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Newsletter <strong>07</strong>/<strong>15</strong> (Nr. 352) November 20<strong>15</strong><br />

Schwarz ist wieder Schwarz<br />

Um die Unzulänglichkeiten digitaler Filmprojektion<br />

auszumerzen, setzt man im Karlsruher IMAX-<br />

Kino auf neueste Lasertechnik<br />

von Wolfram Hannemann<br />

Die Digitalisierung der Kinos ist flächendeckend vollzogen. Seit die<br />

analoge 35mm-Technik der neuen Digitaltechnik weichen musste,<br />

rattert es nicht mehr in den Bildwerferräumen. Statt analoger 35mm-<br />

Filmkopien kommen nun sogenannte DCPs (= Digital Cinema Package)<br />

zum Einsatz. Die Vorteile liegen klar auf der Hand: digitale Filmkopien<br />

unterliegen keinem Verschleiß. Kratzer, Staubpartikel oder andere<br />

Bildartefakte gehören der Vergangenheit an. Sogar das sogenannte<br />

Überblendzeichen, das in runder oder eckiger Form rechts<br />

oben im Bild dem Vorführer das Ende einer einzelnen Filmrolle signalisierte,<br />

beeinträchtigt jetzt nicht mehr länger das Seherlebnis.<br />

Angesichts oftmals ziemlich schlampig hergestellter analoger Filmkopien<br />

könnte man die Digitalisierung der Leinwände durchaus als<br />

Segen bezeichnen. Doch wie immer im Leben gibt es auch hier zwei<br />

Seiten einer Medaille. Gleich nach Einführung der digitalen<br />

Projektionstechnik meldeten sich Filmfans zu Wort, die das digitale<br />

Bild als einen Rückschritt in Sachen Qualität bezeichneten und nach<br />

wie vor analogen Filmkopien stets den Vorzug geben. Grund dafür<br />

sind die digitalen Projektoren, die mit der von Texas Instruments<br />

patentierten DLP-Technologie ausgestattet sind und mit Xenonlicht<br />

betrieben werden. Diese sind bislang nicht in der Lage, richtiges<br />

Schwarz darzustellen. Ein ganz dunkles Anthrazit ist hier das höchste<br />

der Gefühle. Es ist als ob mit dem Verschwinden des Projektorenratterns<br />

auch die Farbe Schwarz aus dem Kino verschwand. Besonders<br />

deutlich ist dies zu erkennen, wenn im Film abgeblendet wird:<br />

im Kinosaal wird es nicht richtig dunkel, weil auf der Leinwand noch<br />

immer Licht zu sehen ist. Auch führt das Fehlen richtiger Schwarzwerte<br />

dazu, dass das Bild oft als leblos empfunden wird.<br />

Doch das könnte sich bald ändern. Das Heilmittel heisst “Laserprojektion”.<br />

Pünktlich zum Start des neuen James-Bond-Films<br />

“Spectre” wurde eine solche Projektionsanlage im IMAX-Saal des<br />

Karlsruher “Filmpalast am ZKM” installiert. Anstelle eines Xenonkolbens<br />

verrichtet dort jetzt ein Laserstrahl seine Dienste als Lichtquelle<br />

für die Digitalprojektion. Mehrere Million US-Dollar hat die<br />

kanadische Firma IMAX - Weltmarktführer in Sachen Großbildprojektion<br />

- in die Entwicklung des neuen Systems investiert, das<br />

zur Zeit gerade einmal in 14 Kinos weltweit zum Einsatz kommt.<br />

Um ein Optimum an Qualität auf der ca. 22 mal 16 Meter messenden<br />

Bildwand zu erreichen, werden die eingesetzten Projektoren eigens<br />

für den Einsatz in IMAX-Kinos modifiziert und gedoppelt. So stehen<br />

in Karlsruhe zwei dieser leistungsstarken Maschinen, deren Kosten<br />

sich jeweils im sechsstelligen Bereich bewegen, Seite an Seite<br />

und projizieren ein scharfes, lichtstarkes und farblich brillantes Bild.<br />

Wenn Daniel Craig alias James Bond in der in Rom spielenden<br />

Beerdigungsszene aus “Spectre” einen schwarzen Anzug trägt, dann<br />

ist der jetzt tatsächlich schwarz und nicht etwa ein ganz dunkles<br />

Grau. Wenn im selben Film das nächtliche London aus der Vogelperspektive<br />

