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El Lissitzky, Galerie Gmurzynska 1976

Excerpt from the catalogue published to accompany the exhibition El Lissitzky, prepared in cooperation with Sophie Lissitzky-Küppers and Jen Lissitzky and shown at Galerie Gmurzynska, Cologne, April 9 – June 30, 1976. The excerpt contains an in-depth essay by esteemed art historian John E. Bowlt.

Excerpt from the catalogue published to accompany the exhibition El Lissitzky, prepared in cooperation with Sophie Lissitzky-Küppers and Jen Lissitzky and shown at Galerie Gmurzynska, Cologne, April 9 – June 30, 1976.
The excerpt contains an in-depth essay by esteemed art historian John E. Bowlt.

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EL LISSITZKY<br />

Ausstellung vom 9. April bis Ende Juni <strong>1976</strong><br />

Exhibition from 9th April until end of June <strong>1976</strong><br />

galerie gmurzynska<br />

5 köln 1 · schaafenstraße 67 · tel. 236621 I 22


Die <strong>Galerie</strong> <strong>Gmurzynska</strong> bedankt sich ganz herzlich bei<br />

allen, die durch ihre tätige Unterstützung dazu beigetragen<br />

haben, unsere Ausstellung zu ermöglichen:<br />

Herrn Dr. R. Fuchs, Van Abbemuseum· Eindhoven, für die<br />

zahlreichen Leihgaben, die er uns für die Zeit der Ausstellung<br />

zur Verfügung gestellt hat.<br />

Ganz herzlich danken wir auch den zahlreichen Leihgebern,<br />

die zur Bereicherung unserer Ausstellung beigetragen haben:<br />

Herrn und Frau Berganus<br />

Frau J. M. A. Oud-Dinaux<br />

Herrn Wilhelm Hack<br />

Herrn Dr. Warringer und Frau<br />

sowie auch allen anderen, die namentlich nicht genannt<br />

werden möchten.<br />

Herrn Dr. S. Bojko, Warschau, für seine wertvolle Mitarbeit.<br />

Herrn D. Karshan, Paris, für seinen Beitrag.<br />

Herrn Dr. J. Leering, Amsterdam, für seinen Beitrag.<br />

Herrn Dr. H. Richter, Köln, für die Abdruckgenehmigung<br />

seiner Bibliographie.<br />

Herrn Prof. J. E. Bowlt, Austin/Texas, für seinen Beitrag und<br />

seine Übersetzungen aus dem Russischen ins Englische.<br />

Unser besonderer Dank gilt Frau Sophie <strong>Lissitzky</strong>-Küppers<br />

für ihren Beitrag und nochmals ihr und Herrn Jen <strong>Lissitzky</strong>,<br />

die uns gemeinsam geholfen haben, indem sie uns noch<br />

bisher unveröffentlichte Manuskripte von EI <strong>Lissitzky</strong>, sowie<br />

auch bisher unbekanntes Fotomaterial überlassen haben.<br />

The <strong>Galerie</strong> <strong>Gmurzynska</strong> would like to express its gratitude<br />

to those people who have given us their invaluable help<br />

in making this exhibition possible.<br />

Dr. R. Fuchs, Van Abbemuseum, Eindhoven for the numerous<br />

loans which were placed at our disposal during the<br />

time of the exhibition.<br />

We should like to thank all those people who helped us<br />

by loaning us works from their collections<br />

Mr. and Mrs. Berganus<br />

Mrs. J. M. A. Oud-Dinaux<br />

Mr. Wilhelm Hack<br />

Dr. Warringerand Mrs. Warringer<br />

and all those who wish to remain anonymous.<br />

Dr. S. Bojko, Warsaw, for his valuable collaboration.<br />

Mr. D. Karshan, Paris, for his essay.<br />

Dr. J. Leering , Amsterdam, for his essay.<br />

Dr. H. Richter, Köln , for his permission to reprint his bibliography.<br />

Professor J. E. Bowlt, Austin/Texas for his essay and his<br />

translations from Russian into English.<br />

Our special thanks go to Mrs. Sophie <strong>Lissitzky</strong>-Küppers for<br />

her essay and again to her and Mr. Jen <strong>Lissitzky</strong>, who<br />

have both helped us by handing us over some manuscripts<br />

by EI <strong>Lissitzky</strong> unpublished up to now, as weil as unknown<br />

photographic material.


Index<br />

Index<br />

Seite<br />

Page<br />

Anerkennungen 2 Acknowledgements 2<br />

Texte über <strong>Lissitzky</strong><br />

Texts on <strong>Lissitzky</strong><br />

Sophie <strong>Lissitzky</strong>-Küppers<br />

Sophie <strong>Lissitzky</strong>-Küppers<br />

<strong>Lissitzky</strong> in Köln 11 <strong>Lissitzky</strong> in Cologne 11<br />

<strong>El</strong>ena Semenowa<br />

<strong>El</strong>ena Semenova<br />

Aus meinen Erinnerungen an <strong>Lissitzky</strong> 23 From My Reminiscences of <strong>Lissitzky</strong> 23<br />

Donald Karshan<br />

Donald Karshan<br />

<strong>Lissitzky</strong>: die Originallithographien<br />

<strong>Lissitzky</strong>, the originallithographies<br />

Eine Einführung 25 An lntroduction 25<br />

Jean Leering<br />

Jean Leering<br />

<strong>Lissitzky</strong>s aktuelle Bedeutung 34 <strong>Lissitzky</strong>'s lmportance Today 34<br />

John E. Bowlt<br />

John E. Bowlt<br />

EI <strong>Lissitzky</strong> 47 EI <strong>Lissitzky</strong> 47<br />

Texte von <strong>Lissitzky</strong><br />

Texts by <strong>Lissitzky</strong><br />

Prounen 59 Prouns 59<br />

Brief an J. J. P. Oud 73 Letter to J. J. P. Oud 73<br />

Brief von EI <strong>Lissitzky</strong> an<br />

Letter from EI <strong>Lissitzky</strong> to the<br />

llja Chaschnik 75 Artist llia Chashnik 75<br />

Protokoll eines Gesprächs zwischen<br />

Transcript of a Conversation Between<br />

V. Meyerhold und dem Architekten V. Meierkhold and the Architect<br />

<strong>Lissitzky</strong> 77 <strong>Lissitzky</strong> 77<br />

Aus einem Fragebogen zu Möbeln 79 From a Questionnaire on Furniture 79<br />

Angaben zum Werk des Buchkünstlers 81 Information on the Work of the Book Artist 81<br />

Autobiographie 88 Autobiography 88<br />

Horst Richter<br />

Horst Richter<br />

Bibliographie 91 Bibliography 91<br />

Abbildungen 95 Illustrations 95<br />

Verzeichnis der ausgestellten Werke 160 List of exhibited Works 160


EI <strong>Lissitzky</strong><br />

EI <strong>Lissitzky</strong><br />

Eines der auffallendsten Merkmale der modernen russischen<br />

und sowjetischen Kultur ist das ständige Schwanken zwischen<br />

Extremen, d. h. zwischen Ost und West, Materialismus<br />

und Idealismus, Rationalität und Spontaneität. Dieser sozusagen<br />

schizophrene Zustand, der besonders deutlich wurde<br />

nach der Politik der bewußten Verwestlichung von Peter<br />

dem Großen, war sehr stark während der avantgardistischen<br />

Periode. Während dieser Jahre (ca. 1905-ca. 1930) kann<br />

man viele kulturelle Phänomene entdecken, die oft sowohl<br />

widerspruchsvoll als auch unvereinbar erscheinen: die<br />

Oscar Wilde-ähnliche Ästhetik der Gruppe .,Weit der Kunst"<br />

im Gegensatz zum kosmischen Symbolismus der .,Blauen<br />

Rose", die erbitterte Rivalität zwischen den .. Cezannisten"<br />

der " Karo-Bube" und Michael Larionows Splittergruppe;<br />

eben die Koexistenz von Konstruktivismus und Expressionismus<br />

in Sowjetrußland während der zwanziger Jahre.<br />

Nirgends wurde die Trennung der Überzeugungen deutlicher<br />

als im Widerspruch der jeweiligen Verfechter dieser<br />

zwei Begegnungen - EI <strong>Lissitzky</strong> und Wassily Kandinsky.<br />

Welch ein Widersinn derGeschichte, daßder .,Expressionist"<br />

Kandinsky den ursprünglichen Plan für das .. Institut für<br />

künstlerische Kultur" in Moskau gefaßt hat, jene Vereini ­<br />

gung Intellektueller, die einen großen Beitrag zur Entwicklung<br />

des Konstruktivismus und des Industrie-Designs leistete.<br />

Und welch ein Widersinn, daß der .. Konstruktivist"<br />

<strong>Lissitzky</strong> viele Jahre in Deutschland verbrachte, der Heimat<br />

des Expressionismus. Es ist nicht weiter erstaunlich, daß<br />

die zwei Künstler, die sich für verschiedene Ideale einsetzten,<br />

keine Geduld für einander aufbrachten. Wir können<br />

<strong>Lissitzky</strong> verstehen, der Kandinskys Arbeit als .. zusammenhangslos,<br />

unklar, ziellos" zensierte 1 ); oder Kandinskys Kritik<br />

über <strong>Lissitzky</strong>s zeichnerische Fähigkeiten .. mit ihren<br />

beschränkten Ausdrucksmöglichkeiten, gleich einer Sprache<br />

ohne Deklination" 2 ) . Aber gerade der Gegensatz dieser<br />

zwei Künstler weist auf die starke Vitalität und auf das<br />

Potential der modernen russischen Kultur hin, auf jenen<br />

starken Widerspruch des russischen Geistes über den die<br />

russischen Symbolisten Andrej Bely, Alexander Blok, Wiacheslaw<br />

lwanow lange und ausgiebig diskutiert haben. Aber<br />

vielleicht sind am Ende Konstruktivismus und Expressionismus<br />

gar nicht so unterschiedlich und vielleicht entstammen<br />

sie, als kreative Erfahrung, der gleichen Geisteshaltung.<br />

Obwohl Kandinsky 1919 schrieb, daß .,das Geräusch des<br />

beiseitegelegten Lineals offensichtlich auf eine totale Revolution<br />

hinweist" 3 ) und <strong>Lissitzky</strong> 1920 fast das Gegenteil<br />

schrieb ( .. diejenigen von uns, die die Grenzen des Ge-<br />

One of the most striking properties of modern Russian and<br />

Soviet culture is ists constant vacillation between extremes<br />

- in general terms, between West and East, materialism<br />

and the spirit, rationality and spontaneity. This, so to<br />

speak, Schizophrenie condition, which became especially<br />

noticeable after Peter the Great's policy of conscious<br />

Westernization, was very intense during the avant-garde<br />

period. During these years (ca. 1905- ca. 1930) we can<br />

discover many cultural phenomena which seem often to<br />

be mutually Contradietory and irreconcilable: the Oskar<br />

Wilde-like aestheticism of the Wor/d of Art group vs . the<br />

cosmic symbology of the 8/ue Rose; the bitter rivalry<br />

between the "Cezannists" of the Knave of Diamonds<br />

and Mikhail Larionov's splinter group; the very coexistence<br />

of Constructivism and Expressionism in Soviet Russia during<br />

the 1920s. Nowhere was this division of loyalties more<br />

evident than in the contradiction between the respective<br />

proponents of these two movements - EI <strong>Lissitzky</strong> and Vasilii<br />

