Tatsächlich findet sich die höchste Konzentration<br />

an Bitterstoffen in der Wurzel. Aber auch in<br />

anderen Pflanzenteilen der Wegwarte sind Bitterstoffe<br />

zu finden, allen voran sogenannte Sesquiterpenlaktone<br />

mit Lactucin und Lactupikrin.<br />

Außerdem enthalten die Pflanzenteile Cumarine<br />

(Umbelliferon und Cichoriin), verschiedene<br />

Phenolcarbonsäuren wie Ferulasäure und Chinasäure<br />

sowie verschiedene Flavonoide. Damit<br />

ist die Wegwarte ein Tonikum amarum – ein<br />

bitteres Anregungs- und Kräftigungsmittel, das<br />

bei Appetitmangel und Verdauungsstörungen<br />

sowie zur Anregung der Gallensäureproduktion<br />

und des Galleflusses verwendet wird. Zudem<br />

schreibt man der Heilpflanze blähungslindernde<br />

und harntreibende Eigenschaften zu. Und in<br />

der europäischen und ayurvedischen Medizin<br />

gilt die Wegwarte als »blutreinigend«.<br />

Ein Wegwartensirup kommt in der Volksmedizin<br />

als Kräftigungsmittel für Kleinkinder zur<br />

Anwendung. Außerdem wird die Wegwarte<br />

Patienten als »reinigendes« Pflanzenheilmittel<br />

empfohlen, die an Rheuma oder Gicht erkrankt<br />

sind. Die Erfahrungsheilkunde nutzt die Wegwarte<br />

zudem bei Hautunreinheiten, allgemeinen<br />

Schwächezuständen und Störungen der Leberfunktion.<br />

Inulin – das Speicherkohlenhydrat<br />

aus der Wurzel – gilt als Zuckerersatzstoff für<br />

Diabetiker.<br />

Verdauungsfördernd, appetitanregend<br />

– und möglicherweise auch<br />

entzündungshemmend<br />

Wie alle bitterstoffhaltigen Pflanzen nimmt<br />

auch die Wegwarte einen direkten Einfluss auf<br />

den Magen-Darm-Trakt und speziell auf die<br />

Produktion der Verdauungssäfte. Dies legen<br />

auch verschiedene Untersuchungen nahe, wonach<br />

die Wegwarte zumindest eine milde gallenflussfördernden<br />

Effekt hat und zudem entzündungshemmend<br />

wirkt. Sehr wahrscheinlich<br />

sind auch die appetitanregenden und tonisierenden<br />

Wirkungen der Pflanzenauszüge auf die<br />

Bitterstoffe zurückzuführen.<br />

Die Wegwarte ist im Allgemeinen gut verträglich.<br />

In seltenen Fällen kann es, wie bei allen<br />

Korbblütlern üblich, zu allergischen Hautreaktionen<br />

bei der Anwendung kommen. Allergien<br />

gegen Korbblütler stellen somit eine Ausschlussindikation<br />

für den Einsatz von Wegwartenkraut<br />

dar. Als Gegenanzeige sollte die Anwendung bei<br />

Gallensteinleiden ebenfalls nur nach Rücksprache<br />

mit dem Arzt erfolgen.<br />

Teezubereitungen<br />

Wegwartenkraut ist ein häufiger Bestandteil in<br />

verschiedenen verdauungsstärkenden Teemischungen<br />

des Handels, kann aber auch allein<br />

verwendet werden. Als Tagesdosis gelten drei<br />

Gramm.<br />

• Zur Anregung des Appetits oder bei Magen-<br />

Darm-Beschwerden bietet sich ein Wegwartenkrauttee<br />

an: Hierfür werden etwa 40 Gramm<br />

getrocknete Pflanzendroge auf einen Liter kochend<br />

heißes Wasser bzw. ein Teelöffel Wegwartenkraut<br />

mit einer Tasse kochend heißem<br />

Wasser überbrüht und nach zehn Minuten abgeseiht.<br />

Mindestens drei Tage lang sollten zwei- bis<br />

dreimal jeweils vor den Mahlzeiten, eine Tasse<br />

