Lebensmittel Praxis 2022 18
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
www.lebensmittelpraxis.de<br />
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
4. November<br />
Einzelverkaufspreis<br />
4,90 Euro<br />
Flucht nach vorn<br />
Vegan, hybrid,<br />
traditionell<br />
Bratwurst-<br />
Marktführer<br />
Christian Wolf<br />
Seite 68<br />
IM INTERVIEW<br />
TEEKANNE-CHEF<br />
FRANK SCHÜBEL<br />
Der<br />
Winter<br />
wird<br />
schön<br />
heiß<br />
Reise nach Parma<br />
Blick in die<br />
Schatzkammer<br />
Milch und Zeit<br />
machen den Käse<br />
Seite 70<br />
Convenience<br />
Gesund<br />
essen<br />
Trends für<br />
die schnelle<br />
Mahlzeit<br />
Seite 58<br />
Energiekosten<br />
„Sparen ist<br />
angesagt“<br />
Rewe-Händlerin<br />
Sonja Lischka<br />
Seite 6<br />
MUT IN MOERS<br />
Edeka Gerdes stellt<br />
sich der Krise<br />
Seite 26<br />
EINSATZ IN AFRIKA<br />
Mondelez baut<br />
Kakaoprogramm aus<br />
Seite 78<br />
ANGST IN ESSEN<br />
Galeria kämpft weiter<br />
mit roten Zahlen<br />
Seite 36
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Editorial<br />
Porträts: Barry Davian, Nina Vahrenkampf<br />
NICHT<br />
EGAL<br />
Unilever macht 5 Milliarden Euro Gewinn<br />
im ersten Halbjahr <strong>2022</strong>, ein Plus von 4<br />
Prozent. Coca-Cola steigert seinen weltweiten<br />
Gewinn allein im dritten Quartal 22<br />
um 14 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro.<br />
L’Oréal – mehr Umsatz, mehr Gewinn.<br />
Nestlé schafft das größte Umsatzplus seit<br />
2008 – und macht einen Gewinn im ersten<br />
Halbjahr von über 5 Milliarden Euro,<br />
allerdings ohne Zuwachs. Außerhalb<br />
Europas läuft’s gerade besser, da kann<br />
man die Konzerne nur beglückwünschen.<br />
Trotzdem bleibt ein schaler Beigeschmack,<br />
wenn man erfahren muss, wie<br />
sich Supermarktbetreiber gerade durch<br />
Energiekrise und Lieferengpässe kämpfen<br />
(Seite 6). Wenn internationale Lieferanten<br />
im deutschen Handel höhere Preise wollen<br />
als in anderen Ländern, frag ich mich<br />
schon: Richtig so? Nicht falsch verstehen:<br />
Der <strong>Lebensmittel</strong>handel kann auch<br />
was ab – er hat in den letzten Jahren verdient<br />
wie nie. Krisengewinnler bekommen<br />
keine Sympathie. Und lupenreines „Gut<br />
und Böse“ gibt’s sowieso nicht. Aber: Die<br />
Partner brauchen sich – noch.<br />
Reiner Mihr, Chefredaktion<br />
reiner.mihr@lp-verlag.de<br />
www.facebook.com/news.lebensmittelpraxis<br />
twitter.com/lmpraxis<br />
www.youtube.de/lebensmittelpraxis<br />
WENIGER<br />
Brotvielfalt auf<br />
Zeit reduzieren<br />
PREISE RAUF<br />
Teesaison wird<br />
gut, aber teurer<br />
Seite 48<br />
„Wir reden bei Tee immer noch von einer klar<br />
nachvollziehbaren Preissteigerung im niedrigen<br />
zweistelligen Bereich. Jede Erhöhung machen<br />
wir bei Teekanne in kleinen Schritten. Wir<br />
erhöhen den Preis lieber dreimal um 5 Prozent<br />
als einmal um 15 Prozent. Darauf haben wir uns<br />
auch mit unseren Handelspartnern verständigt.<br />
Eine Marke der Mitte, und das ist Teekanne,<br />
muss auch immer noch erschwingliche, preiswürdige<br />
Produkte anbieten.“ Frank Schübel<br />
Seite 12<br />
„Wir müssen die Knappheit managen, um die<br />
Versorgung zu sichern.“ Prof. Dr. Ulrike Detmers<br />
AM ENDE<br />
Galeria ist nicht<br />
mehr gefragt<br />
Seite 36<br />
Schon wieder Staatshilfe! Galeria Kaufhof<br />
Karstadt bleibt angeschlagen. Derweil ist der<br />
Eigner René Benko in Österreichs Politskandale<br />
verwickelt und verfolgt ganz andere Ziele.<br />
MIT ODER OHNE<br />
Streit um Zucker<br />
und seinen Ersatz<br />
Seite 81<br />
„Xylit und Erythrit stammen aus natürlichen,<br />
nachwachsenden Rohstoffen. Kristallzucker fällt<br />
auch nicht aus der Rübe!“ Andreas Kumm<br />
3
Inhalt<br />
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
06<br />
TITELTHEMA<br />
Energiekosten:<br />
gegensteuern<br />
und sparen<br />
Edekaner Jan Meifert<br />
(Foto) hat die Sparmög -<br />
lichkeiten im Markt<br />
ausgereizt. Seine Sorge<br />
wegen der explodieren -<br />
den Kosten bleibt.<br />
NEWS <strong>18</strong><br />
HANDEL<br />
42 INFLUENCER<br />
Blogger, Prominente und Co: Was der Einsatz von<br />
persönlichen Empfehlern oder Testern bringt.<br />
HERSTELLER<br />
46 HEISSGETRÄNKE<br />
Der Winter wird kalt, die Hersteller von Kaffee, Tee und<br />
Kakao werden profitieren, so die Prognose von Teekanne-<br />
Chef Frank Schübel und anderen Marktexperten.<br />
52 AUF EINEN BLICK<br />
Der Wachstumsmarkt Heißgetränke<br />
in unserer Übersichtsgrafik.<br />
54 GETRÄNKE<br />
Kostenexplosion: Die Belastung für<br />
die Hersteller ist kaum zu stemmen.<br />
58 CONVENIENCE<br />
54<br />
Auch in der schnellen Küche muss es zunehmend<br />
vegan und vegetarisch sein. Eine Marktübersicht.<br />
58<br />
26 MARKTRUNDGANG<br />
Edeka Gerdes in Moers: Ein Kaufmann setzt<br />
auf die gelungene Mischung aus Lokalität<br />
und aktuellem urbanen Stil. Dazu kommt<br />
ein ausgefeiltes Spezialitätensortiment.<br />
30 INTERVIEW<br />
Josef Sanktjohanser führte 16 Jahre den<br />
HDE. Sein Ziel: streitbare Geister aus den<br />
eigenen Reihen, aus Politik, Handel und<br />
Gesellschaft zusammenzubringen.<br />
36 WARENHAUS<br />
Galeria bleibt ein Sanierungsfall. Eigentümer<br />
René Benko und die Führungs-Crew um<br />
Miguel Müllenbach sowie der Betriebsrat<br />
fordern erneut Finanzhilfen.<br />
40 SILENT SHOPPING<br />
Rewe Quermann testet einmal pro Woche<br />
das stundenweise stille Einkaufen.<br />
30<br />
66 FLEISCH<br />
Gurkensülze (Mago-Gruppe):<br />
jetzt mit g.g.A.-Zeichen.<br />
70 KÄSE<br />
Die Region Parma hat viele Spezialitäten<br />
für den Gaumen zu bieten.<br />
78 SÜSSWAREN/SNACKS<br />
Kakao mit Verantwortung: Mondelez<br />
verstärkt seinen Einsatz in Afrika.<br />
81 ZUCKERFREI<br />
Der Markt wächst – mit jeder Menge<br />
Potenzial, gerade bei Süßwaren.<br />
84 TIEFKÜHLKOST<br />
Nestlé Wagner treibt den Pizza-Markt an.<br />
88 NONFOOD<br />
Der Corona-Boom ist längst vorbei.<br />
Fotos: Bäro, Frostkrone, Getty Images, HDE/Die Hoffotografen, Handelsverband Baden-Württemberg, Adobe Stock, Markus Heine<br />
4
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Inhalt<br />
BRENNPUNKT<br />
16<br />
Maskenpflicht: So groß wird die<br />
Beeinträchtigung des Handels wirklich!<br />
Sabine Hagmann, Handelsverband Baden-<br />
Württemberg (HBW), warnt vor Umsatzeinbrüchen.<br />
DIE LP-PODCASTS<br />
Alltagspraxis zum Hören: Reiner Mihr<br />
und Elena Kuss im Experten-Gespräch.<br />
Zu finden überall dort, wo Sie Ihre Podcasts hören,<br />
sowie auf der Startseite von lebensmittelpraxis.de!<br />
STANDARDS<br />
90 WARENVERKAUFSKUNDE<br />
Buntbarsch<br />
96 POWERFRAU<br />
Barbara Körner, Geschäftsführerin, Coca-Cola GmbH<br />
98 UNTERWEGS MIT …<br />
Elena Kuss und ihrem Sohn Jesse im Supermarkt<br />
03 Editorial<br />
25 Recht<br />
34 <strong>Praxis</strong> / Test<br />
35 Gerade eröffnet<br />
44 Social Media<br />
92 Neue Produkte<br />
93 Aktionen<br />
94 Gala<br />
97 Impressum<br />
97 Vorschau<br />
SO BLEIBEN SIE IMMER BESTENS INFORMIERT:<br />
Online aktualisieren wir stündlich unsere Artikel.<br />
Knuspern wie<br />
die Schwarzwälder.<br />
www.mayka.de<br />
5
Titelthema<br />
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
STROM UND GAS<br />
Wer jetzt erst sparen will,<br />
der ist zu spät dran. In der<br />
Energiekrise sind auf einmal<br />
Schirme gefragt. Sie sollen<br />
Rettung bringen. Auch genossenschaftliche<br />
Gedanken<br />
sind plötzlich wieder in.<br />
Energiesparen auch.<br />
Matthias Mahr und Susanne Klopsch<br />
6
SONJA<br />
LISCHKA<br />
Rewe-<br />
Kauffrau<br />
Energiesparen gehört zur DNA<br />
des Händlers. Wer wirft schon<br />
sein Geld zum Fenster raus? Und<br />
nichts ist doch spannender, als zu<br />
sehen, wie es die Konkurrenz<br />
macht,<br />
oder?<br />
„Energiesparen<br />
macht Spaß. Es macht<br />
Spaß,<br />
sich<br />
mi<br />
t ande<br />
re<br />
n zu<br />
vergleichen“,<br />
sagt<br />
Rewe-Kauffrau So<br />
nja Lischka.<br />
Statt nur auf di<br />
e Umsatzzahlen<br />
zu<br />
gucken, könnte<br />
man<br />
doch mal<br />
über<br />
die<br />
Kilowattstunden<br />
reden.<br />
Lischka führt gemeinsam mit<br />
Mann<br />
Markus in Landsberg<br />
drei<br />
Märkte<br />
te. Dank<br />
des<br />
technischen<br />
Fortschr<br />
itts<br />
ts „können<br />
wir<br />
ger<br />
ade<br />
richtig etwas än<br />
dern“. Die<br />
Lisch-<br />
kas waren – anders<br />
als<br />
viele<br />
Kolle-<br />
gen – in Sachen LED zeit<br />
itig<br />
ig dra<br />
n:<br />
Ihre drei Märkte laufen mit LEDs<br />
Ds.<br />
Li<br />
schka:<br />
„Mein Beitrag hat Einfluss,<br />
nicht nur in di<br />
esere Zeit.“
Titelthema<br />
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Aldi Nord bleibt (noch)<br />
die Ausnahme<br />
Aldi Nord preschte vor in Sachen reduzierte<br />
Öffnungszeiten wegen hoher Energiekosten.<br />
Derzeit bleiben die Essener aber wohl noch<br />
allein. Edeka und Rewe werden flächendeckend<br />
nicht früher schließen. Gleiches gilt für<br />
Lidl und Norma. Bei dm bleibt es bei den<br />
grundsätzlichen Öffnungszeiten 8 bis 20 Uhr.<br />
Aber: „Je nach Lage und händlerischem<br />
Umfeld kann es sinnvolle Abweichungen<br />
geben“, sagt Christoph Werner, Vorsitzender<br />
der Geschäftsführung. Gleichwohl gibt es<br />
Selbstständige wie etwa Rewe-Händler<br />
Michael Glück (Rengsdorf), der nun um 21<br />
statt wie bisher um 22 Uhr schließt.<br />
85<br />
-20<br />
Prozent der bislang<br />
für Licht gezahlten<br />
Kosten spart<br />
Rewe -Kaufmann<br />
Glück durch LEDs.<br />
Grad C beträgt jetzt<br />
die Temperatur in<br />
TK-Möbeln bei<br />
Rewe Lischka.<br />
Die horrenden Energiekosten sorgen im <strong>Lebensmittel</strong>einzelhandel<br />
(LEH) für schweren Atem. Öffentlich<br />
wurde die angespannte und herausfordernde Lage durch<br />
Mechthild Möllenkamp. Die Edekanerin, die auch Vizepräsidentin<br />
des HDE ist, machte auf ihr Dilemma im Handelsblatt<br />
aufmerksam: Die Stadtwerke Osnabrück hatten<br />
sich am Energiemarkt verzockt und ihr deshalb die stichtagsbezogenen<br />
Verträge nicht verlängert. Neues Angebot?<br />
Fehlanzeige. Möllenkamp betreibt fünf Edeka-Märkte im<br />
Raum Osnabrück, kurzzeitig standen bei ihr Filialschlie -<br />
ßungen im Raum. Ein Vertrag in der Grundversorgung hätte<br />
nämlich Mehrkosten von mehr als 1 Million Euro im<br />
Jahr verursacht – im LEH nicht zu stemmen.<br />
Schutzschirme sind spätestens seit der Finanzkrise das<br />
Instrument der Wahl. Dass die Edeka einen solchen aufspannt,<br />
wurde und wird weiterhin in der Branche unter<br />
den Kaufleuten diskutiert. Schließlich gibt es doch die<br />
Edeka-Versorgungsgesellschaft (EVG), die seit bald zwei<br />
Jahrzehnten unter anderem die Beschaffung von und<br />
Ver sorgung mit Strom und Gas innerhalb des Verbundes<br />
anbietet. Die EVG ist jedoch dem Anschein nach nicht<br />
jedem der selbstständigen Genossen ein Begriff. Das sei ein<br />
Versäumnis der jeweiligen regionalen Großhandelszen tra -<br />
len, die zwischen Kaufmann und der hansestädtischen<br />
Zentrale stehen, war aus dem EVG-Vertrieb zu vernehmen.<br />
Dort ist die Taktung der Anfragen im Moment hoch, das<br />
bringt täglich neue Herausforderungen mit sich. Jetzt<br />
nämlich ist die EVG zum Rettungsanker geworden, da sie<br />
genossenschaftlich aufgebaut ist, Kostendeckung stets die<br />
Maxime war und eben nicht die Gewinnmaximierung.<br />
Viele der Edeka-Genossen haben bis zur Energiekrise die<br />
Dienste ihrer Versorgungsgesellschaft nicht in Anspruch<br />
nehmen wollen. Stadtwerke oder Spotmärkte waren güns-<br />
Licht aus<br />
Nach der Kurzfristenergiesicherungsverordnung<br />
ist dem Handel der Betrieb beleuchteter oder<br />
lichtemittierender Werbeanlagen von 22 bis 6 Uhr<br />
des Folgetages untersagt, soweit dies nicht aus<br />
Gründen der öffentlichen Sicherheit oder durch<br />
oder aufgrund einer Rechtsvorschrift oder behördlichen<br />
Anordnung vorgeschrieben ist. Schaufensterbeleuchtung<br />
fällt nicht darunter.<br />
Angstraum Fußgängerzone?<br />
Die reduzierte Beleuchtung des Handels sorgte<br />
zunächst für einen Aufschrei in den Städten: In<br />
einigen Kommunen kam die Sorge auf, dass Fußgängerzonen<br />
zu Angsträumen würden. Derzeit ist<br />
die Diskussion verstummt. Zumal die Städte und<br />
Gemeinden ja die Möglichkeit haben, aus Gründen<br />
der öffentlichen Sicherheit an bestimmten Orten<br />
mehr Licht zu erlauben.<br />
Energetisch besser wäre es mit Türen.<br />
Fotos: Andrea Kurtz, Mirko Moskopp, Getty Images<br />
8
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Titelthema<br />
tiger und verführten dazu, am genossenschaftlichen Gemeinsinn<br />
vorbeizudenken. Gut und günstig ist ja Teil der<br />
gelebten Edeka-Strategie. Beim Thema Energiebezug führte<br />
das nicht dazu, die eigene Versorgermarke zur ersten Wahl<br />
zu machen. Inzwischen gilt die Eigenmarken-Losung aller -<br />
dings aus der Not heraus für deutlich mehr Edekaner: Der<br />
interne Strom- oder Gasbezug durch die Tochtergesellschaft<br />
der Zentrale sichert Gegenwart und Zukunft. Der<br />
Energiemarkt ist in puncto Preise außer Rand und Band<br />
und nicht mehr vorausschauend kalkulierbar. Die EVG<br />
schon. Sie ist der Rettungsschirm.<br />
Vom Trittbrettfahren in der Not<br />
Nicht jedem der annähernd 3.500 selbstständigen Kaufleute<br />
der Edeka gefällt diese Entwicklung. Beim Thema<br />
Energie sind die Meinungen verschieden und unversöhn -<br />
lich. Ein Inhaber, der nicht genannt werden will, betont<br />
gegenüber der LP: „Jetzt, wo es hakelig wird, wollen alle in<br />
den sicheren Hafen einlaufen. Unser Edeka-Versorger hätte<br />
schon in der Vergangenheit günstiger Energie einkaufen<br />
können, wenn alle Genossen ihre Mengen über die EVG<br />
bezogen und gebündelt hätten.“ Das sitzt. Für diesen Edekaner<br />
war die EVG als sein Versorger schon immer ein<br />
sicherer Anker und kein Notnagel. Ärgerlich wäre es für<br />
ihn, wenn die Kollegen, die jetzt schnell auf den Sozius<br />
wollen, seine Energiekosten kurzfristig in die Höhe trieben,<br />
sagt er.<br />
Trittbrettfahren in der Not? Kein charmanter Gedanke!<br />
Diesbezüglich hakte die LP in Hamburg nach. „Bitte haben<br />
Sie Verständnis, dass wir Sie bei Ihrer Anfrage aus Wettbewerbsgründen<br />
leider nicht unterstützen können“, heißt<br />
es wenig erhellend aus der Pressestelle. Wie viele der<br />
Selbstständigen sich aktuell von der EVG versorgen lassen,<br />
ließ die Zentrale leider ungeklärt. Klar ist jedoch, die Edeka<br />
hilft. Weder Zentrale noch Regionalgesellschaften haben<br />
ein Interesse daran, dass Kaufleute in die Knie gehen.<br />
In besonders harten Fällen hält die EVG den Schirm auf<br />
und bindet den genossenschaftlichen Neukunden auf<br />
längere Sicht zu einem festen Preis. Spannend ist ein Blick<br />
auf den „Preis-o-Meter“ der EVG (https://evg.edeka/), der<br />
den aktuellen Großhandelspreis zeigt. Die Energiebezugspreise<br />
der selbstständigen Kaufleute werden steigen und an<br />
die Kunden weitergegeben werden müssen. Am Ende werden<br />
aber alle die Zeche zahlen – Kunden und Kaufleute.<br />
Steigende Verbraucherpreise bedeuten sinkende Absätze.<br />
Ein Teufelskreis beginnt, und die Wettbewerbsfähigkeit der<br />
Edeka-Märkte sinkt, während sich Discounter freuen.<br />
Das Licht bleibt an in der ertragreichsten Zeit<br />
Bleiben die naheliegenden Themen, die kurzfristig noch<br />
zum Energiesparen taugen: Öffnungszeiten reduzieren,<br />
Türen geschlossen halten, die Anzahl der Beleuchtungen<br />
reduzieren und der berühmte Deckel auf der Cabriotheke.<br />
Nicht alle Maßnahmen erfahren Unterstützung. „Öffnungszeiten<br />
zu minimieren, halte ich für eine grundlegend falsche<br />
Entscheidung. Wir machen auch kein Licht aus! Wir<br />
sollten unsere Kunden in der wichtigsten Zeit des Jahres<br />
nicht weiter verunsichern“, meldet ein anderer Kaufmann<br />
In der kälteren Jahreszeit kann theoretisch auf die<br />
Kühlung bei Obst und Gemüse verzichtet werden.<br />
Strom sparen: Licht aus gilt auch auf dem Parkplatz.<br />
9
Titelthema<br />
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Die Auftragsbücher der<br />
Lieferanten sind voll<br />
Ob Kühlmöbel oder LED-Leuchten, die<br />
Auftragsbücher der Lieferanten sind voll.<br />
Reinhard Meyer, bei Aichinger für das<br />
Vertriebsgebiet im Norden zuständig,<br />
sagt: „Wir haben den großen Vorteil, dass<br />
wir unsere Kühlmöbel in Deutschland<br />
fertigen, lieferfähig sind und bleiben.“<br />
Allerdings ist die Auslastung der beiden<br />
Produktionsstandorte Bischofsmais und<br />
Wendelstein sehr hoch. Vom Bestelleingang<br />
bis zur Lieferung einer Kühltheke<br />
dauert es normalerweise sechs Wochen,<br />
derzeit müssen bis zu vier Monate eingeplant<br />
werden. Die neue Sirius-3-Kühltheke<br />
sei im Vergleich zu anderen Modellen<br />
bis zu 30 Prozent effizienter im Energieverbrauch.<br />
Glücklicherweise sei bei<br />
Aichinger auch der Transport in eigener<br />
Hand, betont Meyer. Auch die Logistik ist<br />
aktuell ein großer Engpass-Faktor.<br />
Die Politik reagiert, aber<br />
es dauert noch ...<br />
... ein bisschen. Denn, so verkündete es<br />
Bundesfinanzminister Christian Lindner<br />
vergangene Woche, es werden erst einmal<br />
Arbeitskreise gegründet. Die stellvertretende<br />
LP-Chefredakteurin Andrea<br />
Kurtz staunte nicht schlecht, als der<br />
FDP-Mann während eines parlamentarischen<br />
Abends der AG Mittelstand in<br />
Berlin von 15 Arbeitsgruppen sprach, die<br />
sich jetzt erst mit den Themen Energieund<br />
Strompreisbremse befassen sollen.<br />
Der Geräuschpegel unter den Besuchern<br />
ging in die Höhe, da schnelle Hilfe gefragt<br />
ist und auch regulatorische Hürden zügig<br />
über Bord geworfen werden sollten. Ein<br />
Beispiel: Fördergeld-Anträge für Fotovoltaik-Anlagen<br />
brauchen derzeit bis zu acht<br />
Monate je nach Amt.<br />
Minister Lindner: 15 Arbeitskreise am Werk.<br />
mit dem großen E. Die ertragreichste Zeit des Jahres steht<br />
an, das Weihnachtsgeschäft beginnt, und Märkte drehen<br />
das Licht herunter: Eine verkehrte Welt sei das. Schlecht<br />
für den Umsatz, der in den kommenden Monaten eigent -<br />
lich winkt.<br />
Aber es gibt auch andere Edekaner. Jan Meifert aus<br />
Neumünster denkt nicht erst seit der Energiekrise nachhaltig.<br />
Er weiß, dass das Energiesparen auch Gefahren mit<br />
sich bringt, weil zum Beispiel die Attraktivität der Warenpräsentation<br />
leidet, wenn die Anzahl der Leuchten auf der<br />
Fläche reduziert wird. Da seine Energierechnung erst noch<br />
kommt, spart er, wo und wie es geht, um die böse Überra -<br />
schung möglichst klein zu halten. Meifert freut sich, dass<br />
die Kunden diesen Weg mitgehen und ihm bisher die Treue<br />
halten. „Sie kommen weiter zu Meyers“, berichtet er. Im<br />
Freesen-Center wurden die Öffnungszeiten reduziert und<br />
an Aldi und Rossmann angepasst, um 20 Uhr schließen die<br />
Kassen seit 1. November. Alle sonstigen Möglichkeiten des<br />
Energiesparens habe er ausgeschöpft. „Der Handlungsauf -<br />
trag liegt nun bei der Politik. Wir sind Nahversorger und<br />
deshalb unersetzbar. Der Gas- und Strompreisdeckel muss<br />
schnellstens umgesetzt werden“, fordert Meifert.<br />
Pragmatismus in schwierigen Zeiten<br />
Die Situation bei der Rewe ist deutlich weniger ange -<br />
spannt. Bei der Energie-Handels-Gesellschaft EHA der<br />
Rewe sind wesentlich mehr selbstständige Kaufleute als<br />
beim Wettbewerber mit „eigener“ Energie versorgt. Zudem<br />
agiert der Energiedienstleister über den Rewe-Verbund<br />
hinaus. Es sind auch andere Unternehmensgruppen bei<br />
der EHA untergekommen, das stärkt die Einkaufsmacht<br />
und senkt den erzielbaren Preis.<br />
Wohl dem, der beim Umrüsten auf LEDs rechtzeitig<br />
losgelegt hat. Denn die sind derzeit Mangelware. Rewe-<br />
Kauffrau Sonja Lischka und ihr Mann Markus haben<br />
schon vor drei Jahren in zweien der drei Märkte – „das<br />
sind keine Green Buildings, sondern ältere Märkte“ – die<br />
alte Beleuchtung durch LED-Retrofits ersetzt. „Das hat sich<br />
schon nach einem Jahr refinanziert.“ Den dritten Markt<br />
haben sie diesen Februar umgerüstet. Da in diesen viel<br />
Tageslicht fällt, haben die LEDs einen Helligkeitssensor:<br />
Scheint die Sonne, werden die Leuchten gedimmt.<br />
Vor zwei Jahren begann die Planung für die Renovie -<br />
rung des Marktes von Michael Glück (Rengsdorf). Das war<br />
lange vor der Energiekrise, ist jetzt aber ein echter Glücksgriff<br />
für den Rewe-Kaufmann: „Ich will nächstes Jahr in<br />
Rente gehen und meinem Sohn einen gut aufgestellten<br />
Markt übergeben.“ Energetisch ist der Markt nun auf dem<br />
neuesten Stand. „Wir setzen jetzt komplett auf LED“, sagt<br />
er. „Das spart uns 85 Prozent der bislang für Licht gezahlten<br />
Kosten.“ Unterm Strich kompensiert der Kaufmann<br />
damit wenigstens zum Teil die 40-prozentige Erhöhung<br />
der Strompreise durch seinen Versorger.<br />
Energiesparen ist für den Kaufmann an sich nichts<br />
Neues. Das tut er aus betriebswirtschaftlichen Gründen<br />
schon immer. Dabei muss es nicht immer der große Wurf<br />
10
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
sein – Kleinvieh macht auch Mist. Denn auch mit auf den<br />
ersten Blick unspektakulären Schritten kann es gelingen,<br />
in dieser Hochpreiszeit die Kosten im Griff zu halten. Rewe-<br />
Kauffrau Sonja Lischka nahm sich gemeinsam mit ihrem<br />
Mann Markus die offenen Kühltruhen (Stolpertruhen) im<br />
Markt vor: „Zum Teil war das Sortiment viel zu breit aufgestellt,<br />
wir hatten zu viele Doppelbelegungen.“ Die Konsequenz:<br />
Die Produkte zogen in die Mopro-Schränke (Mopro-Truhen)<br />
um, die ihrerseits zusätzliche Böden erhielten.<br />
Acht Truhen sparen die Kaufleute so: „Das sind 950 Euro<br />
pro Truhe an Stromkosten, 7.500 Euro insgesamt und etwa<br />
27.000 Kilowattstunden bei einem Preis von 29 Cent pro<br />
Kilowattstun de.“ Auch die Getränke-Kühlschränke, die die<br />
Industrie den Händlern zur Verfügung stellt, werden in<br />
Landsberg abgebaut: „Das sind zum Teil echte Energieschleudern.“<br />
Rewe-Kaufmann Rainer Quermann (Bielefeld) holte<br />
gleich mal die Leiter raus und schraubte insgesamt 110<br />
Birnen im Bielefelder Laden raus: Diese dienten „einfach<br />
nur der Atmosphäre“, wie er in einem kurzen Video-Clip<br />
(Reel) auf seinem Instagram-Kanal verrät.<br />
In der Energiekrise lohnt sich noch mehr als sonst der<br />
Blick über den Tellerrand. Was macht der Kaufmann im<br />
Nachbarort anders und manchmal eben auch besser? So<br />
kamen etwa die Lischkas auf die Idee, in der kälteren Jahreszeit<br />
die Kühlung bei Obst und Gemüse auszuschalten,<br />
da die Markttemperatur die Produkte nicht beeinträchtige.<br />
Erst ab dem Frühling wird die Kühlung wieder zuge schal -<br />
tet. In regelmäßigen digitalen Treffen bekommen die Kaufleute<br />
zudem Tipps und Hilfe von den Energieberatern der<br />
Rewe, die es in den Regionen gibt.<br />
Temperaturen-Management<br />
Auch an den Temperaturen lässt sich etwas drehen. Michael<br />
Glück und Ehepaar Lischka fuhren in der Plus- und der<br />
Tiefkühlung die Temperaturen nach oben. „Minus 20 Grad<br />
Celsius in den TK-Truhen sollten eigentlich reichen“, sagt<br />
Lischka. In den Schränken für gekühlte Getränke, etwa bei<br />
Bier, wurde die Temperatur von 10 auf 12 Grad Celsius<br />
leicht angeho ben: „Bislang hat sich noch kein Kunde<br />
be schwert!“ Das geschah natürlich alles in Absprache mit<br />
dem Qualitätsmanagement. Für Rewe-Kauffrau Lischka ist<br />
klar: „Mein Beitrag hat Einfluss, nicht nur in dieser Zeit.“<br />
Mit seiner Entscheidung, seinen Markt künftig schon<br />
um 21 Uhr statt wie bislang um 22 Uhr zu schließen, folgt<br />
Rewe-Kaufmann Michael Glück nicht der Rewe-Linie.<br />
Ne ben der Energieeinsparung sieht Glück den zeitigeren<br />
Ladenschluss aber auch als „Dankeschön an die Mitar bei -<br />
ter, die immer bis 22 Uhr gearbeitet haben, natürlich auch<br />
in der Corona-Zeit“. Glück sagt zudem ganz pragmatisch:<br />
„Ich hoffe auch auf einen positiven Effekt in Sachen Personal-Recruiting,<br />
wenn wir etwas früher zumachen.“<br />
Es gibt eine Menge Ideen und Motivation, auf der Fläche<br />
Energie zu sparen. Doch das allein wird nicht reichen.<br />
Der Handel muss wie andere Branchen auf praktikable<br />
Hilfen durch den Staat hoffen. Und weiter sparen. ◾<br />
WORLD COLLECTION<br />
EDITION <strong>2022</strong><br />
11
Titelthema<br />
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Deutschland kennt um die 3.000 Brotsorten: angesichts der<br />
Energiekosten eine teuer bezahlte Vielfalt. Der Verband Deutscher<br />
Großbäckereien plädiert für überarbeitete Angebote. Susanne Klopsch<br />
In der Energiekrise ist Konzentration beim Sortiment ein Vorteil.<br />
Auswahl reduzieren<br />
Energiesparen ist das Diktat der Zukunft:<br />
Deutliche Worte fand Prof. Dr. Ulrike Detmers,<br />
Präsidentin des Verbands Deutscher<br />
Großbäckereien, anlässlich der Jahrespressekon -<br />
ferenz. Im Fokus der im Verband organisierten<br />
Liefer- und Filialbäckereien geht es darum, „die<br />
Knappheit zu managen, um die Versorgungssicherheit<br />
zu gewährleisten“. Wobei Knappheit<br />
gleich zwei Säulen betrifft: Energie und Personal.<br />
80 Prozent der Bäcker nutzen Gas als primäre<br />
Energiequelle. Langfristig müssten fossile Energiequellen<br />
durch „grüne“ Energien wie Sonne,<br />
Wind, aber auch Wasserstoff ersetzt werden.<br />
Aktuell ist Energiesparen angesagt. Dieses<br />
lässt sich beim Backen durch voll belegte Bleche,<br />
durchgehend laufende Öfen ohne lange<br />
Umrüstungszeiten (Saubermachen, Umrüstung<br />
auf anderes Sortiment) erreichen. Ein reduziertes<br />
Sortiment als Beitrag zum Energiesparen?<br />
80<br />
Prozent der backenden<br />
Betriebe<br />
nutzen Gas.<br />
QR<br />
Hören Sie mehr<br />
online im Gespräch<br />
mit Verbandspräsidentin<br />
Prof. Dr.<br />
Ulrike Detmers<br />
„Ja“, sagt Detmers, „so viele Brotsorten müssen<br />
es in der derzeitigen Lage nicht sein.“ Wir werden<br />
weiter Vielfalt haben, sagt die Verbandsprä -<br />
sidentin, nur besser an die Lage angepasst. Das<br />
sei auch ein Beitrag der Branche für Preisstabi -<br />
lität in Richtung Verbraucher.<br />
„Energiesparpionier“ nannte Detmers ein<br />
Projekt der Bäckerei Therese Mölk mit Händler<br />
MPreis in Völs (Österreich). Dort entsteht eine<br />
Anlage für die Produktion von grünem Wasserstoff,<br />
der auch die Backöfen beheizen soll. Zweistoffbrenner<br />
im Kesselhaus können zwischen<br />
Wasserstoff und Erdgas wechseln.<br />
Knappheit auch beim Personal. Und das<br />
so wohl in der Backstube als auch im Verkauf:<br />
Inzwischen reduzierten Bäcker, egal ob Handwerksbäcker<br />
oder Filialisten, mangels Personals<br />
die Öffnungszeiten oder machten sonntags gar<br />
nicht auf. Was dann auch Energie spart. ◾<br />
Foto: Adobe Stock<br />
12
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Kommentar von Matthias Mahr<br />
Wer zu spät kommt,<br />
den bestraft das Leben<br />
Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.<br />
Die Banalität, die in diesem Ausspruch<br />
liegt, passt treffend zur gegenwärtigen<br />
Energiekostenkrise, die seit Putins Krieg<br />
in der Ukraine so richtig Fahrt aufgenommen hat.<br />
Wer jetzt noch den Versorger wechseln will oder<br />
ganz akut nach sparsamen Kühl- und Lichtlösungen<br />
für seine Märkte sucht, hat die Zeichen der<br />
Zeit zu spät erkannt. Steigende Energiekosten<br />
sind bei uns seit Jahren ein politisch gewünschtes<br />
Prinzip. Der Ausstieg aus Atomkraft und fossilen<br />
Energieträgern sollte über das „Merit-Order-<br />
System“ gepusht werden, damit erneuerbare Energien<br />
durch Übergewinne einen Nachfrageboom<br />
erleben. Das treibt die Preise bereits über ein Jahrzehnt<br />
nach oben. Ziel war es, auch gewerbliche<br />
Verbraucher zum Energie- und Stromsparen zu<br />
animieren. Dazu setzte die Politik auch Fördertöpfe<br />
auf. LED-Leuchten wurden gefördert, die Fotovoltaik<br />
auf dem Gebäudedach auch.<br />
Keine Sozialisierung schlechter Kosten<br />
Es gibt keine genauen Schätzungen, wie viele veraltete<br />
Kühlgeräte noch auf der Fläche stehen<br />
oder wie viele veraltete T-Leuchten noch<br />
schlechtes Licht auf die Kaufleute werfen. Gut<br />
möglich, dass erst die Hälfte der Supermärkte bei<br />
uns im Land energetisch up to date ist. Das<br />
spricht dafür, dass es den selbstständigen Kaufleuten<br />
in den zurückliegenden, ertragreichen<br />
Jahren wirtschaftlich sehr gut gegangen ist. Da<br />
lagen bei einigen die Energiekosten nicht so sehr<br />
im Blick. Jetzt aber gibt es keine schnellen Lösungen:<br />
Nicht nur die Handwerker fehlen.<br />
Es gab auch die Gewinnmaximierer unter den<br />
Kaufleuten – auch bei der Energie: Rewe und Edeka<br />
sind genossenschaftlich organisiert und verfügen<br />
über eigene Energieversorger. Was bei Rewe<br />
gut zu laufen scheint, lief bei der Edeka eher<br />
schleppend. Jetzt aber wollen jene, die bislang gut<br />
und günstig außerhalb der genossenschaftlichen<br />
Organisation ihren Strom oder ihr Gas eingekauft<br />
haben, unter den gelb-blauen Versorger-Schirm.<br />
Dass das nicht allen Edekanern passt, kann ich gut<br />
verstehen. Denn Genossenschaften sollten nicht<br />
nur in schlechten Zeiten ihren Zweckgedanken<br />
erfüllen. Gewinne zu privatisieren und Kosten zu<br />
sozialisieren ist kein genossenschaftliches Prinzip!<br />
Matthias Mahr<br />
ist Redakteur der<br />
<strong>Lebensmittel</strong> <strong>Praxis</strong>.<br />
Genossenschaften<br />
leben vom Zusammenhalt.<br />
Das gilt in<br />
guten wie in<br />
schlechten Zeiten.<br />
Die Edeka muss<br />
ihren in Not geratenen<br />
Kaufleuten<br />
helfen, aber nicht<br />
um jeden Preis.<br />
Denn beim Energiekauf<br />
fühlten sich<br />
bislang nicht alle<br />
Selbstständigen dem<br />
genossenschaftlichen<br />
Zweckgedan -<br />
ken verpflichtet.<br />
Von erschöpften<br />
Kapazitäten<br />
berichten Energieversorger<br />
und Lieferanten.<br />
Wer jetzt<br />
eine neue Kühltruhe<br />
ordern will, muss<br />
lang bis ins neue<br />
Jahr warten. Das<br />
gilt auch bei LED -<br />
Leuchten und erst<br />
recht für Fotovoltaik-Anlagen.<br />
13<br />
TRAUMHAFT<br />
SCHÖNE GESCHENKE<br />
FÜR IHRE KUNDEN
Ti<br />
telt<br />
hema<br />
Aus<br />
usgab<br />
e1<br />
<strong>18</strong> 82<br />
8_2<br />
022<br />
EINSPAR-<br />
WUMMS<br />
LED-Leuchten<br />
sind bares Geld<br />
Invest<br />
itionen in energieeffi zien -<br />
te Beleuchtung haben bei stei-<br />
gend<br />
nden<br />
Str<br />
trom<br />
bezu<br />
zugs<br />
gsko<br />
kost<br />
sten<br />
eine<br />
bes<br />
onde<br />
dere<br />
Wuc<br />
ucht<br />
bek<br />
ekom<br />
om-<br />
me<br />
n.<br />
Die Licht<br />
htsa<br />
nier<br />
erung kann<br />
bei durchschnittlicher Markt-<br />
größ<br />
öße bi<br />
s zu<br />
15.000 Euro<br />
Stro<br />
mko<br />
sten<br />
– zu derzeiti<br />
gen<br />
Pr<br />
eise<br />
sen gerech<br />
chnet – sparen<br />
.<br />
Th<br />
omas<br />
Sch<br />
chmi<br />
midt<br />
ist<br />
Key-<br />
Acco<br />
counte<br />
ter be<br />
i EWE, E er sagt<br />
:<br />
„Lic<br />
ht ist<br />
eine unse<br />
rer Di<br />
en<br />
st-<br />
leis<br />
istu<br />
tung<br />
en<br />
. Unsere Par<br />
tner<br />
erha<br />
halt<br />
en durch<br />
uns<br />
eine hers<br />
te<br />
l-<br />
leru<br />
na<br />
bhängi<br />
ge Beratun<br />
g, die<br />
auch<br />
die<br />
Beantragu<br />
ng der<br />
Fö<br />
rder<br />
mi<br />
ttel<br />
umf<br />
mfas<br />
st.“<br />
Seit August <strong>2022</strong>22 werden<br />
aufg<br />
fgru<br />
nd<br />
der<br />
EU-<br />
U-Ök<br />
odesig<br />
n-<br />
Ri<br />
chtl<br />
inie<br />
ie in Europa<br />
keine T5-<br />
od<br />
er T8-<br />
Li<br />
chtröhre<br />
re<br />
n mehr<br />
ange<br />
bote<br />
ten,<br />
es sei lä<br />
ngst Zeit,<br />
auf neue<br />
Lichtinstallationen<br />
umzu<br />
zust<br />
ellen,<br />
die nicht nur<br />
Stro<br />
m und CO 2 ein<br />
sp<br />
aren,<br />
sond<br />
er<br />
n au<br />
ch die<br />
Attraktivität<br />
ei<br />
nes Mark<br />
tes stei<br />
gern.<br />
Foto<br />
:Bä<br />
ro<br />
14
Subskriptionspreis*: € 429,- (statt € 479,-)<br />
BIS 30.11.<strong>2022</strong><br />
VORTEILSPREIS<br />
SICHERN !<br />
www.bbe-media.de<br />
Mit praktischem<br />
Online-Auswertungstool<br />
WAS VERDIENEN<br />
GMBH-GESCHAFTS-<br />
FUHRER ?<br />
Die aktuelle Ausgabe inkl. Online-<br />
Auswertungsprogramm für detaillierte Ergebnisse<br />
nach individuellen Abfragekriterien<br />
* Verfügbar ab Dezember <strong>2022</strong><br />
LPV GmbH, Hülsebrockstraße 2 - 8, 48165 Münster, info@bbe-media.de www.bbe-media.de
Brennpunkt<br />
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Gastkommentar von Sabine Hagmann<br />
Bundesweiter Verzicht<br />
ist wünschenswert<br />
Nach Vorstößen von<br />
Brandenburg und Berlin<br />
diskutiert die Re -<br />
pu blik auch diesen Herbst wieder<br />
über eine Maskenpflicht in<br />
Innenräumen und damit auch<br />
für den Einzelhandel. Zwar hat<br />
Ministerpräsident Winfried<br />
Kretschmann eine Maskenpflicht<br />
in Baden-Württemberg<br />
vorerst ausgeschlossen, kündigte<br />
jedoch an, dass die Pläne dafür<br />
in der Schublade lägen.<br />
