Spectrum_05_2021
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UNIPOLITIK
Text Sophie Sele
Foto Léa Dorsaz
Wie zwei Austauschstudent*innen
Corona trotzten
Ein Auslandssemester birgt viele Ungewissheiten. Mit
Corona ist noch eine hinzugekommen. Zwei Studentinnen
der Universität Fribourg berichten, warum ihr Austausch
dennoch unvergesslich war.
éa Dorsaz und Stella Bettini sind beide
L zweiundzwanzig Jahre alt und studieren
Sozialanthropologie an der Universität in
Fribourg. Die beiden verbindet der Traum
eines Auslandsaufenthalts, welchen sie sich
im Frühlingssemester 2021 während ihres
Bachelors erfüllt haben. Ihre Erfahrungsberichte
sprechen von der Überwindung von
Corona-Hürden, vom Knüpfen währender
Kontakte und vom Sammeln unvergesslicher
Erinnerungen.
Sehnsucht nach dem Unbekannten
Ursprünglich hatte Léa ihr zweites Studienjahr
im Ausland verbringen wollen. Aufgrund
der Pandemie war ein Austausch allerdings
erst im zweiten Semester möglich.
Sie besuchte die Russian State University for
the Humanities in Moskau, welche eine Konvention
mit der Universität Fribourg hat.
Die Wahl dieser Universität fiel ihr leicht,
denn sie war seit einer Reise nach Russland
von der Sprache, Landschaft und Völkervielfalt
fasziniert. Stella wählte ebenfalls
eine Universität mit Austauschabkommen,
nämlich die Université Saint-Esprit de Kaslik
im Libanon. Dazu bewegt hatte sie die
Sehnsucht nach dem Unbekannten und ihr
Interesse für die Pluralität der Religionen in
der Levante-Region.
Uneingeschränkte Erfahrungen
Am Anfang ihres Aufenthalts fand Léa das
Leben in einer so grossen Stadt wie Moskau
ungewohnt, da sie aus einem kleinen Dorf
im französischsprachigen Teil des Wallis
stammt. Sie war in einem Wohnheim für internationale
Student*innen untergebracht.
Dieses war verhältnismässig leer, da aufgrund
der Pandemie nicht viele Austauschstudent*innen
nach Russland gekommen
waren. Kontakte zu knüpften fiel ihr daher
anfangs schwer. Die Pandemie bemerkte sie
sonst kaum: Restaurants waren geöffnet,
Partys erlaubt und Treffen unter Freund*innen
möglich. Während in der Schweiz alle
Vorlesungen online stattfanden, konnte Léa
in Russland ganz normal Präsenzunterricht
besuchen. Nicht zuletzt dank diesen moderaten
Massnahmen fällt ihre Bilanz des Austauschs
überaus positiv aus: «Ein Auslandssemester
ist immer eine gute Erfahrung, ob
vor oder während Corona. Man kann eine
neue Kultur, eine fremde Sprache und ein
anderes Universitätssystem kennenlernen.
Dadurch gewinnt man eine neue Perspektive,
weil man so denkt und lebt wie die Leute
dort.»
Ein authentischer Einblick
Ähnlich restriktive Massnahmen wie in
der Schweiz erlebte hingegen Stella im Libanon.
Obwohl alle Vorlesungen nur online
stattfanden, hatte sie mit den dortigen
Studienberater*innen dennoch immer eine
Anlaufstelle. Auch bei ihr war viel Eigeninitiative
nötig, um Kontakte zu knüpfen. Internationale
Student*innen gab es aufgrund
von Corona nämlich auch im Libanon eher
wenige. Einheimische als Freund*innen zu
gewinnen, war für Stella dafür leichter. Die
Libanes*innen sprachen nämlich sehr gut
Englisch und Französisch. Zudem nahm
Stella während ihres Austauschs Arabischkurse,
um sich besser verständigen zu können.
Sicherlich hilfreich war auch, dass sie
sich in der Hauptstadt Beirut eine Wohngemeinschaft
mit sieben Libanesinnen teilte,
mit welchen sie heute noch Kontakt pflegt.
Rückblickend kann Stella Corona sogar als
Chance sehen: «Aufgrund der Pandemie
gab es weniger Austauschstudent*innen
und deshalb war es leichter, Einheimische
kennenzulernen. Dadurch wurde mir ein authentischer
Einblick in die Kultur, Sprache
und Lebensrealität vor Ort ermöglicht» P
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