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traVeller’s<br />
Juli - september 2020<br />
d 8,- € / a 9,- € / i 10,- € / l 9,50 € / e 10,- € / ch 15,50 sFr<br />
travellersworld.de<br />
in good we trust<br />
traum-Inseln<br />
Paradiesisch. Und<br />
ganz für Sie allein<br />
cirque de Soleil<br />
cirque de Soleil<br />
Kultstätte der Sonne:<br />
Saint-Tropez<br />
Glut des Südens<br />
Ist die Vulkaninsel Lanzarote<br />
die schönste der Kanaren?<br />
nächsten-<br />
Liebe<br />
Auf 27 Seiten:<br />
Wo Deutschland zu<br />
verführen weiß
inside<br />
Servus, Heimat – Deutschlands schönste Seiten<br />
shorts<br />
24 Lanzarote<br />
22 baden hoch Zwei<br />
The city’s so nice, they named it<br />
twice – Argumente für ein<br />
Wochenende in Baden-Baden<br />
travel<br />
24 im laValand<br />
Der große Feuergott hat die<br />
Insel geformt, ein genialer<br />
Künstler hat nachgeholfen.<br />
Dramatischer als Lanzarote<br />
werden die Kanaren nicht<br />
34 ÜberFlieger<br />
Die Wasserflugzeuge des Aero<br />
Club Como brummen seit über<br />
100 Jahren über ihr Heimatgewässer.<br />
Dabei wollen die Piloten<br />
nicht unbedingt allein sein<br />
40 oFFen FÜr oberbaYern<br />
Unter den bajuwarischen<br />
Bergen reihen sich jede Menge<br />
Attraktionen auf. In einem<br />
schicken Cabrio entgeht einem<br />
so leicht keine davon<br />
44 social distancing<br />
Manchmal möchte man einfach<br />
keine Zeitgenossen treffen.<br />
Diese neun Privatinseln<br />
ermöglichen Selbstisolation<br />
auf höchstem Niveau<br />
54 berliner runden<br />
Zu Fuß? Mit der U-Bahn? Im<br />
Taxi? Alles muffig und nicht<br />
schick. Die Trendsetter erkunden<br />
die Hauptstadt vom Sattel aus<br />
58 mobilmachung<br />
Sieben smarte Gadgets für<br />
Städteradler mit Stil<br />
Standards<br />
11 check in<br />
16 impressum<br />
122 check out<br />
Die Beatles in<br />
Los Angeles, 1964<br />
IM NETZ travellersworld.de<br />
Foto: Carl Remmin/Getty images<br />
12<br />
Traveller‘s <strong>World</strong>
inside<br />
Servus, Heimat – Deutschlands schönste Seiten<br />
style<br />
40 Oberbayern<br />
60 ViVe … la dÉcadence<br />
Die Herzkammer des<br />
Hedonismus flimmert in<br />
Saint-Tropez. Ein lustvoller<br />
Rückblick auf Zeiten, die<br />
sich nicht geändert haben<br />
72 menschen im hotel<br />
Edward Hoppers unbestechlicher<br />
Blick ruhte auch nicht,<br />
wenn er unterwegs war<br />
74 Felsen-Fest im Paradies<br />
„Ein in höchstem Maße<br />
kunstvollendetes Leben“<br />
bietet, seit 150 Jahren, das<br />
Hôtel du Cap-Eden-Roc<br />
74 Hôtel du Cap-Eden-Roc<br />
78 armchair traVeller<br />
Drei neue Bücher gegen<br />
Fernweh<br />
stay<br />
80 naherholung<br />
Acht atemberaubende<br />
Privat quartiere – immer<br />
genau da, wo Deutschland<br />
am schönsten ist<br />
90 haute côture<br />
Die Althoff Villa Belrose<br />
besetzt den ultimativen<br />
Logenplatz über der Côte<br />
94 weggis’ wellness<br />
Am Vierwaldstättersee beschwingt<br />
die Chenot-Group<br />
mit Belle-Époque-Charme<br />
80 Privatquartiere<br />
100 almauFtrieb<br />
