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Lebensmittel Praxis 2022 18

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www.lebensmittelpraxis.de<br />

Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

4. November<br />

Einzelverkaufspreis<br />

4,90 Euro<br />

Flucht nach vorn<br />

Vegan, hybrid,<br />

traditionell<br />

Bratwurst-<br />

Marktführer<br />

Christian Wolf<br />

Seite 68<br />

IM INTERVIEW<br />

TEEKANNE-CHEF<br />

FRANK SCHÜBEL<br />

Der<br />

Winter<br />

wird<br />

schön<br />

heiß<br />

Reise nach Parma<br />

Blick in die<br />

Schatzkammer<br />

Milch und Zeit<br />

machen den Käse<br />

Seite 70<br />

Convenience<br />

Gesund<br />

essen<br />

Trends für<br />

die schnelle<br />

Mahlzeit<br />

Seite 58<br />

Energiekosten<br />

„Sparen ist<br />

angesagt“<br />

Rewe-Händlerin<br />

Sonja Lischka<br />

Seite 6<br />

MUT IN MOERS<br />

Edeka Gerdes stellt<br />

sich der Krise<br />

Seite 26<br />

EINSATZ IN AFRIKA<br />

Mondelez baut<br />

Kakaoprogramm aus<br />

Seite 78<br />

ANGST IN ESSEN<br />

Galeria kämpft weiter<br />

mit roten Zahlen<br />

Seite 36


Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Editorial<br />

Porträts: Barry Davian, Nina Vahrenkampf<br />

NICHT<br />

EGAL<br />

Unilever macht 5 Milliarden Euro Gewinn<br />

im ersten Halbjahr <strong>2022</strong>, ein Plus von 4<br />

Prozent. Coca-Cola steigert seinen weltweiten<br />

Gewinn allein im dritten Quartal 22<br />

um 14 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro.<br />

L’Oréal – mehr Umsatz, mehr Gewinn.<br />

Nestlé schafft das größte Umsatzplus seit<br />

2008 – und macht einen Gewinn im ersten<br />

Halbjahr von über 5 Milliarden Euro,<br />

allerdings ohne Zuwachs. Außerhalb<br />

Europas läuft’s gerade besser, da kann<br />

man die Konzerne nur beglückwünschen.<br />

Trotzdem bleibt ein schaler Beigeschmack,<br />

wenn man erfahren muss, wie<br />

sich Supermarktbetreiber gerade durch<br />

Energiekrise und Lieferengpässe kämpfen<br />

(Seite 6). Wenn internationale Lieferanten<br />

im deutschen Handel höhere Preise wollen<br />

als in anderen Ländern, frag ich mich<br />

schon: Richtig so? Nicht falsch verstehen:<br />

Der <strong>Lebensmittel</strong>handel kann auch<br />

was ab – er hat in den letzten Jahren verdient<br />

wie nie. Krisengewinnler bekommen<br />

keine Sympathie. Und lupenreines „Gut<br />

und Böse“ gibt’s sowieso nicht. Aber: Die<br />

Partner brauchen sich – noch.<br />

Reiner Mihr, Chefredaktion<br />

reiner.mihr@lp-verlag.de<br />

www.facebook.com/news.lebensmittelpraxis<br />

twitter.com/lmpraxis<br />

www.youtube.de/lebensmittelpraxis<br />

WENIGER<br />

Brotvielfalt auf<br />

Zeit reduzieren<br />

PREISE RAUF<br />

Teesaison wird<br />

gut, aber teurer<br />

Seite 48<br />

„Wir reden bei Tee immer noch von einer klar<br />

nachvollziehbaren Preissteigerung im niedrigen<br />

zweistelligen Bereich. Jede Erhöhung machen<br />

wir bei Teekanne in kleinen Schritten. Wir<br />

erhöhen den Preis lieber dreimal um 5 Prozent<br />

als einmal um 15 Prozent. Darauf haben wir uns<br />

auch mit unseren Handelspartnern verständigt.<br />

Eine Marke der Mitte, und das ist Teekanne,<br />

muss auch immer noch erschwingliche, preiswürdige<br />

Produkte anbieten.“ Frank Schübel<br />

Seite 12<br />

„Wir müssen die Knappheit managen, um die<br />

Versorgung zu sichern.“ Prof. Dr. Ulrike Detmers<br />

AM ENDE<br />

Galeria ist nicht<br />

mehr gefragt<br />

Seite 36<br />

Schon wieder Staatshilfe! Galeria Kaufhof<br />

Karstadt bleibt angeschlagen. Derweil ist der<br />

Eigner René Benko in Österreichs Politskandale<br />

verwickelt und verfolgt ganz andere Ziele.<br />

MIT ODER OHNE<br />

Streit um Zucker<br />

und seinen Ersatz<br />

Seite 81<br />

„Xylit und Erythrit stammen aus natürlichen,<br />

nachwachsenden Rohstoffen. Kristallzucker fällt<br />

auch nicht aus der Rübe!“ Andreas Kumm<br />

3


Inhalt<br />

Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

06<br />

TITELTHEMA<br />

Energiekosten:<br />

gegensteuern<br />

und sparen<br />

Edekaner Jan Meifert<br />

(Foto) hat die Sparmög -<br />

lichkeiten im Markt<br />

ausgereizt. Seine Sorge<br />

wegen der explodieren -<br />

den Kosten bleibt.<br />

NEWS <strong>18</strong><br />

HANDEL<br />

42 INFLUENCER<br />

Blogger, Prominente und Co: Was der Einsatz von<br />

persönlichen Empfehlern oder Testern bringt.<br />

HERSTELLER<br />

46 HEISSGETRÄNKE<br />

Der Winter wird kalt, die Hersteller von Kaffee, Tee und<br />

Kakao werden profitieren, so die Prognose von Teekanne-<br />

Chef Frank Schübel und anderen Marktexperten.<br />

52 AUF EINEN BLICK<br />

Der Wachstumsmarkt Heißgetränke<br />

in unserer Übersichtsgrafik.<br />

54 GETRÄNKE<br />

Kostenexplosion: Die Belastung für<br />

die Hersteller ist kaum zu stemmen.<br />

58 CONVENIENCE<br />

54<br />

Auch in der schnellen Küche muss es zunehmend<br />

vegan und vegetarisch sein. Eine Marktübersicht.<br />

58<br />

26 MARKTRUNDGANG<br />

Edeka Gerdes in Moers: Ein Kaufmann setzt<br />

auf die gelungene Mischung aus Lokalität<br />

und aktuellem urbanen Stil. Dazu kommt<br />

ein ausgefeiltes Spezialitätensortiment.<br />

30 INTERVIEW<br />

Josef Sanktjohanser führte 16 Jahre den<br />

HDE. Sein Ziel: streitbare Geister aus den<br />

eigenen Reihen, aus Politik, Handel und<br />

Gesellschaft zusammenzubringen.<br />

36 WARENHAUS<br />

Galeria bleibt ein Sanierungsfall. Eigentümer<br />

René Benko und die Führungs-Crew um<br />

Miguel Müllenbach sowie der Betriebsrat<br />

fordern erneut Finanzhilfen.<br />

40 SILENT SHOPPING<br />

Rewe Quermann testet einmal pro Woche<br />

das stundenweise stille Einkaufen.<br />

30<br />

66 FLEISCH<br />

Gurkensülze (Mago-Gruppe):<br />

jetzt mit g.g.A.-Zeichen.<br />

70 KÄSE<br />

Die Region Parma hat viele Spezialitäten<br />

für den Gaumen zu bieten.<br />

78 SÜSSWAREN/SNACKS<br />

Kakao mit Verantwortung: Mondelez<br />

verstärkt seinen Einsatz in Afrika.<br />

81 ZUCKERFREI<br />

Der Markt wächst – mit jeder Menge<br />

Potenzial, gerade bei Süßwaren.<br />

84 TIEFKÜHLKOST<br />

Nestlé Wagner treibt den Pizza-Markt an.<br />

88 NONFOOD<br />

Der Corona-Boom ist längst vorbei.<br />

Fotos: Bäro, Frostkrone, Getty Images, HDE/Die Hoffotografen, Handelsverband Baden-Württemberg, Adobe Stock, Markus Heine<br />

4


Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Inhalt<br />

BRENNPUNKT<br />

16<br />

Maskenpflicht: So groß wird die<br />

Beeinträchtigung des Handels wirklich!<br />

Sabine Hagmann, Handelsverband Baden-<br />

Württemberg (HBW), warnt vor Umsatzeinbrüchen.<br />

DIE LP-PODCASTS<br />

Alltagspraxis zum Hören: Reiner Mihr<br />

und Elena Kuss im Experten-Gespräch.<br />

Zu finden überall dort, wo Sie Ihre Podcasts hören,<br />

sowie auf der Startseite von lebensmittelpraxis.de!<br />

STANDARDS<br />

90 WARENVERKAUFSKUNDE<br />

Buntbarsch<br />

96 POWERFRAU<br />

Barbara Körner, Geschäftsführerin, Coca-Cola GmbH<br />

98 UNTERWEGS MIT …<br />

Elena Kuss und ihrem Sohn Jesse im Supermarkt<br />

03 Editorial<br />

25 Recht<br />

34 <strong>Praxis</strong> / Test<br />

35 Gerade eröffnet<br />

44 Social Media<br />

92 Neue Produkte<br />

93 Aktionen<br />

94 Gala<br />

97 Impressum<br />

97 Vorschau<br />

SO BLEIBEN SIE IMMER BESTENS INFORMIERT:<br />

Online aktualisieren wir stündlich unsere Artikel.<br />

Knuspern wie<br />

die Schwarzwälder.<br />

www.mayka.de<br />

5


Titelthema<br />

Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

STROM UND GAS<br />

Wer jetzt erst sparen will,<br />

der ist zu spät dran. In der<br />

Energiekrise sind auf einmal<br />

Schirme gefragt. Sie sollen<br />

Rettung bringen. Auch genossenschaftliche<br />

Gedanken<br />

sind plötzlich wieder in.<br />

Energiesparen auch.<br />

Matthias Mahr und Susanne Klopsch<br />

6


SONJA<br />

LISCHKA<br />

Rewe-<br />

Kauffrau<br />

Energiesparen gehört zur DNA<br />

des Händlers. Wer wirft schon<br />

sein Geld zum Fenster raus? Und<br />

nichts ist doch spannender, als zu<br />

sehen, wie es die Konkurrenz<br />

macht,<br />

oder?<br />

„Energiesparen<br />

macht Spaß. Es macht<br />

Spaß,<br />

sich<br />

mi<br />

t ande<br />

re<br />

n zu<br />

vergleichen“,<br />

sagt<br />

Rewe-Kauffrau So<br />

nja Lischka.<br />

Statt nur auf di<br />

e Umsatzzahlen<br />

zu<br />

gucken, könnte<br />

man<br />

doch mal<br />

über<br />

die<br />

Kilowattstunden<br />

reden.<br />

Lischka führt gemeinsam mit<br />

Mann<br />

Markus in Landsberg<br />

drei<br />

Märkte<br />

te. Dank<br />

des<br />

technischen<br />

Fortschr<br />

itts<br />

ts „können<br />

wir<br />

ger<br />

ade<br />

richtig etwas än<br />

dern“. Die<br />

Lisch-<br />

kas waren – anders<br />

als<br />

viele<br />

Kolle-<br />

gen – in Sachen LED zeit<br />

itig<br />

ig dra<br />

n:<br />

Ihre drei Märkte laufen mit LEDs<br />

Ds.<br />

Li<br />

schka:<br />

„Mein Beitrag hat Einfluss,<br />

nicht nur in di<br />

esere Zeit.“


Titelthema<br />

Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Aldi Nord bleibt (noch)<br />

die Ausnahme<br />

Aldi Nord preschte vor in Sachen reduzierte<br />

Öffnungszeiten wegen hoher Energiekosten.<br />

Derzeit bleiben die Essener aber wohl noch<br />

allein. Edeka und Rewe werden flächendeckend<br />

nicht früher schließen. Gleiches gilt für<br />

Lidl und Norma. Bei dm bleibt es bei den<br />

grundsätzlichen Öffnungszeiten 8 bis 20 Uhr.<br />

Aber: „Je nach Lage und händlerischem<br />

Umfeld kann es sinnvolle Abweichungen<br />

geben“, sagt Christoph Werner, Vorsitzender<br />

der Geschäftsführung. Gleichwohl gibt es<br />

Selbstständige wie etwa Rewe-Händler<br />

Michael Glück (Rengsdorf), der nun um 21<br />

statt wie bisher um 22 Uhr schließt.<br />

85<br />

-20<br />

Prozent der bislang<br />

für Licht gezahlten<br />

Kosten spart<br />

Rewe -Kaufmann<br />

Glück durch LEDs.<br />

Grad C beträgt jetzt<br />

die Temperatur in<br />

TK-Möbeln bei<br />

Rewe Lischka.<br />

Die horrenden Energiekosten sorgen im <strong>Lebensmittel</strong>einzelhandel<br />

(LEH) für schweren Atem. Öffentlich<br />

wurde die angespannte und herausfordernde Lage durch<br />

Mechthild Möllenkamp. Die Edekanerin, die auch Vizepräsidentin<br />

des HDE ist, machte auf ihr Dilemma im Handelsblatt<br />

aufmerksam: Die Stadtwerke Osnabrück hatten<br />

sich am Energiemarkt verzockt und ihr deshalb die stichtagsbezogenen<br />

Verträge nicht verlängert. Neues Angebot?<br />

Fehlanzeige. Möllenkamp betreibt fünf Edeka-Märkte im<br />

Raum Osnabrück, kurzzeitig standen bei ihr Filialschlie -<br />

ßungen im Raum. Ein Vertrag in der Grundversorgung hätte<br />

nämlich Mehrkosten von mehr als 1 Million Euro im<br />

Jahr verursacht – im LEH nicht zu stemmen.<br />

Schutzschirme sind spätestens seit der Finanzkrise das<br />

Instrument der Wahl. Dass die Edeka einen solchen aufspannt,<br />

wurde und wird weiterhin in der Branche unter<br />

den Kaufleuten diskutiert. Schließlich gibt es doch die<br />

Edeka-Versorgungsgesellschaft (EVG), die seit bald zwei<br />

Jahrzehnten unter anderem die Beschaffung von und<br />

Ver sorgung mit Strom und Gas innerhalb des Verbundes<br />

anbietet. Die EVG ist jedoch dem Anschein nach nicht<br />

jedem der selbstständigen Genossen ein Begriff. Das sei ein<br />

Versäumnis der jeweiligen regionalen Großhandelszen tra -<br />

len, die zwischen Kaufmann und der hansestädtischen<br />

Zentrale stehen, war aus dem EVG-Vertrieb zu vernehmen.<br />

Dort ist die Taktung der Anfragen im Moment hoch, das<br />

bringt täglich neue Herausforderungen mit sich. Jetzt<br />

nämlich ist die EVG zum Rettungsanker geworden, da sie<br />

genossenschaftlich aufgebaut ist, Kostendeckung stets die<br />

Maxime war und eben nicht die Gewinnmaximierung.<br />

Viele der Edeka-Genossen haben bis zur Energiekrise die<br />

Dienste ihrer Versorgungsgesellschaft nicht in Anspruch<br />

nehmen wollen. Stadtwerke oder Spotmärkte waren güns-<br />

Licht aus<br />

Nach der Kurzfristenergiesicherungsverordnung<br />

ist dem Handel der Betrieb beleuchteter oder<br />

lichtemittierender Werbeanlagen von 22 bis 6 Uhr<br />

des Folgetages untersagt, soweit dies nicht aus<br />

Gründen der öffentlichen Sicherheit oder durch<br />

oder aufgrund einer Rechtsvorschrift oder behördlichen<br />

Anordnung vorgeschrieben ist. Schaufensterbeleuchtung<br />

fällt nicht darunter.<br />

Angstraum Fußgängerzone?<br />

Die reduzierte Beleuchtung des Handels sorgte<br />

zunächst für einen Aufschrei in den Städten: In<br />

einigen Kommunen kam die Sorge auf, dass Fußgängerzonen<br />

zu Angsträumen würden. Derzeit ist<br />

die Diskussion verstummt. Zumal die Städte und<br />

Gemeinden ja die Möglichkeit haben, aus Gründen<br />

der öffentlichen Sicherheit an bestimmten Orten<br />

mehr Licht zu erlauben.<br />

Energetisch besser wäre es mit Türen.<br />

Fotos: Andrea Kurtz, Mirko Moskopp, Getty Images<br />

8


Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Titelthema<br />

tiger und verführten dazu, am genossenschaftlichen Gemeinsinn<br />

vorbeizudenken. Gut und günstig ist ja Teil der<br />

gelebten Edeka-Strategie. Beim Thema Energiebezug führte<br />

das nicht dazu, die eigene Versorgermarke zur ersten Wahl<br />

zu machen. Inzwischen gilt die Eigenmarken-Losung aller -<br />

dings aus der Not heraus für deutlich mehr Edekaner: Der<br />

interne Strom- oder Gasbezug durch die Tochtergesellschaft<br />

der Zentrale sichert Gegenwart und Zukunft. Der<br />

Energiemarkt ist in puncto Preise außer Rand und Band<br />

und nicht mehr vorausschauend kalkulierbar. Die EVG<br />

schon. Sie ist der Rettungsschirm.<br />

Vom Trittbrettfahren in der Not<br />

Nicht jedem der annähernd 3.500 selbstständigen Kaufleute<br />

der Edeka gefällt diese Entwicklung. Beim Thema<br />

Energie sind die Meinungen verschieden und unversöhn -<br />

lich. Ein Inhaber, der nicht genannt werden will, betont<br />

gegenüber der LP: „Jetzt, wo es hakelig wird, wollen alle in<br />

den sicheren Hafen einlaufen. Unser Edeka-Versorger hätte<br />

schon in der Vergangenheit günstiger Energie einkaufen<br />

können, wenn alle Genossen ihre Mengen über die EVG<br />

bezogen und gebündelt hätten.“ Das sitzt. Für diesen Edekaner<br />

war die EVG als sein Versorger schon immer ein<br />

sicherer Anker und kein Notnagel. Ärgerlich wäre es für<br />

ihn, wenn die Kollegen, die jetzt schnell auf den Sozius<br />

wollen, seine Energiekosten kurzfristig in die Höhe trieben,<br />

sagt er.<br />

Trittbrettfahren in der Not? Kein charmanter Gedanke!<br />

Diesbezüglich hakte die LP in Hamburg nach. „Bitte haben<br />

Sie Verständnis, dass wir Sie bei Ihrer Anfrage aus Wettbewerbsgründen<br />

leider nicht unterstützen können“, heißt<br />

es wenig erhellend aus der Pressestelle. Wie viele der<br />

Selbstständigen sich aktuell von der EVG versorgen lassen,<br />

ließ die Zentrale leider ungeklärt. Klar ist jedoch, die Edeka<br />

hilft. Weder Zentrale noch Regionalgesellschaften haben<br />

ein Interesse daran, dass Kaufleute in die Knie gehen.<br />

In besonders harten Fällen hält die EVG den Schirm auf<br />

und bindet den genossenschaftlichen Neukunden auf<br />

längere Sicht zu einem festen Preis. Spannend ist ein Blick<br />

auf den „Preis-o-Meter“ der EVG (https://evg.edeka/), der<br />

den aktuellen Großhandelspreis zeigt. Die Energiebezugspreise<br />

der selbstständigen Kaufleute werden steigen und an<br />

die Kunden weitergegeben werden müssen. Am Ende werden<br />

aber alle die Zeche zahlen – Kunden und Kaufleute.<br />

Steigende Verbraucherpreise bedeuten sinkende Absätze.<br />

Ein Teufelskreis beginnt, und die Wettbewerbsfähigkeit der<br />

Edeka-Märkte sinkt, während sich Discounter freuen.<br />

Das Licht bleibt an in der ertragreichsten Zeit<br />

Bleiben die naheliegenden Themen, die kurzfristig noch<br />

zum Energiesparen taugen: Öffnungszeiten reduzieren,<br />

Türen geschlossen halten, die Anzahl der Beleuchtungen<br />

reduzieren und der berühmte Deckel auf der Cabriotheke.<br />

Nicht alle Maßnahmen erfahren Unterstützung. „Öffnungszeiten<br />

zu minimieren, halte ich für eine grundlegend falsche<br />

Entscheidung. Wir machen auch kein Licht aus! Wir<br />

sollten unsere Kunden in der wichtigsten Zeit des Jahres<br />

nicht weiter verunsichern“, meldet ein anderer Kaufmann<br />

In der kälteren Jahreszeit kann theoretisch auf die<br />

Kühlung bei Obst und Gemüse verzichtet werden.<br />

Strom sparen: Licht aus gilt auch auf dem Parkplatz.<br />

9


Titelthema<br />

Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Die Auftragsbücher der<br />

Lieferanten sind voll<br />

Ob Kühlmöbel oder LED-Leuchten, die<br />

Auftragsbücher der Lieferanten sind voll.<br />

Reinhard Meyer, bei Aichinger für das<br />

Vertriebsgebiet im Norden zuständig,<br />

sagt: „Wir haben den großen Vorteil, dass<br />

wir unsere Kühlmöbel in Deutschland<br />

fertigen, lieferfähig sind und bleiben.“<br />

Allerdings ist die Auslastung der beiden<br />

Produktionsstandorte Bischofsmais und<br />

Wendelstein sehr hoch. Vom Bestelleingang<br />

bis zur Lieferung einer Kühltheke<br />

dauert es normalerweise sechs Wochen,<br />

derzeit müssen bis zu vier Monate eingeplant<br />

werden. Die neue Sirius-3-Kühltheke<br />

sei im Vergleich zu anderen Modellen<br />

bis zu 30 Prozent effizienter im Energieverbrauch.<br />

Glücklicherweise sei bei<br />

Aichinger auch der Transport in eigener<br />

Hand, betont Meyer. Auch die Logistik ist<br />

aktuell ein großer Engpass-Faktor.<br />

Die Politik reagiert, aber<br />

es dauert noch ...<br />

... ein bisschen. Denn, so verkündete es<br />

Bundesfinanzminister Christian Lindner<br />

vergangene Woche, es werden erst einmal<br />

Arbeitskreise gegründet. Die stellvertretende<br />

LP-Chefredakteurin Andrea<br />

Kurtz staunte nicht schlecht, als der<br />

FDP-Mann während eines parlamentarischen<br />

Abends der AG Mittelstand in<br />

Berlin von 15 Arbeitsgruppen sprach, die<br />

sich jetzt erst mit den Themen Energieund<br />

Strompreisbremse befassen sollen.<br />

Der Geräuschpegel unter den Besuchern<br />

ging in die Höhe, da schnelle Hilfe gefragt<br />

ist und auch regulatorische Hürden zügig<br />

über Bord geworfen werden sollten. Ein<br />

Beispiel: Fördergeld-Anträge für Fotovoltaik-Anlagen<br />

brauchen derzeit bis zu acht<br />

Monate je nach Amt.<br />

Minister Lindner: 15 Arbeitskreise am Werk.<br />

mit dem großen E. Die ertragreichste Zeit des Jahres steht<br />

an, das Weihnachtsgeschäft beginnt, und Märkte drehen<br />

das Licht herunter: Eine verkehrte Welt sei das. Schlecht<br />

für den Umsatz, der in den kommenden Monaten eigent -<br />

lich winkt.<br />

Aber es gibt auch andere Edekaner. Jan Meifert aus<br />

Neumünster denkt nicht erst seit der Energiekrise nachhaltig.<br />

Er weiß, dass das Energiesparen auch Gefahren mit<br />

sich bringt, weil zum Beispiel die Attraktivität der Warenpräsentation<br />

leidet, wenn die Anzahl der Leuchten auf der<br />

Fläche reduziert wird. Da seine Energierechnung erst noch<br />

kommt, spart er, wo und wie es geht, um die böse Überra -<br />

schung möglichst klein zu halten. Meifert freut sich, dass<br />

die Kunden diesen Weg mitgehen und ihm bisher die Treue<br />

halten. „Sie kommen weiter zu Meyers“, berichtet er. Im<br />

Freesen-Center wurden die Öffnungszeiten reduziert und<br />

an Aldi und Rossmann angepasst, um 20 Uhr schließen die<br />

Kassen seit 1. November. Alle sonstigen Möglichkeiten des<br />

Energiesparens habe er ausgeschöpft. „Der Handlungsauf -<br />

trag liegt nun bei der Politik. Wir sind Nahversorger und<br />

deshalb unersetzbar. Der Gas- und Strompreisdeckel muss<br />

schnellstens umgesetzt werden“, fordert Meifert.<br />

Pragmatismus in schwierigen Zeiten<br />

Die Situation bei der Rewe ist deutlich weniger ange -<br />

spannt. Bei der Energie-Handels-Gesellschaft EHA der<br />

Rewe sind wesentlich mehr selbstständige Kaufleute als<br />

beim Wettbewerber mit „eigener“ Energie versorgt. Zudem<br />

agiert der Energiedienstleister über den Rewe-Verbund<br />

hinaus. Es sind auch andere Unternehmensgruppen bei<br />

der EHA untergekommen, das stärkt die Einkaufsmacht<br />

und senkt den erzielbaren Preis.<br />

Wohl dem, der beim Umrüsten auf LEDs rechtzeitig<br />

losgelegt hat. Denn die sind derzeit Mangelware. Rewe-<br />

Kauffrau Sonja Lischka und ihr Mann Markus haben<br />

schon vor drei Jahren in zweien der drei Märkte – „das<br />

sind keine Green Buildings, sondern ältere Märkte“ – die<br />

alte Beleuchtung durch LED-Retrofits ersetzt. „Das hat sich<br />

schon nach einem Jahr refinanziert.“ Den dritten Markt<br />

haben sie diesen Februar umgerüstet. Da in diesen viel<br />

Tageslicht fällt, haben die LEDs einen Helligkeitssensor:<br />

Scheint die Sonne, werden die Leuchten gedimmt.<br />

Vor zwei Jahren begann die Planung für die Renovie -<br />

rung des Marktes von Michael Glück (Rengsdorf). Das war<br />

lange vor der Energiekrise, ist jetzt aber ein echter Glücksgriff<br />

für den Rewe-Kaufmann: „Ich will nächstes Jahr in<br />

Rente gehen und meinem Sohn einen gut aufgestellten<br />

Markt übergeben.“ Energetisch ist der Markt nun auf dem<br />

neuesten Stand. „Wir setzen jetzt komplett auf LED“, sagt<br />

er. „Das spart uns 85 Prozent der bislang für Licht gezahlten<br />

Kosten.“ Unterm Strich kompensiert der Kaufmann<br />

damit wenigstens zum Teil die 40-prozentige Erhöhung<br />

der Strompreise durch seinen Versorger.<br />

Energiesparen ist für den Kaufmann an sich nichts<br />

Neues. Das tut er aus betriebswirtschaftlichen Gründen<br />

schon immer. Dabei muss es nicht immer der große Wurf<br />

10


Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

sein – Kleinvieh macht auch Mist. Denn auch mit auf den<br />

ersten Blick unspektakulären Schritten kann es gelingen,<br />

in dieser Hochpreiszeit die Kosten im Griff zu halten. Rewe-<br />

Kauffrau Sonja Lischka nahm sich gemeinsam mit ihrem<br />

Mann Markus die offenen Kühltruhen (Stolpertruhen) im<br />

Markt vor: „Zum Teil war das Sortiment viel zu breit aufgestellt,<br />

wir hatten zu viele Doppelbelegungen.“ Die Konsequenz:<br />

Die Produkte zogen in die Mopro-Schränke (Mopro-Truhen)<br />

um, die ihrerseits zusätzliche Böden erhielten.<br />

Acht Truhen sparen die Kaufleute so: „Das sind 950 Euro<br />

pro Truhe an Stromkosten, 7.500 Euro insgesamt und etwa<br />

27.000 Kilowattstunden bei einem Preis von 29 Cent pro<br />

Kilowattstun de.“ Auch die Getränke-Kühlschränke, die die<br />

Industrie den Händlern zur Verfügung stellt, werden in<br />

Landsberg abgebaut: „Das sind zum Teil echte Energieschleudern.“<br />

Rewe-Kaufmann Rainer Quermann (Bielefeld) holte<br />

gleich mal die Leiter raus und schraubte insgesamt 110<br />

Birnen im Bielefelder Laden raus: Diese dienten „einfach<br />

nur der Atmosphäre“, wie er in einem kurzen Video-Clip<br />

(Reel) auf seinem Instagram-Kanal verrät.<br />

In der Energiekrise lohnt sich noch mehr als sonst der<br />

Blick über den Tellerrand. Was macht der Kaufmann im<br />

Nachbarort anders und manchmal eben auch besser? So<br />

kamen etwa die Lischkas auf die Idee, in der kälteren Jahreszeit<br />

die Kühlung bei Obst und Gemüse auszuschalten,<br />

da die Markttemperatur die Produkte nicht beeinträchtige.<br />

Erst ab dem Frühling wird die Kühlung wieder zuge schal -<br />

tet. In regelmäßigen digitalen Treffen bekommen die Kaufleute<br />

zudem Tipps und Hilfe von den Energieberatern der<br />

Rewe, die es in den Regionen gibt.<br />

Temperaturen-Management<br />

Auch an den Temperaturen lässt sich etwas drehen. Michael<br />

Glück und Ehepaar Lischka fuhren in der Plus- und der<br />

Tiefkühlung die Temperaturen nach oben. „Minus 20 Grad<br />

Celsius in den TK-Truhen sollten eigentlich reichen“, sagt<br />

Lischka. In den Schränken für gekühlte Getränke, etwa bei<br />

Bier, wurde die Temperatur von 10 auf 12 Grad Celsius<br />

leicht angeho ben: „Bislang hat sich noch kein Kunde<br />

be schwert!“ Das geschah natürlich alles in Absprache mit<br />

dem Qualitätsmanagement. Für Rewe-Kauffrau Lischka ist<br />

klar: „Mein Beitrag hat Einfluss, nicht nur in dieser Zeit.“<br />

Mit seiner Entscheidung, seinen Markt künftig schon<br />

um 21 Uhr statt wie bislang um 22 Uhr zu schließen, folgt<br />

Rewe-Kaufmann Michael Glück nicht der Rewe-Linie.<br />

Ne ben der Energieeinsparung sieht Glück den zeitigeren<br />

Ladenschluss aber auch als „Dankeschön an die Mitar bei -<br />

ter, die immer bis 22 Uhr gearbeitet haben, natürlich auch<br />

in der Corona-Zeit“. Glück sagt zudem ganz pragmatisch:<br />

„Ich hoffe auch auf einen positiven Effekt in Sachen Personal-Recruiting,<br />

wenn wir etwas früher zumachen.“<br />

Es gibt eine Menge Ideen und Motivation, auf der Fläche<br />

Energie zu sparen. Doch das allein wird nicht reichen.<br />

Der Handel muss wie andere Branchen auf praktikable<br />

Hilfen durch den Staat hoffen. Und weiter sparen. ◾<br />

WORLD COLLECTION<br />

EDITION <strong>2022</strong><br />

11


Titelthema<br />

Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Deutschland kennt um die 3.000 Brotsorten: angesichts der<br />

Energiekosten eine teuer bezahlte Vielfalt. Der Verband Deutscher<br />

Großbäckereien plädiert für überarbeitete Angebote. Susanne Klopsch<br />

In der Energiekrise ist Konzentration beim Sortiment ein Vorteil.<br />

Auswahl reduzieren<br />

Energiesparen ist das Diktat der Zukunft:<br />

Deutliche Worte fand Prof. Dr. Ulrike Detmers,<br />

Präsidentin des Verbands Deutscher<br />

Großbäckereien, anlässlich der Jahrespressekon -<br />

ferenz. Im Fokus der im Verband organisierten<br />

Liefer- und Filialbäckereien geht es darum, „die<br />

Knappheit zu managen, um die Versorgungssicherheit<br />

zu gewährleisten“. Wobei Knappheit<br />

gleich zwei Säulen betrifft: Energie und Personal.<br />

80 Prozent der Bäcker nutzen Gas als primäre<br />

Energiequelle. Langfristig müssten fossile Energiequellen<br />

durch „grüne“ Energien wie Sonne,<br />

Wind, aber auch Wasserstoff ersetzt werden.<br />

Aktuell ist Energiesparen angesagt. Dieses<br />

lässt sich beim Backen durch voll belegte Bleche,<br />

durchgehend laufende Öfen ohne lange<br />

Umrüstungszeiten (Saubermachen, Umrüstung<br />

auf anderes Sortiment) erreichen. Ein reduziertes<br />

Sortiment als Beitrag zum Energiesparen?<br />

80<br />

Prozent der backenden<br />

Betriebe<br />

nutzen Gas.<br />

QR<br />

Hören Sie mehr<br />

online im Gespräch<br />

mit Verbandspräsidentin<br />

Prof. Dr.<br />

Ulrike Detmers<br />

„Ja“, sagt Detmers, „so viele Brotsorten müssen<br />

es in der derzeitigen Lage nicht sein.“ Wir werden<br />

weiter Vielfalt haben, sagt die Verbandsprä -<br />

sidentin, nur besser an die Lage angepasst. Das<br />

sei auch ein Beitrag der Branche für Preisstabi -<br />

lität in Richtung Verbraucher.<br />

„Energiesparpionier“ nannte Detmers ein<br />

Projekt der Bäckerei Therese Mölk mit Händler<br />

MPreis in Völs (Österreich). Dort entsteht eine<br />

Anlage für die Produktion von grünem Wasserstoff,<br />

der auch die Backöfen beheizen soll. Zweistoffbrenner<br />

im Kesselhaus können zwischen<br />

Wasserstoff und Erdgas wechseln.<br />

Knappheit auch beim Personal. Und das<br />

so wohl in der Backstube als auch im Verkauf:<br />

Inzwischen reduzierten Bäcker, egal ob Handwerksbäcker<br />

oder Filialisten, mangels Personals<br />

die Öffnungszeiten oder machten sonntags gar<br />

nicht auf. Was dann auch Energie spart. ◾<br />

Foto: Adobe Stock<br />

12


Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Kommentar von Matthias Mahr<br />

Wer zu spät kommt,<br />

den bestraft das Leben<br />

Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.<br />

Die Banalität, die in diesem Ausspruch<br />

liegt, passt treffend zur gegenwärtigen<br />

Energiekostenkrise, die seit Putins Krieg<br />

in der Ukraine so richtig Fahrt aufgenommen hat.<br />

Wer jetzt noch den Versorger wechseln will oder<br />

ganz akut nach sparsamen Kühl- und Lichtlösungen<br />

für seine Märkte sucht, hat die Zeichen der<br />

Zeit zu spät erkannt. Steigende Energiekosten<br />

sind bei uns seit Jahren ein politisch gewünschtes<br />

Prinzip. Der Ausstieg aus Atomkraft und fossilen<br />

Energieträgern sollte über das „Merit-Order-<br />

System“ gepusht werden, damit erneuerbare Energien<br />

durch Übergewinne einen Nachfrageboom<br />

erleben. Das treibt die Preise bereits über ein Jahrzehnt<br />

nach oben. Ziel war es, auch gewerbliche<br />

Verbraucher zum Energie- und Stromsparen zu<br />

animieren. Dazu setzte die Politik auch Fördertöpfe<br />

auf. LED-Leuchten wurden gefördert, die Fotovoltaik<br />

auf dem Gebäudedach auch.<br />

Keine Sozialisierung schlechter Kosten<br />

Es gibt keine genauen Schätzungen, wie viele veraltete<br />

Kühlgeräte noch auf der Fläche stehen<br />

oder wie viele veraltete T-Leuchten noch<br />

schlechtes Licht auf die Kaufleute werfen. Gut<br />

möglich, dass erst die Hälfte der Supermärkte bei<br />

uns im Land energetisch up to date ist. Das<br />

spricht dafür, dass es den selbstständigen Kaufleuten<br />

in den zurückliegenden, ertragreichen<br />

Jahren wirtschaftlich sehr gut gegangen ist. Da<br />

lagen bei einigen die Energiekosten nicht so sehr<br />

im Blick. Jetzt aber gibt es keine schnellen Lösungen:<br />

Nicht nur die Handwerker fehlen.<br />

Es gab auch die Gewinnmaximierer unter den<br />

Kaufleuten – auch bei der Energie: Rewe und Edeka<br />

sind genossenschaftlich organisiert und verfügen<br />

über eigene Energieversorger. Was bei Rewe<br />

gut zu laufen scheint, lief bei der Edeka eher<br />

schleppend. Jetzt aber wollen jene, die bislang gut<br />

und günstig außerhalb der genossenschaftlichen<br />

Organisation ihren Strom oder ihr Gas eingekauft<br />

haben, unter den gelb-blauen Versorger-Schirm.<br />

Dass das nicht allen Edekanern passt, kann ich gut<br />

verstehen. Denn Genossenschaften sollten nicht<br />

nur in schlechten Zeiten ihren Zweckgedanken<br />

erfüllen. Gewinne zu privatisieren und Kosten zu<br />

sozialisieren ist kein genossenschaftliches Prinzip!<br />

Matthias Mahr<br />

ist Redakteur der<br />

<strong>Lebensmittel</strong> <strong>Praxis</strong>.<br />

Genossenschaften<br />

leben vom Zusammenhalt.<br />

Das gilt in<br />

guten wie in<br />

schlechten Zeiten.<br />

Die Edeka muss<br />

ihren in Not geratenen<br />

Kaufleuten<br />

helfen, aber nicht<br />

um jeden Preis.<br />

Denn beim Energiekauf<br />

fühlten sich<br />

bislang nicht alle<br />

Selbstständigen dem<br />

genossenschaftlichen<br />

Zweckgedan -<br />

ken verpflichtet.<br />

Von erschöpften<br />

Kapazitäten<br />

berichten Energieversorger<br />

und Lieferanten.<br />

Wer jetzt<br />

eine neue Kühltruhe<br />

ordern will, muss<br />

lang bis ins neue<br />

Jahr warten. Das<br />

gilt auch bei LED -<br />

Leuchten und erst<br />

recht für Fotovoltaik-Anlagen.<br />

13<br />

TRAUMHAFT<br />

SCHÖNE GESCHENKE<br />

FÜR IHRE KUNDEN


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Brennpunkt<br />

Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Gastkommentar von Sabine Hagmann<br />

Bundesweiter Verzicht<br />

ist wünschenswert<br />

Nach Vorstößen von<br />

Brandenburg und Berlin<br />

diskutiert die Re -<br />

pu blik auch diesen Herbst wieder<br />

über eine Maskenpflicht in<br />

Innenräumen und damit auch<br />

für den Einzelhandel. Zwar hat<br />

Ministerpräsident Winfried<br />

Kretschmann eine Maskenpflicht<br />

in Baden-Württemberg<br />

vorerst ausgeschlossen, kündigte<br />

jedoch an, dass die Pläne dafür<br />

in der Schublade lägen.<br />

Im Einzelhandel schrillen<br />

sämtliche Alarmglocken. Aufgrund<br />

der aktuellen Lage mit explodierenden<br />

Energieprei sen,<br />

einer durch die Inflation getriebenen<br />

Kaufzurückhal tung der<br />

Verbraucher und den daraus resultierenden<br />

Umsatzeinbußen<br />

ist die Lage im Handel ohnehin<br />

angespannt. Eine Maskenpflicht<br />

in Handelsge schäften,<br />

das wissen wir aus den vergan -<br />

genen beiden Jahren, führt zu<br />

weiteren Umsatzeinbußen von<br />

etwa 20 Prozent.<br />

Der Handel, das haben verschiedene<br />

Studien seit Beginn<br />

der Pandemie wiederholt gezeigt,<br />

war und ist kein Treiber<br />

der Corona-Pandemie. Eine erneute<br />

Maskenpflicht wäre zum<br />

jetzigen Zeitpunkt vor allem angesichts<br />

der daraus resultierenden<br />

dramatischen Konsequen -<br />

zen für den Einzelhandel<br />

unverhältnis mä ßig.<br />

Wir setzen darauf, dass die<br />

Politik die Lehren aus den letzten<br />

zweieinhalb Jahren gezogen<br />

hat und von einer Maskenpflicht<br />

im Einzelhandel absieht.<br />

Um einen Flicken teppich zu<br />

vermeiden, wäre ein einheit -<br />

licher Verzicht der Bundeslän -<br />

der wünschenswert.<br />

Sabine Hagmann<br />

ist seit 2002 Hauptgeschäftsführerin<br />

des Handelsver ban -<br />

des Baden-Würt tem -<br />

berg (HBW).<br />

Die gebürtige<br />

Sigmaringerin<br />

absolvierte ihr<br />

Studium der Rechtswissenschaften<br />

an<br />

der Universität<br />

Tübingen. 1994<br />

schloss sie ihre<br />

juristische Ausbildung<br />

mit dem<br />

zweiten juristischen<br />

Staatsexamen ab.<br />

Seitdem ist Hagmann<br />

im HBW<br />

aktiv, zuerst<br />

als Justiziarin,<br />

später als<br />

Geschäftsfüh re rin.<br />

Der HBW<br />

vertritt die politischen<br />

Interessen<br />

von über 40.000<br />

Handels unter neh -<br />

men mit 500.000<br />

Arbeitnehmern und<br />

circa <strong>18</strong>.000 Aus zu -<br />

bil den den bei einem<br />

Um satz von etwa<br />

90 Milliarden<br />

Euro pro Jahr.<br />

CORONA-PANDEMIE<br />

Dem Handel droht<br />

die Maskenpflicht<br />

Trotz guter Vorsätze, im Corona-Herbst<br />

<strong>2022</strong> vieles besser zu machen, ist das<br />

politische Chaos wieder hausgemacht.<br />

Markus Wörmann<br />

Letzten Montag tagten die Gesundheitsminister<br />

der Länder, um über ein einheitliches Vorgehen im Corona-Herbst<br />

<strong>2022</strong> zu beraten. Herausgekommen ist dabei wenig<br />

Konkretes: Eine Expertenkommission aus den Landesgesundheitsbehörden<br />

soll zunächst am 9. und 10. November<br />

darüber beraten, welche Schwellenwerte (Inzidenzen,<br />

Hospitalisierung usw.) dazu geeignet sind, beispielsweise<br />

die Maskenpflicht in Innenräumen und damit auch im <strong>Lebensmittel</strong>einzelhandel<br />

anzuordnen. Danach will man sich<br />

auf eine gemeinsame Linie einigen.<br />

Dass diese Einigkeit erreicht werden wird, darf bezwei -<br />

felt werden. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek<br />

(CSU) hatte die Forderung aus der Bundespolitik<br />

nach einer Maskenpflicht in Innenräumen zunächst zurückgewiesen.<br />

Maßstab für Bayern seien nicht „irgendwelche<br />

Ratschläge vom Bundesgesundheitsminister aus<br />

Berlin“. „Vielmehr werden wir nur dann Maßnahmen verschärfen,<br />

wenn sie nach Experten-Ansicht wirklich notwendig<br />

und sinnvoll sind“, erklärte Holetschek im Bayerischen<br />

Rundfunk. Vorgeprescht war dagegen die Berliner<br />

Gesundheitssenatorin Ulrike Grote (Grüne), die bereits einen<br />

Tag nach der Konferenz mit ihren Amtskol legen auf<br />

das Vereinbarte pfiff und sich schon mal an eine Verschär -<br />

fung machte, damit aber im eigenen Berliner Senat scheiterte.<br />

Jeder kocht sein eigenes Landessüppchen – das dürfte<br />

auch mit Schwellenwerten nicht anders werden.<br />

Das sagen die Praktiker<br />

Grundsätzlich hält Jonas Meyer von Edeka Meyer aus<br />

Nenndorf südlich von Hamburg eine Maskenpflicht in der<br />

Foto: Getty Images, Nina Vahrenkampf<br />

16


Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Brennpunkt<br />

Hat die Maskenpflicht im Herbst <strong>2022</strong> ausgedient?<br />

Das ist die eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite<br />

haben die Marktinhaber auch den Schutz der eigenen Leute<br />

im Blick. „Wir sind jetzt in einer Lage, in der wir in einem<br />

Zwiespalt mit unseren Mitarbeitern stehen“, erklärt<br />

Jonas Meyer. „Einerseits wollen wir nicht immer wieder<br />

aufs Neue die Maskenpflicht einführen, andererseits können<br />

wir mit einem Kranken- beziehungsweise Quarantänestand<br />

von 25 Prozent nicht den Markt über Wasser halten.“<br />

Es sollte grundsätzlich überlegt werden, die starre Quarantänezeit<br />

zu überdenken, meint Meyer und fügt hinzu: „Mittlerweile<br />

erfährt man immer wieder, dass selbst 3-fach<br />

geimpfte Personen mehrfach an Corona erkranken und<br />

schwere Verläufe mit sich ziehen – oder eben auch nicht.<br />

Es ist einfach individuell von Person zu Person.“<br />

Die Ergebnisse der repräsentativen Studie „Arbeiten<br />

<strong>2022</strong>“ der Pronova BKK (Kasten unten) zeigen, dass fast jeder<br />

zweite Arbeitnehmer Maskenpflicht und regelmäßige<br />

Corona-Tests am Arbeitsplatz präferiert, wenn eine erneute<br />

starke Corona-Welle anrollt. Auch ein Lüftungskonzept,<br />

weniger Personen pro Raum sowie die Desinfektion von<br />

Flächen sind weiterhin erwünscht. 14 Prozent haben allerdings<br />

genug von jeglichen Maßnahmen und möchten<br />

keinerlei Corona-bedingte Einschränkungen mehr. ◾<br />

Was halten Sie von einer Maskenpflicht in Supermärkten? Schreiben Sie an redaktion@lp-verlag.de<br />

