08.02.2017 Views

Naturhistorica 152

  • No tags were found...

Create successful ePaper yourself

Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.

82 Anna-Dinah Eßer<br />

auch im Pleistozän vollständiger. Er ist<br />

in Europa erstmals im Mittelpleistozän<br />

nachzuweisen (Kurten 1968). Dachse (Meles<br />

meles) und Füchse (Vulpes vulpes) können<br />

ebenfalls mindestens seit dem Eem in<br />

Deutschland nachgewiesen werden, wobei<br />

es bei dem Fuchs während der letzten<br />

Eiszeit (Weichsel) eine Lücke im Fossilbericht<br />

gibt (v. Königswald 2007). Kahlke<br />

(1994) erwähnt auch den Rothund (Cuon<br />

alpinus) als Bestandteil der deutschen Fauna<br />

während der Weichseleiszeit.<br />

Neben den genannten Spezies sind im<br />

deutschen Fossilbericht (außer zahlreichen<br />

Herbivoren) auch verschiedene Marderartige,<br />

Wildkatzen, Braun- und Höhlenbären,<br />

Höhlenlöwen, Otter, Höhlenhyänen<br />

und Vielfraße vertreten (von Königswald<br />

2007).<br />

In der Quartärsammlung des Landesmuseums<br />

Hannover, Bereich „Leinekiese“,<br />

finden sich vielfältige Beispiele für die<br />

Schwierigkeiten, mit denen sich Paläozoologen<br />

bei der Bestimmung von Knochen<br />

konfrontiert sehen. Sie enthält über 3000<br />

disartikulierte Knochen und Knochenfragmente,<br />

die trotz ihrer z. T. erheblichen<br />

Beschädigung einen Einblick in die Lebensgemeinschaften<br />

des Leineeinzugsgebietes<br />

erlauben. Die Leinekiese in der Region<br />

Hannover beinhalten eine Mischung<br />

an Überresten von Tierarten des späteren<br />

Pleistozäns und des Holozäns. Die Arten<br />

spiegeln eine breite Diversität wider,<br />

die sich aus der Fauna Süddeutschlands<br />

und der spezialisierten Faunengesellschaft<br />

nordeuropäischer Gebiete zusammensetzt<br />

(nach Kahlke 1994).<br />

Die Bestimmung der Fundstücke mittels<br />

Bildatlanten (Schmidt 1967, Pales & Lambert<br />

1971 und France 2008) unterliegt gewissen<br />

Einschränkungen. Bilder bieten immer<br />

nur die Ansicht aus einer bestimmten<br />

Perspektive. Schattenwurf und künstlerische<br />

Interpretationen können Merkmale<br />

verdecken oder verzerren. Beschreibungen<br />

in Bild und Wort sind für Tiere, die<br />

der erfahrene Paläontologe schnell erkennt,<br />

oftmals selten. Man muss viele Publikationen<br />

durchforsten, z. T. aus dem vergangenen<br />

Jahrhundert, um zu einem bestimmten<br />

Tier oder Knochen wenigstens eine kurze<br />

Beschreibung zu finden. Knochen oder gar<br />

Knochenfragmente zu bestimmen erfordert<br />

viel Erfahrung.<br />

Mit einem Bestimmungsschlüssel wird<br />

die Bestimmung einfacher und nachvollziehbarer.<br />

Die Festlegung von beschreibenden<br />

Begriffen ist in der Archäozoologie<br />

noch nicht oder nur sehr eingeschränkt geschehen.<br />

Oftmals sind solche Beschreibungen<br />

auf eine Tiergruppe beschränkt, z. B.<br />

für den Raubsaurier Deinonychus antirrhopus<br />

(Ostrom 1969).<br />

Aus diesem Grund wird mit dieser Arbeit<br />

ein Ansatz für einen Bestimmungsschlüssel<br />

für Vertebratenknochen in der<br />

Art des „Brohmer“ (Fauna von Deutschland,<br />

Ein Bestimmungsbuch unserer heimischen<br />

Tierwelt) und „Schmeil/Fitschen“<br />

(Flora von Deutschland und angrenzender<br />

Länder) präsentiert. Beide Bücher bieten<br />

einen kurzen Überblick über grundlegende<br />

Unterscheidungsmerkmale zur<br />

Bestimmung und folgen dann den einzelnen<br />

Merkmalen zur Artbestimmung.<br />

Aufgrund der beschränkt zur Verfügung<br />

stehenden Zeit im Rahmen der Masterarbeit<br />

werden nur ein bestimmter Wirbeltyp<br />

(Halswirbel) und einige wenige Tierarten<br />

der Ordnung Carnivora behandelt.<br />

Es wird der Frage nachgegangen, ob<br />

ein solcher Schlüssel überhaupt möglich<br />

ist und worauf er aufbauen muss, damit er<br />

auch für fossile, oftmals nur schlecht erhaltene<br />

Wirbel anwendbar ist.<br />

<strong>Naturhistorica</strong> Berichte der Naturhistorischen Gesellschaft Hannover <strong>152</strong> · 2010

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!