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New York City - The Nuclear-Free Future Award

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Auf die Nachricht, dass er zu den Preisträgern des <strong>Nuclear</strong> <strong>Free</strong><br />

<strong>Future</strong> <strong>Award</strong> zählt, reagiert Bruno Barrillot wie zu erwarten<br />

war: voller Bescheidenheit, als habe er keinerlei persönlichen<br />

Verdienst. Als sei sein jahrzehntelanger Einsatz einfach<br />

nur selbstverständlich. Siebzig ist der Franzose im Frühjahr<br />

geworden, ein kleiner schmaler Mann mit weissen Haaren, der<br />

Blick ist wach, der Geist rebellisch. Vielen seiner Landsleute ist<br />

Barrillot unbekannt, er zieht lieber die Strippen im Hintergrund<br />

und wenn er doch ins Rampenlicht gezwungen wird, geht es<br />

ihm sichtlich nur um die Sache. Doch ohne seine beharrliche<br />

Aufklärungs- und Lobbyarbeit hätte die Regierung in Paris<br />

Bruno Barrillot, France<br />

wohl kaum zu Jahresbeginn 2010 ein Gesetz zur Entschädigung<br />

der Atomtestopfer verabschiedet.<br />

50 Jahre nach dem ersten Nuklear-waffenversuch der<br />

damaligen “Grande Nation” ist dies auch ein öffentliches<br />

Eingeständnis: die Tests waren nicht so sauber, wie die<br />

Verantwortlichen bislang immer behaupteten. Für Barrillot geht<br />

ein langgehegter Traum in Erfüllung. Entstanden ist der, als<br />

die Rainbow-Warrior-Affäre seinem Leben einen neuen Kurs<br />

beschert. Unterwegs zu Demonstrationen gegen französische<br />

Atomtests in der Südsee, wird das Greenpeace-Flaggschiff im<br />

Juli 1985 im neuseeländischen Hafen Auckland vom französischen<br />

Geheimdienst in die Luft gesprengt, ein holländischer<br />

Fotograf an Bord kommt ums Leben. Auf der Strecke bleibt<br />

11<br />

dabei auch Bruno Barrillots Glaube an den Staat, aus seiner<br />

Wut erwächst politisches Engagement. 1989 gründet er in Lyon<br />

mit zwei Gleichgesinnten, Jean-Luc Thierry, Atomexperte<br />

bei Greenpeace Frankreich, sowie Patrice Bouveret, das<br />

“Dokumentations- und Forschungszentrum zum Frieden und<br />

zu Konflikten”, CDRPC, das er bis 2005 leitet. Im Visier<br />

hat die Institution, die sich bald einen Ruf als unabhängige<br />

Experteneinrichtung zum <strong>The</strong>ma militärische Waffen, insbesondere<br />

Atomwaffen, macht, die staatliche Geheimhaltungspolitik<br />

beim <strong>The</strong>ma Atom: “Um die Gesellschaft für eine Alternative<br />

zum Atom zu öffnen, muss sie über konkrete Informationen<br />

verfügen und über-<br />

zeugt sein von den<br />

Risiken, denen sie<br />

ausgesetzt wird: sei<br />

es im Bereich Gesundheit oder Umwelt”, sagt Barrillot.<br />

Lösungen<br />

Ende Vierzig ist er da und hat schon ein bewegtes<br />

Leben hinter sich: als junger Geistlicher bei der christlichen<br />

Landjugendbewegung steht er fünfzehn Jahre lang<br />

Kriegsdienstverweigerern zur Seite. Sein militanter Einsatz<br />

für ihre Rechte bringt ihm mehrere Gerichtsverfahren ein.<br />

Doch die Stellungnahme des französischen Episkopats 1985,<br />

die nukleare “Abschreckungspolitik” sei “akzeptabel”, treibt<br />

Barrillot aus der Kirche. Er beginnt ein neues Leben, als<br />

Journalist in Lyon, bei der linken Tageszeitung Libération.<br />

Die weltweiten Proteste gegen die Wiederaufnahme der<br />

französischen Atomtests in Polynesien, Mitte der 1990er Jahre,<br />

lenken schließlich seine Aufmerksamkeit auf die Lage<br />

der dortigen Bevölkerung. Bei mehreren Reisen in das<br />

Südsee-Inselreich sammelt er Informationen, veröffentlicht<br />

mit dem CDRPR Zeugenberichte von denen, die bei den<br />

Nuklearversuchen dabei waren, und hebt zwei Vereine der<br />

Atomtestopfer, in Lyon und in Papeete, mit aus der Taufe.<br />

Seit 2005 arbeitet Bruno Barrillot in Polynesien als<br />

Experte im Auftrag der dortigen Regionalregierung das “Erbe”<br />

der französischen Atomtests auf. Während er gleichzeitig mit<br />

einem internationalen Netzwerk Lobbyarbeit für ein neues<br />

Ziel betreibt: die Schaffung internationaler Standards für den<br />

Umgang mit den Folgen der Nuklearwaffenversuche weltweit.<br />

Dem “kleinen Priester”, so sein Spitzname, liegt der Gedanke<br />

an eine wohlverdiente Rente völlig fern.

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