Academy of St Martin in the Fields und Julia Fischer

KULTURRING
HEILBRONN E.V.
www.kulturring-heilbronn.de
ORCHESTERKONZERT II
ACADEMY OF ST MARTIN
IN THE FIELDS
DIRIGENTIN UND SOLISTIN: JULIA FISCHER
DIENSTAG, 10. MAI 2022
19.30 UHR

Orchesterkonzert II
ACADEMY OF ST MARTIN IN
THE FIELDS
Dirigentin und Solistin: JULIA FISCHER, Violine
7. Veranstaltung der Kulturring-Konzertreihe 2021/2022
Theodor-Heuss-Saal, 19.30 Uhr
FRANZ SCHUBERT 1797–1828
Rondo für Violine und Streicher A-Dur, D 438
- Adagio
- Allegro giusto
BENJAMIN BRITTEN 1913–1976
Variations on a Theme of Frank Bridge op. 10
- Introduction and Theme. Variation
- Adagio
- March (Marsch)
- Romance (Romanze)
- Aria Italiana
- Bourrée classique
- Wiener Waltzer
- Moto perpetuo
- Funeral March (Trauermarsch)
- Chant (Gesang)
- Fugue and Finale (Fuge und Finale)
15 Min.
27 Min.
Pause
WOLFGANG AMADEUS MOZART 1756–1791
Rondo für Violine und Orchester C-Dur, KV 373
- Allegretto grazioso
DMITRI SCHOSTAKOWITSCH 1906–1975
Kammersymphonie, op. 110a
- Largo
- Allegro molto
- Allegretto
- Largo
- Largo
6 Min.
25 Min.

Guten Abend,
und willkommen beim zweiten Orchesterkonzert des
Kulturrings in dieser Saison. Die Academy of St Martin
in the Fields ist für viele eines der besten Kammerorchester
der Welt und bekannt für frische, brillante
Interpretationen der größten Orchestermusik der Welt.
Julia Fischer gehört schon seit 20 Jahren zur Spitze
der Geigenelite weltweit. Ihre künstlerische Vielfältigkeit
bringt sie außerdem als Pianistin, Kammermusikerin
und Professorin zum Ausdruck. Als erste Künstlerin
im Bereich der klassischen Musik gründete sie ihre
eigene Musikplattform, den JF CLUB.
Genießen Sie die großen Orchesterwerke von Britten
und Schostakowitsch und die Geigensoli in den zwei
Rondos von Mozart und Schubert mit Julia Fischer und
der Academy of St Martin in the Fields!
Gefördert:

JULIA FISCHER
Mit drei Jahren erhielt die in München geborene Tochter
deutsch-slowakischer Eltern den ersten Unterricht
zunächst auf der Geige, kurz darauf begann ihre
Mutter Viera Fischer mit dem ersten Klavierunterricht.
Bereits im Alter von neun Jahren wurde Julia Fischer
als Jungstudentin der renommierten Geigenprofessorin
Ana Chumachenco an die Hochschule für Musik und
Theater München aufgenommen. 2011 übernahm Julia
Fischer deren Nachfolge.
Höhepunkte der vergangenen Zeit beinhalten Konzerte
mit dem London Philharmonic Orchestra (Vladimir
Jurowski), dem New York Philharmonic (Philippe
Jordan), dem Orchestre National de France (Emmanuel
Krivine), mit dem Bayerischen Staatsorchester
(Kirill Petrenko), dem Chicago Symphony Orchestra
(Riccardo Muti), dem Cleveland Orchestra (Franz
Welser-Möst), den Wiener Philharmonikern (Esa-Pekka
Salonen) oder dem Tonhalle Orchester Zürich (Herbert
Blomstedt). Regelmäßig leitet Julia Fischer die
ihr seit langem verbundene Academy of St Martin in
the Fields; im Mai 2022 geht sie mit dem Londoner
Orchester auf Tournee mit zahlreichen Stationen in
Deutschland, in Tallinn, Barcelona und Madrid. Außerdem
spielt Julia Fischer in der Saison 2021 u. a. mit
dem Royal Philharmonic Orchestra (Vasily Petrenko),
dem London Philharmonic Orchestra, dem Radio-

