LOGBOOK 01-15 DE_Fine PDFs(40)_WEB

ChristianDenso
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das Mitarbeitermagazin von<br />

ausgabe <strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>5<br />

RepoRt von boRd<br />

Low suLfur: so Läuft<br />

das uMschaLten<br />

Rolf Habben Jansen<br />

Mitarbeite r<br />

inte rvi e w e n de n ceo<br />

teamwoRk<br />

wie hapag-LLoyd nike<br />

aLs kunden gewann


Inhalt <strong>01</strong>I<strong>15</strong><br />

34<br />

alBerT<br />

Ballin<br />

erfand vor<br />

125 Jahren<br />

die moderne<br />

Kreuzfahrt<br />

28<br />

TiTelfoTo<br />

Der Erste<br />

Offizier Tobias<br />

Kammann.<br />

Mehr über ihn<br />

auf Seite 8<br />

lavazza<br />

Der italienische<br />

Kaffeeröster:<br />

ein<br />

Kunden -<br />

gespräch<br />

impressum<br />

HerausGeBer<br />

Hapag-Lloyd Aktiengesellschaft<br />

Corporate Communications<br />

Ballindamm 25 · 20095 Hamburg<br />

Tel.: +49 <strong>40</strong> 30<strong>01</strong>-0 · Fax: +49 <strong>40</strong> 335360<br />