In den Kitzbüheler Alpen<br />
haben wir Österreichs<br />
opulentestes Chalet entdeckt<br />
taste<br />
108 mal hier, mal dort<br />
Das Wanderrestaurant ONA<br />
wechselt alle Nase lang<br />
seinen Standort<br />
112 hilFe am herd<br />
Spitzenköche laden zum<br />
Nachkochen ein – in fünf<br />
hochappetitlichen Büchern<br />
114 die trau’n sich was<br />
Deutsche Spitzenküche ist<br />
zunehmend weiblich. Wir<br />
haben fünf Nachwuchskräfte<br />
besucht<br />
114 Deutsche Köchinnen<br />
Fotos: Michael Hannwacker, Oetker Collection, Rudolf Schmutz, Nina Stiller<br />
14 Traveller‘s <strong>World</strong>
lombardei<br />
volare …<br />
egal aus welcher Perspektive: der lago di Como ist<br />
immer schön. doch nur aus der luft ist der kleine ort<br />
lenno mit der villa Balbianello so gut zu sehen<br />
34 Traveller‘s <strong>World</strong>
Überflieger<br />
AM COMER SEE<br />
SCHLÄGT DAS HERZ<br />
DER IDROVOLANTI.<br />
SEIT ÜBER HUNDERT<br />
JAHREN WIRD<br />
DAS WASSER<br />
ALS LANDEBAHN<br />
GENUTZT, DER AERO<br />
CLUB COMO BILDET<br />
PILOTEN AUS UND<br />
BIETET RUNDFLÜGE<br />
FÜR URLAUBER AN<br />
Ein sonniger Frühsommertag<br />
am Comer See.<br />
Die Luft ist klar, das<br />
Wasser glatt wie ein Seidentuch,<br />
auf den Bergwipfeln, die<br />
Norditalien vom Engadin<br />
trennen, glänzen noch Schneefetzen.<br />
Eine grasgrüne Cessna<br />
L-19 Bird Dog aus den 50er-Jahren<br />
gleitet mit sattem Dröhnen am<br />
Himmel. Aus der Vogelperspektive<br />
sind die weißen Dampfer zu<br />
sehen, die Como mit Laglio,<br />
Lenno, Bellagio und Torno<br />
verbinden, sowie ein paar<br />
imposante Paläste mit italienischen<br />
Gärten vor der Tür. Alles<br />
wirkt ruhig und friedlich, doch<br />
der Schein trügt: „Sehen Sie die<br />
dunklen Streifen auf dem See<br />
dort hinten?“, fragt Cesare Baj<br />
Text PaTricia engelhorn<br />
durch das Mikrofon seines Headsets. „Das sind<br />
Anzeichen von Föhn. Wo Wind auf Wasser trifft,<br />
entstehen diese dunklen Flecken. Bald wird es ruckeln,<br />
aber keine Angst“, beruhigt er den einzigen Passagier,<br />
der hinter ihm an Bord Platz hat, „es kann nichts<br />
passieren.“ Er muss es wissen: Cesare fliegt seit rund<br />
50 Jahren, er zählt zu den ältesten Mitgliedern des 1930<br />
gegründeten Aero Club Como – ein Grandseigneur der<br />
Wasserfliegerei.<br />
Der Flugverein, der an Comos Uferpromenade<br />
direkt neben dem Yacht- und dem Ruderclub in einem<br />
schnörkellosen Gebäudekomplex in typisch italienischem<br />
Rationalismus-Stil residiert, ist einzigartig:<br />
Laut Guinness-Buch der Rekorde gehört ihm die<br />
weltweit älteste Wasserflugschule, seine Zivilflotte ist<br />
die größte Europas. In seinem Hangar parken insgesamt<br />
13 Wasserflugzeuge, darunter Raritäten wie die<br />
italienische Macchi MB.308, stolze 73 Jahre alt, oder<br />
eine blau-weiße Republic RC-3 Seabee, Baujahr 1946<br />
– ein amphibisches Kleinflugzeug ohne Schwimmer,<br />
das von außen an eine Biene erinnert und innen an<br />
einen Chevrolet aus den Fifties. Ganz hinten in einer<br />
