Old Master Paintings Part 1
Create successful ePaper yourself
Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.
ONE OF THE LEADING<br />
AUCTION HOUSES<br />
IN EUROPE<br />
CATALOGUE III<br />
OLD MASTER PAINTINGS PART 1<br />
Auctions: Thursday, 22 September 2022<br />
Exhibition: Saturday, 17 September – Tuesday, 20 September 2022<br />
Pieter Brueghel the Younger<br />
1564 – 1637/38
OLD MASTER<br />
PAINTINGS<br />
PART I
289<br />
PIETER COECKE VAN AELST D. Ä.,<br />
1502/07 AALST – 1550 BRÜSSEL, ZUG.<br />
MARIA LACTANS VOR EINER STADT<br />
Öl auf Holz. Parkettiert.<br />
62 x 47,5 cm.<br />
Verso mit einem roten und einem blauen Siegel.<br />
In ebonisiertem Profilrahmen.<br />
An einem Tisch, dessen Deckplatte weit über die Zarge<br />
hinausragt und durch Überschneidung des Schoßes<br />
Mariens zum dreidimensionalen Eindruck des Gemäldes<br />
beiträgt, sitzt rechts Maria mit entblößter Brust.<br />
Diese führt sie zärtlich dem Christuskind zu, das in<br />
ihrem Arm liegt, um es zu nähren. Auf dem Tisch neben<br />
einer Fayencevase mit ihr attributiv zukommender Lilie<br />
– als Zeichen ihrer Reinheit – mehrere Früchte mit<br />
christlich-symbolischem Charakter. Rechts überfängt<br />
ein Baum mit seinen Zweigen die Personengruppe<br />
und löst damit formal das Ehrentuch ab, welches zuvor<br />
üblich war. Links im Mittelgrund ein Hortus conclusus,<br />
der in der Mariensymbolik eine übergeordnete Rolle<br />
spielt und im Hohenlied im Alten Testament (Hld 4,12)<br />
auftaucht: „Meine Schwester, liebe Braut, du bist ein<br />
verschlossener Garten, eine verschlossene Quelle,<br />
ein versiegelter Born“. Sinnfällig ist entsprechend der<br />
Verkündigungsengel dargestellt, wie er die einzige<br />
Öffnung in der Mauer betritt in Richtung Mariae mit<br />
dem Kinde. Auf der Mauer des Hortus conclusus und<br />
im Garten selbst sehen wir auch einen Pfau, der wiederum<br />
als Sinnbild der Unsterblichkeit gilt, da sein<br />
Fleisch unverweslich sein soll (Augustinus, de civit<br />
Dei 21,4). Der Garten gehört zu einer Stadt, die durch<br />
einen Kirchturm eingeleitet wird und in einer Höhenburg<br />
ihr vorläufiges Ende nimmt, bevor der Horizont<br />
von einer Hügelkette markiert wird. Das Motiv Maria<br />
Lactans ist uns von van Aelst bzw. seiner Werkstatt<br />
und Nachfolge in mehreren Bildwerken überliefert,<br />
wenngleich das Motiv des auf dem Schoß der Maria<br />
tollenden Jesuskindes, welches nach einem Apfel<br />
greift, häufiger anzutreffen ist.<br />
(1330153) (13)<br />
PIETER COECKE VAN AELST THE ELDER,<br />
1502/07 AALST – 1550 BRUSSELS, ATTRIBUTED<br />
THE NURSING MADONNA OUTSIDE A CITY<br />
Oil on panel. Parquetted.<br />
62 x 47.5 cm.<br />
Verso with a red and a blue seal.<br />
Several depictions of the Nursing Madonna by van<br />
Aelst or his workshop and followers are known, although<br />
the motif of the Christ Child frolicking on the<br />
Virgin’s lap, reaching for the apple, is more common.<br />
€ 40.000 - € 60.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
14 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
290<br />
MAÎTRE DE GUEBWILLER,<br />
TÄTIG UM 1940,<br />
Oberrheinischer Meister<br />
CHRISTUS VOR PONTIUS PILATUS, UM 1470 - 1480<br />
Öl auf Holz.<br />
89,6 x 97,8 cm.<br />
In teilvergoldetem Rahmen.<br />
In einem fast quadratischen Bildfeld sind eine Vielzahl<br />
Personen untergebracht, die geschickt voreinandergeschichtet<br />
sind, sodass dem Maler eine Tiefenwirkung<br />
gelingt, die hinten mit einem punzierten Goldgrund<br />
abschließt. Eine außergewöhnliche kühne Thronarchitektur<br />
bietet Pilatus seinen Platz, der hinten von einem<br />
Ehrentuch hinterfangen wird und im Begriff ist, seine<br />
Handwaschung durchzuführen. Rechts neben ihm im<br />
Zentrum der Komposition Christus mit Dornenkranz<br />
und Kreuznimbus, neben ihm Wärter und Hofangestellte.<br />
(†)<br />
Provenienz:<br />
Philips, London, 10. Dezember 1996, lot 44.<br />
Dort erworben vom Vorbesitzer.<br />
Anmerkung:<br />
Pontius Pilatus war von 26 - 36 n. Chr. Präfekt in<br />
Judäa. Bei Matthäus 27 wird berichtet, dass Pilatus<br />
Jesus Barabbas und Jesus Christus dem Volk zur<br />
Wahl stellte, welcher von seinem Todesurteil entbunden<br />
werden sollte. Die Hohenpriester und die<br />
Ältesten überredeten das Volk, um Barabbas zu bitten.<br />
Als Pilatus das Volk fragte, was mit Jesus Christus<br />
geschehen sollte, wünschte dieses seine Kreuzigung.<br />
Mt. 27-24: Da aber Pilatus sah, dass er nichts ausrichtete,<br />
sondern das Getümmel immer größer<br />
wurde, nahm er Wasser und wusch sich die Hände<br />
vor dem Volk und sprach: Ich bin unschuldig am<br />
Blut dieses Menschen; seht ihr zu!“.<br />
(13309319) (13)<br />
MAÎTRE DE GUEBWILLER,<br />
ACTIVE CA. 1490,<br />
<strong>Master</strong> from the upper rhine region<br />
CHRIST BEFORE PONTIUS PILATE, CA. 1470 - 1480<br />
Oil on panel.<br />
89.6 x 97.8 cm.<br />
A great number of figures are accommodated in an<br />
almost square image field, cleverly layered in front of<br />
one another, so that the painter achieves a depth<br />
effect, with a punched gold background. Pilate’s seat<br />
is an extraordinarily bold throne architecture with a<br />
cloth of honour behind it about to perform his hand<br />
washing. To his right in the centre of the composition<br />
is Christ with a wreath of thorns and a cross-shaped<br />
halo, with court servants and attendants next to him.<br />
(†)<br />
Provenance:<br />
Philips, London, 10 December 1996, lot 44.<br />
Purchased there by previous owner.<br />
€ 250.000 - € 350.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
16 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
17
291<br />
DENYS CALVAERT,<br />
1540 – 1619, ZUG.<br />
ANBETUNG DER HIRTEN<br />
Öl auf Holz.<br />
97 x 75 cm.<br />
In gekehltem Goldrahmen.<br />
Calvaert, der in Antwerpen geboren wurde und dort<br />
Schüler von Christian van Queborn war, ging bereits<br />
1560 nach Italien und arbeitete in Bologna, Rom und<br />
Modena. Dort entstanden die meisten seiner Werke,<br />
die auch Niederschlag in den Arbeiten seiner Schüler<br />
fanden. Unter seinen Schülern waren auch Domenichino,<br />
Francesco Albani und Guido Reni.<br />
Das vorliegende Gemälde zeigt einen sich gut in das<br />
Werk Calvaerts einfügenden Aufbau. Im Zentrum die<br />
halb kniende halb stehende Maria ins Gebet versunken<br />
mit ihrem Blick auf das Jesuskind gerichtet, das<br />
zu ihren Füßen liegt. Neben diesem ein Lamm als<br />
Agnus Dei, hinter ihm Ochs und Esel. Zur Rechten<br />
Mariae Josef, dessen Haupt ebenso mit einem Nimbus<br />
bedacht wurde wie dasjenige Mariae. Die Hirten<br />
und andere Figuren sind auf das Christuskind ausgerichtet,<br />
im sich hell öffnenden Himmel eine Gruppe<br />
Cherubim mit einem Rotulus mit der stets aktuellen<br />
Inschrift „GLORIA INECCELSIS DEO ET INTERRA<br />
PAX.“<br />
DENYS CALVAERT,<br />
1540 – 1619, ATTRIBUTED<br />
THE ADORATION OF THE MAGI<br />
Oil on panel.<br />
97 x 75 cm.<br />
Notes:<br />
A similar composition was offered for sale at Sotheby’s,<br />
New York on 25 January 2001 with lot 183 showing<br />
an inverted composition.<br />
€ 16.000 - € 20.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Anmerkung:<br />
Vgl. Eine ähnliche Komposition wurde bei Sothebys,<br />
New York, am 25. Januar 2001 unter Lot 183 angeboten<br />
und zeigt einen seitenverkehrten Aufbau.<br />
(1330204) (3) (13)<br />
18 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
292<br />
GIAMPIETRINO,<br />
AUCH BEKANNT ALS<br />
„GIOVANNI PIETRO RIZZOLI“,<br />
TÄTIG 1495 – 1540, ZUG.<br />
Maler der Lombardischen Schule aus dem Kreis des<br />
Leonardo da Vini (1452-1519).<br />
MARIA MIT DEM KINDE<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
51 x 39 cm.<br />
In plastisch verziertem und vergoldetem Rahmen.<br />
Vor einem repoussoirhaft in den Raum gleitenden Vorhang<br />
sitzt Maria in verdrehter Haltung, den Betrachter<br />
über ihre linke Schulter anblickend, während sie das<br />
Jesuskind hält, in dessen Hand eine Birne liegt. Links<br />
ein Ausblick in ein hügeliges Tal in Luftperspektive mit<br />
schlankem jungem Baum. Bei dem schönen, hier angebotenen<br />
Gemälde handelt es sich um eine von<br />
mehreren Repliken, die nach dem Original von Giampietrino<br />
in der Pinacoteca di Brera (49 x 27,8) gestaltet<br />
worden sind.<br />
GIAMPIETRINO,<br />
ALSO KNOWN AS “GIOVANNI PIETRO RIZZOLI”,<br />
ACTIVE 1495 – 1540, ATTRIBUTED<br />
Painter of the School of Lombardy from the circle of<br />
Leonardo da Vinci (1452-1519).<br />
THE VIRGIN AND CHRIST CHILD<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
51 x 39 cm.<br />
Literature:<br />
cf. A. de Marchi, Giampietrino, M. Boskovits (ed.),<br />
Florence, 1992, p. 78 - 80.<br />
cf. P. C. Marani Giampietrino, in: Pinacoteca di Brera,<br />
Milan, 1996, p. 112 - 114.<br />
cf. P.C. Marani Giovan Pietro Rizzoli detto il Giampietrino,<br />
in: Musei e Gallerie di Milano. Museo d’arte<br />
antica del Castello Sforzesco, vol. I, Milan 1997, no.<br />
207, p. 306.<br />
€ 30.000 - € 50.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Literatur:<br />
Vgl. A. de Marchi, Giampietrino, Hrsg. M. Boskovits,<br />
Florenz, 1992, S. 78 - 80.<br />
Vgl. P. C. Marani Giampietrino, in: Pinacoteca di Brera,<br />
Mailand, 1996, S. 112 - 114.<br />
Vgl. P.C. Marani Giovan Pietro Rizzoli detto il Giampietrino,<br />
in: Musei e Gallerie di Milano. Museu d‘arte<br />
antica del Castello Sforzesco, Bd. I, Mailand 1997, Nr.<br />
207, S. 306.<br />
(1320011) (13)<br />
20 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
293<br />
LUCA LONGHI,<br />
1507 RAVENNA – 1580, ZUG.<br />
DIE HEILIGE FAMILIE MIT DEM HEILIGEN<br />
HIERONYMUS SOWIE EINEM BISCHOF<br />
Öl auf Holz.<br />
94 x 73 cm.<br />
Die Figurengruppe dicht gedrängt und nahe an den<br />
Betrachter herangeführt. Im Zentrum des Bildes dominiert<br />
das Rot im Kleid der Maria, ihr Blick gilt dem<br />
rechts tiefer knienden, bärtigen Bischof, bei dem es<br />
sich möglicherweise um den Stifter des Werkes handelt.<br />
Der Heilige Josef rechts oben auf einen Stab gestützt<br />
mit Blick auf das Kind, das auf dem Knie der<br />
Mutter sitzt und sich mit beiden Händchen und dem<br />
Blick dem Bischof zuwendet. Dahinter links oben Hieronymus,<br />
bärtig wiedergegeben, der seine rechte<br />
Hand auf die Schulter des Kindes gelegt hat. So ist die<br />
Komposition bewusst in eine Art Verschränkung der<br />
Figuren insgesamt und miteinander angelegt. Die<br />
Ruhe in der komplizierten Personenverschränkung geschieht<br />
durch die exakt nebeneinander komponierten<br />
Häupter der Heiligen, die eine kompositionelle Festigung<br />
im oberen Bildteil ergeben, während darunter<br />
die Bewegung des Kindes auf den Bischof hin eine<br />
Diagonalbeziehung und damit eine Verlebendigung erzeugt.<br />
Ähnliche kompositionelle Aufbauformen finden<br />
wir etwa auch in der Darstellung der Heiligen Familie<br />
bei Innocenzo da Imola (um 1490-um 1545), dessen<br />
Werke dem hier vorliegenden Gemälde doch sehr<br />
nahe stehen. Stilistisch könnte auch hier der Name<br />
Girolamo Imparato (um 1550-1607) genannt werden.<br />
(13303415) (2) (11)<br />
LUCA LONGHI,<br />
1507 RAVENNA – 1580, ATTRIBUTED<br />
THE HOLY FAMLY WITH SAINT JEROME<br />
AND A BISHOP<br />
Oil on panel.<br />
94 x 73 cm.<br />
The group of figures is depicted in a tight and closeup<br />
composition. Similar compositions of the Holy<br />
Family are also known by Innocenzo da Imola (ca.<br />
1490-ca. 1545), whose works are close to the painting<br />
on offer for sale in this lot. The style of the painting<br />
could also suggest Girolamo Imparato (ca. 1550-<br />
1607).<br />
€ 45.000 - € 60.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
22 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
294<br />
FLÄMISCHER MEISTER,<br />
16. JAHRHUNDERT<br />
ANBETUNG DER HEILIGEN DREI KÖNIGE<br />
Öl auf Eichenholz.<br />
68,5 x 90 cm.<br />
Verso Festigungsklötzchen, kleiner roter Klebezettel,<br />
französisch beschriftet „flamand Adoration“.<br />
Im Renaissance-Rahmen.<br />
Die Darstellung der Bildtafel führt alle im Bild versammelten<br />
Figuren sehr nahe an den Betrachter heran.<br />
Dies ist als stilistisches Merkmal zu sehen, dass das<br />
Gemälde wohl erst etwas nach den Beispielen etwa<br />
des „Meisters der Antwerpener Anbetung“ (Museum<br />
der Schönen Künste Antwerpen) geschaffen wurde,<br />
der um 1520 tätig war. Auch die symmetrisch entwickelte<br />
Ruhe, die im Werk des „Meisters von 1518“<br />
zu bemerken ist, steht im Gegensatz zu vorliegender<br />
Tafel. Dazu kommt, dass es sich hier wohl nicht um eine<br />
Altartafel handelt, die mehrere Szenen und Szenendetails<br />
etwa mit seitlichen Flügeln illustriert, wie die<br />
genannten Beispiele, sondern als Einzeldarstellung<br />
geschaffen wurde.<br />
Die Benennung von Meistern für die „Antwerpener<br />
Manieristen“ und deren Biografie hat sich als äußerst<br />
schwierig erwiesen. Erstmals 1915 hat der bedeutende<br />
Kunstwissenschaftler Max J. Friedländer sich der<br />
Aufgabe der Künstlerzuweisungen gewidmet (s. Lit.).<br />
Dabei wurden „Notnamen“ gebildet für Werke, deren<br />
Stil auf einen bestimmten Maler weist.<br />
In vorliegendem Fall kann gesagt werden, dass bereits<br />
italienische Einflüsse mitgeprägt haben. Man denke<br />
nur an Bilder desselben Themas von Bellini oder Mantegna.<br />
Es bestand gerade in diesem Zeitraum auch<br />
ein enger Gedanken- und Begegnungs austausch, nach<br />
dem dennoch die Eigenart der flämischen Malerei<br />
erhalten blieb.<br />
Gezeigt ist die Bethlehem-Szene mit den Heiligen Drei<br />
Königen, die das Jesuskind mit Geschenken ehren.<br />
Die Komposition teilt den Bildraum: rechts die Gruppe<br />
mit Maria, dem Kind und Josef. Links, dicht gedrängt,<br />
die Halbfiguren der drei Könige und deren Gefolge,<br />
traditionsgemäß der Älteste mit langem Bart, dunkelhäutig<br />
Balthasar und Kaspar hier mit Kopfbedeckung.<br />
Links oben die Begleiter der Könige, wobei daran zu<br />
denken ist, dass die Physiognomie des aus der linken<br />
oberen Ecke möglicherweise an ein Portrait eines Auftraggebers<br />
denken ließe, was etwa auch für den bärtigen<br />
König gilt.<br />
Die Textilien, vor allem aber auch die goldenen Prunkgefäße<br />
als Gaben, verraten bereits die Kunst des reifen<br />
Renaissance-Stils. Die Malweise ist von sehr hoher<br />
Qualität. Natürlich ist auch in diesem Bild eine ikonografische,<br />
wie symbolische Besonderheit eingefügt:<br />
Das Kind blickt nicht auf die Pracht der Goldpokale,<br />
sondern auf einen Apfel, auf den auch die gefalteten<br />
Hände des Königs weisen. Wohl die bedeutendste<br />
Aussage des Bildes.<br />
Literatur:<br />
Vgl. Max J. Friedländer, Die Antwerpener Manieristen<br />
von 1520, in: Jahrbuch der königlich preußischen<br />
Kunstsammlungen 36 (1915), S. 65-91.<br />
Vgl. Max J. Friedländer Die altniederländische<br />
Malerei. Die Antwerpener Manieristen – Adriaen<br />
Ysenbrant, Bd. XI, Berlin 1933.<br />
Vgl. Peter van den Brink/ Maximiliaan P. J. Martens<br />
(Hrsg.), ExtravagAnt! A forgotten Chapter of Antwerp<br />
Painting 1500-1530, Koninklijk Museum vor Schone<br />
Kunsten Antwerpen, 15. Oktober -31. Dezember<br />
2005, Antwerpen 2005.<br />
Vgl. Ortrud Westheider (Hrsg.), Sturz in die Welt. Die<br />
Kunst des Manierismus in Europa, Ausstellungskat.:<br />
Hamburg Bucerius Kunstforum 2008/2009 München<br />
2008. A.R.<br />
(1331312) (1) (11)<br />
FLEMISH SCHOOL,<br />
16TH CENTURY<br />
THE ADORATION OF THE MAGI<br />
Oil on oak panel.<br />
68.5 x 90 cm.<br />
Parquetting slats on the back, small red sticker, labeled<br />
in french “flamand Adoration“.<br />
All the figures gathered in the painting are brought<br />
closely to the viewer. This can be considered as a stylistic<br />
feature and suggests that the painting was probably<br />
created somewhat after the example of the<br />
“<strong>Master</strong> of the Antwerp Adoration” (Antwerp Museum<br />
of Fine Arts), who was active around 1520. In contrast<br />
to works by the “<strong>Master</strong> of 1518”, the present<br />
symmetrical composition conveys tranquillity. Furthermore,<br />
it was probably not created as an altarpiece<br />
illustrating several scenes and details in side wings,<br />
as is the case in the mentioned examples, but was<br />
created as a standalone depiction.<br />
The identification of masters of the “Antwerp Mannerists”<br />
and their bio graphies has proven very difficult.<br />
The important art historian Max Jakob Friedländer<br />
first devoted himself to the task of attributing artists<br />
in 1915 (see ref.). “Notnamen” were invented names<br />
for works whose style points to a specific painter.<br />
The present painting shows that Italian influences<br />
have already had an impact if one thinks of paintings of<br />
the same subjects by Bellini or Mantegna for instance.<br />
During this period there was a close exchange of ideas<br />
and encounters, after which the uniqueness of Flemish<br />
painting was nevertheless preserved.<br />
The painting depicts the Bethlehem scene with the<br />
three Magi honouring the Christ Child with gifts.<br />
The painting style is of very high quality. Naturally<br />
the painting also includes iconographic and symbolic<br />
characteristics: the Christ Child is not looking at the<br />
splendour of the gold cups, but at an apple, to which<br />
the folded hands of one of the kings are also pointing.<br />
This is probably the painting’s most important message.<br />
Literature:<br />
cf. Max J. Friedländer, Die Antwerpener Manieristen<br />
von 1520, in: Jahrbuch der Königlich Preußischen<br />
Kunstsammlungen 36 (1915), pp. 65-91.<br />
cf. Max J. Friedländer, Die altniederländische Malerei,<br />
Die Antwerpener Manieristen – Adriaen Ysenbrant,<br />
vol. XI, Berlin 1933.<br />
cf. Peter van den Brink/Maximiliaan P. J. Martens<br />
(eds.), ExtravagAnt! A forgotten Chapter of Antwerp<br />
Painting 1500-1530, exhibition catalogue, Koninklijk<br />
Museum voor Schone Kunsten Antwerp, 15 October<br />
- 31 December 2005, Antwerp 2005.<br />
cf. Ortrud Westhgeider (ed.), Sturz in die Welt: Die<br />
Kunst des Manierismus in Europa, exhibition catalogue,<br />
Hamburg Bucerius Kunstforum 2008/2009.<br />
€ 25.000 – € 45.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
24 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
25
295<br />
SCHULE VON FONTAINEBLEAU<br />
GALANTE JAGDSZENE, UM 1575 – 1580<br />
Öl auf Holz.<br />
34,5 x 47,3 cm.<br />
Hügelige Landschaft mit Repoussoirbaumgruppe am<br />
rechten Bildrand. Vor dieser eine edel gekleidete Figurenengruppe.<br />
Mittelgrund mit Jagdszene, Gewässer<br />
mit Boot und einer im Sonnenlicht glänzenden Stadt,<br />
über der Kraniche kreisen. Horizont mit Gebirgszug<br />
abschließend. Wenngleich sich die Protagonisten des<br />
vorliegenden Werkes nicht schlüssig ausmachen lassen,<br />
so erinnert das Gesicht der Frau im Vordergrund<br />
doch an dasjenige von Marguerite de Navarre, die sich<br />
jedoch als Königin kaum hätte derart portraitieren lassen<br />
- nicht in dieser Zeit. So ist anzunehmen, dass der<br />
Künstler sich nur hat inspirieren lassen von einem der<br />
zahlreichen Portraits, welche die Königin konterfeiten.<br />
Dank der Frisuren und Kostüme lässt sich das Gemälde,<br />
das durch einen französischen Maler oder einen in<br />
Frankreich wirkenden Flamen entstanden ist, in die<br />
Jahre um 1575 bis 1580 datieren. (†)<br />
SCHOOL OF FONTAINEBLEAU<br />
GALLANT HUNTING SCENE, CA. 1575 – 1580<br />
Oil on panel.<br />
34.5 x 47.3 cm.<br />
Hilly landscape with a group of repoussoir trees on<br />
the right edge of the picture with a group of finely<br />
dressed figures in front. The middle ground shows a<br />
hunting scene, a body of water with a boat and a city<br />
glistening in the sunlight, circled by cranes overhead.<br />
The background depicts the horizon with a mountain<br />
range. Due to the hairstyles and costumes, the painting,<br />
which was created by a French painter or a Flemish<br />
artist working in France, can be dated to ca. 1575-<br />
1580. (†)<br />
Provenance:<br />
Private collection, France.<br />
€ 50.000 - € 70.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Provenienz:<br />
Privatsammlung, Frankreich.<br />
(13309312) (13)<br />
26 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
27
296<br />
WILHELM STETTER,<br />
1487 STRASSBURG – 1552 EBENDA, ZUG.<br />
KAISER KONSTANTIN TRÄGT DAS HEILIGE KREUZ<br />
NACH ROM, 1516<br />
Öl auf Holz.<br />
88 x 80 cm.<br />
Verso mit Provenienzhinweis. Links oben in Arkadenbogen<br />
datiert: 1516, über dem Torbogen im Malteserkreuz<br />
F (für Frater?) und W (für Wilhelm?).<br />
Lange Zeit ließ sich nicht feststellen, wer sich hinter<br />
dem Monogramm WS verbirgt und so wurde er, da<br />
er auf vielen seiner Gemälde ein Maltesterkreuz hinterließ,<br />
mit dem Notnamen „Meister W.S. mit dem<br />
Malteserkreuz“ bedacht. Verso gefasst mit gemaltem<br />
Malteserkreuz. Jean Rott konnte ihn 1952 als Wilhelm<br />
Stetter identifizieren. Dieser trat 1509 in die Kommende<br />
des geistlichen Ritterordens der Johanniter in<br />
Strassburg ein und wurde 1512 in Basel ordiniert. Er<br />
kümmerte sich in Strassburg um die Kunstschätze der<br />
Johanniter. In der Kommende wurde 1741 durch den<br />
damaligen Kustos Francois-Joseph-Ignace Goetzmann<br />
ein Inventar angelegt, in dem zahlreiche Gemälde aufgeführt<br />
sind, die Stetter als Autor nennen. Das letzte<br />
Gemälde, das Stetter sicher zugeordnet werden kann,<br />
ist mit 1548 datiert, wobei das hier angebotene Werk<br />
1516 datiert und zu den frühesten seiner Gemälde<br />
zählt. Kaiser Konstantin soll am Vorabend der Schlacht<br />
an der Milvischen Brücke vor Rom ein Kreuz am Himmel<br />
gesehen haben (312 n. Chr.), worauf hin er das<br />
Zeichen auf den Fahnen seiner Truppen anbringen ließ<br />
und das Christentum in der Folge förderte. Rest. (†)<br />
Provenienz:<br />
Vormals in alter Luzerner Privatsammlung.<br />
Anmerkung:<br />
Zu dem vorliegenden Werk gibt es als Pendant das<br />
Gemälde „Kreuzprobe durch Kaiserin Helena“, Privatbesitz.<br />
Literatur:<br />
Walter Hugelshofer, Der Meister W. S. mit dem<br />
Malte serkreuz. In: Oberrheinische Kunst. Jg. IV,<br />
Freiburg i. Br. (1929/30), S. 48 – 55, Tafel 29, Abb. 1.<br />
Jean Rott, Le Maitre W. S. à la Croix de Malte Wilhelm<br />
Stetter. In: Revue d‘Alsace, tome 91, 1952, S. 112 –<br />
119, Appendice I (Inventar Goetzmann), Nr. 12, Appendice<br />
II (vorläufiges Œuvre durch Jean Rott) Nr. 5.<br />
De Gruyter Allgemeines Künstlerlexikon (AKL) 2020,<br />
Bd. 126 (Bernd Konrad).<br />
(13309323) (13)<br />
WILHELM STETTER,<br />
1487 STRASBOURG – 1552 IBID., ATTRIBUTED<br />
EMPEROR CONSTANTINE TAKING THE HOLY<br />
CROSS TO ROME, 1516<br />
Oil on panel.<br />
88 x 80 cm.<br />
Provenance information on the reverse. Dated on the<br />
arcade at the top: 1516, Maltese Cross F (for frater?)<br />
and W (for Wilhelm) above archway.<br />
For a long time, it was impossible to determine who<br />
was behind the monogram “WS” and so the artist<br />
was given the name of necessity “<strong>Master</strong> W.S. with<br />
the Maltese Cross” because he left a Maltese Cross<br />
on many of his paintings as is the case on the back of<br />
the present painting. Jean Rott was able to identify<br />
him as Wilhelm Stetter in 1952. The last painting that<br />
can be reliably attributed to Stetter is dated 1548,<br />
while the work offered here is dated 1516 and is one<br />
of his earliest works. (†)<br />
Provenance:<br />
Formerly private collection, Lucerne.<br />
Literature:<br />
Walter Hugelshofer, Der Meister W. S. mit dem Malteserkreuz,<br />
in: Oberrheinische Kunst, vol. IV, Freiburg<br />
in Breisgau (1929/30), pp. 48-55, plate 29, ill. 1.<br />
Jean Rott, Le Maitre W. S. à la Croix de Malte Wilhelm<br />
Stetter, in: Revue d’Alsace, tome 91, 1952, pp. 112-<br />
119, Appendice I (Inventory Goetzmann), no. 12,<br />
Appendice II (preliminary œuvre by Jean Rott) no. 5.<br />
De Gruyter Allgemeines Künstlerlexikon (AKL) 2020,<br />
vol. 126 (Bernd Konrad).<br />
€ 175.000 - € 250.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
28 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
297<br />
ELSÄSSER MALER UM 1500<br />
PEINIGUNG CHRISTI<br />
Öl auf Holz. Parkettiert.<br />
60 x 42 cm.<br />
In profiliertem Rahmen.<br />
In einem Innenraum, dessen Seiten und Rückseite<br />
durch teils vergitterte Rundbögen markiert werden,<br />
auf die zentralperspektivisch Deckenbalken zustreben,<br />
sitzt Christus in einem roten Umhang, während ihm<br />
die Dornenkrone aufgezwängt wird.<br />
Diese Tafel, der einzige gefundene Teil eines Poly ptikums<br />
der Passion Christi, ist ein weiteres Zeugnis für<br />
die Lebendigkeit des künstlerischen Schaffens im Elsass<br />
im Spätmittelalter. Neben den blühenden Kunstzentren<br />
in Straßburg, Colmar und Sélestat gab es<br />
auch zahlreiche Klöster und Kirchen in kleineren Städten,<br />
wie das berühmte Antoniterkloster in Isenheim,<br />
die prestigeträchtige Aufträge erhielten. Gaspard Isenmann<br />
und sein Schüler Martin Schongauer, beide aus<br />
Colmar, sind die prominentesten Vertreter dieser<br />
Schule des 15. Jahrhunderts. Es gibt noch andere<br />
Künstler, deren Namen nicht in die Geschichte eingegangen<br />
sind, die aber qualitativ hochwertige Werke<br />
hinterlassen haben. So schuf der Karlsruher Passionsmeister<br />
ein Altarbild der Passion Christi für die Thomaskirche<br />
in Straßburg (heute teilweise in der Staatlichen<br />
Kunsthalle Karlsruhe aufbewahrt), oder der Meister<br />
von Guebwiller, der wahrscheinlich dessen Schüler<br />
war und von dem wir in dieser Auktion gleich zwei<br />
Werke anbieten. So zeugt dieses raffinierte Werk mit<br />
seiner feinen und harmonischen Palette vom künstlerischen<br />
Austausch mit Italien, Flandern und Deutschland<br />
in dieser Spätphase der Gotik, die als Internationale<br />
Gotik bezeichnet wird. Das elsässische Milieu<br />
war den humanistischen Ideen einer modernen Frömmigkeit<br />
verfallen, die die bevorstehende Reformation<br />
ankündigte und deren außergewöhnlichste Leistung<br />
der Isenheimer Altar von Matthias Grünewald, einem<br />
Zeitgenossen dieser Tafel, sein sollte. (†)<br />
(13309311) (13)<br />
SCHOOL OF ALSACE, CA. 1500<br />
THE MOCKING OF CHRIST<br />
Oil on panel. Parquetted.<br />
60 x 42 cm.<br />
In profiled frame.<br />
In an interior with the sides and back divided by partly<br />
latticed round arches with the lines of the ceiling<br />
beams in central perspective, Christ is depicted seated<br />
in a red cloak while the crown of thorns is being<br />
placed on his head.<br />
This panel, the only remaining part of a polyptych<br />
depicting the Passion of Christ, is testimony to the<br />
vibrant artistic creation in Alsace during the late<br />
Middle Ages. (†)<br />
€ 70.000 - € 120.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
31
298<br />
MAÎTRE DE GUEBWILLER,<br />
TÄTIG UM 1490<br />
Oberrheinischer Meister<br />
JESUS AM ÖLBERG<br />
Öl/ Tempera auf Holz.<br />
39,1 x 28,2 cm.<br />
In grünem Rahmen mit goldfarbenem Innenrand.<br />
Beigegeben sind Gutachten von Prof. Otto Fischer,<br />
Kunstmuseum Basel, 7. Dezember 1936, sowie vom<br />
Archiv Ludwig Meyer, München, 2012, und René<br />
Miller, Paris 2019.<br />
Die Szene illustriert eine Station des Leidensweges<br />
Christi, nach dem Evangelium des Lukas (22,39-46).<br />
Jesus ist hier im Gebet kniend nach rechts dargestellt,<br />
vor einem Felsen, über dem eine Engelsgestalt<br />
erscheint, die ihm einen Kelch reicht. Dieses Detail<br />
bezieht sich auf den Text, demgemäß Jesus spricht<br />
„Lass den Kelch an mir vorübergehen“. Die Jesusgestalt<br />
ist im Bild erhöht gezeigt, nicht nur im Sinne einer<br />
Bedeutungsbetonung, sondern auch, um die<br />
schlafenden Jünger dem Betrachter näher zu bringen.<br />
Am rechten Bildrand erscheinen aus dem Hintergrund<br />
bereits die Häscher, angeführt von Judas.<br />
Wie häufig in der Tafelmalerei der Zeit, hat sich auch<br />
dieser Meister an einem damals im Kupferstich verbreitetem<br />
Motiv orientiert. Es findet sich im Stichwerk<br />
des Martin Schongauer (Colmar 1445/50-1491<br />
Breisach am Rhein) mit demselben Titel. Das von<br />
Schongauer gemalte Tafelbild war dem Meister des<br />
vorliegenden Werkes sicher noch nicht bekannt, weswegen<br />
er sich nach einem Stich bei der Farbwahl auf<br />
sich selbst stellen musste. Für das Kleid Jesu hat er<br />
ein Violett-Braun gewählt, bei den Jüngern dominieren<br />
die Farben Rot und Grün, allerdings hat er diese<br />
Kleiderfarben dem liegenden Petrus gegeben, anstatt<br />
dem mit einem Buch sitzenden Evangelisten Johannes.<br />
Auch die Detailformen, vor allem die Gesichter<br />
unterscheiden sich von der Stichvorlage erheblich. Die<br />
liegende Petrusgestalt hält kein Schwert, die Gesichter<br />
sind weit rundlicher gezeigt, wie ebenso die Felsen<br />
weniger gratige Kanten aufweisen, was dem Gemälde<br />
einen einheitlichen, für eine Künstlerhandschrift typischen<br />
Ausdruck verleiht. So präsentiert sich das Tafelbild<br />
als typisches Werk der Elsässer Kunst des ausgehenden<br />
15. Jahrhunderts. Gemälde des genannten<br />
oberrheinischen Meisters, der vermutlich bei dem<br />
„Meister der Passion von Karlsruhe“ gelernt hat, sind<br />
äußerst selten. Der Einfluss dieses Straßburger Meisters,<br />
der um 1430/ 50 tätig war, ist jedenfalls spürbar.<br />
Gegenüber der Stichvorlage von Schongauer zeigt<br />
sich das Tafelbild bereits in modernerer Erscheinung.<br />
A.R. (†)<br />
MAÎTRE DE GUEBWILLER,<br />
ACTIVE CA. 1490<br />
<strong>Master</strong> from the Upper Rhine region<br />
CHRIST ON THE MOUNT OF OLIVES<br />
Oil/tempera on panel.<br />
39.1 x 28.2 cm.<br />
In green frame with gilt inner edge.<br />
Accompanied by expert’s reports by Professor Otto<br />
Fischer, Kunstmuseum Basel, 7.12.1936 as well as by<br />
Archiv Ludwig Meyer, Munich, 2012 and by René<br />
Miller, Paris 2019.<br />
This scene illustrates one of the stations of the Passion<br />
of Christ after the Gospel according to Luke<br />
(22:39-46). Christ is depicted kneeling in prayer to the<br />
right, in front of a rock surmounted by an angel handing<br />
him a chalice. This is a typical example of late 15th<br />
century Alsatian art. <strong>Paintings</strong> by the above mentioned<br />
master from the Upper Rhine region are very<br />
rare. He was a student of the “<strong>Master</strong> of the Karl -<br />
ruhe Passion”, a master painter from Strasbourg, active<br />
ca. 1430/50 and his influence is noticeable here. In<br />
comparison with the engraving template by Schongauer,<br />
the panel painting already shows a more modern<br />
appearance. (†)<br />
Provenance:<br />
Fritz Stöcklin collection, art trade, Basel 1936-1946.<br />
Dr Georg Heinrich Thommen collection, Bern.<br />
€ 120.000 - € 150.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Provenienz:<br />
Sammlung Fritz Stöcklin, Kunsthandel, Basel 1936-<br />
1946.<br />
Sammlung Dr. Georg Heinrich Thommen, Bern.<br />
(13309318) (18)<br />
32 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
299<br />
ITALIENISCHER MALER DES 16. JAHRHUNDERTS<br />
BILDNIS EINES JUNGEN ARCHITEKTEN<br />
Öl auf kräftiger Pappelholzplatte.<br />
70,5 x 51 cm.<br />
In altem Rahmen.<br />
Der Jüngling im Halbbildnis nach rechts gezeigt, vor<br />
einer restauratorisch weitgehend überarbeiteten Raumrückwand<br />
mit kannelierter Halbsäule und zugesetztem<br />
Fensterausblick. Rechts ein zurückgezogener roter<br />
Vorhang. Der Dargestellte in hellem, rot besticktem<br />
Kleid mit schwarzem Umhang und roter Kappe, eine<br />
in dieser Zeit oft bei Künstlerbildnissen zu sehende<br />
Kopfbedeckung. Die rechte Hand hält demonstrativ<br />
einen Zirkel, womit sein Beruf als Architekt dokumentiert<br />
wird.<br />
Nähere Hinweise auf dessen Biographie oder Wirkungsraum<br />
sind ein senkrecht gestreiftes Wappen an<br />
der Fensterbrüstung rechts, sowie das Medaillon auf<br />
der Kappe mit Darstellung des Heiligen Georgs. Das<br />
Wappen ist das der lombardisch-mailändischen Familie<br />
Trivulzio und mag darauf hinweisen, dass der Dargestellte<br />
im Dienste eines dieser Auftraggeber stand,<br />
die in dieser Zeit in Cremona, Padua etc. herrschten.<br />
Das Medaillon mag mit dem Vornamen "Giorgio" des<br />
Dargestellten in Zusammenhang stehen.<br />
Der Malstil mag aufgrund der Kopfhaltung an die Raffael-Nachfolge<br />
erinnern, was jedoch für die übrigen<br />
Details nicht zutrifft. Stark rest., erg.<br />
(1320751) (2) (11)<br />
ITALIAN SCHOOL, 16TH CENTURY<br />
PORTRAIT OF A YOUNG ARCHITECT<br />
Oil on strong poplar panel.<br />
70.5 x 51 cm.<br />
In old frame.<br />
The depicted holds a pair of compasses in his right<br />
hand identifying his profession as an architect. Further<br />
indications of his biography or area of activity are a<br />
vertically striped coat of arms on the windowsill on<br />
the right and a medallion with a depiction of Saint<br />
George on his cap. The coat of arms is that of the<br />
Lombard-Milan family Trivulzio and may indicate that<br />
the sitter was in the service of one of these patrons,<br />
who ruled in Cremona, Padua, etc. at that time. Extensively<br />
restored, mended. Restored, supplemented.<br />
€ 60.000 - € 70.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
34 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
300<br />
CARLO PORTELLI,<br />
UM 1508 – 1574, ZUG.<br />
Der Künstler war ein italienischer Maler der Renaissance,<br />
der hauptsächlich in Florenz tätig war. Er war<br />
ein Schüler von Ridolfo Ghirlandaio (1483-1561). Der<br />
Künstler Giorgio Vasari (1511-1574) nahm seine Fähigkeiten<br />
zur Kenntnis. Portelli malte u.a. mehrere Altarbilder<br />
für Kirchen in Florenz, darunter für die Kirche<br />
Santa Maria Maggiore.<br />
DIE MADONNA MIT DEM JESUSKNABEN<br />
UND JOHANNES DEM TÄUFER<br />
CARLO PORTELLI,<br />
CA. 1508 - 1574, ATTRIBUTED<br />
THE VIRGIN AND CHILD WITH SAINT JOHN THE<br />
BAPTIST<br />
Oil on panel.<br />
113 x 83 cm.<br />
€ 18.000 - € 20.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Öl auf Holz.<br />
113 x 83 cm.<br />
Gerahmt.<br />
Die das Bild fast gänzlich einnehmenden Figuren in<br />
Nahsicht vor einem großen hellbraunen Baumstumpf.<br />
Die sitzende Madonna in altrosafarbenem Gewand<br />
und hellblauem faltenreichem Mantel, der ihre Beine<br />
bedeckt. Sie trägt als Kopfbedeckung ein beiges, bis<br />
zum Hals reichendes Tuch und hat um ihr Haupt zudem<br />
einen Strahlennimbus. Sie hält mit den zarten<br />
schmalen Fingern ihrer rechten Hand den seitlich ihres<br />
Schoßes friedlich schlafenden nackten Jesusknaben,<br />
den sie liebevoll anblickt. Dieser hat gold-blond<br />
gelocktes Haar, eine kleine Stupsnase und leicht gerötete<br />
Wangen, seinen linken Arm ausgestreckt auf<br />
der Madonna liegend. Mit ihrem leicht nach hinten<br />
ausgestreckten linken Arm hält die Madonna den nur<br />
mit einem leichten Fellgewand bekleideten Johannesknaben<br />
zurück, der in seiner rechten Hand einige<br />
Blumen hält und verhindert so, dass der Schlafende<br />
aufgeweckt wird. Feine einfühlsame Darstellung in<br />
weicher harmonischer Farbgebung mit besonderer<br />
Herausstellung der Kleidung Mariens und des feinen<br />
Inkarnats der Dargestellten.<br />
Anmerkung:<br />
Die Darstellung der Madonna mit dem Jesusknaben<br />
und Johannes findet sich mehrfach im Werk des<br />
Künstlers wieder, dabei die Madonna häufig in zartem<br />
altrosafarbenem Gewand und die Figuren jeweils<br />
großformatig in Nahsicht.<br />
(1330362) (4) (18)<br />
36 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
301<br />
FLANDRISCHER MEISTER,<br />
MEISTER DES HEILIGEN BLUTES, UM 1520<br />
ECCE HOMO<br />
Öl auf ungeteilter, durchgehende Eichenholzplatte mit<br />
erhaltenen unveränderten Randabschrägungen auf<br />
der Rückseite.<br />
71 x 53,5 cm.<br />
Gerahmt.<br />
Der genannte Meister verdankt seinen „Notnamen“<br />
den Vergleichen einiger weiterer Werke mit solchen<br />
desselben Stils. Der bedeutende Kunstwissenschaftler<br />
Max J. Friedländer hat sich erstmals 1915 der Aufgabe<br />
der Künstlerzuweisungen gewidmet (s. Lit.). Für den<br />
Maler dieses Ecce Homo-Bildes wurden Stilähnlichkeiten<br />
gefunden, wie sie im Triptychon der Heilig- Blut-<br />
Kirche in Brügge zu erkennen sind. Daher auch dieser<br />
Notname. Weitere mehr als 30 seiner Arbeiten wurden<br />
diesem Künstler zugeordnet, mehrheitlich finden sie<br />
sich in den öffentlichen Museen in Brüssel, der Alten<br />
Pinakothek München, der Akademie der Bildenden<br />
Künste Wien oder eben im Groeningemuseum Brügge.<br />
Auch das hier vorliegende Gemälde zeigt, dass der<br />
Maler an der Schwelle von Spätgotik zur Renaissance<br />
steht. Nachdem Quellen über kirchliche oder weltliche<br />
Aufträge fehlen, wird angenommen, dass der Meister<br />
für die gehobene Bürgerschaft arbeitete, wie dies<br />
auch bei Ambrosius Benson der Fall ist. Stilistisch<br />
lässt sich ein Einfluss des Hugo van der Goes erkennen,<br />
der ebenfalls in Brügge gewirkt hat.<br />
Das Gemälde in betontem Hochformat zeigt den<br />
gegeißelten Jesus mit entblößtem Oberkörper, die<br />
Hände durch einen Strick gebunden, in einer Hand<br />
das Spottzepter, das Haupt mit Dornen bekrönt. Blutspuren<br />
am Körper sind nur dezent aufgesetzt, ein Stilelement,<br />
wie wir dies weit häufiger in Italien finden.<br />
Der Körper Jesu leicht aus der Mitte gerückt, lässt<br />
Raum für einen dahinter stehenden Mann mit roter<br />
Kappe, der den Mantel Jesu öffnet und den geschundenen<br />
Körper gleichsam vorwurfsvoll präsentiert. Sein<br />
goldenes Brokatwams und der Hermelinkragen, auch<br />
der Goldring am Zeigefinger, weisen ihn als Herrscher<br />
aus. Das bärtige Gesicht ist portraithaft gemalt. Dies<br />
lässt vermuten, dass sich hier ein Aufraggeber hat<br />
verewigen lassen. Denkbar ist auch, dass der Maler<br />
hier ohne Auftrag die Rolle eines Herrschers andeuten<br />
wollte. Dessen Blick ist auf den Betrachter gerichtet,<br />
ebenso fragend wie vorwurfsvoll; es ist ein Blick gegen<br />
den Menschen als Verursacher von Leid.<br />
Hierin liegt die immense Bedeutung der Aussage des<br />
Bildes.<br />
Literatur:<br />
Vgl. Max J. Friedländer, Die Antwerpener Manieristen<br />
von 1520, in: Jahrbuch der königlich preußischen<br />
Kunst sammlungen 36 (1915), S. 65-91.<br />
Vgl. Groeningemuseum (Hrsg.), Anonieme vlaamse<br />
primitieven. Zuidnederlandse meesters met noodnamen<br />
van de 15de en het begin van de 16de eeuw,<br />
Ausstellungskatalog, Brügge 1969.<br />
Vgl. Christiane van den Bergen-Pantens, Un œuvre<br />
inédite du Maître du Saint-Sang (Le mariage mystique<br />
de Sainte Catherine), in: Handelingen van het<br />
Genootschap voor Geschiedenis Société d‘Emulation.<br />
103, 28. Februar 1976, S. 230-246.<br />
Vgl. Maître du Saint Sang, in: Joost De Geest et al.<br />
(Hrsg.), 500 chefs-d‘œuvre de l‘art belge du XVe<br />
siècle a nos jours, Brüssel 2006, S. 288.<br />
Vgl. Susan Urbach: An unknown Netherlandish<br />
diptych attributed to the <strong>Master</strong> of the Holy Blood.<br />
A hypothetical reconstruction, in: Arte cristiana, 95,<br />
2007, S. 429-438. A.R.<br />
(1331311) (1) (11)<br />
FLEMISH SCHOOL,<br />
“MASTER OF THE HOLY BLOOD”, CA. 1520<br />
ECCE HOMO<br />
Oil on undivided, whole oak panel with preserved unaltered<br />
slanting edges on the reverse.<br />
71 x 53.5 cm.<br />
Framed.<br />
The master mentioned owes his “Notnamen”, his name<br />
of necessity by comparing further works to others of<br />
the same style. The distinguished art historian Max<br />
Jakob Friedländer first devoted himself to the task of<br />
attributing artists in 1915 (see lit.). For the painter of<br />
this Ecce Homo, stylistic similarities were found such<br />
as in the triptych of the Basilica of the Holy Blood in<br />
Bruges, hence his “Notname”. More than thirty of his<br />
works were attributed to this artist, most of them can<br />
be found in public museums in Brussels, the Alte<br />
Pinakothek in Munich, the Academy of Fine Arts in<br />
Vienna or in the Groeningemuseum in Bruges.<br />
The bearded face is painted like a portrait, which suggests<br />
that a client had it commissioned. It is also conceivable<br />
that the painter wanted to indicate the role<br />
of a ruler here without being commissioned. His gaze<br />
is directed at the viewer, both questioning and reproachful:<br />
it is a look against man as the perpetrator<br />
of suffering.<br />
This conveys the immense importance of the statement<br />
of the painting.<br />
Literature:<br />
cf. Max J. Friedländer, Die Antwerpener Manieristen<br />
von 1520, in: Jahrbuch der Königlich Preußischen<br />
Kunstsammlungen 36 (1915), pp. 65-91.<br />
cf. Groeningemuseum (ed.), Anonieme vlaamse<br />
primitieven: Zuidnederlandse meesters met noodnamen<br />
van de 15de en het begin van de 16de eeuw,<br />
exhibition catalogue, Bruges 1965.<br />
cf. Christiane van den Bergen-Pantens, Un œuvre<br />
inédite du Maître du Saint-Sang (Le mariage mystique<br />
de Sainte Catherine), in: Handelingen van het Genootschap<br />
voor Geschiedenis Société d’Emulation,<br />
103, doi:10.21825/hvgg.v113i1.4394, 28 February<br />
1976, pp. 230-246.<br />
cf. Maître du Saint Sang, in: Joost De Geest et al.<br />
(ed.), 500 chefs-d’œuvre de l’art belge Du XVe siècle<br />
a nos jours, Brussels 2006, pp. 288.<br />
cf. Susan Urbach, An unknown Netherlandish diptych<br />
attributed to the <strong>Master</strong> of the Holy Blood: a<br />
hypothetical reconstruction, in: Arte Cristiana, 95,<br />
2007, pp. 429-438 (English).<br />
€ 30.000 – € 50.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
38 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
302<br />
NORDITALIENISCHER MEISTER<br />
DES 17. JAHRHUNDERTS<br />
HEILIGER SEBASTIAN<br />
Öl auf Leinwand.<br />
134 x 98 cm.<br />
Mit den nach oben gestreckten Armen an einen Baum<br />
gefesselt der nur mit einem weißen Leinentuch um<br />
die Hüften bekleidete, muskulöse Heilige, von mehreren<br />
Pfeilen durchbohrt. Den Kopf mit einem goldenen<br />
Strahlennimbus hat er nach hinten gewendet. Zu seiner<br />
linken Seite liegen auf dem Boden Teile seiner Rüstung<br />
mit Helm, die er als römischer Soldat getragen<br />
hat. Von links oben in hellem Lichterschein, nähert<br />
sich ein Engel mit Palmzweig dem Gefesselten. Für<br />
diesen Märtyrer typische Darstellungsweise. (†)<br />
(13306037) (10)<br />
SCHOOL OF NORTHERN ITALY, 17TH CENTURY<br />
SAINT SEBASTIAN<br />
Oil on canvas.<br />
134 x 98 cm. (†)<br />
€ 20.000 - € 30.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
40 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
303<br />
VINCENT MALO,<br />
UM 1595 – 1656<br />
MOSES TEILT DAS ROTE MEER<br />
Öl auf Holz.<br />
Ca. 55,5 x 78 cm.<br />
Links unten monogrammiert „I.V.M.” und datiert<br />
„1631“.<br />
Beigegeben Gutachten von Dr. Klaus Ertz, Lingen,<br />
vom 2. September 2018.<br />
Das Gemälde ist insbesondere wegen der seltenen<br />
ikonografischen Darstellung von höchstem kunsthistorischen<br />
Interesse. Der Auszug aus Ägypten wird hier<br />
in einer weiten hügeligen Landschaft wieder gegeben,<br />
rechts das Ufer des Roten Meeres mit Darstellung<br />
des Unterganges der ägyptischen Reiterarmee, die<br />
dem Auszug gefolgt war. Am Ufer hervorgehoben die<br />
Gestalten von Moses und Aaron, wobei Moses den<br />
rechten Arm mit Stab erhoben hält, mit Blick auf den<br />
Untergang der Verfolger. Das Volk zieht in großen<br />
Scharen in den Vordergrund. Unter den hier größer<br />
wiedergegebenen Figuren noch einmal Moses und<br />
Aaron. Daneben ein Steinsarkophag, in dem die Leiche<br />
des Josef liegt, die dem Bibeltext gemäß beim Auszug<br />
aus Ägypten mitgeführt wurde, um später im<br />
Grab der Patriarchen beigesetzt zu werden. Diese<br />
Darstellung findet sich in den gemalten Exodusschilderungen<br />
kaum bzw. so gut wie nicht. Meisterliche<br />
Feinmalerei. (†)<br />
(13220011) (11)<br />
VINCENT MALO,<br />
CA. 1595 – 1656<br />
MOSES PARTS THE RED SEA<br />
Oil on panel.<br />
Ca. 55.5 x 78 cm.<br />
Monogrammed “I.V.M.” and dated “1631” below left.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dr. Klaus Ertz,<br />
Lingen, dated 2 September 2018.<br />
The painting is of great art historical interest, particularly<br />
due to its rare iconography. The figures of Moses<br />
and Aaron are highlighted on the banks. This subject<br />
is very rarely found in exodus paintings. Superb fine<br />
painting. (†)<br />
€ 25.000 - € 35.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
42 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
304<br />
PAUL BRIL,<br />
UM 1553/54 BREDA – 1626 ROM, ZUG.<br />
Bril hatte schon zu Lebzeiten, vor allem in Rom, viele<br />
Maler beeinflusst, wie etwa den Niederländer Cornelis<br />
van Poelenburgh (1586-1667), oder den Frankfurter<br />
Adam Elsheimer (1574/78-1610/20).<br />
FELS- UND FLUSSLANDSCHAFT MIT BIBLISCHER<br />
SZENE „JESUS HEILT EINEN BESESSENEN“<br />
Öl auf Holz. Parkettiert.<br />
72 x 120 cm.<br />
Häufig in der niederländischen Malerei der Zeit sind<br />
Landschaft und das Geschehen im Bild symbiotisch<br />
miteinander verknüpft. Gewissermaßen soll auch hier<br />
die weite Landschaft ein Weltbild darstellen mit den<br />
unterschiedlichsten Formationen wie Flusslauf, aufragende<br />
Felsen, sanftere Hügel, Städte am Ufer, Befestungstürme<br />
oder eine Burganlage auf dem Felsen,<br />
wie hier links oben hinter den Bäumen, die als Repoussoir<br />
eingefügt sind. So wird das biblische Geschehen<br />
in der unteren Zone in eine zeitgenössische<br />
Landschaft eingefügt, um die tröstenden Aussagen<br />
der Bibelgeschichte als zeitlos erscheinen zu lassen.<br />
Hervorgehoben ist in der links unten heraufziehenden<br />
Menschenmenge die Gestalt Jesu, der mit seinem<br />
Zeigefinger auf einen vom Wahn besessenen Jüngling<br />
weist und ihn von der Besessenheit kuriert, was als<br />
Beispiel des Gedankens des Exorzismus zu deuten ist.<br />
Der Jüngling taumelnd wiedergegeben, seinem Mund<br />
entweicht ein schwarzer Rauch, weiter unten ist eine<br />
Schweineherde zu sehen, als symbolische Entsprechung<br />
der bösen Besessenheit, wobei die Schweine<br />
hier dabei sind, sich in den Fluss zu stürzen, um zu<br />
ertrinken. So hat der Maler die Szene, die sich der<br />
Bibel gemäß am See Genezareth zugetragen haben<br />
soll, hier in eine nordische Flusslandschaft versetzt.<br />
Die Figuren in der Gruppe links der Jesusfigur sind<br />
einzeln zu deuten, jedenfalls ist Petrus mit grauem<br />
Bart zu erkennen, daneben wohl Johannes Evangelist<br />