Im Einzelhandel schrillen<br />
sämtliche Alarmglocken. Aufgrund<br />
der aktuellen Lage mit explodierenden<br />
Energieprei sen,<br />
einer durch die Inflation getriebenen<br />
Kaufzurückhal tung der<br />
Verbraucher und den daraus resultierenden<br />
Umsatzeinbußen<br />
ist die Lage im Handel ohnehin<br />
angespannt. Eine Maskenpflicht<br />
in Handelsge schäften,<br />
das wissen wir aus den vergan -<br />
genen beiden Jahren, führt zu<br />
weiteren Umsatzeinbußen von<br />
etwa 20 Prozent.<br />
Der Handel, das haben verschiedene<br />
Studien seit Beginn<br />
der Pandemie wiederholt gezeigt,<br />
war und ist kein Treiber<br />
der Corona-Pandemie. Eine erneute<br />
Maskenpflicht wäre zum<br />
jetzigen Zeitpunkt vor allem angesichts<br />
der daraus resultierenden<br />
dramatischen Konsequen -<br />
zen für den Einzelhandel<br />
unverhältnis mä ßig.<br />
Wir setzen darauf, dass die<br />
Politik die Lehren aus den letzten<br />
zweieinhalb Jahren gezogen<br />
hat und von einer Maskenpflicht<br />
im Einzelhandel absieht.<br />
Um einen Flicken teppich zu<br />
vermeiden, wäre ein einheit -<br />
licher Verzicht der Bundeslän -<br />
der wünschenswert.<br />
Sabine Hagmann<br />
ist seit 2002 Hauptgeschäftsführerin<br />
des Handelsver ban -<br />
des Baden-Würt tem -<br />
berg (HBW).<br />
Die gebürtige<br />
Sigmaringerin<br />
absolvierte ihr<br />
Studium der Rechtswissenschaften<br />
an<br />
der Universität<br />
Tübingen. 1994<br />
schloss sie ihre<br />
juristische Ausbildung<br />
mit dem<br />
zweiten juristischen<br />
Staatsexamen ab.<br />
Seitdem ist Hagmann<br />
im HBW<br />
aktiv, zuerst<br />
als Justiziarin,<br />
später als<br />
Geschäftsfüh re rin.<br />
Der HBW<br />
vertritt die politischen<br />
Interessen<br />
von über 40.000<br />
Handels unter neh -<br />
men mit 500.000<br />
Arbeitnehmern und<br />
circa <strong>18</strong>.000 Aus zu -<br />
bil den den bei einem<br />
Um satz von etwa<br />
90 Milliarden<br />
Euro pro Jahr.<br />
CORONA-PANDEMIE<br />
Dem Handel droht<br />
die Maskenpflicht<br />
Trotz guter Vorsätze, im Corona-Herbst<br />
<strong>2022</strong> vieles besser zu machen, ist das<br />
politische Chaos wieder hausgemacht.<br />
Markus Wörmann<br />
Letzten Montag tagten die Gesundheitsminister<br />
der Länder, um über ein einheitliches Vorgehen im Corona-Herbst<br />
<strong>2022</strong> zu beraten. Herausgekommen ist dabei wenig<br />
Konkretes: Eine Expertenkommission aus den Landesgesundheitsbehörden<br />
soll zunächst am 9. und 10. November<br />
darüber beraten, welche Schwellenwerte (Inzidenzen,<br />
Hospitalisierung usw.) dazu geeignet sind, beispielsweise<br />
die Maskenpflicht in Innenräumen und damit auch im <strong>Lebensmittel</strong>einzelhandel<br />
anzuordnen. Danach will man sich<br />
auf eine gemeinsame Linie einigen.<br />
Dass diese Einigkeit erreicht werden wird, darf bezwei -<br />
felt werden. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek<br />
(CSU) hatte die Forderung aus der Bundespolitik<br />
nach einer Maskenpflicht in Innenräumen zunächst zurückgewiesen.<br />
Maßstab für Bayern seien nicht „irgendwelche<br />
Ratschläge vom Bundesgesundheitsminister aus<br />
Berlin“. „Vielmehr werden wir nur dann Maßnahmen verschärfen,<br />
wenn sie nach Experten-Ansicht wirklich notwendig<br />
und sinnvoll sind“, erklärte Holetschek im Bayerischen<br />
Rundfunk. Vorgeprescht war dagegen die Berliner<br />
Gesundheitssenatorin Ulrike Grote (Grüne), die bereits einen<br />
Tag nach der Konferenz mit ihren Amtskol legen auf<br />
das Vereinbarte pfiff und sich schon mal an eine Verschär -<br />
fung machte, damit aber im eigenen Berliner Senat scheiterte.<br />
Jeder kocht sein eigenes Landessüppchen – das dürfte<br />
auch mit Schwellenwerten nicht anders werden.<br />
Das sagen die Praktiker<br />
Grundsätzlich hält Jonas Meyer von Edeka Meyer aus<br />
Nenndorf südlich von Hamburg eine Maskenpflicht in der<br />
Foto: Getty Images, Nina Vahrenkampf<br />
16
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Brennpunkt<br />
Hat die Maskenpflicht im Herbst <strong>2022</strong> ausgedient?<br />
Das ist die eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite<br />
haben die Marktinhaber auch den Schutz der eigenen Leute<br />
im Blick. „Wir sind jetzt in einer Lage, in der wir in einem<br />
Zwiespalt mit unseren Mitarbeitern stehen“, erklärt<br />
Jonas Meyer. „Einerseits wollen wir nicht immer wieder<br />
aufs Neue die Maskenpflicht einführen, andererseits können<br />
wir mit einem Kranken- beziehungsweise Quarantänestand<br />
von 25 Prozent nicht den Markt über Wasser halten.“<br />
Es sollte grundsätzlich überlegt werden, die starre Quarantänezeit<br />
zu überdenken, meint Meyer und fügt hinzu: „Mittlerweile<br />
erfährt man immer wieder, dass selbst 3-fach<br />
geimpfte Personen mehrfach an Corona erkranken und<br />
schwere Verläufe mit sich ziehen – oder eben auch nicht.<br />
Es ist einfach individuell von Person zu Person.“<br />
Die Ergebnisse der repräsentativen Studie „Arbeiten<br />
<strong>2022</strong>“ der Pronova BKK (Kasten unten) zeigen, dass fast jeder<br />
zweite Arbeitnehmer Maskenpflicht und regelmäßige<br />
Corona-Tests am Arbeitsplatz präferiert, wenn eine erneute<br />
starke Corona-Welle anrollt. Auch ein Lüftungskonzept,<br />
weniger Personen pro Raum sowie die Desinfektion von<br />
Flächen sind weiterhin erwünscht. 14 Prozent haben allerdings<br />
genug von jeglichen Maßnahmen und möchten<br />
keinerlei Corona-bedingte Einschränkungen mehr. ◾<br />
Was halten Sie von einer Maskenpflicht in Supermärkten? Schreiben Sie an redaktion@lp-verlag.de<br />
Erkältungszeit für sinnvoll, „allerdings nur für Leute mit<br />
Symptomen“, fügt er hinzu. Generell findet er wie viele andere,<br />
dass der richtige Zeitpunkt für eine Maskenpflicht in<br />
Innenräumen schwer auszumachen sei. Gefordert hatten<br />
diese Mitte Oktober unter anderem die Deutsche Krankenhausgesellschaft<br />
(DKG) und der Bundesverband der Ärztinnen<br />
und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes<br />
(BVÖGD) mit Blick auf die Überlastung ihrer Mitglieder in<br />
Gesundheitsämtern und Krankenhäusern. Und sie wollten<br />
die Maskenpflicht sofort.<br />
Doch die föderalen Mühlen mahlen weiter langsam,<br />
denn selbst wenn sich die Länder Mitte November auf eine<br />
gemeinsame Linie eini gen würden, wäre der Corona-<br />
Herbst im Grunde schon vorbei. Für Karin Vladimirov von<br />
der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG)<br />
heißt es deshalb erst einmal abwarten und dann bewerten,<br />
was beschlossen werde. „Entscheidend ist, dass es keinen<br />
Flickenteppich geben darf“, fordert die Gewerkschafterin.<br />
Hoher Aufwand für die Märkte<br />
Kontrolle der Maskenpflicht, Security, die Dis kus sio nen<br />
mit Kunden … „Alles wäre dann wieder auf Anfang“, erin -<br />
nert sich Jonas Meyer an die früheren Corona-Vor schrif -<br />
ten in den Märkten. So geht es auch Sulaf Ahmed, Inhaber<br />
von drei Rewe-Märkten in Berlin, darunter einem im Kiez<br />
an der Kurfürstenstraße. „Meine Mitarbeiter trauen sich<br />
nicht mehr, die entsprechenden Kunden darauf hinzuwei -<br />
sen“, gibt er unumwunden zu, „wir sind abso lut gegen eine<br />
Maskenpflicht im LEH, da wir die Umsetzung nicht dauerhaft<br />
kontrollieren können.“<br />
BEFRAGUNG<br />
Das sagen die Mitarbeiter<br />
Die repräsentative Studie „Arbeiten <strong>2022</strong>“ der Pronova<br />
BKK, für die im September rund 1.200 Arbeit -<br />
nehmer ab <strong>18</strong> Jahren befragt wurden, gibt Einblicke<br />
in das Sicherheitsgefühl der Belegschaft.<br />
48 %<br />
43 %<br />
35 %<br />
33 %<br />
14 %<br />
Fast jeder zweite Arbeitnehmer in Deutschland<br />
wünscht sich eine Maskenpflicht und<br />
regelmäßige Corona-Tests am Arbeitsplatz.<br />
befürworten ein Lüftungskonzept bei der<br />
Arbeit. 41 Prozent möchten, dass alle Flächen<br />
regelmäßig desinfiziert werden.<br />
Für mehr als ein Drittel der Befragten ist<br />
Homeoffice nicht möglich, etwa in Pflegeberufen,<br />
der Gastronomie oder im Einzelhandel.<br />
Bei einem positiven Corona-Test kuriert sich<br />
jeder Dritte zu Hause vollständig aus, bei<br />
einem Infekt sind es nur noch 28 Prozent.<br />
Jeder Siebte hat allerdings genug von jeglichen<br />
Maßnahmen und möchte keinerlei<br />
Corona-bedingte Einschränkungen mehr.<br />
17
News<br />
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
MCFIT-GRÜNDER<br />
KARRIERESTART<br />
IM SUPERMARKT<br />
Rainer Schaller gilt nach einem Flugzeug -<br />
absturz als verschollen. Mit Fitnessstudios<br />
wurde er zum Millionär, seine Wurzeln als<br />
Kaufmann liegen jedoch bei Edeka.<br />
Basis für die Droge: Cannabis-Pflanze.<br />
Berauschend<br />
Bundesgesundheitsminister<br />
Karl Lauterbach will laut Koalitionsvertrag<br />
Cannabis legalisieren.<br />
Der Onlinehändler<br />
Knuspr, der schon jetzt rezeptfreie<br />
Arzneimittel ausliefert,<br />
begrüßt diesen Schritt. Ge -<br />
schäftsführer Erich Comor:<br />
„Wir sind grundsätzlich offen<br />
dafür, Cannabis auf verantwortliche<br />
Art und Weise in<br />
unser Angebot zu integrieren.“<br />
Seine Forderung: Eine Legalisierung<br />
muss rechtlich sicher<br />
sein und den Jugendschutz<br />
beachten. (mi)<br />
„Nach der 10. Klasse<br />
bin ich runter vom<br />
Gymnasium, habe eine<br />
Ausbildung gemacht<br />
und es nicht bereut.“<br />
Rainer Schaller, McFit-Gründer<br />
und Edeka-Kaufmann<br />
Mit der Fitnessstudiokette<br />
McFit setzte der 1969 in Bamberg geborene<br />
Rainer Schaller das Discounter-<br />
Prinzip erfolgreich in der Fitnessbranche<br />
um. Seine kaufmännische Karriere<br />
begann er jedoch schon früher:<br />
mit einer Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann<br />
bei Edeka. In der Folge<br />
übernahm Schaller die Edeka-Märkte<br />
seiner Eltern. Zwei dieser Läden sind<br />
laut der Edeka Nordbayern-Sachsen-<br />
Thüringen bereits lange geschlossen,<br />
heute betreibt die Familie am Stammsitz<br />
in Schlüsselfeld noch zwei Märkte.<br />
In einem Handelsblatt-Interview aus<br />
dem Jahr 2019 sagte Schaller, dass er zu<br />
seinen Edeka-Anfängen kaum unter 100<br />
Stunden in der Woche gearbeitet habe.<br />
Das Erfolgsgeheimnis eines gut laufenden<br />
Supermarktes liege in zufriedenen<br />
Kunden. Die gebe es, wenn sie mit einem<br />
Einkauf alles abdecken könnten.<br />
Das klappe nur als Vollsortimenter.<br />
Rainer Schaller befand sich am 21.<br />
Oktober <strong>2022</strong> an Bord eines Flugzeuges,<br />
dessen Funkkontakt vor der Küste Costa<br />
Ricas abbrach. Bei einer Suche wurden<br />
Trümmerteile sowie zwei Leichen gefunden,<br />
was einen Absturz bestätigte. Schaller<br />
gilt seitdem als vermisst. (mh) ◾<br />
Befürworter Erich Comor, Knuspr-Chef.<br />
Verkauf von Appel Feinkost<br />
Die Sustainable & Invest GmbH wird zum 1. Januar<br />
2023 neuer Eigentümer der Appel Feinkost GmbH<br />
und will auch die 330 Mitarbeiter übernehmen. Die<br />
Heristo AG, bisheriger Eigentümer, soll das operative<br />
Geschäft für ein Jahr weiter begleiten.<br />
Fotos: Appel Feinkost, Getty Images, Knuspr<br />
<strong>18</strong>
IM INTERVIEW<br />
Convenience<br />
Seite 58<br />
Energiekosten<br />
Seite 6<br />
4. November<br />
Einzelverkaufspreis<br />
4,90 Euro<br />
Reise e nach Parma<br />
a<br />
LP_Magazin_Titel_<strong>18</strong>.indd 1 28.10.<strong>2022</strong> 15:00:15<br />
Seite 68<br />
Seite e70<br />
Seite 26<br />
Seite 78<br />
Seite 36<br />
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Auf der Höhe<br />
der Zeit.<br />
Anspruch<br />
Menschen, die<br />
Märkte machen,<br />
Unternehmen, die<br />
Sortimente bewegen,<br />
Konzepte, die<br />
die Branche vor -<br />
anbringen, Trends,<br />
an denen keiner<br />
vorbeigehen sollte.<br />
Die neue <strong>Lebensmittel</strong><br />
<strong>Praxis</strong>!<br />
Die Familie wächst,<br />
der Umsatz auch.<br />
„Wie für gute Markenartikel wichtig und<br />
richtig, haben wir den Inhalt der LP<br />
verbessert und die Verpackung optimiert.“<br />
Reiner Mihr, Chefredakteur <strong>Lebensmittel</strong> <strong>Praxis</strong><br />
TRADING-UP<br />
<strong>Lebensmittel</strong> <strong>Praxis</strong><br />
kommt mit<br />
neuem Konzept<br />
www.lebensmittelpraxis.de<br />
TEEKANNE-CHEF<br />
FRANK SCHÜBEL<br />
Der<br />
Winter<br />
wird<br />
schön<br />
heiß<br />
Gesund<br />
essen<br />
Trends für<br />
die schnelle<br />
Mahlzeit<br />
„Sparen ist<br />
angesagt“<br />
Rewe-Händlerin<br />
Sonja Lischka<br />
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Flucht nach vorn<br />
Vegan, hybrid,<br />
traditionell<br />
Bratwurst-<br />
Marktführer<br />
Christian Wolf<br />
Blick<br />
kin<br />
die<br />
Schatzkam<br />
am<br />
mer<br />
Milch und<br />
dZei<br />
t<br />
machen den Kä<br />
se<br />
MUT IN MOERS<br />
Edeka Gerdes stellt<br />
sich der Krise<br />
EINSATZ IN AFRIKA<br />
Mondelez baut<br />
Kakaoprogramm aus<br />
ANGST IN ESSEN<br />
Galeria kämpft weiter<br />
mit roten Zahlen<br />
Die „runderneuerte“ Titelseite<br />
der LP, vielfältiger, spannender,<br />
moderner.<br />
Sie haben es schon gemerkt. Ihre <strong>Lebensmittel</strong> <strong>Praxis</strong><br />
sieht heute anders aus. Das ist zunächst nichts<br />
Besonderes. Bei jedem Markenartikel muss regelmäßig<br />
überprüft werden, ob er noch den aktuellen<br />
Bedürfnissen seiner Kunden entspricht. Ist er noch<br />
auf der Höhe der Zeit? Was hat sich bei den Ansprüchen<br />
an Inhalt und Verpackung verändert? Manchmal<br />
muss die Marke da auch mutig voranschreiten.<br />
Das führt zwangsläufig zu einem Überdenken des eigenen<br />
Angebots: kürzere Texte, mehr Illustrationen,<br />
mehr digitale Angebote.<br />
Für eine Branche, die begeistert<br />
Die <strong>Lebensmittel</strong> <strong>Praxis</strong> hat sich also neu aufgestellt:<br />
frischer, aktueller, schneller, tiefgehender, digitaler,<br />
lesefreundlicher, mit moderner Layoutgestaltung<br />
immer nah am Markt. Dabei verknüpfen wir noch<br />
enger das gedruckte Magazin mit digitalen Angeboten<br />
und unseren Veranstaltungen. Will sagen: Wie<br />
beim guten Markenartikel wichtig und richtig, haben<br />
wir den Inhalt der LP verbessert und die Verpackung<br />
optimiert. Für eine Branche, die begeistert! ◾<br />
Darbos Familie wird größer:<br />
Denn jetzt gibt es Fruchtaufstriche aus dem<br />
Traditionshaus auch in feiner Bio-Qualität.<br />
Eine echte Sensation, die bei KonsumentInnen<br />
ganz natürlich fruchten und so ganz<br />
bio-log isch zu mehr Umsatz führen wird.<br />
www.darbo.com<br />
19
News<br />
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
„Die Aussichten<br />
sind düster“<br />
Toxische<br />
Preise<br />
Die Brauer sehen keine andere Chance mehr als<br />
Preiserhöhungen. Teilweise gleich doppelt.<br />
Kommentar von Tobias Dünnebacke<br />
Krombacher erhöht die Preise.<br />
Was in normalen Zeiten eine<br />
Meldung wert ist, gilt im Strudel<br />
der aktuellen Weltlage fast<br />
als Selbstverständlichkeit. Im<br />
Handel wird davon trotzdem<br />
wenig zu sehen sein – leider.<br />
Ruf nach Anerkennung<br />
Preise haben mit Wertschätzung<br />
zu tun. Was wenig kostet, kann<br />
nicht gut sein. Schon lange bevor<br />
der russische Präsident in die<br />
Ukraine einmarschiert ist und<br />
damit einen Kosten-Tsunami in<br />
der Weltwirtschaft ausgelöst hat,<br />
erklärte der damalige Chef der<br />
Bitburger-Brauerei <strong>18</strong> Euro für<br />
einen angemessenen Preis für<br />
eine Kiste Bier.<br />
Es wird sich wenig ändern<br />
Das wird trotz Preiserhöhungen<br />
der Brauer eine Utopie bleiben.<br />
Die Supermärkte konkurrieren<br />
bei hoher Inflation zunehmend<br />
mit den Discountern. Bei Biersorten<br />
wie Pils kommt hinzu: Über<br />
70 Prozent gehen in der Aktion<br />
weg. Und der Handel wird hier<br />
höhere Preise kaum weitergeben,<br />
auch wenn jeder Kasten dann ein<br />
Verlustgeschäft ist. Die Wertschätzung<br />
für Brauer muss wieder einmal<br />
vertagt werden.<br />
Mit der Krombacher Brauerei<br />
wagt sich ein weiterer Bierkonzern<br />
aus der Deckung<br />
und macht bei seinen Kunden gestiegene<br />
Kosten ab Rampe geltend. „Wir haben<br />
unseren Kunden über alle Produkte<br />
hinweg eine Erhöhung angekündigt“,<br />
erklärt ein Sprecher der Krombacher<br />
Brauerei. Die Erhöhung, die vom Unternehmen<br />
derzeit nicht genau beziffert<br />
wird, betrifft demnach nicht nur Krombacher-<br />
und Rolinck-Marken, sondern<br />
auch das Sortiment alkoholfreier Getränke<br />
wie Schweppes oder Orangina.<br />
Insider vermuten, dass sich der Kasten<br />
Bier im Handel (Regalpreis) um einen<br />
Euro für die Verbraucher erhöhen<br />
könnte. Auch in der Gastronomie wird<br />
der Kreuztaler Brauer mehr für sein<br />
Fassbier verlangen.<br />
Keine Zurückhaltung mehr<br />
Die höheren Preise sollen ab März 2023<br />
gelten und kommen damit knapp ein<br />
Jahr nach der letzten Erhöhung des<br />
Herstellers der größten Biermarke<br />
Deutschlands. Eine solche Strategie hat<br />
mittlerweile fast schon Schule gemacht.<br />
Auch AB Inbev (Beck’s, Franziskaner,<br />
Spaten) will im kommenden Jahr (Januar<br />
und Juli) gleich zweimal an der Preisschraube<br />
drehen. AB-Inbev-Deutschland-Chef<br />
Michel Pepa sagt dazu: „Die<br />
Deutschen werden sich an höhere Preise<br />
gewöhnen müssen.“ Radeberger und<br />
Heineken Deutschland erhöhen schon<br />
im Dezember die Preise.<br />
Substanz erhalten<br />
Preiserhöhungen gegenüber dem bei<br />
diesem Thema nicht zimperlich agierenden<br />
Handel gelten als Versuche, die<br />
Substanz der Betriebe zu erhalten. Erst<br />
vor Kurzem gab die Radeberger-Gruppe<br />
bekannt, die Binding-Brauerei in Frankfurt<br />
zu schließen. „Die Corona-Pan de -<br />
mie hat eine beispiellose Absatzkrise<br />
ausgelöst. Jetzt stemmen sich unsere<br />
Betriebe gegen die Folgen der Energiekrise.<br />
<strong>2022</strong> wird eines der schwärzesten<br />
Jahre unserer Geschichte, und die<br />
Aussichten für 2023 sind düster“, sagt<br />
Holger Eichele vom Deutschen Brauer-<br />
Bund. (td) ◾<br />
Douglas: Ende einer Ära<br />
Führungswechsel bei Douglas: Die bisherige Chefin,<br />
Tina Müller (54), wechselt in den Aufsichtsrat. Der<br />
frühere Chef des Nonfood-Discounters Action Sander<br />
van der Laan (54, Foto) übernimmt die Leitung der<br />
größten deutschen Parfümeriekette.<br />
Fotos: Getty Images, Douglas<br />
20
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
News<br />
WER FOLGT DEM KÖNIG?<br />
Dietrich Mateschitz hinterlässt nach seinem Tod ein<br />
Machtvakuum bei Red Bull.<br />
Foto: Adobe Stock<br />
Was der österreichische Marketingprofi<br />
Dietrich Mateschitz<br />
geschaffen hat, ist ein<br />
weltumspannendes Getränke-, Medienund<br />
Sportimperium. Zuletzt konnte<br />
Red Bull knapp 10 Milliarden Dosen des<br />
berühmten Energydrinks verkaufen und<br />
rund 8 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaften.<br />
Umso hitziger wird nach dem<br />
Tod des Ausnahme-Un ter nehmers die<br />
Frage debattiert, wer dieses Vakuum an<br />
der Spitze des Konzerns füllen kann.<br />
Bekannt ist, dass der Red-Bull-Gründer<br />
einen Sohn hinterlässt: Mark Mateschitz,<br />
hervorgegangen aus einer Beziehung<br />
mit der Skilehrerin Anita Gerhardter,<br />
mit der Mateschitz senior nie<br />
verheiratet war. Laut österreichi schen<br />
Medien soll der 29-Jährige über die<br />
Hälfte der Dietrich Mateschitz Verwal -<br />
tungs OG besitzen, Geschäftsführer der<br />
Beim Thema Red-Bull-Nachfolge<br />
stochern Journalisten noch im Nebel.<br />
Thalheimer Heilwasser GmbH und bei<br />
der Stiftung „Wings for Life“ tätig sein.<br />
Allerdings hält die thailändische Familie<br />
Yoovidhya mit 51 Prozent die<br />
Mehrheit an Red Bull und hat bei der<br />
Personalie das letzte Wort. Der eigene<br />
Erbe Vorayuth Yoovidhya kommt dabei<br />
kaum infrage: Nach einer Todesfahrt im<br />
Alkoholrausch fahndet Interpol seit<br />
zehn Jahren nach dem Mann. Das Verhältnis<br />
der Eigentümer schien zuletzt<br />
nicht das beste gewesen zu sein: Laut<br />
oe24.at soll Mateschitz vor seinem Tod<br />
den Zweck seiner „Kunst und Kultur<br />
DM Privatstiftung“ um den Bereich<br />
Sport erweitert, dreistellige Millionenbeträge<br />
eingezahlt und dem Zugriff der<br />
Thailänder entzogen haben.<br />
Insider halten die Besetzung mit einem<br />
externen Manager für am wahrscheinlichsten.<br />
(td) ◾<br />
ANZEIGE<br />
DIE BELIEBTE MEERSALZMARKE LA BALEINE<br />
PRÄSENTIERT SICH IM NEUEN LOOK<br />
La Baleine, der französische Marktführer im<br />
Bereich Salz, präsentiert seit September seine<br />
Traditionsprodukte in neuer Verpackung. Mit<br />
dem Relaunch reagiert die seit 1934 etablierte<br />
Meersalzmarke auf den stetig wachsenden Verbraucherwunsch<br />
nach Produkten mit eindeutiger<br />
Herkunft und bedient das Bedürfnis nach<br />
klar erkennbaren Produktinformationen.<br />
Der ikonische Salzbauer reguliert den Fluss<br />
des Meerwassers auf den Salinen und symbolisiert<br />
die Meersalzernte. Der Flamingo und die<br />
Salzfelder im Hintergrund stellen das Naturschutzgebiet<br />
in der Camargue dar und führen<br />
den Verbraucher somit direkt an die Herkunft<br />
der authentischen Meersalze von La Baleine.<br />
Prominent platzierte Meersalzkörner auf einem<br />
Holzlöffel geben Auskunft über die jeweilige<br />
Sorte und sorgen für Orientierung am Regal.<br />
„Von der Natur geschaffen, vom Menschen<br />
geerntet“ – Auch der neue, prägnante<br />
Slogan von La Baleine bringt auf den Punkt,<br />
wofür die beliebte und qualitative Meersalzmarke<br />
steht: Tradition, Authentizität und<br />
Nachhaltigkeit. ◾<br />
https://www.labaleine.de/<br />
https://www.importhaus-wilms.de/de/<br />
21
News<br />
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
ERNÄHRUNGSSTRATEGIE<br />
Dem Dialog<br />
entzogen<br />
Der <strong>Lebensmittel</strong>verband<br />
geht auf Abstand zum<br />
Ministerium Özdemir.<br />
Andrea Kurtz<br />
Fordert Ergebnisoffenheit: Christoph<br />
Minhoff, <strong>Lebensmittel</strong>verband Deutschland<br />
Die Nachricht traf die Berliner<br />
Verbändelandschaft unvorbereitet:<br />
„Der <strong>Lebensmittel</strong>verband<br />
wird sich bis auf Weiteres aus dem vom<br />
BMEL initiierten Verfahren zur Erarbeitung<br />
einer Ernährungsstrategie zurückziehen“,<br />
so Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer<br />
des <strong>Lebensmittel</strong>ver -<br />
bands Deutschland. „Wir wollen nicht<br />
in den Verdacht geraten, lediglich Staffage<br />
in einem vorbestimmten, intransparenten<br />
Prozess zu sein“, begründet er.<br />
Mehr noch: Er sehe keinerlei Bereit -<br />
schaft des Ministeriums, auf Vorschläge<br />
der Lobbyisten einzugehen. Deshalb<br />
werde der Verband „von einer Mitarbeit<br />
mit Alibi-Charakter absehen“. Andere<br />
Verbände reagierten mit Unverständnis.<br />
Die Bundesregierung sei Herr des Verfahrens<br />
und könne daher die Rahmenbedingungen<br />
bestimmen. (ak) ◾<br />
Mehr Nachrichten unter<br />
www.lebensmittelpraxis.de<br />
214 %<br />
mehr Fertiggerichte<br />
und<br />
Konserven:<br />
Das meldet<br />
Onlinehändler<br />
Galaxus im<br />
Vergleich zu 2021.<br />
133 %<br />
Plus: Mineral -<br />
wasser wird<br />
ebenfalls mehr<br />
online bestellt<br />
(Quelle: Galaxus).<br />
BEVORRATUNG<br />
Kunden kaufen<br />
wieder die<br />
Regale leer<br />
Deutliche Sprache der Panik: 38<br />
Prozent der Befragten einer<br />
Forsa-Umfrage im Auftrag des<br />
Bundesamtes für Bevölkerungsschutz<br />
und Katastrophenhilfe (BBK) – seit<br />
Mai die achte in diesem Zusammenhang<br />
– haben sich bereits im Oktober<br />
einen Vorrat an <strong>Lebensmittel</strong>n angelegt,<br />
„zum Beispiel zur Vorsorge bei<br />
möglichen Stromausfällen“, heißt es<br />
darin. 49 Prozent schafften sich Geräte<br />
zum Energiesparen an wie etwa<br />
Duschsparköpfe. Nur 17 Prozent haben<br />
auf die Frage, was sie angesichts möglicher<br />
Engpässe bei der Energieversorgung<br />
vorsorglich tun, geantwortet:<br />
„Nichts.“<br />
Der Bürgerservice des BBK verzeichnet<br />
deutlich mehr Anfragen und breites<br />
Interesse, sagt ein Sprecher der Bundesbehörde.<br />
Der dazugehörige Ratgeber ist<br />
laut BBK-Webseite momentan vergrif -<br />
fen; eine Online-Checkliste gibt es.<br />
„Die Menschen wachen immer<br />
mehr auf“, ergänzt Philipp Nater, Geschäftsführer<br />
bei Sicher-Satt. Das Unternehmen<br />
verpackt und produziert<br />
lang haltbare <strong>Lebensmittel</strong> und vertreibt<br />
auch Produkte anderer Hersteller<br />
für die Notfallvorsorge. Er verzeichnet<br />
schon seit Beginn der Coronakrise<br />
erheblich steigendes Interesse<br />
an den Notfallpaketen. (ak) ◾<br />
„Nicht horten,<br />
nicht<br />
hamstern“:<br />
Minister<br />
Cem Özdemir<br />
empfiehlt<br />
eine<br />
geplante <strong>Lebensmittel</strong>bevorratung<br />
für zwei<br />
Wochen.<br />
„Diesen Winter üben wir<br />
alle nur.“<br />
Grundtenor beim Parlamentarischen Abend der<br />
AG Mittelstand angesichts der über 2023 hinausgehenden<br />
wirtschaftlichen Belastungen.<br />
Fotos: Nils Krüger, Sedat Mehder<br />
22
ohne Verdickungsmittel<br />
gentechnikfrei<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
ohne Geschmacksverstärker<br />
laktosefrei<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
ohne künstliche<br />
Farbstoffe<br />
glutenfrei
News<br />
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
COMITÉ CHAMPAGNE<br />
Bio-Signet<br />
wenig gefragt<br />
Champagner soll nachhaltig<br />
werden, so das Ziel<br />
der im Comité Champagne<br />
vereinten Winzer<br />
und Häuser. Sie setzen<br />
auf nationale Siegel.<br />
Der Klimawandel macht auch vor<br />
der Anbauregion des französischen<br />
Exportschlagers nicht<br />
halt. Um die Champagne zukunftsfähig<br />
aufzustellen und auf neue Verbrauchertrends<br />
zu reagieren, soll das gesamte<br />
Anbaugebiet bis 2030 nachhaltig bewirtschaftet<br />
werden. Dabei setzt das Comité<br />
Champagne auf drei Zertifizierungen:<br />
Bio, HVE (Haute Valeur Environnementale,<br />
übersetzt: hoher Wert für die<br />
Umwelt) und Viticulture durable (VC;<br />
nachhaltiger Weinbau). <strong>2022</strong> sind 63<br />
Prozent der Anbauflächen mindestens<br />
nach einem der Standards zertifiziert,<br />
43 Prozent nach VC, 12 Prozent HVE. Lediglich<br />
8 Prozent tragen das Bio-Siegel.<br />
10 Millionen Euro investiert das Comité<br />
Champagne pro Jahr in die Forschung<br />
und Entwicklung von Maßnahmen,<br />
die den CO 2<br />
-Fußabdruck und negative<br />
Effekte auf Biodiversität, Wasser<br />
und Böden reduzieren und die Qualität<br />
des Champagners erhöhen sollen – von<br />
der Entwicklung klimaresistenter Rebsorten<br />
über leichtere Glasflaschen bis<br />
hin zu Upcycling-Prozessen der Nebenprodukte.<br />
(br) ◾<br />
Bis 2030 sollen 100 Prozent der<br />
Champagner-Anbauflächen gemäß<br />
einem von drei Nachhaltigkeitsstandards<br />
zertifiziert sein.<br />
Utryme steigt in klassischen Vertrieb ein<br />
Der digitale Probiermarkt bietet neue Produktkategorien und Dienstleistungen.<br />
Künftig will André Moll (Foto),<br />
Gründer und Geschäftsführer<br />
von Utryme, für seine Partner<br />
Marktforschung, Marketing, Vertrieb<br />
und Logistik aus einer Hand anbieten.<br />
Bis 2030 soll Utryme die größte europäische<br />
FMCG-Plattform werden, so<br />
das Ziel von Moll.<br />
Bei Utryme erhält der Kunde einzig<br />
selbst ausgesuchte Ware (Pull-Strategie).<br />
Für eine Versand pau schale von knapp<br />
25 Euro kann er unbepreiste Wunschprodukte<br />
bis zu einem verdeckt festgelegten<br />
Gesamtwert (zwischen 40 und<br />
50 Euro) auswählen, ein Abo ist nicht<br />
erforderlich. Rund 2.500 Produktinno -<br />
vationen von rund 600 Herstellern wurden<br />
seit der Gründung im Jahr 20<strong>18</strong><br />
über Utryme getestet. Nun wurde das<br />
Angebot um gekühlte <strong>Lebensmittel</strong> sowie<br />
die Kategorien Beauty und Tiernah-<br />
„Unser Algorithmus sammelt<br />
ab dem ersten Probierkontakt<br />
passende Attribute.“<br />
André Moll, Geschäftsführer, Utryme<br />
rung erweitert. Im Schnitt bestelle jeder<br />
User ein bis zwei Produktboxen pro<br />
Jahr.<br />
Geld verdient das Start-up nicht in<br />
erster Linie über den Verkauf der Probierboxen,<br />
sondern über Marktfor -<br />
schungsangebote. Hersteller, die ihre<br />
Produkte testen lassen, können unterschiedliche<br />
Pakete wählen, um genaue<br />
Informationen über ihre Zielgruppe<br />
oder deren individuelles Kaufverhalten<br />
zu erhalten. Zusätzliche Umsätze will<br />
Moll nun unter anderem über den direkten<br />
Verkauf von Produkten generieren.<br />
„Nachdem der Kunde seine Probierbox<br />
gepackt hat, wird ihm künftig die<br />
Möglichkeit zu einem Upgrade geboten“,<br />
erklärt der Gründer. Dabei werden<br />
Produkte zum regulären UVP zum<br />
Kauf vorgeschlagen, die zu seinen persönlichen<br />
Interessen passen. (br) ◾<br />
Fotos: Utryme, Bettina Röttig, Adobe Stock<br />
24
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
News<br />
RECHT<br />
News zur<br />
Gesetzeslage<br />
In dieser Ausgabe kurz notiert: Kündigung bei falschem<br />
Impfausweis # Datenschutz-Grundverordnung fordert die<br />
Unternehmen # Verbraucherschützer mit mehr Rechten<br />
Fake-Impfschutz: Kündigung<br />
Das Landesarbeitsgericht (LAG)<br />
Düsseldorf positioniert sich in seiner<br />
Rechtsprechung zu falschen<br />
Impfpässen: In zwei Entschei -<br />
dungen machten die Richter deutlich,<br />
dass ein gefälschter Impfpass<br />
zur fristlosen Kündigung führen<br />
kann (Urteil bzw. Beschluss vom<br />
4.10.<strong>2022</strong>, Az. 8 Sa 326/22 bzw. Az. 3<br />
Sa 374/22). Die Richter betonten in<br />
ihrer Begründung, dass die Vorlage<br />
eines gefälschten Impfpasses einen<br />
Falscher Impfausweis: Kündigung.<br />
wichtigen Grund gemäß § 626 Abs. 1<br />
BGB zur fristlosen Kündigung des Arbeitsverhältnisses<br />
darstellt. Damit bestätigt<br />
das LAG die Ansicht einiger erstinstanzlicher<br />
Gerichte.<br />
DSGVO überfordert Firmen<br />
Die europäische Datenschutz-Grundverordnung<br />
(DSGVO) stößt auch im<br />
fünften Jahr ihres Inkrafttretens in der<br />
deutschen Wirtschaft weiterhin auf Kritik.<br />
In einer Umfrage im Auftrag des Digitalverbands<br />
Bitkom unter Unternehmen<br />
ab 20 Beschäftigten in Deutschland<br />
erklärten 78 Prozent der befragten<br />
Unternehmen, dass für sie weiterhin eine<br />
erhebliche Rechtsunsicherheit bezüglich<br />
der genauen Vorgaben der Datenschutz-Grundverordnung<br />
bestehe.<br />
Die Sammelklage kommt<br />
Wenn in Zukunft deutsche Unternehmen<br />
mit ihren Geschäftspraktiken Verbraucher<br />
schädigen, müssen sie mit einer<br />
Sammelklage rechnen. Damit soll<br />
900<br />
Firmen sind<br />
vom Inkrafttreten des<br />
Lieferkettengesetzes in<br />
Deutschland im nächsten<br />
Jahr betroffen.<br />
es für Verbraucher möglich sein, in<br />
gleich gelagerten Fällen Sammelklageverfahren<br />
durchzuführen. Unter<br />
dem Namen „Abhilfeklage“ plant<br />
Bundesjustizminister Marco Buschmann<br />
in seinem Referentenentwurf<br />
die EU-Richtlinie 2020/<strong>18</strong>28 über<br />
Verbandsklagen in nationales Recht<br />
umzusetzen. Klageberechtigt sollen<br />
dann nur bestimmte zugelassene<br />
Verbraucherschutzverbände sein.<br />
Von Juni 2023 an sollen Verbrau -<br />
cherverbände Klagen einreichen<br />
können.<br />
Foto: Getty Images<br />
„Es ist nicht alles Lindt,<br />
was glänzt.“<br />
Weil sie dem „Goldhasen“ von Lindt ähnlich<br />
sehen, hat das OLG München der Confiserie<br />
Heilemann verboten, Schokohasen mit<br />
goldener Verpackung zu verkaufen, auch<br />
wenn deren Anwalt anders argumentierte.<br />
25
Marktrundgang<br />
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
VERHALTENER KONSUM<br />
Bis zum 24. Februar lief alles<br />
super. Jetzt muss Inhaber<br />
Pascal Gerdes umsteuern.<br />
Heidrun Mittler<br />
Olivenbaum<br />
Fleisch-Vorbereitung<br />
und Theke<br />
Käsetheke<br />
Wurst-Vorbereitung<br />
und Theke<br />
Wein, Sekt,<br />
Spirituosen<br />
Kassen und SCO<br />
Sushi<br />
Bäckerei und<br />
Sitzbereich<br />
Bistro und Vorkassenbereich<br />
26
E-CENTER<br />
GERDES<br />
Unikat mit<br />
Weitblick<br />
Plat<br />
z,<br />
ric<br />
icht<br />
htig<br />
vie<br />
iel Pl<br />
at<br />
z – dies<br />
e<br />
Anmutu<br />
ng hat<br />
der<br />
Kun<br />
de<br />
im<br />
E-Center. Hohe<br />
Decke<br />
n,<br />
schwarz gefärbt,<br />
und<br />
breite<br />
Gänge ge<br />
be<br />
n Luft zum<br />
Atmen<br />
.<br />
Di<br />
e Abteilunge<br />
n ersc<br />
scheinen<br />
mit weißen<br />
Mater<br />
iali<br />
en wie in<br />
de<br />
n Raum hineingebaut.<br />
Dabe<br />
i sind die Bedienungng<br />
s-<br />
th<br />
ekenen separiert: Die Wurst-<br />
theke findet<br />
man, soga<br />
r mit<br />
eigenem Vorb<br />
rber<br />
erei<br />
eitung<br />
sraum,<br />
mitten auf der Flä<br />
läche.<br />
Käs<br />
e<br />
präsentiert sich<br />
in einer offenen<br />
Theke.<br />
e.<br />
Wo<br />
hin ma<br />
n schaut, gerade<br />
Linien. Gr<br />
oß<br />
e Food-Fotos, die<br />
fü<br />
r Orient<br />
ntieru<br />
rung<br />
sor<br />
ge<br />
n.<br />
Schrif-<br />
ten,<br />
die sonst<br />
für<br />
Luxusproduk<br />
uk-<br />
te eingesetzt we<br />
rden<br />
. Hingu-<br />
cker: ein echter<br />
Olivenbaum.