Ecke steht das älteste flugfähige Wasserflugzeug<br />
der Welt: eine dunkelgrüne Caproni CA.100,<br />
Baujahr 1935, komplett aus Holz und<br />
Gewebe und vollständig restauriert. Nur<br />
der Motor des Oldtimers fehlt – er ist<br />
gerade in England zur Revision.<br />
Normalerweise werden die<br />
Wasserflugzeuge in Como repariert.<br />
Der Club kauft mit Vorliebe Vin tage-<br />
Maschinen aus den 60er- und<br />
70er-Jahren, meist in Kanada oder den<br />
USA. „Die alten Flugzeuge sind schöner<br />
als die neuen“, findet Cesare Baj, „außerdem<br />
sind sie qualitativ besser und deutlich günstiger.“<br />
Allerdings ist ihr Zustand bei ihrer Ankunft in Italien<br />
oft desolat: Motor, Propeller, Instrumente, Interieur<br />
– alles hinüber. Ein Team von vier spezialisierten<br />
Vollzeitmechanikern zerlegt jedes Flugzeug, behandelt<br />
den Rumpf, ersetzt Instrumente, Ventile, Propeller,<br />
Motor, Polsterung. Nur bei antiken Maschinen werden<br />
so weit wie möglich die Originalteile erhalten. Bei der<br />
Cessna L-19 Bird Dog sind die Sicherheitsgurte über 60<br />
Jahre alt, der Motor ist derselbe, mit dem sie Einsätze<br />
im Korea- und im Vietnamkrieg flog. „Natürlich haben<br />
Traveller‘s <strong>World</strong><br />
35
oad movie<br />
Man muss keinen Oldtimer besitzen, um einen<br />
zu fahren. Wir borgen einen Mercedes 280 SL für<br />
eine Spritztour vom Königssee bis Schloss Elmau<br />
offen<br />
für oberbayern<br />
Text und Fotos michael hannwacker<br />
Kapelle Fischbachau<br />
Slyrs Distillery<br />
Wölflhof<br />
Hohenaschau<br />
Traumwerk<br />
Kloster Tegernsee<br />
Rottach-Egern<br />
Tatzelwurmstraße<br />
Festspielhaus Erl<br />
Reit im Winkl<br />
Königssee<br />
Sylvensteinsee<br />
Schloss Elmau<br />
Schon auf den ersten Kilometern freunden wir uns mit der herrlichen „Pagode“ aus<br />
dem Stall von Active Oldtimer (ab 399 Euro pro Tag, T. 0151/54 35 66 88, activeoldtimer.de)<br />
an. Und sie fühlt sich vor der Alpenkulisse offenbar auch sehr wohl …<br />
40 Traveller‘s <strong>World</strong>
Am Anfang steht ein Museum der „Konkurrenz“, Hans-Peter Porsches Traumwerk<br />
(Eintritt ab 14 Euro, T. 08656.98 95 00, traumwerk.de) in Anger ganz nah an der A8<br />
vor Salzburg. Der Gründerenkel stellt hier vor allem seine Spielzeugsammlung aus.<br />
Die B305 bringt uns nach Reit im Winkl. Dort pausieren wir auf Gut Steinbach<br />
(DZ ab 200 Euro, T. 08640.80 70, gutsteinbach.de). Am nächsten Morgen machen wir<br />
den Schlenker nach Schloss Hohenaschau (Voranmeldung unter T. 080<strong>52</strong>.904 90).<br />
Jetzt geht es wieder Richtung Süden und sogar kurz über die Grenze, um die<br />
Architektur der Festspielhäuser in Erl (Mühlgraben 56 a, Erl, T. +43.5373.81000,<br />
tiroler-festspiele.at) zu bewundern. Nächsten Sommer kommen wir wieder!<br />
In Oberbayern hat man sich vielerorts von Corona nicht abhalten lassen, den<br />
traditionellen Maibaum zu errichten. Dieser hier spiegelt sich in der auf Hochglanz<br />
polierten Motorhaube des über ein halbes Jahrhundert alten 280ers.<br />
Traveller‘s <strong>World</strong><br />
41
