CHECK Nord #2
Create successful ePaper yourself
Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.
GESELLSCHAFT<br />
FÜNF PRAKTISCHE ANSÄTZE<br />
FÜR EINE WISSENSCHAFTLICH BEGRÜNDETE DROGENPOLITIK, EMPFOHLEN<br />
VON DER GLOBAL COMMISSION ON DRUG POLICY:<br />
1.<br />
Die GESUNDHEIT UND SICHERHEIT der Menschen muss oberste Priorität haben.<br />
2.<br />
Der KONTROLLIERTE ZUGANG ZU ESSENTIELLER MEDIZIN muss gewährleistet sein, vor<br />
allem Schmerzmittel in der Palliativ-Medizin.<br />
Foto: Tingey Injury Law Firm_unsplash.com<br />
3.<br />
Die KRIMINALISIERUNG UND INHAFTIERUNG von Menschen, die Drogen benutzen, soll<br />
BEENDET werden. Es ändert nichts an der Drogenproblematik der Inhaftierten und zerstört<br />
weltweit Leben.<br />
4.<br />
Ein UMDENKEN IM UMGANG MIT DER STRAFRECHTLICHEN VERFOLGUNG von Drogenschmuggler*innen<br />
und organisiertem Verbrechen muss stattfinden. Die Energie, die in die<br />
Verfolgung und Bestrafung der Konsument*innen gesteckt wird, sollte darauf verwandt<br />
werden, mächtige und gut vernetzte kriminelle Organisationen zur Strecke zu bringen.<br />
5.<br />
Die DROGENMÄRKTE sollten REGULIERT und den Regierungen die Kontrolle übergeben<br />
werden. Regierungen sollen dafür Verantwortung übernehmen, dass potenziell gefährliche<br />
Drogen kontrolliert an Konsument*innen verteilt werden, anstatt den Drogenhandel<br />
organisierten kriminellen Gruppen zu überlassen.<br />
KULTUR-PHÄNOMEN<br />
Zudem schlägt die Global Commission on<br />
Drug Policy vor, dass psychoaktive Substanzen<br />
hinsichtlich ihres Abhängigkeitspotenzials<br />
und anderer Auswirkungen auf den Körper<br />
klassifiziert werden sollten. Dies ist bis heute<br />
nicht der Fall: Einige Substanzen sind legal<br />
verfügbar, weil sie als nützlich (Medikamente)<br />
oder kulturell wichtig (Alkohol) angesehen<br />
werden, während andere als destruktiv angesehen<br />
werden und strengstens verboten sind.<br />
Etwas radikaler, doch auch humorvoller,<br />
drückt sich der Aktivist und Gründer der Drug<br />
Policy Alliance, Dr. phil. Ethan Nadelmann, aus:<br />
„WENN ALTE WEISSE MÄNNER MIT KOKAIN<br />
EXPERIMENTIEREN WÜRDEN UND JUGENDLI-<br />
CHE REGELMÄSSIG MIT VIAGRA, DANN WÜRDE<br />
ES KOKS BEREITS AUF REZEPT GEBEN.“<br />
PORTUGAL ALS GUTES BEISPIEL?<br />
Im Juli 2001 hat Portugal ein Gesetz verabschiedet,<br />
das den Besitz von Drogen, egal ob<br />
Cannabis, Ecstasy oder Heroin, entkriminalisierte.<br />
Der Besitz ist seither keine Straftat<br />
mehr, sondern nur noch eine Ordnungswidrigkeit<br />
wie etwa Falschparken. 2015 war die drogeninduzierte<br />
Sterblichkeitsrate in Portugal<br />
um ein fünffaches geringer als der E.U.-<br />
Durchschnitt. Im selben Jahr wurde bestätigt,<br />
dass die Sozialausgaben wegen Drogenmissbrauchs<br />
seit 1999 pro Kopf um 18% gesunken<br />
sind. Die Zahl der HIV-Infektionen durch das<br />
Spritzen von Drogen konnte auf 18 Fälle pro<br />
Jahr reduziert werden. (ts)<br />
<strong>CHECK</strong> NORD <strong>#2</strong><br />
59