Erkältungszeit für sinnvoll, „allerdings nur für Leute mit<br />

Symptomen“, fügt er hinzu. Generell findet er wie viele andere,<br />

dass der richtige Zeitpunkt für eine Maskenpflicht in<br />

Innenräumen schwer auszumachen sei. Gefordert hatten<br />

diese Mitte Oktober unter anderem die Deutsche Krankenhausgesellschaft<br />

(DKG) und der Bundesverband der Ärztinnen<br />

und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes<br />

(BVÖGD) mit Blick auf die Überlastung ihrer Mitglieder in<br />

Gesundheitsämtern und Krankenhäusern. Und sie wollten<br />

die Maskenpflicht sofort.<br />

Doch die föderalen Mühlen mahlen weiter langsam,<br />

denn selbst wenn sich die Länder Mitte November auf eine<br />

gemeinsame Linie eini gen würden, wäre der Corona-<br />

Herbst im Grunde schon vorbei. Für Karin Vladimirov von<br />

der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG)<br />

heißt es deshalb erst einmal abwarten und dann bewerten,<br />

was beschlossen werde. „Entscheidend ist, dass es keinen<br />

Flickenteppich geben darf“, fordert die Gewerkschafterin.<br />

Hoher Aufwand für die Märkte<br />

Kontrolle der Maskenpflicht, Security, die Dis kus sio nen<br />

mit Kunden … „Alles wäre dann wieder auf Anfang“, erin -<br />

nert sich Jonas Meyer an die früheren Corona-Vor schrif -<br />

ten in den Märkten. So geht es auch Sulaf Ahmed, Inhaber<br />

von drei Rewe-Märkten in Berlin, darunter einem im Kiez<br />

an der Kurfürstenstraße. „Meine Mitarbeiter trauen sich<br />

nicht mehr, die entsprechenden Kunden darauf hinzuwei -<br />

sen“, gibt er unumwunden zu, „wir sind abso lut gegen eine<br />

Maskenpflicht im LEH, da wir die Umsetzung nicht dauerhaft<br />

kontrollieren können.“<br />

BEFRAGUNG<br />

Das sagen die Mitarbeiter<br />

Die repräsentative Studie „Arbeiten <strong>2022</strong>“ der Pronova<br />

BKK, für die im September rund 1.200 Arbeit -<br />

nehmer ab <strong>18</strong> Jahren befragt wurden, gibt Einblicke<br />

in das Sicherheitsgefühl der Belegschaft.<br />

48 %<br />

43 %<br />

35 %<br />

33 %<br />

14 %<br />

Fast jeder zweite Arbeitnehmer in Deutschland<br />

wünscht sich eine Maskenpflicht und<br />

regelmäßige Corona-Tests am Arbeitsplatz.<br />

befürworten ein Lüftungskonzept bei der<br />

Arbeit. 41 Prozent möchten, dass alle Flächen<br />

regelmäßig desinfiziert werden.<br />

Für mehr als ein Drittel der Befragten ist<br />

Homeoffice nicht möglich, etwa in Pflegeberufen,<br />

der Gastronomie oder im Einzelhandel.<br />

Bei einem positiven Corona-Test kuriert sich<br />

jeder Dritte zu Hause vollständig aus, bei<br />

einem Infekt sind es nur noch 28 Prozent.<br />

Jeder Siebte hat allerdings genug von jeglichen<br />

Maßnahmen und möchte keinerlei<br />

Corona-bedingte Einschränkungen mehr.<br />

17


News<br />

Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

MCFIT-GRÜNDER<br />

KARRIERESTART<br />

IM SUPERMARKT<br />

Rainer Schaller gilt nach einem Flugzeug -<br />

absturz als verschollen. Mit Fitnessstudios<br />

wurde er zum Millionär, seine Wurzeln als<br />

Kaufmann liegen jedoch bei Edeka.<br />

Basis für die Droge: Cannabis-Pflanze.<br />

Berauschend<br />

Bundesgesundheitsminister<br />

Karl Lauterbach will laut Koalitionsvertrag<br />

Cannabis legalisieren.<br />

Der Onlinehändler<br />

Knuspr, der schon jetzt rezeptfreie<br />

Arzneimittel ausliefert,<br />

begrüßt diesen Schritt. Ge -<br />

schäftsführer Erich Comor:<br />

„Wir sind grundsätzlich offen<br />

dafür, Cannabis auf verantwortliche<br />

Art und Weise in<br />

unser Angebot zu integrieren.“<br />

Seine Forderung: Eine Legalisierung<br />

muss rechtlich sicher<br />

sein und den Jugendschutz<br />

beachten. (mi)<br />

„Nach der 10. Klasse<br />

bin ich runter vom<br />

Gymnasium, habe eine<br />

Ausbildung gemacht<br />

und es nicht bereut.“<br />

Rainer Schaller, McFit-Gründer<br />

und Edeka-Kaufmann<br />

Mit der Fitnessstudiokette<br />

McFit setzte der 1969 in Bamberg geborene<br />

Rainer Schaller das Discounter-<br />

Prinzip erfolgreich in der Fitnessbranche<br />

um. Seine kaufmännische Karriere<br />

begann er jedoch schon früher:<br />

mit einer Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann<br />

bei Edeka. In der Folge<br />

übernahm Schaller die Edeka-Märkte<br />

seiner Eltern. Zwei dieser Läden sind<br />

laut der Edeka Nordbayern-Sachsen-<br />

Thüringen bereits lange geschlossen,<br />

heute betreibt die Familie am Stammsitz<br />

in Schlüsselfeld noch zwei Märkte.<br />

In einem Handelsblatt-Interview aus<br />

dem Jahr 2019 sagte Schaller, dass er zu<br />

seinen Edeka-Anfängen kaum unter 100<br />

Stunden in der Woche gearbeitet habe.<br />

Das Erfolgsgeheimnis eines gut laufenden<br />

Supermarktes liege in zufriedenen<br />

Kunden. Die gebe es, wenn sie mit einem<br />

Einkauf alles abdecken könnten.<br />

Das klappe nur als Vollsortimenter.<br />

Rainer Schaller befand sich am 21.<br />

Oktober <strong>2022</strong> an Bord eines Flugzeuges,<br />

dessen Funkkontakt vor der Küste Costa<br />

Ricas abbrach. Bei einer Suche wurden<br />

Trümmerteile sowie zwei Leichen gefunden,<br />

was einen Absturz bestätigte. Schaller<br />

gilt seitdem als vermisst. (mh) ◾<br />

Befürworter Erich Comor, Knuspr-Chef.<br />

Verkauf von Appel Feinkost<br />

Die Sustainable & Invest GmbH wird zum 1. Januar<br />

2023 neuer Eigentümer der Appel Feinkost GmbH<br />

und will auch die 330 Mitarbeiter übernehmen. Die<br />

Heristo AG, bisheriger Eigentümer, soll das operative<br />

Geschäft für ein Jahr weiter begleiten.<br />

Fotos: Appel Feinkost, Getty Images, Knuspr<br />

<strong>18</strong>


IM INTERVIEW<br />

Convenience<br />

Seite 58<br />

Energiekosten<br />

Seite 6<br />

4. November<br />

Einzelverkaufspreis<br />

4,90 Euro<br />

Reise e nach Parma<br />

a<br />

LP_Magazin_Titel_<strong>18</strong>.indd 1 28.10.<strong>2022</strong> 15:00:15<br />

Seite 68<br />

Seite e70<br />

Seite 26<br />

Seite 78<br />

Seite 36<br />

Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Auf der Höhe<br />

der Zeit.<br />

Anspruch<br />

Menschen, die<br />

Märkte machen,<br />

Unternehmen, die<br />

Sortimente bewegen,<br />

Konzepte, die<br />

die Branche vor -<br />

anbringen, Trends,<br />

an denen keiner<br />

vorbeigehen sollte.<br />

Die neue <strong>Lebensmittel</strong><br />

<strong>Praxis</strong>!<br />

Die Familie wächst,<br />

der Umsatz auch.<br />

„Wie für gute Markenartikel wichtig und<br />

richtig, haben wir den Inhalt der LP<br />

verbessert und die Verpackung optimiert.“<br />

Reiner Mihr, Chefredakteur <strong>Lebensmittel</strong> <strong>Praxis</strong><br />

TRADING-UP<br />

<strong>Lebensmittel</strong> <strong>Praxis</strong><br />

kommt mit<br />

neuem Konzept<br />

www.lebensmittelpraxis.de<br />

TEEKANNE-CHEF<br />

FRANK SCHÜBEL<br />

Der<br />

Winter<br />

wird<br />

schön<br />

heiß<br />

Gesund<br />

essen<br />

Trends für<br />

die schnelle<br />

Mahlzeit<br />

„Sparen ist<br />

angesagt“<br />

Rewe-Händlerin<br />

Sonja Lischka<br />

Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Flucht nach vorn<br />

Vegan, hybrid,<br />

traditionell<br />

Bratwurst-<br />

Marktführer<br />

Christian Wolf<br />

Blick<br />

kin<br />

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Milch und<br />

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machen den Kä<br />

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MUT IN MOERS<br />

Edeka Gerdes stellt<br />

sich der Krise<br />

EINSATZ IN AFRIKA<br />

Mondelez baut<br />

Kakaoprogramm aus<br />

ANGST IN ESSEN<br />

Galeria kämpft weiter<br />

mit roten Zahlen<br />

Die „runderneuerte“ Titelseite<br />

der LP, vielfältiger, spannender,<br />

moderner.<br />

Sie haben es schon gemerkt. Ihre <strong>Lebensmittel</strong> <strong>Praxis</strong><br />

sieht heute anders aus. Das ist zunächst nichts<br />

Besonderes. Bei jedem Markenartikel muss regelmäßig<br />

überprüft werden, ob er noch den aktuellen<br />

Bedürfnissen seiner Kunden entspricht. Ist er noch<br />

auf der Höhe der Zeit? Was hat sich bei den Ansprüchen<br />

an Inhalt und Verpackung verändert? Manchmal<br />

muss die Marke da auch mutig voranschreiten.<br />

Das führt zwangsläufig zu einem Überdenken des eigenen<br />

Angebots: kürzere Texte, mehr Illustrationen,<br />

mehr digitale Angebote.<br />

Für eine Branche, die begeistert<br />

Die <strong>Lebensmittel</strong> <strong>Praxis</strong> hat sich also neu aufgestellt:<br />

frischer, aktueller, schneller, tiefgehender, digitaler,<br />

lesefreundlicher, mit moderner Layoutgestaltung<br />

immer nah am Markt. Dabei verknüpfen wir noch<br />

enger das gedruckte Magazin mit digitalen Angeboten<br />

und unseren Veranstaltungen. Will sagen: Wie<br />

beim guten Markenartikel wichtig und richtig, haben<br />

wir den Inhalt der LP verbessert und die Verpackung<br />

optimiert. Für eine Branche, die begeistert! ◾<br />

Darbos Familie wird größer:<br />

Denn jetzt gibt es Fruchtaufstriche aus dem<br />

Traditionshaus auch in feiner Bio-Qualität.<br />

Eine echte Sensation, die bei KonsumentInnen<br />

ganz natürlich fruchten und so ganz<br />

bio-log isch zu mehr Umsatz führen wird.<br />

www.darbo.com<br />

19


News<br />

Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

„Die Aussichten<br />

sind düster“<br />

Toxische<br />

Preise<br />

Die Brauer sehen keine andere Chance mehr als<br />

Preiserhöhungen. Teilweise gleich doppelt.<br />

Kommentar von Tobias Dünnebacke<br />

Krombacher erhöht die Preise.<br />

Was in normalen Zeiten eine<br />

Meldung wert ist, gilt im Strudel<br />

der aktuellen Weltlage fast<br />

als Selbstverständlichkeit. Im<br />

Handel wird davon trotzdem<br />

wenig zu sehen sein – leider.<br />

Ruf nach Anerkennung<br />

Preise haben mit Wertschätzung<br />

zu tun. Was wenig kostet, kann<br />

nicht gut sein. Schon lange bevor<br />

der russische Präsident in die<br />

Ukraine einmarschiert ist und<br />

damit einen Kosten-Tsunami in<br />

der Weltwirtschaft ausgelöst hat,<br />

erklärte der damalige Chef der<br />

Bitburger-Brauerei <strong>18</strong> Euro für<br />

einen angemessenen Preis für<br />

eine Kiste Bier.<br />

Es wird sich wenig ändern<br />

Das wird trotz Preiserhöhungen<br />

der Brauer eine Utopie bleiben.<br />

Die Supermärkte konkurrieren<br />

bei hoher Inflation zunehmend<br />

mit den Discountern. Bei Biersorten<br />

wie Pils kommt hinzu: Über<br />

70 Prozent gehen in der Aktion<br />

weg. Und der Handel wird hier<br />

höhere Preise kaum weitergeben,<br />

auch wenn jeder Kasten dann ein<br />

Verlustgeschäft ist. Die Wertschätzung<br />

für Brauer muss wieder einmal<br />

vertagt werden.<br />

Mit der Krombacher Brauerei<br />

wagt sich ein weiterer Bierkonzern<br />

aus der Deckung<br />

und macht bei seinen Kunden gestiegene<br />

Kosten ab Rampe geltend. „Wir haben<br />

unseren Kunden über alle Produkte<br />

hinweg eine Erhöhung angekündigt“,<br />

erklärt ein Sprecher der Krombacher<br />

Brauerei. Die Erhöhung, die vom Unternehmen<br />

derzeit nicht genau beziffert<br />

wird, betrifft demnach nicht nur Krombacher-<br />

und Rolinck-Marken, sondern<br />

auch das Sortiment alkoholfreier Getränke<br />

wie Schweppes oder Orangina.<br />

Insider vermuten, dass sich der Kasten<br />

Bier im Handel (Regalpreis) um einen<br />

Euro für die Verbraucher erhöhen<br />

könnte. Auch in der Gastronomie wird<br />

der Kreuztaler Brauer mehr für sein<br />

Fassbier verlangen.<br />

Keine Zurückhaltung mehr<br />

Die höheren Preise sollen ab März 2023<br />

gelten und kommen damit knapp ein<br />

Jahr nach der letzten Erhöhung des<br />

Herstellers der größten Biermarke<br />

Deutschlands. Eine solche Strategie hat<br />

mittlerweile fast schon Schule gemacht.<br />

Auch AB Inbev (Beck’s, Franziskaner,<br />

Spaten) will im kommenden Jahr (Januar<br />

und Juli) gleich zweimal an der Preisschraube<br />

drehen. AB-Inbev-Deutschland-Chef<br />

Michel Pepa sagt dazu: „Die<br />

Deutschen werden sich an höhere Preise<br />

gewöhnen müssen.“ Radeberger und<br />

Heineken Deutschland erhöhen schon<br />

im Dezember die Preise.<br />

Substanz erhalten<br />

Preiserhöhungen gegenüber dem bei<br />

diesem Thema nicht zimperlich agierenden<br />

Handel gelten als Versuche, die<br />

Substanz der Betriebe zu erhalten. Erst<br />

vor Kurzem gab die Radeberger-Gruppe<br />

bekannt, die Binding-Brauerei in Frankfurt<br />

zu schließen. „Die Corona-Pan de -<br />

mie hat eine beispiellose Absatzkrise<br />

ausgelöst. Jetzt stemmen sich unsere<br />

Betriebe gegen die Folgen der Energiekrise.<br />

<strong>2022</strong> wird eines der schwärzesten<br />

Jahre unserer Geschichte, und die<br />

Aussichten für 2023 sind düster“, sagt<br />

Holger Eichele vom Deutschen Brauer-<br />

Bund. (td) ◾<br />

Douglas: Ende einer Ära<br />

Führungswechsel bei Douglas: Die bisherige Chefin,<br />

Tina Müller (54), wechselt in den Aufsichtsrat. Der<br />

frühere Chef des Nonfood-Discounters Action Sander<br />

van der Laan (54, Foto) übernimmt die Leitung der<br />

größten deutschen Parfümeriekette.<br />

Fotos: Getty Images, Douglas<br />

20


Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

News<br />

WER FOLGT DEM KÖNIG?<br />

Dietrich Mateschitz hinterlässt nach seinem Tod ein<br />

Machtvakuum bei Red Bull.<br />

Foto: Adobe Stock<br />

Was der österreichische Marketingprofi<br />

Dietrich Mateschitz<br />

geschaffen hat, ist ein<br />

weltumspannendes Getränke-, Medienund<br />

Sportimperium. Zuletzt konnte<br />

Red Bull knapp 10 Milliarden Dosen des<br />

berühmten Energydrinks verkaufen und<br />

rund 8 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaften.<br />

Umso hitziger wird nach dem<br />

Tod des Ausnahme-Un ter nehmers die<br />

Frage debattiert, wer dieses Vakuum an<br />

der Spitze des Konzerns füllen kann.<br />

Bekannt ist, dass der Red-Bull-Gründer<br />

einen Sohn hinterlässt: Mark Mateschitz,<br />

hervorgegangen aus einer Beziehung<br />

mit der Skilehrerin Anita Gerhardter,<br />

mit der Mateschitz senior nie<br />

verheiratet war. Laut österreichi schen<br />

Medien soll der 29-Jährige über die<br />

Hälfte der Dietrich Mateschitz Verwal -<br />

tungs OG besitzen, Geschäftsführer der<br />

Beim Thema Red-Bull-Nachfolge<br />

stochern Journalisten noch im Nebel.<br />

Thalheimer Heilwasser GmbH und bei<br />

der Stiftung „Wings for Life“ tätig sein.<br />

Allerdings hält die thailändische Familie<br />

Yoovidhya mit 51 Prozent die<br />

Mehrheit an Red Bull und hat bei der<br />

Personalie das letzte Wort. Der eigene<br />

Erbe Vorayuth Yoovidhya kommt dabei<br />

kaum infrage: Nach einer Todesfahrt im<br />

Alkoholrausch fahndet Interpol seit<br />

zehn Jahren nach dem Mann. Das Verhältnis<br />

der Eigentümer schien zuletzt<br />

nicht das beste gewesen zu sein: Laut<br />

oe24.at soll Mateschitz vor seinem Tod<br />

den Zweck seiner „Kunst und Kultur<br />

DM Privatstiftung“ um den Bereich<br />

Sport erweitert, dreistellige Millionenbeträge<br />

eingezahlt und dem Zugriff der<br />

Thailänder entzogen haben.<br />

Insider halten die Besetzung mit einem<br />

externen Manager für am wahrscheinlichsten.<br />

(td) ◾<br />

ANZEIGE<br />

DIE BELIEBTE MEERSALZMARKE LA BALEINE<br />

PRÄSENTIERT SICH IM NEUEN LOOK<br />

La Baleine, der französische Marktführer im<br />

Bereich Salz, präsentiert seit September seine<br />

Traditionsprodukte in neuer Verpackung. Mit<br />

dem Relaunch reagiert die seit 1934 etablierte<br />

Meersalzmarke auf den stetig wachsenden Verbraucherwunsch<br />

nach Produkten mit eindeutiger<br />

Herkunft und bedient das Bedürfnis nach<br />

klar erkennbaren Produktinformationen.<br />

Der ikonische Salzbauer reguliert den Fluss<br />

des Meerwassers auf den Salinen und symbolisiert<br />

die Meersalzernte. Der Flamingo und die<br />

Salzfelder im Hintergrund stellen das Naturschutzgebiet<br />

in der Camargue dar und führen<br />

den Verbraucher somit direkt an die Herkunft<br />

der authentischen Meersalze von La Baleine.<br />

Prominent platzierte Meersalzkörner auf einem<br />

Holzlöffel geben Auskunft über die jeweilige<br />

Sorte und sorgen für Orientierung am Regal.<br />

„Von der Natur geschaffen, vom Menschen<br />

geerntet“ – Auch der neue, prägnante<br />

Slogan von La Baleine bringt auf den Punkt,<br />

wofür die beliebte und qualitative Meersalzmarke<br />

steht: Tradition, Authentizität und<br />

Nachhaltigkeit. ◾<br />

https://www.labaleine.de/<br />

https://www.importhaus-wilms.de/de/<br />

21


News<br />

Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

ERNÄHRUNGSSTRATEGIE<br />

Dem Dialog<br />

entzogen<br />

Der <strong>Lebensmittel</strong>verband<br />

geht auf Abstand zum<br />

Ministerium Özdemir.<br />

Andrea Kurtz<br />

Fordert Ergebnisoffenheit: Christoph<br />

Minhoff, <strong>Lebensmittel</strong>verband Deutschland<br />

Die Nachricht traf die Berliner<br />

Verbändelandschaft unvorbereitet:<br />

„Der <strong>Lebensmittel</strong>verband<br />

wird sich bis auf Weiteres aus dem vom<br />

BMEL initiierten Verfahren zur Erarbeitung<br />

einer Ernährungsstrategie zurückziehen“,<br />

so Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer<br />

des <strong>Lebensmittel</strong>ver -<br />

bands Deutschland. „Wir wollen nicht<br />

in den Verdacht geraten, lediglich Staffage<br />

in einem vorbestimmten, intransparenten<br />

Prozess zu sein“, begründet er.<br />

Mehr noch: Er sehe keinerlei Bereit -<br />

schaft des Ministeriums, auf Vorschläge<br />

der Lobbyisten einzugehen. Deshalb<br />

werde der Verband „von einer Mitarbeit<br />

mit Alibi-Charakter absehen“. Andere<br />

Verbände reagierten mit Unverständnis.<br />

Die Bundesregierung sei Herr des Verfahrens<br />

und könne daher die Rahmenbedingungen<br />

bestimmen. (ak) ◾<br />

Mehr Nachrichten unter<br />

www.lebensmittelpraxis.de<br />

214 %<br />

mehr Fertiggerichte<br />

und<br />

Konserven:<br />

Das meldet<br />

Onlinehändler<br />

Galaxus im<br />

Vergleich zu 2021.<br />

133 %<br />

Plus: Mineral -<br />

wasser wird<br />

ebenfalls mehr<br />

online bestellt<br />

(Quelle: Galaxus).<br />

BEVORRATUNG<br />

Kunden kaufen<br />

wieder die<br />

Regale leer<br />

Deutliche Sprache der Panik: 38<br />

Prozent der Befragten einer<br />

Forsa-Umfrage im Auftrag des<br />

Bundesamtes für Bevölkerungsschutz<br />

und Katastrophenhilfe (BBK) – seit<br />

Mai die achte in diesem Zusammenhang<br />

– haben sich bereits im Oktober<br />

einen Vorrat an <strong>Lebensmittel</strong>n angelegt,<br />

„zum Beispiel zur Vorsorge bei<br />

möglichen Stromausfällen“, heißt es<br />

darin. 49 Prozent schafften sich Geräte<br />

zum Energiesparen an wie etwa<br />

Duschsparköpfe. Nur 17 Prozent haben<br />

auf die Frage, was sie angesichts möglicher<br />

Engpässe bei der Energieversorgung<br />

vorsorglich tun, geantwortet:<br />

„Nichts.“<br />

Der Bürgerservice des BBK verzeichnet<br />

deutlich mehr Anfragen und breites<br />

Interesse, sagt ein Sprecher der Bundesbehörde.<br />

Der dazugehörige Ratgeber ist<br />

laut BBK-Webseite momentan vergrif -<br />

fen; eine Online-Checkliste gibt es.<br />

„Die Menschen wachen immer<br />

mehr auf“, ergänzt Philipp Nater, Geschäftsführer<br />

bei Sicher-Satt. Das Unternehmen<br />

verpackt und produziert<br />

lang haltbare <strong>Lebensmittel</strong> und vertreibt<br />

auch Produkte anderer Hersteller<br />

für die Notfallvorsorge. Er verzeichnet<br />

schon seit Beginn der Coronakrise<br />

erheblich steigendes Interesse<br />

an den Notfallpaketen. (ak) ◾<br />

„Nicht horten,<br />

nicht<br />

hamstern“:<br />

Minister<br />

Cem Özdemir<br />

empfiehlt<br />

eine<br />

geplante <strong>Lebensmittel</strong>bevorratung<br />

für zwei<br />

Wochen.<br />

„Diesen Winter üben wir<br />

alle nur.“<br />

Grundtenor beim Parlamentarischen Abend der<br />

AG Mittelstand angesichts der über 2023 hinausgehenden<br />

wirtschaftlichen Belastungen.<br />

Fotos: Nils Krüger, Sedat Mehder<br />

22


ohne Verdickungsmittel<br />

gentechnikfrei<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

ohne Geschmacksverstärker<br />

laktosefrei<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

ohne künstliche<br />

Farbstoffe<br />

glutenfrei


News<br />

Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

COMITÉ CHAMPAGNE<br />

Bio-Signet<br />

wenig gefragt<br />

Champagner soll nachhaltig<br />

werden, so das Ziel<br />

der im Comité Champagne<br />

vereinten Winzer<br />

und Häuser. Sie setzen<br />

auf nationale Siegel.<br />

Der Klimawandel macht auch vor<br />

der Anbauregion des französischen<br />

Exportschlagers nicht<br />

halt. Um die Champagne zukunftsfähig<br />

aufzustellen und auf neue Verbrauchertrends<br />

zu reagieren, soll das gesamte<br />

Anbaugebiet bis 2030 nachhaltig bewirtschaftet<br />

werden. Dabei setzt das Comité<br />

Champagne auf drei Zertifizierungen:<br />

Bio, HVE (Haute Valeur Environnementale,<br />

übersetzt: hoher Wert für die<br />

Umwelt) und Viticulture durable (VC;<br />

nachhaltiger Weinbau). <strong>2022</strong> sind 63<br />

Prozent der Anbauflächen mindestens<br />

nach einem der Standards zertifiziert,<br />

43 Prozent nach VC, 12 Prozent HVE. Lediglich<br />

8 Prozent tragen das Bio-Siegel.<br />

10 Millionen Euro investiert das Comité<br />

Champagne pro Jahr in die Forschung<br />

und Entwicklung von Maßnahmen,<br />

die den CO 2<br />

-Fußabdruck und negative<br />

Effekte auf Biodiversität, Wasser<br />

und Böden reduzieren und die Qualität<br />

des Champagners erhöhen sollen – von<br />

der Entwicklung klimaresistenter Rebsorten<br />

über leichtere Glasflaschen bis<br />

hin zu Upcycling-Prozessen der Nebenprodukte.<br />

(br) ◾<br />

Bis 2030 sollen 100 Prozent der<br />

Champagner-Anbauflächen gemäß<br />

einem von drei Nachhaltigkeitsstandards<br />

zertifiziert sein.<br />

Utryme steigt in klassischen Vertrieb ein<br />

Der digitale Probiermarkt bietet neue Produktkategorien und Dienstleistungen.<br />

Künftig will André Moll (Foto),<br />

Gründer und Geschäftsführer<br />

von Utryme, für seine Partner<br />

Marktforschung, Marketing, Vertrieb<br />

und Logistik aus einer Hand anbieten.<br />

Bis 2030 soll Utryme die größte europäische<br />

FMCG-Plattform werden, so<br />

das Ziel von Moll.<br />

Bei Utryme erhält der Kunde einzig<br />

selbst ausgesuchte Ware (Pull-Strategie).<br />

Für eine Versand pau schale von knapp<br />

25 Euro kann er unbepreiste Wunschprodukte<br />

bis zu einem verdeckt festgelegten<br />

Gesamtwert (zwischen 40 und<br />

50 Euro) auswählen, ein Abo ist nicht<br />

erforderlich. Rund 2.500 Produktinno -<br />

vationen von rund 600 Herstellern wurden<br />

seit der Gründung im Jahr 20<strong>18</strong><br />

über Utryme getestet. Nun wurde das<br />

Angebot um gekühlte <strong>Lebensmittel</strong> sowie<br />

die Kategorien Beauty und Tiernah-<br />

„Unser Algorithmus sammelt<br />

ab dem ersten Probierkontakt<br />

passende Attribute.“<br />

André Moll, Geschäftsführer, Utryme<br />

rung erweitert. Im Schnitt bestelle jeder<br />

User ein bis zwei Produktboxen pro<br />

Jahr.<br />

Geld verdient das Start-up nicht in<br />

erster Linie über den Verkauf der Probierboxen,<br />

sondern über Marktfor -<br />

schungsangebote. Hersteller, die ihre<br />

Produkte testen lassen, können unterschiedliche<br />

Pakete wählen, um genaue<br />

Informationen über ihre Zielgruppe<br />

oder deren individuelles Kaufverhalten<br />

zu erhalten. Zusätzliche Umsätze will<br />

Moll nun unter anderem über den direkten<br />

Verkauf von Produkten generieren.<br />

„Nachdem der Kunde seine Probierbox<br />

gepackt hat, wird ihm künftig die<br />

Möglichkeit zu einem Upgrade geboten“,<br />

erklärt der Gründer. Dabei werden<br />

Produkte zum regulären UVP zum<br />

Kauf vorgeschlagen, die zu seinen persönlichen<br />

Interessen passen. (br) ◾<br />

Fotos: Utryme, Bettina Röttig, Adobe Stock<br />

24


Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

News<br />

RECHT<br />

News zur<br />

Gesetzeslage<br />

In dieser Ausgabe kurz notiert: Kündigung bei falschem<br />

Impfausweis # Datenschutz-Grundverordnung fordert die<br />

Unternehmen # Verbraucherschützer mit mehr Rechten<br />

Fake-Impfschutz: Kündigung<br />

Das Landesarbeitsgericht (LAG)<br />

Düsseldorf positioniert sich in seiner<br />

Rechtsprechung zu falschen<br />

Impfpässen: In zwei Entschei -<br />

dungen machten die Richter deutlich,<br />

dass ein gefälschter Impfpass<br />

zur fristlosen Kündigung führen<br />

kann (Urteil bzw. Beschluss vom<br />

4.10.<strong>2022</strong>, Az. 8 Sa 326/22 bzw. Az. 3<br />

Sa 374/22). Die Richter betonten in<br />

ihrer Begründung, dass die Vorlage<br />

eines gefälschten Impfpasses einen<br />

Falscher Impfausweis: Kündigung.<br />

wichtigen Grund gemäß § 626 Abs. 1<br />

BGB zur fristlosen Kündigung des Arbeitsverhältnisses<br />

darstellt. Damit bestätigt<br />

das LAG die Ansicht einiger erstinstanzlicher<br />

Gerichte.<br />

DSGVO überfordert Firmen<br />

Die europäische Datenschutz-Grundverordnung<br />

(DSGVO) stößt auch im<br />

fünften Jahr ihres Inkrafttretens in der<br />

deutschen Wirtschaft weiterhin auf Kritik.<br />

In einer Umfrage im Auftrag des Digitalverbands<br />

Bitkom unter Unternehmen<br />

ab 20 Beschäftigten in Deutschland<br />

erklärten 78 Prozent der befragten<br />

Unternehmen, dass für sie weiterhin eine<br />

erhebliche Rechtsunsicherheit bezüglich<br />

der genauen Vorgaben der Datenschutz-Grundverordnung<br />

bestehe.<br />

Die Sammelklage kommt<br />

Wenn in Zukunft deutsche Unternehmen<br />

mit ihren Geschäftspraktiken Verbraucher<br />

schädigen, müssen sie mit einer<br />

Sammelklage rechnen. Damit soll<br />

900<br />

Firmen sind<br />

vom Inkrafttreten des<br />

Lieferkettengesetzes in<br />

Deutschland im nächsten<br />

Jahr betroffen.<br />

es für Verbraucher möglich sein, in<br />

gleich gelagerten Fällen Sammelklageverfahren<br />

durchzuführen. Unter<br />

dem Namen „Abhilfeklage“ plant<br />

Bundesjustizminister Marco Buschmann<br />

in seinem Referentenentwurf<br />

die EU-Richtlinie 2020/<strong>18</strong>28 über<br />

Verbandsklagen in nationales Recht<br />

umzusetzen. Klageberechtigt sollen<br />

dann nur bestimmte zugelassene<br />

Verbraucherschutzverbände sein.<br />

Von Juni 2023 an sollen Verbrau -<br />

cherverbände Klagen einreichen<br />

können.<br />

Foto: Getty Images<br />

„Es ist nicht alles Lindt,<br />

was glänzt.“<br />

Weil sie dem „Goldhasen“ von Lindt ähnlich<br />

sehen, hat das OLG München der Confiserie<br />

Heilemann verboten, Schokohasen mit<br />

goldener Verpackung zu verkaufen, auch<br />

wenn deren Anwalt anders argumentierte.<br />

25


Marktrundgang<br />

Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

VERHALTENER KONSUM<br />

Bis zum 24. Februar lief alles<br />

super. Jetzt muss Inhaber<br />

Pascal Gerdes umsteuern.<br />

Heidrun Mittler<br />

Olivenbaum<br />

Fleisch-Vorbereitung<br />

und Theke<br />

Käsetheke<br />

Wurst-Vorbereitung<br />

und Theke<br />

Wein, Sekt,<br />

Spirituosen<br />

Kassen und SCO<br />

Sushi<br />

Bäckerei und<br />

Sitzbereich<br />

Bistro und Vorkassenbereich<br />

26


E-CENTER<br />

GERDES<br />

Unikat mit<br />

Weitblick<br />

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Olivenbaum.


