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8 KULTUR JOKER THEATER / KUNST

Die Nacht als Lu vom Himmel fiel

Foto: Marc Doradzillo

Was, wenn der Mond vom Himmel fällt?

„Die Nacht, als Lu vom Himmel fiel“, eine Uraufführung im Theater Freiburg nach einem Märchen für Kinder der

Autorin und Illustratorin Mia Grau

„Heute sind wir da – damals

wart ihr nicht da…“ so geheimnisvoll

beginnen Fuchs Remsey

und sein Freund Wolf Wolfi ihre

Geschichte auf der Kammerbühne

des Theater Freiburg – sie

tragen fellige Halbmasken und

Schwänze. Fast hätte es bei diesem

Abenteuer eine Katastrophe

gegeben – und das vor allem,

weil die beiden nicht aufgepasst

haben. Aber von Anfang an…

Warum fällt der Mond nicht

vom Himmel? Und was, wenn

doch? Darüber hat die Hamburger

Autorin, Regisseurin

und Illustratorin Mia Grau ein

modernes Märchen für Kinder

geschrieben, das jetzt unter

dem Titel „Die Nacht, als Lu

vom Himmel fiel“ Uraufführung

feierte (Regie: Mia Grau). Es ist

nach „Frida und das Wut“ (2015)

ihre zweite Produktion mit

Puppenspielerin Vanessa Valk,

Bühnenbauer Jens Burde und

dem Musiker Konrad Wiemann,

dieses Mal in Kooperation mit

dem Theater Freiburg. – Neu im

Team ist Stefanie Mrachacz aus

dem Schauspiel-Ensemble. Die

wuselt dann auch zum Auftakt

der siebzigminütigen Inszenierung

als putzfimmeliger Fuchs

mit einem Staubsauger durch

die Reihen und macht den Kindern

die Schuhe sauber.

„Es begann mit einer großen

Traurigkeit in einem kleinen,

viereckigen Zimmer“, erzählen

die beiden. Auf der dunklen

Bühne steht ein kleines Bett, in

dem Stabpuppe Marta in ihre

Kissen schluchzt, die Leinwand

über ihr zeigt den Vollmond am

Sternenhimmel. – Wieder mal

hat sich Marta mit ihrer Mama

gestritten, jetzt ist sie ganz alleine

in der Wohnung. Ein Spiegel

wird zum magischen Tor und

plötzlich steht da ein Mädchen

mit leuchtendem Kopf, das behauptet

der Mond zu sein. Lu

heißt sie und ist echt genervt

von ihrer Helikopter-Mama

Erde, deswegen ist sie aus der

Umlaufbahn ausgebüxt und

jetzt auf Erkundungstour. Unbedingt

will sie als allererstes

in den tiefen, dunklen Wald und

ausgerechnet die verzagte Marta

soll sie begleiten!

Was die so unterschiedlichen

Mit behütendem Blick

Photographien und Videos von Donata Wenders in der Galerie Baumgarten

Es ist eigenartig: Betritt man

die Räume der Galerie von Albert

Baumgarten mit der aktuellen

Ausstellung der Bilder von Donata

Wenders, stellt sich sogleich ein

angenehmer Empfindungstrialog

zwischen Ruhe, Geborgenheit und

positiver Spannung ein.

Ihre im Silbergelatine-, Archival

Pigment- und Photogravur-Verfahren

ausschließlich analog bearbeiteten

Photographien erschaffen

schon im ersten Blick eine freundschaftlich

einladende Atmosphäre,

lassen die objektive Distanz zwischen

Betrachter und Kunstwerk

fast augenblicklich verschwinden.

Schaut man genauer, erschließt

sich der Grund dieser Anziehungskraft:

Es ist der empathischbehütende

Blick der Künstlerin

auf ihre Motive, gerichtet auf das

Wesentliche. Hier wird nichts entlarvt,

voyeuristisch enthüllt oder

visuell ausgebeutet! Hier wird dagegen

akribisch beobachtet. Dann

wählt sie mit achtsamem Respekt

Darstellungsweise und Blickwinkel

und es entstehen einzigartige

photographische Erzählungen und

Gemälde.