Sinfonieorchester Berlin (Vladimir Jurowski) und dem
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
(Michael Tilson Thomas).
Julia Fischer ist eine enthusiastische Kammermusikerin.
Das Julia Fischer Quartett mit ihren langjährigen
Kammermusikpartnern Alexander Sitkovetsky, Nils
Mönkemeyer und Benjamin Nyffenegger ist im Januar
2022 wieder auf Reisen. Eine Aufnahme von Schostakowitschs
Klavierquintett entstand im Herbst 2020
gemeinsam mit Oliver Schnyder, Andreas Janke, Nils
Mönkemeyer und Benjamin Nyffenegger für den JF
CLUB. Im November 2021 geht sie erneut auf Rezitaltournee
mit Yulianna Avdeeva.
Ihre Einspielungen stießen auf höchstes Lob bei den
international wegweisenden Medien und wurden mit
zahlreichen Auszeichnungen bedacht, darunter sind
der BBC Music Magazine Award, der Choc der Monde
de la Musique, der Diapason d’Or de l’Année oder der
Preis der Deutschen Schallplattenkritik.
Das Unterrichten liegt Julia Fischer besonders am Herzen.
Es ist ihr ein großes Bedürfnis etwas von dem
weitergeben zu können, was sie selbst als Kind erfahren
durfte. Ihre Studenten weisen große Erfolge auf
und werden schon jetzt gerne von großen Orchestern
eingeladen. Gelegentlich tritt Julia Fischer gemeinsam
mit ihnen auf.
Im Sommer 2019 rief Julia Fischer die Kindersinfoniker
ins Leben, ein Orchester für Kinder im Alter von 6 bis
14 Jahren, das sie zusammen mit dem Pianisten Henri
Bonamy und dem Dirigenten Johannes X. Schachtner
leitet. Regelmäßig gibt Julia Fischer zudem Meisterkurse
bei den Musikferien am Starnberger See.
Viele Auszeichnungen ehren die Künstlerin; so erhielt
sie das Bundesverdienstkreuz und Preise wie den
international hoch angesehenen Gramophone Award
oder den Deutschen Kulturpreis. Sie wurde in die Jahrhundert-Geiger-CD-Edition
der Süddeutschen Zeitung
aufgenommen.

Julia Fischer spielt auf einer Geige von Giovanni Battista
Guadagnini (1742) sowie auf einer neuen Violine
von Philipp Augustin (2018).
ACADEMY OF ST MARTIN
IN THE FIELDS
Die Academy wurde 1958 von Sir Neville Marriner
aus einer Gruppe führender Londoner Musiker gebildet
und gab im November 1959 ihr erstes Konzert in
der Kirche, deren Namen sie trägt. Dank ihrer unvergleichlichen
Live-Darbietungen und der umfangreichen
Diskographie – darunter Höhepunkte wie
Vivaldis Vier Jahreszeiten, der Bestseller von 1969
und die Filmmusik zum Oscargewinner Amadeus –
genießt die Academy seit langem einen beneidenswerten
internationalen Ruf für ihren unverwechselbaren,
eleganten und präzisen Klang. Mit ihren über
500 Veröffentlichungen umfassenden Diskographie
und den zahlreichen internationalen Tourneen wurde
die Academy zu einem beliebten Markenzeichen für
Klassikliebhaber in aller Welt.
Heute wird die Academy von ihrem Chefdirigenten,
dem Violinvirtuosen Joshua Bell, geleitet. Er pflegt
weiterhin den kollegialen Geist und die Flexibilität des
ursprünglich kleinen, dirigentenlosen Ensembles, die
zu Markenzeichen der Academy wurden. Unter der
Leitung von Joshua Bell und mit Unterstützung von
Director/Konzertmeister Tomo Keller und des Ersten
Gastdirigenten Murray Perahia sprengt die Academy

