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humanistisch! Das Magazin #16 - 1/2022

Die neue Normalität – Und warum sich Politik und Gesetzgebung ihr endlich annähern könnten

Die neue Normalität – Und warum sich Politik und Gesetzgebung ihr endlich annähern könnten

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<strong>#16</strong> / Januar <strong>2022</strong><br />

Die neue<br />

Normalität<br />

Und warum sich Politik und<br />

Gesetzgebung ihr endlich<br />

annähern könnten<br />

10 Sieben Kernforderungen<br />

der Humanistischen<br />

Vereinigung in der<br />

20. Wahlperiode<br />

18 Statt Fast Fashion –<br />

Kleine Kleiderläden<br />

gegen die große<br />

Verschwendung<br />

20 Wie fing alles an?<br />

Eine neue Museumsbox<br />

erklärt Kindern, wie der<br />

Mensch entstanden ist


<strong>humanistisch</strong>! <strong>#16</strong> / Januar <strong>2022</strong><br />

<strong>#16</strong> / Januar <strong>2022</strong> <strong>humanistisch</strong>!<br />

INHALT<br />

editorial<br />

03<br />

Editorial<br />

04<br />

Kurznachrichten<br />

06<br />

Die neue Normalität<br />

10<br />

Sieben Kernforderungen<br />

der HV in der<br />

20. Wahlperiode<br />

12<br />

Bundestagswahl 2021<br />

in Zahlen<br />

13<br />

Nah am Puls –<br />

Neues aus der HV<br />

14<br />

Veranstaltungsplaner<br />

17<br />

Buchtipps<br />

18<br />

Kleine Kleiderläden gegen<br />

die große Verschwendung<br />

20<br />

boxderevolution<br />

22<br />

1 Jahr Humanismus-Kurs<br />

23<br />

Die andere Weihnachtsküche<br />

24<br />

Weltspiegel<br />

26<br />

Humanistische Hilfe<br />

27<br />

Impressum<br />

Liebe Leserinnen,<br />

liebe Leser,<br />

das deutsche Grundgesetz umfasst neben vielen Bestimmungen<br />

folgende vier Sätze: Der Genuss bürgerlicher und staatsbürgerlicher<br />

Rechte sowie die Zulassung zu öffentlichen Ämtern sind<br />

unabhängig von dem religiösen Bekenntnis. Niemand darf zu einer<br />

kirchlichen Handlung oder Feierlichkeit oder zur Teilnahme an religiösen<br />

Übungen oder zur Benutzung einer religiösen Eidesform gezwungen werden. Es<br />

besteht keine Staatskirche. Den Religionsgesellschaften werden die Vereinigungen<br />

gleichgestellt, die sich die gemeinschaftliche Pflege einer Weltanschauung zur<br />

Aufgabe machen.<br />

Keine dieser Bestimmungen ist irgendwie neu. Tatsächlich blicken sie auf eine<br />

Geltungskraft seit Verkündung der ersten demokratischen, deutschen Verfassung<br />

der Weimarer Republik vor 102 Jahren zurück. Seit rund einem dreiviertel Jahrhundert<br />

sind sie auch Teil des Grundgesetzes. Doch die Realität ist bis heute oftmals<br />

eine andere, wie unter anderem der Bericht Gläserne Wände zur Benachteiligung<br />

nichtreligiöser Menschen in Deutschland seit Jahren belegt. Denn unsere<br />

Wirklichkeit ist eben Ergebnis verschiedener Idealvorstellungen unter konkreten<br />

politischen Machtverhältnissen. Und letztere könnten sich für die Bundespolitik<br />

nun erstmals seit langer Zeit ändern. Lesen Sie mehr dazu in unserer Titelstory ab<br />

Seite 6.<br />

Endlich von zuhause<br />

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Am hiesigen Ende der Geschichte der erwähnten Bestimmungen des Grundgesetzes<br />

und der deutschen Demokratie steht derzeit vielleicht ein erster konfessionsloser<br />

Bundeskanzler Olaf Scholz. An ihrem historischen Beginn steht unter anderen<br />

der Politiker Robert Blum. Er war es, der im Rahmen der bürgerlichen Revolution<br />

verfassungsrechtliche Bestimmungen formulierte, die bis heute Gültigkeit besitzen<br />

– wie gesagt, wenigstens auf dem Papier. Deshalb ist es richtig und gut, dass<br />

das Humanistische Studienwerk nun seinen Namen trägt. Lesen Sie mehr dazu auf<br />

Seite 13 und lassen Sie sich dieses wichtige Stück Geschichte in Erinnerung rufen.<br />

Mit allen guten Wünschen<br />

Ihr<br />

Arik Platzek<br />

WohnGut Max | Georg-Hennch-Str. 17 u. 33<br />

| 90431 Nürnberg | www.wohngut-max.de |<br />

mail@wohngut-max.de<br />

Träger: Humanistische Vereinigung K.d.ö.R.<br />

www.<strong>humanistisch</strong>e-vereinigung.de<br />

3


<strong>humanistisch</strong>! <strong>#16</strong> / Januar <strong>2022</strong><br />

<strong>#16</strong> / Januar <strong>2022</strong> <strong>humanistisch</strong>!<br />

Mehr als 85.000 Menschen<br />

haben eine Online-Petition<br />

an die demokratischen<br />

Fraktionen des neuen Bundestags<br />

für die ersatzlose<br />

Streichung des § 218 StGB<br />

unterzeichnet. Der 1871 im<br />

deutschen Strafgesetzbuch<br />

eingeführte Paragraf stellt<br />

den Schwangerschaftsabbruch<br />

unter Strafe und erklärt<br />

ihn lediglich unter bestimmten<br />

Voraussetzungen<br />

für straffrei. Dazu gehören<br />

heutzutage die Pflicht zur<br />

Teilnahme an einer Schwangerschaftskonfliktberatung<br />

sowie eine Wartefrist.<br />

Menschen, die ihr Recht<br />

auf körperliche und sexuelle<br />

Selbstbestimmung wahrnehmen<br />

möchten, sehen<br />

sich Hürden, Schikanen und<br />

Foto: Sabrina Gröschke/CC BY-NC-ND 2.0<br />

Zehntausende<br />

gegen § 218<br />

traumatisierenden Erlebnissen<br />

ausgesetzt. Schwangerschaftsabbruch<br />

unterliegt<br />

einem besonderen gesellschaftlichen<br />

Tabu und ist im<br />

Strafgesetzbuch neben Mord<br />

und Totschlag aufgeführt.<br />

Im Medizinstudium wird die<br />

Durchführung eines Schwangerschaftsabbruchs<br />

nicht<br />

gelehrt und immer weniger<br />

Ärzt*innen nehmen Abtreibungen<br />

vor“, so die Petent*innen.<br />

Sie fordern, notwendige<br />

rechtliche Regelungen außerhalb<br />

des Strafgesetzbuchs zu<br />

verankern sowie eine kompetente,<br />

ausreichende und<br />

wohnortnahe medizinische<br />

Versorgung mit entsprechenden<br />

Leistungen. Die Kosten<br />

sollten von den Krankenkassen<br />

übernommen werden.<br />

Die zum Jahresbeginn <strong>2022</strong> vorgesehene Erhöhung der Regelsätze<br />

der Hartz-IV-Grundsicherung ist verfassungswidrig. Zu<br />

diesem Ergebnis kommt ein Gutachten der Bremer Rechtswissenschaftlerin<br />

Anne Lenze. <strong>Das</strong> Gutachten nimmt u. a. auf zurückliegende<br />

einschlägige Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts<br />

Bezug. Dieses stellte bereits 2014 fest, dass die Regelbedarfe<br />

an der untersten Grenze dessen liegen, was verfassungsrechtlich<br />

gefordert ist. Die niedrige Anpassung der Regelbedarfe zum<br />

Jahreswechsel in Verbindung mit der anziehenden Inflation läute<br />

nun eine „neue Stufe der Unterschreitung des menschenwürdigen<br />

Existenzminimums“ ein, so das Ergebnis der juristischen Prüfung,<br />

die der Paritätische Wohlfahrtsverband in Auftrag gegeben hatte.<br />

Die geplante Regelsatz-Erhöhung um zwei Euro für Kinder<br />

unter 14 und drei Euro für Jugendliche und Erwachsene kritisiert<br />

der Paritätische Wohlfahrtsverband daher als versteckte Kürzung,<br />

„blanken Hohn“ und „bitter für alle Betroffenen“. Der Paritätische<br />

fordert, die Regelsätze zügig auf 600 Euro zu erhöhen, da<br />

diese schon bisher grundsätzlich nicht bedarfsdeckend gewesen<br />

seien.<br />

Mehr persönliche Freiheit<br />

und eine Erhöhung<br />

bei den immateriellen Präferenzen,<br />

der Wunsch nach<br />

einem stärkeren Staat und<br />

eine wachsende Wichtigkeit<br />

von Wissenschaft und Technologie:<br />

<strong>Das</strong> sind u. a. die<br />

Haupttrends aus der vierten<br />

Wertestudie der EBS Universität<br />

für Wirtschaft und<br />

Recht Wiesbaden zum Wertewandel<br />

im Zuge der Coronavirus-Pandemie.<br />

Für die<br />

repräsentative Studie, deren<br />

Ergebnisse im Oktober 2021<br />

erschienen, wurden ein Jahr<br />

zuvor insgesamt 1205 Personen<br />

zu ausgewählten Fragen<br />

des renommierten World Value<br />

Survey befragt.<br />

Harte Kritik<br />

Wertewandel<br />

Gegenüber der vorhergehenden<br />

Befragung an Bedeutung<br />

verloren haben hingegen<br />

Werte wie Fleiß und gutes<br />

Benehmen. Einen Rückgang<br />

gab es auch beim Vertrauen<br />

in Polizei, den öffentlichen<br />

Dienst und die Bundeswehr.<br />

Besonders stark bei den Wertepräferenzen<br />

an Bedeutung<br />

verloren haben zudem Religion<br />

und Kirchen.<br />

Als „voll und ganz in Ordnung“<br />

bezeichneten gegenüber<br />

der Vorgängerstudie<br />

nochmals deutlich gewachsene<br />

Mehrheiten ethischmoralische<br />

Themen wie<br />

Homosexualität, Scheidung,<br />

Sterbehilfe und Abtreibung.<br />

Mehrheit weg<br />

Weniger als die Hälfte der<br />

deutschen Bevölkerung wird<br />

im Jahr <strong>2022</strong> der Evangelischen<br />

Kirche in Deutschland<br />

oder der römisch-katholischen<br />

Kirche angehören. <strong>Das</strong> geht<br />

aus einer Prognose des Instituts<br />

für <strong>humanistisch</strong>e Politik (IHP),<br />

Herausgeberin des Berichts<br />

Gläserne Wände zur Benachteiligung<br />

nichtreligiöser Menschen<br />

in Deutschland hervor. Die<br />

Prognose stützt sich auf Angaben<br />

der beiden Kirchen zu den<br />

Mitgliederzahlen 2020. Damals<br />

zählten die Kirchen noch rund<br />

51 Prozent der Bevölkerung als<br />

Mitglieder.<br />

„<strong>Das</strong> Recht auf<br />

Konversion, also<br />

den Wechsel<br />

des Glaubens<br />

oder der Weltanschauung,<br />

ist die<br />

Herzkammer der<br />

Religions- und<br />

Weltanschauungsfreiheit.“<br />

So steht<br />

es in der neuen Informationsbroschüre<br />

„Glaub, was du willst“ des Beauftragten<br />

der Bundesregierung für weltweite<br />

Religionsfreiheit, Markus Grübel (CDU).<br />

Seit 2012 hatte sich dieser Anteil<br />

jedoch um durchschnittlich<br />

ein Prozent pro Jahr verringert.<br />

Somit kann davon ausgegangen<br />

werden, dass spätestens <strong>2022</strong><br />

die 50-Prozent-Marke unterschritten<br />

wird.<br />

Neben den offiziellen Daten<br />

stützen aktuelle Umfrageergebnisse<br />

diese Trend-Prognose.<br />

Laut einer Anfang Oktober<br />

veröffentlichten repräsentativen<br />

Umfrage der Bewegung<br />

„Religions for Peace“ gaben<br />

im August 2020 nur 33 Prozent<br />

der Deutschen an, dass ihnen<br />

Religion „wichtig“ oder „sehr<br />

wichtig“ ist. 61 Prozent der<br />

2000 Umfrageteilnehmer*innen<br />

erklärten hingegen, dass<br />

ihnen Religion „nicht wichtig“<br />

oder „überhaupt nicht wichtig“<br />

sei. Lediglich zwölf Prozent der<br />

Befragten meinten außerdem,<br />

dass Religionsgemeinschaften<br />

zu einer gerechteren Welt<br />

beitragen. Keine andere abgefragte<br />

Institution erhielt hier<br />

niedrigere Zustimmungswerte.<br />

Weiter heißt es: „Religions- und Weltanschauungsfreiheit<br />

ist die Voraussetzung<br />

dafür, dass Menschen sich mit<br />

ihren Werten für eine sozial, ökologisch,<br />

politisch und ökonomisch nachhaltige<br />

Entwicklung einsetzen können.“<br />

<strong>Das</strong> Amt des Beauftragten, dessen<br />

erster Inhaber Grübel ist, wurde 2018<br />

in Umsetzung des Koalitionsvertrags<br />

geschaffen. Während jedoch im Koalitionsvertrag<br />

und im Amtsnamen die<br />

Weltanschauungsfreiheit nicht vorkommt,<br />

hat sich das Bemühen, sie mitzudenken,<br />

offenbar ausgezahlt: Der Text<br />

<strong>humanistisch</strong>!net<br />

Schluss mit Hetze<br />

W<br />

er im Internet oder via Messanger verhetzende Beleidigungen<br />

verbreitet, kann zukünftig leichter belangt werden.<br />

Zu diesem Zweck ist im vergangenen September der neue § 192a<br />

StGB in Kraft getreten. Die neue Vorschrift stellt unter Strafe, „die<br />

Menschenwürde anderer dadurch anzugreifen, dass eine durch<br />

ihre nationale, rassische, religiöse oder ethnische Herkunft, ihre<br />

Weltanschauung, ihre Behinderung oder ihre sexuelle Orientierung<br />

bestimmte Gruppe oder ein Einzelner wegen seiner Zugehörigkeit<br />

zu einer dieser Gruppen beschimpft, böswillig verächtlich<br />

gemacht oder verleumdet wird.“ Strafbar macht sich jede Person,<br />

die schriftlich, via E-Mail, Messanger-App oder durch Kommentare<br />

in sog. sozialen Netzwerken Beschimpfungen oder Verleumdungen<br />

verbreitet, und die Menschenwürde anderer hierdurch<br />

angreift.<br />

Die Humanistische Vereinigung (HV) hat die Einführung des<br />

Paragrafen begrüßt. „Damit werden gerade auch Humanist*innen<br />

besser geschützt, die leider nicht selten Opfer von Hass und Hetze<br />

werden, insbesondere von fundamentalistischer oder radikaler<br />

religiöser Seite“, so HV-Vorstand Michael Bauer.<br />

NICHTRELIGIÖSE ENDLICH MITGEDACHT<br />

der Broschüre macht Lesenden deutlich,<br />

dass es Menschen gibt, die keiner Religion<br />

folgen, sondern einer (nichtreligiösen)<br />

Weltanschauung – und dass deren<br />

Freiheit ebenfalls oft gefährdet oder<br />

bedroht ist. Denn auch darauf weist die<br />

Broschüre deutlich hin: 74 Prozent aller<br />

Menschen weltweit leben in Ländern,<br />

in denen die Religions- und Weltanschauungsfreiheit<br />

eingeschränkt ist, in<br />

28 Prozent ist dies sogar stark oder sehr<br />

stark der Fall.<br />

Wir sind auch online!<br />

News, Interviews, Kommentare.<br />

4<br />

5


<strong>humanistisch</strong>! <strong>#16</strong> / Januar <strong>2022</strong><br />

<strong>#16</strong> / Januar <strong>2022</strong> <strong>humanistisch</strong>!<br />

