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Kritik am Buch „The Shadow Of The Dalai Lama ... - Neues von Shi De

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Ungläubiges Staunen<br />

Artikel 2 Seite 6 <strong>von</strong> 27<br />

Ungläubiges Staunen<br />

(<strong>De</strong>r Basler <strong>The</strong>ologe und Pfarrer Bruno Waldvogel-Frei, Autor des <strong>Buch</strong>es «Und der<br />

<strong>Dalai</strong> L<strong>am</strong>a lächelte... Die dunklen Seiten des tibetischen Buddhismus» über das<br />

Kalachakra-Tantra aus christlicher Sicht.)<br />

Bruno Waldvogel-Frei über das Kalachakra-Tantra aus christlicher Sicht<br />

In Graz findet diesen Herbst eine buddhistische Megaveranstaltung mit dem Titel<br />

«Kalachakra for World Peace» statt. Um nichts weniger als um eine positive,<br />

segensreiche und versöhnende Ritualhandlung soll es gehen, die der XIV. <strong>Dalai</strong><br />

L<strong>am</strong>a dem Westen schenken will. Tausende <strong>von</strong> Gästen aus dem In- und Ausland<br />

werden sich in den Bann dieser religiösen Initiation schlagen lassen. VIPs aus<br />

Entertainment, Business, Politik und Kultur sollen zu den Klängen der Wiener<br />

Philharmoniker dem tibetischen Gottkönig und seiner Veranstaltung die Reverenz<br />

erweisen. Mandalas und Moneten – was für eine segensreiche Kombination für Graz!<br />

Meine erste persönliche Begegnung mit dem tibetischen Buddhismus fand eineinhalb<br />

Jahre früher in Basel statt, als einer meiner Pfarrkollegen im Basler Münster<br />

Gastgeber Seiner Heiligkeit zu einem «Public Talk» war. Nach dieser<br />

beeindruckenden Veranstaltung mit einem Grossaufmarsch an Publikum fand die<br />

Eröffnung der Basler Ausstellung «Tibet. Buddhas, Götter, Heilige» statt. Zu dieser<br />

Ausstellung gehörte auch die rituelle Erstellung eines Kalachakra-Sandmandalas.<br />

Frage der intellektuellen Redlichkeit<br />

Ich war neugierig geworden. Was genau läuft da eigentlich ab? Als christlicher<br />

<strong>The</strong>ologe hatte ich natürlich den Buddhismus im Rahmen meines Studiums<br />

kennengelernt. Aber wie erschreckend wenig ich eigentlich vom tibetischen<br />

Buddhismus wusste, wurde mir erst im Laufe meiner intensiven Auseinandersetzung<br />

mit dem <strong>The</strong>ma bewusst. Und heute weiss ich, dass ich mich mit dem d<strong>am</strong>aligen<br />

Manko in bester Gesellschaft mit der Mehrheit der westeuropäischen Bevölkerung<br />

befand.<br />

Es geht mir hier nicht um die Polemik eines fanatischen Klerikers, der gerne<br />

Andersgläubige in die Pfanne haut. Es geht mir um die Frage der intellektuellen<br />

Redlichkeit. Es geht mir darum, dass Tausende <strong>von</strong> Menschen ahnungslos durch<br />

eine riesige Propagand<strong>am</strong>aschine unter dem <strong>De</strong>ckmantel <strong>von</strong> Liebe und Toleranz in<br />

ein spirituelles Geschehen miteinbezogen werden. Ein Ritual, das nichts weniger als<br />

eine archaisch geprägte Weltherrschaft des tibetischen Buddhismus einläuten will.<br />

Ein spirituelles Geschehen, das mit magischen Techniken die buddhistische<br />

Apokalypse beschleunigen soll. <strong>De</strong>r sympathische, fast kindlich lächelnde «einfache<br />

Mönch» aus dem Tibet als deren Initiator?<br />

Auf meiner Reise zu den Hintergründen dieses Spektakels durchlebte ich Phasen<br />

<strong>von</strong> ungläubigem Staunen, Lähmung, Zweifel und schliesslich Zorn. Als ich die<br />

Ergebnisse meiner Recherchen meinen Pfarrkollegen präsentierte, erntete ich nur<br />

Schweigen. Viele nahmen mich erst gar nicht ernst. Als christlicher <strong>The</strong>ologe ist man<br />

nach 2000 Jahren Kirchengeschichte natürlich sensibilisiert auf die Schattenseiten<br />

der eigenen Religion. <strong>De</strong>mentsprechend will man nicht in plumper Weise andere<br />

religiöse Systeme be- oder verurteilen.

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