Marktrundgang<br />

Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

EDEKA FRISCHE<br />

CENTER GERDES<br />

Edeka Platz 12<br />

47445 Moers<br />

3.600<br />

m 2 Verkaufsfläche plus<br />

1.000 m 2 Trinkgut-Getränkemarkt<br />

16,5<br />

Mio. Euro Umsatz im ersten<br />

Geschäftsjahr angepeilt<br />

(plus 2 Mio. im Getränkemarkt)<br />

Käse-Boutique: vier Meter Bedienungstheke<br />

plus Wand und Truhe voller frisch geschnittener<br />

Ware. Die Mitarbeiter kommen nach vorn, um<br />

den Kunden zu beraten.<br />

21<br />

Mio. Euro Umsatz im ersten<br />

Geschäftsjahr erzielt<br />

(plus 3 Mio. im Getränkemarkt)<br />

Weitere Fakten<br />

Frische Center<br />

Durchschnittsbon: 29,58 Euro<br />

Sortiment: 35.000 Artikel<br />

Parkplätze: 200<br />

Getränkemarkt<br />

Auf einen Schlag war alles anders.<br />

Dabei funktionierte der neu eröffnete<br />

Markt der Familie Gerdes vorher<br />

richtig gut: der Markt selbst optisch ein<br />

Schmuckstück, die Mitarbeiter motiviert.<br />

Die Kunden nahmen weite Anfahrtswege<br />

in Kauf, das Einzugsgebiet<br />

erstreckte sich über einen Radius von<br />

bis zu 25 Kilometern. Und dann hat Putin<br />

die Ukraine angegriffen. Unter den<br />

Folgen des Krieges leiden alle, Händler,<br />

Produzenten, Verbraucher. Pascal Gerdes<br />

fasst die Auswirkungen für sein Geschäft<br />

so zusammen: „Die Kosten steigen,<br />

der Umsatz sinkt.“<br />

Preiswahrnehmung ändert sich<br />

Von heute auf morgen haben die Verbraucher<br />

auf die gestiegenen Spritkosten<br />

reagiert. Diejenigen, die am Wochenende<br />

zum Erlebnis-Einkauf von<br />

weiter weg anreisten, fehlen jetzt zum<br />

Teil. Dafür kaufen mehr Kunden aus<br />

dem Nahbereich ein, das beschert<br />

Wachstum unter der Woche.<br />

Ein weiterer Punkt treibt den Inhaber<br />

um: Wer die prachtvolle Mall und<br />

den geschmackvoll gestalteten <strong>Lebensmittel</strong>markt<br />

betritt, könnte leicht assoziieren,<br />

dass der „Markt eine Apotheke<br />

ist“. Dabei bietet er natürlich auch das<br />

breite Edeka-Sortiment im Preiseinstieg.<br />

Deshalb platziert Gerdes im Hauptgang<br />

an jeder Ecke die Artikel aus der Werbung<br />

und setzt weiter verstärkt auf den<br />

Handzettel. In Blickhöhe finden nun zudem<br />

günstigere Produkte Platz, die zuvor<br />

zwei Reihen tiefer im Regal standen.<br />

Durchschnittsbon: <strong>18</strong>,49 Euro<br />

Sortiment: 4.000 Artikel<br />

Parkplätze: 300<br />

Mitarbeiter<br />

umgerechnet<br />

auf Vollzeit<br />

(plus 7 im<br />

70Getränkemarkt)<br />

Fotos: Peter Eilers<br />

28


Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Marktrundgang<br />

Das E-Center hat rund ums Jahr einen<br />

hohen Promi-Faktor. Es liegt direkt<br />

gegenüber der neuen Zentrale der Edeka<br />

Rhein-Ruhr. Nicht nur die Mitarbeiter<br />

dieser Regionalgesellschaft gehen im<br />

Markt ein und aus, auch die Führungskräfte<br />

der nationalen Ebene sind sehr<br />

häufig zu Besuch. Der Markt und insbesondere<br />

die Mitarbeiter stehen also<br />

ständig unter Beobachtung. Daran ist<br />

Gerdes gewöhnt, sein Schwiegervater<br />

Wolfgang Nottebohm war lange in leitenden<br />

Edeka-Funktionen tätig, bevor er<br />

im Sommer in den Ruhestand gewechselt<br />

ist.<br />

„Wann machen wir<br />

unseren Job super? Wenn<br />

wir zu mehr verlocken<br />

können, als auf dem<br />

Einkaufszettel steht!“<br />

Pascal Gerdes<br />

3 FRAGEN AN<br />

Bistro bietet Platz für 100 Gäste<br />

Die Unternehmerfamilie hat ihr Gastronomiekonzept<br />

unter anderem auf die<br />

Belegschaft der Zentrale ausgerichtet.<br />

Die Mitarbeiter können – wie alle anderen<br />

Kunden – bei der Bäckerei Büsch<br />

frühstücken oder sich im Markt-Bistro<br />

der Vorkassenzone mittags zum Beispiel<br />

eine Pizza gönnen. Eine aus dem Steinofen<br />

mit selbst hergestelltem Teig, versteht<br />

sich.<br />

Allerdings konkurriert das groß angelegte<br />

Bistro mit italienischem Einschlag<br />

(„Cucina alla Mamma“) mit der<br />

Edeka-Kantine. In Zeiten, wo der Geldbeutel<br />

schmaler wird, geht manch einer<br />

lieber in die subventionierte Kantine essen.<br />

Pascal Gerdes plant deshalb, mehr<br />

Gerichte „to go“ anzubieten und das Angebot<br />

preislich insgesamt günstiger zu<br />

gestalten. ◾<br />

An die Fleischwurst! Martina Linßen (l.)<br />

und Melanie Wodzinski bedienen mit<br />

Spaß an der Arbeit.<br />

Mehr Bilder unter<br />

https://t1p.de/lpmarktrundgang<br />

Pascal Gerdes<br />

Hingucker und Highlights: Der<br />

Markt begeistert Architekten.<br />

Woher die Ideen stammen.<br />

Was ist das Highlight hier bei<br />

Ihnen im Markt?<br />

Pascal Gerdes: Wir haben hier in<br />

Moers einen einzigartigen Markt hingesetzt,<br />

was die Ladengestaltung angeht.<br />

Ein Auftrag über Generationen hinweg:<br />

Meine Mutter hat vor 20 Jahren mit der<br />

Planung begonnen, ich durfte die Umsetzung<br />

mit zu Ende führen.<br />

Ein Beispiel für das Besondere ist<br />

Ihre offene Käsetheke. Wo haben<br />

Sie sich Anregungen für ihre außergewöhnlichen<br />

Elemente geholt?<br />

Wir haben uns querbeet <strong>Lebensmittel</strong>händler<br />

angeschaut, aber auch gastronomische<br />

Betriebe, Möbelhäuser, Hotels,<br />

und das auch länderübergreifend.<br />

Der Markt ist ein Jahr am Netz.<br />

Worauf sind Sie besonders stolz?<br />

Wir sind in Bezug auf den Umsatz deutlich<br />

über den Erwartungen gestartet. Das<br />

zeigt, dass wir den Kunden vom Start<br />

weg gut abgeholt haben. Erfolgreich ist<br />

außerdem unsere Personalpolitik. Bis auf<br />

eine Handvoll Mitarbeiter, die aus eige -<br />

nen Reihen kommen, haben wir die<br />

meisten von außen dazu geholt. Es ist<br />

schon eine Herausforderung, 80 Charak -<br />

tere unter einen Hut zu bringen. Obwohl<br />

wir im gesamten Unternehmen nun fast<br />

200 Menschen beschäftigen, haben wir<br />

uns nach meinem Gefühl das familiäre<br />

Miteinander bewahrt.<br />

Individuelle Sonderaufbauten: Der Kunde kann jeden Wein verkosten.<br />

29


Interview<br />

Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

„Die andauernde<br />

Bewältigung von<br />

Krisen – Corona,<br />

Ukraine-Krieg,<br />

Energiekosten –<br />

wird die Politik<br />

Mores lehren.“<br />

Josef Sanktjohanser, HDE-Präsident<br />

30


Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Interview<br />

„Unsere Marge<br />

schwindet“<br />

Ex-Rewe-Vorstand Josef Sanktjohanser<br />

verlässt den Posten des HDE-Präsidenten –<br />

mit markigen Sätzen an die deutsche Politik.<br />

Das Interview führte<br />

Andrea Kurtz. Das<br />

Sanktjohanser-Motto<br />

„Jammern ist kein unternehmerisches<br />

Konzept“<br />

ist auch ihres.<br />

Fotos: HDE/Die Hoffotografen, Santiago Engelhardt<br />

Die Brandbriefe aus der Wirtschaft an<br />

die Politik häufen sich. Der HDE war<br />

einer der ersten Akteure, die dazu gegriffen<br />

haben. Ist der Handel bedroht?<br />

Josef Sanktjohanser: Ja, massiv. Unsere aktuellen<br />

Umfragen zeigen sehr deutlich, dass<br />

über 50 Prozent der deutschen Händler aufgrund<br />

der exorbitant steigenden Energiekos -<br />

ten in Existenzschwierigkeiten stecken. Die<br />

Einschläge kommen zusätzlich durch die<br />

deutliche Kaufzurückhaltung aufgrund der<br />

hohen Energiekosten für die privaten Haushalte<br />

näher.<br />

Bis jetzt hieß es immer, der Online-<br />

Handel sei der Heilsbringer, gerade<br />

auch für kleinere Händler ...<br />

… das ist auch kein Selbstläufer mehr, die<br />

Kaufzurückhaltung ist auch hier deutlich. Und<br />

selbst bei den weltweit großen Playern sieht<br />

man, dass die Manager bei ihren Expansionsplänen<br />

auf der Bremse stehen. Nun sind die<br />

Big Player kein Vergleich mit den kleineren<br />

Handelsunternehmen hierzulande, aber es ist<br />

ein Signal.<br />

Wie schätzen Sie als Vollblut-<strong>Lebensmittel</strong>kaufmann<br />

die Lage für LEH und<br />

Drogeriemärkte ein?<br />

Während Corona haben wir gesehen, dass<br />

alles, was der Konsument für sein tägliches<br />

Leben benötigt, einen enormen Schub bekommen<br />

hat. Das läuft auch weiter hin, aber<br />

mit veränderten Vorzeichen. Die Marge<br />

schwindet, wir erzielen keine realen Umsatzzuwächse<br />

mehr. Dazu kommt, dass die Kunden<br />

im gesamten Nonfood-Bereich starke<br />

Kaufzurückhaltung zeigen. Die Prognose ist<br />

also auch hier verhalten.<br />

Wie preissensibel ist der Kunde?<br />

Wir sehen deutlich: Die Kunden erleben die<br />

Inflation, greifen statt zur Marke zur Eigen -<br />

marke oder vermehrt zum Preiseinstieg. Das<br />

ist für den Handel eine große Herausfor de -<br />

rung, die jedoch dem Verbraucher ermöglicht,<br />

seine Lebenshaltungskosten bei <strong>Lebensmittel</strong>n<br />

günstig zu stellen. Außerdem befördern wir<br />

mit den Handelsmarken auch die Zusammenarbeit<br />

in der Lieferkette. Durch den starken<br />

Dialog verbessern wir die Wertschöpfung und<br />

bringen dem Kunden zumindest etwas Entspannung<br />

an der Preisfront.<br />

Der <strong>Lebensmittel</strong>handel muss also<br />

keine Angst vor der Zukunft haben?<br />

Jedenfalls derzeit nicht. Wir sind ja ohnehin<br />

nicht die Kaufleute, die offensiv und sofort<br />

staatliche Hilfsgelder und Subventionen fordern.<br />

Wir hatten im <strong>Lebensmittel</strong>bereich gute<br />

Jahre und diese wappnen uns für die Krise.<br />

Bei den Energiekosten brauchen wir aber<br />

Planungs- und Kostensicherheit!<br />

Sie verlassen als erster Repräsentant<br />

den HDE in schwierigen Zeiten. Welche<br />

wichtigste Aufgabe übergeben Sie Ihrem<br />

Nachfolger?<br />

Ich werde auf keinen Fall nach dem Wechsel<br />

von der Seitenlinie in die Arbeit des Verbandes<br />

hineinrufen. Eine solide Positionierung im<br />

Markt respektive in der Politik und der Zusammenhalt<br />

der Mitglieder sind Big Points im<br />

Amt als HDE-Präsident. Neben der Finanzierung<br />

ist die Anpassung der Verbandsorganisation<br />

an die Branchenentwicklung eine fortdauernde<br />

Aufgabe. Zudem wird es wichtig bleiben,<br />

die Position des HDE im Club der größten<br />

Wirtschaftsverbände weiter zu festigen.<br />

16<br />

Jahre<br />

Lobby<br />

Josef Sanktjohanser<br />

wird sein<br />

HDE-Ehrenamt<br />

im November<br />

übergeben.<br />

Danach wird er –<br />

unter anderem –<br />

an der Uni Köln<br />

unterrichten.<br />

Was Josef<br />

Sanktjohanser<br />

den Ministern<br />

Lindner und Habeck<br />

beim Parlamentarischen<br />

Abend des Mittelstands<br />

mit auf<br />

den Weg gab,<br />

hören Sie hier:<br />

31


Interview<br />

Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

ZUR PERSON<br />

Diplom-Kaufmann Josef Sanktjohanser (hier mit HDE-<br />

Hauptgeschäftsführer Stefan Genth beim Politischen<br />

Sommerfest des Verbandes in Berlin) führte die Petz-<br />

Märkte seiner Eltern, leitete die Rewe West und war von<br />

2004 bis 2012 Vorstand der Rewe-Group. 2005 wurde er<br />

Mitglied im HDE-Vorstand, 2006 HDE-Präsident.<br />

Hat sich die Wahrnehmung des Handels<br />

in Ihrer Amtszeit geändert?<br />

Wir haben über die Zeit mehr als regelmäßige<br />

Treffen mit den Regierungsverantwortlichen –<br />

bis hin zum Kanzler beziehungsweise zur<br />

Kanzlerin – aufgebaut und eine konstruktive,<br />

direkte Dialogebene geschaffen. Diese direkten<br />

Drähte zu den Ministern und ihren Leitungsstäben<br />

sind für tragfähige Beziehungen und<br />

Lobby-Resul tate unverzichtbar. Das gilt auch<br />

für die Vernetzung mit den anderen Verbänden.<br />

Wir sind ein gefragter Gesprächspartner.<br />

Gesamtgesellschaftlich gesehen haben<br />

wir als Handelsver band eine hohe Legitimation<br />

durch die Struktur als gewählte<br />

Organisation in ganz Deutschland bis hin zur<br />

Vertretung in Brüssel. So ist es gelungen, die<br />

Handelsbranche mit ihren gesellschaftlichen<br />

Funktionen erheblich präsenter wahrnehmbar<br />

zu machen.<br />

Wie erleben Sie die inzwischen ja nicht<br />

mehr neue Regierung?<br />

Diese Frage habe ich mir in den letzten Tagen<br />

häufig gestellt. Nebenbei: Ich habe dabei nachgerechnet,<br />

dass ich bei nur zwei Kanzlerschaf -<br />

ten acht verschiedene Wirtschaftsminister<br />

erlebt habe. Ich werde diese Tatsache sicher<br />

noch in der ein oder anderen Abschiedsrunde<br />

kolportieren – denn die Frage liegt ja nahe:<br />

Sind es angesichts der angestrengten wirtschaftlichen<br />

Situation zu viele oder zu wenige<br />

Amtsträger? Das Signal ist für mich deutlich<br />

und die Erkenntnis klar umrissen: Es fehlt in<br />

Deutschland an einer konzeptionell und langfristig<br />

ausgerichteten Wirtschaftspolitik.<br />

Woran fehlt es der Wirtschaftspolitik?<br />

Vor allem in der Ordnungspolitik fehlt der<br />

Kompass. Wir in der Wirtschaft erwarten<br />

kon krete Rahmenbedingungen und die Einhaltung<br />

von ökonomischen Grundsätzen. Ich<br />

nehme Olaf Scholz als Bundeskanzler wahr,<br />

der sein Kabinett führt und eine große Erfah -<br />

rung auch in wirtschaftspolitischen Fragen<br />

besitzt. Der große Einfluss einer linken, sozial<br />

umverteilenden und regulierenden Politik<br />

macht mir dennoch große Sorgen.<br />

Und in der Ernährungspolitik? Welches<br />

Zeugnis stellen Sie dem Team Özdemir<br />

aus?<br />

Da habe ich ein fortdauerndes Störgefühl; das<br />

hat sich aber zu den Vorgänger-Regierungen<br />

nicht geändert. Die gesamte Agrarpolitik ist ja<br />

quasi eine Exklave der allgemeinen Wirtschaftspolitik,<br />

jedoch nicht mit dieser kongru -<br />

ent. Daher bin ich auch nicht einverstan den<br />

mit der aktuellen Ernährungspolitik von Cem<br />

Özdemir. Es gibt zahlreiche Eingriffe, die<br />

deutlich machen, dass es vielen Politikern an<br />

der Kenntnis von Marktprozessen mangelt; es<br />

scheint der Glaube vorzuherrschen, man<br />

kön ne zum Beispiel an Milch- oder Schweinefleischpreisen<br />

einfach drehen, ohne Angebotsund<br />

Nachfrageverhalten als autonome Entscheidungen<br />

von Unternehmen und Bürgern<br />

zu berücksichtigen.<br />

Was braucht der Handel bei der Krisenbewältigung<br />

dringend von der Politik?<br />

Es ist unsere Aufgabe, der Politik die Krisenfolgen<br />

deutlich zu machen. Wir als Händler<br />

müssen immer wieder darauf aufmerksam<br />

machen, dass für uns andere Parameter für<br />

einen möglichen Schadensausgleich gelten als<br />

für die Industrie. Unser Verhältnis Umsatz zu<br />

Wertschöpfung ist nicht einfach gleichzusetzen<br />

mit anderen Branchen und daher als Bemes -<br />

sungsgrundlage zur Berechnung von Entschä -<br />

digungszahlungen betriebswirtschaftlich völlig<br />

daneben. Hier werden wir insistieren und hart<br />

lobbyieren.<br />

32


Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Fachkräftemangel. Welche Unterstützung<br />

benötigt der Handel?<br />

Das Bürgergeld ist für mich in der Tendenz<br />

dafür jedenfalls der falsche Weg. Die Anreize<br />

für Nicht-Arbeiten wurden im Verhältnis zur<br />

aktiven beruflichen Tätigkeit gestärkt. Für<br />

mich sind die Maßnahmen der Ampelre gie -<br />

rung nicht scharf genug. Positiv sind die Lockerungen<br />

bei Hinzuverdienstmöglichkeiten<br />

und die Entschärfung der kalten Progression<br />

zu nennen. Den Fachkräftemangel werden wir<br />

nur bekämpfen können, wenn wir die Grenzen<br />

öffnen und eine Willkommenskultur leben,<br />

die schon in den Kommunen beginnt. Schaut<br />

man auf die Integration von Ukrainern, passiert<br />

im Stillen so viel Richtiges und Gutes.<br />

Hier gilt, dass die Betriebe unmittelbar die<br />

wirksamsten Sozialleistungen erbringen. Der<br />

Arbeitskräftemangel ist nicht auf Knopfdruck<br />

zu beheben; hier braucht es viele Maßnahmen<br />

wie beispielsweise die gleichrangige Förderung<br />

von „Meister und Master“. Hands-on-Berufe<br />

müssen generell wieder mehr Wertschätzung<br />

bekommen.<br />

Zurück zum Kaufmann Sanktjohanser.<br />

Worauf achten Sie, wenn Sie einen fremden<br />

Supermarkt betreten?<br />

Auf Ordnung, Sauberkeit und Hygiene. Ich<br />

sehe direkt, ob ein Markt gut geführt ist. Das<br />

ist mehr als nur die Optik der Obst- und Gemüse-Abteilung.<br />

Ich achte auf Kundenfre -<br />

quenz, auf Freundlichkeit, Warenpräsenz …<br />

aber im Grunde folgt man hier automatisch<br />

dem Erfahrungswissen. Retail is detail; das ist<br />

ein guter Grundsatz für jeden Kaufmann.<br />

Wie wird ein klassischer Supermarkt in<br />

fünf Jahren aussehen? Nur noch SB,<br />

Discounter und Genusstempel?<br />

Jetzt schaue ich einmal auf unser Familienunternehmen.<br />

Über vier Generationen wurde<br />

die Philosophie unserer Firma geprägt. Danach<br />

führen wir keine Genusstempel, sondern<br />

wir bedienen Kunden aus der ganzen Breite<br />

der Gesellschaft. Für die große Mehrzahl der<br />

Bürger ist der gute tägliche Einkauf weiter<br />

sehr wichtig, und Homing und Cocooning<br />

bleiben im Trend. Maß und Mitte werden<br />

weiter ihren Platz behalten. Meine Nichte<br />

Maike verantwortet die Petz Rewe GmbH als<br />

CEO und setzt daher konsequent auf die Umsetzung<br />

der alltäglichen Basisleistungen wie<br />

Sauberkeit, Freundlichkeit, reelle Preise, ein<br />

großes Sortiment, regionale Produkte, Eigen -<br />

marken, Ambiente, Ausstattung. Unsere Mitarbeiter-<br />

und Kundenbindung sind messbar<br />

überdurchschnittlich. Ebenso die lokale und<br />

regionale Verwurzelung. So haben wir beispielsweise<br />

mit fünf Landwirten Abkommen<br />

über Ganztier-Vermarktung. Nach meiner<br />

Überzeugung wird all dies auch die Basis für<br />

zukünftigen Erfolg. ◾<br />

Welcome home.<br />

Die Branche ist im Umbruch. Die Konsumgütermessen<br />

gestalten sich neu. Die drei Erfolgsformate Ambiente,<br />

Christmasworld und Creativeworld finden 2023 erstmals<br />

zeitgleich statt. Erleben Sie das innovative Konzept<br />

mit einem weltweit beeindruckenden Angebot und den<br />

vielfältigsten Synergien – auch für die PBS-Branche –<br />

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Handel / <strong>Praxis</strong><br />

Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Ist da wirklich drin,<br />

was draufsteht?<br />

<strong>Lebensmittel</strong> sind meist verpackt und gekennzeichnet.<br />

Aber stimmen die Angaben immer?<br />

Stichproben nähren Zweifel.<br />

Bei Stichprobenkontrollen im<br />

September <strong>2022</strong> in den Outlets<br />

vier verschiedener Retailer wiesen<br />

45 Prozent der geprüften Räucherlachs-Produkte<br />

5 Prozent und mehr Abweichung<br />

vom Gewicht auf. Ähnlich<br />

verhielt es sich bei Kochschinken und<br />

Schnittkäse, betroffen waren Herstellerwie<br />

Eigenmarken. Bei Beerenobst gab es<br />

bei einem Drittel der Verpackungen eine<br />

Abweichung von mehr als 3 Prozent.<br />

Starke Abweichungen sichtbar<br />

Selbstverständlich wurden bei den Untersuchungen<br />

auch zahlreiche Produkte<br />

untersucht, in deren Verpackungen die<br />

Füllmengen bewusst überschritten werden,<br />

um möglichen Gewichtsverlusten<br />

in der Lieferkette vorzubeugen. Auch bei<br />

Convenience-Food führt ein genauerer<br />

Blick hinter die Kulissen zu einem ernüchternden<br />

Ergebnis, da Gewichts-<br />

Kontrolle ist immer wieder sinnvoll.<br />

Hier deutlich sichtbar: Das Produkt hat<br />

stark gelitten. Mögliche Ursachen sind<br />

Schnittführung, Nichteinhalten der Kühlkette,<br />

Gestaltung von Verpackungsmaterialien, aber<br />

auch das ganz normale Verräumen.<br />

abweichungen, unsachgemäße Verpackungen<br />

oder optische Mängel die<br />

ursprüngliche Produktqualität negativ<br />

beeinflussen.<br />

Wie das obige Foto zeigt, haben<br />

Schnittführung, Einhaltung der Kühlkette,<br />

Gestaltung von Verpackungsmaterialien,<br />

aber auch das „Verräumen“ sowie<br />

die Präsentation der Ware direkten<br />

Einfluss auf die Warenperformance. Bei<br />

professionellen Store-Checks sollten daher<br />

sowohl Gewichtsabweichungen als<br />

auch die Optik des Produktes und seine<br />

Platzierung im Regal überprüft werden:<br />

● ausgezeichnete und reale Nennfüllung<br />

● Kühltemperaturen, Kühlkette<br />

● optische Inaugenscheinnahme<br />

Des Weiteren sollte man sich am<br />

Eichrecht orientieren, die zulässigen<br />

maximalen Minusabweichungen je<br />

Verpackung betragen nicht mehr als<br />

3 Prozent – bezogen auf die Nennfüllung.<br />

◾<br />

DIE AUTOREN Anselm Elles und Janine<br />

Hahn arbeiten für die Inquality Germany<br />

GmbH, die im Kundenauftrag Mystery-<br />

Shopping durchführt und Produkte überprüft<br />

(Kontakt: Anselm.Elles@inquality.eu).<br />

Foto: Inquality, Mirco Moskopp<br />

34


Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Neueröffnung des Monats / Handel<br />

ALNATURA<br />

IN KÖLN<br />

Die Bio-Supermarktkette Alnatura<br />

hat ihren achten Markt in der<br />

Domsta<br />

dt eröffnet. Reg<br />

ionale<br />

Bio-Le<br />

bensmitt<br />

el ste<br />

he<br />

n hier<br />

mit<br />

im Fokus.<br />

Bettina Röttig<br />

r ist der Knotenpu<br />

nkt der Kölner Ver-<br />

ke<br />

hrsbetriebe, das Herz der Einkaufszone: der<br />

Neumarkt. Seit Mitte Oktober ist hier auch<br />

die Bio-Supermarktkette Alna<br />

tura mit einer<br />

neuen Filiale zu finden. Auf knapp 600 Quadr<br />

atmetern Verkaufsfläche bi<br />

etet der achte<br />

Kölner Mar<br />

kt ein umfangreiches Bio-Vollsor-<br />

timent. Rund 6.000 Pro<br />

dukte stehen zur Aus-<br />

wahl, viele davon aus de<br />

r Region. Bio-Brotot<br />

und -Bac<br />

kwaren liefe<br />

rn die Demeter-zertifi-<br />

zierte<br />

Bio<br />

-Bäckerei Äh<br />

re<br />

nsache und der Bio-<br />

Bäcker Onder de Linden, spezialisiert auf glu-<br />

tenfreie Backwaren.<br />

Zum Verweilen und Genieß<br />

en lädt die in-<br />

tegr<br />

ierte Café-Bar mit<br />

Sitzmöglichke<br />

it ein.<br />

„Uns<br />

er neu<br />

euerer Alnat<br />

ura-Markt hat den idealen<br />

Stando<br />

rt für all<br />

e Menschen, di<br />

e in der<br />

Innenstadt<br />

arbeiten oder mit den öffentlich<br />

en Verkehrsmitteln<br />

pendeln. Denn<br />

wir biete<br />

n mit<br />

unserer umfangreichen Snack-Theke eine<br />

große Vielfalt an unterschiedl<br />

ichsten Bio-<br />

Leckereien an, sowohl süß als auch<br />

her<br />

zhaft,<br />

zum Genuss direkt be<br />

i uns im Markt<br />

und zum<br />

Mi<br />

tnehmen für die Mittagspause“, erklärt<br />

Markt leiter Michael<br />

Diefenthal.<br />

16 Arbeitsplätze<br />

sind in dem neuenen Bio-<br />

Supermarkt<br />

ent<br />

stan<br />

den. Bundesweit gibt es<br />

aktuell 148 Alnatura-Märkte. ◾<br />

Foto: Alnatura<br />

Weitere Neueröffnungenen<br />

finden Sie tagesaktuell hier:<br />

35


Handel / Warenhaus<br />

Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Dauerkrise bei Galeria Karstadt Kaufhof (GKK): Deutschlands letzter<br />

Kaufhausriese kommt nicht voran. Im Jahresrhythmus fragen die GKK-<br />

Manager beim Staat um Hilfe nach. Jetzt droht das endgültige Aus.<br />

Matthias Mahr und Susanne Klopsch<br />

Auslaufmodell: Galeria Karstadt Kaufhof findet keinen Draht zum Verbraucher.<br />

Galeria ist nicht mehr gefragt<br />

Die Meldung, dass Galeria Karstadt<br />

Kaufhof (GKK) mal wieder um massive Staatshilfe<br />

bittet, löste in den vergangenen Tagen bundesweit<br />

Kopfschütteln aus. 238 Millionen Euro<br />

fordert der angeschlagene Warenhauskonzern<br />

aus dem deutschen Staatshaushalt. Es wäre die<br />

dritte Finanzspritze innerhalb von zwei Jahren,<br />

die GKK aus dem Steuerzahlertopf gewährt würde.<br />

Die Entscheidung in Berlin scheint (Stand<br />

28. Oktober) offen. Die 17.000 Stellen in den<br />

Galeria-Kaufhäusern der Republik dienen nicht<br />

mehr so richtig als Druckmittel zur Vergabe neuer<br />

Zuschüsse. Denn: Es herrscht Mangel an qualifizierten<br />

Arbeitskräften im deutschen Markt,<br />

17.000<br />

Mitarbeiter zählt<br />

Galeria Karstadt<br />

Kaufhof derzeit<br />

annähernd noch.<br />

Quelle: HDE<br />

der HDE beziffert die Zahl der offenen Stellen,<br />

die bei der Bundesagentur für Arbeit im September<br />

<strong>2022</strong> im Bereich Einzelhandel gemeldet waren,<br />

auf rund 58.700.<br />

Zur Unzeit kommen auch die Schwierigkei -<br />

ten, in denen René Benko, der „Kaufhauskönig“<br />

aus Österreich, steckt. Vor ziemlich genau drei<br />

Jahren hat er den Kompletteinstieg inklusive<br />

Immobilienerwerb bei GKK mit seiner Signa<br />

Holding gewagt, jetzt scheint er in politische<br />

Skandale in unserem Nachbarland verwickelt.<br />

Nachdem die österreichische Staatsanwaltschaft<br />

Büros seiner Gesellschaft Mitte Oktober wegen<br />

Korruptionsvorwürfen durchsucht hatte, stürzte<br />

Foto: Adobe Stock<br />

36


Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Warenhaus / Handel<br />

der Kurs der Signa Holding AG zunächst ab,<br />

erholte sich danach aber wieder. Aus Wien gibt<br />

es auch gute Meldungen: Die GKK-Dachgesellschaft<br />

Signa Holding soll das vergangene Geschäftsjahr<br />

mit einem Überschuss von 570 Millionen<br />

Euro abgeschlossen haben.<br />

Zweifel an der Überlebensfähigkeit<br />

Seit 2021 hat Benkos GKK bereits in zwei Teilen<br />

annähernd 680 Millionen Euro Staatshilfe aus<br />

dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF)<br />

er gattert – allein die Wende hin zu besseren<br />

Zahlen wurde nicht erreicht, sie wurde geradezu<br />

grandios verfehlt. Hinter den 131 verbliebenen<br />

Filialen der Galeria-Kette steht in Summe ein<br />

Minus von rund 622 Millionen Euro im vergan -<br />

genen Jahr. Ein Blick in den Bundesanzeiger<br />

und den dort hinterlegten Jahresabschluss<br />

verrät: Die blumigen Worte im Lagebericht täuschen<br />

nicht darüber hinweg, dass alle Umbauversuche<br />

des ehemaligen Warenhaus-Krösus<br />

keinen Ausweg aus der Dauer-Misere brachten.<br />

Schuld an den sinkenden Jahresumsätzen<br />

sind nicht bloß die Pandemie oder die steigenden<br />

Energiekosten durch den Ukraine-Krieg, die<br />

nach Angaben aus der Essener Zentrale 150<br />

Millionen Euro betragen sollen. Es fehlt<br />

schlichtweg ein schlüssiges Konzept, das die<br />

Kunden zurück ins Warenhaus bringt. Die Litanei<br />

der Kaufhaus-Manager klingt freilich anders.<br />

Das ist auch im Bundesanzeiger wortreich umschrieben.<br />

Externe Schocks sind es, die nach<br />

Aussagen aus der Konzernzentrale den eigent -<br />

lich positiven Weg in einen negativen umkehrten.<br />

Das soll heißen: Bekommt GKK die Staatshilfe,<br />

dann wird schon noch alles gut.<br />

Doch die Äpfel hängen diesmal hoch. Für<br />

einen erneuten Staatskredit müsste GKK-Gesellschafter<br />

René Benko aus sogenannten beihilfe -<br />

rechtlichen Gründen 50 Prozent der Kreditsumme<br />

aus eigener Tasche beisteuern, heißt es. Wie<br />

die Frankfurter Rundschau schreibt, soll er aber<br />

lediglich bereit sein, 15 Prozent zu übernehmen.<br />

Eine Stellungnahme aus Wien blieb leider aus.<br />

Aus dem Wirtschaftsministerium in Berlin<br />

2,1<br />

Milliarden Euro<br />

setzte GKK 2021<br />

noch um – das ist<br />

weniger als die<br />

Hälfte des Umsatzes<br />

von 2019.<br />

Quelle:<br />

Bundesanzeiger<br />

kommt auf LP-Nachfrage folgende Antwort: Der<br />

Wirtschaftsstabilisierungsfonds kann sich<br />

grundsätzlich nach Paragraf 26 Abs. 2 des Finanzmarktstabilisierungsgesetzes<br />

auch nach<br />

dem 30. Juni <strong>2022</strong> nochmals an bereits stabilisierten<br />

Unternehmen beteiligen, um den Anteil<br />

seiner Kapitalbeteiligung aufrechtzuerhalten<br />

oder gewährte Stabilisierungsmaßnahmen abzusichern.<br />

Eine solche „Nachstabilisierung“<br />

bedürfe der beihilferechtlichen Genehmigung<br />

durch die Europäische Kommission.<br />

Für Galeria und die Beschäftigten geht es<br />

diesmal ums Ganze, zumal GKK bei der Rückzahlung<br />

der Staatshilfe im Rückstand sei. In der<br />

Ampelkoalition wurde bereits Anfang des Jahres<br />

um die Hilfe für das Benko-Imperium gerungen.<br />

Schon damals gab es nicht nur in der Politik<br />

erhebliche Zweifel an der Überlebensfähigkeit<br />

der Warenhäuser.<br />

Nonfood-Branche hofft auf Weiterbetrieb<br />

Zum Sortiment der Galeria-Warenhäuser gehö -<br />

ren die Kategorien Fashion, Personality, Home,<br />

Freizeit, Elektro, Sports und Reisen. Das Category-Management<br />

(Einkauf) berücksichtige lokale<br />

Gegebenheiten und Bedürfnisse. Ebenso werde<br />

die Bewirtschaftungsform angepasst und der<br />

Konzession- und Depotanteil, insbesondere in<br />

den Flagship-Filialen, gesteigert. Kritiker sehen<br />

in dieser Entwicklung einen Kompetenzverlust<br />

im Kaufhaus, das früher in eigener Regie seine<br />

Kunden umfassend beraten habe.<br />

„Ich war zuletzt vor fünf Jahren in einem der<br />

GKK-Kaufhäuser in einer mittelgroßen Stadt. Es<br />

gibt keinen Grund, warum ich da nochmals<br />

rein gehen sollte“, bringt es ein Nonfood-Ex per -<br />

te, der nicht genannt werden will, auf den<br />

Punkt. Das GKK-Image bleibt angestaubt. Viele<br />

Häuser wirken nicht einladend, alte Warenträger<br />

präsentieren neue Waren nur schlecht statt<br />

recht. Die frisch herausgeputzten Aushänge schil -<br />

der in Frankfurt, Kleve oder Kassel strahlen neu,<br />

und doch glänzen sie nicht. Die Verbraucher –<br />

vor allem die jüngeren Zielgruppen – stimmen<br />

mit den Füßen ab und scheinen die Konzepte<br />

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Handel / Warenhaus<br />

Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

nicht zu verstehen. Es fehlen Frequenz und<br />

Flächenumsatz.<br />

Der spanische Warenhaus-Gigant El Corte<br />

Inglés schafft 7.000 Euro Umsatz auf einem<br />

Quadratmeter, bei GKK sollen es im Schnitt<br />

gerade noch 2.000 Euro sein. Tendenz weiter<br />

fallend. Die Kosten steigen bei GKK schneller,<br />

als der Umsatz fällt. Die großen Dickschiffe aus<br />

der Galeria-Flotte sind nicht ohne Grund längst<br />

ausgelagert: Das Alsterhaus, das KaDeWe und<br />

der Oberpollinger werden als Betriebsstätten der<br />

„The KaDeWe Group“ geführt und fahren noch<br />

immer auf hoher See. In diesen Häusern legen<br />

bildlich gesprochen die Touristenboote aus aller<br />

Welt an, auch das kaufkräftige und das Kaufer -<br />

lebnis suchende deutsche Publikum spült in<br />

besten Lagen noch gutes Geld in die Kasse.<br />

Das Warenhaus hat ausgedient<br />

Bis in die 70er-Jahre des 20. Jahrhunderts wa -<br />

ren Kaufhäuser Anziehungspunkte in großen<br />

und kleinen Städten. Das Warenangebot war<br />

umfassend. Die großen Häuser setzten gar architektonische<br />

Höhepunkte von außen und innen.<br />

Große Lichthöfe mit ausladenden Treppen lassen<br />

noch heute im KaDeWe frühere Kaufhauswelten<br />

durchschimmern. Doch diese Zeit<br />

scheint endgültig vorbei.<br />

Der Glanz der Lieferanten kann den Niedergang<br />

dieses Handelskanals nicht länger überdecken.<br />

Klaus Schmelzeisen, ein gefragter Manager<br />

in Nonfood-Kreisen, der einst unter anderem<br />

Leifheit lenkte und zuletzt Geschäftsführer<br />

bei Brandlands war, bringt es auf den Punkt:<br />

„Das klassische Warenhaus hat einfach ausge -<br />

dient.“ Ein hartes Urteil. Aber das haben er und<br />

andere bereits vor der Pandemie so gesehen. Die<br />

GKK-Zahlen unterstreichen diese Sicht und den<br />

Anziehungsverlust des Warenhauses: 2019 lag<br />

der Umsatz noch bei 4,9 Milliarden Euro, 2021<br />

schrumpfte er auf 2,1 Milliarden Euro. Stationär<br />

wurden zuletzt lediglich klägliche 1,85 Milliarden<br />

Euro in den Benko-Häusern erlöst. Im Verhältnis<br />

dazu ist der deutsche Einzelhandelsum -<br />

satz für den stationären Handel im Jahr 2021<br />

laut GfK mit einem Gesamtumsatzvolumen von<br />

knapp 435,4 Milliarden Euro noch immer ein<br />

Wort – auch mit Corona.<br />

Die Drogeriemarktkette Müller wird als<br />

möglicher Nachfolger von GKK als Frequenzbringer<br />

in Innenstädten gesehen. Prof. Dr. Carsten<br />

Kortum von der Dualen Hochschule Baden-<br />

Württemberg (DHBW) verweist auf die Ulmer,<br />

die mit einem breiten Sortiment bis hin zu<br />

Haushalts- und Spielwaren auf wesentlich kleinerer<br />

Fläche punkten und bereits auf einen<br />

Umsatz von mehr als 4 Milliarden Euro kommen.<br />

Dass die GKK-Geschäftsführung den Tarifvertrag<br />

der Mitarbeiter aufkündigte, sieht der<br />

ehemalige Lidl-Manager kritisch: „So verliert<br />

Galeria weitere gute Mitarbeiter und weitere<br />

Beratungsqualität und -kompetenz“, sagt er. Das<br />

seien keine gute Aussichten für die Zukunft der<br />

622<br />

Millionen Euro<br />

Verlust fuhr das<br />

GKK-Warenhausgeschäft<br />

2021 ein.<br />

Quelle: Bundesanzeiger<br />

„Galeria bleibt ein wichtiges<br />

Unternehmen für die<br />

Innenstadt, auch als Anlaufstelle<br />

für Haushaltswaren.“<br />

Hermann Hutter,<br />

Geschäftsführer<br />

Hutter Trade GmbH + Co KG<br />

Häuser. Die Personalkosten dürfen seiner Meinung<br />

nach in dieser Lage nicht angetastet werden.<br />

Das beschleunige eher den Abschwung.<br />

Erste Auswirkungen sind spürbar: Trotz<br />

an stehenden Weihnachtsgeschäfts bleiben GKK-<br />

Einkäufer Lieferanten Antworten schuldig. Es<br />

passiere schon mal, dass trotz eigentlich guter<br />

Geschäftsbeziehungen GKK-Kontakte aktuell<br />

nicht reagierten, berichten einzelne Hersteller<br />

und Importeure. Und das vor der umsatzstärks -<br />

ten Zeit des Jahres.<br />

Fest steht jedoch unter Nonfood-Spezialisten<br />

auch: Marken wie Zwilling, WMF, Villeroy &<br />

Boch oder die Warenhausmarke Brandes brauchen<br />

für ihren Abverkauf das haptische Erlebnis<br />

und die Vergleichbarkeit vor Ort in den Warenhäusern<br />

sowie im Fachhandel. Derzeit sind es<br />

diese Warengruppen, die nach einem Allzeit-<br />

Nachfragehoch während der Pandemie in eine<br />

Konsumflaute gerutscht sind. „In den zurückliegenden<br />

Jahren waren es vor allem die Hartwaren,<br />

die Galeria noch Umsatz gebracht haben“,<br />

betont Schmelzeisen, jetzt seien die Vorzeichen<br />

umgekehrt. Tassilo Zimmermann, langjähriger<br />

Ressortleiter Nonfood der <strong>Lebensmittel</strong> Zeitung<br />

und heute Dozent an der DHBW, ergänzt: „Den<br />

Kaufhäusern fehlen pandemiebedingt die Touristenströme<br />

aus Fernost. Markenhersteller<br />

ha ben bis zu 20 Prozent ihrer Erlöse mit diesem<br />

Handelskanal erzielt.“ Zwar produzieren auch<br />

Marken wie Zwilling im asiatischen Raum, aber<br />

besonders für Asiaten war es ein Anliegen, die<br />

„deutsche Wertarbeit“ von der Mehrwertsteuer<br />

befreit wieder zurück an ihren Ursprungsort im<br />

Pazifik zu bringen. In den Warenhäusern wurde<br />

– ohne Preisvergleich – von den Touristen zugegriffen,<br />

für GKK und die Marke ein lohnendes<br />

Geschäft, das sich aktuell noch nicht erholt hat<br />

und wohl auch nicht mehr wird.<br />

Bleibt die offene Frage an René Benko: War<br />

er überhaupt je am Warenhausgeschäft interessiert<br />

oder liegt sein Fokus doch eher auf den<br />

Immobilien in bester Lage, die durchaus weiter -<br />

hin sehr geldwert zu entwickeln sind? Aber das<br />

wäre dann eine andere Geschichte. ◾<br />

38


Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Warenhaus / Handel<br />

ZUR PERSON<br />

Martin Richrath ist zurzeit Chief Financial<br />

Officer (CFO) der Verbundgruppe<br />

EK Retail aus Bielefeld. Der<br />

ehemalige Metro-Manager schätzt<br />

die klare Ausrichtung auf die Zielgruppen<br />

und die Flexibilität der<br />

selbstständigen EK-Fachhändler.<br />

Experte: Im Januar übernimmt Martin Richrath das Steuer der EK Retail.<br />

EK RETAIL<br />

„Das Warenhaus-<br />

Konzept hat sich<br />

noch nicht überlebt“<br />

Martin Richrath sieht Galeria Karstadt<br />

Kaufhof am Scheideweg: zentral gesteuert,<br />

wenig Flexibilität, keine Zukunft.<br />

Matthias Mahr<br />

sche Mehrbranchen-Verbundgruppe, die rund 4.200<br />

selbstständige Einzelhandelsunternehmen unterstützt.<br />

Bereits in der Vergangenheit haben Rückzüge<br />

in Galeria-Größenordnung die Balance in Innenstädten<br />

empfindlich gestört und sich spürbar auf<br />

Kundenströme und Kundenfrequenz ausgewirkt.<br />

„Mittelfristig sehe ich hier allerdings auch gute<br />

Chancen einer Umsatzverschiebung hin zum Fachhandel.<br />

Gute Konzepte, eine klare Ausrichtung auf<br />

die Zielgruppen und die Flexibilität, auf Veränderungen<br />

im Markt schnell zu reagieren: Das alles macht<br />

den Handel stark“, betont er.<br />

Außerdem geht es nach Aussagen von Richrath<br />

nicht um kurzfristige Gewinnmaximierung, sondern<br />

um eine wirtschaftlich solide und langfristige Positionierung<br />

der Geschäfte vor Ort. ◾<br />

Stiegler<br />

sucht den<br />

Foto: EK Retail<br />

Das Galeria-Geschäftsmodell funktioniert offensichtlich<br />

nicht und geht an den Bedürfnissen<br />

der Verbraucher vorbei. Doch Martin<br />

Richrath, CFO der Bielefelder EK Retail, sagt: „Das<br />

heißt nicht, dass sich das Konzept Warenhaus überlebt<br />

hat. Die inhabergeführten Warenhäuser der EK<br />

beispielsweise sind deutlich flexibler aufgestellt als<br />

zentral gesteuerte Ketten. Die Unternehmer wissen,<br />

was ihre Kunden wollen – je nach Standort ist entweder<br />

die Spezialisierung oder die Nahversorgungsfunktion<br />

gefragt. Außerdem stehen sie mit ihrem guten<br />

Namen für ihr Haus ein. Das prägt!“<br />

Ohne Flächenproduktivität keine Zukunft<br />

Die Frage, ob das Galeria-Konzept auch vor dem Hintergrund<br />

der niedrigen Flächenproduktivität eine<br />

realistische Zukunftsperspektive hat, beantwortet<br />

der EK-Manager ohne Umschweife: „Ich sehe das aktuell<br />

nicht. Und das Argument der Arbeitsplätze<br />

zieht angesichts des Fachkräftemangels nicht wirklich.<br />

Gute Mitarbeitende werden händeringend gesucht<br />

– auch im Handel.“ Die EK ist eine euro pä i -<br />

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Handel / Silent Shopping<br />

Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Wie still es<br />

wirklich ist,<br />

hören Sie hier:<br />

Ein Aufsteller am Eingang weist die Kunden<br />

auf die besondere Aktion bei Rewe Quermann hin.<br />

OHNE STÖRENDE GERÄUSCHE<br />

Entspannter<br />

einkaufen<br />

Wer lärmempfindlich ist, für den kann Einkaufen<br />

zur Qual werden. Bei Rewe Quermann in Bielefeld<br />

gibt es jetzt das „Silent Shopping“. Ein Besuch.<br />

Manuel Glasfort<br />

Es ist auffallend still bei Rewe<br />

Quermann in Bielefeld.<br />

Zwar ist der Kundenandrang<br />

an diesem Dienstagnachmittag<br />

überschaubar, doch selbst<br />

daran gemessen ist es leise in den<br />

Gängen zwischen Kaffee, Schokolade<br />

und Teigwaren. Das Brummen<br />

der Tiefkühlanlagen übertönt<br />

manches Kundengespräch.<br />

„Erst mit dem ‚Silent Shopping‘<br />

ist mir klar geworden, wie laut<br />

eigentlich Kühltruhen sind“, sagt<br />

Geschäftsführerin Ines Quermann<br />

und lacht. Die 43-Jährige<br />

steht hinter dem „Silent Shopping“,<br />

das seit diesem Sommer<br />

jeden Dienstag zwischen 13 und 15<br />

Uhr stattfindet.<br />

Kunden wie Lisabeth Taylor freuen sich über das<br />

Einkaufserlebnis bei niedrigem Lärmpegel.<br />

Um den Lärmpegel im Laden so<br />

weit es geht abzusenken, haben<br />

Quermann und ihr Team eine<br />

Reihe von Maßnahmen ergriffen.<br />

Natürlich wird die Hintergrundmusik<br />

komplett abgeschaltet. Auf<br />

Lautsprecherdurchsagen wie<br />

„Frau Meyer bitte an Kasse 4“ wird<br />

bei Quermanns grundsätzlich verzichtet<br />

– zumindest bekommen<br />

die Kunden sie nicht mit, da die<br />

Mitarbeiter Headsets tragen. Auch<br />

die Geräusche an der Kasse wurden<br />

bestmöglich herunterge fah -<br />

ren. Am wichtigsten für einen stillen<br />

Betrieb ist allerdings etwas anderes:<br />

Während der zwei Stunden<br />

„Silent Shopping“ räumen die<br />

Mitarbeiter im Laden keine Ware<br />

in die Regale.<br />

Entstanden ist die Idee einer<br />

„stillen Stunde“ in einem Supermarkt<br />

am anderen Ende der Welt:<br />

In Neuseeland führte eine Filialleiterin<br />

vor drei Jahren eine „silent<br />

hour“ ein. Den Anstoß gab<br />

dort ein Mitarbeiter mit einem<br />

autistischen Kind, das unter der<br />

Reizüberflutung beim Einkaufen<br />

litt. Von Neuseeland aus verbreitete<br />

sich die Idee um den Globus.<br />

Ines Quermann erfuhr allerdings<br />

erst im Nachhinein von den<br />

Vorreitern in Neuseeland. Sie war<br />

durch eine Kundenbeschwerde<br />

auf die Idee zu der Aktion gekom-<br />

Fotos: Manuel Glasfort<br />

40


Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Silent Shopping / Handel<br />

men. Der Kunde habe sich online<br />

über den Lärm beschwert, der<br />

beim Einräumen der Ware entstand.<br />

Quermann trommelte ihre<br />

Markt- und Abteilungsleiter zusammen,<br />

und gemeinsam beratschlagten<br />

sie, wie man Abhilfe<br />

schaffen könnte. „Ich wollte vor<br />

allem die Warenverräumung<br />

nicht auf der Fläche haben“, sagt<br />

Ines Quermann.<br />

Schnell war klar: An kundenstarken<br />

Samstagen oder Freitagen<br />

auf das Verräumen der Ware zu<br />

verzichten, war illusorisch. Der<br />

ohnehin ruhige Dienstagnachmittag<br />

bot sich dagegen für einen<br />

Versuch an. So entstand das „Silent<br />

Shopping“, das seit dem ersten<br />

Probelauf im Juli fest im Kalender<br />

verankert ist.<br />

Kunden sind angetan<br />

Die Kundschaft freut’s. Lisabeth<br />

Taylor kommt aus Bielefeld. Sie<br />

kauft häufiger bei Quermann ein<br />

und versucht, Einkäufe am Wochenende<br />

zu vermeiden. Ihr Urteil<br />

zum „Silent Shopping“ ist eindeutig:<br />

„Ich finde es jetzt sehr angenehm.“<br />

Allerdings störe es sie<br />

auch nicht, wenn im Hintergrund<br />

Musik laufe. „Ich kann mich nicht<br />

erinnern, dass es hier besonders<br />

laut ist.“<br />

Auch Andreas Kofski lobt die<br />

Aktion, räumt aber ein, dass ihm<br />

die Stille im Markt von selbst<br />

nicht aufgefallen sei. Der 55-jährige<br />

Bielefelder hält kurz inne und<br />

schiebt lachend hinterher: „Wenn<br />

es mir zu Hause zu laut ist, komme<br />

ich hierher.“ Dass eine Geräuschkulisse<br />

auch alles andere<br />

als störend sein kann, berichten<br />

sowohl Taylor als auch Kofski. Beide<br />

erzählen sehr angetan von der<br />

Live-Klaviermusik, die ab und zu<br />

bei Rewe Quermann zu hören ist.<br />

Mittlerweile hätten sich die<br />

Abläufe beim „Silent Shopping“<br />

eingeruckelt, berichtet Quermann.<br />

„Es hat sich in den letzten<br />

Wochen gut eingespielt bei den<br />

Mitarbeitern. Sie wissen: Bis 13<br />

Uhr muss ich meine Ware reinkriegen.“<br />

Während des „Silent<br />

Shoppings“ würden sie entweder<br />

Pausen machen oder seien anderweitig<br />

beschäftigt, etwa mit Reinigung<br />

oder Bestellungen.<br />

Quermann will das Konzept<br />

weiterentwickeln, um für noch<br />

mehr Ruhe im Laden zu sorgen.<br />

Genauer gesagt: an der Kassenzone.<br />

Denn dort piepen die Kassen<br />

beim Einscannen der Ware weiter<br />

vor sich hin. „Ich bin mit der Rewe-Zentrale<br />

in Köln in Kontakt<br />

und lote Möglichkeiten aus, das<br />

Piepen an der Kasse ganz auszu -<br />

schalten.“ Das Piepen signalisiert<br />

dem Kassierer, dass ein Artikel<br />

eingescannt wurde. „Mein Traum<br />

ist es, dass das vielleicht durch ein<br />

anderes Geräusch ersetzt wird“,<br />

sagt Quermann.<br />

Das „Silent Shopping“ soll in<br />

jedem Fall eine dauerhafte Institution<br />

bleiben. Sie sei gerne<br />

Entwicklerin und reagiere auf<br />

starke Kritik mit Verbesserungen,<br />

sagt Quermann. Der Kunde, der<br />

mit seiner Kritik den Anstoß gab,<br />

habe aber leider noch nicht wieder<br />

von sich hören lassen. ◾<br />

ZUR PERSON<br />

Ines Quermann leitet Rewe Quermann zusammen<br />

mit ihrem Mann Rainer Quermann.<br />

Der breiten Öffentlichkeit bekannt<br />

ist die gebürtige Gelsenkirchenerin aber<br />

vor allem als Schauspielerin. So spielte sie<br />

beispielsweise in den TV-Serien „Unter<br />

uns“ und „Nachtschwestern“ mit.<br />

Stolz worauf?<br />

„Besonders stolz bin ich auf das Vertrauen<br />

meiner Mitarbeiter zu mir. Ich<br />

habe das Gefühl und bekomme es<br />

auch zurückgemeldet, dass meine<br />

Mitarbeiter mir vertrauen und mit<br />

Sorgen, Nöten und Fragen zu mir<br />

kommen können.“<br />

Hoffnungen?<br />

„Für unsere Zukunft hoffe ich, dass<br />

wir die kommende Rezession heil<br />

überstehen werden und unsere Gäste<br />

durch unsere außergewöhnliche Performance<br />

weiterhin begeistern können.<br />

Wir wollen weiterhin der ‚Laden<br />

des Vertrauens‘ der Bielefelder sein.“<br />

Handel oder TV?<br />

Selbstverständlich dürfen während des „Silent Shoppings“<br />

auch Kinder mit in den Supermarkt.<br />

„Ich habe großes Glück, dass ich mich<br />

nicht zwischen Handel und TV entscheiden<br />

muss, sondern beides<br />

machen darf. Ich möchte mich auch<br />

gar nicht entscheiden. Das Fernsehen<br />

allein würde mir nicht reichen. Der<br />

Handel als ausschließliche Lebensaufgabe<br />

wäre für mich aber auch nichts.<br />

Meine Arbeit als Künstlerin brauche<br />

ich, um mich vollständig als Mensch<br />

zu fühlen.“<br />

41


Handel / Influencer<br />

Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

8,2 Millionen Menschen folgen dem Kanal „bibisbeautypalace“<br />

der Influencerin Bianca Claßen. Das sind Zahlen, von denen viele<br />

andere nur träumen können. Warum nur? Thomas Klaus<br />

Bei Youtube, Facebook & Co. hören Millionen auf die Tipps von „Freunden“.<br />

„Das ist wie Freundschaft“<br />

Beeinflusser“ oder „Einflussnehmer“ sind<br />

Begriffe, die die Rolle der Influencer besser<br />

beschreiben, sagt Dominik Pollum,<br />

Geschäftsführer von Polloyd E-Commerce &<br />

Marketing. 20<strong>18</strong> ging die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

Pricewaterhouse-Coopers in einer<br />

groß angelegten Studie dem Einfluss von Influencern<br />

auf den Grund: Jeder dritte Befragte<br />

wurde bereits in sozialen Netzwerken durch Influencer<br />

auf ein Produkt aufmerksam. Bei den<br />

16- bis 19-Jährigen waren es sogar 76 Prozent.<br />

Food wurde mit einer Quote von 34 Prozent<br />

als derjenige Themenbereich identifiziert, in<br />

dem Influencer am gefragtesten waren – gefolgt<br />

von Reisen (32 Prozent) sowie Fashion, Fitness<br />

und Technologie mit jeweils 29 Prozent. Diese<br />

Entwicklung ist seitdem noch dynamischer<br />

geworden, so der Digitalverband Bitkom. Rebekka<br />

Weiß, Leiterin Vertrauen & Sicherheit beim<br />

28<br />

Prozent der<br />

Millennials vertrauen<br />

Online-<br />

Rezensionen ebenso<br />

sehr wie Freunden<br />

und Familie.<br />

Quelle: Influencer<br />

Marketing Hub<br />

Verband: „In der digitalen Welt sind Influencer<br />

mittlerweile fester Bestandteil diverser innova -<br />

tiver Marketingstrategien. Sie setzen Trends,<br />

steigern die Brand-Reputation zahlreicher Unternehmen<br />

und sind damit aus dem Mar ke ting -<br />

öko sys tem der sozialen Medien nicht mehr<br />

wegzuden ken.“<br />

Je besser Influencer und Marke zusammenpassen,<br />

desto erfolgversprechender ist die Kooperation.<br />

Spezialisierte Suchmaschinen wie<br />

zum Beispiel Buzzsumo oder Influma helfen bei<br />

der Suche. Hashtags und Schlüsselwörter geben<br />

entsprechende Orientierung. Automatisierte<br />

Tools auf der Basis künstlicher Intelligenz können<br />

genutzt werden, wie beispielsweise Iroin.io.<br />

Außerdem sind am Markt eine Reihe spezialisierter<br />

Agenturen für Influencer-Marketing aktiv<br />

(unter anderem Takumi, We-are-era, Influence-<br />

Me, Buzzbird und Reach-Hero).<br />

Foto: Pixabay<br />

42


Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Influencer / Handel<br />

43<br />

Prozent der Influencer<br />

bei Instagram<br />

in Deutschland<br />

haben nur<br />

5.000 bis 20.000<br />

Follower, sind also<br />

sogenannte Mikro-<br />

Influencer.<br />

40<br />

Prozent der Twitter-<br />

Benutzer haben<br />

einen Kauf als direktes<br />

Ergebnis eines Tweets<br />

von einem Influencer<br />

getätigt.<br />

Quelle: Influencer Marketing Hub<br />

Quelle: Effektor<br />

Der Boom<br />

Influencer-Werbemarkt<br />

weltweit, in Milliarden Dollar<br />

1,7<br />

13,8<br />

2016 2021<br />

Quelle: Influencer Marketing Hub<br />

Das Spektrum des Influencer-Einsatzes ist breit<br />

und bunt. Unter anderem kommen Gewinnspie -<br />

le und Wettbewerbe, Promo-Codes, Rabattcodes<br />

oder Gutscheine infrage. Product-Place ments,<br />

bei denen ein Produkt scheinbar beiläu fig in<br />

einem Video-Beitrag auftaucht, Influencer in der<br />

Rolle von Markenbotschaftern und Event-Teilnahmen<br />

sind weitere Optionen.<br />

Oliver Lindner, Geschäftsführer der On line -<br />

Marketing-Agentur SEO-Küche, betont: „Wer<br />

sich für das Influencer-Marketing entschei det,<br />

verlässt vertrautes Terrain. Seien Sie sich als<br />

Unternehmen bewusst, dass Sie ein Stück weit<br />

loslassen, wenn Sie sich für eine Kooperation<br />

mit einem Influencer entscheiden.“<br />

Einer der größten Unterschiede zu anderen<br />

Kommunikationsformen sei, dass Influencer<br />

ihre Inhalte selbst gestalteten und teilten. Die<br />

Arbeit der Influencer bewegt sich jedoch nicht<br />

im rechtsfreien Raum. Beiträge mit Werbecha -<br />

rakter müssen als solche gekennzeichnet sein.<br />

Sonst drohen neben kostspieligen Gerichtsver -<br />

fahren verärgerte Internetnutzer. Beispiel Fritz<br />

Meinecke, dem auf Youtube 2,1 Millionen Menschen<br />

folgen. Der erregte durch als sexis tisch<br />

und respektlos empfundene Äußerungen so viel<br />

negatives Aufsehen, dass der Auftraggeber aus<br />

Scheu vor Imageschäden das Miteinander beendete.<br />

Neuester Trend übrigens: computerge -<br />

steuerte Influencer. ◾<br />

Wer mehr wissen und Fehler<br />

vermeiden will, findet Anregungen<br />

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Social Media<br />

Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Shitstorm<br />

gegen Haribo<br />

Menschen protes -<br />

tieren nicht mehr<br />

auf der Straße,<br />

sondern im Netz.<br />

FORSCHUNG<br />

GEHEN SIE<br />

ONLINE!<br />

Hirnforscher haben nachgewiesen, dass<br />

ein Social-Media-Like ähnlich stimuliert<br />

wie Essen, Trinken oder Drogen.<br />

Laut der jüngsten Studie<br />

„Jugend, Information, Medien“<br />

(JIM) von 2021 sind<br />

12- bis 19-Jährige im Schnitt jeden<br />

Tag gut vier Stunden im Netz unterwegs.<br />

Je nach Alter und Geschlecht<br />

eher auf Whatsapp, Instagram,<br />

Youtube, Snapchat oder<br />

Tiktok. Beim Posten, Liken und<br />

Gelikt-Werden wird im Gehirn<br />

das Belohnungszentrum aktiviert<br />

wie sonst durch Essen, Trinken,<br />

Sex und Geld – oder beim Drogenkonsum.<br />

Und genau deshalb<br />

kommunizieren immer mehr<br />

Händler in Deutschland immer<br />

digitaler.<br />

Bei einer Umfrage der Initiative<br />

Digitale Handelskommunikation<br />

(IDH), hinter der Bonial,<br />

Die Kunden sind längst online. Und Sie?<br />

Marktguru und Offerista stehen,<br />

gaben sämtliche befragten Handelsentscheider<br />

an, dass Digitalisierung<br />

im Marketing und in der<br />

Kommunikation (sehr) wichtig<br />

für die Wettbewerbsfähigkeit sei.<br />

Händler digital wie nie<br />

So sehen sich 93 Prozent der Umfrageteilnehmer<br />

heute digitaler<br />

aufgestellt als noch vor zwei Jahren.<br />

An den digitalen Kanälen<br />

schätzen die Befragten vor allem<br />

die hohe Effizienz und die gute<br />

Messbarkeit. Jeweils 98 Prozent<br />

nennen diese Punkte. Die beliebtesten<br />

Kommunikationsinstrumente<br />

sind Social Media und Influencer<br />

mit je 67 Prozent der<br />

Nennungen. ◾<br />

Dass man heute nicht mehr auf<br />

die Straße gehen muss, um ein<br />

Unternehmen unter Druck zu<br />

setzen, zeigt der jüngste Shit -<br />

storm gegen Haribo. Das Deutsche<br />

Tierschutzbüro hatte über<br />

die vereinseigenen Social-Media-<br />

Kanäle dazu aufgerufen, Haribo<br />

aufzufordern, keine Gelatine<br />

mehr von Westfleisch zu nutzen.<br />

„Könnt ihr mal ohne Tierqual<br />

auch was herstellen?“, „Schluss<br />

mit Produkten von Tierquälern<br />

wie Westfleisch!“, „Beenden Sie<br />

Ihre Geschäftsbeziehungen mit<br />

Westfleisch!“, „Beendet die Zusammenarbeit<br />

mit Westfleisch<br />

und werdet gelatinefrei“ ist aktuell<br />

in den Kommentaren auf Social<br />

Media zu lesen.<br />

Hintergrund: Vor wenigen<br />

Wochen hat das Deutsche Tierschutzbüro<br />

aus gleich sieben<br />

Westfleisch-Zulieferbetrieben<br />

Bildmaterial veröffentlicht. In allen<br />

Betrieben wurden laut Tierschutzbüro<br />

kranke, verletzte und<br />

sogar tote Schweine vorgefunden.<br />

Einige der Betriebe sollen sogar<br />

an der „Initiative Tierwohl“ teilnehmen<br />

und erhalten EU-Sub -<br />

ventionen, damit die Tiere besser<br />

gehalten werden.<br />

Zu den Kunden von Westfleisch<br />

zählt auch der Süßwarenhersteller<br />

Haribo aus Bonn.<br />

Gar nicht süß für Gummibärchen: die Gelatine-Frage.<br />

Fotos: Getty Images<br />

44


Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Social Media<br />

„Erstes Date immer Supermarkt, wenn er un -<br />

freundlich zu den Kassierer:innen ist, weißt du,<br />

dass er weniger wert ist als der Kassenzettel.“<br />

El Hotzo, deutscher Satiriker<br />

1 Mrd.<br />

Menschen weltweit<br />

nutzten die Tiktok-App<br />

im vergangenen Jahr.<br />

Tiktok plant den Aufbau eigener Ver-<br />

sandzentren in den USA. Dies geht<br />

laut Medienberichten aus Stellen-<br />

die kürzlich auf<br />

angeboten hervor,<br />

LinkedIn veröffentlicht wurden. Die<br />

Kurzvideo-Plattform könnte damit in<br />

direkten Wettbewerb zu Amazon,<br />

Google und Facebook treten. Die briti-<br />

von Tiktok können<br />

schen Nutzer<br />

schon seit August frische Lebens-<br />

mittel direkt über den Shop des Videoportals<br />

kaufen. Im Angebot sind<br />

<strong>Lebensmittel</strong> von Marken wie Pasta<br />

Evangelists, The Fish Society, By Ruby<br />

und Exal.<br />

#KAESESTAR<br />

Im September prämierte die LP die besten<br />

Käse-Bedientheken des Landes. Der Käse-Star<br />

wird bereits seit über 35 Jahren vergeben.<br />

POSTING DES MONATS<br />

Corona, Krieg, Kosten: Die Lage ist ernst. Erste Unternehmen ziehen<br />

Konsequenzen über Preissteigerungen hinaus. # Verbraucher lachen<br />

weiter über vertauschte Buchstaben. # Händler punkten mit Koch-Tipps<br />

#KAESESTAR<br />

Die Veranstaltung fand bei schönstem<br />

Herbstwetter im Steigenberger-Hotel auf<br />

dem Petersberg bei Bonn statt.<br />

Fotos: Eilers (2), mh (1)<br />

ALDI NORD: Der Discounter<br />

will Energie sparen.<br />

Kommentare zwischen<br />

Herz und Gehetztsein.<br />

REWE: Tippfehler sind im<br />

Netz wahre Dauerbrenner.<br />

Ein Beispiel.<br />

EDEKA: Instagram pusht<br />

Bewegtbild. Edeka Zielke<br />

zeigt Kompetenz beim<br />

Kochvideo.<br />

#KAESESTAR<br />

Gina Salzmann vom Rostocker E-Center<br />

Warnow Park freut sich über den Käse-Star in<br />

der Kategorie „Märkte ab 5.001 Quadratmeter“.<br />

45


Hersteller / Heißgetränke<br />

Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

TEE<br />

Abwarten. Das müssen diesen<br />

Winter alle. Dabei werden<br />

viele zur Tasse Tee greifen.<br />

Die Branche erwartet einen<br />

Jahresabschluss mit einem<br />

deutlichen Absatzplus.<br />

von Elena Kuss<br />

46


VON GROB<br />

ZU FEIN<br />

Teebeutel<br />

In Teebeuteln befindet sich ein<br />

sogenannter Feinschnitt, der<br />

für die bestmögliche Entfaltung<br />

der Aroma- und Wirkstoffe in<br />

den kleinen Beutelchen sorgt.<br />

Der lose Tee wird wiederum<br />

überwiegend im Grobschnitt<br />

angeboten, der sich für die<br />

Zubereitung im Teenetz oder in<br />

einer Kanne mit Blattfilter<br />

besonders eignet. Der Feinschnitt<br />

und der Grobschnitt<br />

werden aus der gleichen Rohware<br />

gewonnen.<br />

Markenhersteller haben<br />

damit begonnen, eine nachhaltige<br />

Rohwarenbasis für<br />

Kräuter- und Früchtetee aufzubauen.<br />

Im Gegensatz zu<br />

Schwarz- und Grüntee ist dies<br />

aufgrund der hohen Anzahl<br />

unterschiedlicher Pflanzen sehr<br />

viel komplexer.


FRANK<br />

SCHÜBEL<br />

CEO<br />

Teekanne<br />

Frank Schübel ist ein Markenmacher.<br />

Bevor er 2017 als Geschäftsführer<br />

zu Teekanne<br />

wechselte, war er bei Nestlé, der<br />

bayerischen Molkerei Weihenstephan<br />

und dem Alkoholika-<br />

produzenten Berentzen tätig.<br />

Als Vorsitzender des<br />

Deutschen<br />

en<br />

Tee & Kräutertee Verba<br />

nds setz<br />

tzt<br />

er seit 2020 auf Austausch<br />

unter den Herstellern – in der<br />

Krise und darüber hinaus.


Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Heißgetränke / Hersteller<br />

PREISSTEIGERUNG IN<br />

KLEINEN SCHRITTEN<br />

Frank Schübel, Teekanne-Geschäftsführer,<br />

erwartet eine außerordentlich gute Teesaison.<br />

Das Interview führte Elena Kuss.<br />

Fotos: Teekanne, Getty Images<br />

Preissteigerungen sind in fast allen Bereichen<br />

unvermeidbar. Was erwartet die<br />

Verbraucher beim Teepreis?<br />

Frank Schübel: Wir reden bei Tee immer noch<br />

von einer klar nachvollziehbaren Preisstei ge -<br />

rung im niedrigen zweistelligen Bereich. 2020<br />

konnten wir Ernten kaufen, die nicht so stark<br />

von Corona beeinflusst waren. 2021 mussten<br />

wir Ernten kaufen, die uns vielfältig herausgefordert<br />

haben: So konnte beispielsweise die<br />

Feldpflege nicht gemacht werden, da viele<br />

Leute zu Hause bleiben mussten. Labore waren<br />

mit Corona-Tests beschäftigt statt damit, die<br />

Qualität der Rohwaren zu untersuchen. Die<br />

Qualitätsthemen mussten wir mit viel Arbeit<br />

und Geld kompensieren. Die Auswirkungen<br />

beschäftigen den Markt auch heute noch.<br />

Jetzt kommen die gestörten Lieferketten obendrauf.<br />

Wir kaufen Rohwaren gerade zu einem<br />

teuren Preis ein. Und weil wir immer ein Jahr<br />

im Voraus einkaufen müssen, wird das den<br />

Teepreis 2023 weiter beeinflussen.<br />

Mit welcher Steigerung ist zu rechnen?<br />

Wir reden bei Tee immer noch von einer moderaten<br />

Preissteigerung von 8 bis 10 Prozent.<br />

Da achten wir sehr darauf. Jede Preisstei ge -<br />

rung machen wir bei Teekanne in kleinen<br />

Schritten. Wir erhöhen den Preis lieber dreimal<br />

um 5 Prozent als einmal um 15 Prozent.<br />

Darauf haben wir uns auch mit unseren Handelspartnern<br />

verständigt. Eine Marke der<br />

Mitte, und das ist Teekanne, muss auch immer<br />

noch erschwingliche, preiswürdige Produkte<br />

anbieten. Das ist uns als Unternehmen sehr<br />

wichtig.<br />

Teekanne hat im ersten Halbjahr <strong>2022</strong><br />

den eigenen Marktanteil etwas stärker<br />

ausgebaut als die Konkurrenz-Marke<br />

Meßmer von der Ostfriesischen Tee Gesellschaft.<br />

Was macht Teekanne besser?<br />

Es gibt keine Feindbilder im Markt. Wir alle<br />

wollen die Kategorie nach vorne bringen.<br />

Unser Anspruch ist es, der Erste im Markt zu<br />

sein. Wir setzen die neuen Ideen und Standards.<br />

Und solange wir das schneller tun als<br />

der Markt, werden wir auch wachsen.<br />

Wie treiben Sie die Innovationskraft im<br />

Unternehmen an?<br />

Das muss ich nicht, das steckt tief in unseren<br />

Wurzeln. Wir haben den Teebeutel entwickelt.<br />

Haben auf die Teebeutelmaschine gesetzt. Wir<br />

haben den Doppelkammerbeutel erfunden.<br />

Wir waren die Ersten, die Kräuter- und Früchtetee<br />

als eigenständige Kategorie gesehen<br />

ha ben und nicht als Ersatz. Wir waren die<br />

Ersten, die mit Ingwer und kalten Tees gearbeitet<br />

haben.<br />

Was kommt als Nächstes?<br />

Wir haben den Anspruch, im Bereich Bio-Tees<br />

zu wachsen. Wir versuchen, Akzente zu setzen,<br />

bei denen heute noch keiner darüber nachdenkt,<br />

dass sie in Bio-Qualität überhaupt<br />

möglich sind.<br />

Haben Sie ein Beispiel?<br />

Bestimmte geschmackliche Leistungen können<br />

heute mit Bio-Zutaten nicht hergestellt<br />

werden, weil man Aromen braucht. Oder stark<br />

gewürzte Produkte: Die sind noch nicht in Bio<br />

abbildbar. Unsere Technologieführerschaft<br />

werden wir hier weiter ausbauen. Ein erstes<br />

Beispiel sind unsere Winter-Tees in Bio-Qua -<br />

lität. Das hat mit diesem Geschmack vorher<br />

noch keiner geschafft.<br />

71,5<br />

Liter<br />

Tee tranken die<br />

Deutschen<br />

2021 pro Kopf.<br />

15,9 %<br />

ist der<br />

Bio-Anteil bei<br />

Schwarz- und<br />

Grüntees,<br />

Kräuter- und<br />

Früchtetees.<br />

49


Hersteller / Heißgetränke<br />

Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

TEEKANNE<br />

Markenhersteller<br />

seit <strong>18</strong>82<br />

Teekanne ist aktuell laut Marktforschungsinstitut<br />

Nielsen Marktführer im Bereich Tee.<br />

Die Teekanne Gruppe ist international in<br />

sieben Ländern mit Produktionsstätten beziehungsweise<br />

Niederlassungen vertreten.<br />

Hauptsitz ist in Düsseldorf. Weltweit werden<br />

1.300 Mitarbeiter beschäftigt.<br />

Warum ist es so schwer, Zutaten in Bio-<br />

Qualität zu bekommen?<br />

Es geht nicht darum, Produkte eins zu eins zu<br />

ersetzen. Es geht um eine neue Rezeptur und<br />

eine neue Technologie, die es möglich macht,<br />

solche Geschmackseindrücke darzustellen.<br />

Unsere Saisontees sind ein Beispiel für eine<br />

zukünftige Migration von Sortimentsbestandteilen.<br />

Wie kann ich mir die neue Technologie<br />

vorstellen?<br />

Das werden wir oft gefragt, und ich werde es<br />

Ihnen nicht abschließend beantworten. Nur<br />

so viel: Wir verfolgen das Geschäftsmodell,<br />

dass wir nach der Ernte der Rohwaren alles<br />

aus einer Hand machen – aus unserer Hand.<br />

Wir kaufen über 85 Prozent unserer Rohwaren<br />

direkt beim Erzeuger.<br />

Wie kann das den Unterschied machen?<br />

Teeherstellung ist viel technologischer, als<br />

viele sich das vorstellen können. Wir haben in<br />

der gesamten Teeherstellung etwa vier neuralgische<br />

technologische Punkte, die wir signifi -<br />

kant anders machen und die uns von Wettbewerbern<br />

unterscheiden. Wir sind im Kern<br />

ein Markenhersteller, aber auch ein Technologieunternehmen<br />

für Tee. Wir beschäftigen<br />

drei Ingenieure, die nichts anderes machen,<br />

als Teeprozesstechnologie weiterzuentwickeln.<br />

Und diese Prozesskette macht es dann beispielsweise<br />

möglich, bestimmte Geschmäcker<br />

in Bio anzubieten.<br />

Für den Verbraucher ist Tee ein natürliches<br />

Produkt. Wie kommunizieren Sie<br />

diese technologischen Fortschritte?<br />

Verbraucher gehen eher romantisch an die<br />

Kategorie heran. Aber: Wenn Sie eine sehr<br />

gute Technologie haben, müssen Sie Rohware<br />

weniger behandeln. Technologie ermöglicht<br />

also Natürlichkeit. Und auch eine eher homogene<br />

Teerezeptur für einen Teebeutel zu kreieren,<br />

der nur mit 2 Gramm Inhalt bestückt ist,<br />

ist eine technologische Herausforderung.<br />

Laut Marktforschung hatten Teeherstel -<br />

ler im ersten Halbjahr <strong>2022</strong> deutlich zu<br />

kämpfen. Warum?<br />

Wir hatten natürlich Sondereffekte durch<br />

Corona. Also zum Beispiel: Die Verbraucher<br />

waren vermehrt zu Hause. Wollten es sich dort<br />

gemütlich machen. Wir haben erwartet, dass<br />

etwa die Hälfte dieser Effekte im Markt bleibt.<br />

Und das ist auch so eingetreten. Die Märkte<br />

sind sogar eher auf einem etwas höheren<br />

Niveau, wenn man 2019 als Vergleichswert<br />

nimmt. Die Wertschätzung für Tee ist geblie -<br />

ben. Der härteste Wechsel war von der Corona-<br />

Pandemie in den Rekordsommer. Dadurch<br />

war der Marktrückgang im Sommer <strong>2022</strong><br />

nicht so groß, wie wir es erwartet hatten.<br />

Was hatten Sie erwartet?<br />

Wir haben den Rückgang der Corona-Effekte<br />

immer mit eingepreist. Das ist nie so hart<br />

eingetreten. Die Gastronomie erholt sich<br />

besser, als wir alle erwartet haben. Die kalten<br />

Tees haben uns sehr geholfen. Und auch die<br />

heißen Tees. Die sind im Verbraucherverhalten<br />

mit dringeblieben. Wir sind damit zufrieden,<br />

auch wenn wir im Moment insgesamt kein<br />

Wachstum haben. Und das sage ich alles vor<br />

dem Jahreshöhepunkt, der erst noch kommt.<br />

Die Teesaison fängt im Oktober erst so richtig<br />

an. Je kälter und je erkälteter, desto mehr<br />

Umsatz. Das gilt auch für den Markt.<br />

50


Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Heißgetränke / Hersteller<br />

Mit „Teekanne Fresh“ haben Sie sich in<br />

den umkämpften Markt alkoholfreier Getränke<br />

begeben. Zahlt sich der Schritt bereits<br />

aus?<br />

Das Produkt ist in den letzten zwei Jahren hinter<br />

unseren Erwartungen zurückgeblieben. Erholt<br />

sich aber jetzt recht gut.<br />

Auch die Vertriebswege haben sich im letzten<br />

Jahr verändert. Wie ist gerade das Verhältnis<br />

bei Teekanne?<br />

95 Prozent unseres Absatzes machen wir über<br />

den klassischen Handel. Aber wir machen auch<br />

5 Prozent unseres Geschäfts über digitale Kanäle<br />

– mit wachsender Bedeutung. Wir arbeiten mit<br />

Amazon zusammen, mit Rewe online, Flink,<br />

Gorillas, Flaschenpost und haben auch unser<br />

eigenes Digital-Team.<br />

Mehr Verbrauch,<br />

weniger Umsatz<br />

Die deutschen Verbraucher trinken mehr Tee.<br />

Umsatz und Absatz sind im ersten Halbjahr<br />

im Einzelhandel jedoch zurückgegangen. Die<br />

deutschen Teehersteller erwirtschaften laut<br />

Deutschem Tee & Kräutertee Verband mit<br />

insgesamt 5.000 Mitarbeitern einen Jahresumsatz<br />

von fast 1 Milliarde Euro. Teekanne<br />

mit ihren Markenprodukten und die Ostfriesische<br />

Tee Gesell schaft (OTG) mit Marken wie<br />

Meßmer sowie Handelsmarken führen in<br />

Deutschland die Branche mit deutlichem<br />

Abstand an.<br />

Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit<br />

diesen neuen Playern konkret?<br />

Letztendlich wie in allen anderen Kanälen auch:<br />

Man muss gelistet sein. Wir definieren mit den<br />

Partnern zusammen Aktionen und darüber<br />

hinaus auch sehr genau, über welchen Lead<br />

gekauft werden kann. Aber so unterschiedlich<br />

ist das Geschäftsmodell nicht. Außer natürlich,<br />

dass die Kommunikationsmaßnahmen direkt<br />

durchgesteuert werden. Der Kaufakt ist immer<br />

Teil des Kommunikationsakts.<br />

Wie werden sich die digitalen Vertriebskanäle<br />

Ihrer Einschätzung nach für das<br />

Unternehmen weiterentwickeln?<br />

Wir wachsen in diesen Kanälen automatisch.<br />

Wir geben auch überproportional mehr Geld für<br />

die digitalen Kanäle aus.<br />

Auch weil die digitale Kommunikation<br />

zusätzlich Effekte für den Absatz im<br />

<strong>Lebensmittel</strong>einzelhandel schafft?<br />

Selbstverständlich. Aber wir machen nicht weniger<br />

<strong>Lebensmittel</strong>handel, sondern nur mehr<br />

digital. Als Marktführer haben wir es da einfacher.<br />

Obwohl digital liberaler ist, bildet der<br />

digitale Warenkorb nicht die gesamte Sortimentsbreite<br />

ab. In einem großen Edeka haben<br />

wir 130 Produkte, die alle Geld verdienen. Ein<br />

digitaler Händler konzentriert sich auf fünf bis<br />

sechs Top-Produkte. Es ist superwichtig, beide<br />

Kanäle weiterzuentwickeln.<br />

Warum ist der Unterschied zwischen stationär<br />

und digital so groß?<br />

Der Bildschirm limitiert. Während Sie im Supermarkt<br />

130 Produkte quasi auf einen Blick wahrnehmen<br />

können, brauchen Onlinehändler immer<br />

Feature-Produkte. Von diesen hervorgehobenen<br />

Produkten aus geht es dann in die Tiefe.<br />

Diese Strategie kann man zum Beispiel bei Amazon<br />

ganz deutlich beobachten. Der digitale<br />

Kanal ist bequemer, aber der Supermarkt bietet<br />

mehr Inspiration. Das darf man nie vergessen. ◾<br />

Die Branchenumsätze im Handel gin gen<br />

im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 8,2<br />

Prozent zurück, den Absatzrückgang beziffert<br />

das Marktforschungsinstitut Nielsen auf 7,1<br />

Prozent. Das führt der Verband unter anderem<br />

auf eine geringere Nachfrage durch<br />

deutlich höhere Temperaturen als im Vorjahreszeitraum<br />

zurück.<br />

Teekanne hat im ersten Halbjahr den<br />

ei genen Marktanteil etwas stärker ausgebaut<br />

als Meßmer. Das Wachstum der kleineren<br />

Anbieter schwächt sich ab. 2021 wurden in<br />

Deutschland pro Kopf 42,7 Liter Kräuter- und<br />

Früchtetee sowie 28,8 Liter Schwarz- und<br />

Grüntee getrunken. Damit stieg der ohnehin<br />

schon hohe Pro-Kopf-Verbrauch von bisher<br />

70 auf jetzt 71,5 Liter im Jahr. Besonders hoch<br />

ist der Anteil von Bio-Produkten. 2021 seien<br />

15,9 Prozent der verkauften Tees biozertifiziert<br />

gewesen. Bei Kräuter- und Früchtetees<br />

stieg der Anteil um rund 10 Prozent im Vergleich<br />

zum Vorjahr.<br />

Deutliche Verschiebungen zeigten sich<br />

laut Teeverband im zweiten Corona-Jahr bei<br />

den Vertriebswegen. Vor allem Supermärkte<br />

und Vollsortimenter haben deutlich gewonnen.<br />

Ihr Anteil lag mit 44 Prozent etwa 10<br />

Punkte über dem des Vorjahres. Die Fachgeschäfte<br />

verloren leicht um rund 2 Prozent.<br />

51


Hersteller / Heißgetränke<br />

KAFFEE UND TEE<br />

STARK GEFRAGT<br />

Wachstumsmarkt<br />

Heißgetränke<br />

Der Kaffeedurst der Deutschen bleibt ungebrochen, wie die<br />

Zahlen zeigen. 169 Liter pro Kopf trinkt jeder Deutsche statistisch.<br />

Nach wie vor dominiert der Filterkaffee. Beim Verbrauch kommt<br />

der Tee nicht ganz mit – außer natürlich in Ostfriesland, wo<br />

Schwarz- und Grüntee dominieren.<br />

Ungebrochener Durst<br />

Kaffeekonsum der Deutschen: 169 Liter pro Kopf 2021<br />

Durchschnittlicher<br />

Kaffeekonsum pro Kopf<br />

und Tag – in Tassen,<br />

20<strong>18</strong> bis 2. Quartal <strong>2022</strong><br />

3,7<br />

3,8<br />

Ort des Kaffeekonsums –<br />

in Deutschland, 2021<br />

81 %<br />

12 %<br />

4,6 %<br />

2,3 %<br />

Rest keine Angabe<br />

im eigenen Zuhause, bei Freunden,<br />

Bekannten oder Verwandten<br />

am Arbeitsplatz<br />

in der Gastronomie<br />

„to go“<br />

3,6 3,6<br />

3,4<br />

3,5<br />

Röstkaffeemarkt: Marktanteile<br />

der Segmente – auf Basis des<br />

Kaffeegewichts, 2021<br />

Absatz im Supermarkt und Online-Vertrieb,<br />

inklusive Discountern, SB-Warenhäusern,<br />

Drogerien, lokaler Röster, Spezialitätenröstern<br />

und Fachgeschäften<br />

20<strong>18</strong><br />

2019<br />

2020<br />

2021<br />

<strong>2022</strong> Q1<br />

<strong>2022</strong> Q2<br />

46,9 %<br />

41 %<br />

6,8 %<br />

5,3 %<br />

Röstkaffee/<br />

Filterkaffee, gemahlen<br />

Ganze Bohne<br />

Kaffeepads<br />

Kaffeekapseln<br />

Quelle: Kaffee-Konsum-Studie „So trinkt Deutschland Kaffee“<br />

Quelle: Deutscher Kaffeeverband<br />

52


Heißgetränke et<br />

e / Hersteller<br />

Verkaufsschlager<br />

Beuteltee<br />

Loser Tee oder Beutel bei Kräuterund<br />

Früchtetee – in Deutschland,<br />

in Prozent, 2021<br />

Grüntee sowie Kräuter- und Früchtetee –<br />

in Deutschland, in Litern, 2021<br />

42,7 Liter<br />

Kräuter- und Früchtetee<br />

28,8 Liter<br />

Schwarz- und Grüntee<br />

10 %<br />

loser Tee<br />

90 %<br />

Tee in Beuteln<br />

Insgesamt<br />

71,5 Liter<br />

Pro-Kopf-Verbrauch<br />

in Deutschland<br />

Quelle: www.teeverband.de<br />

Quelle: ITC, London (UK); www.teeverband.de<br />

Schwarz- und<br />

Grüntee-Konsum –<br />

pro Kopf in Europa,<br />

in Litern, 2021<br />

Ostfriesland<br />

300<br />

Irland<br />

Großbritannien<br />

Polen<br />

Niederlande<br />

Schweden<br />

Deutschland<br />

Schweiz<br />

Tschechien<br />

Belgien und Luxemburg<br />

Frankreich<br />

Italien<br />

221<br />

169<br />

116<br />

Grafik: Benjamin Richter<br />

58<br />

29 29 28 27 26 24<br />

11<br />

Quelle: ITC, London (UK); Deutscher Tee & Kräutertee Verband e. V., Hamburg<br />

53


Hersteller / Getränke<br />

Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Getränkehersteller stehen bei den aktuellen Kostenexplosionen finanziell<br />

mit dem Rücken zur Wand. Der Verbraucher liebäugelt immer mehr<br />

mit dem Preiseinstiegssegment. Sogenannte Premium-Marken drohen<br />

dem schmalen Geldbeutel zum Opfer zu fallen. Tobias Dünnebacke<br />

Marke oder Private Label? Immer mehr Verbraucher wollen auch am Getränkeregal sparen.<br />

