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Katalog_Portus_für_Jumpu

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PORTUS

Portus 17a

portus septendecim a

PORTUS:

Das ist der Hafen.

Das ist die Mündung des Flusses.

Das ist der Ort der Zuflucht.

Und es ist dieses Haus.

Es heißt so,

wurde so benannt,

be-namt

von Christina Roederer.

Und dieses Haus ist alles zugleich:

Hafen, Flussmündung, Zufluchtsort, Haus.

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Hafen ist es, weil die auf hoher See, dem Meer der Gedanken und

Gefühle Dietrich Klinges gewissermaßen „schaumgeborenen“, wie

Aphrodite, ins Leben gebrachten und gekommenen Skulpturen aufnimmt.

Jene Wesen, die von weit her auf den unsicheren, von Stürmen gepeitschten,

wie von der Kraft des Mondes hin und her gerissenen

Wellen der Gestaltungskraft des Künstlers nun in den sicheren Hafen,

der ihre Formwerdung in sich aufnimmt, ihnen Raum wie in

einer Herberge gibt, eingelaufen sind.

Und zugleich ist „portus septendecim a“ die Mündung eines Flusses.

Nicht etwa, weil der Veitsgraben in den jenseits der Straße liegenden

Teich mündet und dann nochmals gleichsam in die Unterwelt (denn

er taucht ab, in die Tiefe, mündet in diese, unterquert und durchquert

die Mühle, um dann wiederum in das Offene zu fließen). Aber,

was ist eine Mündung und warum trägt dieses Haus zurecht auch

die Bedeutung dieses Wortes in sich?

Nun, Mündung, das Wort, wurde im achtzehnten Jahrhundert erst

gebildet, freilich aus dem Worte Mund.

Und es bezeichnet „die Stelle, bei der etwas in etwas anderes übergeht.“

Das ist dieses Haus!

Die Werke, die in einem langsamen Reifungsprozess, verborgen vor

aller Welt und jedem Auge, in dem Künstler wuchsen und wuchsen,

bis er sie, die zuvor nie Gesehenen, in diese Welt, die nie zuvor Gesehene,

im künstlerischen Werden in einem Geburtsvorgang zwang,

waren jedoch nur für Dietrich Klinge sichtbar, in ihrer Urform, in

ihrem hölzernen Leib. Wurden dann von den Bronzegießern erblickt

und mit Händen erfasst, geformt und in klingendes Erz gegossen

und waren nun bereit, dorthin zu kommen, wo etwas, nämlich sie

selbst, in etwas anderes übergehen sollen, in diesen PORTUS.

Denn, nun werden sie übergehen und übergeben, denjenigen, die

Augen haben und sie betrachten und befragen und Hände haben und

sie betasten und befühlen.

Nun gehen sie über aus dem verborgenen Leben in und mit dem

Künstler in das offene Leben, mit allen, werden nun erst Teil der

Welt, gehen in etwas anderes über, münden ein!

Und dieser PORTUS ist Zufluchtsort.

Doch wofür?

Brauchen Skulpturen aus dauerhafter Bronze Schutz, müssen sie

fliehen?

Wenn ja vor wem?

Nein, solcher Art ist dieser Ort nicht.

Er ist kein Bunker, der mit meterdicken Betonmauern und stahlbewehrten

und undurchdringlichen Toren Wertvolles vor dem räuberischen

Zugriff oder auch nur vor der Teilhabe anderer schützen

muss.

Es ist ein Zufluchtsort für das Schöne, das zunehmend in unserer

Gesellschaft verjagt und vertrieben wird, fliehen muss.

Das Schöne der Dinge. Das Schöne der Natur. Das Schöne in den Beziehungen

zwischen Menschen, wie es sich in Achtsamkeit, Respekt,

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