weiter die Grenzen von play-direct-Konzerten und
bietet neue Höhepunkte, indem sie symphonisches
Repertoire und Kammermusik im großen Rahmen
bedeutender Konzertsäle in aller Welt präsentiert.
Als COVID-19 zu weltweiten Lockdowns führte, reagierte
die Academy mit einer Digitalkampagne, um die
Produktion neuer Aufführungsvideos zu finanzieren.
In Kürze erscheinen neue Filme mit Werken von Elgar
und Schostakowitsch; für die Zukunft ist eine Aufnahme
mit Music Director Joshua Bell geplant. Außerdem
startete das Orchester eine neue Konzertreihe in
seiner spirituellen Heimat St Martin-in-the-Fields am
Londoner Trafalgar Square. Das Orchester spielte bei
dieser Konzertreihe − der ersten, die es seit Jahren
in seiner Heimatstadt gab − zusammen mit internationalen
Künstlern von Ensemblemitgliedern konzipierte
Programme. Eine zweite Konzertreihe lief von
März bis August 2021. Nach einem Auftritt bei den
BBC Proms 2021 mit Joshua Bell sind für die Saison
2021/22 Europa- und US-Tourneen mit Musikdirektor
Joshua Bell, die Veröffentlichung einer neuen Reihe
von Performance-Filmen führender zeitgenössischer
Komponisten und Konzertreisen in Europa mit den
gefeierten Solisten Julia Fischer, Lucas und Arthur
Jussen mit Dirigent Ben Glassberg, Pablo Ferrandez
und Jan Lisiecki geplant.
SCHUBERT RONDO A-DUR
Das Rondo für Violine und Streicher D 438 ist eine
Komposition in A-Dur von Franz Schubert (1797-
1828). Er schrieb das Rondo 1816 in Wien, in unmittelbarer
Nähe zu seiner 5. Sinfonie. Es war das letzte
Jahr seiner Kompositionsstudien bei Antonio Salieri;
er war damals gerade 18 Jahre alt. Die Geige (und
ergänzend auch die Bratsche) war Schuberts Instrument.
Im Orchester des Wiener Stadtkonvikts war er
Konzertmeister; zu Hause spielte er mit Freunden und
Geschwistern Streichquartett, später in verschiedenen
Amateurorchestern. Erstaunlicherweise hat er aber nie
ein Violinkonzert komponiert, und so ist dieses Ron-

do das einzige Werk Schuberts, in dem er die Geige
solistisch einem Orchester gegenüberstellt. Wann die
Uraufführung stattfand und ob Schubert sie überhaupt
erlebt hat, liegt im Dunkeln.
Schubert gliedert das Stück in zwei Teile: eine ausdrucksstarke
langsame Einleitung (Adagio) bildet
das Eingangsportal zu dem Rondo-Satz, in dem zwei
rhythmisch prägnante Motive einen heiteren Rundtanz
bilden. Die Geige spielt dabei durchweg die Hauptrolle,
das Orchester begleitet.
Das Stück blieb zu Lebzeiten des Komponisten unveröffentlicht
und wurde erst 1897 veröffentlicht, als Breitkopf
& Härtel es in einer von Eusebius Mandyczewski
herausgegebenen Ausgabe veröffentlichten.
BRITTEN VARIATIONEN
Die »Variationen über ein Thema von Frank Bridge«
(1879-1941) op. 10 sind ein Werk für Streichorchester
von Benjamin Britten (1913-1976). Es wurde 1937 auf
Wunsch von Boyd Neel geschrieben, der sein Orchester
bei der Uraufführung des Werks bei den Salzburger
Festspielen dirigierte. Es war die Arbeit, die Britten
internationale Aufmerksamkeit verschaffte.
Benjamin Britten studierte ab 1927 bei Frank Bridge.
1932 begann er als Hommage an seinen Lehrer eine
Reihe von Variationen über ein Thema aus einem von
Bridges Werken zu schreiben, aber er war von anderen
Dingen abgelenkt und die Arbeit führte zu nichts.
Im Mai 1937 luden die Organisatoren der Salzburger
Festspiele Boyd Neel und sein Orchester ein,