Die neue<br />

Normalität<br />

UND WARUM SICH POLITIK UND<br />

GESETZGEBUNG IHR ENDLICH<br />

ANNÄHERN KÖNNTEN. RÜCKSCHAU<br />

UND AUSBLICK NACH DEN<br />

BUNDESTAGSWAHLEN.<br />

Illustrationen: ©Martin Rollmann<br />

D<br />

as war es also. Eine politische Ära hat<br />

mit den Bundestagswahlen 2021 offiziell<br />

ihr Ende erreicht. „Als ich Bundeskanzlerin<br />

wurde, gab es das iPhone<br />

noch nicht“, sagte die promovierte<br />

Physikerin und erste „SMS-Kanzlerin“<br />

der Republik, Angela Merkel, während<br />

ihrer letzten Regierungsbefragung in<br />

Berlin. Was gerade für viele Erstwähler*innen<br />

besonders leicht greifbar<br />

auf den Punkt brachte, wie lange sie<br />

an der Spitze der politischen Macht in<br />

Deutschland gestanden hat. Sie können<br />

sich an keine Zeit ihres jungen, erwachsenen<br />

Lebens erinnern, in der es keine<br />

Kanzlerin und keine iPhones gab. Angela<br />

Merkel und Smartphones, das gehört<br />

für viele seit langem zur altbekannten<br />

Normalität.<br />

Was auf diese politische Ära folgt,<br />

kann sich in den letzten Wochen des<br />

zu Ende gehenden Jahres nicht mit<br />

nennenswerter Verlässlichkeit prognostizieren<br />

lassen. Zwar lieferte das<br />

Wahlergebnis vom September einige<br />

Andeutungen, doch bis zu ersten sinnvollen<br />

Antworten auf eine solche Frage<br />

wird es mindestens weitere Monate,<br />

wenn nicht Jahre, brauchen. Während<br />

dieser Text entsteht, laufen Verhandlungen<br />

zu einer sogenannten Ampelkoalition<br />

aus SPD, Bündnis 90/Die<br />

Grünen und FDP. <strong>Das</strong> genügt nicht für<br />

mehr als für Spekulationen – und einige<br />

Hoffnungen.<br />

Vielleicht liefert also ein Blick zurück,<br />

in das Jahr der Vereidigung von<br />

Angela Merkel zur Bundeskanzlerin,<br />

weitere Hinweise beim Versuch auszuloten,<br />

wo sich gesellschaftlich und politisch<br />

wichtige Koordinaten verschoben<br />

haben und wie dies von Bedeutung<br />

werden könnte.<br />

„Urständ“ vor 16 Jahren<br />

Denn als insbesondere die Vertreter*innen<br />

der C-Parteien die weltanschauliche<br />

Landschaft im Jahr 2005<br />

nach christlicher Zeitrechnung betrachteten,<br />

schien diese noch ziemlich<br />

in Ordnung – gemessen an den Maßstäben<br />

der alten Bundesrepublik. Ein<br />

Deutscher war grad Papst geworden<br />

– „Wir sind Papst!“, schlagzeilte die<br />

BILD. Der katholische Weltjugendtag<br />

in Köln feierte einen Besucher*innen-<br />

Rekord. Und ein Satz, der hierzu im<br />

politischen Betrieb wie auch in den<br />

gesellschaftlichen Diskussionen regelmäßig<br />

zu hören war, lautete: Rund zwei<br />

Drittel der Deutschen gehören einer<br />

christlichen Kirche an.<br />

Neben dem deutschen Papst wortführend<br />

aus kirchlichen Kreisen gegenüber<br />

der Öffentlichkeit und Politik<br />

war damals das berüchtigte M-Trio:<br />

Die Bischöfe Joachim Meisner (Köln),<br />

Gerhard Ludwig Müller (Regensburg)<br />

und Walter Mixa (Augsburg), letzter zugleich<br />

katholischer Militärbischof der<br />

Bundeswehr. Damaliger Konsens unter<br />

den Kirchenfürsten: Eine Gesellschaft<br />

von Menschen ohne Religion kann keine<br />

Werte und keine Moral haben – was<br />

immer wieder nicht nur von Kanzeln,<br />

sondern ebenso in Talkshows und anderswo<br />

gepredigt wurde. „Bischof Mixa<br />

sieht Massenmord als Folge des Atheismus“,<br />

meldete der SPIEGEL noch Jahre<br />

später anlässlich besonders krasser<br />

Äußerungen zum Osterfest 2009. „Hintergrund<br />

von Mixas Angriffen gegen<br />

Nichtgläubige ist der gesellschaftliche<br />

Trend weg von der Kirche“, erklärte<br />

der SPIEGEL damals, wenige Monate<br />

vor Angela Merkels zweiter Amtszeit.<br />

Einige weitere Monate später wurde<br />

dann die massenhafte sexualisierte<br />

Gewalt in insbesondere der katholischen<br />

Kirche und deren systematische<br />

Vertuschung bekannt.<br />

Manche*r hatte gedacht, spätestens<br />

dies würde Folgen für das Verhältnis<br />

zwischen dem deutschen Staat und den<br />

Kirchen haben. Und auch die Zahl derjenigen,<br />

die sich keiner Kirche oder anderen<br />

Religionsgemeinschaft verbunden<br />

fühlten, stieg. Doch immer noch<br />

hielten CDU/CSU unter Ägide der Pfarrers-<br />

bzw. Lateinlehrerinnentochter<br />

Angela Merkel die regierende Mehrheit<br />

im Bund und in vielen Bundesländern.<br />

Auch an den höheren Gerichtshöfen der<br />

Bundesrepublik war der institutionelle<br />

Nachhall der alten Bundesrepublik unüberhörbar.<br />

Alles blieb also wie zuvor.<br />

Zurück ins Heute: Seit dem Jahreswechsel<br />

werden die Evangelische Kirche<br />

in Deutschland und die römischkatholische<br />

Kirche erstmals seit den<br />

Anfängen deutscher Demokratie nicht<br />

mehr eine Mehrheit der Bevölkerung<br />

als Mitglieder zählen können. Wurden<br />

Ende 2020 noch 51 Prozent der Bevölkerung<br />

als Mitglieder vermeldet, wird<br />

im Jahr <strong>2022</strong> der Anteil von 50 Prozent<br />

aller Wahrscheinlichkeit nach unterschritten.<br />

Und es spricht nichts dafür,<br />

dass dieser Trend in den nächsten<br />

Jahren endet.<br />

DAMALIGER<br />

KONSENS UNTER DEN<br />

KIRCHENFÜRSTEN:<br />

EINE GESELLSCHAFT<br />

VON MENSCHEN OHNE<br />

RELIGION KANN<br />

KEINE WERTE UND<br />

KEINE MORAL HABEN.<br />

Keiner der großen Kirchen oder<br />

einer anderen Religionsgemeinschaft<br />

anzugehören ist somit, wenn nicht<br />

schon heute, so doch ziemlich bald: die<br />

neue Normalität.<br />

Schreibt man die Veränderungen<br />

der weltanschaulichen Landschaft auf<br />

Basis der letzten zehn bis 15 Jahre fort,<br />

wird es in etwa vier bis fünf Jahren<br />

soweit sein, dass die bisher in der Regel<br />

als „konfessionslos“ bezeichneten Menschen<br />

in der gesamtdeutschen Bevölkerung<br />

die absolute Mehrheit bilden.<br />

„Der Glaube trägt“<br />

Manche*r wird nun denken, dass spätestens<br />

dies auch Folgen für das Verhältnis<br />

zwischen dem deutschen Staat<br />

und den Kirchen – bzw. denjenigen, die<br />

eben keiner Kirche oder anderen Religionsgemeinschaft<br />

angehören – haben<br />

wird, soweit es um bundespolitische<br />

Angelegenheiten geht.<br />

Denn klar ist: Aus <strong>humanistisch</strong>er<br />

Sicht sind Bundespolitik und Gesetze<br />

ziemlich schlecht vorbereitet auf die<br />

neue bundesdeutsche Normalität, die<br />

sich gerade ohne großes Getöse dazu<br />

7


<strong>humanistisch</strong>! <strong>#16</strong> / Januar <strong>2022</strong><br />

<strong>#16</strong> / Januar <strong>2022</strong> <strong>humanistisch</strong>!<br />

