CHECK Nord #2
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GESELLSCHAFT<br />
WARUM GEWISSE DROGEN AUF DEM<br />
SCHWARZMARKT GEKAUFT WERDEN<br />
Ganz stark vereinfacht – an dieser Stelle<br />
dürfen sich Historiker und Kriminologen gerne<br />
melden und die Redaktion rügen – wollte eine<br />
britische Kapitalgesellschaft vor langer Zeit<br />
den Opiumhandel in China kontrollieren. Die<br />
Chinesen wollten dies nicht. Es ging um sehr<br />
viel Geld und so kam es zu zwei Opiumkriegen.<br />
Als keine der beiden Parteien siegte, wurde<br />
1909 von der daraufhin einberufenen internationalen<br />
Opiumkommission beschlossen,<br />
dass niemand den Opiumhandel kontrollieren<br />
darf. Der Gegenvorschlag eines weltweiten<br />
Regimes der Opium-Prohibition wurde jedoch<br />
angenommen.<br />
In Deutschland galt ab dem 1. Januar 1930<br />
entsprechend das Gesetz über den Verkehr<br />
mit Betäubungsmitteln. Darin wurden unter<br />
anderem folgende Präparate aufgelistet:<br />
Rohopium, Opium für medizinische Zwecke,<br />
Morphin, Diacetylmorphin (Heroin), Kokablätter,<br />
Rohkokain, Kokain, Indischer Hanf (im<br />
Prinzip Gras und Haschisch) sowie alle Salze<br />
des Morphins, Diacetylmorphins (Heroin) und<br />
Kokains. Die Stoffe waren fortan verschreibungspflichtig<br />
und nur noch zu medizinischen<br />
Zwecken legal erwerblich. Amphetamine<br />
(Speed, Ecstasy, MDMA) wurden erst im Jahr<br />
1941 in das Opiumgesetz aufgenommen.<br />
De facto gab es kein explizites Abkommen<br />
darüber, welche strafrechtlichen Folgen es<br />
nach sich zieht, wenn staatlich verbotene<br />
Drogen auf dem Schwarzmarkt vertrieben<br />
werden. Der illegale Drogenhandel ist jedoch<br />
immer die logische Konsequenz, da der Staat<br />
den legalen Handel mit Drogen grundsätzlich<br />
verbietet. Ein Faktum, mit dem sich bislang<br />
nicht ergebnisorientiert auseinandergesetzt<br />
wird. Schauen wir uns den Schwarzmarkt also<br />
etwas genauer an:<br />
BIG BUSINESS<br />
Verlässliche Zahlen kann es nicht geben, da sich<br />
der Drogenhandel komplett in der Unterwelt<br />
abspielt. Zur Veranschaulichung lohnt sich jedoch<br />
ein Blick auf den World Drug Report 2005,<br />
erstellt vom United Nations Office on Drugs<br />
and Crime, in dem der globale Marktwert<br />
für illegale Drogen allein im Jahr 2003 auf<br />
321,6 Milliarden US-Dollar geschätzt wurde.<br />
Weniger konkrete Schätzungen im Internet<br />
gehen derzeit von einem Gesamtvolumen von<br />
500 Milliarden US-Dollar aus. Zum Vergleich<br />
ist die weltweite Gaming-Industrie heutzutage<br />
offenbar 300 Milliarden US-Dollar wert.<br />
DIE BEITEILIGTEN<br />
Hersteller*innen:<br />
Der zigarrenrauchende Drogenbaron beseitigt<br />
keine Schädlinge von Koka-Sträuchern oder<br />
Schlafmohn-Feldern. Dafür hat er – oder sie –<br />
zahlreiche „Angestellte“. Diese illegalen Arbeiten<br />
werden nicht tarifgebunden verrichtet. So<br />
entstehen nicht bloß legale Grauzonen, sondern<br />
große schwarze Löcher, in denen die Betroffenen<br />
auch mal einfach verschwinden.<br />
Dealer*innen:<br />
Es sind im Prinzip Menschen, die Geld damit<br />
verdienen, Rauschmittelprodukte zu vertreiben.<br />
Solange weiter eine Nachfrage nach<br />
illegalen Drogen besteht, wird es auch einen<br />
Schwarzmarkt für diese Produkte geben. Aufgrund<br />
der Strafverfolgung wird auf die Ware in<br />
kartellartigen Handelsstrukturen ein hoher Risikoaufschlag<br />
auf den eigentlichen Beschaffungspreis<br />
aufgeschlagen. Im Klartext: Das<br />
Gramm Kokain, das mit Kurier an die Haustür<br />
geliefert wird, kostet eigentlich sehr viel weniger.<br />
Durch eine eher willkürliche Extrarendite<br />
des Risikoaufschlages werden immer neue<br />
Anbieter*innen in den Markt gelockt.<br />
Schmuggler*innen:<br />
Ähnlich wie Dealer*innen, sie legen aber meist<br />
längere und gefährlichere Wege zurück. Bodypacker<br />
etwa schmuggeln pro Reise bis zu 200<br />
Kapseln Kokain im Magen. Falls die Kapseln<br />
platzen, kann dies lebensbedrohlich sein.<br />
Konsument*innen:<br />
Grob lassen sich Drogennutzer*innen in vier<br />
Kategorien einteilen: Probierer*innen und<br />
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