drei Werke bei den Festspielen im August – nur drei
Monate später – aufzuführen. Eines dieser Werke
musste ein bisher nicht aufgeführtes Werk eines britischen
Komponisten sein. Neel kannte Britten, weil
er 1936 seine Filmmusik zu „Love from a Stranger“
dirigiert hatte; also bat er ihn, ein neues Werk für ein
Streichorchester zu schreiben. Britten nahm den Auftrag
an und begann sofort mit der Arbeit an einer neuen
Reihe von Variationen über ein Thema von Bridge.
Britten nahm als Thema das zweite von Bridges
»Three Idylls« für Streichquartett, op. 6, Nr. 2. Die
erste Skizze wurde in zehn Tagen, das ganze Werk bis
zum 12. Juli vollständig fertiggestellt.
Britten widmete das Werk »To FB A tribute with affection
and admiration« (FB gewidmet, in Zuneigung und
Bewunderung). Sowohl Bridge als auch Britten nahmen
an den Proben des Werks teil.
Das Werk wurde planmäßig am 27. August 1937 in
Salzburg konzertant uraufgeführt. Seine Sendepremiere
fand jedoch zwei Tage zuvor statt; es wurde am
25. August live auf Radio Hilversum gespielt. Seine
britische Erstaufführung fand am 5. Oktober desselben
Jahres statt.
Es wurde erstmals 1938 von Neel aufgenommen, der
sein eigenes Streichorchester dirigierte. Eine Aufnahme
mit Britten selbst als Dirigent erschien erst 1967
mit dem English Chamber Orchestra. Es wurde auch
von vielen anderen Ensembles aufgenommen, unter
Dirigenten wie Herbert von Karajan, Yehudi Menuhin,
Sir Charles Groves, Sir Alexander Gibson und Steuart
Bedford.
Jede Variation ist eine Anspielung auf eine bestimmte
Qualität in Bridges Persönlichkeit, die jedoch durch
das Prisma von Brittens eigener Persönlichkeit reflektiert
wird. Das Adagio repräsentiert Bridges Integrität,
der Marsch ist seine Energie, die Romanze sein
Charme, die Aria Italiana sein Humor, die Bourrée
classique seine Tradition, der Wiener Walzer seine
Begeisterung, das Moto perpetuo seine Vitalität,

der Trauermarsch seine Anteilnahme, der Gesang ist
Brittens Verehrung, die Fuge das Können von Bridge
(sie enthält eine Reihe von Verweisen auf andere
Werke von Bridge), und ihre gegenseitige Zuneigung
erscheint im Finale. Diese Verbindungen wurden
in der Partitur, die Britten Bridge vorlegte, explizit
gemacht, aber sie erscheinen nicht in der gedruckten
Partitur.
Britten imitierte auch den Stil einer Reihe von Komponisten
wie Gioachino Rossini, Maurice Ravel und Igor
Strawinsky.
Obwohl das Thema im Eröffnungsabschnitt gespielt
wird, geschieht dies ziemlich skurril, und erst am
Ende des Stücks wird es klar formuliert. Wenn es
erscheint, macht es Sinn für alles, was davor war,
und scheint aufzufordern, noch einmal von vorne zu
beginnen, das Werk noch einmal zu hören, diesmal
mit wachsamen Ohren.
Arrangements für zwei Klaviere oder für volles Sinfonieorchester
wurden auch für verschiedene Ballette
verwendet.
MOZART RONDO C-DUR
Das Rondo in C für Violine und Orchester KV 373 wurde
von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) im
April 1781 komponiert. Es wurde wahrscheinlich für
den italienischen Geiger Antonio Brunetti geschrieben,
von dem bekannt ist, dass er auch sowohl das
Adagio in E als auch das Rondo in B angefordert hat.
Das Rondo in C hingegen wurde erst Jahre nach den
fünf nummerierten Violinkonzerten geschrieben. Das
Werk ist ursprünglich für Solovioline, zwei Oboen,
zwei Hörner und Streicher besetzt.
In dem Rondo C-Dur trifft der Hofmusiker Mozart auf
den freien Künstler - musikalisch gespiegelt an der
Reibung des wohlgeordneten Orchesters mit den
Ausbrüchen der Solo-Violine. Später bedient sich der