einstellt. Ob bei Fragen der Gleichstellung<br />

nichtreligiöser Bürger*innen<br />

und der Gleichbehandlung anderer<br />

Weltanschauungen als der christlichen,<br />

oder bei ethischen Fragen wie etwa<br />

dem Schwangerschaftsabbruch und<br />

der Selbstbestimmung am Lebensende:<br />

Nach 16 Jahren unionsgeführter Regierungspolitik<br />

können sich CDU/CSU ins<br />

eigene Zeugnis schreiben, jegliche Vorstöße<br />

zu Reformen erfolgreich verhindert<br />

zu haben – gelegentlich durchaus<br />

auch dank Unterstützung der sozialdemokratischen<br />

Koalitionspartnerin.<br />

Doch wer glaubt, die neue Normalität<br />

bei der weltanschaulichen<br />

Vielfalt der Wähler*innenschaft wird<br />

nun schon bald für die nötigen Veränderungen<br />

bundespolitischer Gesetzgebung<br />

sorgen, macht es sich wohl<br />

etwas zu einfach. Dazu genügt ein Blick<br />

in die neuen Bundesländer, in deren<br />

Zuständigkeit zahlreiche politische<br />

Themen stehen, bei denen Glaube und<br />

Nichtglauben der Einwohner*innen<br />

ebenfalls eine Rolle spielen: Bildung<br />

(Religionsunterricht und Alternativen<br />

dazu, theologische Lehrstühle und Alternativen<br />

dazu), pauschale Millionenzuwendungen<br />

aus den Landesetats, die<br />

Regelung zur Erhebung des Mitgliedschaftsbeitrags<br />

(Kirchensteuer), gesetzliche<br />

Feiertage und anderes mehr. Neue<br />

und alte Bundesländer liegen trotz<br />

erheblicher weltanschaulicher Unterschiede<br />

da oft nicht prinzipiell auseinander.<br />

Christ*innen in den neuen<br />

Bundesländern müssen sich in einem<br />

Vergleich mit ihren Glaubensgeschwistern<br />

im Gebiet der alten Bundesrepublik<br />

sicherlich nicht als Bürger*innen<br />

zweiter Klasse fühlen.<br />

Es scheint also möglich, dass auch<br />

einer weiter sinkenden Bindungskraft<br />

der Kirchen oder anderen Religionsgemeinschaften<br />

nicht automatisch<br />

ein verändertes Verhalten der Gesetzgebung<br />

gegenüber dem Teil der Bevölkerung<br />

folgt, der keine konfessionelle<br />

Zuordnung hat. Auch nicht demjenigen<br />

Teil davon, der mit Verweis auf die<br />

eigenen weltanschaulichen Vorstellungen<br />

und <strong>humanistisch</strong>en Werte gleiche<br />

Selbstbestimmungs- oder Beteiligungsrechte<br />

einfordert. Doch wen wundert<br />

es, denn wie heißt es so oft in kirchlichen<br />

Kreisen: „Der Glaube trägt.“ Und<br />

das eben oft auch bis in die höchsten<br />

Ämter. Ministerpräsident*innen oder<br />

Minister*innen in den neuen Ländern,<br />

die keinen Taufschein und eindeutiges<br />

WICHTIGE<br />

THEMEN AUS<br />

HUMANISTISCHER<br />

SICHT IN DER<br />

2 0 .W A H L P E R I O D E :<br />

Begabtenförderung<br />

des Bundes<br />

für <strong>humanistisch</strong>e<br />

Studierende<br />

###<br />

Humanistische<br />

Seelsorge in der<br />

Bundeswehr<br />

###<br />

Sterbehilfe-<br />

Liberalisierung<br />

###<br />

Bekenntnis zum Glauben stets bei sich<br />

trugen, musste man auch dort bisher<br />

eher suchen.<br />

Sozialdemokratische<br />

Tradition hofft<br />

auf Wiederbelebung<br />

Und diese Tatsache macht die Lage in<br />

den ersten Wochen nach den Bundestagswahlen<br />

etwas spannender als<br />

zuvor. Denn es gab erst drei demokratische<br />

deutsche Regierungschefs, die<br />

nicht der evangelischen oder römischkatholischen<br />

Konfessionsgemeinschaft<br />

angehörten: Friedrich Ebert, Gustav<br />

Bauer, Herrmann Müller.<br />

Gelingt nun dem SPD-Kanzlerkandidaten<br />

Olaf Scholz, eine Ampelkoalition<br />

mit Bündnis 90/Die Grünen und<br />

FDP zu bilden, könnte er gleichsam im<br />

Vorbeigehen diese sozialdemokratische<br />

Tradition der Weimarer Republik wiederbeleben:<br />

als Bundeskanzler mit dem<br />

biografischen Vermerk „konfessionlos“,<br />

wie auch seine Webseite beim Deutschen<br />

Bundestags unverblümt erklärt.<br />

Für die Bundesrepublik Deutschland<br />

sähe man so ebenfalls, es gibt eine neue<br />

Normalität.<br />

Im Bundeskabinett an Scholz‘ Seite:<br />

FDP-Parteichef Christian Lindner, in<br />

einer Ampelkoalition voraussichtlich<br />

Finanzminister, und ebenfalls „konfessionslos“.<br />

Mit 18 Jahren ist er aus<br />

der katholischen Kirche ausgetreten.<br />

„<strong>Das</strong> Christentum ist nicht die Hauptquelle<br />

unserer Werteordnung“, sagte<br />

er Anfang 2019 im Interview mit der<br />

ZEIT-Beilage „Christ & Welt“. „Dazu<br />

gehören auch: der Gedanke der Aufklärung,<br />

die Französische Revolution, das<br />

römische Recht, das antike Verständnis<br />

von Wissenschaft und Demokratie. Wer<br />

sagt, unsere Leitkultur ist christliches<br />

Weihnachtslied, Sauerkraut und Wagner-Oper,<br />

der blendet andere Quellen<br />

unserer Kultur aus und schließt<br />

„WER SAGT,<br />

UNSERE LEITKULTUR<br />

IST CHRISTLICHES<br />

WEIHNACHTSLIED,<br />

SAUERKRAUT UND<br />

WAGNER-OPER, DER<br />

BLENDET ANDERE<br />

QUELLEN UNSERER<br />

KULTUR AUS UND<br />

SCHLIESST MENSCHEN<br />

AUS. MICH ZUM<br />

BEISPIEL.“<br />

Christian Lindner, FDP<br />

Menschen aus. Mich zum Beispiel“, so<br />

Lindner weiter. Zum damals vieldiskutierten<br />

Kreuz-Erlass des bayerischen<br />

Ministerpräsidenten Markus Söder<br />

meinte er: „Für mich ist jede Form der<br />

Symbolpolitik mit religiösen Zeichen<br />

gefährlich.“<br />

Komplettieren könnten das infernalische<br />

Quartett – jedenfalls aus einer<br />

römisch-katholisch-bischöflichen Sicht<br />

der früheren Kanzlerinnenjahre – für<br />

das Bundeskabinett schließlich die<br />

Grünen-Spitzen Robert Habeck und<br />

Annalena Baerbock. Habeck: ebenfalls<br />

konfessionslos und nicht religiös, wie<br />

er in früheren Interviews erklärte.<br />

Baerbock: „Ich bin nicht gläubig“, sagte<br />

sie im Dezember 2020 der BILD AM<br />

SONNTAG, „aber trotzdem in der Kirche,<br />

weil mir die Idee des Miteinanders<br />

extrem wichtig ist“. Allerdings in einer<br />

evangelischen Kirche, womit ihr aus<br />

Sicht konservativer katholischer Kreise<br />

vermutlich dieselbe Hölle gebührt wie<br />

Scholz, Habeck und Lindner.<br />

Soweit also kurz zu diesen prominenten<br />

Köpfen in der Bundespolitik<br />

dieser Tage. Ob ihre drei Parteien in<br />

den kommenden Wochen tatsächlich<br />

eine Koalition formen können, die sie<br />

an die Schalthebel der Macht befördert,<br />

wird sich zeigen. Ebenso ungewiss ist,<br />

ob sich diese mögliche Regierung den<br />

weltanschauungspolitischen Baustellen,<br />

die ihr von 16 Jahren Kanzlerinnenschaft<br />

hinterlassen wurden, in<br />

ausreichendem Maße zuwendet.<br />

Zwei Gründe sind dafür zu sehen.<br />

Zum einen widmeten die Wahlprogramme<br />

der drei Parteien den entsprechenden<br />

Themenfeldern nicht<br />

sonderlich viel Raum. Die FDP setzte<br />

knappe Schwerpunkte, in dem sie sich<br />

für ein modernisiertes Religionsverfassungsrecht,<br />

die Ablösung historischer<br />

Staatsleistungen an die Kirchen,<br />

das Ende kirchlicher Privilegien im<br />

Arbeitsrecht und gegen Einschränkungen<br />

an stillen Feiertagen (letzteres<br />

allerdings Ländersache) aussprach –<br />

und für ein liberales Sterbehilfegesetz.<br />

Bündnis 90/Die Grünen versprachen,<br />

den Dialog mit allen Religions- und<br />

Weltanschauungsgemeinschaften zu<br />

suchen und stets den säkularen Staat<br />

und sein Neutralitätsprinzip zu achten:<br />

„Auch Konfessionsfreie haben einen<br />

Anspruch auf umfassende Berücksichtigung<br />

ihrer Belange und auf gleichberechtigte<br />

Teilhabe. Die gewachsene<br />

Beziehung zwischen Staat und den<br />

christlichen Kirchen wollen wir erhalten<br />

und wo nötig der gesellschaftlichen<br />

Realität anpassen“, dafür sollen zum<br />

Beispiel das kirchliche Arbeitsrecht<br />

reformiert und Ausnahmeklauseln im<br />

Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz<br />

aufgehoben werden, die kirchliche<br />

„AUCH KONFES-<br />

SIONSFREIE HABEN<br />

EINEN ANSPRUCH<br />

AUF UMFASSENDE<br />

BERÜCKSICHTIGUNG<br />

IHRER BELANGE UND<br />

AUF GLEICHBERECH-<br />

TIGTE TEILHABE.<br />

DIE GEWACHSENE<br />

BEZIEHUNG ZWI-<br />

SCHEN STAAT UND<br />

DEN CHRISTLICHEN<br />

KIRCHEN WOLLEN<br />

WIR ERHALTEN<br />

UND WO NÖTIG DER<br />

GESELLSCHAFT-<br />

LICHEN REALITÄT<br />

ANPASSEN“<br />

AUS DEM WAHLPROGRAMM VON<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />

Arbeitgeber*innen privilegieren. Zudem<br />

wolle man sich für eine „unabhängige<br />

wissenschaftliche Einrichtung zur<br />

Erforschung der religiösen und weltanschaulichen<br />

Landschaft“ einsetzen,<br />

hieß es dort.<br />

Wer sagt es<br />

Olaf Scholz und der<br />

übrigen Parteispitze?<br />

<strong>Das</strong> SPD-Programm fiel indes teilweise<br />

sogar hinter jenes früherer Jahre<br />

zurück, was die Beachtung von Weltanschauungen<br />

und Weltanschauungsgemeinschaften<br />

ohne religiösen Hintergrund<br />

betrifft. Ein Grund: Beachtliche<br />

Teile der zu Zeiten der Weimarer Republik<br />

weltanschauungspolitisch sehr<br />

progressiven Partei hadern heute stark<br />

mit der neuen Normalität. So sagte der<br />

religionspolitische Sprecher der SPD-<br />

Bundestagfraktion, Lars Castelluci, vor<br />

den Bundestagswahlen gegenüber dem<br />

Kölner Domradio in bestem bischöflichem<br />

Diktum: „Religion gehört zum<br />

Menschen.“ Kein Ausrutscher, denn<br />

Castellucci war zuvor immer wieder als<br />

einseitiger Lobbyist der Kirchen aufgetreten<br />

und es kann nicht als gesichert<br />

gelten, dass der Bundestagsabgeordnete,<br />

von Beruf übrigens Professor für<br />

nachhaltiges Management, für die Partei<br />

in dieser Position auch die nachhaltigste<br />

Lösung zu weltanschauungspolitischen<br />

Fragen bietet. Nur sollte das<br />

mal jemand einem möglichen künftigen<br />

Kanzler Scholz und der übrigen Parteispitze<br />

sagen.<br />

„Alle religiösen und<br />

nicht-religiösen Lebenskonzepte<br />

haben ein<br />

gleiches Recht“<br />

Eine Sache ist aber gewiss: Folgt tatsächlich<br />

eine Ampelkoalition auf die<br />

Kanzlerinnen-Ära, können <strong>humanistisch</strong>e<br />

Stimmen aus der Gesellschaft<br />

auf mehr Gehör und Offenheit bei den<br />

regierenden Fraktionen hoffen als in<br />

den 16 Jahren zuvor.<br />

Und dass es mit Blick auf die nichtkirchlich<br />

gebundenen, nicht-religiösen<br />

Bürger*innen heute sogar aus der<br />

katholischen Kirche deutlich anders<br />

klingen kann als beim einstigen Trio<br />

Meisner, Müller und Mixa, machte ein<br />

im Wahljahr 2021 in kirchlichen Medien<br />

als „Orientierungshilfe“ bezeichnetes<br />

Arbeitspapier der Katholischen<br />

Sozialwissenschaftlichen Zentralstelle<br />

(KSZ) deutlich. In der KSZ-Kurzanalyse<br />

zu den Grundpositionen der im<br />

Bundestag vertretenen Parteien zur<br />

Bundestagswahl 2021 hieß es zusammenfassend:<br />

„Alle religiösen und<br />

nichtreligiösen Lebenskonzepte haben<br />

ein gleiches Recht. Aus sozialethischer<br />

Sicht spricht demnach nichts gegen<br />

eine Weiterentwicklung des derzeitigen<br />

Staatskirchenrechts zu einem Religionsverfassungsrecht<br />

im Sinne einer<br />

Gleichstellung und Gleichbehandlung<br />

aller Religionsgemeinschaften und<br />

Weltanschauungen.“<br />

Schöne Worte, doch Papier ist geduldig<br />

und am Ende entscheiden die<br />

Prioritäten in den Fraktionen und die<br />

Mehrheiten in Parlamenten. Ob, wie<br />

und wann die neue Normalität mit der<br />

politischen und gesetzlichen Wirklichkeit<br />

in einen Einklang kommt, bleibt<br />

spannend zu sehen – es einfach abwarten<br />

sollte man aber besser nicht.<br />

Arik Platzek<br />

8<br />

9


<strong>humanistisch</strong>! <strong>#16</strong> / Januar <strong>2022</strong><br />

<strong>#16</strong> / Januar <strong>2022</strong> <strong>humanistisch</strong>!<br />

1.<br />

Die wachsende Bedeutung von<br />

Weltanschauungsgemeinschaften<br />

anerkennen<br />

In der Mehrzahl der Wahlprogramme<br />

zur Bundestagswahl 2021 fanden Weltanschauungsgemeinschaften<br />

neben<br />

den christlichen Kirchen und anderen<br />

Religionsgemeinschaften kaum Erwähnung.<br />

Dieser Fehler darf im Koalitionsvertrag<br />

nicht wiederholt werden.<br />

„Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften<br />

leisten<br />

gleichermaßen wichtige soziale und<br />

gesellschaftliche Arbeit. Humanistische<br />

Weltanschauungsgemeinschaften<br />

treten für die Rechte nicht-religiöser<br />

Menschen mit einer <strong>humanistisch</strong>en<br />

Haltung ein. Letztere stellen eine stetig<br />

wachsende und gesellschaftlich relevante<br />

Gruppe dar.“<br />

2.<br />

Echte Gleichberechtigung<br />

und Mitspracherecht für Weltanschauungsgemeinschaften<br />

Der neutrale Staat darf aufgrund<br />

des Grundsatzes von Gleichheit und<br />

Differenzierungsverbot keiner Religions-<br />

oder Weltanschauungsgemeinschaft<br />

einen Vorzug geben. Dennoch<br />

werden bestimmte Religionsgemeinschaften<br />

und damit die ihnen zugehörigen<br />

Bürger*innen heute immer<br />

noch privilegiert, obwohl ihr Anteil an<br />

der Bevölkerung stetig sinkt. Die im<br />

Grundgesetz angelegte Gleichberechtigung<br />

aller Bürger*innen in Deutschland,<br />

unabhängig davon, ob sie einer<br />

Religions- oder Weltanschauungsgemeinschaft<br />

angehören oder nicht, ist<br />

durch die kommende Bundesregierung<br />

gesellschaftlich und politisch zu ver<br />

wirklichen.<br />

„Alle Bürger*innen in Deutschland<br />

sollen die gleichen Rechte<br />

und Chancen haben, unabhängig<br />

davon, welcher Religion oder Weltanschauung<br />

sie sich verbunden fühlen.<br />

Wir wollen eine zeitgemäße Anpassung<br />

der politischen und rechtlichen<br />

Grundlagen unseres Gemeinwesens<br />

erreichen, die der religiös-weltanschaulichen<br />

Vielfalt in Deutschland<br />

entspricht und das Modell der „Kirchenförmigkeit“<br />

vieler Rechtsbereiche<br />

überwindet. Dazu gehört u.a. die<br />

Einführung eines regelmäßigen Dialogs<br />

mit allen religiös-weltanschaulichen<br />

SIEBEN KERNFORDERUNGEN UND<br />

FORMULIERUNGSVORSCHLÄGE DER<br />

HUMANISTISCHEN VEREINIGUNG FÜR DEN<br />

KOALITIONSVERTRAG DER BUNDES-<br />

REGIERUNG IN DER 20. WAHLPERIODE<br />

DES DEUTSCHEN BUNDESTAGES<br />

Gruppierungen, die weltanschaulich<br />

plurale Ausrichtung öffentlicher<br />

Gedenk- und Trauerfeiern sowie die<br />

Überprüfung aller relevanten Ansätze<br />

des Bundeshaushalts mit dem Ziel der<br />

pluralistischen Vergabe öffentlicher<br />

Mittel an die Akteure des weltanschaulichen<br />

und religiösen Spektrums<br />

gleichermaßen.“<br />

3.<br />

Staatliche Finanzierung von<br />

<strong>humanistisch</strong>en Begabtenförderungswerken<br />

Der Bund fördert spezielle Begabtenförderungswerke<br />

für Studierende<br />

christlichen, jüdischen und muslimischen<br />

Glaubens. Somit haben<br />

Studierende und Promovierende dieser<br />

Glaubensrichtungen bessere Chancen<br />

beim Erhalt eines Stipendiums als andere<br />

– vor allem nicht-religiöse – Studierende.<br />

Diese Ungleichbehandlung ist<br />

durch die kommende Bundesregierung<br />

zu korrigieren.<br />

„Wir wollen die Begabtenförderung<br />

des Bundes für<br />

Studierende und Promovierende für<br />

die Förderwerke aller öffentlich-rechtlichen<br />

Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften<br />

öffnen. Dazu<br />

gehört die staatliche Finanzierung der<br />

Humanistisches Studienwerk A.ö.R. für<br />

Studierende mit einer <strong>humanistisch</strong>en<br />

Lebenseinstellung.“<br />

4.<br />

Seelsorge für Humanist*innen<br />

und Nicht-Religiöse<br />

Seelsorge wird in Deutschland<br />

derzeit fast ausschließlich von Religionsgemeinschaften<br />

organisiert. Aber<br />

auch nicht-religiöse Menschen brauchen<br />

in besonderen Lebenssituationen<br />

ihnen entsprechende Seelsorgeangebote.<br />

In den Niederlanden und in Belgien<br />

kümmert sich die <strong>humanistisch</strong>e<br />

Seelsorge schon seit Jahrzehnten um<br />

diesen Personenkreis. Angesichts der<br />

wachsenden Zahl von Menschen mit<br />

nicht-religiöser Lebenseinstellung in<br />

unserem Land muss die neue Bundesregierung<br />

hier ein Zeichen setzen.<br />

„Wir befürworten und fördern<br />

die bundesweite Erprobung<br />

und Einführung <strong>humanistisch</strong>er<br />

Seelsorgeangebote für nicht-religiöse<br />

Menschen. Eine <strong>humanistisch</strong>e Militärseelsorge<br />

in der Bundeswehr wollen<br />

wir noch in dieser Legislatur etablieren.<br />

Auf Länderebene beteiligen wir<br />

uns an der Finanzierung von Modellprojekten,<br />

mit dem Ziel <strong>humanistisch</strong>e<br />

Seelsorge in Krankenhäusern, Haftanstalten,<br />

bei der Polizei sowie zur Notund<br />

Krisenintervention einzuführen.<br />

Analog zur Finanzierung theologischer<br />

Fakultäten an staatlichen Universitäten<br />

werden wir Mittel zur Einrichtung<br />

Illustration: ©Martin Rollmann<br />

<strong>humanistisch</strong>er Fakultäten bzw. Professuren<br />

an staatlichen Universitäten<br />

und Hochschulen bereitstellen, die der<br />

Ausbildung <strong>humanistisch</strong>er Seelsorger*innen<br />

und weiterer <strong>humanistisch</strong>er<br />

Fachkräfte für das Bildungs- und<br />

Sozialwesen dienen. An den Hochschulen<br />

des Bundes werden wir noch<br />

in dieser Legislaturperiode mit den<br />

entsprechenden Aufbaumaßnahmen<br />

beginnen.“<br />

5.<br />

Gesetz zum assistierten Suizid<br />

und zur Suizidpräventionsberatung<br />

Nach dem wegweisenden Urteil des<br />

Bundesverfassungsgerichts vom Februar<br />

2020 ist die neue Bundesregierung<br />

aufgefordert, unverzüglich gute Regelungen<br />

zur Verwirklichung des Rechts<br />

auf ein selbstbestimmtes Lebensende<br />

und zur Suizidhilfe umzusetzen. Da<br />

Selbstbestimmung nicht dem Urteil<br />

anderer unterliegt, dürfen die persönlichen<br />

Moralvorstellungen der Abgeordneten<br />

des Deutschen Bundestages<br />

dabei keine Rolle spielen.<br />

„Wir wollen bis spätestens zur<br />

parlamentarischen Sommerpause<br />

<strong>2022</strong> ein Suizidhilfegesetz verabschieden,<br />

das auf der Entscheidungshoheit<br />

der Betroffenen fußt. Darin<br />

wollen wir eine qualitativ hochwertige,<br />

niedrigschwellige und ergebnisoffene<br />

Pflichtberatung zur Suizidprävention<br />

gewährleisten. Die letztliche Autonomie<br />

der volljährigen Suizidwilligen<br />

ist dabei konsequent zu respektieren.<br />

Niemand darf zur Unterstützung eines<br />

Suizids verpflichtet werden.“<br />

6.<br />

Für eine weltanschaulich<br />

neutrale Entwicklungszusammenarbeit<br />

und Katastrophenhilfe<br />

Die aktuelle Strategie der Bundesregierung<br />

in der Entwicklungszusammenarbeit<br />

und Katastrophenhilfe ist geprägt<br />

von einem kritischen Mangel an<br />

Distanz gegenüber den beiden großen<br />

christlichen Religionsgemeinschaften.<br />

Die enorm hohen Hürden für neue<br />

Akteure, Strukturen zu schaffen und<br />

ihre Projektarbeit zu finanzieren, sind<br />

von der kommenden Bundesregierung<br />

abzubauen.<br />

„Wir stehen für eine weltanschaulich<br />

plurale Entwicklungszusammenarbeit<br />

und<br />

Katastrophenhilfe, die die Etablierung<br />

effektiver Monitoringverfahren sowie<br />

die Revision und weltanschaulich gerechte<br />

Umverteilung staatlicher Mittel<br />

– auch aus dem Haushaltstitel „Förderung<br />

entwicklungswichtiger Vorhaben<br />

der Kirchen“ – umfasst. Den Zugang<br />

neuer Hilfswerke aus dem Bereich der<br />

öffentlich-rechtlichen Weltanschauungsgemeinschaften,<br />

wie der Humanistisches<br />

Hilfswerk A.ö.R., wollen wir<br />

durch unbürokratische Anschub- und<br />

Projektförderung erleichtern.“<br />

7.<br />

Schutz und Asyl für bedrohte<br />

Humanist*innen und Atheist*innen<br />

Weltweit und auch bei uns in<br />

Deutschland werden viele Millionen<br />

Humanist*innen, Atheist*innen und<br />

Apostat*innen diskriminiert, verfolgt,<br />

bedroht, eingesperrt oder getötet. Die<br />

Regierungskoalition der 19. Legislatur<br />

hatte sich besonders dem Schutz<br />

von Christ*innen gewidmet. Die neue<br />

Bundesregierung muss ihre Politik hier<br />

grundlegend ändern, denn Menschenrechte<br />

sind für alle da, nicht nur für<br />

Christ*innen.<br />

„Wir werden konsequente<br />

politische Maßnahmen und<br />

Sanktionen gegen Staaten umsetzen,<br />

die die Menschenrechte missachten<br />

und Menschen aufgrund ihrer Religion<br />

oder Weltanschauung oder wegen<br />

ihres Einsatzes für die Menschenrechte<br />

bedrohen, einsperren oder töten. Bei<br />

Asylverfahren wie auch bei der Unterbringung<br />

von geflüchteten Personen in<br />

Deutschland sind auch die vielfältigen<br />

weltanschaulichen Hintergründe zu<br />

berücksichtigen.“<br />

Mehr Informationen zu den Forderungen<br />

der Humanistischen Vereinigung an die<br />

neue Bundesregierung:<br />

» Sommerinterview 2021 mit dem Vorstand der<br />

Humanistischen Vereinigung, Michael Bauer,<br />

unter <strong>humanistisch</strong>.net/sommerinterview-2021<br />

» 10-Punkte-Papier zur Verwirklichung der weltanschaulichen<br />

Neutralität staatlichen Handelns unter<br />

<strong>humanistisch</strong>.net/HV-10-Punkte-zur-Neutralitaet<br />

» Bericht über die Benachteiligung nichtreligiöser<br />

Menschen unter glaeserne-waende.de<br />

» Eckpunktepapier zur Humanistischen Militärseelsorge<br />

in der Bundeswehr unter <strong>humanistisch</strong>.net/<br />

HV-Eckpunkte-Militaerseelsorge<br />

10<br />

11


<strong>#16</strong> / Januar <strong>2022</strong> <strong>humanistisch</strong>!<br />