Kandinsky.<br />

What a curious paradox of history that the "Expressionist"<br />

Kandinsky should have formulated the initial plan for the<br />

Institute of Artistic Culture in Moscow, that collection of<br />

intellects which contributed so much to the development of<br />

Constructivism and industrial design. What a curious paradox,<br />

too, that the "Constructivist" <strong>Lissitzky</strong> should have<br />

spent so many years in Germany, the home of Expressionism.<br />

lt is no surprising that the two artists, in championing<br />

very different ideals, had no patience with each other. We<br />

can understand <strong>Lissitzky</strong>'s censure of Kandinsky's work as<br />

having "no cohesion, no clarity, no object"; 1 ) or Kan ­<br />

dinsky's implicit criticism of <strong>Lissitzky</strong>'s draLJghtsmanship<br />

"with its limited means of expression, akin to a language<br />

without declensions". 2 ) But the very opposition of these<br />

two artists is indicative of the great vitality and potential<br />

of modern Russian culture, of that Grand Contradiction in<br />

the Russian Soul about which the Russian Symbolists -<br />

Andrei Bely, Aleksandr Blok, Viacheslav lvanov - had<br />

argued long and laboriously. But perhaps, ultimately, Constructivism<br />

and Expressionism are not so very different and<br />

perhaps, as creative experience, they are progeny of the<br />

same spirit? Even though Kandinsky could write in 1919<br />

that "the clatter of the ruler as it is cast aside points<br />

obviously to total revolution ". 3 ) while <strong>Lissitzky</strong> could write<br />

almost the opposite in 1920 ("those of us who have stepped<br />

out beyond the confines of the picture take ruler and compasses<br />

- following the precept of economy - in our<br />

47


mäldes überschritten haben, nehmen Lineal und Kompaß<br />

zur Hand - gemäß dem Gesetz der Wirtschaftlichkeit ") 4 ) ,<br />

waren beide Männer ausgezeichnete schaffende Künstler.<br />

Wie Kandinsky und Pavel Filonow, Kasimir Malewitsch,<br />

Alexander Rodscheriko und Wladimir Tatlin beschäftigte<br />

sich <strong>Lissitzky</strong> mit der vollständigen Widergabe der künstlerischen<br />

Wahrnehmung und so wie sie, bemühte er sich<br />

auch diese neue Wahrnehmung auf die soziale Realität<br />

allgemein anzuwenden. Die charakteristischen Merkmale<br />

der russischen Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts erkennt<br />

man an dem Bemühen, die ästhetischen Prinzipien auf die<br />

Wirklichkeit auszudehnen - und hierin liegt auch ihr Fehler.<br />

in <strong>Lissitzky</strong>s Arbeit, seinen Proun-Projekten und Innenausstattungen,<br />

seinen typographischen Experimenten und<br />

architektonischen Projekten, nehmen wir die Kulmination<br />

dieses Prozesses wahr, das endgültige Bestreben "den<br />

blauen Schatten der Farbbegrenzungen zu durchbrechen<br />

und das Weiße dahinter zu betreten" 5 ).<br />

<strong>Lissitzky</strong> hat diese historische Vision fast wahrgemacht und<br />

hat dabei ein außergewöhnlich feines Wahrnehmungsvermögen<br />

erlangt. Und zwar deswegen, weil er eine unverkennbare,<br />

aber sehr seltene Gabe besaß : als Künstler war<br />

<strong>Lissitzky</strong> in der Lage zwei- und dreidimensional zu denken.<br />

Eine Gabe, die Filonow, Kandinsky, Malewitsch und viele<br />

andere Architekten dieser Zeit nicht besaßen. Mit dieser<br />

einzigartigen Veranlagung war <strong>Lissitzky</strong> in der Lage sich<br />

leicht von den dekorativen, flächigen Buchentwürfen von<br />

1917 zu den Proun-Projekten zu bewegen und von dort<br />

wiederum zu den volumetrischen, konstruktiven Arbeiten -<br />

obwohl es primär auf den Einfluß des Suprematismis in<br />

Witebsk 1919-20 zurückzuführen ist, daß <strong>Lissitzky</strong> seinen<br />

besonders ausgeprägten visuellen Sinn entwickeln und<br />

verbessern konnte. in der Tat weisen schon <strong>Lissitzky</strong>s frühen<br />

Gemälde und Zeichnungen aus den Jahren 1910-14<br />

auf sein doppeltes Wahrnehmungsvermögen hin. Seine<br />

architektonischen und topographischen Ansichten (häufig<br />

ähnlich den Arbeiten von Georgi Lukomski, ein Freund von<br />

"Weit der Kunst") wie z. B. "Oie Kirche der Dreieinigkeit"<br />

(191 0) zeigen ein starkes Interesse an der Konstruktion,<br />

nicht nur durch die Themenauswahl (Kirchen, Monumente),<br />

sondern auch durch seine Vorliebe für Gegenüberstellung<br />

und Verlagerung der Schwerpunkte. Der abrupte Kontrast<br />

zwischen gegenständlicher Struktur und freiem Raum, die<br />

Milderung einer soliden Struktur wie z. B. eines Glockenturms<br />

oder einer Kirchturmspitze durch Akzentuierung einer<br />

dekorativen Umrandung (ein Mittel, das Michael Wrubel ,<br />

der <strong>Lissitzky</strong> früh beeinflußt hat, häufig anwendete) -<br />

solche Methoden bewirken Spannung und Mobilität, die<br />

die dynamischen Effekte der Proun-Projekte vorwegnehmen.<br />

in seinen frühen Werken wird der Künstler von dem<br />

Prinzip der totalen, simultanen Wahrnehmung geleitet, genau<br />

wie in seinen Proun-Projekten und Photomontagen der<br />

zwanziger und dreißiger Jahre. Seine sparsame Formgebung,<br />

die Kraft seiner Linien schaffen ein beinahe photo-<br />

48<br />

hands ") 4 ), both men were supreme creators. Like Kandinsky<br />

and like Pavel Filonov, Kazimir Malevich, Aleksandr<br />

Rodehenke and Vladimir Tatlin, <strong>Lissitzky</strong> was committed<br />

to the total reconstruction of artistic perception, and,<br />

like them also, he was concerned, ultimately, with the universal<br />

application of this new perception to social reality.<br />

in th is constant attempt to extend the aesthetic principle<br />

to concrete realitiy lies the distinctive feature of nineteenth<br />

and twentieth century Russian art - and in this also<br />

lies its tragic flaw. in <strong>Lissitzky</strong>'s work, in his Prouns and<br />

interior designs, in his typographical experiments and architectural<br />

projects, we sense the culmination oft this process,<br />

the final aspiration to "breach the blue shade of<br />

color limitations, to pass into the white beyond" 5 ) .<br />

<strong>Lissitzky</strong> a/most attained this historic vision and, while so<br />

doing, attained an extraordinary degree of sensibility. He<br />

achieved this because he possessed one very obvious, but<br />

very rare faculty : as an artist <strong>Lissitzky</strong> was able to th ink<br />

both in two dimensions and in three, something which Filonov,<br />

Kandinsky, Malevieh and many architects of the time<br />

could not do. This unique gift enabled <strong>Lissitzky</strong> to move<br />

easily from the decorative, planar book designs of 1917 to<br />

the Prouns and thence to volumetrical, constructive work<br />

- although it was primarily through the influence of Suprematism<br />

in Vitebsk in 1919-20 that <strong>Lissitzky</strong> developed and<br />

refined his peculiar visual sense. As a matter of fact, even<br />

the early paintings and drawings done by <strong>Lissitzky</strong> in 1910-<br />

14 already indicate the artist's dual perception. His architectural<br />

and topographical vistas (often similar to the work<br />

ot Georgii Lukomsky, a World of Art associate) such as The<br />

Church of the Trinity (191 0) betray an inordinate concern<br />

with construction not only through the subjects (churches,<br />

monuments) , but also through the emphatic use of confrontation<br />

and displacement of mass. The abrupt centrast between<br />

material structure and open space, the truncation of<br />

a solid such as a bell-tower or a church steeple by the incisive<br />

outline of the pictorial border (a device used by Mikhail<br />

Vrubel, one of <strong>Lissitzky</strong>'s early influences) - such<br />

methods produce a tension and a mobility which anticipate<br />

the dynamic effects of the Prouns. in these student works,<br />

the artist is guided by the principle of total, simultaneaus<br />

perception, just as he would be in the Prouns and photomontages<br />

of the 1920s and 1930s. His economy of form,<br />

his hardness of line create an almost photographic "instantaneity<br />

quite different from the diffuse intricacy of a contemporary<br />

Filonov or Kandinsky. Even in these immature,<br />

derivative works, we can detect <strong>Lissitzky</strong>'s evident preference<br />

for construction rather than for composition, for total<br />

impression rather than for visual sequence. As he stated<br />

in 1922: "Composition is a bunch of different flowers.<br />

Construction is the safety-razor, composed of individual<br />

parts" 6 ).<br />

Obviously, the early works are modelled on conventional<br />

principles of perspective and spatial definition. By 1916,


graphisches "Moment", ganz anders die weitschweifige<br />

Kompliziertheit seiner Zeitgenossen Filonow oder Kandinsky.<br />

Selbst in diesen unreifen, zweitrangigen Arbeiten<br />

kann man <strong>Lissitzky</strong>s Neigung zur Konstruktion anstatt zur<br />

Komposit1on gut erkennen, seine Vorliebe für den vollständigen<br />

Eindruck anstatt für visuelle Anordnung. Wie er 1922<br />

sagte: "Komposition ist ein Strauß aus verschiedenen Blumen.<br />

Konstruktion ist der Sicherheitsrasierer hergestellt aus<br />

einzelnen Teilen." 6 )<br />

Offensichtlich sind die frühen Arbeiten auf traditionelle<br />

Prinzipien der Perspektive und räumliche Definition aufgebaut.<br />

Jedoch schon 1916 experimentierte <strong>Lissitzky</strong> mit<br />

dem Begriff der Achse in einem Kunstwerk wie z. B. beim<br />

Umschlagentwurf für Konstantin Bolschakows "Solntse na<br />

izlete" ("Entkräftete Sonne"). Diese Fragen: "Was ist richtig,<br />

planimetrischer oder perspektivischer Raum?" - "Was<br />

ist richtig, ,chinesische' oder ,Leonardo' Perspektive?" 7 )<br />

bedrängten <strong>Lissitzky</strong>. Er beginnt die Gültigkeit eines perspektivischen<br />

