Spectrum_01_2022
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UNIPOLITIK
Text Oliver Clemente
Illustration Dominik Zihlmann
Nachhaltigkeit im Teller
Vegane Ernährung ist in aller Munde, aber wo bleibt dabei die
Mensa der Universität Freiburg? Eine Spurensuche zwischen
Rahmschnitzel, Käsefondue und Linsendal.
n der Schweiz werden gemäss «Proviande»
jährlich bis zu 80 Millionen Tiere
I
getötet, während die Schweizer Landwirtschaft
für 12 Prozent aller inländischen
Treibhausgasemissionen verantwortlich ist.
Laut einer Studie von «Acroscope» macht
die Erzeugung tierischer Produkte dabei einen
Anteil von 85 Prozent aus. Solche Zahlen
erstaunen und sie mögen die Erstarkung
der veganen Bewegung erklären. Fragt man
Veganer*innen nach der Motivation für ihre
Ernährungsweise, so geben die meisten als
Antwort das Leiden der Tiere an, gefolgt
von ökologischen und gesundheitlichen
Überlegungen.
Die Zahl der Veganer*innen, aber auch
der Menschen, die sich bewusst hauptsächlich
pflanzlich ernähren, wächst und
damit auch die Nachfrage nach entsprechenden
Gerichten. Immer mehr Universitäten
bieten daher in ihren Mensen vegane
Gerichte an. So bietet die «UniS Lounge»
der Universität Bern täglich je ein vegetarisches
und ein veganes Menü an. Die Universität
Zürich schreibt auf ihrer Webseite,
dass 50 Prozent der Angebote vegetarisch
oder vegan seien. Einen Schritt weiter ging
die Universität Luzern, die im Sommer verkündete,
in ihrer Mensa ganz auf Fleisch zu
verzichten und ein rein vegetarisch-veganes
Angebot anzubieten.
Und die Uni Freiburg?
Die Mensen der Universität Freiburg bieten
zurzeit an allen drei Standorten täglich
zwei Fleischmenüs, ein vegetarisches Menü
sowie ein vegetarisches Buffet an. Die Arbeitsgruppe
Mensa des Studierendenvereins
Nachhaltige Entwicklung an der Universität
Freiburg (NEUF) setzt sich schon
seit Jahren für ein nachhaltigeres Angebot
an den Mensen ein. Laut Milena Bärlocher,
CO-Präsidentin und Sekretärin von NEUF,
ist es ein Hauptziel der Gruppe, mit dem
Mensateam ins Gespräch zu kommen, um
ökologische Themen zu besprechen und
Verbesserungen vorzuschlagen.
Die Gruppe führte Ende 2013 und Anfang
2014 eine universitätsweite Umfrage mit
über zweitausend Teilnehmer*innen durch.
Schon damals wünschten sich 75 Prozent
«Wenn wir nicht ständig
Druck ausüben oder
regelmässig mit den
Verantwortlichen der
Mensa diskutieren, geht es
nur langsam voran (oder
sogar rückwärts)»
Milena Bärlocher
der Teilnehmenden mehrmals pro Woche
ein vegetarisches Menü, knapp die Hälfte
täglich. Immerhin ein Drittel wünschte sich
mehrmals pro Woche ein veganes Menü.
Auf Grundlage dieser Umfrage forderte die
NEUF die Einführung eines vegetarischen
Tagesmenüs, wobei dieses mindestens einmal
pro Woche vegan sein sollte.
Im Folgenden kam es zu Gesprächen der Arbeitsgruppe
mit dem Mensateam, die aber
ab dem Herbstsemester 2015 nicht mehr
fortgeführt wurden. Dazu meint Bärlocher:
«Wenn wir nicht ständig Druck ausüben
oder regelmässig mit den Verantwortlichen
der Mensa diskutieren, geht es nur langsam
voran oder sogar rückwärts.» Viele der Studierenden,
die an den Gesprächen beteiligt
waren, beendeten ihr Studium irgendwann
und die Nachfolger*innen führten ihre Bestrebungen
nicht gleich fort.
Forderungspapier für mehr Nachhaltigkeit
Erst 2019 konzentrierte sich die NEUF
wieder vermehrt auf die Mensa und ihr Angebot.
In einem Forderungspapier für mehr
Nachhaltigkeit schlug sie unter anderem vor,
dass täglich ein attraktives vegetarisches
und veganes Menü anzubieten sei. Zwar
führte die Mensa mittlerweile ein vegetarisches
Menü ein, vegane Optionen sucht man
aber noch immer vergeblich. Das Dokument
ist derzeit noch bei der Nachhaltigkeitskommission
der Universität hängig.
Die Schwierigkeit, die Mensa in eine nachhaltigere
Richtung zu bewegen, liegt gemäss
Bärlocher auch daran, dass die Mensen der
Universität Freiburg durch unabhängige
Unternehmen geführt werden. «Selbst
wenn die NEUF also eine Vereinbarung
mit dem Rektorat oder einer anderen universitären
Einrichtung treffen würde, würde
dies die Mensas in keiner Weise dazu
verpflichten, sich unseren Forderungen zu
beugen» bilanziert sie. Sie vermutet auch,
dass die Mensen in starker Konkurrenz zu
den übrigen gastronomischen Angeboten in
Freiburg stünden, und deshalb auf ein eher
traditionelleres, tierproduktereiches Angebot
setzten. P
NEUF – Nachhaltige
Entwicklung Universität
Freiburg
Der Studierendenverein NEUF wurde
2012 gegründet und setzt sich laut
eigener Aussage dafür ein, den sozialen
und ökologischen Fussabdruck
der Universität zu verbessern.
Webseite: https://student.unifr.ch/neuf/de
Instagram: @neuf_
unifr
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