E-Mail: logbook@hlag.com<br />

www.hapag-lloyd.com<br />

veranTworTlicH für den inHalT<br />

Nils Haupt · Tel.: +49 <strong>40</strong> 30<strong>01</strong>-2263<br />

redakTionsleiTunG<br />

Christian Denso · Tel.: +49 <strong>40</strong> 30<strong>01</strong>-2478<br />

GesTalTunG<br />

PRH Hamburg Kommunikation GmbH<br />

Burchardstraße 13 · 20095 Hamburg<br />

druck<br />

NEEF + STUMME premium printing GmbH &<br />

Co. KG · 29378 Wittingen<br />

18<br />

ceo im<br />

inTerview<br />

Mitarbeiter<br />

fragen, Rolf<br />

Habben Jansen<br />

antwortet<br />

2 | Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5


ubrIkName<br />

LOG IN<br />

04 Im fOkus<br />

Der erste Tag auf dem Börsenparkett<br />

06 kurz NOtIert<br />

Neuer Vorstand, Boxen für den Vatikan,<br />

Mönche im Büro und andere Meldungen<br />

shIppING LOG<br />

08 uNsere seeLeute<br />

Tobias Kammann, Erster Offizier<br />

10 LOw suLfur<br />

So aufwendig ist das Umschalten an<br />

Bord – eine Reportage<br />

24<br />

16 INfOGrafIk<br />

Die neue „Valparaíso Express“-Klasse<br />

COmpaNy LOG<br />

18 Im GespräCh<br />

Fünf Mitarbeiter interviewen den CEO<br />

24 teamwOrk<br />

Warum Hapag-Lloyd jetzt Sportschuhe<br />

von Nike fährt<br />

NIke<br />

Hapag-Lloyd<br />

fährt jetzt<br />

Sportartikel<br />

des Weltmarktführers<br />

27 azubI<br />

Drei Jahre mit Jasper: Was erlebt der<br />

Nachwuchs bei seiner Ausbildung?<br />

28 kuNdeNpOrträt<br />

Der italienische Kaffeeröster Lavazza<br />

eveNt LOG<br />

10<br />

31 Im paterNOster mIt …<br />

Orlando Castillo<br />

32 heImathafeN<br />

Meine Heimat Danzig<br />

LOw<br />

suLfur<br />

Wie läuft das<br />

Umschalten<br />

an Bord eines<br />

Schiffes?<br />

© World map: Fotolia - cienpiesnf<br />

hIstOry LOG<br />

34 dIe erfINduNG der kreuzfahrt<br />

Vor 125 Jahren begann die erste Rundreise.<br />

Mit an Bord: Albert Ballin<br />

LOG Out<br />

38 JubILäeN, trauerfäLLe –<br />

uNd Ihre fOtOs<br />

Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5 | 3


4 | Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5


log in<br />

So Sieht daS auS, wenn<br />

Hapag-Lloyd an die Börse<br />

geht: Michael Behrendt, der<br />

Aufsichtsratsvorsitzende, läutet<br />

die Glocke, wie es gute Tradition<br />

für Neulinge auf dem Parkett<br />

ist. Die Vorstands mitglie der um<br />

CEO Rolf Habben Jansen zeigen<br />

sich glücklich über das<br />

Erreichte – und Journalisten<br />

halten den historischen Moment<br />

Anfang November in Frankfurt<br />

fest. Hapag-Lloyd ist damit<br />

nach mehr als einem Jahrzehnt<br />

wieder börsennotiert.<br />

Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5 | 5<br />

Foto: Martin Joppen


log in<br />

Betten für die<br />

„AIDAprima“<br />

iM FRÜHJAHR soll sie auf<br />

Jungfernfahrt gehen: die<br />

„AIDAprima“, das neue<br />

Flaggschiff der deutschen<br />

Reederei Aida Cruises. Ein<br />

großer Teil der Ausstattung für<br />

das Schiff mit Platz für 3.250 Passagiere<br />

(Foto) kam zuvor per Container<br />

von Hapag-Lloyd auf die Bauwerft<br />

nach Japan: Den Anfang machten 31<br />

Container voller Schiffsausstattung,<br />

da runter Betten und Küchenutensilien,<br />

die im Sommer auf der „Antwerpen<br />

Express“ (13.200 TEU) von Hamburg<br />

Richtung Fernost verschifft wurden.<br />

Die größten Kräne<br />

für Schwergut<br />

EINE BOX<br />

FÜR <strong>DE</strong>N PAPST<br />

…odeR zuMindeSt<br />

FASt: Kunstwerke für<br />

die weltberühmten<br />

Vatikanischen Museen<br />

brachte Hapag-Lloyd<br />

kürzlich von den USA<br />

in den Vatikanstaat.<br />

Die insgesamt neun<br />

Exponate kamen aus<br />

St. Louis in Missouri<br />

und wurden in New<br />

York auf der „ZIM<br />

Monaco“ (4.253 TEU)<br />

verschifft. Sie fährt im<br />

MES-Dienst über den<br />

Nordatlantik bis ins Mittelmeer,<br />

Hapag-Lloyd<br />

ist Slotcharterer. In<br />

Livorno ging es wieder<br />

von Bord – und anschließend<br />

für die<br />

Container per Laster<br />

direkt zum Petersplatz.<br />

60 tonnen kann der Kran mit der höchsten Kapazität für pre-lashed<br />

Ladung heben – also Ladung, die bereits an Land auf einem Flatrack<br />

gesichert wird. Schwimmkräne in Singapur, Rotterdam oder New York<br />

heben sogar bis zu 500 Tonnen schwere Break-Bulk-Ladung – sie wird<br />

erst an Bord auf mehreren Flatracks gesichert. Das und mehr steht in<br />

einer Liste, die das Team von Special Cargo in Hamburg zusammen -<br />

gestellt hat. „Die Liste soll vor allem Sales-Kollegen unterstützen. Bei<br />

Kundenanfragen können sie gleich sehen, ob die besondere Ladung im<br />

gewünschten Hafen umgeschlagen werden kann – oder Alternativen<br />

anbieten“, sagt Leiter David Piel. Die Datei wird regelmäßig aktualisiert,<br />

Hinweise auf Fehler sind willkommen. Zu finden ist die Liste („Crane<br />

capacities worldwide“) im HIP unter „Special Cargo Manual“.<br />

Foto: Aida<br />

5,3 %<br />

MEHR CONTAINER<br />

SCHLUGEN DIE<br />

100 GRöSSTEN<br />

HäFEN WELTWEIT<br />

IM JAHR 2<strong>01</strong>4 UM.<br />

Kabotage, die<br />

Wortart: SubStAntiv, FeMinin<br />

Herkunft: FRAnkReicH<br />

RecHtScHReibung<br />

Worttrennung: Ka|bo|ta|ge<br />

lexikon<br />

bedeutung<br />

Im Zuge des Zusammenschlusses mit<br />

CSAV taucht unter anderem immer<br />

wieder der Begriff „Kabotage“ auf.<br />

Doch was bedeutet das eigentlich?<br />

Kabotage nennt man den (See-)<br />

Transport von Waren zwischen<br />

Häfen desselben Landes durch ein<br />

ausländisches Unternehmen. Wenn<br />

Hapag-Lloyd also einen Container,<br />

der in Valparaíso geladen wurde, in<br />

Antofagasta in Chile wieder entlädt,<br />

dann handelt es sich um Kabotage.<br />

Normalerweise ist ein solcher Transport<br />

nur inländischen Verkehrsunternehmen<br />

vorbehalten. Ein Staat muss<br />

einem ausländischen Unternehmen<br />

explizit das Recht dazu einräumen,<br />

Kabotage zu betreiben. CSAV besaß<br />

diese Rechte für Containertransporte<br />

innerhalb von Brasilien, Chile,<br />

Argentinien und Peru, sie gingen<br />

nach dem Zusammenschluss auf<br />

Hapag-Lloyd über. „Eine wichtige<br />

Geschäftserweiterung“, sagt COO<br />

Anthony J. Firmin.<br />

6 | Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5


Neuer Sales-<br />

Vorstand<br />

an Bord<br />

SEIT ANfANG OkTObER<br />

ist er neues Vorstandsmitglied<br />

bei Hapag-Lloyd:<br />

Thorsten Haeser. Der<br />

47-Jährige verantwortet als<br />

Chief Commercial Officer (CCO)<br />

die weltweiten Sales-Aktivitäten. „Ich<br />

freue mich ungemein auf die Arbeit.<br />

Die Linienschifffahrt ist eine spannende<br />

und sehr herausfordernde Industrie“,<br />

sagte das neue, vierte Vorstandsmitglied:<br />

„Zusammen mit Ihnen allen<br />

möchte ich tatkräftig daran mitarbeiten,<br />

Hapag-Lloyd noch erfolgreicher<br />

zu machen.“ Thorsten Haeser wohnt<br />

mit seiner Lebensgefährtin in einem<br />

Haus in Hamburg, seine bereits<br />

erwachsene Tochter studiert in<br />

London. Der CCO ist Weinkenner,<br />

verreist gern und ist begeisterter<br />

Tennisspieler und Skifahrer.<br />

BUDDHAS<br />

SEGEN<br />

SIE SETZTEN SIcH<br />

auf den Teppich im Eingang<br />

des Büros, dann<br />

begannen die Mönche<br />

im 24. Stock des Panjathani<br />

Tower im Zentrum<br />

von Bangkok: Bei<br />

einer feierlichen Zeremonie<br />

mit vielen Mitarbeitern<br />

(Fotos unten)<br />

haben neun buddhistische<br />

Mönche das renovierte<br />

Büro der Area<br />

Indochina gesegnet.<br />

Solche Segnungen gibt<br />

es in vielen religiösen<br />

Kulturen – in Thailand<br />

sollten die Mönche aus<br />

einem Tempel der<br />

Hauptstadt besonders<br />

dabei helfen, die neuen<br />

Räume zum Leben zu<br />

erwecken, Harmonie<br />

und Frieden unter den<br />

Mitarbeitern zu verbreiten,<br />

aber auch Glück<br />

und Wohlstand für sie<br />

zu bringen.<br />

Einmal selbst<br />

Kapitän sein<br />

SEIT GUT ZWEI JAHREN<br />

gibt es nun im Internationalen<br />

Maritimen Museum<br />

in Hamburg einen von<br />

Hapag-Lloyd gespendeten<br />

Schiffsführungssimulator. Jedermann<br />

kann dort unter fachkundiger<br />

Anleitung unter anderem die 300 Meter<br />

lange „Tokyo Express“ in den Hafen<br />

von Hamburg, Rotterdam oder<br />

Singapur navigieren. Ein großer Erfolg:<br />

Bisher hat die Crew um Projektleiter<br />

Hans Trey mehr als 18.000 Besucher<br />

gezählt. Darunter eine Ehefrau, die<br />

eigentlich ihrem Mann eine Fahrt auf<br />

dem Simulator geschenkt hatte, aber<br />

kurzerhand selbst ans Steuer ging.<br />

„Immer öfter“, erzählt der ehemalige<br />

Hapag-Kapitän Trey, „schicken auch<br />

Schifffahrtsunternehmen ihre Auszubildenden<br />

zu uns“ – so wie Hapag-Lloyd<br />

in diesem Sommer den neuen Auszubildenden-Jahrgang<br />

(Foto). Das Auslaufen<br />

aus Rotterdam bei orkanartigen<br />

Böen stellte auch den Nachwuchs in<br />

den ersten Wochen der Ausbildung vor<br />

einige Probleme. (S. auch S. 27)<br />

Foto: Bertram Solcher<br />

Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5 | 7


ubrikname<br />

shipping log<br />

Unsere<br />

Seeleute<br />

Der Mann<br />

mit Überblick<br />

Zwei Meter drei groß und zuständig für (fast)<br />

alles an Bord: Tobias Kammann ist Erster<br />

Offizier auf der „Essen Express“<br />

TexT und FoTos: ChrisTian denso<br />

8 | Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5


„Sein“ Schiff<br />

Tobias Kammann (Foto unten) fährt<br />

mit der „Essen Express“ (13.200 TEU)<br />

im Loop der G6-Alliance<br />

Ich durfte sehr früh<br />

viel Verantwortung<br />

übernehmen<br />

Ein Sonntagmorgen im Juli, kurz nach acht Uhr. Die<br />

„Essen Express“ liegt vor der englischen Küste auf<br />

Reede. Die Morgensonne taucht die Brücke in ein<br />

mildes Licht. Als das Handy klingelt, hat Tobias<br />

Kammann gerade nach vier Stunden Wache an den<br />

Zweiten Offizier übergeben. Tochter Janne, vier Jahre alt, erzählt.<br />

Von zu Hause im Ruhrgebiet, vom Eisessen mit Oma.<br />

Ganz nah ist der Vater in diesem Moment. Ganz weit weg wird<br />

er für die nächsten gut 70 Tage fahren – durchs Mittelmeer<br />

und den Suezkanal. Bis nach Korea und wieder zurück.<br />

Seemann zu werden, genauer: Kapitän, das hatte schon<br />

der Berufsberater im Arbeitsamt seiner norddeutschen Heimat<br />

vorgeschlagen – als Kammann 14 Jahre alt war. Als Kind hatte<br />

er Dutzende Seefahrerromane gelesen und Briefmarken von<br />

Schiffen gesammelt. Heute denkt der Offizier schmunzelnd an<br />

die Geschichte mit dem Berufswahl-Fragebogen zurück. Der<br />

zwei Meter drei große Mann ist der erste Seemann der Familie,<br />

die aus dem Osnabrücker Land stammt.<br />

Foto: Hapag-Lloyd<br />

alS erSter Offizier, zumal an Bord eines der größten<br />

Schiffe von Hapag-Lloyd, hat es der 35-Jährige weit nach oben<br />

geschafft. Die „Essen Express“, 366 Meter lang, ist schon seit<br />

einigen Rundreisen „sein“ Schiff. Die Liste der Aufgaben ist<br />

lang. Als „Chief Mate“ kümmert er sich um die 6.320 Container<br />

in diesem Moment an Bord, insbesondere die 233 Reefer –<br />

dazu um Trim und Stabilität des Schiffes, Ballastwasser, Auszubildende,<br />

Instandhaltung des Decks und viel Administration.<br />

Außerdem ist er zuständig für Sicherheit, Gesundheit und<br />

nicht zuletzt den Müll an Bord. Wache geht Kammann zudem<br />

auf See acht Stunden jeden Tag. Entsprechend lang sind seine<br />

Arbeitstage. „Dass der Papierkram immer mehr zunimmt, stört<br />

mich besonders. Es erhöht einfach die Wahrscheinlichkeit,<br />

Fehler zu machen, etwas zu vergessen oder eine Frist zu verpassen.<br />

Und das schafft dann unnötige Probleme.“ Tobias<br />

Kammann, sonst immer freundlich, schaut richtig ernst, als er<br />

das sagt.<br />

Aber diese Probleme effizient und mit großer Ruhe zu<br />

lösen, das hat der Seemann in den 13 Jahren auf See gelernt.<br />

Nach wie vor begeistert ihn die Vielseitigkeit seines Jobs an<br />

Bord. Herausforderungen nimmt er meist mit Humor: „Wo<br />

sonst darf man denn auch mal eben eine Platzwunde<br />

nähen?“ Natürlich fasziniert ihn auch die<br />

Begegnung mit der Natur, die unendlichen Sternenhimmel<br />

nachts auf dem offenen Ozean, aber<br />

auch die Launen der Natur.<br />

SchOn beim erSten Praktikum nach Abitur<br />

und Zivildienst hatte er auch andere Seiten der Seefahrt<br />

kennengelernt. Im Winter war er auf Nordund<br />

Ostsee gefahren, auf einem 100-Meter-Feeder<br />

mit sieben Mann Besatzung. Obwohl die Gischt an Deck gefror<br />

und sie auch mal über eine Woche im Eis feststeckten,<br />

sagt Kammann im Rückblick: „Das hat mir einfach richtig gut<br />

gefallen.“ Auf diesem kleinen Schiff hat der Norddeutsche später<br />

seine Ausbildung zum Schiffsmechaniker durchlaufen. „Ich<br />

durfte dort sehr früh viel Verantwortung übernehmen.“ Auf<br />

der „Santiago Express“ bei Hapag-Lloyd kam er 2005 erstmals<br />

über die Häfen Nordeuropas hinaus in die Welt. Und jetzt<br />

Europa–Asien und zurück. Seine Frau, die daheim in der<br />

Leitung einer Wohnungslosen-Hilfe arbeitet, managt derweil<br />

die Familie.<br />

alS Seine tOchter zur welt kam, hat das Schiffs -<br />

management Tobias Kammann eine längere Elternzeit<br />

ermöglicht. Janne kennt es heute nicht anders, als dass ihr<br />

Papi wochenlang ganz weit weg ist. Ihre ersten Schritte hat<br />

er nur auf Fotos an Bord gesehen. Aber wenn er wieder<br />

von Bord geht, dann nimmt er sich alle Zeit für die Familie –<br />

wochenlang. n<br />

Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5 | 9


Der entscheiDenDe<br />

MoMent<br />

Leo Padayao, Dritter<br />

Ingenieur, öffnet das Ventil<br />

und Low-Sulfur-Öl strömt<br />

in das Kraftstoffsystem<br />

Time to change<br />

In immer mehr Regionen der Welt müssen<br />

unsere Schiffe zu schwefelarmem Kraftstoff<br />

wechseln. Doch wie schaltet man einen<br />

Containerriesen eigentlich um? Ein Report<br />

von Bord der „Kuala Lumpur Express“<br />

text: Lars rauscher<br />

Fotos: sebastian VoLLMert<br />

10 | Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5


Shipping log<br />

8.750 teu<br />

Die „Kuala Lumpur Express“<br />

wurde 2007 bei Hyundai in<br />

Korea gebaut<br />

Foto: Hapag-Lloyd<br />

Der chief<br />

Karsten Bartlau<br />

an der Kontrollkonsole<br />

im Bord Management<br />

Center<br />

Viskositäten, Temperaturen, Verbräuche – das sind<br />

Begriffe, die jeden Chief zum Strahlen bringen. Wie<br />

gut, denn sie sind entscheidend für das Umschalten,<br />

das sogenannte Fuel Change-Over beim Anlaufen<br />

und Verlassen von Emission Control Areas (ECA),<br />

zum Beispiel in Nord amerika und Nordeuropa. „Dort gilt seit<br />

dem 1. Januar 2<strong>01</strong>5 die Obergrenze von 0,1 Prozent Schwefel im<br />

