moments - Das Magazin für die schönsten Augenblicke

PEOPLE & BUSINESS
Oberösterreichs
erste Pfarrerin
GLAUBENSFRAGE. Als erste Frau in der Geschichte der
altkatholischen Kirche in Oberösterreich wurde Elisabeth Steinegger
zur Priesterin geweiht. Die 63-Jährige erzählt wie es ist Vorreiterin zu
sein und wie sie Besinnung findet.
TEXT: CHRISTINA TROPPER
Erste Diakonin in Oberösterreich,
erste Pfarrerin – ist es
schwierig, als Frau in eine
Männerdomäne einzudringen?
In meinem Beruf nicht unbedingt.
Bei den Altkatholiken können Frauen
ja schon seit 1996 alle Weihämter
annehmen. Über sämtliche Personalentscheidungen
wird demokratisch
abgestimmt, auch die Gemeinde hat
ein Stimmrecht. Ich sehe mich aber
nicht als Karrierefrau, sondern als Dienerin.
Ich bin ein Teil an einer unsichtbaren
Größe, die nicht selber bin.
Wenn seit 1996 Frauen Priesterinnen
werden können, warum gibt es
dann so wenige?
Wenn solche Neuerungen beschlossen
werden, dann braucht es auch
einen Bischof, der sie umsetzt. Den
haben wir jetzt wieder. Meine Weihen
sind übrigens in allen katholischen
Kirchen anerkannt. Die Priesterinnenweihe
ist generell in der
katholischen Kirche gültig. Demnach
könnten sich auch altkatholische
Priesterinnen bei den römischkatholischen
Pfarren bewerben.
Können Sie als Priesterin andere
Themen aufgreifen als ihre männlichen
Kollegen?
Natürlich. Als Mutter von drei Kindern
habe ich andere Erfahrungen
als ein Mann und damit auch einen
anderen Zugang zu Familie. Meine
Kinder und mein Mann waren immer
mein Mittelpunkt – ich habe viel Kraft
daraus geschöpft. Ich will hier aber
auf keinen Fall die Väter schmälern!
Aber als Frau hat man eine Position,
eine andere Ebene. Ich erlebe es
immer wieder, dass Frauen zu mir
FOTOS: MOMENTS / NICOLE WAGENEDER
142 moments 11/2015