Tangomusiker Carlos Gardel bei Mozart und auch in
zahlreichen Filmen taucht die Melodie auf. Das Rondo
ist mit Allegretto grazioso bezeichnet, und eine Aufführung
dauert normalerweise etwa sechs Minuten.
SCHOSTAKOWITSCH KAMMERSYMPHONIE
Bei der Kammersymphonie op. 110a von Dmitri Schostakowitsch
(1906-1975) handelt es sich um die Bearbeitung
seines achten Streichquartetts (op. 110) für
Streichorchester. Der Leiter des Moskauer Kammerorchesters,
Rudolf Barshai, nahm sie mit Genehmigung
des Komponisten vor.
Schostakowitsch schrieb sein achtes Quartett 1960,
in Gohrisch in der Nähe von Dresden. Er hielt sich
dort zu Dreharbeiten für den sowjetischen Film »Fünf
Tage und fünf Nächte« auf, der die Zerstörung der
Stadt im zweiten Weltkrieg dokumentieren sollte. Die
Interviews, die dazu mit Augenzeugen geführt wurden,
beeindruckten ihn so sehr, dass er in nur drei
Tagen das Quartett schrieb; es wurde am 12. Oktober
1960 in Leningrad, dem heutigen Sankt Petersburg,
uraufgeführt.
Schostakowitsch reflektierte mit dem Quartett aber
auch persönliche Erinnerungen an Verfolgung, Gängelung
und Krieg musikalisch und griff dabei auf verschiedene
Motive eigener, früherer Kompositionen,
aber auch auf Motive von Werken anderer Komponisten,
etwa aus Tschaikowskis ebenfalls stark autobiographischer
6. Sinfonie, zurück. Er wählte dabei
vor allem solche Kompositionen aus, die auf verschiedene
Weise sein Spannungsverhältnis zum Sowjetregime
zum Ausdruck brachten, seine erste und achte
Sinfonie, das Cellokonzert Nr. 1 und die Oper »Lady
Macbeth von Mzensk« sowie sein Klaviertrio Nr. 2,
das auf jüdischen Melodien basiert. Das somit implizit
regimekritische Werk wurde, vermutlich auf Druck

Moskaus, mit dem Zusatz »Im Gedenken an die Opfer
des Faschismus und des Krieges« veröffentlicht, der
im Originalmanuskript Schostakowitschs nicht auftauchte.
Das Stück ist ein Schlüsselwerk Schostakowitschs,
der sein gesamtes Schaffen als Trauerarbeit für
die Opfer verstand. Zugleich sollte es sein eigenes
Requiem sein, das er musikalisch mit dem aus seinen
Initialen gebildeten Viertonmotiv D-(E)S-C-H signierte
und allen Sätzen als Motto zugrunde legte. Der tief
persönliche Zug, das Bekenntnis spricht in diesem
Werk aus jedem Takt.
Am Beginn steht ein langsames Fugato über das Mottothema
(Largo). Es kehrt am Ende des Quartetts fast
unverändert wieder, so dass insgesamt eine fünfteilige
Bogenform entsteht. Nach der Fugenexposition tritt
das Thema überraschend in feierlichem Moll auf. Dieser
Kontrast zwischen freitonalen, dissonanten Bildungen
und reiner Tonalität prägt das gesamte Werk. Weitere
Themen des ersten Satzes sind chromatische Läufe,
ein Quartmotiv und ein Zitat aus der 5. Symphonie.
Äußerste Klanghärten prägen den zweiten Satz (Allegro
molto). Sie sind unschwer als Metaphern für
Gewalt zu verstehen: Im Lauf des Satzes werden alle
Themen des ersten, einschließlich des Mottos, brutal
entstellt. Nur ein jüdischer Klagegesang aus dem
Finale des e-Moll-Klaviertrios scheint zu protestieren.
Im Stile eines Mahlerschen Scherzos wird das Motto
im dritten Satz (Allegretto) verwandelt – in einen iro-