Systems in Frage zu stellen und zweifelt<br />

jenes unerschütterliche traditionelle Prinzip an , welches<br />

dem Kunstwerk die Illusion der Perspektive und der empirischen<br />

ldentifikaiton der Farbe gegeben hatte. Schließlich<br />

gab es nur einen Weg, um das Problem zu lösen, und zwar<br />

jeglichen Begriff von der einzelnen Perspektive, der einzelnen<br />

Achse, des einzelnen Brennpunkts zu verwerfen. Die<br />

Proun-Projekte der Jahre 1919-24 beruhen auf dieser Vielfalt<br />

der Blickpunkte.<br />

Was bewirkte <strong>Lissitzky</strong>s schnelle Entwicklung von dem Begriff<br />

der Kunst als "Dekoration" zu dem der Kunst als<br />

"Organisation"? Zweifellos kam der Durchbruch in Witebsk.<br />

1919 lud Chagall <strong>Lissitzky</strong> ein, dort am Kunstinstitut zu<br />

unterrichten und nach Chagalls Fortgang begann eine enge<br />

Zusammenarbeit zwischen <strong>Lissitzky</strong> und Malewitsch. <strong>Lissitzky</strong><br />

kannte Suprematismus schon und hatte verschiedene<br />

Beispiele bei Iwan Kljun, Malewitsch etc. und in den verschiedenen<br />

Avantgarde-Ausstellungen gesehen als er 1915<br />

in Moskau arbeitete und später. Aber seine eigenen Arbeiten,<br />

zumindest bis 1919, zeigten keinerlei Einfluß des Suprematismus<br />

und sind ziemlich figurativ, ob Zeichnungen (z. B.<br />

Illustrationen zu "Die Legende von Prag ", Moskau 1917)<br />

oder Gemälde (z. B. "Der Führer" und "Jericho", die 1917<br />

in der "Weit der Kunst" -Ausstellung in Petragrad gezeigt<br />

wurden) . <strong>Lissitzky</strong>, der mit Malewitschs Theorie des Suprematismus<br />

vertraut war, leitete daraus eine provisorische<br />

Antwort auf seine Fragen zur formalen und räumlichen<br />

Interpretation ab, und, anders als sein Mentor, entwickelte<br />

und wandte er Suprematismus auf sehr pragmatische Weise<br />

an . Das Kunstinstitut in Witebsk, wo so progressive Künstler<br />

wie llja Chaschnik, Vera Ermolaewa, Lasar Khidekel, Wladimir<br />

Stenberg, Nikolai Suetin und Lev Judin wirkten, diente<br />

als eine Art künstlerisches Labor, wo Lehrer und Studenten<br />

an den "Problemen der Wahrnehmung plastischer <strong>El</strong>emente<br />

im Raum" und " optimale Harmonie von ganz einfachen<br />

geometrischen Formen in ihrer dynamischen und<br />

however, as in the cover design for Konstantin Bolshakov's<br />

So!ntse na izlete [Spent Sunl, <strong>Lissitzky</strong> was already<br />

experimenting with the concept of the axis in the work of<br />

art. The questions which <strong>Lissitzky</strong> contemplated - "Which<br />

is more correct, planimetric or perspectival space?",<br />

"Which is more correct, 'Chinese' or 'Leonardo' perspective?"<br />

7 ) - are posed with urgency. <strong>Lissitzky</strong> begins to<br />

query the validity of any perspectival system and to doubt<br />

that answering historical principle which had imposed on<br />

the work of art the illusion of perspective and the empirical<br />

identification by color. Eventually, there was but one<br />

way in which to solve the problem, and that was to reject<br />

the whole notion oft the single perspective, of the single<br />

axis, of the single focus. lt is on this multiplicity of visual<br />

points that the Prouns of 1919-24 are based.<br />

What caused <strong>Lissitzky</strong>'s rapid evolution from the concept<br />

of art as "decoration" to that of art as "organization" ?<br />

Undoubtedly, the break-through occurred in Vitebsk. in<br />

1919 Chagall invited <strong>Lissitzky</strong> to teach at the Art Institute<br />

there and, after Chagall's departure, <strong>Lissitzky</strong> entered into<br />

close collaboration with Malevich. <strong>Lissitzky</strong> already knew<br />

of Suprematism and would have seen examples by lvan<br />

Kliun, Malevich, etc. at the various avant-garde exhibitions<br />

when he was working in Moscow in 1915 onwards. But<br />

his own works, at least until 1919, display no influence of<br />

Suprematism and are quite figurative, whether designs<br />

(e. g. illustrations to The Legend ot Prague, Moscow, 1917)<br />

or paintings (e. g. The Leader and Jericho shown at the<br />

World ot Art exhibition in Petragrad in 1917). Familiarization<br />

with Malevich's theory of Suprematism provided <strong>Lissitzky</strong><br />

with a tentative answer to his questions of formal and<br />

spatial rendition, and, unlike his mentor, he proceeded to<br />

develop and apply Suprematism in a very pragmatic and<br />

feasible manner. The Art Institute in Vitebsk, which contained<br />

such progressive artists as llia Chashnik, Vera Ermolaeva,<br />

Lazar Khidekel, Vladimir Sterligov, Nikolai Suetin<br />

and Lev Yudin , served as a kind of artistic Iabaratory where<br />

teachers and students worked on the "problems of the<br />

perception of plastic elements in space " and the "optimum<br />

harmony of very simple geometric forms in their dynamic<br />

and static relationships" 8 ) . The group of artists called<br />

themselves POSNOVIS (Posledovateli novogo iskusstva<br />

[Followers of the New Art]) and then UNOVIS (Uniia novogo<br />

isku sstva/ Utverditeli novogo iskusstva [Union of the New<br />

Art!Affirmers of th e New Art]) and took Malevich's credo as<br />

their point of departure. UNOVIS, although established in<br />

Vitebsk, soon had a wide network of affiliations in Petrograd,<br />

Moscow, Saratov, Odessa, Smolensk and elsewhere;<br />

and among the members of this wider association were Gustav<br />

Klutsis and Sergei Senkin as weil as the Poles Wladyslaw<br />

Strzeminski and Katarzyn Kobra (both working in Smolensk<br />

then). Klutsis, in particular, came close to <strong>Lissitzky</strong> in<br />

some of his ideas at this time: for example, there is a certain<br />

resemblance between his photo-mantage Dynamic<br />

49


statischen Beziehung" 8 ) arbeiteten. Diese Gruppe Künstler<br />

nannte sich "Posnowis" (Posledovateli novogo iskusstva­<br />

Anhänger der neuen Kunst) und später "Unowis" (Uniia<br />

novogo iskusstva/Utverditeli novogo iskusstva-Verband<br />

der neuen Kunst/Bejaher der neuen Kunst) und nahm Malewitschs<br />

Überzeugung alsAusgangsbasis. Obwohl "Unowis"<br />

in · Witebsk gegründet wurde, hatte sie bald viele Beziehungen<br />

nach Petrograd, Moskau, Saratow, Odessa, Smolensk<br />

und anderswo, und unter den Mitgliedern dieser weiteren<br />

Verbindungen waren Gustav Kluzis und Sergej Senkin<br />

sowie die Polen Wladislaw Strzeminski und Katarzyna<br />

Kobra (beide arbeiteten zu diesem Zeitpunkt in Smolensk).<br />

Besonders Kluzis näherte sich <strong>Lissitzky</strong> mit seinen Ideen<br />

zu dieser Zeit: z. B. gibt es einige Ähnlichkeit zwischen<br />

seiner Photomontage "Dynamische Stadt" (1919) und <strong>Lissitzky</strong>s<br />

Propagandatafel "Die Drehbänke in den Lagern, die<br />

Fabriken und Werksanlagen erwarten Euch" (1919), welche<br />

später als Proun-Arbeit genannt "Die Stadt" (1921) wiederkam<br />

.<br />

Als er in Witebsk war, führte <strong>Lissitzky</strong> eine Reihe bemerkenswerter<br />

Arbeiten aus. Als Mitglied der "Unowis" begann<br />

er sich auf den Begriff der simultanen Wahrnehmung zu<br />

konzentrieren, besonders in Hinsicht auf Buch und Plakat,<br />

d. h. abstrakte Formen anzuwenden, um den semantischen<br />

Wert eines Werbespruches oder einer Aussage zu betonen<br />

(wie beim Buchumschlag für das Komitee zur Bekämpfung<br />

der Arbeitslosigkeit, das er für "Pro dva kvadrata" (Betrifft<br />

zwei Quadrate) abänderte. <strong>Lissitzky</strong> war auch an den kurzlebigen,<br />

aber wichtigen Veröffentlichungen der "Unowis "<br />

Gruppe beteiligt, an der Tapete "Unowis" und an der Zeitschrift<br />

"Aero" (herausgegeben von Chaschnik und Khidekel)<br />

. Ebenfalls in Witebsk schrieb <strong>Lissitzky</strong> seine berütJmte<br />

Schrift "Suprematismus in der Weltkonstruktion " .<br />

Aber vor allem hat <strong>Lissitzky</strong> in Witebsk seine erste Proun­<br />