erscheint, dann sorgt ein sattes Schwarz für einen fast schon<br />

plastischen Eindruck – und das ganz ohne 3-D. Und wenn es schließlich<br />

zu einer Abblende kommt, ist es plötzlich stockfinster im großen<br />

Kinosaal.<br />

Doch die neue Lasertechnik punktet nicht nur mit brillanteren Farben,<br />

sondern auch mit einem sehr viel helleren Bild, von dem besonders<br />

die 3-D-Projektion profitiert. Nicht länger muss man die 3-D-<br />

Brille abnehmen, will man die Gesichtszüge des Hauptdarstellers<br />

erkennen. David Keighley, im Hause IMAX zuständig für Qualität,<br />

demonstrierte dies sehr eindrucksvoll anhand eines 3-D Trailers für<br />

den neuen “Star Wars”-Film, der ab 17. Dezember im Karlsruher<br />

IMAX in der neuen Laser-Technik zu sehen sein wird. Dann geht<br />

auch erstmals das neue 12-Kanal-Tonsystem an den Start, das im<br />

Vergleich zum bisherigen 5-Kanal-Tonsystem ein wesentlich realistischeres<br />

Klangbild ermöglicht. Als Sahnehäubchen sozusagen wartet<br />

“Star Wars – Das Erwachen der Macht” dann auch noch mit einer<br />

längeren Sequenz auf, die nicht nur - wie beispielsweise im Fall des<br />

neuen James-Bond-Films - einen Teil der Bildwand nutzt, sondern<br />

die gesamten 352 Quadratmeter von oben nach unten und von links<br />

nach rechts mit Bildinhalt füllt – ein wahrhaft immersives Hör- und<br />

Seherlebnis. Die zukunftsweisende Laser-Technologie ermöglicht<br />

zudem die Verwendung erweiterter Farbräume für noch mehr und<br />

noch brillantere Farben sowie einen sehr viel größeren Kontrastumfang.<br />

Um diese Vorteile auch voll ausnutzen zu können, müssen die<br />

Filme entsprechend aufbereitet werden. Laut Angaben von IMAX<br />

wird der erste Film, der mit diesem noch nie dagewesenen Farbumfang<br />

zu sehen sein wird, die Neuverfilmung von Disneys “Dschungelbuch”<br />

sein. Geplanter Kinostart ist April 2016.<br />

Ihrem Firmen-Slogan “Never Compromise” (zu deutsch etwa “keine<br />

Kompromisse”) wird IMAX im Karlsruher Auditorium allerdings<br />

noch nicht ganz gerecht. Denn trotz der für 3-D-Filme eingesetzten<br />

Interferenzfiltertechnologie der Firma Dolby, die im Gegensatz zum<br />

Polarisationfilterverfahren eigentlich keine Silberleinwand benötigt,<br />

wurde genau eine solche im Saal verbaut. Der Nachteil: je nachdem,<br />

auf welchem Platz man sitzt, gibt es einen unterschiedlich starken<br />

Lichtabfall zu den Seiten des Bildes hin. Der Fachmann spricht hier<br />

von “Hot Spots”. Auch die Dolby 3-D-Brillen selbst stellen noch<br />

ein Problem dar: sie spiegeln auf der Innenseite, was sich beim Betrachten<br />

des Bildes störend auswirkt. Doch David Keighley, der seit<br />

über 40 Jahren im Dienste von IMAX steht und als Qualitätsmanager<br />

das Mastering zahlloser Filme für IMAX-Kinos überwacht hat, gibt<br />

sich sehr zuversichtlich: “Das Problem mit den Brillen werden wir<br />

schon bald gelöst haben. Es gibt bereits Prototypen der nächsten<br />

Generation, die solche Probleme nicht mehr aufweisen.” Der Knackpunkt:<br />

die Kosten, die mit über 40 Dollar pro Brille zu Buche schlagen.<br />

Diese kleineren Mängel können den überaus positiven Gesamteindruck<br />

allerdings kaum schmälern. Das Kino der nächsten Generation<br />

ist in Karlsruhe Wirklichkeit geworden – und die Farbe Schwarz ist<br />

dort wieder auf die Leinwand zurückgekehrt.<br />

Passend zu diesem Artikel gibt es in unserem Youtube-Kanal ein Video mit David Keighley und Andrew Cripps<br />

LASER HOTLINE Seite 3

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