style<br />
Spätestens seit<br />
Roger Vadim hier<br />
für „Et Dieu…<br />
créa la femme“<br />
Brigitte Bardot<br />
inszenierte, feiert<br />
das Dorf auf einer<br />
Landzunge an<br />
der französischen<br />
Riviera den<br />
Hedonismus. Ein<br />
neues Buch lässt<br />
das Lebensgefühl<br />
Revue passieren.<br />
Vive …<br />
60<br />
Traveller‘s <strong>World</strong>
style<br />
Felsen-Fest<br />
im Paradies<br />
Winston churchill an der Bar, Sophia Loren<br />
im Pool, madonna auf der restaurantterrasse<br />
– das hôtel du cap-eden-roc in antibes<br />
gilt seit 150 Jahren als glamouröser<br />
treffpunkt der Prominenz<br />
74 Traveller‘s <strong>World</strong>
Text clara silbersTein<br />
es gibt Dinge, die im<br />
Eden-Roc niemanden<br />
wirklich verwundern.<br />
Etwa die Geschichte des<br />
Milliardärs, der eine Tarte<br />
Tropézienne per Helikopter aus<br />
Saint-Tropez holen ließ, weil<br />
seiner jungen Gefährtin nach<br />
dem Mittagessen danach war.<br />
Nebbich auch Sharon Stones<br />
abstruse Anfrage nach einer<br />
Harfenistin in irischer Tracht.<br />
Oder der Wunsch von Marion<br />
Cotillard, das Hotel zu Fuß zu<br />
verlassen. Zu Fuß? Die ganze<br />
majestätische Allee bis zum<br />
Boulevard J. F. Kennedy, die seit<br />
fast 150 Jahren von königlichen<br />
Karossen, chauffeurgesteuerten<br />
VIP-Limousinen und Angeber-<br />
Ferraris in Knallfarben befahren<br />
wird? Natürlich wurde dem<br />
Filmstar der Spaziergang ermöglicht<br />
– die unzähligen Sicherheitsleute,<br />
die die Hotelauffahrt<br />
normalerweise belagern,<br />
tauchten kurz hinter die akkurat<br />
gestutzten Buchsbüsche ab.<br />
„Mein Großvater sagte, das<br />
Eden-Roc müsse seinen Gästen<br />
ein in höchstem Maße kunstvollendetes<br />
Leben bieten“, erzählt<br />
Yolande Blazeix-Sella, „aber<br />
ohne jegliche Affektiertheit, als<br />
sei das ganz normal.“ Also –<br />
weshalb sollte man die Einfahrt<br />
zum schönsten Hotel an der Côte d’Azur nicht ganz nonchalant<br />
entlangschlendern dürfen?<br />
Yolande Blazeix-Sella, bald 90 Jahre alt und immer noch<br />
putzmunter, ist die Enkelin von Antoine Sella, einem piemontesischen<br />
Hotelier, der 1887 die Leitung des Eden-Roc übernahm.<br />
Davor hieß das elegante Gebäude Villa Soleil und war von<br />
„Figaro“-Gründer Auguste de Villemessant 1870, also vor exakt<br />
150 Jahren, als eine Art Ferienheim für müde Künstler und<br />
Schriftsteller auf Inspirationssuche eröffnet worden – eine schöne<br />
Idee, die allerdings mehrere Betreiber in den Ruin trieb.<br />
Erst mit Monsieur Sella besserten sich die Dinge. Er umgarnte<br />
zunächst wintermüde Aristokraten aus London und Sankt<br />
Petersburg, dann Schöne und Reiche aus aller Welt, die auch im<br />
diesseits<br />
von eden<br />
Nichts, außer einem<br />
Wald majestätischer<br />
Pinien, trennt den<br />
weißen Hotelpalast vom<br />
azurblauen Mittelmeer.<br />
Pool, sonnenliegen und<br />
restaurantterrasse<br />
wirken wie die eines<br />
eleganten strandbads<br />
Traveller‘s <strong>World</strong><br />
75
stay<br />
alm-auftrieb<br />
