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»feine adressen – finest« – München 4 21

Automobile: BMW Concept XM · Art: Shirin Neshat · Living: Es werde Licht · Travel: Wellness-Auszeit

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18 b | finest interview <br />

Unternehmerin Emitis Pohl schlägt<br />

ein neues Kapitel auf<br />

»Wir brauchen mehr Mentorinnen und Netzwerke für Frauen«<br />

Werbe- und Kommunikationsexpertin Emitis Pohl<br />

hat eine Entscheidung getroffen. Nach 15 erfolgreichen<br />

Jahren gibt sie ihre Kölner Agentur auf, um ihrem<br />

Leben noch einmal eine völlig neue Richtung zu geben.<br />

Zukünftig möchte sich die Unternehmerin des Jahres 2018<br />

sozialen Projekten widmen. Für 2022 hat sie die Gründung<br />

eines Vereins geplant, der Frauen ein selbstbestimmtes Leben<br />

ermöglichen soll. Emitis Pohl will sich noch mehr als schon<br />

zuvor gegen Rassismus und Gewalt einsetzen. Wer sie kennt<br />

weiß: Sie schafft das! Denn Emitis Pohl hat ihr neues Ziel<br />

klar vor Augen, wie sie im Gespräch mit <strong>»feine</strong> <strong>adressen</strong> <strong>–</strong><br />

<strong>finest«</strong> verrät.<br />

Sie haben Ihre Werbeagentur in Köln aufgegeben, um sich<br />

sozialen Projekten zu widmen. Fällt Ihnen dieser Schritt<br />

nicht schwer?<br />

Natürlich tut es weh. Ich bin kein emotionaler Mensch, aber<br />

die Abwicklung ist mit vielen Erinnerungen verbunden. So<br />

viele Jahre habe ich zum Beispiel für den Caravan Salon<br />

in Düsseldorf gearbeitet. Als ich gemeinsam mit meinen<br />

Mitarbeitern die alten Ordner durchgegangen bin, kamen<br />

mir dann doch die Tränen. Das ist ein wenig wie eine Ehe,<br />

die zu Ende geht. Wir haben mit der Agentur sehr viel erreicht.<br />

Ich habe praktisch bei Null alleine angefangen und<br />

hatte zum Schluss 18 Mitarbeiter/-innen. Wenn man ein<br />

neues Kapitel beginnen will, muss man sich vom Alten lösen.<br />

Was hat Sie dazu bewogen, dieses neue Kapitel in Ihrem<br />

Leben aufzuschlagen?<br />

Es war ein Prozess. Mein Vater, der auch mein Mentor war,<br />

ist vor vier Jahren verstorben. Zu der Zeit hatte ich im Iran<br />

alleinerziehende Mütter und ihre Kinder unterstützt. Ich<br />

habe mich um rund 50 Familien gekümmert, die wirklich<br />

sehr arm sind. Ich fragte einen kleinen Jungen, der Löcher in<br />

den Schuhen hatte, was er sich am meisten wünscht. Seine<br />

Antwort war: ein Schirm, damit die Schuhe nicht nass werden.<br />

Ich habe so viele herzzerreißende Geschichten gehört.<br />

Oft fehlt es an den einfachsten Dingen. Als ich wieder zurück<br />

in Deutschland war, stellte ich mir die Frage, ob das Leben,<br />

wie ich es bis dahin geführt hatte, wirklich das ist, was ich<br />

für die Zukunft möchte. Wie kann ich mit Kunden über<br />

hoch dotierte Aufträge verhandeln, wenn es doch irgendwo<br />

Kinder gibt, die dankbar für eine Kugel Eis oder ein<br />

Stück Pizza wären? Das war der Moment, in dem mir klar<br />

wurde, ich möchte Menschen glücklich machen und sehen.<br />

So habe ich begonnen, meine langjährigen Kunden darüber<br />

zu informieren, dass ich meine Agentur aufgebe und mich<br />

sozialen Projekten widmen möchte. Ich möchte damit das<br />

zurückgeben, was ich seit meiner Ankunft in Deutschland<br />

als Teenager und als Frau bekommen habe.<br />

In Ihrer Agentur vereinten Sie, wie Sie selbst einmal sagten,<br />

»alte Hasen« und »junge Wilde«. Ist das ein Konzept, das Sie<br />

Unternehmen grundsätzlich ans Herz legen würden?<br />

Definitiv. Ich habe mich selbst immer als Mentorin begriffen<br />

und habe es bei meiner Arbeit immer so gehalten, erfahrene<br />

Mitarbeiter zu haben und junge Leute, die ganz eigene Ideen<br />

einbrachten. Ich habe selbst die Erfahrung gemacht, was ich<br />

erreichen kann, wenn jemand an mich glaubt. Deshalb finde<br />

ich, müssen wir jungen Menschen die Chance geben, sich<br />

auszuprobieren und Erfahrungen zu sammeln.<br />

Ihr Motto ist: »Geht nicht, gibt’s nicht«. Das klingt nach<br />

Energie und Engagement, auch wenn es mal schwierig wird.<br />

Was treibt Sie an?<br />

Ich habe immer ein Ziel vor Augen. Wenn ich sage, ich mache<br />

das, mache ich es auch. Wenn ich etwas nicht schaffe,<br />

dann sage ich das auch. Ich kann mich sehr gut einschätzen.<br />

© Foto: Parham Farajollahi

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