CHECK Nord #2
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GESELLSCHAFT<br />
HILFSANGEBOTE IM HALBSCHATTEN<br />
Beratungs- und Anlaufstellen für Drogennutzer*innen<br />
und Abhängige sehen sich einem besonderen<br />
Dilemma ausgesetzt. Die meisten Fachkräfte aus<br />
dem Bereich der Drogenprävention wissen, dass die<br />
Ansage: „Nehmt keine Drogen, weil sie illegal und ungesund<br />
sind“, die Menschen nicht vom Konsum abhält.<br />
Die Kunst ist hier, Konsum-Strategien zu vermitteln<br />
und bei Drogenmissbrauch individuelle Schadensbegrenzung<br />
vorzunehmen, etwa in Form von Safer<br />
Use. Wer selbst schon einmal im Freundeskreis oder<br />
der Familie mit einer zerstörerischen Abhängigkeit<br />
konfrontiert wurde, der weiß auch, dass man als Moralapostel<br />
überhaupt nicht weiterkommt. Jede Form<br />
von Drogenberatung und -Aufklärung findet derzeit<br />
zwangsläufig im Kontext von Kriminalität statt. Die<br />
Frage ist daher, wie effektiv diese Arbeit wirklich sein<br />
kann. Und wieviel positives Potenzial durch die Kriminalisierung<br />
und gesellschaftliche Ächtung gewisser<br />
Substanzen hier brachliegt.<br />
NACH 30 MINUTEN 6 FLIEGEN TOT<br />
1952 untersuchte der Chemiker Albert van Schoor<br />
das Amphetamin MDMA, besser bekannt unter dem<br />
Namen Ecstasy. Er führte toxikologische Experimente<br />
mit Fliegen durch und notierte: „Nach 30 Minuten 6<br />
Fliegen tot“. Eine wissenschaftliche Publikation folgte<br />
aufgrund seiner Beobachtung nicht.<br />
Schaut man sich allerdings lange genug um, finden<br />
sich zahlreiche studienbasierte Schriften, die die<br />
Schädlichkeit von MDMA und Co. nachweisen. Regelmäßiger<br />
und übermäßiger Konsum von Amphetaminen<br />
greift das Hirngewebe an. Bei unsachgemäßer<br />
Anwendung kann es zu einer Hyperthermie (Überhitzung)<br />
kommen, die tödlich verlaufen kann. Kokainkonsum<br />
kann massive körperliche und psychische<br />
Folgen haben, zu Immunabwehrschwäche, starkem<br />
Gewichtsverlust sowie Schäden an Blutgefäßen,<br />
Leber, Herz und Nieren führen. Eine Heroinvergiftung<br />
kann Bewusstlosigkeit, Atemprobleme und Kreislaufversagen<br />
mit Verlangsamung der Herztätigkeit<br />
auslösen. Während der Bewusstlosigkeit sind die<br />
Reflexe ausgeschaltet, weswegen die Gefahr besteht,<br />
an Erbrochenem zu ersticken.<br />
Über die Gefahren von illegalen Drogen wird viel aufgeklärt.<br />
Warum aber nehmen Menschen diese dann<br />
doch recht bereitwillig in Kauf?<br />
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