Die fetten Jahre sind vorbei<br />

7,3<br />

Prozent: Getränke-<br />

Handelsmarken<br />

(YTD August) mit<br />

Absatzwachstum.<br />

Quelle: IRI<br />

Will man ein Gespür für die aktuelle<br />

Verunsicherung der Konsumenten bekom -<br />

men, reicht ein Blick in den Supermarkt. „Wir<br />

räumen gerade so viel Marke wie möglich aus<br />

den Regalen und befüllen sie mit Artikeln aus<br />

dem Preiseinstiegssegment“, beschreibt ein Edekaner<br />

die Situation bei den <strong>Lebensmittel</strong>einzelhändlern.<br />

Die Marktinhaber kennen ihre Kunden.<br />

Sie agieren vorsichtiger beim Einkauf und<br />

wollen in Zeiten drastisch hoher Inflation, wo es<br />

möglich ist, sparen. Für die wenigsten ist jetzt<br />

die Zeit der Luxusartikel, und Vollsortimenter<br />

wie Edeka oder Rewe wollen im Preiswettbewerb<br />

mit dem Harddiscount nicht den Kürzeren ziehen.<br />

„Die Haushalte entwickeln Strategien, um<br />

mit den gestiegenen Kosten umzugehen. Dies<br />

führt zu einer stärkeren Hinwendung zur Handelsmarke<br />

in vielen Warengruppen“, weiß GfK-<br />

Experte Alexander Schwarz. Der Discount erlebe<br />

zudem eine Renaissance.<br />

Diese Entwicklung macht auch vor der Getränkeabteilung<br />

nicht halt. Die Analysten von<br />

IRI ermitteln für die Getränke-Handelsmarken<br />

(YTD August) einen Mengenzuwachs von verblüf -<br />

fenden 7,3 Prozent, wohingegen Marken nahezu<br />

stagnieren.<br />

Ein „Trading-Down-Effekt“, also eine Hinwendung<br />

der Verbraucher zum günstigen Private<br />

Fotos: Getty Images, Refresco, VDM<br />

54


Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Getränke / Hersteller<br />

Im Energy-Segment<br />

beobachten Analysten<br />

einen höheren<br />

Aktionsanteil.<br />

Label, ist laut Schwarz besonders beim Mineralwasser<br />

zu beobachten, aber auch, dass der Markenkauf<br />

in zahlreichen Kategorien häufiger zum<br />

Angebotspreis getätigt wird. Verfestigt sich dieser<br />

Trend, wäre das für die Markenmineralbrun -<br />

nen ein heftiger Rückschlag. Nach der „Geiz ist<br />

geil“-Mentalität der Nullerjahre und dem Boom<br />

der billigen Discountwässer konnten Hersteller<br />

mit innovativen Neuprodukten, chic gestalteten<br />

Individual-Glasflaschen oder einem Fokus auf<br />

nachhaltigere Produkte durchaus Erfolge bei der<br />

Wertschöpfung erzielen – trotz rückläufigem<br />

Pro-Kopf-Konsum und Konkurrenz durch Wassersprudler.<br />

Noch will man einen Rückschritt in die<br />

düs teren Zeiten der dominierenden Billig-Wäs -<br />

ser in der Branche nicht sehen. Die aktuelle<br />

Datenlage sei undurchsichtig und nicht eindeu -<br />

tig interpretierbar, sagt ein Insider. Und überhaupt:<br />

Es gab ja zuletzt auch positive Nachrich -<br />

ten. Der Verband Deutscher Mineralbrun nen<br />

(VDM) erklärte das Jahr <strong>2022</strong> bis einschließlich<br />

August mit einem Absatzanstieg von 7,5 Prozent<br />

bisher zu einem vollen Erfolg. „Die Zahlen, die<br />

wir als Verband selbst erheben, umfassen sowohl<br />

den Handel als auch die Gastronomie und den<br />

Convenience-Bereich. Der starke Sommer, geöffnete<br />

Lokale und die Festival-Saison haben sicher<br />

einen positiven Effekt für unsere Mitgliedsunter -<br />

nehmen gehabt“, so Maik Hünefeld, Sprecher<br />

des VDM.<br />

Auch der bayerische Markenbrunnen Adelholzener<br />

sowie Rhönsprudel jubelten zuletzt<br />

über starke Zuwächse. Besonders die Bayern<br />

könnten, oberflächlich betrachtet, das perfekte<br />

Beispiel dafür gelten, dass Markenhersteller<br />

auch in Zeiten von gestörten Lieferketten, Preisdruck<br />

und Energie-Dilemma krisenresistent<br />

sind. Wenn man es nur richtig macht und mit<br />

seinen Produkten den Nerv der Zeit trifft.<br />

Schließlich ist der ehemalige Regionalbrunnen<br />

mittlerweile zur Top-Riege der nationalen Markenwässer<br />

aufgestiegen. Stefan Hoechter, Geschäftsführer<br />

der Adelholzener Alpenquellen,<br />

klingt für die kommenden Monate geradezu<br />

euphorisch: „Wir konnten in den ersten neun<br />

Monaten um 13 Prozent im Absatz wachsen.<br />

Refresco sieht sich mit dem eigenen<br />

Geschäftsmodell im Aufwind. Aber<br />

auch hier schlagen Kosten durch.<br />

Trotz der gegebenen Unsicherheiten durch die<br />

aktuelle Weltlage verschafft uns diese Zwischenbilanz<br />

eine sehr gute Ausgangssituation für den<br />

Herbst und Winter.“<br />

Solche Absatzzahlen sind allerdings mit<br />

Vorsicht zu genießen: Dass in Zeiten, in denen<br />

die Gastronomie weitgehend von Lockdowns<br />

verschont geblieben ist, der Absatz von Mineralwasser<br />

und Softdrinks nach oben schnellt, ist<br />

eine Selbstverständlichkeit. Und was bei den<br />

stark steigenden Kosten ertragsmäßig vom<br />

Wachstum übrig bleibt, steht noch in den Sternen.<br />

An zu wenig Kreativität, um mit den neuen<br />

Belastungen in der Bilanz umzugehen, mangelt<br />

es in der Getränkeindustrie indes nicht.<br />

Um beispielsweise weniger von der knapp<br />

gewordenen Kohlensäure abhängig zu sein, setzen<br />

die Hersteller stärker auf Produkte, bei denen<br />

gar kein oder weniger CO 2 benötigt wird.<br />

Von weitreichenden Produktionsausfällen oder<br />

gar einer drohenden Insolvenzwelle kann der<br />

VDM nicht berichten. „Die Mineralbrunnen sind<br />

in großer Sorge, aber die Angst vor einer Pleitewelle<br />

kann ich für unsere Branche bis jetzt nicht<br />

bestätigen“, so Hünefeld. Sollte allerdings die<br />

Situation länger anhalten, könne das auch in der<br />

Brunnenbranche Existenzen gefährden.<br />

Marke mit Aktionspreisen attraktiv halten<br />

Nielsen-Getränkeexpertin Petra Ossendorf interessiert<br />

vor allem, wie sich in Zeiten von gestie -<br />

genen Produktionskosten und knappen Geldbeuteln<br />

der Wettbewerb zwischen Marke und Handelsmarke<br />

entwickelt. Wohin die Reise gehe,<br />

würden die kommenden Wochen und Monate<br />

zeigen. „Es ist auffällig, dass vor allem die Hersteller<br />

höherpreisiger Marken auf die aktuelle<br />

Situation mit verstärkter Promotion reagieren,<br />

um preissensible Kunden abzuholen. Wir beob -<br />

achten das zum Beispiel bei den Energydrinks“,<br />

so die Analystin. Entscheidend sei, wie groß die<br />

Preisabstände zwischen Handelsmarke und<br />

55


Hersteller / Getränke<br />

Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Marke gegen Ende des Jahres sein werden. Und<br />

das wiederum hängt von der Entwicklung der<br />

Rohstoff- und Energiepreise ab. Sollte die Kluft<br />

zwischen dem Preiseinstieg und der Premium-<br />

Cola zu groß werden, könnten die Hersteller<br />

selbst den treuesten Markenfan verlieren. „Es<br />

sieht derzeit nicht rosig aus, und man ist geneigt,<br />

zu sagen, dass die fetten Jahre vorbei<br />

sind“, erklärt Ossendorf. Laut Schwarz gibt es<br />

aber Unterschiede in den Segmenten. So seien<br />

Genuss- oder Belohnungskategorien wie Cola<br />

oder auch Bittergetränke nicht so stark von<br />

einem Run auf das Preiseinstiegssegment betroffen.<br />

„Die Verbraucher gehen hier eher selektiver<br />

vor und reduzieren die Menge pro Einkauf,<br />

aber im Prinzip bleibt man eher seiner präferierten<br />

Marke treu.“<br />

Chancen sehen die Experten bei Nielsen für<br />

mittelständische, regionale Hersteller. Deren<br />

Preisposition liege in der Regel zwischen der<br />

Handelsmarke und den Produkten der Großkonzerne,<br />

so Ossendorf. „Da Themen wie Qualität,<br />

Nachhaltigkeit und Regionalität noch immer<br />

bei einem Teil der Verbraucher ziehen, sind<br />

die mittelgroßen Betriebe hier aktuell im Vorteil.“<br />

Doch diese Aspekte könnten schnell in<br />

den Hintergrund rücken, sollte die Inflation auf<br />

hohem Niveau bleiben. Eine ähnliche Gefahr<br />

sieht Alexander Schwarz von der GfK: „Die Getränkehersteller<br />

haben in den letzten Jahren<br />

stark auf das Trendthema Nachhaltigkeit gesetzt.<br />

CO 2-Neutralität und höhere Anteile von recyceltem<br />

PET sind hier zwei Beispiele. Wachstum<br />

kam vor allem durch neue Glasgebinde. Die<br />

Frage wird nur sein: Wie können die Unternehmen<br />

diese Lieferfähigkeit sicherstellen und dem<br />

Verbraucherwunsch gerecht werden?“<br />

Situation der Eigenmarke ist paradox<br />

Die Lage der Getränkehersteller, die vornehm -<br />

lich günstige Produkte für den Handel produ -<br />

zieren, ist in der aktuellen Wirtschaftslage geradezu<br />

paradox. Auf der einen Seite sind die Produktionsprozesse<br />

von Hansa-Heemann, Schäff<br />

und anderen noch enger auf Kante genäht als<br />

jene bei einem nationalen Markenbrunnen. Aus<br />

diesem Grund, so berichtet Nielsen-Expertin<br />

Ossendorf, seien auch bei den Private Labels als<br />

Erstes die Preise in der aktuellen Energiekrise<br />

angehoben worden. Auf der anderen Seite könnten<br />

aber gerade diese Produkte in Zeiten von<br />

hoher Inflation und sündhaft teurer Energie<br />

einen regelrechten Boom am Regal im Superoder<br />

Getränkeabholmarkt erfahren. Damit wäre<br />

zumindest Auslastung gewährleistet. Kein unwichtiges<br />

Thema in einem Markt, der zuletzt<br />

rückläufig war.<br />

Wie volatil das Eigenmarkengeschäft in der<br />

Getränkewirtschaft ist, zeigte sich bereits vor<br />

dem Ausbruch des Ukraine-Krieges. So sorgte<br />

die Meldung des Verkaufs des bis dahin familiengeführten<br />

Mineralbrunnens Hansa-Heemann an<br />

die niederländische Refresco Group für Aufse -<br />

7,5<br />

Prozent: Bis August<br />

konnten die<br />

Mineralbrunnen<br />

beim Absatz gut<br />

zulegen.<br />

Quelle: VDM<br />

„Die Mineralbrunnen sind in<br />

großer Sorge, aber die Angst<br />

vor einer Pleitewelle kann ich<br />

bis jetzt nicht bestätigen.“<br />

Maik Hünefeld,<br />

Leiter Kommunikation,<br />

Verband Deutscher Mineralbrunnen<br />

hen. Der norddeutsche Brunnen mit Stammsitz<br />

in Rellingen bei Hamburg ist absatzmäßig die<br />

Nummer zwei in Deutschland und neben einem<br />

überschaubaren Markengeschäft (Fürst Bismarck,<br />

Hella) vor allem für die Belieferung von<br />

Aldi zuständig. Auch wenn die Gründe für den<br />

Verkauf von der Hamburger Unternehmerfamilie<br />

Lange nicht öffentlich kommuniziert werden,<br />

kann man davon ausgehen, dass das Eigen mar -<br />

kengeschäft bei Mineralwasser und alkoholfreien<br />

Getränken zuletzt wenig Spaß gemacht hat.<br />

Ähnlich dürfte es auch Michael Schäff gehen,<br />

dessen gleichnamiges Brunnen-Konglo me -<br />

rat (unter anderem Altmühltaler) zuletzt das<br />

Eigenmarken-Kontingent bei der Edeka verloren<br />

hat. In einem auf Effizienz getrimmten Betrieb<br />

schlägt jede Kostenerhöhung maximal durch<br />

und einer Branche, die Jahre an Überkapazi tä -<br />

ten litt, kann der Handel nahezu alle Konditio -<br />

nen abverlangen.<br />

Erkundigt man sich bei Refresco, seit Februar<br />

<strong>2022</strong> neuer Eigentümer von Hansa-Heemann,<br />

über den akuten Kostendruck, klingt das so:<br />

„Mit unseren Kunden stehen wir dazu in ständigem<br />

Austausch, um eine gemeinsame Lösung zu<br />

finden, den anhaltenden Kostenbelastungen zu<br />

begegnen. Da die Kostensteigerungen primär im<br />

variablen Produktionskostenbereich anfallen,<br />

kann die derzeitige Mengenentwicklung den<br />

Kostensteigerungen nicht gänzlich entgegenwirken“,<br />

heißt es dazu in einer Stellungnahme<br />

des Unternehmens gegenüber der <strong>Lebensmittel</strong><br />

<strong>Praxis</strong>.<br />

Sicher scheint: Ob die Getränke-Handelsmarke<br />

nach Jahren des rückläufigen Absatzes<br />

wirklich noch einmal einen zweiten Frühling<br />

erleben wird, hängt von der Inflation in den<br />

kommenden Monaten ab. Nielsen-Expertin<br />

Petra Ossendorf sieht die Talsohle in der aktu -<br />

ellen Preiskrise allerdings noch lange nicht<br />

erreicht. „Die aktuelle Prognose des Bundeswirtschaftsministeriums,<br />

dass wir im kommenden<br />

Jahr bei 7 Prozent Preissteigerung landen, halte<br />

ich gegenwärtig für viel zu optimistisch“, sagt die<br />

Analystin zu den Aussichten. ◾<br />

56


Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Getränke / Hersteller<br />

NEUE PRODUKTE<br />

RED BULL WINTER EDITION<br />

Winterstimmung beim Energydrink-<br />

Primus: Seit Oktober kommt für<br />

eine begrenzte Zeit die Red Bull<br />

Winter Edition in den Handel. Der<br />

Wachmacher kombiniert den Geschmack<br />

von Feige und Apfel mit<br />

Karamell und winterlichen Gewürznoten.<br />

Die Sonderauflage kommt<br />

in einer matt-petrolfarbenen 0,25 -<br />

Liter-Dose in die Regale des Geträn -<br />

ke- und <strong>Lebensmittel</strong>einzelhandels.<br />

DIRTEA TEA & ENERGY<br />

Mit der Corona-Pandemie kam auch<br />

der Boom der Influencer-Marken bei<br />

den Getränken. Neben Capital Bra<br />

besonders erfolgreich: die Eistee mar -<br />

ke Dirtea (Drinks & MoreKrombacher),<br />

für die die Musikerin Shirin<br />

David Pate steht. Zu den Erweite run -<br />

gen gehört unter anderem eine alkoholische<br />

Variante. Jetzt neu: der<br />

Energydrink Tea & Energy in verschiedenen<br />

Geschmacksrichtungen.<br />

AMARULA AFRICAN GIN<br />

Gin aus Afrika? Kein Problem für<br />

den Hersteller Distell. Die Neuheit<br />

sei der einzige Gin, der in Südafrika<br />

aus der wild wachsenden und handgepflückten<br />

gelben Marula-Frucht<br />

hergestellt wird. Ein Teil der Einnahmen<br />

werden in den Schutz<br />

einheimischer Elefanten investiert.<br />

Der Gin hat einen Alkoholgehalt<br />

von 43 Volumenprozent und kostet<br />

24,99 Euro (0,7-Liter-Flasche).<br />

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Schneller<br />

GENUSS<br />

auf der<br />

Überholspur


Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Convenience / Hersteller<br />

Convenience-Food wird aktuell stärker nachgefragt als noch vor der<br />

Pandemie und deutlich von Ernährungstrends geprägt. Dabei ist das<br />

Marktpotenzial bei Weitem nicht ausgeschöpft.<br />

Markus Heine<br />

Fertiger Pizzateig ist beliebt, voll im Trend liegt jedoch auf Sauerteigbasis hergestellte Pinsa Romana, ein Teigfladen.<br />

„Wie häufig kochen wir in der Woche?“<br />

Fotos: Getty Images, Adobe Stock, Dicke Foods, Hilcona, Frostkrone<br />

46 %<br />

täglich<br />

34 %<br />

zwei- bis<br />

dreimal<br />

pro Woche<br />

10 %<br />

gar nicht<br />

7 %<br />

einmal<br />

proWoche<br />

3 %<br />

seltener<br />

Quelle: BMEL Ernährungsreport <strong>2022</strong><br />

Diese Prognose ist eindeutig: Convenience- DFood und gesundes Essen to go gehören zu den<br />

zehn wichtigsten Ernährungstrends dieser Dekade –<br />

so steht es im Trendreport Ernährung <strong>2022</strong>. In der<br />

zugrunde liegenden Umfrage, durchgeführt vom<br />

Netzwerk für Ernährung „Nutrition Hub“ und dem<br />

Bundeszentrum für Ernährung (BZfE), wurden über<br />

100 Experten aus dem Ernährungssektor um ihre<br />

Einschätzung gebeten. 22 Prozent der befragten Experten<br />

sehen Convenience-Food unter den Top 10<br />

der zukünftigen Ernährungstrends, konkret landete<br />

das schnelle und vorbereitete Essen auf dem sechsten<br />

Platz.<br />

„Immer mehr Menschen können nicht kochen<br />

oder haben keine Zeit dafür, wollen aber gleichzei -<br />

tig gesund essen. Sie sind daher auf Convenience-<br />

Food angewiesen“, erklärt Jutta Dierkes, Professorin<br />

für Clinical Nutrition an der Universität Bergen.<br />

Laut eines im Trendreport Ernährung <strong>2022</strong> erwähnten<br />

Berichts der Unternehmensberatung Deloitte<br />

sei der Markt für Convenience-Produkte in Deutschland<br />

im Vergleich zu China oder den USA noch<br />

relativ wenig entwickelt. In den kommenden drei<br />

Jahren werde ein Marktwachstum von 13 Prozent<br />

59


Hersteller / Convenience<br />

Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Gesund und beliebt: Vorgeschnittenes Obst<br />

wird wieder stärker nachgefragt.<br />

auf 5,3 Milliarden Euro erwartet. In den USA<br />

würden bereits 62 Prozent der sogenannten Millennials,<br />

geboren zwischen 1980 und 1999, Convenience-Angebote<br />

mindestens einmal pro Woche<br />

nutzen. Neben dem Zeitmangel der Menschen<br />

förderten kleinere Haushaltsgrößen, die Urbanisierung<br />

und das Altern der Gesellschaft diese<br />

Entwicklung.<br />

Handel und Hersteller bereits auf Kurs<br />

Der Handel weiß nur zu gut um die zunehmende<br />

Beliebtheit von Convenience-Produkten. Frank<br />

Pfeiffer, Sortimentsmanagement Globus Markthallen,<br />

betont, dass während der Pandemie eine<br />

überdurchschnittlich hohe Nachfrage festzustellen<br />

war. „Lockdowns und Gastronomie-Schließungen<br />

haben den gesamten Convenience-Bereich inklu -<br />

sive aller Subkategorien beflügelt“, so Pfeiffer.<br />

„Insbesondere Fertiggerichte, frische Teigwaren<br />

und andere Produktgruppen, die den Menschen<br />

die lange Zeit zu Hause erleichtert haben, profi -<br />

tierten in dieser Zeit.“ Allerdings sei die hohe<br />

Nachfrage mit der wieder geöffneten Gastronomie<br />

und dem verstärkten öffentlichen Leben außerhalb<br />

der eigenen vier Wände erwartungsgemäß<br />

zurückgegangen. „Dennoch ist Convenience stärker<br />

gefragt als vor der Pandemie, und neue Kunden<br />

konnten nachhaltig gewonnen werden.“<br />

Edeka erklärt auf Nachfrage der LP, dass aus<br />

Sicht der Eigenmarken eine positive Entwicklung<br />

vorliege. Vor allem im Bereich „Frische Teige“<br />

beziehungsweise Teigwaren wie Pizzateig sei eine<br />

Das ist<br />

Verbrauchern<br />

beim Einkauf<br />

wichtig:<br />

89 %<br />

Frische des<br />

Produkts<br />

74 %<br />

Gesunde<br />

Ernährung<br />

74 %<br />

Natürliche<br />

Zutaten<br />

64 %<br />

Tierwohl<br />

63 %<br />

Preis<br />

Quelle:<br />

Verbraucherstudie<br />

der<br />

Innofact AG im<br />

Auftrag des<br />

Deutschen Tiefkühlinstituts<br />

(dti) aus dem<br />

April <strong>2022</strong>.<br />

stärkere Nachfrage festzustellen. Genannte Artikel<br />

würden vor allem bei Familien großen Anklang<br />

finden. Aber auch klassische Fertiggerichte für<br />

Mikrowelle oder Backofen verzeichneten weiter -<br />

hin eine stabile Nachfrage.<br />

<strong>Lebensmittel</strong>hersteller wie das Unternehmen<br />

Henglein, das Kartoffelprodukte und Teigwaren<br />

produziert, konnten von der gestiegenen Convenience-Nachfrage<br />

im LEH während der Corona pan -<br />

demie profitieren. Laut Geschäftsführer Eckhard<br />

Voth habe man die Verluste aus dem Bereich der<br />

Gemeinschaftsverpflegung im LEH gut kompen -<br />

sieren und dabei den Marktanteil im LEH-Markt<br />

ausbauen können.<br />

Gleiches sagt man bei Dicke Food, Anbieter<br />

hochwertiger Fleisch-, Wurst- und Milchprodukte<br />

sowie Traiteur-Artikel, großteils aus Frankreich,<br />

Spanien und Italien. Manfred Müller, Servicethe -<br />

ken-Coach: „Das Fehlen gastronomischer Ange bo -<br />

te während der Coronapandemie hat insbeson de -<br />

re dem Servicethekenbereich bei Convenience<br />

hohe zum Teil zweistellige Zuwachsraten beschert.<br />

Der Konsument hat sich mit Freunden an ausge -<br />

suchten Theken mit hochwertigen Traiteur-Pro -<br />

dukten versorgt. Trotz oder gerade wegen Corona<br />

wollte man nicht auf Genuss verzichten.“<br />

Trotz guter Umsätze gestalteten sich die beiden<br />

letzten Jahre jedoch auch sehr herausfor -<br />

dernd, betont Barbara Held, Marketing Managerin<br />

International bei Frische-Convenience-Hersteller<br />

Hilcona: „Die Coronapandemie hat uns mit massiven<br />

Verlagerungen in allen Bereichen extrem<br />

gefordert. Zuerst brach das To-go-Geschäft ein,<br />

dann der Food-Service mit den Restaurants und<br />

die Gemeinschaftsverpflegung. Wachstum gab es<br />

dafür bei Produkten fürs Zuhause-Kochen.“ Aktuell<br />

seien jedoch nahezu alle Hilcona-Sortimente<br />

wieder auf oder deutlich über dem Vor-Corona-<br />

Niveau. „Noch nicht ganz zurück sind wir in der<br />

Gemeinschaftsverpflegung. Da spüren wir den<br />

höheren Homeoffice-Anteil“, räumt Barbara Held<br />

ein.<br />

Preisvorteil für Tiefkühl-Convenience<br />

Tiefkühlkosthersteller Frostkrone ist sich sicher,<br />

dass Convenience an Bedeutung hinzugewinnen<br />

und seine Erfolgsgeschichte weiterschreiben wird.<br />

„Hier ist noch viel Spielraum für Neuentwicklun -<br />

gen“, betont CEO Frédéric Dervieux gegenüber der<br />

LP. „Wir erleben eine Lust auf mehr Auswahl und<br />

Geschmacksvielfalt. Der Verbraucher wünscht<br />

sich Vielfalt, die ihm Freude beim Verzehr berei -<br />

tet, ohne eine aufwendige Zubereitung.“ Im Alltag<br />

bleibe oft zu wenig Zeit, sodass gerne nach leckeren<br />

Produkten gegriffen werde, die entweder<br />

di rekt verzehrt oder nebenher zubereitet werden<br />

können.<br />

Zwar gibt es laut des Deutschen Tiefkühlins ti -<br />

tuts (dti) vonseiten der Marktforschungsinstitute<br />

keine klare Definition des Convenience-Begriffs<br />

für das TK-Sortiment, im Konsumentenver ständ -<br />

nis könne man die Teilsortimente Fertiggerichte,<br />

Snacks und Pizza jedoch als Convenience-Pro duk -<br />

60


Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Convenience / Hersteller<br />

Wachstum bei<br />

Premium<br />

Manfred Müller, Servicetheken-Coach<br />

bei Dicke Food,<br />

erwartet eine Zweiteilung des<br />

Convenience-Marktes: „Wir<br />

sehen Wachstumspotenzial<br />

im Premiumbereich, insbe -<br />

sondere an zukunftsorien tier -<br />

ten Servicetheken, die auch<br />

den genussfreudigen Kunden<br />

noch im Blick haben. Vorausgesetzt<br />

der Kunde bekommt<br />

eine Qualität serviert, die<br />

mehr bietet als Nahrungsaufnahme.“<br />

Dabei sieht Müller<br />

durchaus das Problem des<br />

mangelnden Personals an Bedientheken.<br />

„Um auch dort,<br />

wo das Personal nicht mehr<br />

vorhanden ist, dem Kunden<br />

Genuss und Vielfalt anbieten<br />

zu können, haben wir unser<br />

Prepack-Sortiment ausgewei -<br />

tet und bieten neben Prepack-<br />

Quiches auch Prepack-Röstis<br />

und Aufläufe an. Zurzeit arbeiten<br />

wir an einem Premium-Konzept<br />

mit ferti gen Menüs,<br />

die dem Trend der<br />

schnellen Küche mit Genuss<br />

gerecht werden. Hier planen<br />

wir eine wöchentlich wechselnde<br />

Auswahl, jeweils als<br />

Fisch-, Fleisch- und vegetarische<br />

Variante.“<br />

Manfred Müller,<br />

Dicke Food<br />

te verstehen. 2021 lag der Anteil der genannten<br />

Warengruppen laut dti-Absatzstatistik am Inlandsabsatz<br />

aller TK-Produkte im LEH (inklusive<br />

Heimdienste und Außerhaus-Markt) mit 1,1<br />

Millionen Tonnen bei rund 29 Prozent. Auf<br />

Fertiggerichte entfiel dabei ein Anteil von fast 13<br />

Prozent, Pizza beanspruchte 11 Prozent und<br />

Snacks (inklusive Käse) gut 6 Prozent. „Der Absatz<br />

von Tiefkühlpizza ist seit dem Jahr 2010 um<br />

rund 38 Prozent gestiegen und konnte zuletzt<br />

Umsätze in Höhe von 1,2 Milliarden Euro erzielen“,<br />

erklärt Sabine Eichner, Geschäftsführerin<br />

des dti.<br />

Der Preisvorteil vieler TK-Produkte gegenüber<br />

gekühlter Convenience sowie ihre lange<br />

Haltbarkeit bei gleichzeitiger Frische könnte<br />

noch entscheidender werden. „Viele Verbraucher<br />

orientieren sich vor dem Hintergrund derzei ti -<br />

ger Krisen vor allem am Preis“, betont Sabine<br />

Eichner. Gemäß einer vom dti in Auftrag gegebenen<br />

Verbraucherstudie aus dem April <strong>2022</strong><br />

nimmt der Preis die fünfte Position im Ranking<br />

der relevanten Ernährungsaspekte ein, direkt<br />

nach Frische, gesunder Ernährung, natürlichen<br />

Zutaten und Tierwohl. „Während alle diese Ernährungstrends<br />

im Vergleich zur letzten Befragung<br />

im September 2021 verloren haben, konnte<br />

der Preis als einziges Merkmal in allen Altersgruppen<br />

deutlich zulegen“, so Eichner.<br />

... mein<br />

henglein<br />

Einfach. Clever. Lecker.<br />

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Das Gnocchi-Sortiment von HENGLEIN lässt keine Wünsche offen:<br />

• Gnocchi – die Kartoffelklößchen sind der italienische Klassiker:<br />

direkt aus der Packung ins kochende Wasser; fertig in 2 - 3 Minuten.<br />

• Kartoffel-Gnocchi – klein, rund & aus frischen ganzen Kartoffeln produziert:<br />

schmecken aus der Pfanne oder dem Topf<br />

• Pfannen-Gnocchi – extra groß und etwas flacher: ideal zum krossen<br />

Anbraten in der Pfanne geeignet, z . B. für die beliebten One-Pot-Rezepte<br />

HENGLEIN darf in keinem<br />

Kühlregal fehlen.


Hersteller / Convenience<br />

Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

„Deutschland zeigt damit einmal mehr seine sehr<br />

rationale und sparsame Haltung beim Lebensmit -<br />

teleinkauf.“ 13 Prozent der befragten Verbrau cher<br />

würden angeben, bei der steigenden Infla tion<br />

häufiger Tiefkühlprodukte zu kaufen.<br />

Laut Sabine Eichner profitierten TK-<strong>Lebensmittel</strong><br />

zudem generell vom Trend zu natürlicher,<br />

gesunder und nachhaltiger Ernährung, da sie zum<br />

einen mit ihrer Frische und Qualität überzeugten,<br />

zum anderen aber auch lange haltbar und praktisch<br />

portionierbar seien, sodass in den Haushalten<br />

weniger weggeworfen werde. Zudem setze sich<br />

der Megatrend zu einer vermehrt pflanzlich basierten<br />

Ernährung weiter fort.<br />

krone CEO Frédéric Dervieux betont, dass der<br />

vegane und vegetarische Bereich das in der Unternehmensgruppe<br />

am schnellsten wachsende Segment<br />

sei.<br />

Manfred Müller von Dicke Food traut der<br />

fleischlosen Begeisterung noch nicht so ganz:<br />

„Sicher nehmen wir den Trend oder, besser gesagt,<br />

den Hype wahr. Ich frage mich allerdings,<br />

was passiert, wenn die massive mediale Unterstützung<br />

und Präsenz nachlässt, die aus meiner Sicht<br />

nicht unerheblich die momentane Nachfrage<br />

treibt. Oder wenn sich der Fokus der Verbraucher<br />

auf die Herkunft der Zutaten, die Inhaltsstoffe<br />

und deren Gewinnung verschiebt. Wir sehen zwar<br />

die Notwendigkeit, vermissen aber zum Teil den<br />

ganzheitlichen Ansatz.“<br />

Wettbewerb im Geschmackserlebnis<br />

Das Zukunftsinstitut erklärt in seinen Food-<br />

Trends 2023, dass der Höhepunkt der Veganisierung<br />

längst noch nicht erreicht sei und vegane<br />

Alternativen bestimmter Traditionsspeisen zum<br />

Standard unserer kulinarischen Repertoires werden<br />

würden. So wie Chili sin Carne inzwischen<br />

genauso anerkannt sei wie Chili con Carne, werde<br />

es weitere Klassiker aus den verschiedensten<br />

Küchen geben, die sich als gleichwertige Alternativen<br />

durchsetzen könnten, von Köttbullar über<br />

Kimchi bis hin zur Kohlroulade. Dabei würden<br />

längst nicht alle veganen Varianten von bekannten<br />

Gerichten oder Zutaten überzeugen, der Wettbewerb<br />

um das Geschmackserlebnis, das dem<br />

Original am ähnlichsten sei oder dieses sogar<br />

übertreffe, werde den Markt in den kommenden<br />

Jahren jedoch mit weiteren Ersatzprodukten und<br />

kreativen Rezeptideen bereichern.<br />

Henglein-Chef Eckhard Voth sieht sogar ein<br />

neues Wert-Paradigma bei <strong>Lebensmittel</strong>n: „Schon<br />

vor der Coronapandemie war der Endverbraucher<br />

kritischer als je zuvor. Durch die Pandemie haben<br />

Gesundheit und Sicherheit jedoch einen noch<br />

größeren Stellenwert im Bewusstsein der Menschen<br />

bekommen.“ Auch das Verhältnis zur Natur<br />

sowie ein reflektierter Ressourcenverbrauch seien<br />

beim Verbraucher verstärkt in den Fokus gerückt<br />

Wenn Haltung<br />

schmeckt.<br />

Convenience. In bester Qualität. Schnell<br />

zubereitet. In Haltungsform 3: mit ganz viel<br />

Leidenschaft fürs Produkt. Know-how und<br />

Begeisterung, die schmeckt. Unseren Partnern<br />

in Industrie und Handel. Und ihren Kunden.<br />

Was ist das PRO Tierwohl<br />

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Vegane und vegetarische Produkte gefragt<br />

Die Edeka-Zentrale bestätigt diese Entwicklung:<br />

„Vegane und vegetarische Convenience-Produkte<br />

entwickeln sich positiv und profitieren von der<br />

wachsenden Zahl an Menschen, die sich vegan<br />

oder vegetarisch ernähren möchten. Welche<br />

konkreten Wege hier verstärkt eingeschlagen<br />

werden müssen, wird stark über das Verbraucherverhalten<br />

in den nächsten Monaten mitbestimmt<br />

werden.“<br />

Aktuelle Zahlen untermauern den Trend zu<br />

einer vermehrt pflanzlich basierten Ernährung.<br />

Laut des Ernährungsreports <strong>2022</strong> vom Bundesministerium<br />

für Ernährung und Landwirtschaft<br />

(BMEL) bezeichneten sich bereits 44 Prozent aller<br />

Deutschen 2021 als Flexitarier und verzichteten<br />

hin und wieder bewusst auf Fleisch. 7 Prozent<br />

ernährten sich vegetarisch und 1 Prozent vegan.<br />

47 Prozent der Befragten hätten mindestens einmal<br />

vegetarische oder vegane Alternativprodukte<br />

zu tierischen Produkten gekauft, ein Anstieg von<br />

4 Prozent zum Vorjahr. Bei den jüngeren Menschen<br />

zwischen 14 und 29 Jahren hätten sogar<br />

schon 64 Prozent entsprechende Produkte gekauft,<br />

bei den über 60-Jährigen 29 Prozent.<br />

„Veggie-Produkte sind besonders gefragt“,<br />

erklärt auch Barbara Held von Hilcona und verweist<br />

zudem auf steigende Umsatzzahlen im Veggie-Fleischersatz-Markt<br />

(vgl. Nielsen IQ, veg.<br />

Fleischzubereitung, KW 35/<strong>2022</strong>). Auch Frostheidemark.de<br />

VIEL. MEHR. WIR.


Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Convenience / Hersteller<br />

Neues aus der Frischetheke:<br />

Fingerfood von Frostkrone,<br />

zum Beispiel Mozzarella-<br />

Sticks.<br />

Seit <strong>2022</strong> erhältlich: Spätzle und<br />

Schupfnudeln von Henglein in einer<br />

zusätzlichen veganen Variante.<br />

Abgepackter<br />

Rösti-Genuss:<br />

Dicke Food setzt<br />

vermehrt auf Prepack-Angebote.<br />

worden. Losgelöst von der Coronapandemie dürfte<br />

das Kochen zu Hause laut Voth weiterhin beliebt<br />

bleiben und womöglich sogar noch stärker<br />

betrieben werden. „Durch die derzeitige hohe<br />

Inflation lässt der Geldbeutel vieler Menschen<br />

nicht mehr allzu viel Spielraum für auswärtige<br />

Restaurantbesuche“, ordnet Eckhard Voth die<br />

aktuelle Situation ein. „Selbst zu kochen steht<br />

deshalb bei vielen Haushalten als kostengünstige<br />

Alternative wieder hoch im Kurs.“<br />

Dabei würden die Verbraucher nicht auf hochwertige<br />

Zutaten verzichten wollen. Eckhard Voth:<br />

„In den schnelllebigen Prozessen des alltäglichen<br />

Lebens wird das tägliche Essen eine der wenigen<br />

Konstanten bleiben. Hochwertige Convenience-<br />

Produkte garantieren dabei ein einmaliges Ge-<br />

schmackserlebnis, wobei die Kreativität und das<br />

Kocherlebnis dem Endverbraucher überlassen<br />

bleiben. Folglich perfekt für alle, die gerne mal<br />

selbst kochen, dafür aber aufgrund ihres Lifestyles<br />

nicht viel Zeit aufwenden wollen beziehungsweise<br />

können.“<br />

Barbara Held von Hilcona sieht den Wunsch<br />

der Konsumenten nach einem Mehr an Gesund -<br />

heit, Wohlbefinden und Nachhaltigkeit: „Die<br />

Qualität eines <strong>Lebensmittel</strong>s wird zunehmend<br />

ganzheitlicher definiert. Neben dem Geschmack<br />

oder pragmatischen Faktoren wie Preis und Convenience<br />

beeinflussen heutzutage auch sensorische,<br />

ökologische, tierethische und soziale Aspekte<br />

die Kaufentscheidung der Konsumenten. Alle<br />

diese Erkenntnisse fließen in unsere tägliche<br />

Arbeit mit ein.“<br />

Insgesamt blickt Barbara Held optimistisch in<br />

die Zukunft: „Convenience-Produkte werden<br />

weiterhin ein hohes Potenzial haben, da sie den<br />

Alltag der Menschen erleichtern. Erfolgreich<br />

bleibt, wer die neuen Bedürfnisse der Shopper<br />

kennt und das Angebot darauf ausrichtet.“ ◾<br />

Gouda Ringe<br />

GEMÜTLICH ZUHAUSE<br />

SNACKEN<br />

www.frostkrone-foodgroup.de


Hersteller / Convenience<br />

Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Start-up für<br />

Fleischersatz<br />

Neugier, Tierwohl und Geschmack<br />

– das sind für Barbara<br />

Held von Hilcona die<br />

Top-3-Kauftreiber für Fleischersatz-Produkte.<br />

Der Herstel -<br />

ler von Frische-Con-venience<br />

sei traditionellerweise ein Gemüsever-<br />

arbeiter, von daher<br />

schon immer „veggie“ gewesen<br />

und habe daher zunächst<br />

keinen expliziten Fokus auf<br />

entsprechende Ernährungstrends<br />

gelegt. „Dies hat sich<br />

zwischenzeitlich jedoch geändert,<br />

vor allem, als wir uns<br />

dazu entschieden haben, in<br />

die Produktion und Vermark -<br />

tung von Fleischalternativen<br />

einzusteigen“, erklärt Barbara<br />

Held. „Diese Produktkategorie<br />

richtet sich eher an Flexitarier,<br />

ist sehr technologieorien -<br />

tiert und zeichnet sich häufig<br />

durch eine selbstbewusste,<br />

junge und frische Kommuni -<br />

kation aus. Da es auch Syner -<br />

gien mit unserer bestehenden<br />

Organisation gibt, beispielsweise<br />

im Vertrieb und in der<br />

Produktion, haben wir uns<br />

für ein internes Start-up entschieden.“<br />

Nun wird der in<br />

der Schweiz produzierte<br />

Fleischersatz unter der Startup-Marke<br />

„The Green Mountain“<br />

angeboten.<br />

Barbara Held,<br />

Marketing Managerin<br />

International, Hilcona<br />

Fix und fertig<br />

ist nicht alles<br />

Eine Untersuchung des Marktforschungsunternehmens<br />

Mintel kommt<br />

zu dem Ergebnis, dass das Kocherlebnis<br />

auch bei Convenience-Produkten<br />

nicht zu vernachlässigen ist. Verbraucher<br />

schätzten fertig zubereitete Produkte<br />

zwar sehr, möchten ihnen den<br />

letzten Schliff jedoch gerne selbst<br />

geben. Umso bedeutender wird dieser<br />

Wunsch, wenn das entsprechende<br />

Gericht Gästen serviert werden soll.<br />

In Italien sei zum Beispiel zu beobachten,<br />

dass fertige Mahlzeiten wie<br />

Pizzen und Fertigsuppen zwar durchaus<br />

beliebt sind, italienische Verbraucher<br />

es jedoch nicht mögen, komplett<br />

losgelöst vom Kochprozess zu sein.<br />

Sie möchten zumindest einen kleinen<br />

Teil bei der Zubereitung der Speise<br />

selbst erledigen und beisteuern. Als<br />

Grund für diese Präferenz wird ge -<br />

nannt, dass 80 Prozent der italienischen<br />

Verbraucher laut der Untersuchung<br />

genauso viel Freude an der<br />

Zubereitung von Speisen wie am<br />

Essen selbst haben und es deshalb für<br />

wünschenswert hielten, dass selbst<br />

Fertiggerichte noch Elemente von<br />

Verbraucherinteraktionen enthalten,<br />

da diese ein Gefühl der Leistung und<br />

Beteiligung an der Zubereitung vermitteln.<br />

In der Studie wird das Rana-<br />

Lasagne-Set erwähnt (www.giovanni<br />

rana.de), das diesen Anforderungen<br />

gerecht wird. Eigentlich ein gekühltes<br />

Fertiggericht, das jedoch mit Beuteln<br />

mit Mozzarella und Pesto bestückt ist,<br />

sodass der Verbraucher die Lasagne<br />

nach Belieben verfeinern und ihr<br />

einen zumindest kleinen, eigenen<br />

Schliff geben kann. Vielleicht sind aus<br />

ähnlichen Gründen bei deutschen<br />

Verbrauchern Pizzateige so beliebt, die<br />

noch mit Tomatensoße bestrichen<br />

und dann belegt werden müssen.<br />

Frédéric Dervieux,<br />

CEO, Frostkrone<br />

Food Group<br />

Frisches von<br />

Frostkrone<br />

Auch in der Kategorie Fingerfood<br />

und Snacks spielt der<br />

Genuss eine sehr wichtige<br />

Rolle, betont Frostkrone-CEO<br />

Frédéric Dervieux: „Wir achten<br />

seit jeher darauf, dass unsere<br />

Fingerfood- und Snackvariationen<br />

qualitativ hochwertig<br />

sind, und verzichten<br />

möglichst auf Zusatzstoffe.“<br />

Den aktuellen Veggie-Trend<br />

bedient man bei Frostkrone<br />

mit einer großen Auswahl an<br />

veganen und vegetarischen<br />

Fingerfood-Variationen, zum<br />

Beispiel mit der neuen „Ready<br />

to eat“-Range aus der Kühltheke<br />

– Snacks auf Gemüseund<br />

Käsebasis, die direkt kalt<br />

verzehrt werden können. Außerdem<br />

neu: Fingerfood wie<br />

Mozzarella Sticks oder Chili<br />

Cheese Nuggets aus der Frischetheke.<br />

Die Produkte können<br />

über mehrere Wochen im<br />

Kühlschrank aufbewahrt und<br />

in der Fritteuse oder im Backofen<br />

zubereitet werden. Für<br />

aktuelle Herausforderungen<br />

sieht sich Frostkrone gut aufgestellt.<br />

„Seit Beginn der Krise<br />

haben wir bereits investiert<br />

und unsere Produktion so<br />

umgestellt, dass wir nun von<br />

Gas auf Strom umsteigen können,<br />

falls dies notwendig werden<br />

sollte“, sagt Frédéric<br />

Dervieux.<br />

64


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65


Hersteller / Fleisch, Wurst, Geflügel<br />

Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Mit einer vegetarischen Linie ist Golßener in dieses Jahr gestartet.<br />