BUNDESTAGSWAHL 2021<br />

Zur Bundestagswahl 2021<br />

angetretene Parteien<br />

Größe des Parlaments<br />

54<br />

In den Bundestag<br />

6<br />

gewählte Parteien<br />

Parlamentarier*innen<br />

mit Migrationshintergrund<br />

Robert Blum<br />

als Namenspatron<br />

ausgewählt<br />

Jüngste Fraktion: B´90/Die Grünen (42,6 Jahre)<br />

Älteste Fraktion: AfD (51,2 Jahre)<br />

Anteil der Frauen in<br />

Bundestagsfraktionen:<br />

Grüne – 5 6 ,7 %<br />

Linke – 5 3 , 6 %<br />

SPD – 4 4 , 1 %<br />

FDP – 2 3 , 8 %<br />

CDU/CSU – 2 0 ,7 %<br />

AfD – 10,2%<br />

Abgeordnete,<br />

davon 282 neu dabei (38 %)<br />

Die meisten Neulinge: B´90/Die Grünen (5 7 % )<br />

Die meisten alten Hasen: Die Linke (7 9 % )<br />

TRANSPARENZ-<br />

VERSPRECHEN<br />

Transidente<br />

Abgeordnete:<br />

2<br />

(Nyke Slawik und<br />

Tessa Ganserer, beide<br />

B‘90/Die Grünen)<br />

Größte Anteile nach Berufsgruppen:<br />

Unternehmensorganisation<br />

und Verwaltung – 5 7 %<br />

Jurist*innen – 1 4 %<br />

Lehrende Berufe – 4 %<br />

Nicht teilnehmende und<br />

teilnehmende Abgeordnete<br />

am Transparenz-Versprechen<br />

der derzeit im Bundestag<br />

vertretenen Fraktionen<br />

735 83<br />

79<br />

127<br />

183<br />

(11,3 %) im neuen Bundestag<br />

Höchster Anteil bei Fraktionen: Die Linke ( 2 8 , 2 % )<br />

Niedrigster Anteil bei Fraktionen: CDU/CSU (4 , 6 % )<br />

Religionszugehörigkeit<br />

Evangelisch: 165 Abgeordnete ( 2 2 , 5 % )<br />

Katholisch: 162 Abgeordnete ( 2 2 % )<br />

Orthodoxe & Alt-Katholiken: 6 Abgeordnete (0 , 8 % )<br />

Muslime: 8 Abgeordnete ( 1 , 1 % )<br />

Jüdisch: 0 Abgeordnete<br />

Konfessionslos: 39 Abgeordnete (5 , 3 % )<br />

Keine Angaben: 355 Abgeordnete (4 8 , 3 % )<br />

Zahl der Abgeordneten im Bundestag,<br />

deren Immunität aufgehoben wurde<br />

2009-2013: 9 Abgeordnete<br />

2013-2017: 4 Abgeordnete<br />

seit 2017: 18 Abgeordnete<br />

31<br />

87<br />

74 70<br />

6<br />

13 18 13 33<br />

SPD CDU/CSU B‘90/<br />

Die Grünen<br />

FDP AfD Die Linke<br />

Gelungene Premiere<br />

Endlich war es soweit: Mitte September konnte das erste Jahrestreffen<br />

der Stipendiat*innen des Humanistischen Studienwerks in<br />

Präsenz abgehalten werden. Im März 2021 hatte es zwar ein digitales<br />

Treffen gegeben, aber wie mittlerweile hinlänglich bekannt<br />

ist, kann das eine Präsenzveranstaltung nur schwer ersetzen.<br />

Der Startschuss des ersten Tages fiel mit einer Begrüßung und<br />

einer Ansprache des Präsidenten des Humanistischen Studienwerks,<br />

Sebastian Rothlauf. Danach begann der von den Stipendiat*innen<br />

organisierte Seminartag. Es gab klassische Vorträge,<br />

etwa über den Subjektbegriff in der Psychoanalyse, über die<br />

unterschiedlichen Menschenbilder in den Human- und den Naturwissenschaften,<br />

über die rechtsphilosophischen Aspekte des<br />

Gerechtigkeitsbegriffs oder über „Global Health“. Des Weiteren<br />

gab es interessante Einblick in die Aufklärungsarbeit zum Klimawandel<br />

und seine Ursachen wie auch einen Erfahrungsbericht<br />

über die Tätigkeit als Aktivistin in der zivilen Seenotrettung. Der<br />

Seminartag zeichnete sich aus durch sehr divergente Themen,<br />

rege und offene Diskussionen sowie durch eine von Anfang an<br />

positive Gruppendynamik.<br />

Nach einer Pause wurde beim Abendessen weiter über die<br />

Themen des Seminartags diskutiert, es gab aber auch vom Vorstand<br />

des Humanistischen Studienwerks, Michael Bauer, viele<br />

Informationen über das Studienwerk selbst, sowie über die Geschichte<br />

und die Ziele der Humanistischen Vereinigung.<br />

Am Sonntag stand zunächst ein Besuch des „Memorium<br />

Nürnberger Prozesse“ auf dem Programm; mit dem Besuch des<br />

Saals 600 und der dazu gehörigen Ausstellung hat die Gruppe<br />

gleichzeitig die dunkle und die helle Seite der Nürnberger Geschichte<br />

näher kennengelernt. <strong>Das</strong>s Nürnberg nicht nur die Stadt<br />

der Reichsparteitage und der Rassengesetze, sondern auch des<br />

Völkerrechts und der Menschenrechte ist, wurde mit dem zweiten<br />

Programmpunkt, einer Führung durch die Straße der Menschenrechte,<br />

installiert vom erst kürzlich verstorbenen Dani Karavan,<br />

deutlich.<br />

Zum Abschluss waren sich alle Beteiligten einig, den gewinnbringenden<br />

Austausch bis zum nächsten Jahrestreffen auf diesem<br />

Niveau beizubehalten.<br />

<strong>Das</strong> Humanistische Studienwerk trägt zusätzlich nun den Namen<br />

Robert Blum. <strong>Das</strong> teilte es anlässlich des diesjährigen Todestags<br />

des am 9. November vor 173 Jahren von den kaiserlichen Truppen<br />

Österreichs hingerichteten Politikers, Publizisten, Verlegers<br />

und Dichters mit. Die Humanistische Vereinigung als Trägerin des<br />

Studienwerks sagte zur Namensvergabe, dass Blum ein großer<br />

Vorkämpfer der Demokratie und der Menschenrechte war, der<br />

wie kein zweiter für den politischen Aufbruch im Vormärz und in<br />

der Revolution von 1848/49 steht.<br />

Blum hatte sich unermüdlich für Freiheit, demokratische<br />

Selbstbestimmung, für Menschen- und Bürgerrechte, für soziale<br />

und Bildungsgerechtigkeit und für ein Europa eingesetzt, in dem<br />

alle in Frieden zusammenleben. Als Abgeordneter des Verfassungsausschusses<br />

der Deutschen Nationalversammlung und<br />

deren Vizepräsident leistete er mit seinem Beschlussvorschlag<br />

einen wichtigen Beitrag zur Trennung zwischen Kirche und Staat:<br />

„Niemand kann zu irgendeiner kirchlichen Handlung oder Feierlichkeit<br />

gezwungen werden.“ Sein Vorschlag wurde angenommen<br />

und definiert nahezu unverändert bis heute ein Grundrecht aller<br />

Deutschen. Mit dem Namen Robert Blum verbindet sich eine<br />

kluge, willensstarke Persönlichkeit, die viel zum Humanismusbegriff<br />

beigetragen hat, wie er vom Humanistischen Studienwerk<br />

verstanden wird.<br />

„Wir freuen uns sehr, dass unser<br />

Begabtenförderwerk mit Robert<br />

Blum einen Namenspatron erhält,<br />

der eine wichtige Persönlichkeit für<br />

den Humanismus darstellt und für<br />

viele ein großes Vorbild ist. Robert<br />

Blum war ein kluger und umtriebiger<br />

Demokrat, der sich für gleiche<br />

Rechte für alle Menschen einsetzte“,<br />

sagte der HV-Vorstand dazu.<br />

„Ich sterbe für die<br />

Freiheit!“ – Robert Blum:<br />

Ein tragischer Held<br />

Die Begründung von HV-Vorstand<br />

Michael Bauer zur Ernennung<br />

Robert Blums zum Namenspatron<br />

des Humanistischen Studienwerks<br />

finden Sie online. Kurzlink:<br />

<strong>humanistisch</strong>.net/robertblum<br />

13


<strong>humanistisch</strong>! <strong>#16</strong> / Januar <strong>2022</strong><br />

<strong>#16</strong> / Januar <strong>2022</strong> <strong>humanistisch</strong>!<br />

Veranstaltungsplaner<br />

Dezember 2021–<br />

März <strong>2022</strong><br />

12<br />

12<br />

WELTLICHES ZUR WEIHNACHTSZEIT<br />

Lesung heiter-nachdenklicher<br />

Texte von Kästner<br />

bis Loriot<br />

Sonntag, 12.12.2021, 16.00–18.00 Uhr<br />

Lesung von Dr. Frank Schulze. Mit Ehrung unserer<br />

Jubilar*innen, Entzünden der Feuerschale und Glühwein.<br />

Veranstaltungsort: Humanistisches Zentrum Nürnberg,<br />

Kinkelstraße 12, 90482 Nürnberg.<br />

Eintritt frei!<br />

Nur mit Anmeldung per E-Mail: anmeldung@<br />

<strong>humanistisch</strong>e-vereinigung.de<br />

15 ONLINEKURS<br />

„So geht Humanismus“<br />

Mittwoch, 15.12.2021, 19.00–20.00 Uhr<br />

12<br />

Expertengespräch zum Onlinekurs „So geht Humanismus“<br />

für die Teilnehmer*innen des Onlinekurses (Vollversion).<br />

Referent: Michael Bauer<br />

Ort: Zoom-Videokonferenz, so-geht-humanismus.de<br />

31<br />

12<br />

KRIMILESUNG MIT MUSIK<br />

Fränkischer Nervenkitzel<br />

Donnerstag, 31.12.2021, 15.00–17.00 Uhr<br />

Die Humanistische Vereinigung lädt zur gemeinsamen<br />

Jahresabschlussfeier, dem Silvesternachmittag im Nürnberger<br />

Marmorsaal. Auf der Bühne begrüßen wir den fränkischen<br />

Krimiautor Volker Backert, wie üblich begleitet von<br />

dem „Gitarren-Mafioso“ Franco Corleone.<br />

Veranstaltungsort: Marmorsaal des Presseclubs,<br />

Gewerbemuseumsplatz 2, 90403 Nürnberg<br />

Kosten: 15,- €, für HV-Mitglieder frei!<br />

Karten: Humanistische Vereinigung, Tel. 0911 43104-0,<br />

veranstaltungen@<strong>humanistisch</strong>e-vereinigung.de<br />

26<br />

01<br />

PHILOSOPHISCHE SOIREE<br />

Objektivismus revisited.<br />

Darum scheitert Ayn Rands Ethik<br />

Mittwoch, 26.01.<strong>2022</strong>, 19.30–21.00 Uhr<br />

Die russisch-amerikanische Philosophin Ayn Rand<br />

(1905–1982) hat im 20. Jahrhundert mit ihrem atheistisch-libertären<br />

Denken („Objektivismus“) für Aufsehen<br />

gesorgt. Der Referent unterzieht ihre Philosophie einer<br />

kritischen Revision, wobei die Ethik Rands im Mittelpunkt<br />

stehen wird. Auch ihre politisch-ökonomischen Positionen<br />

(„Laissez-faire-Kapitalismus“) werden kritisch analysiert.<br />

Demgegenüber stellt der Referent als bewahrenswert u. a.<br />

Rands Vernunftorientierung, ihre auf logische Integration<br />

beobachtbarer Tatsachen aufbauende Erkenntnistheorie<br />

sowie ihre strenge Tugendethik für Unternehmer*innen.<br />

In Kooperation mit der Gesellschaft für kritische Philosophie<br />

Nürnberg.<br />

Referent: Andreas Müller, M. A.<br />

Veranstaltungsort: Kulturwerkstatt auf AEG,<br />

Fürther Str. 244d, 90429 Nürnberg<br />

Eintritt frei!<br />

Karten: Humanistische Vereinigung, Tel. 0911 43104-0,<br />

veranstaltungen@<strong>humanistisch</strong>e-vereinigung.de<br />

Fotos: unsplash.com; Icons: thenounprojekt.com<br />

27 ONLINE-SEMINAR<br />

Wahrnehmung und<br />

unbewusste Vorurteile<br />

Donnerstag, 27.01.<strong>2022</strong>, 15.00–17.00 Uhr<br />

01<br />

Die Fortbildung behandelt die psychologischen Ursprünge<br />

von vorurteilsbehafteten Gedanken und deren Auswirkungen<br />

auf unsere Kommunikation. An praktischen<br />

Beispielen, kurzen Workshop-Elementen und mit Hilfe<br />

überraschender Wahrnehmungstäuschungen sollen die<br />

Inhalte nachhaltig vermittelt werden und dadurch lange<br />

im Gedächtnis bleiben.<br />

Referent: Ralf Mitschke, philoscience<br />

Kosten: 25,- €<br />

Anmeldung per E-Mail: buchung@philoscience.de<br />

09<br />

02<br />

24 ONLINE-SEMINAR<br />

02<br />

PHILOSOPHISCHE SOIREE<br />

Harriet Taylor Mill – mehr als<br />

die Frau hinter dem großen<br />

Philosophen<br />

Mittwoch, 09.02.<strong>2022</strong>, 19.30–21.00 Uhr<br />

Die englische Frauenrechtlerin und Autorin Harriet Taylor<br />

Mill (1807–1858) dürfte heute vielen bestenfalls als Gattin<br />

des Philosophen John Stuart Mill bekannt sein. <strong>Das</strong>s sie jedoch<br />