Arbeit geschaffen (Proekt utverzhdeniia novogo/Projekt<br />

zur Bejahung des Neuen), eines der einflußreichsten Entwicklungen<br />

in der Kunst des 20. Jahrhunderts.<br />

" Ich kann nicht absolut definieren, was Proun ist" schrieb<br />

<strong>Lissitzky</strong> 1923 9 ). Trotzdem schrieb und sprach <strong>Lissitzky</strong><br />

viel über seine Proun-Projekte und hielt eine Rede über<br />

dieses Thema im September 1921 am Institut für künstlerische<br />

Kultur in Moskau. Bezugnehmend auf eine Reihe von<br />

"Thesen über Proun-Projekte", die er zuerst 1920 in Witebsk<br />

aufgestellt hatte, sagte <strong>Lissitzky</strong>:<br />

"1 . Proun ist der Name, dem wir der Station auf dem Wege<br />

zur Konstruktion der neuen Form gegeben haben . Der<br />

Künstler entwickelt sich vom Erfinder zum Schöpfer (Erbauer)<br />

neuer Formen in einer neuen Welt - die Welt der<br />

Sachlichkeit .. .<br />

2. Proun ist das kreative Bauen einer Form (die aus der<br />

Beherrschung des Raums hervorgeht) über die ökonomische<br />

Konstruktion des verwandten Materials. Das Ziel der Proun­<br />

Arbeit ist ein Halteplatz auf dem Wege der konkreten<br />

50<br />

City (1919) and <strong>Lissitzky</strong>'s propaganda board Lathes of<br />

the Depots, the Factaries and Plants Await You (1919)<br />

which later recurred as the Proun called The City (1921 ).<br />

While he was in Vitebsk, <strong>Lissitzky</strong> carried out a number of<br />

remarkable projects. As a member of UNOVIS, he began to<br />

concentrate on the notion of simultaneaus perception especially<br />

vis-a-vis the book and the poster, i. e. to use abstract<br />

forms in order to emphasize the semantic value of a slogan<br />

or a statement (as in the case of the book cover for the<br />

Committee to Combat Unemployment which he then modified<br />

for Pro dva kvadrata [Concerning Two Squares]).<br />

<strong>Lissitzky</strong> was also involved in the ephemeral but important<br />

publications issued by the UNOVIS group, the wall paper<br />

UNOV/S and the magazine AERO (edited by Cbashnik and<br />

Khidekel). lt was in Vitebsk, too, that <strong>Lissitzky</strong> wrote his famaus<br />

essay Suprematism in World Construction. But, above<br />

all, it was in Vitebsk in 1919 that <strong>Lissitzky</strong> created his first<br />

Proun (Proekt utverzhdeniia novogo [Project for the Affirmation<br />

of the New]), one of the most influential developments<br />

in twentieth century art.<br />

" Ich kann nicht absolut definieren, was Proun ist" wrote<br />

<strong>Lissitzky</strong> in 1923 9 ). Even so, <strong>Lissitzky</strong> wrote and spoke a<br />

great deal about his Prouns and gave a public lecture on<br />

that subject in September, 1921 at the Institute of Artistic<br />

Culture in Moscow. Drawing on a series of Theses Towards<br />

the Proun, which he had first formulated in 1920 in Vitebsk,<br />

<strong>Lissitzky</strong> stated:<br />

"1 . The PROUN is the name we have given to the station on<br />

the path of the construction of the new form . .. From being<br />

an inventor, the artist becomes a creator (a builder) of<br />

forms of a new world - the world of objectivity ...<br />

2. PROUN is the creative building of form (deriving from<br />

mastery of space) via the economic construction of the<br />

material being used. The aim of the PROUN is to be a<br />

halting-place on the path of concrete creativity and not a<br />

foundation, a clarification or a popularization of life .. .<br />

4 .... Hitherto we have been projecting space directly on<br />

to the plane. Thanks to the PROUN we must now free ourselves<br />

from this projectional plane. We have imparted movement<br />

to the PROUN and, thereby, have acquired a great<br />

number of projectional axes ... " 10 ).<br />

The importance of the Proun lies precisely in the destruction<br />

of a central axis and hence in its reliance on the "principles"<br />

of disharmony, asymmetry and arhythmicality ("the<br />

harmony, symmetry and rhythm of our era" as Kandinsky<br />

had pointed out in 1911) 11 ) . Because of this rejection of<br />

once sacred artistic norms, we should be careful not to<br />

repeat the traditional mistake of adding "in Art" to the<br />

translation of Proun, for art as aesthetic decoration was<br />

completely alien to <strong>Lissitzky</strong>'s formula. lnstead of one<br />

focus, the Proun has many; instead of one particular "entrance"<br />

and "exit" for the spectator, the Proun is open on<br />

all sides ( "the viewer must circle like a planet round the<br />

picture") 12 ) instead of terrestrial dependence and gra-


Kreativität und nicht eine Basis, eine Verdeutlichung oder<br />

Verallgemeinerung des Lebens .. .<br />

4. . . . bis jetzt haben wir den Raum direkt auf die Ebene<br />

projiziert. Dank Proun müssen wir uns jetzt von dieser Projektionsebene<br />

befreien. Wir haben Proun die Bewegung<br />

gegeben und haben dadurch viele Projektionsachsen bekommen<br />

... " 10 )<br />

Die Bedeutung des Proun liegt genau in der Zerstörung<br />

einer zentralen Achse und somit im Vertrauen auf die " Prinzipien"<br />

der Disharmonie, Asymmetrie und Arhythmie ("die<br />

Harmonie, Symmetrie und der Rhythmus unserer Zeit" wie<br />

Kandinsky 1911 andeutete) 11 ). Wegen der Ablehnung einstiger<br />

künstlerischer Normen sollten wir vorsichtig sein ,<br />

damit wir nicht den herkömmlichen Fehler begehen und<br />

" in der Kunst" bei der Übersetzung eines Proun hinzufügen,<br />

denn Kunst als ästhetische Dekoration war <strong>Lissitzky</strong>s<br />

Formel völlig unbekannt. Anstatt einem Brennpunkt, hat<br />

ein Proun-Projekt viele Brennpunkte; anstatt einem besonderen<br />

"Eingang" und "Ausgang" für den Betrachter ist das<br />

Proun-Projekt nach allen Seiten hin offen ("der Betrachter<br />

muß um das Bild herumkreisen, wie ein Planet ") 12 );<br />

anstatt irdischer Abhängigkeit schwebt die Proun-Arbeit im<br />

Raum. Eigenartigerweise gibt es hier eine widernatürliche<br />

Verbindung zwischen den räumlichen und zeitlichen Inhalten<br />

des Surrealismus: ist <strong>Lissitzky</strong>s "Proun 1 0" (1921) wirklich<br />

so weit von Rene Magrittes "Le Sens des realites"<br />

(1963) entfernt?<br />

Wie revolutionär auch immer <strong>Lissitzky</strong>s Idee von Proun war,<br />

so war es doch Teil seiner organischen Entwicklung als<br />

Künstler, und damit entwickelten sich persönliche und allgemeine<br />

künstlerische Erfahrungen in den avantgardistischen<br />

Jahren. Zum Beispiel gibt es eine erstaunliche Ähn ­<br />

lichkeit zwischen den scharfen Verbindungslinien des futuristischen<br />

Mannes und der Sonne auf dem Bolschakow<br />

Umsch lag von 1916 und den verbundenen Ebenen der<br />

Proun-Projekte. Weiterhin, wenn wir vielleicht die schönste<br />

Gruppe der Proun-Projekte nehmen, d. h. die sechs Arbeiten<br />

der "Kestnermappe" (Hannover, 1923), können wir<br />

verschiedene Techniken feststellen, die von den russischen<br />

Cubo-Futuristen, wenn auch in anderem Zusammenhang,<br />

angewandt wurden. Z. B. das zentrale Motiv der Lithographie<br />

Nr. 2 ist gegen den Schwerpunkt gerichtet: der Druck<br />

nach unten des schwarzen Dreiecks und der grauen Rechtecke<br />

steht im Widerspruch zu dem schwebenden Polygon;<br />

dies wiederum steht im Widerspruch zu dem schwarzen<br />

Rhombus, der das Auge nach unten lenkt, jedoch geschickterweise<br />

den Rand des Bildes nicht berührt. Genau wie<br />

Ljubow Popowa, die den optischen Reflex verhindert, indem<br />

sie warme und kühle Farben in unlogischer Reihenfolge<br />

verbindet, tut <strong>Lissitzky</strong> dasselbe mit unserer gewohnten<br />

Reaktion auf Raum: er zerstört unser Gefühl für Gleichgewicht.<br />

Dieses stete Festlegen und Aufheben der Richtung<br />

wird besonders deutlich in Lithographie Nr. 5 der "Kestnermappe".<br />

<strong>Lissitzky</strong> erreicht dies nicht so sehr durch den<br />

vity, the Proun floats in space. Curiously enough, there is<br />

here a perverse connection with the spatial and temporal<br />

suspensions of Surrealism: is <strong>Lissitzky</strong>'s Proun 1 C 1921)<br />

so very far removed from Rene Magritte's Le Sens des<br />

realites (1963)?<br />

However revolutionary <strong>Lissitzky</strong>'s conception of the Proun,<br />

it was part of his organic development C!S an artist and drew<br />

on personal and general artistic experiences of the avantgarde<br />

yeras. For example, there is a striking resemblance<br />

between the sharp conjunctions of the Futurist man and<br />

the sun on the Bolshakov cover of 1916 and the interlocking<br />

planes of the Prouns. Furthermore, if we take perhaps the<br />

finest group of Prouns, i. e. the six pieces of the Kestnermappe<br />

(Hanover, 1923), we can locate several devices<br />

which had been used, albeit in different contexts, by the<br />

Russian Cubo-futurists. For example, the central motif of<br />

Iithograph no. 2 is "anti-gravity ": the downward thrust of<br />

the black triangle and the grey oblongs is contradicted by<br />

the levitation of the white polygon; this is contradicted in<br />

turn by the black lozenge which forces the eye downwards<br />

but which, so subtly, does not tauch the edge of the picture.<br />

Just as Liubov Popova frustrates the optical reflex by placing<br />

warm and cool colors in illogical progressions, so <strong>Lissitzky</strong><br />