Die Spreewälder Gurkensülze hat den Sprung in das Register<br />

geschützter geografischer Angaben geschafft. Jens Hertling<br />

Rainer Kempkes ist Geschäftsführer der Mago-Gruppe. Golßener ist ein selbstständiger Teil der Gruppe.<br />

Besser vermarkten mit Siegel<br />

Knapp 17 Jahre habe es gedauert, bis die<br />

Spreewälder Gurkensülze es endlich in<br />

die Liste der geschützten Qualitätsprodukte<br />

geschafft hat, sagt Rainer Kempkes,<br />

Geschäftsführer der Golßener <strong>Lebensmittel</strong><br />

GmbH & Co. Produktions KG. Seit Juni <strong>2022</strong><br />

steht das Produkt im g.g.A.-Register (geschützte<br />

geografische Angabe) der EU. Eine Sülze mit<br />

Spreewaldgurke darf deshalb zukünftig ohne Gütesiegel<br />

nicht mehr verkauft werden. Die Golßener<br />

<strong>Lebensmittel</strong> GmbH & Co. Produktions KG,<br />

ein eigenständiger Teil der Berliner Mago-Grup -<br />

pe, war neben dem Spreewaldverein eine von<br />

fünf Firmen, die den Prozess der Eintragung zu<br />

Ende brachten. „Wichtig für alle, die das Siegel<br />

nutzen wollen, ist ein hoher Magerfleischanteil<br />

und die Spreewälder Gurke“, erklärt Kempkes.<br />

Bei der Golßener <strong>Lebensmittel</strong> GmbH & Co. Produktions<br />

KG sind es rund 30 Tonnen Gurken -<br />

30<br />

eigene Filialen<br />

helfen der Mago-<br />

Gruppe bei der<br />

Vermarktung ihrer<br />

Produkte.<br />

sülze pro Woche, die hergestellt werden. Deshalb<br />

hat sich Golßener entschlossen, bei der Zertifizierung<br />

mit großen Schritten voranzugehen.<br />

„Die geschützte geografische Angabe spielt eine<br />

große Rolle für die Vermarktung, denn das Produkt<br />

bietet ein Alleinstellungsmerkmal. Es lässt<br />

sich über die Region hinaus besser vermarkten,<br />

und wir können über Exportmärkte nachden -<br />

ken.“ Denn noch haben Mago und Golßener einen<br />

großen Teil ihres Absatzes in den neuen<br />

Bundesländern und in Berlin. Aber Kempkes hat<br />

den gesamten deutschen Markt im Blick. „Wir<br />

wollen uns in Zukunft breiter aufstellen“, sagt<br />

der Geschäftsführer.<br />

Seit Januar <strong>2022</strong> hat sich die Mago-Gruppe<br />

auch dem vegetarischen Markt zugewandt und<br />

produziert in Golßen unter der Marke „Golßener“<br />

eine vegetarische Linie. „Bezüglich ‚Veggie‘<br />

handelt es sich nicht mehr um einen Trend,<br />

Foto: Mago-Gruppe<br />

66


Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Fleisch, Wurst Geflügel / Hersteller<br />

Seit Juni <strong>2022</strong> darf die Spreewälder<br />

Gurkensülze aufgrund des<br />

Schutzes des g.g.A-Labels nur<br />

noch aus dem Spreewald kommen.<br />

Feinkost aus Golßen ist die zweite<br />

Säule der Strategie der<br />

Mago-Gruppe. Diese wird<br />

kontinuierlich ausgebaut.<br />

Die Currywurst ohne Darm hat<br />

noch keinen g.g.A.-Schutz – sie<br />

zählt zu den stärksten Produkten.<br />

sondern um eine feste Rubrik, die sich weiter<br />

entwickeln wird.“ Er ergänzt: „Für ein modernes<br />

und für die Zukunft aufgestelltes Unternehmen<br />

gehört es auch dazu, dass wir uns mit dem Thema<br />

alternative Proteine beschäftigen.“ Die Produkte<br />

in der vegetarischen Linie gibt es in zahlreichen<br />

Varianten wie Aufschnitt, Snack-Taler<br />

und Burger.<br />

Die Fleischersatzprodukte bestehen aus einer<br />

Erbsen-Protein-Basis und Rapsöl und sind mit<br />

dem V-Label lizenziert. Geplant sind für das<br />

Jahr <strong>2022</strong> weitere vegetarische Produkte. „Unsere<br />

Schwerpunkte bleiben weiterhin im Wurstund<br />

Feinkostbereich, wobei wir den Veggiebe -<br />

reich weiter ausbauen möchten.“<br />

Kann er sich eine Bio-Linie für die Zukunft<br />

vorstellen? „Bio-Produkte sind vorerst nicht in<br />

Planung. Wir haben eine große Produktvielfalt<br />

und möchten uns deshalb nicht verzetteln.“<br />

Golßener Heimatliebe startet durch<br />

Regionale Marken und Rezepturen sind tragende<br />

Pfeiler der Strategie von Rainer Kempkes. Mit<br />

der Neueinführung der regionalen Geflügelwurst<br />

der Marke „Golßener Heimatliebe“ vor<br />

zwei Jahren ist Kempkes in diesem Jahr zufrieden.<br />

„Wir haben dieses Jahr einen großen<br />

Schritt nach vorne gemacht. Hier zeigt sich, dass<br />

man bei einer Produkteinführung einen etwas<br />

längeren Atem haben muss. Ich sehe, dass wir<br />

hier immer erfolgreicher werden.“ Der Absatz<br />

wird zusätzlich mit Aktionen im Einzelhandel<br />

vorangetrieben. Durch einen regionalen Partner<br />

kann Kempkes gewährleistet, dass das Geflügelfleisch<br />

zu 100 Prozent aus Brandenburg stammt.<br />

Das Werk dort, wo außer Wurst- und Fleischwa -<br />

ren auch noch Feinkost hergestellt wird, möchte<br />

Kempkes im Wettbewerb ebenfalls neu positio -<br />

nieren. Um die Sparte „Feinkost“ zu stärken –<br />

deren Anteil in der Produktion in den letzten<br />

Jahren stark gestiegen ist –, wurde der Standort<br />

in die „Golßener <strong>Lebensmittel</strong> GmbH und Produktion<br />

KG“ umbenannt.<br />

Die Mago-Firmengruppe ist bisher gut durch<br />

die Pandemie gekommen: „Die Coronapan demie<br />

war auch für uns eine anstrengende Zeit. Wir<br />

sind froh, dass es uns gelungen ist, die Herausforderungen<br />

so gut zu meistern“, erläutert Kempkes.<br />

Die aktuelle Lage bezeichnet Kempkes als<br />

angespannt. Rohstoffe seien knapp und<br />

teuer. „Die Lieferketten funktio nie -<br />

ren auch nicht mehr wie früher.<br />

Mein Tag besteht oft nur aus<br />

langfristigen Planungen und<br />

Absprachen“, berichtet Kempkes.<br />

Dennoch ist der Geschäftsführer<br />

optimistisch für die Zukunft:<br />

„Wir sind als Unternehmen breit aufgestellt.<br />

Wir bespielen verschiedene Sortimentsbereiche,<br />

haben drei Produktionsstandorte<br />

und vermarkten unsere Ware<br />

unter sieben Marken.“ ◾<br />

Fünf eigene<br />

Firmen<br />

Die Mago-Gruppe ist eine<br />

inhabergeführte Unternehmensgruppe.<br />

Zum Verbund<br />

zählen fünf eigenständige<br />

Firmen, die sich auf unterschiedliche<br />

Produktgruppen<br />

spezialisiert haben. Insgesamt<br />

bieten sie ein breites Sortiment<br />

aus Wurst- und Fleischwaren<br />

sowie Feinkostprodukten, die<br />

regional und überregional<br />

verkauft werden. Seit <strong>2022</strong><br />

gehört zu dem Sortiment eine<br />

vegetarische Linie. Mit 650<br />

Mitarbeitern werden 120 Millionen<br />

Euro umgesetzt.<br />

Drei Standorte für<br />

die Produktion<br />

Die Unternehmensgruppe<br />

unterhält heute drei Produktionsstandorte:<br />

Mago in Berlin,<br />

Golßener im Spreewald und<br />

Lichtenberger in Berlin. Vertrieben<br />

wird die Ware im Wesentlichen<br />

über den LEH, inklusive<br />

Discounter, C+C und den<br />

Fachgroßhandel.<br />

Lange Tradition<br />

im Spreewald<br />

In Golßen werden seit dem<br />

Jahr 1910 Fleisch- und Wurstwaren<br />

hergestellt. 1991 übernahm<br />

der Berliner Unternehmer<br />

Detlev Kohn die Spreewälder<br />

Fabrik. Kohn war bereits<br />

seit 1972 Inhaber des Berliner<br />

Unternehmens „Mago“, das<br />

1957 von Fleischermeister<br />

Magrod und Kaufmann Goldstaub<br />

gegründet wurde. 1996<br />

fusionierte Kohn mit der Firma<br />

von Klaus Kempkes. „Mago“<br />

produziert heute in Berlin-Tegel<br />

mit etwa 120 Mitarbeitern.<br />

Bald g.g.A.-<br />

geschützt<br />

Die Eintragung für die original<br />

Berliner Currywurst ohne<br />

Darm in das g.g.A.-Register<br />

steht laut Geschäftsführer<br />

Rainer Kempkes „kurz davor“.<br />

Hier läuft ein Antrag der Mago-<br />

Gruppe, der gemeinsam mit<br />

der „Interessengemeinschaft<br />

der Berliner Traditionswurstwaren“<br />

gestellt wurde.<br />

67


Hersteller / Fleisch, Wurst, Geflügel<br />

Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Die Wolf-Firmengruppe will Bratwurst in veganer und hybrider<br />

Variante auf den Markt bringen. Und das in schwierigen Zeiten:<br />

Die Energiekrise macht der Fleischindustrie zu schaffen. Jens Hertling<br />

Firmenchef Christian Wolf investiert trotz Krise in einen Neubau in Nürnberg.<br />

Den Trend nicht verpassen<br />

Den Übergang zur Wintergrillsaison hat<br />

Christian Wolf im Nürnberger Bratwurstmuseum<br />

genutzt, um eine Bilanz für sein<br />

Unternehmen zu ziehen. Dabei stand vor allem<br />

das Thema Energie im Mittelpunkt. „In den<br />

nächsten zwei Jahren ist es das Thema Energie,<br />

was uns beschäftigen wird. Die hohen Energiepreise<br />

machen auch der Fleischindustrie zu<br />

schaffen“, sagt Firmenlenker Wolf. Ab Januar<br />

muss das Unternehmen Strom an der Börse einkaufen.<br />

Das könnte eine Spanne vom drei- bis<br />

zum siebenfachen Preis im Vergleich zum jetzigen<br />

Strompreis ausmachen, so Wolf.<br />

Weiteres Problem: Personal zu bekommen.<br />

Laut Wolf ist es schwierig, für die untere bis<br />

mittlere Führungsebene zu rekrutieren. Es gebe<br />

kaum noch Mitarbeiter, die in einem <strong>Lebensmittel</strong>unternehmen<br />

Führungsverantwortung<br />

übernehmen möchten, so der Geschäftsführer.<br />

<strong>18</strong><br />

Prozent der Bratwürste<br />

kommen<br />

von Wolf, damit ist<br />

die Firmengruppe<br />

Marktführer in<br />

Deutschland.<br />

Aufgrund der Krise rechnet Christian Wolf mit<br />

deutlichen Preissteigerungen und hofft in Verhandlungen<br />

mit dem Handel diese Preiserhö -<br />

hungen durchsetzen zu können. „Zwar wurden<br />

im Frühjahr die Preise für Fleischwaren stark<br />

erhöht. Dieses Polster ist jetzt jedoch weg. Ohnehin<br />

sind die steigenden Energiepreise darin<br />

noch gar nicht enthalten“, sagt Wolf und ergänzt:<br />

„Wir haben fast keine Zulieferer mehr, die<br />

die Preise nicht erhöhen.“ Dabei hofft er auf<br />

einen partnerschaftlichen Ausgleich mit dem<br />

Handel in Sachen Preisgestaltung und somit auf<br />

ein Wirtschaften mit Perspektive.<br />

Die Chancen sehen<br />

Dennoch sorgen die höheren Sortimentspreise<br />

dafür, dass der Umsatz der Wolf-Firmengruppe<br />

trotz rückläufigen Absatzes dieses Jahr auf etwa<br />

350 Millionen Euro steigen wird. An seiner<br />

Fotos: Wolf-Firmengruppe<br />

68


Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Fleisch, Wurst Geflügel / Hersteller<br />

„Der Strompreis<br />

könnte<br />

um eine<br />

Spanne<br />

des Drei- bis<br />

Siebenfachen<br />

des jetzigen<br />

steigen.“<br />

Christian Wolf,<br />

Geschäftsführer<br />

Wolf-Firmengruppe<br />

Zielsetzung, bis 2025 rund 400 Millionen Euro<br />

zu erlösen, hält Christian Wolf fest.<br />

Trotz der Krise sieht der Geschäftsführer<br />

eine Chance: „Ich denke positiv, deswegen halten<br />

wir auch an unserer strategischen Neuausrichtung<br />

fest.“ Die Wolf-Firmengruppe hat dafür<br />

eine Strategie erarbeitet: Sie entwickelt sich von<br />

einem reinen Wurst- und Fleischspezialitätenhersteller<br />

zu einem echten <strong>Lebensmittel</strong>herstel -<br />

ler. „Dazu haben wir unsere Produkte überarbei -<br />

tet und in neue Produktsparten eingeteilt. Für<br />

die nächsten Jahre haben wir uns damit gut<br />

aufgestellt.“ Für das organische Wachstum hat<br />

die Firma 20 Millionen Euro in einen Neubau in<br />

Nürnberg investiert, der Anfang 2023 in Betrieb<br />

gehen wird. Auf zwei Ebenen werden hier zusätzliche<br />

Kapazitäten für die Convenience-<br />

Sparte der Marke „Forster Mein Menügenuss“<br />

geschaffen.<br />

Die neue Produktmarke ist eine der drei<br />

Säulen, auf denen im Zuge der Neuausrichtung<br />

die neue Dachmarke „Wolf Echter Essgenuss“<br />

stehen wird. Weitere Produktmarken sind „Wolf<br />

Echt gute Wurst“ für Wurst- und Fleischspezia -<br />

litäten sowie eine vegane Marke für alle fleischlosen<br />

Alternativen, die sich gerade im Aufbau<br />

befindet. Im Zuge der Neuausrichtung wird sich<br />

dann die Wolf-Firmengruppe auf drei Standorte<br />

konzentrieren, die bayrischen Standorte in<br />

Schwandorf und in Nürnberg sowie der Thüringer<br />

Standort in Schmölln werden ausgebaut.<br />

Die Bratwurst ist weiter angesagt<br />

„Während die Nachfrage im ersten Corona-Jahr<br />

generell gestiegen ist, ist der Wurstverzehr im<br />

zweiten Corona-Jahr zurückgegangen und somit<br />

auch die Nachfrage nach Grillprodukten“, so<br />

Wolf. Ein Grund hierfür ist neben den Preisstei -<br />

gerungen auch das sich wandelnde Ernäh rungs -<br />

verhalten. „Dennoch ist Grillen so populär wie<br />

lange nicht“, sagt Wolf, der das Familienun ter -<br />

nehmen seit 1999 in vierter Generation leitet.<br />

„Drei von vier deutschen Haushalten grillen<br />

mindestens einmal im Jahr – auch das erklärt<br />

den hohen Bratwurstabsatz in Deutschland.“<br />

Bratwürste kämen auch deshalb wieder häufiger<br />

auf den Grill, weil Verbraucher bei höherprei si -<br />

gen Produkten sparten.<br />

Laut GfK ist Wolf die marktführende Herstellermarke<br />

bei original Thüringer Rostbratwurst,<br />

Berner Würstchen sowie in der Kategorie Bratwurst<br />

und für Wurstsalate. Bei der Gelbwurst ist<br />

Wolf Marktführer mit 52,7 Prozent Anteil. Der<br />

Absatz der Thüringer Rostbratwurst hat in diesem<br />

Jahr um 4 Prozent zugelegt, der Absatz der<br />

Nürnberger ist leicht zurückgegangen. Wolf<br />

macht dafür eine Reihe von Plagiaten verantwortlich.<br />

Der Schutzverband Nürnberger Bratwürste<br />

will deshalb jetzt dagegen vorgehen. Wolf<br />

ist weiterhin optimistisch: „Im Jahr 2021 haben<br />

wir fast 150 Millionen original Nürnber ger<br />

Rostbratwürste produziert. Zudem sollen neue<br />

Märkte erschlossen werden, der Schutzverband<br />

wirbt gerade in Asien für die Produkte.“<br />

Nachhaltige Produktion im Fokus<br />

Produkte wie die Thüringer und Nürnberger<br />

Rostbratwurst sind bereits auf Haltungsform 2<br />

umgestellt. Langfristiges Ziel ist eine Verbesse -<br />

rung auf die Haltungsform 3. Bio-Artikel mit der<br />

Haltungsform 4 gibt es bereits. Der Geschäftsführer<br />

kündigt für das nächste Jahr zwei vegane<br />

Bratwürste an. Das Interesse des Handels an den<br />

Produkten ist laut Wolf groß. Wolf möchte in<br />

Zukunft neben den veganen Produkten auch<br />

hybride Gemüsewürstchen mit 50- bis 60-prozentigem<br />

Gemüseanteil und 40 bis 50 Prozent<br />

Schweinefleisch produzieren. „Wir wollen hauptsächlich<br />

Suppengemüse nutzen und uns damit<br />

ein wenig von den Mitbewerbern abheben“, sagt<br />

Unternehmer Wolf. Mittelfristig sollen Bio und<br />

die fleischlosen Alternativen 10 bis 15 Prozent<br />

erreichen.<br />

Insgesamt werde die Energiekrise die Themen<br />

Nachhaltigkeit und Tierwohl im Verlauf<br />

abschwächen, fürchtet Wolf. Um die Zukunft der<br />

Nürnberger Bratwurst ist es ihm jedoch nicht<br />

bange. Die Nürnberger Bratwurst gebe es schon<br />

seit über 700 Jahren, sie werde auch diese Krise<br />

überstehen, sagt Christian Wolf. ◾<br />

spreewälder gurkensülze<br />

Geschütztes Original<br />

Spreewälder Gurkensülze als<br />

Qualitätsprodukt der EU anerkannt<br />

<br />

GESCHÜTZTE GEOGRAFISCHE ANGABE<br />

Ein Klassiker unter den Golßener Produkten ist die<br />

Original Spreewälder Gurkensülze. Dafür werden<br />

original Spreewälder Gewürzgurken und ganze<br />

Magerbäckchen verwendet. Erst kürzlich erhielt<br />

dieses regionale Qualitäts produkt die Eintragung<br />

<br />

Angaben der Europäischen Union.<br />

www.golssener.de<br />

golssener


Hersteller / Molkereiprodukte<br />

Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Ein Besuch in Parma geht nicht ohne kulinarische Genüsse. Aber<br />

Parma ist mehr als Schinken. Hier hat auch ein berühmter Käse seine<br />

Heimat: der Parmigiano Reggiano. Wibke Niemeyer<br />

Parmesan ist eines der bekanntesten Produkte der Emilia Romagna mit D.O.P.-Siegel. Er wird<br />

täglich in die ganze Welt exportiert. 2019 wurden 3,75 Millionen Laibe produziert.<br />

PARMIGIANO REGGIANO<br />

Ein Blick in den<br />

Kupferkessel<br />

Milch, Lab, Salz – und Zeit. Das sind die<br />

vier Zutaten eines Parmigiano Reggiano, einer der<br />

ältesten Käsesorten der Welt. Im 438-Einwohner-Dorf<br />

Tortiado in der Provinz Parma produziert die Käserei<br />

San Bernadino als eine von insgesamt 305 Käsereien<br />

den italienischen Hartkäse. Eine Tradition, die mit<br />

großem Stolz weitergeführt wird: Seit vier Generationen<br />

gibt die Familie Caramaschi Tag für Tag ihre<br />

Fotos: Consorzio del Parmigiano Reggiano, Wibke Niemeyer, Gabriella Corrado<br />

70


Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Molkereiprodukte / Hersteller<br />

In einem glockenförmigen Kupferkessel mit etwa 1.100 Litern Fassungsvermögen kocht die Milch.<br />

„Ich wurde in Parma geboren und bin<br />

verliebt in diesen Landstrich.“<br />

Nicola Bertinelli, Präsident Consorzio del Parmigiano Reggiano<br />

Bei der Qualitätskontrolle klopft der Fachmann<br />

mit dem Hammer auf den Käselaib.<br />

Erfahrung und Leidenschaft für diese Käseherstellung<br />

weiter, die aus einigen grundlegenden Regeln, aber<br />

auch aus großer Liebe zum Produkt besteht.<br />

Ein Käse, der den Namen und das vom Consorzio<br />

del Parmigiano Reggiano vergebene Siegel trägt, muss<br />

unter bestimmten Bedingungen hergestellt werden. So<br />

ist das Produktionsgebiet stark lokalisiert. Parmigiano<br />

Reggiano wird in einem Gebiet in Norditalien, das die<br />

Provinzen Parma, Reggio Emilia und Modena sowie<br />

Teile von Mantua und Bologna umfasst, hergestellt –<br />

auf einer Fläche von etwa 10.000 Quadratkilometern,<br />

inmitten von Hügeln, Bergen sowie den Flüssen Reno<br />

und Po. Die Milcherzeugung, Verarbeitung der Milch<br />

zu Käse, Reifung, Verpackung und das Reiben müssen<br />

im Ursprungsgebiet stattfinden.<br />

Auch die Viehzuchtbetriebe, in denen die Kühe<br />

mit regional angebautem Futtermittel gefüttert werden,<br />

befinden sich dort. Die Fütterung erfolgt gemäß<br />

einer Verordnung: Heu und Gras, teilweise auch Mais,<br />

Getreide und Luzerne stehen auf dem Speiseplan.<br />

Fermentiertes Futtermittel und Silage sind verboten.<br />

„Für die Käserei San Bernadino produzieren 200 Kühe<br />

71


Hersteller / Molkereiprodukte<br />

Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Das Käsegranulat wird in große Leinentücher<br />

gewickelt und die Molke abgepumpt.<br />

Milch. Sie stehen 30 Kilometer von der Käserei entfernt<br />

im Stall. Zweimal täglich werden sie gemolken –<br />

morgens und abends“, erklärt Gästeführerin Francesca<br />

Celato bei einem Rundgang.<br />

Die frische Milch kommt per Milchwagen und<br />

fließt in die 1.100 Liter fassenden Kupferkessel, die wie<br />

umgekehrte Glocken aussehen. In der Käserei San<br />

Bernadino sind es 20 Stück. „Für 1 Kilo Käse werden 16<br />

Liter Milch benötigt. Für einen Laib werden gut 550<br />

Liter gebraucht“, erklärt Celato. Die Mitarbeiter sind in<br />

ihr Tun vertieft. Geredet wird nicht. Sie lassen sich<br />

auch nicht von Besuchern stören. Die Arbeitsschritte<br />

sind Routine.<br />

Von der Milch zum Käse<br />

Die Kupferkessel sind schon zur Halfte mit der teilentrahmten<br />

Abendmilch vom Vortag gefullt. Ebenfalls<br />

vom Vortag ist die Molke. Sie wird der frischen Milch<br />

zugefügt. Zusammen mit Milchkalbs-Lab und der<br />

durch Dampf erzeugten Hitze fordert sie die Milch -<br />

gerinnung. Währenddessen zerkleinert ein Käsemeister<br />

die geronnene Milch mit einer „Spino“ genannten<br />

Käseharfe in kleine, kugelförmige Teile.<br />

Der Parmigiano Reggiano ist ein reines Naturprodukt,<br />

dem keine Konservierungsstoffe, Farbstoffe,<br />

Antifermentierungsmittel oder anderen chemischen<br />

Zusätze zugefügt werden. Das unterscheidet ihn vom<br />

Grana Padano, dem das Protein Lysozym, das aus Hühnereiweiß<br />

gewonnen wird, bei der Herstellung zugeführt<br />

wird, um unerwünschte Gärungen zu kontrollieren.<br />

Nach und nach wird die Milchmasse fester, die<br />

Oberflache krauselt sich und schaumt ein wenig. Mit<br />

Die Käsemasse ruht in runden, „Fascere“ genannten Formen.<br />

der Hand pruft der Kaser immer wieder die Konsistenz<br />

des Bruchs. Parmesanherstellung ist größtenteils<br />

Handarbeit. Nur die Rührmaschinen und Thermometer<br />

sind technische Hilfen.<br />

Ist der Käser mit der Konsistenz zufrieden, wird der<br />

Kochvorgang beendet. Das Käsegranulat sinkt auf den<br />

Kesselboden. Nach etwa 50 Minuten hebt er dieses mit<br />

großen Leinentüchern heraus. Dabei ist Muskelkraft<br />

gefragt. Überschüssige Molke tropft ab. Sie wird abgepumpt<br />

und später zu Ricotta oder Butter weiterverarbeitet.<br />

Die Käsemasse wird in zwei Teile geschnitten<br />

und in die sogenannte Fascera gelegt, die dem Käse<br />

seine endgültige Form gibt.<br />

Jeder Laib erhält eine eigene Plakette aus Casein<br />

mit einem spezifischen Code. Darüber kann seine<br />

Herkunft identifiziert werden. Nur wenige Stunden<br />

danach wird der gesamte Umfang des Laibs mithilfe<br />

72


Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Molkereiprodukte / Hersteller<br />

ZUR PERSON<br />

Nicola Bertinelli ist CEO des Landwirtschaftsbetriebs Bertinelli,<br />

der seit <strong>18</strong>95 in Medesano (Parma) Parmigiano Reggiano<br />

herstellt. Seit dem 8. April 2017 ist der 50-Jährige<br />

Präsident des Consorzio del Parmigiano Reggiano.<br />

Herausforderungen?<br />

„Sie betreffen die internationalen Märkte (+ 1,3 Prozent<br />

Gesamtumsatz in den ersten neun Monaten),<br />

wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, Schwierigkeiten<br />

der Familien wegen steigender Preise und hoher<br />

Energiekosten. Das Konsortium investiert in Kom -<br />

munikationskampagnen, um zu vermitteln, was<br />

Parmigiano Reggiano einzigartig macht.“<br />

Lieblingsort in Parma?<br />

„Ich wurde in Parma geboren, in einer der fünf Pro -<br />

duktionsprovinzen unseres D.O.P.-Käses. Ich bin<br />

verliebt in diesen Landstrich. Vom Dom bis zur Burg<br />

Torrechiara, vom Haus Giuseppe Verdis bis zu den<br />

Fresken Parmigianinos erzählt alles von Kunst,<br />

Ge schichte und Kultur.“<br />

einer speziellen Prägung markiert: Monat und Jahr der<br />

Produktion, Matrikelnummer der Käserei – „2131“ ist<br />

es für die Käserei San Bernadino – und der unverkennbare<br />

punktförmige Schriftzug. Drei Wochen lang<br />

baden die Laibe in einer gesättigten Lösung aus Wasser<br />

und Salz. Mit dem Salzen schließt sich der Produktionszyklus.<br />

Die Reifezeit beginnt.<br />

Das Reifelager gleicht einer Schatzkammer. 24<br />

Regale mit jeweils <strong>18</strong> Reihen finden ihren Platz. Parmesan-Laibe<br />

unterschiedlicher Reifegrade reihen sich auf<br />

Holzbrettern nebeneinander in die Höhe – von zwölf<br />

über 24 Monate bis zu 60 Monate und darüber hinaus.<br />

Während der Reifung werden die Laibe regelmäßig<br />

gedreht, gewendet und gesäubert. Das soll Schimmelbildung<br />

vermeiden. Die Mindestreifezeit beträgt zwölf<br />

Monate, doch entfaltet der Käse seine charak te ris -<br />

tischen Eigenschaften in der Regel erst nach 24 Monaten,<br />

dem Alter, mit dem er in vielen Supermärkten<br />

häufig zu finden ist.<br />

Geschützte Ursprungsbezeichnung<br />

Seit 1996 ist Parmigiano Reggiano EU-weit mit dem<br />

D.O.P.-Siegel zertifiziert. D.O.P. bedeutet „Denominazione<br />

di origine protetta“ und entspricht der deutschen<br />

geschützten Ursprungsbezeichnung (g.U.). Diese Kennzeichnung<br />

sollte garantieren, dass der Käse in seinem<br />

Ursprungsgebiet nach traditionellen Methoden hergestellt<br />

wurde. 2008 hat der Europäische Gerichtshof<br />

rechtskräftig festgestellt, dass der Name „Parmesan“ als<br />

Übersetzung der oder Anspielung auf die italienische<br />

Ursprungsbezeichnung „Parmigiano“ zu verstehen und<br />

daher dem italienischen Original vorbehalten ist.<br />

Inhaber der geschützten Marke und des Namens<br />

Parmesan ist das 1934 gegründete Consorzio del Parmigiano<br />

Reggiano. Nach zwölf Monaten prüfen Experten<br />

des Konsortiums die Qualität aller Käselaibe bei<br />

der sogenannten Espertizzazione. Die Prüfung erfolgt<br />

auf sensorische Weise. Der Fachmann klopft mit dem<br />

Hammer auf den Käselaib. Mögliche Qualitätsfehler<br />

im Käse wie Luftblasen erkennt er am Klang. Besteht<br />

der Käse die Prüfung, werden die geeigneten Laibe mit<br />

einem Brandzeichen markiert. Bei Laiben, die die Anforderungen<br />

nicht erfüllen, werden die Kennzeichnungen<br />

wieder entfernt. Der Käseausschuss wird als namenloser<br />

Reibekäse im LEH verkauft. ◾<br />

TRADITION WIRD<br />

INNOVATION<br />

Im Herzen des Apennins von Reggio Emilia<br />

wird ein Produkt von höchster Qualität erzeugt.<br />

In unseren Bergkäsereien befolgen wir die<br />

traditionellen Methoden der Käseherstellung,<br />

um ein komplettes Sortiment im Hinblick auf<br />

die Merkmale der verschiedenen Reifegrade<br />

anzubieten. Dabei gehen wir immer ein Schritt<br />

voraus und suchen die Innovation in der<br />

Tradition, insbesondere wenn es dabei um<br />

das Tierwohl geht. Aus diesem Grund befolgt<br />

unsere gesamte Lieferkette die Grundsätze<br />

der Nachhaltigkeit und ist nach dem<br />

<br />

Entdecken Sie mehr auf<br />

www.dalterfood.com


Hersteller / Molkereiprodukte<br />

Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

DEUTSCHES MILCHKONTOR<br />

Milram mag es<br />

norddeutsch<br />

Die Leuchtturm marke<br />

der DMK Group ist ab<br />

November mit neuen<br />

Designs für die milchbasierten<br />

Produkte im<br />

Handel zu finden.<br />

Milrams norddeut sche Herkunft,<br />

gepaart mit lässiger Lebensart<br />

bietet „ein enormes<br />

Potenzial zur Differenzierung“, sind sich<br />

die Verantwortlichen sicher. „Sie bildet<br />

unsere DNA und gibt unserer Marke auf<br />

den ersten Blick eine unverwechselbare<br />

Heimat. Die Strandbude visualisiert all<br />

das perfekt – deshalb zieht sie jetzt auch<br />

optisch auf den neuen Designs ein“, erklärt<br />

Nicole Liedloff, Marketing Direc -<br />

tor Brand Retail. So ist künftig auf allen<br />

Verpackungen im Hintergrund die Optik<br />

einer Strandbude präsent. Auf blau-<br />

en Farbelementen in Anlehnung an<br />

„Himmel und Meer“ im oberen Drittel<br />

der Verpackung fügt sich das überarbeitete<br />

Milram-Logo ein.<br />

Den Anfang macht der Burlander.<br />

Sukzessive folgen die weiteren Sortimente.<br />

„Gerade in der heutigen Zeit ist<br />

Ressourcenschonung wichtig“, betont<br />

Nicole Liedloff. Es würden daher zunächst<br />

die Bestandsver packungen verbraucht,<br />

bevor auf das neue Design umgestellt<br />

würde. Der gesamte Vorgang<br />

könne sich daher bis in den Anfang des<br />

nächsten Jahres hinziehen. ◾<br />

Nicole Liedloff, DMK-Marketing-Director<br />

Brand Retail, präsentierte die neue, sehr norddeutsche<br />

Milram-Marketingstrategie.<br />

Milch wird noch teurer<br />

Der Milchindustrie-Verband kündigt weitere Preissteigerungen an.<br />

Bei Milch und Milchprodukten<br />

müssen Verbraucher nach Einschätzung<br />

des Milchindustrie-<br />

Verbandes (MIV) mit weiter steigenden<br />

Preisen rechnen. Lieferverträge mit dem<br />

Handel hätten dazu geführt, dass Molkereien<br />

starke Kostensteigerungen nur<br />

mit Verzögerung hätten weitergeben<br />

können, sagte Vorstandsvorsitzender Peter<br />

Stahl anlässlich der Jahrestagung in<br />

Berlin. Teilweise seien die Schritte nicht<br />

in dem starken Umfang vorgenommen<br />

worden, wie sie im Rückblick hätten gemacht<br />

werden müssen. „Das heißt, dass<br />

wir noch vor weiteren Preissteigerungen<br />

stehen, die wir in den Ladenverkaufspreisen<br />

noch sehen werden.“<br />

Der MIV verwies auch auf die Marktmacht<br />

der großen Supermarkt-Ketten<br />

und den Wettbewerb zwischen den<br />

Händlern, die über die Preise am Regal<br />

„Molkereien gehören zu den<br />

Unternehmen der system -<br />

relevanten Infrastruktur. Sie<br />

sollten von Einschränkungen<br />

verschont bleiben.“<br />

Peter Stahl, Vorsitzender Milchindustrie-Verband<br />

entschieden. Bei einigen Warengruppen<br />

mögen die Preisspitzen schon erreicht<br />

sein, bei anderen noch nicht, meinte<br />

Stahl. „Der Butterpreis hat bestimmt seine<br />

oberen Kanten erreicht“, sagte MIV-<br />

Hauptgeschäftsführer Eckhard Heuser.<br />

Bei Käse seien leichte Steigerungen im<br />

November und bei Milch im Januar zu<br />

erwarten. „Die Euro-Grenze beim Liter<br />

Konsummilch wird überschritten werden“,<br />

so Heuser.<br />

Molkereien und Milchbauern sehen<br />

sich den Angaben nach enormen Kostensteigerungen<br />

ausgesetzt – unter anderem<br />

bei Energie. „Die Molkereien benötigen<br />

unbedingt Planungssicherheit<br />

bei der Gasbereitstellung. Sie gehören zu<br />

den Unternehmen der systemrelevanten<br />

Infrastruktur und sollten von Einschränkungen<br />

verschont bleiben“, appellierte<br />

Stahl in Richtung Politik. ◾<br />

Fotos: DMK Group, Photostudio Weimann<br />

74


Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Messen<br />

TERMINE <strong>2022</strong><br />

Koffer packen<br />

für Berlin<br />

Die Internationale Grüne Woche ist<br />

traditionell eine der ersten großen<br />

Messen der <strong>Lebensmittel</strong>branche.<br />

Fruit Logistica,<br />

Berlin<br />

8.–10. Februar<br />

20.–29. Januar<br />

Internationale Grüne Woche<br />

mit Regional-Star 2023, Berlin<br />

Die Fruit Logistica umfasst weltweit alle Fresh-Pro -<br />

duce-Geschäftsbereiche und -Marktteilnehmer und<br />

bietet den kompletten Überblick über sämtliche Innovationen,<br />

Produkte und Dienstleistungen in allen<br />

Handelsstufen von Obst und Gemüse. So will die Fruit<br />

Logistica Kontaktmöglichkeiten zu den wichtigsten<br />

Zielgruppen auf Entscheiderebene schaffen. Auf der<br />

letzten Messe <strong>2022</strong> haben knapp 2.000 Aussteller aus<br />

87 Ländern mehr als 110.000 m 2 Fläche bespielt. Gut<br />

40.000 Fachbesucher, die zu 84 Prozent aus dem Ausland<br />

kamen, informierten sich über die Trends und<br />

Neuheiten der Fruit-Branche.<br />

Fotos: Messe Berlin GmbH, Santiago Engelhardt, Carsten Hoppen<br />

Erleben, Entdecken, Ausprobieren, Informieren heißt<br />

es 2023 wieder auf der Internationalen Grünen Woche<br />

in Berlin. Nach zwei Jahren Corona-Pause kehrt die<br />

Veranstaltung in gewohnter Vielfalt zurück. Dazu gehört<br />

selbstverständlich auch der Branchenwettbewerb<br />

„Regional-Star 2023“, den <strong>Lebensmittel</strong> <strong>Praxis</strong> zusammen<br />

mit der Messe verleiht. Denn zahlreiche aufmerksamkeitsstarke<br />

Regional-Konzepte in Supermärkten<br />

zeigen, wie Kooperationen mit Lieferanten aus der<br />

Nachbarschaft erfolgreich funktionieren und dem<br />

Verbraucher die Herkunft der Waren transparent und<br />

glaubwürdig vermittelt werden können. Die Preisverleihung<br />

findet am 26. Januar statt.<br />

Zur Internationalen Grünen Woche 2023 präsentiert<br />

die Messe Berlin die neue Themenwelt „grünerleben“.<br />

Das neue Segment ist laut Messe eine Weiterentwicklung<br />

des Konzepts für die Live-Veranstaltung<br />

und will Raum geben für den notwendigen gesellschaftlichen<br />

Diskurs einer nachhaltigen Ernährung.<br />

Alle Daten zu den Messen und Branchenwettbewerben der <strong>Lebensmittel</strong><br />

<strong>Praxis</strong> finden Sie auch online unter: lebensmittelpraxis.de. Oder Sie<br />

scannen diesen QR-Code.<br />

15. Februar<br />

31. Deutscher Fleischkongress,<br />

Petersberg in Königswinter<br />

Auch im Jahr 2023 erwarten die Besucher wieder<br />

tagsüber ein handelsnaher Kongress sowie eine festliche<br />

Prämierung der besten Fleischtheken Deutschlands,<br />

die Fleisch-Stars 2023, sowie der Fleisch-Star-<br />

Talente am Abend in Verbindung mit der „Langen<br />

Nacht der Deutschen Fleischwirtschaft“. Mit rund<br />

450 Teilnehmern ist der Fleischkongress der <strong>Lebensmittel</strong><br />

<strong>Praxis</strong> DER Branchen-Event in Deutschland. Er<br />

bietet wieder hervorragende Möglichkeiten für Networking,<br />

Kontakte und Geschäfte in einem ganz besonderen<br />

Rahmen auf dem Petersberg bei Bonn.<br />

75


Hersteller / Verpackung<br />

Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Verpackung ist eine Glaubensfrage. Millennials und iBrains als<br />

die Zielgruppen der Zukunft fordern nachhaltige Packstoffe.<br />

Papier ist aber nicht immer die bessere Wahl. Matthias Mahr<br />

Papierbasierte Verpackungen werden vom Verbraucher als nachhaltig angesehen.<br />

Die Suche nach dem Optimum<br />

19,6<br />

Millionen Tonnen<br />

Verpackungen<br />

fielen 2021 in<br />

Deutschland an.<br />

Quelle: GADV<br />

Spannend waren auf der Verpackungsmes -<br />

se Fachpack Ende September vor allem<br />

die Nebensätze und die Sätze, die eigent -<br />

lich keiner hören soll. Weiterhin treibt die Gretchenfrage<br />

die abpackenden Unternehmen aus<br />

der Konsumgüterindustrie und dem Handel an:<br />

Sind Verpackungen aus Papier die bestmögliche<br />

Lösung, wenn es um die Verpackung von <strong>Lebensmittel</strong>n<br />

geht? Das lässt sich nicht grundsätzlich<br />

und schon gar nicht pauschal klären. Es<br />

kommt nämlich auf den Einzelfall an, das zu<br />

verpackende Produkt. Und auf die Zielgruppe.<br />

Bei Köhler Papier zum Beispiel war eine neue<br />

Treets-Verpackung zu sehen. Sie war, Sie erraten<br />

es schon, aus Papier. Für die Zielgruppe der Babyboomer<br />

ist Treets ein Begriff: Erdnüsse im knackigen<br />

Schokomantel. Damals sah Treets aus wie<br />

heute M&M’s und wurde von Mars in Deutschland,<br />

den Niederlanden, Frankreich und Großbritannien<br />

unter diesem Markennamen vertrie -<br />

ben. 1987 fiel die Marke der weltweiten Vereinheitlichung<br />

der Mars-Schokolinsen zum Opfer.<br />

Seither gab es nur noch M&M’s. Inzwi schen ist<br />

Treets wieder da! Katjes International revitalisiert<br />

derzeit den Auftritt dieser in Deutschland einst<br />

so beliebten süßen Waren, die nach annähernd<br />

einem halben Jahrhundert Funkstille in den<br />

Handelsregalen besonders bei jungen Zielgrup -<br />

pen Begeisterung wecken müssen. Charakteris -<br />

tisch für Treets aus dem Hause Piasten sind heute<br />

das poppige orange Verpackungsdesign und der<br />

kreative Markenauftritt sowie die Markenspreizung<br />

bis zum Brotaufstrich. Mit dem knalligen<br />

Auftritt möchte Piasten in den sozialen Netzwerken<br />

und in den Verbrauchermärkten begeis -<br />

tern und vor allem junge neue Fans gewinnen.<br />

Weil das allein die Zielgruppe der Zukunft nicht<br />

anspricht, wurde die Story weiterentwickelt. Die<br />

Foto: Mahr<br />

76


Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Verpackung / Hersteller<br />