weit mehr war und sogar sein eigenes Werk ohne sie<br />

kaum denkbar sei, hat gerade dieser immer wieder offen<br />

anerkannt. So schreibt er in „On Liberty“: „Wie alles, was<br />

ich über viele Jahre geschrieben habe, so gehört auch dies<br />

ihr und mir zugleich“. Der Vortrag holt ihre Leistungen<br />

und Beiträge im Rahmen einer biographischen Skizze aus<br />

dem Schatten ihres Mannes hervor.<br />

In Kooperation mit der Gesellschaft für kritische Philosophie<br />

Nürnberg.<br />

Referentin: Gerda Rosenberger<br />

Veranstaltungsort: Kulturwerkstatt auf AEG,<br />

Fürther Str. 244d, 90429 Nürnberg<br />

Eintritt frei!<br />

Karten: Humanistische Vereinigung, Tel. 0911 43104-0,<br />

veranstaltungen@<strong>humanistisch</strong>e-vereinigung.de<br />

Lernen und Gedächtnis<br />

Donnerstag, 27.01.<strong>2022</strong>, 15.00–17.00 Uhr<br />

Referent: Ralf Mitschke, philoscience<br />

Kosten: 25,- €<br />

Anmeldung per E-Mail: buchung@<br />

philoscience.de<br />

20<br />

03<br />

21 ONLINE-SEMINAR<br />

Wahrnehmung und<br />

unbewusste Vorurteile<br />

Donnerstag, 21.03.<strong>2022</strong>, 15.00–17.00 Uhr<br />

03<br />

PHILOSOPHISCHES FRÜHSTÜCK<br />

Maria Farantouri – Stimme<br />

Griechenlands und der Humanität.<br />

Sonntag, 20.03.<strong>2022</strong>, Frühstück ab 11 Uhr,<br />

Vortrag mit Diskussion: 12.00–13.30 Uhr,<br />

Ende der Veranstaltung: 14 Uhr<br />

„Von Anfang an wollte ich mit meinem Gesang Menschen<br />

aus allen Völkern unterstützen, die für den Frieden kämpfen“,<br />

sagt Maria Farantouri (*1947), deren Stimme etwa<br />

der „Guardian“ als „Geschenk der olympischen Götter“<br />

bezeichnete. Ihren Durchbruch feierte sie in den 1960er-<br />

Jahren als Interpretin der Werke von Mikis Theodorakis.<br />

Bis heute überschreitet sie im Geiste von Humanität und<br />

Völkerverständigung immer wieder künstlerische wie<br />

politisch-kulturelle Grenzen.<br />

Referent: Dr. Frank Schulze<br />

Veranstaltungsort: Humanistisches Zentrum Nürnberg,<br />

Kinkelstraße 12, 90482 Nürnberg.<br />

Eintritt: 9,- € inkl. Frühstücksbuffet, für HV-Mitglieder<br />

frei!<br />

Infos: Humanistische Vereinigung, Tel. 0911 43104-0,<br />

veranstaltungen@<strong>humanistisch</strong>e-vereinigung.de<br />

Foto: ©Helena Leoussi<br />

20<br />

03<br />

PHILOSOPHISCHES CAFÉ<br />

Maria Farantouri – Stimme<br />

Griechenlands und der Humanität.<br />

Sonntag, 20.03.<strong>2022</strong>, Café ab 17 Uhr geöffnet,<br />

Vortrag mit Diskussion: 17.30–19.00 Uhr,<br />

Ende der Veranstaltung: 19.30 Uhr<br />

Veranstaltungsort: Café Feuerbach, Elvirastraße 17a,<br />

München.<br />

Eintritt: 6,- € inkl. Snack & Kaffee, für HV-Mitglieder frei!<br />

Infos: Humanistische Vereinigung, Tel. 0911 43104-0,<br />

veranstaltungen@<strong>humanistisch</strong>e-vereinigung.de<br />

Internationaler Tag gegen Rassismus.<br />

Siehe Informationen zum früheren Termin am 27.01.<strong>2022</strong><br />

Referent: Ralf Mitschke, philoscience<br />

Kosten: 25,- €<br />

Anmeldung per E-Mail: buchung@philoscience.de<br />

Jetzt vormerken! SENECA-SYMPOSIUM AM 9. APRIL <strong>2022</strong> IM MARMORSAAL DES PRESSECLUBS NÜRNBERG<br />

mit u. a. diesen Referenten: Robert Zimmer (Lebensweisheit als Weltklugheit. Senecas Briefe an Lucilius als<br />

Vorläufer einer Philosophie der Lebenskunst), Dieter Birnbacher (Seneca und der „gute Tod“) und Gerhard Engel<br />

(Seneca als klassischer Politikberater). <strong>Das</strong> vollständige Programm und Anmeldung unter seneca-symposium.de.<br />

Weitere Termine finden Sie unter <strong>humanistisch</strong>e-vereinigung.de und philoscience.de<br />

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<strong>humanistisch</strong>! <strong>#16</strong> / Januar <strong>2022</strong><br />

<strong>#16</strong> / Januar <strong>2022</strong> <strong>humanistisch</strong>!<br />

Im Norden geht was<br />

Im Rahmen seines Antrittsbesuchs als erster Schirmherr des Seeleute-Clubs<br />

50 Miles unter dem Dach der Humanistischen Vereinigung<br />

hat Oldenburgs Oberbürgermeister Jürgen Krogmann (SPD)<br />

im September die Räumlichkeiten besichtigt. Im Gespräch mit den<br />

Mitarbeitenden des Seafarer’s Social Service (SSSO) nahm er sich<br />

viel Zeit, um sich über die Situation von Seeleuten allgemein und<br />

vor Ort zu informieren.<br />

Der zum 1. März 2021 gestartete SSSO stellt laut Krogmann<br />

„eine echte Bereicherung für unseren Hafen und unsere Stadt dar.<br />

<strong>Das</strong> Angebot der Oldenburger Regionalgruppe der Humanistischen<br />

Vereinigung schließt eine wichtige Lücke: Seeleute finden<br />

nun endlich auch in unserem Hafen eine soziale Betreuung gemäß<br />

Seearbeitsübereinkommen, erklärte Krogmann in seinem Grußwort.<br />

„Vor allem die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie notwendig<br />

soziale Betreuung für Seeleute ist. Für die Schiffsbesatzungen<br />

bieten diese Einrichtungen oft die einzige Möglichkeit, sich mit<br />

Waren des täglichen Bedarfs zu versorgen und Kontakte zu<br />

pflegen. Doch nicht nur in der Krise brauchen Seeleute Unterstützungsangebote,<br />

auch für die Zukunft sind wir mit dem Seafarer´s<br />

Social Service gut aufgestellt“, so der Oldenburger Oberbürgermeister<br />

weiter. Als Dank für seinen Besuch erhielt der passionierte<br />

Segler Jürgen Krogmann von Regionalgeschäftsführer Jürgen<br />

Steinecke noch ein 50-Miles-Teamcap.<br />

Zu den Aufgaben des SSSO gehört unter anderem auch die<br />

seelsorgerische und soziale Betreuung der Seeleute. Der SSSO<br />

greift dabei sowohl auf haupt- als auch auf ehrenamtliche Mitarbeitende<br />

zurück. Für ehrenamtliche Mitarbeitende gibt es dabei<br />

eine interne Ausbildung, die mit einer Zertifizierung abschließt.<br />

Ebenfalls am 28. September erhielt der Oldenburger und Mitinitiator<br />

des SSSO Axel Kittel nun als erster ehrenamtlicher Mitarbeitender<br />

das Zertifikat, mit dem ihm seine besondere Qualifizierung<br />

bescheinigt wird.<br />

Und auch in der Landeshauptstadt Hannover geht es voran:<br />

HV-Regionalgeschäftsführer Jürgen Steinecke ist nach einstimmiger<br />

Wahl seit Oktober Mitglied des Verbandsrats des Paritätischen<br />

Kreisverbands Region Hannover und wird nun auch dort die Interessen<br />

von Humanist*innen vertreten.<br />

Bundestreffen<br />

in Nürnberg<br />

Junge Humanist*innen (JuHus) aus Berlin, Niedersachsen, Baden-<br />

Württemberg und Bayern haben sich Ende September in Nürnberg<br />

getroffen, um miteinander ein ebenso schönes wie produktives<br />

Wochenende zu verbringen. Nach der teils sehr langen<br />

Anreise startete das Treffen auf dem Abenteuerspielplatz Amsel<br />

mit einem gemeinsamen Essen und einigen Kennenlernspielen.<br />

Dieser sehr gemütliche Abend wurde dann später in den JuHu-<br />

Turm in der Stadtmauer und in den Unterschlupf der Pfadfinder<br />

Weltenbummler verlegt.<br />

Auch wenn die Nachtruhe etwas zu kurz ausfiel, wurde nach<br />

dem gemeinsamen Frühstück der Samstag produktiv mit zwei<br />

Workshops eingeleitet. Einer davon beschäftigte sich mit den<br />

Parteiprogrammen der verschiedenen Parteien, welche bei der<br />

Bundestagswahl zur Wahl standen. Im zweiten Workshop ging es<br />

dann um das Thema Tradition innerhalb des Verbandes. Es zeigten<br />

sich dabei viele gemeinsame Überzeugungen, aber auch durchaus<br />

verschiedene Perspektiven und daraus entstanden interessante<br />

und vielschichtige Gespräche.<br />

Am Nachmittag ging es bei schönstem Wetter zurück zum<br />

Jugendtreff Amsel, wo die JuHus gemeinsam mit diesjährigen<br />

Jugendfeierlingen an einem mobilen Escape Room-Spiel teilnahmen.<br />

Mit viel Elan und Ehrgeiz wurden nacheinander in vier<br />

Gruppen drinnen und draußen diverse Rätsel gelöst und Schlösser<br />

geknackt. Nachdem alle Teamaufgaben erfolgreich abgeschlossen<br />

waren, wurde vegetarisch gegrillt und gemeinsam am Lagerfeuer<br />

gegessen. Wie am Tag zuvor ging es anschließend zurück in den<br />

JuHu-Turm und den Unterschlupf, wo die Kartenspiele auspackt<br />

wurden und ein entspannter Abend folgte.<br />

Am Sonntag stand nach dem gemeinsamen Aufräumen der<br />

Höhepunkt des Treffens, die Mitgliederversammlung an. Der erste<br />

Vorsitzende Armin Uebel leitete in Rekordzeit durch die Sitzung.<br />

Die JuHus begrüßten Kolja Böhringer als Stellvertreter (Nachfolger<br />

von Fabian Wehrstedt) und Thomas Fese als neuen Kassenwart,<br />

der Juliane Kremberg in deren Amt im Bundes-JuHu-Vorstand<br />

nachfolgt. Nach dem gemeinsamen Gruppenfoto brachen dann<br />

alle vom Humanistischen Zentrum in der Kinkelstraße aus Richtung<br />

Zuhause auf, mit viel Vorfreude auf das Wiedersehen im<br />

nächsten Jahr.<br />

Fotos Nah am Puls: ©HV; privat<br />

Cai Schmitz-Weicht,<br />

mit Illustrationen<br />

von Ka Schmitz<br />

Die Allgemeine Erklärung<br />

der Menschenrechte<br />

für junge Menschen<br />

In diesem Buch, das die<br />

Autorinnen zusammen mit<br />

Amnesty International entwickelt<br />

haben, werden die dreißig<br />

Artikel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte für Kinder<br />

verständlich formuliert und mit vielen Beispielen verbildlicht: Vor<br />

dem Recht sind alle Menschen gleich, und so kann auch ein König von<br />

der Polizei angehalten werden, wenn er zu schnell gefahren ist, und<br />

genauso haben auch alle Menschen ein Recht auf Eigentum, weshalb<br />

auch niemand einem Kind seinen Teddy wegnehmen darf.<br />

Da alle Menschen die gleichen Rechte auch unabhängig von den<br />

besonderen Umständen haben, in denen sie leben, sind in diesem<br />

Buch viele unterschiedliche Menschen vertreten: Mädchen und<br />

Jungen, Frau-und-Mann-Eltern, gleichgeschlechtliche Paare, Alte und<br />

Junge, Schwarze und Weiße, Menschen mit und ohne Behinderung,<br />

Transmenschen.<br />

Und Kinder werden sich bestimmt freuen zu lesen, dass auch sie<br />

ein Recht auf ein Privatleben mit Geheimnissen oder ein Recht auf<br />

Freizeit und Erholung von der Schule haben!<br />

Jacoby & Stuart, 2021, 72 Seiten, gebunden, 12 Euro.<br />

Andrew Copson, Alice Roberts<br />

The Little Book of Humanist<br />

Weddings: Enduring Inspiration<br />

for Celebrating Love and Commitment<br />

Eine <strong>humanistisch</strong>e Hochzeitszeremonie<br />

gibt Paaren die Freiheit, ihre Liebe<br />

auf ganz persönliche Weise auszudrücken<br />

– und zu entscheiden, was die Ehe für sie<br />

bedeutet. In einer wunderschönen Sammlung von Einsichten von <strong>humanistisch</strong>en<br />

Feiersprecher*innen sowie Zitaten, Gedichten und Meditationen<br />

von <strong>humanistisch</strong>en Schriftsteller*innen und Denker*innen<br />

aus der ganzen Geschichte ist The Little Book of Humanist Weddings<br />

voll von Inspiration, um eine einzigartige Feier der Liebe zu erleben.<br />

Piatkus, 2021, 176 Seiten, gebunden, 9,99 Euro.<br />

Gerhard Roth<br />

Über den Menschen<br />

Kaum ein Forschungsgebiet hat sich<br />

in den vergangenen drei Jahrzehnten so<br />

stürmisch entwickelt wie die Neurowissenschaften.<br />

Sie sind aber auch zum Gegenstand<br />

heftiger interdisziplinärer Debatten<br />

geworden, die sich vor allem um eine<br />

Frage drehen: Zwingen uns die neurowissenschaftlichen<br />

Erkenntnisse zu einer<br />

Revision unseres etablierten Menschenbildes? Entschieden verneint<br />

wird das vor allem von Philosophen, die den Neurowissenschaften<br />

mitunter sogar die Berechtigung absprechen, Aussagen über die geistig-kulturelle<br />

Welt des Menschen zu treffen. Sinnhaftes Verstehen,<br />

Geschichtlichkeit, Lebensweltlichkeit, Willensfreiheit sowie Sprache<br />

als Grundlage von Soziabilität können, so ihr Argument, prinzipiell<br />

nicht mit naturwissenschaftlichem Besteck untersucht werden.<br />

Gerhard Roth zeigt in seinem neuen Buch, dass diese Auffassung<br />

den neurowissenschaftlichen Einsichten über die Beziehung zwischen<br />

Gehirn und Geist, Anlage und Umwelt sowie über die Bedingungen<br />

von Entscheiden und Handeln nicht gerecht wird. In Anknüpfung an<br />

seinen Bestseller Aus Sicht des Gehirns entwirft er auf zugängliche<br />

und elegante Weise ein Bild des Menschen als geistig-soziales, auf<br />

Erfassung des Sinnes seiner selbst und seiner Lebenswelt ausgerichtetes<br />

Wesen. Der Mensch in seiner Komplexität, so sein Fazit, ist weder<br />

allein von den Neurowissenschaften noch allein von den Geistes- und<br />

Sozialwissenschaften erfassbar – und fügt sich dennoch ein in die Einheit<br />

der Natur.<br />

Suhrkamp Verlag (3. Auflage), 2021, 368 Seiten, gebunden, 26 Euro.<br />

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<strong>humanistisch</strong>! <strong>#16</strong> / Januar <strong>2022</strong><br />

<strong>#16</strong> / Januar <strong>2022</strong> <strong>humanistisch</strong>!<br />