schluckweise getrunken werden.<br />

• Für eine Kur gegen Gallenblasenbeschwerden<br />

empfiehlt es sich, vier Wochen lang täglich<br />

zwei- bis dreimal täglich folgende Teemischung<br />

zu trinken: Es werden je 20 Gramm Wegwartenkraut<br />

und Löwenzahnkraut mit 10 Gramm<br />

Pfefferminzblätter vermischt. Zwei Teelöffel davon<br />

werden mit 250 Milliliter kochend heißem<br />

Wasser überbrüht und dann zehn Minuten zugedeckt<br />

ziehen gelassen und abgeseiht.<br />

• Auch aus der Wegwartenwurzel kann ein Tee<br />

zubereitet werden, etwa in Kombination mit der<br />

gleichen Menge Löwenzahnwurzel.<br />

Rat des Apothekers<br />

Standardisierte Wegwarten-Arzneien<br />

haben leider heute keinen großen<br />

Marktanteil mehr unter den Phytopharmaka<br />

– im Gegensatz beispielsweise zu<br />

Pfefferminze, Kamille oder Schafgarbe.<br />

Dennoch schätzen viele die Bitterstoffdroge<br />

als aktivierendes Mittel für eine<br />

»eingeschlafene Verdauung«. Sie ist<br />

Bestandteil fertiger Magen-, Leberund<br />

Gallenteemischungen sowie als<br />

Tinktur in Bitterelixieren enthalten.<br />

Außerdem basieren verschiedene<br />

anthroposophische und homöopathische<br />

Arzneimittel bzw. Urtinkturen<br />

auf Wegwartenextrakt. Hier eine kleine<br />

Auswahl:<br />

◾ Urtinkturen/Homöopathika<br />

• Cichorium intybus radix Urtinktur<br />

(Ceres)<br />

• Solunat Nr. 8 Tropfen (Soluna)<br />

• Amara Tropfen (Weleda)<br />

• Cichorium Planta tota Urtinktur D1<br />

(Weleda)<br />

• Cichorium Globuli in verschiedenen<br />

Potenzen (DHU)<br />

• Cichorium Pancreas comp. Globuli<br />

(Wala)<br />

• Cichorium e planta tota D3 Globuli<br />

(Wala)<br />

• Cichorium e planta tota D6 Globuli<br />

(Wala)<br />

◾ Nahrungsergänzungsmittel<br />

• Legana Kräuterelixier Tropfen (Nestmann)<br />

• Legana Extrakt-Kapseln (Nestmann)<br />

• Blauwarten Bio Mastitabs (Dr. Pandalis)<br />

◾ Kräuterbitter<br />

• Bitterkraft Elixier (Gutsmiedel)<br />

Alle aufgeführten Präparate sind in<br />

Apotheken erhältlich.<br />

<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2022</strong>


28 Gewinnspiel<br />

ZEIT für MICH!<br />

ZEIT für meine LIEBEN!<br />

Eingebettet in die prächtige<br />

Bergkulisse des Salzburger<br />

Lands verwöhnt das Familien- &<br />

Kinder-Reithotel Groß und Klein<br />

und bietet Familien Urlaubsfreuden<br />

für jeden Geschmack<br />

und jede Geldbörse!<br />

Mit einer Auswahl an fünf variablen<br />

Unterkunftsarten – dem 4-Sterne-Familienhotel<br />

Kesselgrub, einem 3-Sterne-Landhaus,<br />

einem Ferienhaus, den<br />

Ferienwohnungen und Wohlfühlappartements<br />

– präsentiert sich Kesselgrubs<br />

Ferienwelt als ideales Traumurlaubs-Domizil.<br />

Ob im 4-Sterne Familienhotel<br />

mit All-Inclusive Schlemmerpension<br />

oder in den großzügigen<br />

Ferienwohnungen mit Selbstverpfle-<br />

gung, ob Sommerfreuden oder <strong>Winter</strong>genuss:<br />

Kesselgrubs Ferienwelt<br />

verwöhnt zu jeder Jahreszeit mit kulinarischen<br />

Genuss-Momenten, familiärer<br />

Atmosphäre und gelebter<br />

Herzlichkeit!<br />

Feinschmecker erleben in Kesselgrubs<br />