does the same with our conditioned responses to<br />

space: he destroys our equilibrium. This constant assertion<br />

and cancellation of direction is particularly evident in Iithograph<br />

no. 5 of the Kestnermappe. <strong>Lissitzky</strong> achieves it not<br />

so much by the contradiction of weight and weig htlessness<br />

as by the disconnection of surfaces. His deliberate severance<br />

of the black circle and the grey oblong disrupts our<br />

very human wish for lines to meet and solids to join. Again<br />

and again we encounter this disconnection of circle/<br />

plane - from the Proun on the cover to Wendingen (Amsterdam,<br />

1921), to the Pelikan window display of 1924.<br />

The above is a fascinating experience. But it is one which<br />

had been anticipated by Kliun, Malevieh and Aleksei Morgunov<br />

ca. 1913 in their exercises in "alogicality" and<br />

"transrationalism". We have but to examine Malevich's<br />

Woman at an Advertisement Co/umn (1914), for example,<br />

to discover similar displacements in the incomplete phrases,<br />

in the "syncopation " of the embroidery collage at the<br />

top. This is also true of Kliun's Landscape Rushing Past<br />

(1913, Costakis Collection, Moscow) where the wooden<br />

cone at the center of the piece has been slightly shifted, so<br />

destroying the logical axis of the work. <strong>Lissitzky</strong>, however,<br />

freed this procedure from the last vestiges of convention;<br />

he expanded and purified it in order to implement to the<br />

full the new system of visual perception. The Prouns, therefore,<br />

are the culmination to a process of thought. ln terms<br />

of two dimensional abstraction, there was little more that<br />

the artist could do, unless the actual physiological structure<br />

of vision could be changed (as Mikhail Matiushin hoped)<br />

. For <strong>Lissitzky</strong>, however, the next stage was not biological<br />

experiment, but the application of his schemes to<br />

51


Widerspruch von Gewicht und Gewichtslosigkeit sondern<br />

durch die Unterbrechung der Flächen. Die bewußte Trennung<br />

des schwarzen Kreises und des grauen Rechtecks<br />

zerstört unseren sehr menschlichen Wunsch nach der Begegnung<br />

der Linien und Vereinigung solider Körper. Wir<br />

begegnen dieser Trennung Kreis/Fläche immer wieder -<br />

vom Proun auf dem Umschlag "Wendingen " (Amsterdam,<br />

1921) bis hin zur "Pelikan" -Schaufenstergestaltung 1924.<br />

Es ist faszinierend, diese Erfahrung zu machen . Aber es ist<br />

eine Erfahrung, die schon Kljun, Malewitsch und Aleksej<br />

Morgunow ca. 1913 in ihren Übungen in "Unlogik" und<br />

" Übersinn" machten. Wir müssen uns nur Malewitschs<br />

"Frau an einer Litfaßsäule" (1914) näher ansehen, um ähnliche<br />

Verschiebungen in unvollständige Sätze, in die "Synkopen"<br />

der Stickerei-Collage oben festzustellen. Ebenso<br />

verhält es sich mit Kljuns "Vorbeihuschende Landschaft"<br />

(1913, Sammlung Costakis, Moskau), wo der hölzerne Kegel<br />

in der Mitte der Arbeit leicht verschoben wurde, wodurch<br />

die logische Achse der Arbeit vernichtet wurde. <strong>Lissitzky</strong> jedoch<br />

befreite diesen Prozeß von den letzten Überresten<br />

von Konvention. Er erweiterte und verfeinerte ihn, um somit<br />

das neue System visueller Wahrnehmung vollkommen zu<br />

vollenden . Die Proun-Projekte bedeuten damit den Höhepunkt<br />

eines Gedankenprozesses. Im Sinne der zweidimensionalen<br />

Abstraktion konnte der Künstler kaum mehr tun,<br />

außer wenn die wirkliche physiologische Struktur der Vision<br />

verändert werden konnte (wie Michael Matjuschin gehofft<br />

hatte). Für <strong>Lissitzky</strong> jedoch bedeutete die nächste Stufe<br />

nicht biologisches Experiment sondern die Nutzanwendung<br />

eines Systems, d. h. "Suprematismus in der Welt-Konstruktion".<br />

ln der Hauptsache gab es zwei Möglichkeiten, die <strong>Lissitzky</strong><br />

wählte, um seine Vorstellung der Proun-Projekte auf eine<br />

anwendbare Ebene zu bringen : durch Architektur und Innengestaltung<br />

und durch Buchillustrationen oder wie <strong>Lissitzky</strong><br />

es nannte "Buch-Bauen" . Viel ist über den Architekten<br />

<strong>Lissitzky</strong> geschrieben worden (obwohl keines seiner Projekte<br />

je realisiert wurde), und er selbst verbreitete seine<br />

Ansichten in "Rußland: Architektur für eine Weltrevolution "<br />

(Wien, 1930) . Auch über <strong>Lissitzky</strong> "Topographie der Typographie"<br />

13 ) sind wichtige Aufsätze geschrieben worden,<br />

trotzdem bietet sie sich noch als interessantes Arbeitsgebiet<br />

an. Selbst bei einer kurzen Durchsicht seiner Buchentwürfe<br />

erfährt man viel über des Künstlers ästhetische Entwicklung.<br />

Immerhin waren <strong>Lissitzky</strong>s erste und letzte<br />

kreativen Werke polygraphische Zeichnungen.<br />

Wenn wir von <strong>Lissitzky</strong>s frühem Werk über einen "revolutionären<br />

Almanach " aus dem Jahre 1905 14 ) absehen, dann<br />

war sein erstes, reifes .Werk einer Buchillustration der Umschlag<br />

zu Bolschakows zweitem Versbuch "Solntse na<br />

izlete" (Moskau, 1916) . Leider hat diese Zeichnung wenig<br />

Aufmerksamkeit erregt, weder der Vorentwurf noch die<br />

endgültige Version. Der Umschlag enthält das Motiv der<br />

52<br />

utilitarian ends, i. e. "Suprematism in World Construction".<br />

Essentially, there were two ways in which <strong>Lissitzky</strong> chose to<br />

transfer his conception of the Proun to a pragmatic Ievei:<br />

through architecture and interior design and through book<br />

design or, as <strong>Lissitzky</strong> called it, "book building ". Much<br />

has been written on <strong>Lissitzky</strong> the architect (even though<br />

none of his projects was realized) and he hirnself promulgated<br />

his views in Russland: Architektur für eine Weltrevolution<br />

(Vienna, 1930) . lmportant essays have also appeared<br />

on <strong>Lissitzky</strong>'s "topography of typography" 13 ), although<br />

this still presents a rewarding area of study. Even<br />

a briet, sequential examination of his book designs teils<br />

us a great deal about the artist's aesthetic development.<br />

After all, <strong>Lissitzky</strong>'s first and last creative achievements<br />

were in polygraphical design.<br />

lf we discount <strong>Lissitzky</strong>'s adolescent work on a "revolutionary<br />

almanac" of 1905 14 ), then the earliest, mature project<br />

in book design was the cover to Bolshakov's second<br />

book of verse Solntse na izlete (Moscow, 1916). Unfortunately,<br />

the design has attracted little attention either in the<br />

preparatory sketch or in the final version. Executed in<br />

black and brown on thick grey paper, the cover contains the<br />

motif of Bolshakov's apocalyptic verse:<br />

Above earth and sky, a white-hot glow,<br />

The sunset will burst through<br />

The palms of clenched fists ...<br />

The sun is spent, at the end of its semicircle,<br />

lt skirts the last evening . .. 15 )<br />

<strong>Lissitzky</strong>'s design betrays a debt to ltalian Futurism not<br />

simply in the transmission of the sensation of speed<br />

through the repetition of lines and fragmentation of forms,<br />

but also in the obvious concern with Ia citta macchina<br />

(the buildings on the right bear a peculiar resemblance to<br />

Antonio Sant'Eiia's designs of 1913-14). The upward<br />

thrust of these morose structures, the great tension between<br />

the verticals and diagonals seems to extend the<br />

conflict between nature and the industrial city:<br />

And the evening will descend, will hang absurdly,<br />

Entangled in the groves of smoking chimneys ... 16 )<br />

lt is a clash of forces, a contradiction of directions which<br />

we will meet again and again in the Prouns, in the architectural<br />

projects and, above all, in the book designs of the<br />

1920s.<br />

<strong>Lissitzky</strong>'s very florid illustrations to The Legend of Prague<br />