F<br />

ür sehr viele Konsument*innen gilt nach wie vor,<br />

möglichst billig und viel zu kaufen, die Teile eher<br />

selten oder sogar nie zu tragen und sie dann bald<br />

wieder wegzuwerfen. Angestachelt von Textilgiganten<br />

und einer Fast-Fashion-Industrie – wie<br />

H&M, Zara, Aldi oder Lidl – mit Billigkollektionen im Wochenrhythmus<br />

ist Kleidung für nicht wenige zur Wegwerfware<br />

geworden.<br />

Die Umweltorganisation Greenpeace hat in einer repräsentativen<br />

Umfrage herausgefunden, dass Kleidungsstücke<br />

im Schnitt nur viermal getragen und rund ein Fünftel der<br />

Sachen in deutschen Kleiderschränken so gut wie nie angezogen<br />

werden. <strong>Das</strong> entspricht etwa einer Milliarde Kleidungsstücke,<br />

dazu kommt eine weitere Milliarde, die nur „seltener<br />

als alle drei Monate“ getragen wird. Summa summarum<br />

Kleine<br />

Kleiderläden<br />

gegen die<br />

große<br />

Verschwendung<br />

----<br />

ES GIBT NUR WENIGE BRANCHEN, IN DENEN DER VERSCHWENDE-<br />

RISCHE UMGANG MIT ROHSTOFFEN UND MENSCHLICHEN RESSOURCEN<br />

UND EIN OFT SINNENTLEERTER KONSUM SO OFFENSICHTLICH<br />

HERVORTRETEN WIE IN DER MODE- UND TEXTILINDUSTRIE.<br />

ungefähr zwei Milliarden Kleidungsstücke, die nahezu ungenutzt<br />

irgendwann in der Tonne landen. Besonders bedenklich<br />

dabei: Beim Wegwerfen spielt der schnell wechselnde<br />

Modegeschmack die entscheidende Rolle. Zwei von drei<br />

Deutschen trennen sich von heilen Kleidungsstücken, weil sie<br />

sie nicht mehr mögen. 40 Prozent, wenn diese nicht mehr der<br />

aktuellen Mode oder dem eigenen Stil entsprechen. Und 31<br />

Prozent gaben an, einfach wieder Platz schaffen zu wollen im<br />

Kleiderschrank.<br />

Die Kehrseite der Fast-Fashion-Industrie zeigt sich am<br />

anderen Ende der Welt: In den meist asiatischen Produktionsländern<br />

ist die Textilindustrie rasant gewachsen und<br />

zum zweitgrößten Wasserverbraucher und -verschmutzer<br />

geworden. Bis zu 7000 Liter Wasser sind für die Produktion<br />

einer einzigen Jeans nötig, insgesamt sind im<br />

Fotos: ©Andrej Lisakov/unsplash.com; HV<br />

Herstellungsprozess bis zu 3500 krebserregende, hormonell<br />

wirksame oder anderweitig giftige Chemikalien im Einsatz.<br />

Viele davon finden sich nicht nur im Umfeld der Fabriken,<br />

sondern mittlerweile weltweit, etwa in der Luft in Südafrika,<br />

den Organen von Eisbär*innen und sogar in der menschlichen<br />

Muttermilch.<br />

Zwar gibt es mittlerweile nicht wenige Firmen oder Labels,<br />

die diese Problemlagen erkannt haben. Sie versuchen,<br />

fair gehandelte und langlebige Kleidung zu produzieren und<br />

empfehlen sogar ihren Kunden, lieber weniger zu kaufen und<br />

die Sachen dafür länger zu tragen.<br />

Allerdings stellen diese meist jungen und kleinen Unternehmen<br />

bislang nur einen sehr kleinen Anteil am Weltwäscheberg.<br />

Laut einer Studie der Unternehmensberater*innen<br />

von McKinsey waren 2019 weniger als ein Prozent der angebotenen<br />

Produkte als „nachhaltig“ gekennzeichnet. Zudem<br />

mangelt es schlicht an international gültigen Standards für<br />

Nachhaltigkeit und klaren Definitionen. Manchmal beziehen<br />

sich Hersteller auf ökologische Standards, mal auf soziale<br />

Aspekte in der Herstellung. Dabei gäbe es durchaus Kategorien<br />

wie den Einsatz von Bio-Materialien oder recycelten<br />

Stoffen, die Transparenz der Lieferketten, Wasserverbrauch<br />

oder Plastikeinsatz, genauso wie gerechte Löhne für Fabrikarbeiter*innen,<br />

Überstundenregeln, Arbeitssicherheit oder<br />

Mitbestimmung.<br />

Aber weder fair produzierte Neuware, noch Biobaumwolle<br />

oder Recyclingfasern sind so umweltfreundlich wie das T-<br />

Shirt, das schon bei uns im Schrank hängt und das möglichst<br />

häufig und lange benutzt wird. Denn es hat seine Fasern,<br />

Chemikalien, sein Wasser und CO2 schon verbraucht.<br />

<strong>Das</strong> Reparieren von Kleidung oder Schuhen ist zwar der<br />

am häufigsten praktizierte Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit,<br />

doch nur jeder Siebte hat in jüngerer Vergangenheit Kleidung<br />

ausbessern lassen und etwa die Hälfte hat überhaupt noch<br />

nie Kleidung zur Reparatur gebracht. Von zentraler Bedeutung,<br />

um aus dieser Konsum- bzw. Ausbeutungs-Spirale auszubrechen,<br />

sind also Ansätze wie: Kleidung selbst herstellen,<br />

ausbessern (lassen), weiterschenken, weiterverkaufen oder<br />

tauschen. Allerdings werden diese noch von zu wenigen<br />

Menschen genutzt.<br />

Um diese Nachhaltigkeitsgedanken und die textile Kreislaufwirtschaft<br />

bekannter zu machen und anzukurbeln, hat<br />

die Humanistische Vereinigung 2020 drei „Kleiderläden für<br />

alle“ in Nürnberg eröffnet, im Oktober 2021 kam ein weiterer,<br />

speziell für Kinderkleidung, in Fürth dazu.<br />

Diese Secondhandgeschäfte beziehen ihr Angebot ausschließlich<br />

über Spenden und bieten kostengünstig Kleidung,<br />

Schuhe, Heimtextilien wie Tisch- und Bettdecken, aber auch<br />

Koffer, Geschirr und kleinere Einrichtungsgegenstände an.<br />

Zwei von drei Deutschen<br />

trennen sich von heilen<br />

Kleidungsstücken, weil sie<br />

sie nicht mehr mögen.<br />

Dabei achten die Mitarbeiter*innen darauf, dass nur gut<br />

erhaltene und möglichst hochwertige Kleidung angeboten<br />

wird, um so Menschen mit einem kleineren Einkommen auch<br />

den Zugang zu bestimmten Artikeln zu ermöglichen. Erstaunlich<br />

oft sind darunter echte Schnäppchen, da viele Kleidungsstücke<br />

selten oder teilweise auch komplett ungetragen<br />

in die „Kleiderläden für alle“ wandern und man somit nahezu<br />

Neuware erhält.<br />

Jeder Kauf von Secondhand-Mode ist zudem rein rechnerisch<br />

ein Kauf weniger von neuen Kleidungsstücken, die<br />

dann gar nicht mehr produziert und keine neuen Ressourcen<br />

verbraucht werden müssen. Ein weiterer Vorteil ist gerade<br />

bei Kinderbekleidung und Babymode im Kleiderladen kids<br />

zu finden, denn verwendete Chemikalien in der Kleidung<br />

werden von Waschgang zu Waschgang zunehmend ausgewaschen,<br />

das Tragen gebrauchter Kleidung kann also als<br />

gesünder bezeichnet werden.<br />

Aber nicht nur die Umwelt und nachfolgende Generationen<br />

profitieren vom Secondhand-Prinzip: Aus den Verkaufserlösen<br />

finanziert sich der Betrieb der Läden selbst, etwaige<br />

Überschüsse kommen den übrigen sozialen Angeboten der<br />

Humanistischen Vereinigung zugute. Und weil die meisten<br />

Waren aus der Region stammen, werden weite Lieferwege<br />

vermieden und für die Kunde*innen ist klar, woher die Artikel<br />

kommen und welche Strukturen dahinterstehen.<br />

Darüber hinaus beschäftigt man sich deutlich intensiver<br />

mit den Produkten, denn diese sind nicht unbedingt im absoluten<br />

Wunschformat oder unbegrenzt verfügbar. <strong>Das</strong> wiederum<br />

verstärkt häufig die Wertschätzung für die Produkte und<br />

fördert eine Einstellung, die der üblichen Wegwerf-Kultur<br />

entgegenwirken kann.<br />

Alle Informationen zu den KLEIDERLÄDEN FÜR ALLE der Humanistischen<br />

Vereinigung in den Nürnberger Stadtteilen Langwasser, Röthenbach<br />

und Gärten h.d.V. und in Fürth finden Sie online: <strong>humanistisch</strong>.<br />

net/4hvkleiderlaeden<br />

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<strong>humanistisch</strong>! <strong>#16</strong> / Januar <strong>2022</strong><br />

<strong>#16</strong> / Januar <strong>2022</strong> <strong>humanistisch</strong>!<br />

Wie fing alles an?<br />

Eine Museumsbox erklärt Kindern, wie der Mensch entstanden ist<br />

Während im Jahr 2020 die Museen der<br />

philoscience gGmbH fast durchgängig<br />

geschlossen waren, widmete<br />

sich das Team der Umsetzung neu<br />

geplanter mobiler Angebote. Los ging es mit der<br />

boxdersinne für Kitas, Schulen und Erwachsene.<br />

Dieses Jahr kam die boxdesvorurteilens neu ins<br />

pädagogische Programm und gerade ist das Team<br />

im Begriff, die neue boxderevolution, fertigzustellen.<br />

Wie auch die anderen Museumsboxen, ist die<br />

boxderevolution eine interaktive Ausstellung im<br />

Miniaturformat.<br />

Als Charles Darwin 1859 die erste Ausgabe von<br />

„Die Entstehung der Arten“ (englischer Originaltitel:<br />

On the Origin of Species), das bis heute als grundlegendes<br />

Werk der Evolutionsbiologie gilt, veröffentlichte,<br />

wurden seine wissenschaftlichen Erkenntnisse<br />

von vielen Zeitgenossen als skandalöser Affront<br />

gegen das zu der damaligen Zeit vorherrschende<br />

Weltbild verstanden. Bis dahin galt nämlich, dass<br />

der Mensch sich an der Spitze der „Großen Kette des<br />

Seins“ befinde, in der Hierarchie direkt nach Gott<br />

und den Engeln und noch vor Tieren, Pflanzen und<br />

Mineralien. Nun kam also dieser britische Naturforscher<br />

Darwin daher und versuchte den Menschen,<br />

die selbsternannte „Krone der Schöpfung“, zu einer<br />

Art anderer Affen zu degradieren. Kein Wunder,<br />

dass seine Forschungsergebnisse bei vielen erst<br />

„Nur<br />

ein Narr<br />

macht<br />

keine<br />

Experimente.“<br />

Charles Darwin<br />

einmal Skepsis hervorriefen, Unmut und Misstrauen<br />

waren in der Tat sehr groß. Allein die Vorstellung,<br />

dass Mensch und Affe zumindest gemeinsame Vorfahren<br />

haben, wurde als Angriff auf das menschliche<br />

Selbstverständnis empfunden. Bis heute noch<br />

ist die Thematik rund um die Entstehung der Welt<br />

ebenso faszinierend wie überwältigend. Umso<br />

wichtiger sieht das pädagogische Personal der philoscience<br />

gGmbH eine frühe Heranführung an dieses<br />

weitläufigeThema.<br />

Die boxderevolution setzt genau hier an. Sie<br />

zeigt, dass alle Lebewesen miteinander verwandt<br />

sind, auch wir Menschen. Mit dem Plakat „Baum des<br />

Lebens“ werden die Verwandtschaftsbeziehungen<br />

aller Lebewesen für die Kinder verdeutlicht. In spannenden<br />

Lernstationen können die Kinder selbst zu<br />

kleinen Evolutionsbiolog*innen und Forscher*innen<br />

werden: Sie entdecken die Entstehungsgeschichte<br />

der Erde, erfahren Verblüffendes über Tiere (von<br />

Schmetterlingen und Vögeln bis hin zu Dinosauriern),<br />

Menschen und frühere Menschenarten. Sie<br />

werden sogar – natürlich altersgemäß aufbereitet<br />

– an die Themen Forschung und Wissenschaft herangeführt.<br />

Es soll verständlich gemacht werden, wie<br />

Wissenschaft bestimmte Zusammenhänge ent- und<br />

aufdecken kann. Und dass solche Zusammenhänge<br />

über die bisherigen Alltagserfahrungen der Kinder<br />

hinausgehen.<br />

Illustrationen „Evolution“: ©Anna Maria Schönrock<br />

Vom Big Bang bis heute<br />

Für Kinder ab dem Vorschulalter empfiehlt das Pädagogik-Team<br />

der philoscience gGmbH die boxderevolution.<br />

Grundlegende Mechanismen der Evolution<br />

werden mit der Museumsbox schon ganz kleinen<br />

Menschen auf altersgerechte und spielerische Weise<br />

nähergebracht. „Unsere boxderevolution richtet sich<br />

an Kinder ab dem Vorschulalter. Die Kinder und die<br />

Betreuenden gehen gemeinsam auf die Reise und<br />

folgen der Entwicklung des Lebens auf unserer Erde.<br />

Angefangen vom „Big Bang!“, dem Urknall, bis heute.<br />

Dafür haben wir verschiedene Stationen entwickelt,<br />

die im Laufe von ein oder zwei Wochen in den<br />

Alltag der Einrichtung integriert werden können“,<br />

erklärt der diplomierte Soziologe Lutz Renken, der<br />

das philoscience-Team als wissenschaftspädagogischer<br />

Referent unterstützt. „Beispielsweise bekommen<br />

die Kinder in der ersten, einführenden Station<br />

anhand eines Zeitstrahls einen Überblick über die<br />

Entwicklung des Lebens insgesamt, über Mikroben,<br />

Dinosaurier, Säugetiere und Menschen. <strong>Das</strong> Ziel<br />

ist es hier, ein Gefühl für die unvorstellbare lange<br />

Zeit zu bekommen, die die Evolution hatte, um von<br />

ersten, ganz einfachen Lebewesen hin zu sehr komplexen<br />

Pflanzen und Tieren zu gelangen.“ <strong>Das</strong> für<br />

Kinder noch schwer greifbare Phänomen Zeit wird<br />

mit der boxderevolution eindrücklich erklärt. Durch<br />

dieses Verständnis sollen sie das Konzept von Zeit<br />

und langen Zeiträumen besser begreifen lernen.<br />

Grafikerin Britta Schmidt, die an der Gestaltung<br />

der neuen Box beteiligt war, erinnert sich an ihren<br />

ersten Eindruck vom fertigen Zeitstrahl: „Es war<br />

wirklich faszinierend, so deutlich zu sehen, dass die<br />

Menschheit nur einen Wimpernschlag in der Evolutionsgeschichte<br />

ausmacht. Der Zeitstrahl visualisiert<br />

das auf beeindruckende Weise.“<br />

Um den abstrakten Zeitbegriff und die Grundprinzipien<br />

der Evolution noch leichter greifbar zu<br />

machen, arbeitet die boxderevolution mit Geschichten<br />

und interaktiven Elementen bei den einzelnen<br />

Lernstationen. In den Geschichten ist häufig von<br />

Generationen die Rede, wenn die lange Dauer<br />

evolutionärer Veränderungen beschrieben wird.<br />

Lutz Renken sieht das pädagogische Potenzial der<br />

Box vor allem darin, dass damit übergreifende<br />

evolutionstheoretische Zusammenhänge selbst für<br />

die kleinsten Forscher*innen aufgezeigt werden<br />

Sind Sie neugierig<br />

geworden und möchten die<br />

boxderevolution buchen?<br />

Für mehr Informationen,<br />

zu Preisen und zur Buchung<br />

schreiben Sie uns<br />

gerne unter<br />

mobil@philoscience.de.<br />

oder rufen Sie an unter<br />

0911 9443281.<br />

BUCHUNG UND KONTAKT<br />

philoscience gGmbH<br />

Spittlertorgraben 39<br />

90429 Nürnberg<br />

philoscience.de/boxen<br />

können: „Die Kinder bekommen einen Sinn für die<br />

Entwicklung des Lebens: Alle Lebewesen sind miteinander<br />

verwandt, auch wir Menschen. So ist die<br />

Erzählfigur „LUCA“ nicht zufällig der letzte gemeinsame<br />

Vorfahr allen heutigen Lebens (last universal<br />

common ancestor). Am Ende sollen die Kinder verinnerlicht<br />

haben, dass Evolution in kleinen Schritten<br />

über lange Zeiträume abläuft, über viele Generationen<br />

und nicht im Laufe des Lebens einzelner Individuen<br />

oder weniger Generationen. Sie erfahren, dass<br />

Wissenschaft Zusammenhänge entdecken kann,<br />

die über ihre Alltagserfahrung hinausgeht. Wenn<br />

es super läuft, bekommen die Kinder eine erste<br />

Idee von den Grundprinzipien der Evolution: Es gibt<br />

zufällige, ungezielte Unterschiede von Individuen.<br />

Eigenschaften, die in ihrer Umwelt vorteilhaft sind,<br />

setzen sich langfristig durch.“<br />

Mit Würmern übers Sehen reden<br />

In weiteren Stationen erfahren die Kinder, woher<br />

wir heute überhaupt wissen, wie sich das Leben<br />

entwickelt hat. Sie beschäftigen sich mit Fossilien<br />

und Sauriern und lernen die wissenschaftliche<br />

Herangehensweise kennen. Auf Entdeckungsreise<br />

geht es immer gemeinsam, denn die boxderevolution<br />

kann nur mit Begleitung von Erzieher*innen<br />

oder Betreuer*innen eingesetzt werden. Trotzdem<br />

werden die Kinder angeregt, selbst zu überlegen,<br />

zu recherchieren und Fragen zu stellen. <strong>Das</strong> Thema<br />

Evolution und alle Fragen rund um die Entstehung<br />

des Lebens werfen bei Kindern viele Folgefragen<br />

auf. Die Box fördert diese Neugier der Kleinen,<br />

versäumt es aber auch nicht, zur eigenen Suche<br />

nach Antworten anzuregen. Fragen können aufgeschrieben,<br />

in der Gruppe diskutiert und gemeinsam<br />

erarbeitet werden – und spätestens am Ende<br />

der letzten Station wird es mehr Aha-Momente<br />

und weniger Fragezeichen in den kleinen Köpfen<br />

geben. Die Betreuenden werden beim Vermitteln<br />

mit den jeweiligen Stationsheften unterstützt, in<br />

denen sie weiterführende Hinweise und Quellen<br />

finden. Nach seiner Lieblingsstation gefragt, muss<br />

Lutz Renken nicht lange überlegen. „Mir gefallen<br />

die Geschichten, die LUCA erzählt, alle sehr gut.<br />

Auch die Figuren, wie LUCA selbst, sind sehr schöne,<br />

handwerklich gemachte Filzfiguren. Persönlich finde<br />

ich die Station besonders eindrucksvoll, in der LUCA<br />

sich mit einem Wurm über das Sehen unterhält und<br />

dabei erfährt, dass man nicht so gut sehen können<br />

muss wie wir Menschen, damit man Gefahren wahrnehmen<br />

kann. Die Kinder erfahren intuitiv, dass<br />

auch die Entwicklung komplexer Organe in kleinen<br />

Schritten geschieht, wobei jeder Schritt einen evolutionären<br />

Selektionsvorteil mit sich bringt. Hierzu<br />

haben wir einen ‚Augen-Würfel‘ entwickelt, durch<br />

den die Kinder gucken können und unterschiedlich<br />

weit entwickelte Seh-Formen erfahren können.“<br />

Nina Abassi<br />

20<br />

21


Interview<br />

<strong>humanistisch</strong>! <strong>#16</strong> / Januar <strong>2022</strong><br />