sowie die weiteren Apostel, gefolgt von einer größeren<br />
Menschenmenge, die sich im Tal verliert. Der Dramatik<br />
des Geschehens entspricht auch die Wiedergabe der<br />
bewegten Wolken über der Flusslandschaft. Der Bildaufbau<br />
ist für Werke von Bril durchaus typisch, insbesondere<br />
für Flusslandschaften mit links höher stehendem<br />
Felsgelände und bekrönenden Burgen. (†)<br />
Anmerkung:<br />
Ein kleinerformatiges Gemälde auf Kupfer (Maße<br />
28,5 x 35 cm) mit demselben Bildinhalt befand sich<br />
im Besitz von Johnny van Haeften, London, dort als<br />
Paul Bril bezeichnet und datiert „1608“. Bril hatte<br />
schon zu Lebzeiten, vor allem in Rom, viele Maler<br />
beeinflusst, wie etwa den Niederländer Cornelis<br />
van Poelenburgh (1586-1667), oder den Frankfurter<br />
Adam Elsheimer (1574/78-1610/20).<br />
(1301319) (11)<br />
PAUL BRIL,<br />
CA. 1553/54 BREDA – 1626 ROME, ATTRIBUTED<br />
ROCK AND RIVER LANDSCAPE WITH BIBLE SCENE<br />
“JESUS HEALING A POSSESSED MAN”<br />
Oil on panel. Parquetted.<br />
72 x 120 cm.<br />
As is typical for Dutch painting of the time the landscape<br />
and the events are symbiotically intertwined.<br />
(†)<br />
Notes:<br />
A small-format painting on copper (28.5 x 35 cm)<br />
with the same subject was owned by Johnny van<br />
Haeften, London, inscribed Paul Bril and dated<br />
“1608”.<br />
€ 35.000 - € 55.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
44 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
305<br />
FLÄMISCHER MEISTER DES 16. JAHRHUNDERTS<br />
DIE GEBURT JESU MIT DER ANBETUNG DER ENGEL<br />
Öl auf Holz. Teils parkettiert.<br />
62 x 45,5 cm.<br />
In dekorativem, nach oben abgerundetem<br />
Ädikularahmen.<br />
Nachtstück mit der Geburt Jesu, jedoch anstelle eines<br />
einfachen Stalles in die Ruine einer ehemals prunkvollen<br />
Architektur mit schmalen Säulen und Rundbögen<br />
verlagert, die mittig und rechts den Blick auf<br />
den nächtlichen Himmel mit einem gelblichen Lichtstreifen<br />
zeigen. Im Vordergrund der liegende nackte<br />
Jesusknabe mit angehobenen Händen, von dem Licht<br />
auszugehen scheint, das nicht nur das Gesicht der vor<br />
ihm knienden Maria in dunkelblauem langem Gewand<br />
erhellt, die ihre Hände schützend über ihn hält, das Licht<br />
erfasst auch die hinter dem Neugeborenen knienden<br />
Engel in prachtvollen Gewändern und großen Flügeln<br />
sowie teils die Vielzahl der Engel, die sich auf der<br />
rechten Bildseite vom Himmel noch nähern. Hinter<br />
Maria steht Josef in einem faltenreichen roten Gewand,<br />
eine brennende Kerze in seiner linken Hand<br />
haltend; über ihm schwebend zwei weitere Engel,<br />
frohlockend und singend. Aus einem Fenster blicken<br />
zwei Hirten auf Jesus herab, nur schemenhaft sind<br />
auch Ochs und Esel seitlich von Maria zu erkennen.<br />
Feine qualitätvolle, figurenreiche Malerei, bei der das<br />
Licht die Hauptfiguren besonders herausstellt.<br />
(13307013) (18)<br />
FLEMISH SCHOOL, 16TH CENTURY<br />
THE NATIVITY AND THE ADORATION<br />
OF THE ANGELS<br />
Oil on panel. <strong>Part</strong>ially parquetted.<br />
62 x 45.5 cm.<br />
€ 16.000 - € 18.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
46 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
306<br />
FLÄMISCHER MALER DES 16. JAHRHUNDERTS<br />
AUS DER MALSCHULE VON BRÜGGE<br />
HALBBILDNIS EINES JUNGEN MANNES MIT<br />
KURZEM BART UND FLACHER KAPPE<br />
Öl auf Holz. Parkettiert.<br />
41,1 x 35,5 cm.<br />
Das Brustbild vor nahezu smaragdgrünem Hintergrund<br />
mit Schattenbildung. In der rechten Bildhälfte<br />
der junge Mann, dunkel gekleidet mit entsprechender<br />
Kappe über seitlich halblang gerade geschnittenen<br />
Haaren. Ein kurzer weißer gefältelter Kragen tritt aus<br />
dem Wams hervor. Der rechte Arm im Manteltuch<br />
lässt die Hand vortreten, mit einem Ring am kleinen<br />
Finger. Das Gemälde weist charakteristische Merkmale<br />
der Malerei von Ambrosius Benson (um 1495-<br />
1550) auf und lässt sich auch gut mit weiteren Portraitbildnissen<br />
dieses Meisters vergleichen.<br />
FLEMISH PAINTER OF THE 16TH CENTURY FROM<br />
THE PAINTING SCHOOL OF BRUGES<br />
HALF-PORTRAIT OF A YOUNG MAN WITH SHORT<br />
BEARD AND FLAT CAP<br />
Oil on panel. Parquetted.<br />
41.1 x 35.5 cm.<br />
The painting shows characteristic features for the<br />
œuvre of Ambrosius Benson (ca. 1495-1550) and easily<br />
compares with other portraits by the master.<br />
Literature:<br />
cf. Georges Marlier, Ambrosius Benson et la peinture<br />
à Bruges au temps de Charles-Quint, Musée<br />
van Maerlant 1957, catalogue no. 197.<br />
€ 40.000 - € 60.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Literatur:<br />
Vgl. Georges Marlier, Ambrosius Benson et la peinture<br />
à Bruges au temps de Charles-Quint, Musée<br />
van Maerlant 1957, Ka.Nr. 197.<br />
(1301325) (11)<br />
48 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
307<br />
FLÄMISCHE SCHULE UM 1580/90<br />
BILDNIS EINER DAME MIT SPITZENKRAGEN<br />
Öl auf Holz.<br />
35 x 29 cm.<br />
In Nahsicht vor braunem Hintergrund das Bildnis einer<br />
Frau in schwarzem Gewand mit großem weißen Spitzenkragen<br />
und einer weißen, mit Spitze versehenen<br />
Haube. Sie hat ein weiches, leicht gebräuntes Inkarnat,<br />
ihre Lippen leicht zusammengebissen und mit<br />
ihren braunen, mit Glanzlichtern versehenen Augen<br />
blickt sie kritisch, leicht seitlich aus dem Bild heraus.<br />
Feine qualitätvolle Malerei. Rahmen teils mit altem<br />
Wurmstich.<br />
Provenienz:<br />
Privatsammlung USA.<br />
(1321602) (18)<br />
€ 7.000 - € 9.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
50 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
308<br />
SÄCHSISCHER HOFPORTRAITIST<br />
DES 16. JAHRHUNDERTS<br />
BILDNIS DES FRIEDRICH WILHELM I<br />
VON SACHSEN-WEIMAR<br />
Öl auf Leinwand.<br />
97 x 79 cm.<br />
Gerahmt.<br />
Der Herzog ist hier 26-jährig in Lebensgröße dar gestellt,<br />
im Halbbildnis nach rechts, vor dunklem Hintergrund.<br />
Die schwarze Kappe mit Flaumfedern und Perlenbesatz<br />
und der weiße Kragen rahmen das rötlich- bärtige<br />
Gesicht. Der gebieterisch-distanzierte Blick ist dem<br />
Betrachter entgegengerichtet. Seine Rechte hält Lederhandschuhe,<br />
die Linke den Knauf des Degens. Der<br />
schwarze Mantel, mit Pelz besetzt, lässt das Wams<br />
frei, über das eine schwere Goldkette gelegt ist. Von<br />
Interesse ist, dass hier die waagrechten Goldbordüren<br />
auf grünlichem, geschlitztem Textilgrund als Entsprechung<br />
des Sächsischen Wappens zu sehen sind.<br />
Im Gegensatz zu den späteren Bildnissen der Sächsischen<br />
Herrscher, die Lukas Cranach und seine Werkstatt<br />
schuf, und aufgrund von dessen Stil sogleich einzuordnen<br />
sind, ist über die früheren Hofportraitisten<br />
kaum etwas bekannt. So ist hier noch auf Klärung des<br />
Malers zu hoffen. Auch für das bekannt gewordene,<br />
etwas spätere Bildnis Friedrich Wilhelms I, das ihn im<br />
Harnisch und mit einem Hund zeigt, ist kein Malername<br />
überliefert.<br />
Im Bild eingefügt das Wappen der Linie Sachsen-<br />
Weimar sowie die begleitende Aufschrift gegeben:<br />
„V.G.G. (=von Gottes Gnaden) FRIDERICus WIL/HEL-<br />
MUS DVX SAX:/AETAT: ANNO 26 – / 1589“.<br />
SAXON COURT PORTRAITIST OF<br />
THE 16TH CENTURY<br />
PORTRAIT OF FRIEDRICH WILHELM I., DUKE OF<br />
SAXE-WEIMAR<br />
Oil on canvas.<br />
97 x 79 cm.<br />
The duke is depicted here life-size, aged 26, in halflength<br />
portrait to the right against a dark background.<br />
A black cap with down feathers and pearl trimmings<br />
and a white collar frame his face with a reddish beard.<br />
His commanding, distanced gaze is directed towards<br />
the viewer. His right hand holds leather gloves, his left<br />
the pommel of the sword. The black fur-trimmed cloak<br />
reveals a doublet with a heavy gold chain. An interesting<br />
detail are the horizontal gold borders against a<br />
greenish, slit cloth background corresponding to the<br />
Saxon coat of arms. In contrast to later portraits of the<br />
Saxon rulers created by Lucas Cranach and his workshop,<br />
which can be attributed immediately based on<br />
their style, hardly anything is known about the earlier<br />
court portraitists.<br />
€ 28.000 – € 35.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Literatur:<br />
Vgl. Johann Gerhard Gruner, Geschichte Friederich<br />
Wilhelms I. Herzogs zu Sachsen. Ein Beitrag zur<br />
Geschichte des Hauses Sachsen. Koburg 1791.<br />
Vgl. Sebastian Kusche, Friedrich Wilhelm I., Herzog<br />
von Sachsen-Weimar, in: Institut für Sächsische<br />
Geschichte und Volkskunde (Hrsg.), Sächsische Biografie,<br />
Dresden. A.R.<br />
(1331231) (11)<br />
52 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
309<br />
AGNOLO DI COSIMO ALLORI BRONZINO,<br />
1503 FLORENZ – 1572 EBENDA<br />
BILDNIS EINES JUNGEN MANNES<br />
Öl auf Holz.<br />
38,7 x 32,4 cm.<br />
Verso eine Einschubleiste und rotes Lacksiegel der<br />
Sammlung Familie Corsini mit Fürstenhut über dem<br />
Wappen.<br />
In Renaissance-Rahmen.<br />
Das Gemälde ist bereits durch mehrere kunstwissenschaftlichen<br />
Besprechungen, Expertisen und Publi kationen<br />
als ein Werk des Meisters gewürdigt worden<br />
(s.u.). Es zeigt das Portrait eines jungen Mannes, der<br />
Kopf nahezu in Lebensgröße, im Bildformat nahe an<br />
den Betrachter herangeführt. Ein dunkler Hintergrund,<br />
der nach unten nur leicht grünlich aufhellt, und das<br />
anthrazitfarbene, fast schwarze Kostüm verhalten sich<br />
insoweit zurückhaltend, als dadurch das Gesicht<br />
umso wirkungsvoller im Licht erscheint. Die Beleuchtung<br />
von links oben trifft zunächst vor allem auf die<br />
Stirnpartie und den Nasenrücken. Die dunkelbraunen<br />
Iris und das schwarze kurze Haar stehen in einem malerischen<br />
Kontrast zu dem helleren, rötlich-braunen<br />
kurzen Bart. Ein schmaler plissierter weißer Kragen<br />
umzieht die Kopfpartie. Die vollen Lippen werden<br />
vom Barthaar gesäumt, der sprechende Blick ist dem<br />
Betrachter entgegengerichtet.<br />
Der Maler zählt zu den bedeutendsten Vertretern der<br />
italienisch-florentinischen Spätrenaissance bzw. des<br />
Manierismus. Neben seinen Fresken, Altar- und Andachtsbildern<br />
ist er vor allem auch als Portraitist berühmt<br />
geworden. Dies nicht zuletzt, weil er als Maler<br />
mit höchster Bildung in engstem gesellschaftlichem<br />
und freundschaftlichem Kontakt zu Berühmtheiten<br />
seiner Zeit stand, wie ebenso zu Persönlichkeiten des<br />
Hofes der Medici, von denen er Portraitaufträge<br />
erhielt. Die Werke der großen Autoren wie Dante,<br />
Petrarca oder Pietro Bembo waren ihm selbstredend<br />
vertraut, was seinen Zugang zum Hof wesentlich<br />
beförderte.<br />
Bereits als Schüler des Jacopo Pontormo arbeitete er<br />
für die Medici, sowie für den Hof des Herzogs von<br />
Urbino, Francesco Maria I und Guibaldo della Rovere.<br />
Um 1533 wechselte er ganz an den Hof der Medici<br />
und erhielt den Status eines Hofmalers, nachdem der<br />
Herzog einen erlesenen Kreis von Literaten und Künstlern<br />
gerufen hatte. Die Festdekorationen in Florenz<br />
anlässlich der Hochzeit von Cosimo I mit Eleonora di<br />
Toledo, 1531, sind nicht mehr erhalten.<br />
Von seinen Porträts – vor allem der Medici-Familie –<br />
sind nur wenige autorisierte Repliken und Variationen<br />
erhalten, nicht selten in seiner Werkstatt oder von<br />
Alessandro Allori, seinem Schüler, geschaffen. Umso<br />
seltener sind Werke seiner Hand, wie das hier vorliegende.<br />
In den beiliegenden Begutachtungen, Besprechungen<br />
und Untersuchungen sind bereits stilistische Verwandtschaft<br />
aber auch Portaitähnlichkeit mit weiteren<br />
Werkes Bronzinos festgestellt worden. Vollkommen<br />
überzeugend ist die Ähnlichkeit des Dargestellten mit<br />
einem Bronzino zugewiesenen „Bildnis eines Mannes<br />
mit Schreibfeder und Buch“, dessen Verbleib nicht<br />
genannt werden kann, abgebildet im beiliegenden<br />
Aufsatz von Alessandro Nesi (s.u.).<br />
Der Autor zitiert in einer weiteren Publikation Ausstellungskatalog-<br />
„Tra Sacro e Profano“ (Sammlung Giorgio<br />
Baratti, Milano) – den Texteintrag von Ulderigo Medici<br />
in dessen 1880 erschienenen Katalog mit der Formulierung:<br />
Bronzino Angiolo – Portait eines Mitglieds der<br />
Medici-Familie, mit Abmessungen, identisch mit dem<br />
vorliegenden Gemälde. Ulderigo Medici war ehemals<br />
Konservator der Sammlung der Corsini-Prinzen in Florenz,<br />
daher auch Kenner der Bildnisse des Meisters,<br />
sowie der damaligen Sammlung (San Casciano Val di<br />
Pesa), Archivio Corsini. Auch war er vertraut mit den<br />
Werken der sämtlichen Maler der Zeit, wie etwa Salviati,<br />
die zur Sammlung gehörten.<br />
Ein Vergleichsbild, das ehemals dem Maler Andrea del<br />
Sarto zugewiesen war, aber letztlich doch in die Nähe<br />
Bronzinos gebracht wurde, erschien 2015 auf dem<br />
Markt und lässt sich, wie oben erwähnt, unzweifelhaft<br />
mit dem vorliegenden Gemälde in Verbindung bringen.<br />
Des Weiteren wurde in den Untersuchungen der Vergleich<br />
mit anderen Werken Bronzinos angestellt. So<br />
etwa wird hier die Darstellungsverwandtschaft mit<br />
dem Haupt des Heiligen Markus in der Kirche Sta.<br />
Felicita in Florenz festgestellt, ein Werk, das Bronzino<br />
zwischen 1525 und 1528 in Zusammenarbeit mit seinem<br />
Meister Pontormo in der Capponi-Kapelle schuf.<br />
Auch das Gesicht des Heiligen Joseph in der „Heiligen<br />
Familie mit Elisabeth und Johannes“ (National Gallery<br />
Washington, um 1625-1628) oder der Kopf Christi in<br />
der Uffizien-Pietá von 1529, einst für die Cambi-Kapelle<br />
in Sta. Trinita in Florenz geschaffen, wurden hier zum<br />
Vergleich herangezogen. A.R.<br />
Provenienz:<br />
Fürstliche Sammlung Corsini.<br />
Sammlung Giorgio Baratti.<br />
Literatur:<br />
Vgl. Elizabeth Pilliod, Pontormo, Bronzino, Allori. A<br />
Geneaolgy of Florentine Art. New Haven/ London<br />
2001.<br />
Vgl. Maurice Brock, Bronzino. Paris 2002.<br />
Vgl. Carlo Falciani Bronzino. Pintore e poeta alle corte<br />
dei Medici, Ausstellungskatalog, Palazzo Strozzi,<br />
Florenz 2010.<br />
Vgl. Alexander Rauch, Kunst der Italienischen<br />
Renaissance, Malerei der Hochrenaissance und des<br />
Manierismus in Rom und Mittelitalien, Köln 1994.<br />
Vgl. Alessandro Nova, (Hrsg.), Giorgio Vasari. Das<br />
Leben des Montorsoli und des Bronzino sowie der<br />
Künstler der Accademia del Disegno, bearb. und<br />
übers. v. Hana Gründler u. Katja Lemelsen, Berlin<br />
2008.<br />
Dokumentationen und Expertisen:<br />
Alessandro Nesi, Agnolo di Cosimo detto il Bronzino.<br />
Ritratto di giovane uomo. S. 1-10, mit Vergleichsabbildungen,<br />
Pistoia, 9. Nov. 2015.<br />
Daniele Rossi, Restauratore, Materialbericht, Florenz,<br />
14. April 2016.<br />
Andrea Emiliani, Präsident der Accademia Clementina,<br />
emerit., 20. 9. 2016<br />
Alessandro Nesi, Bronzino Rittratto d‘uomo della<br />
collezione Corsini, in: Quaderni di Maniera, Tirature<br />
limitate per studiosi e collezinonisti, Mailand,<br />
Collezione Giorgio Baratti, Febr. 2020.<br />
Internat. Ausstellungskatalog „Tra Sacro e Profano“<br />
– La Collezione Giorgio Baratti, Milano. Ausstellung in<br />
Vilnius, Nationalmuseum – Palace oft he Grand Dukes<br />
of Lithuania, 2020, Text Alessandro Nesi (dreisprachig).<br />
Alessandro Nesi, Agnolo di Cosimo detto il Bronzino.<br />
Ritratto di giovane uomo. Addenda bibliografica e<br />
documentaria (3 S. mit Vergleichsabb.) o. O.<br />
(13309921) (2) (11)<br />
54 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
AGNOLO DI COSIMO ALLORI BRONZINO,<br />
1503 FLORENCE – 1572 IBID.<br />
PORTRAIT OF A YOUNG MAN<br />
Oil on panel.<br />
38.7 x 32.4 cm.<br />
Verso an inserted slat with red lacquer seal of the<br />
Corsini collection with a princely hat over the coat<br />
of arms.<br />
In Renaissance frame.<br />
The painting has already been acknowledged as an<br />
authentic work by the master through several artscientific<br />
reviews, expert reports, and publications<br />
(see below). It shows the portrait of a young man, the<br />
head almost life-size, up-close to the viewer. The restrained<br />
colouration of the dark background, lightening<br />
in greenish hues towards the bottom and the<br />
anthracite-coloured, almost black costume, make the<br />
face appear even more effectively in the light. The<br />
light falling from the top left primarily hits the forehead<br />
and the bridge of the nose. The dark brown<br />
pupils and black short hair give a picturesque contrast<br />
to the lighter reddish-brown short beard. A narrow,<br />
pleated white collar surrounds the head section. The<br />
full lips are lined with the hair of the beard, his expressive<br />
gaze is directed towards the viewer. The painter<br />
is one of the most important representatives of the<br />
Italian-Florentine late Renaissance and Mannerism. In<br />
addition to his frescoes, altarpieces, and devotional<br />
paintings, he is also famous as a portraitist. As a highly<br />
accomplished painter, he was in close social and<br />
friendly contact with the contemporary celebrities<br />
and with personalities at the Medici court, from<br />
whom he received portrait commissions. He was<br />
evidently familiar with the works of great authors<br />
such as Dante, Petrarch, or Pietro Bembo, which significantly<br />
promoted his access to the court. As a student<br />
of Jacopo Pontormo, he worked for the Medici,<br />
the court of the Duke of Urbino, Francesco Maria I<br />
and Guidobaldo della Rovere. He moved to the Medici<br />
court full-time around 1533 where he was promoted to<br />
the status of court painter after the duke had summoned<br />
a select circle of writers and artists. His festive<br />
decorations in Florence for the marriage of Cosimo I to<br />
Eleonora di Toledo in 1531 no longer exist. Only a few<br />
authorized copies and variations of his portraits –<br />
especially of the Medici family – have survived, often<br />
created in his workshop or his apprentice Alessandro<br />
Allori. Works such as the present painting are even<br />
rarer. The enclosed reports, discussions and research<br />
have already established stylistic similarities and portrait<br />
resemblances with other works by Bronzino. The<br />
resemblance of the sitter to a Portrait of a man with<br />
pen and book attributed to Bronzino, with unknown<br />
whereabouts is completely convincing and illustrated<br />
in the enclosed essay by Alessandro Nesi. In another<br />
publication, the exhibition catalogue Tra Sacro e Profano<br />
(Giorgio Baratti Collection, Milano), the author<br />
quotes the entry by Ulderigo Medici’s catalogue published<br />
in 1880 as follows: Bronzino Angiolo – Portrait<br />
of a member of the Medici family, with identical<br />
dimensions to the painting on offer for sale in this lot.<br />
Ulderigo Medici was formerly curator of the collection<br />
of the Corsini princes in Florence and therefore also<br />
an expert on the portraits of the master and the<br />
collection of the time (San Casciano Val di Pesa),<br />
Archivio Corsini. He was also familiar with the works<br />
of all the contemporary painters, such as Salviati,<br />
which were part of the collection. A comparative<br />
painting, formerly attributed to the painter Andrea del<br />
Sarto but ultimately associated with the circle of<br />
Bronzino, appeared on the art market in 2015 and, as<br />
mentioned above, is undoubtedly linked to the present<br />
painting. Furthermore, the reports make comparisons<br />
with other works of Bronzino, such as a similar<br />
depiction of the head of Saint Mark in the church of<br />
Santa Felicita in Florence, a work that Bronzino created<br />
between 1525 and 1528 in collaboration with his<br />
master Pontormo in the Capponi Chapel. Further<br />
comparisons were made with the face of Saint<br />
Joseph in the Holy Family with the Saint Elizabeth<br />
and Saint John (National Gallery Washington, c. 1625-<br />
28), or the head of Christ in the Uffizi Pietà of 1529,<br />
once created for the Cambi Chapel in Santa Trinita in<br />
Florence.<br />
Provenance:<br />
Princely Corsini collection.<br />
Giorgio Baratti collection.<br />
Literature:<br />
Elizabeth Pilliod, Pontormo, Bronzino, Allori. A Geneaolgy<br />
of Florentine Art, Yale University Press, New<br />
Haven/London 2001.<br />
Maurice Brock, Bronzino, Paris, Flammarion 2002.<br />
Bronzino, Pintore e poeta alle corte dei Medici,<br />
exhibition catalogue, Palazzo Strozzi, Florence 2010.<br />
Alexander Rauch, Kunst der Italienischen Renaissance:<br />
Malerei der Hochrenaissance und des<br />
Manierismus in Rom und Mittelitalien, Cologne<br />
1994.<br />
Alessandro Nova (ed.), Giorgio Vasari: Das Leben<br />
des Montorsoli und des Bronzino sowie der Künstler<br />
der Accademia del Disegno, Berlin 2008.<br />
Documentations and expert’s reports:<br />
Alessandro Nesi, Agnolo di Cosimo detto il Bronzino.<br />
Ritratto di giovane uomo, pp. 1-10, with comparative<br />
illustrations, Pistoia, 9 November 2015.<br />
Daniele Rossi, Conservator, Materialbericht, Florence,<br />
14 April 2016.<br />
Andrea Emiliani, President of the Accademia Clementina,<br />
emeritus, 20 September 2016.<br />
Alessandro Nesi, Bronzino Rittratto d'uomo della<br />
collezione Corsini, in: Quaderni di Maniera, Tirature<br />
limitate per studiosi e collezinonisti, Milan, Collezione<br />
Giorgio Baratti, February 2020.<br />
Tra Sacro e Profano – La Collezione Giorgio Baratti,<br />
international exhibition catalogue, Milan. Exhibition<br />
in Vilnius, Nationalmuseum – Palace of the Grand<br />
Dukes of Lithuania, 2020, text by Alessandro Nesi<br />
(trilingual).<br />
Alessandro Nesi, Agnolo di Cosimo detto il Bronzino.<br />
Ritratto di giovane uomo. Addenda bibliografica e<br />
documentaria (three pages with comparative illustrations),<br />
n.d.<br />
€ 250.000 – € 450.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
57
310<br />
ANDREA VACCARO,<br />
1598/1604 NEAPEL – 1670, ZUG.<br />
HISTORISCHE SZENE<br />
ANDREA VACCARO,<br />
1598/1604 NAPLES – 1670, ATTRIBUTED<br />
HISTORICAL PAINTING<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
125 x 95 cm.<br />
In vergoldetem Profilrahmen.<br />
In einen architektonischen Zusammenhang gestellt,<br />
der vor allem durch eine Säule mit profilierter Basis<br />
lebt, sind mehrere Figuren zu sehen, von denen die<br />
vordere Rückenfigur wirkungsvoll in das Geschehen<br />
einleitet. Sie trägt einen Säbel, die dahinterstehende<br />
gestikulierende geharnischte Figur legt seine Hand<br />
auf einen Schwertknauf, während zwei weitere Männer<br />
vor der Säule – einer mit Turban der andere mit<br />
Helm – den Vorgang kommentieren.<br />
(1321334) (13)<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
125 x 95 cm.<br />
€ 35.000 – € 40.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
58 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
311<br />
PIETRO LIBERI,<br />
1614 PADUA – 1687 VENEDIG<br />
TARQUINIUS UND LUCRETIA<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
150 x 120 cm.<br />
In vergoldetem und plastisch verziertem Rahmen.<br />
Lucretia liegt auf ihrer Bettstatt, wobei ihr Körper eine<br />
absteigende Diagonale beschreibt, der weitere aufsteigende<br />
Diagonale kompositorisch entgegengestellt<br />
sind und das Gegenteil der Ruhe beschreiben. Sowohl<br />
der von ihr ausgehende Blick, ihre von Tar quinius nach<br />
oben gerichtete Hand und auch sein Schwert dienen<br />
dem Zweck die Dynamik des augenblicklichen Schreckens<br />
zu unterstreichen.<br />
PIETRO LIBERI,<br />
1614 PADUA – 1687 VENICE<br />
TARQUIN AND LUCRETIA<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
150 x 120 cm.<br />
Literature:<br />
The painting on offer for sale here is listed in the<br />
Pietro and Marco Liberi monograph by Ugo Ruggeri,<br />
Pietro e Marco Liberi. Pittori nella Venezia del Seicento,<br />
Rimini 1996, p. 155, no. p 90.<br />
€ 22.000 – € 25.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Literatur:<br />
Das hier angebotene Werk ist aufgeführt in der Monografie<br />
zu Pietro und Marco Liberi von Ugo Ruggeri:<br />
Pietro e Marco Liberi. Pittori nella Venezia del Seicento,<br />
Rimini 1996, S. 155, Nr. p90.<br />
Anmerkung:<br />
Die Geschichte der Lucretia und ihr Selbstmord im<br />
Jahre 510 v. Chr. wird sowohl von Titus Livius, Ovid<br />
als auch Boccaccio erzählt. Tarquinius wurde hernach<br />
getötet und der Vorgang gilt als Auslöser für die<br />
Gründung der römischen Republik.<br />
(1320245) (13)<br />
60 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
312<br />
FRANCESCO ALBANI,<br />
1578 BOLOGNA – 1660 EBENDA, ZUG.<br />
Albani war Schüler von Denys Fiammingo Calvaert<br />
(1540-1619) sowie von Ludovico Carracci (1555-1619)<br />
und stand in Verbindung mit Guido Reni (1575-1642),<br />
der mit ihm rivalisierte. Bekannt für seine anmutigen<br />
Frauengesichter, für die seine überaus schönen<br />
Kinder Modell gesessen haben sollen. Er unterrichtete<br />
später angeblich in der Accademia degli Incamminati.<br />
Die Werke seiner Hand, u.a. in zahlreichen öffentlichen<br />
Sammlungen und Museen, beziehen sich zumeist<br />
auf mythologische Darstellungen.<br />
DIANA UND CALLISTO<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
97 x 137 cm.<br />
In gekehltem, vergoldetem und mit Perlstab verziertem<br />
Rahmen.<br />
Diana ist außer sich, als sie soeben entdeckt, dass<br />
ihre Magd Callisto von Jupiter schwanger geworden<br />
ist. Mit ihren Nymphen sitzt sie an einem fließenden<br />
Gewässer, das eingebettet ist in eine weit in den Hintergrund<br />
ziehende hügelige Landschaft, der zahlreiche<br />
Bäume eingegliedert sind. Ein Raub der Europa aus<br />
der Hand des Francesco Albani in den Uffizien in Florenz<br />
(Inventarnummer 1890 Nr. 1366) weist eine ähnliche<br />
Raumstruktur auf. Weit mehr noch jedoch aber<br />
eine Venus in der Schmiede des Vulkan (Fondazione<br />
Zeri Nummer 57839). Eine Diana mit ihren Nymphen,<br />
die als Römische Schule geführt wird, bei der sie<br />
ebenso mit einem Speer bewaffnet ist, ist bei der<br />
Fondazione Zeri unter Nummer 49121 geführt.<br />
(1330375) (3) (13)<br />
FRANCESCO ALBANI,<br />
1578 BOLOGNA – 1660 IBID., ATTRIBUTED<br />
His works are held in numerous public collections and<br />
museums and mostly depict mythological subjects.<br />
DIANA AND CALLISTO<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
97 x 137 cm.<br />
A Rape of Europa by Francesco Albani held at the Uffizi<br />
Galleries in Florence (inv. no. 1890 no. 1366) shows a<br />
similar composition but even more so does the painting<br />
Venus in the Forge of Vulcan (Fondazione Zeri no.<br />
57839). A Diana and her Nymphs, which is listed as<br />
created by the School of Rome, where Diana is also<br />
armed with a spear, is also listed at Fondazione Zeri<br />
under no. 49121.<br />
€ 15.000 – € 20.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
62 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
313<br />
GIOVANNI GIACOMO SEMENTI<br />
(1583 BOLOGNA – 1640 ROM),<br />
FRANCESCO CITTADINI<br />
(1613/1616 MAILAND – 1681 BOLOGNA)<br />
DANAË<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
119 x 179 cm.<br />
In schwerem vergoldetem Rahmen mit<br />
Kymationfries.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Prof. Giancarlo<br />
Sestieri, Rom, 9. August 2010, in Kopie.<br />
Eine weite absteigende Diagonale bezeichnend,<br />
liegt Danae auf ihrer Bettstatt in ihrem Turm, in den ihr<br />
Vater sie eingesperrt hatte, um zu verhindern, dass<br />
sie Nachkommen zeugt – denn es wurde prophezeit,<br />
dass ihr Sohn seinen Großvater töten würde. Wir werden<br />
als Betrachter Zeuge des wundersamen Augenblicks,<br />
in dem Zeus in Gestalt eines Goldregens mit<br />
Danae den Sohn Perseus zeugt – der seinen Großvater<br />
letztendlich doch versehentlich bzw. der Lenkung der<br />
Götter gemäß mit einem Diskus tötet. Sementi, der<br />
1626 in die Ewige Stadt zog, fand seinen Mentor und<br />
Bewunderer in dem kunstsinnigen Kardinal Maurizio<br />
di Savoia. D. Benati geht von einer Zusammenarbeit<br />
mit dem gebürtigen Mailänder Pier Francesco Cittadini<br />
aus, der in den 1630er- Jahren in Rom tätig war.<br />
GIOVANNI GIACOMO SEMENTI<br />
(MILAN 1613/1616 – BOLOGNA 1681),<br />
FRANCESCO CITTADINI<br />
(BOLOGNA 1580 – 1636 ROME)<br />
DANAË<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
119 x 179 cm.<br />
In heavy gilt frame with cymatium frieze.<br />
Accompanied by an expert’s report by Professor<br />
Giancarlo Sestieri, Rome, 9 August 2010, in copy.<br />
Exhibitions:<br />
Corpo, Amore e Sentimento, A. Marchi (ed.), San<br />
Marino Art Galleries, Palazzo Arzilli, 27 July 27 – 18<br />
September 2011, pp. 38- 39.<br />
Catalogo Antichi Maestri dal XIV al XVIII secolo, curated<br />
by Professor Giancarlo Sestieri with the collaboration<br />
of Professor Andrea Emiliani, pp. 22-23, no. 4.<br />
€ 60.000 – € 100.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Ausstellungen:<br />
Corpo, Amore e Sentimento, kuratiert von A. Marchi,<br />
San Marino, Gallerie San Marino, Palazzo Arzilli, 27.<br />
Juli-18. September 2011, S. 38-39.<br />
Catalogo Antichi Maestri dal XIV al XVIII secolo,<br />
kuratiert von Prof. Giancarlo Sestieri unter Mitwirkung<br />
von Prof. Andrea Emiliani, S. 22-23, Nr. 4.<br />
(1331005) (2) (13)<br />
64 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
314<br />
ALESSANDRO MAGNASCO,<br />
UM 1667 GENUA – 1749 EBENDA<br />
DIE VERKÜNDIGUNG AN MARIA<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
50,2 x 73 cm.<br />
In vergoldetem Rahmen.<br />
Das Gemälde zeigt den entscheidenden Moment, in<br />
dem der Engel Gabriel an die Jungfrau Maria verkündet,<br />
dass der heilige Geist sie herabkommen und sie<br />
einen Sohn empfangen werde. In einem Innenraum die<br />
an einem Betpult halb kniende Maria in rosa-blauer<br />
Kleidung. Im Hintergrund ihr Bett mit weißer Decke<br />
und grünem Baldachin. Mit leicht gesenktem Kopf<br />
und nach unten ausgestrecktem linkem Arm wendet<br />
sie sich ergeben dem erschienenen Engel zu. Dieser<br />
im Kontrapost stehend, ist gehüllt in ein leuchtendes<br />
helles Gewand, hat große Flügel und mit seinem dynamisch<br />
erhobenen rechten Arm und dem ausgestreckten<br />
Zeige finger weist er auf die von Wolken<br />
umgebene, zwischen beiden oben schwe bende Taube<br />
hin, das Symbol des Heiligen Geistes, von der ein<br />
Lichtstrahl auf Maria fällt. Die linke Hand des Engels<br />
hält einen Lilienzweig als Symbol für die Unschuld<br />
und Jungfräulichkeit Mariens, von dem nur die blühende<br />
Spitze hinter seinen Schultern sichtbar ist. Vor<br />
dem bräunlichen Hintergrund hebt sich das farbige<br />
Gewand der Maria besonders ab und kontrastiert mit<br />
dem weiß-gelblichen, leicht grünlich gefärbten Gewand<br />
des Engels. Besonders auffallend in der Mitte<br />
des Dreiecks, das von dem Engel, der Taube und der<br />
Jungfrau Maria gebildet wird: ein abstraktes Rechteck,<br />
leicht schillernd, von dem unklar ist, ob es sich<br />
um ein Gemälde oder um einen Spiegel handelt. Die<br />
Beleuchtung, die die Hauptfiguren besonders herausstellt,<br />
scheint aufgrund des Schatten des Engels am<br />
Boden von links zu kommen.<br />
Eine Hauptinspiration für das vorliegende Gemälde<br />
des Künstlers scheint in dem Werk der „Verkün digung“<br />
von Domenico di Pace, genannt Beccafumi (1486-1551),<br />
zu liegen (in Sarteano aufbewahrt). In diesem Gemälde<br />
ist die gleiche dreieckige Struktur des Raumes<br />
zwischen dem Engel, der Taube und der Jungfrau zu<br />
erkennen, jedoch nicht mit einem Quadrat, sondern<br />
mit einem rundbogigen Fensterausblick. Die Nüchternheit<br />
von Magnascos Darstellung, die hier auf ihre<br />
wesentlichen Elemente reduziert ist, lässt auch an ein<br />
größeres Werk denken, auch wenn es nicht ausgeführt<br />
ist. Die Festigkeit seiner Handschrift ist eines der<br />
Charakteristika des Stils von Magnasco.<br />
Provenienz:<br />
Sotheby‘s, London, 29. Juli 2020, Lot 145.<br />
Literatur:<br />
Vgl. P. A. Orlandi, The Abecedario Pittorico, Bologna<br />
1719.<br />
Fausta F. Guelfi, Alessandro Magnaso, Genua 1977<br />
(das Gemälde abgebildet und besprochen), S.156/157.<br />
Laura Muti, Daniele de Sarno Prignano, Magnasco,<br />
Faenza, 1944, Kat.Nr. 412, Abb.435.<br />
Vgl. Daniel Arasse, L’Annonciation Italienne, Paris 1999.<br />
Vgl. Daniel Arasse, Histoires de Peinture, Paris 2004.<br />
(1330243) (18)<br />
ALESSANDRO MAGNASCO,<br />
CA. 1667 GENOA – 1749 IBID.<br />
THE ANNUNCIATION<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
50.2 x 73 cm.<br />
Provenance:<br />
Sotheby´s, London, 29 July 2020, Lot 145.<br />
Literature:<br />
cf. Pellegrino A. Orlandi, The Abecedario Pittorico,<br />
Bologna 1719.<br />
Fausta F. Guelfi, Alessandro Magnaso, Genua 1977<br />
(the painting illustrated and discussed), p.156/157.<br />
Laura Muti, Daniele de Sarno Prignano, Magnasco,<br />
Faenza, 1944, cat.no. 412, ill.435.<br />
cf. Daniel Arasse, L’Annonciation Italienne, Paris<br />
1999.<br />
cf. Daniel Arasse, Histoires de Peinture, Paris 2004.<br />
€ 60.000 – € 80.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
66 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
315<br />
FLÄMISCHER MEISTER DES 17. JAHRHUNDERTS<br />
ADAM UND EVA IM PARADIES<br />
FLEMISH MASTER OF THE 17TH CENTURY<br />
ADAM AND EVE IN PARADISE<br />
Öl auf Holz.<br />
Durchmesser: 26,5 cm.<br />
Das Gemälde ist als Rundbild geschaffen und zeigt<br />
das erste Menschenpaar nackt im Schatten eines großen<br />
Baumes vor dunklem Waldhintergrund. Am Baum<br />
eine Frucht, die Eva mit ausgestreckter Hand ergreift.<br />
Um den oberen Teil des Baumes – der sogenannte<br />
Baum der Erkenntnis – eine Schlange gewunden, die<br />
mit ihrem Kopf den Apfel berührt, gleichsam symbolisch<br />
dem Menschenpaar übergibt. Am linken Bildrand<br />
der Kopf eines Rehbocks, weiter unten lagert ein<br />
Hündchen, gefolgt von Katzen und weiteren, den<br />
Menschen näheren Haustieren wie Hasen, Hühner,<br />
Rinder und Ziegen. Rechts im Hintergrund Blick in das<br />
paradiesische Gefilde mit heller erleuchteten Bäumen<br />
und Wildtieren wie Löwe, Bären und anderes Getier,<br />
dazwischen Vögel. Thematisch wie inhaltlich geht die<br />
Darstellung zurück auf Brueghels gleichnamiges großformatiges<br />
Gemälde „Adam und Eva im Paradies“, das<br />
in Zusammenarbeit mit Peter Paul Rubens (1577-1640)<br />
entstand, wobei Rubens dort die Figuren schuf. Das<br />
vorliegende Bild ist aber insofern völlig eigen ständig,<br />
als der Bildaufbau zwar vergleichbar, die Figurenkomposition<br />
jedoch völlig unterschiedlich zu den üblichen<br />
brueghelschen Vorbildern dieses Themas erscheinen.<br />
Die genannte frühere Fassung entstand 1617 (Öl auf<br />
Holz, heute im Mauritshuis, Den Haag). Das Rundbild<br />
von hoher malerischer Qualität sowohl in der Figurenwiedergabe,<br />
die den nachhaltigen Einfluss von Rubens<br />
verraten, als auch in der landschaftlichen Wiedergabe<br />
im Hintergrund mit fein ausgeführtem Laubwerk, das<br />
sich in helles türkis-grün nach hinten entwickelt. (†)<br />
(13013110) (11)<br />
Oil on panel.<br />
Diameter: 26.5 cm. (†)<br />
€ 40.000 - € 70.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
70 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
316<br />
FLÄMISCHER MALER DES 17. JAHRHUNDERTS<br />
IN DER ART DES PETER PAUL RUBENS<br />
AUFSTIEG ZUM KALVARIENBERG<br />
Öl auf Kupfer.<br />
70 x 87 cm.<br />
Unter hohem Himmel, im Licht der untergehenden<br />
Sonne, der unter der Last des schweren Holzkreuzes<br />
gefallene Jesus beim Aufstieg auf den mit Bäumen<br />
bewachsenen hohen Kalvarienberg. Er trägt ein langes<br />
Gewand, wird an den Haaren kräftig von einem<br />
Schächer gezogen und blickt mit seinem fahlen Gesicht<br />
aus dem Gemälde heraus. Umgeben ist er von<br />
zahlreichen Figuren: hinter ihm Simon von Cyrene,<br />
der ihm hilft, das Kreuz wieder zu heben und ein weiterer<br />
Helfer, ein Soldat zu Pferde, der ihn mit Lanze<br />
fordert aufzustehen, zudem Soldaten in Rüstung, den<br />
beiden weiteren Verurteilten, sowie einem Trupp, der<br />
ihnen voranreitet. Während die linke Bildseite von<br />
dem Berg und den Figuren fast ganz eingenommen<br />
wird, fällt auf der rechten Bildseite der Blick in die<br />
weite Landschaft mit der Stadt unter hohem Himmel.<br />
Am Boden die halb kniende Veronika, die Jesus ein<br />
weißes Schweißtuch reichen möchte, hinter ihr zwei<br />
kleine Kinder und am Bildrand Maria in langem blauem<br />
Gewand mit Johannes. Malerei mit erkennbarer Zweiteilung:<br />
Die linke Bildseite lässt den Einfluss eines<br />
hochformatigen Werkes von Rubens erkennen, bei<br />
dessen Gemälde jedoch noch Veronika mit dargestellt<br />
ist. Qualitätvolle Malerei in teils kräftiger Farbgebung<br />
mit gekonnter Hell-Dunkel-Inszenierung.<br />
FLEMISH SCHOOL, 17TH CENTURY<br />
IN THE STYLE OF PETER PAUL RUBENS<br />
ASCENT TO MOUNT CALVARY<br />
Oil on copper.<br />
70 x 87 cm.<br />
Painting visibly divided into two sections: the left side<br />
shows the influence of a portrait-format work by<br />
Rubens, in whose painting Veronica is also shown.<br />
High-quality painting, with strong colours in places<br />
and skilful chiaroscuro.<br />
Notes:<br />
The painting The Ascent to Calvary by Peter Paul<br />
Rubens, dated 1634-1637, oil on canvas, 560 x 350<br />
cm is held at Brussels, Musées Royaux des Beaux-<br />
Arts de Belgique, Musée d’Art Ancien, inv. no. 374<br />
€ 25.000 - € 35.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Anmerkung:<br />
Das Gemälde „Der Aufstieg zum Kalvarienberg“ von<br />
Peter Paul Rubens, dat. 1634-1637, Öl auf Leinwand,<br />
560 x 350 cm befindet sich in Brüssel, Musées Royaux<br />
des Beaux-Arts de Belgique, Musée d‘Art Ancien,<br />
Inv.Nr. 374.<br />
(13303412) (2) (18)<br />
72 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
317<br />
REMBRANDT-SCHULE DES 17. JAHRHUNDERTS<br />
BÄRTIGER ALTER MANN<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
77 x 67 cm.<br />
Rechts oben eventuell Rest einer Signatur.<br />
In ornamental reliefiertem Rahmen.<br />
Vor einem nicht näher bestimmten Grund, dessen<br />
beige-graues Camaieu in den gleichen Farben wie der<br />
Kopf gestaltet, jedoch weniger differenziert ist, ein<br />
nach rechts gewandter Torso in pelzverbrämten Mantel,<br />
im Zentrum der nach unten gerichtete Kopf eines alten<br />
Mannes mit weit in den Bildraum vorkragendem Bart,<br />
dessen einzelne Haare ganz wie bei Rembrandt als<br />
Lichtduktus zu erkennen sind. Meisterhaft sind die<br />
Falten der Haut zu erkennen, die sorgfältig modelliert<br />
sind und die weise Aura des Dargestellten unterstreichen,<br />
der möglicherweise als Apostel zu denken ist.<br />
Bernhard Schnackenburg bestimmte den Künstler an<br />
unseren Einlieferer zwar nicht als Lievens, jedoch als<br />
Werkstattarbeit eines Rembrandt-Schülers.<br />
Provenienz:<br />
1964/1965 vom Vater des Einlieferers im Niederländischen<br />
Kunsthandel erworben, seither in Familienbesitz<br />
und ein Newcomer auf dem Kunstmarkt seit den<br />
1960er-Jahren.<br />
Anmerkung:<br />
Das vorliegende Bildnis kann etwa mit dem Apostel<br />
Petrus von Rembrandt im Nationalmuseum in Stockholm<br />
(Inv.Nr. NM 1349) verglichen werden.<br />
(1330671) (13)<br />
SCHOOL OF REMBRANDT, 17TH CENTURY<br />
BEARDED OLD MAN<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
77 x 67 cm.<br />
Possible remains of a signature top right.<br />
Provenance:<br />
Acquired in 1964/1965 on the Dutch art market by<br />
the father of the current consignor, family-owned<br />
ever since and a newcomer to the art market since<br />
the 1960s. Bernhard Schnackenburg did not confirm<br />
the artist as Lievens to the current consignor but as<br />
a workshop work by a Rembrandt pupil.<br />
Notes<br />
The present portrait compares well with the The<br />
Apostle Peter by Rembrandt held at the Nationalmuseum<br />
in Stockholm (inv. no. NM 1349).<br />
€ 20.000 - € 30.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
74 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
318<br />
GOVAERT FLINCK,<br />
1615 – 1660, ZUG.<br />
JUNGE AUF EINEM PONY REITEND<br />
GOVAERT FLINCK,<br />
1615 – 1660, ATTRIBUTED<br />
BOY RIDING A PONY<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
75 x 59 cm.<br />
Vor beige-braunem Hintergrund ein Junge in edlem<br />
weiß-grauem Gewand und rot-braunem Mantel, dazu<br />
eine rote Kappe mit Federn tragend, auf einem Pony<br />
mit Augenklappe nach links reitend. Mit seiner linken<br />
Hand hält er fest die Zügel, während er seine rechte<br />
Hand mit einer kleinen Peitsche zum Antrieb des Tieres<br />
erhoben hat. Er hat ein rundliches Gesicht, rötliche<br />
Haare und rot leuchtende Pausbacken, mit seinen<br />
leuchtenden blauen Augen schaut er auf den Betrachter<br />
aus dem Bild heraus. Die Art der Darstellung erinnert<br />
an repräsentative Herrscherbildnisse zu Pferde.<br />
Malerei in zurückhaltender Farbgebung mit gekonnt<br />
gesetzten Hell-Dunkel-<strong>Part</strong>ien.<br />
(1331105) (18)<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
75 x 59 cm.<br />
€ 12.000 - € 15.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
76 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
319<br />
GILLIS COIGNET D. Ä.,<br />
1542 ANTWERPEN – 1599 HAMBURG<br />
ALLEGORIE DES ZORNS<br />
Öl auf Eichenholz.<br />
108 x 76,5 cm.<br />
Beigegeben eine ausführliche Expertise von Dr. Ursula<br />
Härting vom 30. April 2015, Hamm.<br />
Wie in der Gattung der Allegoriemalereien nicht<br />
selten, ist auch hier am Unterrand des Bildes eine<br />
erklärende Aufschrift zu sehen, hier in lateinischer<br />
Sprache, in der die Eigenschaft des Zornes definiert<br />
wird „IRA PARENS ODII, RABIE SUCCENSA, MA-<br />
LORUM MULTORUM CAUSA EST, ATQ IN CURABILIS<br />
ERROR.“ (Der Zorn ist der Erzeuger des Hasses, facht<br />
ihn an, er ist der Grund vieler Übeltaten und Ursache<br />
unheilbarer Fehler).<br />
So ist das Wesen des Zornes als männliche allegorische<br />
Figur dargestellt, mit nacktem Körper, lediglich<br />
mit einem roten Tuch bekleidet, in ausschreitender<br />
angriffslustiger Haltung, ein Krummschwert erhoben,<br />
die Finger der linken Hand krallenhaft angespannt.<br />
Das blonde Haar feuerartig nach hinten flatternd, um<br />
die wortwörtliche Hitzköpfigkeit anzudeuten, die Augen<br />
mit einem Tuch verbunden, um die Blindwütigkeit<br />
zu illustrieren. Zu seinen Füßen am Boden in leichter<br />
Sitzhaltung wiedergegebene Frau, die ihn versucht<br />
zurückzuhalten, indem sie ihn am Bein festhält. Nicht<br />
zuletzt sind Krummschwert und schwarzer Lippenbart<br />
dezente Anspielungen auf die Türkenkriege der Vergangenheit.<br />
Im landschaftlichen Hintergrund finden sich<br />
einzelne Szenen der Geschichte, in denen die Taten<br />
und Wirkungen des Zornes veranschaulicht werden:<br />
Links oberhalb der Szene zweier kämpfender Hähne<br />
Kain und Abel, rechts die Steinigungsszene des Heiligen<br />
Stephanus, links hinten rauchende heidnische<br />
Opferaltäre.<br />
Gemäß dem beiliegenden, gut recherchierten und<br />
ausführlichen Gutachten entstand das Gemälde vermutlich<br />
vor 1585 in Antwerpen, nachdem der Maler<br />
zeitweise in Italien lebte und etwa in Tivoli unter der<br />
Leitung von Federico Zuccari (um 1543-1609) den Salon<br />
der Villa d‘Este ausgemalt hat. Nach Vertreibung<br />
der Lutheraner durch die Spanier zog Gillis 1595 nach<br />
Hamburg, wo er vier Jahre später verstarb.<br />
Die allegorische Darstellung des Zornes aus der Reihe<br />
der „Sieben Laster“ lässt – wie auch die Schriftkartusche<br />
– den Schluss zu, dass es sich hier um das Gemälde<br />
einer Bilderfolge handelt, in siebenteiligem<br />
Zusammenhang. Entsprechend hat Coignet 1584 in<br />
Antwerpen eine Bilderserie aus neun ähnlich großen<br />
Tafeln geschaffen, die sich heute in der Kathedrale<br />
von Logroño in Spanien befindet. Auch dort mit themenbegleitenden<br />
Szenen im Hintergrund. Werke von<br />
der Hand des Künstlers, vor allem mit historischen<br />
und allegorischen Themen, befinden sich etwa im Dolhuys<br />
Museum in Amsterdam, im Königlichen Museum<br />
Antwerpen, ferner in Berlin, Budapest, Hamburg,<br />
Bratislava und Sankt Petersburg. (†)<br />
(1322009) (11)<br />
GILLIS COIGNET THE ELDER,<br />
1542 ANTWERP – 1599 HAMBURG<br />
ALLEGORY OF WRATH<br />
Oil on oak panel.<br />
108 x 76.5 cm.<br />
A detailed expert’s report by Dr. Ursula Härting from<br />
30 April 2015, Hamm is enclosed.<br />
Not unusually in the genre of allegory painting, an explanation<br />
in Latin defining the characteristics of wrath<br />
can be seen at the bottom margin of the painting on<br />
offer for sale in this lot: “IRA PARENS ODII, RABIE<br />
SUCCENSA, MALORUM MULTORUM CAUSA EST,<br />
ATQ IN CURABILIS ERROR.“ (Wrath breeds hatred<br />
and fuels it; it is the reason for many evil deeds and<br />
causes irremediable errors). The nature of wrath is depicted<br />
as a male figure. Works by the artist, especially<br />
with historical and allegorical subjects, are held for<br />
example at the Het Dolhuys Museum in Amsterdam<br />
or the Royal Museum of Fine Arts in Antwerp, as well<br />
as in collections in Berlin, Budapest, Hamburg, Bratislava<br />
and Saint Petersburg. (†)<br />
€ 18.000 - € 28.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
78 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
320<br />
PAOLO DE MATTEIS,<br />
1662 PIANO DE CLIENTO – 1728 NEAPEL, ZUG.<br />
ALLEGORIE DER ASTRONOMIE<br />
Öl auf Leinen. Doubliert.<br />
118 x 108 cm.<br />
Die allegorische weibliche Gestalt hier in Dreiviertelfigur<br />
nach rechts neben einem Steinsockel gezeigt,<br />
auf dem ein Himmelsglobus liegt. Die Figur in schräger<br />
Körperhaltung wiedergegeben, das Gesicht nach<br />
rechts oben gerichtet, am Rücken große Engelsflügel,<br />
die Kleidung im antik-griechischen Stil, das helle Peplosoberkleid<br />
an der Schulter gebauscht. In der rechten<br />
Hand hält sie einen Zirkel, der Rock und Überhang<br />
in Form eines mit goldenen Sternen übersäten blauen<br />
Tuches. Gemäß der griechischen Mythologie war die<br />
allegorische Gestalt der Astronomie Urania, die Tochter<br />
von Zeus und Mnemosyne.<br />
Die Zuschreibung an Paolo de Matteis erfolgte aus<br />
Vergleichen mit Werken des Malers, der ein Schüler<br />
von Luca Giordano (1632/34-1705) war, sich in seinem<br />
späteren Werk allerdings bereits dem Klassizismus<br />
von Carlo Maratti (1625-1713) genähert hat. Möglicherweise<br />
gehörte das Gemälde – im Zusammenhang<br />
einer Ausgestaltung eines Palazzo – zu einer Reihe<br />
weiterer allegorischer Darstellungen.<br />