of 1917 and his decorative title-page for the second<br />

edition of Yakov Tugendkhold's Zhizn i tvorchestvo Polia<br />

Gogena [Life and Work of Paul Gauguin] (Moscow,<br />

1918, cover by Vera Mukhina) are curious lapses from the<br />

rigid asymmetry of the 1916 and subsequent, more famous


apokalyptischen Verse von Bo/schakow, ausgeführt in<br />

schwarz und braun auf dickem grauen Papier:<br />

Über Erde und Himmel ein weißglühender Schein<br />

der Sonnenuntergang wird durchbrechen<br />

die Handflächen geballter Fäuste ...<br />

die Sonne ist erloschen, am Ende ihres Halbkreises<br />

umfaßt sie den letzten Abend ... 15 )<br />

<strong>Lissitzky</strong>s Zeichnungen weisen Spuren des italienischen<br />

Futurismus auf, nicht nur in der Übermittlung des Gefühls<br />

für die Geschwindigkeit durch die Wiederholung von Linien<br />

und Auseinanderbrechen der Formen, sondern auch in dem<br />

offensichtlichen Interesse an "La Citta macchina" (die Gebäude<br />

rechts weisen eine eigenartige Ähnlichkeit mit Antonio<br />

Sant'Eiias Zeichnungen von 1913-14 auf) . Der Aufwärtsschwung<br />

dieser düsteren Strukturen, die starke Spannung<br />

zwischen den Vertikalen und Diagonalen scheinen den<br />

Konflikt zwischen der Natur und der Industriestadt noch<br />

weiter auszudehnen:<br />

Und der Abend wird herabsteigen, wird unsinnig hängen,<br />

verstrickt im Gehölz der rauchenden Schornsteine . .. 16 )<br />

in seinen Proun-Projekten, seinen architektonischen Projekten<br />

und vor allem seinen Buchentwürfen der zwanziger<br />

Jahre werden wir immer wieder das Zusammenstoßen der<br />

Kräfte, einen Widersinn der Richtungen finden.<br />

<strong>Lissitzky</strong>s reich verzierte Illustrationen zu "Die Legende<br />

von Prag" aus dem Jahre 1917 und seine dekorative Umschlagseite<br />

für die zweite Ausgabe von Jakow Tugendkholds<br />

"Zhizn i tvorchestvo Polia Gogena" (Leben und<br />

Arbeiten von Paul Gauguin, Moskau, 1918, Umschlag von<br />

Vera Mukhina) sind eigentümliche Entgleisungen von der<br />

strengen Asymmetrie von 1916 und den später berühmteren<br />

Zeichnungen. Die jüdischen Illustrationen, wie reizvoll auch<br />

immer in ihrer Naivität und Heiterkeit, sind nicht mehr als<br />

"Illustrationen", d. h. ein "Jugenstii"-Anhängse/ und nicht<br />

ein Teil des Ganzen. Mit ihren folkloristischen Themen,<br />

ihrer linearen Ausdrucksfähigkeit erinnern sie uns an Chagal/s<br />

Buchillustrationen aus dem Jahre 1917 und später und<br />

an Natan Altmans ausgezeichnete Sammlung "Evreiskaia<br />

grafika" ("Jüdische Graphiken", Berlin, 1923).<br />

Wir können den bedeutungsvollen Einfluß seines Aufenthaltes<br />

in Witebsk 1919-20 erkennen, wenn wir seine Zeichnungen<br />

für das Tugenkho/d Buch mit seinem "Pro dva<br />

kvadrata" (geschaffen in Witebsk 1920 und veröffentlicht<br />

in Berlin 1922) vergleichen. Diese außerordentliche "Biblio­<br />

Konstruktion ", welche mit dem hervorstechenden Paradoxon<br />

"Nicht Lesen" beginnt, muß man eher als Plakat<br />

oder Anschlagtafel oder sogar als Film verstehen , anstatt<br />

als "Buch": anstatt mühsam Reihen aufeinanderfolgender<br />

Buchstaben aufzunehmen, erfaßt das Auge sofort den<br />

semantischen Wert jedes Rahmens durch den einfachen<br />

designs. The Jewish illustrations, however charming in their<br />

naivete and playfulness, are no more than "il/ustration ",<br />

i. e. a Jugendstil appendage, and are not a component part<br />

of the text. in their folkloristic subject, in their linear expressivity,<br />

they remind us of Chagall's book illustrations<br />

of 1917 onwards and of Natan Altman's exquisite collection<br />

Evreiskaia grafika [Jewish Graphics] (Berlin, 1923).<br />

The formative influence of <strong>Lissitzky</strong>'s residence in Vitebsk<br />

in 1919-20 can be seen when we compare his design for<br />

the Tugendkho/d book with his Pro dva kvadrata (conceived<br />

in Vitebsk in 1920 and published in Berlin in 1922). This<br />

extraordinary "biblio-construction", which begins with the<br />

superb paradox "DON'T READ" must be experienced<br />

as a poster or billboard or even as a movie rather than as<br />

a "book": instead of /aboriously assimilating lines of letters<br />

in sequence, the eye immediately grasps the semantic<br />

va/ue of each frame through the simple contrasts of "b/ack<br />

and white (with f/ashes of red)" 17 ) within the infinite space<br />

of the page. The principles of the Proun - the rejection of<br />

the axis, the convenience of entering the work at any junction<br />

- are equally active here. Each page can be accepted<br />

as a separate unit, independent of the story; typography is<br />

as much a complex of geometric forms as a sequence of<br />

linguistic signs; there is no ending - "further" is the last<br />

ward. in particular, the visua/ orientation of the book and<br />

the neg/ect of text (i. e. of the aural element) demonstrates<br />

the artist's quest for "natural space" since, as he<br />

wrote a few years later: "As sound. the Ietter is a function<br />

of time, as depiction, it is a function of space " 18 ), "Space<br />

factors are divergent, time factors are sequentia/" 19 ). <strong>Lissitzky</strong><br />

hoped that his new p/astic /anguage wou/d be wide/y<br />

used in Soviet books for children, but with the notab/e exceptions<br />

of Ermolaeva, Vladimir Lebedev and David Shterenberg,<br />

Soviet book illustrators remained very conservative.<br />

The idea of simultaneity and totality in the book was not<br />

altogether new. Sonia Delaunay and Blaise Cendrars had<br />

experimented with it in their collective publication La Prose<br />

du transsiberien et de Ia Petite Jehanne de France<br />

(Paris, 1913) which, as a matter of fact, was weil known in<br />

Petersburg 20 ); the Russian avant-garde, especial/y in the<br />

persons of 0/ga Rozanova and Varvara Stepanova, had<br />

approached the concept as in works such as Voina [War]<br />

(Petrograd, 1916) and Gaust chaba (Moscow, 1919); Filonov<br />

was also intrigued by the idea of simultaneaus visua/ and<br />

aural effect and anticipated <strong>Lissitzky</strong>'s wish that "the idea<br />

should be given form through the Ietter " 21 ) in his cal/igraphy<br />

to Velimir Kh/ebnikov's lzbornik stikhov [Miscel­<br />

/any of Verse] (St. Petersburg, 1914). But as in the case<br />

of the Prouns, <strong>Lissitzky</strong> developed and refined the tentative,<br />

imprecise ideas of his colleagues and took them to a new<br />

Ievel of artistry. His several book and magazine covers<br />

of the ear/y 1920s such as Veshch/Gegenstand/Objet<br />

(Berlin, 1922) or 0/ga Forsh's play Ravvi [The Rabbi]<br />

53


Kontrast ,.schwarz und weiß (mit aufleuchtendem rot)" 17 )<br />

innerhalb des unendlichen Raums des Blattes. Die Prinzipien<br />

der Proun-Arbeiten - Ablehnung der Achse, den Vorteil,<br />

die Arbeit an jedem Schnittpunkt betreten zu können<br />

- sind hier gleichermaßen aktiv. Jedes Blatt kann als Einzelteil,<br />

unabhängig von der Geschichte angesehen werden;<br />

Typographie ist ein Komplex geometrischer Formen ebenso<br />

wie eine Folge linguistischer Zeichen; es gibt kein Ende -<br />

.. weiter" lautet das letzte Wort. Besonders die visuelle<br />

Orientierung sowie die Vernachlässigung des Texts (d . h.<br />

des akustischen <strong>El</strong>ements) demonstrieren die Suche des<br />

Künstlers nach ,.natürlichem Raum" , wie er einige Jahre<br />

später schrieb: "Als Klang ist der Buchstabe eine Funktion<br />

der Zeit, als Darstellung ist er eine Funktion des Raums" 18 ) ,<br />

.. Raumfaktoren sind auseinandergehend, Zeitfaktoren sind<br />

aufeinanderfolgend" 19 ) . <strong>Lissitzky</strong> hoffte, daß seine neue<br />

plastische Sprache überall in sowjetischen Kinderbüchern<br />

gebraucht werden würde, aber mit der rühmlichen Ausnahme<br />

von Ermolaeva, Wladimir Lebedew und David Stenberg<br />

blieben sowjetische Buchillustratoren weiterhin konservativ.<br />

Die Vorstellung von Simultaneität und Totalität im Buch war<br />

nicht vollkommen neu . Sonia Delaunay und Blaise Cendrars<br />

hatten schon damit experimentiert in ihrer gemeinsamen<br />

Veröffentlichung " La Prose du transsiberien et de Ia Petite<br />

Jehanne de France" (Paris 1913), welches in Petersburg<br />

gut bekannt war. 20 ) Die russische Avantgarde, besonders<br />

vertreten durch Olga Rozanowa und Warwara Stepanowa<br />

waren diesen Ideen näher gekommen, wie in<br />

.. Woina" (Krieg) (Petrograd 1916) und ,.Gaust chaba"<br />

(Moskau 1919); auch Filonow war von der Idee des simultanen<br />

visuellen und akustischen Effekts fasziniert und nahm<br />

<strong>Lissitzky</strong>s Wunsch, daß ,. der Idee durch den Buchstaben<br />

Form gegeben werden sollte" 21 ) in seinen Kalligraphien<br />

für Welimir Khlebnikows ,.lzbornik stikhov" (Versammlung)<br />

(St. Petersburg 1914) vorweg. Aber im Falle der<br />

Proun-Arbeiten entwickelte und verbesserte <strong>Lissitzky</strong> die<br />

ungenauen Ideen, die seine Kollegen noch ausprobierten<br />

und brachte sie auf eine andere Ebene der Kunstfertigkeit.<br />

Viele der Umschläge seiner Bücher und Magazine der frühen<br />

zwanziger Jahre wie z. B. ,. Westsch/Gegenstand/Objet"<br />

(Berlin 1922) oder Olga Forschs Schauspiel ,.Ravvi"<br />

(Der Rabbiner) sind mit denselben Prinzipien konstruiert<br />

wie ,. Pro dva kvadrata", obwohl weniger intensiv. Wie im<br />

Titelbild zu den Kindergeschichten wird auf dem Umschlag<br />

von .. Westsch" eine starke Diagonale verwendet, um die<br />

Aussagen zu verbinden; das P (sicherlich <strong>Lissitzky</strong>s liebster<br />

