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Newsletter <strong>07</strong>/<strong>15</strong> (Nr. 352) November 20<strong>15</strong><br />
bringt sich Hanna als Personalchefin,<br />
die immer wieder Leute entlassen muss,<br />
oft in arge Gewissenskonflikte, die sie<br />
Dinge tun lassen, die sie eigentlich gar<br />
nicht will. Als Hakim auf eine neue Niere<br />
angewiesen ist und nur Hanna als<br />
Spenderin in Frage kommt, lehnt er es<br />
ab, weil er Hannas Lebensweise nicht<br />
toleriert. Es kommt zum Bruch zwischen<br />
den Geschwistern... Baya Kasmis Film<br />
ist eigentlich nur vordergründig eine<br />
Komödie. Eine typisch französische<br />
dazu. Humor und Erotik gehen dabei<br />
Hand in Hand, ohne sich gegenseitig<br />
weh zu tun. Doch unter der Oberfläche<br />
brodelt es gewaltig: Protagonistin Hanna<br />
(extrem appetitlich: Vimala Pons)<br />
wurde es Kind über Jahre hinweg missbraucht,<br />
ohne dass es ihre Eltern je<br />
erfahren hätten. Das erklärt das Verhaltensmuster,<br />
das Hanna an den Tag legt.<br />
Auch ihr nuttiges Outfit, das sie selbst<br />
nie als vulgär empfindet, ergibt so<br />
Sinn. Kasmis behandelt in ihrem Film<br />
aber nicht nur diese Missbrauchsgeschichte<br />
auf sehr sarkastische Weise.<br />
Auch die Problem von Migranten in<br />
Frankreich sind ihr ein Anliegen. Das<br />
wird besonders schön ironisiert, als der<br />
Betreiber eines Halal-Geschäfts neuen<br />
Kunden Wege zeigt, wie man den Ramadan<br />
auf ein Minimum reduzieren<br />
kann – mit einer Urlaubsreise nach Patagonien,<br />
wo es nur drei Stunden Tag<br />
ist. Logisch dass die Reise direkt im<br />
Laden gebucht werden kann. Trotzdem<br />
bleibt nach dem Feelgood-Ende des<br />
Films ein ungutes Gefühl zurück und<br />
man fragt sich unweigerlich, was man<br />
denn da eben gesehen hat.<br />
Freitag, 20. November 20<strong>15</strong><br />
Wenn die Psyche leidet<br />
Zum Wochenabschluss gab es heute<br />
tatsächlich mal ein Animations-Doppel.<br />
ANOMALISA (1:2.35, 5.1)<br />
OT: Anomalisa<br />
Verleih: Paramount<br />
Land/Jahr: USA 20<strong>15</strong><br />
Regie: Charlie Kaufman, Duke Johnson<br />
Kinostart: 21.01.2016<br />
Michael Stone hat es geschafft. Der<br />
Motivationstrainer und Bestsellerautor<br />
reist durch ganz Amerika und hält Vorträge.<br />
Doch in seinem Privatleben wird<br />
Wolfram Hannemanns<br />
Film-Blog<br />
es zunehmend düsterer. Nicht nur<br />
scheinen sich alle Menschen in seiner<br />
Umgebung zu gleichen und sprechen<br />
mit immer derselben Stimme. Auch seine<br />
Beziehung zu Frau und Kind<br />
zuhause wird auf den Prüfstand gestellt.<br />
Alles ändert sich, als Stone im<br />
Hotelflur Lisas Stimme hört. Die junge<br />
Frau arbeitet in einem Call-Center und<br />
ist eigens für seinen Vortrag angereist.<br />
Kann Stone mit ihr einen Neubeginn<br />
wagen? - Mit seinen skurrilen Drehbüchern<br />
zu Filmen wie BEING JOHN<br />
MALKOVICH oder VERGISS MEIN<br />
NICHT hat Charlie Kaufman sein großes<br />
Talent als Autor unter Beweis gestellt.<br />
Mit ANOMALISA hat er jetzt<br />
sein eigenes Theaterstück zu einem<br />
Film umgearbeitet und auch noch<br />
selbst die Regie übernommen. Jeder<br />
andere Regisseur hätte mit Sicherheit<br />
das eigene Theaterstück mit richtigen<br />
Darstellern inszeniert. Aber nicht Charlie<br />
Kaufman: sein durch Crowdfunding<br />
produziertes skurriles Drama inszenierte<br />
