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B1|A40 THE BEAUTY OF THE GRAND ROAD

DIE SCHÖNHEIT DER GROSSEN STRASSE 2014 EINE AUSSTELLUNG IM STADTRAUM DER A40 VON DUISBURG BIS DORTMUND 14.06.2014 – 07.09.2014 MAP MARKUS AMBACH PROJEKTE URBANE KÜNSTE RUHR (HG.) WIENAND

DIE SCHÖNHEIT DER GROSSEN STRASSE 2014
EINE AUSSTELLUNG IM STADTRAUM DER A40 VON DUISBURG BIS DORTMUND
14.06.2014 – 07.09.2014

MAP MARKUS AMBACH PROJEKTE
URBANE KÜNSTE RUHR
(HG.)

WIENAND

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MARTIN PFEIFLE & WANDA SEBASTIAN<br />

EICHBAUMGOLD<br />

An der U-Bahnstation Eichbaum residiert seit dem Projekt Eichbaumoper<br />

von raumlaborberlin noch immer die Opernbauhütte, eine Containerarchitektur,<br />

die nach zahlreichen spektakulären Nutzungen nun<br />

verwaist und in die Jahre gekommen ist. Sie stellt an diesem prekären<br />

Ort die Frage nach der Wirkungsweise und Sinnfälligkeit dauerhafter<br />

künstlerischer Interventionen im öffentlichen Raum: Kann sich ein<br />

auch noch so erfolgreiches Projekt über die Dauer im wechselhaften<br />

Stadtraum halten, wenn die künstlerische Fürsorge für Nutzung und<br />

Bespielung turnusgemäß abreißt? Gelingt es, bei den Bewohnern ein<br />

dauerhaftes Interesse für einen solchen Möglichkeitsraum zu schaffen?<br />

Finden sich langfristig Träger und Nutzer für solche Orte, die gerade<br />

für Jugendliche interessant sind, deren Interesse aber naturgemäß von<br />

begrenzter Dauer ist?<br />

Dass sich die beiden Künstler Wanda Sebastian und Martin Pfeifle auf<br />

ganz bildhauerische Weise diesem Ort, seiner Bedeutung, Geschichte<br />

und der Architektur, aber auch den in ihn eingeschriebenen Fragen<br />

annahmen, verweist auf eine neue Offenheit im künstlerischen Dialog.<br />

Der direkte Zugriff auf die Arbeit von raumlaborberlin, die der Neuinterpretation<br />

gerne Raum gaben, erlaubt in einem Joint Venture eine<br />

Aktualisierung der Arbeit unter neuen Vorzeichen. Wanda Sebastian<br />

und Martin Pfeifle tauchten das gesamte Gebäude in einem zügigen<br />

wie markanten Wurf komplett in Gold, was Assoziationen mit Legenden<br />

wie Fort Knox und Goldfinger an diesem Un-Ort des öffentlichen<br />

Nahverkehrs anregt. Die Technik des Flashens, die der auch hier aktiven<br />

Graffiti-Szene entnommen ist, unterstützt die schnelle Leichtigkeit<br />

und Kontextualität des Entwurfs. Die lockere Umtitulierung von Eichbaumoper<br />

zu Eichbaumgold im Westernstil unterstreicht die pionierhafte<br />

wie prognostizierte Meisterschaft des Orts und fragt nach ihren<br />

Qualitäten. Mit Farbe und Titel besorgen sie schnell, leicht und zielgenau<br />

eine gewagte Aufwertung der brutalistischen Architektur wie auch<br />

der in die Jahre gekommenen Opernbauhütte. Gleich einem wertvollen<br />

Barren erscheint die Station inmitten des unablässigen Verkehrsflusses<br />

von A40, U-Bahn und den Fly-overs auch schon mal als goldener<br />

Tempel im dschungelartigen Brachlandgrün. Bei aller Leichtigkeit des<br />

Wurfs stellt die Arbeit aber dennoch profunde Fragen an das Geschehene,<br />

die Qualität des Orts und besonders seine zeitliche Determinierung.<br />

Suchte raumlaborberlin noch nach langfristigen Lösungen für diesen<br />

Durchgangsort, widmet sich Eichbaumgold dem Temporären in ausgesuchter<br />

Weise. Die dauerhaft nicht zu haltende Außenstation im grauen<br />

Großstadtdschungel verliert ihren aufscheinend goldenen Glanz schon<br />

bald und verfällt exakt im Laufe der Ausstellung zu metallischem Grau.<br />

Damit schlagen die Künstler eine Bresche für das Temporäre, wohl wis-<br />

send, dass es nicht die Kunst sein kann, die einen solchen Ort saniert.<br />

Diesen als lokal besonders, architektonisch eigensinnig und das Umfeld<br />

als unerwartet wertig wahrzunehmen, bleibt ein Angebot – nicht<br />

mehr und nicht weniger. Die Arbeit plädiert damit für eine ausgewogene<br />

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