Buchstabe) und das übertriebene A in ,. Ravvi" sind<br />

auch entliehen aus den Überschriften von ,. Pro dva kvadrata"<br />

.<br />

Die oben genannten Zeichnungen bereiteten eine Basis für<br />

<strong>Lissitzky</strong>s ehrgeizigste ,. Buchkonstruktion" - Wladimir<br />

Majakowskys ,.Diia golosa" (Für die Stimme, Berlin 1923).<br />

Als visuelles Artefakt ist dieses kleine Buch der Poesie ein<br />

54<br />

(Berlin, 1922) are constructed on the same principles as<br />

Pro dva kvadrata, although less exuberantly. As in the<br />

title-page to the children's tale, a strong diagonal is used<br />

to connect statements on the cover of Veshch; the P (surely,<br />

<strong>Lissitzky</strong>'s favorite Ietter) and the exaggerated A of<br />

Ravvi are borrowings from the captions to Pro dva kvadrata.<br />

The above designs prepared the ground for <strong>Lissitzky</strong>'s<br />

most ambitious "book construction" - Vladimir Maiakovsky's<br />

0/ia go/osa [For Voice) (Berlin, 1923). As a<br />

visual artifact, this little book of poetry is an extraordinary<br />

piece of engineering, an exciting mantage of image and<br />

text. <strong>Lissitzky</strong> constructed the Maiakovsky book in accordance<br />

with a set of very definite principles. Firstly, he did<br />

not intend the visual element to illustrate, i. e. to explain<br />

or to comment on the text, but to act as a graphic guide<br />

to the contents (in the same way as an old signboard does<br />

outside a store). Secondly, <strong>Lissitzky</strong> had the "reader"<br />

very much in mind and introduced the thumb index as a<br />

guide to easy reference as in a dictionary or catalogue.<br />

Thirdly, <strong>Lissitzky</strong> hoped to correlate psychological moods<br />

of the poems with the psychological values of the images,<br />

i. e. to use the latter as appropriate, emotional stimuli for<br />

the "reader". Just as <strong>Lissitzky</strong> modulated the interior<br />

space of his exhibition rooms for Dresden and Hanover<br />

in 1926 and 1927-28 by adding reliefs to the walls and<br />

just as he then guided the visitor through this space by<br />

the directional arrangement of the reliefs, so he used the<br />

visual symbols in the Maiakovsky book as signals for emotional<br />

orientation. <strong>Lissitzky</strong>, therefore, was not using typography<br />

as ornament (as, for example, Aleksei Gan did<br />

in his rhapsodical tract Konstruktivizm [Constructivism)<br />

(Tver, 1922)), but as an integral part of the whole book.<br />

This harmony of optics and phonetics pointed towards<br />

<strong>Lissitzky</strong>'s so-called "transmissions" which he used for<br />

the Pressa exhibition in Cologne in 1928; it even pointed<br />

towards the first sound movie of 1927.<br />

Although 0/ia go/osa was <strong>Lissitzky</strong>'s most spectacular<br />

achievement in book construction, it was followed by many<br />

other experiments. Photomontage, full of Dada connotations,<br />

soon replaced type-setting and cliche, as we see<br />

in the several catalogues and brochures of ca. 1930. Like<br />

Man Ray and Moholy-Nagy, <strong>Lissitzky</strong> hoped that the next<br />

phase would be fotopis [photo-writing] which in cantrast<br />

to painting, depicts its own creation by light directly<br />

on to the unexposed film" 22 ). Within the framewerk of<br />

the diverse and experimental group Oktiabr [October]<br />

(1928-32) <strong>Lissitzky</strong>, tagether with Vasilii <strong>El</strong>kin, Klutsis, Rodchenko,<br />

Senkin, Stepanova and Solomon Telingater, attempted<br />

to use photography as a new, creative medium:<br />

"Photomontage organizes simultaneously many formal elements<br />

- the photograph, color, the slogan, line, plane -<br />

and it has a single purpese - to attain maxi mum force of<br />

expressivity" 23 ). lt was in keeping with <strong>Lissitzky</strong>s pioneer-


außergewöhnliches Stück Technik, ein aufregender Aufbau<br />

aus Bild und Text. <strong>Lissitzky</strong> schuf das Majakowsky-Buch<br />

entsprechend einiger sehr klarer Prinzipien. Erstens sollte<br />

das visuelle <strong>El</strong>ement nicht illustrieren, d. h. den Text erläutern<br />

oder kommentieren , sondern es sollte als graphischer<br />

Leitfaden zum Inhalt dienen (genau wie ein Schild vor<br />

einem Geschäft). Zweitens dachte <strong>Lissitzky</strong> an den "Leser"<br />

und führte das Daumenregister ein zur Erleichterung des<br />

Nachschlagens, wie im Lexikon oder im Katalog . Drittens<br />

hoffte <strong>Lissitzky</strong>, die psychologischen Schwankungen der Gedichte<br />

mit den psychologischen Werten der Bilder in Wechselbeziehung<br />

zu bringen, d. h. das Letztere als angemessenen<br />

emotionalen Ansporn für den "Leser" zu verwenden<br />

. Genauso wie <strong>Lissitzky</strong> das Innere seiner Ausstellungsräume<br />

für Dresden und Hannover 1926 und 1927-28 änderte<br />

indem er Reliefs an die Wände anbrachte und genauso<br />

wie er den Besucher durch diesen Raum geleitete<br />

durch die richtungsweisende Anordnung seiner Reliefs, so<br />

gebrauchte er die visuellen Symbole im Majakowsky-Buch<br />

als Zeichen der emotionalen Orientierung. Daher gebrauchte<br />

<strong>Lissitzky</strong> Typographie nicht als Ornament (wie<br />

z. B. Alexsej Gan) in seiner überschwenglichen Broschüre<br />

"Konstruktivizm" (Konstruktivismus) (Tver, 1922), sondern<br />

als wesentlichen Teil des ganzen Buches. Diese Harmonie<br />

des Optischen und · des Phonetischen weist auf <strong>Lissitzky</strong>s<br />

sogenannte "Transmissionen" hin, die er für die "Pressa"<br />

- Ausstellung in Köln 1928 anwandte, es weist sogar auf<br />

den ersten Tonfilm von 1927 hin.<br />

Obwohl "Diia golosa" eine der aufsehenerregendsten Errungenschaften<br />

<strong>Lissitzky</strong>s in Buchkonstruktion war, folgten<br />

noch viele andere Versuche. Schon bald nahm Photomontage<br />

voller Dada-Merkmale die Stelle von Satzdruck und<br />

Klischee ein, wie man in den vielen Katalogen und Broschüren<br />

von 1930 sehen kann . Wie Man Ray und Moholy­<br />

Nagy hoffte <strong>Lissitzky</strong>, daß die nächste Phase "Fotopis"<br />

(Photoschrift) sein würde, welche "im Gegensatz zur Malerei<br />

eigene Schöpfung hervorbringt durch direkte Belichtung<br />

eines unbelichteten Films" 22 ). Im Rahmen der experimentellen<br />

Gruppe "Oktiabr" (Oktober) (1928-32) versuchte<br />

<strong>Lissitzky</strong> zusammen mit Wassily <strong>El</strong>kin, Kluzis, Rodschenke,<br />

Senkin, Stepanowa und Solomon Telingater, Photographie<br />

als neues, kreatives Mittel: ,. Photomontage baut<br />

simultan viele <strong>El</strong>emente auf - Photographie, Farbe, Schlagwort,<br />

Linie, Fläche - um maximale Ausdrucksmöglichkeit<br />

zu erreichen" 23 ) Es ist wohl <strong>Lissitzky</strong>s Pioniergeist zu verdanken,<br />

daß er 1930 trotz nachlassender Gesundheit und<br />

anderer Widerwärtigkeiten seine Experimente mit der Photomontage<br />

weiterführte. Mit Rodschenko, Stepanowa,<br />

Suetin und Dmitrii Moor fand <strong>Lissitzky</strong> eine Ausdrucksmöglichkeit<br />

für sein zeichnerisches Talent in der Propagandazeitung<br />

"UDSSR in Konstruktion" (Moskau 1932-38).<br />

Viele Ausgaben tragen <strong>Lissitzky</strong>s Handschrift in ihrer Zusammenstellung<br />

von Text und Reproduktion, in der vorsichtigen<br />

Handhabung photographischer Themen, in der libeing<br />

spirit that he should have continued to experiment<br />

with photo-mantage throughout the 1930s despite failing<br />

health and many contrary pressures. With Rodchenko, Stepanova,<br />

Suetin and Dmitrii Moor, <strong>Lissitzky</strong> found an outlet<br />

for his design talent in the propaganda magazine USSR<br />

in Construction (Moscow; 1932-38). in many issues, the<br />

skillful collocation of text and reproduction , the careful<br />

handling of photographic subject, the liberal use of foreshortening<br />

and formal cantrast bear the imprint of <strong>Lissitzky</strong>.<br />

Sometimes we can detect that gentle irony and jocularity<br />

which were in the Prouns and the Figurinen for Victory<br />

Over the Sun (Hanover, 1923). For example, the photograph<br />

of a naked boy astride a dead fish captioned "Life is improved,<br />

comrades, life has become more joyous' (Stalin)"<br />

in no. 3 for 1937 bears an amusing resemblance to Magritte's<br />

L'lnvention collective (1935). At this moment Constructivism,<br />

Surrealism and Socialist Realism become one.<br />

Certainly, life has become more joyous, but thanks to <strong>Lissitzky</strong><br />

and not to Stalin. Whether he worked on book design,<br />

on architecture or furniture, on posters or advertisements,<br />

<strong>Lissitzky</strong> never forgot the ultimate aim of his art:<br />

to improve man's condition. While his own organism suffered<br />

the ravages of tuberculosis, <strong>Lissitzky</strong> strove valiantly<br />

towards the total design, towards the maximum integration<br />

of "art" and "life". But the pestilence raged not only<br />

within: at the height of ampir vo vremia chumy his clarity<br />

of vision, simplicity of form, economy of method were<br />

foreign elements. They were a bitter antidote, needed, but<br />

unwanted.<br />

John E. Bowlt<br />

Notes to the text.<br />

1. EI (<strong>Lissitzky</strong>): "Vystavki v Berline" in Veshch, Berlin, 1922, no. 3,<br />

p. 14.<br />

2. V. Kandinsky: "0 linii" in Vestnik Otdela izobrazitelnykh iskusstv<br />

Narodnoga Komissariata po prosveshcheniiu, Moscow, 1919, no. 4,<br />

p. 2.<br />

3. ibid.<br />

4. EI <strong>Lissitzky</strong>: "Suprematism in World Construction" (1920). ln<br />

S. <strong>Lissitzky</strong>-Küppers: EI <strong>Lissitzky</strong>. Life. Letters. Texts, London, 1968,<br />

p. 329.<br />

5. K. Malevich: "Suprematizm" in catalogue to X Gosudarstvennaia<br />

vystavka "Bespredmetnoe tvorchestvo i suprematizm ", Moscow,<br />

1919, p. 20.<br />

6. EI <strong>Lissitzky</strong>: " New Russian Art: a lecture" (1922). ln S. <strong>Lissitzky</strong>­<br />

Küppers, op. cit., p. 336.<br />

7. <strong>Lissitzky</strong> discussed these problems in his essay "K. und Pangeometrie"<br />