Treets startet in Deutschland,<br />

den Niederlanden, Frankreich<br />

und Großbritannien unter der<br />

Piasten-Flagge neu durch. Um<br />

junge neue Zielgruppen zu<br />

erreichen, wurde jetzt eine<br />

Papierverpackung eingeführt.<br />

Köhler Papier erhöht die Prei -<br />

se für ColorTech um bis zu 11<br />

Prozent, für Auslieferungen<br />

ab dem 1. Dezember <strong>2022</strong>. Bei<br />

Barriere-Papieren ist die<br />

Grup pe aus Oberkirch<br />

führend.<br />

Haribo hat die Verpackung<br />

des Jahres <strong>2022</strong> für das Deutsche<br />

Verpackungsmuseum in<br />

Heidelberg. Lange her, dass<br />

Marken mit Kunststofftüten<br />

öffentlich so punkteten.<br />

Millennials und iBrains wünschen eine Lebensstilperspektive,<br />

die in der globalisierten und<br />

durchdigitalisierten Welt Halt gibt. Nachhaltigkeit<br />

spielt dabei die tragende Rolle. „The Peanut<br />

Company“ dient bei Piasten als Überbegriff für<br />

die Treets-Range. Treets setzt auf natürliche<br />

Zutaten ohne Palmöl und sagt, das Produkt sei zu<br />

100 Prozent veggie. Und Sie ahnen schon: Dann<br />

muss auch die Verpackung aus Papier sein. Und<br />

auch mit Schokoüberzug in Regenbogenfarben<br />

gibt es die Linsen, die im fränkischen Forchheim<br />

hergestellt werden.<br />

Doch junge Zielgruppen sind auch digital. In<br />

LinkedIn merkt ein Verbraucher, der sich in der<br />

Szene auskennt, an: „Zuerst habe ich mich sehr<br />

gefreut, speziell über ‚ohne Palmöl‘ und ‚100 %<br />

veggie‘, doch dann gingen die Alarmglocken los.<br />

Zutatenliste gelesen. Doppelte Enttäuschung;<br />

nicht vegan und manche Veganer werden ‚100 %<br />

veggie‘ als vegan und nicht vegetarisch interpre -<br />

tieren. Muss doch <strong>2022</strong> nicht sein“, schreibt er.<br />

Leider schreibt er kein Wort zur Verpackung.<br />

Papierverpackungen werden hinterfragt<br />

Der Mindeststandard, der jährlich zum 1. August<br />

durch die Zentrale Stelle Verpackungsregister<br />

festgelegt wird, nimmt <strong>2022</strong> erstmals Barriereoder<br />

Sperrschichten in den Blick, die das Verpacken<br />

fettiger, pastöser oder flüssiger Nahrungsmittel<br />

erst möglich machen. Sie schaden<br />

möglicherweise den Stoffströmen beim Recycling.<br />

Das war auf der Fachpack auf vielen Ständen<br />

nicht bekannt. Bei einem Maschinenbauer<br />

hieß es: „Das ist nicht unser Problem. Wir liefern<br />

Maschinen, die Papier verarbeiten und befüllen<br />

können. Darum muss sich der Inverkehrbringer<br />

kümmern.“ Die Treets-Verpackung trägt übrigens<br />

das Prüfsiegel eines Entsorgers.<br />

Auch der Verpackungsbereich leidet unter den<br />

gestiegenen Kosten. Die Erzeugerpreise, also die<br />

Preise gewerblicher Produkte, sind über 40 Prozent<br />

im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Beson -<br />

ders die Packmittelindustrie leidet und ärgert<br />

sich: Innerhalb der Verpackungswertschöpfung<br />

sind es die Packstoffhersteller aus dem faserbasierten<br />

Bereich, die preistreibend wirken, obwohl sie<br />

es nicht müssten. Große Papierproduzenten sind<br />

nämlich längst auch Erzeuger nachhaltiger Energie,<br />

die aus den Produktionsprozessen gewonnen<br />

wird. Dort sind die Energiekosten überhaupt<br />

nicht gestiegen. „Aber leider haben unsere Lieferanten<br />

die Preise erhöht, als würden sie ihre<br />

Energie auf dem freien Markt einkaufen müssen“,<br />

klagt ein Manager eines Packmittelherstellers.<br />

Im Maschinenbau gibt es auch ein Novum,<br />

das die Rückkehr der DDR befürchten lässt. Ausstellungsstücke<br />

gingen zum Teil unmittelbar nach<br />

Messeschluss zurück in die jeweilige Montage, da<br />

wichtige Bauteile, die zurzeit nicht verfügbar sind,<br />

ausgebaut werden mussten, um Liefertermine<br />

einhalten zu können. Die einstige Überflussgesellschaft<br />

muss sich damit aber erst noch arrangieren.<br />

Nichts ist mehr aus einem Guss. ◾<br />

Kneipp verwendet<br />

Silphie-Fasern<br />

Kneipp setzt für seine Lippenpflege-Range<br />

auf einen neuen<br />

Rohstoff zur Herstellung seines<br />

Verpackungskartons. Silphie-<br />

Papier ersetzt das bisher verwendete<br />

Graspapier. Die Entscheidung,<br />

auf Silphie umzusteigen,<br />

wurde aufgrund der<br />

vollständigen Verwertbarkeit<br />

der Pflanze getroffen. „Wir<br />

nutzen die Silphie-Fasern<br />

zunächst zur Herstellung des<br />

Kartons für die neue Lippenpflege-Faltschachtel.<br />

Die übrigen<br />

Fasern der Pflanze werden<br />

in Biogasanlagen zur Erzeugung<br />

von Energie verwendet.<br />

Sogar die Gärreste kommen im<br />

Anschluss wieder zum Einsatz<br />

– und zwar als Dünger für neue<br />

Silphie-Felder“, erklärt Philipp<br />

Keil, Head of Packaging Material<br />

Management bei Kneipp.<br />

Mayr-Melnhof<br />

verliert an Fahrt<br />

Mayr-Melnhof gehört zu den<br />

Gewinnern in der Krise. Das<br />

erste Halbjahr <strong>2022</strong> brachte ein<br />

operatives Ergebnis von rund<br />

300 Millionen Euro. Im Vorjahr<br />

lag der Vergleichswert bei<br />

an nähernd 90 Millionen Euro.<br />

Verantwortlich für den Ergebnissprung<br />

sind neben dem<br />

laufenden Geschäft auch die<br />

seit August 2021 konsolidierten<br />

Karton- und Papierwerke MM<br />

Kwidzyn und MM Kotkamills.<br />

Im dritten Quartal brechen die<br />

Gewinne ein. Die hohen Energiekosten<br />

und die Konjunkturschwäche<br />

träfen das Unternehmen<br />

später als erwartet, heißt<br />

es aus dem Headquarter.<br />

Nachhaltiger Tetra<br />

Pak für Emmi<br />

In der Schweiz werden erstmals<br />

Tetra-Pak-Verpackungen<br />

aus nachwachsenden Rohstoffen<br />

und zertifiziertem, zirkulärem<br />

Kunststoff verwendet. Die<br />

laktosefreien Milchgetränke<br />

von „Emmi good day“ sind seit<br />

Oktober in allen Coop- Filialen<br />

erhältlich. Ein wichtiger Schritt<br />

zur Nutzung von Kunststoffabfällen,<br />

heißt es.<br />

77


Hersteller / Süßwaren<br />

Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Ghana ist eines von sechs Ländern, in denen<br />

Cocoa Life bisher aktiv ist.<br />

MONDELEZ<br />

Neuer Schub für<br />

nachhaltigen Kakao<br />

Zum zehnjährigen Bestehen seiner Initiative Cocoa<br />

Life verkündet Mondelez, zusätzliche 600 Millionen<br />

Dollar in den Anbaugebieten investieren zu wollen.<br />

gramm ist fest verankert in unseren<br />

Geschäfts- und Wachstumsplänen“,<br />

sagt McGrath.<br />

Die Managerin ist stolz auf das<br />

Erreichte. „Wir haben das Programm<br />

ins Leben gerufen mit dem<br />

Ziel, einmal mit 200.000 Kakaobauern<br />

zusammenzuarbeiten und<br />

400 Millionen Dollar in zehn Jahren<br />

zu investieren. Es freut mich<br />

sehr, dass wir beide Ziele erreicht<br />

haben“, sagte sie im Gespräch mit<br />

der <strong>Lebensmittel</strong> <strong>Praxis</strong>.<br />

Manuel Glasfort<br />

Christine McGrath hat dieser<br />

Tage allen Grund zur<br />

Zufriedenheit. Die US-<br />

Amerikanerin ist als Chief Sustainability<br />

Officer beim Snackingriesen<br />

Mondelez für das Thema<br />

Nachhaltigkeit zuständig – und<br />

sie hat Neuigkeiten zu verkünden.<br />

Das Unternehmen weitet sein Engagement<br />

für mehr Nachhaltigkeit<br />

im Kakaoanbau deutlich aus.<br />

Weitere 600 Millionen Dollar will<br />

Mondelez bis 2030 in seine Initiative<br />

Cocoa Life investieren. Zudem<br />

bildet das Thema Nachhaltigkeit<br />

künftig eine von vier Säulen der<br />

Langzeitwachstumsstrategie. „Cocoa<br />

Life ist das Herzstück unserer<br />

Nachhaltigkeitsstrategie. Das Pro-<br />

Wie und wann man Setzlinge idealerweise pflanzt,<br />

lernen die Bauern bei Cocoa Life in der Ausbildung.<br />

Ehrgeizige Ziele<br />

Die weiteren Ziele sind ambitioniert.<br />

Auf 300.000 Kakaobauern<br />

soll Cocoa Life es bis 2030 bringen<br />

und dann den kompletten<br />

Bedarf von Mondelez decken.<br />

„Aktuell deckt unsere Schokoladensparte<br />

75 Prozent ihres Kakaobedarfs<br />

mit Cocoa Life. Diesen<br />

Anteil wollen wir bis 2025 auf 100<br />

Prozent bringen. Bis 2030 soll<br />

dann der gesamte Kakaobedarf<br />

von Mondelez einschließlich der<br />

Kekssparte mit Cocoa Life abgedeckt<br />

werden.“<br />

Cocoa Life engagiert sich bisher<br />

in sechs Ländern in Asien,<br />

Afrika und Südamerika. Die Initiative<br />

verfolgt einen integrierten<br />

Ansatz, der unterschiedliche Themen<br />

in den Fokus rückt, vom Einkommen<br />

der Bauern über Kinder-<br />

Fotos: Mondelez<br />

78


Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Süßwaren / Hersteller<br />

ZUR PERSON<br />

Christine McGrath leitet als Chief Sustainability<br />

Officer bei Mondelez die Bemühungen<br />

für mehr Nachhaltigkeit. Die US-<br />

Amerikanerin arbeitet bereits seit 2012 für<br />

den Snacking-Konzern, als dieser aus dem<br />

Unternehmen Kraft hervorging.<br />

Nachhaltiger Anbau<br />

Cocoa Life arbeitet in den Anbauländern<br />

mit den Kakaobauern zusammen, um<br />

ihre Anbaumethoden zu verbessern.<br />

Höhere Produktivität sorgt für ein besseres<br />

Einkommen der Landwirte. Dazu<br />

arbeitete Cocoa Life Ende 2020 mit 267<br />

Baumschulen zusammen.<br />

Starke Gemeinden<br />

Die Initiative versucht, die örtlichen<br />

Gemeinschaften zu stärken. Dazu zählt<br />

etwa der Einsatz zum Schutz von Kindern<br />

und zur Gleichberechtigung von<br />

Frauen. So wurden etwa bis Ende 2020<br />

rund 50.000 Gemeindemitglieder hinsichtlich<br />

Gleichstellung geschult, während<br />

in 812 Gemeinden Kinderschutzkomitees<br />

eingerichtet waren.<br />

Geschützte Wälder<br />

lyse der jeweiligen Gemeinschaft<br />

und darauf aufbauend einen<br />

„Community Action Plan“. Zudem<br />

werde den örtlichen Gemeinschaften<br />

beigebracht, ihre<br />

Interessen gegenüber der jeweiligen<br />

Regierung wirkungsvoll zu<br />

vertreten, wie McGrath ausführt.<br />

Kampf gegen Kinderarbeit<br />

Mehr tun will Mondelez auch für<br />

den Schutz von Kindern. Im<br />

Kampf gegen Kinderarbeit hat<br />

Cocoa Life ein Monitoringsystem<br />

eingerichtet, das laut McGrath aktuell<br />

61 Prozent aller von der Initiative<br />

betreuten Gemeinschaften<br />

in Westafrika erfasst. Innerhalb<br />

der kommenden drei Jahre soll<br />

dieser Anteil auf 100 Prozent ausgebaut<br />

werden. Die Nachhaltigkeitschefin<br />

streicht die Bedeutung<br />

von Bildung heraus. Kinder<br />

bräuchten nicht nur Schulen,<br />

sondern gute Schulen<br />

Und über welche Leistung der<br />

ersten zehn Jahre Cocoa Life freut<br />

sich McGrath besonders? „Ich bin<br />

besonders stolz auf den Einfluss,<br />

den Cocoa Life auf unsere Branche<br />

hat. Unser integrierter Ansatz<br />

war damals ziemlich einzigartig<br />

und innovativ. Ich hoffe, dass unser<br />

Anspruch, den Wandel in großem<br />

Maßstab voranzutreiben, zu<br />

mehr Partnerschaft im gesamten<br />

Sektor führt.“ ◾<br />

Der Schutz der Wälder in den Anbaugebieten<br />

zählt zu den zentralen Anliegen<br />

von Cocoa Life. Bis Ende 2020 hatte die<br />

Initiative nach eigener Angabe 246.262<br />

Bauern und Gemeindemitglieder in<br />

„guter Umweltpraxis“ geschult. Zudem<br />

waren mehr als 2,2 Millionen sogenannte<br />

Schattenbäume ausgegeben worden, die<br />

zur wirtschaftlichen Nutzung dienen.<br />

Purer Genuss s - die raffinierte ierte Verbindung<br />

d<br />

g<br />

von n Pflaume a m e in i Madeira d e und u d Edelmarzipan<br />

e m i<br />

arbeit und Bildung bis hin zum<br />

Problem der Entwaldung. Die teilnehmenden<br />

Kakaobauern durchlaufen<br />

ein intensives einjähriges<br />

Training, um ihre Anbaume tho -<br />

den und damit ihr Einkommen<br />

zu verbessern, wie McGrath schildert.<br />

„Dort lernen sie beispielsweise<br />

Dinge wie Baumschnitt, den<br />

richtigen Einsatz von Düngemitteln<br />

oder wann und wie sie am<br />

besten Setzlinge ausbringen.<br />

Wichtig ist auch die finanzielle<br />

Bildung, damit die Bauern die finanzielle<br />

Seite ihres Geschäfts sicher<br />

beherrschen.“<br />

Das Monitoring bestätige positive<br />

Resultate, berichtet McGrath.<br />

So hätten beispielsweise die Bauern<br />

an der Elfenbeinküste ihr Einkommen<br />

um ein Drittel steigern<br />

können. „Diese Steigerung ist unter<br />

anderem auf höhere Ernten zurückzuführen.<br />

Zusammen mit unseren<br />

Partnern haben wir den Bauern<br />

beigebracht, mehr Kakao auf<br />

weniger Fläche anzubauen und<br />

diese Flächen widerstandsfähiger<br />

zu machen.“<br />

Bei Cocoa Life arbeitet Mondelez<br />

mit Nichtregierungsor ga -<br />

nisationen zusammen, die nicht<br />

nur den einzelnen Landwirt, sondern<br />

auch sein dörfliches Umfeld<br />

in den Blick nehmen. Während<br />

die Landwirte geschult werden,<br />

erstellt die NGO eine Bedarfsanawww.schluckwerder.de<br />

Schluckwerder GmbH<br />

Bültenweg 19 D-21365 Adendorf<br />

Tel.: +49 4131 2989-0 info@schluckwerder.de<br />

Part of Valeo<br />

Foods Group<br />

79


Hersteller / Süßwaren<br />

Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

MARKTLAGE<br />

Schwächelnde<br />

Tafeln<br />

Die Verbraucher geben<br />

weniger Geld für Schokoladenprodukte<br />

aus.<br />

Besonders die Tafeln<br />

bleiben häufiger in den<br />

Regalen liegen.<br />

Die hohe Inflation lässt die Verbraucher<br />

offenbar auch am Genuss<br />

sparen. Das legt der neue<br />

Süßwarenmonitor von NielsenIQ nahe.<br />

Besonders Schokoladenprodukte landeten<br />

seltener im Einkaufswagen. Deren<br />

Absatz ging bis Anfang September verglichen<br />

mit dem Vorjahreszeitraum um<br />

4,6 Prozent zurück. Beim Umsatz betrug<br />

das Minus sogar 5,2 Prozent. Bei salzigen<br />

Snacks und beim Gebäck war der<br />

Absatz ähnlich stark rückläufig, doch<br />

konnten Preiserhöhungen hier die Umsatzverluste<br />

deutlich abfedern.<br />

Schokofans zügeln angesichts der<br />

rasanten Teuerung vor allem ihren Appetit<br />

auf Schokoladentafeln. Der Umsatz<br />

mit 100-Gramm-Tafeln ging um 5,7 Prozent<br />

zurück, bei den größeren Tafeln lag<br />

der Rückgang sogar bei 14 Prozent.<br />

Die gute Botschaft für Hersteller:<br />

Schokoriegel wie Mars und Snickers gönnen<br />

sich die Verbraucher fast so oft wie<br />

zuvor, hier lag das Umsatzminus nur bei<br />

3,2 Prozent. Dieses Segment ist inzwischen<br />

das bedeutendste in der Produktgruppe<br />

Schokowaren mit fast einem<br />

Viertel des Gesamtumsatzes. ◾<br />

Während Tafeln weniger gefragt sind, ist die<br />

Nachfrage nach Riegeln halbwegs stabil.<br />

Mychoco frischt Markenauftritt auf<br />

Osnabrücker Start-up setzt auf bunte Tafeln im Hochformat.<br />

Mit einer neuen Tafelform, neuem<br />

Logo und neuer Verpackung<br />

hat das Osnabrücker<br />

Start-up Mychoco seine Marke komplett<br />

überholt. Das neue Logo kommt<br />

klarer und besser lesbar daher, die Tafelverpackungen<br />

sind bunter und auffälliger.<br />

Zudem setzen die Osnabrücker neuerdings<br />

auf ein Hochformat, was die Tafeln<br />

im Regal auffälliger machen soll.<br />

Auch beim Inhalt tut sich etwas: Die<br />

Schokolade ist neuerdings Fairtrade-zertifiziert.<br />

Zudem wurde die Grammatur<br />

der Tafel von <strong>18</strong>0 Gramm auf 150<br />

Gramm reduziert. Damit habe man auf<br />

den Wunsch der Endkunden reagiert,<br />

die Brechbarkeit der Schokolade zu verbessern,<br />

wie Tobias Zimmer erläutert,<br />

der die Marke 2016 ins Leben rief.<br />

Tobias Zimmer,<br />

Mychoco-Gründer<br />

„Die Idee von Mychoco ist es, eine Schokoladenmarke<br />

zu bauen, die vor allem<br />

eine jüngere Zielgruppe anspricht. Entsprechend<br />

haben wir von Anfang an viel<br />

im Bereich digitales Marketing investiert<br />

und Schokolade online verkauft“,<br />

sagt Zimmer. „E-Commerce ist<br />

für uns ein ernst zu nehmender Vertriebsweg.<br />

Durch den Onlineshop wissen<br />

wir genau, wer unsere Kunden sind.<br />

Wir konnten sie dann auch beim Relaunch<br />

einbinden, etwa über Umfragen<br />

und Fokusgruppen-Interviews.“<br />

Das Start-up, das zwei Schulen in<br />

Tansania gebaut hat, will sein soziales<br />

Engagement in Zukunft unter dem<br />

Schlagwort „Vielfalt“ auf neue Projekte<br />

ausweiten. Bei der Auswahl will Zimmer<br />

seine Kunden wieder mitreden lassen. ◾<br />

Fotos: Mychoco, Manuel Glasfort (2)<br />

80


Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Bewusste Ernährung / Hersteller<br />

Der Absatz von zuckerarmen und zuckerfreien <strong>Lebensmittel</strong>n wächst<br />

nur moderat, berichten Marktforscher. Offensichtlich treffen viele Produkte<br />

nicht den süßen Nerv der Konsumenten.<br />

Bettina Röttig und Silke Wartenberg<br />

Zwei Drittel der Deutschen essen lieber wenig als zuckerarme Schokolade.<br />

Aber bitte mit Zucker!<br />

Fotos: Getty Images, Xucker, Ricola, Nucao<br />

Der Wettbewerb um die Gunst der<br />

Verbraucher ist hart und das Thema „Zucker“<br />

polarisiert, denn es geht um Gesundheit und Genuss.<br />

Beides liegt im Trend. Und so wundert es<br />

nicht, dass in den einzelnen Handelssortimen -<br />

ten zuckerreduzierte und zuckerfreie Produkte<br />

eine äußerst unterschiedliche Rolle spielen.<br />

Während bei Brotaufstrichen, Müsliriegeln und<br />

Fertigprodukten neue Rezepturen, die mit weniger<br />

Zucker auskommen, zum Teil zweistellig im<br />

Absatz wachsen, hört für die meisten Kunden<br />

beim Thema Schokolade der Spaß auf: „62 Prozent<br />

der deutschen Schokoladenkonsumenten<br />

essen lieber eine kleine Menge herkömmlicher<br />

34,0<br />

Prozent der Europäer<br />

konsumierten<br />

im letzten Jahr<br />

weniger Zucker.<br />

Quelle: Innova<br />

Health Survey 2021<br />

als eine große Menge zuckerarmer Schokolade“,<br />

erklärt Olivia Placzek, Research Analyst Food &<br />

Drink bei Mintel, gegenüber der <strong>Lebensmittel</strong><br />

<strong>Praxis</strong>. Beim <strong>Lebensmittel</strong>einkauf ist ein niedriger<br />

Zuckergehalt einer der wichtigsten Kauffaktoren<br />

(35 Prozent der Verbraucher). In der<br />

Theorie sind Verbraucher offen für zuckerredu -<br />

zierte <strong>Lebensmittel</strong>, nicht aber auf Kosten des<br />

Geschmacks. Trotz des Interesses an ihrer Gesundheit<br />

lieben die Verbraucher den süßen Geschmack.<br />

Widersprüchlich sind die Signale, die von<br />

den Herstellern und dem Handel ausgehen:<br />

Während sich beispielsweise das Leipziger Scho-<br />

81


Hersteller / Bewusste Ernährung<br />

Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

koladen-Start-up Nucao gerade mit einem strukturellen<br />

Relaunch neu positioniert und künftig<br />

auf nachhaltige und „unwiderstehlich leckere“<br />

vegane Schokolade mit einem leicht erhöhten<br />

Zuckeranteil gegenüber den vorherigen Produk -<br />

ten setzt, bringen Unternehmen wie Schwartau<br />

oder Dr. Oetker zuckerärmere Alternativen ins<br />

Regal.<br />

Etablierte Marken mit neuen Sorten<br />

„Mit Blick auf den Umsatz sehen wir zuckerre du -<br />

zierte Müsliriegel als Wachstumstreiber. Auch im<br />

Segment der Konfitüren ist eine entsprechen de<br />

Entwicklung erkennbar: Im Vergleich zum Vorjahr<br />

ist das zuckerreduzierte/-freie Segment um<br />

11,6 Prozent gewachsen und im Vergleich zu 2020<br />

sogar um sehr starke 44,3 Prozent“, erklärt Bjarne<br />

Fahl, Brand Communication Manager Schwartau,<br />

gegenüber der LP. Das Ernährungsbewusstsein<br />

der Konsumenten steige, und vor allem jüngere<br />

Menschen wünschten sich gesunde Produkte mit<br />

einem geringeren Zuckergehalt. Fahl geht davon<br />

aus, dass der Trend anhält und der Markt zeitnah<br />

nicht abflachen wird.<br />

Aus dem Hause Schwartau besonders gefragt<br />

sind unter anderem die „Corny free“-Produkte,<br />

die ohne den Zusatz von Zucker auskommen.<br />

Des Weiteren besteht eine besonders hohe Nachfrage<br />

im Bereich der Konfitüren. Die Konfitüre<br />

„Schwartau Extra Weniger Zucker“ mit 30 Prozent<br />

weniger Zucker bei 100 Prozent echtem<br />

Schwartau-Geschmack erzielt gute Ergebnisse.<br />

Schwartau sieht sich selbst als Innovationstrei -<br />

ber und Marktführer. „Trends, von denen wir<br />

überzeugt sind, greifen wir stets auf und übersetzen<br />

diese in neue Produktideen oder verfei -<br />

nerte Rezepturen. So haben wir zum Beispiel vor<br />

Kurzem „Corny Haferkraft Zero“ gelauncht, ein<br />

Produkt, das zwei Trends vereint: Hafer als Superfood<br />

und die gesunde, zuckerarme Ernäh -<br />

rung, so Fahl.<br />

Bekannte Marken mit neuen Rezepturen<br />

Anders der Nahrungsmittelkonzern Dr. Oetker:<br />

Hier wird seit mehr als 15 Jahren intensiv an<br />

dem Thema „weniger Salz, Fett, Zucker“ und<br />

natürlichen <strong>Lebensmittel</strong>zutaten und naturbelassenen<br />

<strong>Lebensmittel</strong>n, die ohne Zusatzstoffe<br />

auskommen, gearbeitet. Im Jahr 2020 wurde die<br />

Dr. Oetker Sustainability Charter verabschiedet,<br />

mit der sich das Unternehmen unter anderem<br />

dazu verpflichtet, die Nährwerte seiner Produkte<br />

transparenter zu kommunizieren, die Nährwerteigenschaften<br />

der Produkte weiter zu verbessern<br />

und in gesündere und nachhaltigere Lebensmit -<br />

tel zu investieren. „Im Rahmen dieser Charter<br />

haben wir uns beispielsweise bis zum Jahr 2025<br />

das Ziel gesetzt, für alle Desserts und Müslis den<br />

Zuckergehalt im Vergleich zu 2019 um 15 Prozent<br />

zu reduzieren und bei unseren fertigen<br />

Kuchen und Backmischungen um 10 Prozent zu<br />

senken“, so Unternehmenssprecherin Katharina<br />

Ahnepohl gegenüber der <strong>Lebensmittel</strong> <strong>Praxis</strong>.<br />

13,0<br />

Prozent mehr süße,<br />

„zuckerreduzierte<br />

Backwaren wurden<br />

in den letzten fünf<br />

Jahren in Europa<br />

neu eingeführt.<br />

Quelle: Innova<br />

Database<br />

„Die guten Neujahrs-<br />

Vorsätze wirken sich immer<br />

positiv auf das zuckerfreie<br />

Sortiment aus.“<br />

Andreas Kumm,<br />

Geschäftsführer<br />

Xucker<br />

„In unseren Müslis haben wir den durchschnittlichen<br />

Zuckergehalt im gesamten Vitalis-<br />

Sortiment seit der Markteinführung um mehr<br />

als 23 Prozent verringert. Speziell bei den Knuspermüslis<br />

gelang uns eine Zuckerreduktion von<br />

über 29 Prozent. Darüber hinaus haben wir mit<br />

der Range Vitalis Knusper Müsli Weniger süß<br />

Produkte in unserem Portfolio, die im Vergleich<br />

zu den klassischen Vitalis Knusper Müslis 30<br />

Prozent weniger Zucker enthalten und einen<br />

weniger süßen Geschmack aufweisen. Dieses<br />

Sortiment richtet sich vor allem an Verbraucher,<br />

die einen im Vergleich zu anderen Müslis geschmacklich<br />

weniger süßen Genuss bevorzugen.<br />

Unsere High Protein Müslis haben wir für alle<br />

entwickelt, die sich gern proteinreich ernähren<br />

möchten. Das Müsli kommt ohne zugesetzten<br />

Zucker aus, ist zudem ballaststoffreich und dient<br />

als Magnesiumquelle.“<br />

Zuckerarm trifft auch auf Bio<br />

Alnatura achtet bei den Produkten der eigenen<br />

Marke nach eigenen Angaben auf schlanke<br />

Rezepturen. „Wir legen Wert darauf, nur die<br />

Zutaten zu verwenden, die es wirklich braucht,<br />

um ein schmackhaftes Produkt zu bekommen.<br />

Ganz nach dem Motto ,Nur drin, was wirklich<br />

nötig ist‘“, sagt Tanja Zimmer, Bereichsverant -<br />

wortliche Produktmanagement bei Alnatura. So<br />

wird in Alnatura-Produkten nicht mehr Süße<br />

verwendet als nötig.<br />

Alnatura setzt auf die kontinuierliche Minimierung<br />

süßender Zutaten wie Zucker oder<br />

Fruchtsaftkonzentrat in den bestehenden Produkten<br />

und entwickelt neue Produkte mit dem<br />

Fokus, süßende Zutaten, aber auch Salz und<br />

Fette, möglichst sparsam einzusetzen. Auf Zuckeraustauschstoffe<br />

wie Erythrit wird grundsätz -<br />

lich verzichtet, „da diese Stoffe unter großem<br />

technischen und energetischen Aufwand hergestellt<br />

werden“. Dies stehe klar im Gegensatz<br />

zur Anforderung des Unternehmens an eine<br />

möglichst schonende Verarbeitung, so Zimmer.<br />

„Herkömmlicher Kristallzucker fällt auch nicht<br />

aus der Rübe“, entgegnet Andreas Kumm,<br />

82


Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Bewusste Ernährung / Hersteller<br />

Ge schäftsführer von Xucker. Der Anbieter von<br />

Produkten ohne Zuckerzusatz setzt auf Xylit<br />

und Erythrit. Diese Zuckerersatzstoffe werden<br />

aus natürlichen und nachwachsenden Rohstof -<br />

fen wie Pflanzenfasern oder Getreidestärke<br />

gewonnen. Xucker bietet unter anderem Bio-<br />

Erythrit an, das mittels Fermentation von<br />

Traubenzucker aus Bio-Mais hergestellt wird.<br />

Zwei neue Bio-Schokoladen mit Bio-Erythrit<br />

ergänzen das bereits umfangreiche Produkt -<br />

portfolio, das sich mittlerweile über gut 30<br />

Warengrup pen erstreckt. „Auch Xylit gibt es<br />

pur in Bio-Qualität. In verarbeiteten Bio-Pro -<br />

dukten darf dieses jedoch noch nicht eingesetzt<br />

werden. So können wir derzeit noch keine<br />

Bio-Schokolade mit Xylit auf den Markt bringen.<br />

Die Behörden arbeiten noch daran, die<br />

Lücke zu schließen.“<br />

Eine weitere Hürde laut Kumm: Zuckerersatzstoffe<br />

werden als Zusatzstoffe mit 19 Prozent<br />

Mehrwertsteuer belegt, Zucker mit dem ermäßigten<br />

Satz von 7 Prozent. Gerade vor dem<br />

Hintergrund der Inflation und gestiegenen<br />

Preissensibilität der Verbraucher werden diese<br />

Prozentpunkte umso bedeutender. Denn die<br />

Zuckerersatzstoffe sind zehn Mal so teuer wie<br />

das unerwünschte „Original“.<br />

Die Marke wendet sich nach Angaben von<br />

Kumm vor allem an Diabetiker, Fitness-Fans,<br />

Familien, die ihre Kinder besser ernähren wollen,<br />

sowie die wachsende Zielgruppe der Verbraucher,<br />

die sich für eine bewusste Ernährung<br />

interessieren. Corona als Gesundheitskrise habe<br />

die Nachfrage nach den Produkten deutlich<br />

beflügelt. „Der Trend zu einer bewussten Ernäh -<br />

rung, wozu auch das Segment zucker redu zierter<br />

Produkte gehört, hält an. Jedoch bekommen wir<br />

die Preissensibilität der Verbraucher zu spüren.“<br />

Um den Absatz anzukurbeln, empfiehlt er den<br />

Händlern, die Produkte zugeordnet in den Warengruppen<br />

zu platzieren. Abverkaufsfördernde<br />

Maßnahmen empfiehlt Kumm zum Jahresstart<br />

bis in den März sowie zur Backzeit im Advent.<br />

„Die guten Neujahrs-Vorsätze wirken sich immer<br />

positiv auf das zuckerfreie Sortiment aus“, weiß<br />

Kumm.<br />

Potenzial sieht der Xucker-Geschäftsführer<br />

unter anderem in den Bereichen Fitnessriegel<br />

und Backmischungen. „Unsere Backmischun -<br />

gen sind angereichert mit Ballaststoffen, Haferfasern,<br />

um sie noch gesünder zu machen.“<br />

Zudem setzt das Unternehmen auf die Zulas -<br />

sung des Zuckerersatzstoffes Allulose als Novel<br />

Food. „Allulose hat mit um die 0,2 Kilokalorien<br />

pro Gramm wesentlich weniger Kalorien als<br />

Haushaltszucker. Außerdem wird Allulose vom<br />

Körper nur in geringem Maße verstoffwechselt<br />

und hat kaum Auswirkungen auf den Insulinspiegel“,<br />

erklärt Kumm. Die Zulassung in der<br />

Europäischen Union war bereits für dieses Jahr<br />

erwartet worden. „In den USA ist die Süße bereits<br />

seit Jahren auf dem Markt. Für die Zulas -<br />

sung in der EU wurden zusätzliche Studien<br />

nachgefordert“, berichtet er. ◾<br />

NEUE PRODUKTE<br />

EUKALYPTUS TRIFFT KIRSCHE<br />

Seit September – rechtzeitig zu Beginn<br />

der Erkältungssaison – gibt es<br />

Ricola in der neuen Sorte Eukalyptus<br />

Kirsche. Das Bonbon ist vegan, zuckerfrei<br />

und von Natur aus laktose- und<br />

glutenfrei. Gesüßt wird mit Steviolglycosiden<br />

aus der Stevia-Pflanze. Die<br />

Schweizer Alpenkräuter werden ohne<br />

den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln<br />

in den Alpen angebaut.<br />

ZUCKERREDUZIERT UND BIO<br />

Die Marke Xucker hat ihr Angebot an<br />

Produkten ohne Zuckerzusatz um<br />

zwei Bio-Schokoladen auf Basis von<br />

Bio-Erythrit ergänzt. Die Tafeln in den<br />

Sorten Vollmilch und Mandel-Meer -<br />

salz bringen 80 Prozent weniger Zucker<br />

mit.<br />

WENIGER ZUCKER<br />

Das Leipziger Schokoladen-Start-up<br />

Nucao hat mit seinem Relaunch die<br />

vegane Schokolade Dark Nougat lanciert,<br />

die im Vergleich zu herkömmlichen<br />

Produkten mit etwa der Hälfte<br />

an Zucker auskommt. Alle Zutaten<br />

stammen aus kontrolliert biologischem<br />

Anbau.<br />

83


Hersteller / Tiefkühlkost<br />

Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

ZUM PRODUKT<br />

Kulturerbe: Die heute international<br />

verbreitete Pizza-Variante mit Tomatensoße<br />

und Käse als Basis<br />

stammt vermutlich aus Neapel. Sie<br />

wurde 2017 von der UNESCO in die<br />

Liste des immateriellen Kulturerbes<br />

der Menschheit aufgenommen.<br />

TK-Pizza: die günstige Alternative zum Italiener um die Ecke. Aber schmecken muss sie.<br />

PIZZA-MARKT<br />

„Die schnelle,<br />

günstige Mahlzeit<br />

verliert<br />

weniger“<br />

Was GfK-Analysten so<br />

forsch formulieren,<br />

bewegt die Pizza-<br />

Hersteller zu mehr<br />

Innovationen.<br />

Andrea Kurtz<br />

Im weiter starken Markt für<br />

Tiefkühlkost (plus 6 Prozent;<br />

im Vergleich: Food insgesamt<br />

plus 2,6; Quelle: GfK, 1. Halbjahr<br />

<strong>2022</strong>) zählt Pizza mit knapp 13<br />

Prozent zu den Gewinnern. Geschuldet<br />

ist dies allerdings den<br />

gestiegenen Preisen (plus 6,7 Prozent);<br />

in der Menge verlor der Gesamtmarkt<br />

4,1 Prozent, die Pizza<br />

nur 2,7 Prozent. Am stärksten<br />

wuchsen zuletzt die Kategorien<br />

TK-Fertiggerichte (plus 14,9 Prozent),<br />

TK-Pizza und -Snacks (plus<br />

12,8 Prozent) und TK-Backwaren<br />

(plus 10,9 Prozent). Pizza punktet<br />

dabei als schnelle und günstige<br />

Mahlzeit (siehe auch Seite 58),<br />

analysiert die GfK. Insgesamt ist<br />

bisher der Marktanteil der Herstellermarken<br />

nur leicht gesunken;<br />

die GfK rechnet aber auch<br />

mit einem Trading-down, also<br />

dem Wechsel der Kunden von der<br />

Hersteller- zur Handelsmarke.<br />

Für die Pizza-Hersteller heißt<br />

das, sie müssen dem Kunden<br />

mehr bieten; sie müssen investieren<br />

in Geschmack, Innova tio nen<br />

und auch in Optik und Design.<br />

aus Weizen-, Dinkel- und Reismehl<br />

sowie oft noch zusätzlich<br />

aus Sauerteig. „Die Pinsa zählt zu<br />

den bedeutendsten Innovationen<br />

des letzten Jahres“, heißt es bei<br />

Dr. Oetker. Auch die Palas (unter<br />

anderem von Point of Pizza, Ideas<br />

for Pizza) werden stärker; dabei<br />

handelt es sich um handgezogene<br />

längliche – dadurch besonders<br />

dünne – Formen, die aussehen,<br />

als kämen sie direkt von der Pizza-<br />

Schaufel. Und der neueste Schrei<br />

könnte die vom türkischen<br />

Schnellimbiss bekannte Pide werden:<br />

Teigschiffchen (von Point of<br />

Pizza oder Einhaus Backwaren)<br />

mit orientalischen Belägen.<br />

Neue Optik für die Truhe<br />

Nestlé Wagner geht jetzt zusätz -<br />

lich den Weg eines Design-<br />

Relaunches und setzt damit auf<br />

dominante Optik. Unter „Original<br />

Wagner“ sollen ab sofort zunächst<br />

die Packungen für Steinofenpizza,<br />

für „Die Backfrische“ und die Piccolinis<br />

einen gut erkennbaren<br />

„Block“ in Truhe und Schrank bilden,<br />

erklärt Nestlé-Wagner-Chef<br />

Norbert Reiter. ◾<br />

Pizza, Pala und Pide kommen<br />

Der Pizzamarkt sei heute so vielfältig<br />

wie nie zuvor, so Dr. Oetker.<br />

Die Bielefelder und auch Wettbewerber<br />

Nestlé Wagner präsentierten<br />

zuletzt Pinsa als neue Alternative.<br />

Bei der Pinsa ist der Teig<br />

Neuauftritt: Wagner mit großem Schriftzug.<br />

Fotos: Adobe Stock, Wagner<br />

84


Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Tiefkühlkost / Hersteller<br />

ZUR PERSON<br />

Norbert Reiter hat zum 1. September<br />

2021 den Vorsitz der<br />

Geschäftsführung der Nestlé<br />

Wagner GmbH übernommen.<br />

Reiter ist seit 1997 bei Nestlé<br />

und Pizza-technisch familiär<br />

vorbelastet: Seine Tochter liebt<br />

die Piccolinis über alles.<br />

DAS INTERVIEW FÜHRTE<br />

Andrea Kurtz, die als Verantwortliche<br />

für den Tiefkühl-Star<br />

der LP gerade die Optik der TK-<br />

Truhen im Blick hat.<br />

PIZZA SOLL KRISENFEST WERDEN<br />

Nestlé Wagner geht einen neuen Weg, um mehr Aufmerksamkeit am PoS zu<br />

erzeugen und damit die Kategorie Pizza krisenfester zu machen.<br />

Fotos: Nestlé Wagner, Getty Images<br />

Der Wagner-Block wird künftig deutlich sichtbar.<br />

Was hat Sie zum neuen Design veranlasst?<br />

Norbert Reiter: Das Hauptziel ist: Wir wollen zeitgemäßer<br />

und frischer daherkommen. Es ist eine der wichtigsten<br />

Aufgaben von Markenführung, gerade von Marken<br />

für jedermann, wie es die unserige ist, immer wieder<br />

zu hinterfragen, ob die sehr breite Verwenderschaft<br />

sich nach wie vor mit einer Marke identifizieren kann.<br />

Unsere Marktforschungsstudien haben uns hier den<br />

Weg gewiesen, um gerade die jüngere Zielgruppe mehr<br />

in den Fokus zu nehmen. Ein zweites Ziel ist: unsere<br />

Qualität und unsere nachhaltigen Maßnahmen deutlich<br />

besser herauszustellen.<br />

Was genau haben Sie verändert?<br />

Das neue Design besteht aus einer modernen, klaren<br />

und aufgeräumten Verpackung. Wir bieten auf der<br />

Vorderseite, dem Facing, wie es neudeutsch ja immer<br />

heißt, unter der Dachmarke Original Wagner nur die<br />

relevantesten Informationen, wie das fast in Echtgröße<br />

abgebildete Produkt, die Produktrange, die Sorte und<br />

den Nutri-Score.<br />

Und wie nutzen Sie die Rückseite?<br />

Auf der Rückseite findet sich dann eine Fülle von Informationen,<br />

beispielsweise zu den Maßnahmen zur Klimaneutralität<br />

wie dem Einsatz von Grünstrom in der<br />

Produktion oder der Auswahl von Tomaten.<br />

Wie genau soll das neue Design wirken?<br />

Die Grundbotschaft von Original Wagner ist Authen -<br />

tizität. „Echt“ steht vorn groß auf der Verpackung und<br />

leitet uns ganz stark. Wir wollen zeigen: Wir sind eine<br />

echt gute Pizza. So soll nicht nur das Produkt klar<br />

rüberkommen, sondern wir wollen auch eine aufge -<br />

räumte Struktur in TK-Truhe und -Schrank schaffen.<br />

Gibt es weitere Neuheiten im Zuge des Relaunchs?<br />

Die Qualität ist für uns nach wie vor entscheidend:<br />

Daher werden wir zu 100 Prozent auf Mozzarella statt<br />

Edamer umstellen. Außerdem haben unsere Marktforschungen<br />

gezeigt, dass die Fans unserer Steinofen-<br />

Pizza vor allem klassische Varianten bevorzugen, während<br />

es für die User der Backfrischen auch etwas abwechslungsreicher<br />

und vielfältiger sein darf. Daher<br />

wird es Ende Oktober auch eine Steinofen-Margherita<br />

geben; Randsorten wie Fantastica, Pasta und Lachs-<br />

Spinat werden aus dem Sortiment genommen.<br />

Ab wann und wie genau wird sich die neue Faltschachtel<br />

am PoS präsentieren?<br />

Wir haben mit der Auslieferung der neuen Faltschach -<br />

teln der beiden Marken Original Wagner Steinofen und<br />

Die Backfrische Anfang Oktober <strong>2022</strong> begonnen, sodass<br />

die ersten Pizzen ab Mitte Oktober im Handel<br />

erhältlich waren. Weitere Marken folgen sukzessive in<br />

den kommenden Monaten und im neuen Jahr. ◾<br />

85


Hersteller / Hygienepapiere<br />

Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

ZUR PERSON<br />

Petra Ahlendorf verantwortet das<br />

deutsche Consumer-Geschäft von<br />

Kimberly-Clark. Sie ist seit über 20<br />

Jahren im Unternehmen tätig, unter<br />

anderem verantwortete sie viele<br />

Jahre das Marketing der Consumer-<br />

Marken.<br />

Die Country Managerin von Kimberley-Clark setzt auf Differenzierung durch Qualitätsprodukte.<br />