Marktrundgang<br />
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
EDEKA FRISCHE<br />
CENTER GERDES<br />
Edeka Platz 12<br />
47445 Moers<br />
3.600<br />
m 2 Verkaufsfläche plus<br />
1.000 m 2 Trinkgut-Getränkemarkt<br />
16,5<br />
Mio. Euro Umsatz im ersten<br />
Geschäftsjahr angepeilt<br />
(plus 2 Mio. im Getränkemarkt)<br />
Käse-Boutique: vier Meter Bedienungstheke<br />
plus Wand und Truhe voller frisch geschnittener<br />
Ware. Die Mitarbeiter kommen nach vorn, um<br />
den Kunden zu beraten.<br />
21<br />
Mio. Euro Umsatz im ersten<br />
Geschäftsjahr erzielt<br />
(plus 3 Mio. im Getränkemarkt)<br />
Weitere Fakten<br />
Frische Center<br />
Durchschnittsbon: 29,58 Euro<br />
Sortiment: 35.000 Artikel<br />
Parkplätze: 200<br />
Getränkemarkt<br />
Auf einen Schlag war alles anders.<br />
Dabei funktionierte der neu eröffnete<br />
Markt der Familie Gerdes vorher<br />
richtig gut: der Markt selbst optisch ein<br />
Schmuckstück, die Mitarbeiter motiviert.<br />
Die Kunden nahmen weite Anfahrtswege<br />
in Kauf, das Einzugsgebiet<br />
erstreckte sich über einen Radius von<br />
bis zu 25 Kilometern. Und dann hat Putin<br />
die Ukraine angegriffen. Unter den<br />
Folgen des Krieges leiden alle, Händler,<br />
Produzenten, Verbraucher. Pascal Gerdes<br />
fasst die Auswirkungen für sein Geschäft<br />
so zusammen: „Die Kosten steigen,<br />
der Umsatz sinkt.“<br />
Preiswahrnehmung ändert sich<br />
Von heute auf morgen haben die Verbraucher<br />
auf die gestiegenen Spritkosten<br />
reagiert. Diejenigen, die am Wochenende<br />
zum Erlebnis-Einkauf von<br />
weiter weg anreisten, fehlen jetzt zum<br />
Teil. Dafür kaufen mehr Kunden aus<br />
dem Nahbereich ein, das beschert<br />
Wachstum unter der Woche.<br />
Ein weiterer Punkt treibt den Inhaber<br />
um: Wer die prachtvolle Mall und<br />
den geschmackvoll gestalteten <strong>Lebensmittel</strong>markt<br />
betritt, könnte leicht assoziieren,<br />
dass der „Markt eine Apotheke<br />
ist“. Dabei bietet er natürlich auch das<br />
breite Edeka-Sortiment im Preiseinstieg.<br />
Deshalb platziert Gerdes im Hauptgang<br />
an jeder Ecke die Artikel aus der Werbung<br />
und setzt weiter verstärkt auf den<br />
Handzettel. In Blickhöhe finden nun zudem<br />
günstigere Produkte Platz, die zuvor<br />
zwei Reihen tiefer im Regal standen.<br />
Durchschnittsbon: <strong>18</strong>,49 Euro<br />
Sortiment: 4.000 Artikel<br />
Parkplätze: 300<br />
Mitarbeiter<br />
umgerechnet<br />
auf Vollzeit<br />
(plus 7 im<br />
70Getränkemarkt)<br />
Fotos: Peter Eilers<br />
28
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Marktrundgang<br />
Das E-Center hat rund ums Jahr einen<br />
hohen Promi-Faktor. Es liegt direkt<br />
gegenüber der neuen Zentrale der Edeka<br />
Rhein-Ruhr. Nicht nur die Mitarbeiter<br />
dieser Regionalgesellschaft gehen im<br />
Markt ein und aus, auch die Führungskräfte<br />
der nationalen Ebene sind sehr<br />
häufig zu Besuch. Der Markt und insbesondere<br />
die Mitarbeiter stehen also<br />
ständig unter Beobachtung. Daran ist<br />
Gerdes gewöhnt, sein Schwiegervater<br />
Wolfgang Nottebohm war lange in leitenden<br />
Edeka-Funktionen tätig, bevor er<br />
im Sommer in den Ruhestand gewechselt<br />
ist.<br />
„Wann machen wir<br />
unseren Job super? Wenn<br />
wir zu mehr verlocken<br />
können, als auf dem<br />
Einkaufszettel steht!“<br />
Pascal Gerdes<br />
3 FRAGEN AN<br />
Bistro bietet Platz für 100 Gäste<br />
Die Unternehmerfamilie hat ihr Gastronomiekonzept<br />
unter anderem auf die<br />
Belegschaft der Zentrale ausgerichtet.<br />
Die Mitarbeiter können – wie alle anderen<br />
Kunden – bei der Bäckerei Büsch<br />
frühstücken oder sich im Markt-Bistro<br />
der Vorkassenzone mittags zum Beispiel<br />
eine Pizza gönnen. Eine aus dem Steinofen<br />
mit selbst hergestelltem Teig, versteht<br />
sich.<br />
Allerdings konkurriert das groß angelegte<br />
Bistro mit italienischem Einschlag<br />
(„Cucina alla Mamma“) mit der<br />
Edeka-Kantine. In Zeiten, wo der Geldbeutel<br />
schmaler wird, geht manch einer<br />
lieber in die subventionierte Kantine essen.<br />
Pascal Gerdes plant deshalb, mehr<br />
Gerichte „to go“ anzubieten und das Angebot<br />
preislich insgesamt günstiger zu<br />
gestalten. ◾<br />
An die Fleischwurst! Martina Linßen (l.)<br />
und Melanie Wodzinski bedienen mit<br />
Spaß an der Arbeit.<br />
Mehr Bilder unter<br />
https://t1p.de/lpmarktrundgang<br />
Pascal Gerdes<br />
Hingucker und Highlights: Der<br />
Markt begeistert Architekten.<br />
Woher die Ideen stammen.<br />
Was ist das Highlight hier bei<br />
Ihnen im Markt?<br />
Pascal Gerdes: Wir haben hier in<br />
Moers einen einzigartigen Markt hingesetzt,<br />
was die Ladengestaltung angeht.<br />
Ein Auftrag über Generationen hinweg:<br />
Meine Mutter hat vor 20 Jahren mit der<br />
Planung begonnen, ich durfte die Umsetzung<br />
mit zu Ende führen.<br />
Ein Beispiel für das Besondere ist<br />
Ihre offene Käsetheke. Wo haben<br />
Sie sich Anregungen für ihre außergewöhnlichen<br />
Elemente geholt?<br />
Wir haben uns querbeet <strong>Lebensmittel</strong>händler<br />
angeschaut, aber auch gastronomische<br />
Betriebe, Möbelhäuser, Hotels,<br />
und das auch länderübergreifend.<br />
Der Markt ist ein Jahr am Netz.<br />
Worauf sind Sie besonders stolz?<br />
Wir sind in Bezug auf den Umsatz deutlich<br />
über den Erwartungen gestartet. Das<br />
zeigt, dass wir den Kunden vom Start<br />
weg gut abgeholt haben. Erfolgreich ist<br />
außerdem unsere Personalpolitik. Bis auf<br />
eine Handvoll Mitarbeiter, die aus eige -<br />
nen Reihen kommen, haben wir die<br />
meisten von außen dazu geholt. Es ist<br />
schon eine Herausforderung, 80 Charak -<br />
tere unter einen Hut zu bringen. Obwohl<br />
wir im gesamten Unternehmen nun fast<br />
200 Menschen beschäftigen, haben wir<br />
uns nach meinem Gefühl das familiäre<br />
Miteinander bewahrt.<br />
Individuelle Sonderaufbauten: Der Kunde kann jeden Wein verkosten.<br />
29
Interview<br />
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
„Die andauernde<br />
Bewältigung von<br />
Krisen – Corona,<br />
Ukraine-Krieg,<br />
Energiekosten –<br />
wird die Politik<br />
Mores lehren.“<br />
Josef Sanktjohanser, HDE-Präsident<br />
30
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Interview<br />
„Unsere Marge<br />
schwindet“<br />
Ex-Rewe-Vorstand Josef Sanktjohanser<br />
verlässt den Posten des HDE-Präsidenten –<br />
mit markigen Sätzen an die deutsche Politik.<br />
Das Interview führte<br />
Andrea Kurtz. Das<br />
Sanktjohanser-Motto<br />
„Jammern ist kein unternehmerisches<br />
Konzept“<br />
ist auch ihres.<br />
Fotos: HDE/Die Hoffotografen, Santiago Engelhardt<br />
Die Brandbriefe aus der Wirtschaft an<br />
die Politik häufen sich. Der HDE war<br />
einer der ersten Akteure, die dazu gegriffen<br />
haben. Ist der Handel bedroht?<br />
Josef Sanktjohanser: Ja, massiv. Unsere aktuellen<br />
Umfragen zeigen sehr deutlich, dass<br />
über 50 Prozent der deutschen Händler aufgrund<br />
der exorbitant steigenden Energiekos -<br />
ten in Existenzschwierigkeiten stecken. Die<br />
Einschläge kommen zusätzlich durch die<br />
deutliche Kaufzurückhaltung aufgrund der<br />
hohen Energiekosten für die privaten Haushalte<br />
näher.<br />
Bis jetzt hieß es immer, der Online-<br />
Handel sei der Heilsbringer, gerade<br />
auch für kleinere Händler ...<br />
… das ist auch kein Selbstläufer mehr, die<br />
Kaufzurückhaltung ist auch hier deutlich. Und<br />
selbst bei den weltweit großen Playern sieht<br />
man, dass die Manager bei ihren Expansionsplänen<br />
auf der Bremse stehen. Nun sind die<br />
Big Player kein Vergleich mit den kleineren<br />
Handelsunternehmen hierzulande, aber es ist<br />
ein Signal.<br />
Wie schätzen Sie als Vollblut-<strong>Lebensmittel</strong>kaufmann<br />
die Lage für LEH und<br />
Drogeriemärkte ein?<br />
Während Corona haben wir gesehen, dass<br />
alles, was der Konsument für sein tägliches<br />
Leben benötigt, einen enormen Schub bekommen<br />
hat. Das läuft auch weiter hin, aber<br />
mit veränderten Vorzeichen. Die Marge<br />
schwindet, wir erzielen keine realen Umsatzzuwächse<br />
mehr. Dazu kommt, dass die Kunden<br />
im gesamten Nonfood-Bereich starke<br />
Kaufzurückhaltung zeigen. Die Prognose ist<br />
also auch hier verhalten.<br />
Wie preissensibel ist der Kunde?<br />
Wir sehen deutlich: Die Kunden erleben die<br />
Inflation, greifen statt zur Marke zur Eigen -<br />
marke oder vermehrt zum Preiseinstieg. Das<br />
ist für den Handel eine große Herausfor de -<br />
rung, die jedoch dem Verbraucher ermöglicht,<br />
seine Lebenshaltungskosten bei <strong>Lebensmittel</strong>n<br />
günstig zu stellen. Außerdem befördern wir<br />
mit den Handelsmarken auch die Zusammenarbeit<br />
in der Lieferkette. Durch den starken<br />
Dialog verbessern wir die Wertschöpfung und<br />
bringen dem Kunden zumindest etwas Entspannung<br />
an der Preisfront.<br />
Der <strong>Lebensmittel</strong>handel muss also<br />
keine Angst vor der Zukunft haben?<br />
Jedenfalls derzeit nicht. Wir sind ja ohnehin<br />
nicht die Kaufleute, die offensiv und sofort<br />
staatliche Hilfsgelder und Subventionen fordern.<br />
Wir hatten im <strong>Lebensmittel</strong>bereich gute<br />
Jahre und diese wappnen uns für die Krise.<br />
Bei den Energiekosten brauchen wir aber<br />
Planungs- und Kostensicherheit!<br />
Sie verlassen als erster Repräsentant<br />
den HDE in schwierigen Zeiten. Welche<br />
wichtigste Aufgabe übergeben Sie Ihrem<br />
Nachfolger?<br />
Ich werde auf keinen Fall nach dem Wechsel<br />
von der Seitenlinie in die Arbeit des Verbandes<br />
hineinrufen. Eine solide Positionierung im<br />
Markt respektive in der Politik und der Zusammenhalt<br />
der Mitglieder sind Big Points im<br />
Amt als HDE-Präsident. Neben der Finanzierung<br />
ist die Anpassung der Verbandsorganisation<br />
an die Branchenentwicklung eine fortdauernde<br />
Aufgabe. Zudem wird es wichtig bleiben,<br />
die Position des HDE im Club der größten<br />
Wirtschaftsverbände weiter zu festigen.<br />
16<br />
Jahre<br />
Lobby<br />
Josef Sanktjohanser<br />
wird sein<br />
HDE-Ehrenamt<br />
im November<br />
übergeben.<br />
Danach wird er –<br />
unter anderem –<br />
an der Uni Köln<br />
unterrichten.<br />
Was Josef<br />
Sanktjohanser<br />
den Ministern<br />
Lindner und Habeck<br />
beim Parlamentarischen<br />
Abend des Mittelstands<br />
mit auf<br />
den Weg gab,<br />
hören Sie hier:<br />
31
Interview<br />
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
ZUR PERSON<br />
Diplom-Kaufmann Josef Sanktjohanser (hier mit HDE-<br />
Hauptgeschäftsführer Stefan Genth beim Politischen<br />
Sommerfest des Verbandes in Berlin) führte die Petz-<br />
Märkte seiner Eltern, leitete die Rewe West und war von<br />
2004 bis 2012 Vorstand der Rewe-Group. 2005 wurde er<br />
Mitglied im HDE-Vorstand, 2006 HDE-Präsident.<br />
Hat sich die Wahrnehmung des Handels<br />
in Ihrer Amtszeit geändert?<br />
Wir haben über die Zeit mehr als regelmäßige<br />
Treffen mit den Regierungsverantwortlichen –<br />
bis hin zum Kanzler beziehungsweise zur<br />
Kanzlerin – aufgebaut und eine konstruktive,<br />
direkte Dialogebene geschaffen. Diese direkten<br />
Drähte zu den Ministern und ihren Leitungsstäben<br />
sind für tragfähige Beziehungen und<br />
Lobby-Resul tate unverzichtbar. Das gilt auch<br />
für die Vernetzung mit den anderen Verbänden.<br />
Wir sind ein gefragter Gesprächspartner.<br />
Gesamtgesellschaftlich gesehen haben<br />
wir als Handelsver band eine hohe Legitimation<br />
durch die Struktur als gewählte<br />
Organisation in ganz Deutschland bis hin zur<br />
Vertretung in Brüssel. So ist es gelungen, die<br />
Handelsbranche mit ihren gesellschaftlichen<br />
Funktionen erheblich präsenter wahrnehmbar<br />
zu machen.<br />
Wie erleben Sie die inzwischen ja nicht<br />
mehr neue Regierung?<br />
Diese Frage habe ich mir in den letzten Tagen<br />
häufig gestellt. Nebenbei: Ich habe dabei nachgerechnet,<br />
dass ich bei nur zwei Kanzlerschaf -<br />
ten acht verschiedene Wirtschaftsminister<br />
erlebt habe. Ich werde diese Tatsache sicher<br />
noch in der ein oder anderen Abschiedsrunde<br />
kolportieren – denn die Frage liegt ja nahe:<br />
Sind es angesichts der angestrengten wirtschaftlichen<br />
Situation zu viele oder zu wenige<br />
Amtsträger? Das Signal ist für mich deutlich<br />
und die Erkenntnis klar umrissen: Es fehlt in<br />
Deutschland an einer konzeptionell und langfristig<br />
ausgerichteten Wirtschaftspolitik.<br />
Woran fehlt es der Wirtschaftspolitik?<br />
Vor allem in der Ordnungspolitik fehlt der<br />
Kompass. Wir in der Wirtschaft erwarten<br />
kon krete Rahmenbedingungen und die Einhaltung<br />
von ökonomischen Grundsätzen. Ich<br />
nehme Olaf Scholz als Bundeskanzler wahr,<br />
der sein Kabinett führt und eine große Erfah -<br />
rung auch in wirtschaftspolitischen Fragen<br />
besitzt. Der große Einfluss einer linken, sozial<br />
umverteilenden und regulierenden Politik<br />
macht mir dennoch große Sorgen.<br />
Und in der Ernährungspolitik? Welches<br />
Zeugnis stellen Sie dem Team Özdemir<br />
aus?<br />
Da habe ich ein fortdauerndes Störgefühl; das<br />
hat sich aber zu den Vorgänger-Regierungen<br />
nicht geändert. Die gesamte Agrarpolitik ist ja<br />
quasi eine Exklave der allgemeinen Wirtschaftspolitik,<br />
jedoch nicht mit dieser kongru -<br />
ent. Daher bin ich auch nicht einverstan den<br />
mit der aktuellen Ernährungspolitik von Cem<br />
Özdemir. Es gibt zahlreiche Eingriffe, die<br />
deutlich machen, dass es vielen Politikern an<br />
der Kenntnis von Marktprozessen mangelt; es<br />
scheint der Glaube vorzuherrschen, man<br />
kön ne zum Beispiel an Milch- oder Schweinefleischpreisen<br />
einfach drehen, ohne Angebotsund<br />
Nachfrageverhalten als autonome Entscheidungen<br />
von Unternehmen und Bürgern<br />
zu berücksichtigen.<br />
Was braucht der Handel bei der Krisenbewältigung<br />
dringend von der Politik?<br />
Es ist unsere Aufgabe, der Politik die Krisenfolgen<br />
deutlich zu machen. Wir als Händler<br />
müssen immer wieder darauf aufmerksam<br />
machen, dass für uns andere Parameter für<br />
einen möglichen Schadensausgleich gelten als<br />
für die Industrie. Unser Verhältnis Umsatz zu<br />
Wertschöpfung ist nicht einfach gleichzusetzen<br />
mit anderen Branchen und daher als Bemes -<br />
sungsgrundlage zur Berechnung von Entschä -<br />
digungszahlungen betriebswirtschaftlich völlig<br />
daneben. Hier werden wir insistieren und hart<br />
lobbyieren.<br />
32
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Fachkräftemangel. Welche Unterstützung<br />
benötigt der Handel?<br />
Das Bürgergeld ist für mich in der Tendenz<br />
dafür jedenfalls der falsche Weg. Die Anreize<br />
für Nicht-Arbeiten wurden im Verhältnis zur<br />
aktiven beruflichen Tätigkeit gestärkt. Für<br />
mich sind die Maßnahmen der Ampelre gie -<br />
rung nicht scharf genug. Positiv sind die Lockerungen<br />
bei Hinzuverdienstmöglichkeiten<br />
und die Entschärfung der kalten Progression<br />
zu nennen. Den Fachkräftemangel werden wir<br />
nur bekämpfen können, wenn wir die Grenzen<br />
öffnen und eine Willkommenskultur leben,<br />
die schon in den Kommunen beginnt. Schaut<br />
man auf die Integration von Ukrainern, passiert<br />
im Stillen so viel Richtiges und Gutes.<br />
Hier gilt, dass die Betriebe unmittelbar die<br />
wirksamsten Sozialleistungen erbringen. Der<br />
Arbeitskräftemangel ist nicht auf Knopfdruck<br />
zu beheben; hier braucht es viele Maßnahmen<br />
wie beispielsweise die gleichrangige Förderung<br />
von „Meister und Master“. Hands-on-Berufe<br />
müssen generell wieder mehr Wertschätzung<br />
bekommen.<br />
Zurück zum Kaufmann Sanktjohanser.<br />
Worauf achten Sie, wenn Sie einen fremden<br />
Supermarkt betreten?<br />
Auf Ordnung, Sauberkeit und Hygiene. Ich<br />
sehe direkt, ob ein Markt gut geführt ist. Das<br />
ist mehr als nur die Optik der Obst- und Gemüse-Abteilung.<br />
Ich achte auf Kundenfre -<br />
quenz, auf Freundlichkeit, Warenpräsenz …<br />
aber im Grunde folgt man hier automatisch<br />
dem Erfahrungswissen. Retail is detail; das ist<br />
ein guter Grundsatz für jeden Kaufmann.<br />
Wie wird ein klassischer Supermarkt in<br />
fünf Jahren aussehen? Nur noch SB,<br />
Discounter und Genusstempel?<br />
Jetzt schaue ich einmal auf unser Familienunternehmen.<br />
Über vier Generationen wurde<br />
die Philosophie unserer Firma geprägt. Danach<br />
führen wir keine Genusstempel, sondern<br />
wir bedienen Kunden aus der ganzen Breite<br />
der Gesellschaft. Für die große Mehrzahl der<br />
Bürger ist der gute tägliche Einkauf weiter<br />
sehr wichtig, und Homing und Cocooning<br />
bleiben im Trend. Maß und Mitte werden<br />
weiter ihren Platz behalten. Meine Nichte<br />
Maike verantwortet die Petz Rewe GmbH als<br />
CEO und setzt daher konsequent auf die Umsetzung<br />
der alltäglichen Basisleistungen wie<br />
Sauberkeit, Freundlichkeit, reelle Preise, ein<br />
großes Sortiment, regionale Produkte, Eigen -<br />
marken, Ambiente, Ausstattung. Unsere Mitarbeiter-<br />
und Kundenbindung sind messbar<br />
überdurchschnittlich. Ebenso die lokale und<br />
regionale Verwurzelung. So haben wir beispielsweise<br />
mit fünf Landwirten Abkommen<br />
über Ganztier-Vermarktung. Nach meiner<br />
Überzeugung wird all dies auch die Basis für<br />
zukünftigen Erfolg. ◾<br />
Welcome home.<br />
Die Branche ist im Umbruch. Die Konsumgütermessen<br />
gestalten sich neu. Die drei Erfolgsformate Ambiente,<br />
Christmasworld und Creativeworld finden 2023 erstmals<br />
zeitgleich statt. Erleben Sie das innovative Konzept<br />
mit einem weltweit beeindruckenden Angebot und den<br />
vielfältigsten Synergien – auch für die PBS-Branche –<br />
live in Frankfurt.<br />
Entdecken Sie die Messen der Zukunft:<br />
ambiente.messefrankfurt.com<br />
christmasworld.messefrankfurt.com<br />
creativeworld.messefrankfurt.com<br />
4. – 7. 2. 2023<br />
FRANKFURT / MAIN<br />
3. – 7. 2. 2023<br />
FRANKFURT / MAIN<br />
3. – 7. 2. 2023<br />
FRANKFURT / MAIN
Handel / <strong>Praxis</strong><br />
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Ist da wirklich drin,<br />
was draufsteht?<br />
<strong>Lebensmittel</strong> sind meist verpackt und gekennzeichnet.<br />
Aber stimmen die Angaben immer?<br />
Stichproben nähren Zweifel.<br />
Bei Stichprobenkontrollen im<br />
September <strong>2022</strong> in den Outlets<br />
vier verschiedener Retailer wiesen<br />
45 Prozent der geprüften Räucherlachs-Produkte<br />
5 Prozent und mehr Abweichung<br />
vom Gewicht auf. Ähnlich<br />
verhielt es sich bei Kochschinken und<br />
Schnittkäse, betroffen waren Herstellerwie<br />
Eigenmarken. Bei Beerenobst gab es<br />
bei einem Drittel der Verpackungen eine<br />
Abweichung von mehr als 3 Prozent.<br />
Starke Abweichungen sichtbar<br />
Selbstverständlich wurden bei den Untersuchungen<br />
auch zahlreiche Produkte<br />
untersucht, in deren Verpackungen die<br />
Füllmengen bewusst überschritten werden,<br />
um möglichen Gewichtsverlusten<br />
in der Lieferkette vorzubeugen. Auch bei<br />
Convenience-Food führt ein genauerer<br />
Blick hinter die Kulissen zu einem ernüchternden<br />
Ergebnis, da Gewichts-<br />
Kontrolle ist immer wieder sinnvoll.<br />
Hier deutlich sichtbar: Das Produkt hat<br />
stark gelitten. Mögliche Ursachen sind<br />
Schnittführung, Nichteinhalten der Kühlkette,<br />
Gestaltung von Verpackungsmaterialien, aber<br />
auch das ganz normale Verräumen.<br />
abweichungen, unsachgemäße Verpackungen<br />
oder optische Mängel die<br />
ursprüngliche Produktqualität negativ<br />
beeinflussen.<br />
Wie das obige Foto zeigt, haben<br />
Schnittführung, Einhaltung der Kühlkette,<br />
Gestaltung von Verpackungsmaterialien,<br />
aber auch das „Verräumen“ sowie<br />
die Präsentation der Ware direkten<br />
Einfluss auf die Warenperformance. Bei<br />
professionellen Store-Checks sollten daher<br />
sowohl Gewichtsabweichungen als<br />
auch die Optik des Produktes und seine<br />
Platzierung im Regal überprüft werden:<br />
● ausgezeichnete und reale Nennfüllung<br />
● Kühltemperaturen, Kühlkette<br />
● optische Inaugenscheinnahme<br />
Des Weiteren sollte man sich am<br />
Eichrecht orientieren, die zulässigen<br />
maximalen Minusabweichungen je<br />
Verpackung betragen nicht mehr als<br />
3 Prozent – bezogen auf die Nennfüllung.<br />
◾<br />
DIE AUTOREN Anselm Elles und Janine<br />
Hahn arbeiten für die Inquality Germany<br />
GmbH, die im Kundenauftrag Mystery-<br />
Shopping durchführt und Produkte überprüft<br />
(Kontakt: Anselm.Elles@inquality.eu).<br />
Foto: Inquality, Mirco Moskopp<br />
34
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Neueröffnung des Monats / Handel<br />
ALNATURA<br />
IN KÖLN<br />
Die Bio-Supermarktkette Alnatura<br />
hat ihren achten Markt in der<br />
Domsta<br />
dt eröffnet. Reg<br />
ionale<br />
Bio-Le<br />
bensmitt<br />
el ste<br />
he<br />
n hier<br />
mit<br />
im Fokus.<br />
Bettina Röttig<br />
r ist der Knotenpu<br />
nkt der Kölner Ver-<br />
ke<br />
hrsbetriebe, das Herz der Einkaufszone: der<br />
Neumarkt. Seit Mitte Oktober ist hier auch<br />
die Bio-Supermarktkette Alna<br />
tura mit einer<br />
neuen Filiale zu finden. Auf knapp 600 Quadr<br />
atmetern Verkaufsfläche bi<br />
etet der achte<br />
Kölner Mar<br />
kt ein umfangreiches Bio-Vollsor-<br />
timent. Rund 6.000 Pro<br />
dukte stehen zur Aus-<br />
wahl, viele davon aus de<br />
r Region. Bio-Brotot<br />
und -Bac<br />
kwaren liefe<br />
rn die Demeter-zertifi-<br />
zierte<br />
Bio<br />
-Bäckerei Äh<br />
re<br />
nsache und der Bio-<br />
Bäcker Onder de Linden, spezialisiert auf glu-<br />
tenfreie Backwaren.<br />
Zum Verweilen und Genieß<br />
en lädt die in-<br />
tegr<br />
ierte Café-Bar mit<br />
Sitzmöglichke<br />
it ein.<br />
„Uns<br />
er neu<br />
euerer Alnat<br />
ura-Markt hat den idealen<br />
Stando<br />
rt für all<br />
e Menschen, di<br />
e in der<br />
Innenstadt<br />
arbeiten oder mit den öffentlich<br />
en Verkehrsmitteln<br />
pendeln. Denn<br />
wir biete<br />
n mit<br />
unserer umfangreichen Snack-Theke eine<br />
große Vielfalt an unterschiedl<br />
ichsten Bio-<br />
Leckereien an, sowohl süß als auch<br />
her<br />
zhaft,<br />
zum Genuss direkt be<br />
i uns im Markt<br />
und zum<br />
Mi<br />
tnehmen für die Mittagspause“, erklärt<br />
Markt leiter Michael<br />
Diefenthal.<br />
16 Arbeitsplätze<br />
sind in dem neuenen Bio-<br />
Supermarkt<br />
ent<br />
stan<br />
den. Bundesweit gibt es<br />
aktuell 148 Alnatura-Märkte. ◾<br />
Foto: Alnatura<br />
Weitere Neueröffnungenen<br />
finden Sie tagesaktuell hier:<br />
35
Handel / Warenhaus<br />
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Dauerkrise bei Galeria Karstadt Kaufhof (GKK): Deutschlands letzter<br />
Kaufhausriese kommt nicht voran. Im Jahresrhythmus fragen die GKK-<br />
Manager beim Staat um Hilfe nach. Jetzt droht das endgültige Aus.<br />
Matthias Mahr und Susanne Klopsch<br />
Auslaufmodell: Galeria Karstadt Kaufhof findet keinen Draht zum Verbraucher.<br />
Galeria ist nicht mehr gefragt<br />
Die Meldung, dass Galeria Karstadt<br />
Kaufhof (GKK) mal wieder um massive Staatshilfe<br />
bittet, löste in den vergangenen Tagen bundesweit<br />
Kopfschütteln aus. 238 Millionen Euro<br />
fordert der angeschlagene Warenhauskonzern<br />
aus dem deutschen Staatshaushalt. Es wäre die<br />
dritte Finanzspritze innerhalb von zwei Jahren,<br />
die GKK aus dem Steuerzahlertopf gewährt würde.<br />
Die Entscheidung in Berlin scheint (Stand<br />
28. Oktober) offen. Die 17.000 Stellen in den<br />
Galeria-Kaufhäusern der Republik dienen nicht<br />
mehr so richtig als Druckmittel zur Vergabe neuer<br />
Zuschüsse. Denn: Es herrscht Mangel an qualifizierten<br />
Arbeitskräften im deutschen Markt,<br />
17.000<br />
Mitarbeiter zählt<br />
Galeria Karstadt<br />
Kaufhof derzeit<br />
annähernd noch.<br />
Quelle: HDE<br />
der HDE beziffert die Zahl der offenen Stellen,<br />
die bei der Bundesagentur für Arbeit im September<br />
<strong>2022</strong> im Bereich Einzelhandel gemeldet waren,<br />
auf rund 58.700.<br />
Zur Unzeit kommen auch die Schwierigkei -<br />
ten, in denen René Benko, der „Kaufhauskönig“<br />
aus Österreich, steckt. Vor ziemlich genau drei<br />
Jahren hat er den Kompletteinstieg inklusive<br />
Immobilienerwerb bei GKK mit seiner Signa<br />
Holding gewagt, jetzt scheint er in politische<br />
Skandale in unserem Nachbarland verwickelt.<br />
Nachdem die österreichische Staatsanwaltschaft<br />
Büros seiner Gesellschaft Mitte Oktober wegen<br />
Korruptionsvorwürfen durchsucht hatte, stürzte<br />
Foto: Adobe Stock<br />
36
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Warenhaus / Handel<br />
der Kurs der Signa Holding AG zunächst ab,<br />
erholte sich danach aber wieder. Aus Wien gibt<br />
es auch gute Meldungen: Die GKK-Dachgesellschaft<br />
Signa Holding soll das vergangene Geschäftsjahr<br />
mit einem Überschuss von 570 Millionen<br />
Euro abgeschlossen haben.<br />
Zweifel an der Überlebensfähigkeit<br />
Seit 2021 hat Benkos GKK bereits in zwei Teilen<br />
annähernd 680 Millionen Euro Staatshilfe aus<br />
dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF)<br />
er gattert – allein die Wende hin zu besseren<br />
Zahlen wurde nicht erreicht, sie wurde geradezu<br />
grandios verfehlt. Hinter den 131 verbliebenen<br />
Filialen der Galeria-Kette steht in Summe ein<br />
Minus von rund 622 Millionen Euro im vergan -<br />
genen Jahr. Ein Blick in den Bundesanzeiger<br />
und den dort hinterlegten Jahresabschluss<br />
verrät: Die blumigen Worte im Lagebericht täuschen<br />
nicht darüber hinweg, dass alle Umbauversuche<br />
des ehemaligen Warenhaus-Krösus<br />
keinen Ausweg aus der Dauer-Misere brachten.<br />
Schuld an den sinkenden Jahresumsätzen<br />
sind nicht bloß die Pandemie oder die steigenden<br />
Energiekosten durch den Ukraine-Krieg, die<br />
nach Angaben aus der Essener Zentrale 150<br />
Millionen Euro betragen sollen. Es fehlt<br />
schlichtweg ein schlüssiges Konzept, das die<br />
Kunden zurück ins Warenhaus bringt. Die Litanei<br />
der Kaufhaus-Manager klingt freilich anders.<br />
Das ist auch im Bundesanzeiger wortreich umschrieben.<br />
Externe Schocks sind es, die nach<br />
Aussagen aus der Konzernzentrale den eigent -<br />
lich positiven Weg in einen negativen umkehrten.<br />
Das soll heißen: Bekommt GKK die Staatshilfe,<br />
dann wird schon noch alles gut.<br />
Doch die Äpfel hängen diesmal hoch. Für<br />
einen erneuten Staatskredit müsste GKK-Gesellschafter<br />
René Benko aus sogenannten beihilfe -<br />
rechtlichen Gründen 50 Prozent der Kreditsumme<br />
aus eigener Tasche beisteuern, heißt es. Wie<br />
die Frankfurter Rundschau schreibt, soll er aber<br />
lediglich bereit sein, 15 Prozent zu übernehmen.<br />
Eine Stellungnahme aus Wien blieb leider aus.<br />
Aus dem Wirtschaftsministerium in Berlin<br />
2,1<br />
Milliarden Euro<br />
setzte GKK 2021<br />
noch um – das ist<br />
weniger als die<br />
Hälfte des Umsatzes<br />
von 2019.<br />
Quelle:<br />
Bundesanzeiger<br />
kommt auf LP-Nachfrage folgende Antwort: Der<br />
Wirtschaftsstabilisierungsfonds kann sich<br />
grundsätzlich nach Paragraf 26 Abs. 2 des Finanzmarktstabilisierungsgesetzes<br />
auch nach<br />
dem 30. Juni <strong>2022</strong> nochmals an bereits stabilisierten<br />
Unternehmen beteiligen, um den Anteil<br />
seiner Kapitalbeteiligung aufrechtzuerhalten<br />
oder gewährte Stabilisierungsmaßnahmen abzusichern.<br />
Eine solche „Nachstabilisierung“<br />
bedürfe der beihilferechtlichen Genehmigung<br />
durch die Europäische Kommission.<br />
Für Galeria und die Beschäftigten geht es<br />
diesmal ums Ganze, zumal GKK bei der Rückzahlung<br />
der Staatshilfe im Rückstand sei. In der<br />
Ampelkoalition wurde bereits Anfang des Jahres<br />
um die Hilfe für das Benko-Imperium gerungen.<br />
Schon damals gab es nicht nur in der Politik<br />
erhebliche Zweifel an der Überlebensfähigkeit<br />
der Warenhäuser.<br />
Nonfood-Branche hofft auf Weiterbetrieb<br />
Zum Sortiment der Galeria-Warenhäuser gehö -<br />
ren die Kategorien Fashion, Personality, Home,<br />
Freizeit, Elektro, Sports und Reisen. Das Category-Management<br />
(Einkauf) berücksichtige lokale<br />
Gegebenheiten und Bedürfnisse. Ebenso werde<br />
die Bewirtschaftungsform angepasst und der<br />
Konzession- und Depotanteil, insbesondere in<br />
den Flagship-Filialen, gesteigert. Kritiker sehen<br />
in dieser Entwicklung einen Kompetenzverlust<br />
im Kaufhaus, das früher in eigener Regie seine<br />
Kunden umfassend beraten habe.<br />
„Ich war zuletzt vor fünf Jahren in einem der<br />
GKK-Kaufhäuser in einer mittelgroßen Stadt. Es<br />
gibt keinen Grund, warum ich da nochmals<br />
rein gehen sollte“, bringt es ein Nonfood-Ex per -<br />
te, der nicht genannt werden will, auf den<br />
Punkt. Das GKK-Image bleibt angestaubt. Viele<br />
Häuser wirken nicht einladend, alte Warenträger<br />
präsentieren neue Waren nur schlecht statt<br />
recht. Die frisch herausgeputzten Aushänge schil -<br />
der in Frankfurt, Kleve oder Kassel strahlen neu,<br />
und doch glänzen sie nicht. Die Verbraucher –<br />
vor allem die jüngeren Zielgruppen – stimmen<br />
mit den Füßen ab und scheinen die Konzepte<br />
WENIGER<br />
REGALPFLEGEAUFWAND<br />
SPAREN<br />
SIE ZEIT!<br />
DURCH AUTOMATISIERTE<br />
FRONTPRÄSENTATION<br />
Regale. Einfach.<br />
Besser. Machen.<br />
POS TUNING ist der starke Partner<br />
für regalfertige Warenvorschubsysteme.<br />
Ihre Vorteile:<br />
schneller Um- bzw. Einbauen<br />
keine Fachkenntnisse nötig<br />
alle Bauteile sind vorinstalliert<br />
sofort perfekte Optik<br />
Mehr Infos unter<br />
hallo@postuning.com oder<br />
05222/36965-695
Handel / Warenhaus<br />
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
nicht zu verstehen. Es fehlen Frequenz und<br />
Flächenumsatz.<br />
Der spanische Warenhaus-Gigant El Corte<br />
Inglés schafft 7.000 Euro Umsatz auf einem<br />
Quadratmeter, bei GKK sollen es im Schnitt<br />
gerade noch 2.000 Euro sein. Tendenz weiter<br />
fallend. Die Kosten steigen bei GKK schneller,<br />
als der Umsatz fällt. Die großen Dickschiffe aus<br />
der Galeria-Flotte sind nicht ohne Grund längst<br />
ausgelagert: Das Alsterhaus, das KaDeWe und<br />
der Oberpollinger werden als Betriebsstätten der<br />
„The KaDeWe Group“ geführt und fahren noch<br />
immer auf hoher See. In diesen Häusern legen<br />
bildlich gesprochen die Touristenboote aus aller<br />
Welt an, auch das kaufkräftige und das Kaufer -<br />
lebnis suchende deutsche Publikum spült in<br />
besten Lagen noch gutes Geld in die Kasse.<br />
Das Warenhaus hat ausgedient<br />
Bis in die 70er-Jahre des 20. Jahrhunderts wa -<br />
ren Kaufhäuser Anziehungspunkte in großen<br />
und kleinen Städten. Das Warenangebot war<br />
umfassend. Die großen Häuser setzten gar architektonische<br />
Höhepunkte von außen und innen.<br />
Große Lichthöfe mit ausladenden Treppen lassen<br />
noch heute im KaDeWe frühere Kaufhauswelten<br />
durchschimmern. Doch diese Zeit<br />
scheint endgültig vorbei.<br />
Der Glanz der Lieferanten kann den Niedergang<br />
dieses Handelskanals nicht länger überdecken.<br />
Klaus Schmelzeisen, ein gefragter Manager<br />
in Nonfood-Kreisen, der einst unter anderem<br />
Leifheit lenkte und zuletzt Geschäftsführer<br />
bei Brandlands war, bringt es auf den Punkt:<br />
„Das klassische Warenhaus hat einfach ausge -<br />
dient.“ Ein hartes Urteil. Aber das haben er und<br />
andere bereits vor der Pandemie so gesehen. Die<br />
GKK-Zahlen unterstreichen diese Sicht und den<br />
Anziehungsverlust des Warenhauses: 2019 lag<br />
der Umsatz noch bei 4,9 Milliarden Euro, 2021<br />
schrumpfte er auf 2,1 Milliarden Euro. Stationär<br />
wurden zuletzt lediglich klägliche 1,85 Milliarden<br />
Euro in den Benko-Häusern erlöst. Im Verhältnis<br />
dazu ist der deutsche Einzelhandelsum -<br />
satz für den stationären Handel im Jahr 2021<br />
laut GfK mit einem Gesamtumsatzvolumen von<br />
knapp 435,4 Milliarden Euro noch immer ein<br />
Wort – auch mit Corona.<br />
Die Drogeriemarktkette Müller wird als<br />
möglicher Nachfolger von GKK als Frequenzbringer<br />
in Innenstädten gesehen. Prof. Dr. Carsten<br />
Kortum von der Dualen Hochschule Baden-<br />
Württemberg (DHBW) verweist auf die Ulmer,<br />
die mit einem breiten Sortiment bis hin zu<br />
Haushalts- und Spielwaren auf wesentlich kleinerer<br />
Fläche punkten und bereits auf einen<br />
Umsatz von mehr als 4 Milliarden Euro kommen.<br />
Dass die GKK-Geschäftsführung den Tarifvertrag<br />
der Mitarbeiter aufkündigte, sieht der<br />
ehemalige Lidl-Manager kritisch: „So verliert<br />
Galeria weitere gute Mitarbeiter und weitere<br />
Beratungsqualität und -kompetenz“, sagt er. Das<br />
seien keine gute Aussichten für die Zukunft der<br />
622<br />
Millionen Euro<br />
Verlust fuhr das<br />
GKK-Warenhausgeschäft<br />
2021 ein.<br />
Quelle: Bundesanzeiger<br />
„Galeria bleibt ein wichtiges<br />
Unternehmen für die<br />
Innenstadt, auch als Anlaufstelle<br />
für Haushaltswaren.“<br />
Hermann Hutter,<br />
Geschäftsführer<br />
Hutter Trade GmbH + Co KG<br />
Häuser. Die Personalkosten dürfen seiner Meinung<br />
nach in dieser Lage nicht angetastet werden.<br />
Das beschleunige eher den Abschwung.<br />
Erste Auswirkungen sind spürbar: Trotz<br />
an stehenden Weihnachtsgeschäfts bleiben GKK-<br />
Einkäufer Lieferanten Antworten schuldig. Es<br />
passiere schon mal, dass trotz eigentlich guter<br />
Geschäftsbeziehungen GKK-Kontakte aktuell<br />
nicht reagierten, berichten einzelne Hersteller<br />
und Importeure. Und das vor der umsatzstärks -<br />
ten Zeit des Jahres.<br />
Fest steht jedoch unter Nonfood-Spezialisten<br />
auch: Marken wie Zwilling, WMF, Villeroy &<br />
Boch oder die Warenhausmarke Brandes brauchen<br />
für ihren Abverkauf das haptische Erlebnis<br />
und die Vergleichbarkeit vor Ort in den Warenhäusern<br />
sowie im Fachhandel. Derzeit sind es<br />
diese Warengruppen, die nach einem Allzeit-<br />
Nachfragehoch während der Pandemie in eine<br />
