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Kritik am Buch „The Shadow Of The Dalai Lama ... - Neues von Shi De

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Artikel 3 Seite 16 <strong>von</strong> 27<br />

Von oben diktiert<br />

Macht symbolisiert 4) . In einer letzten Schlacht wird Rudra Chakrin alle «Barbaren»<br />

besiegen und seine Macht auf die ganze Welt ausdehnen. Seiner Ankunft<br />

vorausgehen werden Naturkatastrophen, Hungersnot und Krieg. Nach dem letzten<br />

Krieg wird in ein «goldenes Zeitalter» sowohl mit materiellem Wohlstand als auch<br />

spirituellem Reichtum beginnen. Eine Kalachakra-Initiation soll zwar keine Gewähr<br />

bieten, aber doch begünstigen, in Sh<strong>am</strong>bhala als Krieger <strong>von</strong> Rudra Chakrin oder<br />

bereits nach der letzten Schlacht in einer paradiesieschen Welt wiedergeboren zu<br />

werden.<br />

Abgesehen <strong>von</strong> der Utopie eines «goldenen Zeitalters» enthält das Kalachakra-<br />

Tantra keine «Friedensbotschaft». Wenn die Veranstaltung in Graz dennoch als<br />

«Kalachakra for World Peace» angekündigt wird, kann d<strong>am</strong>it nur der Frieden gemeint<br />

sein, wie ihn das Kalachkra-Tantra verheisst: Es ist der Frieden nach der letzten<br />

Schlacht, vielleicht erst in einem nächsten Leben.<br />

Dafür werden im «Shri Kalachakra» ausführlichst die K<strong>am</strong>pfmaschinen beschrieben,<br />

die in der letzten Schlacht zum Einsatz kommen werden. Eine Stelle, die auch in<br />

buddhistischen Kreisen für Diskussionen sorgt, nennt zudem die Führer der<br />

«Barbaren» beim N<strong>am</strong>en: «Ad<strong>am</strong>, Henoch und Abrah<strong>am</strong>, und fünf weitere im<br />

Zustand der Verblendung aus der F<strong>am</strong>ilie der dämonischen Schlangen: Moses,<br />

Jesus, der weiss Gewandete, Moh<strong>am</strong>med und Mathani als achter – er wird zur<br />

Finsternis gehören.» 5) Henoch ist Noah, «der weiss Gewandete» Mani, der<br />

Begründer des Manichäismus, und mit Mathani ist der Mahdi gemeint.<br />

Bereits Manjushris Sohn Pundarika soll die konkreten Prophezeiungen relativiert<br />

haben. Als Verfasser eines Kommentars zum «Shri Kalachakra», der als<br />

«Vimalaprabha» oder «Makelloses Licht» bekannt ist, soll er die Ankündigung eines<br />

Krieges als Beschreibung eines inneren Krieges interpretiert haben. Ob aus<br />

tatsächlicher Überzeugung, aus politischer Räson oder mit der Absicht, das<br />

Kalachakra-Tantra zum esoterischen Text umzufunktionieren, dessen Sinn nur<br />

Eingeweihten zugänglichen ist, muss dahingestellt bleiben. Alexander Berzin, ein<br />

Freund des <strong>Dalai</strong> L<strong>am</strong>a und Autor des «offiziellen» Kalachkra-Sachbuchs. Das Rad<br />

der Zeit», erinnert daran, dass schliesslich schon Buddha selbst, der aus einer<br />

Kriegerkaste st<strong>am</strong>mte, oft militärische Bilder für spirituelle Inhalte gebraucht habe 6) .<br />

<strong>De</strong>r «Heilige Krieg» des Buddhismus<br />

In einem Essay, der mit 25. November 2001 datiert ist, also auf den Tag zweieinhalb<br />

Monate nach den Ereignissen des 11. Septembers 2001, nimmt Berzin aber eine<br />

erstaunliche Haltung ein, was die Bedeutung des Krieges im Kalachakra-Tantra<br />

betrifft. Vielleicht ist der Text aus Betroffenheit über die exemplarische <strong>De</strong>monstration<br />

der Wirks<strong>am</strong>keit destruktiver politischer Konzepte entstanden, vielleicht aus der<br />

4 Michael Henss schreibt dazu: «In der tibetischen Kunst halten alle tibetischen Könige, insbesondere<br />

die ersten 'Religions-Könige' (Dharma-raja) und die <strong>Dalai</strong> L<strong>am</strong>as dieses Rad der Lehre bzw.<br />

Weltenrad in der Hand. Dieses buddhistische Symbol macht sie zu Garanten des Dharma, zu den<br />

Königen des Gesetzes, ist aber zugleich das Sinnbild ihrer weltlichen Herrschaft. Als Chakravartin<br />

(Weltenherrscher) halten sie das auf das kreisrunde Universum anspielende Weltenrad in den<br />

Händen. <strong>De</strong>nn der Dharma ist nicht nur das religiöse Gesetz, sondern zugleich das im profanen<br />

gültige. Beides ist nicht zu trennen.» (Kalachakra, S. 31)<br />

5 Zitiert nach: John Ronald Newman: <strong>The</strong> outer wheel of time: Vajrayana Buddhist cosmology in the<br />

Kalackra Tantra. Madison 1987. S. 594.<br />

6 Berzin, Holy Wars.

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