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36 Extravagantes Statussymbol waren neueren For schun - gen zufolge auch die Zahnfurchen, die sich die streitba - ren Wikinger vor rund 1.200 Jahren tief in die Front zäh - ne gravieren ließen – als Zeichen ihrer Furchtlosigkeit. Die modernen Methoden des Zahnschmucks sind da ungemein sanfter und für die Zähne völlig unschädlich – sofern es sich um Dazzler und Twinkies handelt, eine aus den USA stam - men de Mode, der jeder vierte amerikanische Teenager huldigt. Dazzler aus Goldfolien und Twinkies oder Twinkles in Form von massiven, aber dennoch filigranen Schmuck stü cke aus Gold und Edelsteinen sollen schöne Zähne noch mehr strahlen lassen. Die Glanzpunkte in der besonders beliebten Herz- oder Delphinform und die funkelnden Kristall stein - chen sind nicht in erster Linie zum Verdecken von kleineren Unschönheiten gedacht, sondern als Blickfang – wie einst der Schönheitsfleck. Und da geschmückte und ansonsten makellose Zähne einem jugendlichen Gesicht noch mehr Strahlkraft verleihen, ist gepflegter Zahnschmuck immer häu - figer auch bei uns zu sehen. Von Brillanten Gold im Mund Auch wenn Eltern das manchmal etwas anders sehen, ist ge gen solche harmlose Verzierungen nichts einzuwenden, wenn sie vom Zahnarzt eingesetzt werden. Fachgerecht angebracht, geht das ohne einen Eingriff in die Zahnsubstanz. Grundsätzlich wird Zahnschmuck nur oberflächlich mit einem transparenten Kunststoff aufgeklebt. Um ausreichenden Halt zu erzeugen, wird vorher der Zahnschmelz mit Säu - re etwas angeraut. Der Schmuck hält maximal zwei bis drei Jahre, kann aber problemlos wieder entfernt werden, ohne dass der Zahn Schaden nimmt. Voraussetzung ist allerdings eine gute Mundhygiene, die besonders viel Sorgfalt im Be - reich der Schmuckstücke walten lässt. Denn jede nicht glatte Oberfläche im Mund bietet Bakterien einen Nistplatz und kann so ein Ausgangspunkt für Karies sein. Dies muss unter allen Umständen durch intensive Mundhygiene verhindert werden. Den Geldbeutel greift das Gold oder Kristall im Mund je nach Ausführung nur mittelmäßig an, Schmuck stü - cke gibt es ab 15 Euro aufwärts, Zahnbrillanten und andere Dental-Juwelen kosten natürlich einiges mehr. Viele Pra - xen halten eine Auswahl an Motiven aus garantiert nicht zahn schädigendem Material bereit. Die Anbringung kostet je nach Art und Umfang noch einmal 50 bis 100 Euro pro Schmuck stück. Nicht empfehlenswert sind aus Sicht der Zahnärzte Schmuck systeme für den Hausgebrauch, die mit UV-Lampe zum Aus här ten des beigefügten Klebstoffs in den Handel kommen. Bei unsachgemäßer Handhabung kann man damit Zähne und Zahnfleisch schädigen. Nach Lust und Laune wechseln Eher eine Laune des Augenblicks sind Zahn-Tattoos aus bunten Miniatur-Bildchen, die einfach wie Abzugsbildchen auf die Zahnoberfläche aufgeklebt werden. Sie können aus freundlichen <strong>Smile</strong>ys, Herzen oder Schmetterlingen bestehen oder manchmal auch in Form finsterer Symbole an die alten Wi - king er erinnern. Allerdings dauert der Spuk nur wenige Stun - den oder Tage. Bei Zahn-Tatooth, einer besonderen Spielart, Zahnschmuck gibt es nicht erst, seit Rock-Legende Mick Jagger seine Fans mit einem aus der Jacketkrone blitzenden Diamanten in Entzücken versetzte. Aus ägyptischen Grabfunden weiß man, dass sich schon die Pharaonen gern mit Edelsteinen im Mund zeigten werden auf einen im Gebiss verankerten Sockel bemalte Auf stecker aufgeschoben. Dazu müssen aber Zähne wie für eine Krone beschliffen werden – ein Eingriff der die Hart - subs tanz eines gesunden Zahns stark angreift und daher besser auf bereits überkronten oder mit Füllungen versehenen Zähnen vorgenommen wird. Bedenklich sind die aus der Rapper-Szene stammenden so genannten Zahncaps, die über die oberen Schneidezähne gestülpt werden. Das Tra - gen und oft auch das Entfernen dieser Kappen verursacht schon nach kurzer Zeit deutliche Schäden an Zähnen und Zahnfleisch. Mit Schmuck haben Piercings im Mundbereich wenig zu tun, sie sind eher ein Ausdruck der Rebellion. Doch
37 und Piercings das allein ist nicht der Grund, warum viele Erwachsene diesen Jugendkult ablehnen und man immer wieder vor dieser extremen Art des Körperschmucks warnt. Piercings sind gefährlich Beim Durchstechen der Haut und beim Anbringen eines Schmuckstücks kann es selbst bei steriler Arbeitsweise zu Wundkanalinfektionen sowie zu allergischen Reaktionen kom men. Gerade beim Piercen im Mundbereich besteht eine erhöhte Infektionsgefahr, da die Mundhöhle voller Bak te - rien ist. Wird die Zunge durchstochen. kann es zu massiven Schwellungen und sogar zu einer Blutvergiftung kommen. In abgeschwächter Form gilt das auch für das Durchstechen von Wangen oder Lippen. Beim Lippenbändchen-Piercing, bei dem das kleine Bändchen zwischen Oberlippe und Zahn - fleisch mit einem Stecker versehen wird, sind häufig Rei - zungen des Zahnfleisches die Folge. Das beim Zungen- Piercing meist in der Mitte der Zunge platzierte Schmuck - stück kann zu Schäden an Zahnfleisch oder Zahnschmelz, starken Schwellungen und sogar zu Teillähmungen führen. Am problematischsten ist beim Zungenpiercing nach wie vor die Hygiene. Denn in vielen Kosmetik- bzw. Tattoo-Studios werden beim Setzen des Piercings nicht einmal minimale hygienische Standards eingehalten. 9
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