Kraftstoff. Außerhalb sind 3,5 Prozent erlaubt“, sagt Chief Engineer<br />

Karsten Bartlau im Ships Office der „Kuala Lumpur Express“.<br />

In immer mehr Seegebieten auf der Welt gelten verschärfte<br />

Obergrenzen für den Schwefelgehalt in Brennstoffen. Auch auf<br />

den Containerschiffen von Hapag-Lloyd kommt deshalb immer<br />

SchaltStelle<br />

Im Hintergrund die Ventile,<br />

vorn die Supplypumpen 1<br />

und 2 für das<br />

Fuel Change-Over


shIppInG loG<br />

verlässlIch<br />

dokumentIert<br />

Die Ergebnisse des Fuel<br />

Change-Over Calculators<br />

werden Teil des<br />

Engine Log Books<br />

Im Gespräch<br />

Karsten Bartlau (l.) und<br />

Wolfram Guntermann<br />

Wolfram Guntermann<br />

Der Director Environmental<br />

Fleet ist für alle umweltrelevanten Prozesse<br />

in der Flotte verantwortlich<br />

12 | Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5<br />

Wir befürworten<br />

strenge Kontrollen in<br />

Emission Control Areas<br />

öfter Marine Diesel Oil, kurz: MDO,<br />

zum Einsatz. Es ist nicht nur erheblich<br />

teurer, sondern bedeutet auch eine aufwendige<br />

Prozedur: Bevor das Schiff in<br />

eine Emission Control Area hineinfährt, muss der Brennstoffkreislauf<br />

vollständig umgestellt sein. Doch wie genau funktioniert<br />

das? Ein Technikreport von Bord.<br />

dIe erste hürde: Bunkertanks für das Mehr an schwefel -<br />

armem Brennstoff bereitstellen. MDO wird zwar bereits für die<br />

Hilfsdiesel verwendet. Für den Betrieb der Hauptmaschine<br />

reichten die Vorräte allerdings nicht. Also ließ Hapag-Lloyd<br />

Tanks für Schweröl (Heavy Fuel Oil, HFO) mit Heißdampf reinigen<br />

und alle Schwerölreste gründlich entfernen. Zusätzlich wurden<br />

Arbeiten an den Rohrleitungen erforderlich, denn MDO<br />

darf nicht durch HFO-Leitungen fließen: Es würde verschmutzt<br />

und hätte infolgedessen einen zu hohen Schwefelgehalt.<br />

Der bisher für MDO vorgesehene Separator erwies sich<br />

ebenfalls als zu klein. Also wird jetzt – nach einer entsprechenden<br />

Reinigung und Umrüstung – einer der mit höherer Kapazität<br />

ausgelegten HFO-Separatoren für diesen Zweck eingesetzt.<br />

Hapag-Lloyd ist den Weg gegangen, alle Schiffe der Flotte<br />

unabhängig vom aktuellen Trade fit zu machen für Low<br />

Sulfur. Lutz-Michael Dyck, Director Ship Inspection/Technical<br />

Services: „Alles andere hätte uns nur eingeschränkt. Wir<br />

müssen die Schiffe flexibel einsetzen können.“<br />

Niedrigschweflige Kraftstoffe erfordern auch ein geeignetes<br />

Zylinderöl – und einen Tank dafür, genau wie Platz für einen<br />

MDO-Settling- und einen MDO-Servicetank geschaffen werden<br />

musste. Erst unmittelbar vor der Hauptmaschine erfolgt<br />

die Umstellung von einer Kraftstoffart auf die andere. So vermischt<br />

sich beim Umstellen nur eine vergleichsweise kleine<br />

Menge HFO mit dem zufließenden MDO, bevor es vollständig<br />

verbrannt ist. „Auf unserer Schiffsklasse reden wir dabei<br />

über 1,6 Tonnen“, sagt Chief Bartlau.


Umgewidmet<br />

Einer der drei<br />

ursprünglich für<br />

HFO genutzten<br />

Separatoren ist jetzt<br />

auf die Reinigung von<br />

MDO ausgelegt<br />

gleich vier mal pro UmlaUf muss die „Kuala Lumpur<br />

Express“ den Brennstoff umschalten. Das 8.750-TEU-Schiff<br />

pendelt im AX1-Service zwischen Nordeuropa und der US-<br />

Ostküste – und damit zwischen den ECAs in Nordamerika<br />

sowie in Nord- und Ostsee. Beim Anlaufen des Ärmelkanals<br />

zum Beispiel gilt: Mit der Überschreitung von „5 West“ (fünf<br />

Grad westlich von Greenwich) darf nur noch Kraftstoff mit<br />

weniger als 0,1 Prozent Schwefel durch die Einspritzdüsen<br />

laufen. Andernfalls drohen auf beiden Seiten des Atlantiks<br />

eine Geldstrafe in sechs- bis siebenstelliger Höhe, Fahrplanverzögerung,<br />

Anlaufverbot und sogar Haft für die Schiffsführung.<br />

Die Vorbereitung ist entsprechend gründlich. Sie beginnt<br />

etwa 24 Stunden vor Erreichen der ECA-Grenze mit einer<br />

Nachricht der nautischen Offiziere. „Die Nautiker sagen uns,<br />

wann wir die Grenze erreichen werden. Von diesem Zeitpunkt<br />

aus rechnen wir rückwärts“, sagt Chief Bartlau. Gemeinsam<br />

mit dem dritten Ingenieur beginnt er sofort mit den<br />

Vorbereitungen. Zunächst sorgen sie dafür, dass die Temperatur<br />

des HFO-Brennstoffkreislaufs langsam auf 120 Grad Celsius<br />

absinkt und die des MDO-Servicetanks auf 45 Grad Celsius<br />

ansteigt. Damit beträgt die Temperaturdifferenz zwischen<br />

beiden Kraftstoffen nur noch etwa 80 Grad. Ein deutlicher<br />

Vorteil. „Der Temperaturunterschied zwischen gerade genutztem<br />

und neuem Kraftstoff ist eine der wichtigsten Determinanten“,<br />

so Bartlau. Denn die Kraftstofftemperatur an der<br />

Hauptmaschine MAN B&W 12K98 ME darf sich nur um maximal<br />

zwei Grad Celsius pro Minute ändern. Andernfalls drohen<br />

Leckagen oder im schlimmsten Fall sogar ein Ausfall der<br />

Hauptmaschine.<br />

aUßßerdem errechnet der chief mit dem Fuel<br />

Change-Over Calculator – die Software ist eigens für jedes<br />

einzelne Schiff der Flotte individuell angepasst worden – die<br />

Umstelldauer. Das sieht so aus: Eingabe des Schwefelgehalts<br />

der aktuellen Chargen HFO und MDO (2,47 Prozent beziehungsweise<br />

0,0925 Prozent) und der Temperaturen (120 und<br />

45 Grad Celsius). Die Geschwindigkeit setzt er auf 16,6 Knoten<br />

fest (wie im Fahrplan vorgesehen) und gibt den entsprechenden<br />

Verbrauch von etwa 3,6 Tonnen je Stunde ein. Bartlau:<br />

Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5 | 13


Der AutomAtik-Filter<br />

Alle sechs „Kerzen“ genannte<br />

Kammern werden mit MDO<br />

gefüllt, damit das HFO beim Einfahren<br />

in die Emission Control<br />

Area vollständig verbrannt ist<br />

einwAnDFrei<br />

Die Hauptmaschine vom<br />

Typ MAN B&W 12K98 läuft<br />

problemlos auch mit Low<br />

Sulfur Fuel (o.)<br />

minutiös geFührt<br />

Das „Bunker Sample and<br />

SECA fuel change-over<br />

Record Book“ belegt die<br />

gesamte Prozedur (u.)<br />

„Das sind Erfahrungswerte, mit denen sich die Umstellung gut<br />

im Rahmen der Vorgaben fahren lässt.“ Der Fuel Change-Over<br />

Calculator errechnet, dass sich die Kraftstofftemperatur um<br />

maximal 1,96 Grad pro Minute ändert und die Umstellung<br />

3:41 Stunden dauert. Bei der „KUX“ geht das Umschalten<br />

damit sehr schnell – weil es ein vergleichsweise neues Schiff<br />

ist. Bei den meisten anderen, älteren kann der Prozess bis zu<br />

72 Stunden dauern.<br />

„mit Diesen DAten gehen wir zu Den nAutikern.<br />

Die müssen wissen, dass wir ab 61,1 Seemeilen westlich 5 Grad<br />

West – zuzüglich einer Sicherheitszone von 10 bis <strong>15</strong> Minuten –<br />

eine Fahrt von 16,6 Knoten benötigen, damit wir in der kalkulierten<br />

Zeit den schwefelhaltigen Brennstoff sicher verbrauchen.“<br />

Um Chief und drittem Ingenieur genügend Zeit zu<br />

geben, die Umstellung vorzubereiten, müssen sie fünf Stunden<br />

vor Erreichen der Zone Bescheid bekommen. Beispielsweise<br />

öffnen sie dann das Ventil am MDO-Tank, damit<br />

überhaupt Kraftstoff fließen kann. Etwa 4:20 Stunden vor Erreichen<br />

der Grenze beginnen die Maschinisten bereits mit der<br />

Umstellung. Sie stoppen die Zufuhr von Heißdampf – der Heizung<br />

für HFO-Leitungen und Aggregate. Außerdem öffnen sie<br />

das MDO-Ventil ein Stück weit und schließen das HFO-Ventil<br />

entsprechend. Das wiederholen sie mehrfach in den nächsten<br />

<strong>40</strong> Minuten, denn die errechneten 3:41 Stunden für das Fuel<br />

