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Kritik am Buch „The Shadow Of The Dalai Lama ... - Neues von Shi De

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Artikel 3 Seite 19 <strong>von</strong> 27<br />

Von oben diktiert<br />

vorgeworfen wird, nämlich eine krude Mischung aus Versatzstücken der<br />

unterschiedlichsten Überzeugungen, Traditionen und Methoden. Berzin schreibt:<br />

Wir können den Schluss ziehen, dass die Kalachakra-Literatur <strong>von</strong> buddhistischen<br />

Meistern geschrieben worden ist zu einer Zeit, als deren Wissen über den Isl<strong>am</strong> vom<br />

Kontakt mit den frühen Abassiden geprägt war. Diese Meister st<strong>am</strong>mten<br />

höchstwahrscheinlich aus den grossen buddhistischen Klöstern in der Region <strong>von</strong><br />

Kabul im heutigen Afghanistan. Viele dieser Klöster haben architektonische Motive,<br />

die ähnlich denen des Kalachakra-Mandalas sind. Sie verfügten gleichzeitig über<br />

gute Beziehungen zum tantrischen Buddhismus in Kaschmir, wo dieser sich häufig<br />

mit hinduistischem Tantra vermischte 12) .<br />

Afghanistan war d<strong>am</strong>als wie heute ein <strong>von</strong> verschiedenen Religionen umkämpftes<br />

Gebiet und der Buddhismus hatte sich vor allem gegen den Isl<strong>am</strong> zur Wehr zu<br />

setzen.<br />

<strong>De</strong>r Traum vom buddhistischen Grossreich<br />

Die Idee <strong>von</strong> Sh<strong>am</strong>bhala als gelobtem Land spielte nicht nur im 10. Jahrhundert eine<br />

wichtige Rolle. Sh<strong>am</strong>bhala wurde immer wieder zur Chiffre nationaler Identität und<br />

territorialer Ansprüche. Ein Beispiel dafür ist der Burjate L<strong>am</strong>a Agvan Dorzhiev. Zu<br />

den Burjaten <strong>am</strong> Baikalsee k<strong>am</strong> die tibetische Tradition des Kalachakra-Tantra im 19.<br />

Jahrhundert, nachdem sie sich im 17. und 18. Jahrhundert bis in die Mongolei<br />

verbreitet hatte.<br />

Dorzhiev, ein Freund und Berater des XIII. <strong>Dalai</strong> L<strong>am</strong>a – der gelehrte Mönch machte<br />

sich auch einen N<strong>am</strong>en durch seine Mitwirkung bei der Entwicklung einer Schrift für<br />

das moderne Burjatisch auf der Grundlage des mongolischen Alphabets –,<br />

entwickelte seit dem Ende des 19. Jahrhunderts eine rege diplomatische<br />

Reisetätigkeit mit dem Ziel der Bildung eines buddhistischen Grossreichs in<br />

Zentralasien unter der Schutzherrschaft des Zaren. Kurz nach der Jahrhundertwende<br />

tauchte in Lhasa eine Schrift auf, die Dorzhiev zugeschrieben wurde. Darin hies es,<br />

Sh<strong>am</strong>bhala, das Königreich im Norden, sei Russland und Zar Nikolaus II. sei eine<br />

Inkarnation <strong>von</strong> Tsongkapa – der Gründer des Gelug-Ordens, dem auch der XIV.<br />

<strong>Dalai</strong> L<strong>am</strong>a angehört –, der die Welt unterwerfen und ein gigantisches<br />

buddhistisches Reich errichten werde.<br />

Zwischen realpolitischem Kalkül und weltfremder Schwärmerei ist bei Dorzhievs Plan<br />

aus heutiger Sicht schwer zu unterscheiden. Jedenfalls hatten seine Aktivitäten das<br />

Gegenteil zur Folge: 1904 marschierte England in Tibet ein und der d<strong>am</strong>alige <strong>Dalai</strong><br />

L<strong>am</strong>a, der meint es handle sich um einen Angiff, flüchtete nach China.<br />

Auf Dorzhievs Initiative geht auch der Bau eines Kalachakra-Tempels in der<br />

d<strong>am</strong>aligen russischen Hauptstadt St. Petersburg zurück. Er ist bis heute der<br />

nördlichste buddhistische Tempel der Welt. Mit der Errichtung wurde 1909 begonnen,<br />

finanziell grosszügig unterstützt durch den <strong>Dalai</strong> L<strong>am</strong>a. 1913 war der Tempel mit<br />

Ausnahme der Innenausstattung fertiggestellt. Im selben Jahr wurde die erste Feier<br />

durchgeführt, und zwar zum 300-Jahr-Jubiläum der Zaren-Dynastie Romanow.<br />

Eingeweiht wurde der Tempel 1915 in Anwesenheit <strong>von</strong> Mitgliedern der russischen<br />

12 Berzin, Holy Wars.

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