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Wolf, Luchs & Co. – Ein Bestimmungs schlüssel für Carnivoren anhand der Halswirbel<br />
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1995). Zudem ist für den atlantischen Aal<br />
(Anguilla rostrata) ein Geschlechtsdimorphismus<br />
nachgewiesen, der auch die Zahl<br />
der Wirbel beeinflusst. Adulte Männchen<br />
besitzen 109 bis 117 Wirbel, während die<br />
Weibchen 116 bis 124 Wirbel aufweisen<br />
(Castle 1976).<br />
Einige Studien beschäftigen sich mit den<br />
morphologischen Unterschieden am Skelett<br />
von unterschiedlichen Tierarten. Bei<br />
Haushunden zeigt beispielsweise die Form<br />
der Scapulae Rassenunterschiede. Das Metapodium<br />
ist bei Haushunden verhältnismäßig<br />
kürzer als bei Wölfen, und Schädelproportionen<br />
verschieben sich vom Wolf<br />
zum Haushund deutlich in verschiedenen<br />
Bereichen, vor allem im Bereich des Gesichtsschädels.<br />
Hierfür erfolgte eine mosaikartige<br />
Umgestaltung. Die Veränderung<br />
von Einzelmerkmalen spielt eine große<br />
Rolle. Haustiere besitzen insgesamt gesehen<br />
massigere Knochen als die Wildform;<br />
allerdings zeigen sie einen undifferenzierteren<br />
Feinbau (Herre & Röhrs 1990).<br />
An 114 Wolfsschädeln untersuchten<br />
Sumiński & Kobryn (1980) die Möglichkeit,<br />
anhand morphologischer Merkmale<br />
männliche von weiblichen Tieren zu unterscheiden.<br />
Das Ergebnis der Studie zeigt<br />
einen geringen Geschlechtsdimorphismus,<br />
der sich auch bei verschiedenen Altersklassen<br />
kaum stärker ausprägt. Männliche<br />
Tiere besitzen im Allgemeinen einen größeren<br />
Schädel als die Wölfinnen, die dafür<br />
eine größere Dimensionsvariabilität besitzen.<br />
Auch ein allgemeiner Unterschied im<br />
Wachstum wurde festgestellt: während die<br />
Weibchen mit 2 Jahren die Merkmale eines<br />
ausgewachsenen Tieres zeigten, war<br />
dies bei Männchen erst mit 4 Jahren der<br />
Fall (Sumiński & Kobryn 1980).<br />
Durch die Untersuchung von 145 europäischen<br />
Wolfs- und 165 Hundeschädeln<br />
großwüchsiger Rassen konnte Sumiński<br />
(1975) sechs Unterschiede zwischen<br />
Wolfs- und Hundeschädeln feststellen.<br />
Anhand dieser Werte konnte er eine Zuordnung<br />
zu den unterschiedlichen Arten<br />
vornehmen. Allerdings räumte er ein,<br />
dass die Methode zoogeographisch eingeschränkt<br />
und bei außereuropäischen Wölfen<br />
weniger Erfolg haben könnte. Laut<br />
Kostadinov et al. (2006) gibt es rassetypische<br />
Unterschiede in der Form bzw. Ausprägung<br />
der Fossa temporalis (Schläfengrube)<br />
im Schädel von Hunden. In dieser<br />
Studie wurden allerdings nur 28 Schädel<br />
von insgesamt 22 reinblütigen und 6 nichtidentifizierten<br />
Hunden untersucht, die z. T.<br />
extrem unterschiedlichen Rassen angehörten<br />
(Pitbull, Dackel, Französische Bulldogge,<br />
Zwergpinscher, Collie, Labrador,<br />
Deutscher Schäferhund, Kaukasischer Ovcharka<br />
und Shar Planinet).<br />
Wild- und Zootiere können sich erheblich<br />
im Verhalten und in morphologischen<br />
Merkmalen voneinander unterscheiden,<br />
wobei z. T. das eine aus dem anderen resultiert.<br />
Trut et al. (2006) zeigten beispielsweise<br />
in ihrer Studie einen Einfluss des<br />
Verhaltens von zahmen und aggressiven<br />
Füchsen einer Fuchsfarm auf ihre Morphologie.<br />
Die Basis für diesen Zusammenhang<br />
ist in den Genen zu suchen. Eine<br />
Studie von O’Regan & Kitchener (2005)<br />
beschäftigt sich mit den Effekten von Gefangenschaft<br />
auf unterschiedliche Wild-,<br />
Zoo- und Haustiere. Die unterschiedliche<br />
Ernährung von Zoo- und Wildtieren<br />
hat oftmals ein stärkeres oder früheres<br />
Größenwachstum der Zootiere gegenüber<br />
ihren wildlebenden Artgenossen zur<br />
Folge. Der Unterschied in der Ernährung<br />
hat häufig auch negative Folgen für die<br />
Zootiere, die dann unter Knochenverdickungen,<br />
rachitischen Langknochen und<br />
Gebissfehlern leiden. Auch stereotypes<br />
Verhalten oder nicht artgerecht eingerichtete<br />
Käfige haben Einfluss auf die Morphologie<br />
der Tiere.<br />
<strong>Naturhistorica</strong> Berichte der Naturhistorischen Gesellschaft Hannover <strong>152</strong> · 2010