in Almanach Europa, Potsdam, 1925. Reprinted in S.<br />

<strong>Lissitzky</strong>-Küppers, op. cit., pp. 348-53.<br />

8. V. Rakitin: Unovis, Moscow, 1969 (manuscript). Quated from V.<br />

Khazanova: Sovetskaia arkhitektura pervykh Iet Oktiabria, Moscow,<br />

1970, p. 18.<br />

9. EI <strong>Lissitzky</strong> on his exhibition at the Graphische Kabinett J. B. Neumann,<br />

Berlin, 1923. ln J. Tschichold: Werke und Aufsätze von<br />

EI <strong>Lissitzky</strong> (1890-1941), Berlin, 1970, p. 18.<br />

10. EI <strong>Lissitzky</strong>: " Tezisy k Prounu (ot zhivopisi k arkhitekture)" (1920).<br />

ln M. Barkhin (editor): Mastera sovetskoi arkhitektury ob arkhitekture,<br />

Moscow, 1975, vol. 2, p. 134.<br />

55


alen Anwendung des formalen, in der Verkürzung dargestellten<br />

Kontrastes. Manchmal finden wir jene zarte Ironie<br />

und jenen Humor, die schon in den Proun-Arbeiten und den<br />

"Figurinen" für "Sieg über die Sonne" (Hannover 1923)<br />

zu erkennen waren. z. B. die Photographie des nackten<br />

Jungens neben einem tOten Fisch mit der Überschrift "Das<br />

Leben ist besser geworden, Genossen, und glücklicher"<br />

(Stalin) in Nr. 3 aus dem Jahre 1937 hat eine amüsante Ähnlichkeit<br />

mit Magrittes "L' Invention collective" (1935). Da<br />

wurden Konstruktivismus, Surrealismus und sozialistischer<br />

Realismus eins.<br />

Sicherlich ist das Leben glücklicher geworden, aber dank<br />

<strong>Lissitzky</strong> und nicht Stalin. Ob er an Buchillustrationen arbeitete,<br />

Architektur, Möbel, Plakate oder Werbung, so vergaß<br />

<strong>Lissitzky</strong> doch nie das äußerste Ziel seiner Kunst: den<br />

Zustand der Menschen zu verbessern. Während sein eigener<br />

Körper unter den Zerstörungen der Tuberkulose litt,<br />

strebte <strong>Lissitzky</strong> tapfer nach der totalen Zeichnung, die<br />

maximale Integration von "Kunst" und "Leben". Aber die<br />

Krankheit griff weiter um sich: auf dem Höhepunkt von<br />

"ampir vo vremia chumy" waren seine Klarheit der Wahrnehmungskraft,<br />

Einfachheit der Formen und Sparsamkeit<br />

der Methoden nur noch fremde <strong>El</strong>emente. Sie waren ein<br />

bitteres Gegenmittel, notwendig, aber unerwünscht.<br />

John E. Bowlt<br />

11 . V. Kandinsky: "0 dukhovnom v iskusstve" (1911) in Trudy<br />

Vserossiiskogo sezda khudozhnikov v Petragrade dekabr 1911 -<br />

yanvar 1912, Petrograd, 1914, vol.1, p. 60.<br />

12. EI <strong>Lissitzky</strong>: "Suprematism in World Construction", op. eil., p. 328.<br />

13. i. e. the title of <strong>Lissitzky</strong>'s essay in Merz, Hanover, 1923, no. 4.<br />

ln S. <strong>Lissitzky</strong>-Küppers, op. eil., p. 355.<br />

14. S. <strong>Lissitzky</strong>-Küppers, ibid., p. 16.<br />

15. K. Bolshakov: Solntse na izlete, Moscow, 1916, p. 6.<br />

16. ibid.<br />

17. "The film of <strong>El</strong>'s life". ln S. <strong>Lissitzky</strong>-Küppers, op. eil., p. 325.<br />

18. EI <strong>Lissitzky</strong>: "Kniga s tochki zreniia zritelnogo vospriiatiia - vizualnaia<br />

kniga" (1929) in lskusstvo knigi, Moscow, 1962, vypusk 3,<br />

p. 165.<br />

19. EI <strong>Lissitzky</strong>: " Kunst und Pangeometrie". ln S. <strong>Lissitzky</strong>-Küppers,<br />

op. eil., p. 351.<br />

20. For example, Aleksandr Smirnov, a triend of Dr. Nikolai Kulbin<br />

and a lecturer at SI. Petersburg University, lectured on Simultanism<br />

and referred to the CendrarsjDelaunay book at The Stray Dog,<br />

SI. Petersburg, on 22 December, 1913.<br />

21 . EI <strong>Lissitzky</strong>: "Topography of typography". ln S. <strong>Lissitzky</strong>-Küppers,<br />

op. eil., p. 355.<br />

22. EI <strong>Lissitzky</strong>: "Khudozhnik v proizvodstve". ln catalogue to Vsesoiuznaia<br />

poligraficheskaia vystavka, Moscow, 1927, p. 7 of the part<br />

entitled Otdelenie proizvodstvennoi grafiki.<br />

23. G. Klutsis: "Fotomontazh kak novyi vid agitatsionnogo iskusstva"<br />

in Oktiabr. Sbornik statei, Moscow-Leningrad, 1931, p. 124.<br />

Anmerkungen zum Text:<br />

1. EI (<strong>Lissitzky</strong>): ,.Vystavki v Berline " in ,.Veshch", Berlin, 1922, Nr.<br />

3, S. 14<br />

2. W. Kandinsky: ,.0 linii" in ,. Vestnik otdela izobrazitelnykh iskusstv<br />

Narodnogo Komissariata po prosveshcheniiu ", Moskau, 1919, Nr.<br />

4, S. 2<br />

3. ebenso<br />

4. EI <strong>Lissitzky</strong>: "Suprematism in World Construction" (1920). ln S.<br />

<strong>Lissitzky</strong>-Küppers: ,.EI <strong>Lissitzky</strong>. Life. Leiters. Texts", London,<br />

1968, S. 329<br />

5. K. Malewitsch: ,.Suprematizm" im Katalog zu ,.X Gosudarstvennaia<br />

vystavka ,. Bespredmetnoe tvorchestvo i suprematizm", Moskau,<br />

1919, S. 20<br />

6. EI <strong>Lissitzky</strong>: ,. New Russian Art : a lecture" (1922). Aus S. <strong>Lissitzky</strong>­<br />

Küppers Op. eil., S. 336<br />

7. <strong>Lissitzky</strong> diskutierte diese Probleme in seinem Aufsatz ,.K und<br />

Pangeometrie" im "Almanach Europa" , Potsdam, 1925, wieder<br />

abgedruckt in S. <strong>Lissitzky</strong>-Küppers op. eil., S. 348-53<br />

8. V. Rakitin : ,. Unowis", Moskau, 1969 (Manuskript). Zitat aus V.<br />

Khazanova: ,.Sovetskaia arkhitektura pervykh Iet Oktiabria" ,<br />

Moskau, 1970, S. 18<br />

9. EI <strong>Lissitzky</strong> über seine Ausstellung im Graphischen Kabinett J. B.<br />

Neumann, Berlin, 1923. Aus J. Tschichold: ,.Werke und Aufsätze<br />

von EI <strong>Lissitzky</strong> (1890-1941)", Berlin, 1970, S. 18<br />

10. EI <strong>Lissitzky</strong> ,. Tezisy k Prounu (ot zhivopisi k arkhitekture)", 1920,<br />

Aus M. Barkhin (Herausgeber) ,. Mastera sovetskoi arkhitektury ob<br />

arkhitekture", Moskau, 1975, Band 2, S. 134<br />

11. W. Kandinsky: ,.0 dukhovnom v iskusstve" (1911) in "Trudy<br />

Vserossiiskogo sezda khudozhnikov v Petragrade dekabr 1911 -<br />

yanvar 1912", Petrograd, 1914, Band I, S. 60<br />

12. EI <strong>Lissitzky</strong> ,.Suprematism in World Construction", op. eil., S. 328,<br />

13. d. h. der Titel von <strong>Lissitzky</strong> Aufsatz in ,.Merz", Hannover, Nr. 4,<br />

ln S. <strong>Lissitzky</strong>-Küppers, op. eil., S. 355<br />

56<br />

14. S. <strong>Lissitzky</strong>-Küppers, ebenso, S. 16<br />

15. K. Bolshakow "Solntse na izlete", Moskau, 1916, S. 6<br />

16. ebenso<br />

17. "The film of <strong>El</strong>'s Life". ln S. <strong>Lissitzky</strong>-Küppers, op. eil. S. 325,<br />

18. EI <strong>Lissitzky</strong> ,.Kniga s tochki zreniia zritelnogo vospriiatiia - vizualnaia<br />

kniga" (1929) in "lskusstvo knigi", Moskau, 1962, vypusk 3,<br />

S. 165<br />

19. EI <strong>Lissitzky</strong> " Kunst und Pangeometrie" . ln S. <strong>Lissitzky</strong>-Küppers,<br />

op-cit., S. 351<br />

20. z. B. Alexander Smirnow, ein Freund von Dr. Nikolai Kulbin und<br />

Dozent an der SI. Petersburger Universität, hielt einen Vortrag<br />

über Simultanismus und bezog sich auf das Buch von Cendrars/<br />

Delaunay bei "Der streunende Hund" , SI. Petersburg, am 22. Dezember,<br />

1913<br />

21. EI <strong>Lissitzky</strong> "Topographie der Typographie". ln S. <strong>Lissitzky</strong>-Küppers<br />

op-cit., S. 355<br />

22. EI <strong>Lissitzky</strong> ,. Khudozhnik v proizvodstve". Im Katalog zu ,. Vsesoiuznaia<br />

poligraficheskaia vystavka", Moskau, 1927, S. 7 aus dem Teil<br />

mit dem Titel "Otdelenie proizvodstvennoi grafiki".<br />

23. G. Kluzis " Fotomontazh kak novyi vid agitatsionnogo iskusstva"<br />

in "Oktiabr. Sbornik statei", Moskau, Leningrad, 1931 , S. 124

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