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18. November 2014 ZWICKAU

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Udo Jürgens sorgt für Tränen der Rührung - Freie Presse<br />

http://www.freiepresse.de/NACHRICHTEN/KULTUR/Udo-Juergens-sorgt-fuer-Trae...<br />

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13.11.2015<br />

Freitag, 13.11.2015<br />

Nachrichten Kultur<br />

Udo Jürgens sorgt für Tränen der Rührung<br />

Die Menschen in der Stadthalle Zwickau klatschen, singen, schunkeln. Ein so herzliches<br />

Konzert mit Udo Jürgens hat man selten erlebt.<br />

Von Sebastian Steger<br />

erschienen am 20.11.<strong>2014</strong><br />

Zwickau. "Ich bin Ihnen etwas schuldig" - so redet er sich gleich nach dem ersten Lied die Last von der Seele. Denn<br />

hier in Zwickau sei ihm in 60 Jahren Show-Business das erste und einzige Mal passiert, dass er ein Konzert abbrechen<br />

musste: Im Januar 2012 trat Udo Jürgens bereits mit hohem Fieber auf die Bühne. Nach der Pause brach die Stimme<br />

weg, kurze Zeit später wurde er mit seinem Privat-Jet ins Krankenhaus in seiner Wahl-Heimat Zürich gebracht. Auf<br />

den Schreck folgte eine schnelle Erholung - doch trotzdem hatte Udo Jürgens am Dienstag einiges nachzuholen. "Lass<br />

alles aus Liebe geschehen" lautet da sein musikalisches Versöhnungsangebot - und die voll besetzte Stadthalle nimmt<br />

dies nur allzu gerne an.<br />

So gerät das Konzert unter dem Tour-Motto "Mitten im Leben" zur Persönlichkeitsschau: Mit dem roten Taschentuch<br />

im Revers moderiert der Grandseigneur jedes seiner Lieder ganz nach alter Schule an; ist dabei politisch,<br />

philosophisch, schonungslos - und bisweilen auch intim, wenn er das tiefpersönliche "Was ich sein will für dich"<br />

anstimmt. Ohne Blatt vorm Mund tritt er für Freiheit ein, für Frieden und gegen die digitale Überwachung: "Der<br />

gläserne Mensch" donnert mit Paukenschlägen und scharfen Zeilen. "Es war immer mein Credo, über Dinge zu<br />

schreiben, die das Leben bestimmen", erklärt er hierzu. Wir müssen die Religion hinterfragen, wir müssen bescheiden<br />

bleiben, wir dürfen uns von der Wirtschaft nicht klein machen lassen - das sind ebenso wahre wie bewegende Worte,<br />

welche die Zwickauer mit wissendem Nicken und warmem Applaus nach beinahe jedem Satz quittieren.<br />

Im Saal hängt eine Mischung aus Liebe und Ehrfurcht - zumal hier eine lebende Legende auf der Bühne steht. Zudem<br />

ist Jürgens mit seinen 80 Jahren eine überwältigend vitale Live-Maschine: "Was der noch für eine Stimme hat", hört<br />

man es durch die Reihen raunen. Setzt es treibende Disco-Beats (natürlich ist Pepe Lienhard und sein fabelhaftes<br />

Orchester dabei), wippt Jürgens grinsend mit. In die Rolle des Dirigenten schlüpft der Meister bei seinem sinfonischen<br />

Monumental-Werks "Die Krone der Schöpfung" - was bitte soll nun noch kommen? Na klar - die großen Hits natürlich!<br />

Nach der Pause tischt der Meister endlich seinen "Griechischen Wein" auf. Die Massen strömen zur Bühne. Zwickau<br />

feiert seinen Udo drei Jahre nach dem großen Malheur: klatschend, singend, schunkelnd.<br />

Nach "Ich war noch niemals in New York" und der charmanten Frage, ob denn jemand etwas gegen ein paar Oldies<br />

hätte, ertönt das Medley aus "Siebzehn Jahr, blondes Haar", "Mit 66 Jahren" und "Aber bitte mit Sahne". Es folgt die<br />

obligatorische Piano-Zugabe im Bademantel und dem zu Tränen rührenden "Liebe ohne Leiden"; es hagelt<br />

Blumensträuße und Briefe in rosafarbenen Umschlägen: Selten hat man ein so herzliches Konzert erlebt. Und als der<br />

Saal längst wieder in sein übliches Licht getaucht war, sah man Jürgens noch am Bühnenrand die Hände schütteln...<br />

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Udo Jürgens in der ausverkauften Stadthalle<br />

Zwickau.<br />

Foto: Ralph Koehler<br />

© Copyright Chemnitzer Verlag und Druck GmbH & Co. KG<br />

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