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B1|A40 THE BEAUTY OF THE GRAND ROAD

DIE SCHÖNHEIT DER GROSSEN STRASSE 2014 EINE AUSSTELLUNG IM STADTRAUM DER A40 VON DUISBURG BIS DORTMUND 14.06.2014 – 07.09.2014 MAP MARKUS AMBACH PROJEKTE URBANE KÜNSTE RUHR (HG.) WIENAND

DIE SCHÖNHEIT DER GROSSEN STRASSE 2014
EINE AUSSTELLUNG IM STADTRAUM DER A40 VON DUISBURG BIS DORTMUND
14.06.2014 – 07.09.2014

MAP MARKUS AMBACH PROJEKTE
URBANE KÜNSTE RUHR
(HG.)

WIENAND

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MUSEUM<br />

BERGGATE 69<br />

Das zu <strong>B1|A40</strong> eingerichtete temporäre Museum Berggate 69 dokumentierte<br />

die wechselhafte Geschichte dieses besonderen Hauses am Rande<br />

der großen Straße anhand von aktuellen und historischen Artefakten.<br />

Im besonderen Ambiente des ehemaligen K1-Kampfsportstudios<br />

im Souterrain mit Havanna-Bar wurde eine Entwicklung deutlich, die<br />

keiner Planung entspringen kann. Im Museum wurde in vier Abteilungen<br />

mit Vitrinen und wandgroßen Fotografien, Kunstwerken, Grafiken,<br />

Alltagsgegenständen, historischen Zeitzeugen und Fundstücken dargestellt,<br />

wie heterogen sich Orte und Nachbarschaften entsprechend ihrer<br />

Nutzung entwickeln.<br />

Alltags- und Hochkultur durchdrangen sich dabei wechselseitig im gesamten<br />

Museum. Nach dem Eintritt fiel der Blick zunächst auf die Tätigkeit<br />

von Inge Baecker als geheimem Nukleus des Hauses. Die Zeitdokumente<br />

zeigten sie mit Harald Szeemann und Allan Kaprow bei der<br />

Eröffnung der Galerie. Telegramme von Kaprow oder die Korrespondenz<br />

zwischen ihr und Manfred Schneckenburger belegten ihre Bedeutung<br />

für den damaligen Kunstdiskurs.<br />

Im Anschluss gab es eine ausführliche Dokumentation der ersten Activity<br />

unter dem Titel City Works, die Kaprow an der Schallschutzwand direkt<br />

vor dem Haus mit Vostell und den Gästen durchgeführt hatte. Zwei Originalarbeiten<br />

von Kaprow aus der Serie Calender und mehrere Vitrinen<br />

mit Originalplakaten, Text- und Bildauszügen zur Galeriegeschichte an<br />

der A40 wurden mit dem sechs Meter langen Porträt des Ruhr- Casinos<br />

Bochum in Formationsaufstellung konfrontiert, das den hinteren Teil<br />

des Raums dominierte und als Prospekt für die Ausstellung diente.<br />

Gleich daneben verwies die umfangreiche Pokalsammlung des Vereins<br />

auf die erfolgreiche Arbeit im ersten Obergeschoss des Hauses.<br />

Eine bei der Recherche entdeckte Porträtserie der Tänzer des Bochumer<br />

Fotografen Stefan Schneider, die die Tanzsportler im Ambiente des<br />

SM-Studios zeigt, dokumentierte die offene Haltung der Protagonisten<br />

dieses ungewöhnlichen Raums und die ungezwungene wie humorvolle<br />

Umgangsweise zwischen den ungleichen Nachbarn. Dass auch die<br />

Stahlwerkerinnen bei aller Härte ihres Jobs diese Leichtigkeit teilen,<br />

belegte ein Auszug aus einer älteren Website, auf der sich die Damen<br />

in Lack und Latex direkt vor der Tür an der A40 ablichten ließen – eine<br />

charmante wie ungewöhnliche Liebeserklärung an die große Straße.<br />

Im selben Raum befanden sich weitere Artefakte des bizarren Stahlwerks<br />

in Form von Gynäkologenstuhl und Gewinnspiel mit genretypisch<br />

schmerzhaften Preisen. Neben den klassischen Verliesen und Folterkammern<br />

waren auch recht unscheinbare Dekors zu entdecken, deren<br />

manchmal drastischer Gebrauch für den Laien nur schwer nachvollziehbar<br />

ist. Klinische Geräte, die von (echten) Schwestern nach Dienstschluss<br />

fachmännisch eingesetzt werden, verwiesen auf skurrile Formen<br />

der Lust am medizinischen Schmerz und dem Ausgeliefertsein.<br />

Die museal präsentierten Latexmasken und die komplexe Sammlung<br />

an Schlagutensilien, vom Rohrstock bis zum Kochlöffel, erzählten auch<br />

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