Change-Over gelten bei voll geöffnetem MDO- und vollständig<br />

geschlossenem HFO-Ventil.<br />

sobAlD DAs Ventil geöFFnet ist, läuft MDO durch<br />

Supplypumpe und Automatikfilter, Zirkulationspumpe und<br />

Indikatorfilter. Es vermischt sich mit dem zurücklaufenden<br />

HFO, das nicht verbrannt wurde, und ersetzt es nach und<br />

nach. Dabei senkt sich auch die Temperatur des Kraftstoffs.<br />

„Wir steuern nacheinander auch jeweils die zweite Supplyund<br />

Zirkulationspumpe sowie alle Kammern der beiden Filter<br />

an. Nur dann können wir sicher sein, dass alle HFO-Reste verbrannt<br />

sind“, so Bartlau.<br />

Denn nichts wäre unglücklicher als ein rechtzeitig gemanagter<br />

Umstellungsprozess, nach welchem ein Beamter aus -<br />

gerechnet aus der Pumpe die Probe zieht, die nicht in Betrieb<br />

14 | Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5


Shipping Log<br />

Lutz-MichaeL<br />

dyck<br />

Der Director Ship<br />

Inspection/Technical<br />

Services verantwortete<br />

den Umbau der<br />

Flotte für die Low-<br />

Sulfur-Fähigkeit<br />

Foto: Hapag-Lloyd<br />

Start bei<br />

–24 Stunden<br />

Die Vorbereitungen zur<br />

Umstellung beginnt<br />

Chief Bartlau bereits<br />

einen Tag vor Erreichen<br />

der ECA-Grenze<br />

Inzwischen ist<br />

eine gewissenhafte<br />

Routine eingekehrt<br />

war. „Da hätten wir schlechte Karten, wenn wir sagen müssten:<br />

An dieser Stelle bitte nicht!“<br />

Bartlau hat in den vergangenen Monaten bereits eine Kontrolle<br />

erlebt, bei der Proben genommen und analysiert wurden.<br />

Ohne Befund – einwandfreier Schwefelgehalt. Wolfram<br />

Guntermann, Director Environmental Fleet: „Wir befürworten<br />

regelmäßige, strenge Kontrollen in allen Emission Control<br />

Areas. Nur dann kann der positive Effekt für die Umwelt auch<br />

wirklich eintreten.“ Die Befürchtung der Reedereien, die sich<br />

konsequent an Recht und Gesetz halten: Wo keine Kontrolle<br />

ist, ist auch eine deutlich geringere Bereitschaft zum Handeln<br />

da. Schließlich geht es um sehr viel Geld – schwefelarmes<br />

MDO kostet ziemlich genau das Doppelte von HFO. Deshalb<br />

ist Hapag-Lloyd auch der Trident Alliance beigetreten. Die Initiative<br />

ist ein Zusammenschluss von Reedereien, die sich zum<br />

verbindlichen und transparenten Durchsetzen<br />

der Schwefelrichtlinien verpflichten. Guntermann:<br />

„Gleichzeitig geht es auch darum, dass<br />

fairer Wettbewerb gewährleistet bleibt.“<br />

Beim Einfahren in die Emission Control Areas liegt die<br />

Herausforderung darin, das Fuel Change-Over wenige<br />

Minuten vor Erreichen der Grenze abgeschlossen zu haben.<br />

Beginnt der Chief zu früh mit der Umstellung, verfeuert er<br />

im wahrsten Sinne des Wortes Geld. Schon eine Stunde zu<br />

viel bedeutet gleich einen vierstelligen Dollar-Betrag.<br />

beiM VerLaSSen der zone geht es ausschließlich<br />

darum, die Komponenten der Maschine nicht durch den<br />

Wechsel vom kalten MDO zum heißen HFO zu schädigen.<br />

Auch hier gilt deshalb die „Zwei Grad pro Minute“-Regel. Chief<br />

Bartlau: „Bei den ersten Fahrten war die Umstellung ein auf -<br />

regender Prozess. Kein Mensch wusste, wie Hauptmaschine<br />

und Aggregate reagieren. Inzwischen ist bei uns an Bord auf<br />

der ‚Kuala Lumpur Express‘ eine große – und sehr gewissenhafte<br />

– Routine eingekehrt.“ n<br />

Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5 | <strong>15</strong>


SHipping LOg<br />

Die neue Klasse:<br />

„Valparaíso Express“<br />

Auf einen Blick: Die wichtigsten Merkmale der<br />

fünf neuen 10.500-TEU-Schiffe, die Hapag-Lloyd von<br />

Herbst 2<strong>01</strong>6 an in Fahrt bringen wird<br />

gefäHrLicHe güter<br />

Alle Luken sind prinzipiell<br />

für die Aufnahme dieser<br />

besonderen Ladung vorbereitet<br />

– das gibt eine höhere<br />

Flexibilität beim Laden.<br />

neuartigeS LaScH- und LadungSSyStem<br />

Dazu gehört, dass es bis zu vier Lukendeckel gibt –<br />

statt bisher meist drei. Auch das bringt eine größere<br />

Flexibilität beim Laden und Löschen. Zudem sind die<br />

Laschbrücken jetzt drei Tiers (Containerlagen) hoch.<br />

„Out Of gauge“-Ladung<br />

Übergroße Ladung, die nicht<br />

mehr in einen Container passt,<br />

wird oft unter Deck gestaut.<br />

HeimatHafen<br />

Hamburg<br />

bugStraHLruder<br />

Das Bugstrahlruder mit etwa<br />

2.500 kW (etwa 3.<strong>40</strong>0 PS)<br />

erleichtert insbesondere<br />

das Manövrieren in engen<br />

Fahrwassern wie etwa<br />

Hafenbecken.<br />

Optimierter ScHiffSrumpf<br />

Ausgelegt für besondere Beladungsund<br />

Geschwindigkeitsprofile im<br />

Fahrtgebiet Südamerika<br />

KüHLcOntainer-SteLLpLätze<br />

Insgesamt 2.100 – davon etwa 1,250<br />

über Deck und 850 unter Deck. Damit<br />

sind diese Schiffe insbesondere für den<br />

Transport verderblicher Güter wie Obst,<br />

Gemüse, Fleisch oder Pharmaerzeugnisse<br />

geeignet.<br />

16 | Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5


LängE: 333 Meter<br />

BREitE: 48 Meter<br />

Damit passen diese Post-Panamax-Schiffe<br />

durch den erweiterten Panamakanal.<br />

Kapazität: 10.500 TEU<br />

nEBEnEinan<strong>DE</strong>R: max. 18 Containerreihen<br />

ÜBEREinan<strong>DE</strong>R: max. 18 Container (max. 9 unter und 9 über Deck)<br />