(1330348) (2)<br />
PAOLO DE MATTEIS,<br />
1662 PIANO DEL CILENTO - 1728 NAPLES,<br />
ATTRIBUTED<br />
ALLEGORY OF ASTRONOMY<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
118 x 108 cm.<br />
€ 40.000 - € 60.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
80 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
321<br />
NICOLAS POUSSIN,<br />
1594 VILLERS – 1665, ZUG.<br />
BACCHANAL<br />
Öl auf Leinwand.<br />
96 x 107 cm.<br />
Unter weiß-blauem Himmel eine fröhliche Gesellschaft<br />
von teils leicht bekleideten Männern und Frauen beim<br />
Feiern mit Wein, der aus dem Krug direkt, wie auf der<br />
linken Bildseite von einem halb knienden, fast nackten<br />
Mann, getrunken wird, oder aus Schalen, wie bei den<br />
beiden am Boden liegenden Frauen in weißen Blusen<br />
in blauem, beziehungsweise in rotem Gewand. Ein<br />
Mann in weißer Kleidung hält einen Glaskrug hoch<br />
und begutachtet den darin enthaltenen Rotwein. Niemand<br />
scheint sich auch an dem kleinen Kind zu stören,<br />
dass mit hochgezogenem Hemdchen zwischen den<br />
Liegenden uriniert. Rechts ein tanzendes Paar: sie in<br />
einem hellblauen Gewand, er in Rückenansicht mit<br />
einem altrosafarbenen Gewand mit reichem Faltenwurf.<br />
Im Vordergrund rechts eine junge, nur mit einem<br />
weißen Laken umhüllte, sich am Boden räkelnde<br />
Schönheit. Es ist Ariadne, in die sich der Weingott<br />
Bacchus unsterblich verliebt und die er zu seiner<br />
Braut erkoren hatte. Diese Schönheit wird sehr häufig<br />
mit unterschiedlicher Deutung auf Gemälden von<br />
Poussin präsentiert. Darüber auf einem Berghang liegend<br />
der trunkene, schlafende Bacchus vor einem<br />
Schiffsrumpf aus Holz, wohl der Arche Noah, die gerade<br />
auf dem Berg Ararat gebaut wird. In der Bildmitte<br />
ist zudem ein kleines weißes Segelschiff zu erkennen.<br />
Figurenreiche, teils humorige Darstellung des bekannten<br />
Künstlers, der wohl hier Darstellungen aus<br />
der Bibel und der Mythologie zusammensetzt und in<br />
frischen leuchtenden Farben präsentiert. Zu erwähnen<br />
bleibt, dass der Künstler hier ein Thema nach Tizian<br />
aufgreift.<br />
(13306116) (10)<br />
NICOLAS POUSSIN,<br />
1594 VILLERS – 1665, ATTRIBUTED<br />
BACCHANAL<br />
Oil on canvas.<br />
96 x 107 cm.<br />
Cheerful party of partially scantily dressed men and<br />
women celebrating with wine beneath a white-blue<br />
sky. Bacchanal with numerous figures and some<br />
humorous scenes by Poussin, who probably combined<br />
depictions from the Bible with those of mythology<br />
presenting them here in fresh luminous colours.<br />
€ 18.000 - € 25.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
82 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
322<br />
LOMBARDISCHER MALER AUS DEM<br />
LEONARDO-SCHÜLERKREIS VON SALAI,<br />
EIGENTLICH „GIAN GIACOMO CAPROTTI“,<br />
UM 1480 MAILAND – UM 1524<br />
MARIA MAGDALENA<br />
Öl auf Holz.<br />
70 x 50,5 cm.<br />
Rahmen im Renaissance-Stil.<br />
Der hier genannte Maler Salai stand in engstem Kreis<br />
des Leonardo da Vinci. Nur wenige Gemälde sind für<br />
seine Hand gesichert, was Zuschreibungen erschwert<br />
oder nahezu unmöglich macht. Sein Malstil hält sich<br />
generell an den Leonardos, wie das für viele weitere<br />
Maler dieser Zeit zu beobachten ist. Salai, Sohn des Weinpächters<br />
der Güter Leonardos, soll bereits 10-jährig in<br />
dessen Atelier gekommen sein, vor allem seines<br />
schönen Aussehens und seiner Locken wegen. So<br />
stand er alsbald Modell für mehrere Werke Leonardos.<br />
Salai begleitete den Meister auf seinen Reisen und<br />
stand gerüchtegemäß in engerer als nur Schülerbeziehung.<br />
Bereits Vasari, der berühmte Künstlerbiograf<br />
der Renaissance, erwähnte die These, der Name<br />
„Mona Lisa“ sei ein Anagramm zu Leonardos „Mon<br />
Salai“.<br />
Das Gemälde weist, wie viele der lombardischen Maler<br />
im Kreis um und nach Leonardo, auch dessen entsprechende<br />
stilistischen Merkmale auf. Die Heilige ist<br />
im Dreiviertelbildnis gegeben, steht nach rechts an<br />
einem Felsentisch und hält die Arme vor der Brust<br />
überkreuzt, während ihr langes Lockenhaar die übrige<br />
Nacktheit bedeckt. Der Blick ist aufwärts gerichtet,<br />
jedoch - wie auch bei Werken Leonardos - in nicht eindeutiger<br />
Weise. Auf dem Stein das grausilberne Salbgefäß.<br />
Gerade die auffallende Betonung der Lockenpracht<br />
mag als Indiz für den Zusammenhang mit<br />
Salais eigenem Erscheinungsbild zu sehen sein. A.R.<br />
(13307033) (11)<br />
SCHOOL OF LOMBARDY, FROM THE CIRCLE<br />
OF STUDENTS OF LEONARDO FROM SALAÌ<br />
(ALSO KNOWN AS “GIAN GIACOMO CAPROTTI”)<br />
CA. 1480 MILAN – 1524<br />
SAINT MARY MAGDALENE<br />
Oil on panel.<br />
70 x 50.5 cm.<br />
Salaì was part of the closest circle of Leonardo da<br />
Vinci. As only a few of his paintings are assured to be<br />
by his hand it is difficult or nearly impossible to make<br />
attributions. His style of painting generally adheres to<br />
Leonardos, as is the case for many other painters of<br />
this time. Salaì, the son of the vineyard tenant of<br />
Leonardo’s estate, is said to have come to Leonardo’s<br />
workshop aged ten, mainly due to his beautiful looks<br />
and his curls. He soon became the model for several<br />
of Leonardo’s works. Salaì accompanied the master<br />
on his travels and was rumoured to have a closer relationship<br />
than just being an apprentice. Vasari, the<br />
famous artist biographer of the Renaissance, already<br />
suggested that the name Mona Lisa is an anagram of<br />
Leonardo’s “Mon Salaì”. Like many of the Lombard<br />
painters in the circle around and after Leonardo, this<br />
painting also shows corresponding stylistic characteristics.<br />
The saint is shown in three-quarter length portrait,<br />
standing to the right at a rock table, her arms<br />
crossed in front of her chest, while her long, curly hair<br />
covers the rest of her nudity. Her gaze is directed upwards,<br />
but – as in Leonardo’s works – in an ambiguous<br />
way. Her attributive grey-silver jar of ointment is<br />
placed on a stone. The striking emphasis on the magnificent<br />
curls may indicate of the connection with<br />
Salaì's own appearance.<br />
€ 15.000 - € 20.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
84 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
323<br />
ITALIENISCHER MEISTER DES 17. JAHRHUNDERTS<br />
ATHENE ERMAHNT SATURN VOR DER TÖTUNG<br />
SEINER KINDER<br />
Öl auf Leinwand.<br />
185 x 180 cm.<br />
In dieser aus zwei mythologischen Figuren bestehenden<br />
Darstellung ist rechts Athene in Rüstung und<br />
Helm darstellt; hinter ihr ragt der Kopf eines Pferdes<br />
hervor. Sie schaut auf den ihr gegenübersitzenden,<br />
bärtigen alten Mann und hat ihre linke Hand erhoben.<br />
Dieser hält mit festem Griff ein kleines Kind in seinem<br />
Arm, ihm zu Füßen stehen zwei weitere Kinder. Es<br />
handelt sich wohl dabei um Saturn, der nach der römischen<br />
Mythologie seine eigenen Kinder gefressen<br />
haben soll. In diesem Bild wird er eindringlich von<br />
Athene dazu ermahnt, von seinem Vorhaben abzulassen.<br />
Besonders hervorzuheben ist die Wiedergabe<br />
der Bewegtheit der Dargestellten. (†)<br />
(13306041) (10)<br />
ITALIAN MASTER OF THE 17TH CENTURY<br />
ATHENA WARNS SATURN NOT TO KILL<br />
HIS CHILDREN<br />
Oil on canvas.<br />
185 x 180 cm.<br />
This depiction of two mythological figures shows<br />
Athena on the right in armour and helmet. (†)<br />
€ 22.000 - € 30.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
86 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
324<br />
ITALIENISCHER MALER DES 16. JAHRHUNDERTS<br />
SALOME UND DAS HAUPT VON<br />
JOHANNES DEM TÄUFER<br />
Öl auf Holz.<br />
59 x 50,5 cm.<br />
Holzrahmen mit Einlegearbeiten aus Lapislazuli und<br />
rotem Achat.<br />
In Nahsicht Judith als Halbfigur in frontaler Stellung in<br />
rotem Gewand mit faltenreichen Ärmeln, dass am Dekolleté<br />
mit wertvollen Steinen bestickt ist, und sorgsam<br />
frisiertem, langen Haar mit goldenen Band; neben<br />
ihr zwei Begleiterinnen vor dunklem Hintergrund.<br />
Sie hat den leicht gesenkten Kopf mit entrücktem<br />
Blick zur linken Seite gerichtet, während ihre rechte<br />
Begleiterin aus dem Bild heraus und die zweite in grünem<br />
Gewand auf die Schale schaut. Judith hält in ihren<br />
Händen eine silberne Schale mit dem Kopf des<br />
Johannes, die am Rand mit Blutstropfen versehen ist.<br />
Präzise, feine Malerei von Gesicht und Inkarnat. Der<br />
Künstler lässt Einflüsse der venezianischen Malerei<br />
erkennen und könnte aus dem Umkreis des Romanino<br />
(1485 - 1566) stammen, worauf ein alter Aufkleber auf<br />
der Rückseite des Bildes hinweist. (†)<br />
(13306018) (10)<br />
ITALIEN SCHOOL, 16TH CENTURY<br />
SALOME UND DAS HAUPT VON<br />
JOHANNES DEM TÄUFER<br />
Oil on panel.<br />
59 x 50.5 cm.<br />
Wooden frame inlaid with lapis lazuli<br />
and red agate. (†)<br />
€ 10.000 - € 12.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
88 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
325<br />
HENDRICK VAN SOMER,<br />
UM 1615 AMSTERDAM – 1684/85 NEAPEL, ZUG.<br />
Der Künstler wurde in Italien auch „Enrico Fiammingo“<br />
genannt, als er als Gehilfe des Giuseppe José de<br />
Ribera (1588/91-1652) wirkte. Erwähnt bei Bernardo<br />
De Dominici (1683-1759) in seinem Werk über die<br />
Lebensläufe der Maler, Bildhauer und Architekten in<br />
Neapel (erschienen 1742/43).<br />
HEILIGER HIERONYMUS, UM 1630<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
90 x 124 cm.<br />
In teilbronziertem ebonisiertem Profilrahmen.<br />
Wir danken Prof. Spinosa für die Zuschreibung des<br />
vorliegenden Gemäldes an Hendrick van Somer, auch<br />
genannt „Enrico de Somer“ und „Enrico Fiammingo“.<br />
Hieronymus hat sich in seinem Studierzimmer eingerichtet<br />
und seine Hand ruht auf einer Schriftrolle auf<br />
einem hoch gelegenen Schreibpult, während etwas<br />
niedriger im rechten Winkel dazu ein niedriges Bord<br />
mit aufliegenden Büchern und einer Feder liegen. In<br />
Caravaggesker Lichtführung strahlen die Höhungen<br />
des Gesichts und die Schulter dem Betrachter entgegen<br />
und dynamisieren so den sonst starren Vorgang,<br />
tragen zur Tiefenwirkung bei.<br />
HENDRICK VAN SOMER,<br />
CA. 1615 AMSTERDAM – 1684/85 NAPLES,<br />
ATTRIBUTED<br />
SAINT JEROME, ca. 1630<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
90 x 124 cm.<br />
We would like to thank Professor Spinosa for attributing<br />
the painting to the artist.<br />
Notes:<br />
A similar painting signed by van Somer and dated<br />
1652 is held at the Corsini Collection in the Galleria<br />
Borghese.<br />
€ 6.000 - € 10.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Anmerkung 1:<br />
Der Künstler wurde in Italien auch „Enrico Fiammingo“<br />
genannt, als er als Gehilfe des Giuseppe José de<br />
Ribera (1588/91-1652) wirkte. Erwähnt bei Bernardo<br />
De Dominici (1683-1759) in seinem Werk über die<br />
Lebensläufe der Maler, Bildhauer und Architekten in<br />
Neapel (erschienen 1742/43). Er besaß großes Talent<br />
und eine komplexe Künstlernatur, der die Historiker<br />
heute gerecht zu werden versuchen. So wird ihm<br />
heute eine angemessene Rolle innerhalb der wunderbaren<br />
neapolitanischen Kunstszene zwischen der<br />
vierten und sechsten Dekade des 17. Jahrhunderts<br />
zuteil.<br />
Anmerkung 2:<br />
Ein ähnliches von van Somer signiertes und 1652<br />
datiertes Gemälde befindet sich in der Sammlung<br />
Corsini in der Galeria Borghese.<br />
(1330211) (2) (13)<br />
90 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
326<br />
SOFONISBA ANGUISSOLA,<br />
UM 1530 CREMONA – 1625 PALERMO<br />
PORTRAIT VON VIER KINDERN<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
103 x 102 cm.<br />
In reichlich mit Akanthusblatt verziertem vergoldetem<br />
Rahmen.<br />
Beigegeben Ausarbeitung von Marco Tanzi, Cremona,<br />
2022.<br />
Dicht nebeneinander stehen in zeitgenössischer Kleidung<br />
vor unbestimmtem Hintergrund vier etwa gleichgroße<br />
Kinder, die den Betrachter allesamt anblicken.<br />
Als Frau war Anguissola zu ihrer Zeit noch eine Außenseiterin<br />
in dem von Männern beherrschten Beruf.<br />
Dank der Förderung Ihres Vaters jedoch, brachte sie<br />
es so weit, dass sie Hofmalerin bei Philipp II von Spanien<br />
wurde und Lehrerin der Königin Isabella von Valois.<br />
Deswegen, vor allem aber wegen ihres intimen<br />
Malstils waren ihre Werke besonders begehrt. Schon<br />
früh reiste sie nach Rom, wo sie Michelangelo vorgestellt<br />
wurde, der ihr Talent direkt erkannte, und nach<br />
Mailand, wo sie den Herzog von Alba malte. König<br />
Philipp von Spanien ermöglichte ihr eine aristokratische<br />
Heirat; später zog sie dann nach Sizilien, dann<br />
nach Pisa und Genua. In dem hier angebotenen Gemälde<br />
sieht man sehr schön, wie das zärtliche Wesen<br />
der Kinder sich in ihrem Lächeln widerspiegelt – eine<br />
Eigenart, die viele Zeitgenossen faszinierte. (†)<br />
Provenienz:<br />
Königshaus Hannover, Marienburg.<br />
Sotheby‘s, Kunstwerke des Königlichen Hauses<br />
Hannover, Schloss Marienburg, 5.-15. Oktober 2005,<br />
Lot 494. Mit einer vorgeschlagenen Datierung um<br />
1590.<br />
Anmerkung 1:<br />
Sofonisba Anguissola wurde um 1532 in Cremona in<br />
der Lombardei als ältestes von sieben Kindern geboren.<br />
Ihr Vater Amilcare Anguissola war ein Vertreter<br />
des genuesischen Kleinadels. Ihre Mutter Bianca<br />
Ponzone stammte ebenfalls aus einer wohlhabenden<br />
Familie mit adeliger Herkunft. Ihre Mutter starb, als<br />
Sofonisba gerade einmal vier oder fünf Jahre alt war.<br />
Amilcare Anguissola ermutigte alle seine Töchter<br />
(Sofonisba, Elena, Lucia, Europa, Minerva und Anna<br />
Maria), ihre Talente zu entwickeln.<br />
Vier ihrer Schwestern wurden Malerinnen, aber Sofonisba<br />
war bei weitem die begabteste und schließlich<br />
auch die einzige der Schwestern, deren Name bis<br />
heute überdauert. Ihr aristokratischer Vater sorgte<br />
dafür, dass Sofonisba und ihre Schwestern eine vielseitige<br />
Ausbildung erhielten. Sofonisba war 14 Jahre<br />
alt, als er sie zusammen mit ihrer Schwester Elena<br />
zu Bernardino Campi zur Ausbildung schickte, einem<br />
angesehenen Portrait- und religiösen Maler aus Sofonisbas<br />
Heimatstadt Cremona.<br />
Anmerkung 2:<br />
Von Anguissola sind mehrere Kinderbildnisse bekannt,<br />
die als Vergleich herangezogen werden. Eines wurde<br />
am 31. Mai 1929 bei Cassirer Helbing in Berlin unter<br />
Lot 10 versteigert und befindet sich heute in der Sammlung<br />
J. Spiridon in Paris. Besonders jedoch ein Gemälde<br />
mit drei nebeneinander befindlichen Gemälden<br />
in der Sammlung Lord Methuen in Corsham zeigt<br />
deutlich, dass die Zuschreibung unseres Gemäldes<br />
an Anguissola augenfällig ist. Ein weiteres Portrait<br />
mit zwei Kindern befindet sich im Allen Memorial<br />
Art Museum in Oberlin und ist als Tondo gearbeitet.<br />
(13305110) (13)<br />
SOFONISBA ANGUISSOLA,<br />
CA. 1530 CREMONA – 1625 PALERMO<br />
PORTRAIT OF FOUR CHILDREN<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
103 x 102 cm. (†)<br />
Accompanied by elaboration by Marco Tanzi, Cremona,<br />
2022.<br />
Provenance:<br />
Royal House of Hanover, Marienburg.<br />
Sotheby’s, works of art from the Royal House of<br />
Hanover, Marienburg Castle, 5 - 15 October 2005,<br />
lot 494 with a suggested creation date of ca. 1590.<br />
Notes:<br />
Several portraits of children by Anguissola are known,<br />
which can be used to draw comparisons. One was<br />
sold at auction on 31 May 1929 at Cassirer Helbing<br />
in Berlin under lot 10 and is now held at the J. Spiridon<br />
Collection in Paris. A portrait of three children<br />
held at the Lord Methuen Collection in Corsham<br />
clearly shows that the attribution of our painting to<br />
Anguissola is obvious. Another example is a portrait<br />
of two children in tondo format held at the Allen<br />
Memorial Art Museum in Oberlin.<br />
€ 80.000 - € 100.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
92 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
327<br />
CLAUDIO COELLO,<br />
UM 1632 MADRID – 1693<br />
Der Maler gilt als der letzte bedeutende Vertreter der<br />
spanischen Barock-Ära des 17. Jahrhunderts. Als Sohn<br />
des erfolgreichen portugiesischen Bildhauers Faustino<br />
Coello ging er in Madrid in die Lehre bei Francisco<br />
Rizi (1614-1685) und schuf noch als dessen Schüler<br />
sein erstes Altarblatt für die Kirche San Plácido in<br />
Madrid. Der Hofmaler Carreno de Miranda vermittelte<br />
ihm die Genehmigung, die königlichen Sammlungen<br />
mit Werken von Tizian, Van Dyck und Rubens zu studieren.<br />
Es folgten Studien in Rom sowie Aufträge für<br />
Fresken in Madrid und Toledo, aber auch für den Triumphbogen<br />
für den Eingang der Königin Maria Louisa<br />
von Orleans. Durch diese Arbeiten berühmt geworden,<br />
erhielt er weitere Aufträge, etwa vom Erzbischof<br />
von Saragossa, wie auch von Carlo II für den Escorial.<br />
Erst durch die Ankunft des Italieners Luca Giordano,<br />
der den Stilwandel herbeiführte, geriet Coello in den<br />
Hintergrund, wodurch er – so die Legende – aus Gram<br />
verstarb. Als letzter Vertreter der klassischen Spanischen<br />
Malerei hinterließ er zahlreiche bedeutende<br />
Werke, die sich in San Ildefonso, im Escorial, Salamanca,<br />
Valdemoro und anderen Stellen befinden.<br />
BILDNIS DES HEILIGEN FRANZ XAVER<br />
Öl auf Leinwand.<br />
98,5 x 75 cm.<br />
Original barocker Rahmen.<br />
Entstanden um 1680/83.<br />
Das Gemälde zeigt den Heiligen im Dreiviertelbildnis.<br />
Die dunkle Kleidung, der Hut sowie das schwarze<br />
Haar und der Bart lassen das Gesicht heller aufleuchten,<br />
entsprechend dem aus sich selbst heraus leuchtenden<br />
Nimbus. Kopfhaltung und der Blick nach rechts<br />
oben werden kompositorisch begleitet durch den Stab<br />
und die Lilienstängel, Attribute des Dargestellten. Das<br />
Gemälde ist sowohl in der Malweise als auch in der<br />
Qualität durchaus ebenbürtig mit Coellos Altarbild mit<br />
der Darstellung des Heiligen Domingo von 1685 im<br />
Prado-Museum in Madrid. A.R.<br />
Literatur:<br />
Ausführlicher Artikel zu vorliegendem Gemälde<br />
(in Kopie beigegeben):<br />
Angel Aterido, Claudio Coello, Madrid, 1642-1693,<br />
Saint Francis Xaver.<br />
Edward J. Sullivan, Two paintings by Claudio Coello<br />
in Valdemoro and his work für the Jesuits in Madrid,<br />
in: Homenaje a Humberto Pinera, Madrid 1979.<br />
Edward J. Sullivan, Claudio Coello y la pintura barroca<br />
madrilena, Madrid, 1989 (dort weitere Literatur).<br />
Angel Aterido, „Contexto e idea de una talla sevillana:<br />
Lacapilla del Cristo del Colegio Imperial de Madrid,<br />
Archivo Hispalense, nr. 246, 1998, S. 201-237.<br />
(1330282) (11)<br />
CLAUDIO COELLO,<br />
1642 MADRID – 1693<br />
The painter is considered the last important representative<br />
of the Spanish Baroque era of the 17th century.<br />
As the son of the successful Portuguese sculptor<br />
Faustino Coello, he was apprenticed to Francisco Rizi<br />
(1614 – 1685) in Madrid and created his first altarpiece<br />
for the church of San Plácido in Madrid while he was<br />
still his student. The court painter Juan Carreño de<br />
Miranda gave him permission to study the royal collections<br />
with works by Titian, Van Dyck and Rubens.<br />
PORTRAIT OF SAINT FRANZ XAVER<br />
Oil on canvas.<br />
98.5 x 75 cm.<br />
Created ca. 1680/83.<br />
The painting is equal to Coello’s 1685 altarpiece depicting<br />
Saint Dominic of Guzman held at the Museo<br />
del Prado, both in style and quality.<br />
Literature:<br />
Detailed article regarding the painting on offer for<br />
sale in this lot (copy enclosed):<br />
Angel Aterido, Claudio Coello, Madrid, 1642 – 1693,<br />
Saint Francis Xavier .<br />
E. J. Sullivan, Two paintings by Claudio Coello in<br />
Valdemoro and his work für the Jesuits in Madrid, in:<br />
Homenaje a Humberto Piñera, Madrid 1979.<br />
E. J. Sullivan, Claudio Coello y la pintura barroca<br />
madrileña, Madrid, Nerea, 1989 (further literature<br />
listed there).<br />
Angel Aterido, Contexto e idea de una talla sevillana:<br />
La Capilla del Cristo del Colegio Imperial de Madrid,<br />
Archivo Hispalense, no. 246, 1998, pp. 201-237.<br />
€ 50.000 - € 70.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
94 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
328<br />
HENDRICK VAN SOMER,<br />
1615 – 1684/ 85<br />
HIERONYMUS IM STUDIUM<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
174 x 114 cm.<br />
In ebonisiertem und vergoldetem Rahmen.<br />
Die Zuschreibung stützt sich auf eine Bestätigung<br />
durch Prof. Wayne E. Franits gegenüber Vorbesitzer.<br />
Ganzfigurig steht der nach links gewandte Hieronymus<br />
über einer offenen Schrift mit dahinter sich erhebendem<br />
Kruzifix und davor liegendem Schädel mit<br />
Rosenkranz. Zu seinen Füßen liegt die ihm attributiv<br />
zukommende Löwenfigur.<br />
Hendrick de Somer, der oft mit Hendrick van Somer<br />
verwechselt wird, ist als Enrico Fiammingo bekannt.<br />
Er war einer der vielen Maler aus Nordeuropa, die,<br />
fasziniert von der klassischen Kunst, nach Italien reisten<br />
und dort einen Großteil ihres Lebens und ihrer<br />
Karriere verbrachten. Ab 1624 war er vor allem in<br />
Neapel tätig, beeinflusst von der Malerei Giuseppe<br />
de Riberas, wie der italienische Kunsthistoriker und<br />
Maler Bernardo de‘ Dominici in seinem Werk Leben<br />
der Maler, Bildhauer und Architekten von Neapel<br />
(1742-1743) berichtet. In der Nachfolge seines Meisters<br />
hinterließ er zahlreiche religiöse und mythologische<br />
Kompositionen, stand aber auch in enger Verbindung<br />
mit anderen neapolitanischen Künstlern wie Viviano<br />
Codazzi und Domenico Gargiulo, mit denen er häufig<br />
zusammenarbeitete. Er wurde aber auch von anderen<br />
neapolitanischen Meistern beeinflusst, die in jenen<br />
Jahren bekannt wurden, wie Massimo Stanzione und<br />
Bernardo Cavallino. In den folgenden Jahren wendet<br />
sich seine Malerei der venezianischen und bolognesischen<br />
Schule zu. Er wandte sich nämlich vom Tenebrismus<br />
de Riberas ab, um dem in Neapel aufkommenden<br />
Geschmack für römische und bolognesische Kunst zu<br />
frönen. Zu seinen bekannten Werken gehören die<br />
„Caritas Romana“ von 1635 in einer römischen Privatsammlung<br />
und zwei Versionen des Heiligen Hieronymus<br />
in der Wüste, eine in den Trafalgar Galleries in<br />
London von 1651, die andere in der Nationalgalerie<br />
des Palazzo Barberini in Rom von 1652. De Somer<br />
schuf zahlreiche Gemälde mit dem Heiligen, ebenso<br />
wie sein Meister de Ribera, der dieses Thema populär<br />
gemacht hatte. Ein weiteres Schlüsselwerk ist das<br />
Altarbild der Taufe Christi (Neapel, Santa Maria della<br />
Sapienza) aus dem Jahr 1641, das mit Sicherheit de<br />
Somer zugeschrieben werden kann, da die Dokumentation<br />
seines Auftrags erhalten geblieben ist. Nach<br />
1656 gibt es keine Aufzeichnungen über Hendrick de<br />
Somer, was darauf hindeutet, dass er eines der Opfer<br />
der Pest von 1656 in Neapel gewesen sein könnte.<br />
(1330721) (13)<br />
HENDRICK VAN SOMER,<br />
16015 – 1684/ 85<br />
SAINT JEROME IN HIS STUDY<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
174 x 114 cm.<br />
The attribution is based on a confirmation by Professor<br />
Wayne E. Franits towards previons owner.<br />
His well-known works include the Caritas Romana of<br />
1635 in a private Roman collection and two versions<br />
of Saint Jerome in the Desert, one held at Trafalgar<br />
Galleries, London from 1651, the other held at the<br />
National Gallery of the Palazzo Barberini in Rome<br />
from 1652.<br />
€ 25.000 - € 30.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
96 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
329<br />
GREGORIO PRETI,<br />
1603 TAVERNA, CATANZARO – 1672 ROM, ZUG.<br />
Bruder des Mattia Preti (1613-1699)<br />
SALOME MIT DEM HAUPT JOHANNES DES TÄUFERS<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
97 x 132,5 cm.<br />
In vergoldetem Profilrahmen.<br />
Beigegeben Expertise von Prof. Riccardo Lattuada.<br />
In großem Format wird Salome als die das Bildgeschehen<br />
dominierende Figur gezeigt, mit feder geschmücktem<br />
Haupt und sie umwehendem Velum,<br />
in ihren Händen eine weite Schale, darin das Haupt<br />
Johannes des Täufers, das sie ihrer Mutter präsentiert.<br />
(†)<br />
Literatur:<br />
Vgl. Johan T. Spike, Gregorio Preti. I Dipinti, I Documenti,<br />
Florenz, 2003.<br />
Vgl. Giuseppe Porzio, Per una rivalutazione di Gregorio<br />
Preti, in: Art Italies, 18, 2012, S. 39-45.<br />
GREGORIO PRETI,<br />
1603 TAVERNA, CATANZARO – 1672 ROME,<br />
ATTRIBUTED<br />
Brother of Mattia Preti (1613 – 1699)<br />
SALOME WITH THE HEAD OF SAINT JOHN<br />
THE BAPTIST<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
97 x 132.5 cm.<br />
Accompanied by expert’s report by Prof Riccardo<br />
Lattuada. (†)<br />
Literature:<br />
cf. T. Spike, Gregorio Preti: I Dipinti, I Documenti,<br />
Taverna, 2003.<br />
cf. G. Porzio, Per una rivalutazione di Gregorio Preti,<br />
in: Art Italies, no. 18, 2012, pp. 39-45.<br />
€ 28.000 - € 35.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Anmerkung:<br />
Der Auslöser des hier geschilderten Dramas wird in<br />
den Evangelien des Matthäus (14,1-9) und des Markus<br />
(6,17-25) erzählt: Johannes der Täufer hatte König<br />
Herodes Antipas öffentlich des Ehebruchs bezichtigt,<br />
als dieser seine Schwägerin Herodias, die Frau seines<br />
Halbbruders Herodes Boethos, heiratete. Um den<br />
Beschuldigungen ein Ende zu setzen, ließ Herodes<br />
den Täufer kurzerhand gefangen nehmen, wagte jedoch<br />
nicht, ihn zu töten, da das Volk in ihm einen<br />
Propheten sah. Herodias, die ebenfalls gedemütigte<br />
Ehebrecherin, verfolgte indes einen mörderischen<br />
Plan. Als der König anlässlich seines Geburtstages<br />
ein großes Buffet gab, ließ Herodias ihre Tochter<br />
Salome vor ihm tanzen, so dass er, der von der verführerischen<br />
Darbietung seiner Stieftochter ganz<br />
hingerissen war, ihr jeglichen Wunsch erfüllen wollte.<br />
Von ihrer Mutter angestiftet, verlangte Salome den<br />
Kopf Johannes des Täufers.<br />
(1330512) (13)<br />
98 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
330<br />
EMILIANISCHER MALER<br />
DES 17. JAHRHUNDERTS<br />
LOT UND SEINE TÖCHTER<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
94 x 78 cm.<br />
In bronziertem Profilrahmen.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Andrea Emiliani, in<br />
Kopie.<br />
Ein leichter Schattenriss am linken Rand verortet die<br />
Darstellung der biblischen Geschichte: Bevor Gott Sodom<br />
und Gomorrha mit Schwefel und Feuer vernichtet,<br />
gebietet er Lot mit Frau und Töchtern zu fliehen. Während<br />
Lots Frau zur Salzsäure erstarren muss, weil sie<br />
sich nach der brennenden Stadt umschaut, retten sich<br />
Lot und die Töchter in eine Berghöhle. Da kein Mann<br />
im Lande war, der den Töchtern Nachkommen hätte<br />
schenken können, machen die Frauen den Vater trunken,<br />
legen sich zu ihm und werden schwanger (1. Buch<br />
Mose, Gen 19,30-38). Hier hält sich Lot schon rücklings<br />
an der einen Tochter, während die andere stehend<br />
eine Tazza mit Wein befüllt, den sie aus einem<br />
blau-weißem Fayencekrug giesst.<br />
(13303416) (2) (13)<br />
EMILIAN SCHOOL,<br />
17TH CENTURY<br />
LOT AND HIS DAUGHTERS<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
94 x 78 cm.<br />
In bronzed profile frame.<br />
Accompanied by an expert’s reportby Andrea Emiliani,<br />
in copy.<br />
€ 18.000 - € 25.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
100 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
331<br />
GREGORIO PRETI,<br />
1603 TAVERNA, CATANZARO – 1672 ROM, ZUG.<br />
Bruder des Mattia Preti (1613 – 1699)<br />
JESUS VOR PETRUS, DER DEN FISCH MIT<br />
DEM SILBERSTÜCK HÄLT<br />
Öl auf Leinwand.<br />
97 x 135 cm.<br />
Ungerahmt.<br />
GREGORIO PRETI,<br />
1603 TAVERNA, CATANZARO – 1672 ROME,<br />
ATTRIBUTED<br />
Brother of Mattia Preti (1613 – 1699)<br />
SAINT PETER AND JESUS WITH THE SILVER COIN<br />
IN THE FISH’S MOUTH<br />
Oil on canvas.<br />
97 x 135 cm..<br />
Die Szene illustriert den Text aus dem Evangelium des<br />
Matthäus (17, 24-27), in dem es um die Frage der<br />
Tempelsteuer geht, die Petrus hier einzunehmen hat.<br />
Der Legende nach bat Jesus, Petrus sollte einen Fisch<br />
angeln und würde das Geldstück für die Tempelsteuer<br />
darin finden. Die Szene in betonter caravaggesker<br />
Hell-Dunkelmanier wiedergegeben, die beiden Hauptpersonen<br />
in die linke Bildhälfte gerückt. Rechts ein<br />
jugendlicher Mann mit Turban vor einem offenen Folianten,<br />
offenbar mit Steuerliste, dahinter ein geharnischter<br />
Söldner. Zwei weitere Personen aus dem<br />
Apostelkreis flankieren die Jesusfigur. Das Gemälde<br />
wurde – laut altem Rahmenschild – bereits als ein<br />
Werk des Mattia Preti angesehen, mit dessen Werk<br />
die Malweise tätsächlich große Übereinstimmung<br />
aufweist.<br />
(13306218) (10)<br />
€ 22.000 - € 35.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
102 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
332<br />
MARCANTONIO FRANCESCHINI,<br />
1648 BOLOGNA – 1729, ZUG.<br />
BATHSEBA IM BADE<br />
Öl auf Leinwand.<br />
200 x 288 cm.<br />
Im Zentrum in der für Franceschini typischen Komposition<br />
ist hell erleuchtet Bathseba, die Frau eines Offiziers<br />
der Armee des biblischen Köings David, dargestellt,<br />
wie sie ihrer Schönheitspflege nachgehend<br />
sitzend auf einer Terrasse dargestellt ist, die links von<br />
einer Grottenarchitektur, rückwärtig von einer balustrierten<br />
erhobenen Terrasse begrenzt wird. Während<br />
vier junge Frauen emsig damit beschäfigt sind, ihre<br />
Füße zu Waschen, sie anzukleiden oder mit dem ein<br />
oder anderen Mittel ihre Schönheit hervorzuheben,<br />
sinniert im Hintergrund unbeachtet König David, den<br />
einen Ellbogen auf der Balustrade auflegend und gut<br />
erkennbar an seiner goldglänzenden Krone. David<br />
wird Bathseba zu sich kommen lassen, wissend, dass<br />
sie verheiratet ist, und wird sie schwängern. Da es<br />
ihm nicht gelingen wird, das Kind Bathsebas Mann<br />
unterzuschieben, wird David dessen Tod herbeiführen,<br />
indem er ihn an die Front schicken wird. Diese Handlungen<br />
rufen, laut Bibel, den Zorn Gottes hervor. Das<br />
aus diesem Ehebruch hervorgegangene Kind wird<br />
sterben. Das Thema war bei Franceschinis Klientel<br />
offenbar sehr begehrt, denn in seinem Œuvre finden<br />
wir Bathseba gleich mehrfach. Einmal wurde ihr von<br />
Franceschini nur eine Assistenzfigur zugedacht und<br />
die Komposition ist ein Hochformat, sodass König<br />
David von einem weit erhöhten Balkon daniederblickt<br />
(Sammlung Gasparrini, Rom). Eine weitere Szene ist<br />
unserem Gemälde sehr ähnlich (Sammlung Durazzo<br />
Pallavicini, Genua). Sie zeigt ebenfalls vier Assistenzfiguren<br />
und auch hier ist König David im linken Hintergrund<br />
befindlich. Während eine Frau sich um die Füße<br />
kümmert, ist die andere mit dem Richten der Kleidung<br />
beschäftigt – ebenso wie auf dem hier angebotenen<br />
Gemälde.<br />
MARCANTONIO FRANCESCHINI,<br />
1648 BOLOGNA – 1729, ATTRIBUTED<br />
BATHSHEBA BATHING<br />
Oil on canvas.<br />
200 x 288 cm.<br />
Notes:<br />
Franceschini was a master of baroque classicism, and<br />
his delicate figures, although not charming, were always<br />
dignified. Unsurprisingly his works are held in<br />
collections of famous museums such as the Metropolitan<br />
Museum of Art in New York or the Museum<br />
of Fine Arts in Houston.<br />
€ 100.000 - € 120.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Anmerkung:<br />
Franceschini war ein Meister des barocken Klassizismus<br />
und seine zarten Figuren stets würdevoll und<br />
wenig lieblich. So nimmt es nicht wunder, dass seine<br />
Werke auch Sammlungen berühmter Museen wie<br />
des Metropolitan Museum of Art in New York oder<br />
das Museum of Fine Arts in Houston zieren.<br />
(1330541) (2) (13)<br />
104 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
333<br />
EBERHARD KEILHAU,<br />
GENANNT "MONSÙ BERNARDO",<br />
1624 HELSINGØR – 1687 ROM, ZUG.<br />
Über den in Dänemark geborenen Maler, der nach<br />
Rom zog, ist bekannt, dass er 1642-1644 in der Werkstatt<br />
von Rembrandt van Rijn (1606-1669) in Amsterdam<br />
gearbeitet hat und 1651 nach Venedig kam. Auf<br />
seinen Reisen zwischen Venedig, Bergamo und Mailand<br />
widmete er sich verschiedenen Bildgattungen,<br />
vor allem auch dem Portrait, wobei er die Königin<br />
Christina von Schweden, die sich damals in Ravenna<br />
aufhielt, portraitieren konnte. Letztlich wirkte er ab<br />
1656 in Rom.<br />
ABENDLICHE LANDSCHAFT MIT AM BODEN<br />
LIEGENDEM JUNGEN<br />
Öl auf Leinwand.<br />
74,5 x 134 cm.<br />
In weiter Landschaft, vor einem Baumstumpf, der liegende<br />
Junge in blau-weißer und rötlicher Kleidung,<br />
seinen Kopf auf die Hand seines rechten Ellenbogens<br />
abgestützt und mit seiner linken Hand einen schwarzen<br />
Hut mit rotem Band festhaltend. Vor ihm am<br />
Boden stehend ein geflochtener großer Korb und ein<br />
Zweig mit einer gelb-rötlich leuchtenden Frucht.<br />
Rechtsseitig ein angebundener Rebstock mit Trauben,<br />
vor dem Ausblick in eine weite Landschaft mit blauem<br />
Himmel, im Licht der untergehenden Sonne.<br />
Anmerkung:<br />
Ein vergleichbares Werk des Künstlers mit einem<br />
liegenden Hirtenjungen und einem Weidenkorb<br />
wurde am 12. Dezember 2001 bei Christie's unter<br />
der Lot 79 versteigert.<br />
Literatur:<br />
Vgl. Minna Heimbürger, Bernardo Keilhau detto<br />
Monsù Bernardo, Rom 1988.<br />
(1330363) (4) (18)<br />
EBERHARD KEILHAU,<br />
ALSO KNOWN AS “MONSÙ BERNARDO”,<br />
1624 HELSINGØR – 1687 ROME, ATTRIBUTED<br />
EVENING LANDSCAPE WITH RECUMBENT BOY<br />
ON THE GROUND<br />
Oil on canvas.<br />
74.5 x 134 cm.<br />
Notes:<br />
A similar work by the artist with recumbent shepherd<br />
boy and wicker basket was sold on 12 December<br />
2001 at Christie’s with lot 79.<br />
Literature:<br />
cf. Minna Heimbürger, Bernardo Keilhau detto<br />
Monsù Bernardo, Rome 1988.-<br />
€ 17.000 - € 20.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
106 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
334<br />
EBERHARD KEILHAU,<br />
GENANNT „MONSÙ BERNARDO“,<br />
1624 HELSINGØR – 1687 ROM, ZUG.<br />
SCHLAFENDES KIND MIT BÜCHERN<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
75 x 134 cm.<br />
In breitem profiliertem Rahmen.<br />
Den Kopf auf einem Kissen ruhend und eine Schrifttafel<br />
neben sich legend, ruht das Mädchen da mit ausgezogenen<br />
Schuhen und neben ihr stehendem Korb,<br />
der mit Büchern angefüllt ist. Ein allegorischer Hintersinn<br />
im Sinne einer Erschöpfung der Gelehrsamkeit.<br />
Anmerkung:<br />
Ein Gemälde mit der gleichen Darstellung wird im<br />
Statens Museum in Kopenhagen verwahrt.<br />
Literatur:<br />
Vgl. zu dem Werk in Kopenhagen: Minna Heimbürger,<br />
Bernardo Keilhau detto Monsù Bernardo, Rom 1988,<br />
S. 206. (1330364) (4) (13)<br />
MONSÙ BERNARDO,<br />
ALSO KNOWN AS “EBERHART KEILHAU”,<br />
1624 HELSINGØR – 1687 ROME, ATTRIBUTED<br />
SLEEPING CHILD WITH BOOKS<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
75 x 134 cm.<br />
Notes:<br />
A painting with the same depiction is held at the<br />
Statens Museum for Kunst in Copenhagen.<br />
Literature:<br />
cf. for the work in copenhagen: Minna Heimbürger,<br />
Bernardo Keilhau detto Monsù Bernardo, Rom 1988,<br />
p. 206.<br />
€ 17.000 - € 20.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
107
335<br />
ANNIBALE CARRACCI,<br />
1560 BOLOGNA – 1609 ROM, SCHULE DES<br />
DIE HEILIGE MARGARETHA VON ANTIOCHIA<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
209 x 117 cm.<br />
Die Heilige in einer italienischen Landschaft, zu ihrer<br />
Rechten angelehnt an einen antikischen Sockel mit<br />
dem Motto „Sursum cordir“ (Empor die Herzen). In<br />
seiner Landschaftskomposition und figürlichen Auffassung,<br />
erinnert das Gemälde an ein Noli me tangere<br />
Gemälde von Annibale Carracci, welches in der Fondazione<br />
Zeri unter der Nummer 56086 zu finden ist.<br />
Auch erinnert es an einen „Johannes der Täufer“ im<br />
John and Mable Ringling Museum of Art in Sarasota,<br />
Florida, welches ebenfalls der Carracci-Schule zugewiesen<br />
wird. Des weiteren an einen Heiligen Sebastian,<br />
in spiegelverkehrter Darstellung, in der Fondazione<br />
Zeri (53717).<br />
ANNIBALE CARRACCI,<br />
1560 BOLOGNA – 1609 ROME, SCHOOL OF<br />
SAINT MARGARET OF ANTIOCH<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
209 x 117 cm.<br />
The composition of the landscape and figures in the<br />
painting on offer for sale in this lot are reminiscent of<br />
Annibale Carraci’s Noli Me Tangere painting, listed at<br />
the Fondazione Zeri with no. 56086 as well as a Saint<br />
John the Baptist depiction held at the John and Mable<br />
Ringling Museum of Art in Sarasota, Florida, which is<br />
also attributed to the School of Carracci. Finally it is<br />
also similar to a mirror-inverted depiction of Saint Sebastian<br />
held at Fondazione Zeri with no. 53717.<br />
€ 40.000 - € 60.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Anmerkung:<br />
Die legendäre Märtyrerin wurde einst von ihrem heidnischen<br />
Vater verstoßen und beim Stadtpräfekten<br />
denunziert. Sie setzte dem Teufel in Menschengestalt<br />
ihren Fuß auf den Scheitel, um ihm seine Machtlosigkeit<br />
zu demonstrieren. (13306055) (10)<br />
108 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
336<br />
RÖMISCHE SCHULE DER ZWEITEN HÄLFTE<br />
DES 17. JAHRHUNDERTS<br />
DIE GEBURT DES BACCHUS<br />
SCHOOL OF ROME, SECOND HALF<br />
OF THE 17TH CENTURY<br />
THE BIRTH OF BACCHUS<br />
Öl auf Leinwand.<br />
115 x 165 cm.<br />
In schmalem vergoldetem Rahmen.<br />
Im Mittelpunkt dieser Darstellung steht der Götterbote<br />
Hermes mit rotem Gewand und geflügeltem Helm,<br />
der in seiner linken Hand auf einem gelblichen Tuch<br />
den neugeborenen nackten Bacchus hält, der um sein<br />
Haupt einen kleinen Efeukranz trägt. Die Szenerie<br />
spielt sich in einer weiten idealisierten bergigen Landschaft<br />
ab, mit an einem Fluss sitzenden und ruhenden<br />
Bacchanten, die zumeist nackt dargestellt werden,<br />
teilweise ebenfalls einen Efeukranz tragen und sich<br />
teilweise in oder am niedrigen Wasser eines Flusses<br />
befinden. Hinter ihnen erheben sich zwei bewaldete<br />
Bergkuppen; auf einer von diesen sitzt ein Pan, Flöte<br />
spielender Satyr. Auf diesem Berg soll Bacchus geboren<br />
worden sein, zu dem sind darauf Efeu und Weinstock<br />
heimisch, was man auf dem Bild an den zahlreichen<br />
Weinranken und blauen Weintrauben erkennen<br />
kann. Merkur verweist mit weitem ausgestrecktem<br />
Arm auf Zeus, der im Himmelsbereich auf Wolken auf<br />
einer Liegestatt wiedergegeben wird. Der griechischen<br />
Mythologie nach soll er den Bacchus aus seinem eigenen<br />
Schenkel geboren haben, weswegen Bacchus<br />
auch der zweimal Geborene genannt wird. Zeus nimmt<br />
gerade in einer Schale stärkenden Narung zu sich, um<br />
sich wohl von der Geburt zu stärken. Erzieherische<br />
Widergabe der Geburt des Bacchus in vielen differenzierten<br />
Farbtönen.<br />
(13306113) (10)<br />
Oil on canvas.<br />
115 x 165 cm.<br />
€ 15.000 - € 25.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
110 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
337<br />
ANTONIO CARRACCI,<br />
1583 VENEDIG – 1618 ROM<br />
DIE SINTFLUT<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
155,5 x 233,5 cm.<br />
In schmaler profilierter Goldleiste.<br />
Manieristische Darstellung der Körper, die sich aus<br />
den Fluten an Land zu retten suchen, sich teils an<br />
Tiere, teils an Bäume klammern, teils sich an ein gerade<br />
gekentertes Boot zu retten suchen. Eine hell erleuchtete<br />
Figur auf der rechten oberen Seite die Hände<br />
gen Gott und den Himmel streckend. Das Gemälde<br />
kompositionell weitere Versionen wiederaufnehmend,<br />
wie die in der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen<br />
und der Gemäldegalerie Berlin, welche sich untereinander<br />
kaum unterscheiden. Dieses kraftvolle und<br />
intensive, im kontrastierenden Licht dargestellte Gemälde,<br />
entstand in den letzten zwei oder drei Lebensjahren<br />
des Antonio Carracci.<br />
ANTONIO CARRACCI,<br />
1583 VENICE – 1618 ROME<br />
THE FLOOD<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
155.5 x 233.5 cm.<br />
Literature:<br />
cf. Visions de Déluge. De la renaissance au XIXe siècle,<br />
Lausanne 2007.<br />
Antonio Carracci, Brescia 2017, p. 130 ill.<br />
€ 100.000 - € 150.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Literatur:<br />
Vgl. Visions du Déluge. De la Renaissance au XIXe<br />
siècle, Lausanne 2007. Mit dort abgebildeter seitenverkehrter<br />
Komposition. Das Gemälde wird dort auf<br />
ca. 1617/18 datiert.<br />
Antonio Carracci, Brescia 2017. Die Vergleichsbeispiele<br />
in Berlin und München, abgebildet auf S. 130.<br />
Des Weiteren eine Version aus einer Privatsammlung<br />
(evtl. das vorliegende Gemälde), ebenfalls dort abgebildet.<br />
(13306227) (10)<br />
112 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
338<br />
PIETER SIMON VERLINDEN,<br />
KÜNSTLER DES 17./ 18. JAHRHUNDERTS.<br />
1677 Schüler des Lucas Franchoys (1616-1681) d. J.,<br />
1695 Dekan der Lucasgilde in Mechelen.<br />
CHRISTI VERTREIBUNG DER HÄNDLER<br />
AUS DEM TEMPEL<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
103 x 83 cm.<br />
Rechts unten signiert „P.S.Verlinden“.<br />
Vor dem Eingang eines prunkvollen Gebäudes mit<br />
korinthischen Säulen aus rötlichem Marmor sieht man<br />
Christus in blau-rotem bewegtem Gewand. In seiner<br />
Linken hält er eine Geißel aus Stricken, mit der er in<br />
heftiger Bewegung versucht, die Händler mit ihrer<br />
Opferware und die Geldwechsler aus dem Jerusalemer<br />
Tempel zu vertreiben. Er blickt zornig auf das Handelsgeschehen<br />
und hat bereits einiges umgestoßen;<br />
vor ihm sind bereits zwei Händler zu Boden gefallen,<br />
ein weiterer hat die Hände zum Kopf erhoben, um<br />
sich vor den kräftigen Schlägen zu schützen. Im Vordergrund<br />
sieht man auf den Stufen eine zu Boden gegangene<br />
Frau mit Kind und einem Korb voller Früchten. Auf<br />
der linken Seite erkennt man einen Mann mit Ziegenbock<br />
auf seinem Rücken und einem Federvieh, beides<br />
auch als Opfergaben gedacht. Oberhalb von ihm flüchtet<br />
ein junger Mann in rotem Gewand mit blauem<br />
Überwurf. Auf der rechten Seite beobachten zwei<br />
Geldwechsler, eine sitzende Frau und ein stehender<br />
Mann in gelbem Mantel mit Kapuze misstrauisch das<br />
Geschehen und versuchen ihre Münzen in Sicherheit<br />
zu bringen. Genaue Wiedergabe der biblischen Geschichte<br />
nach der Überlieferung des Johannes-Evangeliums<br />
in beige-brauner Farbigkeit mit einigen roten und<br />
blauen Farbakzenten. (†)<br />
PIETER SIMON VERLINDEN,<br />
17TH/ 18TH CENTURY<br />
1677 Student of Lucas Franchoys the Younger, 1695<br />
Dean of the Guild of St. Luke in Mechelen.<br />
THE PURIFICATION OF THE TEMPLE<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
103 x 83 cm.<br />
Signed “P.S. Verlinden” lower right. (†)<br />
Literature:<br />
Thieme/Becker; E. Neeffs, Hist. de la peint. et de la<br />
sculpt. à Malines, 1876.<br />
€ 20.000 - € 24.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Literatur:<br />
Thieme/Becker; E. Neeffs, Hist. de la peint. et de la<br />
sculpt. à Malines. 1876. (13306035) (10)<br />
114 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
339<br />
JAN DAVIDSZ DE HEEM,<br />
1606 UTRECHT – 1683/84 ANTWERPEN, ZUG.<br />
JÜNGLINGSBÜSTE, UMGEBEN VON FRUCHT-<br />
UND BLUMENGEBINDEN<br />
Öl auf Leinwand.<br />
170 x 123 cm.<br />
Das äußerst großformatige Gemälde, in betörender<br />
Qualität ausgeführt, zeigt im Zentrum der schwarzgrundigen<br />
Gesamtdarstellung eine steinerne Jünglingsbüste<br />
im Stil der Antike. Sie ist umrahmt von<br />
einem trompe-l‘oel-artig gemalten, großen barocken<br />
Steinrahmen mit ausziehenden Voluten und einem,<br />
unterhalb der Büste angemeißelten, geflügelten Engelskopf,<br />
in Art eines Epitaphs. Die Wiedergabe der<br />
Bildhauerelemente in Steingrau, leicht verschattet.<br />
Umso mehr bricht die leuchtende Farbenfülle der<br />
Frucht- und Blumengebinde hervor, die in vier größeren<br />
<strong>Part</strong>ien zusammengefasst sind. Zwischen Blattwerk<br />
zeigen die einzelnen Gebinde helle Trauben,<br />
Rosen und Hibiskusblüten, daneben Nelken und entsprechendes<br />
Blattwerk. Dazwischen gebunden sind<br />
Pfirsiche, ein geöffneter Granatapfel, Zitrusfrüchte<br />
und Pflaumen, am Unterrand etliche reife Feigen.<br />
Himbeeren und leuchtend rote Kirschen fügen sich in<br />
die Farbkomposition ein, jeweils vor dem fein gemalten<br />
Blattwerk bewusst abgehoben. In der Blumenstilllebenmalerei<br />
der Zeit üblich, lassen sich auch Insekten<br />
wie Maikäfer und Schmetterling finden. Gemäß<br />
der Blumensymbolik der Zeit erscheinen die einzelnen<br />
Blüten und Früchte auf die Jugend der Knabenbüste<br />
zu verweisen, möglicherweise als eine persönliche<br />
Hommage. (†)<br />
(12901422) (11)<br />
JAN DAVIDSZ DE HEEM,<br />
1606 UTRECHT – 1683/84 ANTWERP,<br />
ATTRIBUTED<br />
BUST OF A YOUNG MAN SURROUNED<br />
BY BOUQUETS OF FLOWERS AND FRUIT<br />
Oil on canvas.<br />
170 x 123 cm. (†)<br />
€ 50.000 - € 90.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID
340<br />
JAN VAN BALEN (1611 – 1654)<br />
UND WERKSTATT DES JAN BRUEGHEL D. J.<br />
(1601 – 1678)<br />
VENUS BEIM BAD DER NYMPHEN,<br />
BELAUSCHT VON SATYRN<br />
Öl auf Holz. Parkettiert.<br />
71 x 104 cm.<br />
Gerahmt.<br />
Beigegeben ist eine gutachterliche Stellungnahme<br />
mit Bestätigung der genannten Künstler, durch Prof.<br />
Dr. Dr. hc. Jan de Maere, Rambrouch, Juni 2022.<br />
Wir danken ebenso Dr. Joost Vander Auwera für die<br />
mündliche Bestätigung.<br />
Es war die antike Mythologie, die es nach mittelalterlicher<br />
Strenge erlaubte, Nacktheit im Bild darzustellen.<br />
Van Balen, Sohn des Hendrick van Balen und Lehrer<br />
des Anton van Dyck, wurde bereits 1631 in die Lukas<br />
Gilde aufgenommen und 1639 Meister. Schon nach<br />
anfänglichen Erfolgen arbeitete er unter der Leitung<br />
von Rubens. 1639 unternahm er eine Italienreise, die<br />
auch das Interesse an antiken Themen förderte.<br />
Wie in seiner Zeit, des “Goldenen Zeitalters der Niederländischen<br />
Malerei“ üblich, entstanden Gemälde in Zusammenarbeit<br />