Konsumflaute gerutscht sind. „In den zurückliegenden<br />
Jahren waren es vor allem die Hartwaren,<br />
die Galeria noch Umsatz gebracht haben“,<br />
betont Schmelzeisen, jetzt seien die Vorzeichen<br />
umgekehrt. Tassilo Zimmermann, langjähriger<br />
Ressortleiter Nonfood der <strong>Lebensmittel</strong> Zeitung<br />
und heute Dozent an der DHBW, ergänzt: „Den<br />
Kaufhäusern fehlen pandemiebedingt die Touristenströme<br />
aus Fernost. Markenhersteller<br />
ha ben bis zu 20 Prozent ihrer Erlöse mit diesem<br />
Handelskanal erzielt.“ Zwar produzieren auch<br />
Marken wie Zwilling im asiatischen Raum, aber<br />
besonders für Asiaten war es ein Anliegen, die<br />
„deutsche Wertarbeit“ von der Mehrwertsteuer<br />
befreit wieder zurück an ihren Ursprungsort im<br />
Pazifik zu bringen. In den Warenhäusern wurde<br />
– ohne Preisvergleich – von den Touristen zugegriffen,<br />
für GKK und die Marke ein lohnendes<br />
Geschäft, das sich aktuell noch nicht erholt hat<br />
und wohl auch nicht mehr wird.<br />
Bleibt die offene Frage an René Benko: War<br />
er überhaupt je am Warenhausgeschäft interessiert<br />
oder liegt sein Fokus doch eher auf den<br />
Immobilien in bester Lage, die durchaus weiter -<br />
hin sehr geldwert zu entwickeln sind? Aber das<br />
wäre dann eine andere Geschichte. ◾<br />
38
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Warenhaus / Handel<br />
ZUR PERSON<br />
Martin Richrath ist zurzeit Chief Financial<br />
Officer (CFO) der Verbundgruppe<br />
EK Retail aus Bielefeld. Der<br />
ehemalige Metro-Manager schätzt<br />
die klare Ausrichtung auf die Zielgruppen<br />
und die Flexibilität der<br />
selbstständigen EK-Fachhändler.<br />
Experte: Im Januar übernimmt Martin Richrath das Steuer der EK Retail.<br />
EK RETAIL<br />
„Das Warenhaus-<br />
Konzept hat sich<br />
noch nicht überlebt“<br />
Martin Richrath sieht Galeria Karstadt<br />
Kaufhof am Scheideweg: zentral gesteuert,<br />
wenig Flexibilität, keine Zukunft.<br />
Matthias Mahr<br />
sche Mehrbranchen-Verbundgruppe, die rund 4.200<br />
selbstständige Einzelhandelsunternehmen unterstützt.<br />
Bereits in der Vergangenheit haben Rückzüge<br />
in Galeria-Größenordnung die Balance in Innenstädten<br />
empfindlich gestört und sich spürbar auf<br />
Kundenströme und Kundenfrequenz ausgewirkt.<br />
„Mittelfristig sehe ich hier allerdings auch gute<br />
Chancen einer Umsatzverschiebung hin zum Fachhandel.<br />
Gute Konzepte, eine klare Ausrichtung auf<br />
die Zielgruppen und die Flexibilität, auf Veränderungen<br />
im Markt schnell zu reagieren: Das alles macht<br />
den Handel stark“, betont er.<br />
Außerdem geht es nach Aussagen von Richrath<br />
nicht um kurzfristige Gewinnmaximierung, sondern<br />
um eine wirtschaftlich solide und langfristige Positionierung<br />
der Geschäfte vor Ort. ◾<br />
Stiegler<br />
sucht den<br />
Foto: EK Retail<br />
Das Galeria-Geschäftsmodell funktioniert offensichtlich<br />
nicht und geht an den Bedürfnissen<br />
der Verbraucher vorbei. Doch Martin<br />
Richrath, CFO der Bielefelder EK Retail, sagt: „Das<br />
heißt nicht, dass sich das Konzept Warenhaus überlebt<br />
hat. Die inhabergeführten Warenhäuser der EK<br />
beispielsweise sind deutlich flexibler aufgestellt als<br />
zentral gesteuerte Ketten. Die Unternehmer wissen,<br />
was ihre Kunden wollen – je nach Standort ist entweder<br />
die Spezialisierung oder die Nahversorgungsfunktion<br />
gefragt. Außerdem stehen sie mit ihrem guten<br />
Namen für ihr Haus ein. Das prägt!“<br />
Ohne Flächenproduktivität keine Zukunft<br />
Die Frage, ob das Galeria-Konzept auch vor dem Hintergrund<br />
der niedrigen Flächenproduktivität eine<br />
realistische Zukunftsperspektive hat, beantwortet<br />
der EK-Manager ohne Umschweife: „Ich sehe das aktuell<br />
nicht. Und das Argument der Arbeitsplätze<br />
zieht angesichts des Fachkräftemangels nicht wirklich.<br />
Gute Mitarbeitende werden händeringend gesucht<br />
– auch im Handel.“ Die EK ist eine euro pä i -<br />
Du willst dazugehören?<br />
Bewirb dich direkt in einem<br />
unserer Märkte als:<br />
Hausleiter/<br />
Marktleiter (m/w/d)<br />
für 5.500 m² in Mutterstadt<br />
Hier direkt<br />
bewerben!<br />
An der Fohlenweide 21 • 67112 Mutterstadt • www.Edeka-Stiegler.de
Handel / Silent Shopping<br />
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Wie still es<br />
wirklich ist,<br />
hören Sie hier:<br />
Ein Aufsteller am Eingang weist die Kunden<br />
auf die besondere Aktion bei Rewe Quermann hin.<br />
OHNE STÖRENDE GERÄUSCHE<br />
Entspannter<br />
einkaufen<br />
Wer lärmempfindlich ist, für den kann Einkaufen<br />
zur Qual werden. Bei Rewe Quermann in Bielefeld<br />
gibt es jetzt das „Silent Shopping“. Ein Besuch.<br />
Manuel Glasfort<br />
Es ist auffallend still bei Rewe<br />
Quermann in Bielefeld.<br />
Zwar ist der Kundenandrang<br />
an diesem Dienstagnachmittag<br />
überschaubar, doch selbst<br />
daran gemessen ist es leise in den<br />
Gängen zwischen Kaffee, Schokolade<br />
und Teigwaren. Das Brummen<br />
der Tiefkühlanlagen übertönt<br />
manches Kundengespräch.<br />
„Erst mit dem ‚Silent Shopping‘<br />
ist mir klar geworden, wie laut<br />
eigentlich Kühltruhen sind“, sagt<br />
Geschäftsführerin Ines Quermann<br />
und lacht. Die 43-Jährige<br />
steht hinter dem „Silent Shopping“,<br />
das seit diesem Sommer<br />
jeden Dienstag zwischen 13 und 15<br />
Uhr stattfindet.<br />
Kunden wie Lisabeth Taylor freuen sich über das<br />
Einkaufserlebnis bei niedrigem Lärmpegel.<br />
Um den Lärmpegel im Laden so<br />
weit es geht abzusenken, haben<br />
Quermann und ihr Team eine<br />
Reihe von Maßnahmen ergriffen.<br />
Natürlich wird die Hintergrundmusik<br />
komplett abgeschaltet. Auf<br />
Lautsprecherdurchsagen wie<br />
„Frau Meyer bitte an Kasse 4“ wird<br />
bei Quermanns grundsätzlich verzichtet<br />
– zumindest bekommen<br />
die Kunden sie nicht mit, da die<br />
Mitarbeiter Headsets tragen. Auch<br />
die Geräusche an der Kasse wurden<br />
bestmöglich herunterge fah -<br />
ren. Am wichtigsten für einen stillen<br />
Betrieb ist allerdings etwas anderes:<br />
Während der zwei Stunden<br />
„Silent Shopping“ räumen die<br />
Mitarbeiter im Laden keine Ware<br />
in die Regale.<br />
Entstanden ist die Idee einer<br />
„stillen Stunde“ in einem Supermarkt<br />
am anderen Ende der Welt:<br />
In Neuseeland führte eine Filialleiterin<br />
vor drei Jahren eine „silent<br />
hour“ ein. Den Anstoß gab<br />
dort ein Mitarbeiter mit einem<br />
autistischen Kind, das unter der<br />
Reizüberflutung beim Einkaufen<br />
litt. Von Neuseeland aus verbreitete<br />
sich die Idee um den Globus.<br />
Ines Quermann erfuhr allerdings<br />
erst im Nachhinein von den<br />
Vorreitern in Neuseeland. Sie war<br />
durch eine Kundenbeschwerde<br />
auf die Idee zu der Aktion gekom-<br />
Fotos: Manuel Glasfort<br />
40
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Silent Shopping / Handel<br />
men. Der Kunde habe sich online<br />
über den Lärm beschwert, der<br />
beim Einräumen der Ware entstand.<br />
Quermann trommelte ihre<br />
Markt- und Abteilungsleiter zusammen,<br />
und gemeinsam beratschlagten<br />
sie, wie man Abhilfe<br />
schaffen könnte. „Ich wollte vor<br />
allem die Warenverräumung<br />
nicht auf der Fläche haben“, sagt<br />
Ines Quermann.<br />
Schnell war klar: An kundenstarken<br />
Samstagen oder Freitagen<br />
auf das Verräumen der Ware zu<br />
verzichten, war illusorisch. Der<br />
ohnehin ruhige Dienstagnachmittag<br />
bot sich dagegen für einen<br />
Versuch an. So entstand das „Silent<br />
Shopping“, das seit dem ersten<br />
Probelauf im Juli fest im Kalender<br />
verankert ist.<br />
Kunden sind angetan<br />
Die Kundschaft freut’s. Lisabeth<br />
Taylor kommt aus Bielefeld. Sie<br />
kauft häufiger bei Quermann ein<br />
und versucht, Einkäufe am Wochenende<br />
zu vermeiden. Ihr Urteil<br />
zum „Silent Shopping“ ist eindeutig:<br />
„Ich finde es jetzt sehr angenehm.“<br />
Allerdings störe es sie<br />
auch nicht, wenn im Hintergrund<br />
Musik laufe. „Ich kann mich nicht<br />
erinnern, dass es hier besonders<br />
laut ist.“<br />
Auch Andreas Kofski lobt die<br />
Aktion, räumt aber ein, dass ihm<br />
die Stille im Markt von selbst<br />
nicht aufgefallen sei. Der 55-jährige<br />
Bielefelder hält kurz inne und<br />
schiebt lachend hinterher: „Wenn<br />
es mir zu Hause zu laut ist, komme<br />
ich hierher.“ Dass eine Geräuschkulisse<br />
auch alles andere<br />
als störend sein kann, berichten<br />
sowohl Taylor als auch Kofski. Beide<br />
erzählen sehr angetan von der<br />
Live-Klaviermusik, die ab und zu<br />
bei Rewe Quermann zu hören ist.<br />
Mittlerweile hätten sich die<br />
Abläufe beim „Silent Shopping“<br />
eingeruckelt, berichtet Quermann.<br />
„Es hat sich in den letzten<br />
Wochen gut eingespielt bei den<br />
Mitarbeitern. Sie wissen: Bis 13<br />
Uhr muss ich meine Ware reinkriegen.“<br />
Während des „Silent<br />
Shoppings“ würden sie entweder<br />
Pausen machen oder seien anderweitig<br />
beschäftigt, etwa mit Reinigung<br />
oder Bestellungen.<br />
Quermann will das Konzept<br />
weiterentwickeln, um für noch<br />
mehr Ruhe im Laden zu sorgen.<br />
Genauer gesagt: an der Kassenzone.<br />
Denn dort piepen die Kassen<br />
beim Einscannen der Ware weiter<br />
vor sich hin. „Ich bin mit der Rewe-Zentrale<br />
in Köln in Kontakt<br />
und lote Möglichkeiten aus, das<br />
Piepen an der Kasse ganz auszu -<br />
schalten.“ Das Piepen signalisiert<br />
dem Kassierer, dass ein Artikel<br />
eingescannt wurde. „Mein Traum<br />
ist es, dass das vielleicht durch ein<br />
anderes Geräusch ersetzt wird“,<br />
sagt Quermann.<br />
Das „Silent Shopping“ soll in<br />
jedem Fall eine dauerhafte Institution<br />
bleiben. Sie sei gerne<br />
Entwicklerin und reagiere auf<br />
starke Kritik mit Verbesserungen,<br />
sagt Quermann. Der Kunde, der<br />
mit seiner Kritik den Anstoß gab,<br />
habe aber leider noch nicht wieder<br />
von sich hören lassen. ◾<br />
ZUR PERSON<br />
Ines Quermann leitet Rewe Quermann zusammen<br />
mit ihrem Mann Rainer Quermann.<br />
Der breiten Öffentlichkeit bekannt<br />
ist die gebürtige Gelsenkirchenerin aber<br />
vor allem als Schauspielerin. So spielte sie<br />
beispielsweise in den TV-Serien „Unter<br />
uns“ und „Nachtschwestern“ mit.<br />
Stolz worauf?<br />
„Besonders stolz bin ich auf das Vertrauen<br />
meiner Mitarbeiter zu mir. Ich<br />
habe das Gefühl und bekomme es<br />
auch zurückgemeldet, dass meine<br />
Mitarbeiter mir vertrauen und mit<br />
Sorgen, Nöten und Fragen zu mir<br />
kommen können.“<br />
Hoffnungen?<br />
„Für unsere Zukunft hoffe ich, dass<br />
wir die kommende Rezession heil<br />
überstehen werden und unsere Gäste<br />
durch unsere außergewöhnliche Performance<br />
weiterhin begeistern können.<br />
Wir wollen weiterhin der ‚Laden<br />
des Vertrauens‘ der Bielefelder sein.“<br />
Handel oder TV?<br />
Selbstverständlich dürfen während des „Silent Shoppings“<br />
auch Kinder mit in den Supermarkt.<br />
„Ich habe großes Glück, dass ich mich<br />
nicht zwischen Handel und TV entscheiden<br />
muss, sondern beides<br />
machen darf. Ich möchte mich auch<br />
gar nicht entscheiden. Das Fernsehen<br />
allein würde mir nicht reichen. Der<br />
Handel als ausschließliche Lebensaufgabe<br />
wäre für mich aber auch nichts.<br />
Meine Arbeit als Künstlerin brauche<br />
ich, um mich vollständig als Mensch<br />
zu fühlen.“<br />
41
Handel / Influencer<br />
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
8,2 Millionen Menschen folgen dem Kanal „bibisbeautypalace“<br />
der Influencerin Bianca Claßen. Das sind Zahlen, von denen viele<br />
andere nur träumen können. Warum nur? Thomas Klaus<br />
Bei Youtube, Facebook & Co. hören Millionen auf die Tipps von „Freunden“.<br />
„Das ist wie Freundschaft“<br />
Beeinflusser“ oder „Einflussnehmer“ sind<br />
Begriffe, die die Rolle der Influencer besser<br />
beschreiben, sagt Dominik Pollum,<br />
Geschäftsführer von Polloyd E-Commerce &<br />
Marketing. 20<strong>18</strong> ging die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />
Pricewaterhouse-Coopers in einer<br />
groß angelegten Studie dem Einfluss von Influencern<br />
auf den Grund: Jeder dritte Befragte<br />
wurde bereits in sozialen Netzwerken durch Influencer<br />
auf ein Produkt aufmerksam. Bei den<br />
16- bis 19-Jährigen waren es sogar 76 Prozent.<br />
Food wurde mit einer Quote von 34 Prozent<br />
als derjenige Themenbereich identifiziert, in<br />
dem Influencer am gefragtesten waren – gefolgt<br />
von Reisen (32 Prozent) sowie Fashion, Fitness<br />
und Technologie mit jeweils 29 Prozent. Diese<br />
Entwicklung ist seitdem noch dynamischer<br />
geworden, so der Digitalverband Bitkom. Rebekka<br />
Weiß, Leiterin Vertrauen & Sicherheit beim<br />
28<br />
Prozent der<br />
Millennials vertrauen<br />
Online-<br />
Rezensionen ebenso<br />
sehr wie Freunden<br />
und Familie.<br />
Quelle: Influencer<br />
Marketing Hub<br />
Verband: „In der digitalen Welt sind Influencer<br />
mittlerweile fester Bestandteil diverser innova -<br />
tiver Marketingstrategien. Sie setzen Trends,<br />
steigern die Brand-Reputation zahlreicher Unternehmen<br />
und sind damit aus dem Mar ke ting -<br />
öko sys tem der sozialen Medien nicht mehr<br />
wegzuden ken.“<br />
Je besser Influencer und Marke zusammenpassen,<br />
desto erfolgversprechender ist die Kooperation.<br />
Spezialisierte Suchmaschinen wie<br />
zum Beispiel Buzzsumo oder Influma helfen bei<br />
der Suche. Hashtags und Schlüsselwörter geben<br />
entsprechende Orientierung. Automatisierte<br />
Tools auf der Basis künstlicher Intelligenz können<br />
genutzt werden, wie beispielsweise Iroin.io.<br />
Außerdem sind am Markt eine Reihe spezialisierter<br />
Agenturen für Influencer-Marketing aktiv<br />
(unter anderem Takumi, We-are-era, Influence-<br />
Me, Buzzbird und Reach-Hero).<br />
Foto: Pixabay<br />
42
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Influencer / Handel<br />
43<br />
Prozent der Influencer<br />
bei Instagram<br />
in Deutschland<br />
haben nur<br />
5.000 bis 20.000<br />
Follower, sind also<br />
sogenannte Mikro-<br />
Influencer.<br />
40<br />
Prozent der Twitter-<br />
Benutzer haben<br />
einen Kauf als direktes<br />
Ergebnis eines Tweets<br />
von einem Influencer<br />
getätigt.<br />
Quelle: Influencer Marketing Hub<br />
Quelle: Effektor<br />
Der Boom<br />
Influencer-Werbemarkt<br />
weltweit, in Milliarden Dollar<br />
1,7<br />
13,8<br />
2016 2021<br />
Quelle: Influencer Marketing Hub<br />
Das Spektrum des Influencer-Einsatzes ist breit<br />
und bunt. Unter anderem kommen Gewinnspie -<br />
le und Wettbewerbe, Promo-Codes, Rabattcodes<br />
oder Gutscheine infrage. Product-Place ments,<br />
bei denen ein Produkt scheinbar beiläu fig in<br />
einem Video-Beitrag auftaucht, Influencer in der<br />
Rolle von Markenbotschaftern und Event-Teilnahmen<br />
sind weitere Optionen.<br />
Oliver Lindner, Geschäftsführer der On line -<br />
Marketing-Agentur SEO-Küche, betont: „Wer<br />
sich für das Influencer-Marketing entschei det,<br />
verlässt vertrautes Terrain. Seien Sie sich als<br />
Unternehmen bewusst, dass Sie ein Stück weit<br />
loslassen, wenn Sie sich für eine Kooperation<br />
mit einem Influencer entscheiden.“<br />
Einer der größten Unterschiede zu anderen<br />
Kommunikationsformen sei, dass Influencer<br />
ihre Inhalte selbst gestalteten und teilten. Die<br />
Arbeit der Influencer bewegt sich jedoch nicht<br />
im rechtsfreien Raum. Beiträge mit Werbecha -<br />
rakter müssen als solche gekennzeichnet sein.<br />
Sonst drohen neben kostspieligen Gerichtsver -<br />
fahren verärgerte Internetnutzer. Beispiel Fritz<br />
Meinecke, dem auf Youtube 2,1 Millionen Menschen<br />
folgen. Der erregte durch als sexis tisch<br />
und respektlos empfundene Äußerungen so viel<br />
negatives Aufsehen, dass der Auftraggeber aus<br />
Scheu vor Imageschäden das Miteinander beendete.<br />
Neuester Trend übrigens: computerge -<br />
steuerte Influencer. ◾<br />
Wer mehr wissen und Fehler<br />
vermeiden will, findet Anregungen<br />
sowie eine Checkliste hier.<br />
15. + 16. Juni<br />
2023 in münchen<br />
SYMPOSIUM FEINES<br />
ESSEN + TRINKEN 2023<br />
Gebündelte Aufmerksamkeit<br />
der Branche für Ihre Produkte<br />
Mehr erfahren<br />
www.sfet.de<br />
Jetzt anmelden!<br />
Vorteile des Frühbucherrabatts bis Ende <strong>2022</strong> nutzen!<br />
Austausch auf Augenhöhe<br />
mit Handelsentscheidern direkt<br />
an der Ware<br />
Dialog mit Top-Entscheidern der 30<br />
wichtigsten Handelsunternehmen<br />
der D-A-C-H-Region<br />
Wirksame Inszenierung Ihrer<br />
Produkte für nachhaltige<br />
Umsatzerfolge<br />
Wertvolle Zukunftsimpulse<br />
von Branchenexperten für das<br />
eigene Unternehmen<br />
Auch 2023<br />
wieder in der<br />
Zenith Halle /<br />
Motorworld<br />
München
Social Media<br />
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Shitstorm<br />
gegen Haribo<br />
Menschen protes -<br />
tieren nicht mehr<br />
auf der Straße,<br />
sondern im Netz.<br />
FORSCHUNG<br />
GEHEN SIE<br />
ONLINE!<br />
Hirnforscher haben nachgewiesen, dass<br />
ein Social-Media-Like ähnlich stimuliert<br />
wie Essen, Trinken oder Drogen.<br />
Laut der jüngsten Studie<br />
„Jugend, Information, Medien“<br />
(JIM) von 2021 sind<br />
12- bis 19-Jährige im Schnitt jeden<br />
Tag gut vier Stunden im Netz unterwegs.<br />
Je nach Alter und Geschlecht<br />
eher auf Whatsapp, Instagram,<br />
Youtube, Snapchat oder<br />
Tiktok. Beim Posten, Liken und<br />
Gelikt-Werden wird im Gehirn<br />
das Belohnungszentrum aktiviert<br />
wie sonst durch Essen, Trinken,<br />
Sex und Geld – oder beim Drogenkonsum.<br />
Und genau deshalb<br />
kommunizieren immer mehr<br />
Händler in Deutschland immer<br />
digitaler.<br />
Bei einer Umfrage der Initiative<br />
Digitale Handelskommunikation<br />
(IDH), hinter der Bonial,<br />
Die Kunden sind längst online. Und Sie?<br />
Marktguru und Offerista stehen,<br />
gaben sämtliche befragten Handelsentscheider<br />
an, dass Digitalisierung<br />
im Marketing und in der<br />
Kommunikation (sehr) wichtig<br />
für die Wettbewerbsfähigkeit sei.<br />
Händler digital wie nie<br />
So sehen sich 93 Prozent der Umfrageteilnehmer<br />
heute digitaler<br />
aufgestellt als noch vor zwei Jahren.<br />
An den digitalen Kanälen<br />
schätzen die Befragten vor allem<br />
die hohe Effizienz und die gute<br />
Messbarkeit. Jeweils 98 Prozent<br />
nennen diese Punkte. Die beliebtesten<br />
Kommunikationsinstrumente<br />
sind Social Media und Influencer<br />
mit je 67 Prozent der<br />
Nennungen. ◾<br />
Dass man heute nicht mehr auf<br />
die Straße gehen muss, um ein<br />
Unternehmen unter Druck zu<br />
setzen, zeigt der jüngste Shit -<br />
storm gegen Haribo. Das Deutsche<br />
Tierschutzbüro hatte über<br />
die vereinseigenen Social-Media-<br />
Kanäle dazu aufgerufen, Haribo<br />
aufzufordern, keine Gelatine<br />
mehr von Westfleisch zu nutzen.<br />
„Könnt ihr mal ohne Tierqual<br />
auch was herstellen?“, „Schluss<br />
mit Produkten von Tierquälern<br />
wie Westfleisch!“, „Beenden Sie<br />
Ihre Geschäftsbeziehungen mit<br />
Westfleisch!“, „Beendet die Zusammenarbeit<br />
mit Westfleisch<br />
und werdet gelatinefrei“ ist aktuell<br />
in den Kommentaren auf Social<br />
Media zu lesen.<br />
Hintergrund: Vor wenigen<br />
Wochen hat das Deutsche Tierschutzbüro<br />
aus gleich sieben<br />
Westfleisch-Zulieferbetrieben<br />
Bildmaterial veröffentlicht. In allen<br />
Betrieben wurden laut Tierschutzbüro<br />
kranke, verletzte und<br />
sogar tote Schweine vorgefunden.<br />
Einige der Betriebe sollen sogar<br />
an der „Initiative Tierwohl“ teilnehmen<br />
und erhalten EU-Sub -<br />
ventionen, damit die Tiere besser<br />
gehalten werden.<br />
Zu den Kunden von Westfleisch<br />
zählt auch der Süßwarenhersteller<br />
Haribo aus Bonn.<br />
Gar nicht süß für Gummibärchen: die Gelatine-Frage.<br />
Fotos: Getty Images<br />
44
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Social Media<br />
„Erstes Date immer Supermarkt, wenn er un -<br />
freundlich zu den Kassierer:innen ist, weißt du,<br />
dass er weniger wert ist als der Kassenzettel.“<br />
El Hotzo, deutscher Satiriker<br />
1 Mrd.<br />
Menschen weltweit<br />
nutzten die Tiktok-App<br />
im vergangenen Jahr.<br />
Tiktok plant den Aufbau eigener Ver-<br />
sandzentren in den USA. Dies geht<br />
laut Medienberichten aus Stellen-<br />
die kürzlich auf<br />
angeboten hervor,<br />
LinkedIn veröffentlicht wurden. Die<br />
Kurzvideo-Plattform könnte damit in<br />
direkten Wettbewerb zu Amazon,<br />
Google und Facebook treten. Die briti-<br />
von Tiktok können<br />
schen Nutzer<br />
schon seit August frische Lebens-<br />
mittel direkt über den Shop des Videoportals<br />
kaufen. Im Angebot sind<br />
<strong>Lebensmittel</strong> von Marken wie Pasta<br />
Evangelists, The Fish Society, By Ruby<br />
und Exal.<br />
#KAESESTAR<br />
Im September prämierte die LP die besten<br />
Käse-Bedientheken des Landes. Der Käse-Star<br />
wird bereits seit über 35 Jahren vergeben.<br />
POSTING DES MONATS<br />
Corona, Krieg, Kosten: Die Lage ist ernst. Erste Unternehmen ziehen<br />
Konsequenzen über Preissteigerungen hinaus. # Verbraucher lachen<br />
weiter über vertauschte Buchstaben. # Händler punkten mit Koch-Tipps<br />
#KAESESTAR<br />
Die Veranstaltung fand bei schönstem<br />
Herbstwetter im Steigenberger-Hotel auf<br />
dem Petersberg bei Bonn statt.<br />
Fotos: Eilers (2), mh (1)<br />
ALDI NORD: Der Discounter<br />
will Energie sparen.<br />
Kommentare zwischen<br />
Herz und Gehetztsein.<br />
REWE: Tippfehler sind im<br />
Netz wahre Dauerbrenner.<br />
Ein Beispiel.<br />
EDEKA: Instagram pusht<br />
Bewegtbild. Edeka Zielke<br />
zeigt Kompetenz beim<br />
Kochvideo.<br />
#KAESESTAR<br />
Gina Salzmann vom Rostocker E-Center<br />
Warnow Park freut sich über den Käse-Star in<br />
der Kategorie „Märkte ab 5.001 Quadratmeter“.<br />
45
Hersteller / Heißgetränke<br />
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
TEE<br />
Abwarten. Das müssen diesen<br />
Winter alle. Dabei werden<br />
viele zur Tasse Tee greifen.<br />
Die Branche erwartet einen<br />
Jahresabschluss mit einem<br />
deutlichen Absatzplus.<br />
von Elena Kuss<br />
46
VON GROB<br />
ZU FEIN<br />
Teebeutel<br />
In Teebeuteln befindet sich ein<br />
sogenannter Feinschnitt, der<br />
für die bestmögliche Entfaltung<br />
der Aroma- und Wirkstoffe in<br />
den kleinen Beutelchen sorgt.<br />
Der lose Tee wird wiederum<br />
überwiegend im Grobschnitt<br />
angeboten, der sich für die<br />
Zubereitung im Teenetz oder in<br />
einer Kanne mit Blattfilter<br />
besonders eignet. Der Feinschnitt<br />
und der Grobschnitt<br />
werden aus der gleichen Rohware<br />
gewonnen.<br />
Markenhersteller haben<br />
damit begonnen, eine nachhaltige<br />
Rohwarenbasis für<br />
Kräuter- und Früchtetee aufzubauen.<br />
Im Gegensatz zu<br />
Schwarz- und Grüntee ist dies<br />
aufgrund der hohen Anzahl<br />
unterschiedlicher Pflanzen sehr<br />
viel komplexer.
FRANK<br />
SCHÜBEL<br />
CEO<br />
Teekanne<br />
Frank Schübel ist ein Markenmacher.<br />
Bevor er 2017 als Geschäftsführer<br />
zu Teekanne<br />
wechselte, war er bei Nestlé, der<br />
bayerischen Molkerei Weihenstephan<br />
und dem Alkoholika-<br />
produzenten Berentzen tätig.<br />
Als Vorsitzender des<br />
Deutschen<br />
en<br />
Tee & Kräutertee Verba<br />
nds setz<br />
tzt<br />
er seit 2020 auf Austausch<br />
unter den Herstellern – in der<br />
Krise und darüber hinaus.
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Heißgetränke / Hersteller<br />
PREISSTEIGERUNG IN<br />
KLEINEN SCHRITTEN<br />
Frank Schübel, Teekanne-Geschäftsführer,<br />
erwartet eine außerordentlich gute Teesaison.<br />
Das Interview führte Elena Kuss.<br />
Fotos: Teekanne, Getty Images<br />
Preissteigerungen sind in fast allen Bereichen<br />
unvermeidbar. Was erwartet die<br />
Verbraucher beim Teepreis?<br />
Frank Schübel: Wir reden bei Tee immer noch<br />
von einer klar nachvollziehbaren Preisstei ge -<br />
rung im niedrigen zweistelligen Bereich. 2020<br />
konnten wir Ernten kaufen, die nicht so stark<br />
von Corona beeinflusst waren. 2021 mussten<br />
wir Ernten kaufen, die uns vielfältig herausgefordert<br />
haben: So konnte beispielsweise die<br />
Feldpflege nicht gemacht werden, da viele<br />
Leute zu Hause bleiben mussten. Labore waren<br />
mit Corona-Tests beschäftigt statt damit, die<br />
Qualität der Rohwaren zu untersuchen. Die<br />
Qualitätsthemen mussten wir mit viel Arbeit<br />
und Geld kompensieren. Die Auswirkungen<br />
beschäftigen den Markt auch heute noch.<br />
Jetzt kommen die gestörten Lieferketten obendrauf.<br />
Wir kaufen Rohwaren gerade zu einem<br />
teuren Preis ein. Und weil wir immer ein Jahr<br />
im Voraus einkaufen müssen, wird das den<br />
Teepreis 2023 weiter beeinflussen.<br />
Mit welcher Steigerung ist zu rechnen?<br />
Wir reden bei Tee immer noch von einer moderaten<br />
Preissteigerung von 8 bis 10 Prozent.<br />
Da achten wir sehr darauf. Jede Preisstei ge -<br />
rung machen wir bei Teekanne in kleinen<br />
Schritten. Wir erhöhen den Preis lieber dreimal<br />
um 5 Prozent als einmal um 15 Prozent.<br />
Darauf haben wir uns auch mit unseren Handelspartnern<br />
verständigt. Eine Marke der<br />
Mitte, und das ist Teekanne, muss auch immer<br />
noch erschwingliche, preiswürdige Produkte<br />
anbieten. Das ist uns als Unternehmen sehr<br />
wichtig.<br />
Teekanne hat im ersten Halbjahr <strong>2022</strong><br />
den eigenen Marktanteil etwas stärker<br />
ausgebaut als die Konkurrenz-Marke<br />
Meßmer von der Ostfriesischen Tee Gesellschaft.<br />
Was macht Teekanne besser?<br />
Es gibt keine Feindbilder im Markt. Wir alle<br />
wollen die Kategorie nach vorne bringen.<br />
Unser Anspruch ist es, der Erste im Markt zu<br />
sein. Wir setzen die neuen Ideen und Standards.<br />
Und solange wir das schneller tun als<br />
der Markt, werden wir auch wachsen.<br />
Wie treiben Sie die Innovationskraft im<br />
Unternehmen an?<br />
Das muss ich nicht, das steckt tief in unseren<br />
Wurzeln. Wir haben den Teebeutel entwickelt.<br />
Haben auf die Teebeutelmaschine gesetzt. Wir<br />
haben den Doppelkammerbeutel erfunden.<br />
Wir waren die Ersten, die Kräuter- und Früchtetee<br />
als eigenständige Kategorie gesehen<br />
ha ben und nicht als Ersatz. Wir waren die<br />
Ersten, die mit Ingwer und kalten Tees gearbeitet<br />
haben.<br />
Was kommt als Nächstes?<br />
Wir haben den Anspruch, im Bereich Bio-Tees<br />
zu wachsen. Wir versuchen, Akzente zu setzen,<br />
bei denen heute noch keiner darüber nachdenkt,<br />
dass sie in Bio-Qualität überhaupt<br />
möglich sind.<br />
Haben Sie ein Beispiel?<br />
Bestimmte geschmackliche Leistungen können<br />
heute mit Bio-Zutaten nicht hergestellt<br />
werden, weil man Aromen braucht. Oder stark<br />
gewürzte Produkte: Die sind noch nicht in Bio<br />
abbildbar. Unsere Technologieführerschaft<br />
werden wir hier weiter ausbauen. Ein erstes<br />
Beispiel sind unsere Winter-Tees in Bio-Qua -<br />
lität. Das hat mit diesem Geschmack vorher<br />
noch keiner geschafft.<br />
71,5<br />
Liter<br />
Tee tranken die<br />
Deutschen<br />
2021 pro Kopf.<br />
15,9 %<br />
ist der<br />
Bio-Anteil bei<br />
Schwarz- und<br />
Grüntees,<br />
Kräuter- und<br />
Früchtetees.<br />
49
Hersteller / Heißgetränke<br />
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
TEEKANNE<br />
Markenhersteller<br />
seit <strong>18</strong>82<br />
Teekanne ist aktuell laut Marktforschungsinstitut<br />
Nielsen Marktführer im Bereich Tee.<br />
Die Teekanne Gruppe ist international in<br />
sieben Ländern mit Produktionsstätten beziehungsweise<br />
Niederlassungen vertreten.<br />
Hauptsitz ist in Düsseldorf. Weltweit werden<br />
1.300 Mitarbeiter beschäftigt.<br />
Warum ist es so schwer, Zutaten in Bio-<br />
Qualität zu bekommen?<br />
Es geht nicht darum, Produkte eins zu eins zu<br />
ersetzen. Es geht um eine neue Rezeptur und<br />
eine neue Technologie, die es möglich macht,<br />
solche Geschmackseindrücke darzustellen.<br />
Unsere Saisontees sind ein Beispiel für eine<br />
zukünftige Migration von Sortimentsbestandteilen.<br />
Wie kann ich mir die neue Technologie<br />
vorstellen?<br />
Das werden wir oft gefragt, und ich werde es<br />
Ihnen nicht abschließend beantworten. Nur<br />
so viel: Wir verfolgen das Geschäftsmodell,<br />
dass wir nach der Ernte der Rohwaren alles<br />
aus einer Hand machen – aus unserer Hand.<br />
Wir kaufen über 85 Prozent unserer Rohwaren<br />
direkt beim Erzeuger.<br />
Wie kann das den Unterschied machen?<br />
Teeherstellung ist viel technologischer, als<br />
viele sich das vorstellen können. Wir haben in<br />
der gesamten Teeherstellung etwa vier neuralgische<br />
technologische Punkte, die wir signifi -<br />
kant anders machen und die uns von Wettbewerbern<br />
unterscheiden. Wir sind im Kern<br />
ein Markenhersteller, aber auch ein Technologieunternehmen<br />
für Tee. Wir beschäftigen<br />
drei Ingenieure, die nichts anderes machen,<br />
als Teeprozesstechnologie weiterzuentwickeln.<br />
Und diese Prozesskette macht es dann beispielsweise<br />
möglich, bestimmte Geschmäcker<br />
in Bio anzubieten.<br />
Für den Verbraucher ist Tee ein natürliches<br />
Produkt. Wie kommunizieren Sie<br />
diese technologischen Fortschritte?<br />
Verbraucher gehen eher romantisch an die<br />
Kategorie heran. Aber: Wenn Sie eine sehr<br />
gute Technologie haben, müssen Sie Rohware<br />
weniger behandeln. Technologie ermöglicht<br />
also Natürlichkeit. Und auch eine eher homogene<br />
Teerezeptur für einen Teebeutel zu kreieren,<br />
der nur mit 2 Gramm Inhalt bestückt ist,<br />
ist eine technologische Herausforderung.<br />
Laut Marktforschung hatten Teeherstel -<br />
ler im ersten Halbjahr <strong>2022</strong> deutlich zu<br />
kämpfen. Warum?<br />
Wir hatten natürlich Sondereffekte durch<br />
Corona. Also zum Beispiel: Die Verbraucher<br />
waren vermehrt zu Hause. Wollten es sich dort<br />
gemütlich machen. Wir haben erwartet, dass<br />
etwa die Hälfte dieser Effekte im Markt bleibt.<br />
Und das ist auch so eingetreten. Die Märkte<br />
sind sogar eher auf einem etwas höheren<br />
Niveau, wenn man 2019 als Vergleichswert<br />
nimmt. Die Wertschätzung für Tee ist geblie -<br />
ben. Der härteste Wechsel war von der Corona-<br />
Pandemie in den Rekordsommer. Dadurch<br />
war der Marktrückgang im Sommer <strong>2022</strong><br />
nicht so groß, wie wir es erwartet hatten.<br />
Was hatten Sie erwartet?<br />
Wir haben den Rückgang der Corona-Effekte<br />
immer mit eingepreist. Das ist nie so hart<br />
eingetreten. Die Gastronomie erholt sich<br />
besser, als wir alle erwartet haben. Die kalten<br />
Tees haben uns sehr geholfen. Und auch die<br />
heißen Tees. Die sind im Verbraucherverhalten<br />
mit dringeblieben. Wir sind damit zufrieden,<br />
auch wenn wir im Moment insgesamt kein<br />
Wachstum haben. Und das sage ich alles vor<br />
dem Jahreshöhepunkt, der erst noch kommt.<br />
Die Teesaison fängt im Oktober erst so richtig<br />
an. Je kälter und je erkälteter, desto mehr<br />
Umsatz. Das gilt auch für den Markt.<br />
50
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Heißgetränke / Hersteller<br />
Mit „Teekanne Fresh“ haben Sie sich in<br />
den umkämpften Markt alkoholfreier Getränke<br />
begeben. Zahlt sich der Schritt bereits<br />
aus?<br />
Das Produkt ist in den letzten zwei Jahren hinter<br />
unseren Erwartungen zurückgeblieben. Erholt<br />
sich aber jetzt recht gut.<br />
Auch die Vertriebswege haben sich im letzten<br />
Jahr verändert. Wie ist gerade das Verhältnis<br />
bei Teekanne?<br />
95 Prozent unseres Absatzes machen wir über<br />
den klassischen Handel. Aber wir machen auch<br />
5 Prozent unseres Geschäfts über digitale Kanäle<br />
– mit wachsender Bedeutung. Wir arbeiten mit<br />
Amazon zusammen, mit Rewe online, Flink,<br />
Gorillas, Flaschenpost und haben auch unser<br />
eigenes Digital-Team.<br />
Mehr Verbrauch,<br />
weniger Umsatz<br />
Die deutschen Verbraucher trinken mehr Tee.<br />
Umsatz und Absatz sind im ersten Halbjahr<br />
im Einzelhandel jedoch zurückgegangen. Die<br />
deutschen Teehersteller erwirtschaften laut<br />
Deutschem Tee & Kräutertee Verband mit<br />
insgesamt 5.000 Mitarbeitern einen Jahresumsatz<br />
von fast 1 Milliarde Euro. Teekanne<br />
mit ihren Markenprodukten und die Ostfriesische<br />
Tee Gesell schaft (OTG) mit Marken wie<br />
Meßmer sowie Handelsmarken führen in<br />
Deutschland die Branche mit deutlichem<br />
Abstand an.<br />
Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit<br />
diesen neuen Playern konkret?<br />
Letztendlich wie in allen anderen Kanälen auch:<br />
Man muss gelistet sein. Wir definieren mit den<br />
Partnern zusammen Aktionen und darüber<br />
hinaus auch sehr genau, über welchen Lead<br />
gekauft werden kann. Aber so unterschiedlich<br />
ist das Geschäftsmodell nicht. Außer natürlich,<br />
dass die Kommunikationsmaßnahmen direkt<br />
durchgesteuert werden. Der Kaufakt ist immer<br />
Teil des Kommunikationsakts.<br />
Wie werden sich die digitalen Vertriebskanäle<br />
Ihrer Einschätzung nach für das<br />
Unternehmen weiterentwickeln?<br />
Wir wachsen in diesen Kanälen automatisch.<br />
Wir geben auch überproportional mehr Geld für<br />
die digitalen Kanäle aus.<br />
Auch weil die digitale Kommunikation<br />
zusätzlich Effekte für den Absatz im<br />
<strong>Lebensmittel</strong>einzelhandel schafft?<br />
Selbstverständlich. Aber wir machen nicht weniger<br />
<strong>Lebensmittel</strong>handel, sondern nur mehr<br />
digital. Als Marktführer haben wir es da einfacher.<br />
Obwohl digital liberaler ist, bildet der<br />
digitale Warenkorb nicht die gesamte Sortimentsbreite<br />
ab. In einem großen Edeka haben<br />
wir 130 Produkte, die alle Geld verdienen. Ein<br />
digitaler Händler konzentriert sich auf fünf bis<br />
sechs Top-Produkte. Es ist superwichtig, beide<br />
Kanäle weiterzuentwickeln.<br />
Warum ist der Unterschied zwischen stationär<br />
und digital so groß?<br />
