flip-Joker_2022-04
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8 KULTUR JOKER THEATER / KUNST
Die Nacht als Lu vom Himmel fiel
Foto: Marc Doradzillo
Was, wenn der Mond vom Himmel fällt?
„Die Nacht, als Lu vom Himmel fiel“, eine Uraufführung im Theater Freiburg nach einem Märchen für Kinder der
Autorin und Illustratorin Mia Grau
„Heute sind wir da – damals
wart ihr nicht da…“ so geheimnisvoll
beginnen Fuchs Remsey
und sein Freund Wolf Wolfi ihre
Geschichte auf der Kammerbühne
des Theater Freiburg – sie
tragen fellige Halbmasken und
Schwänze. Fast hätte es bei diesem
Abenteuer eine Katastrophe
gegeben – und das vor allem,
weil die beiden nicht aufgepasst
haben. Aber von Anfang an…
Warum fällt der Mond nicht
vom Himmel? Und was, wenn
doch? Darüber hat die Hamburger
Autorin, Regisseurin
und Illustratorin Mia Grau ein
modernes Märchen für Kinder
geschrieben, das jetzt unter
dem Titel „Die Nacht, als Lu
vom Himmel fiel“ Uraufführung
feierte (Regie: Mia Grau). Es ist
nach „Frida und das Wut“ (2015)
ihre zweite Produktion mit
Puppenspielerin Vanessa Valk,
Bühnenbauer Jens Burde und
dem Musiker Konrad Wiemann,
dieses Mal in Kooperation mit
dem Theater Freiburg. – Neu im
Team ist Stefanie Mrachacz aus
dem Schauspiel-Ensemble. Die
wuselt dann auch zum Auftakt
der siebzigminütigen Inszenierung
als putzfimmeliger Fuchs
mit einem Staubsauger durch
die Reihen und macht den Kindern
die Schuhe sauber.
„Es begann mit einer großen
Traurigkeit in einem kleinen,
viereckigen Zimmer“, erzählen
die beiden. Auf der dunklen
Bühne steht ein kleines Bett, in
dem Stabpuppe Marta in ihre
Kissen schluchzt, die Leinwand
über ihr zeigt den Vollmond am
Sternenhimmel. – Wieder mal
hat sich Marta mit ihrer Mama
gestritten, jetzt ist sie ganz alleine
in der Wohnung. Ein Spiegel
wird zum magischen Tor und
plötzlich steht da ein Mädchen
mit leuchtendem Kopf, das behauptet
der Mond zu sein. Lu
heißt sie und ist echt genervt
von ihrer Helikopter-Mama
Erde, deswegen ist sie aus der
Umlaufbahn ausgebüxt und
jetzt auf Erkundungstour. Unbedingt
will sie als allererstes
in den tiefen, dunklen Wald und
ausgerechnet die verzagte Marta
soll sie begleiten!
Was die so unterschiedlichen
Mit behütendem Blick
Photographien und Videos von Donata Wenders in der Galerie Baumgarten
Es ist eigenartig: Betritt man
die Räume der Galerie von Albert
Baumgarten mit der aktuellen
Ausstellung der Bilder von Donata
Wenders, stellt sich sogleich ein
angenehmer Empfindungstrialog
zwischen Ruhe, Geborgenheit und
positiver Spannung ein.
Ihre im Silbergelatine-, Archival
Pigment- und Photogravur-Verfahren
ausschließlich analog bearbeiteten
Photographien erschaffen
schon im ersten Blick eine freundschaftlich
einladende Atmosphäre,
lassen die objektive Distanz zwischen
Betrachter und Kunstwerk
fast augenblicklich verschwinden.
Schaut man genauer, erschließt
sich der Grund dieser Anziehungskraft:
Es ist der empathischbehütende
Blick der Künstlerin
auf ihre Motive, gerichtet auf das
Wesentliche. Hier wird nichts entlarvt,
voyeuristisch enthüllt oder
visuell ausgebeutet! Hier wird dagegen
akribisch beobachtet. Dann
wählt sie mit achtsamem Respekt
Darstellungsweise und Blickwinkel
und es entstehen einzigartige
photographische Erzählungen und
Gemälde.