Schlemmerwelt kulinarische<br />

Genuss-Momente. Das Küchenteam<br />

verwöhnt mit traditionellen Köstlichkeiten,<br />

modern interpretiert, mit viel<br />

Liebe arrangiert und aus regionalen<br />

Produkten zubereitet.<br />

Kinderprogramm in der Ferienwelt<br />

In Kesselinos Kinderwelt mit Kinder<br />

Club und Abenteuerland erleben die<br />

Kinder im Sommer und <strong>Winter</strong>: Spiel,<br />

Spaß und Abenteuer bei einem bunten<br />

und abwechslungsreichen Wochenprogramm<br />

mit professioneller<br />

Kinderbetreuung ab 0,5 Jahren. Ein<br />

besonderes Highlight ist die 5 000m²<br />

Gartenwelt mit privatem solarbeheiztem<br />

Badesee und Ruhenischen.<br />

In diesem Kleinod für Naturgenießer<br />

und Tierliebhaber finden Ihre<br />

Kinder besondere Freunde in der<br />

Pferde- und Streicheltierwelt mit<br />

Tier-Entdeckungs- Plattform.<br />

Fotos: © Familienhotel Kesselgrub<br />

<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2022</strong>


Gewinnspiel<br />

29<br />

Der besondere Tipp:<br />

Werfen Sie einen Blick auf unsere Kesselgrub-<br />

Restplatzbörse! Hier finden Sie eine Auswahl<br />

aktueller Restplätze, Last Minute-Angebote<br />

und besonderer Schnäppchen.<br />

Im Sommer haben die kleinen Reitfans<br />

die Möglichkeit, tägliche Reitstunden<br />

zu absolvieren. Gemeinsames<br />

Familienglück genießt man in<br />

Kesselgrubs kleinen, feinen Wellnesswelt<br />

mit Almhütten-Sauna im Freien,<br />

Kneipp-Gang, Finnischer Sauna, Fitnessraum<br />

und vielem mehr. Körper,<br />

Geist und Seele werden in der Kosmetik-<br />

& Massageabteilung mit vielfältigen<br />

Anwendungen verwöhnt.<br />

Und wer den großen Wasserspaß<br />

samt Adrenalin-Kick sucht, ist hier genau<br />

richtig: Denn Kesselgrubs Ferienwelt<br />

ist das Hotel mit der geringsten<br />

Entfernung zur Erlebnis-Therme<br />

Amadé!<br />

Um die gemeinsame Familienzeit in<br />

vollen Zügen genießen zu können,<br />

gibt es eine Vielzahl an Angeboten.<br />

Neben Skifahren, Wandern, Rodeln,<br />

Reiten, locken auch interessante Ausflugsziele<br />

wie die Burg Hohenwerfen,<br />

das Salzbergwerk Dürnberg, die Eisriesenwelt<br />

und die Krimmler Wasserfälle,<br />

um nur einige zu nennen. Zudem<br />

bietet die Region Kunst, Kultur und<br />

Einkaufsmöglichkeiten sowie zahlreiche<br />

weitere Aktivitäten und Möglichkeiten.<br />

Der 1-Euro-Wanderbus bzw.<br />

der gratis Skibus hält zudem direkt<br />

vor dem Hotel.<br />

* Das Angebot ist nur nach Verfügbarkeit für eine vom Hotel festgelegte Zimmerkategorie gültg. Der Verlag hat hierauf keinen Einfluss und übernimmt auch keine Gewähr.<br />

GEWINNSPIEL<br />

Gewinnen Sie<br />

5 Nächte für 2 Personen<br />

inkl. Halbpension<br />

Teilnahme am Gewinnspiel nur mit diesem Coupon möglich an den Verlag:<br />

Name, Vorname<br />

Straße, Hausnummer<br />

PLZ, Ort<br />

FAMILIENHOTEL KESSELGRUB<br />

LACKENGASSE 1 | A-5541 ALTENMARKT/ZAUCHENSEE<br />

Tel.: +43 (0)6452 / 5232–0<br />

E-Mail: info@kesselgrub.at<br />

www.kesselgrub.at<br />

Telefon oder ggf. E-Mail-Adresse<br />

So geht’s: Ausreichend frankierte Postkarte oder Brief an Letter Content Media,<br />