mein haus, mein Pool, mein Pinzgau – die Schmiedalm<br />
definiert ländlichen Luxus in Österreich neu<br />
die Ankunft im wohl schönsten Chalet des Salzburger Landes gestaltet sich meist so:<br />
Auf das herzliche Willkommen durch die Gastgeber Toni und Jacky Hasenauer folgt<br />
ein staunender Panoramablick auf die sanften Hänge der Pinzgauer Grasberge und<br />
die schroffen Gipfel der Kitzbüheler Alpen. Und dann Sprachlosigkeit beim Betreten<br />
der Schmiedalm. So würde man sich einen Zweitsitz in den Bergen ausmalen, würden Kosten<br />
und Mühen keine Rolle spielen. Kein Wunder, haben doch die Hasenauers die Schmiedalm, 1320<br />
Meter hoch über dem Urlaubsdorado Saalbach-Hinterglemm, eigentlich für sich bauen lassen.<br />
Für die Melange von romantischer Rustikalität und luxuriösem Ambiente sorgte die Architektin<br />
Birgit Weber, die bei aller Lust auf stilvolle Modernität bemerkenswert sorgsam mit der hei-<br />
100 Traveller‘s <strong>World</strong>
Des glÜcKes scHmieDAlm Für den Duft nach frischem Heu<br />
sorgt der Hausherr, für kulinarische Highlights der Privatkoch<br />
und der schöpfer für die himmlische landschaft<br />
Traveller‘s <strong>World</strong> 101
taste<br />
Mal hier,<br />
coucH Potatoes<br />
die Küchenchefs Iñaki Bolumburu, Mariana schmidt, Micael duarte und edgar<br />
Bettencourt (v. l. n. r.) besetzen das sofa. Hinter ihnen stehen luca Pronzato<br />
und seine Geschäftspartnerin Patricia Pombo. Im lissabonner oNa (rechte<br />
seite) servierten sie unter anderem ihre version des lokalen Klassikers<br />
„Bulhão Pato” – Muscheln mit knusprigem Tapioka<br />
108 Traveller‘s <strong>World</strong>
Diese „Welle“ strandet alle<br />
paar Monate woanders,<br />
bespielt ungewöhnliche<br />
Schauplätze und spült die<br />
Sterneköche von morgen<br />
an den Herd. Wir erwischten<br />
das Wanderrestaurant<br />
ona in Lissabon<br />
mal dort<br />
Text PaTricia engelhorn<br />
D<br />
ie Instruktionen kommen per E-Mail: Man möge sich bitte<br />
zur vereinbarten Uhrzeit an der angegebenen Adresse<br />
einfinden: „Die Tür des Gebäudes ist grün, jemand aus unserem Team<br />
wird davor stehen, um Sie in Empfang zu nehmen.“ Vor der grünen Tür<br />
im Lissabonner Altstadtviertel Chiado steht aber niemand. Immerhin<br />
klebt neben einem der Klingelknöpfe ein kleiner weißer Sticker, auf dem<br />
ONA mehr zu erraten denn zu lesen ist. Das katalanische Wort für „Welle“<br />
steht für die ungewöhnliche Idee von Luca Pronzato aus Paris: ein<br />
Wanderrestaurant, in dem junge Nachwuchstalente kochen, rekrutiert<br />
aus den besten/interessantesten/angesagtesten Restaurants der Welt.<br />
Im Frühjahr gastierte ONA zeitgleich hier in Lissabon und in Zermatt, im<br />
April musste das Gastspiel in Mexico City wegen der Corona-Pandemie<br />
ebenso abgesagt werden wie das Juni-Event zur Kunstmesse in Basel.<br />
Stattdessen blieb man in Paris und lieferte auf Bestellung „Paniers“<br />
(Körbe) mit frischen Zutaten und Video-Anleitung zur Zubereitung<br />
eines Festmahls an die Haustür. Seit Juni läuft weltweit das Projekt „Chef<br />