nischen Walzer voller Banalitäten. Wieder setzt der
Mittelteil einen atmosphärischen Kontrast. Chromatische
Läufe in Quintparallelen wehen über eine Cellomelodie
hinweg.
Im vierten Satz (Largo) schrieb Schostakowitsch sein
Fanal für die Opfer. Perkussive Akkordschläge rufen
das Bild einer Hinrichtung wach. Die langen Töne der
ersten Violine, aus dem Scherzo heraus entwickelt,
legen sich beklemmend über den Satz. Im Mittelteil
gehen sie in einen Klagegesang in cis-Moll über,
worüber sich eine Melodie des Cellos dolce in höchster
Lage erhebt.
Aus Fragmenten tritt allmählich das Motto wieder hervor.
Es wird im Finale (Largo) einer ausführlichen Fuge
mit Gegenthema unterzogen, bevor das Fugato des
ersten Satzes wiederkehrt. An seinem Schluss steht,
unverkennbar programmatisch, eine Dissonanz, die
sich »ersterbend« (morendo) auflöst.
Das Konzert der Academy of St Martin in the Fields
ist Teil einer Tournee der Konzertdirektion Schmid.
Herausgeber: Kulturring Heilbronn e.V.
Abonnementbüro: Heilbronner Reisebüro Böhm
Sülmerstraße 13 / Tel. 0 71 31/62 40 17
Texte: Ulrich Heffter
Gestaltung: www.wsk-werbung.de

Konzert der Abonnementreihe 2021 / 2022
im Theodor-Heuss-Saal der Harmonie, 19.30 Uhr
verschobene
2. Veranstaltung
Montag, 27. Juni 2022
Klavierduo
ANDREAS GRAU &
GÖTZ SCHUMACHER
Konzert der Reihe »Perspektiven Heilbronn«
2021 / 2022, Städtische Museen Heilbronn
im Deutschhof, 19.30 Uhr
Montag,
16. Mai 2022
MARKO KASSL
(Düsseldorf), Akkordeon
RAINER BÜRCK
(Bad Urach), Elektronik
Vorschau auf die Konzerte der Abonnementreihe
2022 / 2023
Dienstag,
25. Oktober 2022
Mittwoch,
16. November 2022
Mittwoch,
25. Januar 2023
Dienstag,
07. März 2023
Montag,
03. April 2023
Mittwoch,
26. April 2023
Dienstag,
09. Mai 2023
Duo
BERND GLEMSER, Klavier
MIRIJAM CONTZEN, Violine
Klarinettentrio
SABINE MEYER, Klarinette
NILS MÖNKEMEYER, Bratsche
WILLIAM YOUN, Klavier
Klaviertrio
DANIEL MÜLLER-SCHOTT, Violoncello
ELDBJØRG HEMSING, Violine
MARTIN STADTFELD, Klavier
Streichquartett
KUSS QUARTETT
Orchesterkonzert I
OXFORD PHILHARMONIC
ORCHESTRA
Solistin: MARTHA ARGERICH, Klavier
Klavierduo
LUCAS & ARTHUR JUSSEN
Orchesterkonzert II
ACADEMY OF ST MARTIN
IN THE FIELDS
Solist: SEONG-JIN CHO, Klavier