Landkreis Hildesheim

kommunikationundwirtschaft
from kommunikationundwirtschaft More from this publisher
04.12.2015 Views

Entwicklungsperspektive Kreisfusion Ingrid Mellin Die geplante Kreisfusion zwischen den Land kreisen Hildesheim und Peine zum 1. No vem ber 2016 ist bei Stimmengleichheit im Kreistag gescheitert – aber die Weichen für die Zukunft müssen gestellt werden! Ein kurzer Rückblick: Nachdem der Kreis tag des Landkreises Hildesheim am 9. Dezember 2013 auf Vorschlag von Landrat Reiner Wegner mit Mehrheit beschlossen hatte, Verhandlungen über einen Zu - sam menschluss mit Nachbarkommunen aufzunehmen, wurde sehr schnell deutlich, dass vor allem der Landkreis Peine als möglicher Fusionspartner in Frage kam bzw. kommt. Das Projekt „Zusammenschluss der Kreise Hildesheim – Peine“ stellte der Erste Kreisrat Olaf Levonen in einem Diskussionspapier vor, das als Grundlage für das wei - tere Vorgehen diente. Daraufhin wurde beim Landkreis Peine ein Projektmanagement eingerichtet und kreisübergreifende Facharbeitsgruppen sowie eine Lenkungsgruppe gebildet, um in einer ersten Sondierungsphase Vergleichbarkeiten der Landkreisverwaltungen auszuloten und grundlegende Interessenlagen einschätzen zu können. Zur Aufbereitung der relevanten Rahmen - daten der Landkreise Hildesheim und Peine haben die Landkreise gemeinsam ein Gutachten bei Heinrich Albers – ausgewiesener Finanzexperte und Beigeordneter a. D. beim Niedersächsischen Landkreistag – in Auftrag gegeben, um den zuständigen Gremien die entscheidungserheblichen Grundlagen zu liefern. In einer umfangreichen Analyse sowohl der Struktur- und Finanzdaten als auch der Aufgabenerledigung durch die Verwaltungen beider Landkreise hat der Gutachter sehr dezidiert und sorgfältig herausgearbeitet, dass ein Zusammenschluss der Landkreise Hildesheim und Peine zu spürbaren und dauerhaften Einsparungen in den Kreishaushaushalten führen würde und Synergieeffekte in den einzelnen Aufgabenbereichen realisiert werden könnten. In einer ergänzenden Kurzanalyse der Kostenbelastung ausgewählter Produkte wurde festgestellt, dass durch eine Fusion der Landkreise Hildesheim und Peine insbesondere im Verwaltungsbereich Kosten eingespart werden könnten, ohne die kommunalen Leistungen zu reduzieren. Allerdings hat der Gutachter darauf hingewiesen, dass nicht die kurzfristige Möglichkeit von Kosteneinsparungen als Beweggrund für eine Fusion angeführt werden sollte, sondern Gebietsveränderungen und die Neuordnung der Strukturen sich in erster Linie an langfristigen Entwicklungsperspektiven und -optionen ausrichten sollte. Auch in der politischen Diskussion um einen Zusammenschluss der Landkreise Hildesheim und Peine hat sich gezeigt, dass vor allem im Hinblick auf vorhersehbare Strukturveränderungen neben der zu erwartenden Kostenreduzierung viele andere Faktoren zu berücksichtigen sind. Die Bewertung der einzelnen Gesichtspunkte ist allerdings sehr unterschiedlich ausgefallen und hat letztlich im Kreistag des Landkreises Hildesheim am 20. Juli 2015 zu einer Ablehnung der zum 1. November 2016 geplanten Kreisfusion geführt. Trotz dieser negativen Entscheidung ist eine Kreisfusion für die Zukunft nicht aus - geschlossen. Der Landkreis Hildesheim ist zwar nach wie vor recht gut aufgestellt, aber die zu erwartenden Veränderungen erfordern eine verantwortungsbewusste Pers - pektivplanung. Die sich aus der demogra - fischen Entwicklung ergebenden Probleme können mit den zu generierenden Einsparpotenzialen einer Fusion zumindest finan - ziell etwas aufgefangen werden. Die umfassende Datenanalyse und der intensive Austausch innerhalb der Verwaltungen haben gezeigt, dass die Landkreise Hildesheim 8

