dräum | ausgabe 4 | 12/2015

dräum ist ein periodikum von andreas leonhard hilzensauer – dräum is a periodical by andreas leonhard hilzensauer dräum ist ein periodikum von andreas leonhard hilzensauer – dräum is a periodical by andreas leonhard hilzensauer

31.12.2015 Views

Knietief schlägt mir Verachtung ins Gesicht, Verbrecher schreien die Blicke, Doch das Wort Verzeihung bleibt – ersehnt – erhofft – erschöpft – Im Halse, im Ansatzrohr verschluckt. Ja, bin ich wirklich schuld? Ausreden ließen sich finden – genug! Die Knie bluten Überdruß, Die Hände krampfen Bitte, Die Zunge bricht sich selbst. Im Wintersturm der anderen Steht mein Ich seit jeher nackt, Stirbt weinerliche Tode und – so jämmerlich – Duckt sich ans Flämmchen Absoluter Selbstverleumdung. Mir wohl Gesinnte wacheln Mit nett gemeinter Lapidanz Guten Rat in meine Richtung Und sehen nicht (und können's nicht) Verstehen nicht (und wollen's nicht) Dass sie – anstatt mir aufzuhelfen – Mich bloß noch tiefer in die Schande rammen.

Und wieder bin ich schuld, Schuld des Nichtverstehens, Schuld des Schwachseins, Schuld des Mir-nicht-zu-meinem-Recht-Verhelfens, Nach all dem guten Zureden Fühlt man sich als einzig großer Vorwurf. Stimmen der Verteidigung Verhallen leider ungehört durch meinen Kopf, Das Recht liegt bei der Anklage, Beweise überflüssig und erdrückend liegen sie Auf meiner gefrierbrandigen Haut. Von unten giert mein Blick Zitternd gen Aggressor, Den Schmied meines eig'nen Glücks Ganz bitterlich verfluchend, Dass mein Rüstzeug noch am Amboß glimmt. Zwischen brechenden Zähnen Flüstert's um Vergebung, Der Richter nickt im Mitleid – Und verschont mich. Erneut davon gekommen. Die Erleichterung aber schmeckt teuer: Ich bin schon wieder schuld, verdammt, Schuldig gegen mich selbst.

Und wieder bin ich schuld,<br />

Schuld des Nichtverstehens,<br />

Schuld des Schwachseins,<br />

Schuld des Mir-nicht-zu-meinem-Recht-Verhelfens,<br />

Nach all dem guten Zureden<br />

Fühlt man sich als einzig großer Vorwurf.<br />

Stimmen der Verteidigung<br />

Verhallen leider ungehört durch meinen Kopf,<br />

Das Recht liegt bei der Anklage,<br />

Beweise überflüssig und erdrückend liegen sie<br />

Auf meiner gefrierbrandigen Haut.<br />

Von unten giert mein Blick<br />

Zitternd gen Aggressor,<br />

Den Schmied meines eig'nen Glücks<br />

Ganz bitterlich verfluchend,<br />

Dass mein Rüstzeug noch am Amboß glimmt.<br />

Zwischen brechenden Zähnen<br />

Flüstert's um Vergebung,<br />

Der Richter nickt im Mitleid –<br />

Und verschont mich.<br />

Erneut davon gekommen.<br />

Die Erleichterung aber schmeckt teuer:<br />

Ich bin schon wieder schuld, verdammt,<br />

Schuldig gegen mich selbst.

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