Zum Beispiel bei ihren zahlreichen

Porträts von bekannten

Künstlerpersönlichkeiten: Donata

Wenders zielt gerade nicht darauf,

den vordergründigen Vorteil von

deren Popularität oder Prominenz

zu nutzen. Vielmehr wählt

sie bewusst Momentaufnahmen,

die unter die Oberfläche dringen.

So zeigt sie etwa den konzentrierten

Peter Handke beim Nähen

von Hand in einer Perspektive,

die seine entblößten Füße in den

Mittelpunkt stellt und durchbricht

damit das allgemeine Klischee der

Darstellungsweise vom stets durchgeistigten

introvertierten Denker

und Literaten. Vergleichbares ließe

sich über die Porträts von Paul

Auster, Pina Bausch, Enrica und

Michelangelo Antonioni oder von

ihrem Mann Wim Wenders sagen.

Dieselbe behutsame Bildkraft geht

von der Bilderserie „Ornomichi“

aus, die alltägliche Handwerksszenen

aus Japan zeigt und setzt sich

fort im bewegten Bild ihrer Video-

Installationen.

Im Kontrast zur Schwarz-Weiß-

Welt von Donata Wenders stehen

die im Kabinett gezeigten Ölbilder

des Neu-Isenburger Malers Horst

Noll. Hier dominieren die satten

Farben seiner haptisch anmutenden,

an gewobene Textiltexturen

erinnernden Strukturen.

Zusätzlich sind noch drei aus

dem Vollen geschnitzte filigrane

Holzskulpturen des Berliner Bildhauers

und Musikers Till Hertling

zu bestaunen.

Donata Wenders. „Through the

cracks of time“, Galerie Albert

Baumgarten, Kartäuserstr. 32,

Freiburg. Di-Fr 15-19 Uhr, Sa 11-

14 Uhr. 15.-18. April geschlossen.

Bis 23. April 2022. Erich Krieger

Freundinnen in dieser Nacht

erleben, ist ein zauberhafter,

lustiger, spannender, aber auch

gruseliger Traum, bildmächtig

und kreativ in Szene gesetzt.

Blitzschnell wechseln die beiden

Spielerinnen dabei ihre

Rollen, es gibt ausdrucksstarke

Figuren und Kostüme (Jens Burde),

tolle Songs und viel Musik

aus dem zum glitzernden Mini-

Zirkus ausstaffierten Kleiderschrank

(Gitarre, Schlagzeug:

Konrad Wiemann). Überhaupt

leuchtet vieles auf der Bühne,

so wie die Handpuppen-Augen

des singenden Katers Kratzer

oder der Schwarm Glühwürmchen.

Dann geht’s richtig los:

Eine uralte Prophezeiung, eine

vergessliche Sandfrau, ein böses

Walle-Walle-Gespenst mit

Lebens-Allergie, ein Kampf

um Leben und Tod, gefilmt mit

Fingerpuppen und viel Action

durch die Fenster ins Innere

eines Spielzeug-Schlosses.

Denn wenn Mondmädchen Lu

nicht bis zum Morgengrauen

zurück am Himmel ist, dann

bricht ihre Mama Erde vor Sorge

zusammen. Das wird knapp

– und sehr gefährlich. Dabei

wächst nicht nur Marta über

sich hinaus, sondern auch der

empfindsame Wolfi…

Weitere Vorstellungen am 3.,

9. und 30. April, jeweils um 16

Uhr in der Kammerbühne, Theater

Freiburg. Ab 8 Jahren

Marion Klötzer

Donata Wenders „Portrait of a painter“ 2010, silver gelatin print,

77 x 51 cm Foto: Donata Wenders

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