Zum Beispiel bei ihren zahlreichen
Porträts von bekannten
Künstlerpersönlichkeiten: Donata
Wenders zielt gerade nicht darauf,
den vordergründigen Vorteil von
deren Popularität oder Prominenz
zu nutzen. Vielmehr wählt
sie bewusst Momentaufnahmen,
die unter die Oberfläche dringen.
So zeigt sie etwa den konzentrierten
Peter Handke beim Nähen
von Hand in einer Perspektive,
die seine entblößten Füße in den
Mittelpunkt stellt und durchbricht
damit das allgemeine Klischee der
Darstellungsweise vom stets durchgeistigten
introvertierten Denker
und Literaten. Vergleichbares ließe
sich über die Porträts von Paul
Auster, Pina Bausch, Enrica und
Michelangelo Antonioni oder von
ihrem Mann Wim Wenders sagen.
Dieselbe behutsame Bildkraft geht
von der Bilderserie „Ornomichi“
aus, die alltägliche Handwerksszenen
aus Japan zeigt und setzt sich
fort im bewegten Bild ihrer Video-
Installationen.
Im Kontrast zur Schwarz-Weiß-
Welt von Donata Wenders stehen
die im Kabinett gezeigten Ölbilder
des Neu-Isenburger Malers Horst
Noll. Hier dominieren die satten
Farben seiner haptisch anmutenden,
an gewobene Textiltexturen
erinnernden Strukturen.
Zusätzlich sind noch drei aus
dem Vollen geschnitzte filigrane
Holzskulpturen des Berliner Bildhauers
und Musikers Till Hertling
zu bestaunen.
Donata Wenders. „Through the
cracks of time“, Galerie Albert
Baumgarten, Kartäuserstr. 32,
Freiburg. Di-Fr 15-19 Uhr, Sa 11-
14 Uhr. 15.-18. April geschlossen.
Bis 23. April 2022. Erich Krieger
Freundinnen in dieser Nacht
erleben, ist ein zauberhafter,
lustiger, spannender, aber auch
gruseliger Traum, bildmächtig
und kreativ in Szene gesetzt.
Blitzschnell wechseln die beiden
Spielerinnen dabei ihre
Rollen, es gibt ausdrucksstarke
Figuren und Kostüme (Jens Burde),
tolle Songs und viel Musik
aus dem zum glitzernden Mini-
Zirkus ausstaffierten Kleiderschrank
(Gitarre, Schlagzeug:
Konrad Wiemann). Überhaupt
leuchtet vieles auf der Bühne,
so wie die Handpuppen-Augen
des singenden Katers Kratzer
oder der Schwarm Glühwürmchen.
Dann geht’s richtig los:
Eine uralte Prophezeiung, eine
vergessliche Sandfrau, ein böses
Walle-Walle-Gespenst mit
Lebens-Allergie, ein Kampf
um Leben und Tod, gefilmt mit
Fingerpuppen und viel Action
durch die Fenster ins Innere
eines Spielzeug-Schlosses.
Denn wenn Mondmädchen Lu
nicht bis zum Morgengrauen
zurück am Himmel ist, dann
bricht ihre Mama Erde vor Sorge
zusammen. Das wird knapp
– und sehr gefährlich. Dabei
wächst nicht nur Marta über
sich hinaus, sondern auch der
empfindsame Wolfi…
Weitere Vorstellungen am 3.,
9. und 30. April, jeweils um 16
Uhr in der Kammerbühne, Theater
Freiburg. Ab 8 Jahren
Marion Klötzer
Donata Wenders „Portrait of a painter“ 2010, silver gelatin print,
77 x 51 cm Foto: Donata Wenders