Ferienwandern 2016

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Fotos: J. Kuhr
Wandergruppe im Valley of Desolation. Auf Dominica findet jeder den passenden Wanderweg. Allein der Waitukubuli National Trail erschließt
Besuchern in 14 unterschiedlich anspruchsvollen Etappen nahezu alle Landschaften der Insel
Jeden Tag ein Fluss
Baden, Schnorcheln und Segeln. So erträumen sich viele die Karibik. Wer die
Insel Dominica besucht, geht lieber wandern.
Von der alten Ost-West-Verbindungsstraße sind nur noch
eine Handvoll Pflastersteine zu sehen. Den Rest hat David
verwüstet. Mit bis zu 240 Stundenkilometern fegte der Hurrikan
1979 durch die Berge und zerstörte weite Teile der Insel.
„An manchen Stellen hinterließ der Hurrikan nur Fels. Zugleich
brachte der Sturm Pflanzensamen aus Westafrika, die
es hier zuvor nicht gab“, sagt Octave Joseph. Der Wanderführer
zeigt auf eine seltene Orchidee, die sich die Äste eines
mit dickem Moos überzogenen Baumes erobert hat. Josephs
Leidenschaft gehört den Pflanzen und Tieren. Allein 55 Orchideenarten
und 14 Bananensorten gibt es. Und über 150 heimische
Vogelspezies. „Aber keine gefährlichen Tiere“, so der
Wanderführer. Ein paar Schritte weiter der nächste Stopp vor
einem riesigen Busch gelber Engelstrompeten. Kolibris flattern
von einem Blütenrichter zum nächsten. „Strecke machen“
ist Josephs Sache nicht: „Lieber mal stehen bleiben,
um zu riechen, zu hören und zu sehen.“ Drei Stunden sind es
zu Fuß bis zum heutigen Ziel, der Farm von Leonard Lauville.
Unterwegs kreuzen eiligen Schrittes Dutzende orangefarbe-
ne, teils tellergroße Flusskrebse den Weg. Sie fliehen vor uns
ins hohe Gras am Ufer des Perdu Temps River, den der Pfad
immer wieder quert.
Dominica liegt zwischen Guadeloupe und Martinique. Mit
749 Quadratkilometern ist die Insel sechs Quadratkilometer
kleiner als das Stadtgebiet Hamburgs. Doch die haben es in
sich: Der über weite Strecken noch intakte tropische Regenwald
ist der ursprünglichste der Karibik und seit 1997
UNESCO-Weltnaturerbe. 365 Flüsse fließen auf Dominica –
für jeden Tag einer. Dazu kommen Hunderte Wasserfälle und
Bergseen. Rund 40 Prozent ihrer Energie beziehen die Dominicaner
aus Wasserkraft. Dazu soll bald ein beträchtlicher
Anteil an Geothermie kommen. Die Voraussetzungen dafür
sind gut: Neun Vulkane und ungezählte heiße Quellen bestimmen
die Landschaft. Die warmen Naturpools schätzen
viele Menschen zum Entspannen. Der Boiling Lake, mit rund
70 Metern Durchmesser der zweitgrößte kochende See der
Erde, ist ein lohnendes Ziel für Wanderer.