EIN KREIS MIT ZUKUNFT und Peine gut zueinander passen und der Zusammenschluss eine zu kunftsfähige Entwicklung für die Region darstellt. Ein Landkreis Hildesheim – Peine hätte mit rund 400 000 Einwohnern natürlich ein größeres Gewicht in Niedersachsen und würde auch im Hinblick auf die Nachbarzentren Hannover – Braunschweig – Göttingen eine andere Stellung einnehmen. Im Vordergrund steht eine bürgernahe, effektive Verwaltung zum Wohl der Allgemeinheit in Abstimmung mit den Städten und Gemeinden. Im Falle einer Kreisfusion wird der Status der Selbstständigkeit aller kreisangehörigen Kommunen nicht berührt, die Verwaltungssitze der Kreisverwaltungen in Hildesheim und Peine und selbst die Autokennzeichen bleiben bestehen – die Einwohnerinnen und die Einwohner würden kaum eine Veränderung wahrnehmen. Das öffentliche Interesse fokussiert sich auf die Leistungsfähigkeit eines Landkreises und auf Einsparpotenziale ohne Absenkung von Standards. Genau das würde eine Fusion der Landkreise Hildesheim und Peine bieten. In jedem Fall gilt, den Blick in die Zukunft zu richten und die interkommunale Zusammenarbeit – nicht nur mit dem Landkreis Peine – als Chance für eine spätere Fusion zu nutzen! Da sich im Laufe der Verhandlungen mit dem Landkreis Peine nicht an einem Punkt ein Fusionshindernis ergeben hat, das sich nicht ausräumen lässt, wird weiterhin an einer Zusammenarbeit gearbeitet. Die Gründung einer gemeinsamen Klimaschutzagentur und die Vereinbarung mit der zentralen Vergabestelle des Landkreises Peine sind erste Schritte in die richtige Richtung. Es gilt, den Blick in die Zukunft zu richten und die interkommunale Zusammenarbeit als Chance für eine spätere Fusion zu nutzen! Auch das Land Niedersachsen sieht Optimierungsbedarf auf der Landkreis - ebene und denkt über die Einrichtung einer Enquete-Kommission nach. Deshalb ist der Landkreis Hildesheim weiterhin gefordert, sich diesem Thema zu stellen und für Gespräche mit angrenzenden Landkreisen und Gemeinden offen zu bleiben. Die Landräte Reiner Wegner (Hildesheim, links) und Franz Einhaus (Peine, Mitte) erläutern in der Presse konferenz die Gründe für das Scheitern der Kreis fusion. 9

Entwicklungsperspektive Kreisfusion<br />

Ingrid Mellin<br />

Die geplante Kreisfusion zwischen den<br />

Land kreisen <strong>Hildesheim</strong> und Peine zum<br />

1. No vem ber 2016 ist bei Stimmengleichheit<br />

im Kreistag gescheitert – aber die Weichen<br />

für die Zukunft müssen gestellt werden!<br />

Ein kurzer Rückblick: Nachdem der<br />

Kreis tag des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Hildesheim</strong> am<br />

9. Dezember 2013 auf Vorschlag von Landrat<br />

Reiner Wegner mit Mehrheit beschlossen<br />

hatte, Verhandlungen über einen Zu -<br />

sam menschluss mit Nachbarkommunen<br />

aufzunehmen, wurde sehr schnell deutlich,<br />

dass vor allem der <strong>Landkreis</strong> Peine als möglicher<br />

Fusionspartner in Frage kam bzw.<br />

kommt. Das Projekt „Zusammenschluss der<br />

Kreise <strong>Hildesheim</strong> – Peine“ stellte der Erste<br />

Kreisrat Olaf Levonen in einem Diskussionspapier<br />

vor, das als Grundlage für das wei -<br />

tere Vorgehen diente.<br />

Daraufhin wurde beim <strong>Landkreis</strong> Peine<br />

ein Projektmanagement eingerichtet und<br />

kreisübergreifende Facharbeitsgruppen<br />

sowie eine Lenkungsgruppe gebildet, um in<br />

einer ersten Sondierungsphase Vergleichbarkeiten<br />

der <strong>Landkreis</strong>verwaltungen auszuloten<br />

und grundlegende Interessenlagen<br />

einschätzen zu können.<br />

Zur Aufbereitung der relevanten Rahmen -<br />

daten der <strong>Landkreis</strong>e <strong>Hildesheim</strong> und Peine<br />

