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UNIPOLITIK

Text Oliver Clemente

Illustration Dominik Zihlmann

Nachhaltigkeit im Teller

Vegane Ernährung ist in aller Munde, aber wo bleibt dabei die

Mensa der Universität Freiburg? Eine Spurensuche zwischen

Rahmschnitzel, Käsefondue und Linsendal.

n der Schweiz werden gemäss «Proviande»

jährlich bis zu 80 Millionen Tiere

I

getötet, während die Schweizer Landwirtschaft

für 12 Prozent aller inländischen

Treibhausgasemissionen verantwortlich ist.

Laut einer Studie von «Acroscope» macht

die Erzeugung tierischer Produkte dabei einen

Anteil von 85 Prozent aus. Solche Zahlen

erstaunen und sie mögen die Erstarkung

der veganen Bewegung erklären. Fragt man

Veganer*innen nach der Motivation für ihre

Ernährungsweise, so geben die meisten als

Antwort das Leiden der Tiere an, gefolgt

von ökologischen und gesundheitlichen

Überlegungen.

Die Zahl der Veganer*innen, aber auch

der Menschen, die sich bewusst hauptsächlich

pflanzlich ernähren, wächst und

damit auch die Nachfrage nach entsprechenden

Gerichten. Immer mehr Universitäten

bieten daher in ihren Mensen vegane

Gerichte an. So bietet die «UniS Lounge»

der Universität Bern täglich je ein vegetarisches

und ein veganes Menü an. Die Universität

Zürich schreibt auf ihrer Webseite,

dass 50 Prozent der Angebote vegetarisch

oder vegan seien. Einen Schritt weiter ging

die Universität Luzern, die im Sommer verkündete,

in ihrer Mensa ganz auf Fleisch zu

verzichten und ein rein vegetarisch-veganes

Angebot anzubieten.

Und die Uni Freiburg?

Die Mensen der Universität Freiburg bieten

zurzeit an allen drei Standorten täglich

zwei Fleischmenüs, ein vegetarisches Menü

sowie ein vegetarisches Buffet an. Die Arbeitsgruppe

Mensa des Studierendenvereins

Nachhaltige Entwicklung an der Universität

Freiburg (NEUF) setzt sich schon

seit Jahren für ein nachhaltigeres Angebot

an den Mensen ein. Laut Milena Bärlocher,

CO-Präsidentin und Sekretärin von NEUF,

ist es ein Hauptziel der Gruppe, mit dem

Mensateam ins Gespräch zu kommen, um

ökologische Themen zu besprechen und

Verbesserungen vorzuschlagen.

Die Gruppe führte Ende 2013 und Anfang

2014 eine universitätsweite Umfrage mit

über zweitausend Teilnehmer*innen durch.

Schon damals wünschten sich 75 Prozent

«Wenn wir nicht ständig

Druck ausüben oder

regelmässig mit den

Verantwortlichen der

Mensa diskutieren, geht es

nur langsam voran (oder

sogar rückwärts)»

Milena Bärlocher

der Teilnehmenden mehrmals pro Woche

ein vegetarisches Menü, knapp die Hälfte

täglich. Immerhin ein Drittel wünschte sich

mehrmals pro Woche ein veganes Menü.

Auf Grundlage dieser Umfrage forderte die

NEUF die Einführung eines vegetarischen

Tagesmenüs, wobei dieses mindestens einmal

pro Woche vegan sein sollte.

Im Folgenden kam es zu Gesprächen der Arbeitsgruppe

mit dem Mensateam, die aber

ab dem Herbstsemester 2015 nicht mehr

fortgeführt wurden. Dazu meint Bärlocher:

«Wenn wir nicht ständig Druck ausüben

oder regelmässig mit den Verantwortlichen

der Mensa diskutieren, geht es nur langsam

voran oder sogar rückwärts.» Viele der Studierenden,

die an den Gesprächen beteiligt

waren, beendeten ihr Studium irgendwann

und die Nachfolger*innen führten ihre Bestrebungen

nicht gleich fort.

Forderungspapier für mehr Nachhaltigkeit

Erst 2019 konzentrierte sich die NEUF

wieder vermehrt auf die Mensa und ihr Angebot.

In einem Forderungspapier für mehr

Nachhaltigkeit schlug sie unter anderem vor,

dass täglich ein attraktives vegetarisches

und veganes Menü anzubieten sei. Zwar

führte die Mensa mittlerweile ein vegetarisches

Menü ein, vegane Optionen sucht man

aber noch immer vergeblich. Das Dokument

ist derzeit noch bei der Nachhaltigkeitskommission

der Universität hängig.

Die Schwierigkeit, die Mensa in eine nachhaltigere

Richtung zu bewegen, liegt gemäss

Bärlocher auch daran, dass die Mensen der

Universität Freiburg durch unabhängige

Unternehmen geführt werden. «Selbst

wenn die NEUF also eine Vereinbarung

mit dem Rektorat oder einer anderen universitären

Einrichtung treffen würde, würde

dies die Mensas in keiner Weise dazu

verpflichten, sich unseren Forderungen zu

beugen» bilanziert sie. Sie vermutet auch,

dass die Mensen in starker Konkurrenz zu

den übrigen gastronomischen Angeboten in

Freiburg stünden, und deshalb auf ein eher

traditionelleres, tierproduktereiches Angebot

setzten. P

NEUF – Nachhaltige

Entwicklung Universität

Freiburg

Der Studierendenverein NEUF wurde

2012 gegründet und setzt sich laut

eigener Aussage dafür ein, den sozialen

und ökologischen Fussabdruck

der Universität zu verbessern.

Webseite: https://student.unifr.ch/neuf/de

Instagram: @neuf_

unifr

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