er jetzt mit Puppen in Stop-Motion-<br />
Technik! Schon alleine dadurch dürfte<br />
ANOMALISA einer der ungewöhnlichsten<br />
Filme des Jahres 2016 werden.<br />
Auch wenn die Stop-Motion-Technik<br />
immer mit etwas Ruckeln einher geht,<br />
so faszinieren die Bilder, die das Leben<br />
in einem Hotelzimmer perfekt wiedergeben.<br />
Und die Animationstechnik macht<br />
sogar keinen Halt vor einer deftigen<br />
Sexszene! Um das psychische Problem<br />
des Protagonisten anschaulich zu machen,<br />
haben Kaufman und Stop-Motion-Experte<br />
Duke Johnson allen Figuren<br />
in seinem Mikrokosmos dasselbe Gesicht<br />
und sogar dieselbe Stimme verliehen.<br />
Einzige Ausnahme: Lisa. Sie hat<br />
ein anderes Gesicht und auch eine andere<br />
Stimme. Wer melancholisch-depressives<br />
skurriles Kino mag, der wird<br />
an ANOMALISA seine wahre Freude<br />
haben.<br />
ARLO & SPOT (1:2.35, 3D, DD 5.1 +<br />
7.1 + Atmos)<br />
OT: The Good Dinosaur<br />
Verleih: Walt Disney<br />
Land/Jahr: USA 20<strong>15</strong><br />
Regie: Peter Sohn<br />
Kinostart: 26.11.20<strong>15</strong><br />
Was wäre wenn vor 65 Millionen Jahren<br />
kein Meteorit die Erde getroffen<br />
hätte? ARLO & SPOT gibt die Antwort:<br />
die Dinosaurier beherrschen nach<br />
wie vor die Erde. Und nicht nur das: sie<br />
kultivieren sogar die Erde! Der kleine<br />
Arlo ist das jüngste und kleinste von<br />
drei Kindern einer Dinosaurierfamilie,<br />
die eine große Farm betreibt, um genügend<br />
Essen für das Überleben zu haben.<br />
Damit er sich bewähren kann erhält<br />
Arlo von seinem Vater die Aufgabe,<br />
jenen Räuber zu fassen, der ständig<br />
den Futtervorrat der Dinos klaut. Als er<br />
den kleinen Räuber ungewollt entwischen<br />
lässt, nimmt er zusammen mit<br />
seinem Vater dessen Fährte auf. Da<br />
passiert ein Unglück: eine Schlammlawine<br />
reisst den Vater mit! Ganz auf<br />
sich allein gestellt muss Arlo nun den<br />
Weg nach Hause finden – und erhält<br />
dabei überraschend Gesellschaft... Was<br />
im englischen Original eigentlich “Der<br />
gute Dinosaurier” heisst, wurde für<br />
Deutschland kurzerhand in ARLO &<br />
SPOT umgetauft – warum auch immer.<br />
Offenbar hat man hierzulande kein Vertrauen<br />
in den Originaltitel. Das könnte<br />
durchaus gerechtfertigt sein. Denn im<br />
Vergleich zu anderen Animationsfilmen<br />
aus dem Hause Pixar (das ja jetzt zu<br />
Disney gehört) sieht ARLO & SPOT<br />
recht lieblos animiert aus. Die Dinosaurier<br />
wirken leider wie Plastikspielzeug.<br />
Wesentlich besser gelungen ist da der<br />
kleine Spot, obgleich auch hier die gewohnte<br />
Pixar-Perfektion etwas zu wünschen<br />
übrig lässt. Man könnte den<br />
Eindruck gewinnen, dass der Film unter<br />
enormem Zeitdruck entstanden ist. Immerhin<br />
gibt es für junge Zuschauer<br />
genügend Action und natürlich auch<br />
eine Botschaft für den Heimweg: Teil<br />
einer Familie zu sein ist das Größte.<br />
Sonntag, 22. November 20<strong>15</strong><br />
Der König und sein Doppelgänger<br />
Heute habe ich mir mal wieder echtes<br />
Masala-Kino auf großer Leinwand gegönnt<br />
PREM RATAN DHAN PAYO (1:2.35,<br />
DD 5.1 + Atmos)<br />
OT: Prem Ratan Dhan Payo<br />
Verleih: Rekord-Film<br />
Land/Jahr: Indien 20<strong>15</strong><br />
Regie: Sooraj R. Barjatya<br />
Darsteller: Salman Khan, Sonam<br />
LASER HOTLINE Seite 16