La<strong>DE</strong>RäUmE: insgesamt 8<br />

höhE: 63,5 Meter (vom Kiel bis über die Aufbauten)<br />

max. tRagfähigKEit: 123.490 Tonnen<br />

max. tiEfgang: 14 Meter<br />

WERft: Hyundai Samho Heavy Industries (Südkorea)<br />

KLassE: DNVGL<br />

REttUngsBootE<br />

Seitlich an den Aufbauten<br />

tWin isLanD<br />

Die räumliche Trennung von<br />

Aufbauten und Maschinenraum<br />

sorgt für eine verbesserte<br />

Stabilität und mehr Ladekapazität<br />

unter Einhaltung<br />

des Sichtstrahls.<br />

fREqUEnzgEstEUERtE<br />

pUmpEn<br />

Damit lässt sich bei geringeren<br />

Geschwindigkeiten Energie<br />

sparen.<br />

<strong>DE</strong>UtschE fLaggE<br />

Die fünf Neubauten werden<br />

unter deutscher Flagge fahren.<br />

tanKs<br />

Liegen innen, ohne Verbindung<br />

zur Außenhaut, und<br />

fassen insgesamt 10.000<br />

Kubikmeter Brennstoff,<br />

insbesondere auch MDO<br />

(Marine Diesel Oil, für<br />

Emission Control Areas).<br />

BaLLastWassER<br />

Aufbereitungsanlagen<br />

reinigen das Ballastwasser<br />

der Schiffe ohne Chemikalien<br />

vor Eintritt und vor Austritt<br />

aus den Ballastwassertanks<br />

und verhindern durch<br />

Filtration und UV-Lichtbehandlung,<br />

dass ungewollt<br />

Organismen über die Ballastwassertanks<br />

in fremde<br />

Ökosysteme einwanden.<br />

haUptmaschinE<br />

Eine 7S90ME-C10.5 von<br />

MAN Diesel & Turbo – ein<br />

hocheffizienter, sparsamer<br />

7-Zylinder-Diesel mit<br />

elektronischer, emissions -<br />

senkender Ventilsteuerung,<br />

der 34.224 kW leistet (etwa<br />

46.530 PS). Dazu kommen<br />

fünf Hilfsdiesel mit zusammen<br />

1.270 kW (28.920 PS).<br />

antRiEB<br />

Der fünfblättrige Propeller kann<br />

das Schiff auf bis zu 21 Knoten<br />

beschleunigen – im Slow Steaming<br />

wird aber meist einiges langsamer<br />

gefahren. Die Reichweite beträgt<br />

etwa 30.000 Seemeilen (rund<br />

55.000 km).<br />

LanDstRomanschLUss<br />

Alle Schiffe der „Valparaíso Express“-Klasse<br />

sind für die umweltfreundliche<br />

Stromversorgung von<br />

Land vorbereitet – die Hilfsdiesel<br />

an Bord könnten dann im Hafen<br />

ausgeschaltet werden. Der Spezial-<br />

Container dafür ist am Heck vorgesehen.<br />

RUD<strong>DE</strong>R BULB<br />

Senkt den Brennstoffverbrauch<br />

Infografik: Volker Römer<br />

Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5 | 17


PAulA MArtinez<br />

42, Senior Coordinator<br />

Business Systems, Region<br />

South America, Valparaíso.<br />

Hat seit 1998 für CSAV<br />

gearbeitet<br />

MichAel ludeWig<br />

55, Manager Global<br />

E-Business, Corporate<br />

Sales, Hamburg. Seit<br />

1998 bei Hapag-Lloyd<br />

rolf hABBen JAnsen<br />

49, Vorstandsvorsitzender,<br />

seit April 2<strong>01</strong>4 im Vorstand<br />

von Hapag-Lloyd<br />

chArlie chAn Mun Whye<br />

27, Senior Executive Regional<br />

Sales/Costumer Service,<br />

Region Asia, Singapur. Seit<br />

2<strong>01</strong>1 bei Hapag-Lloyd<br />

corAlie BieMAnn<br />

23, Trainee im dritten<br />

Jahr. Seit August 2<strong>01</strong>2<br />

bei Hapag-Lloyd (arbeitet<br />

jetzt nach Beendigung<br />

der Ausbildung im Global<br />

Reefer Management)<br />

Axel Werth<br />

56, Kapitän der<br />

„Antwerpen Express“<br />

(13.200 TEU). Seit<br />

1991 bei Hapag-Lloyd<br />

18 | Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5


coMpany log<br />

Fragen Sie<br />

den CEO<br />

Logbook lud fünf Mitarbeiter<br />

ein, Rolf Habben Jansen zu<br />

interviewen – so nutzten sie die<br />

ungewöhnliche Gelegenheit<br />

Mitarbeiter wissen aus eigener<br />

Erfahrung am besten,<br />

was die Kolleginnen<br />

und Kollegen beschäftigt.<br />

Deshalb haben wir für<br />

dieses Interview mit dem CEO erstmals<br />

fünf ganz unterschiedliche Mitarbeiter<br />

in das Büro des Vorstandsvorsitzenden<br />

nach Hamburg eingeladen: eine Auszubildende,<br />

einen Kapitän und jeweils<br />

einen Mitarbeiter aus Asien, Südamerika<br />

und Hamburg. Eine kurze Begrüßung,<br />

das bisschen Lampenfieber legte sich<br />

rasch – und dann begann für anderthalb<br />

Stunden ein lebhaftes Gespräch über<br />

die zukünftige Vision, Spanisch und die<br />

deutsche Flagge.<br />

Charlie Chan: Fangen wir mit einer<br />

allgemeinen Frage an: Zwei positive<br />

Quartale, eine Fusion, die bislang erfolgreich<br />

zu verlaufen scheint, ehrgeizige<br />

Pläne für einen Börsengang – wo sehen<br />

Sie derzeit die größten Herausforderungen<br />

für Hapag-Lloyd?<br />

Fotos: Michael ZapF<br />

Rolf Habben Jansen: Ich denke, das<br />

Unternehmen ist auf einem guten Weg.<br />

Der Zusammenschluss war für Hapag-<br />

Lloyd und CSAV unerlässlich, weil er uns<br />

das nötige Gewicht verleiht, um auch in<br />

Zukunft in der Branche zu bestehen.<br />

Wir sind mit der Integration ein gutes<br />

Stück vorangekommen, und der<br />

schwerste Teil dürfte inzwischen geschafft<br />

sein – die Vereinheitlichung der<br />

Systeme, die Zusammenlegung der<br />

Büros und die einheitliche Buchung<br />

über das Hapag-Lloyd-System. Das heißt<br />

allerdings nicht, dass wir schon zu einem<br />

Team zusammengewachsen wären – so<br />

etwas braucht einfach seine Zeit. Auch<br />

daran müssen wir jetzt arbeiten.<br />

Coralie Biemann: Es gab „ready for<br />

takeoff“ und „better.together“. Doch wie<br />

könnte die neue Vision aussehen, die<br />

wir als Unternehmen der Öffentlichkeit<br />

präsentieren sollten?<br />

Rolf Habben Jansen: Wir müssen<br />

über folgende Fragen nachdenken: Wie<br />

sieht die neue Hapag-Lloyd aus? Wie<br />

definieren wir unsere neue Identität?<br />

Welche Werte sind wichtig für unseren<br />

zukünftigen Erfolg? In jedem Fall werden<br />

die Werte der beiden ehemaligen<br />

Einzelunternehmen Hapag-Lloyd und<br />

CSAV auch weiterhin Bestand haben.<br />

Aber es kann gut sein, dass wir noch einige<br />

zusätzliche Elemente einbringen<br />

möchten. Mich stimmt sehr positiv, dass<br />

wir so viele großartige Menschen haben,<br />

die weltweit für uns arbeiten und von<br />

denen ich einige persönlich kennenlernen<br />

durfte. Sie zeigen mir: Wenn wir<br />

uns das Leben nicht unnötig schwer machen,<br />

sind unsere Erfolgsaussichten gut.<br />

Michael Ludewig: Und wie sieht es<br />

konkret mit dieser Vision aus?<br />

Rolf Habben Jansen: Um ehrlich zu<br />

sein, denke ich, dass wir daran eben<br />

noch arbeiten müssen. Wir haben uns<br />

bislang sehr mit dem Abschluss des Zusammenschlusses<br />

beider Unternehmen<br />

und der Integration beschäftigt und<br />

haben zudem versucht, eine Fülle weiterer<br />

Initiativen auf den Weg zu bringen,<br />

um Kosten einzusparen. Mittelfristig<br />

wird sich unsere neue Vision sicher<br />

auch mit weiteren Möglichkeiten der<br />

Kostenoptimierung befassen müssen –<br />

aber das ist nicht alles. Weitere Investitionen<br />

werden erforderlich sein, beispielsweise<br />

in neue Schiffe. Wir werden<br />

zudem in unsere Containerflotte investieren.<br />

Und wir müssen auf Kundenseite<br />

effizienter werden, wir sollten uns im<br />

Vertrieb noch deutlich verbessern. Hier<br />

können und werden wir einiges von<br />

CSAV übernehmen. Es geht zudem um<br />

die Frage „Wie gehe ich mit dem Kunden<br />

um?“. Denn nicht alle Transporte<br />

kosten uns dasselbe, und nicht alle Container<br />

erzielen dieselbe Rate. Es gibt<br />

Marktsegmente wie Special Cargo oder<br />

Reefer, die von Natur aus höhere Erträge<br />

bringen.<br />

Charlie Chan: Könnten Sie uns noch<br />

etwas mehr veranschaulichen, wie die<br />

Zukunftsvision aussehen wird?<br />

Rolf Habben Jansen: Das wird eine<br />

wichtige Aufgabe für das gesamte Unternehmen,<br />

insbesondere für das Senior<br />

Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5 | 19


company log<br />

Management. Meine Vorstandskollegen<br />

und ich können und wollen aber hier<br />

nicht vorgreifen. Wir müssen unsere<br />

Vision gemeinsam entwickeln und umsetzen.<br />

Aber eine Kultur der offeneren<br />

Kommunikation und größere Flexibilität<br />

werden sicherlich wichtige Bausteine<br />

in diesem Zusammenhang sein.<br />

Paula Martinez: Viele Mitarbeiter<br />

bei uns in Südamerika tun sich etwas<br />

schwer, weil sie besser Spanisch sprechen<br />

als Englisch. Sollte Spanisch bei Hapag-<br />

Lloyd nicht eine größere Rolle spielen?<br />

Rolf Habben Jansen: Ehrlich gesagt<br />

würde ich es eher vorziehen, in Englischkurse<br />

für die Mitarbeiter zu investieren<br />

als in Übersetzungen vom Englischen<br />

ins Spanische. Immerhin ist Englisch<br />

heute Weltsprache und die internationale<br />

Sprache unserer Branche – und<br />

somit auch die Sprache der Zukunft<br />

unseres Unternehmens.<br />

Paula Martinez: In meinem Berufsalltag<br />

in Valparaíso fallen mir immer wieder<br />

Unterschiede zwischen Hapag-Lloyd<br />

und CSAV auf im Hinblick auf Prozesse<br />

und Arbeitsweisen, aber auch kultureller<br />

Art. Wie stehen Sie zu dieser Heraus -<br />

forderung?<br />

Rolf Habben Jansen: Unsere Arbeitsweise<br />

ist primär systembasiert. Darum<br />

wird vieles ganz automatisch vereinheitlicht,<br />

wenn man auf ein gemeinsames<br />

System umsteigt. Das funktioniert<br />

Wir hatten „ready for<br />

takeoff“, wir hatten<br />

„better.together“. Aber<br />

was wäre die neue Vision,<br />

die wir als Unternehmen nach<br />

draußen vermitteln wollen?<br />

Coralie Biemann, Auszubildende, Hamburg<br />

bislang ziemlich gut. Betrachtet man<br />

das Ganze vom kulturellen Standpunkt<br />

aus, fallen natürlich unterschiedliche<br />

Menschen und Einstellungen auf.<br />

Doch auch bei CSAV und Hapag-Lloyd<br />

hat es jeweils Menschen vieler verschiedener<br />

Nationalitäten mit zahl -<br />

reichen kulturellen Hintergründen<br />

gegeben. Die meisten von ihnen<br />

haben auch in der Vergangenheit<br />

hocheffizient zusammengearbeitet.<br />

Das ist heute auch auf Vorstandsebene<br />

nicht anders: Tony (Firmin) ist<br />

Engländer, Nicolás (Burr) Chilene, ich<br />

bin Niederländer und Thorsten (Haeser)<br />

ist als deutscher Kollege kürzlich<br />

dazugestoßen. Für gewöhnlich ist<br />

Vielfalt von großem Vorteil, weil dadurch<br />

unterschiedliche Sichtweisen vertreten<br />

sind. Natürlich gibt es<br />

unterschiedliche Herangehensweisen,<br />

und vermutlich sind es derer noch zu<br />

viele – aber wir sollten dennoch nicht<br />

versuchen, ein Einheitsdenken zu etablieren.<br />

Paula Martinez: Welchen allgemeinen<br />

Eindruck haben Sie bislang vom Zusammenschluss?<br />

Zeigen sich die voraus -<br />

gesagten Synergien tatsächlich?<br />

Rolf Habben Jansen: Vorab sei gesagt,<br />

dass die Zusammenarbeit zwischen<br />

den Teams im Großen und Ganzen sehr<br />

gut funktioniert. Wir im Vorstand waren<br />

sehr angetan von der sehr positiven Haltung<br />

vieler Mitarbeiter weltweit, die sich<br />

ungemein dafür eingesetzt haben, die<br />

beiden Unternehmen zusammenzuführen.<br />

Natürlich kommt es dabei immer<br />

mal wieder zu kleineren Unstimmigkeiten,<br />

aber insgesamt haben wir beachtliche<br />

Fortschritte gemacht. Und schon jetzt<br />

machen sich die ersten Kosteneinsparungen<br />

tatsächlich bemerkbar. Selbst wenn<br />

wir währungsbedingte Vorteile und geringere<br />

Bunkerkosten außen vor lassen,<br />