<strong>#16</strong> / Januar <strong>2022</strong> <strong>humanistisch</strong>!<br />

„EINDRÜCKLICH<br />

WAR FÜR<br />

MICH DIE<br />

ZUSAMMENSCHAU“<br />

so-geht-humanismus.de<br />

Herr Lobenhofer, seit rund einem Jahr ist mittlerweile<br />

der Kurs „So geht Humanismus!“ online. Zeit<br />

für eine kurze Zwischenbilanz: Hat sich die Mühe,<br />

den Kurs zu erstellen, aus Ihrer Sicht gelohnt?<br />

Stefan Lobenhofer Auf jeden Fall! Sicherlich wünscht<br />

man sich immer noch mehr Leute, die den Kurs buchen, aber<br />

wir sind sehr zufrieden und die Rückmeldungen sind durchweg<br />

positiv. All das rechtfertigt den Arbeitseinsatz. Und der<br />

Kurs bleibt ja online, die Teilnehmerzahlen werden also mit<br />

Sicherheit steigen.<br />

Was für konkrete Rückmeldungen der Teilnehmenden<br />

gab es denn?<br />

SL Einige Teilnehmer*innen hatten schon Berührungspunkte<br />

mit dem Humanismus, wie er im Kurs dargestellt<br />

wird. Da war die Rückmeldung, dass trotzdem Neues gelernt<br />

wurde und der Kurs eine gut strukturierte Zusammenschau<br />

schon bestehender Überzeugungen liefert. „Neulinge“ haben<br />

den Kurs durchweg als guten Einstieg in den Humanismus<br />

als Lebenseinstellung gelobt. Generell wurde die Ausgewogenheit<br />

hervorgehoben: wissenschaftlich fundiert und<br />

durchaus anspruchsvoll, aber immer gut lesbar und verständlich.<br />

Teil des Kurses sind regelmäßige Online-Expert*innen-Gespräche,<br />

mit Ihnen oder anderen Vertreter*innen<br />

der Humanistischen Vereinigung. Gibt es etwas, über<br />

das die Teilnehmenden besonders häufig oder besonders<br />

intensiv diskutieren wollen?<br />

SL Zumindest bei meinen Gesprächen waren Naturwissenschaftliches<br />

und wissenschafts- und erkenntnistheoretische<br />

Fragen eher im Zentrum als etwa ethische. Vielleicht<br />

hat das zu tun mit der Rolle, die einige Wissenschaftszweige<br />

in der letzten Zeit in der Öffentlichkeit gespielt haben. Damit<br />

hängt dann auch die Frage nach der (einen?) Wahrheit zusammen,<br />

die in der Politik und Öffentlichkeit anscheinend<br />

stetig an Interesse gewinnt. Auch in dieser Frage können<br />

<strong>humanistisch</strong>e Positionen hilfreich sein, weil sie eher dem<br />

Pluralismus zugewandt sind als der Idee der „einen Wahrheit“.<br />

Durch die Expert*innengespräche haben Sie ja vielleicht<br />

einen ganz guten Einblick in die demografische<br />

Zusammensetzung der Teilnehmenden. Aus welchem<br />

Bereich wünschen Sie sich noch mehr Teilnehmende als<br />

bisher?<br />

SL Mein Eindruck ist, dass das schon ganz gut verteilt<br />

ist, was Geschlecht und Alter angeht. Wünschen würde ich<br />

mir, dass es noch „internationaler“ wird, dass also Humanist*innen,<br />

die aus anderen Kulturkreisen kommen, am Kurs<br />

und an den Gesprächen teilnehmen. <strong>Das</strong> wäre bereichernd.<br />

Prinzipiell gibt es die Hoffnung, dass wir mit dem Kurs auch<br />

Menschen für den Humanismus begeistern können, die ihn<br />

durch den Kurs neu kennenlernen.<br />

Gibt es eigentlich auch etwas, dass Ihnen als bemerkenswerte<br />

neue Information während der Erarbeitung<br />

des Kurses in Erinnerung geblieben ist?<br />

SL Mit den meisten Themen, die im Kurs angesprochen<br />

werden, habe ich mich auf die eine oder andere Weise schon<br />

vorher auseinandergesetzt; eindrücklich war für mich die<br />

Zusammenschau der wesentlichen Aspekte und Grundwerte<br />

des Humanismus als Lebenseinstellung, die der Kurs<br />

leistet. Trotzdem der Humanismus ja „uneindeutig“ und<br />

undogmatisch ist, zeichnet ihn eine inhaltliche und methodische<br />

Kohärenz aus, die es erst möglich macht, von einer<br />

bestimmten Lebenseinstellung zu sprechen. Dadurch erhält<br />

der Humanismus auch seinen identitätsstiftenden Charakter,<br />

also die Voraussetzung dafür, dass sich Individuen zu einer<br />

Wertegemeinschaft zusammenschließen. Gerade das scheint<br />

mir heutzutage sehr wichtig zu sein.<br />

Wenn der Weg das Ziel ist: Wollen Sie uns einen Tipp<br />

geben, wie und wohin Kurs-Absolvent*innen weitergehen<br />

sollten, nachdem sie diese Etappe hinter sich haben?<br />

SL <strong>Das</strong> hängt ganz von den individuellen Interessen ab.<br />

Der Kurs umfasst ja sehr viele Themen: die Rolle der Naturwissenschaften<br />

für unser Weltbild, die Frage nach dem<br />

richtigen Handeln und dem guten Leben, die Frage nach<br />

dem Sinn des Lebens, die Entwicklung der Gesellschaft, die<br />

Möglichkeiten der Politik und die Rolle, die <strong>humanistisch</strong>e<br />

Organisationen in der heutigen Welt einnehmen können und<br />

sollen. Zur Vertiefung der einzelnen Themen haben wir am<br />

Ende des Kurses eine Literaturliste zum Weiterlesen angehängt<br />

– wenn aber während des Kurses schon Nachfragen<br />

und der Wunsch nach Vertiefung auftauchen, kann man<br />

sowohl an mich als Kursleiter, aber auch an die Mitlernenden<br />

über die Kommentarfunktion, die jede Lektion besitzt,<br />

entsprechende Fragen stellen.<br />

Dr. Stefan Lobenhofer hat im Fach Philosophie<br />

promoviert und war an den Universitäten<br />

in Erlangen und Braunschweig tätig.<br />

Fotos: Stefan Lobenhofer, umsplash.com<br />

Foto: ©Horst Werner, Illustration: ©Martin Rollmann<br />

Wie kommt es, dass weihnachtliche<br />

Familienfeste<br />

eskalieren müssen? Vielleicht<br />

liegt es am falschen<br />

Essen und am Festhalten lieb gewonnener<br />

Küchentraditionen. Weichen wir in diesem<br />

Jahr einmal davon ab. Lassen wir uns<br />

auf das Fremde ein: <strong>Das</strong> verändert den eigenen<br />

erstarrten Blickwinkel und ist in jeder<br />

Lebenslage die Quelle neuer positiver<br />

Erfahrungen. Die folgenden Rezeptideen,<br />

die sich einfach wie variantenreich nachkochen<br />

lassen, sorgen für frischen Wind in<br />

Kopf und Küche.<br />

Die Vorspeise<br />

Oft fangen die Familienstreitigkeiten<br />

schon bei der weihnachtlichen Vorspeise<br />

an. <strong>Das</strong> soll sich ändern. Ein schöner Salat<br />

vereint uns. <strong>Das</strong> Grüne im Salat lassen<br />

wir aber weg. Grün ist ja bloß die<br />

Hoffnung, und die Hoffnung hat im Salat<br />

nichts zu suchen. In den Herzen soll es<br />

warm werden: Unser Salat besteht hauptsächlich<br />

aus weich gekochten Hähnchenherzen,<br />

die nach dem Erkalten mit einer<br />

Zwiebel und einem Esslöffel Mayonnaise<br />

vermischt und klassisch mit Salz und Pfeffer<br />

abgeschmeckt werden. Wer sich bei<br />

diesem Salat am Fehlen gemüsiger Zutaten<br />

stört, darf gern eine Karotte hineinreiben,<br />

die dem Ganzen einen netten Farbakzent<br />

verleiht.<br />

Der Hauptgang<br />

Es muss keineswegs immer Gans sein. Der<br />

überschrittene Garzeitpunkt des Geflügels<br />

ist es, der zu heftigen Auseinandersetzungen<br />

führt. Weihnachten soll die Augen<br />

glänzen und die Herzen hüpfen lassen. <strong>Das</strong><br />

freudige Springen ist in die Essensüberlegungen<br />

einzubeziehen. Was spricht gegen<br />

Kängurufilet? Sehr wenig. Es ist herrlich<br />

DIE<br />

AND ERE<br />

WEIHNACHTS -<br />

KÜCHE<br />

mager, was bei weihnachtlichen Portionen<br />

von Vorteil ist. Geschmacklich erinnert<br />

Känguru an Wild. Egal ob gegrillt oder geschmort,<br />

es ist vielfältig zuzubereiten und<br />

kann wunderbar begleitet werden von<br />

Rotkohl und Klößen. Die Tradition bleibt<br />

gewahrt, und doch erfreut uns die Veränderung.<br />

Kleine Abweichungen genügen,<br />

um neue beglückende Erfahrungen zu machen.<br />

Die Getränke<br />

Die weihnachtliche Getränkeauswahl ist<br />

eine Wissenschaft für sich. Häufig konzentriert<br />

man sich dabei auf Hochprozentiges,<br />

was selten einen guten Ausgang nimmt.<br />

Wein ist allerdings eine nahezu unverzichtbare<br />

Essensbeigabe, weil er engelsgleich<br />

zu beschwingen vermag. Um es nicht zu<br />

beschwingt werden zu lassen, empfiehlt<br />

sich bei den Getränken eine gewisse Bodenständigkeit,<br />

die Wein mitbringt. Die<br />

unterschiedliche Beschaffenheit der Böden,<br />

aus denen er stammt, prägt seinen erdigen<br />

oder mineralischen Geschmack. Eine<br />

intensive Erdung verspricht ein Sauvignon<br />

Blanc aus Neuseeland oder Wein aus der<br />

Scheurebe: Die Weinsprache hat die Charakteristik<br />

„Katzenpisse“ geprägt, welche<br />

auf die Thiolverbindung 4-Mercapto-<br />

4-Methylpentan-2-on (4MMP) zurückgeht.<br />

In konzentrierter Form entfaltet sie ein<br />

E<br />

D<br />

S<br />

animalisches Aroma, wenngleich solche<br />

Weine zu genussvoll-friedlichem Schnurren<br />

führen.<br />

Der Nachtisch<br />

Beim weihnachtlichen Dessert besteht die<br />

Kunst darin, das Süße mit Herbheit zu paaren.<br />

<strong>Das</strong> Fest der Liebe kann nämlich bittere<br />

und ungenießbare Züge aufweisen. Die<br />

in Südostasien äußerst beliebte und bei<br />

uns als Kotzfrucht gefürchtete Durian fügt<br />

sich da sehr schön ein. Sie ist in Asia-Shops<br />

erhältlich und betört mit einem außergewöhnlichen<br />

Geruch und Geschmack: einerseits<br />

stinkig-zwiebelig, andererseits ananasartig.<br />

Zubereiten lässt sich die Durian in<br />

pürierter Verbindung mit reifen Bananen<br />

und dem Fruchtfleisch einer Kokosnuss.<br />

Versehen mit einem Hauch Vanille.<br />

Der Kaffee danach<br />

Nicht nur die Deutschen lieben Kaffee,<br />

weil er den Aufruhr im Magen und außerhalb<br />

des Magens beruhigen kann. Unter<br />

dem Tannenbaum darf es eine spezielle<br />

Sorte sein: Kopi Luwak. Dieser indonesische<br />

Luxus-Kaffee besteht aus Bohnen, die<br />

von Schleichkatzen halb verdaut wurden.<br />

Von dieser Unappetitlichkeit abgesehen<br />

ist er säurearm und bekömmlich, trotzdem<br />

herzhaft, mit einer entspannenden kräuterwiesigen<br />

Aromatik. Kopi Luwak wird<br />

mit dem Verweis auf eine artgerechte Tierhaltung<br />

angeboten. Kein Tier soll leiden.<br />

<strong>Das</strong> übernehmen die Menschen.<br />

Dr. Martin A. Völker,<br />

Kulturwissenschaftler &<br />

Ästhetiker, Direktor<br />

des DISGUSTING FOOD<br />

MUSEUM BERLIN,<br />

disgustingfoodmuseum.berlin<br />

22<br />

23


<strong>humanistisch</strong>! <strong>#16</strong> / Januar <strong>2022</strong><br />

<strong>#16</strong> / Januar <strong>2022</strong> <strong>humanistisch</strong>!<br />