Der Bildschirm limitiert. Während Sie im Supermarkt<br />
130 Produkte quasi auf einen Blick wahrnehmen<br />
können, brauchen Onlinehändler immer<br />
Feature-Produkte. Von diesen hervorgehobenen<br />
Produkten aus geht es dann in die Tiefe.<br />
Diese Strategie kann man zum Beispiel bei Amazon<br />
ganz deutlich beobachten. Der digitale<br />
Kanal ist bequemer, aber der Supermarkt bietet<br />
mehr Inspiration. Das darf man nie vergessen. ◾<br />
Die Branchenumsätze im Handel gin gen<br />
im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 8,2<br />
Prozent zurück, den Absatzrückgang beziffert<br />
das Marktforschungsinstitut Nielsen auf 7,1<br />
Prozent. Das führt der Verband unter anderem<br />
auf eine geringere Nachfrage durch<br />
deutlich höhere Temperaturen als im Vorjahreszeitraum<br />
zurück.<br />
Teekanne hat im ersten Halbjahr den<br />
ei genen Marktanteil etwas stärker ausgebaut<br />
als Meßmer. Das Wachstum der kleineren<br />
Anbieter schwächt sich ab. 2021 wurden in<br />
Deutschland pro Kopf 42,7 Liter Kräuter- und<br />
Früchtetee sowie 28,8 Liter Schwarz- und<br />
Grüntee getrunken. Damit stieg der ohnehin<br />
schon hohe Pro-Kopf-Verbrauch von bisher<br />
70 auf jetzt 71,5 Liter im Jahr. Besonders hoch<br />
ist der Anteil von Bio-Produkten. 2021 seien<br />
15,9 Prozent der verkauften Tees biozertifiziert<br />
gewesen. Bei Kräuter- und Früchtetees<br />
stieg der Anteil um rund 10 Prozent im Vergleich<br />
zum Vorjahr.<br />
Deutliche Verschiebungen zeigten sich<br />
laut Teeverband im zweiten Corona-Jahr bei<br />
den Vertriebswegen. Vor allem Supermärkte<br />
und Vollsortimenter haben deutlich gewonnen.<br />
Ihr Anteil lag mit 44 Prozent etwa 10<br />
Punkte über dem des Vorjahres. Die Fachgeschäfte<br />
verloren leicht um rund 2 Prozent.<br />
51
Hersteller / Heißgetränke<br />
KAFFEE UND TEE<br />
STARK GEFRAGT<br />
Wachstumsmarkt<br />
Heißgetränke<br />
Der Kaffeedurst der Deutschen bleibt ungebrochen, wie die<br />
Zahlen zeigen. 169 Liter pro Kopf trinkt jeder Deutsche statistisch.<br />
Nach wie vor dominiert der Filterkaffee. Beim Verbrauch kommt<br />
der Tee nicht ganz mit – außer natürlich in Ostfriesland, wo<br />
Schwarz- und Grüntee dominieren.<br />
Ungebrochener Durst<br />
Kaffeekonsum der Deutschen: 169 Liter pro Kopf 2021<br />
Durchschnittlicher<br />
Kaffeekonsum pro Kopf<br />
und Tag – in Tassen,<br />
20<strong>18</strong> bis 2. Quartal <strong>2022</strong><br />
3,7<br />
3,8<br />
Ort des Kaffeekonsums –<br />
in Deutschland, 2021<br />
81 %<br />
12 %<br />
4,6 %<br />
2,3 %<br />
Rest keine Angabe<br />
im eigenen Zuhause, bei Freunden,<br />
Bekannten oder Verwandten<br />
am Arbeitsplatz<br />
in der Gastronomie<br />
„to go“<br />
3,6 3,6<br />
3,4<br />
3,5<br />
Röstkaffeemarkt: Marktanteile<br />
der Segmente – auf Basis des<br />
Kaffeegewichts, 2021<br />
Absatz im Supermarkt und Online-Vertrieb,<br />
inklusive Discountern, SB-Warenhäusern,<br />
Drogerien, lokaler Röster, Spezialitätenröstern<br />
und Fachgeschäften<br />
20<strong>18</strong><br />
2019<br />
2020<br />
2021<br />
<strong>2022</strong> Q1<br />
<strong>2022</strong> Q2<br />
46,9 %<br />
41 %<br />
6,8 %<br />
5,3 %<br />
Röstkaffee/<br />
Filterkaffee, gemahlen<br />
Ganze Bohne<br />
Kaffeepads<br />
Kaffeekapseln<br />
Quelle: Kaffee-Konsum-Studie „So trinkt Deutschland Kaffee“<br />
Quelle: Deutscher Kaffeeverband<br />
52
Heißgetränke et<br />
e / Hersteller<br />
Verkaufsschlager<br />
Beuteltee<br />
Loser Tee oder Beutel bei Kräuterund<br />
Früchtetee – in Deutschland,<br />
in Prozent, 2021<br />
Grüntee sowie Kräuter- und Früchtetee –<br />
in Deutschland, in Litern, 2021<br />
42,7 Liter<br />
Kräuter- und Früchtetee<br />
28,8 Liter<br />
Schwarz- und Grüntee<br />
10 %<br />
loser Tee<br />
90 %<br />
Tee in Beuteln<br />
Insgesamt<br />
71,5 Liter<br />
Pro-Kopf-Verbrauch<br />
in Deutschland<br />
Quelle: www.teeverband.de<br />
Quelle: ITC, London (UK); www.teeverband.de<br />
Schwarz- und<br />
Grüntee-Konsum –<br />
pro Kopf in Europa,<br />
in Litern, 2021<br />
Ostfriesland<br />
300<br />
Irland<br />
Großbritannien<br />
Polen<br />
Niederlande<br />
Schweden<br />
Deutschland<br />
Schweiz<br />
Tschechien<br />
Belgien und Luxemburg<br />
Frankreich<br />
Italien<br />
221<br />
169<br />
116<br />
Grafik: Benjamin Richter<br />
58<br />
29 29 28 27 26 24<br />
11<br />
Quelle: ITC, London (UK); Deutscher Tee & Kräutertee Verband e. V., Hamburg<br />
53
Hersteller / Getränke<br />
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Getränkehersteller stehen bei den aktuellen Kostenexplosionen finanziell<br />
mit dem Rücken zur Wand. Der Verbraucher liebäugelt immer mehr<br />
mit dem Preiseinstiegssegment. Sogenannte Premium-Marken drohen<br />
dem schmalen Geldbeutel zum Opfer zu fallen. Tobias Dünnebacke<br />
Marke oder Private Label? Immer mehr Verbraucher wollen auch am Getränkeregal sparen.<br />
Die fetten Jahre sind vorbei<br />
7,3<br />
Prozent: Getränke-<br />
Handelsmarken<br />
(YTD August) mit<br />
Absatzwachstum.<br />
Quelle: IRI<br />
Will man ein Gespür für die aktuelle<br />
Verunsicherung der Konsumenten bekom -<br />
men, reicht ein Blick in den Supermarkt. „Wir<br />
räumen gerade so viel Marke wie möglich aus<br />
den Regalen und befüllen sie mit Artikeln aus<br />
dem Preiseinstiegssegment“, beschreibt ein Edekaner<br />
die Situation bei den <strong>Lebensmittel</strong>einzelhändlern.<br />
Die Marktinhaber kennen ihre Kunden.<br />
Sie agieren vorsichtiger beim Einkauf und<br />
wollen in Zeiten drastisch hoher Inflation, wo es<br />
möglich ist, sparen. Für die wenigsten ist jetzt<br />
die Zeit der Luxusartikel, und Vollsortimenter<br />
wie Edeka oder Rewe wollen im Preiswettbewerb<br />
mit dem Harddiscount nicht den Kürzeren ziehen.<br />
„Die Haushalte entwickeln Strategien, um<br />
mit den gestiegenen Kosten umzugehen. Dies<br />
führt zu einer stärkeren Hinwendung zur Handelsmarke<br />
in vielen Warengruppen“, weiß GfK-<br />
Experte Alexander Schwarz. Der Discount erlebe<br />
zudem eine Renaissance.<br />
Diese Entwicklung macht auch vor der Getränkeabteilung<br />
nicht halt. Die Analysten von<br />
IRI ermitteln für die Getränke-Handelsmarken<br />
(YTD August) einen Mengenzuwachs von verblüf -<br />
fenden 7,3 Prozent, wohingegen Marken nahezu<br />
stagnieren.<br />
Ein „Trading-Down-Effekt“, also eine Hinwendung<br />
der Verbraucher zum günstigen Private<br />
Fotos: Getty Images, Refresco, VDM<br />
54
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Getränke / Hersteller<br />
Im Energy-Segment<br />
beobachten Analysten<br />
einen höheren<br />
Aktionsanteil.<br />
Label, ist laut Schwarz besonders beim Mineralwasser<br />
zu beobachten, aber auch, dass der Markenkauf<br />
in zahlreichen Kategorien häufiger zum<br />
Angebotspreis getätigt wird. Verfestigt sich dieser<br />
Trend, wäre das für die Markenmineralbrun -<br />
nen ein heftiger Rückschlag. Nach der „Geiz ist<br />
geil“-Mentalität der Nullerjahre und dem Boom<br />
der billigen Discountwässer konnten Hersteller<br />
mit innovativen Neuprodukten, chic gestalteten<br />
Individual-Glasflaschen oder einem Fokus auf<br />
nachhaltigere Produkte durchaus Erfolge bei der<br />
Wertschöpfung erzielen – trotz rückläufigem<br />
Pro-Kopf-Konsum und Konkurrenz durch Wassersprudler.<br />
Noch will man einen Rückschritt in die<br />
düs teren Zeiten der dominierenden Billig-Wäs -<br />
ser in der Branche nicht sehen. Die aktuelle<br />
Datenlage sei undurchsichtig und nicht eindeu -<br />
tig interpretierbar, sagt ein Insider. Und überhaupt:<br />
Es gab ja zuletzt auch positive Nachrich -<br />
ten. Der Verband Deutscher Mineralbrun nen<br />
(VDM) erklärte das Jahr <strong>2022</strong> bis einschließlich<br />
August mit einem Absatzanstieg von 7,5 Prozent<br />
bisher zu einem vollen Erfolg. „Die Zahlen, die<br />
wir als Verband selbst erheben, umfassen sowohl<br />
den Handel als auch die Gastronomie und den<br />
Convenience-Bereich. Der starke Sommer, geöffnete<br />
Lokale und die Festival-Saison haben sicher<br />
einen positiven Effekt für unsere Mitgliedsunter -<br />
nehmen gehabt“, so Maik Hünefeld, Sprecher<br />
des VDM.<br />
Auch der bayerische Markenbrunnen Adelholzener<br />
sowie Rhönsprudel jubelten zuletzt<br />
über starke Zuwächse. Besonders die Bayern<br />
könnten, oberflächlich betrachtet, das perfekte<br />
Beispiel dafür gelten, dass Markenhersteller<br />
auch in Zeiten von gestörten Lieferketten, Preisdruck<br />
und Energie-Dilemma krisenresistent<br />
sind. Wenn man es nur richtig macht und mit<br />
seinen Produkten den Nerv der Zeit trifft.<br />
Schließlich ist der ehemalige Regionalbrunnen<br />
mittlerweile zur Top-Riege der nationalen Markenwässer<br />
aufgestiegen. Stefan Hoechter, Geschäftsführer<br />
der Adelholzener Alpenquellen,<br />
klingt für die kommenden Monate geradezu<br />
euphorisch: „Wir konnten in den ersten neun<br />
Monaten um 13 Prozent im Absatz wachsen.<br />
Refresco sieht sich mit dem eigenen<br />
Geschäftsmodell im Aufwind. Aber<br />
auch hier schlagen Kosten durch.<br />
Trotz der gegebenen Unsicherheiten durch die<br />
aktuelle Weltlage verschafft uns diese Zwischenbilanz<br />
eine sehr gute Ausgangssituation für den<br />
Herbst und Winter.“<br />
Solche Absatzzahlen sind allerdings mit<br />
Vorsicht zu genießen: Dass in Zeiten, in denen<br />
die Gastronomie weitgehend von Lockdowns<br />
verschont geblieben ist, der Absatz von Mineralwasser<br />
und Softdrinks nach oben schnellt, ist<br />
eine Selbstverständlichkeit. Und was bei den<br />
stark steigenden Kosten ertragsmäßig vom<br />
Wachstum übrig bleibt, steht noch in den Sternen.<br />
An zu wenig Kreativität, um mit den neuen<br />
Belastungen in der Bilanz umzugehen, mangelt<br />
es in der Getränkeindustrie indes nicht.<br />
Um beispielsweise weniger von der knapp<br />
gewordenen Kohlensäure abhängig zu sein, setzen<br />
die Hersteller stärker auf Produkte, bei denen<br />
gar kein oder weniger CO 2 benötigt wird.<br />
Von weitreichenden Produktionsausfällen oder<br />
gar einer drohenden Insolvenzwelle kann der<br />
VDM nicht berichten. „Die Mineralbrunnen sind<br />
in großer Sorge, aber die Angst vor einer Pleitewelle<br />
kann ich für unsere Branche bis jetzt nicht<br />
bestätigen“, so Hünefeld. Sollte allerdings die<br />
Situation länger anhalten, könne das auch in der<br />
Brunnenbranche Existenzen gefährden.<br />
Marke mit Aktionspreisen attraktiv halten<br />
Nielsen-Getränkeexpertin Petra Ossendorf interessiert<br />
vor allem, wie sich in Zeiten von gestie -<br />
genen Produktionskosten und knappen Geldbeuteln<br />
der Wettbewerb zwischen Marke und Handelsmarke<br />
entwickelt. Wohin die Reise gehe,<br />
würden die kommenden Wochen und Monate<br />
zeigen. „Es ist auffällig, dass vor allem die Hersteller<br />
höherpreisiger Marken auf die aktuelle<br />
Situation mit verstärkter Promotion reagieren,<br />
um preissensible Kunden abzuholen. Wir beob -<br />
achten das zum Beispiel bei den Energydrinks“,<br />
so die Analystin. Entscheidend sei, wie groß die<br />
Preisabstände zwischen Handelsmarke und<br />
55
Hersteller / Getränke<br />
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Marke gegen Ende des Jahres sein werden. Und<br />
das wiederum hängt von der Entwicklung der<br />
Rohstoff- und Energiepreise ab. Sollte die Kluft<br />
zwischen dem Preiseinstieg und der Premium-<br />
Cola zu groß werden, könnten die Hersteller<br />
selbst den treuesten Markenfan verlieren. „Es<br />
sieht derzeit nicht rosig aus, und man ist geneigt,<br />
zu sagen, dass die fetten Jahre vorbei<br />
sind“, erklärt Ossendorf. Laut Schwarz gibt es<br />
aber Unterschiede in den Segmenten. So seien<br />
Genuss- oder Belohnungskategorien wie Cola<br />
oder auch Bittergetränke nicht so stark von<br />
einem Run auf das Preiseinstiegssegment betroffen.<br />
„Die Verbraucher gehen hier eher selektiver<br />
vor und reduzieren die Menge pro Einkauf,<br />
aber im Prinzip bleibt man eher seiner präferierten<br />
Marke treu.“<br />
Chancen sehen die Experten bei Nielsen für<br />
mittelständische, regionale Hersteller. Deren<br />
Preisposition liege in der Regel zwischen der<br />
Handelsmarke und den Produkten der Großkonzerne,<br />
so Ossendorf. „Da Themen wie Qualität,<br />
Nachhaltigkeit und Regionalität noch immer<br />
bei einem Teil der Verbraucher ziehen, sind<br />
die mittelgroßen Betriebe hier aktuell im Vorteil.“<br />
Doch diese Aspekte könnten schnell in<br />
den Hintergrund rücken, sollte die Inflation auf<br />
hohem Niveau bleiben. Eine ähnliche Gefahr<br />
sieht Alexander Schwarz von der GfK: „Die Getränkehersteller<br />
haben in den letzten Jahren<br />
stark auf das Trendthema Nachhaltigkeit gesetzt.<br />
CO 2-Neutralität und höhere Anteile von recyceltem<br />
PET sind hier zwei Beispiele. Wachstum<br />
kam vor allem durch neue Glasgebinde. Die<br />
Frage wird nur sein: Wie können die Unternehmen<br />
diese Lieferfähigkeit sicherstellen und dem<br />
Verbraucherwunsch gerecht werden?“<br />
Situation der Eigenmarke ist paradox<br />
Die Lage der Getränkehersteller, die vornehm -<br />
lich günstige Produkte für den Handel produ -<br />
zieren, ist in der aktuellen Wirtschaftslage geradezu<br />
paradox. Auf der einen Seite sind die Produktionsprozesse<br />
von Hansa-Heemann, Schäff<br />
und anderen noch enger auf Kante genäht als<br />
jene bei einem nationalen Markenbrunnen. Aus<br />
diesem Grund, so berichtet Nielsen-Expertin<br />
Ossendorf, seien auch bei den Private Labels als<br />
Erstes die Preise in der aktuellen Energiekrise<br />
angehoben worden. Auf der anderen Seite könnten<br />
aber gerade diese Produkte in Zeiten von<br />
hoher Inflation und sündhaft teurer Energie<br />
einen regelrechten Boom am Regal im Superoder<br />
Getränkeabholmarkt erfahren. Damit wäre<br />
zumindest Auslastung gewährleistet. Kein unwichtiges<br />
Thema in einem Markt, der zuletzt<br />
rückläufig war.<br />
Wie volatil das Eigenmarkengeschäft in der<br />
Getränkewirtschaft ist, zeigte sich bereits vor<br />
dem Ausbruch des Ukraine-Krieges. So sorgte<br />
die Meldung des Verkaufs des bis dahin familiengeführten<br />
Mineralbrunnens Hansa-Heemann an<br />
die niederländische Refresco Group für Aufse -<br />
7,5<br />
Prozent: Bis August<br />
konnten die<br />
Mineralbrunnen<br />
beim Absatz gut<br />
zulegen.<br />
Quelle: VDM<br />
„Die Mineralbrunnen sind in<br />
großer Sorge, aber die Angst<br />
vor einer Pleitewelle kann ich<br />
bis jetzt nicht bestätigen.“<br />
Maik Hünefeld,<br />
Leiter Kommunikation,<br />
Verband Deutscher Mineralbrunnen<br />
hen. Der norddeutsche Brunnen mit Stammsitz<br />
in Rellingen bei Hamburg ist absatzmäßig die<br />
Nummer zwei in Deutschland und neben einem<br />
überschaubaren Markengeschäft (Fürst Bismarck,<br />
Hella) vor allem für die Belieferung von<br />
Aldi zuständig. Auch wenn die Gründe für den<br />
Verkauf von der Hamburger Unternehmerfamilie<br />
Lange nicht öffentlich kommuniziert werden,<br />
kann man davon ausgehen, dass das Eigen mar -<br />
kengeschäft bei Mineralwasser und alkoholfreien<br />
Getränken zuletzt wenig Spaß gemacht hat.<br />
Ähnlich dürfte es auch Michael Schäff gehen,<br />
dessen gleichnamiges Brunnen-Konglo me -<br />
rat (unter anderem Altmühltaler) zuletzt das<br />
Eigenmarken-Kontingent bei der Edeka verloren<br />
hat. In einem auf Effizienz getrimmten Betrieb<br />
schlägt jede Kostenerhöhung maximal durch<br />
und einer Branche, die Jahre an Überkapazi tä -<br />
ten litt, kann der Handel nahezu alle Konditio -<br />
nen abverlangen.<br />
Erkundigt man sich bei Refresco, seit Februar<br />
<strong>2022</strong> neuer Eigentümer von Hansa-Heemann,<br />
über den akuten Kostendruck, klingt das so:<br />
„Mit unseren Kunden stehen wir dazu in ständigem<br />
Austausch, um eine gemeinsame Lösung zu<br />
finden, den anhaltenden Kostenbelastungen zu<br />
begegnen. Da die Kostensteigerungen primär im<br />
variablen Produktionskostenbereich anfallen,<br />
kann die derzeitige Mengenentwicklung den<br />
Kostensteigerungen nicht gänzlich entgegenwirken“,<br />
heißt es dazu in einer Stellungnahme<br />
des Unternehmens gegenüber der <strong>Lebensmittel</strong><br />
<strong>Praxis</strong>.<br />
Sicher scheint: Ob die Getränke-Handelsmarke<br />
nach Jahren des rückläufigen Absatzes<br />
wirklich noch einmal einen zweiten Frühling<br />
erleben wird, hängt von der Inflation in den<br />
kommenden Monaten ab. Nielsen-Expertin<br />
Petra Ossendorf sieht die Talsohle in der aktu -<br />
ellen Preiskrise allerdings noch lange nicht<br />
erreicht. „Die aktuelle Prognose des Bundeswirtschaftsministeriums,<br />
dass wir im kommenden<br />
Jahr bei 7 Prozent Preissteigerung landen, halte<br />
ich gegenwärtig für viel zu optimistisch“, sagt die<br />
Analystin zu den Aussichten. ◾<br />
56
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Getränke / Hersteller<br />
NEUE PRODUKTE<br />
RED BULL WINTER EDITION<br />
Winterstimmung beim Energydrink-<br />
Primus: Seit Oktober kommt für<br />
eine begrenzte Zeit die Red Bull<br />
Winter Edition in den Handel. Der<br />
Wachmacher kombiniert den Geschmack<br />
von Feige und Apfel mit<br />
Karamell und winterlichen Gewürznoten.<br />
Die Sonderauflage kommt<br />
in einer matt-petrolfarbenen 0,25 -<br />
Liter-Dose in die Regale des Geträn -<br />
ke- und <strong>Lebensmittel</strong>einzelhandels.<br />
DIRTEA TEA & ENERGY<br />
Mit der Corona-Pandemie kam auch<br />
der Boom der Influencer-Marken bei<br />
den Getränken. Neben Capital Bra<br />
besonders erfolgreich: die Eistee mar -<br />
ke Dirtea (Drinks & MoreKrombacher),<br />
für die die Musikerin Shirin<br />
David Pate steht. Zu den Erweite run -<br />
gen gehört unter anderem eine alkoholische<br />
Variante. Jetzt neu: der<br />
Energydrink Tea & Energy in verschiedenen<br />
Geschmacksrichtungen.<br />
AMARULA AFRICAN GIN<br />
Gin aus Afrika? Kein Problem für<br />
den Hersteller Distell. Die Neuheit<br />
sei der einzige Gin, der in Südafrika<br />
aus der wild wachsenden und handgepflückten<br />
gelben Marula-Frucht<br />
hergestellt wird. Ein Teil der Einnahmen<br />
werden in den Schutz<br />
einheimischer Elefanten investiert.<br />
Der Gin hat einen Alkoholgehalt<br />
von 43 Volumenprozent und kostet<br />
24,99 Euro (0,7-Liter-Flasche).<br />
ONLINE-SHOP WWW.BIRKENHOF-BRENNEREI.DE<br />
Traditionell<br />
feine Spirituosen<br />
holzfassgereift<br />
Birkenhof-Brennerei · 57647 Nistertal · F 02661 982040 · info@birkenhof-brennerei.de
Schneller<br />
GENUSS<br />
auf der<br />
Überholspur
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Convenience / Hersteller<br />
Convenience-Food wird aktuell stärker nachgefragt als noch vor der<br />
Pandemie und deutlich von Ernährungstrends geprägt. Dabei ist das<br />
Marktpotenzial bei Weitem nicht ausgeschöpft.<br />
Markus Heine<br />
Fertiger Pizzateig ist beliebt, voll im Trend liegt jedoch auf Sauerteigbasis hergestellte Pinsa Romana, ein Teigfladen.<br />
„Wie häufig kochen wir in der Woche?“<br />
Fotos: Getty Images, Adobe Stock, Dicke Foods, Hilcona, Frostkrone<br />
46 %<br />
täglich<br />
34 %<br />
zwei- bis<br />
dreimal<br />
pro Woche<br />
10 %<br />
gar nicht<br />
7 %<br />
einmal<br />
proWoche<br />
3 %<br />
seltener<br />
Quelle: BMEL Ernährungsreport <strong>2022</strong><br />
Diese Prognose ist eindeutig: Convenience- DFood und gesundes Essen to go gehören zu den<br />
zehn wichtigsten Ernährungstrends dieser Dekade –<br />
so steht es im Trendreport Ernährung <strong>2022</strong>. In der<br />
zugrunde liegenden Umfrage, durchgeführt vom<br />
Netzwerk für Ernährung „Nutrition Hub“ und dem<br />
Bundeszentrum für Ernährung (BZfE), wurden über<br />
100 Experten aus dem Ernährungssektor um ihre<br />
Einschätzung gebeten. 22 Prozent der befragten Experten<br />
sehen Convenience-Food unter den Top 10<br />
der zukünftigen Ernährungstrends, konkret landete<br />
das schnelle und vorbereitete Essen auf dem sechsten<br />
Platz.<br />
„Immer mehr Menschen können nicht kochen<br />
oder haben keine Zeit dafür, wollen aber gleichzei -<br />
tig gesund essen. Sie sind daher auf Convenience-<br />
Food angewiesen“, erklärt Jutta Dierkes, Professorin<br />
für Clinical Nutrition an der Universität Bergen.<br />
Laut eines im Trendreport Ernährung <strong>2022</strong> erwähnten<br />
Berichts der Unternehmensberatung Deloitte<br />
sei der Markt für Convenience-Produkte in Deutschland<br />
im Vergleich zu China oder den USA noch<br />
relativ wenig entwickelt. In den kommenden drei<br />
Jahren werde ein Marktwachstum von 13 Prozent<br />
59
Hersteller / Convenience<br />
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Gesund und beliebt: Vorgeschnittenes Obst<br />
wird wieder stärker nachgefragt.<br />
auf 5,3 Milliarden Euro erwartet. In den USA<br />
würden bereits 62 Prozent der sogenannten Millennials,<br />
geboren zwischen 1980 und 1999, Convenience-Angebote<br />
mindestens einmal pro Woche<br />
nutzen. Neben dem Zeitmangel der Menschen<br />
förderten kleinere Haushaltsgrößen, die Urbanisierung<br />
und das Altern der Gesellschaft diese<br />
Entwicklung.<br />
Handel und Hersteller bereits auf Kurs<br />
Der Handel weiß nur zu gut um die zunehmende<br />
Beliebtheit von Convenience-Produkten. Frank<br />
Pfeiffer, Sortimentsmanagement Globus Markthallen,<br />
betont, dass während der Pandemie eine<br />
überdurchschnittlich hohe Nachfrage festzustellen<br />
war. „Lockdowns und Gastronomie-Schließungen<br />
haben den gesamten Convenience-Bereich inklu -<br />
sive aller Subkategorien beflügelt“, so Pfeiffer.<br />
„Insbesondere Fertiggerichte, frische Teigwaren<br />
und andere Produktgruppen, die den Menschen<br />
die lange Zeit zu Hause erleichtert haben, profi -<br />
tierten in dieser Zeit.“ Allerdings sei die hohe<br />
Nachfrage mit der wieder geöffneten Gastronomie<br />
und dem verstärkten öffentlichen Leben außerhalb<br />
der eigenen vier Wände erwartungsgemäß<br />
zurückgegangen. „Dennoch ist Convenience stärker<br />
gefragt als vor der Pandemie, und neue Kunden<br />
konnten nachhaltig gewonnen werden.“<br />
Edeka erklärt auf Nachfrage der LP, dass aus<br />
Sicht der Eigenmarken eine positive Entwicklung<br />
vorliege. Vor allem im Bereich „Frische Teige“<br />
beziehungsweise Teigwaren wie Pizzateig sei eine<br />
Das ist<br />
Verbrauchern<br />
beim Einkauf<br />
wichtig:<br />
89 %<br />
Frische des<br />
Produkts<br />
74 %<br />
Gesunde<br />
Ernährung<br />
74 %<br />
Natürliche<br />
Zutaten<br />
64 %<br />
Tierwohl<br />
63 %<br />
Preis<br />
Quelle:<br />
Verbraucherstudie<br />
der<br />
Innofact AG im<br />
Auftrag des<br />
Deutschen Tiefkühlinstituts<br />
(dti) aus dem<br />
April <strong>2022</strong>.<br />
stärkere Nachfrage festzustellen. Genannte Artikel<br />
würden vor allem bei Familien großen Anklang<br />
finden. Aber auch klassische Fertiggerichte für<br />
Mikrowelle oder Backofen verzeichneten weiter -<br />
hin eine stabile Nachfrage.<br />
<strong>Lebensmittel</strong>hersteller wie das Unternehmen<br />
Henglein, das Kartoffelprodukte und Teigwaren<br />
produziert, konnten von der gestiegenen Convenience-Nachfrage<br />
im LEH während der Corona pan -<br />
demie profitieren. Laut Geschäftsführer Eckhard<br />
Voth habe man die Verluste aus dem Bereich der<br />
Gemeinschaftsverpflegung im LEH gut kompen -<br />
sieren und dabei den Marktanteil im LEH-Markt<br />
ausbauen können.<br />
Gleiches sagt man bei Dicke Food, Anbieter<br />
hochwertiger Fleisch-, Wurst- und Milchprodukte<br />
sowie Traiteur-Artikel, großteils aus Frankreich,<br />
Spanien und Italien. Manfred Müller, Servicethe -<br />
ken-Coach: „Das Fehlen gastronomischer Ange bo -<br />
te während der Coronapandemie hat insbeson de -<br />
re dem Servicethekenbereich bei Convenience<br />
hohe zum Teil zweistellige Zuwachsraten beschert.<br />
Der Konsument hat sich mit Freunden an ausge -<br />
suchten Theken mit hochwertigen Traiteur-Pro -<br />
dukten versorgt. Trotz oder gerade wegen Corona<br />
wollte man nicht auf Genuss verzichten.“<br />
Trotz guter Umsätze gestalteten sich die beiden<br />
letzten Jahre jedoch auch sehr herausfor -<br />
dernd, betont Barbara Held, Marketing Managerin<br />
International bei Frische-Convenience-Hersteller<br />
Hilcona: „Die Coronapandemie hat uns mit massiven<br />
Verlagerungen in allen Bereichen extrem<br />
gefordert. Zuerst brach das To-go-Geschäft ein,<br />
dann der Food-Service mit den Restaurants und<br />
die Gemeinschaftsverpflegung. Wachstum gab es<br />
dafür bei Produkten fürs Zuhause-Kochen.“ Aktuell<br />
seien jedoch nahezu alle Hilcona-Sortimente<br />
wieder auf oder deutlich über dem Vor-Corona-<br />
Niveau. „Noch nicht ganz zurück sind wir in der<br />
Gemeinschaftsverpflegung. Da spüren wir den<br />
höheren Homeoffice-Anteil“, räumt Barbara Held<br />
ein.<br />
Preisvorteil für Tiefkühl-Convenience<br />
Tiefkühlkosthersteller Frostkrone ist sich sicher,<br />
dass Convenience an Bedeutung hinzugewinnen<br />
und seine Erfolgsgeschichte weiterschreiben wird.<br />
„Hier ist noch viel Spielraum für Neuentwicklun -<br />
gen“, betont CEO Frédéric Dervieux gegenüber der<br />
LP. „Wir erleben eine Lust auf mehr Auswahl und<br />
Geschmacksvielfalt. Der Verbraucher wünscht<br />
sich Vielfalt, die ihm Freude beim Verzehr berei -<br />
tet, ohne eine aufwendige Zubereitung.“ Im Alltag<br />
bleibe oft zu wenig Zeit, sodass gerne nach leckeren<br />
Produkten gegriffen werde, die entweder<br />
di rekt verzehrt oder nebenher zubereitet werden<br />
können.<br />
Zwar gibt es laut des Deutschen Tiefkühlins ti -<br />
tuts (dti) vonseiten der Marktforschungsinstitute<br />
keine klare Definition des Convenience-Begriffs<br />
für das TK-Sortiment, im Konsumentenver ständ -<br />
nis könne man die Teilsortimente Fertiggerichte,<br />
Snacks und Pizza jedoch als Convenience-Pro duk -<br />
60
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Convenience / Hersteller<br />
Wachstum bei<br />
Premium<br />
Manfred Müller, Servicetheken-Coach<br />
bei Dicke Food,<br />
erwartet eine Zweiteilung des<br />
Convenience-Marktes: „Wir<br />
sehen Wachstumspotenzial<br />
im Premiumbereich, insbe -<br />
sondere an zukunftsorien tier -<br />
ten Servicetheken, die auch<br />
den genussfreudigen Kunden<br />
noch im Blick haben. Vorausgesetzt<br />
der Kunde bekommt<br />
eine Qualität serviert, die<br />
mehr bietet als Nahrungsaufnahme.“<br />
Dabei sieht Müller<br />
durchaus das Problem des<br />
mangelnden Personals an Bedientheken.<br />
„Um auch dort,<br />
wo das Personal nicht mehr<br />
vorhanden ist, dem Kunden<br />
Genuss und Vielfalt anbieten<br />
zu können, haben wir unser<br />
Prepack-Sortiment ausgewei -<br />
tet und bieten neben Prepack-<br />
Quiches auch Prepack-Röstis<br />
und Aufläufe an. Zurzeit arbeiten<br />
wir an einem Premium-Konzept<br />
mit ferti gen Menüs,<br />
die dem Trend der<br />
schnellen Küche mit Genuss<br />
gerecht werden. Hier planen<br />
wir eine wöchentlich wechselnde<br />
Auswahl, jeweils als<br />
Fisch-, Fleisch- und vegetarische<br />
Variante.“<br />
Manfred Müller,<br />
Dicke Food<br />
te verstehen. 2021 lag der Anteil der genannten<br />
Warengruppen laut dti-Absatzstatistik am Inlandsabsatz<br />
aller TK-Produkte im LEH (inklusive<br />
Heimdienste und Außerhaus-Markt) mit 1,1<br />
Millionen Tonnen bei rund 29 Prozent. Auf<br />
Fertiggerichte entfiel dabei ein Anteil von fast 13<br />
Prozent, Pizza beanspruchte 11 Prozent und<br />
Snacks (inklusive Käse) gut 6 Prozent. „Der Absatz<br />
von Tiefkühlpizza ist seit dem Jahr 2010 um<br />
rund 38 Prozent gestiegen und konnte zuletzt<br />
Umsätze in Höhe von 1,2 Milliarden Euro erzielen“,<br />
erklärt Sabine Eichner, Geschäftsführerin<br />
des dti.<br />
Der Preisvorteil vieler TK-Produkte gegenüber<br />
gekühlter Convenience sowie ihre lange<br />
Haltbarkeit bei gleichzeitiger Frische könnte<br />
noch entscheidender werden. „Viele Verbraucher<br />
orientieren sich vor dem Hintergrund derzei ti -<br />
ger Krisen vor allem am Preis“, betont Sabine<br />
Eichner. Gemäß einer vom dti in Auftrag gegebenen<br />
Verbraucherstudie aus dem April <strong>2022</strong><br />
nimmt der Preis die fünfte Position im Ranking<br />
der relevanten Ernährungsaspekte ein, direkt<br />
nach Frische, gesunder Ernährung, natürlichen<br />
Zutaten und Tierwohl. „Während alle diese Ernährungstrends<br />
im Vergleich zur letzten Befragung<br />
im September 2021 verloren haben, konnte<br />
der Preis als einziges Merkmal in allen Altersgruppen<br />
deutlich zulegen“, so Eichner.<br />
... mein<br />
henglein<br />
Einfach. Clever. Lecker.<br />
Hans Henglein & Sohn GmbH · D-91<strong>18</strong>3 Abenberg · www.henglein.de<br />
Das Gnocchi-Sortiment von HENGLEIN lässt keine Wünsche offen:<br />
• Gnocchi – die Kartoffelklößchen sind der italienische Klassiker:<br />
direkt aus der Packung ins kochende Wasser; fertig in 2 - 3 Minuten.<br />
• Kartoffel-Gnocchi – klein, rund & aus frischen ganzen Kartoffeln produziert:<br />
schmecken aus der Pfanne oder dem Topf<br />
• Pfannen-Gnocchi – extra groß und etwas flacher: ideal zum krossen<br />
Anbraten in der Pfanne geeignet, z . B. für die beliebten One-Pot-Rezepte<br />
HENGLEIN darf in keinem<br />
Kühlregal fehlen.
Hersteller / Convenience<br />
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
„Deutschland zeigt damit einmal mehr seine sehr<br />
rationale und sparsame Haltung beim Lebensmit -<br />
teleinkauf.“ 13 Prozent der befragten Verbrau cher<br />
würden angeben, bei der steigenden Infla tion<br />
häufiger Tiefkühlprodukte zu kaufen.<br />
Laut Sabine Eichner profitierten TK-<strong>Lebensmittel</strong><br />
zudem generell vom Trend zu natürlicher,<br />
gesunder und nachhaltiger Ernährung, da sie zum<br />
einen mit ihrer Frische und Qualität überzeugten,<br />
zum anderen aber auch lange haltbar und praktisch<br />
portionierbar seien, sodass in den Haushalten<br />
weniger weggeworfen werde. Zudem setze sich<br />
der Megatrend zu einer vermehrt pflanzlich basierten<br />
Ernährung weiter fort.<br />
krone CEO Frédéric Dervieux betont, dass der<br />
vegane und vegetarische Bereich das in der Unternehmensgruppe<br />
am schnellsten wachsende Segment<br />
sei.<br />
Manfred Müller von Dicke Food traut der<br />
fleischlosen Begeisterung noch nicht so ganz:<br />
„Sicher nehmen wir den Trend oder, besser gesagt,<br />
den Hype wahr. Ich frage mich allerdings,<br />
was passiert, wenn die massive mediale Unterstützung<br />
und Präsenz nachlässt, die aus meiner Sicht<br />
nicht unerheblich die momentane Nachfrage<br />
treibt. Oder wenn sich der Fokus der Verbraucher<br />
auf die Herkunft der Zutaten, die Inhaltsstoffe<br />
und deren Gewinnung verschiebt. Wir sehen zwar<br />
die Notwendigkeit, vermissen aber zum Teil den<br />
ganzheitlichen Ansatz.“<br />
Wettbewerb im Geschmackserlebnis<br />
Das Zukunftsinstitut erklärt in seinen Food-<br />
Trends 2023, dass der Höhepunkt der Veganisierung<br />
längst noch nicht erreicht sei und vegane<br />
Alternativen bestimmter Traditionsspeisen zum<br />
Standard unserer kulinarischen Repertoires werden<br />
würden. So wie Chili sin Carne inzwischen<br />
genauso anerkannt sei wie Chili con Carne, werde<br />
es weitere Klassiker aus den verschiedensten<br />
Küchen geben, die sich als gleichwertige Alternativen<br />
durchsetzen könnten, von Köttbullar über<br />
Kimchi bis hin zur Kohlroulade. Dabei würden<br />
längst nicht alle veganen Varianten von bekannten<br />
Gerichten oder Zutaten überzeugen, der Wettbewerb<br />
um das Geschmackserlebnis, das dem<br />
Original am ähnlichsten sei oder dieses sogar<br />
übertreffe, werde den Markt in den kommenden<br />
Jahren jedoch mit weiteren Ersatzprodukten und<br />
kreativen Rezeptideen bereichern.<br />
Henglein-Chef Eckhard Voth sieht sogar ein<br />
neues Wert-Paradigma bei <strong>Lebensmittel</strong>n: „Schon<br />
vor der Coronapandemie war der Endverbraucher<br />
kritischer als je zuvor. Durch die Pandemie haben<br />
Gesundheit und Sicherheit jedoch einen noch<br />
größeren Stellenwert im Bewusstsein der Menschen<br />
bekommen.“ Auch das Verhältnis zur Natur<br />
sowie ein reflektierter Ressourcenverbrauch seien<br />
beim Verbraucher verstärkt in den Fokus gerückt<br />
Wenn Haltung<br />
schmeckt.<br />
Convenience. In bester Qualität. Schnell<br />
zubereitet. In Haltungsform 3: mit ganz viel<br />
Leidenschaft fürs Produkt. Know-how und<br />
Begeisterung, die schmeckt. Unseren Partnern<br />
in Industrie und Handel. Und ihren Kunden.<br />
Was ist das PRO Tierwohl<br />
Label?<br />
www.heidemark-tierwohl.de<br />
Vegane und vegetarische Produkte gefragt<br />
Die Edeka-Zentrale bestätigt diese Entwicklung:<br />
„Vegane und vegetarische Convenience-Produkte<br />
entwickeln sich positiv und profitieren von der<br />
wachsenden Zahl an Menschen, die sich vegan<br />
oder vegetarisch ernähren möchten. Welche<br />
konkreten Wege hier verstärkt eingeschlagen<br />
werden müssen, wird stark über das Verbraucherverhalten<br />
in den nächsten Monaten mitbestimmt<br />
werden.“<br />
Aktuelle Zahlen untermauern den Trend zu<br />
einer vermehrt pflanzlich basierten Ernährung.<br />
Laut des Ernährungsreports <strong>2022</strong> vom Bundesministerium<br />
für Ernährung und Landwirtschaft<br />
(BMEL) bezeichneten sich bereits 44 Prozent aller<br />
Deutschen 2021 als Flexitarier und verzichteten<br />
hin und wieder bewusst auf Fleisch. 7 Prozent<br />
ernährten sich vegetarisch und 1 Prozent vegan.<br />
47 Prozent der Befragten hätten mindestens einmal<br />
vegetarische oder vegane Alternativprodukte<br />
zu tierischen Produkten gekauft, ein Anstieg von<br />
4 Prozent zum Vorjahr. Bei den jüngeren Menschen<br />
zwischen 14 und 29 Jahren hätten sogar<br />
schon 64 Prozent entsprechende Produkte gekauft,<br />
bei den über 60-Jährigen 29 Prozent.<br />
„Veggie-Produkte sind besonders gefragt“,<br />
erklärt auch Barbara Held von Hilcona und verweist<br />
zudem auf steigende Umsatzzahlen im Veggie-Fleischersatz-Markt<br />
(vgl. Nielsen IQ, veg.<br />
Fleischzubereitung, KW 35/<strong>2022</strong>). Auch Frostheidemark.de<br />
VIEL. MEHR. WIR.