KIMBERLY-CLARK<br />

„Wir setzen<br />

weiterhin auf<br />

Differenzierung<br />

und Mehrwert“<br />

150 Jahre Kimberly-Clark:<br />

In herausfordernden Zeiten<br />

baut das Team um<br />

Country Managerin Petra<br />

Ahlendorf auf Innovation.<br />

Matthias Mahr<br />

Es sind Low-Interest-Alltagsprodukte,<br />

die bei Kimberly-<br />

Clark nun schon seit 150<br />

Jahren im Fokus stehen. Seit 2020<br />

ist nicht nur die Welt der Papierwaren<br />

rund um Kosmetik und<br />

Körperpflege ständigen Herausforderungen<br />

ausgesetzt. Petra Ahlendorf<br />

ist Country Managerin des<br />

US-amerikanischen Hygienear ti -<br />

kelherstellers in Deutschland und<br />

sagt: „Wir stehen auch im kommenden<br />

Jahr weiterhin vor riesigen<br />

Herausforderungen im Spannungsfeld<br />

zwischen Inflation und<br />

Instabilität der Nachfrage.“ Der<br />

deutsche Markt sei derzeit durch<br />

hohe Energie- und Transportkos -<br />

ten geprägt, Kimberly-Clark habe<br />

als weltweit aufgestelltes Unternehmen<br />

den Vorteil eines breiten Ländermixes<br />

mit Produktionswerken<br />

in Italien, Frankreich, Tschechien<br />

und England.<br />

In Wachstum investiert<br />

Die Umsätze mit Papierwaren im<br />

Bereich der Kosmetik und Körperpflege<br />

sind im August <strong>2022</strong><br />

laut GfK Consumer Index um<br />

20,3 Prozent im Verhältnis zum<br />

Vorjahresmonat gestiegen, und<br />

von Januar bis August <strong>2022</strong> ergab<br />

sich auch noch ein deutlicher<br />

Mehrumsatz von 12,7 Prozent. Die<br />

höchsten Zuwächse im August erzielten<br />

Kosmetik tücher trocken<br />

und feucht (+38,3 %), Toilettenpapier<br />

trocken (+34,9 %), Küchenrollen<br />

(+30,5 %) und Papier taschen -<br />

tücher (+21,9 %). Bei Toilettenpapier<br />

trocken und bei den<br />

Küchenrollen treibe vor allem das<br />

Markengeschäft in den Discoun -<br />

tern das Wachstum an, heißt es<br />

bei den Nürnberger Marktfor -<br />

schern.<br />

Hier setzt Ahlendorfs Team<br />

an: Mit Produktneuheiten für die<br />

wachsenden Segmente Küchenrollen,<br />

XXL-Kosmetiktücher in<br />

Boxen sowie einem neuen 4-lagigen<br />

Premium-Toilettenpapier als<br />

Ergänzung zum bereits bestehenden<br />

feuchten wollen sich die Hygienepapierspezialisten<br />

Marktanteile<br />

in Deutschland sichern.<br />

„Mit dieser Spreizung von der persönlichen<br />

Pflege hin zur Haushaltspflege<br />

wollen wir den kaufkräftigen<br />

Kunden im Handel die<br />

Möglichkeit geben, eine ganzheitliche<br />

Pflege unter unserem Markendach<br />

zu erhalten“, erklärt die<br />

Country Managerin, Nachhaltigkeit<br />

inklusive: „Durch Verpa -<br />

ckungsoptimierungen haben wir<br />

bereits tonnenweise Plastik eingespart!“<br />

◾<br />

Feucht punktet beim Verbraucher.<br />

Fotos: Kimberly-Clark<br />

86


20. – 29. Januar 2023<br />

Internationale Grüne Woche Berlin<br />

Berlin ExpoCenter City<br />

Grown<br />

together


Hersteller / Nonfood<br />

Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Gebeutelte Nonfood-Branche: Der Haushaltswaren-Absatz<br />

stockt, die Pfannen stapeln sich im Lager. Welche Produkte noch<br />

gesucht werden, zeigt das Tracking digitaler Handzettel. Matthias Mahr<br />

Mit Pfannen ist derzeit kein Absatzplus zu generieren. Die Märkte sind gesättigt.<br />

Vom Renner zum Penner<br />

104<br />

Prozent legten die<br />

Ausgaben der Verbraucher<br />

bei Heizlüftern<br />

und kleinen<br />

Öfen im ersten<br />

Halbjahr zu.<br />

Quelle: GfK<br />

Consumer Panel<br />

Nonfood<br />

Produkte rund um die Themen Homeof fi -<br />

ce, Kochen, Zeitvertreib sowie Fitness/<br />

Health waren während der Pandemie gefragt<br />

wie nie. Bei Nonfood-Artikeln profitierten<br />

besonders der <strong>Lebensmittel</strong>einzelhandel und<br />

das SB-Warenhaus von den Lockdowns im Jahr<br />

2020. Zahlen des GfK Consumer Panel Nonfood<br />

belegen das: Im Vergleich der 1. Halbjahre 2019<br />

und 2021 gaben die Verbraucher <strong>18</strong>,1 Prozent<br />

mehr im LEH für Nonfood aus, online lag mit 72<br />

Prozent Ausgabensteigerung weit vorn. Doch<br />

<strong>2022</strong> hat sich der Wind gedreht, er bläst den Corona-Rennern<br />

wie Pfannen und Küchenhelfern<br />

jetzt mächtig entgegen.<br />

Die Warengruppen rund ums Kochen verzeichnen<br />

ein Minus in Höhe von deutlich über<br />

20 Prozent, Nonfood ganz allgemein hat im LEH<br />

einen Ausgabenrückgang von <strong>18</strong> Prozent zu<br />

verzeichnen, berichtet Martin Langhauser, Director<br />

Retail bei der GfK, der LP. Die wichtigste<br />

Erkenntnis: Auch der Onlinehandel ist im Negativtrend,<br />

die Dienstbotenmentalität verliert sich,<br />

die Innenstadt atmet auf, weil die Frequenz zurückkommt.<br />

Die neu entdeckte Lust auf Reisen,<br />

Feiern und Ausgehen verschiebt die Nachfrage:<br />

Koffer und Reisetaschen entwickeln sich mit<br />

plus 112 Prozent von null auf hundert, und auch<br />

Geschenk- und Partyartikel sind wieder gefragt<br />

(plus 32 Prozent). Die Energiekrise sorgt für<br />

neuen Absatz: Öfen und Heißluftgeräte laufen<br />

bestens, 104 Prozent beträgt hier das Absatzplus.<br />

Digitale Messung der Konsumlaune<br />

Der Blick in den GfK-Rückspiegel ist erkenntnis -<br />

reich, aber wie sieht es aktuell aus? Bonial agiert<br />

nach eigenen Angaben als führender Drive-to-<br />

Store-Marketing-Partner sowie Innovationstrei -<br />

ber der digitalen Handelskommunikation. Die<br />

Fotos: Adobe Stock, Getty Images<br />

88


Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Nonfood / Hersteller<br />

Nach der Rückkehr des<br />

sozialen Lebens sind auch<br />

Haarstyling-Geräte aktuell<br />

wieder stark nachgefragt und<br />

konnten ihren Umsatz im<br />

ersten Halbjahr <strong>2022</strong> um <strong>18</strong><br />

Prozent steigern, wie die<br />

Gesellschaft zur Förderung<br />

der Unterhaltungselektronik<br />

(GFU) meldet. Dies lässt sich<br />

über alle Segmente hinweg in<br />

einem ähnlichen Ausmaß<br />

beobachten: So verzeichnen<br />

Warmluft-Styler im Vergleich<br />

zum ersten Halbjahr 2021 ein<br />

Umsatzplus von 17 Prozent,<br />

Lockenstäbe steigerten ihren<br />

Umsatz um 22 Prozent, und<br />

auch Glätteisen legten um <strong>18</strong><br />

Prozent zu.<br />

Black Weeks und das Weihnachtsgeschäft<br />

verliefen<br />

bereits in den Jahren 2020<br />

und 2021 im stationären<br />

Handel enttäuschend, zeigen<br />

Zahlen des GfK Nonfood-<br />

Wochenradars, die deutlich<br />

unter den Erwartungen lagen.<br />

Unter Inflationsbedingungen<br />

lässt sich da für die abverkaufsstärksten<br />

Wochen des<br />

Jahres nichts Gutes erahnen.<br />

Springer-Tochter verbindet Verbraucher mit<br />

stationären Geschäften und ermöglicht Handel<br />

und Industrie, Angebote rund um die Uhr in der<br />

digitalen Welt zu kommunizieren und auszuwerten.<br />

Klickraten sowie -daten zeigen mögliche<br />

Absatztrends über alle Vertriebskanäle früh auf.<br />

Bei Nonfood ergab sich bereits früh im aktu -<br />

ellen Jahr ein völlig verändertes Bild: Anders als<br />

im Food-Bereich gibt es durch die inflationsbe -<br />

dingte Sparneigung deutlich mehr Verlierer als<br />

Gewinner. Bei den Gewinnern sind es die Themen,<br />

die zur Energiekrise passen (Solar: plus 23<br />

Prozent, Thermostat: plus 15 Prozent, Heizstrah -<br />

ler: plus 12 Prozent). Auch kleinere Dekoartikel<br />

wie Kerzen haben in Summe nach Bonial-Anga -<br />

ben derzeit einen Uplift von 245 Prozent. „Die<br />

Konsumenten machen sich aktuell also eher die<br />

kleine Freude in den eigenen vier Wänden statt<br />

großer Anschaffungen“, erklärt Bonial- Chief-<br />

Commercial-Officer Florian Reinartz die Kennzahlen.<br />

Seine Daten basieren auf den Interaktio -<br />

nen der über 10 Mio. Shopping-affinen Nutzer<br />

auf den Bonial-Plattformen „Kaufda“ und „Mein<br />

Prospekt“. Sämtliche Daten stammen vom inter -<br />

nen Tracking der Prospektöffnungen, Produktklicks,<br />

Shoppinglists oder Suchanfragen.<br />

Die Flop-Top-Ten<br />

Es sind unzählige Nutzer-Aktivitäten, die ein<br />

sehr valides Bild des Marktes wiedergeben, da<br />

Bonial 1 : 1 das User-Verhalten abbildet. Bei Baumarktartikeln<br />

hat das Team um Reinartz bereits<br />

im Sommer 2021 einen massiven Rückgang der<br />

digitalen Neugier festgestellt. Bis September<br />

<strong>2022</strong> gab es gegenüber dem Vorjahreszeitraum<br />

minus 33 Prozent. Wenn es um Nonfood geht,<br />

gehören <strong>2022</strong> bislang Discounter (plus 27 Prozent)<br />

und Supermärkte (plus 11 Prozent) bei den<br />

generierten Klicks zu den Gewinnern.<br />

Spannend ist dabei ein Blick in die Liste der<br />

„Flop-10-Artikel“ im Nonfood-Sortiment (Januar<br />

bis September 2021/<strong>2022</strong>): Pools sind nicht mehr<br />

gefragt (minus 39 Prozent), Fernseher (minus 38<br />

Prozent), Gefrierschränke (minus 35 Prozent),<br />

Geschirrspüler (minus 29 Prozent), Kaffeemaschi -<br />

nen (minus 20 Prozent), Grills (minus <strong>18</strong> Prozent)<br />

folgen auf den Plätzen. Der Homing-Trend ist<br />

abgeebbt, auch Besteck (minus 17 Prozent), Bohrmaschinen<br />

(minus 17 Prozent), Matratzen (minus<br />

14 Prozent) und Pfannen (minus 12 Prozent)<br />

fin den immer weniger Abnehmer. Mit Blick auf<br />

das Segment Kochgeschirr und Haushaltsklein -<br />

geräte fällt auf, dass gerade die Marken der Kategorie<br />

an Suchvolumen verlieren: WMF steht mit<br />

minus 21 Prozent vorn, gefolgt von Tefal (minus<br />

14) und Zwilling (minus 3).<br />

„Wir merken anhand der Plattformnutzung,<br />

dass die Inflation die Konsumlaune für Nonfood-<br />

Produkte drückt, weil die Sparneigung deutlich<br />

zugenommen hat. Mit unserer steigenden Reichweite<br />

auf der Plattform wollen wir im nächsten<br />

Jahr wieder das Interesse an Nonfood-Produkten<br />

steigern“, betont der Bonial-CCO. ◾<br />

Elo zahlt Fackelmann<br />

Brands aus<br />

Nach nur zwei Jahren endete<br />

die Beteiligung des Minderheitsgesellschafters<br />

Fackelmann<br />

Brands aus Hersbruck<br />

bei Elo Stahlwaren, Spabrücken.<br />

Bereits Anfang des<br />

Jahres hat Elo die Gesellschaftsanteile<br />

zurückgekauft,<br />

bestätigt Elo-Geschäftsführer<br />

Marcus Grünewald auf Anfrage<br />

der LP. Da eine Überkreuz -<br />

beteiligung nicht möglich<br />

gewesen sei und in der strate -<br />

gischen Ausrichtung konträr<br />

gedacht wurde, habe Elo sich<br />

für diesen Schritt entschieden.<br />

Mit der strategischen Partnerschaft<br />

hatte Fackelmann 2020<br />

sein bestehendes Produktportfolio<br />

um Kochgeschirr ergänzen<br />

wollen. Neben der damals<br />

beschlossenen Vertriebskooperation<br />

sollten bestmögliche<br />

Synergien für beide Unternehmen<br />

geschaffen werden. Nach<br />

Aussagen Grünewalds besteht<br />

die Vertriebspartnerschaft fort.<br />

Das aktuelle Jahr laufe bei Elo<br />

dem Markt entsprechend mit<br />

einem leichten Umsatzrückgang.<br />

Die Lager seien gut<br />

gefüllt, die Elo-Topf-Sets wurden<br />

zuletzt äußerst günstig in<br />

Globus-Aktionen beworben.<br />

Van Well geht an<br />

AEM Tableware<br />

Branchenkennern zufolge hat<br />

die TW Tableware Holding<br />

zum 1. Juli das Handelsunternehmen<br />

Van Well in Krefeld<br />

übernommen, das mit Trends<br />

aus Porzellan und Glas vor<br />

allem im SB-Warenhaus eine<br />

bedeutende Rolle spielt. TW ist<br />

Teil der AEM Unternehmerkapital<br />

aus München und hat<br />

sich auf den Erwerb, das<br />

Hal ten und Verwalten sowie<br />

die Veräußerung von Beteiligungen<br />

insbesondere an<br />

Unternehmen aus dem Bereich<br />

des Groß- und Einzelhandels<br />

mit Porzellan, Glas, Kristall<br />

und Keramik sowie das<br />

Erbringen von Service- und<br />

Managementleistungen spezialisiert.<br />

89


Warenverkaufskunde Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

BÜHNE FREI FÜR DEN<br />

BUNTBARSCH<br />

Forellen und Karpfen, aufgepasst: Der Buntbarsch wird in<br />

Deutschland als Speisefisch immer beliebter und bereits hier<br />

gezüchtet. Eine kurze Vorstellung. Markus Heine<br />

pien zeigen sich von Natur aus sehr widerstandsfähig<br />

gegenüber Krankheitserregern,<br />

sodass in der Zucht meist auf<br />

den Einsatz von Antibiotika und anderen<br />

Medikamenten verzichtet werden<br />

kann. Untersuchungen des Max-Rub -<br />

ner-Instituts bestätigen diesen poten -<br />

ziellen Verkaufsvorteil.<br />

1.000 Arten<br />

umfasst die Familie der Cichlidae<br />

(Buntbarsche), zu der mehr als<br />

50 Tilapia-Arten gehören.<br />

Zu den beliebtesten Speisefischen<br />

aus dem Süßwasser gehören<br />

Karpfen, Regenbogen- und<br />

Lachs forelle. Der diesen Bericht so prominent<br />

einleitende Buntbarsch dürfte<br />

die Rangliste zwar nicht durcheinan -<br />

derwirbeln, für den hiesigen Handel jedoch<br />

immer wichtiger werden.<br />

„In Deutschland nimmt das Interesse<br />

an nachhaltig erzeugtem Buntbarsch<br />

signifikant zu“, erklärt Petra Weigl, Geschäftsführerin<br />

von Regal Springs Eu -<br />

rope. Zwar gebe es bei einigen Einkäufern<br />

noch Vorbehalte, da der Fisch unter<br />

dem Namen Tilapia bereits einmal<br />

mit geringem Erfolg in den Markt eingeführt<br />

wurde, diverse Umfragen zeigten<br />

jedoch, dass deutsche Verbraucher<br />

keine Berührungsängste mehr hätten.<br />

In den USA und in Großbritannien gehört<br />

der Buntbarsch bereits zu den beliebtesten<br />

Speisefischen.<br />

Im Handel wird der ursprünglich<br />

aus Afrika stammende Süßwasserfisch<br />

unter den Namen Tilapia oder Buntbarsch<br />

angeboten. Biologisch gesehen<br />

gehören Tilapien zur Familie der Buntbarsche<br />

(Cichlidae), nach dem Karpfen<br />

stellen sie weltweit die zweitwichtigste<br />

Art in der Zucht dar. Wildfänge sind die<br />

Ausnahme, in der Regel stammt die erhältliche<br />

Ware aus Aquakulturen. Tila-<br />

Schmeckt fast wie Kabeljau<br />

Buntbarsche haben festes weißes<br />

Fleisch, ein mild-nussiges Aroma und<br />

eignen sich für alle Zubereitungsarten.<br />

„Die Qualität ist durchaus mit gutem<br />

Kabeljau zu vergleichen, aber zu einem<br />

deutlich attraktiveren Preis“, betont Petra<br />

Weigl. „Zudem gibt es bei Buntbarschen<br />

keine Saisonalität, sodass ihr<br />

Preis stabiler und leichter zu kalkulieren<br />

ist.“<br />

Mittlerweile werden Buntbarsche<br />

auch in geschlossenen<br />

Kreislaufanlagen in Deutschland<br />

gezüchtet und frisch in einigen<br />

Rewe-Märkten verkauft. Der Clou:<br />

Die Fisch-Ausscheidungen dienen<br />

gleichzeitig als Dünger für das Ziehen<br />

von Basilikum. Auf dem Dach<br />

des Green-Farming-Marktes von Rewe<br />

in Wiesbaden-Erbenheim werden so<br />

jährlich etwa zehn Tonnen Buntbarsche<br />

gezüchtet, die an mehr als 20<br />

Märkte in der Region verkauft werden.<br />

Nicolas Leschke, Gründer von ECF<br />

Farmsystems, ist zufrieden mit dem Absatz:<br />

„Die Kunden waren und sind sehr<br />

neugierig auf unseren Landeshauptstadtbarsch,<br />

es gibt bereits eine kleine<br />

Fanbase.“ Beste Argumente für den<br />

Kauf seien gezielte Werbung und ein<br />

guter Verkäufer an der Fischtheke.<br />

Je nach Art sind<br />

Tilapien unterschiedlich<br />

gefärbt.<br />

Sie werden bis zu vier<br />

Kilo schwer, bleiben<br />

meist jedoch kleiner.<br />

Bilder zur Zucht<br />

sehen Sie hier<br />

Fotos: Getty Images, Adobe Stock<br />

90


Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Warenverkaufskunde<br />

BUNTBARSCH – SCHNITT FÜR SCHNITT<br />

Filet<br />

Traditioneller Schnitt, hinter dem<br />

Kopf und seitlich des Körpers,<br />

parallel zur Rückengräte.<br />

Rückenfilet<br />

Festes und grätenfreies Filetstück,<br />

aus dem Rücken geschnitten.<br />

Bauchlappen<br />

Filetportionen<br />

Das die Bauchhöhle umgebende Fleisch<br />

wird in Deutschland selten angeboten,<br />

gilt in Asien aber als Delikatesse.<br />

Kleiner Schnitt unterhalb<br />

der Wirbelsäule und<br />

hinter der Brustflosse.<br />

Nährwerte<br />

durchschnittliche Angaben für 100 g<br />

384 kJ<br />

91 kcal<br />

1,2 g<br />

0 g<br />

20 g<br />

0,1 g<br />

Energie<br />

Fett<br />

Kohlenhydrate<br />

Eiweiß<br />

Salz<br />

Quelle: Regal Springs<br />

davon 0,4 g<br />

gesättigte<br />

Fettsäuren<br />

davon 0,0 g<br />

Zucker<br />

Wichtigste Speisefische aus deutscher Aquakultur (2021)<br />

5.786<br />

4.610<br />

Erzeugte Menge in Tonnen<br />

Anzahl der Betriebe<br />

808<br />

1.487<br />

1.926<br />

249<br />

1.714<br />

154<br />

1.160<br />

11<br />

Regenbogenforelle<br />

Gemeiner Karpfen<br />

Lachsforelle<br />

Elsässer Saibling<br />

Europäischer Aal<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt © <strong>2022</strong> BLE<br />

91


Neue Produkte<br />

Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

NEUE PRODUKTE<br />

JETZT NEU!<br />

Von der Industrie für den Handel: Die <strong>Lebensmittel</strong><br />

<strong>Praxis</strong> stellt die interessantesten Produktneuheiten vor.<br />

Speisekammer<br />

Wald<br />

Trendgebinde Glas<br />

Gerolsteiner bietet ab Ende November<br />

sein Mineralwasser Naturell<br />

in der 0,33-Liter-Longneck-<br />

Glas-Mehrwegflasche an.<br />

Das Green-Tech-Start-up<br />

Forest Garden Labs aus<br />

Hamburg entdeckt die<br />

Buchecker aus heimischen<br />

Wäldern neu und stellt<br />

daraus nachhaltige Öle,<br />

Pestos, Würzsalze und<br />

Würzöle in verschiedenen<br />

Varianten her.<br />

Für Naschkatzen<br />

Der rosa-weiße Pfefferminz-Bruch<br />

von Lühders hat ein neues Erscheinungsbild.<br />

Die 155-Gramm-<br />

Tüte für 1,49 Euro sorgt für Rummelplatzfeeling<br />

im Regal.<br />

„Bucheckern, Früchte der Rotbuche,<br />

fallen im September vom Baum. Die<br />

Nüsschen sind roh schwach giftig,<br />

aber verarbeitet eine tolle Sache.“<br />

Pflanzen-Gouda<br />

Vandersterre Holland launcht mit<br />

Max&Bien pflanzenbasierte Käse-<br />

Spezialitäten für die Theke.<br />

Reiner Mihr, Chefredakteur <strong>Lebensmittel</strong> <strong>Praxis</strong><br />

Pittiplatsch für Groß & Klein<br />

BRLO, Gastronomie- und Brauereibetrieb<br />

aus Berlin, kommt mit<br />

der Pittiplatsch Fassbrause in Bioqualität<br />

in der 0,33-Liter-Longneck<br />

für 1,29 Euro UVP zuzüglich<br />

Pfand auf den Markt.<br />

Fotos: Forest Garden Labs, Gerolsteiner, Vandersterre, Lühders<br />

92


Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Aktionen<br />

Touchdown<br />

in Germany<br />

Ch<br />

io ist<br />

ab sofo<br />

fort<br />

off<br />

ffiz<br />

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Spie<br />

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in De<br />

ut<br />

schl<br />

and aus-<br />

träg<br />

ägt.<br />

AKTIONEN<br />

NUR KURZ!<br />

Schaffen Sie Kaufanreize: Aktionen,<br />

On-Pack-Promotions oder Verkostungen<br />

im Markt – immer ein Blickfang.<br />

Schokoladige Auszeit<br />

Nestlé launcht als Limited Edition<br />

unter der Marke Starbucks Signature<br />

Chocolate die Variante<br />

Toffee Nut. Das Kakaoge tränk<br />

kom biniert Toffee mit Noten gerösteter<br />

Nüsse.<br />

Geschenkideen fürs Fest<br />

Liebhaber von Ballantine’s Finest<br />

können sich über ein Longdrink-<br />

Glas on top bei der Pernot-<br />

Ricard-Winterpromotion freuen.<br />

Fotos: Adobe Stock, Nestlé Deutschland AG, Pernot Ricard Deutschland<br />

Das erste Spiel der US-amerikanischen<br />

Profiliga National Football League<br />

(NFL) in Deutschland findet am 13. November<br />

in München statt. Viele Fans<br />

fiebern dem Spiel entgegen.<br />

Cornelia Hansmann, Redaktion <strong>Lebensmittel</strong> <strong>Praxis</strong><br />

Für echte Trüffelfans<br />

Alpenhain launcht ab November<br />

für den Aktionszeitraum der Festtagswochen<br />

die Camembert<br />

Creme Schwarzer Trüffel.<br />

93


Gala<br />

Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Reiner Mihr – der LP-Chefredakteur<br />

führte durch die Sitzung und stellte die<br />

neue Heftlinie vor.<br />

Sonja Lischka – leitet mit ihrem Mann drei Rewe-Märkte in Landsberg.<br />

DIE ZUKUNFT IM BLICK<br />

Geballte Handelskompetenz: Mitte Oktober traf sich<br />

der LP-Redaktionsbeirat in Münster. Das Fazit: Die<br />

Zeiten sind herausfordernd, aber ebenso spannend.<br />

Jan Meifert –<br />

geschäftsführender<br />

Inhaber von<br />

Edeka Meyer’s in<br />

Neumünster.<br />

Dirk Goerzen – selbstständiger<br />

Edeka-Kaufmann aus Koblenz.<br />

Uli Budnik – Dortmunder Rewe-Kaufmann mit<br />

jahrzehntelanger Handelserfahrung.<br />

Fotos: Markus Heine<br />

94


Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Gala<br />

Sulaf Ahmed (l.) und Jonas Meyer –<br />

Reweaner aus Berlin und<br />

Edekaner aus Nenndorf, zum<br />

ersten Mal dabei und guter Laune.<br />

Tatort Münster – nach der Sitzung<br />

gab es eine historische Stadtführung<br />

durch die Münsteraner Innenstadt.<br />

„Der Handel muss mehr tun,<br />

um Personal zu binden.“<br />

Uli Budnik, Rewe-Kaufmann<br />

Dr. Ludger Schulze Pals (l.) – Geschäftsführer des LPV.<br />

Redaktion trifft Handel – der Beirat wird zukünftig zweimal im Jahr tagen<br />

und in unterschiedlichen Konstellationen zusammentreffen.<br />

95


Powerfrau<br />

Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

FRAUENPOWER<br />

Führungsstil Führen heißt, zu<br />

überzeugen, glaubt Körner. Die<br />

Kür sei es, das Handeln an den<br />

eigenen Werten auszurichten.<br />

Ehrlichkeit, Hilfsbereitschaft,<br />

Offenheit und Vertrauen seien<br />

gute Weggefährten. „Wer es<br />

langfristig schafft, sich selbst<br />

treu zu bleiben, Dialoge zu fördern<br />

und mit Wissen zu überzeugen,<br />

kann etwas bewegen“,<br />

so die Managerin.<br />

Mit Empathie<br />

punkten<br />

Unsere aktuelle Powerfrau Barbara Körner<br />

ist Geschäftsführerin der Coca-Cola GmbH<br />

und Präsidentin der Wirtschaftsvereini -<br />

gung alkoholfreie Getränke. Seit 2021 verantwortet<br />

sie zudem auf europäischer Konzernebene<br />

den Bereich Industry & Regional<br />

Trade Groups Engagement.<br />

Großkonzern: Egal ob Kleinstunternehmen<br />

oder Großkon -<br />

zern, es komme auf die Gestal -<br />

tung an, so Körner. Jeder Mitarbeitende<br />

übernehme Führungsaufgaben<br />

und damit auch<br />

Verantwortung im Kleinen wie<br />

im Großen. „Am Ende steht der<br />

Erfolg, der nur mittels Zusam -<br />

menarbeit und klarer Ziele erreicht<br />

werden kann.“<br />

Nur wer sich<br />

bewegt,<br />

kann etwas<br />

ändern.<br />

Interessen Barbara Körner<br />

lässt sich gern von allem, was<br />

ihre Kreativität, ihre Ausdauer<br />

und ihren Wissensdurst fördert,<br />

begeistern. Das Interesse<br />

für Musik und Literatur ist sehr<br />

groß. Auch das Miteinander<br />

mit der Familie, den Freunden<br />

und engen Vertrauten berei -<br />

chere das eigene Leben.<br />

Vorbild „Mein Vater. Er hat<br />

mich gelehrt, den Respekt gegenüber<br />

jedem Menschen zu<br />

wahren und sich für ein wertschätzendes<br />

Miteinander starkzumachen.“<br />

Zugleich gelte es<br />

auch, sich diesen Respekt<br />

selbst entgegenzubringen.<br />

Barbara Körner<br />

Geschäftsführerin Coca-Cola<br />

GmbH und Präsidentin der<br />

wafg in Berlin<br />

Foto: Coca-Cola/Wolf Lux<br />

96


Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Vorschau / Impressum<br />

In Ausgabe<br />

19/<strong>2022</strong><br />

Renner:<br />

PdJ <strong>2022</strong><br />

Die Produkte des<br />

Jahres, kurz: PdJ:<br />

Wir stellen Ihnen<br />

die aktuellen<br />

Kundenlieblinge<br />

im Regal und ihre<br />

Erfolgsrezepte vor.<br />

Impressum<br />

72. Jahrgang<br />

LPV GmbH, Amtsgericht Münster HRB 16530<br />

Hülsebrockstraße 2–8, 48165 Münster<br />

Rechnungseingang bitte per E-Mail: rechnungseingang@lp-verlag.de<br />

Redaktionsadresse: Postfach <strong>18</strong> 61, 56508 Neuwied,<br />

Niederbieberer Straße 124, 56567 Neuwied<br />

Telefon 0 26 31 / 879-0<br />

E-Mail: kontakt@lebensmittelpraxis.de<br />

Internet: www.lebensmittelpraxis.de<br />

LEBENSMITTEL PRAXIS<br />

Chefredaktion: Reiner Mihr, rm (-127); V.i.S.d.P.<br />

Stellvertreter:<br />

Andrea Kurtz, ak (01 52 / 22 57 63 81);<br />

Markus Wörmann, wm (01 51 / 23 47 68 98)<br />

Schlussredaktion: Schlussredaktion.de<br />

Redaktion: Tobias Dünnebacke, td (-132);<br />

Manuel Glasfort, mgl (0 25 01 / 801-87 88);<br />

Markus Heine, mh (01 60 / 91 76 62 40); Jens Hertling, jh (-121);<br />

Susanne Klopsch, sk (-126); Elena Kuss, kss (-120);<br />

Matthias Mahr, mm (0160/93304915);<br />

Heidrun Mittler, mi (0 26 52 / 98 96 11);<br />

Wibke Niemeyer, win (0 25 01 / 801-15 38);<br />

Bettina Röttig, br (0 26 31 / 8 79-131);<br />

Christina Steinhausen, cs (01 52 / 22 57 63 80);<br />

Dr. Silke Wartenberg, sw (02 28 / 36 03 99 94)<br />

Redaktionsassistenz: Cornelia Hansmann (-162), Dorothee Herold (02501/801-6171)<br />

Fotos: Tratnik, Santiago Engelhardt, Getty Images<br />

In Ausgabe<br />

20/<strong>2022</strong><br />

In Ausgabe<br />

01/2023<br />

Aktionen<br />

ziehen<br />

Süßwaren und Co:<br />

ein Überblick<br />

über die erfolgreichsten<br />

Promo -<br />

tions und Zweitplatzierungen<br />

der<br />

letzten Monate.<br />

Trends<br />

des Jahres<br />

Was kommen wird:<br />

Zum neuen Jahr<br />

schauen wir wieder<br />

gemeinsam mit<br />

Industrie und<br />

Handel in die<br />

Glaskugel.<br />

Freie Mitarbeit: Elke Häberle, Thomas Klaus, Bernd Liening, Brigitte Oltmanns,<br />

Silvia Schulz, Dr. Friederike Stahmann, Hedda Thielking, Rolf Schlipköter<br />

Layout: Carsten Hoppen (-114); Anne Kremer (-172);<br />

Claudia Krumm (-169); Elfriede Münk (-115);<br />

Benjamin Richter (-136); Nina Vahrenkampf (-116)<br />

Layoutkonzept: Anja Steinig, Marianna Weber<br />

ABO-VERTRIEB<br />

LV-Service-Center, 0 25 01 / 8 01 44 82,<br />

E-Mail: vertrieb@lp-verlag.de<br />

Die LP erscheint mit 20 Ausgaben im Jahr.<br />

Redaktions- und Anzeigenschluss 16 Tage vor Erscheinen.<br />

Objektleiter/Veranstaltungen: Wolfgang Seger (-1<strong>18</strong>);<br />

Carmen Hasbach (-129); Marc Linnig (-166)<br />

LPV GmbH<br />

Geschäftsführung: Dr. Ludger Schulze Pals<br />

Mitglieder der Geschäftsleitung: Torsten Zelleröhr, Wolfgang Seger, Reiner Mihr<br />

ANZEIGEN<br />

Leiter Media Sales: Torsten Zelleröhr (-144)<br />

Mediaberatung: Birgit Schuld (-143), Judith Schuhmacher (-210),<br />

Irene Schaible (-208)<br />

Anzeigenverwaltung: Dorothe Scherer (-146), Christiane Bock (-133)<br />

Online: Regina Kofler ( -194)<br />

Anzeigenvertretungen:<br />

Nielsen 1 + 5, 6, 7 Verlagsvertretung, Volker Geuer<br />

+ Dänemark: Röpckes Mühle 2, 25436 Uetersen<br />

Telefon 0 41 22 / 9 99 79-11<br />

Nielsen 2, 3a + Niederlande: Holger Grossmann c/o RegioSales Solutions<br />

Graf-Recke-Str. <strong>18</strong>, 40239 Düsseldorf<br />

Telefon 01 75 / 6 33 07 82, Telefon 02 11 / 55 85 60<br />

Nielsen 3b + 4: medienvertretung.annette.weller<br />

Carl-Orff-Weg 3, 82008 Unterhaching<br />

Telefon 0 89 / 54 84 35 04<br />

Nielsen 2, 3a,<br />

Österreich + Schweiz: Cornelia Tahotny – Crossmedia, Telefon 02 02 / 76 90 26 04<br />

Gültiger Anzeigentarif vom 1.1.<strong>2022</strong><br />

BEZUGSPREISE<br />

Inland: jährlich gegen Rechnung oder im Lastschriftverfahren 45,00 €<br />

Ausland: jährlich gegen Rechnung 75,00 €<br />

Preis für ein Einzelheft: 4,90 €<br />

E-Paper: 24,00 €, Upgrade E-Paper: 5,20 €<br />

Alle Preise inkl. Versandspesen. Inlands-Bezugspreise inkl. 7 % MwSt.<br />

Bank: Volksbank IBAN: DE86 4036 1906 1071 6969 01;<br />

Münsterland Nord eG BIC: GENODEM 1IBB<br />

Gläubiger-ID: DE90 ZZZ0 0000 37 69 40<br />

Kein Anspruch auf Rückgabe des Bezugsgeldes bei Ausfall der Lieferung durch höhere Gewalt.<br />

Für die im Handelsverband Deutschland – Der Einzelhandel (HDE) sowie im Bundesverband des Deutschen <strong>Lebensmittel</strong><br />

handels (BVLH) organisierten Mitglieder im <strong>Lebensmittel</strong>einzelhandel ist der Bezug im Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />

Für die fördernden Mitglieder des EHI Retail Institute ist der Bezug im Förderbeitrag enthalten.<br />

Für Mitglieder der Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie Getränke (wafg) ist der Bezug im Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />

Nachdruck: Kein Teil dieser Zeitschrift darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages vervielfältigt oder verbreitet werden.<br />

Unter dieses Verbot fallen insbesondere die gewerbliche Vervielfältigung per Kopie, die Aufnahme in elektronische Datenbanken<br />

und die Vervielfältigung auf CD-ROM.<br />

Dierichs Druck+Media GmbH & Co. KG, Frankfurter Straße 168, 34121 Kassel, Tel. 05 61 / 6 02 80-0<br />

ISSN 0023-9992.<br />

5297<br />

97


Kolumne<br />

Ausgabe <strong>18</strong>_<strong>2022</strong><br />

Elena Kuss auf dem Weg zum Supermarkt mit Baby in der Trage.<br />

Unterwegs mit ...<br />

Redakteurin Elena Kuss hatte mit Baby<br />

keinen Spaß beim Einkaufen. Bis jetzt.<br />

Mein Baby schreit. Sehr laut. Im Supermarkt.<br />

Klischee? Jawohl! Aber eben auch immer noch<br />

Realität. Für wahrscheinlich die meisten Eltern.<br />

Nach dem zweiten Einkauf mit meinem Sohn habe ich eigentlich<br />

ziemlich schnell kapituliert. Und bestelle meine<br />

<strong>Lebensmittel</strong> seitdem online. Ganz einfach per Smartphone,<br />

während der Kleine friedlich schläft.<br />

Letzte Woche habe ich das Frank Schübel, Geschäftsführer<br />

von Teekanne, erzählt. Wir hatten uns für ein Interview<br />

verabredet – natürlich online (S. 48). „Der digitale Kanal<br />

ist bequemer, aber der Supermarkt bietet mehr Inspiration“,<br />

kommentierte Schübel meine Erzählung. Im<br />

Teams-Bild kann ich sehen, wie der Manager seine Augenbrauen<br />

hebt: „Das darf man nie vergessen.“ Inspiration?<br />

Für Eltern sicher nicht, denke ich. 130 verschiedene Artikel<br />

auf einen Blick. Dazu Musik. Und dann der Endgegner<br />

Kasse. Auch wenn es schon seit mehr als zehn Jahren<br />

quengelfreie Zonen gibt: Ohne Kind fühlen sich zwei Minuten<br />

in der Warteschlange vor der Kasse vielleicht wie<br />

vier an, mit schreiendem Baby verzehnfacht sich der Wert!<br />

Schneller, und zwar alles<br />

Warum gibt es also nicht mehr Schnellkassen, kassenlose<br />

Märkte oder zumindest Selfscanning? Niemand wartet gerne<br />

an der Kasse! Meine Freundin widerspricht mir, als ich<br />

sie später anrufe: „Ich quatsche sogar manchmal noch mit<br />

der Kassiererin oder dem Kassierer.“ Ich bin überrascht.<br />

Schließlich sind wir doch in einer ähnlichen Situation. Sie<br />

ist ein paar Wochen vor mir Mama geworden. „Ehrlich: Einkaufen<br />

mit Baby ist meine Rettung“, sagt meine Freundin.<br />

Ihr falle oft einfach die Decke auf den Kopf. Und auch wenn<br />

es nur Einkaufen sei. „Mir tut das gut“, sagt sie. In dem Moment<br />

wird mir klar, wie einsam man oft als Elternteil eines<br />

Babys ist. Viele frischgebackene Mütter und Väter, die ich<br />

kenne, ziehen sich in die eigenen vier Wände zurück.<br />

Einkaufen gegen Einsamkeit<br />

Online, alles online. Nur weil ich Angst habe, andere zu<br />

stören? Supermärkte sind Treffpunkte. Orte für Austausch<br />

und Begegnung. „Der Bildschirm limitiert“, gibt mir Frank<br />

Schübel am Ende des Interviews noch mit auf den Weg.<br />

Nach dem Gespräch bin ich tatsächlich in den Supermarkt<br />

gefahren. Mit Baby in der Trage. „Da ist ja etwas Lebendiges<br />

in Ihrem Beutel“, sagt ein Mann mit Rollator,<br />

den er gleichzeitig als Einkaufswagen nutzt. „Kuckuck“,<br />

sagt er, und das Lebendige in der Trage<br />

gluckst vor Freude. An diesem<br />

Nachmittag sind mindestens fünf<br />

Produkte in meiner Einkaufstasche<br />

gelandet, auf die ich online nicht aufmerksam<br />

geworden wäre.<br />

Gut für den Kaufmann, aber ganz<br />

ehrlich: auch gut für mich.<br />

ELENA KUSS<br />

lebt mit Mann und Sohn auf dem Land. Sie bestellt<br />

ihre <strong>Lebensmittel</strong> online und auch die Krabbelgruppe<br />

trifft sich über Zoom.<br />

Foto: Elena Kuss (Selfie)<br />

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