mit Spezialisten anderer als der eigenen<br />
Thematik. So sind uns nicht wenige Werke überliefert,<br />
die van Balen zusammen mit Jan Brueghel zusammen<br />
geschaffen hat. Die Brueghel-Werkstatt war dabei<br />
federführend für die landschaftlichen Bildelemente,<br />
wie dies auch in vorliegendem Gemälde der Fall ist.<br />
Das Thema hat hier Gelegenheit geschaffen, eine Vielzahl<br />
unbekleideter Mädchen und Frauen ins Bild zu<br />
setzen, natürlich durch die mythologische Legende<br />
legitimiert. Wir sehen eine wildwuchernd bewachsene<br />
Felsenkulisse, davor ein Gewässer, an dem sich<br />
die Nymphen beim Bade vergnügen. Im Zentrum hat<br />
der Maler eine Frauengestalt hervorgehoben, bei der<br />
es sich um Venus, Herrscherin über die Nymphen handelt,<br />
erkennbar an ihrem roten Tuch und dem feinen<br />
Schmuck im Haarreif. Sie lässt sich soeben ankleiden,<br />
denn rechts im Bild verbirgt sich bereits der die Szene<br />
belauschende Satyr. Ein weiterer finsterer Geselle<br />
schleicht sich soeben am linken Bildrand an eine der<br />
Nymphen heran, die den Arm warnend erhebt. Davor<br />
hat der Maler eine Nymphe zusammen mit einem<br />
Schwan ins Bild gesetzt, eine Anspielung auf das<br />
„Leda“-Thema.<br />
Im Sinne einer gelungenen Farbkomposition ist hier<br />
das kräftige Rot des Venus-Umhanges mit dem großen<br />
Tuch in Verbindung zu sehen, das von einem der<br />
Mädchen vom Ast wieder abgenommen wird; das<br />
weniger kräftige Rot im Umhang einer höher sitzenden<br />
Nymphe bildet den Farbübergang. Dabei stehen<br />
die Rottöne insgesamt komplementär zum Grün der<br />
Landschaft.<br />
Als Vergleich zu vorliegendem Gemälde seien hier<br />
wenigstens zwei weitere Werke genannt, Zusammenarbeiten<br />
von Van Balen mit Brueghel: „Die schlafende<br />
Göttin Diana mit Nymphen“ (Dorotheum 2014) oder<br />
„Das Bacchusfest“ (ehem. Hampel).<br />
(1330704) (11)<br />
JAN VAN BALEN (1611 – 1654)<br />
AND WORKSHOP OF JAN BRUEGHEL THE<br />
YOUNGER (1601 – 1678)<br />
VENUS BATHING WITH THE NYMPHS<br />
SPIED UPON BY SATYRS<br />
Oil on panel. Parquetted.<br />
71 x 104 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report with confirmation<br />
of the above-mentioned artist by Professor Dr Dr hc<br />
Jan de Maere, Rambrouch, June 2022 is enclosed.<br />
We thank Dr Joost Vander Auwera for the verbal confirmation<br />
also.<br />
As was usual during the “Golden Age of Dutch Painting”,<br />
paintings were created in collaboration with specialists<br />
on specific subjects. Quite a few works that<br />
Van Balen created in collaboration with Jan Brueghel<br />
have survived. The Brueghel workshop was responsible<br />
for the landscape elements, as is also the case<br />
in the present painting. The subject here gives the<br />
opportunity to depict a multitude of naked girls and<br />
women, of course, legitimated by the mythological<br />
legend. A wildly overgrown, rocky backdrop with a<br />
body of water in front, where the nymphs enjoy<br />
themselves while bathing is depicted here. At the<br />
centre, the painter has emphasized a female figure,<br />
which is Venus, ruler of the nymphs, recognizable by<br />
her red cloth and fine jewellery in her headband. She<br />
is about to be dressed because the satyr, who is spying<br />
on the scene, is already hidden on the right of the<br />
painting.<br />
€ 40.000 - € 60.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
118 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
341<br />
JAN BRUEGHEL D. J. (1601 – 1678)<br />
IN ZUSAMMENARBEIT MIT<br />
HENDRIK VAN BALEN D. Ä. (1575 – 1632)<br />
DIE SCHLAFENDE DIANA UND IHRE NYMPHEN<br />
WERDEN VON SATYRN ENTDECKT<br />
Öl auf Kupfer.<br />
27,5 x 39,5 cm.<br />
In vergoldetem Prunkrahmen.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Dr. Klaus Ertz, Lingen,<br />
vom 01. Juli 2019.<br />
In Waldlandschaft unterhalb eines großen alten Baumes<br />
liegend die schlafende, schöne Diana mit nacktem<br />
Oberkörper und einem leuchtenden senffarbigen<br />
Tuch über ihren Beinen, als Attribut eine kleine Mondsichel<br />
in ihren blonden Haaren. Um sie herum ihre von<br />
der Jagd ermüdet schlafenden Nymphen, teils mit<br />
roten und blauen Tüchern bedeckt, dazwischen zwei<br />
Köcher mit Pfeilen. Am unteren rechten Rand der erste<br />
Teil ihrer Jagdbeute mit Vögeln und Hasen, am linken<br />
Eckrand der zweite Teil mit einem erlegten Reh,<br />
zwei Hasen und erlegten Vögeln. In der Mitte links<br />
gleitet der Blick in das Waldinnere auf einen geflügelten<br />
größeren Putto, der die Jagdhunde versorgt.<br />
Überrascht und entdeckt werden die Schlafenden von<br />
zwei lüstern schauenden Satyrn, die sich hinter dem<br />
vom Baum herabhängenden großen roten Tuch verborgen<br />
hatten. Diana und die Nymphen werden von<br />
einem hellen Licht angestrahlt und wirken fast wie<br />
Schauspieler auf einer Bühne; gleichzeitig bilden sie<br />
so einen starken Kontrast zur dunkleren Umgebung.<br />
Laut Dr. Ertz wurden die Landschaft, die Tiere und die<br />
Jagdutensilien von Brueghel gemalt, wohingegen die<br />
Figuren im Vordergrund von van Balen stammen.<br />
Anmerkung:<br />
Jan Brueghel war ein flämischer Landschafts-, Blumenund<br />
Tiermaler des Barock und 1601 als erstes Kind<br />
Jan Brueghels d. Ä. und der Isabella de Jode geboren.<br />
1630 und 1631 war Jan Brueghel d. J. Dekan der<br />
Lukasgilde. Aufschwung und öffentliche Anerkennung<br />
erhielt er noch einmal im Jahre 1651 durch Aufträge<br />
des österreichischen Hofes, die sein Schwager<br />
David Teniers d. J. vermittelt hatte. Wie sein Vater<br />
arbeitete er häufig mit anderen Malern zusammen,<br />
besonders bei mythologischen und allegorischen Themen,<br />
bei denen er die Landschaften beisteuerte, wie<br />
auch bei dem vorliegenden Gemälde. (1331132) (18)<br />
JAN BRUEGHEL THE YOUNGER (1601 – 1678)<br />
IN COLLABORATION WITH<br />
HENDRIK VAN BALEN THE ELDER (1575 – 1632)<br />
DIANA AND HER NYMPHS ASLEEP,<br />
SPIED UPON BY SATYRS<br />
Oil on copper.<br />
27.5 x 39.5 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dr Klaus Ertz,<br />
Lingen dated 1 July 2019.<br />
According to Dr Ertz, Brueghel painted the landscape,<br />
the animals, and the hunting paraphernalia, while the<br />
figures in the foreground were executed by van<br />
Balen.<br />
€ 35.000 - € 45.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
120 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
342<br />
JAN BRUEGHEL D. J.,<br />
1601 ANTWERPEN – 1678 EBENDA.<br />
Sohn von Jan Brueghel des Älteren. Nach Italienreisen<br />
ab 1622 und Begegnung mit Anton van Dyck fand<br />
er sich 1625 wieder in Antwerpen ein, wo er Mitglied<br />
der St. Lukas-Gilde wurde.<br />
DIANA MIT IHREN HUNDEN NACH DER JAGD<br />
Öl auf Kupfer.<br />
50 x 68 cm.<br />
Beigegeben eine Expertise von Dr. Klaus Ertz, 2022.<br />
JAN BRUEGHEL D. J.,<br />
1601 ANTWERPEN - 1678 IBID.<br />
DIANA WITH HER DOGS AFTER THE HUNT<br />
Oil on copper.<br />
50 x 68 cm.<br />
Accompanied by an expert‘s report by Dr. Klaus Ertz,<br />
2022.<br />
€ 32.000 - € 40.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Die Szene themengemäß in einem Laubwald mit links<br />
nach hinten ziehender Schneise. In der Ferne ein Dorf<br />
mit Kirchturm. Die Hauptfigur, die antike Jagdgöttin<br />
Diana, ist zusammen mit ihren Jagdhunden als dominierendes<br />
Bildelement in die rechte Seite verlagert,<br />
während kompositionell links gegenüber das erlegte<br />
Wild am Waldboden liegt - Hirsch, Reh, Fasan und<br />
Vögel. Dazwischen ein Jagdhorn mit Kordeln und<br />
Quasten. Diana ist soeben dabei, den Hunden die Halsbänder<br />
abzulegen, die in prächtiger Weise gearbeitet<br />
sind. Der schon hiermit gezeigte höfische Anspruch<br />
lässt vermuten, dass es sich bei der anmutigen Hauptfigur<br />
wohl auch um ein Portraitbildnis einer höfischen<br />
Dame handelt, wie dies in der Malerei der Zeit so häufig<br />
zu beobachten ist, vor allem in der Diana-Thematik.<br />
Etwas dunkler gehalten - erscheint im Mittelgrund eine<br />
weitere Jagdgehilfin, die ein Maultier führt, beladen<br />
mit einem erlegten Reh, noch weiter hinten drei höfische<br />
Gestalten beim Waldspaziergang. Jan Brueghels<br />
Malstil war zunächst stark von seinem Vater geprägt.<br />
Allerdings entfernte er sich allmählich von dessen<br />
präziser Feinmalerei zugunsten einer weit geschmeidigeren,<br />
farbflüssigeren Malweise, wie wir sie hier<br />
vorgeführt sehen. Nicht selten sind auch seine Werke<br />
in Zusammenarbeit mit Figurenmalern entstanden.<br />
Die Französische Revolution war ein wichtiges historisches<br />
Ereignis.<br />
(1331377)<br />
122 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
343<br />
DAVID VINCKBOONS,<br />
1576 MECHELEN – 1629 AMSTERDAM, ZUG.<br />
PREDIGT JOHANNES DES TÄUFERS<br />
Öl auf Holz.<br />
46 x 64 cm.<br />
In Rahmen mit Wellenleistenprofil.<br />
Auf einer Waldlichtung eingebettet in einer hügeligen<br />
Landschaft steht der predigende Johannes der Täufer<br />
umgeben von zahlreichen Figuren, die den Blick links<br />
in ein lichtblaues Tal eröffnen, in dem ein Kirchturm die<br />
Brücke von der zeitgenössisch dargestellten Kirche zur<br />
biblischen Erzählung schlägt. Eine Predigtszene von<br />
Vinckboons wird beim RKD unter Nummer 2824 verzeichnet,<br />
ist in ihrer Darstellung jedoch weniger vielfältig<br />
als das hier angebotene Gemälde.<br />
Literatur:<br />
Vgl. Klaus Ertz, Christa Nitze-Ertz, David Vinckboons,<br />
Lingen 2016. (1330292) (1) (13)<br />
DAVID VINCKBOONS,<br />
1576 MECHELEN – 1629 AMSTERDAM,<br />
ATTRIBUTED<br />
THE SERMON OF SAINT JOHN THE BAPTIST<br />
Oil on panel.<br />
46 x 64 cm.<br />
A sermon scene by Vinckboons is recorded at the<br />
RKD under no. 2824, however, the depiction is much<br />
less varied as the painting on offer for sale in this lot.<br />
Literature:<br />
cf. Klaus Ertz, Christa Nitze-Ertz, David Vinckboons,<br />
Lingen 2016.<br />
€ 13.000 - € 16.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
124 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
344<br />
SÉBASTIAN VRANCX,<br />
1573 ANTWERPEN – 1647<br />
GEFECHT AUF EINER LICHTUNG<br />
Öl auf Holz. Parkettiert.<br />
40 x 72 cm.<br />
In mit Wellenleistenprofil dekoriertem Rahmen.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Robert Crouzet, Paris,<br />
25. Oktober 1987, in Kopie.<br />
Ein ländlicher Weg führt diagonal in das Bild hinein<br />
und von einer niedrigen Anhöhe herab erblickt der Betrachter<br />
eine große Anzahl von Kavallerie, die gegen<br />
Fußsoldaten vorgehen. Im Mittelgrund bilden junge<br />
Bäume eine kontrastierende Vertikale, hinter ihnen ist<br />
ein Kirchturm zu erkennen, ein Hinweis auf eine nahe<br />
Stadt. Von Vrancx und seiner Werkstatt sind viele Gemälde<br />
bekannt, die eine ähnliche Thematik aufweisen,<br />
das hier angebotene Werk ist jedoch in seiner erzählerischen<br />
Form besonders ausdrucksvoll. So sieht<br />
man bereits verwundete Soldaten unter den herantrabenden<br />
Pferden bluten, während die Harnische der<br />
Reiter sich im Licht der Sonne spiegeln.<br />
(1330291) (1) (13)<br />
SEBASTIAN VRANCX,<br />
1573 ANTWERP – 1647<br />
SKIRMISH IN A CLEARING<br />
Oil on panel. Parquetted.<br />
40 x 72 cm.<br />
Acompanied by an expert’s report by Robert Crouzet,<br />
Paris, 25 October 1987.<br />
€ 22.000 - € 26.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
125
345<br />
FLÄMISCHER MALER DES 17. JAHRHUNDERTS<br />
SZENE AUS DEM ALTEN TESTAMENT<br />
FLEMISH SCHOOL, 17TH CENTURY<br />
OLD TESTAMENT SCENE<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
130 x 170 cm.<br />
Dargestellt ist wohl eine Szene von der Reise der<br />
Israeliten ins gelobte Land aus dem Alten Testament.<br />
Geführt werden sie zunächst von Moses, nach dessen<br />
Tod von seinem Nachfolger Joshua. Vor einer weiten<br />
Landschaft stehen ein in rotem Obergewand prachtvoll<br />
gekleideter, bärtiger alter Mann im Gespräch mit<br />
einem Jüngeren vor einem großen knorrigen Baum.<br />
Es könnte einer der Könige sein, dem Joshua auf der<br />
Reise begegnet. Rechts und links im Hintergrund<br />
sieht man die aufgeschlagenen Zelte, mit denen die<br />
Israeliten unterwegs waren. Am rechten Bildrand<br />
eine Gruppe von Kindern und Frauen, die auf die Dargestellten<br />
mit ihren Händen verweisen und somit auf<br />
die Wichtigkeit dieses Treffens. (†)<br />
(13306040) (10)<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
130 x 170 cm. (†)<br />
€ 22.000 - € 35.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
126 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
346<br />
OSIAS BEERT D. Ä.,<br />
UM 1580 – 1623/24<br />
PRUNKSTILLLEBEN MIT DECKELPOKAL,<br />
GLÄSERN UND FRÜCHTEN<br />
Öl auf Kupfer.<br />
49 x 65 cm.<br />
Auf der Klinge datiert „8“ (1608).<br />
In ebonisiertem Holzrahmen.<br />
Auf einer weiten Tischplatte sind zahlreiche auf ein<br />
festliches Bankett hinweisende Gegenstände zu sehen,<br />
die auch in anderen Gemälden des Malers immer<br />
wieder auftauchen. Ein kunstvoll gearbeitetes Messer<br />
ragt über die Tischkante hinaus und verbindet so den<br />
Betrachter- mit dem Bildraum, daneben ein im Licht<br />
schimmerndes aufgeschnittenes Brot mit daneben<br />
liegender geöffneter Walnuss. Drei Teller, ein Fayenceteller<br />
mit kontrastierendem Dekor und zwei Zinnplatten,<br />
sind in die Tiefe gestaffelt und mit Pflaumen,<br />
Birnen, Trauben und Oliven angefüllt. Der Dreizahl der<br />
horizontal ausgerichteten Platten entsprechend, hat<br />
Beert drei vertikal ausgerichtete Gefäßkörper gegenübergestellt:<br />
Im Zentrum eine köstliche Goldschmiedearbeit,<br />
deren Vergoldung das ganze Gemälde in eine<br />
höhere Wertigkeitsebene zu heben vermag und dessen<br />
Licht in den es flankierenden Glasgefäßen widerspiegelt.<br />
Diese Gefäße sind venezianisch oder à la<br />
façon de Venise gefertigt und beinhalten unterschiedliche<br />
Flüssigkeiten. Das Stillleben erfährt Bewegung<br />
durch zweierlei Schmetterlinge, die in ihrer Zartheit<br />
zwischen Horizontale und Vertikale vermitteln und so<br />
die Komposition harmonisieren. Während der gleiche<br />
Pokal auf einem Gemälde auftaucht, das sich einst in<br />
der Alfred Brod Gallery befand (RKD Nr. 13793), begegnet<br />
uns das rechte Glas häufiger im Schaffen des<br />
Künstlers - so etwa auf einem Bild, das im Mai 1963 in<br />
der Apollo angepriesen wurde und am 28. November<br />
1962 bei Sotheby‘s, London, unter Lot 113 angeboten<br />
worden ist. Auch die Tazza aus Glas begegnet uns<br />
wieder: Rechts im Bild ist sie auf einem Stillleben von<br />
Osias Beert zu sehen, das am 26. Januar 2012 unter<br />
Lot 43 bei Sotheby‘s, New York, angeboten worden ist.<br />
Anmerkung:<br />
Das hübsche Dorf Norton, wo das hier angebotene<br />
Gemälde einst hing, liegt etwa zehn Meilen südöstlich<br />
von Rugby an einem Ort, der seit prähistorischen<br />
Zeiten bewohnt ist. Norton Hall wurde zur Zeit von<br />
Elisabeth I von der Familie Knightley aus Fawsley<br />
bewohnt. Das Marmorgrab von Lady Elizabeth<br />
Seymour, der zweiten Frau von Sir Richard Knightley,<br />
befindet sich in der schönen Kirche aus dem 13./ 14.<br />
Jahrhundert. Sie war die Tochter des Herzogs von<br />
Somerset, des Lordprotektors von England, während<br />
der Herrschaft von Edward VI. Vor 1840 umgab das<br />
Dorf die Kirche, aber die örtliche Legende besagt,<br />
dass Beriah Botfield, der damalige Besitzer von Norton<br />
Hall, das Dorf abreißen und umsiedeln ließ, weil er<br />
eine Freundin hatte, die ihn besuchte und die er nicht<br />
von den tratschenden Dorfbewohnern beobachten<br />
lassen wollte! Eine Reihe von Häusern ist als „Tattle<br />
Bank Row“ bekannt, da die Frauen des Ortes tagsüber<br />
über die Mauer hinweg zu plaudern pflegten.<br />
Leider wurde Norton Hall 1947 von der britischen<br />
Armee gesprengt, da niemand bereit war, dieses<br />
prächtige alte Gebäude zu restaurieren. Übrig geblieben<br />
sind nur die Kutschenhäuser, die Schmiede,<br />
die Ställe und das Eishaus - und der Straßenname<br />
Norton Hall Farm.<br />
Provenienz:<br />
Lord Weymouth, Norton Hall nähe Daventry.<br />
Auktion Paleis voor Schone Kunsten, Brüssel,<br />
5. November 1952, Lot 144 mit Schwarzweißabb.<br />
(1330142) (13)<br />
OSIAS BEERT THE ELDER,<br />
1580 – 1623/24<br />
MAGNIFICENT STILL LIFE WITH LIDDED CUP,<br />
GLASSES, AND FRUIT<br />
Oil on copper.<br />
49 x 65 cm.<br />
Dated “8” (1608) on knife blade.<br />
Two delicate butterflies liven up the still life and mediate<br />
between the horizontal and the vertical lines, giving<br />
harmony to the composition. An identical goblet as<br />
the one in the present work also appears in a painting<br />
once held at the Alfred Brod Gallery (RKD #13793).<br />
The glass on the right is seen more frequently in the<br />
artist’s œuvre, for example in a painting advertised<br />
in the Apollo in May 1963 and offered for sale on 28<br />
November 1962 at Sotheby’s, London, lot 113. The<br />
glass tazza on the right also reappears as in a still life<br />
by Osias Beert, which was offered for sale on 26<br />
January 2012, lot 43 at Sotheby’s New York.<br />
Provenance:<br />
Lord Weymouth, Norton Hall near Daventry.<br />
Auction Paleis voor Schone Kunsten, Brussels,<br />
5 November 1952, lot 144 with black and white<br />
illustration.<br />
€ 60.000 - € 90.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
128 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
347<br />
ABRAHAM BRUEGHEL,<br />
1631 – 1697<br />
GROSSES STILLLEBEN MIT BLUMEN,<br />
FRÜCHTEN UND VÖGELN<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
175 x 295 cm.<br />
In profiliertem Rahmen.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Prof. Giancarlo Sestieri,<br />
Rom, 23. August 2018.<br />
Eine Schale mit Früchten steht über einer Messingschale,<br />
links oben ist ein Korb zu sehen. Überbordend<br />
Fülle an Früchten, deren Polychromie sich in den Blüten<br />
widerspiegelt, die überall auf der Bildfläche auszumachen<br />
ist. Sestieri bezeichnet das vorliegende Bild als<br />
Meisterwerk Brueghels, das in den letzten Jahren seiner<br />
zweiten Phase seiner Karriere entstanden ist.<br />
Literatur:<br />
Vgl. Raffaello Causa, La natura morta italiana, Mailand<br />
1964, S. 72-73.<br />
Vgl. Raffaello Causa, La natura morta a Napoli nel<br />
Sei e Settecento, Neapel 1972, Bd. II, S. 1046.<br />
Vgl. Riccardo Lattuada, Capolavori in Festa, Neapel<br />
1997, Abb. I.12, S. 166-167. (13303610) (4) (13)<br />
ABRAHAM BRUEGHEL,<br />
1631 – 1697<br />
LARGE STILL LIFE WITH FLOWERS,<br />
FRUIT, AND BIRDS<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
175 x 295 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Professor<br />
Giancarlo Sestieri, Rome, 23 August 2018.<br />
Sestieri describes the present painting as a masterpiece<br />
by Brueghel, created in the final years of the<br />
second phase of his career.<br />
Literature:<br />
cf. Raffaello Causa, La natura morta italiana, Milan<br />
1964, pp. 72-73.<br />
cf. Raffaello Causa, La natura morta a Napoli nel Sei<br />
e Settecento, Nables 1972, vol. II, p. 1046.<br />
cf. Ricardo Lattuada, Capolavori in Festa, Naples<br />
1997, ill. I.12, pp. 166-167.<br />
€ 110.000 - € 150.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
131
348<br />
AGOSTINO VERROCCHI,<br />
1586 ROM – 1659, ZUG.<br />
STILLLEBEN MIT FEIGEN, TRAUBEN, KIRSCHEN<br />
UND EINER TAUBE<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
84 x 100 cm.<br />
In teilvergoldetem gemustertem Rahmen.<br />
Auf einer profilierten Steinplatte liegt ein großer<br />
Zweig mit reifen Feigen, daneben ein Korb mit Feigen<br />
und Kirschen, davor Trauben und Kirschen. Links am<br />
Rand auf einem Vorsprung der Platte hat eine Taube<br />
Platz genommen. Verrocchio hat sich wohl längere<br />
Zeit dem Thema des Stilllebens gewidmet, wobei<br />
sein Werk zwischen dem Stil Michelangelo Merisi il<br />
Caravaggios (1570/71-1610) und Michelangelo Cerquozzi<br />
(1602-1660) vermittelt, der möglicherweise<br />
Schüler Verrocchios war.<br />
Literatur:<br />
Vgl. Gianluca und Ulisse Bocchi, Pittori di natura<br />
morta a Roma. Artisti italiani 1630-1750, Castello,<br />
2005, La familia Verrocchi et Agostino Verrocchi.<br />
Vgl. Giampaolo Pes, Nuovi documenti su Agostino<br />
Verrocchi e la sua cerchia a Roma, in: Luce e ombra.<br />
Caravaggismo e naturalismo nella pittura Toscana<br />
del Seicento, Ausstellungskatalog, Pontedera, Pisa<br />
2005.<br />
Vgl. Mina Gregori, Notizie su Agostino Verrocchi e un‘<br />
ipotesi Giovanni Battista Crescenzi, in: Paragone XIV,<br />
275, 1973.<br />
Vgl. Alberto Cottino, La natura morta Caravaggesca<br />
a Roma, in: La natura morta in Italia, Mailand 1989,<br />
Band 2.<br />
(1330391) (13)<br />
134 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
AGOSTINO VERROCCHI,<br />
1586 ROME – 1659, ATTRIBUTED<br />
STILL LIFE WITH FIGS, GRAPES, CHERRIES<br />
AND DOVE<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
84 x 100 cm.<br />
Literature:<br />
cf. Gianluca and Ulisse Bocchi, Pittori di natura morta<br />
a Roma. Artisti italiani 1630 – 1750, Arti Grafiche Castello<br />
Viadana 2005, La familia Verrocchi et Agostino<br />
Verrocchi.<br />
cf. Giampaolo Pes, Nuovi documenti su Agostino<br />
Verrocchi e la sua cerchia a Roma, in: Luce e ombra.<br />
Caravaggismo e naturalismo nella pittura Toscana del<br />
Seicento, exhibition catalogue, Pontedera, Pisa 2005.<br />
cf. Mina Gregori, Paragone XIV, 275, 1973.<br />
Alberto Cottino in: La natura morta in Italia, Milan 1989,<br />
vol. 2.<br />
€ 35.000 - € 40.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
135
349<br />
PHILIPPE DE MARLIER,<br />
UM 1595/1605 – 1668<br />
PRACHTVOLLES BLUMENBOUQUET IN VASE<br />
Öl auf Holz.<br />
47,5 x 32 cm.<br />
Rechts unten signiert.<br />
In schwarzer Rahmung.<br />
Beigegeben ein Zertifikat von Ingvar Bergström,<br />
25. Juni 1984, Göteborg.<br />
Vor schwarzem Hintergrund in einer chamoisfarbenen<br />
Keramikvase auf einer braunen Holzplatte stehend ein<br />
sorgsam arrangiertes Bouquet aus leuchtenden Blumen<br />
in zarten Weiß-, Gelb-, Rosa- und Violetttönen;<br />
dieses bestehend aus Rosen, Tulpen, Iris, verschiedenen<br />
Kleinblütlern und einer großen, nach oben ragenden<br />
weißen Schwertlilie. Auf dem Holzbrett zudem<br />
sorgsam nebeneinander liegend einige Blüten und<br />
Blätter. Indem der Maler die Anfänge mit kleinen, bis<br />
zu den abgefallenen Blüten zeigt, bekräftigt er die Vergänglichkeit<br />
dieses Straußes. Die Pracht der Natur ist<br />
nur vorübergehend, genau wie das menschliche<br />
Leben. Über seine dekorative Funktion hinaus ist das<br />
Werk vor allem symbolisch, und der schwarze Hintergrund,<br />
vor dem die Blumen stehen, verstärkt seine<br />
metaphysische Bedeutung. Qualitätvolle Feinmalerei,<br />
bei der die zarten Blumen und die Vase gegenüber<br />
dem sonst dunklem Hintergrund besonders hervorgehoben<br />
werden. (†)<br />
PHILIPPE DE MARLIER,<br />
CA. 1595/1605 – 1668<br />
MAGNIFICENT FLOWER BOUQUET IN VASE<br />
Oil on panel.<br />
47.5 x 32 cm.<br />
Signed lower right.<br />
Accompanied by a certificate by Ingvar Bergström,<br />
25 June 1984, Göteborg. (†)<br />
Provenance:<br />
Dorotheum, Vienna, 6 December 1989, lot 17.<br />
Private collection, Austria.<br />
€ 70.000 - € 90.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Provenienz:<br />
Dorotheum, Wien, 06. Dezember 1989, Lot 17.<br />
Privatsammlung, Österreich.<br />
Anmerkung:<br />
Philippe de Marlier (1595/1605-1668) war ein flämischer<br />
Maler, der in Antwerpen geboren und gestorben ist.<br />
Charakteristisch für die Barockzeit sind seine Blumenund<br />
Früchtestillleben, die er mit großer Genauigkeit<br />
und Zartheit wiedergibt. Er entwickelte sich in einem<br />
aufbrausenden, von politischen und religiösen Krisen<br />
erschütterten künstlerischen Milieu, in dem die Themen<br />
der Stillleben als Vorwand dienten, um diskret<br />
das Göttliche zu beschwören. Die Symbolik der Blumen,<br />
die mit der Passion Christi verbunden sind, wie<br />
die Rose oder die Nelke, konkurriert mit einem echten<br />
Interesse an der Beobachtung der Natur. Die Sorgfalt,<br />
mit der die Vegetation wiedergegeben wird,<br />
zeugt von einer außergewöhnlichen Beobachtungsqualität.<br />
(13309310) (18)<br />
136 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
350<br />
AGOSTINO VERROCCHI,<br />
1586 – 1659, TÄTIG ÜBERWIEGEND IN ROM<br />
FRÜCHTESTILLLEBEN<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
59,5 x 72,5 cm.<br />
Über den Maler ist in der Kunstwissenschaft nur wenig<br />
bekannt geworden, wenngleich sich etliche seiner<br />
Werke in bedeutenden Sammlungen befinden, wie<br />
etwa in der Medici-Villa in Poggio a Caiano. In jüngster<br />
Vergangenheit haben wenigstens zwei bedeutende<br />
Ausstellungen den Maler gewürdigt, wie etwa „La<br />
natura morta al tempo di Caravaggio“ im Musei Capitolini<br />
in Rom vom Dezember 1995 bis April 1996. Die<br />
weitere Ausstellung „L‘incantesimo dei sensi“ fand<br />
2005 im Museo di Arti Decorative Accorsi-Ometto in<br />
Turin statt. In der Forschung sowie in den Ausstellungen<br />
wird Verrocchi neben Meistern wie Pietro Paolo Bonzi<br />
(1573-1636), Panfilo Nuvolone (1581-1651), Giuseppe<br />
Recco (1634-1695) oder Giovan Battista Ruoppolo<br />
(1629-1693) gestellt.<br />
Das dunkelgrundige Stillleben zeigt im Zentrum helle<br />
Trauben am Zweig mit Blättern, daneben Kürbis, Feigen<br />
und weitere Baumfrüchte. Diese nebeneinander aufgereiht<br />
an einem Steinsockel. Die Beleuchtung von<br />
oben lässt die Gegenstände vor dunklem Hintergrund<br />
zur Wirkung bringen. (†)<br />
Literatur:<br />
Publiziert in: Alberto Cottino, Natura silente, Edizione<br />
Omega, 2007.<br />
(13306032) (10)<br />
AGOSTINO VERROCCHI,<br />
1586 – 1659, PREDOMINANTLY ACTIVE IN ROME<br />
FRUIT STILL LIFE<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
59.5 cm x 72.5 cm.<br />
Two important exhibitions have recently commemorated<br />
the painter such as “La natura morta al tempo di<br />
Caravaggio” at the Musei Capitolini in Rome between<br />
December 1995 and April 1996 and<br />
“L’incantesimo dei sensi” at the Museo di Arti Decorative<br />
Accorsi-Ometto in Turin in 2005. (†)<br />
Literature:<br />
Published in: Alberto Cottino, Natura silente,<br />
Edizione Omega, 2007.<br />
€ 20.000 - € 30.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
351<br />
BERNARDINO LICINIO,<br />
UM 1489 VENEDIG – UM 1565, ZUG.<br />
PORTRAIT EINES JUNGEN MANNES<br />
Öl auf Holz. Parkettiert.<br />
99 x 77 cm.<br />
Gerahmt.<br />
Halbbildnis eines jungen Mannes hinter einer schmalen<br />
Tischplatte vor dunkler Hintergrundfolie. Sein Blick<br />
schweift in Gegenbewegung zu seinem Oberkörper<br />
nach links, sodass eine dezente elegante Drehung in<br />
der Figur entsteht. Seine jungen Gesichtszüge werden<br />
durch den dünnen Bart und ein Barett gerahmt.<br />
Das elegante pelzverbrämte Gewand und das fein gefältelte,<br />
bestickte Hemd deuten darauf, dass es sich um<br />
einen gut begüterten, evtl. adeligen Herren handelt. (†)<br />
(13013116) (10)<br />
BERNARDINO LICINIO,<br />
CA. 1489 VENICE – CA. 1565, ATTRIBUTED<br />
PORTRAIT OF A YOUNG MAN<br />
Oil on panel. Parquetted.<br />
99 x 77 cm.<br />
Framed. (†)<br />
€ 25.000 - € 45.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
138 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
352<br />
SANTI DI TITO,<br />
1536 SANSEPOLCRO/ AREZZO – 1603 FLORENZ<br />
Santi di Tito lernte in Florenz und zog dann nach Rom,<br />
wo er von 1560 bis 1564 blieb, bei den Zuccari-<br />
Brüdern Taddeo (1529-1566) und Federico (1539-1609)<br />
arbeite, ein Fresko für den Palazzo Salviati, Rom, ausführte<br />
und im Vatikan zu den Fresken im Casino di Pio<br />
IV und im Belvedere, Wien, beitrug. Raffaello Borghini<br />
notierte 1584, dass in Florenz zahlreiche Portraits,<br />
auch von Malern und Bildhauern, aus der Hand von<br />
Santi di Tito vorhanden sind. Nach Baldinucci waren<br />
die Portraits von Santi di Tito auch am Ende des 17.<br />
Jahrhunderts noch sehr kostspielig aufgrund ihrer<br />
lebensnahen Darstellung.<br />
PORTRAIT WOHL DES BARTOLOMEO PANCIATICHI<br />
(1507 – 1582)<br />
Öl auf Holz.<br />
110,5 x 85,5 cm.<br />
In vergoldetem reliefiertem Rahmen.<br />
Es ist selten, dass ein und dieselbe Person in einem<br />
Abstand von 30 Jahren von unterschiedlichen Künstlern<br />
gemalt wird und so ist das hier vorgestellte Gemälde<br />
zu den Ausnahmen im Kunsthandel zu zählen.<br />
Unser Gemälde wurde 1574 im 66. Lebensjahr des<br />
Dargestellten gefertigt, so nennt es der Brief in der<br />
Hand des Dargestellten. Ungefähr dreißig Jahre zuvor<br />
malte Bronzino (1503-1572) den gleichen Mannes<br />
wird in den Uffizien in Florenz verwahrt. Sehr ähnlich<br />
sind die beiden Gesichter im Vergleich, die Barttracht<br />
hat sich nur in seiner Farbe geändert. Vor uns steht als<br />
Dreiviertelfigur ein Mann von geradem Körperwuchs,<br />
leicht nach links gewandt an einem grün gedeckten<br />
Tisch, auf den er die linke Hand lehnt, die einen Cartello<br />
mit Inschrift hält. Auf dem Tisch liegt ein Buch und<br />
eine ihm standesgemäß zukommende Kopfbedeckung.<br />
Ein ähnliches Portrait mit gleicher Robe malte<br />
Santi di Tito ("Portrait eines Senators") und ein Portrait<br />
des Carlo Pitti (1522 - 1586, Senator ab 1575) im Philadelphia<br />
Museum of Arts, weshalb das hier angebotene<br />
Gemälde gut in das Werk von Santi di Tito einzugliedern<br />
und ihm zu geben ist.<br />
Detailabbildung<br />
Anmerkung:<br />
Panciatichi wurde am 21. Juni in Lyon geboren und<br />
war zunächst Page am Hofe Franz I. Er studierte von<br />
1529 bis 1531 in Padua, dann in Lyon, 1534 heiratete<br />
er Lucrezia di Gismondo Pucci und zog mit ihr nach<br />
Lyon. Zeitweise reiste und arbeitete er auch in Florenz,<br />
wohin Reisen 1539, 1547, 1549 und 1552 (aber sicherlich<br />
auch öfter) verbürgt sind. Unter seinen Kontakten<br />
waren viele Literaten. 1567 wurde er Senator<br />
und darauffolgend Kommissar von Pistoia, 1568,<br />
und Pisa, 1578.<br />
Literatur:<br />
Vgl. Giuseppe Manni, Serie de senatori fiorentini,<br />
Florenz 1722.<br />
Vgl. Carlo Falciani, Antonio Natali, Bronzino. Artist<br />
and Poet at the Court of the Medici, Florenz, 2010.<br />
Vgl. Carlo Falciani und Antonio Natali, The Cinquecento<br />
in Florence- Modern Manner and Counter-Reformation,<br />
Florenz, 2017.<br />
Vgl. Keith Christiansen, Carlo Falciani, The Medici<br />
Portraits and Politics 1512 - 1570, Ausstellungskatalog,<br />
The Metropolitan Museum of Art, 26. Juni-11. Oktober<br />
2021, New York, 2021.<br />
(1330242) (13)<br />
SANTI DI TITO,<br />
1536 SANSEPOLCRO/ AREZZO – 1603 FLORENCE<br />
PORTRAIT, PROBABLY OF<br />
BARTOLOMEO PANCIATICHI (1507 - 1582)<br />
Oil on panel.<br />
110.5 x 85.5 cm.<br />
Our painting was created in 1574 when the sitter was<br />
66 years old, as the letter in the sitter’s hand reveals.<br />
Bronzino (1503 - 1572) painted the same man about<br />
thirty years earlier and the painting is held at the Uffizi<br />
Galleries in Florence. The two faces are very similar in<br />
comparison, only the beard has changed in colour. A<br />
similar portrait with the same gown was painted by<br />
Santi di Tito (Portrait of a Senator) and a portrait of<br />
Carlo Pitti (1522 - 1586), senator from 1575 held at the<br />
Philadelphia Museum of Arts, which is why the present<br />
painting easily fits into Santi di Tito’s œuvre and<br />
can be given to the artist.<br />
€ 70.000 - € 90.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
140 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
353<br />
GIROLAMO MACCHIETTI,<br />
GENANNT „CROCEFISSIAIO“,<br />
1535 FLORENZ – 1592 EBENDA<br />
Schüler des Michaele Tosinio und Gehilfe Vasaris, ab<br />
1565 selbständig in Florenz tätig.<br />
PORTRAIT DES MATTEO DI DINOZZO LIPPI<br />
Öl auf Holz.<br />
116 x 86 cm.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Alessandro Nesi, welcher<br />
das vorliegende Portrait unter Abbildung 9 als<br />
Ausschnitt zeigt, in Kopie.<br />
Das nach links zu seinem Schreibtisch gewandte Dreiviertelportrait<br />
eines Mannes mittleren Alters, welches<br />
von einem links hochgebundenen Vorhang hinterfangen<br />
wird, kann als Matteo di Dinozzo Lippi (Florenz<br />
1519 - 1591) identifiziert werden. So wird sein Fa milienwappen<br />
auf dem Schreibzeug gezeigt (vgl. das Familienwappen<br />
der Lippi auf dem Haus der Via Romana 14,<br />
Florenz). Rest. (†)<br />
GIROLAMO MACCHIETTI,<br />
ALSO KNOWN AS, CROCEFISSIAIO,<br />
1535 FLORENCE – 1592 IBID.<br />
PORTRAIT OF MATTEO DI DINOZZO LIPPI<br />
Oil on panel.<br />
116 x 86 cm. (†)<br />
Accompanied by an expert’s report by Alessandro<br />
Nesi, which shows a section of this portrait in illustration<br />
9, in copy.<br />
€ 20.000 - € 35.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Anmerkung:<br />
Die Familie der Lippi Neri kommen ursprünglich aus<br />
Tavarnelle Val di Pesa (südlich von Florenz) bevor sie<br />
sich im 14. Jahrhundert in Florenz niederließen.<br />
(13306030) (10)<br />
142 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
144 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
354<br />
PASQUALE DE‘ ROSSI,<br />
1641 VICENZA – 1725 ROM, ZUG.<br />
Werke seiner Hand in mehreren öffentlichen Sammlungen<br />
wie im Kunstmuseum Dresden, in den römischen<br />
Kirchen San Carlo und Santa Maria del Popolo,<br />
ferner in den Kirchen in Fabriano sowie der Kathedrale<br />
von Mitilica, im Palazzo Reale, Turin und in Valencia.<br />
PAAR ERSCHEINUNGSDARSTELLUNGEN<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
75 x 98 cm.<br />
Werke seiner Hand in mehreren öffentlichen Sammlungen<br />
wie im Kunstmuseum Dresden, in den römischen<br />
Kirchen San Carlo und Santa Maria del Popolo,<br />
ferner in den Kirchen in Fabriano sowie der Kathedrale<br />
von Mitilica, im Palazzo Reale, Turin und in Valencia.<br />
Querformatige Innenraumdarstellungen, welche sich<br />
gemäß der Vorbesitzertradition in das Werk des Pasquale<br />
Rossi eingliedern lassen. (†)<br />
PASQUALE DE’ ROSSI,<br />
1641 VICENZA – 1725 ROM, ATTRIBUTED<br />
PAIR OF APPEARANCE DEPICTIONS<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
75 x 98 cm. (†)<br />
Provenance:<br />
Auction Noveau Drouot, Dessins et tableaux anciens,<br />
Paris, 16 February 1981, lot 105 and 106.<br />
Literature:<br />
Depicted in Exhibition catalogue: Pintura Antigua,<br />
Galeria del Louvre- Isaphan 11, Madrid 1991, no 34.<br />
€ 80.000 - € 140.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Provenienz:<br />
Auktion Noveau Drouot, Dessins et tableaux anciens,<br />
Paris, 16. Februar 1981, Lot 105 und 106.<br />
Literatur:<br />
Abgebildet in Ausstellungskatalog: Pintura Antigua,<br />
Galeria del Louvre-Isaphan 11, Madrid 1991, Nr. 34.<br />
(13306069) (10)<br />
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
145
355<br />
JAN HARMENSZ. VAN BYLERT,<br />
UM 1597 UTRECHT – 1671 EBENDA<br />
Der Künstler war Sohn eines Glasmalers und nach<br />
Mitteilung des frühen Künstlerbiographen Joachim von<br />
Sandrart d. Ä. (1606-1688) ein Schüler des Abraham<br />
Bloemaert (1564-1651), bevor ihn seine Studienreisen<br />
nach Frankreich und dann nach Italien führten. In Rom<br />
verblieb er wahrscheinlich bis 1624 und stand dort in<br />
Kontakt mit den holländischen Malern Jan Gerritsz<br />
van Bronchorst (1603-1661) oder Cornelis van Poelenburgh<br />
(1586-1667). Ab Mitte der 1620er-Jahre ließ er<br />
sich stark von Michelangelo Merisi il Caravaggio (1570/<br />
71-1610) und Guido Reni (1575-1642) beein flussen,<br />
wie ebenso von Gerrit van Honthorst (1590-1656). Er<br />
gilt als einer der führenden, wenn nicht sogar als führendster<br />
Vertreter der Utrechter Caravaggisten.<br />
JAN HARMENSZ. VAN BYLERT,<br />
CA. 1597 UTRECHT – 1671 IBID.<br />
LUTE PLAYER<br />
Oil on canvas.<br />
105 x 80 cm.<br />
Literature:<br />
Paul Huys, Jan van Bijlert, 1998, p. 139, no. 105, pl. 46,<br />
circa 1625-1635.<br />
€ 60.000 - € 100.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
DER LAUTENSPIELER<br />
Öl auf Leinwand.<br />
105 x 80 cm.<br />
Der Maler hatte sich auf Halbbildnisse spezialisiert,<br />
insbesondere auch von Musikern oder Philosophen,<br />
die in mehreren öffentlichen Sammlungen vertreten<br />
sind, wie das bekannte Gemälde mit einem Konzert<br />
mit Lauten- und Cellospielern. Auch das hier vorliegende<br />
Motiv zeigt einen Jüngling im Dreiviertelbildnis<br />
nach rechts, in sitzender Haltung an einer Laute, wobei<br />
sein halb geöffneter Mund andeutet, dass er sich<br />
selbst singend begleitet. Über dem schwarzen kurzen<br />
lockigen Haar ein Barett mit großer weißer Straußenfeder,<br />
eine Reminiszenz auch an das Werk Caravaggios,<br />
wie ebenso die Darstellung des jungen Musikers mit<br />
entblößter Schulter. Farblich dominierend ist das kräftige<br />
Rot im Umhang, das als farblicher Gegenpol zum<br />
hellen Grau-Blau des Hintergrundes steht. Der Einfluss<br />
Caravaggios ist auch in dem vorliegenden Gemälde<br />
unverkennbar.<br />
Literatur:<br />
Paul Huys, Jan van Bijlert, 1998, S. 139 Nr. 105, Pl. 46,<br />
circa 1625-1635. (12901421) (11)<br />
146 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
356<br />
BALTHASAR VAN DER AST,<br />
1593/94 MIDDELBURG – 1657 DELFT<br />
STILLLEBEN MIT FRÜCHTEKORB<br />
Öl auf Holz.<br />
38,5 x 52 cm.<br />
Rechts unten signiert und datiert „1642“.<br />
In Louis XV-Rahmen.<br />
Auf einer Steinplatte, die am unteren Bildrand vertikal<br />
abknickt und daher dort verschattet ist, steht ein<br />
Flechtkorb. Dieser ist konisch auslaufend gestaltet,<br />
die Wandung ist durchbrochen in Stegen gearbeitet<br />
und eine Handhabe in Kreissegmentform ziert die<br />
Schauseite. In dem Korb und um den Korb herum hat<br />
van der Ast, so wie er es bei vielen weiteren Gemälden<br />
auch kunstvoll gezeigt hat, zahlreiche Früchte und<br />
Nüsse arrangiert. Quitten, Kirschen, Walnüsse, Trauben,<br />
Äpfel, Pfirsiche und das Laub des Weins, der den vakanten<br />
Raum um den Korb herum ziert, zeugen von<br />
der Freude des Künstlers Oberflächen zu gestalten<br />
und wie lebendig wirken zu lassen. Lebendig ist jedenfalls<br />
auch eine Fliege, die auf der hellen Stelle eines<br />
Pfirsiches Platz genommen hat, sodass sie dem Betrachter<br />
besonders gut ins Auge fällt. (†)<br />
BALTHASAR VAN DER AST,<br />
1593/94 MIDDELBURG – 1657 DELFT<br />
STILL LIFE WITH FRUIT BASKET<br />
Oil on panel.<br />
38.5 x 52 cm.<br />
Signed and dated “1642” lower right.<br />
Quinces, cherries, walnuts, grapes, apples, peaches,<br />
and vine leaves adorning the vacant space around the<br />
basket testify to the artist’s joy in shaping surfaces<br />
and making them appear vibrant. In any case, a fly<br />
placed on the bright side of a peach, catching the<br />
viewer’s eye particularly well, is also rather lively. (†)<br />
Notes:<br />
cf. In addition to the baskets that he filled with flowers,<br />
there are also fruit still lifes or combinations of<br />
both in van der Ast’s ouevre. One of these fruit still<br />
lifes is held at the the Koninklijke Musea voor<br />
Schone Kunsten in Brussels under inv. no. 6643.<br />
€ 175.000 - € 250.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Anmerkung:<br />
Vgl. Neben den Körben, die er mit Blumen füllte,<br />
sind auch Früchtestillleben oder Kombinationen<br />
beider im Werk van der Asts zu finden. Ein Früchtestillleben<br />
aus seiner Hand wird im Koninklijke<br />
Musea voor Schone Kunsten in Brüssel unter Inv.<br />
Nr. 6643 verwahrt.<br />
(13309330) (13)<br />
148 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
149
357<br />
MATTHEUS VAN HELMONT,<br />
1623 ANTWERPEN – UM 1679 BRÜSSEL<br />
WACHRAUM MIT KARTEN SPIELENDEN<br />
SOLDATEN UND DER VERLEUGNUNG<br />
DES HEILIGEN PETRUS<br />
Öl auf Holz. Parkettiert.<br />
42 x 55 cm.<br />
Beigegeben eine Expertise von Prof. Dr. Dr. h.c. Jan<br />
de Maere, Rambrouch, 11. November 2021, in Kopie<br />
vorliegend.<br />
Im Zentrum eines großen steinernen Wachraumes<br />
ein Offizier mit rotem Mantelüberwurf an einem Tisch<br />
mit einem Soldaten in Rüstung und zwei weiteren<br />
Männern beim Kartenspiel. Links hinter ihnen ein großer<br />
Kamin, an dem sich ein bärtiger Mann wärmen<br />
möchte und dabei von einer Frau umklammert wird.<br />
Über diesen beiden hängt an der Wand ein kleiner<br />
Sockel mit einem Hahn, der den Festgehaltenen als<br />
den Heiligen Petrus identifizieren lässt in dem Moment,<br />
als er vor der Magd und den Soldaten beteuert,<br />
kein Gefolgsmann Jesu zu sein. Im rechten Hintergrund<br />
ist der lichtbeschienene Eingang zur Wachstube<br />
mit weiteren Soldaten, teils Lanzen haltend, zu sehen.<br />
Prof. de Maere sieht die Vorbilder und den Einfluss für<br />
das Gemälde in Arbeiten von Adriaen Brouwer und<br />
David Teniers II. Insbesondere der Pinselduktus, der<br />
Stil und die Ausführung sprechen für Mattheus van<br />
Helmont.<br />
(1330702) (18)<br />
MATTHEUS VAN HELMONT,<br />
1623 ANTWERP – CA. 1679 BRUSSELS<br />
GUARD ROOM WITH SOLDIERS PLAYING CARDS<br />
AND THE DENIAL OF SAINT PETER<br />
Oil on panel. Parquetted.<br />
42 x 55 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Professor Dr<br />
Dr hc Jan de Maere, Rambrouch 11 November 2021,<br />
copy enclosed.<br />
Professor de Maere sees the paragons and influence<br />
for the painting on offer for sale here in the works<br />
of Adriaen Brouwer and David Teniers II. In parti cular,<br />
the brushwork, style and execution are suggestive<br />
of Mattheus van Helmont.<br />
€ 14.000 - € 16.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
150 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
358<br />
JAN FYT,<br />
1611 ANTWERPEN – 1661 EBENDA, ZUG.<br />
WILDSCHWEINJAGD<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
178 x 259 cm.<br />
Das großformatige Bild mit Felsrepoussoir auf der<br />
linken Seite, zeigt dicht gedrängt eine Hatz mit einem<br />
in sich verdrehten Wildschweinkörper in der Mitte,<br />
welcher von verschiedenen Jagdhunden angegriffen<br />
wird. Die Gesamtkomposition findet sich traditionell<br />
bei Gemälden von Jan Fyt, Pieter Boel (1622-1674)<br />
sowie Frans Snyders (1579-1657). Eine Zuschreibung<br />
an Fyt macht ein Vergleichsbeispiel möglich, welches<br />
sich im Musée d‘art et d‘histoire in Genf befindet<br />
(Katalognummer CR 60) welches mit „Johannes Fijt“<br />
signiert und „1653“ datiert ist. Wie auch bei dem vorliegenden<br />
Stück dient ein Fels mit Baumbewuchs, der<br />
von links hereinragt, als Repoussoir und der verdrehte<br />
Wildschweinkorpus ähnelt dem hier Dargestellten.<br />
Der hellbraune Hund mit Halsband unten links, findet<br />
sich wiederum in ähnlicher Form auf dem Wildschweinjagdbild<br />
in der Alten Pinakothek München<br />
wieder (Katalognummer 259), welches ebenfalls mit<br />
„Johannes Fjit“ signiert ist. (†)<br />
(1301315) (13)<br />
JAN FYT,<br />
1611 ANTWERP – 1661 IBID., ATTRIBUTED<br />
THE BOAR HUNT<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
178 x 259 cm.<br />
The overall composition can be found in paintings by<br />
Jan Fyt, Pieter Boel (1622-1674) and Frans Snyders<br />
(1579-1657). Attributing the painting to Fyt is possible<br />
due to a comparative example which is held at the<br />
Musée d’Art et d’Histoire in Geneva, catalogue number<br />
CR 60, signed “Johannes Fijt” and dated “1653“.<br />
As in the painting on offer for sale in this lot a rock<br />
with tree vegetation protruding from the left serves<br />
as repoussoir and the twisted body of the boar also<br />
resembles the one depicted in this lot. A similar<br />
shaped tan dog with collar in the lower left can also<br />
be found in The Boar Hunt painting held at the Alte<br />
Pinakothek in Munich (Catalogue no. 259), which is<br />
also signed with “Johannes Fjit“. (†)<br />
€ 40.000 - € 70.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
151
359<br />
KLAES MOLENAER,<br />
UM 1630 HAARLEM – UM 1676 EBENDA,<br />
Der Maler war Bruder von Jan Miense Molenaer<br />
(1609/10-1668) und Bartholomeus Molenaer (um<br />
1610/28-1650) und wurde 1651 Mitglied der Haarlemer<br />
Sankt Lukas-Gilde. Der Maler war bekannt für<br />
seine Winterszenen, aber auch für seine ländlichen<br />
Motive und humorigen Genreszenen. Werke seiner<br />
Hand befinden sich in der Alten Pinakothek München,<br />
im Wallraf-Richartz-Museum in Köln sowie im Von der<br />
Heydt-Museum in Wuppertal.<br />
Am Flussufer eines Dorfes haben sich zahlreiche Bauern<br />
mit ihren Familien zusammengefunden um fröhlich<br />
zu feiern. Auf dem rechtsseitig bevölkerten Ufer<br />
zwei tanzende Paare vor dem Hintergrund zweier alter,<br />
teils leicht verfallener Häuser und eines großen,<br />
mit Plane überzogenen Verkaufsstandes, vor dem<br />
mehrere interessierte Käufer stehen. Am Ufer zudem<br />
drei ankernde, voll besetzte Boote. Im Zentrum eine<br />
hölzerne Brücke, ebenfalls mit Staffagefiguren, die<br />
über den Fluss führt. Ein Mann versucht gerade an<br />
einem Seil mit Hängevorrichtung, das an einen Baum<br />
und einer Stange jeweils links und rechts des Ufers<br />
befestigt wurde, hängend über den Fluss zu schwimmen.<br />
Linksseitig im Vordergrund ein weiteres Uferstück<br />
mit mehreren sitzenden und stehenden Figuren,<br />
die in Rückenansicht sein Handeln interessiert verfolgen.<br />
Im Hintergrund, durch die Brücke hindurch, Blick<br />
auf eine weite Flusslandschaft und eine Kirch turmspitze,<br />
unter hohem hellblauem Himmel mit großen dichten<br />
grau-weißen Wolkenformationen. Fröhliche und<br />
belebte Darstellung einer Szene des Alltags lebens<br />
in der typischen Manier des bekannten Künstlers, in<br />
überwiegend beige-brauner Farbigkeit, aufgelockert<br />
durch rote Kleidungsstücke einzelner Figuren.<br />
(13307031) (18)<br />
KLAES MOLENAER,<br />
CA. 1630 HAARLEM – CA. 1676 IBID.<br />
His works are held at the Alte Pinakothek in Munich,<br />
the Wallraf-Richartz-Museum in Cologne, and the Von<br />
der Heydt-Museum in Wuppertal.<br />
VILLAGE FAIR AT THE BANKS OF A RIVER<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
77 x 110.5 cm.<br />
Signed “K. Molenaer” lower right.<br />
DORFFEST AM UFER EINES FLUSSES € 17.000 - € 20.000<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
77 x 110,5 cm.<br />
Rechts unten signiert „K. Molenaer“.<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
152 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
360<br />
MATHYS SCHOEVAERDTS,<br />
UM 1663 – UM 1703<br />
FLUSSLANDSCHAFT MIT BOOTEN UND KIRCHE<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
41,5 x 60,5 cm.<br />
Links unten auf Brettern signiert „SCHOEVAERDTS. F.“.<br />
Blick auf das linksseitig, unter hohem Himmel im<br />
