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Kritik am Buch „The Shadow Of The Dalai Lama ... - Neues von Shi De

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Artikel 2 Seite 10 <strong>von</strong> 27<br />

Ungläubiges Staunen<br />

oberen Stufen werden Frauen benötigt und zur Ausweitung der spirituellen Macht<br />

weiter regelrecht «konsumiert». Die Texte sprechen auch explizit <strong>von</strong> Frauenopfern.<br />

Die Ursache dieser Perversionen liegt in der Logik des Tantrismus, dem<br />

sogenannten «Gesetz der Umkehrung» kombiniert mit dem buddhistischen Konzept<br />

des «Nichts». <strong>De</strong>r Tantriker besitzt die hohe Kunst, das Negative ins Positive<br />

umzupolen. Das heisst, das, was üblicherweise tabu ist, dient dazu, ins Gegenteil<br />

verwandelt zu werden. Mönche, die sich offiziell einem strikten, puritanisch<br />

anmutenden Regelsystem unterwerfen, kultivieren ohne Grenzen solche<br />

«Tabuverletzungen», wenn sie sich entschlossen haben, den «di<strong>am</strong>antenen Pfad»<br />

zu gehen. Dazu sind sie nicht nur legitimiert, sondern verpflichtet, weil nach der<br />

tantrischen Doktrin das Böse nur durch das Böse, die Gier nur durch die Gier und<br />

das Gift nur durch Gift geheilt werden kann.<br />

Das Kalachakra-Tantra fordert aus diesen Gründen seine Schüler zu folgenden<br />

Verbrechen auf: töten, lügen, stehlen, die Ehe brechen, Alkohol trinken, sexuell mit<br />

Mädchen aus den Unterklassen verkehren (Michael M. Broido, Lying Killing: Sealing<br />

adultry; a problem of interpretation in the Tantras. In: Donald P. Lopez: Buddhist<br />

Hermeneutics. Studies in East Asian Buddhism, 6. Honolulu 1987. S. 71). «Was den<br />

Narren bindet, befreit den Weisen!», sagt ein tantrisches Sprichwort, und eine andere<br />

drastischere Passage betont: «Die gleichen Handlungen, für die ein gewöhnlicher<br />

Sterblicher hundert Millionen Äonen in der Hölle brät, durch dieselben Taten erlangt<br />

ein eingeweihter Yogi Erleuchtung.» (Mircea Eliade: Kosmos und Geschichte. <strong>De</strong>r<br />

ewigen Wiederkehr. Frankfurt 1984. S. 272).<br />

Es wird weiterhin vertreten, dass die Erleuchtung per se aus der radikalen Umkehr<br />

ihres Gegenteils entsteht und es überhaupt keine andere Möglichkeit gäbe, <strong>von</strong> den<br />

Fesseln des S<strong>am</strong>sara loszukommen. Und last but not least gilt der buddhistische<br />

Grundsatz, der besagt, dass alles, was ist, nur eine Täuschung ist. Dies wird dadurch<br />

verstärkt, dass im Tantrismus keine Grenze zwischen «Realität» und «Symbol»<br />

gezogen wird. Was symbolisch vollzogen wird, wird Realität. Und was real ist, kann<br />

im Symbol eingefangen werden. Ich kann jemanden symbolisch segnen oder<br />

schädigen, und das wird auf magischem Weg real. Ich kann aber auch jemandem<br />

real Schaden zufügen, ohne dass dies für die Realität eine Relevanz hätte – weil<br />

alles sowieso nur Schein ist.<br />

<strong>De</strong>r Tantrismus ist daher aus christlicher Sicht das Beispiel eines Realitätsverlustes<br />

par excellence. Wer sich seine Grundsätze ernsthaft zu Eigen macht, ist buchstäblich<br />

zu allem fähig. <strong>De</strong>r Meister des Tantra unterscheidet nicht mehr zwischen Schein<br />

und Sein und huldigt einem karikierten Monismus – letztlich ist alles dasselbe und<br />

st<strong>am</strong>mt aus derselben Quelle. Alles wird dem höheren Ziel geopfert. Und es kann<br />

deswegen geopfert werden, weil es an sich keinen eigenständigen Wert besitzt.<br />

Man mag die <strong>De</strong>mokratie als Auslaufmodell ansehen oder nicht – sie hat jedenfalls<br />

im Westen eine wertvolle und wichtige Tradition. Robert Thurman propagiert ganz<br />

offen in seinen Büchern, die wohlwollend vom <strong>Dalai</strong> L<strong>am</strong>a empfohlen werden, die<br />

«coole Revolution» der Buddhokratie. Man mag Thurman als Exoten oder Spinner<br />

abtun. Aber der tibetische Buddhismus ist im Kern ein Gottkönigtum, eine <strong>The</strong>okratie,<br />

die in ihren Grundsätzen noch fund<strong>am</strong>entalistischer als der Scharia-Isl<strong>am</strong> ist. <strong>De</strong>r<br />

<strong>Dalai</strong> L<strong>am</strong>a verkörpert nämlich nicht nur die höchste Buddha-Funktion, sondern stellt

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