haben die <strong>Landkreis</strong>e gemeinsam ein Gutachten<br />

bei Heinrich Albers – ausgewiesener<br />

Finanzexperte und Beigeordneter a. D. beim<br />

Niedersächsischen <strong>Landkreis</strong>tag – in Auftrag<br />

gegeben, um den zuständigen Gremien<br />

die entscheidungserheblichen Grundlagen<br />

zu liefern.<br />

In einer umfangreichen Analyse sowohl<br />

der Struktur- und Finanzdaten als auch der<br />

Aufgabenerledigung durch die Verwaltungen<br />

beider <strong>Landkreis</strong>e hat der Gutachter<br />

sehr dezidiert und sorgfältig herausgearbeitet,<br />

dass ein Zusammenschluss der <strong>Landkreis</strong>e<br />

<strong>Hildesheim</strong> und Peine zu spürbaren<br />

und dauerhaften Einsparungen in den Kreishaushaushalten<br />

führen würde und Synergieeffekte<br />

in den einzelnen Aufgabenbereichen<br />

realisiert werden könnten.<br />

In einer ergänzenden Kurzanalyse der<br />

Kostenbelastung ausgewählter Produkte<br />

wurde festgestellt, dass durch eine Fusion<br />

der <strong>Landkreis</strong>e <strong>Hildesheim</strong> und Peine insbesondere<br />

im Verwaltungsbereich Kosten eingespart<br />

werden könnten, ohne die kommunalen<br />

Leistungen zu reduzieren.<br />

Allerdings hat der Gutachter darauf hingewiesen,<br />

dass nicht die kurzfristige Möglichkeit<br />

von Kosteneinsparungen als Beweggrund<br />

für eine Fusion angeführt werden<br />

sollte, sondern Gebietsveränderungen und<br />

die Neuordnung der Strukturen sich in<br />

erster Linie an langfristigen Entwicklungsperspektiven<br />

und -optionen ausrichten sollte.<br />

Auch in der politischen Diskussion um<br />

einen Zusammenschluss der <strong>Landkreis</strong>e<br />

<strong>Hildesheim</strong> und Peine hat sich gezeigt, dass<br />

vor allem im Hinblick auf vorhersehbare<br />

Strukturveränderungen neben der zu erwartenden<br />

Kostenreduzierung viele andere Faktoren<br />

zu berücksichtigen sind.<br />

Die Bewertung der einzelnen Gesichtspunkte<br />

ist allerdings sehr unterschiedlich<br />

ausgefallen und hat letztlich im Kreistag des<br />

<strong>Landkreis</strong>es <strong>Hildesheim</strong> am 20. Juli 2015 zu<br />

einer Ablehnung der zum 1. November<br />

2016 geplanten Kreisfusion geführt.<br />

Trotz dieser negativen Entscheidung ist<br />

eine Kreisfusion für die Zukunft nicht aus -<br />

geschlossen. Der <strong>Landkreis</strong> <strong>Hildesheim</strong> ist<br />

zwar nach wie vor recht gut aufgestellt, aber<br />

die zu erwartenden Veränderungen erfordern<br />

eine verantwortungsbewusste Pers -<br />

pektivplanung. Die sich aus der demogra -<br />

fischen Entwicklung ergebenden Probleme<br />

können mit den zu generierenden Einsparpotenzialen<br />

einer Fusion zumindest finan -<br />

ziell etwas aufgefangen werden. Die umfassende<br />

Datenanalyse und der intensive Austausch<br />

innerhalb der Verwaltungen haben<br />

gezeigt, dass die <strong>Landkreis</strong>e <strong>Hildesheim</strong><br />

8

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!