gelblich-rötlichem Licht der untergehenden Sonne<br />
liegende, bewohnte Ufer eines Flusses mit Gebäuden<br />
und Anlegestelle, an der mehrere Boote erkennbar<br />
sind: aus einem entsteigen gerade eine Mutter mit<br />
Baby, während ein Boot abgelegt hat, das mit zwei<br />
Pferden beladen ist. Zwischen den Booten drei schwimmende<br />
Schwäne. Auf dem Platz vor den Gebäuden<br />
herrscht reges Treiben mit vielen Figuren und zwei<br />
Pferdekarren. Im Hintergrund mittig sind auf einer kleinen<br />
Insel zudem wenige Häuser und eine alte Kirche<br />
sichtbar. Erzählerische, stimmungsvolle Darstellung<br />
mit vielen Details.<br />
(13307011) (18)<br />
MATHYS SCHOEVAERDTS,<br />
CA. 1663 – CA. 1703<br />
RIVERSCAPE WITH BOATS AND CHURCH<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
41.5 x 60.5 cm.<br />
Signed on boards “SCHOEVARDTS. F.” lower left.<br />
€ 11.000 - € 13.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
154 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
361<br />
MATHYS SCHOEVAERDTS,<br />
UM 1663 – UM 1703<br />
KÜSTENSTÄDCHEN MIT WINDMÜHLE<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
41 x 60,5 cm.<br />
Links unten signiert „SCHOEVAERDTS“.<br />
Unter hohem hellblauen Himmel mit weißen Wolkenformationen<br />
fällt der Blick auf eine kleine, am Wasser<br />
gelegene Stadt und das reich bevölkerte Ufer: einige<br />
Boote haben angelegt und sind beim be- und entladen<br />
von diversen Obst- und Gemüsekörben sowie<br />
Fässern. Am Ufer selbst sind Käufer, die ihre Pferde<br />
schon mit der Ware beladen haben, eine Kutsche, ein<br />
Karren und mehrere Frauen und Kinder erkennbar.<br />
Über allem ragen rechtsseitig auf einer kleinen Anhöhe<br />
die Flügel einer Bockwindmühle in den Himmel. Im<br />
Wasser des linken Vordergrundes schwimmen zudem<br />
friedlich drei Schwäne, die oft auch bei anderen Werken<br />
des Künstlers wiederzufinden sind. Erzählerische<br />
Wiedergabe mit vielen Details in harmonischer, reicher<br />
Farbgebung mit vielen Rot-, Weiß-, Blau- und<br />
Braun tönen.<br />
(13307012) (18)<br />
MATHYS SCHOEVAERDTS,<br />
CA. 1663 – CA. 1703<br />
COASTAL TOWN WITH WINDMILL<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
41 x 60.5 cm.<br />
Signed “SCHOEVAERDTS” lower left.<br />
€ 11.000 - € 13.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
155
362<br />
PIETER BRUEGHEL D. J.,<br />
1564 BRÜSSEL – 1637/38 ANTWERPEN<br />
DER BAUERNADVOKAT<br />
Öl auf Holz. Parkettiert.<br />
55,3 x 85 cm.<br />
Links unten signiert „P. BRUEGHEL.162(?)“.<br />
Vor uns sehen wir eine der bekanntesten Kompositionen<br />
von Pieter Brueghel dem Jüngeren, die uns in<br />
mehrfachen Werkstatt- und Nachfolgearbeiten überliefert<br />
ist – etwa 25 eigenhändige Werke mit dem beliebten<br />
Motiv sind erhalten, die früheste datierte Version<br />
stammt von 1615. Die signierten Versionen<br />
entstanden alle zwischen 1615 und 1630. Die Werkstatt<br />
Brueghels bot zwei verschiedene Formate an,<br />
von denen die kleinere ca. 55 x 87 cm misst. Das hier<br />
angebotene Gemälde, das bis zur Vorstellung in 2010<br />
bei Christie´s bis zu diesem Datum nicht überliefert<br />
ist und bis dato über Generationen hinweg in derselben<br />
Familie aufbewahrt wurde, zählt zu der kleineren<br />
Variante von ca. 55 x 87 cm. Entsprechend der Brueghelschen<br />
Werkstattpraxis wurden für beide Formate<br />
vermutlich Pausen genutzt, die eine genaue Vervielfältigung<br />
der für Brueghel typischen detailverliebten<br />
Komposition garantierten. Die teils in französischer<br />
Sprache beschriebenen Dokumente auf dem Gemälde<br />
verweisen auf die „lingua franca“ als die Rechtssprache<br />
von Dokumenten in den Nieder landen der damaligen<br />
Zeit. Die Komposition mag von Jan Brueghel<br />
d. J. selbst stammen und auf ein Werk von Nicolas<br />
Baullery (1560-1630) zurückgehen.<br />
In einer großen Stube sitzt ein Advokat hinter seinem<br />
mit zusammengeschnürten Briefen und einer Sanduhr<br />
überfülltem Schreibtisch mit altrosafarbenem<br />
Wams und schwarzer Kopfbedeckung, aufmerksam<br />
einen Brief lesend. Links neben ihm ein Bauer, der<br />
gerade den Inhalt des Schriftstückes zu erklären<br />
scheint. Rechts des Tisches wohl ein Anwaltsgehilfe<br />
in beigem Gewand, Stiefeln und faltigem grünen<br />
Strumpf, der teils auf anderen Bildversionen in Rot<br />
wiedergegeben wird. Vor dem Tisch das Landvolk mit<br />
seinen Produkten, darunter eine Ente, ein Bündel mit<br />
Weintrauben und eine Frau, die gerade einen kleinen<br />
Korb mit Eiern befüllt. Am linken Bildrand stehend ein<br />
Mann mit langem Stock mit einem roten Obergewand,<br />
das auf anderen Gemäldeversionen teils andersfarbig<br />
ist. Besonders auffallend sind die zahlreichen Schriftstücke<br />
und beschrifteten Säckchen im Raum, die hinter<br />
dem Advokat auf einem Wandbord liegen oder hängen,<br />
als auch auf dem Boden, sowie auf einem links<br />
oben am Eingang stehenden Schreibtisch mit sitzendem<br />
Gehilfen und den Ablagen hinter ihm.<br />
Die Darstellung ist sicherlich satirisch gemeint - darauf<br />
weist ein von Paulus Fürst 1618 veröffentlichter Stich<br />
hin, der Anwälte der Bestechlichkeit bezichtigt, da der<br />
korrupte Advokat wohl auch mit Naturalien „bezahlt“<br />
werden kann. (†)<br />
Provenienz:<br />
Trésors de la Collection Veil-Picard.<br />
Christie´s Paris: 23.Juni 2010, Lot 17.<br />
Private Sammlung, Zürich, Schweiz.<br />
Literatur:<br />
P. van den Brink (Red.) cat.tent. De Firma Brueghel,<br />
Maastricht (Bonnefantenmuseum)/ Brussel (Koninklijke<br />
Musea voor Schone Kunsten van Belgie) 2001<br />
- 2002, p.173-185:IV: De Boerenadvokaat.<br />
C. Currie en D.Allart, The Bruef(H)el Phenomenon.<br />
<strong>Paintings</strong> by Pieter Bruegel the Elder and Pieter Brueghel<br />
the Younger with a special focus on technique<br />
and copying Practice, Brussel 2012, dl.II, p.670-711:<br />
Case Study 10: copies of the Peasant Lawyer after<br />
an anonymous model. Art rules, ex hibition´s catalogue,<br />
Tallinn, June - October 2015, p.62-63 (illustrated).<br />
Vgl. Klaus Ertz, Pieter Brueghel der Jüngere (1564-<br />
1637/38). Die Gemälde mit kritischem Œuvrekatalog,<br />
Band I, Luca Verlag Lingen 1988/2000, S.513 - 522.<br />
Vgl. Pieter Breughel Le Jeune – Jan Brueghel L‘Ancien,<br />
une famille de peintres flamands vers 1600, Kat.expo.,<br />
Lingen 1998, S. 391.<br />
Ausstellungen:<br />
Art rules, Artlife project, Tallin, 2015.<br />
(1331383) (18)<br />
PIETER BRUEGHEL THE YOUNGER,<br />
1564 BRUSSELS – 1637/38 ANTWERP<br />
THE PAYMENT OF THE TITHES<br />
Oil on panel. Parquetted.<br />
55.3 x 85 cm.<br />
Signed “P.Breughel. 162(?)” lower left.<br />
The present painting is one of the most famous compositions<br />
by Pieter Brueghel the Younger, which has<br />
survived in multiple copies by his workshop and followers.<br />
Approximately 25 autograph works with the<br />
popular motif have survived, with the earliest dated<br />
version from 1615. The signed versions were all created<br />
between 1615 and 1630. Brueghel’s workshop offered<br />
two different formats, the smaller of which<br />
measures ca. 55 x 87 cm. The present painting, held<br />
in the same family for generations, had not been recorded<br />
prior to the 2010 auction at Christie’s and is<br />
one of the smaller variants of approx. 55 x 87 cm<br />
(here: 55 x 85cm). In accordance with Brueghel’s<br />
workshop practice, stencils were probably used for<br />
both formats, which guaranteed an exact duplication<br />
of the composition with a love of detail that was typical<br />
of Brueghel. The documents on the painting, some<br />
of which are written in French, refer to the “lingua<br />
franca” as the legal language of documents in the<br />
Netherlands at the time. The composition may have<br />
been created by Jan Brueghel the Younger and may<br />
be based on a painting by Nicolas Baullery (1560 –<br />
1630). A lawyer is sitting in a large room behind his<br />
desk, which is overflowing with tied-up letters and an<br />
hourglass. He is wearing a dusky pink doublet and a<br />
black hat, reading a letter attentively. To his left is a<br />
farmer who seems to be explaining the contents of<br />
the document. To the right of the table is probably the<br />
lawyer’s assistant in a beige gown, boots and a wrinkled<br />
green stocking peeking out of it, which is partly<br />
reproduced in red in other versions of the picture. In<br />
front of the table, the country people with their products,<br />
including a duck, a bunch of grapes and a woman<br />
who is just filling a small basket with eggs. On the<br />
left edge of the painting is a man with a long stick and<br />
a red gown, which is sometimes shown in different<br />
colours in other versions. The numerous documents<br />
and labelled bags in the room are particularly striking.<br />
They lie or hang on a wall shelf behind the lawyer, on<br />
the floor and desk at the top left of the entrance with<br />
a seated assistant as well as the shelves behind him.<br />
The depiction is certainly meant to be satirical – this<br />
is indicated by an engraving published by Paulus Fürst<br />
156 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
in 1618, which accuses lawyers of taking bribes, since<br />
the corrupt lawyer can probably also be “paid” in kind.<br />
<strong>Part</strong>ially restored, with retouching. (†)<br />
Provenance:<br />
Trésors de la Collection Veil-Picard.<br />
Christie’s Paris, 23 June 2010, lot 17.<br />
Private collection, Zürich, Switzerland.<br />
Literature:<br />
P. van den Brink (red.), cat. tent, De Firma Brueghel,<br />
Maastricht (Bonnefantenmuseum)/ Brussels (Koninklijke<br />
Musea voor Schone Kunsten van Belgie) 2001<br />
– 2002, pp.173-185: IV: “De Boerenadvokaat”.<br />
C. Currie and D. Allart, The Brueg(H)el Phenomenon.<br />
<strong>Paintings</strong> by Pieter Bruegel the Elder and Pieter<br />
Brueghel the Younger with a special focus on technique<br />
and copying practice, Brussels 2012, vol. II,<br />
pp. 670-711: Case Study 10: copies of the Peasant<br />
Lawyer after an anonymous model.<br />
Art rules, exhibition catalogue, Tallinn, June – October<br />
2015, p. 62-63 (illustrated).<br />
cf. Klaus Ertz, Pieter Brueghel der Jüngere (1564 –<br />
1637/38). Die Gemälde mit kritischem Œuvrekatalog,<br />
vol. I, Luca Verlag, Lingen 1988/2000, p. 513-522.<br />
cf. Klaus Ertz, Christa Nitze-Ertz, Pieter Brueghel Le<br />
Jeune – Jan Brueghel L’Ancien, une famille de peintres<br />
flamands vers 1600, exhibition catalogue, Lingen<br />
1998, p. 391<br />
Exhibitions:<br />
Art rules, Artlife project, Tallinn, 2015.<br />
€ 800.000 - € 1.200.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
157
363<br />
JAN BRUEGHEL D. J.,<br />
1601 ANTWERPEN – 1678 EBENDA<br />
KANALLANDSCHAFT MIT FUHRWERKEN UND AM<br />
UFER GELEGENEN HÄUSERN<br />
Öl auf Eichenholz.<br />
24 x 36,5 cm.<br />
Beigegeben eine Expertise von Dr. Klaus Ertz, Lingen,<br />
26. August 2022.<br />
Ein Kanal führt in leichten Windungen zum fernen<br />
Horizont, seitlich bewaldet mit hellen Laubbäumen, in<br />
der Ferne in bläulicher Luftperspektive. Zu den Gebäuden<br />
führen Holzbrücken über den Kanal, gegenüber,<br />
als Repoussoir, ein Werkstattgebäude mit angelehnten<br />
Rädern unter dunkler Baumkrone. Der Vordergrund<br />
lebendig illustriert: hier stehen links im Bild vollbesetzte<br />
Wagen mit hohen Rädern dem Kanalufer entlang<br />
zur Abfahrt bereit, während eine Magd noch einem<br />
Mitfahrenden einen Trunk reicht. Am Ufer Rinder,<br />
Schweine und Geflügel, sowie ein Bauer, der Wasser<br />
aus dem Fluss schöpft. Höchst originell das kleine<br />
Mädchen in der linken unteren Ecke, das an zwei Fässern<br />
hantiert. Das Gemälde lebt vor allem durch die<br />
vielen kleineren Details, wie etwa einem Mann, der<br />
aus einem Türfenster herausschaut, einem Paar mit<br />
Hündchen oder den Kähnen und Schwänen auf dem<br />
Fluss. Die Wagen wurden benannt als die sogenannten<br />
“Hessenwagen”, Fuhrwerke, mit denen der Warenverkehr<br />
von Antwerpen in den Süden bis nach Italien<br />
verlief. Die äußerst feine Malmanier mit nahezu<br />
Federstrich-konturierenden Pinselstrichen ist für Jan<br />
Brueghel I. in dieser Schaffensperiode typisch. Auch<br />
das Bildthema zählt zu seinen häufigen Motiven. Dabei<br />
sehen wir einzelne Versatzstücke, wie hier etwa<br />
die beiden Häuser mit Schopfwalmdach, nahezu identisch<br />
auch in weiteren seiner Gemälde (z. B. “Kanallandschaft<br />
mit zwei am Ufer gelegenen Werkstätten”,<br />
Dorotheum Okt. 2015). Auch in öffentlichen Sammlungen<br />
befinden sich Werke des Malers, die mit dem<br />
vorliegenden in Vergleich zu stellen sind, wie etwa:<br />
“Dorfszene mit einer Schmiede” (Puschkin Museum,<br />
Moskau, signiert und datiert 1603); “Dorfstraße”<br />
(Alte Pinakothek, München, signiert und datiert 1610);<br />
“Dorflandschaft mit frontaler Gracht” (Pinacoteca<br />
di Brera, Mailand, signiert und datiert 16.7). Sowie<br />
“Dorfstraße mit Kanal” (Privatbesitz, signiert und<br />
datiert 1609). A.R.<br />
(13307032)<br />
PIETER BRUEGHEL THE YOUNGER,<br />
1564 BRUSSELS – 1637/38 ANTWERP<br />
CANAL LANDSCAPE WITH CARTS AND HOUSES<br />
ON THE BANK<br />
Oil on oakpanel.<br />
24 x 36.5 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dr. Klaus Ertz,<br />
Lingen, 28 August 2022.<br />
€ 50.000 - € 70.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
162 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
163
364<br />
GYSBRECHT LEYTENS,<br />
1586 – NACH 1643, BEVOR 1656<br />
WALDLANDSCHAFT MIT RASTENDEN<br />
AN EINEM FLUSSUFER<br />
Öl auf Holz.<br />
31,5 x 44,5 cm.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Prof.Dr.Dr.hc Jan de<br />
Maere, Rambrouch, 18. Juni 2022.<br />
Wir danken Dr. Joost Vander Auwera für die mündliche<br />
Bestätigung.<br />
Durch jeweils seitlich stehende große Bäume als Repoussoir<br />
fällt der Blick auf den hohen Hang einer<br />
Flusslandschaft, der überreich mit unterschiedlichen<br />
Bäumen bewachsen ist, unter blauem Himmel mit<br />
großen weissen Wolken mit fliegenden Vögeln. Im<br />
Vordergrund rechts eine sitzende Figur bei der Rast,<br />
eine halb im Wasser stehende Frau mit leuchtend<br />
roter Jacke betrachtend, die einem Kind im Wasser<br />
nachfolgt.<br />
Malerei mit vielen differenzierten Grüntönen und wenig<br />
en roten Akzenten, mit seitlichem Beobachtungspunkt<br />
und teils kulissenhaft wirkenden Bäumen.<br />
Anmerkung:<br />
Gijsbrecht Leytens, früher bekannt als Meister der<br />
Winterlandschaften, war ein flämischer Maler, der<br />
sich auf Landschaften, insbesondere Winterlandschaften<br />
spezialisierte. 1598 wurde er Schüler von<br />
Jacob Vrolijck. 1611 trat er als Meister der Antwerpener<br />
Lukasgilde bei. Er heiratete Maria van Omel.<br />
Wie seine zeitgenossen Abraham Govaerts und<br />
Alexander Keirincx, malte Leytens auch bewaldete<br />
Landschaften, die von kleinen Figuren bevölkert und<br />
von kräftigen Repoussoir-Bäumen umrahmt wurden,<br />
so wie auf dem vorliegenden Werk. Arbeiten von<br />
ihm befinden sich u.a. in Museen in St. Petersburg,<br />
Stockholm und Nantes.<br />
(1330705) (18)<br />
GYSBRECHT LEYTENS,<br />
1586 – AFTER 1643, BEFORE 1656<br />
FOREST LANDSCAPE WITH RESTING<br />
TRAVELLERS ON A RIVERBANK<br />
Oil on panel.<br />
31.5 x 44.5 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Professor Dr Dr<br />
hc Jan de Maere, Rambrouch, 18 June 2022.<br />
We thank Dr Joost Vander Auwera for the verbal confirmation.<br />
Notes:<br />
Gijsbrecht Leytens, formerly known as the “<strong>Master</strong> of<br />
the Winter Landscapes”, was a Flemish painter specializing<br />
in landscapes, especially winter landscapes.<br />
His works can be found in museums in Saint Petersburg,<br />
Stockholm and Nantes, among others.<br />
€ 15.000 - € 20.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
164 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
365<br />
ANTON MIROU,<br />
AUCH ANTOINE MIROU,<br />
UM 1570 ANTWERPEN – CIRCA 1661, ZUG.<br />
URLANDSCHAFT MIT FIGUREN<br />
Öl auf Holz. Teils Parkettiert.<br />
33 x 47 cm.<br />
Wir danken Prof. Dr. Dr. h.c. Jan der Maere und Dr.<br />
Joost Vander Auwera für die schriftliche Bestätigung<br />
der Zuschreibung.<br />
Blick auf eine weite Urlandschaft mit Sümpfen, Schilfgras<br />
bewachsenen Ufern, alten, teils abgestorbenen<br />
Bäumen und Baumresten, sowie rechtsseitig einem<br />
dichten Waldstück, in dem ein berittener Mann und<br />
zwei Soldaten zu erkennen sind, die sich einem im<br />
Vordergrund auf einem Baumstumpf sitzenden alten<br />
Mann nähern. Im oberen Bereich des links stehenden,<br />
abgestorbenen Baumes vor hellblauem Himmel<br />
baut gerade ein Storchenpaar en Nest. Malerei in<br />
vielen differenzierten Grüntönen in der Manier des<br />
Künstlers.<br />
(1330706) (18)<br />
ANTON MIROU,<br />
ALSO KNOWN AS ANTOINE MIROU,<br />
CA. 1570 ANTWERP – CIRCA 1661, ATTRIBUTED<br />
PRIMEVAL LANDSCAPE WITH FIGURES<br />
Oil on panel. <strong>Part</strong>ially parquetted.<br />
33 x 47 cm.<br />
We thank Prof Dr Dr hc Jan de Maere and Dr Joost<br />
Vander Auwera for the confirmation of the attribution.<br />
€ 12.000 - € 15.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
165
366<br />
DAVID TENIERS D. J.,<br />
1610 ANTWERPEN – 1690 BRÜSSEL<br />
Bekanntlich war Teniers einer der bedeutendsten<br />
Erneuerer der Genremalerei seiner Zeit. Neben Genreszenen<br />
und religiösen Historien malte er auch Dorflandschaften,<br />
beeinflusst von Paul Brill (um 1553/54-<br />
1626) und in seinen Berglandschaften vor allem von<br />
Joos de Momper d. J. (1564-1635). Vielfältig bis weit<br />
ins 18. Jahrhundert durch die Druckgrafik verbreitet<br />
lassen die Kompositionen Teniers ihn als einen der<br />
populärsten Künstler des 17. Jahrhunderts erscheinen,<br />
der eine Vielzahl von Nachfolgern fand. Als Schüler<br />
seines Vaters ließ er sich später von Adriaen Brouwer<br />
(1605/06-1638) beeinflussen, wurde 1633 in die Antwerpener<br />
Lukasgilde aufgenommen und war 1645<br />
bereits Dekan der Gilde. Als er 1637 Anna, Tochter<br />
von Jan Brueghel d. Ä., heiratete, war Peter Paul<br />
Rubens ihr Zeuge.<br />
WEITE HÜGELIGE LANDSCHAFT<br />
MIT PAN UND SYRINX<br />
Öl auf Leinwand.<br />
83,5 x 121 cm.<br />
In vergoldetem mit Blattfries verziertem Rahmen.<br />
Beigegeben ein Gutachen im Original von Margret<br />
Klinge, Düsseldorf, 12. Juli 1981. Klinge weist darauf hin,<br />
dass die Schloss – und Gartenanlage auf dem Gemälde<br />
„Odysseus auf der Insel der Phaiaken“ im Palazzo Pitti<br />
in Florenz fußt und von Teniers ziemlich genau übernommen<br />
wurde, während die umliegende Landschaft<br />
jedoch ganz seiner eigenen Bildidee entstammt, sodass<br />
sich Teniers lediglich weniger Versatzstücke bei<br />
Rubens bediente. Hier ist besonders das Kolorit des<br />
Himmels typisch für Teniers, ebenso die Figurenstaffage<br />
und die Viehherde. Klinge datiert das vorliegende<br />
Gemälde auf das Ende der 1650er-, Anfang der<br />
1660er-Jahre.<br />
Es ist eine von nur wenigen größerformatigen Landschaften,<br />
die uns von Teniers überliefert sind, und das<br />
mit einer besonders reizvollen Szene: Pan und Syrinx<br />
inmitten eines mit Schilf bestandenen Ufers zeigend.<br />
Ein neben ihnen stehendes Baumgefüge überfängt<br />
diese Szene und dient zeitgleich als kompositioneller<br />
Ausgleich für die sich im lichten Blaugrün bis an den<br />
Horizont erstreckende felsige Landschaft mit einem<br />
Schloss, dem ein französischer Garten vorgelagert ist.<br />
Provenienz:<br />
Privatsammlung Münsterland.<br />
(1331061) (13)<br />
DAVID TENIERS THE YOUNGER,<br />
1610 ANTWERP – 1690 BRUSSELS<br />
VAST HILLY LANDSCAPE WITH PAN AND SYRINX<br />
Oil on canvas.<br />
83.5 x 121 cm.<br />
Accompanied by the original certificate of authenticity<br />
by Margret Klinge, Düsseldorf, 12 July 1981. She points<br />
out that the palace and gardens are based on the<br />
painting Odysseus on the Island of the Phaecians held<br />
at the Palazzo Pitti in Florence and was copied by<br />
Teniers very accurately, while the surrounding landscape<br />
is based completely on his imagination and<br />
he only borrowed a few set motifs from Rubens. Here<br />
the colouration of the sky is particularly typical of<br />
Teniers, as are the figures and the herd of cows.<br />
Klinge dates the present painting to the late 1650s,<br />
early 1660s. This is one of only a few large-format landscapes<br />
that are known by Teniers.<br />
It shows a particularly attractive scene with Pan and<br />
Syrinx among a reed-covered bank. Next to the couple<br />
and arching across the scene is a group of trees,<br />
which also acts as a compositional balance to the<br />
rocky landscape with a castle with a French garden in<br />
front that stretches to the horizon in light blueishgreen<br />
hues.<br />
Provenance:<br />
Private collection, Münster region, Germany.<br />
€ 20.000 – € 30.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
166 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
167
367<br />
ANTHONIS VAN DYCK,<br />
1599 ANTWERPEN – 1641 LONDON, ZUG.<br />
BILDNIS VON JOHN PENRUDDOCK<br />
Öl auf Leinwand.<br />
103 x 80 cm.<br />
Verso mit Provenienzetikett, van Dyck als Autor<br />
des Portraits nennend.<br />
In Rahmen mit Samteinlage und Ornamentfries.<br />
Das Gemälde wurde erstmals 1902 anlässlich der<br />
Ausstellung „Monarchs“ in der New Gallery of England<br />
bekannt, unter Nr. 101 als „Portrait of Prince<br />
Rupert“ ausgestellt, wurde es bereits van Dyck zugeschrieben.<br />
Zuvor befand sich das Gemälde in der<br />
Penruddock-Sammlung in Compton Park, wie die Bildunterschrift<br />
im Ausstellungskatalog zeigt: eine Leihgabe<br />
von Charles Penruddocke.<br />
Erst Sir Charles Holmes erkannte 1931, dass es sich<br />
bei der dargestellten Figur nicht um den Prinzen, sondern<br />
um den Vater des Royalisten John Penruddock<br />
handelte, der während des Englischen Bürgerkriegs<br />
als Ritter und Anführer des gleichnamigen Aufstands<br />
von 1655 in Erinnerung blieb.<br />
Das Gemälde erschien erstmals 1930 auf dem Markt,<br />
als die gesamte Sammlung der Penruddock-Familienportraits<br />
in London versteigert wurde. Wiederum mit<br />
der irrtümlichen Identifizierung mit dem Portrait von<br />
Prinz Rupert, aber bereits mit einer sicheren Zuschreibung<br />
an van Dyck, denn auf der Auktionskarte steht<br />
„Prince Rupert, by Sir. A. Van Dyck“.<br />
Das Gemälde wird später in Knoedler‘s Stock Book,<br />
wieder als sicher von der Hand van Dycks vermerkt<br />
und hier auch zum ersten Mal mit der richtigen Definition<br />
der dargestellten Person, John Penruddock.<br />
Wie der Getty Provenance Index berichtet, gehörte<br />
die Hälfte des Gemäldes dem legendären Jt. Pinakos,<br />
der damals von dem berühmten Händler Heyckhema<br />
angeleitet wurde, welcher unter anderem als Berater<br />
des Metropolitan Museums für Ankäufe tätig war.<br />
Das Werk blieb bis 1969 in den Büchern von Knoedler<br />
verzeichnet und wurde dann bei Sotheby‘s unter Lot<br />
35 versteigert und dem Künstler zugeschrieben. Von der<br />
renommierten Galleria Bosoni in Mailand erworben,<br />
wurde es im November 1969 für 8.800.000 Lire an<br />
einen derer Kunden verkauft.<br />
Von diesem Moment an verschwand das Gemälde<br />
von der Bildfläche, sodass Larssen es in seiner Monografie<br />
unter der Nr. 947 (ein Mitglied der Familie<br />
Penruddocke) mit dem Vermerk „derzeitiger Besitzer<br />
unbekannt“ aufführte und aufgrund dessen auch falsche<br />
Maße angab. In der winzigen, aber wertvollen<br />
Bildunterschrift gibt er jedoch eine mögliche Datierung<br />
an, in welcher er es sehr präzise zwischen 1637 und<br />
1638 ansiedelt.<br />
Das Gemälde befindet sich in einem Zustand von<br />
musealer Qualität und auf der Rückseite sind alle Etiketten,<br />
die die Provenienz von 1902 bis 1969 bezeugen<br />
und es identifizieren, erhalten. Das hier angebotene<br />
Gemälde galt wohl weiteren auf dem europäischen<br />
Markt angebotenen Kopien als Vorbild.<br />
Literatur:<br />
Monarchs, Katalog, 1902, S. 28, Abb. 101.<br />
Knoedler‘s Stock Book No. 9, Seite 107, Zeile 30,<br />
Archivnummer A3259.<br />
Sotheby’s, Juli 1969, Auktion Alte Meister, Lot 35.<br />
Prof. Erik Larsen, The paintings of van Dyck, 1988,<br />
Nr. 947.<br />
(1330951) (13)<br />
168 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
ANTHONIS VAN DYCK,<br />
1599 ANTWERPEN – 1641 LONDON, ATTRIBUTED<br />
PORTRAIT OF JOHN PENRUDDOCK<br />
Oil on canvas.<br />
103 x 80 cm.<br />
Verso with provenance label naming van Dyck as<br />
author of the portrait.<br />
In frame with velvet inlay and ornamental frieze.<br />
The painting first became known in 1902 on the occasion<br />
of the exhibition “Monarchs” at the New Gallery<br />
of England, where it was exhibited under no. 101 as<br />
“Portrait of Prince Rupert”, already attributed to van<br />
Dyck. Until then, the painting was in the Penruddock<br />
Collection in Compton Park, as the caption in the exhibition<br />
catalogue shows: a loan from Charles Penruddocke.<br />
It was not until 1931 that Sir Charles Holmes realised<br />
that the figure depicted was not the prince but the<br />
father of the royalist John Penruddocke, who was a<br />
knight during the English Civil War and remembered<br />
as the leader of the eponymous uprising of 1655.<br />
The painting first appeared on the market in 1930<br />
when the entire collection of Penruddock family portraits<br />
was auctioned in London. Again with the mistaken<br />
identification with the portrait of Prince Rupert,<br />
but already with a definite attribution to van Dyck, for<br />
the auction card reads “Prince Rupert, by Sir. A. Van<br />
Dyck”. The painting is later noted in Knoedler’s Stock<br />
Book, again as certainly by the hand of van Dyck, and<br />
here also for the first time with the correct definition<br />
of the person depicted, John Penruddock.<br />
As the Getty Provenance Index reports, the half of the<br />
painting belonged to the legendary Jt. Pinakos, who<br />
was headed by the very famous dealer Heyckhema,<br />
a consultant to the Metropolitan Museum for acquisitions.<br />
The work remained on Knoedler’s books until 1969,<br />
when it was taken up at Sotheby’s under lot 35 and<br />
attributed to the artist. Then acquired by the renowned<br />
Galleria Bosoni in Milan it was sold to one of its clients<br />
in November 1969 for 8,800,000 lire.<br />
From that moment on, the painting disappeared, so<br />
that Larssen listed it under no. 947 in his monograph<br />
(a member of the Penruddocke family) as “current<br />
owner unknown” and, due to these inaccuracies, gave<br />
incorrect measurements. In the tiny but valuable caption<br />
he gives a possible dating, placing it very precisely<br />
between 1637 and 1638.<br />
The painting is in museum-quality condition and all the<br />
labels attesting to its provenance from 1902 to 1969<br />
and identifying it have been preserved on the reverse.<br />
The copies offered on the European market years ago<br />
were probably derived from the painting offered in this<br />
lot.<br />
Literature:<br />
Monarchs, Catalogue, 1902, p. 28, ill. 101.<br />
Knoedler’s Stock Book No. 9, p. 107, line 30, Archive<br />
number A3259.<br />
Sotheby’s, July 1969, sale <strong>Old</strong> masters paintings,<br />
lot 35.<br />
Prof Erik Larsen, The paintings of van Dyck, 1988,<br />
no 947.<br />
€ 60.000 – € 90.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
170 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
368<br />
JÜRGEN OVENS,<br />
1623 TÖNNING – 1678 FRIEDRICHSTADT, ZUG.<br />
DOPPELPORTRAIT MIT FRAU UND MÄDCHEN<br />
Öl auf Leinwand.<br />
125 x 103 cm.<br />
Verso mit mehreren Sammlungsetikettten und<br />
Nummerierungen.<br />
In vergoldetem ornamental verziertem Rahmen mit<br />
Künstlernennung.<br />
Ein Innenraum wird vor allem durch seinen Ausblick in<br />
den städtischen Hintergrund definiert, der links durch<br />
einen roten Vorhang begrenzt wird. Rechts sitzend<br />
eine ältere Frau, vor ihr ein Mädchen in hellem Gewand,<br />
offensichtlich im Gegenzug für mitgebrachte<br />
Blumen eine Münze empfangend.<br />
Provenienz:<br />
Louis Bernard Coclers, Leiden/Paris/Amsterdam/<br />
Luik.<br />
Verkauft 1816 per Auktion bei Philippus van der<br />
Schley, Lot 38.<br />
Fideikomiss-Galerie Hannover, 1905, Nr. 276.<br />
Sammlung B. Hausmann, Hannover, Nr. 162,<br />
als Govaert Flinck.<br />
Sotheby‘s, London, 12. Mai 1992, Lot 155.<br />
Anmerkung:<br />
Das Gemälde wird heute beim RKD in Den Haag<br />
unter der Inv.Nr. 138226 als Jürgen Ovens zugeschrieben<br />
dokumentiert.<br />
Literatur:<br />
Werner Sumowski, Gemälde der Rembrandt-Schüler,<br />
Landau/Pfalz 1983, S. 2223, Nr. 33, als möglicherweise<br />
von L. de Jongh.<br />
Katalog der zur Fideikommiss-Galerie des Gesamthauses<br />
Braunschweig und Lüneburg gehörigen Sammlung<br />
von Gemälden und Skulpturen im Provinzial-<br />
Museum, Nr. 276.<br />
(1330644) (1) (13)<br />
JÜRGEN OVENS,<br />
1623 TÖNNING – 1678 FRIEDRICHSTADT,<br />
ATTRIBUTED<br />
DOUBLE PORTRAIT OF A WOMAN AND GIRL<br />
Oil on canvas.<br />
125 x 103 cm.<br />
Verso with several collection labels and numbering.<br />
Provenance:<br />
Louis Bernard Coclers, Leiden/Paris/Amsterdam/Luik.<br />
Sold in 1816 at auction at Philippus van der Schley,<br />
lot 38.<br />
Fidei-Komiss-Galerie Hannover, 1905, no. 276.<br />
B. Hausmann collection, Hannover, no. 162, as<br />
Govaert Flinck.<br />
Sotheby’s, London, 12 May 1992, lot 155.<br />
Notes:<br />
The painting is today listed at the RKD in The Hague<br />
with number 138226 and described as attributed to<br />
Jürgen Ovens.<br />
Literature:<br />
Werner Sumowski, Rembrandt Schüler, Landau/Pfalz<br />
1983, p. 2223, no. 33, possibly as L. de Jongh.<br />
Catalogue of the Fideikommiss gallery of the entire<br />
house in Braunschweig and Lüneburg: collection of<br />
paintings and sculptures belonging to the Provinzial-<br />
Museum, no. 276.<br />
€ 10.000 - € 12.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
172 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
369<br />
JAN BRUEGHEL D. J.,<br />
1601 ANTWERPEN – 1678, ZUG.<br />
BALUSTERVASE MIT ROSEN UND LILIEN<br />
JAN BRUEGHEL THE YOUNGER,<br />
1601 ANTWERP – 1678 IBID., ATTRIBUTED<br />
BALUSTER VASE WITH ROSE AND LILIES<br />
Öl auf Holz.<br />
61 x 38,5 cm.<br />
In vergoldetem Rahmen.<br />
Auf einer Tischplatte steht eine getriebene Balustervase<br />
mit figürlichem Relief, neben ihr einige Blüten,<br />
die wie als Zeichen eines Vanitasstilllebens in Kontrast<br />
stehen zu den noch sehr lebendigen, vielleicht<br />
teils überreifen Blüten, welche die oberen zwei<br />
Bilddrittel des Gemäldes füllen und aus Rosen, Fingerhut,<br />
Lilien und weiteren Blüten bestehen. Es ist<br />
Jan Brueghel der Jüngere, von dem derlei Stillleben<br />
häufig überliefert sind und dessen Vasen in Glas,<br />
Keramik und Goldschmiedearbeit – ganz wie hier zu<br />
sehen – überliefert sind. (†)<br />
(1330934) (13)<br />
Oil on panel.<br />
61 x 38.5 cm. (†)<br />
€ 45.000 - € 60.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
174 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
370<br />
DAVID TENIERS D. J.,<br />
1610 ANTWERPEN – 1690 BRÜSSEL<br />
Bekanntlich war Teniers einer der bedeutendsten Erneuerer<br />
der Genremalerei seiner Zeit. Neben Genreszenen<br />
und religiösen Historien malte er auch Dorflandschaften,<br />
beeinflusst von Paul Brill (um 1553/<br />
54-1626) und in seinen Berglandschaften vor allem<br />
von Joos de Momper d. J. (1564-1635). Vielfältig bis<br />
weit ins 18. Jahrhundert durch die Druckgrafik verbreitet<br />
lassen die Kompositionen Teniers ihn als einen der<br />
populärsten Künstler des 17. Jahrhunderts erscheinen,<br />
der eine Vielzahl von Nachfolgern fand. Als Schüler seines<br />
Vaters ließ er sich später von Adriaen Brouwer<br />
(1605/06-1638) beeinflussen, wurde 1633 in die Antwerpener<br />
Lukasgilde aufgenommen und war 1645<br />
bereits Dekan der Gilde. Als er 1637 Anna, Tochter<br />
von Jan Brueghel d. Ä., heiratete, war Peter Paul Rubens<br />
ihr Zeuge.<br />
LANDSCHAFT MIT HIRTEN UND SCHAFHERDE<br />
Unter hohem Himmel, bei abendlichem Licht, ein Hirte<br />
auf einem größeren Stein sitzend, eine Flöte in der<br />
Hand, vor sich ein kleines Bündel liegend sowie ein<br />
Apfel und ein kleiner junger Hund, beide zusammen<br />
eine größere Schafsherde im Vordergrund beobachtend.<br />
Im Hintergrund zwei große strohgedeckte Häuser<br />
eines Dorfes, deren Kirche im Hintergrund des<br />
linken Bildrandes zu erkennen ist. Ein Bauer mit roter<br />
Kappe scheint auf dem Hirten bei ausgestrecktem linkem<br />
Arm zuzureden, mit seiner Herde doch weiterzuziehen.<br />
In der unterern Ecke rechts sind stilllebenartig<br />
einige Gerätschaften präsentiert, darunter ein großer,<br />
auf einem Fass schräg stehender Kessel und eine<br />
Schale, die ein junger Mann in rotem Obergewand<br />
hält. Malerische Darstellung in überwiegend beigebraunen<br />
weichen Farbtönen, in der typischen Manier<br />
des berühmten Künstlers.<br />
(13307027) (18)<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
62 x 73 cm.<br />
Beigegeben eine Bescheinigung über die Echtheit<br />
des Werkes von Xavier Goyet, Paris, 05. Oktober<br />
2011, sowie eine Echtheitsbestätigung von Dr. Margret<br />
Klinge, die das Werk in die Brüsseler Zeit des<br />
Künstlers der 1670er-Jahre ordnet, Düsseldorf, 07.<br />
November 1993.<br />
Detailabbildungen<br />
176 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
DAVID TENIERS THE YOUNGER,<br />
1610 ANTWERP – 1690 BRUSSELS<br />
LANDSCAPE WITH SHEPHERDS AND<br />
FLOCK OF SHEEP<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
62 x 73 cm.<br />
Accompanied by a certificate of authenticity by Xavier<br />
Goyet, Paris, 5 October 2011, and a confirmation of<br />
authenticity by Dr Margret Klinge, who assigns the<br />
work to the artist’s Brussels period in the 1670s, Düsseldorf,<br />
7 November 1993.<br />
€ 20.000 - € 30.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
177
371<br />
PIETER VAN BREDAEL,<br />
1629 ANTWERPEN – 1719, ZUG.<br />
MARKTTREIBEN ZWISCHEN GEBÄUDEN<br />
UND RUINEN<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
Sichtmaß: 160 x 223,5 cm.<br />
1660er-Jahre.<br />
Das große Format zeigt ein Ruinen-Capriccio in italienischer<br />
Landschaft, die durch zahlreiche Personen belebt<br />
wird. An einem Herkulesbrunnen entnehmen Frauen<br />
Wasser. Das Gemälde gliedert sich hervorragend in<br />
eine Reihe von Gemälden des genannten Malers ein,<br />
welche überliefert sind. Eine ähnliche Brunnenszene<br />
(jedoch etwas kleiner und mit 1662 datiert) wurde am<br />
23.03.2000 unter Los 12 bei Tajan in Paris angeboten.<br />
Auch ein Gemälde, welches am 07.04.2006 im Dorotheum<br />
in Wien unter Los 176 von Martinus de la Court<br />
(1640-1710) ist nicht zu weit von dem hier angebotenen<br />
Gemälde entfernt. (†)<br />
(1301318) (13)<br />
PIETER VAN BREDAEL,<br />
1629 ANTWERP – 1719, ATTRIBUTED<br />
MARKET BUSTLE AMONG BUILDING AND RUINS<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
Sight dimension: 160 x 223.5 cm.<br />
1660s.<br />
A similar scene by a fountain (but a little smaller and<br />
dated 1662) was offered for sale on 23 March 2000,<br />
lot 12 at Tajan in Paris. Another painting offered for<br />
sale 7 April 2006 at Dorotheum in Vienna, lot 176 here<br />
described as by “Martinus de la Court” shows similarities<br />
with the painting on offer for sale in this lot. (†)<br />
€ 35.000 - € 55.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
178 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
372<br />
GIOVANNI BATTISTA CIMAROLI,<br />
1687 SALÒ – UM 1753 VENEDIG, ZUG.<br />
ARKADISCHE LANDSCHAFT MIT OBELISKEN<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
69,6 x 109 cm.<br />
In vergoldetem Prunkrahmen.<br />
Beigegeben Expertise von Prof. Giancarlo Sestieri vom<br />
04. Februar 2019, Rom, in Kopie.<br />
Im Zentrum der Komposition ein kleiner Obelisk, der<br />
von rechts stehenden Bäumen teils verschattet wird.<br />
Vor diesem Denkmal ein kleines Gewässer. Auf der<br />
linken Seite, vor einer Mauer mit einem Pilaster, hinter<br />
der sich diverse Bäume verbergen, eine junge Frau<br />
in rotem Kleid mit weißer Schürze, einen Mann, der<br />
auf einem Esel sitzt begleitend. Vor beiden ein kleiner<br />
Hund. Im Vordergrund auf der rechten Seite ein weiteres<br />
Paar mit zwei Ziegen und einem Rucksack. Im<br />
Hintergrund eine ummauerte weitläufige Gebäudeanlage<br />
und auf einem hohen Felsen eine Festungsanlage<br />
mit Rundturm. Harmonische Landschaftswiedergabe<br />
in differenzierten Farbtönen. Der hohe blaue<br />
Himmel mit den weißen Wolken und die gelungene<br />
Lichtführung mit Schattenwurf erinnern an einen herrlichen<br />
Sommertag.<br />
(13306220) (10)<br />
GIOVANNI BATTISTA CIMAROLI,<br />
1687 SALÒ – CA. 1753 VENICE, ATTRIBUTED<br />
ARCADIAN LANDSAPE WITH OBELISKS<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
69.6 x 109 cm.<br />
In magnificent gilt frame.<br />
Accompanied by a copy of an expert’s report by Professor<br />
Giancarlo Sestieri dated 4 February 2019,<br />
Rome.<br />
€ 24.000 - € 30.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
179
373<br />
JOHANNES LINGELBACH,<br />
1622 FRANKFURT AM MAIN – 1674 AMSTERDAM<br />
HAFENSZENE IN LIVORNO<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
103,8 x 92,1 cm.<br />
Links unten auf der Steinplatte signiert.<br />
In mit Bandfries verziertem Holzrahmen.<br />
Das sommerliche Capriccio zeigt den Hafen von Livorno<br />
und rechts eine Skulpturengruppe, die Teil des Monumento<br />
dei Quattro Mori ist. Es ist eines der Wahrzeichen<br />
von Livorno und steht am Hafeneingang der Stadt,<br />
sodass es anlandende Besucher und Reisende an die<br />
Macht des Großherzogs erinnern konnte, denn in der<br />
Mitte erhebt sich die von Giovanni Bandini entworfene<br />
Statue des Ferdinand I de Medici, Gründer von Livorno<br />
und Großherzog der Toskana von 1587-1609. Die Maurenfiguren<br />
in Bronze hingegen wurden 1626 von Pietro<br />
Tacca hinzugefügt, für die er in einem Gefängnis Häftlinge<br />
aussuchte, die ihm als Modell dienten. Lingelbach<br />
zog bereits mit 12 Jahren zusammen mit seinen<br />
Eltern von Frankfurt nach Amsterdam, wo er zum<br />
wichtigsten „niederländischen“ Maler für Italienische<br />
Szenen avancierte. Mit 20 Jahren, 1642, zog er nach<br />
Paris und darauffolgend nach Rom. 1650 kehrte er<br />
nach Amsterdam zurück.<br />
JOHANNES LINGELBACH,<br />
1622 FRANKFURT AM MAIN – 1674 AMSTERDAM<br />
PORT OF LIVORNO<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
103.8 x 92.1 cm.<br />
Signed on stone slab lower left.<br />
This summery capriccio shows the Port of Livorno<br />
and a sculptural group to the right, which is part of the<br />
Monumento dei Quattro Mori.<br />
Notes:<br />
The docking ship on the left margin is similar to a<br />
painting by Lingelbach held at the Städel Museum<br />
in Frankfurt, which is signed “I: LINGELBACH/<br />
FECIT.1669”.<br />
€ 20.000 – € 25.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Anmerkung:<br />
Im Frankfurter Städel Museum wird ein Gemälde<br />
von Lingelbach verwahrt, das besonders des links<br />
am Bildrand anlandenden Schiffes besonders ähnlich<br />
ist. Dieses ist signiert „I: LINGELBACH/FECIT.1669“.<br />
(13306411) (1) (13)<br />
180 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
374<br />
JAN GRIFFIER D. Ä.,<br />
1645/56 AMSTERDAM – 1718 LONDON<br />
FLUSSLANDSCHAFT AM OBERRHEIN<br />
Öl auf Kupfer.<br />
28 x 38,5 cm.<br />
Links mittig signiert „J. Griffier”.<br />
In ebonisiertem Rahmen.<br />
Von erhabenem Betrachterstandpunkt bietet sich ein<br />
vielschichtiger sowohl in die Ferne als auch in die Tiefe<br />
gestaffelter Blick in ein hügeliges Flusstal dar. Links<br />
ein Gasthaus, das sich durch einen Ausleger auszeichnet<br />
und mehreren davor sitzenden Figuren, weiter<br />
hinten eine Art Volksfest mit dahinter sich erstreckender<br />
Dorfstraße, die optisch hin zu einer im Lichtblau<br />
vor der Sonne erstrahlenden Höhenburg führt. Rechts<br />
weitere um den sich schlängelnden Fluss gruppierte<br />
Festungsbauten, bei denen sich Griffier sicherlich an<br />
der Mannigfaltigkeit der Burgen im Rheinland orientiert<br />
und inspiriert hat. Die Komposition muss damals<br />
sehr beliebt gewesen sein, denn sie begegnet uns in<br />
ähnlicher Weise gleich mehrmals im Schaffen des<br />
Künstlers.<br />
JAN GRIFFIER THE ELDER,<br />
1645 AMSTERDAM – 1718 LONDON<br />
RIVERSCAPE ON UPPER RHINE<br />
Oil on copper.<br />
28 x 38.5 cm.<br />
Signed at centre left “J. Griffier”.<br />
Notes:<br />
This composition must have been very popular at the<br />
time because we encounter it in a similar way several<br />
times in the artist’s œuvre. These are: a river landscape<br />
held at the Fitzwilliam Museum, Cambridge<br />
(England), inv. no. 379; a river landscape held at the<br />
Schwerin State Museum, inv. no. G 370; a painting in<br />
which the viewer looks down into the valley from a<br />
higher vantage point, which was offered for sale at<br />
Christie’s, Amsterdam on 11 May 2005 under lot 37.<br />
€ 50.000 - € 60.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Anmerkung:<br />
Vgl. Die Komposition muss damals sehr beliebt<br />
gewesen sein, denn sie begegnet uns in ähnlicher<br />
Weise gleich mehrmals im Schaffen des Künstlers.<br />
So sind zu nennen: eine Flusslandschaft im Fitzwilliam<br />
Museum, Cambridge (England), Inv.Nr. 379;<br />
eine Flusslandschaft im Staatlichen Museum Schwerin,<br />
Inv.Nr. G 370; desweiteren ein Gemälde, bei dem<br />
der Betrachter von einem höheren Standpunkt ins<br />
Tal blickt und bei Christie‘s, Amsterdam, am 11. Mai<br />
2005 unter Lot 37 angeboten wurde.<br />
(1330152) (13)<br />
182 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
183
375<br />
GIOVANNI PAOLO PANINI,<br />
1691 PIACENZA – 1765 ROM<br />
RUINENCAPRICCIO MIT REITERSTAND<br />
BILD DES MARCUS AURELIUS<br />
Öl auf Leinwand.<br />
109 x 148 cm.<br />
In vergoldetem und ornamental verziertem Rahmen.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Professor Arisi, in Kopie.<br />
Ein weiteres ausführliches Gutachten von David R.<br />
Marschall, 1. März 2009, Victoria, Australien, in dem<br />
Marschall zu folgendem Schluss kommt: Es ist davon<br />
auszugehen, dass das vorliegende Gemälde in der<br />
Werkstatt Paninis unter Mitarbeit Paninis bei den<br />
Hauptfigurengruppen entstanden ist.<br />
Giancarlo Sestieri hingegen stellt heraus, dass es sich<br />
bei dem vorliegenden Werk um eine autografe Version<br />
Paninis, also um ein eigenhändiges Werk des genannten<br />
Künstlers handelt.<br />
Beigegeben auch ein Gutachten von Prof. Monti von<br />
1993, in Kopie.<br />
Diese vielschichtige in die Tiefe gestaffelte Komposition<br />
bietet eine reichhaltiger Schau historischer<br />
Architekturen: links eine ionische Ruine, ein ägyptorömischer<br />
Obelisk, kannelierte Säulenstümpfe, eine<br />
Darstellung des Reiterstandbildes des Kaisers Marcus<br />
Aurelius von der Piazza del Campodoglio, eine Rundbogenarkade,<br />
ein Relief mit römischen Trophäen, eine<br />
römische Ruine mit darinstehender Standfigur, eine<br />
große Farnese-Vase, der Porticus des Pantheon, eine<br />
Apollo Statue (aus der Villa Medici, daraufhin in Florenz).<br />
Provenienz:<br />
Adriano Ribolzi, Montecarlo.<br />
Erworben von Vorbesitzer bei:<br />
Baron de Dombrosky, erworben 1955-1960 in:<br />
Castello di Vincigliata, Fiesole.<br />
Anmerkung:<br />
Die gleiche Darstellung, jedoch mit kleineren Maßen<br />
in: Auktion Finarte, Lugano, Schweiz, 16. Mai 1992,<br />
Lot 33. Eine weitere Version mit 121,5 x 142,5 cm<br />
wird im Ulster Museum in Nord Irland verwahrt;<br />
eine Version ist im Louvre, Paris (99 x 136 cm, Inv.Nr.<br />
MNR 301); eine Version wurde am 11. März 1983 bei<br />
Christie‘s, London, unter Lot 66 (114,3 x 146,6 cm)<br />
angeboten; eine Version bei Auktion Christie‘s, London,<br />
am 12. Juli 1985 unter Lot 128 (91,4 x 125 cm);<br />
Auktion Christie‘s, New York, 16. Januar 1992, Lot 66<br />
(109,2 x 148 cm); eine quadratische Version befindet<br />
sich in einer Privatsammlung in Piacenza (90 x 89<br />
cm); eine Version bei Sotheby‘s, London, 21. September<br />
2006, Lot 330 (73,5 x 125 cm); eine weitere<br />
quadratische Version bei: Schwab Gallery, New York<br />
(110 x 110 cm)<br />
(1330421) (13)<br />
GIOVANNI PAOLO PANINI,<br />
1691 PIACENZA – 1765 ROME<br />
RUIN CAPRICCIO WITH EQUESTRIAN STATUE<br />
OF MARCUS AURELIUS<br />
Oil on canvas.<br />
109 x 148 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Professor Arisi<br />
in copy. Another detailed report by David R. Marshall,<br />
1 March 2009, Victoria, Australia, in which he concludes:<br />
The present painting is believed to have been<br />
created in Panini’s workshop with his collaboration on<br />
the main groups of figures. Giancarlo Sestieri, on the<br />
other hand, points out that the present work is an<br />
autograph version of Panini, i.e., a work by the artist<br />
named.<br />
Accompanied by an expert’s report by Professor<br />
Monti from 1993, in copy.<br />
Provenance:<br />
Adriano Ribolzi, Montecarlo.<br />
Acquired by the previous owner at:<br />
Baron de Dombrosky, purchased 1955-1960 in:<br />
Castello di Vincigliata, Fiesole.<br />
Examples of comparison:<br />
The same depiction in smaller dimensions in: Auction<br />
Finearte, Lugano, Switzerland, 16 May 1992, lot 33.<br />
Another version measuring 121.5 x 142.5 cm is held<br />
at the Ulster Museum in Northern Ireland; a version<br />
is held at the Louvre, Paris (99 x 136 cm, inv. no.<br />
MNR 301); a version was offered at Christie’s, London,<br />
11 March 1983, lot 66 (114.3 x 146.6 cm.; a version<br />
was offered at Christie’s, London, 12 July 1985, lot<br />
128 (91.4 x 125 cm.); Christie’s sale, New York, 16<br />
January 1992, lot 66 (109.2 x 148 cm); A square version<br />
is held at a private collection in Piacenza ( 90 x<br />
89 cm; A version at Sotheby’s, London, 21 September<br />
2006, lot 330 (73.5 x 125 cm); another square<br />
version at: Schwab Gallery, New York (110 x 110 cm).<br />
€ 150.000 - € 200.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Provenienz:<br />
Castello di Vincigliata<br />
184 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
185
376<br />
VIVIANO CODAZZI (1604 – 1670)<br />
IN ZUSAMMENARBEIT MIT FILIPPO LAURI<br />
(1623 – 1694)<br />
BLICK ÜBER DEN TIBER MIT DER KIRCHE<br />
SAN GIOVANNI DEI FIORENTINI<br />
Öl auf Leinwand.<br />
74 x 100 cm.<br />
In vergoldetem Rahmen mit Rocaillen.<br />
Das Gemälde bereits 1955 erstmals durch Giuliano<br />