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Convenience / Hersteller<br />
Neues aus der Frischetheke:<br />
Fingerfood von Frostkrone,<br />
zum Beispiel Mozzarella-<br />
Sticks.<br />
Seit <strong>2022</strong> erhältlich: Spätzle und<br />
Schupfnudeln von Henglein in einer<br />
zusätzlichen veganen Variante.<br />
Abgepackter<br />
Rösti-Genuss:<br />
Dicke Food setzt<br />
vermehrt auf Prepack-Angebote.<br />
worden. Losgelöst von der Coronapandemie dürfte<br />
das Kochen zu Hause laut Voth weiterhin beliebt<br />
bleiben und womöglich sogar noch stärker<br />
betrieben werden. „Durch die derzeitige hohe<br />
Inflation lässt der Geldbeutel vieler Menschen<br />
nicht mehr allzu viel Spielraum für auswärtige<br />
Restaurantbesuche“, ordnet Eckhard Voth die<br />
aktuelle Situation ein. „Selbst zu kochen steht<br />
deshalb bei vielen Haushalten als kostengünstige<br />
Alternative wieder hoch im Kurs.“<br />
Dabei würden die Verbraucher nicht auf hochwertige<br />
Zutaten verzichten wollen. Eckhard Voth:<br />
„In den schnelllebigen Prozessen des alltäglichen<br />
Lebens wird das tägliche Essen eine der wenigen<br />
Konstanten bleiben. Hochwertige Convenience-<br />
Produkte garantieren dabei ein einmaliges Ge-<br />
schmackserlebnis, wobei die Kreativität und das<br />
Kocherlebnis dem Endverbraucher überlassen<br />
bleiben. Folglich perfekt für alle, die gerne mal<br />
selbst kochen, dafür aber aufgrund ihres Lifestyles<br />
nicht viel Zeit aufwenden wollen beziehungsweise<br />
können.“<br />
Barbara Held von Hilcona sieht den Wunsch<br />
der Konsumenten nach einem Mehr an Gesund -<br />
heit, Wohlbefinden und Nachhaltigkeit: „Die<br />
Qualität eines <strong>Lebensmittel</strong>s wird zunehmend<br />
ganzheitlicher definiert. Neben dem Geschmack<br />
oder pragmatischen Faktoren wie Preis und Convenience<br />
beeinflussen heutzutage auch sensorische,<br />
ökologische, tierethische und soziale Aspekte<br />
die Kaufentscheidung der Konsumenten. Alle<br />
diese Erkenntnisse fließen in unsere tägliche<br />
Arbeit mit ein.“<br />
Insgesamt blickt Barbara Held optimistisch in<br />
die Zukunft: „Convenience-Produkte werden<br />
weiterhin ein hohes Potenzial haben, da sie den<br />
Alltag der Menschen erleichtern. Erfolgreich<br />
bleibt, wer die neuen Bedürfnisse der Shopper<br />
kennt und das Angebot darauf ausrichtet.“ ◾<br />
Gouda Ringe<br />
GEMÜTLICH ZUHAUSE<br />
SNACKEN<br />
www.frostkrone-foodgroup.de
Hersteller / Convenience<br />
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Start-up für<br />
Fleischersatz<br />
Neugier, Tierwohl und Geschmack<br />
– das sind für Barbara<br />
Held von Hilcona die<br />
Top-3-Kauftreiber für Fleischersatz-Produkte.<br />
Der Herstel -<br />
ler von Frische-Con-venience<br />
sei traditionellerweise ein Gemüsever-<br />
arbeiter, von daher<br />
schon immer „veggie“ gewesen<br />
und habe daher zunächst<br />
keinen expliziten Fokus auf<br />
entsprechende Ernährungstrends<br />
gelegt. „Dies hat sich<br />
zwischenzeitlich jedoch geändert,<br />
vor allem, als wir uns<br />
dazu entschieden haben, in<br />
die Produktion und Vermark -<br />
tung von Fleischalternativen<br />
einzusteigen“, erklärt Barbara<br />
Held. „Diese Produktkategorie<br />
richtet sich eher an Flexitarier,<br />
ist sehr technologieorien -<br />
tiert und zeichnet sich häufig<br />
durch eine selbstbewusste,<br />
junge und frische Kommuni -<br />
kation aus. Da es auch Syner -<br />
gien mit unserer bestehenden<br />
Organisation gibt, beispielsweise<br />
im Vertrieb und in der<br />
Produktion, haben wir uns<br />
für ein internes Start-up entschieden.“<br />
Nun wird der in<br />
der Schweiz produzierte<br />
Fleischersatz unter der Startup-Marke<br />
„The Green Mountain“<br />
angeboten.<br />
Barbara Held,<br />
Marketing Managerin<br />
International, Hilcona<br />
Fix und fertig<br />
ist nicht alles<br />
Eine Untersuchung des Marktforschungsunternehmens<br />
Mintel kommt<br />
zu dem Ergebnis, dass das Kocherlebnis<br />
auch bei Convenience-Produkten<br />
nicht zu vernachlässigen ist. Verbraucher<br />
schätzten fertig zubereitete Produkte<br />
zwar sehr, möchten ihnen den<br />
letzten Schliff jedoch gerne selbst<br />
geben. Umso bedeutender wird dieser<br />
Wunsch, wenn das entsprechende<br />
Gericht Gästen serviert werden soll.<br />
In Italien sei zum Beispiel zu beobachten,<br />
dass fertige Mahlzeiten wie<br />
Pizzen und Fertigsuppen zwar durchaus<br />
beliebt sind, italienische Verbraucher<br />
es jedoch nicht mögen, komplett<br />
losgelöst vom Kochprozess zu sein.<br />
Sie möchten zumindest einen kleinen<br />
Teil bei der Zubereitung der Speise<br />
selbst erledigen und beisteuern. Als<br />
Grund für diese Präferenz wird ge -<br />
nannt, dass 80 Prozent der italienischen<br />
Verbraucher laut der Untersuchung<br />
genauso viel Freude an der<br />
Zubereitung von Speisen wie am<br />
Essen selbst haben und es deshalb für<br />
wünschenswert hielten, dass selbst<br />
Fertiggerichte noch Elemente von<br />
Verbraucherinteraktionen enthalten,<br />
da diese ein Gefühl der Leistung und<br />
Beteiligung an der Zubereitung vermitteln.<br />
In der Studie wird das Rana-<br />
Lasagne-Set erwähnt (www.giovanni<br />
rana.de), das diesen Anforderungen<br />
gerecht wird. Eigentlich ein gekühltes<br />
Fertiggericht, das jedoch mit Beuteln<br />
mit Mozzarella und Pesto bestückt ist,<br />
sodass der Verbraucher die Lasagne<br />
nach Belieben verfeinern und ihr<br />
einen zumindest kleinen, eigenen<br />
Schliff geben kann. Vielleicht sind aus<br />
ähnlichen Gründen bei deutschen<br />
Verbrauchern Pizzateige so beliebt, die<br />
noch mit Tomatensoße bestrichen<br />
und dann belegt werden müssen.<br />
Frédéric Dervieux,<br />
CEO, Frostkrone<br />
Food Group<br />
Frisches von<br />
Frostkrone<br />
Auch in der Kategorie Fingerfood<br />
und Snacks spielt der<br />
Genuss eine sehr wichtige<br />
Rolle, betont Frostkrone-CEO<br />
Frédéric Dervieux: „Wir achten<br />
seit jeher darauf, dass unsere<br />
Fingerfood- und Snackvariationen<br />
qualitativ hochwertig<br />
sind, und verzichten<br />
möglichst auf Zusatzstoffe.“<br />
Den aktuellen Veggie-Trend<br />
bedient man bei Frostkrone<br />
mit einer großen Auswahl an<br />
veganen und vegetarischen<br />
Fingerfood-Variationen, zum<br />
Beispiel mit der neuen „Ready<br />
to eat“-Range aus der Kühltheke<br />
– Snacks auf Gemüseund<br />
Käsebasis, die direkt kalt<br />
verzehrt werden können. Außerdem<br />
neu: Fingerfood wie<br />
Mozzarella Sticks oder Chili<br />
Cheese Nuggets aus der Frischetheke.<br />
Die Produkte können<br />
über mehrere Wochen im<br />
Kühlschrank aufbewahrt und<br />
in der Fritteuse oder im Backofen<br />
zubereitet werden. Für<br />
aktuelle Herausforderungen<br />
sieht sich Frostkrone gut aufgestellt.<br />
„Seit Beginn der Krise<br />
haben wir bereits investiert<br />
und unsere Produktion so<br />
umgestellt, dass wir nun von<br />
Gas auf Strom umsteigen können,<br />
falls dies notwendig werden<br />
sollte“, sagt Frédéric<br />
Dervieux.<br />
64
superMaki im<br />
SuperMarkt.<br />
Ihr Partner für tagesfrisches Sushi und<br />
asiatische Spezialitäten im Markt.<br />
Jetzt Konzept-<br />
Video ansehen:<br />
Unser Herz schlägt für<br />
Frische, Qualität und Liebe<br />
zum Handwerk.<br />
Handgerolltes Sushi, täglich<br />
frisch vor den Augen Ihrer<br />
Kunden zubereitet.<br />
Ob Shop oder Truhe, wir<br />
haben für jeden Markt das<br />
passende Konzept.<br />
Eine Marke der<br />
Bei Interesse kontaktieren Sie uns unter:<br />
shops@eathappy.de<br />
65
Hersteller / Fleisch, Wurst, Geflügel<br />
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Mit einer vegetarischen Linie ist Golßener in dieses Jahr gestartet.<br />
Die Spreewälder Gurkensülze hat den Sprung in das Register<br />
geschützter geografischer Angaben geschafft. Jens Hertling<br />
Rainer Kempkes ist Geschäftsführer der Mago-Gruppe. Golßener ist ein selbstständiger Teil der Gruppe.<br />
Besser vermarkten mit Siegel<br />
Knapp 17 Jahre habe es gedauert, bis die<br />
Spreewälder Gurkensülze es endlich in<br />
die Liste der geschützten Qualitätsprodukte<br />
geschafft hat, sagt Rainer Kempkes,<br />
Geschäftsführer der Golßener <strong>Lebensmittel</strong><br />
GmbH & Co. Produktions KG. Seit Juni <strong>2022</strong><br />
steht das Produkt im g.g.A.-Register (geschützte<br />
geografische Angabe) der EU. Eine Sülze mit<br />
Spreewaldgurke darf deshalb zukünftig ohne Gütesiegel<br />
nicht mehr verkauft werden. Die Golßener<br />
<strong>Lebensmittel</strong> GmbH & Co. Produktions KG,<br />
ein eigenständiger Teil der Berliner Mago-Grup -<br />
pe, war neben dem Spreewaldverein eine von<br />
fünf Firmen, die den Prozess der Eintragung zu<br />
Ende brachten. „Wichtig für alle, die das Siegel<br />
nutzen wollen, ist ein hoher Magerfleischanteil<br />
und die Spreewälder Gurke“, erklärt Kempkes.<br />
Bei der Golßener <strong>Lebensmittel</strong> GmbH & Co. Produktions<br />
KG sind es rund 30 Tonnen Gurken -<br />
30<br />
eigene Filialen<br />
helfen der Mago-<br />
Gruppe bei der<br />
Vermarktung ihrer<br />
Produkte.<br />
sülze pro Woche, die hergestellt werden. Deshalb<br />
hat sich Golßener entschlossen, bei der Zertifizierung<br />
mit großen Schritten voranzugehen.<br />
„Die geschützte geografische Angabe spielt eine<br />
große Rolle für die Vermarktung, denn das Produkt<br />
bietet ein Alleinstellungsmerkmal. Es lässt<br />
sich über die Region hinaus besser vermarkten,<br />
und wir können über Exportmärkte nachden -<br />
ken.“ Denn noch haben Mago und Golßener einen<br />
großen Teil ihres Absatzes in den neuen<br />
Bundesländern und in Berlin. Aber Kempkes hat<br />
den gesamten deutschen Markt im Blick. „Wir<br />
wollen uns in Zukunft breiter aufstellen“, sagt<br />
der Geschäftsführer.<br />
Seit Januar <strong>2022</strong> hat sich die Mago-Gruppe<br />
auch dem vegetarischen Markt zugewandt und<br />
produziert in Golßen unter der Marke „Golßener“<br />
eine vegetarische Linie. „Bezüglich ‚Veggie‘<br />
handelt es sich nicht mehr um einen Trend,<br />
Foto: Mago-Gruppe<br />
66
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Fleisch, Wurst Geflügel / Hersteller<br />
Seit Juni <strong>2022</strong> darf die Spreewälder<br />
Gurkensülze aufgrund des<br />
Schutzes des g.g.A-Labels nur<br />
noch aus dem Spreewald kommen.<br />
Feinkost aus Golßen ist die zweite<br />
Säule der Strategie der<br />
Mago-Gruppe. Diese wird<br />
kontinuierlich ausgebaut.<br />
Die Currywurst ohne Darm hat<br />
noch keinen g.g.A.-Schutz – sie<br />
zählt zu den stärksten Produkten.<br />
sondern um eine feste Rubrik, die sich weiter<br />
entwickeln wird.“ Er ergänzt: „Für ein modernes<br />
und für die Zukunft aufgestelltes Unternehmen<br />
gehört es auch dazu, dass wir uns mit dem Thema<br />
alternative Proteine beschäftigen.“ Die Produkte<br />
in der vegetarischen Linie gibt es in zahlreichen<br />
Varianten wie Aufschnitt, Snack-Taler<br />
und Burger.<br />
Die Fleischersatzprodukte bestehen aus einer<br />
Erbsen-Protein-Basis und Rapsöl und sind mit<br />
dem V-Label lizenziert. Geplant sind für das<br />
Jahr <strong>2022</strong> weitere vegetarische Produkte. „Unsere<br />
Schwerpunkte bleiben weiterhin im Wurstund<br />
Feinkostbereich, wobei wir den Veggiebe -<br />
reich weiter ausbauen möchten.“<br />
Kann er sich eine Bio-Linie für die Zukunft<br />
vorstellen? „Bio-Produkte sind vorerst nicht in<br />
Planung. Wir haben eine große Produktvielfalt<br />
und möchten uns deshalb nicht verzetteln.“<br />
Golßener Heimatliebe startet durch<br />
Regionale Marken und Rezepturen sind tragende<br />
Pfeiler der Strategie von Rainer Kempkes. Mit<br />
der Neueinführung der regionalen Geflügelwurst<br />
der Marke „Golßener Heimatliebe“ vor<br />
zwei Jahren ist Kempkes in diesem Jahr zufrieden.<br />
„Wir haben dieses Jahr einen großen<br />
Schritt nach vorne gemacht. Hier zeigt sich, dass<br />
man bei einer Produkteinführung einen etwas<br />
längeren Atem haben muss. Ich sehe, dass wir<br />
hier immer erfolgreicher werden.“ Der Absatz<br />
wird zusätzlich mit Aktionen im Einzelhandel<br />
vorangetrieben. Durch einen regionalen Partner<br />
kann Kempkes gewährleistet, dass das Geflügelfleisch<br />
zu 100 Prozent aus Brandenburg stammt.<br />
Das Werk dort, wo außer Wurst- und Fleischwa -<br />
ren auch noch Feinkost hergestellt wird, möchte<br />
Kempkes im Wettbewerb ebenfalls neu positio -<br />
nieren. Um die Sparte „Feinkost“ zu stärken –<br />
deren Anteil in der Produktion in den letzten<br />
Jahren stark gestiegen ist –, wurde der Standort<br />
in die „Golßener <strong>Lebensmittel</strong> GmbH und Produktion<br />
KG“ umbenannt.<br />
Die Mago-Firmengruppe ist bisher gut durch<br />
die Pandemie gekommen: „Die Coronapan demie<br />
war auch für uns eine anstrengende Zeit. Wir<br />
sind froh, dass es uns gelungen ist, die Herausforderungen<br />
so gut zu meistern“, erläutert Kempkes.<br />
Die aktuelle Lage bezeichnet Kempkes als<br />
angespannt. Rohstoffe seien knapp und<br />
teuer. „Die Lieferketten funktio nie -<br />
ren auch nicht mehr wie früher.<br />
Mein Tag besteht oft nur aus<br />
langfristigen Planungen und<br />
Absprachen“, berichtet Kempkes.<br />
Dennoch ist der Geschäftsführer<br />
optimistisch für die Zukunft:<br />
„Wir sind als Unternehmen breit aufgestellt.<br />
Wir bespielen verschiedene Sortimentsbereiche,<br />
haben drei Produktionsstandorte<br />
und vermarkten unsere Ware<br />
unter sieben Marken.“ ◾<br />
Fünf eigene<br />
Firmen<br />
Die Mago-Gruppe ist eine<br />
inhabergeführte Unternehmensgruppe.<br />
Zum Verbund<br />
zählen fünf eigenständige<br />
Firmen, die sich auf unterschiedliche<br />
Produktgruppen<br />
spezialisiert haben. Insgesamt<br />
bieten sie ein breites Sortiment<br />
aus Wurst- und Fleischwaren<br />
sowie Feinkostprodukten, die<br />
regional und überregional<br />
verkauft werden. Seit <strong>2022</strong><br />
gehört zu dem Sortiment eine<br />
vegetarische Linie. Mit 650<br />
Mitarbeitern werden 120 Millionen<br />
Euro umgesetzt.<br />
Drei Standorte für<br />
die Produktion<br />
Die Unternehmensgruppe<br />
unterhält heute drei Produktionsstandorte:<br />
Mago in Berlin,<br />
Golßener im Spreewald und<br />
Lichtenberger in Berlin. Vertrieben<br />
wird die Ware im Wesentlichen<br />
über den LEH, inklusive<br />
Discounter, C+C und den<br />
Fachgroßhandel.<br />
Lange Tradition<br />
im Spreewald<br />
In Golßen werden seit dem<br />
Jahr 1910 Fleisch- und Wurstwaren<br />
hergestellt. 1991 übernahm<br />
der Berliner Unternehmer<br />
Detlev Kohn die Spreewälder<br />
Fabrik. Kohn war bereits<br />
seit 1972 Inhaber des Berliner<br />
Unternehmens „Mago“, das<br />
1957 von Fleischermeister<br />
Magrod und Kaufmann Goldstaub<br />
gegründet wurde. 1996<br />
fusionierte Kohn mit der Firma<br />
von Klaus Kempkes. „Mago“<br />
produziert heute in Berlin-Tegel<br />
mit etwa 120 Mitarbeitern.<br />
Bald g.g.A.-<br />
geschützt<br />
Die Eintragung für die original<br />
Berliner Currywurst ohne<br />
Darm in das g.g.A.-Register<br />
steht laut Geschäftsführer<br />
Rainer Kempkes „kurz davor“.<br />
Hier läuft ein Antrag der Mago-<br />
Gruppe, der gemeinsam mit<br />
der „Interessengemeinschaft<br />
der Berliner Traditionswurstwaren“<br />
gestellt wurde.<br />
67
Hersteller / Fleisch, Wurst, Geflügel<br />
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Die Wolf-Firmengruppe will Bratwurst in veganer und hybrider<br />
Variante auf den Markt bringen. Und das in schwierigen Zeiten:<br />
Die Energiekrise macht der Fleischindustrie zu schaffen. Jens Hertling<br />
Firmenchef Christian Wolf investiert trotz Krise in einen Neubau in Nürnberg.<br />
Den Trend nicht verpassen<br />
Den Übergang zur Wintergrillsaison hat<br />
Christian Wolf im Nürnberger Bratwurstmuseum<br />
genutzt, um eine Bilanz für sein<br />
Unternehmen zu ziehen. Dabei stand vor allem<br />
das Thema Energie im Mittelpunkt. „In den<br />
nächsten zwei Jahren ist es das Thema Energie,<br />
was uns beschäftigen wird. Die hohen Energiepreise<br />
machen auch der Fleischindustrie zu<br />
schaffen“, sagt Firmenlenker Wolf. Ab Januar<br />
muss das Unternehmen Strom an der Börse einkaufen.<br />
Das könnte eine Spanne vom drei- bis<br />
zum siebenfachen Preis im Vergleich zum jetzigen<br />
Strompreis ausmachen, so Wolf.<br />
Weiteres Problem: Personal zu bekommen.<br />
Laut Wolf ist es schwierig, für die untere bis<br />
mittlere Führungsebene zu rekrutieren. Es gebe<br />
kaum noch Mitarbeiter, die in einem <strong>Lebensmittel</strong>unternehmen<br />
Führungsverantwortung<br />
übernehmen möchten, so der Geschäftsführer.<br />
<strong>18</strong><br />
Prozent der Bratwürste<br />
kommen<br />
von Wolf, damit ist<br />
die Firmengruppe<br />
Marktführer in<br />
Deutschland.<br />
Aufgrund der Krise rechnet Christian Wolf mit<br />
deutlichen Preissteigerungen und hofft in Verhandlungen<br />
mit dem Handel diese Preiserhö -<br />
hungen durchsetzen zu können. „Zwar wurden<br />
im Frühjahr die Preise für Fleischwaren stark<br />
erhöht. Dieses Polster ist jetzt jedoch weg. Ohnehin<br />
sind die steigenden Energiepreise darin<br />
noch gar nicht enthalten“, sagt Wolf und ergänzt:<br />
„Wir haben fast keine Zulieferer mehr, die<br />
die Preise nicht erhöhen.“ Dabei hofft er auf<br />
einen partnerschaftlichen Ausgleich mit dem<br />
Handel in Sachen Preisgestaltung und somit auf<br />
ein Wirtschaften mit Perspektive.<br />
Die Chancen sehen<br />
Dennoch sorgen die höheren Sortimentspreise<br />
dafür, dass der Umsatz der Wolf-Firmengruppe<br />
trotz rückläufigen Absatzes dieses Jahr auf etwa<br />
350 Millionen Euro steigen wird. An seiner<br />
Fotos: Wolf-Firmengruppe<br />
68
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Fleisch, Wurst Geflügel / Hersteller<br />
„Der Strompreis<br />
könnte<br />
um eine<br />
Spanne<br />
des Drei- bis<br />
Siebenfachen<br />
des jetzigen<br />
steigen.“<br />
Christian Wolf,<br />
Geschäftsführer<br />
Wolf-Firmengruppe<br />
Zielsetzung, bis 2025 rund 400 Millionen Euro<br />
zu erlösen, hält Christian Wolf fest.<br />
Trotz der Krise sieht der Geschäftsführer<br />
eine Chance: „Ich denke positiv, deswegen halten<br />
wir auch an unserer strategischen Neuausrichtung<br />
fest.“ Die Wolf-Firmengruppe hat dafür<br />
eine Strategie erarbeitet: Sie entwickelt sich von<br />
einem reinen Wurst- und Fleischspezialitätenhersteller<br />
zu einem echten <strong>Lebensmittel</strong>herstel -<br />
ler. „Dazu haben wir unsere Produkte überarbei -<br />
tet und in neue Produktsparten eingeteilt. Für<br />
die nächsten Jahre haben wir uns damit gut<br />
aufgestellt.“ Für das organische Wachstum hat<br />
die Firma 20 Millionen Euro in einen Neubau in<br />
Nürnberg investiert, der Anfang 2023 in Betrieb<br />
gehen wird. Auf zwei Ebenen werden hier zusätzliche<br />
Kapazitäten für die Convenience-<br />
Sparte der Marke „Forster Mein Menügenuss“<br />
geschaffen.<br />
Die neue Produktmarke ist eine der drei<br />
Säulen, auf denen im Zuge der Neuausrichtung<br />
die neue Dachmarke „Wolf Echter Essgenuss“<br />
stehen wird. Weitere Produktmarken sind „Wolf<br />
Echt gute Wurst“ für Wurst- und Fleischspezia -<br />
litäten sowie eine vegane Marke für alle fleischlosen<br />
Alternativen, die sich gerade im Aufbau<br />
befindet. Im Zuge der Neuausrichtung wird sich<br />
dann die Wolf-Firmengruppe auf drei Standorte<br />
konzentrieren, die bayrischen Standorte in<br />
Schwandorf und in Nürnberg sowie der Thüringer<br />
Standort in Schmölln werden ausgebaut.<br />
Die Bratwurst ist weiter angesagt<br />
„Während die Nachfrage im ersten Corona-Jahr<br />
generell gestiegen ist, ist der Wurstverzehr im<br />
zweiten Corona-Jahr zurückgegangen und somit<br />
auch die Nachfrage nach Grillprodukten“, so<br />
Wolf. Ein Grund hierfür ist neben den Preisstei -<br />
gerungen auch das sich wandelnde Ernäh rungs -<br />
verhalten. „Dennoch ist Grillen so populär wie<br />
lange nicht“, sagt Wolf, der das Familienun ter -<br />
nehmen seit 1999 in vierter Generation leitet.<br />
„Drei von vier deutschen Haushalten grillen<br />
mindestens einmal im Jahr – auch das erklärt<br />
den hohen Bratwurstabsatz in Deutschland.“<br />
Bratwürste kämen auch deshalb wieder häufiger<br />
auf den Grill, weil Verbraucher bei höherprei si -<br />
gen Produkten sparten.<br />
Laut GfK ist Wolf die marktführende Herstellermarke<br />
bei original Thüringer Rostbratwurst,<br />
Berner Würstchen sowie in der Kategorie Bratwurst<br />
und für Wurstsalate. Bei der Gelbwurst ist<br />
Wolf Marktführer mit 52,7 Prozent Anteil. Der<br />
Absatz der Thüringer Rostbratwurst hat in diesem<br />
Jahr um 4 Prozent zugelegt, der Absatz der<br />
Nürnberger ist leicht zurückgegangen. Wolf<br />
macht dafür eine Reihe von Plagiaten verantwortlich.<br />
Der Schutzverband Nürnberger Bratwürste<br />
will deshalb jetzt dagegen vorgehen. Wolf<br />
ist weiterhin optimistisch: „Im Jahr 2021 haben<br />
wir fast 150 Millionen original Nürnber ger<br />
Rostbratwürste produziert. Zudem sollen neue<br />
Märkte erschlossen werden, der Schutzverband<br />
wirbt gerade in Asien für die Produkte.“<br />
Nachhaltige Produktion im Fokus<br />
Produkte wie die Thüringer und Nürnberger<br />
Rostbratwurst sind bereits auf Haltungsform 2<br />
umgestellt. Langfristiges Ziel ist eine Verbesse -<br />
rung auf die Haltungsform 3. Bio-Artikel mit der<br />
Haltungsform 4 gibt es bereits. Der Geschäftsführer<br />
kündigt für das nächste Jahr zwei vegane<br />
Bratwürste an. Das Interesse des Handels an den<br />
Produkten ist laut Wolf groß. Wolf möchte in<br />
Zukunft neben den veganen Produkten auch<br />
hybride Gemüsewürstchen mit 50- bis 60-prozentigem<br />
Gemüseanteil und 40 bis 50 Prozent<br />
Schweinefleisch produzieren. „Wir wollen hauptsächlich<br />
Suppengemüse nutzen und uns damit<br />
ein wenig von den Mitbewerbern abheben“, sagt<br />
Unternehmer Wolf. Mittelfristig sollen Bio und<br />
die fleischlosen Alternativen 10 bis 15 Prozent<br />
erreichen.<br />
Insgesamt werde die Energiekrise die Themen<br />
Nachhaltigkeit und Tierwohl im Verlauf<br />
abschwächen, fürchtet Wolf. Um die Zukunft der<br />
Nürnberger Bratwurst ist es ihm jedoch nicht<br />
bange. Die Nürnberger Bratwurst gebe es schon<br />
seit über 700 Jahren, sie werde auch diese Krise<br />
überstehen, sagt Christian Wolf. ◾<br />
spreewälder gurkensülze<br />
Geschütztes Original<br />
Spreewälder Gurkensülze als<br />
Qualitätsprodukt der EU anerkannt<br />
<br />
GESCHÜTZTE GEOGRAFISCHE ANGABE<br />
Ein Klassiker unter den Golßener Produkten ist die<br />
Original Spreewälder Gurkensülze. Dafür werden<br />
original Spreewälder Gewürzgurken und ganze<br />
Magerbäckchen verwendet. Erst kürzlich erhielt<br />
dieses regionale Qualitäts produkt die Eintragung<br />
<br />
Angaben der Europäischen Union.<br />
www.golssener.de<br />
golssener
Hersteller / Molkereiprodukte<br />
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Ein Besuch in Parma geht nicht ohne kulinarische Genüsse. Aber<br />
Parma ist mehr als Schinken. Hier hat auch ein berühmter Käse seine<br />
Heimat: der Parmigiano Reggiano. Wibke Niemeyer<br />
Parmesan ist eines der bekanntesten Produkte der Emilia Romagna mit D.O.P.-Siegel. Er wird<br />
täglich in die ganze Welt exportiert. 2019 wurden 3,75 Millionen Laibe produziert.<br />
PARMIGIANO REGGIANO<br />
Ein Blick in den<br />
Kupferkessel<br />
Milch, Lab, Salz – und Zeit. Das sind die<br />
vier Zutaten eines Parmigiano Reggiano, einer der<br />
ältesten Käsesorten der Welt. Im 438-Einwohner-Dorf<br />
Tortiado in der Provinz Parma produziert die Käserei<br />
San Bernadino als eine von insgesamt 305 Käsereien<br />
den italienischen Hartkäse. Eine Tradition, die mit<br />
großem Stolz weitergeführt wird: Seit vier Generationen<br />
gibt die Familie Caramaschi Tag für Tag ihre<br />
Fotos: Consorzio del Parmigiano Reggiano, Wibke Niemeyer, Gabriella Corrado<br />
70
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Molkereiprodukte / Hersteller<br />
In einem glockenförmigen Kupferkessel mit etwa 1.100 Litern Fassungsvermögen kocht die Milch.<br />
„Ich wurde in Parma geboren und bin<br />
verliebt in diesen Landstrich.“<br />
Nicola Bertinelli, Präsident Consorzio del Parmigiano Reggiano<br />
Bei der Qualitätskontrolle klopft der Fachmann<br />
mit dem Hammer auf den Käselaib.<br />
Erfahrung und Leidenschaft für diese Käseherstellung<br />
weiter, die aus einigen grundlegenden Regeln, aber<br />
auch aus großer Liebe zum Produkt besteht.<br />
Ein Käse, der den Namen und das vom Consorzio<br />
del Parmigiano Reggiano vergebene Siegel trägt, muss<br />
unter bestimmten Bedingungen hergestellt werden. So<br />
ist das Produktionsgebiet stark lokalisiert. Parmigiano<br />
Reggiano wird in einem Gebiet in Norditalien, das die<br />
Provinzen Parma, Reggio Emilia und Modena sowie<br />
Teile von Mantua und Bologna umfasst, hergestellt –<br />
auf einer Fläche von etwa 10.000 Quadratkilometern,<br />
inmitten von Hügeln, Bergen sowie den Flüssen Reno<br />
und Po. Die Milcherzeugung, Verarbeitung der Milch<br />
zu Käse, Reifung, Verpackung und das Reiben müssen<br />
im Ursprungsgebiet stattfinden.<br />
Auch die Viehzuchtbetriebe, in denen die Kühe<br />
mit regional angebautem Futtermittel gefüttert werden,<br />
befinden sich dort. Die Fütterung erfolgt gemäß<br />
einer Verordnung: Heu und Gras, teilweise auch Mais,<br />
Getreide und Luzerne stehen auf dem Speiseplan.<br />
Fermentiertes Futtermittel und Silage sind verboten.<br />
„Für die Käserei San Bernadino produzieren 200 Kühe<br />
71
Hersteller / Molkereiprodukte<br />
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Das Käsegranulat wird in große Leinentücher<br />
gewickelt und die Molke abgepumpt.<br />
Milch. Sie stehen 30 Kilometer von der Käserei entfernt<br />
im Stall. Zweimal täglich werden sie gemolken –<br />
morgens und abends“, erklärt Gästeführerin Francesca<br />
Celato bei einem Rundgang.<br />
Die frische Milch kommt per Milchwagen und<br />
fließt in die 1.100 Liter fassenden Kupferkessel, die wie<br />
umgekehrte Glocken aussehen. In der Käserei San<br />
Bernadino sind es 20 Stück. „Für 1 Kilo Käse werden 16<br />
Liter Milch benötigt. Für einen Laib werden gut 550<br />
Liter gebraucht“, erklärt Celato. Die Mitarbeiter sind in<br />
ihr Tun vertieft. Geredet wird nicht. Sie lassen sich<br />
auch nicht von Besuchern stören. Die Arbeitsschritte<br />
sind Routine.<br />
Von der Milch zum Käse<br />
Die Kupferkessel sind schon zur Halfte mit der teilentrahmten<br />
Abendmilch vom Vortag gefullt. Ebenfalls<br />
vom Vortag ist die Molke. Sie wird der frischen Milch<br />
zugefügt. Zusammen mit Milchkalbs-Lab und der<br />
durch Dampf erzeugten Hitze fordert sie die Milch -<br />
gerinnung. Währenddessen zerkleinert ein Käsemeister<br />
die geronnene Milch mit einer „Spino“ genannten<br />
Käseharfe in kleine, kugelförmige Teile.<br />
Der Parmigiano Reggiano ist ein reines Naturprodukt,<br />
dem keine Konservierungsstoffe, Farbstoffe,<br />
Antifermentierungsmittel oder anderen chemischen<br />
Zusätze zugefügt werden. Das unterscheidet ihn vom<br />
Grana Padano, dem das Protein Lysozym, das aus Hühnereiweiß<br />
gewonnen wird, bei der Herstellung zugeführt<br />
wird, um unerwünschte Gärungen zu kontrollieren.<br />
Nach und nach wird die Milchmasse fester, die<br />
Oberflache krauselt sich und schaumt ein wenig. Mit<br />
Die Käsemasse ruht in runden, „Fascere“ genannten Formen.<br />
der Hand pruft der Kaser immer wieder die Konsistenz<br />
des Bruchs. Parmesanherstellung ist größtenteils<br />
Handarbeit. Nur die Rührmaschinen und Thermometer<br />
sind technische Hilfen.<br />
Ist der Käser mit der Konsistenz zufrieden, wird der<br />
Kochvorgang beendet. Das Käsegranulat sinkt auf den<br />
Kesselboden. Nach etwa 50 Minuten hebt er dieses mit<br />
großen Leinentüchern heraus. Dabei ist Muskelkraft<br />
gefragt. Überschüssige Molke tropft ab. Sie wird abgepumpt<br />
und später zu Ricotta oder Butter weiterverarbeitet.<br />
Die Käsemasse wird in zwei Teile geschnitten<br />
und in die sogenannte Fascera gelegt, die dem Käse<br />
seine endgültige Form gibt.<br />
Jeder Laib erhält eine eigene Plakette aus Casein<br />
mit einem spezifischen Code. Darüber kann seine<br />
Herkunft identifiziert werden. Nur wenige Stunden<br />
danach wird der gesamte Umfang des Laibs mithilfe<br />
72
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Molkereiprodukte / Hersteller<br />
ZUR PERSON<br />
Nicola Bertinelli ist CEO des Landwirtschaftsbetriebs Bertinelli,<br />
der seit <strong>18</strong>95 in Medesano (Parma) Parmigiano Reggiano<br />
herstellt. Seit dem 8. April 2017 ist der 50-Jährige<br />
Präsident des Consorzio del Parmigiano Reggiano.<br />
Herausforderungen?<br />
„Sie betreffen die internationalen Märkte (+ 1,3 Prozent<br />
Gesamtumsatz in den ersten neun Monaten),<br />
wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, Schwierigkeiten<br />
der Familien wegen steigender Preise und hoher<br />
Energiekosten. Das Konsortium investiert in Kom -<br />
munikationskampagnen, um zu vermitteln, was<br />
Parmigiano Reggiano einzigartig macht.“<br />
Lieblingsort in Parma?<br />
„Ich wurde in Parma geboren, in einer der fünf Pro -<br />
duktionsprovinzen unseres D.O.P.-Käses. Ich bin<br />
verliebt in diesen Landstrich. Vom Dom bis zur Burg<br />
Torrechiara, vom Haus Giuseppe Verdis bis zu den<br />
Fresken Parmigianinos erzählt alles von Kunst,<br />
Ge schichte und Kultur.“<br />
einer speziellen Prägung markiert: Monat und Jahr der<br />
Produktion, Matrikelnummer der Käserei – „2131“ ist<br />
es für die Käserei San Bernadino – und der unverkennbare<br />
punktförmige Schriftzug. Drei Wochen lang<br />
baden die Laibe in einer gesättigten Lösung aus Wasser<br />
und Salz. Mit dem Salzen schließt sich der Produktionszyklus.<br />
Die Reifezeit beginnt.<br />
Das Reifelager gleicht einer Schatzkammer. 24<br />
Regale mit jeweils <strong>18</strong> Reihen finden ihren Platz. Parmesan-Laibe<br />
unterschiedlicher Reifegrade reihen sich auf<br />
Holzbrettern nebeneinander in die Höhe – von zwölf<br />
über 24 Monate bis zu 60 Monate und darüber hinaus.<br />
Während der Reifung werden die Laibe regelmäßig<br />
gedreht, gewendet und gesäubert. Das soll Schimmelbildung<br />
vermeiden. Die Mindestreifezeit beträgt zwölf<br />
Monate, doch entfaltet der Käse seine charak te ris -<br />
tischen Eigenschaften in der Regel erst nach 24 Monaten,<br />
dem Alter, mit dem er in vielen Supermärkten<br />
häufig zu finden ist.<br />
Geschützte Ursprungsbezeichnung<br />
Seit 1996 ist Parmigiano Reggiano EU-weit mit dem<br />
D.O.P.-Siegel zertifiziert. D.O.P. bedeutet „Denominazione<br />
di origine protetta“ und entspricht der deutschen<br />
geschützten Ursprungsbezeichnung (g.U.). Diese Kennzeichnung<br />
sollte garantieren, dass der Käse in seinem<br />
Ursprungsgebiet nach traditionellen Methoden hergestellt<br />
wurde. 2008 hat der Europäische Gerichtshof<br />
rechtskräftig festgestellt, dass der Name „Parmesan“ als<br />
Übersetzung der oder Anspielung auf die italienische<br />
Ursprungsbezeichnung „Parmigiano“ zu verstehen und<br />
daher dem italienischen Original vorbehalten ist.<br />
Inhaber der geschützten Marke und des Namens<br />
Parmesan ist das 1934 gegründete Consorzio del Parmigiano<br />
Reggiano. Nach zwölf Monaten prüfen Experten<br />
des Konsortiums die Qualität aller Käselaibe bei<br />
der sogenannten Espertizzazione. Die Prüfung erfolgt<br />
auf sensorische Weise. Der Fachmann klopft mit dem<br />
Hammer auf den Käselaib. Mögliche Qualitätsfehler<br />
im Käse wie Luftblasen erkennt er am Klang. Besteht<br />
der Käse die Prüfung, werden die geeigneten Laibe mit<br />
einem Brandzeichen markiert. Bei Laiben, die die Anforderungen<br />
nicht erfüllen, werden die Kennzeichnungen<br />
wieder entfernt. Der Käseausschuss wird als namenloser<br />
Reibekäse im LEH verkauft. ◾<br />
TRADITION WIRD<br />
INNOVATION<br />
Im Herzen des Apennins von Reggio Emilia<br />
wird ein Produkt von höchster Qualität erzeugt.<br />
In unseren Bergkäsereien befolgen wir die<br />
traditionellen Methoden der Käseherstellung,<br />
um ein komplettes Sortiment im Hinblick auf<br />
die Merkmale der verschiedenen Reifegrade<br />
anzubieten. Dabei gehen wir immer ein Schritt<br />
voraus und suchen die Innovation in der<br />
Tradition, insbesondere wenn es dabei um<br />
das Tierwohl geht. Aus diesem Grund befolgt<br />
unsere gesamte Lieferkette die Grundsätze<br />
der Nachhaltigkeit und ist nach dem<br />
<br />
Entdecken Sie mehr auf<br />
www.dalterfood.com
Hersteller / Molkereiprodukte<br />
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
DEUTSCHES MILCHKONTOR<br />
Milram mag es<br />
norddeutsch<br />
Die Leuchtturm marke<br />
der DMK Group ist ab<br />
November mit neuen<br />
Designs für die milchbasierten<br />
Produkte im<br />
Handel zu finden.<br />
Milrams norddeut sche Herkunft,<br />
gepaart mit lässiger Lebensart<br />
bietet „ein enormes<br />
Potenzial zur Differenzierung“, sind sich<br />
die Verantwortlichen sicher. „Sie bildet<br />
unsere DNA und gibt unserer Marke auf<br />
den ersten Blick eine unverwechselbare<br />
Heimat. Die Strandbude visualisiert all<br />
das perfekt – deshalb zieht sie jetzt auch<br />
optisch auf den neuen Designs ein“, erklärt<br />
Nicole Liedloff, Marketing Direc -<br />
tor Brand Retail. So ist künftig auf allen<br />
Verpackungen im Hintergrund die Optik<br />
einer Strandbude präsent. Auf blau-<br />
en Farbelementen in Anlehnung an<br />
„Himmel und Meer“ im oberen Drittel<br />
der Verpackung fügt sich das überarbeitete<br />
Milram-Logo ein.<br />
Den Anfang macht der Burlander.<br />
Sukzessive folgen die weiteren Sortimente.<br />
„Gerade in der heutigen Zeit ist<br />
Ressourcenschonung wichtig“, betont<br />
Nicole Liedloff. Es würden daher zunächst<br />
die Bestandsver packungen verbraucht,<br />
bevor auf das neue Design umgestellt<br />
würde. Der gesamte Vorgang<br />
könne sich daher bis in den Anfang des<br />
nächsten Jahres hinziehen. ◾<br />
Nicole Liedloff, DMK-Marketing-Director<br />
Brand Retail, präsentierte die neue, sehr norddeutsche<br />
Milram-Marketingstrategie.<br />
Milch wird noch teurer<br />
Der Milchindustrie-Verband kündigt weitere Preissteigerungen an.<br />
Bei Milch und Milchprodukten<br />
müssen Verbraucher nach Einschätzung<br />
des Milchindustrie-<br />
Verbandes (MIV) mit weiter steigenden<br />
Preisen rechnen. Lieferverträge mit dem<br />
Handel hätten dazu geführt, dass Molkereien<br />
starke Kostensteigerungen nur<br />
mit Verzögerung hätten weitergeben<br />
können, sagte Vorstandsvorsitzender Peter<br />
Stahl anlässlich der Jahrestagung in<br />
Berlin. Teilweise seien die Schritte nicht<br />
in dem starken Umfang vorgenommen<br />
worden, wie sie im Rückblick hätten gemacht<br />
werden müssen. „Das heißt, dass<br />
wir noch vor weiteren Preissteigerungen<br />
stehen, die wir in den Ladenverkaufspreisen<br />
noch sehen werden.“<br />
Der MIV verwies auch auf die Marktmacht<br />
der großen Supermarkt-Ketten<br />
und den Wettbewerb zwischen den<br />
Händlern, die über die Preise am Regal<br />
„Molkereien gehören zu den<br />
Unternehmen der system -<br />
relevanten Infrastruktur. Sie<br />
sollten von Einschränkungen<br />
verschont bleiben.“<br />
Peter Stahl, Vorsitzender Milchindustrie-Verband<br />
entschieden. Bei einigen Warengruppen<br />
mögen die Preisspitzen schon erreicht<br />
sein, bei anderen noch nicht, meinte<br />
Stahl. „Der Butterpreis hat bestimmt seine<br />
oberen Kanten erreicht“, sagte MIV-<br />
Hauptgeschäftsführer Eckhard Heuser.<br />
Bei Käse seien leichte Steigerungen im<br />
November und bei Milch im Januar zu<br />
erwarten. „Die Euro-Grenze beim Liter<br />
Konsummilch wird überschritten werden“,<br />
so Heuser.<br />
Molkereien und Milchbauern sehen<br />
sich den Angaben nach enormen Kostensteigerungen<br />
ausgesetzt – unter anderem<br />
bei Energie. „Die Molkereien benötigen<br />
unbedingt Planungssicherheit<br />
bei der Gasbereitstellung. Sie gehören zu<br />
den Unternehmen der systemrelevanten<br />
Infrastruktur und sollten von Einschränkungen<br />
verschont bleiben“, appellierte<br />
Stahl in Richtung Politik. ◾<br />
Fotos: DMK Group, Photostudio Weimann<br />
74
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Messen<br />
TERMINE <strong>2022</strong><br />
Koffer packen<br />
für Berlin<br />
Die Internationale Grüne Woche ist<br />
traditionell eine der ersten großen<br />
