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138 Heiko Steinke<br />
Scheitel- oder Schopfstacheln (Abb. 25<br />
a, schwarzer Pfeil), auf dem Plastron und<br />
am Rand der danebenliegenden Interambulakralia<br />
sind schaufelförmige Stacheln<br />
ausgebildet (Abb. 25 b, roter Pfeil). In den<br />
Fasciolen wachsen kleine wimpernbesetzte<br />
Sta cheln, die Clavu lae genannt werden.<br />
Der Rest des Körpers ist mit weiteren<br />
haarartigen, nach hin ten orientierten Stacheln<br />
bedeckt. In Abb. 26 ist die Lage der<br />
unterschiedlichen, bei Echino cardium cordatum<br />
vorkommenden Stacheltypen dargestellt.<br />
In Sandböden graben sich Echinocardien<br />
bis zu 20 cm tief ein. In größeren Wassertiefen<br />
mit fei nerem Sediment (Schlick)<br />
ist die Eingrabtiefe geringer und liegt nur<br />
noch bei 3 bis 5 cm (Bromley 1990, Ziegler<br />
1998). Die Grabtechnik, mit der sich die<br />
Seeigel eingraben, wird als Schaufelkreisen<br />
bezeich net. Mithilfe der schaufelartig<br />
verbreiterten Seitenstacheln wird Sediment<br />
seitlich und nach oben befördert,<br />
wobei der Körper langsam einsinkt. Dabei<br />
werden die Schopfstacheln (Abb. 25) der<br />
Tiere mit einer Schleimabsonderung der<br />
Kittfüßchen, die sich am Vorderrand der<br />
Corona befinden, eingestrichen und gegen<br />
das Substrat gedrückt. Echinocardien<br />
besitzen ca. 70 dieser Kittfüßchen im Bereich<br />
des Ambulakralfeldes A (Kaestner<br />
1963). Durch den Schleim wird das Substrat<br />
verfestigt und der Atemgang bleibt<br />
frei. Bei horizontaler Fortbewegung innerhalb<br />
des Sediments lockern die vorderen<br />
Stacheln das Substrat und die Seitenstacheln<br />
des Tieres befördern es nach<br />
hinten. Die Plastronstacheln (Abb. 25)<br />
bringen die Echinocardien nach vorn. Dabei<br />
werden die Stacheln stets mit Schleim<br />
versorgt, der die Gangwände stabilisiert<br />
(Ziegler 1998). Diese Art des Grabens<br />
wird Rücktransport genannt. Es entsteht<br />
hinter dem Tier ein Stopfgefüge mit einer<br />
sogenannten „Meniskus-Struktur“ (Abb.<br />
27; Bromley 1990). Im Afterbereich sorgen<br />
ebenfalls Stacheln dafür, dass ein blind<br />
endender Abwasserkanal angelegt wird.<br />
Dieses geschieht auch mithilfe von substratstabilisierendem<br />
Schleim, der hier von<br />
Schutzstacheln der<br />
Ambulakralfelder<br />
Stacheln, die den Atemgang<br />
freihalten (Schopfstacheln)<br />
Seitenstacheln<br />
Schaufelstacheln<br />
Stacheln, die den<br />
Abwasserkanal freihalten<br />
Fortbewegungsstacheln des<br />
Plastrons (Plastronstacheln)<br />
Schutzstacheln der<br />
Ambulakralfelder<br />
Grabstacheln<br />
Schaufelstacheln<br />
Mundbereichsstacheln<br />
Abb. 26 E. cordatum bildet verschiedene Stacheltypen<br />
aus. Ihre Lage auf dem Gehäuse sowie die<br />
Funktionen sind dargestellt. Vorderseite rechts.<br />
Verändert nach Boardmen & Cheetham (1987).<br />
<strong>Naturhistorica</strong> Berichte der Naturhistorischen Gesellschaft Hannover <strong>152</strong> · 2010