haben wir darüber hinaus eine beträchtliche<br />

Summe an Kosten eingespart. Und<br />

das wird mit der Zeit noch mehr werden.<br />

Paula Martinez: Nicht nur die Mitarbeiter<br />

bewegen sich in verschiedenen<br />

kulturellen Umfeldern, sondern auch<br />

die Kunden – beispielsweise in meiner<br />

Heimat Chile. Sollten wir vielleicht flexibler<br />

sein dahingehend, uns ihrer Arbeits-<br />

und Denkweise anzupassen?<br />

Rolf Habben Jansen: In einigen Fällen<br />

werden wir vermutlich für Spezialfälle<br />

Sonderlösungen entwickeln<br />

müssen, aber vieles lässt sich auch innerhalb<br />

unseres Systems und der bestehenden<br />

Prozesse regeln. Das System kann<br />

weit mehr leisten, als man ihm aktuell<br />

20 | Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5


zutraut. Und es gibt zudem viele andere<br />

Länder mit ebenso zahlreichen Besonderheiten<br />

wie in Chile. Die Menschen<br />

haben einfach gelernt, damit umzugehen.<br />

Ich habe schon andere Fusionen<br />

erlebt, und zu den größten Fehlern, die<br />

man machen kann, gehört es, zu versuchen,<br />

aus den beiden bestehenden Systemen<br />

ein neues zu entwickeln. Es ist<br />

viel sinnvoller, alles auf eine Plattform<br />

zu legen und sich nach und nach mit<br />

den hieraus entstehenden Schwierigkeiten<br />

zu befassen. Ich bin zuversichtlich,<br />

dass wir es so auch dieses Mal schaffen.<br />

Coralie Biemann: Würde mich jemand<br />

fragen, was sich ändern müsste,<br />

würde ich den Mangel an interner Kommunikation<br />

anführen. Ich habe manchmal<br />

das Gefühl, dass manche Abteilungen<br />

nicht wirklich wissen, was andere tun.<br />

Sollten wir nicht versuchen, die Kommunikation<br />

zu optimieren, um effizienter<br />

zu werden?<br />

Rolf Habben Jansen: Da stimme ich<br />

Ihnen voll und ganz zu: Bereichsübergreifende<br />

Kommunikation ist sehr wichtig.<br />

Wir haben schon versucht, das zu<br />

verbessern, aber es besteht sicherlich<br />

noch Handlungsbedarf. Hierbei ist allerdings<br />

zu beachten, dass man eine ausgewogene<br />

Balance finden muss zwischen<br />

Kommunikation und Erledigung der eigenen<br />

Aufgaben.<br />

Coralie Biemann: Eine weitere Her -<br />

ausforderung stellt sich für die jüngere<br />

Generation: Seit einigen Jahren ist<br />

„Change Management“ für immer mehr<br />

Unternehmen ein Thema. Glauben Sie,<br />

dass das traditionelle Image von Hapag-<br />

Lloyd heute noch für junge Leute attraktiv<br />

ist? Ist es nicht Zeit für einen<br />

moderneren Auftritt?<br />

Rolf Habben Jansen: Ja und nein.<br />

Vieles von dem, was wir über die Jahre<br />

aufgebaut haben, muss erhalten werden.<br />

Allerdings sollten ein paar neue Elemente<br />

hinzukommen. Auch wenn ich<br />

persönlich kein großer Fan davon bin,<br />

sind heutzutage beispielsweise die sozialen<br />

Medien unumgänglich. Es ist für ein<br />

Unternehmen wie das unsrige nicht gut,<br />

dort nicht vertreten zu sein. Es kostet<br />

nicht viel, und fast jeder, der im Beruf<br />

steht, ist heute auf Plattformen wie<br />

LinkedIn zu finden. Das ist auch eine<br />

Frage, welches Image man aufbaut. Ich<br />

Zwei positive Quartale,<br />

eine bis jetzt erfolgreiche<br />

Integration, ambitionierte<br />

Börsenpläne – wo sehen<br />

Sie derzeit die größten Herausforderungen<br />

für Hapag-Lloyd? Was<br />

sind die wichtigsten Schritte?<br />

Charlie Chan, Region Asia, Singapur<br />

Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5 | 21


Michael Ludewig: Hapag-Lloyd<br />

versteht sich als „Qualitäts-Reederei“,<br />

und das ist gut so. Aber muss das<br />

zwangsläufig auch heißen, dass wir<br />

aufgrund unserer hohen Standards<br />

manchmal recht lange brauchen, ehe<br />

wir reagieren – wie beispielsweise im<br />

Dialog mit dem Kunden?<br />

Rolf Habben Jansen: Wir müssen<br />

darauf achten, ein ausgewogenes Gleichgewicht<br />

zu halten zwischen unseren<br />

hohen Standards und der Dauer ihrer<br />

Umsetzung. Wenn wir zum Beispiel<br />

länger als andere Mitanbieter der Branche<br />

brauchen, um einem Kunden einen<br />

Preis zu nennen, liegt auf der Hand,<br />

dass wir nicht so weitermachen können,<br />

sondern unsere Prozesse entsprechend<br />

anpassen müssen. Hier stellt sich die<br />

Frage, welche Schritte wir innerhalb<br />

einer branchenüblichen Frist schaffen<br />

können. Dabei kann es sicher auch hier<br />

und da zu Fehlern kommen. Und sicherlich<br />

muss man bei Fehlern unterscheiden<br />

zwischen einem falschen Preis für<br />

fünf Container und der Bestellung falscher<br />

Schiffe. Aber glauben Sie mir, auch<br />

ich mache jeden Tag Fehler. Ich versudenke,<br />

wir dürften ruhig etwas moderner<br />

werden und uns etwas öffnen.<br />

Wir müssen hier und da nur ein paar<br />

Kleinigkeiten ändern – nicht korrigieren,<br />

aber ergänzen, weil wir uns an die<br />

Trends der Außenwelt anpassen sollten.<br />

Allerdings werden wir hierbei sorgsam<br />

vorgehen, weil es in der Historie sowohl<br />

von CSAV als auch von Hapag-Lloyd<br />

sehr viel Gutes gibt und wir sicherstellen<br />

müssen, dass diese Dinge erhalten<br />

bleiben und weiterentwickelt<br />

werden. Wie denken Sie darüber,<br />

Kapitän Werth?<br />

Axel Werth: Was die sozialen Medien<br />

betrifft, muss ich gestehen, dass ich für<br />

so etwas wohl zu alt bin. Ich hoffe aber,<br />

dass in Zukunft der Zugang zum Intranet<br />

wie zum Internet an Bord der Schiffe<br />

verbessert wird. Es ist wichtig, dass auch<br />

wir Seefahrer über Veränderungen im<br />

Unternehmen informiert sind.<br />

Rolf Habben Jansen: Da stimme ich<br />

Ihnen voll und ganz zu. Obwohl es technische<br />

Grenzen gibt, was die Kommunikation<br />

mit unseren Leuten auf See<br />

betrifft, sollten wir weiter daran arbeiten,<br />

diesen Zustand zu verbessern.<br />

Manche Mitarbeiter in<br />

Südamerika haben<br />

Schwierigkeiten, weil<br />

sie Spanisch besser als<br />

Englisch sprechen. Sollte<br />

Spanisch nicht eine größere<br />

Rolle bei Hapag-Lloyd spielen?<br />

Paula Martinez, Region South America, Valparaíso<br />

22 | Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5


company log<br />

che allerdings, nicht zu oft denselben<br />

Fehler zu machen. Aber ich bin der<br />

Überzeugung, dass wir alle das Risiko<br />

eingehen sollten, Fehler zu machen –<br />

und wenn sie uns bewusst werden, sie<br />

möglichst kurzfristig beheben. So läuft<br />

es doch in allen erfolgreichen Unternehmen.<br />

Innovation birgt unweigerlich ein<br />

gewisses Fehlerpotenzial.<br />

Axel Werth: Wird Hapag-Lloyd auch<br />

weiterhin viele Schiffe unter deutscher<br />

Flagge betreiben – und werden die<br />

Offiziere an Bord zumindest Europäer<br />

sein?<br />

Rolf Habben Jansen: Seeleuten<br />

bietet Hapag-Lloyd vermutlich einen der<br />

sichersten Arbeitsplätze in der Branche.<br />

Ich sehe derzeit keine Veranlassung, mittelfristig<br />

etwas an unserer Flaggenpolitik<br />

zu ändern. Wir stehen zur deutschen<br />

Flagge. Hierin unterscheiden wir uns<br />

von vielen anderen Reedereien – leider<br />

auch in puncto Kosten.<br />

Charlie Chan: Aktuell wird viel davon<br />

geredet, dass das Wachstum in China<br />

schwächelt. Der chinesische Markt spielt<br />

eine große Rolle im Exportgeschäft unserer<br />

Region. Wird Hapag-Lloyd etwas<br />

an der Langzeitstrategie ändern? Werden<br />

wir hiervon betroffen sein?<br />

Rolf Habben Jansen: Das ist wirklich<br />

schwer zu sagen. Das Problem ist, dass<br />

man sich einerseits über die Medien auf<br />

dem Laufenden halten sollte, anderer-<br />

seits aber auch nicht alles glauben darf,<br />

was in der Zeitung steht. Themen wie<br />

diese sollte man auf langfristiger Basis<br />

betrachten. Vor zehn, fünfzehn Jahren<br />

war die Lage noch ein bisschen stabiler<br />

und vorhersehbarer. Heute sind wir gezwungen,<br />

Formeln und Modelle zu finden,<br />

die uns viel größere Flexibilität<br />

erlauben, was den weltweiten Einsatz<br />

unserer Mittel angeht, damit wir unser<br />

Geschäft jeweils in die konjunkturstärksten<br />

Regionen verlagern können.<br />

Coralie Biemann: Gibt es Pläne<br />

für die Konzentration auf bestimmte<br />

Ich hoffe, dass der<br />

Zugang zu Intranet und<br />

Internet auf dem Schiff<br />

verbessert wird. Es<br />

ist wichtig,dass auch wir<br />

Seefahrer über Veränderungen<br />

im Unternehmen informiert sind<br />

Axel Werth, Kapitän<br />

Wir wollen Qualitäts -<br />

carrier sein, eine gute<br />

Sache. Aber sind nicht<br />

zugleich unsere Standards<br />

so hoch, dass es manchmal<br />

zu lange dauert, bis wir reagieren<br />

– zum Beispiel im Kundendialog?<br />

Michael Ludewig, Global Markets/Global Sales, Hamburg<br />

neue Märkte?<br />

Rolf Habben Jansen: Wir haben bisher<br />

vor allem versucht, Vorhandenes zu<br />

optimieren. Jetzt haben wir eine neue<br />

Basis, eine neue Größe, und müssen<br />

anfangen, uns umzusehen, welche anderen<br />

Marktsegmente Wachstum verzeichnen<br />

und wo wir uns eventuell ein etwas<br />

größeres Stück vom Kuchen abschneiden<br />

können. Ist beispielsweise unsere<br />

Zurückhaltung im Afrika-Geschäft<br />

richtig oder falsch? Afrika wird in den<br />

kommenden 20 Jahren ein rasantes<br />

Wachstum verzeichnen. Wollen wir also<br />

den Markt wirklich Maersk, MSC und<br />

CMA überlassen?<br />

Coralie Biemann: Soll das heißen,<br />

dass wir dort den Fuß in die Tür stellen?<br />

Rolf Habben Jansen: Früher oder<br />

später werden wir das tun müssen.<br />

Wenn wir einen so großen Markt wie<br />

Afrika unseren Wettbewerbern überlassen,<br />

werden sie an diesen Märkten<br />

Gewinne erwirtschaften, die sie dann<br />

anschließend anderweitig investieren,<br />

um uns auf anderen Märkten zu übertrumpfen.<br />

Darum denke ich, dass wir in<br />

einigen Bereichen mehr Unternehmergeist<br />

an den Tag legen müssen. Das mag<br />

ein großes Wort sein, aber wir müssen<br />

vorausschauender agieren – aber nicht,<br />

weil die bisherige Strategie nicht gut war.<br />

Wir befinden uns an der Schwelle zu<br />

einer neuen Phase. Wir haben zwei Unternehmen<br />

zusammengelegt und uns<br />

so um 35 bis <strong>40</strong> Prozent vergrößert.<br />

Das schafft neue Möglichkeiten, die wir<br />

nutzen und ausbauen sollten.<br />

Weitere Fragen und Antworten finden<br />

Sie aus Platzgründen im News-Portal –<br />

Stichwort „Mitarbeiterinterview“ für die<br />

Suche. n<br />

Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5 | 23


company log<br />

Neue Schuhe<br />

für Ronaldo<br />

Hapag-Lloyd transportiert jetzt auch<br />

Sportartikel von Nike. Dafür wurden sogar<br />

neue Container gebaut. Die Geschichte<br />

eines ungewöhnlichen Teamworks<br />

24 | Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5


TEIL <strong>DE</strong>S TEAmWORkS<br />

Das „Nike-Team“ im Büro in Ho-Chi-<br />

Minh-Stadt in Vietnam; Sportschuhe<br />

des Weltmarktführers, wie sie Hapag-<br />

Lloyd jetzt transportiert (re.)<br />

CRISTIANO<br />

RONALDO<br />

Der Weltfußballer<br />

ist eine der Sportgrößen,<br />

die Nike-<br />

Schuhe tragen<br />

VEREINIGTE STAATEN<br />

Lourdes Martinez und Hilda<br />

Barajas (re.) von der Area<br />

Gulf Pacific in Houston<br />

Fotos: S. 25 (u. li.) Dreamstime.com - MaxiSports; (o.re.) Dreamstime.com - Marpit<br />