Sebastian-Bauer-Straße 20c, D-81737 München schicken (nicht direkt an das Hotel!).<br />

Stichwort: »Hotel-Gewinnspiel«.<br />

Einsendeschluss: 01.03.<strong>2023</strong> (Datum des Poststempels). Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2022</strong>


30<br />

Sudoku<br />

(schwerer)<br />

Gehirntraining<br />

Schwedenrätsel<br />

www.topfit-store.de<br />

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<strong>TOPFIT</strong> 4 / <strong>2022</strong><br />

30 Rätsel


Veranstaltungen 31<br />

Münchner Volkshochschule<br />

12.01.<strong>2023</strong> — 02.02.<strong>2023</strong> (4 Kurstermine) | 07.15 — 08.15 Uhr<br />

Pranayama und Meditation<br />

Pranayama bedeutet übersetzt die Steuerung der Lebenskraft, bewirkt durch die<br />

Kontrolle der Atmung. Verschiedene Atemtechniken sollen bewirken, dass Körper<br />

und Geist zu mehr Ruhe finden und die Lebensenergie gesteigert wird. Ergänzt<br />

durch Meditation starten Sie ausgeglichen und achtsam in den Tag. Geeignet für<br />

Teilnehmende mit und ohne Vorerfahrung.<br />

Bitte eine Matte, Decke und Sitzkissen mitbringen.<br />

Ort: Münchner Volkshochschule Gasteig HP8,<br />

Hans-Preißinger-Str. 8, 81379 München<br />

Dozent: Wenzel Wagenbrenner<br />

Gebühr: € 28,00<br />

Weitere Informationen:<br />

Anmeldung erforderlich. Fragen zur Buchung: 089/48006-6239<br />

Münchner Volkshochschule<br />

26.02.<strong>2023</strong> | 08.00 — 19:30 Uhr<br />

Klassischer Skilanglauf mit besonderen Natur- und Kulturerlebnissen<br />

– Aufbaukurs<br />

Sie können Ihre skitechnischen Fertigkeiten und Fähigkeiten verbessern und erweitern<br />

(Grundkenntnisse erforderlich). Je nach aktueller Schnee- und Teilnehmendensituation<br />

laufen wir vom geschichtsträchtigen Oberammergau zum Kloster Ettal oder auf der König-<br />

Ludwig-Loipe zum Schloss Linderhof. Besichtigungen sind möglich. Ausleihe einer Ausrüstung<br />

ist vor Ort möglich (ca. € 17,-). Treffpunkt ist in München direkt am Gleis um 8.00 Uhr.<br />

Die Kursleiterin organisiert den Gruppenfahrschein. Sollte der Kurs nicht stattfinden können,<br />

werden Sie informiert. Bitte trotz guter Einkehrmöglichkeit etwas Proviant mitbringen.<br />