Messen der <strong>Lebensmittel</strong>branche.<br />
Fruit Logistica,<br />
Berlin<br />
8.–10. Februar<br />
20.–29. Januar<br />
Internationale Grüne Woche<br />
mit Regional-Star 2023, Berlin<br />
Die Fruit Logistica umfasst weltweit alle Fresh-Pro -<br />
duce-Geschäftsbereiche und -Marktteilnehmer und<br />
bietet den kompletten Überblick über sämtliche Innovationen,<br />
Produkte und Dienstleistungen in allen<br />
Handelsstufen von Obst und Gemüse. So will die Fruit<br />
Logistica Kontaktmöglichkeiten zu den wichtigsten<br />
Zielgruppen auf Entscheiderebene schaffen. Auf der<br />
letzten Messe <strong>2022</strong> haben knapp 2.000 Aussteller aus<br />
87 Ländern mehr als 110.000 m 2 Fläche bespielt. Gut<br />
40.000 Fachbesucher, die zu 84 Prozent aus dem Ausland<br />
kamen, informierten sich über die Trends und<br />
Neuheiten der Fruit-Branche.<br />
Fotos: Messe Berlin GmbH, Santiago Engelhardt, Carsten Hoppen<br />
Erleben, Entdecken, Ausprobieren, Informieren heißt<br />
es 2023 wieder auf der Internationalen Grünen Woche<br />
in Berlin. Nach zwei Jahren Corona-Pause kehrt die<br />
Veranstaltung in gewohnter Vielfalt zurück. Dazu gehört<br />
selbstverständlich auch der Branchenwettbewerb<br />
„Regional-Star 2023“, den <strong>Lebensmittel</strong> <strong>Praxis</strong> zusammen<br />
mit der Messe verleiht. Denn zahlreiche aufmerksamkeitsstarke<br />
Regional-Konzepte in Supermärkten<br />
zeigen, wie Kooperationen mit Lieferanten aus der<br />
Nachbarschaft erfolgreich funktionieren und dem<br />
Verbraucher die Herkunft der Waren transparent und<br />
glaubwürdig vermittelt werden können. Die Preisverleihung<br />
findet am 26. Januar statt.<br />
Zur Internationalen Grünen Woche 2023 präsentiert<br />
die Messe Berlin die neue Themenwelt „grünerleben“.<br />
Das neue Segment ist laut Messe eine Weiterentwicklung<br />
des Konzepts für die Live-Veranstaltung<br />
und will Raum geben für den notwendigen gesellschaftlichen<br />
Diskurs einer nachhaltigen Ernährung.<br />
Alle Daten zu den Messen und Branchenwettbewerben der <strong>Lebensmittel</strong><br />
<strong>Praxis</strong> finden Sie auch online unter: lebensmittelpraxis.de. Oder Sie<br />
scannen diesen QR-Code.<br />
15. Februar<br />
31. Deutscher Fleischkongress,<br />
Petersberg in Königswinter<br />
Auch im Jahr 2023 erwarten die Besucher wieder<br />
tagsüber ein handelsnaher Kongress sowie eine festliche<br />
Prämierung der besten Fleischtheken Deutschlands,<br />
die Fleisch-Stars 2023, sowie der Fleisch-Star-<br />
Talente am Abend in Verbindung mit der „Langen<br />
Nacht der Deutschen Fleischwirtschaft“. Mit rund<br />
450 Teilnehmern ist der Fleischkongress der <strong>Lebensmittel</strong><br />
<strong>Praxis</strong> DER Branchen-Event in Deutschland. Er<br />
bietet wieder hervorragende Möglichkeiten für Networking,<br />
Kontakte und Geschäfte in einem ganz besonderen<br />
Rahmen auf dem Petersberg bei Bonn.<br />
75
Hersteller / Verpackung<br />
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Verpackung ist eine Glaubensfrage. Millennials und iBrains als<br />
die Zielgruppen der Zukunft fordern nachhaltige Packstoffe.<br />
Papier ist aber nicht immer die bessere Wahl. Matthias Mahr<br />
Papierbasierte Verpackungen werden vom Verbraucher als nachhaltig angesehen.<br />
Die Suche nach dem Optimum<br />
19,6<br />
Millionen Tonnen<br />
Verpackungen<br />
fielen 2021 in<br />
Deutschland an.<br />
Quelle: GADV<br />
Spannend waren auf der Verpackungsmes -<br />
se Fachpack Ende September vor allem<br />
die Nebensätze und die Sätze, die eigent -<br />
lich keiner hören soll. Weiterhin treibt die Gretchenfrage<br />
die abpackenden Unternehmen aus<br />
der Konsumgüterindustrie und dem Handel an:<br />
Sind Verpackungen aus Papier die bestmögliche<br />
Lösung, wenn es um die Verpackung von <strong>Lebensmittel</strong>n<br />
geht? Das lässt sich nicht grundsätzlich<br />
und schon gar nicht pauschal klären. Es<br />
kommt nämlich auf den Einzelfall an, das zu<br />
verpackende Produkt. Und auf die Zielgruppe.<br />
Bei Köhler Papier zum Beispiel war eine neue<br />
Treets-Verpackung zu sehen. Sie war, Sie erraten<br />
es schon, aus Papier. Für die Zielgruppe der Babyboomer<br />
ist Treets ein Begriff: Erdnüsse im knackigen<br />
Schokomantel. Damals sah Treets aus wie<br />
heute M&M’s und wurde von Mars in Deutschland,<br />
den Niederlanden, Frankreich und Großbritannien<br />
unter diesem Markennamen vertrie -<br />
ben. 1987 fiel die Marke der weltweiten Vereinheitlichung<br />
der Mars-Schokolinsen zum Opfer.<br />
Seither gab es nur noch M&M’s. Inzwi schen ist<br />
Treets wieder da! Katjes International revitalisiert<br />
derzeit den Auftritt dieser in Deutschland einst<br />
so beliebten süßen Waren, die nach annähernd<br />
einem halben Jahrhundert Funkstille in den<br />
Handelsregalen besonders bei jungen Zielgrup -<br />
pen Begeisterung wecken müssen. Charakteris -<br />
tisch für Treets aus dem Hause Piasten sind heute<br />
das poppige orange Verpackungsdesign und der<br />
kreative Markenauftritt sowie die Markenspreizung<br />
bis zum Brotaufstrich. Mit dem knalligen<br />
Auftritt möchte Piasten in den sozialen Netzwerken<br />
und in den Verbrauchermärkten begeis -<br />
tern und vor allem junge neue Fans gewinnen.<br />
Weil das allein die Zielgruppe der Zukunft nicht<br />
anspricht, wurde die Story weiterentwickelt. Die<br />
Foto: Mahr<br />
76
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Verpackung / Hersteller<br />
Treets startet in Deutschland,<br />
den Niederlanden, Frankreich<br />
und Großbritannien unter der<br />
Piasten-Flagge neu durch. Um<br />
junge neue Zielgruppen zu<br />
erreichen, wurde jetzt eine<br />
Papierverpackung eingeführt.<br />
Köhler Papier erhöht die Prei -<br />
se für ColorTech um bis zu 11<br />
Prozent, für Auslieferungen<br />
ab dem 1. Dezember <strong>2022</strong>. Bei<br />
Barriere-Papieren ist die<br />
Grup pe aus Oberkirch<br />
führend.<br />
Haribo hat die Verpackung<br />
des Jahres <strong>2022</strong> für das Deutsche<br />
Verpackungsmuseum in<br />
Heidelberg. Lange her, dass<br />
Marken mit Kunststofftüten<br />
öffentlich so punkteten.<br />
Millennials und iBrains wünschen eine Lebensstilperspektive,<br />
die in der globalisierten und<br />
durchdigitalisierten Welt Halt gibt. Nachhaltigkeit<br />
spielt dabei die tragende Rolle. „The Peanut<br />
Company“ dient bei Piasten als Überbegriff für<br />
die Treets-Range. Treets setzt auf natürliche<br />
Zutaten ohne Palmöl und sagt, das Produkt sei zu<br />
100 Prozent veggie. Und Sie ahnen schon: Dann<br />
muss auch die Verpackung aus Papier sein. Und<br />
auch mit Schokoüberzug in Regenbogenfarben<br />
gibt es die Linsen, die im fränkischen Forchheim<br />
hergestellt werden.<br />
Doch junge Zielgruppen sind auch digital. In<br />
LinkedIn merkt ein Verbraucher, der sich in der<br />
Szene auskennt, an: „Zuerst habe ich mich sehr<br />
gefreut, speziell über ‚ohne Palmöl‘ und ‚100 %<br />
veggie‘, doch dann gingen die Alarmglocken los.<br />
Zutatenliste gelesen. Doppelte Enttäuschung;<br />
nicht vegan und manche Veganer werden ‚100 %<br />
veggie‘ als vegan und nicht vegetarisch interpre -<br />
tieren. Muss doch <strong>2022</strong> nicht sein“, schreibt er.<br />
Leider schreibt er kein Wort zur Verpackung.<br />
Papierverpackungen werden hinterfragt<br />
Der Mindeststandard, der jährlich zum 1. August<br />
durch die Zentrale Stelle Verpackungsregister<br />
festgelegt wird, nimmt <strong>2022</strong> erstmals Barriereoder<br />
Sperrschichten in den Blick, die das Verpacken<br />
fettiger, pastöser oder flüssiger Nahrungsmittel<br />
erst möglich machen. Sie schaden<br />
möglicherweise den Stoffströmen beim Recycling.<br />
Das war auf der Fachpack auf vielen Ständen<br />
nicht bekannt. Bei einem Maschinenbauer<br />
hieß es: „Das ist nicht unser Problem. Wir liefern<br />
Maschinen, die Papier verarbeiten und befüllen<br />
können. Darum muss sich der Inverkehrbringer<br />
kümmern.“ Die Treets-Verpackung trägt übrigens<br />
das Prüfsiegel eines Entsorgers.<br />
Auch der Verpackungsbereich leidet unter den<br />
gestiegenen Kosten. Die Erzeugerpreise, also die<br />
Preise gewerblicher Produkte, sind über 40 Prozent<br />
im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Beson -<br />
ders die Packmittelindustrie leidet und ärgert<br />
sich: Innerhalb der Verpackungswertschöpfung<br />
sind es die Packstoffhersteller aus dem faserbasierten<br />
Bereich, die preistreibend wirken, obwohl sie<br />
es nicht müssten. Große Papierproduzenten sind<br />
nämlich längst auch Erzeuger nachhaltiger Energie,<br />
die aus den Produktionsprozessen gewonnen<br />
wird. Dort sind die Energiekosten überhaupt<br />
nicht gestiegen. „Aber leider haben unsere Lieferanten<br />
die Preise erhöht, als würden sie ihre<br />
Energie auf dem freien Markt einkaufen müssen“,<br />
klagt ein Manager eines Packmittelherstellers.<br />
Im Maschinenbau gibt es auch ein Novum,<br />
das die Rückkehr der DDR befürchten lässt. Ausstellungsstücke<br />
gingen zum Teil unmittelbar nach<br />
Messeschluss zurück in die jeweilige Montage, da<br />
wichtige Bauteile, die zurzeit nicht verfügbar sind,<br />
ausgebaut werden mussten, um Liefertermine<br />
einhalten zu können. Die einstige Überflussgesellschaft<br />
muss sich damit aber erst noch arrangieren.<br />
Nichts ist mehr aus einem Guss. ◾<br />
Kneipp verwendet<br />
Silphie-Fasern<br />
Kneipp setzt für seine Lippenpflege-Range<br />
auf einen neuen<br />
Rohstoff zur Herstellung seines<br />
Verpackungskartons. Silphie-<br />
Papier ersetzt das bisher verwendete<br />
Graspapier. Die Entscheidung,<br />
auf Silphie umzusteigen,<br />
wurde aufgrund der<br />
vollständigen Verwertbarkeit<br />
der Pflanze getroffen. „Wir<br />
nutzen die Silphie-Fasern<br />
zunächst zur Herstellung des<br />
Kartons für die neue Lippenpflege-Faltschachtel.<br />
Die übrigen<br />
Fasern der Pflanze werden<br />
in Biogasanlagen zur Erzeugung<br />
von Energie verwendet.<br />
Sogar die Gärreste kommen im<br />
Anschluss wieder zum Einsatz<br />
– und zwar als Dünger für neue<br />
Silphie-Felder“, erklärt Philipp<br />
Keil, Head of Packaging Material<br />
Management bei Kneipp.<br />
Mayr-Melnhof<br />
verliert an Fahrt<br />
Mayr-Melnhof gehört zu den<br />
Gewinnern in der Krise. Das<br />
erste Halbjahr <strong>2022</strong> brachte ein<br />
operatives Ergebnis von rund<br />
300 Millionen Euro. Im Vorjahr<br />
lag der Vergleichswert bei<br />
an nähernd 90 Millionen Euro.<br />
Verantwortlich für den Ergebnissprung<br />
sind neben dem<br />
laufenden Geschäft auch die<br />
seit August 2021 konsolidierten<br />
Karton- und Papierwerke MM<br />
Kwidzyn und MM Kotkamills.<br />
Im dritten Quartal brechen die<br />
Gewinne ein. Die hohen Energiekosten<br />
und die Konjunkturschwäche<br />
träfen das Unternehmen<br />
später als erwartet, heißt<br />
es aus dem Headquarter.<br />
Nachhaltiger Tetra<br />
Pak für Emmi<br />
In der Schweiz werden erstmals<br />
Tetra-Pak-Verpackungen<br />
aus nachwachsenden Rohstoffen<br />
und zertifiziertem, zirkulärem<br />
Kunststoff verwendet. Die<br />
laktosefreien Milchgetränke<br />
von „Emmi good day“ sind seit<br />
Oktober in allen Coop- Filialen<br />
erhältlich. Ein wichtiger Schritt<br />
zur Nutzung von Kunststoffabfällen,<br />
heißt es.<br />
77
Hersteller / Süßwaren<br />
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Ghana ist eines von sechs Ländern, in denen<br />
Cocoa Life bisher aktiv ist.<br />
MONDELEZ<br />
Neuer Schub für<br />
nachhaltigen Kakao<br />
Zum zehnjährigen Bestehen seiner Initiative Cocoa<br />
Life verkündet Mondelez, zusätzliche 600 Millionen<br />
Dollar in den Anbaugebieten investieren zu wollen.<br />
gramm ist fest verankert in unseren<br />
Geschäfts- und Wachstumsplänen“,<br />
sagt McGrath.<br />
Die Managerin ist stolz auf das<br />
Erreichte. „Wir haben das Programm<br />
ins Leben gerufen mit dem<br />
Ziel, einmal mit 200.000 Kakaobauern<br />
zusammenzuarbeiten und<br />
400 Millionen Dollar in zehn Jahren<br />
zu investieren. Es freut mich<br />
sehr, dass wir beide Ziele erreicht<br />
haben“, sagte sie im Gespräch mit<br />
der <strong>Lebensmittel</strong> <strong>Praxis</strong>.<br />
Manuel Glasfort<br />
Christine McGrath hat dieser<br />
Tage allen Grund zur<br />
Zufriedenheit. Die US-<br />
Amerikanerin ist als Chief Sustainability<br />
Officer beim Snackingriesen<br />
Mondelez für das Thema<br />
Nachhaltigkeit zuständig – und<br />
sie hat Neuigkeiten zu verkünden.<br />
Das Unternehmen weitet sein Engagement<br />
für mehr Nachhaltigkeit<br />
im Kakaoanbau deutlich aus.<br />
Weitere 600 Millionen Dollar will<br />
Mondelez bis 2030 in seine Initiative<br />
Cocoa Life investieren. Zudem<br />
bildet das Thema Nachhaltigkeit<br />
künftig eine von vier Säulen der<br />
Langzeitwachstumsstrategie. „Cocoa<br />
Life ist das Herzstück unserer<br />
Nachhaltigkeitsstrategie. Das Pro-<br />
Wie und wann man Setzlinge idealerweise pflanzt,<br />
lernen die Bauern bei Cocoa Life in der Ausbildung.<br />
Ehrgeizige Ziele<br />
Die weiteren Ziele sind ambitioniert.<br />
Auf 300.000 Kakaobauern<br />
soll Cocoa Life es bis 2030 bringen<br />
und dann den kompletten<br />
Bedarf von Mondelez decken.<br />
„Aktuell deckt unsere Schokoladensparte<br />
75 Prozent ihres Kakaobedarfs<br />
mit Cocoa Life. Diesen<br />
Anteil wollen wir bis 2025 auf 100<br />
Prozent bringen. Bis 2030 soll<br />
dann der gesamte Kakaobedarf<br />
von Mondelez einschließlich der<br />
Kekssparte mit Cocoa Life abgedeckt<br />
werden.“<br />
Cocoa Life engagiert sich bisher<br />
in sechs Ländern in Asien,<br />
Afrika und Südamerika. Die Initiative<br />
verfolgt einen integrierten<br />
Ansatz, der unterschiedliche Themen<br />
in den Fokus rückt, vom Einkommen<br />
der Bauern über Kinder-<br />
Fotos: Mondelez<br />
78
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Süßwaren / Hersteller<br />
ZUR PERSON<br />
Christine McGrath leitet als Chief Sustainability<br />
Officer bei Mondelez die Bemühungen<br />
für mehr Nachhaltigkeit. Die US-<br />
Amerikanerin arbeitet bereits seit 2012 für<br />
den Snacking-Konzern, als dieser aus dem<br />
Unternehmen Kraft hervorging.<br />
Nachhaltiger Anbau<br />
Cocoa Life arbeitet in den Anbauländern<br />
mit den Kakaobauern zusammen, um<br />
ihre Anbaumethoden zu verbessern.<br />
Höhere Produktivität sorgt für ein besseres<br />
Einkommen der Landwirte. Dazu<br />
arbeitete Cocoa Life Ende 2020 mit 267<br />
Baumschulen zusammen.<br />
Starke Gemeinden<br />
Die Initiative versucht, die örtlichen<br />
Gemeinschaften zu stärken. Dazu zählt<br />
etwa der Einsatz zum Schutz von Kindern<br />
und zur Gleichberechtigung von<br />
Frauen. So wurden etwa bis Ende 2020<br />
rund 50.000 Gemeindemitglieder hinsichtlich<br />
Gleichstellung geschult, während<br />
in 812 Gemeinden Kinderschutzkomitees<br />
eingerichtet waren.<br />
Geschützte Wälder<br />
lyse der jeweiligen Gemeinschaft<br />
und darauf aufbauend einen<br />
„Community Action Plan“. Zudem<br />
werde den örtlichen Gemeinschaften<br />
beigebracht, ihre<br />
Interessen gegenüber der jeweiligen<br />
Regierung wirkungsvoll zu<br />
vertreten, wie McGrath ausführt.<br />
Kampf gegen Kinderarbeit<br />
Mehr tun will Mondelez auch für<br />
den Schutz von Kindern. Im<br />
Kampf gegen Kinderarbeit hat<br />
Cocoa Life ein Monitoringsystem<br />
eingerichtet, das laut McGrath aktuell<br />
61 Prozent aller von der Initiative<br />
betreuten Gemeinschaften<br />
in Westafrika erfasst. Innerhalb<br />
der kommenden drei Jahre soll<br />
dieser Anteil auf 100 Prozent ausgebaut<br />
werden. Die Nachhaltigkeitschefin<br />
streicht die Bedeutung<br />
von Bildung heraus. Kinder<br />
bräuchten nicht nur Schulen,<br />
sondern gute Schulen<br />
Und über welche Leistung der<br />
ersten zehn Jahre Cocoa Life freut<br />
sich McGrath besonders? „Ich bin<br />
besonders stolz auf den Einfluss,<br />
den Cocoa Life auf unsere Branche<br />
hat. Unser integrierter Ansatz<br />
war damals ziemlich einzigartig<br />
und innovativ. Ich hoffe, dass unser<br />
Anspruch, den Wandel in großem<br />
Maßstab voranzutreiben, zu<br />
mehr Partnerschaft im gesamten<br />
Sektor führt.“ ◾<br />
Der Schutz der Wälder in den Anbaugebieten<br />
zählt zu den zentralen Anliegen<br />
von Cocoa Life. Bis Ende 2020 hatte die<br />
Initiative nach eigener Angabe 246.262<br />
Bauern und Gemeindemitglieder in<br />
„guter Umweltpraxis“ geschult. Zudem<br />
waren mehr als 2,2 Millionen sogenannte<br />
Schattenbäume ausgegeben worden, die<br />
zur wirtschaftlichen Nutzung dienen.<br />
Purer Genuss s - die raffinierte ierte Verbindung<br />
d<br />
g<br />
von n Pflaume a m e in i Madeira d e und u d Edelmarzipan<br />
e m i<br />
arbeit und Bildung bis hin zum<br />
Problem der Entwaldung. Die teilnehmenden<br />
Kakaobauern durchlaufen<br />
ein intensives einjähriges<br />
Training, um ihre Anbaume tho -<br />
den und damit ihr Einkommen<br />
zu verbessern, wie McGrath schildert.<br />
„Dort lernen sie beispielsweise<br />
Dinge wie Baumschnitt, den<br />
richtigen Einsatz von Düngemitteln<br />
oder wann und wie sie am<br />
besten Setzlinge ausbringen.<br />
Wichtig ist auch die finanzielle<br />
Bildung, damit die Bauern die finanzielle<br />
Seite ihres Geschäfts sicher<br />
beherrschen.“<br />
Das Monitoring bestätige positive<br />
Resultate, berichtet McGrath.<br />
So hätten beispielsweise die Bauern<br />
an der Elfenbeinküste ihr Einkommen<br />
um ein Drittel steigern<br />
können. „Diese Steigerung ist unter<br />
anderem auf höhere Ernten zurückzuführen.<br />
Zusammen mit unseren<br />
Partnern haben wir den Bauern<br />
beigebracht, mehr Kakao auf<br />
weniger Fläche anzubauen und<br />
diese Flächen widerstandsfähiger<br />
zu machen.“<br />
Bei Cocoa Life arbeitet Mondelez<br />
mit Nichtregierungsor ga -<br />
nisationen zusammen, die nicht<br />
nur den einzelnen Landwirt, sondern<br />
auch sein dörfliches Umfeld<br />
in den Blick nehmen. Während<br />
die Landwirte geschult werden,<br />
erstellt die NGO eine Bedarfsanawww.schluckwerder.de<br />
Schluckwerder GmbH<br />
Bültenweg 19 D-21365 Adendorf<br />
Tel.: +49 4131 2989-0 info@schluckwerder.de<br />
Part of Valeo<br />
Foods Group<br />
79
Hersteller / Süßwaren<br />
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
MARKTLAGE<br />
Schwächelnde<br />
Tafeln<br />
Die Verbraucher geben<br />
weniger Geld für Schokoladenprodukte<br />
aus.<br />
Besonders die Tafeln<br />
bleiben häufiger in den<br />
Regalen liegen.<br />
Die hohe Inflation lässt die Verbraucher<br />
offenbar auch am Genuss<br />
sparen. Das legt der neue<br />
Süßwarenmonitor von NielsenIQ nahe.<br />
Besonders Schokoladenprodukte landeten<br />
seltener im Einkaufswagen. Deren<br />
Absatz ging bis Anfang September verglichen<br />
mit dem Vorjahreszeitraum um<br />
4,6 Prozent zurück. Beim Umsatz betrug<br />
das Minus sogar 5,2 Prozent. Bei salzigen<br />
Snacks und beim Gebäck war der<br />
Absatz ähnlich stark rückläufig, doch<br />
konnten Preiserhöhungen hier die Umsatzverluste<br />
deutlich abfedern.<br />
Schokofans zügeln angesichts der<br />
rasanten Teuerung vor allem ihren Appetit<br />
auf Schokoladentafeln. Der Umsatz<br />
mit 100-Gramm-Tafeln ging um 5,7 Prozent<br />
zurück, bei den größeren Tafeln lag<br />
der Rückgang sogar bei 14 Prozent.<br />
Die gute Botschaft für Hersteller:<br />
Schokoriegel wie Mars und Snickers gönnen<br />
sich die Verbraucher fast so oft wie<br />
zuvor, hier lag das Umsatzminus nur bei<br />
3,2 Prozent. Dieses Segment ist inzwischen<br />
das bedeutendste in der Produktgruppe<br />
Schokowaren mit fast einem<br />
Viertel des Gesamtumsatzes. ◾<br />
Während Tafeln weniger gefragt sind, ist die<br />
Nachfrage nach Riegeln halbwegs stabil.<br />
Mychoco frischt Markenauftritt auf<br />
Osnabrücker Start-up setzt auf bunte Tafeln im Hochformat.<br />
Mit einer neuen Tafelform, neuem<br />
Logo und neuer Verpackung<br />
hat das Osnabrücker<br />
Start-up Mychoco seine Marke komplett<br />
überholt. Das neue Logo kommt<br />
klarer und besser lesbar daher, die Tafelverpackungen<br />
sind bunter und auffälliger.<br />
Zudem setzen die Osnabrücker neuerdings<br />
auf ein Hochformat, was die Tafeln<br />
im Regal auffälliger machen soll.<br />
Auch beim Inhalt tut sich etwas: Die<br />
Schokolade ist neuerdings Fairtrade-zertifiziert.<br />
Zudem wurde die Grammatur<br />
der Tafel von <strong>18</strong>0 Gramm auf 150<br />
Gramm reduziert. Damit habe man auf<br />
den Wunsch der Endkunden reagiert,<br />
die Brechbarkeit der Schokolade zu verbessern,<br />
wie Tobias Zimmer erläutert,<br />
der die Marke 2016 ins Leben rief.<br />
Tobias Zimmer,<br />
Mychoco-Gründer<br />
„Die Idee von Mychoco ist es, eine Schokoladenmarke<br />
zu bauen, die vor allem<br />
eine jüngere Zielgruppe anspricht. Entsprechend<br />
haben wir von Anfang an viel<br />
im Bereich digitales Marketing investiert<br />
und Schokolade online verkauft“,<br />
sagt Zimmer. „E-Commerce ist<br />
für uns ein ernst zu nehmender Vertriebsweg.<br />
Durch den Onlineshop wissen<br />
wir genau, wer unsere Kunden sind.<br />
Wir konnten sie dann auch beim Relaunch<br />
einbinden, etwa über Umfragen<br />
und Fokusgruppen-Interviews.“<br />
Das Start-up, das zwei Schulen in<br />
Tansania gebaut hat, will sein soziales<br />
Engagement in Zukunft unter dem<br />
Schlagwort „Vielfalt“ auf neue Projekte<br />
ausweiten. Bei der Auswahl will Zimmer<br />
seine Kunden wieder mitreden lassen. ◾<br />
Fotos: Mychoco, Manuel Glasfort (2)<br />
80
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Bewusste Ernährung / Hersteller<br />
Der Absatz von zuckerarmen und zuckerfreien <strong>Lebensmittel</strong>n wächst<br />
nur moderat, berichten Marktforscher. Offensichtlich treffen viele Produkte<br />
nicht den süßen Nerv der Konsumenten.<br />
Bettina Röttig und Silke Wartenberg<br />
Zwei Drittel der Deutschen essen lieber wenig als zuckerarme Schokolade.<br />
Aber bitte mit Zucker!<br />
Fotos: Getty Images, Xucker, Ricola, Nucao<br />
Der Wettbewerb um die Gunst der<br />
Verbraucher ist hart und das Thema „Zucker“<br />
polarisiert, denn es geht um Gesundheit und Genuss.<br />
Beides liegt im Trend. Und so wundert es<br />
nicht, dass in den einzelnen Handelssortimen -<br />
ten zuckerreduzierte und zuckerfreie Produkte<br />
eine äußerst unterschiedliche Rolle spielen.<br />
Während bei Brotaufstrichen, Müsliriegeln und<br />
Fertigprodukten neue Rezepturen, die mit weniger<br />
Zucker auskommen, zum Teil zweistellig im<br />
Absatz wachsen, hört für die meisten Kunden<br />
beim Thema Schokolade der Spaß auf: „62 Prozent<br />
der deutschen Schokoladenkonsumenten<br />
essen lieber eine kleine Menge herkömmlicher<br />
34,0<br />
Prozent der Europäer<br />
konsumierten<br />
im letzten Jahr<br />
weniger Zucker.<br />
Quelle: Innova<br />
Health Survey 2021<br />
als eine große Menge zuckerarmer Schokolade“,<br />
erklärt Olivia Placzek, Research Analyst Food &<br />
Drink bei Mintel, gegenüber der <strong>Lebensmittel</strong><br />
<strong>Praxis</strong>. Beim <strong>Lebensmittel</strong>einkauf ist ein niedriger<br />
Zuckergehalt einer der wichtigsten Kauffaktoren<br />
(35 Prozent der Verbraucher). In der<br />
Theorie sind Verbraucher offen für zuckerredu -<br />
zierte <strong>Lebensmittel</strong>, nicht aber auf Kosten des<br />
Geschmacks. Trotz des Interesses an ihrer Gesundheit<br />
lieben die Verbraucher den süßen Geschmack.<br />
Widersprüchlich sind die Signale, die von<br />
den Herstellern und dem Handel ausgehen:<br />
Während sich beispielsweise das Leipziger Scho-<br />
81
Hersteller / Bewusste Ernährung<br />
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
koladen-Start-up Nucao gerade mit einem strukturellen<br />
Relaunch neu positioniert und künftig<br />
auf nachhaltige und „unwiderstehlich leckere“<br />
vegane Schokolade mit einem leicht erhöhten<br />
Zuckeranteil gegenüber den vorherigen Produk -<br />
ten setzt, bringen Unternehmen wie Schwartau<br />
oder Dr. Oetker zuckerärmere Alternativen ins<br />
Regal.<br />
Etablierte Marken mit neuen Sorten<br />
„Mit Blick auf den Umsatz sehen wir zuckerre du -<br />
zierte Müsliriegel als Wachstumstreiber. Auch im<br />
Segment der Konfitüren ist eine entsprechen de<br />
Entwicklung erkennbar: Im Vergleich zum Vorjahr<br />
ist das zuckerreduzierte/-freie Segment um<br />
11,6 Prozent gewachsen und im Vergleich zu 2020<br />
sogar um sehr starke 44,3 Prozent“, erklärt Bjarne<br />
Fahl, Brand Communication Manager Schwartau,<br />
gegenüber der LP. Das Ernährungsbewusstsein<br />
der Konsumenten steige, und vor allem jüngere<br />
Menschen wünschten sich gesunde Produkte mit<br />
einem geringeren Zuckergehalt. Fahl geht davon<br />
aus, dass der Trend anhält und der Markt zeitnah<br />
nicht abflachen wird.<br />
Aus dem Hause Schwartau besonders gefragt<br />
sind unter anderem die „Corny free“-Produkte,<br />
die ohne den Zusatz von Zucker auskommen.<br />
Des Weiteren besteht eine besonders hohe Nachfrage<br />
im Bereich der Konfitüren. Die Konfitüre<br />
„Schwartau Extra Weniger Zucker“ mit 30 Prozent<br />
weniger Zucker bei 100 Prozent echtem<br />
Schwartau-Geschmack erzielt gute Ergebnisse.<br />
Schwartau sieht sich selbst als Innovationstrei -<br />
ber und Marktführer. „Trends, von denen wir<br />
überzeugt sind, greifen wir stets auf und übersetzen<br />
diese in neue Produktideen oder verfei -<br />
nerte Rezepturen. So haben wir zum Beispiel vor<br />
Kurzem „Corny Haferkraft Zero“ gelauncht, ein<br />
Produkt, das zwei Trends vereint: Hafer als Superfood<br />
und die gesunde, zuckerarme Ernäh -<br />
rung, so Fahl.<br />
Bekannte Marken mit neuen Rezepturen<br />
Anders der Nahrungsmittelkonzern Dr. Oetker:<br />
Hier wird seit mehr als 15 Jahren intensiv an<br />
dem Thema „weniger Salz, Fett, Zucker“ und<br />
natürlichen <strong>Lebensmittel</strong>zutaten und naturbelassenen<br />
<strong>Lebensmittel</strong>n, die ohne Zusatzstoffe<br />
auskommen, gearbeitet. Im Jahr 2020 wurde die<br />
Dr. Oetker Sustainability Charter verabschiedet,<br />
mit der sich das Unternehmen unter anderem<br />
dazu verpflichtet, die Nährwerte seiner Produkte<br />
transparenter zu kommunizieren, die Nährwerteigenschaften<br />
der Produkte weiter zu verbessern<br />
und in gesündere und nachhaltigere Lebensmit -<br />
tel zu investieren. „Im Rahmen dieser Charter<br />
haben wir uns beispielsweise bis zum Jahr 2025<br />
das Ziel gesetzt, für alle Desserts und Müslis den<br />
Zuckergehalt im Vergleich zu 2019 um 15 Prozent<br />
zu reduzieren und bei unseren fertigen<br />
Kuchen und Backmischungen um 10 Prozent zu<br />
senken“, so Unternehmenssprecherin Katharina<br />
Ahnepohl gegenüber der <strong>Lebensmittel</strong> <strong>Praxis</strong>.<br />
13,0<br />
Prozent mehr süße,<br />
„zuckerreduzierte<br />
Backwaren wurden<br />
in den letzten fünf<br />
Jahren in Europa<br />
neu eingeführt.<br />
Quelle: Innova<br />
Database<br />
„Die guten Neujahrs-<br />
Vorsätze wirken sich immer<br />
positiv auf das zuckerfreie<br />
Sortiment aus.“<br />
Andreas Kumm,<br />
Geschäftsführer<br />
Xucker<br />
„In unseren Müslis haben wir den durchschnittlichen<br />
Zuckergehalt im gesamten Vitalis-<br />
Sortiment seit der Markteinführung um mehr<br />
als 23 Prozent verringert. Speziell bei den Knuspermüslis<br />
gelang uns eine Zuckerreduktion von<br />
über 29 Prozent. Darüber hinaus haben wir mit<br />
der Range Vitalis Knusper Müsli Weniger süß<br />
Produkte in unserem Portfolio, die im Vergleich<br />
zu den klassischen Vitalis Knusper Müslis 30<br />
Prozent weniger Zucker enthalten und einen<br />
weniger süßen Geschmack aufweisen. Dieses<br />
Sortiment richtet sich vor allem an Verbraucher,<br />
die einen im Vergleich zu anderen Müslis geschmacklich<br />
weniger süßen Genuss bevorzugen.<br />
Unsere High Protein Müslis haben wir für alle<br />
entwickelt, die sich gern proteinreich ernähren<br />
möchten. Das Müsli kommt ohne zugesetzten<br />
Zucker aus, ist zudem ballaststoffreich und dient<br />
als Magnesiumquelle.“<br />
Zuckerarm trifft auch auf Bio<br />
Alnatura achtet bei den Produkten der eigenen<br />
Marke nach eigenen Angaben auf schlanke<br />
Rezepturen. „Wir legen Wert darauf, nur die<br />
Zutaten zu verwenden, die es wirklich braucht,<br />
um ein schmackhaftes Produkt zu bekommen.<br />
Ganz nach dem Motto ,Nur drin, was wirklich<br />
nötig ist‘“, sagt Tanja Zimmer, Bereichsverant -<br />
wortliche Produktmanagement bei Alnatura. So<br />
wird in Alnatura-Produkten nicht mehr Süße<br />
verwendet als nötig.<br />
Alnatura setzt auf die kontinuierliche Minimierung<br />
süßender Zutaten wie Zucker oder<br />
Fruchtsaftkonzentrat in den bestehenden Produkten<br />
und entwickelt neue Produkte mit dem<br />
Fokus, süßende Zutaten, aber auch Salz und<br />
Fette, möglichst sparsam einzusetzen. Auf Zuckeraustauschstoffe<br />
wie Erythrit wird grundsätz -<br />
lich verzichtet, „da diese Stoffe unter großem<br />
technischen und energetischen Aufwand hergestellt<br />
werden“. Dies stehe klar im Gegensatz<br />
zur Anforderung des Unternehmens an eine<br />
möglichst schonende Verarbeitung, so Zimmer.<br />
„Herkömmlicher Kristallzucker fällt auch nicht<br />
aus der Rübe“, entgegnet Andreas Kumm,<br />
82
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Bewusste Ernährung / Hersteller<br />
Ge schäftsführer von Xucker. Der Anbieter von<br />
Produkten ohne Zuckerzusatz setzt auf Xylit<br />
und Erythrit. Diese Zuckerersatzstoffe werden<br />
aus natürlichen und nachwachsenden Rohstof -<br />
fen wie Pflanzenfasern oder Getreidestärke<br />
gewonnen. Xucker bietet unter anderem Bio-<br />
Erythrit an, das mittels Fermentation von<br />
Traubenzucker aus Bio-Mais hergestellt wird.<br />
Zwei neue Bio-Schokoladen mit Bio-Erythrit<br />
ergänzen das bereits umfangreiche Produkt -<br />
portfolio, das sich mittlerweile über gut 30<br />
Warengrup pen erstreckt. „Auch Xylit gibt es<br />
pur in Bio-Qualität. In verarbeiteten Bio-Pro -<br />
dukten darf dieses jedoch noch nicht eingesetzt<br />
werden. So können wir derzeit noch keine<br />
Bio-Schokolade mit Xylit auf den Markt bringen.<br />
Die Behörden arbeiten noch daran, die<br />
Lücke zu schließen.“<br />
Eine weitere Hürde laut Kumm: Zuckerersatzstoffe<br />
werden als Zusatzstoffe mit 19 Prozent<br />
Mehrwertsteuer belegt, Zucker mit dem ermäßigten<br />
Satz von 7 Prozent. Gerade vor dem<br />
Hintergrund der Inflation und gestiegenen<br />
Preissensibilität der Verbraucher werden diese<br />
Prozentpunkte umso bedeutender. Denn die<br />
Zuckerersatzstoffe sind zehn Mal so teuer wie<br />
das unerwünschte „Original“.<br />
Die Marke wendet sich nach Angaben von<br />
Kumm vor allem an Diabetiker, Fitness-Fans,<br />
Familien, die ihre Kinder besser ernähren wollen,<br />
sowie die wachsende Zielgruppe der Verbraucher,<br />
die sich für eine bewusste Ernährung<br />
interessieren. Corona als Gesundheitskrise habe<br />
die Nachfrage nach den Produkten deutlich<br />
beflügelt. „Der Trend zu einer bewussten Ernäh -<br />
rung, wozu auch das Segment zucker redu zierter<br />
Produkte gehört, hält an. Jedoch bekommen wir<br />
die Preissensibilität der Verbraucher zu spüren.“<br />
Um den Absatz anzukurbeln, empfiehlt er den<br />
Händlern, die Produkte zugeordnet in den Warengruppen<br />
zu platzieren. Abverkaufsfördernde<br />
Maßnahmen empfiehlt Kumm zum Jahresstart<br />
bis in den März sowie zur Backzeit im Advent.<br />
„Die guten Neujahrs-Vorsätze wirken sich immer<br />
positiv auf das zuckerfreie Sortiment aus“, weiß<br />
Kumm.<br />
Potenzial sieht der Xucker-Geschäftsführer<br />
unter anderem in den Bereichen Fitnessriegel<br />
und Backmischungen. „Unsere Backmischun -<br />
gen sind angereichert mit Ballaststoffen, Haferfasern,<br />
um sie noch gesünder zu machen.“<br />
Zudem setzt das Unternehmen auf die Zulas -<br />
sung des Zuckerersatzstoffes Allulose als Novel<br />
Food. „Allulose hat mit um die 0,2 Kilokalorien<br />
pro Gramm wesentlich weniger Kalorien als<br />
Haushaltszucker. Außerdem wird Allulose vom<br />
Körper nur in geringem Maße verstoffwechselt<br />
und hat kaum Auswirkungen auf den Insulinspiegel“,<br />
erklärt Kumm. Die Zulassung in der<br />
Europäischen Union war bereits für dieses Jahr<br />
erwartet worden. „In den USA ist die Süße bereits<br />
seit Jahren auf dem Markt. Für die Zulas -<br />
sung in der EU wurden zusätzliche Studien<br />
nachgefordert“, berichtet er. ◾<br />
NEUE PRODUKTE<br />
EUKALYPTUS TRIFFT KIRSCHE<br />
Seit September – rechtzeitig zu Beginn<br />
der Erkältungssaison – gibt es<br />
Ricola in der neuen Sorte Eukalyptus<br />
Kirsche. Das Bonbon ist vegan, zuckerfrei<br />
und von Natur aus laktose- und<br />
glutenfrei. Gesüßt wird mit Steviolglycosiden<br />
aus der Stevia-Pflanze. Die<br />
Schweizer Alpenkräuter werden ohne<br />
den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln<br />
in den Alpen angebaut.<br />
ZUCKERREDUZIERT UND BIO<br />
Die Marke Xucker hat ihr Angebot an<br />
Produkten ohne Zuckerzusatz um<br />
zwei Bio-Schokoladen auf Basis von<br />
Bio-Erythrit ergänzt. Die Tafeln in den<br />
Sorten Vollmilch und Mandel-Meer -<br />
salz bringen 80 Prozent weniger Zucker<br />
mit.<br />
WENIGER ZUCKER<br />
Das Leipziger Schokoladen-Start-up<br />
Nucao hat mit seinem Relaunch die<br />
vegane Schokolade Dark Nougat lanciert,<br />
die im Vergleich zu herkömmlichen<br />
Produkten mit etwa der Hälfte<br />
an Zucker auskommt. Alle Zutaten<br />
stammen aus kontrolliert biologischem<br />
Anbau.<br />
83
Hersteller / Tiefkühlkost<br />
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
ZUM PRODUKT<br />
Kulturerbe: Die heute international<br />
verbreitete Pizza-Variante mit Tomatensoße<br />
und Käse als Basis<br />
stammt vermutlich aus Neapel. Sie<br />
wurde 2017 von der UNESCO in die<br />
Liste des immateriellen Kulturerbes<br />
der Menschheit aufgenommen.<br />
TK-Pizza: die günstige Alternative zum Italiener um die Ecke. Aber schmecken muss sie.<br />
PIZZA-MARKT<br />
„Die schnelle,<br />
günstige Mahlzeit<br />
verliert<br />
weniger“<br />
Was GfK-Analysten so<br />
forsch formulieren,<br />
bewegt die Pizza-<br />
Hersteller zu mehr<br />
Innovationen.<br />
Andrea Kurtz<br />
Im weiter starken Markt für<br />
Tiefkühlkost (plus 6 Prozent;<br />
im Vergleich: Food insgesamt<br />
plus 2,6; Quelle: GfK, 1. Halbjahr<br />
<strong>2022</strong>) zählt Pizza mit knapp 13<br />
Prozent zu den Gewinnern. Geschuldet<br />
ist dies allerdings den<br />
gestiegenen Preisen (plus 6,7 Prozent);<br />
in der Menge verlor der Gesamtmarkt<br />
4,1 Prozent, die Pizza<br />
nur 2,7 Prozent. Am stärksten<br />
wuchsen zuletzt die Kategorien<br />
TK-Fertiggerichte (plus 14,9 Prozent),<br />
TK-Pizza und -Snacks (plus<br />
12,8 Prozent) und TK-Backwaren<br />
(plus 10,9 Prozent). Pizza punktet<br />
dabei als schnelle und günstige<br />
Mahlzeit (siehe auch Seite 58),<br />
analysiert die GfK. Insgesamt ist<br />
bisher der Marktanteil der Herstellermarken<br />
nur leicht gesunken;<br />
die GfK rechnet aber auch<br />
mit einem Trading-down, also<br />
dem Wechsel der Kunden von der<br />
Hersteller- zur Handelsmarke.<br />
Für die Pizza-Hersteller heißt<br />
das, sie müssen dem Kunden<br />
mehr bieten; sie müssen investieren<br />
in Geschmack, Innova tio nen<br />
und auch in Optik und Design.<br />
aus Weizen-, Dinkel- und Reismehl<br />
sowie oft noch zusätzlich<br />
aus Sauerteig. „Die Pinsa zählt zu<br />
den bedeutendsten Innovationen<br />
des letzten Jahres“, heißt es bei<br />
Dr. Oetker. Auch die Palas (unter<br />
anderem von Point of Pizza, Ideas<br />
for Pizza) werden stärker; dabei<br />
handelt es sich um handgezogene<br />
längliche – dadurch besonders<br />
dünne – Formen, die aussehen,<br />
als kämen sie direkt von der Pizza-<br />
Schaufel. Und der neueste Schrei<br />
könnte die vom türkischen<br />
Schnellimbiss bekannte Pide werden:<br />
Teigschiffchen (von Point of<br />
Pizza oder Einhaus Backwaren)<br />
mit orientalischen Belägen.<br />
Neue Optik für die Truhe<br />
Nestlé Wagner geht jetzt zusätz -<br />
lich den Weg eines Design-<br />
Relaunches und setzt damit auf<br />
dominante Optik. Unter „Original<br />
Wagner“ sollen ab sofort zunächst<br />
die Packungen für Steinofenpizza,<br />
für „Die Backfrische“ und die Piccolinis<br />
einen gut erkennbaren<br />
„Block“ in Truhe und Schrank bilden,<br />
erklärt Nestlé-Wagner-Chef<br />
Norbert Reiter. ◾<br />
Pizza, Pala und Pide kommen<br />