Briganti als ein Werk des Codazzi anerkannt und 1983<br />
veröffentlicht. Vergleiche, sowohl aus dem Werk des<br />
Codazzi als auch des Lauri, wie etwa das Gemälde<br />
„Opfer von Kain und Abel“ bieten sich an.<br />
Wie häufig in der Malerei der Zeit und in den entsprechenden<br />
Themen, handelt es sich auch hier um eine<br />
Zusammenarbeit zweier Maler, wobei Codazzi hier<br />
Architektur und Hintergrund und Lauri die Figurenstaffage<br />
geschaffen hat. Gezeigt ist ein im Spätlicht von<br />
links beleuchteter Palast mit zwei Loggia-Risaliten,<br />
durch deren Bögen die Fensterfassade zu sehen ist.<br />
Die Loggien getragen von mächtigen Rundsäulen mit<br />
ionischen Kapitellen über einer Treppenanlage. Im<br />
oberen Geschoss ein geöffnetes Fenster mit zwei<br />
Personen. An der langen mittleren Zugangstreppe<br />
mehrfigurige Szenerie: Jesus vor den Aposteln, von<br />
denen einige einen Bottich herangetragen haben. Dabei<br />
dürfte es sich um die Szene der bevorstehenden<br />
Hochzeit zu Kana handeln. Rechts im Bild einige weitere,<br />
auf den Stufen sitzende Gestalten sowie zwei<br />
Männer im Gespräch. Links der verschattet stehende<br />
Springbrunnen mit hoher Brunnenschale, davor zwei<br />
Esel neben abgestelltem Gepäck und Gefäßen. Das<br />
Gemälde insgesamt in hervorragender, den beiden<br />
genannten Künstlern entsprechenden, Malqualität.<br />
Bei genauerer Sichtung des Gemäldes wird deutlich,<br />
dass die Figuren nach Fertigstellung der architektonischen<br />
Elemente eingefügt wurden, da die vorbereitenden<br />
Untermalungen zum Teil noch erkennbar sind.<br />
Literatur:<br />
Das Gemälde in der Literatur mehrfach genannt und<br />
abgebildet:<br />
Giuliano Briganti, Ludovica Trezzani, Laura Laureati,<br />
Viviano Codazzi, in: I Pittori Bergamaschi dal XIII al<br />
XIX secolo, Il Seicento, I, Bergamo 1983, S. 704,<br />
Nr. 128; S. 736, Abbildung 2.<br />
David Ryley Marshall, Viviano and Niccolò Codazzi<br />
and the Baroque architectural fantasy, Mailand-Rom<br />
1993, S. 324, VC 191.<br />
Giancarlo Sestieri, Il Capriccio architettonico in Italia<br />
nel XVII e XVIII secolo, Rom 2015, I, S. 363, Abbildung<br />
117. (12901426) (11)<br />
VIVIANO CODAZZI (1604 – 1670)<br />
IN COLLABORATION WITH FILIPPO LAURI<br />
(1623 – 1694)<br />
PALACE ARCHITECTURE WITH ADJOINING<br />
GARDEN, FOUNTAIN AND BIBLICAL SCENE<br />
Oil on canvas.<br />
74 x 100 cm.<br />
Literature:<br />
The painting is mentioned several times in specialised<br />
literature and illustrated in:<br />
Giuliano Briganti, L. Trezzani, L. Laureati, V. Codazzi,<br />
in: I Pittori Bergamaschi dal XIII al XIX secolo, Il<br />
Seicento, I, Bergamo 1983, p. 704, no. 128; p. 736,<br />
ill. 2.<br />
David Ryley Marshall, Viviano and Niccolò Codazzi<br />
and the Baroque Architectural Fantasy, Milan/Rome<br />
1993, p. 324, VC 191.<br />
Giancarlo Sestieri, Il Capriccio architettonico in Italia<br />
nel XVII e XVIII secolo, Rome 2015, I, p. 363, ill. 117.<br />
€ 50.000 - € 90.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
187
377<br />
LUCA CARLEVARIS,<br />
1663/65 UDINE – 1729/31 VENEDIG<br />
Carlevaris war ein talienischer Maler und Radierer. Er<br />
gilt als Pioneer der Vedutenmalerei in Venedig und beeinflusste<br />
spätere Maler wie Canaletto (1697-1768),<br />
Bernardo Bellotto (1721-1780), Michele Giovanni Marieschi<br />
(1696/1710-1743) und Francesco Guardi (1712-<br />
1793). Der früh verwaiste Luca wuchs bei seiner älteren<br />
Schwester Casandra auf, mit der er 1679 nach<br />
Venedig ging. 1699 heiratete er Giovanna, eine Tochter<br />
des Goldschmieds Bastian Sochietti. Mit ihr hatte<br />
er vier Kinder, darunter Marianna, die später eine<br />
Schülerin von Rosalba Carriera (1675-1757) wurde.<br />
Der Meister hatte laut dem frühen Biografen Pellegrino<br />
Antonio Orlandi (1704) keinen besonderen Lehrer,<br />
sondern erwarb seine Kenntnisse bei verschiedenen<br />
Meistern, unter denen möglicherweise Johann Heintz<br />
(um 1580-1635) eine Rolle gespielt haben könnte, der<br />
sich um 1678 in Venedig aufhielt. Ein Aufenthalt in<br />
Rom könnte erklären, dass Carlevaris Werke etwa<br />
auch von van Laer (1592/1599) und Cerquozzi (1602-<br />
1660) beeinflusst worden sein könnten. Ferner wird<br />
auch ein Einfluss des Holländers Gaspar van Wittel<br />
(1653-1736) angenommen. Seine früh erkannte Bedeutung<br />
hat auch zu der Ansicht geführt, er könnte<br />
ein Lehrer von Giovanni Antonio Canal (1697-1768) gewesen<br />
sein.<br />
CAPRICCIO MIT HAFENANSICHT<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
110 x 141 cm.<br />
In vergoldetem Rahmen.<br />
Beigegeben eine Expertise von Prof. Giancarlo Sestieri<br />
vom Juni 2008 (in Kopie vorliegend).<br />
Blick über eine südliche Hafenanlage mit bergigem<br />
Hintergrund unter hohem türkisfarbenem Horizont.<br />
Auf der linken Bildseite eine römische Tempelarchitektur<br />
mit Säulen und Skulpturen. Davor, auf einer kleinen<br />
Freitreppe, ein Klosterbruder und ein Orientale mit<br />
Turban im Gespräch. Auf der Treppe selbst sitzend<br />
eine Mutter im roten Gewand, auf ihrem Schoß ein<br />
gewickeltes Kleinkind haltend sowie ein weiteres<br />
spielendes Kind. Sie werden wohl gerade von einem<br />
Mann aufgefordert, die Stufen zu verlassen. Von der<br />
Treppe führt eine steinerne Brücke zur rechten Bildseite<br />
auf der man diverse Segelschiffe erkennen<br />
kann. Eine weitere Brücke ist auf der linken Bildseite<br />
zu erkennen, die zu fantasievollen Gebäudeanlagen<br />
mit diversen Türmen einer Stadt führt, welche sich unterhalb<br />
eines großen Felsmassivs befindet. Auf der<br />
linken Bildseite sind zudem weitere Figuren zu erkennen.<br />
An der Brücke im Halbschatten sind drei Männer<br />
in ein Gespräch vertieft, links daneben ein Mann mit<br />
Kind und einem aufmerksam blickenden und sitzenden<br />
Hund. Fantasievolles Capriccio in vielen differenzierten<br />
Farbtönen in qualitätvoller Manier.<br />
(1301327) (18)<br />
LUCA CARLEVARIS,<br />
1663/65 UDINE – 1729/31 VENICE<br />
CAPRICCIO WITH HARBOUR VIEW<br />
Oil on canvas.<br />
110 x 141 cm.<br />
Accompanied by an expert´s report by Prof. Giancarlo<br />
Sestieri, June 2008, in copy.<br />
€ 35.000 - € 55.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
188 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
378<br />
CLAUDE JOSEPH VERNET,<br />
1714 AVIGNON – 1789 PARIS<br />
Als Sohn eines Dekorationsmalers wurde Vernet<br />
Schüler des Louis René de Vialy in Aix-en-Provence,<br />
wo der Marquis de Caudon ihm ein Stipendium verschaffte.<br />
20-jährig zog er nach Rom und wurde bereits<br />
1743 Mitglied der Accademia di San Luca. Alsbald mit<br />
der Engländerin Virginia Parker, Tochter eines Kapitäns,<br />
verehelicht, wurde er durch den Marquis de Marigny<br />
1753 an den Hof Louis‘ XV vermittelt und mit Aufträgen<br />
versehen. Als Mitglied der Académie royale de peinture<br />
wirkte er fast nur noch nach königlichen Aufträgen.<br />
Ab 1763 belieferte Vernet auch die Sammlungen<br />
des französischen Adels.<br />
KÜSTENSZENE MIT TURM, SCHIFFEN<br />
UND FIGURENSTAFFAGE<br />
Öl auf Leinwand.<br />
55,3 x 87,5 cm.<br />
Rechts unten Signatur.<br />
Beigegeben Expertise von E. Beck-Saiello vom 11.<br />
Februar 2015.<br />
Wie häufig im Werk des Malers, ist auch dieses Bild<br />
in leicht längsgestrecktem Querformat angelegt. Auch<br />
die Komposition mit einem Uferanstieg, hier mit einem<br />
Hafenturm mit Anbauten, gegenüber dem Weitblick<br />
bis zum Meereshorizont, ist typisches Gestaltungsmerkmal<br />
des bekannten Künstlers. Die Ruhe der Gesamtansicht,<br />
wie auch der figürlichen Szenerien mit<br />
Fischern und einer Frauengruppe, ist lediglich durch<br />
die Schieflage eines Zweimasters im zentralen Hintergrund<br />
unterbrochen. Auch dieses Element fügt sich in<br />
die zahlreichen Schiffbruch-Darstellungen Vernets ein.<br />
Wiewohl der Maler im Auftrag des Königs Louis XV<br />
die wichtigsten Häfen Frankreichs in Gemälden zu<br />
dokumentieren hatte, ließ sich die hier gezeigte Küstendarstellung<br />
noch nicht lokalisieren, da Vernet auch<br />
nicht selten phantasievoll frei erfundene Situationen<br />
geschaffen hat.<br />
Von hoher Qualität zeigt sich hier die Behandlung<br />
des Spätnachmittaglichtes, das zum Horizont hin in<br />
Abendröte vor aufgebauschten Wolken wandelt. Die<br />
Beleuchtung der Szenerie von links verdeutlicht auch<br />
die Staffagefiguren, die am unteren Bildrand nacheinander<br />
gruppiert sind. Dabei treten einige Rottöne in<br />
den Kostümen leicht hervor, wie etwa die Kleidung<br />
des Fischers im Kahn links, die stehende Frau rechts<br />
oder die ebenfalls stärker leuchtende Kappe des auf<br />
einem Felsen sitzenden Mannes.<br />
Die Gestaltung und Malqualität lässt keinen Zweifel<br />
an der Autorschaft des Künstlers. A.R. (†)<br />
Provenienz:<br />
Privatsammlung, Vereinigtes Königreich.<br />
(1330516) (11)<br />
CLAUDE JOSEPH VERNET,<br />
1714 AVIGNON – 1789 PARIS<br />
COASTAL SCENE WITH TOWER, SHIPS AND<br />
FIGURAL STAFFAGE<br />
Oil on canvas.<br />
55.3 x 87.5 cm.<br />
Signed lower right.<br />
Accompanied by an expert’s report by E. Beck-Saiello<br />
dated 11 February 2015.<br />
As is often the case in the painter’s œuvre, this painting<br />
is also designed in a slightly elongated landscape<br />
format. The composition with an inclining bank, here<br />
with a harbour tower and extensions, opposite the<br />
vast view to the horizon on the sea, is a typical design<br />
feature of the famous artist. The tranquillity of the vista<br />
and the figural staffage with fishermen and a group<br />
of women, is only interrupted by the tilting of a<br />
two-masted ship in the central background. This element<br />
also fits into Vernet’s numerous depictions of<br />
shipwrecks. Although the painter was commissioned<br />
by King Louis XV to document France’s most important<br />
ports in paintings, the coastal depiction presented<br />
here could not yet be identified, since Vernet also<br />
often created imaginatively fictitious scenes. Here,<br />
the high-quality rendition of the late afternoon light,<br />
which changes towards the horizon into a sunset in<br />
front of cotton-like clouds. The lighting of the scene<br />
from the left also enhances the staffage figures,<br />
which are grouped one after the other at the lower<br />
margin of the painting. A few red hues in the costumes<br />
stand out slightly, such as the clothes of the<br />
fisherman in the boat on the left, the standing woman<br />
on the right or the equally brightly coloured cap of the<br />
man sitting on a rock. The design and painting quality<br />
leaves no doubt as to the artist’s authorship. (†)<br />
Provenance:<br />
Private collection, United Kingdom.<br />
€ 80.000 - € 100.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
191
379<br />
PAOLO ANESI,<br />
1697 ROM – 1773 EBENDA<br />
PAAR FLUSSLANDSCHAFTEN MIT FIGUREN<br />
STAFFAGE UND FISCHERN<br />
Öl auf Leinwand.<br />
36 x 46 cm.<br />
In teilvergoldetem Rahmen<br />
Beigegeben ein Gutachten von Prof. Giancarlo Sestieri<br />
vom 14.02.2008, in Kopie vorliegend.<br />
Von einem Fluss umgeben auf einem hohem Felsen<br />
die Überreste eines antiken breiten Rundturms und<br />
eines höheren schmalen Turms, von denen aus ein<br />
Weg mit Figuren zum Ufer führt. Auf dem Wasser<br />
selbst mehrere Fischerboote und im Hintergrund eine<br />
bergige Landschaft mit weiteren Gebäuden. Am rechten<br />
Rand ein schmales Uferstück mit Figuren und als<br />
Repoussoir ein hoher, in den Himmel reichender<br />
Baum. Auf dem zweiten Gemälde fällt der Blick über<br />
einen Uferstreifen mit Figuren auf einen ruhigen breiten<br />
Fluss, über den eine alte Steinbrücke führt, die<br />
zwei Stadtteile verbindet. Links am Ufer teils antike<br />
Gebäude, während rechtsseitig hinter der Brücke einige<br />
Häuser und die beiden Kuppeln einer Kirche erkennbar<br />
sind. Fantasievolle Darstellungen in weicher<br />
Farbgebung unter hohem, durch die Sonne teils gelblich<br />
verfärbtem Himmel, mit wenigen weißen Wolkenformationen.<br />
(†)<br />
Anmerkung:<br />
Der Künstler wirkte vor allem in Florenz und Rom.<br />
Seine Ruinenbilder und Veduten orientieren sich an<br />
Giovanni Paolo Pannini und Andrea Locatelli. Zu seinen<br />
Schülern zählt Francesco Zuccarelli.<br />
(1322001) (18)<br />
PAOLO ANESI,<br />
1697 ROME – 1773 IBID.<br />
A PAIR OF RIVERSCAPES WITH FIGURAL<br />
STAFFAGE AND FISHERMEN<br />
Oil on canvas.<br />
36 x 46 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Professor Giancarlo<br />
Sestieri, dated 14 February 2008, in copy. (†)<br />
€ 60.000 - € 90.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
192 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
193
380<br />
PAOLO ANESI,<br />
1697 ROM – 1773 EBENDA, ZUG.<br />
Paolo Anesi war zusammen mit Andrea Locatelli<br />
(1695- 1741), Paolo Monaldi (um 1710-1779) und Alessio<br />
Demarchis (1684-1752) einer der bedeutendsten<br />
Landschaftsmaler der römischen Künstlerszene des<br />
18. Jahrhunderts.<br />
Gemäldepaar<br />
ROM, PROZESSION ZUM QUIRINALSPALAST<br />
sowie<br />
ROM, TREPPE ZUM KAPITOL BEI FESTLICHER<br />
PARADE<br />
Öl auf Leinwand.<br />
Je ca. 51 x 48,5 cm.<br />
Vergoldete Rahmungen.<br />
Die beiden Gemälde sind für die Kulturgeschichte der<br />
Stadt Rom von erheblicher Bedeutung. Denn in beiden<br />
Darstellungen wurden besondere Festlichkeiten<br />
dokumentiert, deren jeweilige Anlässe noch nicht eindeutig<br />
eruiert wurden, für die hier jedoch Anhaltspunkte<br />
festgestellt werden sollen.<br />
Prozession zum Quirinalspalast:<br />
Das erstgenannte Gemälde zeigt aus erhobenem Betrachterstandpunkt<br />
die breite Treppe zur Piazza del<br />
Campidoglio, den Kapitolshügel, den schon in der Antike<br />
zentralen Mittelpunkt Roms. Diese gigantische Treppe,<br />
genannt „Cordonata“, entworfen von Michelangelo,<br />
führt hinauf zum Platz mit dem zentral stehenden Senatorenpalast.<br />
Der Platz ist – ebenfalls nach Plänen Michelangelos<br />
– gesäumt: links vom Palazzo Nuovo, rechts<br />
vom Palazzo dei Conservatori. Die Platzmitte markiert<br />
die Reiterstatue des Marc Aurel. Links im Bild die weitere<br />
kleinere Treppe, die zur Kirche Sta. Maria in Aracoeli<br />
führt, dem Hügel der antiken Burg.<br />
Eine von links in die Bilddarstellung ziehende Prozession<br />
mit geordneten Reitergruppen und zum Teil rot<br />
gekleideten Prozessionsteilnehmern begeben sich<br />
hinauf, empfangen von den beiden Statuen der Dioskuren.<br />
Eine leere prächtige rote vergoldete Karosse,<br />
gezogen von sechs Schimmeln, scheint in der linken<br />
Ecke zu warten, wobei der zugehörige Würdenträger<br />
bereits auf einem weiteren Schimmel am Fuße der<br />
Treppe zu sehen ist, während Zuschauer daneben in<br />
Ehrfurcht knien. Die Rotgekleideten der Prozession<br />
tragen je ein Beil, wobei es sich wohl um das Liktorenbeil,<br />
Symbol der antiken Herrschaft, handelt.<br />
Der Quirinalspalast, im Gegenstück, ab 1583 errichtet,<br />
war das Verwaltungsgebäude des ehemaligen Kirchenstaates<br />
und diente zu verschiedenen Zeiten auch<br />
als Ort der Konklave bei der Papstwahl. Im Zusammenhang<br />
dieser Funktionen dürften sich auch die Prozessionen<br />
ereignet haben, wie sie auf dem Gemälde<br />
dokumentiert sind. Vor dem mächtigen Gebäude mit<br />
dem aus dem Mittelalter noch erhaltenen kurzen<br />
Rundturm begibt sich eine Reihe von Würdenträgern<br />
und goldenen Kutschen zum Palasteingang. Es ist<br />
sehr wahrscheinlich, dass es sich hier um die Ankunft<br />
der wahlberechtigten Fürstbischöfe und Kurienkardinäle<br />
in Kutschen, mit Tross und Begleitung handelt,<br />
beobachtet und begrüßt von zahlreichen Zuschauern<br />
und Passanten, die in gehörigem Abstand der Prozession<br />
beiwohnen. Links im Bild der bekannte<br />
Dioskuren-Brunnen, in der linken Bildecke ein Wach-<br />
194 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
posten. Auch der Maler Gaspare Vanvitelli (1653-1736)<br />
hat etwas früher ebenfalls eine Vedute des Quirinalspalastes<br />
geschaffen, mit einem festlichen Einzug.<br />
Sieht man die beiden Bilder nebeneinander, so zeigen<br />
sie sich kompositionell als Gegenstücke abgestimmt,<br />
die jeweilige Blickrichtung lässt die Hauptinhalte nach<br />
rechts bzw. nach links gerichtet erscheinen, wodurch<br />
auch eine Hängung nebeneinander empfohlen ist.<br />
Die beiden Bilder sind also in der Zusammenstellung<br />
der beiden historischen Mächte Roms zu sehen: die<br />
weltliche Autorität Roms mit dem Senatorenpalast<br />
und die kirchliche mit dem Quirinalspalast.<br />
Die Malweise spricht für den Venezianer Paolo Anesi,<br />
Schüler des Sebastiano Conca. Auch die Hellfarbigkeit<br />
ist für dessen Werk typisch. Als Sohn eines Seidenwebers<br />
widmete er sich der Malerei, wirkte sowohl in<br />
Florenz als auch in Rom und wurde alsbald sehr erfolgreich.<br />
1757 wurde er Mitglied der Accademia dei<br />
Virtuosi al Pantheon, vier Jahre später er in der Villa<br />
Albani bei Rom mit Aufträgen betraut. Unter anderen<br />
war Francesco Zuccarelli einer seiner Schüler. Seinen<br />
Radierungszyklus widmete er 1725 dem Kardinal<br />
Imperiali. A.R. (†)<br />
Literatur:<br />
Vgl. Andrea Busiri Vici, Paolo Anesi, Paolo Monaldi,<br />
Alessio de Marchis (Hrsg.), Trittico paesistico romano<br />
del '700, Rom 1976.<br />
Vgl. Luigi Salerno, Pittori di paesaggio del Seicento a<br />
Roma, Teil 3, Rom 1980.<br />
Vgl. Carla Benocci, Francesco Nicoletti e Paolo Anesi a<br />
Villa Doria Pamphilj (1748-1758), in: Elisa Debenedetti<br />
(Hrsg.), Carlo Marchionni. Architettura, decorazione e<br />
scenografia contemporanea, Rom 1988.<br />
(13306076) (11)<br />
PAOLO ANESI,<br />
1697 ROME – 1773 IBID., ATTRIBUTED<br />
A pair of paintings.<br />
ROME, PROCESSION TO THE QUIRINAL PALACE<br />
and<br />
ROME, STAIRCASE TO THE CAPITOL WITH FESTIVE<br />
PROCESSION<br />
Oil on canvas.<br />
ca. 51 x 48.5 cm each.<br />
The two present paintings are of considerable importance<br />
for the cultural history of the city of Rome as<br />
both document special festivities and clues can be<br />
found in the painting, but the respective occasions<br />
have not yet been clearly identified. (†)<br />
€ 140.000 - € 180.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
195
381<br />
GASPARE DIZIANI,<br />
1689 BELLUNO – 1767 VENEDIG, ZUG.<br />
Diziani wird längst als der wichtigste Nachfolger seines<br />
Lehrers Sebastiano Ricci (1659-1734) angesehen. Ab<br />
1717 hielt er sich in Dresden auf, von August III berufen.<br />
Zwischenzeitlich entstanden 1718 vier Supraporten in<br />
der Residenz München, später wirkte er in Rom und<br />
Venedig. Dizianis beide Söhne Antonio (1737-1797)<br />
und Giuseppe (1744-1821) arbeiteten mit ihm bei seinen<br />
umfangreichen Aufträgen zusammen.<br />
ALLEGORIE DER THEOLOGISCHEN TUGENDEN<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
71 x 52 cm.<br />
In dekorativem vergoldetem Rahmen.<br />
GASPARE DIZIANI,<br />
1689 BELLUNO – 1767 VENICE, ATTRIBUTED<br />
ALLEGORY OF THE THEOLOGICAL VIRTUES<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
71 x 52 cm.<br />
The painting, which is more of a finished work than a<br />
sketch, can be dated to the 1840s, the main phase of<br />
Diziani’s œuvre, due to the pronounced and threedimensional<br />
construction of the figures and the colouring.<br />
€ 12.000 - € 15.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Auf dem hochformatigen Gemälde mit gemaltem,<br />
nach oben abgerundetem Rahmen werden vor hellblauem<br />
Himmelshintergrund auf weißen Wolken durch<br />
weibliche Figuren, Putti und Kinder die drei theologischen<br />
oder christlichen Tugenden Glaube, Liebe und<br />
Hoffnung dargestellt. Der Glaube wird symbolisiert<br />
durch das Kreuz, das oben links ein Putto hält und<br />
durch einen Kelch mit Hostie in den Händen einer<br />
jungen, edel gekleideten Frau auf der Wolke. Die<br />
Liebe wird dargestellt durch ein rotes Herz in der ausgestreckten<br />
Hand eines weiteren Puttos, die Hoffnung<br />
schließlich durch einen großen Anker in der<br />
Hand einer links unten sitzenden Frau. Malerei in zurückhaltender<br />
Farbgebung.<br />
Das Gemälde, das eher ein vollendetes Werk als eine<br />
Skizze ist, dürfte aufgrund der plastischen und ausgeprägten<br />
Konstruktion der Figuren und der Farbgebung<br />
in das vierte Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts, in die<br />
zentrale Phase von Dizianis Schaffen, datiert werden.<br />
(1320014) (18)<br />
198 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
382<br />
GIOVANNI BATTISTA TIEPOLO,<br />
1696 VENEDIG – 1770 MADRID<br />
CAESAR WIRD DER KOPF DES POMPEJUS<br />
PRÄSENTIERT<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
53,8 x 72,6 cm.<br />
In ornamental reliefiertem und vergoldetem Rahmen.<br />
Dieses schöne Gemälde von Giiovanni Battista Tiepolo<br />
ist die Vorlage für eines der vier Gemälde, die der<br />
Graf Francesco Algarotti im Auftrag des polnischen<br />
Königs und sächsischen Kurfürsten August III bei dem<br />
Maler in Auftrag gegeben hat und die für die königlichen<br />
Sammlungen in Dresden bestimmt waren.<br />
Das Werk, auf das sich diese Leinwand bezieht, ist<br />
verloren gegangen, während die anderen drei der Serie<br />
noch erhalten sind. Es handelt sich dabei um das<br />
„Bankett von Antonius und Kleopatra“ in Melbourne,<br />
den „Triumph von Flora“ in San Francisco und die<br />
„Präsentation der Künste durch Maecenas an Augustus“<br />
in Leningrad.<br />
Durch die Lektüre der reichen Korrespondenz zwischen<br />
Algarotti und Graf Brühl, dem Premierminister<br />
des Königs, aus den Jahren 1743 bis 1747, hat man<br />
viel über die Gemäldegruppe erfahren (Precerutti Garberi,<br />
S. 111).<br />
1743 kehrte Algarotti aus Dresden nach Venedig zurück,<br />
um geeignete Gemälde zur Bereicherung der<br />
königlichen Sammlungen zu finden. Von den noch lebenden<br />
Künstlern wählte er die fünf größten Vertreter<br />
der venezianischen Malerei als Auftraggeber: Piazzetta,<br />
Pittoni, Tiepolo, Amigoni und Zuccarelli. Die ersten<br />
drei beauftragte er mit Historienbildern, den letzten<br />
mit Landschaften.<br />
Aus dem Brief Algarottis an Brühl vom 9. August 1743<br />
wissen wir, dass das Thema des verschollenen Gemäldes<br />
von Tiepolo zunächst „Timotheus oder die Wirkungen<br />
der Musik“ lautete und später in „Caesar<br />
betrachtet den Kopf des Pompejus“ geändert wurde.<br />
In dem Schreiben wurden auch die Maße aller Werke<br />
(135x185 cm) und die Figur des Protagonisten (68 cm)<br />
festgelegt.<br />
Mercedes Precerutti Garberi nennt als Zeitraum der<br />
Ausführung des fertigen Gemäldes zwischen dem 5.<br />
März 1744, als die erste Vorauszahlung verbucht wurde<br />
(die im Allgemeinen nie vor Arbeitsbeginn der Maler<br />
geleistet wurde), und den 26. Februar 1746, als die<br />
letzte Zahlung erfolgte. Noch im selben Jahr wurde<br />
das Gemälde nach Dresden geschickt und gelangte in<br />
die Sammlungen von August III, wo es sich noch einige<br />
Jahre später befand, wie aus einem Brief Algarottis<br />
an Mariette vom Februar 1751 hervorgeht. Im Jahr<br />
1765, zwei Jahre nach dem Einmarsch der preußischen<br />
Truppen und dem Sturz Augusts III, erschien es<br />
in Amsterdam, um zusammen mit der gesamten<br />
Sammlung des Königs von Arnoldus Dankmeyer am<br />
22. Mai versteigert zu werden (Katalog Nr. 55, Maße<br />
55 x 72 Zoll). Bei dieser Gelegenheit wurde es von<br />
dem Kunsthändler De Winter für 215 Gulden gekauft.<br />
Von diesem Moment an war es verloren, während die<br />
hier gezeigte Skizze am 18. Mai 1914 auf der Auktion<br />
in Florenz erschien (Lot 176) und aus der Sammlung<br />
L. Giusti in Modena stammte. Wir wissen mit Sicherheit,<br />
dass die Leinwand von Tiepolo im Jahr 1743 gemalt<br />
wurde. Am 9. August desselben Jahres schrieb<br />
Algarotti an Brühl, um ihm mitzuteilen, dass er die von<br />
ihm angeforderten Gemälde anhand ihrer Vorstudien<br />
in Augenschein nehmen könne, nachdem er den<br />
Künstlern versprochen hatte, dass sie mehr als die<br />
vereinbarten 100 Zecchini erhalten würden, wenn sie<br />
auch das Modell malten. Aus diesem Grund beschloss<br />
Tiepolo, auch dieses Bild zu malen, was ihm weitere<br />
30 Zecchini einbrachte.<br />
Algarotti schickte es nicht zusammen mit dem großen<br />
Gemälde nach Dresden, sondern behielt es für seine<br />
Privatsammlung. Im Jahr 1776 wurde es in dem beim<br />
Tod des Grafen erstellten Vermögensverzeichnis aufgeführt,<br />
im nachfolgenden Inventar von 1779 jedoch<br />
nicht mehr erwähnt, da die Erben es in der Zwischenzeit<br />
bereits verkauft hatten.<br />
Laut Algarotti (Gemin/Pedrocco, S. 362, Nr. 299) sollte<br />
Tiepolo die Geschichte auf einem Platz in Alexandria,<br />
Ägypten, spielen, was erklärt, warum auf der Skizze<br />
im Hintergrund der Komposition Gebäude, die an die<br />
Antike erinnern, und ein Obelisk oder eine Pyramide<br />
gemalt sind. Um die Geschichte wahrheitsgetreuer zu<br />
gestalten, fügt der Künstler auch einige Figuren ein,<br />
die im orientalischen Stil gekleidet sind, mit den typischen<br />
spitzen Schuhen, der charakteristischen Turbanopfbedeckung<br />
oder mit einem über die Stirn geklappten<br />
Visier. Es handelt sich um eine der ersten<br />
Darstellungen exotischer Figuren in Tiepolos Gemälden,<br />
die bald darauf zu einem Markenzeichen des<br />
Künstlers werden sollten. Caesar, umgeben von seinen<br />
Soldaten, die in römische Rüstungen gekleidet<br />
sind und die Kriegsfahnen tragen, ist fast entsetzt<br />
über den Anblick des Kopfes seines Rivalen Pompejus<br />
(Gnaeus Pompeius Magnus, 106-48 v.Chr.). Tatsächlich<br />
soll Caesar in diesem Augenblick geweint haben<br />
und dem Kopf des Pompejus ein würdevolles Begräbnis<br />
angedeihen haben lassen als Zeichen der Milde.<br />
Mercedes Precerutti/Garberi merkt an, dass der Stil<br />
des Gemäldes im Stil von Veronese mit Tiepolos Tätigkeit<br />
in jenen Jahren übereinstimmt (S. 115). Der Typus<br />
des weißen Pferdes taucht nämlich auch in den Fresken<br />
der Villa Cordellina, der Dornenkrönung in Hamburg<br />
und dem Manna-Sturz in Verolanuova auf. Weitere<br />
Übereinstimmungen im Modell lassen sich zwischen<br />
der Figur des Alexander, ebenfalls in der Cordellina,<br />
und der des Caesar feststellen. (†)<br />
Provenienz:<br />
Modena, Sammlung L. Giusti, bis 1914.<br />
Florenz, Galleria Geri, 18. Mai 1914, Lot 176.<br />
Spanische Privatsammlung<br />
Literatur:<br />
Das hier angebotene Gemälde wird in folgender<br />
Literatur aufgeführt:<br />
Mercedes Precerutti Garberi, Di alcuni dipinti perduti<br />
del Tiepolo, in „Commentari“, Jahrgang IX, April-Juni<br />
1958, S. 111-116, Tafel XLVI, Abb. 1.<br />
Guido Piovene, Anna Pallucchini, Giambattista<br />
Tiepolo, Mailand 1968, S. 136.<br />
Antonio Morassi, A complete catalogue of the paintings<br />
of G.B. Tiepolo including pictures by his pupils<br />
and followers wrongly attributed to him, London<br />
1962, S. 29, Nr. 176, Abb. 309.<br />
M. Levey, Giambattista Tiepolo. His life and art, New<br />
Haven u.a., 1. Ausgabe 1986, S. 128, und 2. Ausgabe<br />
1994, S. 128.<br />
Massimo Gemin, Filippo Pedrocco, Giambattista<br />
Tiepolo. I Dipinti. Opera completa, Venedig 1993,<br />
S. 362-363, Nr. 299.<br />
Keith Christiansen, Algarotti‘s Tiepolos and his fake<br />
Veronese, in: Giambattista Tiepolo nel terzo centenario<br />
della nascita, atti del convegno internazionale<br />
di studi (Venedig-Vicenza-Udine-Paris, 29. Oktober-<br />
4. November 1996), 1998, Bd. I, S. 403, 406, Bd. II,<br />
S. 131, Abb. 2.<br />
Jaynie Anderson, Tiepolo‘s Cleopatra, Melbourne<br />
2003, S. 38-39, Abb. 24.<br />
Fabrizio Magani, Dipinti Antichi (Mailand, Galleria<br />
Caiati-Salamon), Mailand 2003, S. 22-24.<br />
Die vorbereitende Studienzeichnung: New York,<br />
Sammlung Mr. and Mrs. David Tobey, veröffentlicht<br />
bei: Keith Christiansen, Algarotti‘s Tiepolos and his<br />
fake Veronese, in: Giambattista Tiepolo nel terzo centenario<br />
della nascita, atti del convegno internazionale<br />
di studi (Venedig-Vicenza-Udine-Paris, 29. Oktober-<br />
4. November 1996), 1998, Bd. II, S. 131, Abb. 1.<br />
(1330514) (13)<br />
GIOVANNI BATTISTA TIEPOLO,<br />
1696 VENICE – 1770 MADRID<br />
CAESAR IS PRESENTED WITH<br />
THE HEAD OF POMPEY<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
53.8 x 72.6 cm.<br />
In ornamental frame decorated with reliefs and gilt.<br />
This beautiful painting by Giambattista Tiepolo. It is the<br />
preparatory model for one of four paintings the artist<br />
was commissioned to create for the royal collections<br />
in Dresden by Count Francesco Algarotti on behalf of<br />
Augustus III, King of Poland, and Elector of Saxony. The<br />
original work on which the present canvas painting is<br />
based has been lost, while the other three in the series<br />
survive. These are the Banquet of Anthony and<br />
Cleopatra in Melbourne, the Triumph of Flora in San<br />
Francisco, and the Maecenas presenting the Liberal<br />
Arts to Emperor Augustus in Leningrad. Reading the<br />
substantial correspondence between Algarotti and<br />
Count Brühl, the king’s prime minister between 1743<br />
and 1747, much has been learned about the group of<br />
paintings (Precerutti-Garberi, p. 111). In 1743 Algarotti<br />
returned to Venice from Dresden to find suitable<br />
paintings to enhance the royal collections. Among<br />
the contemporary living artists, he chose five of the<br />
greatest representatives of Venetian painting: Piazzetta,<br />
Pittoni, Tiepolo, Amigoni and Zuccarelli. He commissioned<br />
the first three with history paintings, the last<br />
with landscapes. From Algarotti’s letter to Brühl dated<br />
9 August 1743, we know that the subject of the lost<br />
painting by Tiepolo was initially Timothy or the Effects<br />
of Music and was later changed to Caesar being presented<br />
by the Head of Pompey. The letter also specified<br />
the dimensions of all works (135 x 185 cm) and<br />
the figure of the protagonist (68 cm). Mercedes Precerutti<br />
Garberi states the date of creation of the finished<br />
painting as between 5 March 1744, when the<br />
first advance payment was recorded (which was generally<br />
never made before the painters began work),<br />
and 26 February 1746, when the last payment was<br />
200 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
made. In the same year the painting was sent to Dresden<br />
and ended up in the collections of Augustus III,<br />
where it was still held a few years later, as is evident<br />
from a letter from Algarotti to Mariette dated February<br />
1751. In 1765, two years after the invasion of Prussian<br />
troops and the overthrow of Augustus III, it appeared<br />
in Amsterdam to be auctioned off on 22 May<br />
by Arnoldus Dankmeyer, together with the king’s entire<br />
collection (cat. no. 55, dimensions 55 x 72 customs<br />
service). It was acquired there by the art dealer<br />
De Winter for 215 guilders. From then on it has been<br />
lost, while the preparatory model shown here appeared<br />
at the Florence auction on 18 May 1914 (lot 176)<br />
and came from the L. Giusti collection in Modena. We<br />
know for sure that Tiepolo’s canvas was painted in<br />
1743. On 9 August of the same year, Algarotti wrote to<br />
Brühl to say that he could inspect the paintings he had<br />
requested based on their preliminary studies, having<br />
promised the artists that they would receive more<br />
than the agreed 100 zecchini if they also finished<br />
painting the preparatory model. For this reason, Tiepolo<br />
decided to paint this painting as well, earning him<br />
another 30 zecchini. Algarotti did not send it to Dresden<br />
with the large painting but kept it for his private<br />
collection. In 1776 it was included in the list of assets<br />
drawn up at the count’s death, but was no longer<br />
mentioned in the subsequent inventory of 1779, as<br />
the heirs had already sold it in the meantime. According<br />
to Algarotti (Gemin-Pedrocco, p. 362, no. 299), Tiepolo<br />
was supposed to set the story in a square in Alexandria<br />
in Egypt, which explains why on the model in<br />
the background of the composition buildings reminiscent<br />
of antiquity and an obelisk or a pyramid are<br />
painted. To make the story more truthful, the artist<br />
also inserted some characters dressed in oriental<br />
style, with the typical pointed shoes, the characteristic<br />
turban headgear or with a visor folded over the forehead.<br />
It is one of the first depictions of exotic figures<br />
in Tiepolo’s paintings, which would soon become one<br />
of his trademarks. Caesar, dressed in Roman armour,<br />
carrying the flags of war and surrounded by his soldiers,<br />
is almost horrified at the sight of the head of his<br />
rival Pompey (Gnaeus Pompeius Magnus, 106 - 48<br />
BC). Caesar is said to have wept at that moment and<br />
to have given Pompey’s head a dignified burial as a<br />
sign of clemency. Mercedes Precerutti- Garberi notes<br />
that the Veronese style of the painting is consistent<br />
with Tiepolo’s activity in those years (p. 115). The motif<br />
of the white horse also appears in the frescoes of the<br />
Villa Cordellina, the Coronation of Thorns in Hamburg,<br />
and the Fall of Manna in Verolanuova. Further similarities<br />
with the model can be found between the figure<br />
of Alexander, also in the Cordellina, and that of Caesar.<br />
(†)<br />
Provenance:<br />
Modena, L. Giusti collection, until 1914 Florence,<br />
Galleria Geri, 18 May 1914, lot 176.<br />
Private collection, Spain.<br />
Literature:<br />
The present painting is listed in the following<br />
literature:<br />
M. Precerutti Garberi, Di alcuni dipinti perduti del Tiepolo,<br />
in “Commentari”, volume IX, April - June 1958,<br />
pp. 111-116, plate XLVI, fig. 1.<br />
G. Piovene-A.Pallucchini, Giambattista Tiepolo, Milan<br />
1968, p. 136.<br />
A. Morassi, A complete catalogue of the paintings<br />
of G. B. Tiepolo including pictures by his pupils and<br />
followers wrongly attributed to him, London 1962,<br />
p. 29, no. 176, fig. 309.<br />
M. Levey, Giambattista Tiepolo. His life and art, New<br />
Haven-London, first edition 1986, p. 128 and second<br />
edition 1994, p. 128.<br />
M. Gemin- F. Pedrocco, Giambattista Tiepolo. Dipinti,<br />
opera completa, Venice 1993, pp. 362-363, no. 299.<br />
K. Christiansen, Algarotti’s Tiepolos and his fake Veronese,<br />
in: Giambattista Tiepolo nel terzo centenario<br />
della nascita, atti del convegno internazionale di studi<br />
(Venice-Vicenza-Udine-Paris, 29 October - 4 November<br />
1996, 1998, vol. I, pp. 403, 406, vol. II, p. 131,<br />
fig. 2.<br />
J. Anderson, Tiepolo’s Cleopatra, Melbourne, 2003,<br />
pp. 38-39, fig. 24.<br />
F. Magani, in: Dipinti Antichi (Milan, Galleria Caiati-<br />
Salamon), 2003, pp. 22-24<br />
The preparatory study drawing:<br />
New York, Collection of Mr. and Mrs. David Tobey,<br />
published by K. Christiansen, Algarotti’s Tiepolos and<br />
his fake Veronese, in: Giambattista Tiepolo nel terzo<br />
centenario della nascita, atti del convegno internazionale<br />
di studi (Venice-Vicenza-Udine-Paris, 29 October -<br />
4 November 1996), 1998, vol. II, p. 131, fig. 1.<br />
€ 250.000 - € 350.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID
383<br />
GIANDOMENICO TIEPOLO,<br />
1727 VENEDIG – 1804 EBENDA, ZUG.<br />
IL MINUETTO - SZENE AUS DEM<br />
VENEZIANISCHEN KARNEVAL<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
79,5 x 108,5 cm.<br />
Verso auf dem Keilrahmen mit einem Etikett.<br />
In mit plastischen Blüten verziertem vergoldetem<br />
Rahmen.<br />
Die Darstellung ist von den Stücken von Carlo Goldoni<br />
inspiriert und zeigt die Hauptfiguren der Commedia<br />
dell‘arte, Pantalone und Columbina, zusammen mit<br />
anderen elegant gekleideten, maskierten Figuren, die<br />
sich im Garten einer Villa zusammengefunden haben<br />
um zu tanzen. Es handelt sich um eine Genreszene in<br />
der Atmosphäre des Karnevals, des Ereignisses, das<br />
einen Besuch der Stadt Venedig für die europäischen<br />
Reisenden des 18. Jahrhunderts erst komplett erscheinen<br />
lässt. Tiepolo nutzt den Karneval als Vorwand,<br />
um die Sitten und die Stimmung der Menschen<br />
in seinem Umfeld zu beschreiben: eine Gesellschaft,<br />
die ihre Dekadenz verbirgt und sich hinter flüchtigen<br />
Erscheinungen, Vergnügungen und Zeitvertreib versteckt.<br />
Als Tiepolo das Bild malte, war das Menuett, ein sehr<br />
ausgeprägter Paartanz, bereits seit einiger Zeit in ganz<br />
Europa verbreitet.<br />
Die von Tiepolo dargestellte Szene ist venezianisch,<br />
während zahlreiche Menuette etwa von Luigi Boccherini<br />
auch im Ausland, etwa in Madrid, entstanden.<br />
Die vorliegende hervorragende Arbeit bezieht sich<br />
direkt auf dessen weitere Arbeit, die mit 81 x 105 cm<br />
ähnliche Maße aufweist und unter der Invent. Nr.<br />
RF1938-39 im Louvre in Paris verwahrt wird. Das dortige<br />
Gemälde war in der Sammlung des Francesco<br />
Algarotti 1765 zu finden und ab 1876 in der Sammlung<br />
der Prinzessin Mathilde Bonaparte. Eine weitere Version<br />
befindet sich im Metropolitan Museum in New<br />
York (75,6 x 120 cm, Invent. Nr. 1980767) und eine<br />
weitere im Museu Nactional d‘Art de Catalunya in Barcelona<br />
(78,5 x 110 cm, Invent. Nr. 064988). Eine weitere<br />
Version befindet sich im New Orleans Museum<br />
of Art (78,1 x 108,6 cm Invent. Nr. 61.88), welche allerdings<br />
als Werkstattarbeit gilt. Die Zuschreibungsgeschichte<br />
unseres Gemäldes hingegen kennt auch<br />
in der Vergangenheit Giandomenico selbst als Autor<br />
(E. Martini, 1991; G. Knox, 1999; G.M. Pilo, ohne Datum;<br />
U. Ruggeri, ohne Datum).<br />
GIANDOMENICO TIEPOLO,<br />
1727 VENICE – 1804 IBID., ATTRIBUTED<br />
THE MINUET - VENETIAN CARNIVAL SCENE<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
79.5 x 108.5 cm.<br />
Verso on the stretcher with a label.<br />
The depiction is inspired by plays of Carlo Goldoni and<br />
shows the main characters of the Commedia dell'Arte,<br />
Pantalone and Columbina, along with other elegantly<br />
dressed, masked figures, gathered in the garden of a<br />
villa to dance. It is a genre scene set in the atmosphere<br />
of carnival; the event that made a visit to the city<br />
of Venice complete for 18th century European travellers.<br />
Tiepolo uses the carnival as a pretext to describe<br />
the customs and mood of those around him:<br />
a society that hides its decadence, hides behind<br />
fleeting appearances, amusements, and pastimes.<br />
When Tiepolo created this painting, the minuet, a very<br />
distinctive couple dance, had been popular throughout<br />
Europe for some time. The scene shown by Tiepolo is<br />
Venetian, while numerous minuets, for example by<br />
Luigi Boccherini, were also created abroad, for example<br />
in Madrid. This excellent work refers directly to another<br />
work with similar dimensions (81 x 105 cm) held<br />
at the Louvre in Paris with inv. no. RF1938-39. The<br />
painting there was held in the collection of Francesco<br />
Algarotti in 1765 and from 1876 in the collection of Princess<br />
Mathilde Bonaparte. Another version is held at<br />
the Metropolitan Museum in New York (75.6 x 120<br />
cm, inv. no. 1980767) and another at the Museu Nacional<br />
d’Art de Catalunya in Barcelona (78.5 x 110 cm,<br />
inv. no. 064988). A further version is held at the New<br />
Orleans Museum of Art (78.1 x 108.6, inv. no. 61.88),<br />
which is also considered a workshop work. The attribution<br />
history of the present painting has often considered<br />
it to be by Giandomenico himself. (E. Martini,<br />
1991; G Knox, 1999 G.M Pilo, undated; U. Ruggeri,<br />
undated).<br />
Provenance:<br />
Collection Imelda Marcos.<br />
Christie’s, New York, 11 January 1991, lot 69.<br />
€ 150.000 - € 300.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Provenienz:<br />
Sammlung Imelda Marcos.<br />
Christie‘s, New York, 11. Januar 1991, Lot 69.<br />
(1320018) (13)<br />
204 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
205
384<br />
GIUSEPPE ZOCCHI,<br />
1711 FLORENZ – 1767 EBENDA<br />
Der Künstler war ein italienischer Maler und Zeichner,<br />
der in Florenz lebte und für seine Florentiner Veduten<br />
bekannt wurde. Er fertigte unter anderem Zeichnungen<br />
von bekannten Ansichten von Florenz an, die von anderen<br />
gestochen und 1744 gedruckt wurden. Zudem<br />
arbeitete er für den Wiener Hof der Habsburger sowie<br />
den Berliner Hof der Hohenzollern.<br />
BLICK AUF MANTUA<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
50 x 72,5 cm.<br />
Verso diverse Aufkleber sowie zwei italienische<br />
Ausfuhr-Gummistempel.<br />
Entgegen der bisherigen Meinung, es handle sich bei<br />
dem vorliegenden Gemälde lediglich um ein „Capriccio<br />
mit Brücke“, darf festgestellt werden, dass der Maler<br />
hier eine Vedute von Mantua geschaffen hat. Das mittelalterliche,<br />
in Ziegelmauerwerk aufgeführte Kastell<br />
mit vier quadratischen Ecktürmen, von denen einer<br />
höher zieht, beherrscht das Bildzentrum. Links davon<br />
die im 18. Jahrhundert noch bestehenden Bauten des<br />
Areals des Palazzo Ducale, das sich heute in veränderter<br />
Weise präsentiert. Bei dem Gewässer, über das<br />
die weitgespannte Bogenbrücke zieht, dürfte es sich<br />
um die ehemalige schützende Wassergrabenanlage<br />
des Kastells handeln; alternativ ist anzunehmen, dass<br />
der Maler den Fluss Mincio bewusst schmaler dargestellt<br />
hat, um einen belebten Vordergrund zu schaffen.<br />
Die Überbrückung existiert in erneuter Weise bis heute.<br />
Zusätzlich belebt wird die Vedute durch Steindenkmale,<br />
einen großen Pfeiler am linken Bild rand, dem eine<br />
Löwenfigur aufsitzt, sowie die Figuren staffage mit<br />
Pferdekarren, Figuren auf der Brücke sowie zwei Kähnen<br />
darunter. Lichtführung und Malqualität entsprechen<br />
völlig den bekannten Werken Zocchis.<br />
Zocchi hat sich bekanntlich weitgehend mit Veduten<br />
von Florenz und oberitalienischer Städte beschäftigt.<br />
Seine Capricci spielen zahlenmäßig eine eher untergeordnete<br />
Rolle. So ist nicht verwunderlich, dass es<br />
sich auch hier eine Vedute handelt, wobei Ansichten<br />
von Mantua aus dieser Zeit ausgesprochen selten<br />
sind. (†)<br />
GIUSEPPE ZOCCHI,<br />
1711 FLORENCE – 1767 IBID.<br />
VIEW OF MANTUA<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
50 x 72.5 cm.<br />
Verso various labels and two Italian export rubber<br />
stamps.<br />
Contrary to the previous opinion that the present<br />
painting is merely a Capriccio with a Bridge, it was<br />
discovered that the painter created a veduta of Mantua<br />
here. The centre of the picture is dominated by the<br />
medieval brick fort with four square corner towers,<br />
one of which rises higher. To the left of this are the<br />
buildings of the Palazzo Ducale, which still existed in<br />
the 18th century but now looks differently. The body<br />
of water over which the long-span arched bridge<br />
stretches is probably the former protective moat of<br />
the fort; alternatively, it can be assumed that the<br />
painter intentionally made the Mincio River narrower<br />
to create a busy foreground. Today the bridge still exists<br />
in a renewed form. In addition, the veduta is enlivened<br />
by stone monuments, a large pillar on the left<br />
edge of the picture with a seated lion figure and figural<br />
staffage with horse-drawn carts, people on the<br />
bridge with two boats beneath it. The use of light and<br />
the quality of the painting correspond entirely with<br />
Zocchi’s well-known works. Famously, Zocchi mostly<br />
painted vedutas of Florence and northern Italian cities.<br />
In terms of numbers his capricci play a rather minor<br />
part. Unsurprisingly the present painting is also a<br />
veduta, although views of Mantua from this period<br />
are extremely rare. (†<br />
Literature:<br />
The painting published by Charles Beddington.<br />
€ 70.000 - € 100.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Literatur:<br />
Das Gemälde publiziert von Charles Beddington.<br />
(1330517) (11)<br />
208 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
209
385<br />
GIOVANNI ANTONIO CANAL,<br />
GENANNT „CANALETTO“,<br />
1697 – 1768, NACHFOLGE DES<br />
GROSSE VENEDIGVEDUTE: PIAZZETTA MIT<br />
MARKUSKIRCHE UND DOGENPALAST<br />
Öl auf Leinwand.<br />
64 x 132 cm.<br />
Das Gemälde ist in äußerst betontem Breitformat gehalten.<br />
So wird hier ein Panoramablick über die Piazzetta<br />
geboten, in südliche Richtung dem Canal Grande<br />
zu. Im fernen Hintergrund wird die hell beschienene<br />
Fassade der Kirche San Giorgio sichtbar, mit Kuppel,<br />
Anbauten und Campanile. Gleichzeitig werden die beiden<br />
den Platz säumenden Gebäudereihen gezeigt:<br />
links, von Bildrand angeschnitten, die Fassade der<br />
Markuskirche, gefolgt vom Dogenpalast, rechts die<br />
Biblioteca Marciana, erbaut von Sansovino und Scamozzi.<br />
Dazwischen, in Ufernähe, die beiden Säulen S.<br />
Marco und S. Giorgio. Der hier nun weit erscheinende<br />
Platz zeigt mehrere Figurengruppen, wodurch die<br />
Vedute belebt wird, wobei die Kostüme sämtlich das<br />
18. Jahrhundert verlebendigen. Ein interessantes Detail<br />
ist der unter Sonnenschirmen geschützte Verkaufsstand<br />
in der rechten unteren Ecke. Ein blauer<br />
Himmel mit gebauschten Wolken überzieht die Gesamtansicht.<br />
Bildthema und Blickpunkt waren zur Entstehungszeit<br />
des Gemäldes durchaus nicht ungewöhnlich. Jedoch<br />
dürfte die panoramaartige Sicht als ein Novum betrachtet<br />
werden. Es ist anzunehmen, dass die Vedute<br />
mit einem weiteren ebenfalls großformatigen Gemälde<br />
im Zusammenhang zu sehen ist, das die gegenüberliegende<br />
Platzseite zeigt, wodurch das Bibliotheksgebäude<br />
voll zur Geltung kommen sollte,<br />
verauktioniert bei Christie´s, Paris, November 2007<br />
(Lot 200, 96,6 x 198 cm, 250.000 Euro).<br />
Vergleichbare Werke Canalettos finden sich in der<br />
Sammlung Edward Speelman (52,5 x 71 cm), sowie<br />
im Museum of Art in Indianapolis (55 x 73 cm, Inv.Nr.<br />
53.8) aus der Sammlung Martindale, ferner in der<br />
Sammlung Liechtenstein (s. Lit.). Das Gemälde „Piazzetta<br />
verso sud“ findet sich in der National Gallery<br />
Washington, aus der Sammlung Castle Howard (104<br />
x 153 cm, Inv.Nr. 1945.15.3.).<br />
Ferner sei hier auf die Ausstellung „Art <strong>Master</strong> Monaco“<br />
erinnert, die im Oktober 2019 in Montecarlo stattfand.<br />
A.R.<br />
Literatur:<br />
Vgl. William G. Constable, Canaletto, Oxford 1962,<br />
Bd. I, S. 207f. Nr. 60, Abb. Tfl. 22, Nr. 60, Bd. II, S.<br />
206-208, Nr. 57, Abb. 57.<br />