Mal eben einen Haufen Turnschuhe zu transportieren,<br />

kann nicht so schwierig sein - könnte<br />

man denken. Weit gefehlt! Sport artikel sind<br />

meist Saisonware, und Trends wechseln häufig.<br />

Kunden fiebern wie bei Handys dem Erstverkaufstag<br />

vieler Neuheiten entgegen. Für den langen Weg von<br />

Sportschuhen, aber auch T-Shirts, Trikots oder Tanktops von<br />

den Fabriken bis in die Geschäfte ist eine ausgefeilte Logistik -<br />

kette nötig. Makellos und pünktlich muss die exklusive Ware<br />

im Regal stehen.<br />

Bei Nike sorgt dafür seit diesem Sommer auch Hapag-Lloyd –<br />

und fährt millionenfach Sportschuhe und Sportbekleidung<br />

des größten Sportartikelherstellers der Welt: von Asien nach<br />

Europa und Nord- und Südamerika, aber auch innerhalb<br />

Asiens. Sehr kurze Trans shipment-<br />

Zeiten, besonderes Equipment, viele<br />

Lkw für den Inlandtransport sowie außerordentliche<br />

E-Business-Lösungen<br />

sind nur einige der Herausforderungen.<br />

Wie gelang es, diesen besonderen Groß -<br />

auftrag zu bekommen?<br />

DIE GESChIChTE <strong>DE</strong>R Kooperation<br />

begann bereits im vergangenen Jahr –<br />

mit einem informellen Besuch von<br />

Sales-Kollegen der Area Benelux in der<br />

Distributions-Zentrale von Nike im<br />

belgischen Laakdal. Hapag-Lloyd hatte<br />

die Sportartikel des Weltmarktführers bis dahin nicht oder nur<br />

in geringem Maß transportiert. „Nike steht nun mal für Champions<br />

League – auch, was die sehr hohen Anforderungen an<br />

Kundenservice betrifft“, sagt Peter Mertens, Director Sales der<br />

Area. Aber nach diesem Treffen wurde ein Plan erstellt, wie<br />

man es schaffen könnte.<br />

Und dann wurde aus der Langstrecke ein Sprint. Regionen<br />

und Trade Managements gaben ihren Input. Hapag-Lloyd<br />

beteiligte sich erfolgreich an einem Tender und bekam bei<br />

Gesprächen im April im Nike-Hauptquartier in Beaverton im<br />

US-Bundesstaat Oregon den Zuschlag. Spätestens jetzt rotierten<br />

die beteiligten Teams in Hamburg (Container Steering und Global<br />

e-Business), Ho-Chi-Minh-Stadt (Country Office Vietnam),<br />

Jakarta (Subarea Indonesia) und Seattle (Area Gulf Pacific).<br />

<strong>DE</strong>R WELTmARkTfühRER<br />

Fußball-Weltstars wie Neymar, Cristiano Ronaldo oder Zlatan<br />

Ibrahimovic tragen sie, Basketballer wie Michael Jordan oder Tennis -<br />

größen wie Roger Federer und Maria Scharapowa: Sportschuhe von<br />

Nike. Das Unternehmen, 1964 als „Blue Ribbon Sports“ gegründet und<br />

später nach der griechischen Siegesgöttin benannt, ist schon seit einigen<br />

Jahren größter Sportartikelhersteller der Welt. Das zurück liegende<br />

Jahr war besonders erfolgreich, der Umsatz betrug 30,6 Milliarden,<br />

der Gewinn 3,3 Milliarden US-Dollar. Mehr als 50.000 Menschen<br />

weltweit arbeiten für Nike.<br />

Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5 | 25


immeR StARtKLAR<br />

Das Antwerpener<br />

Team: An Van Gijsel,<br />

Tim Verbeeck,<br />

Sigrid Anné (von li.,<br />

alle Area Benelux)<br />

AUCH iHR eiNSAtZ<br />

mACHte eS mÖGLiCH<br />

Die Teams von Hapag-Lloyd<br />

und Damco in Indonesien (li.)<br />

und Vietnam (re.)<br />

eNGAGieRt<br />

Annyreth Plet und<br />

Marcel Verhoeven aus<br />

der Area Benelux<br />

im Depot<br />

Dian Cahyani, Mohamad<br />

Hikmat Iman und Machfudz<br />

Sadikin, Subarea Indonesia,<br />

mit Mitarbeitern des Con -<br />

tainerdepots in Indonesien<br />

im mAi LieSS CoNtAiNeR SteeRiNG KURZfRiStiG<br />

extra 45-Fuß-Boxen für die Transporte bauen – insgesamt<br />

550 Stück. Das war nötig, da Hapag-Lloyd nicht so viele Container<br />

dieser eher selteneren Art im Bestand hatte. Nike füllt die<br />

überlangen Boxen jetzt mit 79 Kubikmeter Ladung fast ganz<br />

aus. Anders gesagt: Bis zu 9.000 Paar Sportschuhe passen allein<br />

in einen dieser Container. „Solche Boxen können Sie nicht<br />

einfach leasen, deswegen mussten wir sofort reagieren, als es<br />

grünes Licht von den Kollegen aus der Area Benelux gab“, erläutert<br />

Dennis Biehl, Senior Manager Container Engineering,<br />

der den eiligen Bauauftrag in Yantian (China) überwachte.<br />

BeSoNDeRS DeR CUStomeR SeRviCe iN vietNAm,<br />

Indonesien und, zum kleineren Teil, in China setzte sich dann<br />

mit Damco und APL Logistics, den Spediteuren von Nike, zusammen.<br />

Auch in den Hauptziel-Ländern, an der US-Westküste<br />

wie in Benelux, gingen Hapag-Lloyd-Kollegen parallel mit<br />

Nike noch einmal alle Details durch. Und dann ging es nach<br />

vier Wochen am 1. Juni auch bereits in die Startblöcke:<br />

HLXU900288/1 war der erste Container mit Shorts und Shirts,<br />

der in Ho-Chi-Minh-Stadt an diesem Tag verladen wurde. Sechs<br />

Tage später verließ er auf dem 13.200-TEU-Riesen „Essen<br />

Express“ Singapur Richtung Rotterdam. Von Vietnam und<br />

Indonesien aus fährt die Ladung seitdem besonders auf den<br />

Loops 1, 5 und 7 über Rotterdam in die großen Nike-Lager in<br />

Belgien und den Niederlanden – oder über den Pazifikdienst<br />

SE3 via Los Angeles in die USA nach Tennessee. In den beiden<br />

asiatischen Ländern stehen einige der wichtigsten Fabriken für<br />

die begehrte Ware mit dem „Swoosh“, wie das Logo, eines der<br />

bekanntesten Markenzeichen weltweit, genannt wird.<br />

NoCH SiND Die BeteiLiGteN DABei, die Transporte<br />

noch effizienter zu gestalten. „Ausreichend Lkw für den<br />

Transport der vielen Leercontainer an Land zu finden ist eine<br />

echte Herausforderung. Aber wir nehmen sie gern an, und<br />

Damco unterstützt uns dabei“, sagt Hadi Prabowo, Operational<br />

Manager in Indonesien. Wie in Benelux, so kümmert sich<br />

auch in Jakarta und in Ho-Chi-Minh-Stadt ein extra dafür<br />

zusammengestelltes Projektteam um die Nike-Ladung. Danny<br />

Chi Wai Chui, Country Manager Vietnam: „Die Transshipments<br />

sind teilweise extrem kurz, wir müssen das genau im Blick<br />

haben, um keine Verspätungen zu bekomen.“ Nachdem Global<br />

e-Business in Hamburg die Hapag-Lloyd-Systeme in kürzester<br />

Zeit mit den Systemen von Nike vernetzte, geht es jetzt darum,<br />

die Datenübermittlung zu perfektionieren, um künftig etwa<br />

gewünschte Daten nicht mehr aufwendig per Hand eingeben<br />

zu müssen.<br />

AUCH DeSHALB iSt eS NoCH ZU fRüH, Bilanz zu ziehen.<br />

Erste Rückmeldungen von Kundenseite sind allerdings sehr<br />

positiv. Damco nannte den Kundenservice von Hapag-Lloyd<br />

„herausragend“. Und Nike selbst zeigte sich beeindruckt<br />

davon, wie schnell Hapag-Lloyd die gesetzten hohen Anforderungen<br />

meisterte. Ein echtes Teamwork, weltübergreifend –<br />

damit Cristiano Ronaldos neue Schuhe auch rechtzeitig<br />

bei dem Fußball-Idol sind. Und auch künftig noch ein paar<br />

Millionen Paar mehr überall auf dem Globus … ■<br />

26 | Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5


ComPAny Log<br />

Drei Jahre<br />

mit Jasper<br />

Was lernen Azubis bei Hapag-<br />

Lloyd? Wir begleiten Jasper<br />

Wiese, 19, bei seiner Ausbildung<br />

zum Schiffsmechaniker.<br />

Erster Teil: Start am Ballindamm<br />

Hapag-Lloyd ist Deutschlands größter maritimer<br />

Ausbilder. Jedes Jahr starten in Hamburg Dutzende<br />

junge Menschen ihre berufliche Laufbahn.<br />

Insgesamt 55 neue Auszubildende waren es in<br />

diesem Sommer – 33 im Land- und 22 im See-<br />

Bereich. Doch was genau lernen Azubis eigentlich, welche<br />

Erlebnisse und Erfahrungen machen sie? Um das zu erfahren,<br />

begleiten wir einen von ihnen stellvertretend während seiner<br />

gesamten Ausbildungszeit. Im Logbook, aber auch im neuen<br />

News-Portal im Intranet, wollen wir in den nächsten drei Jahren<br />

immer wieder berichten, was er macht und wie es ihm ergeht.<br />

Erster Teil: der Start am Ballindamm.<br />

JASPER WIESE ISt 19 Jahre alt und angehender Schiffsmechaniker<br />

– neben der Laufbahn für den nautischen oder<br />

den technischen Offiziersassistenten eine der drei Karrierewege<br />

für Seeleute bei Hapag-Lloyd. Wiese ist gebürtig aus<br />

Heide in Schleswig-Holstein und hat zum Beginn seiner<br />

Ausbildung neben dem Gymnasium als Maschinenführer in<br />

einem landwirtschaftlichen Betrieb gejobbt. In seiner Freizeit<br />

spielt er am liebsten mit seinen Freunden Fußball oder<br />

schraubt an seinem Mofa. „Alles, was mit Technik zu tun hat,<br />

fasziniert mich“, erzählt er. Aber einen richtigen Seemann,<br />