Treffpunkt: Hauptbahnhof München, Gleis 27/28<br />

Dozentin: Andrea Müller<br />

Gebühr: € 41,00 (zzgl. Fahrtkosten)<br />

Weitere Informationen:<br />

Anmeldung erforderlich. Fragen zur Buchung: 089/48006-6239<br />

Gemeindebibliothek und Volkshochschule<br />

im Norden des Landkreises München e.V.<br />

14.02.<strong>2023</strong> | 19.30 — 21.00 Uhr<br />

Vortrag: Gesundheit und Medizin 2052 –<br />

eine globale Prognose für die nächsten 30 Jahre<br />

Alle aktuellen (und früheren)<br />

topfit — Druckausgaben<br />

bequem zu Ihnen nach Hause *<br />

über unseren topfit-Store.<br />

www.topfit-store.de/topfit-ausgaben/<br />

Dozent: Dr. med. Klaus Heilmann<br />

Klaus Heilmann war Professor der Medizin an der TU München und als<br />

Experte für Arzneimittel, Risikoforschung und Kommunikation international<br />

bekannt, heute ist er als Autor und Publizist tätig. Angeregt durch den<br />

1972 erschienenen und berühmt gewordenen Bericht des Club of Rome<br />

»Die Grenzen des Wachstums« hat Heilmann zur Entwicklung von Gesundheit<br />

und Medizin 1994 und 2010 zwei Prognosen für die jeweils nächsten<br />

zehn Jahre abgegeben. Nun, bezugnehmend auf den neuen Bericht an<br />

den Club of Rome und auf Grund neuerer Erkenntnisse und persönlicher<br />

Erfahrungen hat er sich entschlossen, dies ein weiteres Mal und für einen<br />

längeren Zeitraum zu tun: »Gesundheit und Medizin 2052« ist das Ergebnis<br />

seiner globalen Prognose für die nächsten 30 Jahre.<br />

Ort: Kultur- und Bildungszentrum Seidl-Mühle,<br />

VHS Nord, Mühlenstraße 15, 85737 Ismaning<br />

Kursgebühr: € 8,00<br />

Weitere Informationen: 089/96209241<br />

LMU Klinikum München<br />

Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />

jeweils 1. Dienstag im Monat 17 — 18.30 Uhr<br />

Gesprächsabende Brustkrebs und gynäkologische<br />

Tumorerkrankungen<br />

• Prof. Dr. Sven Mahner, Direktor Frauenklinik und Leitung Gynäkologisches<br />

Krebszentrum, und Frau Prof. Dr. Natia Harbeck, Leitung Brustzentrum,<br />

sowie das gesamte Team des Brustzentrums und des Gynäkologischen<br />

Krebszentrums des LMU Klinikums in Kooperation mit Brustkrebs<br />

Deutschland e.V. laden ein zum Austausch mit Patientinnen, Patienten und<br />

ihren Angehörigen.<br />

Online Webex Meeting<br />

Meeting Kennnummer: 2731 573 0411<br />

Passwort: XbysacnM435<br />

*Die Druckausgaben kommen kostenlos zu Ihnen nach Hause. Sie zahlen nur die Versandkosten.<br />

Klinik und Poliklinik<br />

für Psychiatrie und Psychotherapie<br />

Spezialambulanz<br />

für Tabakabhängigkeit<br />

Unser Angebot<br />

J Wissenschaftlich fundierte Beratung und<br />

Entwöhnung von Raucher:innen<br />

J Regelmäßige Kurse nach dem<br />

„Rauchfrei-Programm“, gefördert durch die<br />

gesetzlichen Krankenkassen<br />

J Einzeltherapie<br />

J Multiprofessionelles Team aus Ärzt:innen<br />

und Psycholog:innen<br />

J Wissenschaftliche Studien zur Tabakentwöhnung<br />

J Unser gesamtes Programm wird aktuell auch online<br />

angeboten: werden Sie von zu Hause aus rauchfrei!<br />

Kontakt<br />

Tabakambulanz des LMU Klinikums<br />

Nußbaumstraße 7, 80336 München<br />

Leitung: PD Dr. med. Tobias Rüther<br />

Telefon: 089 4400-55707<br />

E-Mail: tabakambulanz@med.uni-muenchen.de<br />

www.tabakambulanz.de<br />

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Gemeinsam. Fürsorglich. Wegweisend.<br />

Das Brustzentrum<br />

am LMU Klinikum Innenstadt<br />

Diagnostik, Therapie und Forschung zu allen Fragestellungen<br />

der Brustgesundheit bei Frauen und Männern<br />

• Moderne Mammadiagnostik<br />

• Umfassendes operatives Angebot inklusive rekonstruktiver OP-Verfahren<br />

bei gut- und bösartigen Brusterkrankungen<br />

• Spezialisierte medikamentöse Brustkrebstherapie und Studienangebote<br />

• Interdisziplinäre Besprechung mit allen Fachexpert:innen<br />

• Individuelle Begleitangebote für unsere Patient:innen<br />

Brustzentrum<br />

Kontakt<br />

Leitung: Prof. Dr. med. Nadia Harbeck<br />

Campus Großhadern<br />

Marchioninistr. 15<br />

81377 München<br />

Telefon: 089 4400-76806<br />

Campus Innenstadt<br />

Ziemssenstr. 1<br />

80336 München<br />

Telefon: 089 4400-34650<br />

neue Adresse !<br />

Zentrale E-Mail-Adresse: brustzentrum@med.uni-muenchen.de<br />

Besuchen Sie uns auf Facebook:<br />

@LMU.Brustzentrum<br />

www.lmu-brustzentrum.de

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