Sowie die Kataloge der genannten Museen.<br />
(1320019) (11)<br />
210 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
GIOVANNI ANTONIO CANAL,<br />
ALSO KNOWN AS “CANALETTO”,<br />
1697 – 1768, FOLLOWER OF<br />
LARGE VENICE VEDUTA: PIAZZETTA WITH SAINT<br />
MARK’S BASILICA AND DOGE’S PALACE<br />
Oil on canvas.<br />
64 x 132 cm.<br />
The painting is presented in an extremely wide format.<br />
It depicts a panoramic view across the Piazzetta in a<br />
southerly direction towards the<br />
Grand Canal. The brightly lit façade of the church of<br />
San Giorgio is depicted in the far background, with its<br />
dome, annexes, and campanile.<br />
The stall in the lower right corner sheltered under<br />
parasols is an interesting detail. A blue sky with puffy<br />
clouds stretches across the entire veduta. The subject<br />
and viewpoint were not at all unusual at the time the<br />
painting was created. However, the panoramic format<br />
should be considered a novelty. It can be assumed<br />
that the veduta is connected to another painting with<br />
similarly large proportions, showing the opposite side<br />
of the square, which was intended to show off the<br />
library building to its best advantage, auctioned at Christie’s<br />
Paris in 2007 (November, lot 200, 96.6 x 198 cm,<br />
250.000 Euro). Comparable works by Canaletto can<br />
be found in the Edward Speelman Collection (52.5 x<br />
71 cm.), the Museum of Art in Indianapolis (55 x 73 cm.,<br />
inv. 53.8) from the Martindale Collection, and in the<br />
Liechtenstein Collection (see ref.). The painting Piazzetta<br />
verso sud is held at the National Gallery Washington,<br />
from the Castle Howard Collection (104 x 153 cm.,<br />
inv. 1945.15.3.). The exhibition Art <strong>Master</strong> Monaco in<br />
Monte-Carlo in October 2019 should also be mentioned<br />
in this context.<br />
Literature:<br />
cf. William G. Constable, Canaletto, Oxford 1962, vol. I,<br />
p. 207 f. no. 60, ill. plate 22, no. 60, vol. II, pp. 206-208<br />
n. 57, ill. 57.<br />
As well as the catalogues of the above-mentioned<br />
museums.<br />
€ 120.000 - € 150.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
211
386<br />
GIOVANNI ANTONIO GUARDI (1699 – 1760)<br />
UND FRANCESCO GUARDI (1712 – 1793)<br />
„ALL‘ ABBEVERATORIO“ – AN DER TRÄNKE<br />
Öl auf Leinwand.<br />
84,5 x 115 cm.<br />
Verso auf dem Keilrahmen: zwei Aufkleber des Metropolitan-Museums<br />
Manila, Roxas Boulevard, Philippinen,<br />
mit Betitelung und Maßangaben. Ferner auf der Doublier-Leinwand,<br />
von der Originalleinwand übertragen:<br />
rechteckiger, mit blauem Zierrand gedruckter Inventarzettel<br />
mit handschriftlicher Aufschrift: „Guardi fon tana /<br />
No M 2500“.<br />
Das großformatige Gemälde ist ein eindrucksvolles<br />
Beispiel dafür, dass sich die für die venezianische<br />
Vedutenmalerei so bekannt gewordenen Künstler wie<br />
die beiden Guardi, auch anderen, erstaunlichen Bildthemen<br />
gewidmet haben.<br />
Gezeigt ist eine Figurengruppe vor felsigem Hintergrund<br />
in südlicher Landschaft: Ein Reiter auf einem<br />
Schimmel dominiert in der Bildmitte, begleitet von<br />
einem weiteren braunen gesattelten Pferd an einer<br />
steinernen Tränke rechts. Der Reiter scheint soeben<br />
abzusteigen und blickt auf eine junge Magd, die einen<br />
Wäschekorb über dem Kopf trägt, weist gleichzeitig<br />
auf den Brunnen, als wolle er andeuten, dass jetzt die<br />
Pferde an der Tränke stehen. Davor sitzt ein Schäfer<br />
mit Schalmei, vor dem Reiter ein liegendes Rind sowie<br />
ein weißes Hündchen neben einem Holzzuber.<br />
Links hinten ein tiefer liegendes Gewässer, darüber<br />
Ausblick in hügelige Ferne in blauer Luftperspektive.<br />
Stilistisch auffallend, und für die Guardi-Malweise<br />
typisch, ist die lockere, beinahe expressive Wiedergabe<br />
der Einzelheiten, vor allem in den Kostümen, sowie die<br />
trocken und flechtig herabhängenden Wurzeln über<br />
dem gemauerten Brunnen. Auffallend aber auch die<br />
raffinierte Wiedergabe des sich zum Bildbetrachter<br />
über die Schulter zurückwendenden Flötenspielers,<br />
dem hier anscheinend selbst das weiße Hündchen<br />
lauscht. Flotten Pinselauftrag zeigen auch die herbstlich<br />
rot gefärbten Blätter des Strauches oberhalb des<br />
Steinbrunnens. Ohne auf weitere Details einzugehen,<br />
beweist die Darstellung hier den hohen Rang der Bildschöpfung<br />
und der Malweise.<br />
In der bisherigen Literatur wurde das Gemälde sowohl<br />
als ein Werk des Francesco als auch als Zusammenarbeit<br />
der beiden Maler Francesco und Giovanni Antonio<br />
eingestuft. Erstmals 1973 von Antonio Morassi<br />
publiziert, als in einer Mailänder Sammlung befindlich<br />
(Luigi Calli a Carate Brianza), mit der zeitlichen Einordnung<br />
in die Schaffensjahre 1730-1735; später hat Dario<br />
Succi 1988 das Gemälde in seiner Publikation allein<br />
dem Francesco Guardi zugewiesen.<br />
In der Folge danach wurde das Gemälde als Zusammenarbeit<br />
der beiden Guardi publiziert. Es entstammt<br />
der Sammlung Imelda Marcos (geb. 1929), der Witwe<br />
des 10. Präsidenten der Philippinen, Ferdinand Marcos.<br />
Es ist vergleichbar mit einem Werk auf Leinwand,<br />
auf Holz, einer Mailänder Sammlung, von A. Morassi<br />
als „Il grande abbeveratorio“ betitelt (93 x 133 cm),<br />
von dem eine weitere, letzte Version (80,6 x 114,9 cm)<br />
bei Christie‘s New York am 14. Oktober 2021 verauktioniert<br />
wurde, mit dem Katalogvermerk „an example<br />
of the production of the Guardi brothers early studio<br />
practice“.<br />
Somit entstammt das hier vorliegende Werk der<br />
Sammlung Imelda Marcos, wurde registriert unter der<br />
Nummer 66, aufgeführt im Sammlungsverzeichnis<br />
und 2014 in der Zeitschrift Philippine Daily Inquirer veröffentlicht.<br />
Auch dort genannt als Zusammenarbeit<br />
der beiden Maler. 1991 wurden weitere Werke der<br />
Sammlung Marcos bei Christie‘s versteigert.<br />
Der Aufkleber auf der Rückseite weist darauf hin, dass<br />
das Gemälde im Metropolitan Museum von Manila<br />
(Philippinen) ausgestellt war, wohl als Leih gabe der<br />
Witwe des Präsidenten. A.R.<br />
Provenienz:<br />
Sammlung Imelda Marcos, Witwe des Präsidenten<br />
der Philippinen.<br />
Metropolitan Museum von Manila.<br />
Literatur:<br />
Mehrfach besprochen und abgebildet in:<br />
Antonio Morassi, Guardi, Venedig 1973, Bd. I, S. 103<br />
und S. 133, Nr. 139; Bd. II, Abb. 157, 158. Ebd. S. 334,<br />
Nr. 140.<br />
Dario Succi, Capricci veneziani del Settecento, Turin<br />
1988, S. 319, Abb. 17.<br />
Philippine Daily Inquirer, Online-Artikel vom 12.<br />
Oktober 2014: https://newsinfo.inquirer.net/644229/<br />
imeldific-collection-of-artworks-partial-list, abgerufen<br />
am 14. August 2022.<br />
Filippo Pedrocco/ Federico Montecuccoli degli Erre,<br />
Antonio Guardi, Mailand 1992, S. 125, Nr. 24, S. 167,<br />
Abb. 24.<br />
Dario Succi, Francesco Guardi. Itinerario dell‘avventura<br />
artistica, Mailand 1993, S. 222, Abb. 248.<br />
(1320017) (11)<br />
214 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
GIOVANNI ANTONIO GUARDI (1699 – 1760),<br />
COLLABORATION WITH FRANCESCO GUARDI<br />
(1712 – 1793)<br />
“ALL’ ABBEVERATORIO” – AT THE DRINKING<br />
TROUGH<br />
Oil on canvas.<br />
84.5 x 115 cm.<br />
Verso on the stretcher: two labels from the Metropolitan<br />
Museum Manila, Roxas Boulevard, Philippines,<br />
with title and dimensions. Furthermore, on the relining,<br />
transferred from the original canvas: rectangular<br />
inventory label printed with a blue decorative border<br />
and with the handwritten inscription: “Guardi fontana<br />
/ No M 2500”.<br />
Without going into further details, the present depiction<br />
displays a high-ranking composition and painting<br />
style. In previous literature, the painting was classed<br />
as a work by Francesco and as a collaboration between<br />
the two painters Francesco and Giovanni-Antonio.<br />
First published in 1973 by Antonio Morassi, as part of<br />
a Milan collection (Luigi Calli a Carate Brianza?), dating<br />
it to the creative period of 1730-35; later, in 1988, Dario<br />
Succi attributed the painting solely to Francesco<br />
Guardi in his publication. Subsequently, the painting<br />
was published as a collaboration between the two<br />
Guardi. It originates from the collection of Imelda<br />
Marcos (b. 1929), widow of the 10th President of the<br />
Philippines, Ferdinand Marcos. It is comparable to a<br />
canvas painting laid on panel from a Milan collection,<br />
with the title Il grande abbeveratorio by A. Morassi (93<br />
x 133 cm.), of which another, final version (80.6 x<br />
114.9 cm.) was auctioned at Christie’s New York on 14<br />
October 2021, with the catalogue note “an example<br />
of the production of the Guardi brother’s early studio<br />
practice”. Consequently, the work presented in this lot<br />
originates from the Imelda Marcos collection and was<br />
listed under number 66 in the collection register and<br />
published in the Philippine Daily Inquirer magazine in<br />
2014. There, it is also mentioned as a collaboration between<br />
the two painters. In 1991, further works from<br />
the Marcos collection were sold at auction at Christie’s.<br />
The label on the back suggests that the painting<br />
was exhibited in the Metropolitan Museum of Manila<br />
(Philippines), probably on loan from the President’s<br />
widow.<br />
Provenance:<br />
Imelda Marcos collection, widow of the president<br />
of the Philippines.<br />
Metropolitan Museum of Manila.<br />
Literature:<br />
Discussed several times and illustrated in:<br />
Antonio Morassi, Guardi, Venice 1973, vol. I, p. 103<br />
and p. 133, no. 139; vol. II, ill. 157, 158, and p. 334,<br />
no. 140.<br />
Dario Succi, Capricci veneziani del Settecento,<br />
Torino 1988, p. 319, ill. 17.<br />
Philippine Daily Inquirer, 2014:<br />
(https://newsinfo.inquirer.net/644229/imeldificcollection-of-artworks-partial-list).<br />
Filippo Pedrocco, F. Montecuccoli degli Erre, Antonio<br />
Guardi, Milan 1992, p. 125, no. 24, p. 167 ill. 24.<br />
Dario Succi, Francesco Guardi. Itinerario dell’avventura<br />
artistica, Milan 1993, p. 222, ill. 248.<br />
€ 400.000 – € 600.000<br />
216 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.<br />
Sistrix<br />
INFO | BID
387<br />
FRANCESCO GUARDI,<br />
1712 VENEDIG – 1793 EBENDA<br />
BILDNIS DER MADONNA<br />
Öl auf Leinwand, auf originalem Spannrahmen.<br />
45 x 63,5 cm.<br />
Durch drei Experten ist das Gemälde als ein Werk des<br />
Guardi anerkannt worden: Antonio Morassi hat das<br />
Bild gekannt und in seiner Publikation bereits 1973<br />
erwähnt (s. Lit.), obgleich nicht unter einer eigenen<br />
Katalognummer eingeordnet, jedoch im Kommentar<br />
zu Kat. Nr. 187 in Zusammenhang mit einer Vorzeichnung<br />
in der Sammlung Zwicky, Arlesheim (Schweiz)<br />
genannt. Hier wurden zwei eng verwandte Madonnen-<br />
Darstellungen in Vergleich gezogen: “Il disegno preparatorio<br />
per questa Madonna (penna, 19 x 14,5 cm.) e<br />
per quella quasi identica della coll. Soldan di Berlino,<br />
si trova nella coll. Zwicky di Arlesheim”. Am 9. März<br />
2010 bestätigte Dr. Roberto Contini, Berlin, nach Inaugenscheinnahme<br />
des Originals mündlich ebenfalls<br />
die Autorschaft Guardis. Zuletzt äußerte sich auch<br />
Dario Succi würdigend zu dem Bild.<br />
FRANCESCO GUARDI<br />
1712 VENICE – 1793 IBID.<br />
PORTRAIT OF THE MADONNA<br />
Oil on canvas, on original stretcher frame.<br />
45 x 63.5 cm.<br />
Provenance:<br />
Bassenge, Berlin, June 2010.<br />
Notes:<br />
We thank Dario Succi for his kind advice regarding<br />
the cataloguing of the artwork.<br />
Literature:<br />
Antonio Morassi, Antonio e Francesco Guardi, Venice<br />
1973, vol. I, no. 187 mentioning further bibliographical<br />
information and illustrated in vol. II, no. 209.<br />
€ 30.000 - € 35.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Als jugendliche Frau ist Maria hier im Brustbild vor<br />
bräunlich-dunklem Hintergrund gezeigt. Der Kopf geneigt,<br />
mit halb geschlossenen Augenlidern, die einen<br />
Blick nach unten erkennen lassen. Über das braune<br />
Haar ist ein ockerfarbenes Tuch gelegt, das in knittrigen<br />
Faltungen über die Schultern herabgeführt wird. Darunter<br />
der blaue Mantel, an der Brust geöffnet, was die<br />
gedämpfte rote Farbe des Kleides, am Hals mit feinem<br />
weißem Kragenrand eingefasst. Die Farbpalette<br />
beschränkt sich auf Rot, Blau und Goldocker, wobei die<br />
leichte Rötung von Mund und Wangen hier bewusst<br />
in Zusammenhang gebracht wurden. Die betonte Knittrigkeit<br />
im Tuch der Madonna, als wesentliches Merkmal<br />
für die Malweise des Künstlers zu erkennen.<br />
Provenienz:<br />
Bassenge, Berlin, Juni 2010.<br />
Anmerkung:<br />
Wir danken Dario Succi für seine freundlichen Hinweise<br />
bezüglich der Katalogisierung des Gemäldes.<br />
Literatur:<br />
Antonio Morassi, Antonio e Francesco Guardi,<br />
Venedig 1973, Band I, Nr. 187 weitere Literatur angaben<br />
nennend, abgebildet in Band II, Abb. 209.<br />
A.R. (1331049)<br />
218 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
388<br />
MICHELE GIOVANNI MARIESCHI,<br />
1696/1710 – 1743 VENEDIG<br />
Michele Marieschi war nur eine kurze Lebens- und<br />
Schaffenszeit gegönnt. Es wird angenommen, dass er<br />
seine Lehre in der Werkstatt seines Vaters, eines Architekturmalers<br />
und Holzstechers, erhielt. Vermutlich<br />
war er in Deutschland Ende der 1720er-Jahre oder<br />
nach 1731 als Theatermaler tätig, um 1735 nach Venedig<br />
zurückzukehren, wo er zwischen 1735 und 1741<br />
Mitglied der Malergilde Fraglia de‘Pittori wurde. Unterstützt<br />
wurde er durch Gaspare Diziani (1689-1767).<br />
Bekannt ist, dass der Kunstliebhaber Freiherr von der<br />
Schulenburg, Generalfeldmarschall im Dienste der<br />
Republik Venedig, vom Künstler 1738 zwei Veduten<br />
erwarb. 1741 entstand eine Serie von 21 Radierungen.<br />
Werke seiner Hand finden sich in mehreren<br />
öffentlichen Sammlungen, wie in Prag, Warschau,<br />
Stockholm, Mailand oder Hannover.<br />
CAMPO DEI FRARI IN VENEDIG<br />
Öl auf Leinwand.<br />
52,5 x 69,7 cm.<br />
Beigegeben Expertise von Dario Succi.<br />
Blick über den schmalen Seitenkanal, den eine Brücke<br />
mit Treppe überquert, auf den Campo mit der gotischen<br />
Fassade der Kirche Santa Maria Gloriosa dei<br />
Frari. Der Giebel der durch Pilaster gegliederten Backsteinfassade<br />
ist hier - im Gegensatz zum gegenwärtigen<br />
Zustand - noch mit fünf durchbrochenen, spitzen<br />
Aufsätzen in Form von Fialen gezeigt. Rechts der Anbau<br />
der Scuola Grande di San Rocco, in der sich die<br />
bedeutenden Werke Tintorettos befinden, wie überhaupt<br />
die Kirche selbst schon berühmteste Gemälde<br />
von Tizian beherbergt. Im linken Hintergrund der Campanile;<br />
zum linken Bildrand hin die Häuser- und Palastfassaden,<br />
die den Platz säumen.<br />
Im Gegensatz zum rötlichen Farbton der Fassade und<br />
dem verschatteten Anbau rechts, wird das Bild aufhellend<br />
belebt durch eine erstaunlich bewegte Figurenstaffage.<br />
Links hinten ist die Fassadenfront durch eine<br />
goldene Karosse bereichert. In hellem Licht steht eine<br />
Gruppe herrschaftlich gekleideter Figuren - ein Herr<br />
im Gespräch mit zwei Damen in bodenlangen Kleidern,<br />
dahinter eine Gondel, die soeben die Stufenbrücke<br />
durchschifft hat. Weitere Figuren bis in den Hintergrund<br />
locker verteilt. Besonders auffallend und höchst<br />
originell zwei Gestalten, die unglücklicherweise die<br />
Treppe herabgefallen sind, beobachtet von den nebenstehenden<br />
Passanten und einer Magd, die sich<br />
mit sichtlichem Interesse dem Vorfall widmet. Gerade<br />
diese figürlichen Bereicherungen verleihen dem Gemälde<br />
einen besonderen Reiz.<br />
Vom Maler Michele Marieschi, der sich in der Zeit um<br />
1720 bzw. auch nach 1731 in Deutschland aufhielt, um<br />
hier als Bühnenmaler zu arbeiten, wissen wir, dass er<br />
sich 1735 nach Venedig zurückbegab, und dort alsbald<br />
Mitglied der venezianischen Malergilde Fraglia de´Pittori<br />
wurde. Der Kupferstecher und Maler Gaspare Diziani<br />
und der Sammler Freiherr Mathias von der Schulenburg,<br />
der damals als Generalfeldmarschall im<br />
Dienste Venedigs stand, unterstützten den Maler unseres<br />
Bildes. Letzterer erwarb 1738 zwei Veduten.<br />
Auch die Verehelichung mit Angela Fontana, einer<br />
Tochter des höchst bekannten Kunsthändlers der<br />
Stadt, dürfte zum Erfolg Marieschis beigetragen haben,<br />
insbesondere, als dessen Venedigmotive von<br />
Sammlern der Grand Tour begehrt waren. Ab 1743 hat<br />
Marieschi die Aufträge mehr und mehr seinem Schüler<br />
Francesco Albotto überlassen. 1741, also drei Jahre<br />
vor seinem Ableben, veröffentlichte Marieschi einen<br />
Satz von 21 Radierungen von Venedig unter dem<br />
Titel „Magnificentiores Selectioresque Urbis Venetiarum<br />
Prospectus“, wobei Angelo Trevisani das Portrait<br />
Marieschis als Titelbild schuf. Etliche Gemälde seiner<br />
Hand befinden sich in den öffentlichen Museen in<br />
Stockholm, Prag oder Warschau sowie im Niedersächsischen<br />
Landesmuseum Hannover. A.R. (†)<br />
(1330519) (11)<br />
220 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
MICHELE GIOVANNI MARIESCHI,<br />
1696/1710 – 1743 VENICE<br />
CAMPO DEI FRARI IN VENICE<br />
Oil on canvas.<br />
52.5 x 69.7 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dario Succi.<br />
Vista across a narrow side canal, crossed by a bridge<br />
with stairs, to the Campo with the Gothic façade of<br />
the Church of Santa Maria Gloriosa dei Frari. In contrast<br />
to the current state, the gable of the brick façade,<br />
which is structured by pilasters, is shown here with<br />
five openwork, pointed pinnacles. On the right is the<br />
extension of the Scuola Grande di San Rocco, which<br />
holds Tintoretto’s important works and the church itself,<br />
which houses Titian’s most famous paintings. The<br />
campanile is shown in the background to the left and<br />
façades of houses and palaces line the square on the<br />
left margin. In contrast to the reddish shade of the<br />
façade and the shaded extension on the right, the picture<br />
is brightened up and enlivened by an astonishingly<br />
moving staffage of figures. In the background on the<br />
left, the front of the façade is highlighted by a gilt<br />
state coach. Standing in bright light is a group of stately<br />
dressed people – a gentleman in conversation with<br />
two women in floor-length dresses – with a gondola<br />
that has just crossed the stepped bridge behind them.<br />
There are further figures loosely scattered in the background.<br />
<strong>Part</strong>icularly striking and highly original are two<br />
figures who have accidentally fallen down the stairs,<br />
observed by passers-by and a maid who is obviously<br />
interested in the incident. It is these figurative additions<br />
that add to the painting’s special charm.<br />
It is known that the painter Michele Marieschi, who<br />
stayed in Germany around 1720 and after 1731 to<br />
work as a stage painter, returned to Venice in 1735<br />
and soon became a member of the Venetian painters’<br />
guild Fraglia de’ Pittori. The copper engraver and painter<br />
Gaspare Diziani and the collector Freiherr Mathias von<br />
der Schulenburg, who at the time was Field Marshal in<br />
the service of Venice, were supporters of Marieschi.<br />
The latter acquired two vedute in 1738. The marriage to<br />
Angela Fontana, a daughter of the city’s famous art<br />
dealer, may also have contributed to Marieschi’s success,<br />
especially when his Venice motifs were coveted<br />
by collectors on the Grand Tour. From 1743 Marieschi<br />
increasingly left commissions to his pupil Francesco<br />
Albotto. In 1741, three years before his death, Marieschi<br />
published a set of 21 etchings from Venice entitled<br />
Magnificentiores Selectioresque Urbis Venetiarum Prospectus,<br />
with Angelo Trevisani creating Marieschi’s<br />
portrait as the title page. His paintings are held in<br />
public museums in Stockholm, Prague, and Warsaw,<br />
as well as the Niedersächsisches Landesmuseum in<br />
Hanover. (†)<br />
€ 150.000 - € 250.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
221
389<br />
MICHELE MARIESCHI,<br />
1696/1710 VENEDIG – 1743, ZUG.<br />
VENEZIANISCHE VEDUTE MIT BLICK<br />
IN EINEN BELEBTEN SEITENKANAL<br />
Öl auf Leinwand.<br />
65 x 81 cm.<br />
Die Vedute zeigt trotz der bislang noch nicht eindeutig<br />
gesicherten Zuweisung an den Maler doch die hohe<br />
Qualität von dessen Werken. Dies nicht allein wegen<br />
der höchst malerischen Lichtführung, der detailgenauen<br />
Wiedergabe der Gebäude, sondern auch aufgrund<br />
der sehr lebendigen Darstellung des Treibens der<br />
Gondeln, Kähne und der Schiffe mit gerafften Segeln,<br />
aber auch der Figurenstaffage.<br />
Der Blick ist wie von einer Brücke in den Verlauf des<br />
Kanals gerichtet. Links Ufertreppen, die zu den im<br />
Schatten liegenden Palästen führten, vorbei an einer<br />
aus Brettern gezimmerten Verkaufsbude mit gestikulierenden<br />
Figuren. Die Schiffe ebenso lebendig belebt<br />
mit Figurenstaffage, rechts ist unter den Passanten<br />
ein Orientale mit Turban auszumachen.<br />
Marieschi war Schüler seines Vaters, hielt sich gelegentlich<br />
als Theatermaler in Deutschland auf, kehrte<br />
jedoch 1735 nach Venedig zurück und wurde in die<br />
Malergilde Fraglia de ´Pittori aufgenommen. Zu seinen<br />
Gönnern zählte der Sammler und Generalfeldmarschall<br />
Freiherr von der Schulenburg, der von ihm<br />
zwei Bilder erwarb. Die Darstellung findet sich nach<br />
vorläufiger Recherche nicht in dem reichen Stichwerk,<br />
das Marieschi 1741 unter dem Titel "Magnificentiores<br />
Selectionesque Urbis Venetiarum Prospectus" veröffentlicht<br />
hat. Umso seltener und interessanter ist das<br />
vorliegende Werk zu würdigen. (†)<br />
MICHELE MARIESCHI,<br />
1796/ 1710 VENICE - 1743, ATTRIBUTED<br />
VENICE VEDUTA WITH VIEW OF<br />
A LIVELY SIDE CANAL<br />
Oil on canvas.<br />
65 x 81 cm.<br />
According to preliminary research, the depiction cannot<br />
be found in Magnificentiores Selectionesque Urbis<br />
Venetiarum Prospectus, a collection of engravings<br />
that Marieschi published in 1741. This work is all the<br />
rarer and more interesting to appreciate. (†)<br />
€ 50.000 - € 80.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Literatur:<br />
Vgl. Ralph Toledano, Michele Marieschi. Catalogo<br />
ragionato, Mailand 1995.<br />
Vgl. Michael Levey, Painting in Eighteenth-Century<br />
Venice, Oxford 1980.<br />
Vgl. Fabio Mauroner, Catalogue of the Etchings of<br />
Michiel Marieschi, in: The Print Collector's Quarterly,<br />
27 (2), 1940, S. 179.<br />
A.R. (13306124) (11)<br />
Detailabbildung Lot 388<br />
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
223
390<br />
JACOPO FABRIS,<br />
1689 VENEDIG – 1761 KOPENHAGEN<br />
Maler der venezianischen Schule, der später in Dänemark<br />
gewirkt hat und dort etwa den Rosensaal des<br />
1720 erbauten Schlosses Fredensborg mit großformatigen<br />
Gemälden ausgestattet hatte, die auch italienische<br />
Fantasieruinenlandschaften zeigen.<br />
DIE MÜNDUNG DES CANNAREGIO<br />
IN DEN CANAL GRANDE<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
109 x 144 cm.<br />
Verso mit altem Etikett auf dem Keilrahmen, wo das<br />
Gemälde um 1742 datiert wird.<br />
In ornamental verziertem vergoldetem Rahmen.<br />
Beigegeben eine Expertise von Charles Beddington,<br />
23. August 2022.<br />
Das Gemälde zeigt die Ponte delle Guglie im Zentrum<br />
des Gemäldes, hinter ihr rechts der Palazzo Labia und<br />
der Campanile von S. Geremia. Eine erste Kirche wurde<br />
im 11. Jahrhundert von Mauro Tosello und seinem<br />
Sohn gegründet, welche einen Armreliamie des Heiligen<br />
Bartholomäus darin aufbewahrten, die sie 1043<br />
aus Apulien mitbrachten. Das Bauwerk, welches wir<br />
heute vom Canal Grande aus sehen, ist jedoch jüngeren<br />
Datums, nämlich von 1753 - ein Entwurf von Carlo<br />
Corbellini. Und die Fassade, welche wir heute vom<br />
Cannaregio aus sehen, wurde erst 1861 fertig gestellt.<br />
Also lange nachdem das hier angebotene Gemälde<br />
geschaffen wurde. Der Campanile hingegen ist<br />
eines der ältesten Gebäude in Venedig und ein Relikt<br />
des ursprünglichen Gebäudekomplexes aus dem 12.<br />
Jahrhundert, welcher auf unserem Gemälde zu sehen<br />
ist, wenngleich der achteckige Aufsatz unbedeutend<br />
jünger ist - jedenfalls ist auch dieser vor 1500 zu datieren.<br />
Die Brücke, die als Protagonistin in unserem Gemälde<br />
fungiert, wurde 1580 durch Marchesin di Marchesini<br />
errichtet und trägt ihren Namen aufgrund der<br />
Obelisken, die sich an den Enden der Geländer befinden.<br />
Zahlreiche Gondeln unterschiedlicher Qualitäten<br />
befinden sich auf dem Kanal und beleben das Gewässer,<br />
zu dessen Seiten sich viele zeitgenössische Staffagefiguren<br />
befinden. Auch die Fassaden sind belebt,<br />
sodass es dem Maler nicht um die bloße Vedute ging,<br />
sondern zu sehen ist, dass er auch das Leben seiner<br />
Zeitgenossen mittels der Blumentöpfe, der aus der<br />
Fassade strebenden Markisen und der Wäsche, die<br />
ironisch-majestätisch über den Dächern zu schweben<br />
scheint, einzufangen versteht.<br />
(1330431) (13)<br />
JACOPO FABRIS,<br />
1689 VENICE – 1761 COPENHAGEN<br />
THE MOUTH OF CANNAREGIO IN<br />
THE GRAND CANAL<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
109 x 144 cm.<br />
Verso with old label on the stretcher, where the painting<br />
ist dated ca. 1742.<br />
Accompanied by an expert’s report by Charles Beddington,<br />
23 August 2022.<br />
The painting shows the Ponte delle Guglie at the centre,<br />
with the Palazzo Labia and the Campanile of San Geremia<br />
behind it on the right. A first church was founded<br />
by Mauro Tosello and his son in the 11th century to<br />
house the relic of an arm of Saint Bartholomew, which<br />
they had brought from Puglia in 1043.<br />
€ 120.000 - € 150.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
226 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
391<br />
STEFANO ORLANDI,<br />
1681 BOLOGNA – 1760 EBENDA<br />
ARCHITEKTURCAPRICCIO MIT KAISERLICHER<br />
BADANLAGE<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
123 x 163 cm.<br />
In vergoldetem Rahmen.<br />
Beigegeben Expertise von Ferdinando Arisi, im Original<br />
vorliegend.<br />
Von erhöhten Standpunkt Blick auf eine phantasievolle<br />
Bäderanlage mit überreicher Architektur: linksseitig ein<br />
übergroßer Bau mit Rundbögen, zahlreichen kannellierten<br />
korinthischen Säulen, Skulpturen, sowie Brüstungen,<br />
hinter denen teils Figuren stehen, das ganze über<br />
mehrere Ebenen verteilt. Auffallend links oben zwei<br />
fliegende Putti, einer mit Köcher, die zwei flatternde<br />
Tauben an einem roten Band halten. Unten links ein<br />
Brunnenbecken, mit über Stufen hineinfließendem<br />
Wasser, an dessen linker Seite einige Frauen mit Putti<br />
bei der Toilette sitzen. In der Bildmitte eine große Beckenanlage<br />
mit einem Boot auf dem ruhigen Wasser,<br />
teils umgeben von Putti, und im Hintergrund ein hoher<br />
Beckenaufsatz in grau-weißer Farbgebung, mit hinabstürzendem<br />
kleinen Wasserfall unter hohem blauen<br />
Himmel mit hellen Wokenstreifen. Nach rechts ein weiteres<br />
großes Architekturgebäude, von dem aus eine<br />
breite Treppe zur mittleren Beckenanlage führt. Am<br />
rechten Bildrand als Repoussoir drei große, bis zum<br />
oberen Bildrand reichende Bäume, unter denen sich<br />
drei Frauen in langen Gewändern neben einem Rosenstock<br />
niedergelassen haben. Große und komplexe architektonische<br />
Komposition von Stefano Orlandi, der<br />
von Giuseppe Bibiena (1696-1757) beeinflusst wurde<br />
und der als Bühnenmaler für Theaterkulissen arbeitete,<br />
was in seinen späteren Capricci sehr eindrucksvoll zum<br />
Ausdruck kommt. (†)<br />
Literatur:<br />
Dieses Gemälde wurde veröffentlicht von Dr. Giancarlo<br />
Sestieri in „Il Capriccio architettonico in Italia<br />
nel XVII e XVIII secolo, No. 2.1. Sestieri bestätigte,<br />
dass es sich bei diesem Gemälde um eine zweite<br />
Version des Gemäldes in Brera handelt und dass es<br />
früher von einer schriftlichen Bestätigung von Prof.<br />
S. Arisi begleitet wurde. Für ein vergleichbares Gemälde<br />
(172 x 124 cm) mit der gleichen Szene, aber<br />
mit leichten Abweichungen in der Architektur und<br />
den Figuren, siehe auch Fondazione Zeri, Nr. 72019<br />
(mit dem Titel: Prospettiva architettonica con edifici<br />
e figure). Dieses Gemälde befindet sich in der Pinacoteca<br />
Nazionale di Brera, Mailand, Italien (Inv. Nr.<br />
2152). Literatur zu dem Mailänder Gemälde, das auf<br />
1720 - 1730 datiert ist: Pinacoteca Brera, Pinacoteca<br />
di Brera: scuola emiliana, 1991, S. 230-232.<br />
(13306060) (18)<br />
STEFANO ORLANDI,<br />
1681BOLOGNA – 1760 IBID.<br />
ARCHITECTURAL CAPRICCIO WITH IMPERIAL<br />
BATH COMPLEX<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
123 x 163 cm.<br />
In gilded frame.<br />
Accompanied by an expert’s report by Ferdinando<br />
Arisi. (†)<br />
€ 50.000 - € 80.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
230 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
392<br />
FRANCESCO GUARDI,<br />
1712 VENEDIG – 1793 EBENDA<br />
PIAZZA SAN MARCO MIT DEM CAMPANILE<br />
Öl auf Leinwand.<br />
28,5 x 44,4 cm.<br />
In à jour gearbeitetem vergoldetem Rahmen mit<br />
Namensnennung des Künstlers.<br />
Beigegeben Expertise von Dario Succi.<br />
Geschickt zentralperspektivische Darstellung des<br />
Markusplatzes in Venedig mit seinem eine starke Vertikale<br />
markierendem Campanile, dessen Spitze weit<br />
über die obere Bildbegrenzung hinausgeht. Die Horizontlinie<br />
durch den Marcusdom und den Dogenpalast<br />
als gedachte Querriegel markiert. Insgesamt in dem<br />
für Guardi typischen flotten Pinselduktus, kommt dieser<br />
insbesondere in den nicht starren, heißt nicht architektonischen<br />
Elementen des Bildes zum Ausdruck,<br />
insbesondere in den Figuren, die untereinander interagieren<br />
und ihrer lockeren Komposition die Phantasie<br />
des Betrachters anregen. Als einer der bedeutendsten<br />
Maler des venezianischen Vedutismus strebt Guardi<br />
im Gegensatz zu Canaletto in seinen Gemälden nicht<br />
nach scharf wahrnehmbaren Ergebnissen, sondern<br />
schlägt eine subjektive und evokative Interpretation<br />
der Realität vor, indem er flüchtige und unwirkliche<br />
Stadtbilder schafft, die dank der Verwischung der Formen<br />
und der melancholischen Schatten bisweilen eine<br />
Sensibilität erreichen, die als vorromantisch bezeichnet<br />
werden kann.<br />
Seine Ausbildung und ein Großteil seiner Tätigkeit bis<br />
1760 erfolgten gemeinsam mit seinem älteren Bruder<br />
Giannantonio, der die Familienwerkstatt leitete. Im<br />
Vergleich zu seinem Bruder zeigt er schon früh eine<br />
andere Sensibilität mit einem schnellen, gebrochenen<br />
Pinselstrich, der die Verbindung zwischen Figuren und<br />
Atmosphäre wiedergibt. Sein Interesse an Landschaften<br />
brachte ihn um 1755 dazu, sich dem Vedutismus<br />
anzunähern. Er schlug eine persönliche Interpretation<br />
vor, die die dokumentarische Komponente zugunsten<br />
einer atmosphärischen Darstellung ersetzte, die in<br />
der Lage war, die besondere Lebendigkeit des Lichts<br />
der Lagune und seiner Bewohner wiederzugeben.<br />
Guardi begann mit der Herstellung seiner ersten<br />
Veduten, wahrscheinlich um sich den lukrativen Markt<br />
der ausländischen Besucher zu erschließen, der in<br />
jenen Jahren durch Canaletto, der nach England gegangen<br />
war, vakant geworden war. Seine frühen Werke<br />
lehnen sich an die Kompositionen von Canaletto<br />
und Marieschi an, die Bildgestaltung ist fließend und<br />
kontrolliert, noch weit entfernt von dem knackigen,<br />
stenografischen Stil, der ihn berühmt machen sollte.<br />
Seine einzigartige Art zeigte sich jedoch bereits in<br />
einigen dieser frühen Werke, in denen die aus schaumigen<br />
Farbmischungen konstruierten Figuren ein lebhaftes<br />
chromatisches Timbre offenbaren.<br />
So entstanden Meisterwerke wie die beiden Vedute<br />
della Ca d‘Oro (Ansichten des Ca‘ d‘Oro) oder jene, die<br />
in Museen auf der ganzen Welt aufbewahrt werden.<br />
Seine erfolgreichste Zeit liegt zwischen dem siebten<br />
und achten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts: 1764 erhält<br />
er den Auftrag für zwei große Ansichten des Markusplatzes,<br />
die er für einen Engländer ausführt. Etwas<br />
später entstanden die zwölf Gemälde der Dogenfeste<br />
nach Canalettos Vorlagen, gestochen von Giambattista<br />
Brustolon. Aus den Drucken hat Francesco Guardi seine<br />
Gemälde abgeleitet, die sich heute im Louvre befinden:<br />
Das Ergebnis ist wirklich erstaunlich und offenbart die<br />
verklärende und fantastische Kraft des Malers. Im Jahr<br />
1782 erhielt er den Auftrag, vier Gemälde zum Gedenken<br />
an den Besuch von Papst Pius VI. in Venedig zu<br />
schaffen. Für den inzwischen siebzigjährigen Künstler<br />
war es endlich ein offizieller Auftrag, gefolgt von den<br />
Gemälden, die die Ankunft der Erzherzöge von Russland<br />
in Venedig feierten, die inkognito unter dem Namen<br />
der Conti del Nord kamen. Die Bilder, die an die Hochzeit<br />
zwischen Herzog Armando di Polignac und Baronin<br />
Idalia von Neukirchen erinnern sollten, wurden nie<br />
angefertigt, aber die prächtigen Vorbereitungsblätter<br />
dafür werden im Kupferstichkabinett des Museo Correr<br />
aufbewahrt. Mit der Zeit wird sein sehr persönlicher<br />
Stil immer freier und anspielungsreicher: Die Proportionen<br />
zwischen den verschiedenen Elementen werden<br />
frei verändert, die perspektivische Struktur wird elastisch<br />
und verformt sich ohne jede Verbindung zur Realität.<br />
Schließlich werden die Figuren zu einfachen<br />
Farbflecken, einem schnellen weißen Gekritzel oder<br />
einem schwarzen Punkt, der mit einer flackernden<br />
Markierung nachgezeichnet wird. Er malte auch einige<br />
herrliche Bilder von Villen inmitten der grünen venezianischen<br />
Landschaft. (†)<br />
(1330518) (13)<br />
232 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
FRANCESCO GUARDI,<br />
1712 VENICE - 1793 IBID.<br />
PIAZZA SAN MARCO WITH CAMPANILE<br />
Oil on canvas.<br />
28.5 x 44.4 cm.<br />
Gilt openwork frame with name of the artist.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dario Succi.<br />
Skilful depiction of Saint Mark’s Square in Venice in<br />
central perspective with the strong vertical line of its<br />
campanile extending far beyond the top edge of the<br />
painting. The horizon line through Saint Mark’s Basilica<br />
and the Doge’s Palace is marked as an imaginary<br />
cross bar. Overall, the painting shows the swift<br />
brushwork typical for Guardi, especially in the non-architectural<br />
elements of the painting, the figures that<br />
interact with each other and their loose arrangement<br />
stimulate the viewer’s imagination. As one of the<br />
most eminent painters of Venetian vedute, Guardi,<br />
unlike Canaletto, does not aspire to create sharp perceptions<br />
in his paintings. By contrast he delivers a<br />
subjective and evocative interpretation of reality, creating<br />
fleeting and unreal cityscapes that, thanks to<br />
the blurring of shapes and the melancholic shadows<br />
sometimes reach a sensibility that can be described<br />
as pre-romantic. (†)<br />
€ 150.000 - € 250.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
233
393<br />
WILLIAM JAMES,<br />
TÄTIG 1730 – 1780, ZUG.<br />
In Italien tätig zwischen 1746 und 1771, Schüler von<br />
Antonio Canal, genannt „Canaletto“. Er stellte in der<br />
Royal Academy aus. Seine Ansichten von Ägypten oder<br />
Venedig enstanden wohl in England, da er die Insel nie<br />
verlassen haben soll. Werke seiner Hand kamen ins<br />
Victoria und Albert Museum, in den Kensington-Palast<br />
sowie ins Ashmolean Museum in Oxford.<br />
DIE MOLE MIT DEM DOGENPALAST AM BECKEN<br />
VON SAN MARCO UND DEM BUCENTAUR,<br />
UM 1760<br />
Öl auf Leinwand.<br />
56 x 91 cm.<br />
Gut ausgewogene Komposition mit niedrigem Horizont,<br />
sodass auch der hinter dem Dogenpalast aufstrebende<br />
Campanile noch genug Raum zum oberen<br />
Bildrand hat. Im Vordergrund mehrere Gondeln und<br />
das Staatsschiff des Dogen, der Bucentaur. William<br />
James war zwischen 1746 und 1771 als Vedutist tätig;<br />
die einzigen Informationen über seine künstlerische<br />
Persönlichkeit finden sich in Edward Edwards‘ Anecdotes<br />
of Painters von 1808, in dem James als „Schüler“<br />
oder Mitarbeiter von Canaletto während dessen Aufenthalt<br />
in England zwischen 1746 und 1755 erwähnt<br />
wird. Sein künstlerischer Werdegang wurde teilweise<br />
durch eine Reihe von Londoner Ansichten rekonstruiert,<br />
die sich im Besitz des Ashmolean Museums in<br />
Oxford und der British Royal Collections befinden. Im<br />
Text des oben genannten Edwards findet sich jedoch<br />
die einzige Erwähnung seiner Malerei venezianischer<br />
Sujets, die der Biograf selbst als stark mit Canaletto<br />
verwandt ansieht. Die Zuschreibung einiger Ansichten,<br />
die auf den internationalen Markt gelangten, an<br />
William James und vor allem das Vorhandensein einiger<br />
Leinwände, auf denen sein Name vollständig auf<br />
einer an den Originalrahmen angebrachten Plakette<br />
steht, lassen auf eine reiche Produktion von Stadtpanoramen<br />
schließen, die im Allgemeinen dem malerischen<br />
Repertoire von Antonio Canal entnommen sind,<br />
Werke, die es dem englischen Maler ermöglichten, zu<br />
den „vedutisti di Venezia“ (Vedutenmalern von Venedig)<br />
gezählt zu werden, obwohl seine biografische Abfolge<br />
keinen Hinweis auf einen möglichen Aufenthalt<br />
in der Lagunenstadt gibt.<br />
James war einer der bekanntesten Schüler Canalettos,<br />
der den Geschmack der venezianischen Stätten indirekt<br />
aufnahm, indem er die Werke betrachtete, die<br />
der Meister mit nach England gebracht hatte, und indem<br />
er an seiner Seite arbeitete, als er die große<br />
Nachfrage seiner Auftraggeber nach Ansichten der<br />
von ihnen so geliebten Lagunenstadt befriedigte. (†)<br />
Anmerkung:<br />
Überreste des letzten im Dienst befindlichen Burcentaur,<br />
der jedoch erst 1728 gebaut wurde, befinden<br />
sich im Arsenale in Venedig und maß einst – um eine<br />
Größenvorstellung zu geben – 43,8 × 7,3 × 8,4 m.<br />
(13309316) (13)<br />
234 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
WILLIAM JAMES,<br />
1730 – 1780, ATTRIBUTED<br />
PIER WITH DOGE’S PALACE AT THE SAN MARCO<br />
BASIN AND BUCENTAUR, ca. 1760<br />
Oil on canvas.<br />
56 x 91 cm.<br />
Well-balanced composition with a low horizon, so that<br />
the campanile rising behind the Doge’s Palace still<br />
has enough space to the upper edge of the painting.<br />
There are several gondolas and the doge’s ship of<br />
state, the Bucentaur in the foreground. William<br />
James was active as a veduta painter between 1746<br />
and 1771; the only information about him as an artist<br />
is found in Edward Edwards’ Anecdotes of Painters of<br />
1808, which mentions James as a “student” or collaborator<br />
with Canaletto during his stay in England between<br />
1746 and 1755. His artistic career has been<br />
partially reconstructed through a series of London<br />
vedutas held by the Ashmolean Museum, Oxford,<br />
and the British Royal Collections. Edwards’ text, however,<br />
is the only one that mentions his painting of<br />
Venetian subjects, which the biographer himself<br />
regards as closely related to Canaletto. The attribution<br />
to William James of some vedutas that reached the<br />
international market and, above all, the presence of<br />
some canvases on which his name is written in full on<br />
a plaque affixed to the original frames, suggest an<br />
ample production of urban panoramas, generally taken<br />
from Antonio Canal’s image repertoire. His works<br />
enabled the English painter to be counted among the<br />
“vedutisti di Venezia” (Venetian veduta painters),<br />
although his biography gives no indication of a possible<br />
stay in the lagoon city. James was one of Canaletto’s<br />
most famous students, absorbing the ambience of<br />
the Venetian sites indirectly by studying the works the<br />
master had brought to England and by working alongside<br />
him when he met the great demand from his<br />
patrons for vedutas of the lagoon city they loved so<br />
much. (†)<br />
Notes:<br />
Remains of the last Bucentaur in service, which was<br />
not built until 1728, are held at the Arsenale in Venice<br />
and to give an idea of proportions it once measured<br />
43.8 × 7.3 × 8.4 m.<br />
€ 100.000 - € 150.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
235
394<br />
ANDREA LOCATELLI,<br />
1695 ROM – 1741, ZUG.<br />
STIMMUNGSVOLLE KÜSTENLANDSCHAFT<br />
MIT FIGUREN<br />
Öl auf Leinwand.<br />
113 x 170 cm.<br />
In vergoldetem Rahmen.<br />
Malerischer Blick auf das breite, felsige Ufer eines<br />
kleinen Fischerhafens mit zahlreichen Figuren: im Vordergrund<br />
von links eine kleine Familie, ein anlegendes<br />
Boote, ein Soldat in antiker Kleidung mit Helm, zwei<br />
sitzende Männer verweisend und am rechten Bildrand<br />
eine Gruppe von Fischern, deren Bootssegel nach<br />
oben ragt. Mittig links das Ufer mit antiken Gebäuden<br />
einer Stadt, darunter die Reste eines steinernen Rundbaus<br />
und ein Torbogen, durch den ein Weg mit einem<br />
Hirten und seiner Herde zum Wasser führt, an dem<br />
mehrere Boote ankern. Einige Fischer sind gerade dabei<br />
ihre Netze einzuholen. Am linken Bildrand zudem<br />
als Repoussoir eine hohe, im Schatten liegende Baumgruppe.<br />
Rechtsseitig Sicht über das ruhige Meer auf<br />
ein Gebirge im diesigen Licht der warmen Nachmittagssonne<br />
unter hohem hellblauen Himmel mit wenigen<br />
weissen Wolkenformationen. Qualitätvolle, stimmungsvolle<br />
Malerei mit gekonnt gesetzter Licht- und<br />
Schattensetzung in der Manier des Künstlers, bei der<br />
sich sein Studium von Küstenlandschaften nachvollziehen<br />
lässt.<br />
Provenienz:<br />
Sir Arthur Ingram Aston, Aston Hall, Chester;<br />
his estate sale; Christie‘s, London, 6<br />
August 1862, lot 69, as „Borsini“<br />
Anmerkung:<br />
Locatelli war der Sohn des Malers Giovanni Francesco<br />
Locatelli (1660-1741). Er studierte bei Monsù Alto<br />
(einem Maler von Küstenlandschaften), nach dessen<br />
Tod bei Bernardino Fergioni (1674-um 1738) und Biagio<br />
Puccini. Bei letzterem studierte er vor allem das Malen<br />
des menschlichen Körpers. Seine Landschaftsbilder<br />
mit mythologischen und antiken Motiven erinnern u.a.<br />
an Claude Lorrain. 1715 war er an der Ausmalung des<br />
Palazzo Ruspoli in Rom beteiligt (mit maritimen Szenen,<br />
wobei er nur die Figuren malte und schon hoch<br />
bezahlt wurde) und für Victor-Amadeus II. von Savoyen<br />
malte er 1723 bis 1725 zwei Bilder für dessen Schloss<br />
Rivoli in Turin (im Auftrag von Filippo Juvara).<br />
Literatur:<br />
Vgl. L. Laureati, in Da Tiziano a Caravaggio a Tiepolo.<br />
Capolavori di tre secoli di arte italiana, V. Sgarbi (ed.),<br />
Florenz 2002, S. 162, Nr. 60.<br />
Vgl. M. Moschetta, Pittori di vedute, die prospettive<br />
e di paesaggi nella Roma del ‘600 e ‘700, Aretto,<br />
2004, S. 52-53.<br />
Vgl. A. Busiri, Andrea Locatelli, Rome, 1976, Nr. 215-<br />
216, Nr. 42,43, 44, 48.<br />
(13306077) (18)<br />
ANDREA LOCATELLI,<br />
1695 ROME – 1741, ATTRIBUTED<br />
ATMOSPHERIC COASTAL LANDSCAPE WITH<br />
FIGURES<br />
Oil on canvas.<br />
113 x 170 cm.<br />
In gilded frame.<br />
Literature:<br />
cf. L. Laureati, in Da Tiziano a Caravaggio a Tiepolo.<br />
Capolavori di tre secoli di arte italiana, V. Sgarbi (ed.),<br />
Florence 2002, p. 162, no. 60.<br />
cf. M. Moschetta, Pittori di vedute, die prospettive e<br />
di paesaggi nella Roma del ‘600 e ‘700, Aretto,<br />
2004, pp.52-53.<br />
cf. A. Busiri, Andrea Locatelli, Rome, 1976, no. 215-<br />
216, no. 42,43, 44, 48.<br />
€ 160.000 - € 220.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
237
395<br />
PIETRO PAOLINI,<br />
1603 LUCCA – 1681 EBENDA<br />
Paolini wurde bereits sechzehnjährig nach Rom geschickt<br />
um unter der Anleitung von Angelo Caroselli<br />
zu arbeiten und sich die verschiedensten Malerschulen<br />
der Bologneser und Florentiner zu eigen machen<br />
zu können. Dabei ist sein Stil stark vom Caravaggismus<br />
beeinflusst worden. 1628 in Venedig, kehrt er<br />
bereits 1631 in seine Heimatstadt Lucca zurück, wo<br />
er 1640 seine eigene Akademie zur Ausbildung lokaler<br />
Künstler gegründet hat. Von Giacomo Sardini (1751-<br />
1811) wurde er erstmals in großem Stile als einer der<br />
strahlensten Maler der Luccesischen Schule gewürdigt.<br />
Der Einfluss aus dem Kreis von Bartolomeo<br />
Manfredi ist unverkennbar.<br />
JUNGER GITARRENSPIELER<br />
Öl auf Leinwand.<br />
73 x 60 cm.<br />
In ebonisiertem Holzrahmen.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Prof. Patrizia Giusti<br />
Maccari, in Kopie.<br />
Das vorliegende Werk ist zudem bei der Fondazione<br />
Zeri unter Nummer 55820 mit Abbildung dokumentiert<br />
als Pietro Paolini<br />
1928 wurde das angebotene Gemälde von Adolfo<br />
Venturi noch Caravaggio zugeschrieben.<br />
Vor unbestimmtem Hintergrund das Hüftportrait eines<br />
leicht nach links gewandten jungen Mannes eine Gitarre<br />
spielend, die er in geschickter optischer Verkürzung<br />
in den Betrachterraum hält. Wenngleich das Gemälde<br />
noch 1928 als Werk Caravaggios galt, erkannte Federico<br />
Zeri es jedoch als eigenhändiges Werk des lucchesischen<br />
Malers Pietro Paolini an. Giusti Maccari datiert<br />
das Gemälde in ihrem mehrseitigen Gutachten auf ca.<br />
1625 – 1630. Ein Hauptaugenmerk seines Schaffens<br />
lag auf allegorischen Gemälden und auf Portraits- und<br />
vermutlich haben wir es hier mit einer Kombination<br />
beider Typoi zu tun, so weißt die Nase auf portraithafte<br />
Züge hin, während die Gitarre auch als Allegorie des<br />
Gehörs verstanden werden kann. Im Walters Art Museum<br />
wird etwa die Allegorie der Fünf Sinne verwahrt,<br />
in der freilich der allgegenwärtige Caravaggismus der<br />
Zeit mit seinen Chiaro-Scuro Effekten mitschwingt.<br />
Überhaupt scheint Musik eines seiner Lieblingsthemen<br />
zu sein, so wird das 1620-1630 entstandene<br />
Gemälde „Konzert“ im Dallas Museum of Art aufbewahrt,<br />
welches ebenso wie das hier angebotene Gemälde<br />
in die Anfangsjahre seiner Römischen Tätigkeit<br />
fällt.<br />
PIETRO PAOLINI,<br />
1603 LUCCA – 1681 IBID.<br />