at home“ – ein Küchenchef kocht beim Gast zu Hause –, und im September<br />
soll Mexiko nachgeholt werden.<br />
Einmal klingeln, und die grüne Tür geht auf. Dahinter: ein elegantes,<br />
schneeweißes Treppenhaus mit schimmerndem Parkettboden und<br />
einem kunstvoll gearbeiteten Treppengeländer. So edel wohnt man in<br />
Lissabon? Tatsächlich ist dies ein Wohnhaus in bester Lage, gleich ober-<br />
Traveller‘s <strong>World</strong> 109
taste<br />
Hilfe am Herd<br />
okay, ein Buch ersetzt keinen restaurantbesuch.<br />
aber diese neuerscheinungen können die Kunst<br />
der großen Köche in die eigene Küche bringen<br />
Texte PaTricia bröhm<br />
tIM RAuE<br />
Rezepte aus der<br />
Brasserie<br />
Das ist es also: Wenn man der Entenleberterrine<br />
mit Apfel einen Frischekick<br />
und mit Thymiansorbet herbale Noten<br />
beigibt, gerät ihr Schmelz noch mal<br />
so verführerisch. Der Berliner Spitzenkoch<br />
Tim Raue hübscht französische<br />
Bistroklassiker auf und verrät Rezepte<br />
aus seinen „Colette”-Restaurants in<br />
Berlin, München und Konstanz.<br />
Callwey Verlag, um 40 Euro<br />
ANdREAS<br />
CAMINAdA<br />
Pure Leidenschaft<br />
Der Schweizer Drei-Sterne-Koch<br />
kann auch einfach. Passioniert hat<br />
er für sein neues Buch alle Lieblingsrezepte<br />
seiner Heimat Graubünden<br />
versammelt – von Bramata<br />
(eine Art Polenta) mit Bergkäse bis<br />
zum Sanddorndessert mit Dillöl.<br />
Eine einzige Hommage an die<br />
alpenländische Küche.<br />
AT Verlag, 35 Euro<br />
ANA ROŠ<br />
Sun and Rain<br />
Die Slowenin Ana Ros galt lange<br />
als kulinarischer Geheimtipp, 2017<br />
wurde sie als beste Köchin der<br />
Welt ausgezeichnet. Seither ist ihr<br />
abgelegenes Restaurant „Hisa Franko”<br />
nahe der italienischen Grenze Ziel für<br />
Gourmetnomaden aus aller Welt. Ein<br />
hochästhetisches Buch (in Englisch)<br />
voller ungewöhnlicher Rezepte.<br />
Phaidon, um 50 Euro<br />
Fou de Pâtisserie<br />
Die 40 besten Pâtissiers Frankreichs,<br />
von Pierre Hermé bis Christophe<br />
Michalak, legen ihre köstlichsten<br />
Rezepte offen, darunter natürlich<br />
französische Kult-Desserts wie Baba<br />
au rhum, Tarte au citron oder Paris-<br />
Brest, knuspriger Brandteig, gefüllt<br />
mit Haselnusskrokant-Buttercreme.<br />
Unwiderstehlich!<br />
Christian Verlag, um 60 Euro<br />
Made in London<br />
Eine Liebeserklärung an die britische<br />
Hauptstadt, mit vielen Geschichten<br />
und 100 Rezepten aus dem kulinarischen<br />
Melting Pot an der Themse.<br />
Dazu unzählige Tipps für London-<br />
Besucher, von traditionsreichen<br />
Bäckereien über die buntesten Food<br />
Markets bis zu den angesagtesten<br />
Pubs, Bars und Restaurants.<br />
Südwest Verlag, 25 Euro<br />
112 Traveller‘s <strong>World</strong>
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114 Traveller‘s <strong>World</strong>
Sarah Henke<br />
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junge Generation selbstbewusster<br />
Frauen demonstriert Girl power<br />
Text PaTricia bröhm<br />
Traveller‘s <strong>World</strong> 115