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Wolf, Luchs & Co. – Ein Bestimmungs schlüssel für Carnivoren anhand der Halswirbel<br />
83<br />
Material und Methoden<br />
Gegenstand der Studie sind die Wirbel<br />
von rezenten Feloidea und Canoidea. Insgesamt<br />
7 Arten und 2 Unterarten wurden<br />
auf ihre spezifische Morphologie untersucht.<br />
Mit Hilfe von Beschreibungen wurde<br />
ein Bestimmungsschlüssel für die einzelnen<br />
Wirbel erstellt. Messwerte nach v.<br />
d. Driesch (1976) ergänzen die Daten,<br />
wurden allerdings aufgrund der kleinen<br />
Probenmenge nicht morphometrisch oder<br />
mittels Diskriminanzanalysen ausgewertet,<br />
sondern nur für die Berechnung von Indices<br />
und einigen Graphen zur Veranschaulichung<br />
verwendet.<br />
Die Wirbelsäulen stammen aus der Rezentsammlung<br />
der Archäologisch-Zoologischen<br />
Arbeitsgruppe (AZA) der Christian-Albrechts-Universität<br />
Kiel. Die Arten<br />
wurden unter dem Gesichtspunkt ausgewählt,<br />
den zu erstellenden Schlüssel in der<br />
Leinekiese-Sammlung des NLMH anwenden<br />
zu können. Dementsprechend wurde<br />
auf die Größe und die grundlegende Form<br />
der Wirbelköper geachtet, weshalb kleinere<br />
und größere Feliden (z. B. Felis sylvestris,<br />
Panthera tigris), marine Raubtiere und<br />
verschiedene Bärenartige aus der Auswahl<br />
herausgenommen wurden. Eine Aufstellung<br />
der verwendeten Tiere findet sich in<br />
Tabelle 1.<br />
Um die Gefahr der Wertung einer individuellen<br />
Varianz als spezifisches Merkmal<br />
gering zu halten, wurden soweit möglich<br />
drei Individuen einer Art untersucht.<br />
Die Individuen wurden nach ihrem Alter<br />
und ihrer Geschlechtszugehörigkeit ausgesucht,<br />
allerdings mussten die Ansprüche<br />
teilweise den tatsächlichen Sammlungsbeständen<br />
der AZA Kiel angepasst werden.<br />
Die Wirbel stammen dementsprechend<br />
überwiegend von adulten Männchen<br />
(Alter von Canis lupus und Vulpes vulpes<br />
jeweils ca. drei Jahre). Es wurden aber auch<br />
vereinzelt weibliche Tiere herangezogen.<br />
Das Alter der Wölfe (Canis lupus) ist durch<br />
Dokumentation des Geburts- und Todeszeitpunktes<br />
bekannt, die Füchse (Vulpes<br />
vulpes) waren in der Vergangenheit Gegenstand<br />
einer Studie zur Altersbestimmung<br />
anhand der Reißzähne (Blohm 1984). Die<br />
restlichen Individuen wurden anhand des<br />
Zustandes ihrer Knochen (geschlossene<br />
Epiphysenfugen, keine deutlichen Abnutzungserscheinungen<br />
an Knochen und<br />
Zähnen) ausgewählt. Wo es möglich war,<br />
mehrere Individuen gleichen Alters und<br />
Geschlechtes einer Art für die Untersuchung<br />
heranzuziehen, wurden Tiere der<br />
gleichen oder einer ähnlichen Gewichtsklasse<br />
ausgewählt. Von zwei der drei Haushunde-Rassen<br />
(C. l. familiares), den größeren<br />
Feliden (P. pardus, Puma concolor) und<br />
Cuon alpinus konnte allerdings jeweils nur<br />
ein Individuum herangezogen werden; der<br />
Puma concolor ist als Jungtier einzustufen<br />
(Epiphysenfugen nicht geschlossen, Gelenkflächen<br />
bei der Präparation größtenteils<br />
abgefallen).<br />
Die Haushunde-Rassen wurden nach<br />
ihrer phänotypischen Ähnlichkeit (Größe,<br />
Körperbau) zum Wolf ausgewählt und verschiedene<br />
Nutzungsklassen (Ostrander &<br />
Wayne 2006) einbezogen. Der Grönländische<br />
Schlittenhund wird als basale Rasse<br />
angesehen und zeigt große genetische<br />
Ähnlichkeit zum Wolf, während Deutsche<br />
Schäferhunde einem anderen genetischen<br />
Cluster angehören (Parker & Ostrander<br />
2005). Jagdhunde konnten nicht in<br />
die Studie aufgenommen werden. Die im<br />
AZA Kiel vorhandenen zwei Deutsch-<br />
Kurzhaar-Exemplare (einzige dort vorhandene<br />
Jagdhunde-Rasse in entsprechender<br />
Größe) liegen nur ohne Geschlechtsangabe<br />
resp. mit starken osteologischen Veränderungen<br />
(Spondylosis deformans mit<br />
<strong>Naturhistorica</strong> Berichte der Naturhistorischen Gesellschaft Hannover <strong>152</strong> · 2010