YOUNG GUITAR PLAYER<br />
Oil on canvas.<br />
73 x 60 cm.<br />
Acompanied by an expert’s report by Professor Patrizia<br />
Giusti Maccari. The present painting is also listed with<br />
an illustration at Fondazione Zeri under n. 55820 and<br />
described as by Pietro Paolini.<br />
When the painting was offered for sale by Adolfo Venturi<br />
in 1928 it was attributed to Caravaggio. Although<br />
the painting was still considered a work by Caravaggio<br />
in 1928, Federico Zeri recognized it as an original work<br />
by the Lucca painter Pietro Paolini. Giusti Maccari<br />
dates the painting in her multi-page report to around<br />
1625-1630. In his multi-page report Giusti Maccari<br />
dates the painting to ca. 1625 – 1630. The Walters Art<br />
Museum, for example, holds The Allegory of the Five<br />
Senses, which resonates with the omnipresent Caravaggism<br />
and its chiaroscuro typical for the time. Music<br />
seems to have been one of his favourite subjects<br />
generally, like the painting Concert (1620-1630) held<br />
at the Dallas Museum of Art for example, which dates<br />
to his early years in Rome like the painting offered for<br />
sale here.<br />
Provenance:<br />
According to Fondazione Zeri held in private collection,<br />
Rome.<br />
€ 50.000 - € 70.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Provenienz:<br />
Laut Fondazione Zeri Römische Privatsammlung.<br />
(1330522) (13)<br />
240 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
396<br />
JACOB VAN HUCHTENBURG,<br />
UM 1640/45 HAARLEM – 1675 AMSTERDAM<br />
DAS FORUM IN ROM MIT HIRTEN UND GROSSER<br />
FIGURENSTAFFAGE<br />
Öl auf Leinwand.<br />
82 x 111,5 cm.<br />
Links unten auf dem Stein signiert.<br />
Im Gegensatz zu den vielen Romveduten, die das<br />
Forum zeigen, hat der Maler hier äußerst wirkungsvoll<br />
eine Figurengruppe in den Vordergrund gesetzt, die in<br />
hellem Licht der Gesamtansicht Leben verleihen. Der<br />
Bildmittelgrund zeigt das weitgehend leere Feld des<br />
Forums, des „Campo Vaccino“, einst so benannt nach<br />
der Nutzung des noch nicht ausgegrabenen Areals als<br />
Weidegelände. Demgemäß zeigt der Maler hier auch<br />
grasende Schafherden und Rinder an einer Tränke,<br />
links nähert sich eine Kutsche dem Portal der Kirche<br />
Santa Francesca Romana mit Campanile. Davor San<br />
Lorenzo in Miranda mit den römischen Säulen, dahinter<br />
ist das Kolosseum zu sehen. Den Abschluss bildet der<br />
Triumphbogen des Septimus Severus, während sich<br />
rechts die Anhöhe des Palatins noch bewaldet zeigt.<br />
Die Anordnung der Bauten und ihre Wiedergabe ist<br />
nicht als realistisch gedacht, vielmehr dokumentiert<br />
das Gemälde eine Gesamtsicht, im Zustand lange vor<br />
den späteren Wandlungen durch die Ausgrabungen.<br />
Im Vordergrund hat der Maler vier Frauen und zwei<br />
Männer in angeregter Unterhaltung ins Bild gesetzt,<br />
umgeben von Schafen und Ziegen, seitlich – in geschickter<br />
Weise etwas verschattet – ein Maultierführer<br />
rechts und ein Eseltreiber links. So wird die Absicht<br />
des Malers deutlich, im Gegensatz zur schattenreichen<br />
Darstellung der antiken Denkmäler, die hell<br />
beleuchteten Vordergrundfiguren mit dem hellen Himmel<br />
in einen verklammernden Bezug zu setzen.<br />
Über die Familiengeschichte des Malers ist nur wenig<br />
bekannt. Es wird angenommen, dass er ein Schüler<br />
des Nicolaes van Berchem war, und 1662 nach Italien<br />
ging, wo er sich bis 1667 in Rom aufhielt. Auf seinem<br />
Rückweg blieb er mehr als ein Jahr in Paris, wo er<br />
wahrscheinlich mit seinem Bruder Jan zusammentraf,<br />
der sich auf die Schlachtenmalerei verlegt, und möglicherweise<br />
auch zusammengearbeitet hat. 1669 wurde<br />
er Mitglied der Haarlemer Gilde und wohnte in der<br />
Prinsengracht, gut mit Aufträgen beschäftigt. A.R.<br />
Provenienz:<br />
Privatsammlung Italien.<br />
Anmerkung:<br />
Das Kölner Wallraf-Richartz-Museum besitzt ein<br />
Gemälde des Meisters mit Darstellung der „Piazza<br />
Colonna in Rom“ (Inv.Nr. WRM 515). In der Alten<br />
Pinakothek München befindet sich ebenfalls ein<br />
römisches Motiv seiner Hand „Szene vor einer römischen<br />
Ruine“ (41 x 50 cm., Inv.Nr. 14197). Weitere<br />
Werke etwa im Statens Museum for Kunst Kopenhagen<br />
und anderen Sammlungen.<br />
Literatur:<br />
Das Gemälde ist besprochen und aufgeführt in:<br />
La revue du Louvre et des musées de France, 1987,<br />
Nr. 10.<br />
Luigi Salerno, I pittori di vedute in Italia (1589-1830),<br />
Rom 1991 (ohne Abb.)<br />
(13306071) (11)<br />
242 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
JACOB VAN HUCHTENBURG,<br />
CA. 1640/45 HAARLEM – 1675 AMSTERDAM<br />
THE ROMAN FORUM WITH SHEPHERDS AND<br />
GREAT FIGURAL STAFFAGE<br />
Oil on canvas.<br />
82 x 111.5 cm.<br />
Signed on a stone lower left.<br />
Provenance:<br />
Private collection, Italy.<br />
Detailabbildung<br />
Notes:<br />
The Wallraf-Richartz-Museum in Cologne holds a<br />
painting by the master depicting the Piazza Colonna<br />
in Rome (inv. no. WRM 515). In the Alte Pinakothek<br />
in Munich there is also a Roman vista by his hand<br />
Scene in front of a Roman ruin (41 x 50 cm, inv. no.<br />
14197). Other works are held at the Statens Museum<br />
for Kunst Copenhagen and other collections.<br />
Literature:<br />
The painting is discussed and illustrated in:<br />
La revue du Louvre et des musées de France, 1987,<br />
no. 10.<br />
Luigi Salerno, I pittori di vedute in Italia (1589 –<br />
1830), Rome 1991 (excl. ill.)<br />
€ 90.000 - € 130.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
244 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
397<br />
GIOVANNI PAOLO PANINI,<br />
1691 PIACENZA – 1765 ROM<br />
Gemäldepaar<br />
RÖMISCHES CAPRICCIO MIT RUNDTEMPEL<br />
DES HERCULES VICTOR<br />
sowie<br />
RÖMISCHES CAPRICCIO MIT VASE UND<br />
SÄULENTEMPELRUINE<br />
JEWEILS MIT FIGURENSTAFFAGE<br />
Öl auf Leinwand.<br />
Je 40 x 115 cm.<br />
Die Bildformate zeigen, dass die beiden Gemälde im<br />
Auftrag für eine Supraport-Ausstattung geschaffen<br />
wurden. Das extreme Breitformat gab dem Maler<br />
dabei allerdings die Gelegenheit, nahezu Panoramaansichten<br />
zu schaffen. Dabei zeigen die Darstellungen<br />
keineswegs reale Gegebenheiten der römischen antiken<br />
Bauten, sondern vielmehr höchst fantasievoll<br />
komponierte Versatzstücke, die bereits der Romanik<br />
vorweggenommene Idealansichten liefern sollten,<br />
was die Bezeichnung Capriccio rechtfertigt. In der<br />
Neben einander-Positionierung erweisen sich die Darstellungen<br />
als Gegenstücke, jeweils mit dem inhaltlichen<br />
Hauptgewicht links – dem kräftigen Bogen,<br />
bzw. rechts – der großen Tempelruine.<br />
Das erstgenannte Bild zeigt im Zentrum den römischen<br />
Rundtempel des Hercules Victor am Forum<br />
Boarium, erbaut wohl um 15 n. Chr., mit seinem typischen<br />
flachen Kegeldach. Rechts eine Erhöhung in<br />
Erinnerung an den Hügel des Palatins.<br />
Das Gegenstück zeigt – ebenso phantasievoll zusammengestellt<br />
– eine reliefierte Steinvase hoch gesockelt,<br />
links dahinter eine Säulen-Exedra, wie wir sie aus<br />
römischen Bädern kennen, rechts der Janus-Säulentempel<br />
des Forums.<br />
Die Lichtführung in den Bildern, die Farbgebung der<br />
im Spätlicht bräunlich-ocker leuchtenden Steine, all<br />
das entspricht ganz der Malweise Paninis. In beiden<br />
Bildern sind Figurenstaffagen eingefügt. Wie die<br />
Kleidung zeigt, ist hier nicht die Entstehungszeit der<br />
Gemälde, sondern ein Zeitraum nach dem Untergang<br />
Roms gemeint. Demgemäß finden wir fantasievoll<br />
gedachte Figuren der Spätantike. Junge Männer, noch<br />
mit römischen Helmen, aber auch zwei Prediger in<br />
dem zweitgenannten Bild: ein weiß Gekleideter, der<br />
bereits die christliche Botschaft verkündet, in seinem<br />
Rücken ein Alter mit Bart im roten römischen Priestermantel,<br />
offensichtlich noch Vertreter der antiken Götterverehrung.<br />
Dass der weiß gekleidete Prediger auf<br />
die links auf einem Stein sitzende junge Mutter mit<br />
Kind deutet, steht sicher im Zusammenhang mit der<br />
neuen christlichen Lehre, womit Panini auch die geistigen<br />
Dimensionen der Spätantike mit ins Bild gesetzt<br />
hat. A.R.<br />
Literatur:<br />
Aufgeführt im Werkverzeichnis:<br />
Fernando Arisi, Giovanni Paolo Panini 1691-1765,<br />
Werkverzeichnis, Mailand 1993, S. 470, Nr. 481 und<br />
482.<br />
Leandro Ozzola, Gian Paolo Pannini, pittore, Turin<br />
1921.<br />
Mario Labò, Pannini, Giovanni Paolo, in: Hans Vollmer<br />
(Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler<br />
von der Antike bis zur Gegenwart, Bd. 26, Leipzig<br />
1932, S. 200-202.<br />
Ferdinando Arisi, Giovanni Paolo Panini 1691-1765,<br />
Mailand 1993.<br />
Michael Kiene, Giovanni Paolo Pannini. Römische<br />
Veduten aus dem Louvre. Ausstellung im Herzog<br />
Anton Ulrich-Museum [Braunschweig] vom 17. Juni<br />
bis 15. August 1993, 1993.<br />
Michael Keine, „Redende Capricci“ von Giovanni Paolo<br />
Pannini: Studien zur Zitatmontage im 18. Jahrhundert,<br />
in: Zeitschrift für Kunstgeschichte, Bd. 57, Heft 3:<br />
Kunstgeschichte und Gegenwart: 23 Beiträge für<br />
Georg Kauffmann zum 70. Geburtstag, 1994.<br />
(13306073) (11)<br />
246 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
GIOVANNI PAOLO PANINI,<br />
1691 PIACENZA - 1765 ROME<br />
A pair of paintings<br />
CAPRICCIO OF ROME WITH ROUND TEMPLE<br />
OF HERCULES VICTOR<br />
and<br />
CAPRICCIO OF ROME WITH VASE, RUINED<br />
COLONNADED TEMPLE EACH WITH FIGURAL<br />
STAFFAGE<br />
Oil on canvas.<br />
40 x 115 cm each.<br />
The formats show that the two paintings were commissioned<br />
as overdoor paintings and the extremely<br />
wide format gave the painter the opportunity to create<br />
almost panoramic views. The depictions do not<br />
show the real conditions of ancient Roman buildings,<br />
but rather highly imaginatively composed set pieces,<br />
which were intended to provide ideal vistas anticipating<br />
the Romanesque period, which justifies the<br />
term capriccio.<br />
Literature:<br />
Listed in the catalogue raisonné:<br />
Fernando Arisi, Giovanni Paolo Panini 1691 - 1765,<br />
catalogue raisonné, Milan 1993, p. 470, nos. 481<br />
and 482.<br />
Leandro Ozzola, Gian Paolo Pannini, pittore, Turin<br />
1921.<br />
Mario Labò, Pannini, Giovanni Paolo, in: Hans Vollmer<br />
(ed.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler<br />
von der Antike bis zur Gegenwart, vol. 26, Leipzig<br />
1932, pp. 200-202.<br />
Ferdinando Arisi, Giovanni Paolo Panini 1691-1765,<br />
Milan 1993.<br />
Michael Kiene, Giovanni Paolo Pannini. Römische<br />
Veduten aus dem Louvre, exhibition in the Herzog<br />
Anton Ulrich-Museum [Braunschweig] 17th June to<br />
15th August 1993, 1993.<br />
Michael Keine, “Redende Capricci” von Giovanni<br />
Paolo Pannini: Studien zur Zitatmontage im 18. Jahrhundert,<br />
in: Zeitschrift für Kunstgeschichte, vol. 57,<br />
issue 3: Kunstgeschichte und Gegenwart: 23 Beiträge<br />
für Georg Kauffmann zum 70. Geburtstag, 1994.<br />
€ 100.000 - € 160.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
247
398<br />
VINCENZO CHILONE,<br />
1758 VENEDIG – 1839,ZUG.<br />
Chilone zählt in der venezianischen Vedutenmalerei zu<br />
den Nachfolgern Canalettos (1697-1768). Aus ärmlichen<br />
Verhältnissen hat er sich zwölfjährig mit der Herstellung<br />
von Seidenstrümpfen seinen Unterhalt verdient,<br />
bevor er in die Werkstatt des Francesco<br />
Battaglioli (1725-1796) kam, bei dem er sich die Kenntnisse<br />
der Vedutenmalerei aneignen konnte. Seine erkennbare<br />
grafische Stilistik hat er sich wohl von dem<br />
Theaterarchitekten Alessandro Mauro angeeignet.<br />
1824 wurde er in die Accademia di Belle Arti di Vernezia<br />
aufgenommen. Obwohl vom Adel gefördert, verstarb<br />
Chilone verarmt.<br />
BLICK AUF DEN DOGENPALAST IN VENEDIG<br />
Öl auf Leinwand.<br />
54 x 84 cm.<br />
In vergoldetem Zierrahmen.<br />
VINCENZO CHILONE,<br />
1758 VENICE – 1839, ATTRIBUTED<br />
In the tradition of Venetian veduta painting, Chilone is<br />
regarded one of Canaletto’s followers (1697 - 1768).<br />
VEDUTA OF THE DOGE’S PALACE IN VENICE<br />
Oil on canvas.<br />
54 x 84 cm.<br />
Atmospheric veduta with detailed depiction of architecture<br />
and an assumed dating of ca. 1780, since<br />
Chilone is still strongly influenced by Canaletto’s<br />
painting.<br />
€ 50.000 - € 70.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Stimmungsvolle Vedute mit detaillierter Beschreibung<br />
der architektonischen Gegebenheiten mit einer angenommenen<br />
Datierung von um 1780, da Chilone hier<br />
noch stark unter dem Einfluss der Malerei Canalettos<br />
stand. Blick über die Mole des Markusbeckens auf<br />
den Dogenpalast und die sich darüber erhebende<br />
Spitze des Campanile. Vor dem Dogenpalast die sogenannte<br />
Seufzerbrücke (Ponte dei Sospiri) über dem<br />
Rio di Palazzo und der ehemals als Gefängnis gebaute<br />
Palazzo delle Prigioni. Hinter dem Dogenpalast und in<br />
der Flucht der Mole liegend die Säulen, welche San<br />
Teodoro und San Marco gewidmet sind; noch vor der<br />
Bibiliothek und dem Zeccapalast und den Granai di<br />
Terranova, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts abgerissen<br />
wurden.<br />
(1330521) (13)<br />
250 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
Detailabbildung<br />
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
251
399<br />
BERNARDO CANAL,<br />
1674 VENEDIG – 1744<br />
VENEDIG, DIE PIAZZETTA MIT BLICK AUF DEN<br />
CANALGRANDE<br />
Öl auf Leinwand.<br />
71,8 x 110,8 cm.<br />
Beigegeben eine Expertise von Dario Succi, August<br />
2022, mit Vermerk der Aufnahme des Gemäldes in<br />
kommender Publikation.<br />
Aus leichter Kavaliersperspektive führt hier der Blick<br />
vom Markusplatz über die südlich anschließende<br />
“Piazzetta”, hin zu den beiden Säulen für St. Georg<br />
und St. Markus und darüber hinweg zum Canale<br />
Grande. Gegenüber die Kuppelkirche San Giorgio<br />
mit ihrer Säulenfassade und dem dahinter stehenden<br />
Campanile. In der rechten Ecke, am Fuße des Campanile<br />
von San Marco ein Verkaufszelt, das wohl eine<br />
ständige Einrichtung war, da wir dieses Motiv in fast<br />
allen Piazzetta-Veduten der Zeit finden; hier mit zwei<br />
Personen, einer als Turban träger gezeigt. Die gesamte<br />
rechte Platzseite nimmt die von Sansovino erbaute<br />
Bibliothek ein, der gewaltige Bau mit Säulenfassade,<br />
Eckobelisken und Dachfiguren. Die Figurenstaffage<br />
zeigt die Passanten in Kleidungen des beginnenden<br />
18. Jahrhunderts, die Damen in weiten Reifröcken,<br />
die Herren mit Dreispitz. Dieser früheren Epoche entsprechend<br />
sind noch einige der Herren mit gepuderten<br />
Allongeperücken zu sehen. Der Kahn- und Gondelverkehr<br />
erscheint hier noch sehr ruhig, entgegen dem<br />
regen Treiben auf späteren Veduten, etwa des Sohnes<br />
Giovanni-Antonio, der als Canaletto bekannt wurde.<br />
Dem früheren Zeitstil entsprechend erscheinen venezianischen<br />
Veduten des Bernardo etwas stärker farbig<br />
und strenger als die seines Sohnes. Belebend und<br />
aufhellend wirken hier die gebauschten, sonnen belichteten<br />
Wolken. So ist hier noch ein Nachklang des<br />
Hochbarock zu spüren. Dies zeigt sich in vorliegendem<br />
Bild auch in der Darstellung der Figurenstaffage, die<br />
in strengerer Ordnung gruppiert erscheint. A.R.<br />
(1330434)<br />
BERNARDO CANAL<br />
1674 VENICE – 1744<br />
VENICE, THE PIAZZETTA WITH A VIEW OF THE<br />
CANALGRANDE<br />
Oil on canvas.<br />
71,8 x 110,8 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dario Succi,<br />
August 2022, stating that the painting will be included<br />
in a forthcoming publication.<br />
€ 80.000 - € 120.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
252 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
400<br />
GASPAR VAN WITTEL, GENANNT "VANVITELLI",<br />
1653 AMERSROORT – 1736 ROM, ZUG.<br />
VEDUTE DES RÖMISCHEN FORUMS<br />
Öl auf Leinwand.<br />
74 x 136 cm.<br />
Das Gemälde großformatig angelegt, um eine panoramahafte<br />
Sicht auf einen Teil des Forums zu schaffen.<br />
Im Zentrum die Kirche Santa Francesca Romana, die<br />
auf der Velia in Nähe des Kolosseums steht. Die hell<br />
leuchtende barocke Fassade von Carlo Lombardi<br />
errichtet, mit dem noch aus dem 12. Jahrhundert<br />
stammenden Campanile. Links im Bild die Bögen der<br />
Maxentius-Basilica am Rand des Forums, ein Bau des<br />
4. Jahrhunderts.<br />
Die Malweise lässt sich mit Arbeiten des Holländers<br />
Van Wittel in Bezug setzen, der um 1700 in Neapel<br />
lebte. Er war der erste Maler, der römische Veduten<br />
in Öl fertigte, anstatt der bisherigen Stiche. Eine<br />
Gesamtschau der Bilder Vanvitellis wurde erst 2006<br />
im Museum Correr Venedig veranstaltet. Van Wittel<br />
war der Vater des berühmt gewordenen Architekten<br />
Luigi Vanvitelli; er selbst wurde Gaspare degli occhiali<br />
genannt (Kaspar mit der Brille), wohl aufgrund seiner<br />
Kurzsichtigkeit. Dies hat im fortgeschrittenen Alter<br />
auch dazu geführt, dass er sich von der Malerei zurückzog.<br />
A.R.<br />
(1330432) (11)<br />
GASPAR VAN WITTEL,<br />
ALSO KNOWN AS “VANVITELLI”<br />
1653 AMERSROORT – 1736 ROME, ATTRIBUTED<br />
VEDUTA OF THE FORUM ROMANUM<br />
Oil on canvas.<br />
74 x 136 cm.<br />
The Church of Santa Francesca Romana standing on<br />
the Velia hill near the Colosseum is depict-ed at centre.<br />
The luminous baroque façade was built by Carlo Lombardi,<br />
with the campanile dating to the 12th century.<br />
On the edge of the forum on the left are the arches of<br />
the Basilica of Maxentius, a 4th century building.<br />
€ 35.000 - € 40.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
255
401<br />
FRANCESCO GUARDI,<br />
1712 VENEDIG – 1793 EBENDA<br />
VENEDIG MIT DEM BUCINTORO WÄHREND DES<br />
MARIÄ-HIMMELFAHRTS-FESTES<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
57 x 80 cm.<br />
Beigegeben eine Expertise von Dario Succi, August<br />
2022.<br />
Die Darstellung ist in mehreren Varianten bekannt geworden,<br />
von denen sich das Hauptwerk Guardis im<br />
Pariser Louvre befindet, betitelt „partenza del buciontoro<br />
verso il lido nel giorno dell‘ ascensione“ (1775-<br />
1780). Das Bildformat leicht quer verlängert, wodurch<br />
eine Panoramaansicht Venedigs gegeben ist. Der Blick<br />
führt über den Canal Grande hinweg, mit der Isola<br />
di San Giorgio im zentralen Hintergrund, rechts die<br />
Palastreihe am Ufer mit dem hier hell beleuchteten<br />
Dogenpalast. Der festlich geschmückte, rot aufleuchtende<br />
Bucintoro, das Paradeschiff des Dogen mit vergoldeter<br />
Figurendekoration und zahllosen Rudern, ist<br />
mit roter Flagge versehen, umgeben von unzähligen<br />
festlichen Gondeln und einem Segelschiff dahinter.<br />
Der Vordergrund zeigt die Kaianlage nahe Riva<br />
di Sant‘ Elena, die in dieser Form nicht existiert hat,<br />
die dem Maler aber als Podium für die Wiedergabe<br />
zahlreicher Passanten und Festteilnehmer dient. Darunter<br />
höfisch Gekleidete, wie auch bürgerliche Schaulustige<br />
und Arbeiter.<br />
Die Darstellung, ursprünglich Dokumentation eines<br />
Ereignisses jeweils am Himmelfahrts-Fest im August,<br />
ist letztlich auch ein beliebtes Thema als Demonstration<br />
der Macht der Dogen geworden. A.R.<br />
(1330773) (3) (11)<br />
FRANCESCO GUARDI,<br />
1712 VENICE – 1793 IBID.<br />
THE FEAST IN VENICE ON ASCENSION DAY<br />
WITH BUCINTAUR<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
57 x 80 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dario Succi,<br />
August 2022.<br />
This depiction exists in several variations, of which<br />
Guardi’s major work is held at the Louvre in Paris,<br />
entitled <strong>Part</strong>enza del buciontoro verso il lido nel giorno<br />
dell’ascensione (1775-80).<br />
€ 80.000 - € 120.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
256 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
402<br />
FRANCESCO ZUGNO,<br />
1709 VENEDIG – 1787<br />
Gemäldepaar<br />
ANBETUNG DER KÖNIGE<br />
sowie<br />
DARBRINGUNG IM TEMPEL<br />
Öl auf Leinwand im Oval.<br />
85 x 68,5 cm.<br />
In den geschnitzten und vergoldeten Rahmen.<br />
Beigegeben eine Expertise von Mauro U. Lucco,<br />
Bazzano 14. Nov. 2014.<br />
Die beiden Gemälde zusammengehörig, im Hochoval<br />
und einheitlich gerahmt. Thematisch illustrieren sie<br />
die ersten Bibelberichte des Lebens Jesu:<br />
Die Geburtsszene in Bethlehem zeigt das Jesuskind,<br />
das Maria auf einem weißen Tuch den anbetenden<br />
Hirten präsentiert, rechts dahinter Joseph, der sich<br />
auf einen Säulensockel stützt, wobei die Säule als<br />
symbolischer Hinweis auf die künftige Weltherrschaft<br />
des Messias zu deuten ist. Zwei Hirten in gebückter<br />
Haltung begleitet von einem Knäblein, sind in Anbetung<br />
gezeigt. Selbst der weiße Ochse hat seien Blick<br />
auf das Kind gerichtet. Ein Lämmchen am Boden ist<br />
als Geschenk der Hirten zu verstehen. Ein schwebender<br />
Engel und zwei geflügelte Engelsköpfe schweben<br />
aus lichterfüllten Wolken herab. Die Leiter im Hintergrund<br />
symbolisiert den durch die Religiosität gewährten<br />
Aufstieg in den Himmel.<br />
Das Gegenstück zeigt die „Darbringung im Tempel“,<br />
den biblischen Brauch der „Auslösung“ (hebr.: pitjon<br />
=haben) des Kindes am vierzigsten Tag nach der Geburt<br />
bei gleichzeitiger Opfergabe einer Taube. Im Bildzentrum<br />
ist der Hohepriester gezeigt, der hier das<br />
Kind hält, rechts kniet die Mutter an den Altarstufen,<br />
dahinter Joseph in braunem Mantel mit Stab. Eine<br />
ebenfalls kniende Magd hält die Taube als Opfergabe<br />
bereit, ein Jüngling, links, der einzig mit dem Betrachter<br />
Kontakt aufnimmt, hält eine Reinigungsschüssel bereit.<br />
Entsprechend der Bibellegende sind mit dem<br />
Priester und der dahinter im Schatten stehenden Frau<br />
Simeon und Hannah gemeint. Die Szene ist in einer<br />
Architektur eingebunden, mit Säulen, Kassettenwölbung<br />
und einer Kuppel im Hintergrund als Hinweis auf<br />
den Tempel Jerusalems.<br />
Über Francesco Zugno, der aus einer Familie entstammt,<br />
die schon seit dem fünfzehnten Jahrhundert<br />
einige Maler hervorgebracht hat, sind nur wenige<br />
Details aus dessen Frühzeit bekannt. Um 1730 jedoch<br />
wurde er in die Werkstatt des Giambattista Tiepolo<br />
aufgenommen. In den Folgejahren bis 1737 arbeitete<br />
er zusammen mit Tiepolo neben anderen Arbeiten an<br />
den Fresken des Palazzo Labia in Venedig; anschließend<br />
erhielt er den Auftrag für die Ausmalung des<br />
Convents in San Lazzaro degli Armeni. Auch die Fertigstellung<br />
des Freskozyklus in der Villa Soderini-Berti in<br />
Nervesa bei Trviso geht auf ihn zurück.<br />
Wie auch in den hier vorliegenden Gemälden ist der<br />
Einfluss Tiepolos unverkennbar. Dies zeigt etwa auch<br />
die Wiedergabe des zum Betrachter zurückblickenden<br />
Jünglings in der „Darbringung“.<br />
Die beiden Gemälde sind in der kunstwissenschaftlichen<br />
Literatur von Giuseppe Maria Pilo 1971 besprochen<br />
und abgebildet. Zudem finden sich in der Literatur<br />
zu den Darstellungsmotiven zahlreiche Vergleichsbeispiele,<br />
die auch in den beiliegenden Unterlagen<br />
angeführt werden.<br />
Provenienz:<br />
1913 bis 1959: Sammlung Charles Loeser, Florenz<br />
1959, 9. Dez.: Sotheby´s London, Lot 39<br />
Sammlung M. H. Drey London.<br />
Literatur:<br />
Katalogisiert in: Fondatione Zeri, Nr. 68062 und<br />
68063.<br />
Giuseppe Maria Pilo, Sui margini tiepoleschi: Inediti<br />
di Francesco Zugno. In: Studi di Storia dell´ Arte in<br />
onore di Antonio Morassi, a cura di „Arte Veneta“,<br />
Alfieri, Venedig 1971, S. 330 f., 333 f. Hier Abbildungen<br />
der beiden Gemälde S. 331 Abb. Nr. 11 (Anbetung),<br />
sowie S. 330 Abb. Nr. 9 (Darbringung). Dort<br />
mit der ehem. Besitzerangabe „M. H. Drey Londra“.<br />
Rodolfo Pallucchini, La pittura nel Veneto. Il Settecento,<br />
a cura die M. Lucco, A. Mariuz, G. Pavanello,<br />
F. Zava; Band II, Mailand 1996, S. 208.<br />
Eric, Humbert-Zugno, La ricerca di Francesco Zugno<br />
(1709-1787), pittore della cerchia di Tiepolo, Istituto<br />
di Storia dell‘Arte, University of Strasburg, 1998<br />
(1331007) (2) (11)<br />
258 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
FRANCESCO ZUGNO,<br />
1709 VENICE – 1787<br />
A pair of paintings<br />
THE ADORATION OF THE MAGI<br />
and<br />
THE PRESENTATION OF JESUS IN THE TEMPLE<br />
Oil on canvas in oval.<br />
85 x 68.5 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Mauro U. Lucco,<br />
Bazzano dated 14 November 2014.<br />
The two paintings counterpart paintings are framed uniformly<br />
in an upright oval. The depicted subjects illustrate<br />
the first Bible accounts of the life of Christ. The two<br />
paintings are discussed and illustrated in the scientific<br />
art historic literature by Giuseppe Maria Pilo in 1971.<br />
Provenance:<br />
Charles Loeser collection, 1913 to 1959, Florence.<br />
Sotheby’s, London, 9 December 1959, lot 39.<br />
M. H. Drey collection, London.<br />
Literature:<br />
Catalogued in: Fondazione Zeri, no. 68062 and<br />
68063.<br />
Giuseppe Maria Pilo, Sui margini tiepoleschi: inediti<br />
di Francesco Zugno, in: Studi di Storia dell’arte in onore<br />
di Antonio Morassi, a cura di “Arte Veneta”, Alfieri,<br />
Venice 1971, p. 330f., 333f., with illustrations of<br />
the two paintings on p. 331, ill. no. 11 (Adoration),<br />
and p. 330, ill. no. 9 (Presentation). There listed with<br />
name of former owner “M. H. Drey Londra”.<br />
€ 60.000 - € 120.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
259
403<br />
BERNARDO CANAL,<br />
1674 VENEDIG – 1744<br />
ROMVEDUTE MIT DEM PANTHEON<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
55,5 x 79,5 cm.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Dario Succi, Gorizia,<br />
ohne Datum, in Kopie.<br />
Bernardo Canal, der Vater des berühmten Antonio<br />
Canal, gen. Canaletto, war Mitglied der „fraglia“ der<br />
venezianischen Maler in den Jahren 1717 und 1737-<br />
1743. Lange Zeit war Bernardo Canal vergessen worden,<br />
doch mit einer Ausstellung im Jahre 1947 (Pittura<br />
Veneta. Prima mostra d‘arte antica delle collezioni<br />
private veneziane, Venedig, 1947) wurden zwei seiner<br />
signierten und datierten Veduten gezeigt, wobei die<br />
vollständige Folge von fünf Veduten 1969 publiziert<br />
wurde. Hier bietet Canal dem Betrachter den Anblick<br />
des antiken unter Kaiser Hadrian zwischen 125- und<br />
128 n. Chr. fertiggestellten Bauwerkes noch mit den<br />
von Bernini entworfenen Glockentürmen, welche erst<br />
1883 abgerissen worden sind. Die Vegetation, welche<br />
den Giebel der Vorhalle säumt, lockert das mit am<br />
besten erhaltene antike Gebäude ebenso auf wie die<br />
Figurenstaffage, welche den alltäglichen Gang rund<br />
um die Piazza della Rotonda mit der Fontana del Pantheon<br />
darstellt und die Größenverhältnisse verdeutlicht.<br />
Rest.<br />
Provenienz:<br />
Privatsammlung.<br />
Anmerkung:<br />
Bernardo Canal gehört zum älteren und früheren<br />
Kreis der venezianischen Vedutisten, wie Lucca<br />
Carlevaris (1663/65-1729/31), Johann Richter (1665-<br />
1745) oder Bernardo Bellotto (1721-1780), während<br />
sein Sohn Giovanni Antonio Canal (1697-1768) als der<br />
bekannte Canaletto aus diesem Kreis hervorging. In<br />
den Aufzeichnungen der venezianischen Malergilde<br />
wird er in den Jahren 1737-1743 erwähnt, taucht<br />
erstmals 1717 auf, als er zusammen mit seinem<br />
Bruder Cristoforo und seinem Sohn Antonio Bühnendekorationen<br />
für das Teatro Sant‘Angelo in Venedig<br />
schuf. 1719/20 ist er in Rom nachweisbar, dort ebenfalls<br />
zusammen mit seinem Sohn mit Dekorationen<br />
für das Opernhaus beschäftigt, wobei wir erfahren,<br />
dass er Kulissen für die Opern von Alessandro Scarlatti<br />
(1660 - 1725) schuf, die 1720 aufgeführt wurden.<br />
Sein Malstil unterscheidet sich von dem seines Sohnes<br />
Canaletto im Wesentlichen durch eine stärkere<br />
Kontrastierung und Betonung dunklerer Konturen.<br />
(1330207) (3) (13)<br />
Detailabbildung<br />
260 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
BERNARDO CANAL,<br />
1674 VENICE – 1744<br />
VEDUTA OF ROME WITH PANTHEON<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
55.5 x 79.5 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dario Succi,<br />
Gorizia, n.d., in copy.<br />
Provenance:<br />
Private Collection.<br />
€ 30.000 - € 35.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
261
404<br />
FRANCESCO TIRONI,<br />
UM 1745 VENEDIG – 1797 BOLOGNA, ZUG.<br />
GEMÄLDEPAAR MIT VEDUTEN VON VENEDIG<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
Je 52 x 75 cm.<br />
In vergoldetem Rahmen.<br />
Mündliche Bestätigung als Werk des Künstlers durch<br />
Dario Succi.<br />
Das erste Gemälde gibt den Blick auf den ruhig fließenden<br />
Canal Grande in Richtung Santa Chiara in Venedig<br />
wieder, mit der Insel San Secondo im Hintergrund.<br />
Vom vorderen Ufer führt linksseitig der Weg<br />
mit wenigen Figuren vorbei an den eng stehenden,<br />
Fensterreichen Gebäuden zum Kloster und der<br />
Klosterkirche Santa Chiara im Stadtteil Santa Croce,<br />
gegenüber dem ersten Abschnitt des Canal Grande.<br />
Auf dem ruhigen Wasser nur wenige Boote und Gondeln,<br />
sowie ein größeres Boot mit gesetztem weißem<br />
Segel unter hohem hellblauem, fast wolkenlosem<br />
Himmel.<br />
Das zweite Gemälde zeigt die Hauptfassade des prachtvollen<br />
Palazzo Ruzzini vom Campo Santa Maria Formosa<br />
aus, sowie den rechtsseitig verschatteten Palazzo, der zu<br />
den Palazzi Donà a Santa Maria Formosa gehört. Die Fassade<br />
gestaltet u. a. mit Lisenen, Gesimsen und einer großen<br />
Gaube mit Doppelfenster. Auf dem Platz davor nur<br />
wenige Staffagefiguren in Rückenansicht. Das starke<br />
Sonnenlicht fällt von rechts oben auf den Platz und wirft<br />
starke Schatten, sodass der rechte Palazzo im Schatten<br />
liegt. Beide Gemälde in harmonischer, überwiegend beige-brauner<br />
und blauer Farbgebung, bei der die Konzentration<br />
auf der Wiedergabe der erkennbaren Gebäude liegt.<br />
Teils Retuschen.<br />
Anmerkung:<br />
Der Palazzo Priuli Ruzzini wurde Ende des 16. Jahrhunderts<br />
als Wohnhaus der Patrizierfamilie Ruzzini nach Plänen<br />
des Architekten Bartolomeo Manopola errichtet. Von<br />
dieser Familie gab es zahlreiche Zweige; dazu gehörte<br />
auch Carlo Ruzzini, 113. Doge der Republik Venedig, der<br />
den Dogenthron 1732 bestieg.<br />
(1330371) (3)<br />
262 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
FRANCESCO TIRONI,<br />
UM 1745 VENICE – 1797 BOLOGNA, ATTRIBUTED<br />
PAIR OF PAINTINGS WITH VEDUTE OF VENICE<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
Each 52 x 75 cm.<br />
In gilded frame.<br />
Verbal confirmation as the work of the artist by Dario<br />
Succi.<br />
Notes:<br />
Palazzo Priuli Ruzzini was built at the End of the 16th<br />
century as the residence of the patrician Ruzzini family,<br />
according to plans by the architect Bartolomeo<br />
Manopola. There were many branches of this family;<br />
among them was Carlo Ruzzini, 113th Doge of the<br />
Republic of Venice, who ascended the Doges Throne<br />
in 1732.<br />
€ 40.000 - € 60.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
263
405<br />
THOMAS MITCHELL,<br />
1735 – 1790<br />
ANSICHT VON PLYMOUTH SOUND<br />
Öl auf Leinwand.<br />
101,5 x 134,5 cm.<br />
In breitem vergoldetem Rahmen.<br />
Mit seinem offenen Zugang zum Atlantik war Plymouth<br />
seit dem 16. Jahrhundert ein wichtiger strategischer<br />
Marinestützpunkt. Von hier aus stach Sir Francis<br />
Drake 1577 mit der Golden Hind zu seiner berühmten<br />
Weltumsegelung in See, und von hier aus segelte die<br />
englische Flotte 1588 gegen die spanische Armada.<br />
Seitdem hat Plymouth eine wichtige Rolle in der Geschichte<br />
der britischen Seefahrt gespielt. Im Jahr<br />
1620 verließ die Mayflower mit den Pilgervätern den<br />
Plymouth Sound in Richtung Neue Welt, und 1689<br />
richtete Wilhelm III hier eine königliche Werft ein. Zusammen<br />
mit Portsmouth im Solent wurde Plymouth<br />
zu einer der beiden herausragenden Marinewerften in<br />
der großen Ära der weltweiten Vorherrschaft Großbritanniens<br />
in der Seefahrt im 18. und 19. Jahrhundert.<br />
1815 wurde Kaiser Napoleon nach seiner Niederlage<br />
in der Schlacht von Waterloo hierher gebracht und an<br />
Bord der HMS Bellerophon gefangen gehalten, bevor<br />
er nach St. Helena transportiert wurde. Im 20. Jahrhundert<br />
spielte Plymouth in beiden Weltkriegen eine<br />
Schlüsselrolle im Kampf um den Atlantik und ist heute<br />
der größte Marinestützpunkt in Westeuropa. Thomas<br />
Mitchell war sowohl Maler als auch Schiffsbauer für<br />
die Admiralität. Als Bauassistent in der Werft Seiner<br />
Majestät, zunächst in Chatham (1771) und dann in<br />
Deptford, wo er ab 1774 tätig war, wurde er später<br />
zum stellvertretenden Vermessungsingenieur der<br />
Marine ernannt. Wie John Cleveley, den er gut gekannt<br />
haben muss, war er auch ein Künstler und<br />
stellte zwischen 1763 und 1780 Gemälde in der Free<br />
Society und zwischen 1774 und 1789 in der Royal<br />
Academy aus. (†)<br />
THOMAS MITCHELL,<br />
1735 – 1790<br />
VIEW OF PLYMOTH SOUND<br />
Oil on canvas.<br />
101.5 x 134.5 cm. (†)<br />
Provenance:<br />
Private collection, England, ca. 1930. By inheritance<br />
to consignors of: Sotheby’s, 13 December 2018,<br />
London, lot 23.<br />
Exhibitions:<br />
London, Royal Academy, 1785, no. 148 as “View of<br />
Plymouth Sound, Mount Batten, etc.”.<br />
€ 20.000 - € 40.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
Provenienz:<br />
Privatsammlung, um 1930, England.<br />
Im Erbgang an die Einlieferer von:<br />
Sotheby‘s, London, 13. Dezember 2018, Lot 23.<br />
Ausstellung:<br />
London, Royal Academy, 1785, Nr. 148 als „View of<br />
Plymouth Sound, Mount Batten, etc.“.<br />
(13306038) (13)<br />
264 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com<br />
265
405 A<br />
LOUIS JOSEPH WATTEAU,<br />
GENANNT „WATTEAU DE LILLE“,<br />
1731 – 1798, ZUG.<br />
FEST AUF DEM LANDE<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
174 x 296 cm.<br />
Ungerahmt.<br />
Eine ländliche Szene mit einem schlichten Dorfplatz<br />
der von Weidenbäumen gesäumt wird, dient mehreren<br />
ländlichen Bewohnern als Spielplatz für ihre ländli chen<br />
Vergnügungen und Personengruppen als Ort des Vergügens.<br />
Im Vordergrund wird gekegelt, wobei eine<br />
Bank mit Krug der nötigen Erfrischung dient, während<br />
ein Mann auf einem Fass umringt ist von Bewohnern,<br />
denen er vermutlich zum Kauf stehen de Druckgrafiken<br />
anpreist. Eine Frau sieht aus einem kleinen Haus im<br />
Mittelgrund zu. Watteau de Lille war Bruder des<br />
Jean-Antoine Watteau und war Gründungsmitglied<br />
des Musée Lillois des Beaux Arts.<br />
(1330727) (13)<br />
LOUIS JOSEPH WATTEAU,<br />
ALSO KNOWN AS “WATTEAU DE LILLE”<br />
1731 – 1798, ATTRIBUTED<br />
FEAST IN THE COUNTRY<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
174 x 296 cm.<br />
Watteau de Lille was the brother of Jean-Antoine<br />
Watteau and was a founding member of the Musée<br />
Lillois des Beaux Arts.<br />
€ 25.000 - € 30.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
266 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
406<br />
CHARLES ANDRÉ VAN LOO,<br />
1705 – 1765<br />
LE SACRIFICE À L‘AMOUR<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
137,5 x 97,5 cm.<br />
In teils à jour gearbeitetem Louis XV-Rahmen.<br />
Dieses Gemälde von Charles-André Vanloo, genannt<br />
Carle Vanloo (Nizza, 1705 – Paris, 1765), stellt eine bemer<br />
kenswerte Wiederentdeckung für die letzten Jahre<br />
eines Malers dar, der eine der repräsentativsten<br />
künstlerischen Persönlichkeiten des monarchischen<br />
Kosmopolitismus der Aufklärung bleibt. Carle Vanloo<br />
stammte aus einer niederländischen Malerfamilie,<br />
deren Mitglieder es in ganz Europa zu Ruhm gebracht<br />
hatten, und wurde in der Pariser Werkstatt seines Bruders<br />
Jean-Baptiste ausgebildet. Nachdem er 1724<br />
den ersten Preis für Malerei an der Académie Royale<br />
gewonnen hatte, wurde er ab 1728 an der Académie<br />
de France in Rom angestellt, wo er ausschließlich<br />
prestigeträchtige römische Aufträge ausführte, bevor<br />
er an den Hof des Königs von Piemont-Sardinien in<br />
Turin wechselte. Er heiratete 1733 die Hofmusikerin<br />
Christina Somis, deren Vater, der Maestro Jean-Baptiste<br />
Somis, ein enger Vertrauter von Karl Emanuel III von<br />
Savoyen war. Carle Vanloos italienischer Aufenthalt,<br />
der eine der bemerkenswertesten künstlerischen Karrieren<br />
des 18. Jahrhunderts einleitete, war geprägt von<br />
außergewöhnlichen Arbeiten im Palast von Stupinigi<br />
und im Palazzo Reale in Turin und brachte ihm die sofortige<br />
Unterstützung des Mercure de France ein, als<br />
er seine Werke im Salon von 1735 vorstellte. Bis 1747<br />
reißen die Lobeshymnen auf seine Beherrschung aller<br />
Bereiche der Malerei, seine subtile Kunst, sich auf die<br />
großen Meister zu beziehen, und seine ikonografische<br />
Bandbreite, die die gesamte Typologie der Genres<br />
abdeckt, nicht ab. Der gefürchtete Kritiker Lafont<br />
de Saint-Yenne bewunderte ihn und erkannte in ihm<br />
einen Meister der „grande manière“, was durch seine<br />
Ernennung zum Leiter der École royale des élèves<br />
protégés (1748) und die anhaltende Wertschätzung<br />
der aufgeklärten Kritiker (Cochin, Grimm, der Comte de<br />
Caylus und Diderot) bestätigt wurde. Als Höhepunkt<br />
des alle zwei Jahre stattfindenden Salons wegen der<br />
Fülle seiner Lieferungen ebenso wie wegen der Skandale,<br />
die sie auslösten „Sacrifice d'Iphigénie“, 1757<br />
und „Portrait de mademoiselle Clairon en Médée“,<br />
1759, beide in Potsdam, Neues Schloss; „Madeleine<br />
pénitente“, 1761, Privatsammlung) wurde er von Ludwig<br />
XV favorisiert, der ihm 1762 das Amt des ersten<br />
Malers des Königs und 1763 das des Direktors der<br />
Académie verlieh. Unser Gemälde kann mit einer berühmten<br />
Komposition des Künstlers verglichen werden,<br />
die von seinem Biografen Michel-François Dandré-<br />
Bardon auf 1760 datiert und 1772 von Jean-Baptiste<br />
de Lorraine unter dem Titel „Hommage à l‘Amour“<br />
(Huldigung an die Liebe) gestochen wurde (Radierung,<br />
1772, Paris, siehe Vergleichsabb.), während sie die<br />
berühmte Sammlung von Jean de Julienne schmückte.<br />
Später wurde es von Katharina II über Fürst Galitzin<br />
erworben und im Winterpalast in Sankt Petersburg<br />
ausgestellt, wo es 1774 katalogisiert wurde, und anschließend<br />
bis 1917 in der Eremitage. Es wurde 1977<br />
von Marie-Catherine Sahut (II. Tableaux perdus, Nr.<br />
247) als verloren erwähnt und kürzlich mit einer Version<br />
in der Nationalgalerie Armeniens in Eriwan in Verbindung<br />
gebracht, aber der Stil dieses Gemäldes scheint<br />
nicht dem von Carle Vanloo zu entsprechen, und seine<br />
Maße sind im Übrigen 20 cm größer als die des verlorenen<br />
Gemäldes in der Eremitage, sowohl in der Höhe<br />
als auch in der Breite. Demgegenüber weist unser<br />
Gemälde ähnliche Abmessungen und eine ähnliche<br />
Komposition (vgl. Ernst, 1935, S. 98) wie das verschollene<br />
Gemälde auf, und sein autografer Charakter kann<br />
nur schwerlich in Frage gestellt werden. Der Kupferstich<br />
übernimmt seitenverkehrt die genaue Komposition<br />
sowie alle minutiös gemalten Motive, ohne die<br />
Vielfalt der Pflanzen auszulassen.<br />
Provenienz:<br />
Aguttes, Paris, 17. Juni 2021, lot 36.<br />
Literatur:<br />
Michel-François Dandré-Bardon, Vie de Carle Vanloo,<br />
Paris 1765, S. 69.<br />
Vgl. Sergej Ernst, Notes sur des tableaux français<br />
de l‘Ermitage, Gazette des Beaux-Arts, 1935, Bd.<br />
LXVIII, Juni-Dezember, S. 142, Nr. 6.<br />
Marie-Catherine Sahut, Carle Vanloo. Premier peintre<br />
du roi (Nice, 1705-Paris, 1765), Ausstellungskatalog,<br />
Nizza, Musée Chéret, 1977, Nr. 247, S. 99.<br />
Les Van Loo, fils d‘Abraham, Ausstellung, Musée<br />
des beaux-arts, Nizza, 1. November 2000-28. Februar<br />
2001, Ausstellungskatalog von Jean-François Mozziconacci,<br />
Charles Astro, Andrea Zanella et al., Nizza<br />
2000.<br />
Vgl. Christophe Henry, La Grâce comme système<br />
poético-politique. Pour une lecture des Grâces de<br />
Carle Vanloo (1765), Littéra tures classiques, Nr. 60,<br />
2006.<br />
Vgl. Christine Rolland, Autour des Van Loo. Peinture,<br />
commerce des tissus et espionnage en Europe (1250-<br />
1830), Rouen 2012.<br />
Vgl. Christophe Henry, Loo, Carle van, in: Allgemeines<br />
Künstlerlexikon, Bd. 85, 2015, S. 251.<br />
Vgl. Christophe Henry, Carle Vanloo (1705-1765),<br />
Recueil des Commémorations nationales, 2015,<br />
France Archives; online: Conférences de l‘Académie<br />
royale de Peinture et de Sculpture, hrsg. von Jacqueline<br />
Lichtenstein und Christian Michel, 2015, Bd. VI,<br />
Teil 2, S. 897, abrufbar unter https://perspectivia.net/<br />
(1330131) (13)<br />
268 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
CHARLES ANDRÉ VAN LOO,<br />
1705 – 1765<br />
LE SACRIFICE À L’AMOUR<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
137.5 x 97.5 cm.<br />
In Louis XV frame, partially with à jour décor.<br />
This painting by Charles-André Vanloo, also known as<br />
“Carle Vanloo” (Nice, 1705 – Paris, 1765), is a remarkable<br />
recent rediscovery by a painter who remains one<br />
of the most representative artists of monarchical<br />
cosmopolitanism of the Age of Enlightenment. Carle<br />
Vanloo is from a Dutch family of painters, whose<br />
members were famous across Europe, and studied in<br />
the Parisian workshop of his brother Jean-Baptiste.<br />
After being awarded the first prize for painting at the<br />
Académie Royale in 1724, he was employed at the<br />
Académie de France in Rome from 1728, where he<br />
carried out prestigious Roman commissions before<br />
moving to the court of the King of Piedmont-Sardinia<br />
in Turin. In 1733 he married the court musician Christina<br />
Somis, whose father, the maestro Jean-Baptiste<br />
Somis, was a close confidante of Charles Emanuel III<br />
of Savoy. Carle Vanloo’s stay in Italy, which launched<br />
one of the most notable artistic careers of the 18th<br />
century, was marked by exceptional work at the Palace<br />
of Stupinigi and the Palazzo Reale in Turin and earned<br />
him the immediate support of the Mercure de France<br />
when he exhibited his works at the Salon from 1735.<br />
Praise for his mastery in all areas of painting, his subtle<br />
art of referencing great masters and his iconographic<br />
range, covering the entire typology of genres, continued<br />
to be praised until 1747. The dreaded art critic Lafont<br />
de Saint-Yenne admired him and recognized him as a<br />
master of the “grande manière”, as also confirmed by<br />
his appointment as director of the École royale des<br />
élèves protégés (1748) and the continued appreciation<br />
of enlightened critics (Cochin, Grimm, the Comte de<br />
Caylus and Diderot). He was rewarded by Louis XV<br />
as he was the highlight of the biennial salon due to<br />
the abundance of his entries and the scandals they<br />
caused (Sacrifice d’Iphigénie, 1757 & Portrait de mademoiselle<br />
Clairon en Médée, 1759, both in Potsdam,<br />
Neues Schloss; Madeleine pénitente, 1761, private<br />
collection) by being appointed his first painter in 1762<br />
and Director of the Académie in 1763. Our painting<br />
easily compares to a famous composition by the artist,<br />
dated 1760 by his biographer Michel-François Dandré-<br />
Bardon and engraved in 1772 by Jean-Baptiste de<br />
Lorraine with the title Hommage à l’Amour [Homage<br />
to Love] (etching, Paris, 1772, see comparative illustration)<br />
while adorning the famous collection of Jean de<br />
Julienne. It was later acquired by Catherine II through<br />
Prince Gallitzin and exhibited at the Winter Palacein<br />
Saint Petersburg, where it was catalogued in 1774,<br />
and then at the State Hermitage Museum until 1917.<br />
Marie-Catherine Sahut listed it as lost (II. Tableaux perdus,<br />
no. 247) in 1977 and it was recently linked to a<br />
version in the National Gallery of Armenia in Yerevan,<br />
but the style of this painting does not seem to correspond<br />
to that of Carle Vanloo, and furthermore its dimensions<br />
are 20 centimetres larger than those of the<br />
lost painting in the State Hermitage, both in height<br />
and in width. Our painting, on the other hand, is of<br />
similar dimensions and composition (cf. Ernst, 1935,<br />
p. 98) to the lost painting, and its autograph character<br />
can hardly be questioned. The inverted copper engraving<br />
adopts the exact composition and all the minutely<br />
painted motifs, without omitting the range of plants or<br />
the stiff loin cloth of Cupid.<br />
Provenance:<br />
Aguttes, Paris, 17 June 2021, lot 36.<br />
Literature:<br />
M.-F. Dandré-Bardon, Vie de Carle Vanloo, Paris,<br />
Desaint, 1765, p. 69.<br />
cf. S. Ernst, Notes sur des tableaux français de l’Ermitage,<br />
in: Gazette des Beaux-Arts, 1935, vol. LXVIII,<br />
June – December, p. 142, no. 6.<br />
M.-C. Sahut, Carle Vanloo. Premier peintre du roi<br />
(Nice, 1705 – Paris, 1765), exhibition catalogue, Nice,<br />
Musée Chéret, 1977, no. 247, p. 99.<br />
cf. Les Van Loo, fils d’Abraham, exhibition, Musée<br />
des beaux-arts, Nice, 1 November 2000 – 28 February<br />
2001, exhibition catalogue by J.-F. Mozziconacci,<br />
cf. C. Astro, A. Zanella, and others, 2000.<br />
cf. C. Henry, La Grâce comme système poético-politique,<br />
La Grâce, les grâces, Littéra tures classiques,<br />
no. 60, 2006.<br />
Autour des Van Loo: peinture, commerce des tissus<br />
et espionnage en Europe (1250 – 1830), C. Rolland,<br />
Rouen, 2012.<br />
cf. C. Henry, Loo, Carle van, Allgemeines Künstlerlexikon,<br />
vol. 85, 2015, p. 251.<br />
cf. C. Henry, Carle Vanloo (1705-1765), Recueil des<br />
Commémorations nationales, 2015, France Archives,<br />
online: Conférences de l’Académie royale de Peinture<br />
et de Sculpture. J. Lichtenstein und C. Michel, Beaux-<br />
Arts de Paris éditions, 2015, vol. VI, part 2, p. 897.<br />
€ 100.000 – € 120.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BID<br />
270 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
CATALOGUE IV<br />
OLD MASTER PAINTINGS – PART 2<br />
Please click here to browse the next catalogue:<br />
ONE OF THE LEADING AUCTION HOUSES IN EUROPE<br />
CATALOGUE IV<br />
OLD MASTER PAINTINGS PART 2<br />
Auctions: Thursday, 22 September 2022<br />
Exhibition: Saturday, 17 September – Tuesday, 20 September 2022