151219 BAMF 14 - Und wenn es Weihnachten nicht gäbe

Brief an meine Freunde Nr. 14
Und wenn es Weihnachten nicht gäbe…?
Liebe Freunde,
Haben Sie sich schon einmal überlegt, was wäre, wenn es Weihnachten nicht gäbe? Ich meine Weihnachten als
Fest des Verzeihens, Vergebens und der Liebe - nicht als kommerziellen Hype. Was denken Sie? Ich glaube, dass wir
in unserer westlichen Welt eine völlig andere Kultur leben würden. Eine Kultur ohne Weihnachten eben. Ohne die
christlichen Werte, die viele von uns damit verbinden. Ohne die Besinnlichkeit und familiäre Geborgenheit, die es
für viele andere bedeutet. Für mich wäre das eine traurige Vorstellung. So kurz vor Weihnachten lohnt es sich also
vielleicht, sich wieder einmal darauf zurückzubesinnen, was es für unser Leben und unsere Kultur bedeutet,
bedeuten könnte oder tatsächlich bedeuten sollte.
Eine Weihnachtsgeschichte
Als ich letztens an die aktuelle politische Lage in Europa dachte, ging mir ein Bild durch den Kopf, das mich nicht
mehr loslassen wollte. Ein kleiner Junge bestaunte einen grossen Weihnachtsbaum, der mitten auf einem
Marktplatz stand. Er war alleine. Seine Eltern waren in Syrien vor seinen Augen von IS-Kämpfern erschossen
worden. Nachts, wenn er versuchte zu schlafen, verfolgten ihn die Bilder des Schreckens und die Schüsse hallten
wieder und wieder durch seinen Kopf. Eine Hilfsorganisation holte ihn aus der menschengemachten Hölle. Und
jetzt stand er hier, mitten in einer für ihn fremden Stadt, in der überall sanfte Weihnachtsmusik die Luft zu erfüllen
schien und das Licht des grossen Weihnachtsbaums alle Menschen in einen beruhigenden Schein hüllte.
„Was ist das?“, fragte er sich. Die Menschen um ihn herum trugen Geschenkpakete oder spazierten besinnlich über
den Platz. Einige davon stimmten in die stimmungsvollen Weihnachtsmelodien ein und freuten sich über den schön

geschmückten Baum. Manch einer hastete auch nur schnell am Weihnachtsbaum vorbei. Und doch warf ein jeder
einen Blick auf den grossen Weihnachtsbaum, wenn auch nur für einen kurzen Moment. Langsam verspürte der
Junge ein seltsam friedliches Gefühl. So ruhig und geborgen hatte er sich schon lange nicht mehr gefühlt.
Als er wieder aufblickte, entdeckte er neben sich seine Pflegemutter, bei der er ein neues Zuhause gefunden hatte.
Liebevoll nahm sie seine Hand und schweigend gingen sie zusammen nach Hause. Als sie zuhause angekommen
waren, fragte er sie, warum dieser Baum so schön geschmückt worden war. Sie zündete eine Kerze an und liess im
Hintergrund leise Weihnachtsmusik laufen. Dann hob den Jungen auf ihren Schoss und sagte zu ihm: „Dazu gibt es
eine Geschichte.“ Sie lächelte. „Die Weihnachtsgeschichte. Soll ich sie dir erzählen?“
Welche „Weihnachtsgeschichte“ sollte die Frau diesem Jungen erzählen? Was würden Sie ihm erzählen?
Entscheiden Sie selbst. Mit diesen Gedanken wünsche ich Ihnen ein friedvolles, glückliches Weihnachtsfest und ein
rundum erfreuliches neues Jahr 2016.
Mit herzlichen Grüssen,
Ihr Markus J. J. Jenni
Foto: "weihnachtliche lichter" by hans-jürgen2013, copyright 2015, provided under CC BY-SA 2.0