Der Pizzamarkt sei heute so vielfältig<br />
wie nie zuvor, so Dr. Oetker.<br />
Die Bielefelder und auch Wettbewerber<br />
Nestlé Wagner präsentierten<br />
zuletzt Pinsa als neue Alternative.<br />
Bei der Pinsa ist der Teig<br />
Neuauftritt: Wagner mit großem Schriftzug.<br />
Fotos: Adobe Stock, Wagner<br />
84
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Tiefkühlkost / Hersteller<br />
ZUR PERSON<br />
Norbert Reiter hat zum 1. September<br />
2021 den Vorsitz der<br />
Geschäftsführung der Nestlé<br />
Wagner GmbH übernommen.<br />
Reiter ist seit 1997 bei Nestlé<br />
und Pizza-technisch familiär<br />
vorbelastet: Seine Tochter liebt<br />
die Piccolinis über alles.<br />
DAS INTERVIEW FÜHRTE<br />
Andrea Kurtz, die als Verantwortliche<br />
für den Tiefkühl-Star<br />
der LP gerade die Optik der TK-<br />
Truhen im Blick hat.<br />
PIZZA SOLL KRISENFEST WERDEN<br />
Nestlé Wagner geht einen neuen Weg, um mehr Aufmerksamkeit am PoS zu<br />
erzeugen und damit die Kategorie Pizza krisenfester zu machen.<br />
Fotos: Nestlé Wagner, Getty Images<br />
Der Wagner-Block wird künftig deutlich sichtbar.<br />
Was hat Sie zum neuen Design veranlasst?<br />
Norbert Reiter: Das Hauptziel ist: Wir wollen zeitgemäßer<br />
und frischer daherkommen. Es ist eine der wichtigsten<br />
Aufgaben von Markenführung, gerade von Marken<br />
für jedermann, wie es die unserige ist, immer wieder<br />
zu hinterfragen, ob die sehr breite Verwenderschaft<br />
sich nach wie vor mit einer Marke identifizieren kann.<br />
Unsere Marktforschungsstudien haben uns hier den<br />
Weg gewiesen, um gerade die jüngere Zielgruppe mehr<br />
in den Fokus zu nehmen. Ein zweites Ziel ist: unsere<br />
Qualität und unsere nachhaltigen Maßnahmen deutlich<br />
besser herauszustellen.<br />
Was genau haben Sie verändert?<br />
Das neue Design besteht aus einer modernen, klaren<br />
und aufgeräumten Verpackung. Wir bieten auf der<br />
Vorderseite, dem Facing, wie es neudeutsch ja immer<br />
heißt, unter der Dachmarke Original Wagner nur die<br />
relevantesten Informationen, wie das fast in Echtgröße<br />
abgebildete Produkt, die Produktrange, die Sorte und<br />
den Nutri-Score.<br />
Und wie nutzen Sie die Rückseite?<br />
Auf der Rückseite findet sich dann eine Fülle von Informationen,<br />
beispielsweise zu den Maßnahmen zur Klimaneutralität<br />
wie dem Einsatz von Grünstrom in der<br />
Produktion oder der Auswahl von Tomaten.<br />
Wie genau soll das neue Design wirken?<br />
Die Grundbotschaft von Original Wagner ist Authen -<br />
tizität. „Echt“ steht vorn groß auf der Verpackung und<br />
leitet uns ganz stark. Wir wollen zeigen: Wir sind eine<br />
echt gute Pizza. So soll nicht nur das Produkt klar<br />
rüberkommen, sondern wir wollen auch eine aufge -<br />
räumte Struktur in TK-Truhe und -Schrank schaffen.<br />
Gibt es weitere Neuheiten im Zuge des Relaunchs?<br />
Die Qualität ist für uns nach wie vor entscheidend:<br />
Daher werden wir zu 100 Prozent auf Mozzarella statt<br />
Edamer umstellen. Außerdem haben unsere Marktforschungen<br />
gezeigt, dass die Fans unserer Steinofen-<br />
Pizza vor allem klassische Varianten bevorzugen, während<br />
es für die User der Backfrischen auch etwas abwechslungsreicher<br />
und vielfältiger sein darf. Daher<br />
wird es Ende Oktober auch eine Steinofen-Margherita<br />
geben; Randsorten wie Fantastica, Pasta und Lachs-<br />
Spinat werden aus dem Sortiment genommen.<br />
Ab wann und wie genau wird sich die neue Faltschachtel<br />
am PoS präsentieren?<br />
Wir haben mit der Auslieferung der neuen Faltschach -<br />
teln der beiden Marken Original Wagner Steinofen und<br />
Die Backfrische Anfang Oktober <strong>2022</strong> begonnen, sodass<br />
die ersten Pizzen ab Mitte Oktober im Handel<br />
erhältlich waren. Weitere Marken folgen sukzessive in<br />
den kommenden Monaten und im neuen Jahr. ◾<br />
85
Hersteller / Hygienepapiere<br />
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
ZUR PERSON<br />
Petra Ahlendorf verantwortet das<br />
deutsche Consumer-Geschäft von<br />
Kimberly-Clark. Sie ist seit über 20<br />
Jahren im Unternehmen tätig, unter<br />
anderem verantwortete sie viele<br />
Jahre das Marketing der Consumer-<br />
Marken.<br />
Die Country Managerin von Kimberley-Clark setzt auf Differenzierung durch Qualitätsprodukte.<br />
KIMBERLY-CLARK<br />
„Wir setzen<br />
weiterhin auf<br />
Differenzierung<br />
und Mehrwert“<br />
150 Jahre Kimberly-Clark:<br />
In herausfordernden Zeiten<br />
baut das Team um<br />
Country Managerin Petra<br />
Ahlendorf auf Innovation.<br />
Matthias Mahr<br />
Es sind Low-Interest-Alltagsprodukte,<br />
die bei Kimberly-<br />
Clark nun schon seit 150<br />
Jahren im Fokus stehen. Seit 2020<br />
ist nicht nur die Welt der Papierwaren<br />
rund um Kosmetik und<br />
Körperpflege ständigen Herausforderungen<br />
ausgesetzt. Petra Ahlendorf<br />
ist Country Managerin des<br />
US-amerikanischen Hygienear ti -<br />
kelherstellers in Deutschland und<br />
sagt: „Wir stehen auch im kommenden<br />
Jahr weiterhin vor riesigen<br />
Herausforderungen im Spannungsfeld<br />
zwischen Inflation und<br />
Instabilität der Nachfrage.“ Der<br />
deutsche Markt sei derzeit durch<br />
hohe Energie- und Transportkos -<br />
ten geprägt, Kimberly-Clark habe<br />
als weltweit aufgestelltes Unternehmen<br />
den Vorteil eines breiten Ländermixes<br />
mit Produktionswerken<br />
in Italien, Frankreich, Tschechien<br />
und England.<br />
In Wachstum investiert<br />
Die Umsätze mit Papierwaren im<br />
Bereich der Kosmetik und Körperpflege<br />
sind im August <strong>2022</strong><br />
laut GfK Consumer Index um<br />
20,3 Prozent im Verhältnis zum<br />
Vorjahresmonat gestiegen, und<br />
von Januar bis August <strong>2022</strong> ergab<br />
sich auch noch ein deutlicher<br />
Mehrumsatz von 12,7 Prozent. Die<br />
höchsten Zuwächse im August erzielten<br />
Kosmetik tücher trocken<br />
und feucht (+38,3 %), Toilettenpapier<br />
trocken (+34,9 %), Küchenrollen<br />
(+30,5 %) und Papier taschen -<br />
tücher (+21,9 %). Bei Toilettenpapier<br />
trocken und bei den<br />
Küchenrollen treibe vor allem das<br />
Markengeschäft in den Discoun -<br />
tern das Wachstum an, heißt es<br />
bei den Nürnberger Marktfor -<br />
schern.<br />
Hier setzt Ahlendorfs Team<br />
an: Mit Produktneuheiten für die<br />
wachsenden Segmente Küchenrollen,<br />
XXL-Kosmetiktücher in<br />
Boxen sowie einem neuen 4-lagigen<br />
Premium-Toilettenpapier als<br />
Ergänzung zum bereits bestehenden<br />
feuchten wollen sich die Hygienepapierspezialisten<br />
Marktanteile<br />
in Deutschland sichern.<br />
„Mit dieser Spreizung von der persönlichen<br />
Pflege hin zur Haushaltspflege<br />
wollen wir den kaufkräftigen<br />
Kunden im Handel die<br />
Möglichkeit geben, eine ganzheitliche<br />
Pflege unter unserem Markendach<br />
zu erhalten“, erklärt die<br />
Country Managerin, Nachhaltigkeit<br />
inklusive: „Durch Verpa -<br />
ckungsoptimierungen haben wir<br />
bereits tonnenweise Plastik eingespart!“<br />
◾<br />
Feucht punktet beim Verbraucher.<br />
Fotos: Kimberly-Clark<br />
86
20. – 29. Januar 2023<br />
Internationale Grüne Woche Berlin<br />
Berlin ExpoCenter City<br />
Grown<br />
together
Hersteller / Nonfood<br />
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Gebeutelte Nonfood-Branche: Der Haushaltswaren-Absatz<br />
stockt, die Pfannen stapeln sich im Lager. Welche Produkte noch<br />
gesucht werden, zeigt das Tracking digitaler Handzettel. Matthias Mahr<br />
Mit Pfannen ist derzeit kein Absatzplus zu generieren. Die Märkte sind gesättigt.<br />
Vom Renner zum Penner<br />
104<br />
Prozent legten die<br />
Ausgaben der Verbraucher<br />
bei Heizlüftern<br />
und kleinen<br />
Öfen im ersten<br />
Halbjahr zu.<br />
Quelle: GfK<br />
Consumer Panel<br />
Nonfood<br />
Produkte rund um die Themen Homeof fi -<br />
ce, Kochen, Zeitvertreib sowie Fitness/<br />
Health waren während der Pandemie gefragt<br />
wie nie. Bei Nonfood-Artikeln profitierten<br />
besonders der <strong>Lebensmittel</strong>einzelhandel und<br />
das SB-Warenhaus von den Lockdowns im Jahr<br />
2020. Zahlen des GfK Consumer Panel Nonfood<br />
belegen das: Im Vergleich der 1. Halbjahre 2019<br />
und 2021 gaben die Verbraucher <strong>18</strong>,1 Prozent<br />
mehr im LEH für Nonfood aus, online lag mit 72<br />
Prozent Ausgabensteigerung weit vorn. Doch<br />
<strong>2022</strong> hat sich der Wind gedreht, er bläst den Corona-Rennern<br />
wie Pfannen und Küchenhelfern<br />
jetzt mächtig entgegen.<br />
Die Warengruppen rund ums Kochen verzeichnen<br />
ein Minus in Höhe von deutlich über<br />
20 Prozent, Nonfood ganz allgemein hat im LEH<br />
einen Ausgabenrückgang von <strong>18</strong> Prozent zu<br />
verzeichnen, berichtet Martin Langhauser, Director<br />
Retail bei der GfK, der LP. Die wichtigste<br />
Erkenntnis: Auch der Onlinehandel ist im Negativtrend,<br />
die Dienstbotenmentalität verliert sich,<br />
die Innenstadt atmet auf, weil die Frequenz zurückkommt.<br />
Die neu entdeckte Lust auf Reisen,<br />
Feiern und Ausgehen verschiebt die Nachfrage:<br />
Koffer und Reisetaschen entwickeln sich mit<br />
plus 112 Prozent von null auf hundert, und auch<br />
Geschenk- und Partyartikel sind wieder gefragt<br />
(plus 32 Prozent). Die Energiekrise sorgt für<br />
neuen Absatz: Öfen und Heißluftgeräte laufen<br />
bestens, 104 Prozent beträgt hier das Absatzplus.<br />
Digitale Messung der Konsumlaune<br />
Der Blick in den GfK-Rückspiegel ist erkenntnis -<br />
reich, aber wie sieht es aktuell aus? Bonial agiert<br />
nach eigenen Angaben als führender Drive-to-<br />
Store-Marketing-Partner sowie Innovationstrei -<br />
ber der digitalen Handelskommunikation. Die<br />
Fotos: Adobe Stock, Getty Images<br />
88
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Nonfood / Hersteller<br />
Nach der Rückkehr des<br />
sozialen Lebens sind auch<br />
Haarstyling-Geräte aktuell<br />
wieder stark nachgefragt und<br />
konnten ihren Umsatz im<br />
ersten Halbjahr <strong>2022</strong> um <strong>18</strong><br />
Prozent steigern, wie die<br />
Gesellschaft zur Förderung<br />
der Unterhaltungselektronik<br />
(GFU) meldet. Dies lässt sich<br />
über alle Segmente hinweg in<br />
einem ähnlichen Ausmaß<br />
beobachten: So verzeichnen<br />
Warmluft-Styler im Vergleich<br />
zum ersten Halbjahr 2021 ein<br />
Umsatzplus von 17 Prozent,<br />
Lockenstäbe steigerten ihren<br />
Umsatz um 22 Prozent, und<br />
auch Glätteisen legten um <strong>18</strong><br />
Prozent zu.<br />
Black Weeks und das Weihnachtsgeschäft<br />
verliefen<br />
bereits in den Jahren 2020<br />
und 2021 im stationären<br />
Handel enttäuschend, zeigen<br />
Zahlen des GfK Nonfood-<br />
Wochenradars, die deutlich<br />
unter den Erwartungen lagen.<br />
Unter Inflationsbedingungen<br />
lässt sich da für die abverkaufsstärksten<br />
Wochen des<br />
Jahres nichts Gutes erahnen.<br />
Springer-Tochter verbindet Verbraucher mit<br />
stationären Geschäften und ermöglicht Handel<br />
und Industrie, Angebote rund um die Uhr in der<br />
digitalen Welt zu kommunizieren und auszuwerten.<br />
Klickraten sowie -daten zeigen mögliche<br />
Absatztrends über alle Vertriebskanäle früh auf.<br />
Bei Nonfood ergab sich bereits früh im aktu -<br />
ellen Jahr ein völlig verändertes Bild: Anders als<br />
im Food-Bereich gibt es durch die inflationsbe -<br />
dingte Sparneigung deutlich mehr Verlierer als<br />
Gewinner. Bei den Gewinnern sind es die Themen,<br />
die zur Energiekrise passen (Solar: plus 23<br />
Prozent, Thermostat: plus 15 Prozent, Heizstrah -<br />
ler: plus 12 Prozent). Auch kleinere Dekoartikel<br />
wie Kerzen haben in Summe nach Bonial-Anga -<br />
ben derzeit einen Uplift von 245 Prozent. „Die<br />
Konsumenten machen sich aktuell also eher die<br />
kleine Freude in den eigenen vier Wänden statt<br />
großer Anschaffungen“, erklärt Bonial- Chief-<br />
Commercial-Officer Florian Reinartz die Kennzahlen.<br />
Seine Daten basieren auf den Interaktio -<br />
nen der über 10 Mio. Shopping-affinen Nutzer<br />
auf den Bonial-Plattformen „Kaufda“ und „Mein<br />
Prospekt“. Sämtliche Daten stammen vom inter -<br />
nen Tracking der Prospektöffnungen, Produktklicks,<br />
Shoppinglists oder Suchanfragen.<br />
Die Flop-Top-Ten<br />
Es sind unzählige Nutzer-Aktivitäten, die ein<br />
sehr valides Bild des Marktes wiedergeben, da<br />
Bonial 1 : 1 das User-Verhalten abbildet. Bei Baumarktartikeln<br />
hat das Team um Reinartz bereits<br />
im Sommer 2021 einen massiven Rückgang der<br />
digitalen Neugier festgestellt. Bis September<br />
<strong>2022</strong> gab es gegenüber dem Vorjahreszeitraum<br />
minus 33 Prozent. Wenn es um Nonfood geht,<br />
gehören <strong>2022</strong> bislang Discounter (plus 27 Prozent)<br />
und Supermärkte (plus 11 Prozent) bei den<br />
generierten Klicks zu den Gewinnern.<br />
Spannend ist dabei ein Blick in die Liste der<br />
„Flop-10-Artikel“ im Nonfood-Sortiment (Januar<br />
bis September 2021/<strong>2022</strong>): Pools sind nicht mehr<br />
gefragt (minus 39 Prozent), Fernseher (minus 38<br />
Prozent), Gefrierschränke (minus 35 Prozent),<br />
Geschirrspüler (minus 29 Prozent), Kaffeemaschi -<br />
nen (minus 20 Prozent), Grills (minus <strong>18</strong> Prozent)<br />
folgen auf den Plätzen. Der Homing-Trend ist<br />
abgeebbt, auch Besteck (minus 17 Prozent), Bohrmaschinen<br />
(minus 17 Prozent), Matratzen (minus<br />
14 Prozent) und Pfannen (minus 12 Prozent)<br />
fin den immer weniger Abnehmer. Mit Blick auf<br />
das Segment Kochgeschirr und Haushaltsklein -<br />
geräte fällt auf, dass gerade die Marken der Kategorie<br />
an Suchvolumen verlieren: WMF steht mit<br />
minus 21 Prozent vorn, gefolgt von Tefal (minus<br />
14) und Zwilling (minus 3).<br />
„Wir merken anhand der Plattformnutzung,<br />
dass die Inflation die Konsumlaune für Nonfood-<br />
Produkte drückt, weil die Sparneigung deutlich<br />
zugenommen hat. Mit unserer steigenden Reichweite<br />
auf der Plattform wollen wir im nächsten<br />
Jahr wieder das Interesse an Nonfood-Produkten<br />
steigern“, betont der Bonial-CCO. ◾<br />
Elo zahlt Fackelmann<br />
Brands aus<br />
Nach nur zwei Jahren endete<br />
die Beteiligung des Minderheitsgesellschafters<br />
Fackelmann<br />
Brands aus Hersbruck<br />
bei Elo Stahlwaren, Spabrücken.<br />
Bereits Anfang des<br />
Jahres hat Elo die Gesellschaftsanteile<br />
zurückgekauft,<br />
bestätigt Elo-Geschäftsführer<br />
Marcus Grünewald auf Anfrage<br />
der LP. Da eine Überkreuz -<br />
beteiligung nicht möglich<br />
gewesen sei und in der strate -<br />
gischen Ausrichtung konträr<br />
gedacht wurde, habe Elo sich<br />
für diesen Schritt entschieden.<br />
Mit der strategischen Partnerschaft<br />
hatte Fackelmann 2020<br />
sein bestehendes Produktportfolio<br />
um Kochgeschirr ergänzen<br />
wollen. Neben der damals<br />
beschlossenen Vertriebskooperation<br />
sollten bestmögliche<br />
Synergien für beide Unternehmen<br />
geschaffen werden. Nach<br />
Aussagen Grünewalds besteht<br />
die Vertriebspartnerschaft fort.<br />
Das aktuelle Jahr laufe bei Elo<br />
dem Markt entsprechend mit<br />
einem leichten Umsatzrückgang.<br />
Die Lager seien gut<br />
gefüllt, die Elo-Topf-Sets wurden<br />
zuletzt äußerst günstig in<br />
Globus-Aktionen beworben.<br />
Van Well geht an<br />
AEM Tableware<br />
Branchenkennern zufolge hat<br />
die TW Tableware Holding<br />
zum 1. Juli das Handelsunternehmen<br />
Van Well in Krefeld<br />
übernommen, das mit Trends<br />
aus Porzellan und Glas vor<br />
allem im SB-Warenhaus eine<br />
bedeutende Rolle spielt. TW ist<br />
Teil der AEM Unternehmerkapital<br />
aus München und hat<br />
sich auf den Erwerb, das<br />
Hal ten und Verwalten sowie<br />
die Veräußerung von Beteiligungen<br />
insbesondere an<br />
Unternehmen aus dem Bereich<br />
des Groß- und Einzelhandels<br />
mit Porzellan, Glas, Kristall<br />
und Keramik sowie das<br />
Erbringen von Service- und<br />
Managementleistungen spezialisiert.<br />
89
Warenverkaufskunde Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
BÜHNE FREI FÜR DEN<br />
BUNTBARSCH<br />
Forellen und Karpfen, aufgepasst: Der Buntbarsch wird in<br />
Deutschland als Speisefisch immer beliebter und bereits hier<br />
gezüchtet. Eine kurze Vorstellung. Markus Heine<br />
pien zeigen sich von Natur aus sehr widerstandsfähig<br />
gegenüber Krankheitserregern,<br />
sodass in der Zucht meist auf<br />
den Einsatz von Antibiotika und anderen<br />
Medikamenten verzichtet werden<br />
kann. Untersuchungen des Max-Rub -<br />
ner-Instituts bestätigen diesen poten -<br />
ziellen Verkaufsvorteil.<br />
1.000 Arten<br />
umfasst die Familie der Cichlidae<br />
(Buntbarsche), zu der mehr als<br />
50 Tilapia-Arten gehören.<br />
Zu den beliebtesten Speisefischen<br />
aus dem Süßwasser gehören<br />
Karpfen, Regenbogen- und<br />
Lachs forelle. Der diesen Bericht so prominent<br />
einleitende Buntbarsch dürfte<br />
die Rangliste zwar nicht durcheinan -<br />
derwirbeln, für den hiesigen Handel jedoch<br />
immer wichtiger werden.<br />
„In Deutschland nimmt das Interesse<br />
an nachhaltig erzeugtem Buntbarsch<br />
signifikant zu“, erklärt Petra Weigl, Geschäftsführerin<br />
von Regal Springs Eu -<br />
rope. Zwar gebe es bei einigen Einkäufern<br />
noch Vorbehalte, da der Fisch unter<br />
dem Namen Tilapia bereits einmal<br />
mit geringem Erfolg in den Markt eingeführt<br />
wurde, diverse Umfragen zeigten<br />
jedoch, dass deutsche Verbraucher<br />
keine Berührungsängste mehr hätten.<br />
In den USA und in Großbritannien gehört<br />
der Buntbarsch bereits zu den beliebtesten<br />
Speisefischen.<br />
Im Handel wird der ursprünglich<br />
aus Afrika stammende Süßwasserfisch<br />
unter den Namen Tilapia oder Buntbarsch<br />
angeboten. Biologisch gesehen<br />
gehören Tilapien zur Familie der Buntbarsche<br />
(Cichlidae), nach dem Karpfen<br />
stellen sie weltweit die zweitwichtigste<br />
Art in der Zucht dar. Wildfänge sind die<br />
Ausnahme, in der Regel stammt die erhältliche<br />
Ware aus Aquakulturen. Tila-<br />
Schmeckt fast wie Kabeljau<br />
Buntbarsche haben festes weißes<br />
Fleisch, ein mild-nussiges Aroma und<br />
eignen sich für alle Zubereitungsarten.<br />
„Die Qualität ist durchaus mit gutem<br />
Kabeljau zu vergleichen, aber zu einem<br />
deutlich attraktiveren Preis“, betont Petra<br />
Weigl. „Zudem gibt es bei Buntbarschen<br />
keine Saisonalität, sodass ihr<br />
Preis stabiler und leichter zu kalkulieren<br />
ist.“<br />
Mittlerweile werden Buntbarsche<br />
auch in geschlossenen<br />
Kreislaufanlagen in Deutschland<br />
gezüchtet und frisch in einigen<br />
Rewe-Märkten verkauft. Der Clou:<br />
Die Fisch-Ausscheidungen dienen<br />
gleichzeitig als Dünger für das Ziehen<br />
von Basilikum. Auf dem Dach<br />
des Green-Farming-Marktes von Rewe<br />
in Wiesbaden-Erbenheim werden so<br />
jährlich etwa zehn Tonnen Buntbarsche<br />
gezüchtet, die an mehr als 20<br />
Märkte in der Region verkauft werden.<br />
Nicolas Leschke, Gründer von ECF<br />
Farmsystems, ist zufrieden mit dem Absatz:<br />
„Die Kunden waren und sind sehr<br />
neugierig auf unseren Landeshauptstadtbarsch,<br />
es gibt bereits eine kleine<br />
Fanbase.“ Beste Argumente für den<br />
Kauf seien gezielte Werbung und ein<br />
guter Verkäufer an der Fischtheke.<br />
Je nach Art sind<br />
Tilapien unterschiedlich<br />
gefärbt.<br />
Sie werden bis zu vier<br />
Kilo schwer, bleiben<br />
meist jedoch kleiner.<br />
Bilder zur Zucht<br />
sehen Sie hier<br />
Fotos: Getty Images, Adobe Stock<br />
90
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Warenverkaufskunde<br />
BUNTBARSCH – SCHNITT FÜR SCHNITT<br />
Filet<br />
Traditioneller Schnitt, hinter dem<br />
Kopf und seitlich des Körpers,<br />
parallel zur Rückengräte.<br />
Rückenfilet<br />
Festes und grätenfreies Filetstück,<br />
aus dem Rücken geschnitten.<br />
Bauchlappen<br />
Filetportionen<br />
Das die Bauchhöhle umgebende Fleisch<br />
wird in Deutschland selten angeboten,<br />
gilt in Asien aber als Delikatesse.<br />
Kleiner Schnitt unterhalb<br />
der Wirbelsäule und<br />
hinter der Brustflosse.<br />
Nährwerte<br />
durchschnittliche Angaben für 100 g<br />
384 kJ<br />
91 kcal<br />
1,2 g<br />
0 g<br />
20 g<br />
0,1 g<br />
Energie<br />
Fett<br />
Kohlenhydrate<br />
Eiweiß<br />
Salz<br />
Quelle: Regal Springs<br />
davon 0,4 g<br />
gesättigte<br />
Fettsäuren<br />
davon 0,0 g<br />
Zucker<br />
Wichtigste Speisefische aus deutscher Aquakultur (2021)<br />
5.786<br />
4.610<br />
Erzeugte Menge in Tonnen<br />
Anzahl der Betriebe<br />
808<br />
1.487<br />
1.926<br />
249<br />
1.714<br />
154<br />
1.160<br />
11<br />
Regenbogenforelle<br />
Gemeiner Karpfen<br />
Lachsforelle<br />
Elsässer Saibling<br />
Europäischer Aal<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt © <strong>2022</strong> BLE<br />
91
Neue Produkte<br />
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
NEUE PRODUKTE<br />
JETZT NEU!<br />
Von der Industrie für den Handel: Die <strong>Lebensmittel</strong><br />
<strong>Praxis</strong> stellt die interessantesten Produktneuheiten vor.<br />
Speisekammer<br />
Wald<br />
Trendgebinde Glas<br />
Gerolsteiner bietet ab Ende November<br />
sein Mineralwasser Naturell<br />
in der 0,33-Liter-Longneck-<br />
Glas-Mehrwegflasche an.<br />
Das Green-Tech-Start-up<br />
Forest Garden Labs aus<br />
Hamburg entdeckt die<br />
Buchecker aus heimischen<br />
Wäldern neu und stellt<br />
daraus nachhaltige Öle,<br />
Pestos, Würzsalze und<br />
Würzöle in verschiedenen<br />
Varianten her.<br />
Für Naschkatzen<br />
Der rosa-weiße Pfefferminz-Bruch<br />
von Lühders hat ein neues Erscheinungsbild.<br />
Die 155-Gramm-<br />
Tüte für 1,49 Euro sorgt für Rummelplatzfeeling<br />
im Regal.<br />
„Bucheckern, Früchte der Rotbuche,<br />
fallen im September vom Baum. Die<br />
Nüsschen sind roh schwach giftig,<br />
aber verarbeitet eine tolle Sache.“<br />
Pflanzen-Gouda<br />
Vandersterre Holland launcht mit<br />
Max&Bien pflanzenbasierte Käse-<br />
Spezialitäten für die Theke.<br />
Reiner Mihr, Chefredakteur <strong>Lebensmittel</strong> <strong>Praxis</strong><br />
Pittiplatsch für Groß & Klein<br />
BRLO, Gastronomie- und Brauereibetrieb<br />
aus Berlin, kommt mit<br />
der Pittiplatsch Fassbrause in Bioqualität<br />
in der 0,33-Liter-Longneck<br />
für 1,29 Euro UVP zuzüglich<br />
Pfand auf den Markt.<br />
Fotos: Forest Garden Labs, Gerolsteiner, Vandersterre, Lühders<br />
92
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Aktionen<br />
Touchdown<br />
in Germany<br />
Ch<br />
io ist<br />
ab sofo<br />
fort<br />
off<br />
ffiz<br />
izie<br />
iell<br />
ller<br />
Spon<br />
onso<br />
sor de<br />
r NFL,<br />
die<br />
ab<br />
di<br />
esem<br />
em Jah<br />
r auch<br />
ers<br />
rstm<br />
tmal<br />
s<br />
Spie<br />
iele<br />
in De<br />
ut<br />
schl<br />
and aus-<br />
träg<br />
ägt.<br />
AKTIONEN<br />
NUR KURZ!<br />
Schaffen Sie Kaufanreize: Aktionen,<br />
On-Pack-Promotions oder Verkostungen<br />
im Markt – immer ein Blickfang.<br />
Schokoladige Auszeit<br />
Nestlé launcht als Limited Edition<br />
unter der Marke Starbucks Signature<br />
Chocolate die Variante<br />
Toffee Nut. Das Kakaoge tränk<br />
kom biniert Toffee mit Noten gerösteter<br />
Nüsse.<br />
Geschenkideen fürs Fest<br />
Liebhaber von Ballantine’s Finest<br />
können sich über ein Longdrink-<br />
Glas on top bei der Pernot-<br />
Ricard-Winterpromotion freuen.<br />
Fotos: Adobe Stock, Nestlé Deutschland AG, Pernot Ricard Deutschland<br />
Das erste Spiel der US-amerikanischen<br />
Profiliga National Football League<br />
(NFL) in Deutschland findet am 13. November<br />
in München statt. Viele Fans<br />
fiebern dem Spiel entgegen.<br />
Cornelia Hansmann, Redaktion <strong>Lebensmittel</strong> <strong>Praxis</strong><br />
Für echte Trüffelfans<br />
Alpenhain launcht ab November<br />
für den Aktionszeitraum der Festtagswochen<br />
die Camembert<br />
Creme Schwarzer Trüffel.<br />
93
Gala<br />
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Reiner Mihr – der LP-Chefredakteur<br />
führte durch die Sitzung und stellte die<br />
neue Heftlinie vor.<br />
Sonja Lischka – leitet mit ihrem Mann drei Rewe-Märkte in Landsberg.<br />
DIE ZUKUNFT IM BLICK<br />
Geballte Handelskompetenz: Mitte Oktober traf sich<br />
der LP-Redaktionsbeirat in Münster. Das Fazit: Die<br />
Zeiten sind herausfordernd, aber ebenso spannend.<br />
Jan Meifert –<br />
geschäftsführender<br />
Inhaber von<br />
Edeka Meyer’s in<br />
Neumünster.<br />
Dirk Goerzen – selbstständiger<br />
Edeka-Kaufmann aus Koblenz.<br />
Uli Budnik – Dortmunder Rewe-Kaufmann mit<br />
jahrzehntelanger Handelserfahrung.<br />
Fotos: Markus Heine<br />
94
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Gala<br />
Sulaf Ahmed (l.) und Jonas Meyer –<br />
Reweaner aus Berlin und<br />
Edekaner aus Nenndorf, zum<br />
ersten Mal dabei und guter Laune.<br />
Tatort Münster – nach der Sitzung<br />
gab es eine historische Stadtführung<br />
durch die Münsteraner Innenstadt.<br />
„Der Handel muss mehr tun,<br />
um Personal zu binden.“<br />
Uli Budnik, Rewe-Kaufmann<br />
Dr. Ludger Schulze Pals (l.) – Geschäftsführer des LPV.<br />
Redaktion trifft Handel – der Beirat wird zukünftig zweimal im Jahr tagen<br />
und in unterschiedlichen Konstellationen zusammentreffen.<br />
95
Powerfrau<br />
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
FRAUENPOWER<br />
Führungsstil Führen heißt, zu<br />
überzeugen, glaubt Körner. Die<br />
Kür sei es, das Handeln an den<br />
eigenen Werten auszurichten.<br />
Ehrlichkeit, Hilfsbereitschaft,<br />
Offenheit und Vertrauen seien<br />
gute Weggefährten. „Wer es<br />
langfristig schafft, sich selbst<br />
treu zu bleiben, Dialoge zu fördern<br />
und mit Wissen zu überzeugen,<br />
kann etwas bewegen“,<br />
so die Managerin.<br />
Mit Empathie<br />
punkten<br />
Unsere aktuelle Powerfrau Barbara Körner<br />
ist Geschäftsführerin der Coca-Cola GmbH<br />
und Präsidentin der Wirtschaftsvereini -<br />
gung alkoholfreie Getränke. Seit 2021 verantwortet<br />
sie zudem auf europäischer Konzernebene<br />
den Bereich Industry & Regional<br />
Trade Groups Engagement.<br />
Großkonzern: Egal ob Kleinstunternehmen<br />
oder Großkon -<br />
zern, es komme auf die Gestal -<br />
tung an, so Körner. Jeder Mitarbeitende<br />
übernehme Führungsaufgaben<br />
und damit auch<br />
Verantwortung im Kleinen wie<br />
im Großen. „Am Ende steht der<br />
Erfolg, der nur mittels Zusam -<br />
menarbeit und klarer Ziele erreicht<br />
werden kann.“<br />
Nur wer sich<br />
bewegt,<br />
kann etwas<br />
ändern.<br />
Interessen Barbara Körner<br />
lässt sich gern von allem, was<br />
ihre Kreativität, ihre Ausdauer<br />
und ihren Wissensdurst fördert,<br />
begeistern. Das Interesse<br />
für Musik und Literatur ist sehr<br />
groß. Auch das Miteinander<br />
mit der Familie, den Freunden<br />
und engen Vertrauten berei -<br />
chere das eigene Leben.<br />
Vorbild „Mein Vater. Er hat<br />
mich gelehrt, den Respekt gegenüber<br />
jedem Menschen zu<br />
wahren und sich für ein wertschätzendes<br />
Miteinander starkzumachen.“<br />
Zugleich gelte es<br />
auch, sich diesen Respekt<br />
selbst entgegenzubringen.<br />
Barbara Körner<br />
Geschäftsführerin Coca-Cola<br />
GmbH und Präsidentin der<br />
wafg in Berlin<br />
Foto: Coca-Cola/Wolf Lux<br />
96
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Vorschau / Impressum<br />
In Ausgabe<br />
19/<strong>2022</strong><br />
Renner:<br />
PdJ <strong>2022</strong><br />
Die Produkte des<br />
Jahres, kurz: PdJ:<br />
Wir stellen Ihnen<br />
die aktuellen<br />
Kundenlieblinge<br />
im Regal und ihre<br />
Erfolgsrezepte vor.<br />
Impressum<br />
72. Jahrgang<br />
LPV GmbH, Amtsgericht Münster HRB 16530<br />
Hülsebrockstraße 2–8, 48165 Münster<br />
Rechnungseingang bitte per E-Mail: rechnungseingang@lp-verlag.de<br />
Redaktionsadresse: Postfach <strong>18</strong> 61, 56508 Neuwied,<br />
Niederbieberer Straße 124, 56567 Neuwied<br />
Telefon 0 26 31 / 879-0<br />
E-Mail: kontakt@lebensmittelpraxis.de<br />
Internet: www.lebensmittelpraxis.de<br />
LEBENSMITTEL PRAXIS<br />
Chefredaktion: Reiner Mihr, rm (-127); V.i.S.d.P.<br />
Stellvertreter:<br />
Andrea Kurtz, ak (01 52 / 22 57 63 81);<br />
Markus Wörmann, wm (01 51 / 23 47 68 98)<br />
Schlussredaktion: Schlussredaktion.de<br />
Redaktion: Tobias Dünnebacke, td (-132);<br />
Manuel Glasfort, mgl (0 25 01 / 801-87 88);<br />
Markus Heine, mh (01 60 / 91 76 62 40); Jens Hertling, jh (-121);<br />
Susanne Klopsch, sk (-126); Elena Kuss, kss (-120);<br />
Matthias Mahr, mm (0160/93304915);<br />
Heidrun Mittler, mi (0 26 52 / 98 96 11);<br />
Wibke Niemeyer, win (0 25 01 / 801-15 38);<br />
Bettina Röttig, br (0 26 31 / 8 79-131);<br />
Christina Steinhausen, cs (01 52 / 22 57 63 80);<br />
Dr. Silke Wartenberg, sw (02 28 / 36 03 99 94)<br />
Redaktionsassistenz: Cornelia Hansmann (-162), Dorothee Herold (02501/801-6171)<br />
Fotos: Tratnik, Santiago Engelhardt, Getty Images<br />
In Ausgabe<br />
20/<strong>2022</strong><br />
In Ausgabe<br />
01/2023<br />
Aktionen<br />
ziehen<br />
Süßwaren und Co:<br />
ein Überblick<br />
über die erfolgreichsten<br />
Promo -<br />
tions und Zweitplatzierungen<br />
der<br />
letzten Monate.<br />
Trends<br />
des Jahres<br />
Was kommen wird:<br />
Zum neuen Jahr<br />
schauen wir wieder<br />
gemeinsam mit<br />
Industrie und<br />
Handel in die<br />
Glaskugel.<br />
Freie Mitarbeit: Elke Häberle, Thomas Klaus, Bernd Liening, Brigitte Oltmanns,<br />
Silvia Schulz, Dr. Friederike Stahmann, Hedda Thielking, Rolf Schlipköter<br />
Layout: Carsten Hoppen (-114); Anne Kremer (-172);<br />
Claudia Krumm (-169); Elfriede Münk (-115);<br />
Benjamin Richter (-136); Nina Vahrenkampf (-116)<br />
Layoutkonzept: Anja Steinig, Marianna Weber<br />
ABO-VERTRIEB<br />
LV-Service-Center, 0 25 01 / 8 01 44 82,<br />
E-Mail: vertrieb@lp-verlag.de<br />
Die LP erscheint mit 20 Ausgaben im Jahr.<br />
Redaktions- und Anzeigenschluss 16 Tage vor Erscheinen.<br />
Objektleiter/Veranstaltungen: Wolfgang Seger (-1<strong>18</strong>);<br />
Carmen Hasbach (-129); Marc Linnig (-166)<br />
LPV GmbH<br />
Geschäftsführung: Dr. Ludger Schulze Pals<br />
Mitglieder der Geschäftsleitung: Torsten Zelleröhr, Wolfgang Seger, Reiner Mihr<br />
ANZEIGEN<br />
Leiter Media Sales: Torsten Zelleröhr (-144)<br />
Mediaberatung: Birgit Schuld (-143), Judith Schuhmacher (-210),<br />
Irene Schaible (-208)<br />
Anzeigenverwaltung: Dorothe Scherer (-146), Christiane Bock (-133)<br />
Online: Regina Kofler ( -194)<br />
Anzeigenvertretungen:<br />
Nielsen 1 + 5, 6, 7 Verlagsvertretung, Volker Geuer<br />
+ Dänemark: Röpckes Mühle 2, 25436 Uetersen<br />
Telefon 0 41 22 / 9 99 79-11<br />
Nielsen 2, 3a + Niederlande: Holger Grossmann c/o RegioSales Solutions<br />
Graf-Recke-Str. <strong>18</strong>, 40239 Düsseldorf<br />
Telefon 01 75 / 6 33 07 82, Telefon 02 11 / 55 85 60<br />
Nielsen 3b + 4: medienvertretung.annette.weller<br />
Carl-Orff-Weg 3, 82008 Unterhaching<br />
Telefon 0 89 / 54 84 35 04<br />
Nielsen 2, 3a,<br />
Österreich + Schweiz: Cornelia Tahotny – Crossmedia, Telefon 02 02 / 76 90 26 04<br />
Gültiger Anzeigentarif vom 1.1.<strong>2022</strong><br />
BEZUGSPREISE<br />
Inland: jährlich gegen Rechnung oder im Lastschriftverfahren 45,00 €<br />
Ausland: jährlich gegen Rechnung 75,00 €<br />
Preis für ein Einzelheft: 4,90 €<br />
E-Paper: 24,00 €, Upgrade E-Paper: 5,20 €<br />
Alle Preise inkl. Versandspesen. Inlands-Bezugspreise inkl. 7 % MwSt.<br />
Bank: Volksbank IBAN: DE86 4036 1906 1071 6969 01;<br />
Münsterland Nord eG BIC: GENODEM 1IBB<br />
Gläubiger-ID: DE90 ZZZ0 0000 37 69 40<br />
Kein Anspruch auf Rückgabe des Bezugsgeldes bei Ausfall der Lieferung durch höhere Gewalt.<br />
Für die im Handelsverband Deutschland – Der Einzelhandel (HDE) sowie im Bundesverband des Deutschen <strong>Lebensmittel</strong><br />
handels (BVLH) organisierten Mitglieder im <strong>Lebensmittel</strong>einzelhandel ist der Bezug im Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />
Für die fördernden Mitglieder des EHI Retail Institute ist der Bezug im Förderbeitrag enthalten.<br />
Für Mitglieder der Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie Getränke (wafg) ist der Bezug im Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />
Nachdruck: Kein Teil dieser Zeitschrift darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages vervielfältigt oder verbreitet werden.<br />
Unter dieses Verbot fallen insbesondere die gewerbliche Vervielfältigung per Kopie, die Aufnahme in elektronische Datenbanken<br />
und die Vervielfältigung auf CD-ROM.<br />
Dierichs Druck+Media GmbH & Co. KG, Frankfurter Straße 168, 34121 Kassel, Tel. 05 61 / 6 02 80-0<br />
ISSN 0023-9992.<br />
5297<br />
97
Kolumne<br />
Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />
Elena Kuss auf dem Weg zum Supermarkt mit Baby in der Trage.<br />
Unterwegs mit ...<br />
Redakteurin Elena Kuss hatte mit Baby<br />
keinen Spaß beim Einkaufen. Bis jetzt.<br />
Mein Baby schreit. Sehr laut. Im Supermarkt.<br />
Klischee? Jawohl! Aber eben auch immer noch<br />
Realität. Für wahrscheinlich die meisten Eltern.<br />
Nach dem zweiten Einkauf mit meinem Sohn habe ich eigentlich<br />
ziemlich schnell kapituliert. Und bestelle meine<br />
<strong>Lebensmittel</strong> seitdem online. Ganz einfach per Smartphone,<br />
während der Kleine friedlich schläft.<br />
Letzte Woche habe ich das Frank Schübel, Geschäftsführer<br />
von Teekanne, erzählt. Wir hatten uns für ein Interview<br />
verabredet – natürlich online (S. 48). „Der digitale Kanal<br />
ist bequemer, aber der Supermarkt bietet mehr Inspiration“,<br />
kommentierte Schübel meine Erzählung. Im<br />
Teams-Bild kann ich sehen, wie der Manager seine Augenbrauen<br />
hebt: „Das darf man nie vergessen.“ Inspiration?<br />
Für Eltern sicher nicht, denke ich. 130 verschiedene Artikel<br />
auf einen Blick. Dazu Musik. Und dann der Endgegner<br />
Kasse. Auch wenn es schon seit mehr als zehn Jahren<br />
quengelfreie Zonen gibt: Ohne Kind fühlen sich zwei Minuten<br />
in der Warteschlange vor der Kasse vielleicht wie<br />
vier an, mit schreiendem Baby verzehnfacht sich der Wert!<br />
Schneller, und zwar alles<br />
Warum gibt es also nicht mehr Schnellkassen, kassenlose<br />
Märkte oder zumindest Selfscanning? Niemand wartet gerne<br />
an der Kasse! Meine Freundin widerspricht mir, als ich<br />
sie später anrufe: „Ich quatsche sogar manchmal noch mit<br />
der Kassiererin oder dem Kassierer.“ Ich bin überrascht.<br />
Schließlich sind wir doch in einer ähnlichen Situation. Sie<br />
ist ein paar Wochen vor mir Mama geworden. „Ehrlich: Einkaufen<br />
mit Baby ist meine Rettung“, sagt meine Freundin.<br />
Ihr falle oft einfach die Decke auf den Kopf. Und auch wenn<br />
es nur Einkaufen sei. „Mir tut das gut“, sagt sie. In dem Moment<br />
wird mir klar, wie einsam man oft als Elternteil eines<br />
Babys ist. Viele frischgebackene Mütter und Väter, die ich<br />
kenne, ziehen sich in die eigenen vier Wände zurück.<br />
Einkaufen gegen Einsamkeit<br />
Online, alles online. Nur weil ich Angst habe, andere zu<br />
stören? Supermärkte sind Treffpunkte. Orte für Austausch<br />
und Begegnung. „Der Bildschirm limitiert“, gibt mir Frank<br />
Schübel am Ende des Interviews noch mit auf den Weg.<br />
Nach dem Gespräch bin ich tatsächlich in den Supermarkt<br />
gefahren. Mit Baby in der Trage. „Da ist ja etwas Lebendiges<br />
in Ihrem Beutel“, sagt ein Mann mit Rollator,<br />
den er gleichzeitig als Einkaufswagen nutzt. „Kuckuck“,<br />
sagt er, und das Lebendige in der Trage<br />
gluckst vor Freude. An diesem<br />
Nachmittag sind mindestens fünf<br />
Produkte in meiner Einkaufstasche<br />
gelandet, auf die ich online nicht aufmerksam<br />
geworden wäre.<br />
Gut für den Kaufmann, aber ganz<br />
ehrlich: auch gut für mich.<br />
ELENA KUSS<br />
lebt mit Mann und Sohn auf dem Land. Sie bestellt<br />
ihre <strong>Lebensmittel</strong> online und auch die Krabbelgruppe<br />
trifft sich über Zoom.<br />
Foto: Elena Kuss (Selfie)<br />
98
Wunsch<br />
erfüller<br />
GUTSCHEIN<br />
GUTSCHEIN<br />
Gutschein-Beispiele<br />
GUTSCHEIN<br />
JETZT<br />
BESTELLEN!<br />
www.bbe-geschenkgutscheine.de<br />
FREUDE<br />
SCHENKEN<br />
Sie wollen Ihren Weihnachtsumsatz sichern und Ihren Kunden das Schenken leichter<br />
machen? Nutzen Sie die BBE media GESCHENKGUTSCHEINE als effizientes<br />
Marketinginstrument! Lassen Sie sich in unserem Webshop inspirieren!<br />
Kontakt: Vertrieb, Telefon: 02631 879-400, E-Mail: info@bbe-media.de