„Es braucht<br />

Mitgefühl und<br />

Neugierde“<br />

Pippa Swan ist eine <strong>humanistisch</strong>e<br />

Seelsorgerin in Nordirland<br />

und Freiwillige für<br />

das Non-Religious Pastoral Support<br />

Network der Humanists UK. Sie ist<br />

eine der ersten Personen, die jemals<br />

in einem nordirischen Gefängnis<br />

<strong>humanistisch</strong>e Seelsorge geleistet<br />

hat, und sie ist auch die erste Person<br />

in Nordirland, die dazu einen qualifizierten<br />

Abschluss hat.<br />

Was hat Sie dazu inspiriert, eine<br />

<strong>humanistisch</strong>e Seelsorgerin zu werden?<br />

Pippa Swan Es war eine etwas impulsive<br />

Reaktion, als ich eine Anzeige<br />

auf Facebook sah, in der Menschen gesucht<br />

wurden, die Menschen in schwierigen<br />

Zeiten aus einer nicht-religiösen<br />

Perspektive unterstützen können. Ich<br />

glaube, ich suchte nach einer Herausforderung,<br />

die außerhalb meiner Komfortzone<br />

lag, und nach etwas Neuem,<br />

das ich ausprobieren wollte. In ein Gefängnis<br />

zu gehen, schien beides zu sein.<br />

Warum ist <strong>humanistisch</strong>e Seelsorge<br />

Ihrer Meinung nach so wichtig?<br />

PS Ich bin seit langem der Meinung,<br />

dass Religion und religiöse Menschen<br />

kein Monopol darauf haben, moralisch<br />

zu sein oder tief über die Welt und ein<br />

gutes Leben in ihr nachzudenken. Ich<br />

bin als Kind auf eine religiöse Schule<br />

gegangen und kann mich daran erinnern,<br />

dass ich schon damals dachte:<br />

„Moment mal, ich brauche weder Gott<br />

noch die Bibel, um mir zu sagen, wie<br />

ich mich richtig zu verhalten habe,<br />

das kann ich selbst herausfinden.“ Ich<br />

persönlich habe nie das Bedürfnis<br />

verspürt, der Welt durch einen Glauben<br />

oder die Mitgliedschaft in einer<br />

Religion einen Sinn zu geben. Ich lese<br />

gern, höre gern zu, denke gern nach<br />

und nehme das, was für mich Sinn<br />

macht, und nutze es, um mein Leben so<br />

gut wie möglich zu gestalten. Manchmal<br />

brauchen wir alle etwas Hilfe und<br />

Unterstützung und ich bin niemand,<br />

der es schätzt, wenn man mir sagt,<br />

was ich tun soll oder muss. Ich glaube,<br />

dass auch andere, die nicht unbedingt<br />

an eine höhere Macht glauben oder<br />

glauben, dass ein bestimmter Text alle<br />

Antworten bereithält, sich Hilfe und<br />

Unterstützung von Menschen wünschen,<br />

die ihnen keine vorgefertigten<br />

oder formelhaften Antworten geben.<br />

Was hat Sie dazu inspiriert, den<br />

M. A. in <strong>humanistisch</strong>er Seelsorge<br />

zu absolvieren?<br />

PS Ich komme aus einem wissenschaftlichen<br />

Umfeld. Ich bin gewissermaßen<br />

darauf konditioniert, in<br />

allem, was ich tue, „qualifiziert“ sein<br />

zu wollen. Die nichtreligiöse Seelsorge<br />

ist in den Institutionen neu und kann<br />

von denen, die eher an die religiöse,<br />

meist christliche Seelsorge gewöhnt<br />

sind, als wenig tiefgründig und seriös<br />

angesehen werden. Ich wollte unbedingt<br />

etwas tun, das mir mehr Tiefe<br />

und Selbstvertrauen für diese Aufgabe<br />

bietet. Ich liebe es, große existenzielle,<br />

menschliche und ethische Fragen<br />

zu untersuchen und darüber nachzudenken,<br />

und der Kurs gab mir die<br />

Möglichkeit, dem nachzugehen und<br />

gleichzeitig diese Fragen in der Seelsorge<br />

auf den Einzelnen anzuwenden.<br />

Ich war besorgt, dass mein fehlender<br />

philosophischer, geisteswissenschaftlicher<br />

und künstlerischer Hintergrund<br />

ein Problem sein könnte, aber ich habe<br />

es wirklich genossen, so vielen neuen<br />

Ideen und Theorien über die Welt und<br />

wie wir leben ausgesetzt zu sein. Da ich<br />

einige (viele!) Jahre Lebenserfahrung<br />

Fotos: privat<br />

habe und mit Menschen interagieren<br />

kann, hat das Lernen und das ebenso<br />

wichtige Verlernen sehr reichhaltig und<br />

lohnend gemacht.<br />

Was sind Ihrer Meinung nach die<br />

wünschenswertesten Eigenschaften<br />

für eine*n <strong>humanistisch</strong>e*n Seelsorger*in?<br />

PS Wahrscheinlich Mitgefühl und<br />

Neugierde. Eines der wertvollsten<br />

Dinge, die ich aus meinem ersten Jahr<br />

mitgenommen habe, ist, dass wir uns<br />

selbst herausfordern und viele Dinge,<br />

die wir zu wissen glaubten, wieder<br />

verlernen müssen. In der Tat ist meine<br />

Definition von Weisheit jetzt, die Fähigkeit<br />

zu erkennen, wie viel wir nicht<br />

wissen, und dass so viele der Annahmen<br />

und Abkürzungen, die wir über<br />

uns selbst und andere benutzen, nicht<br />

wahr sind. Wenn wir unsere vorgefassten<br />

Meinungen über andere oder ihre<br />

Situation beiseitelassen oder sie uns<br />

zumindest bewusst machen können<br />

– und mit einer offenen, freundlichen<br />

Neugier herausfinden, wie das Leben<br />

für sie aussieht –, dann scheint das<br />

ein guter Ausgangspunkt zu sein, um<br />

Unterstützung anzubieten und jemandem<br />

metaphorisch oder real die Hand<br />

zu halten.<br />

Erzählen Sie uns etwas über die<br />

Seelsorge in einem Gefängnis.<br />

PS Es liegt auf der Hand zu sagen,<br />

dass ein Gefängnis ein ganz anderer<br />

und schwieriger Ort ist. Viele Dinge<br />

haben mich in einem Gefängnis überrascht.<br />

Ich habe es in relativ kurzer<br />

Zeit geschafft, mich wohl zu fühlen,<br />

wenn ich allein herumlaufe und mit<br />

den Gefangenen zu tun habe.<br />

Wie die meisten Menschen hatte ich<br />

noch nie einen Fuß in ein Gefängnis gesetzt<br />

und fand die Aussicht, ohne einen<br />

persönlichen Leibwächter in einem<br />

Gefängnis „losgelassen“" zu werden,<br />

beängstigend. Es war wirklich wichtig,<br />

dass ich einen anderen Freiwilligen bei<br />

mir hatte, sowohl physisch als auch als<br />

Gesprächspartner.<br />

Wir sind lose der Prisoner Development<br />

Unit unterstellt und nicht der<br />

Seelsorgeabteilung, wie es in englischen<br />

Gefängnissen üblich ist, wo die<br />

<strong>humanistisch</strong>e oder nichtreligiöse Seelsorge<br />

zum Team gehört. <strong>Das</strong> bedeutete,<br />

dass wir uns zurechtfinden und selbst<br />

herausfinden mussten, wie wir mit den<br />

Gefangenen in Kontakt kommen und<br />

Derweil<br />

in<br />

Norwegen<br />

Der erste <strong>humanistisch</strong>e Berater in<br />

einer Klinik in Norwegen heißt Emil<br />

Faugli. Der studierte Philosoph (M. A.)<br />

ist seit Herbst 2020 in der Universitätsklinik<br />

Nordnorwegen (UNN) in Tromsø<br />

festangestellt und wird Gespräche und<br />

seelsorgerische Unterstützung<br />

für Patient*innen und Mitarbeitende<br />

anbieten. Faugli arbeitete zuvor<br />

seit 2016 ehrenamtlich für ein<br />

Notruftelefon für Suizidprävention.<br />

„Wenn Sie ins Krankenhaus<br />

eingeliefert werden, werden Sie aus<br />

Ihrem normalen Leben gerissen und<br />

in ein Leben hineingerissen, in dem<br />

Sie sich nur schwer behaupten können.<br />

Dann ist es schön, jemanden<br />

zum Reden zu haben.“<br />

wie wir denen, die Hilfe brauchen, am<br />

besten helfen können.<br />

Was haben Sie durch Ihren Freiwilligendienst<br />

als Seelsorgerin gelernt?<br />

PS Ich habe gelernt, dass ich etwas<br />

tun kann, von dem ich nicht sicher war,<br />

dass ich es kann, und das ist aufbauend.<br />

Ich dachte immer, ins Gefängnis<br />

zu kommen sei das Schlimmste, was<br />

einem passieren kann, aber ich glaube,<br />

für viele Menschen ist es schlimmer,<br />

das Gefängnis zu verlassen. Für manche<br />

ist die Sicherheit, Vorhersehbarkeit<br />

und Unterstützung, die das Gefängnis<br />

bieten kann, einfacher als das einsame<br />

oder komplizierte Leben, das<br />

sie draußen führen. Viele Gefangene<br />

kommen aus chaotischen, schwierigen,<br />

trauernden und traumatisierten<br />

Familien und haben Probleme mit<br />

psychischer Gesundheit und Sucht.<br />

Manchmal ist es schwer, den Betroffenen<br />

zuzuhören und ihre Not mitzuerleben,<br />

und die Unfähigkeit, die Realität<br />

mancher Menschen zu ändern, kann<br />

einen sehr belasten. Aber wenn man<br />

das Gefühl hat, dass man durch Zuhören<br />

oder auch nur durch ein „normales“<br />

Gespräch über Themen, die nichts mit<br />

dem Gefängnis zu tun haben, einen Beitrag<br />

geleistet hat, fühlt man sich gut<br />

aufgehoben.<br />

Wie verhält sich die Seelsorge zu<br />

Ihrer Lebensauffassung als Humanistin?<br />

PS Ich bin ein rationaler Mensch,<br />

der fest daran glaubt, dass die Welt vor<br />

allem durch die Wissenschaft erklärt<br />

werden kann. Aber ich bin auch froh,<br />

dass es vieles gibt, was wir noch nicht<br />

erklären können, und dass die menschliche<br />

Erfahrung in all ihren Geheimnissen<br />

und die natürliche Welt in all<br />

ihren Wundern wirklich erstaunlich<br />

sind und das Leben erst lebenswert<br />

machen. Ich weiß, dass Gefühle aus<br />

dem unglaublichen Zusammenspiel von<br />

Elektrizität und Neurotransmittern im<br />

Gehirn entstehen, aber auch sie lassen<br />

sich nicht einfach auf diese Erklärung<br />

reduzieren, sie sind wichtig und<br />

bedeutsam. Es ist also „wichtig“, wie<br />

wir Menschen behandeln und wie wir<br />

unser Leben leben.<br />

<strong>Das</strong> Interview ist zuerst bei den Humanists UK<br />

erschienen, die seit 2016 das Non-Religious<br />

Pastoral Support Network betreiben.<br />

Übersetzung von Arik Platzek.<br />

24<br />

25


<strong>humanistisch</strong>! <strong>#16</strong> / Januar <strong>2022</strong><br />

NICHT SCHON WIEDER<br />

STRÜMPFE ODER EINEN<br />

GUTSCHEIN?<br />

F<br />

alls Sie lieber ein sinnvolles und nachhaltiges Weihnachtsgeschenk<br />

suchen: Schenken Sie eine Spende an die Humanistische<br />

Hilfe und unterstützen Sie damit unsere Projekte.<br />

Fördern Sie kritisches Denken in Nigeria<br />

Ziel des Projektes ist es, rationales und kritisches Denken in Schulen<br />

und in anderen Bereichen des menschlichen Handelns zu fördern.<br />

An bis zu sechs privaten Pilotschulen im Bundesstaat Oyo im Süden<br />

Nigerias werden dazu Bücher und Lernmaterialien ausgegeben und<br />

Workshops für Schüler*innen und Lehrer*innen angeboten, um Lehrpläne<br />

und -programme zu entwickeln, durch die kritisches Denken bereits<br />

ab der Grundschule vermittelt werden kann. Denn es ist immens<br />

wichtig, gerade junge Menschen zu erreichen, damit diese sich nicht<br />

von radikalen Ideologien beeinflussen lassen.<br />

Inhumane traditionelle Bräuche in Nepal<br />

Unsere Partnerorganisation in Nepal, die Society for Humanism<br />

(SOCH) Nepal, hat sich zum Ziel gesetzt, das Leid der Opfer inhumaner<br />

traditioneller Praktiken zu beenden, wie etwa den Verkauf von<br />

minderjährigen Mädchen aus armen Familien als „Opfergaben“ an<br />

Hindu-Tempel. Seit 2006 dokumentiert SOCH die grausamen Vorfälle<br />

und betreibt ein Netzwerk für Betroffene. Obwohl viele Praktiken –<br />

auch aufgrund der erfolgreichen Arbeit von SOCH – von der nepalesischen<br />

Regierung formal verboten wurden, sind sie in der Bevölkerung<br />

des Landes nach wie vor an der Tagesordnung, sodass die Zahl der<br />

Betroffenen sogar weiter steigt.<br />

Humanistische Schulbildung in Uganda<br />

Umgerechnet rund 120 Euro beträgt das Schulgeld der Kasese Humanist<br />

Schools pro Schüler*in und Jahr. Bezahlt ist mit diesem hierzulande<br />

bescheidenen Betrag alles, was die Kinder in der Schule brauchen,<br />

sogar Bücher und ein warmes Mittagessen. Die Humanistische Hilfe<br />

möchte ihren Schützlingen in Rukoki eine langfristige Perspektive auf<br />

<strong>humanistisch</strong>e Schulbildung geben und wieder möglichst alle Gebühren<br />

für die Schüler*innen im kommenden Schuljahr übernehmen.<br />

Helfen Sie bedrohten<br />

Humanist*innen weltweit!<br />

Nicht alle Humanist*innen auf der Welt können frei und in Übereinstimmung<br />

mit ihren Werten leben. Viele sind gezwungen, ihr Leben<br />

„im Verborgenen“ zu führen; die Alternative ist das Risiko von Ächtung,<br />

Diskriminierung, Verfolgung, Gefängnisstrafen – oder sogar Tod<br />

(sei es durch staatlich sanktionierte Strafen oder Selbstjustiz). Helfen<br />

Sie, das Bekenntnis zum Humanismus als Menschenrecht zu schützen.<br />

Jetzt spenden! Jeder Betrag zählt. <strong>humanistisch</strong>e-hilfe.de<br />

Humanismus<br />

<strong>2022</strong><br />

Der Kalender<br />

für aufgeklärte Menschen<br />

bunt<br />

realistisch<br />

WISSENSCHAFT offen<br />

Hier und Jetzt<br />

Menschlichkeit<br />

solidarisch<br />

H u m a n i t ä t<br />

Menschenrechte<br />

Selbstbestimmung<br />

tolerant<br />

Gleichberechtigung<br />

vielfältig Mitgefühl<br />

rational Idealismus<br />

Humanismus<br />

„Ab und zu ist es gut, in unserem Streben nach<br />

Glück anzuhalten und einfach nur glücklich zu sein.“<br />

Jetzt den ersten Humanistischen Buchkalender für <strong>2022</strong> vorbestellen!<br />

Hochwertiger DIN A6 Buchnotizkalender mit Gummiband zum Verschließen, mit einer Woche auf<br />

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Preis je 20er Bogen: 24 Euro.<br />

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Käufer*innen<br />

wohltätige gemeinnützige<br />

Zwecke von<br />

Initiativen und<br />

Projekten der<br />

Humanistischen<br />

Vereinigung.<br />

Impressum<br />

<strong>humanistisch</strong>! <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong> wird herausgegeben von<br />

Humanistische Medien (Anstalt des öffentlichen Rechts),<br />

Sitz: Nürnberg. <strong>humanistisch</strong>e-medien.de<br />

ISSN 2570-0030<br />

REDAKTIONSANSCHRIFT Kinkelstraße 12, 90482 Nürnberg<br />

Tel: 0911 43104-0, E-Mail: magazin@<strong>humanistisch</strong>.net<br />

HERAUSGEBER, VERANTWORTLICH FÜR DEN INHALT<br />

Michael C. Bauer (V.i.S.d.P.)<br />

REDAKTIONSLEITUNG Arik Platzek (arik.platzek@<br />

<strong>humanistisch</strong>.net), Tizia Labahn (tizia.labahn@<br />

<strong>humanistisch</strong>.net)<br />

AN DIESER AUSGABE HABEN EBENFALLS MITGEWIRKT<br />

Nina Abassi, Martin Bühner, Martin A. Völker, Anna Maria<br />

Schönrock<br />

ABONNENTENSERVICE Stefan Dietrich, abo@<strong>humanistisch</strong>.net<br />

GESTALTUNG & ILLUSTRATIONEN<br />

Martin Rollmann – martinrollmann.de<br />

DRUCK Mang + co – mangdruck.de<br />

ERSCHEINUNGSWEISE <strong>humanistisch</strong>! <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong><br />

erscheint vierteljährlich im Dezember, April, Juli und<br />

Oktober. Beiträge von Autor*innen entsprechen nicht<br />

zwangsläufig der Meinung des Herausgebers.<br />

Geschlechtergerechtigkeit will <strong>humanistisch</strong>! <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong><br />

vor allem inhaltlich verwirklichen. Wir orientieren uns<br />

außerdem an den DJV-Empfehlungen für eine diskriminierungsfreie<br />

Sprache. Bei Fragen oder Anmerkungen dazu<br />

schreiben Sie uns an redaktion@<strong>humanistisch</strong>.net.<br />

ANZEIGENSCHLUSS Jeweils einen Monat vor Erscheinen der<br />

Ausgabe.<br />

BILDNACHWEISE Wir haben uns bemüht, sämtliche Rechteinhaber<br />

von Abbildungen zu ermitteln. Sollte dem Herausgeber<br />

gegenüber dennoch der Nachweis der Rechtsinhaberschaft<br />

geführt werden, wird das branchenübliche<br />

Honorar nachträglich gezahlt.<br />

27


»Wage es frei zu<br />

sein, und achte<br />

und beschütze<br />

die Freiheit aller<br />

anderen.«<br />

Sir Karl Popper<br />

Jugendfeier<br />

<strong>2022</strong><br />

jugendfeier.de<br />

Die Jugendfeier ist ein Angebot der Humanistischen Vereinigung K.d.ö.R. – schon seit über 100 Jahren.<br />

Mehr zur HV unter: www.<strong>humanistisch</strong>e-vereinigung.de

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