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Newsletter <strong>07</strong>/<strong>15</strong> (Nr. 352) November 20<strong>15</strong><br />
OT: Hallå hallå<br />
Verleih: Kool<br />
Land/Jahr: Schweden, Norwegen 2014<br />
Regie: Maria Blom<br />
Darsteller: Maria Sid, Johan Holmberg,<br />
Ann Petrén<br />
Kinostart: 19.11.20<strong>15</strong><br />
Obwohl ihr Ex schon eine neue Freundin<br />
hat, trauert Disa ihrer Beziehung<br />
noch immer hinterher. Nur ihre beiden<br />
Töchter halten sie noch bei der Stange.<br />
Und Disa kann sich nicht wehren. Gar<br />
nicht. Wofür sich sogar ihre kleinen<br />
Töchter für sie schämen. Ein Kampfsportkurs<br />
soll ihr helfen, sich wehren zu<br />
lernen. Gleichzeitig lernt sie Kent kennen,<br />
einen Hansdampf in allen Gassen<br />
– mit vier geschiedenen Ehen und jeder<br />
Menge Kinder... Man möchte am liebsten<br />
schreien, wenn man sieht, wie sich<br />
Disa selbst immer in den Hintergrund<br />
drängt und wirklich alles mit ihr machen<br />
lässt, anstatt wenigstens einmal<br />
lauthals ihrem Ärger Luft zu machen.<br />
Das gilt zumindest für jene Disa, die<br />
Maria Sid zu Anfang der von Maria<br />
Blom inszenierten Tragikomödie darstellt.<br />
Je weiter der Film aber fortschreitet,<br />
desto mehr ändert sich Disas<br />
Charakter, bis sie ganz am Ende des<br />
Films tatsächlich Freunde gefunden<br />
hat, die zu ihr stehen. Loslassen und<br />
endlich einmal tun, was man wirklich<br />
will – ein Thema, dem Blom in ihrem<br />
Film auf ebenso witzige wie gefühlvolle<br />
Weise nachspürt. Gute Unterhaltung<br />
mit Tiefgang.<br />
Dienstag, 13. Oktober 20<strong>15</strong><br />
Prüfungen und Scheinwelten<br />
Die letzten beiden PVs für mich in dieser<br />
Woche – morgen geht es auf nach<br />
Bradford zum Widescreen Weekend!<br />
DER GROSSE TAG (1:2.35, DD 5.1)<br />
OT: Le Grand Jour<br />
Verleih: Wild Bunch (Central)<br />
Land/Jahr: Frankreich 20<strong>15</strong><br />
Regie: Pascal Plisson<br />
Kinostart: 10.12.20<strong>15</strong><br />
Der 11jährige Albert träumt in Kuba<br />
von einer Karriere als Boxer. Die 11jährige<br />
Deegii aus der Mongolei möchte<br />
unbedingt Zirkusakrobatin werden. Der<br />
19jährige Tom aus Uganda möchte die<br />
Wolfram Hannemanns<br />
Film-Blog<br />
Prüfung zum Wildhüter absolvieren.<br />
Und die <strong>15</strong>jährige Nidhi aus Indien<br />
hofft, sich durch die Teilnahme an einem<br />
Mathematikwettbewerb für ein<br />
Ingenieursstudium zu qualifizieren. Alle<br />
Vier haben ein Ziel vor Augen: die Prüfung<br />
zu bestehen. - Als eine Art Dokumentarfilm<br />
mit Spielhandlung könnte<br />
man Pascal Plissons Film bezeichnen.<br />
Spielhandlung deswegen, weil alles<br />
offensichtlich inszeniert wurde. Die<br />
handelnden Personen indes sind echt.<br />
Vier Jugendliche in vier Ländern begleitet<br />
Plisson kameratechnisch bei ihrer<br />
Vorbereitung auf eine Prüfung, den<br />
“großen Tag”, der das Leben der jungen<br />
Protagonisten nachhaltig verändern<br />
wird. Jedes der Kinder kommt dabei<br />
aus einfachen bis einfachsten Verhältnissen.<br />
Das Bestehen ihrer Prüfungen<br />
wäre für sie der Startpunkt in ein<br />
besseres Leben. Plisson inszeniert das<br />
alles als großes Kino – in CinemaScope<br />
und mit großer Orchestermusik. Vielleicht<br />
sogar etwas “over the top”. Ein<br />
“Gschmäckle” kriegt sein Film spätestens<br />
durch die Episode in der Mongolei,<br />
wo ein 11jähriges Mädchen knallhart<br />
auf die Prüfung zur Zirkusakrobatin<br />
vorbereitet wird. Da bekommt<br />
man schon alleine vom Hinsehen Rükkenschmerzen<br />
ob derer Gelenkigkeit<br />
und man beginnt sich zu fragen, ob ein<br />
kleines Mädchen sich tatsächlich freiwillig<br />
diesem Drill unterordnet. Plisson<br />
schneidet seinen Film zwischen den<br />
vier Geschichten hin und her und versucht<br />
so, eine dramaturgische Verdichtung<br />
bis zum “großen Tag” zu erreichen.<br />
Das gelingt allerdings nur ansatzweise.<br />
Ob der Film Kindern tatsächlich<br />
Mut macht, ihr Ziel nicht aus<br />
den Augen zu verlieren und beharrlich<br />
sowie mit großer Ausdauer darauf hinzuarbeiten,<br />
bleibt abzuwarten.<br />
GOD OF HAPPINESS (1:2.35, 5.1)<br />
Verleih: Kinostar<br />
Land/Jahr: Deutschland, Frankreich,<br />
Georgien 20<strong>15</strong><br />
Regie: Dito Tsintsadze<br />
Darsteller: Lasha Bakradze, Nadeshda<br />
Brennicke, Tina Meliava<br />
Kinostart: 12.11.20<strong>15</strong><br />
Giorgi, georgischer Auswanderer,<br />
schlägt sich als Filmkomparse in Stuttgart<br />
durch das Leben und vermittelt<br />
nebenbei seinen afrikanischen Mitbewohner<br />
Ngudu für Schäferstündchen<br />
an zahlungskräftige Damen. Als sich<br />
seine Tochter, die er seit zehn Jahren<br />
nicht mehr gesehen hat, zu Besuch<br />
anmeldet, will er ihr mit aller Macht ein<br />
glückliches Leben vorgaukeln. Doch<br />
seine Tochter ist nicht auf den Kopf<br />
gefallen... Viele der atmosphärischen<br />
CinemaScope-Bilder wirken so, als würde<br />
der Regisseur einfach mal ein paar<br />
Sachen ausprobieren, ohne sie in den<br />
Kontext des Films zu stellen; sie wirken<br />
losgelöst vom Rest. Und der kommt<br />
ziemlich gekünstelt daher. Situationen,<br />
Charaktere und Dialoge erscheinen<br />
teilweise recht absurd. Dabei wäre das<br />
Thema des Films durchaus interessant.<br />
Da geht es um Scheinwelten, die es<br />
gleich in doppelter Hinsicht zu sehen<br />
gibt: einmal durch Dreharbeiten zu einem<br />
Film, die immer wieder gezeigt werden;<br />
das andere Mal durch das inszenierte<br />
Familienidyll, das der Vater seiner<br />
Tochter vorgaukelt.<br />
Donnerstag, <strong>15</strong>. Oktober 20<strong>15</strong><br />
Blick in den Abgrund<br />
Als Auftakt zum “Widescreen Weekend”<br />
in Bradford habe ich mir Robert<br />
Zemeckis neuesten Film in digitalem<br />
IMAX gegönnt<br />
THE WALK (1:2.35, DD 5.1)<br />
OT: The Walk<br />
Verleih: Sony Pictures<br />
Land/Jahr: USA 20<strong>15</strong><br />
Regie: Robert Zemeckis<br />
Darsteller: Joseph Gordon-Levitt, Sir<br />
Ben Kingsley, Ben Schwartz<br />
Kinostart: 22.10.20<strong>15</strong><br />
1974 plant der Drahtseilartist Philippe<br />
Petit den größten Coup seiner Karriere:<br />
er will zwischen den noch nicht fertiggestellten<br />
Türmen des New Yorker Twin<br />
Towers balancieren. Gemeinsam mit<br />
einer Handvoll Helfern macht er sich an<br />
den Guerilla-Akt... Wer James Marshs<br />
beeindruckenden, oscarprämierten Dokumentarfilm<br />
über Philippe Petits waghalsigen<br />
Drahtseilakt bereits kennt,<br />
könnte Robert Zemeckis‘ Spielfilmversion<br />
als kalten Kaffee empfinden.<br />
Zu konstatieren ist, dass Zemeckis‘<br />
Film bei weitem nicht den Thrill der<br />
LASER HOTLINE Seite 5