den gab es bisher nicht in seiner Familie.<br />

Am 3. August dann saß Jasper Wiese in einem Konferenzsaal<br />

am Ballindamm – der Start der Einführungswoche, in der<br />

alle „Neuen“ die Gelegenheit erhalten, ihre künftigen Kollegen,<br />

die Ausbilder und natürlich das Unternehmen kennenzulernen.<br />

„Der Start war schon beeindruckend. Besonders<br />

fasziniert haben mich der Besuch im Museumshafen und im<br />

Schiffssimulator des Maritimen Museums, in dem man als<br />

Kapitän auf einer virtuellen Brücke sein seefahrerisches Geschick<br />

testen kann“, erzählt der angehende Schiffsmechaniker.<br />

Kurz danach begann der fachliche Ausbildungsteil: Bis Ende<br />

November erlernt er an der Seemannsschule in Travemünde<br />

JASPER WIESE<br />

und der neue<br />

Azubi-Jahrgang<br />

2<strong>01</strong>5 (u.)<br />

die Grundlagen der Schifffahrtstechnik, der Nautik und<br />

natürlich der Schiffssicherheit. Zuletzt hatte Jasper Wiese im<br />

Oktober den Sicherheitsgrundlehrgang für Brandabwehr und<br />

Rettung (Basic Safety) erfolgreich abgeschlossen. „Da haben<br />

wir beispielsweise das Überleben im Wasser trainiert – das<br />

war schon besonders, buchstäblich ins kalte Wasser geworfen<br />

zu werden.“<br />

Und dAnn gEht ES endlich aufs Ausbildungsschiff – zur<br />

sogenannten Gruppenreise: „Am 1. Dezember starten wir auf<br />

der „Kuala Lumpur Express“ (KUX) nach New York und zurück“,<br />

freut er sich. Die „KUX“ ist eines von zwei Ausbildungsschiffen<br />

von Hapag-Lloyd. Sie hat ein Extra-Deck sowie eine<br />

eigene Ausbildungswerkstatt für den Nachwuchs. An Bord<br />

erlernen die Azubis von zwei erfahrenen Seeleuten alle<br />

praktischen Grundlagen des Schiffsbetriebs.<br />

Jasper Wieses erstes Zwischenfazit? „Dass ich tatsächlich bei<br />

Hapag-Lloyd gelandet bin, ist einfach der Hammer. Ich bereue<br />

meine Entscheidung keine Sekunde.“ n<br />

Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5 | 27


28 | Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5<br />

IM GESPRÄCH<br />

im Hauptsitz von<br />

Lavazza in Turin:<br />

Michaela Stama,<br />

Einkaufsdirektorin<br />

bei Lavazza


company log<br />

Fotos: Andrea Guermani, Lavazza<br />

Zum Kaffee<br />

bei Lavazza<br />

Besuch beim Kunden: Warum<br />

Hapag-Lloyd für Lavazza erste Wahl ist,<br />

wie der Kaffee-Markt funktioniert und<br />

wann Italiener Cappuccino trinken<br />

Michaela Stama ist verantwortlich<br />

für den Kaffeeeinkauf<br />

bei Lavazza,<br />

einem Familienunternehmen<br />

mit Sitz in Turin<br />

(Italien) und zugleich die Nummer eins<br />

unter den italienischen Kaffeeröstern. Lavazza<br />

ist das weltweit siebtgrößte Kaffeeunternehmen<br />

und Nummer 5 in Europa.<br />

Frau Stama, ohne Containerschiffe<br />

gäbe es in Europa keinen Kaffee.<br />

Was würden Sie nur ohne uns tun?<br />

Michaela Stama: (Lacht) Ohne Kaffee<br />

wäre das Leben langweilig. Aber Spaß<br />

beiseite: Wir transportieren 170.000 Tonnen<br />

Kaffee im Jahr. In einen 20-Fuß-<br />

Container passen 20 große Säcke<br />

Kaffee, von denen jeder eine Tonne<br />

wiegt. Das macht also gut 8.000 TEU im<br />

Jahr, von denen 35 Prozent von Hapag-<br />

Lloyd transportiert werden, weil Sie<br />

unser bevorzugter Carrier sind.<br />

Wieso ist Hapag-Lloyd erste Wahl?<br />

Stama: Als traditionelles Familienunternehmen<br />

liegt uns viel an langjährigen<br />

Partnerschaften. Wir wollen unsere<br />

Zulieferer nicht immer wieder wechseln.<br />

Eine Partnerschaft setzt Vertrauen, Verlässlichkeit<br />

und hohe Qualität voraus. All<br />

das bekommen wir bei Hapag-Lloyd.<br />

Wie unterscheidet Hapag-Lloyd sich<br />

von anderen?<br />

Stama: Zugegeben – es war nicht immer<br />

einfach mit Hapag-Lloyd. Manchmal habt<br />

ihr Wochen oder Monate gebraucht, um<br />

Schäden zu regulieren. Wir waren ganz<br />

schön unzufrieden mit der Bürokratie in<br />

Hamburg. Dann haben wir miteinander<br />

gesprochen – und am Ende haben wir<br />

uns auf einen guten Prozess geeinigt, mit<br />

einem direkten Kontakt mit der Versicherungsabteilung<br />

in Hamburg. Das hat<br />

wirklich sehr geholfen. Über Raten wollen<br />

wir außerdem nicht mehrmals im<br />

Jahr verhandeln. Wir haben uns darauf<br />

geeinigt, zweimal im Jahr die Raten zu<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Wo wird am meisten Kaffee getrunken?<br />

In Kilogramm pro Person (2<strong>01</strong>3/14)<br />

Finnland<br />

Schweden<br />

Schweiz<br />

Norwegen<br />

Quelle: CBD/EDF/Volcafé<br />

Dänemark<br />

Österreich<br />

Deutschland<br />

Brasilien<br />

Kanada<br />

Italien<br />

diskutieren. Das bedeutet für beide<br />

Seiten mehr Planungssicherheit.<br />

Was können wir besser machen?<br />

Stama: Im Großen und Ganzen sind wir<br />

mit Hapag-Lloyd sehr zufrieden. Ihr habt<br />

euch deutlich verbessert, aber manchmal<br />

könnte das Liniennetz noch besser sein.<br />

Wir würden gern in Ostafrika mit euch<br />

ins Geschäft kommen. Nur als Beispiel:<br />

Es wäre großartig, wenn Mombasa in<br />

Kenia angelaufen würde.<br />

Sie haben mit verschiedenen Transportunternehmen<br />

zu tun – was erwarten<br />

Sie von Ihren Zulieferern?<br />

Stama: Qualität natürlich. Und wir erwarten<br />

schnelles Handeln, wenn wir eine<br />

Frage oder Probleme haben. Wir haben<br />

nicht viel Zeit für lange Diskussionen.<br />

Und was ist Ihre größte Sorge im<br />

Zusammenhang mit Zulieferern?<br />

Stama: Die Konsolidierung und Konzentration<br />

machen uns Sorgen. Wir wissen,<br />

dass Konsolidierung in der Schifffahrt<br />

unverzichtbar ist, weil viele Unternehmen<br />

in der Branche sonst viel Geld verlieren.<br />

Aber für uns würde das weniger Auswahl<br />

und höhere Raten bedeuten. Wenn man<br />

Kaffee von Brasilien nach Europa transportieren<br />

will, hat man heute die Auswahl<br />

zwischen fünf oder sechs Transportunternehmen.<br />

Wenn nur ein oder zwei Carrier<br />

zur Auswahl stehen, ist man abhängiger –<br />

und kann keinen besseren Preis aushandeln.<br />

Wir hätten gern, dass unsere Zulieferer<br />

untereinander konkurrieren.<br />

Genug über die Schifffahrt. Wie<br />

geht es der Kaffeebranche?<br />

Stama: Nach ein paar vielversprechenden<br />

Jahren ist der Kaffeekonsum in den<br />

wichtigsten „Kaffeetrinker-Ländern“ wieder<br />

gesunken – auf ein normales Level,<br />

würde ich sagen. Aber in einigen Schwellenländern<br />

– hauptsächlich in Asien –<br />

steigt der Konsum. Auf den Philippinen<br />

und in Indonesien beispielsweise sind<br />

die Wachstumsraten erstaunlich.<br />

Ich nehme an, dass auch Italien ein<br />

sehr wichtiger Markt für Sie ist?<br />

Stama: Es mag Sie überraschen:<br />

Obwohl Italiener Kaffee lieben, ist der<br />

Pro-Kopf-Verbrauch in Finnland oder<br />

Schweden höher als in unserer Heimat.<br />

Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5 | 29


COmPANy lOg<br />

EINDRÜCKE VON<br />

<strong>DE</strong>R KAFFEE -<br />

PRODUKTION<br />

Für Lavazza fotografierte<br />

Star-Fotograf<br />

Steve McCurry<br />

Woher bekommen Sie den Großteil<br />

Ihres Kaffees?<br />

Stama: Hauptproduzent ist Brasilien,<br />

die Nummer zwei Vietnam.<br />

Was sind Ihre Hauptabsatzmärkte?<br />

Stama: Ein wichtiger Markt sind die<br />

USA – da sehen wir großes Wachstumspotenzial.<br />

Aber auch Australien ist ein<br />

Hauptmarkt für uns – und Hapag-Lloyd<br />

könnte diesbezüglich Aufträge von uns<br />

bekommen.<br />

Gibt es bei Ihnen auch so viel Preisvolatilität<br />

wie in unserer Branche?<br />

Stama: Ja, der Preis für Kaffee schwankt<br />

stark. In den vergangenen 20 Jahren lag<br />

der Kaffeepreis zwischen 3,50 und<br />

0,45 USD pro Pfund. Die Preise hängen<br />

stark von der Ernte in den jeweiligen<br />

Ländern ab, vom gesamtwirtschaftlichen<br />

Umfeld, aber auch von Umweltfaktoren.<br />

Vor zwei Jahren gab es in Brasilien eine<br />

schlimme Dürre – und nicht genug<br />

Wasser für die Kaffeeplantagen. Das<br />

hatte einen großen Einfluss auf die<br />

brasilianischen Kaffeepreise.<br />

Was sind die wichtigsten Trends in<br />

Ihrer Branche?<br />

Stama: Momentan nimmt die Anzahl<br />

an angesagten Coffee Shops zu –<br />

und zwar nicht nur bei Ketten wie<br />

Starbucks, Mc Café oder regionalen<br />

Marken. Und natürlich gibt es auch<br />

einen riesigen Markt für Kaffeekapseln,<br />

in dem Nespresso der Marktführer ist.<br />

Lavazza hat übrigens schon vor mehr<br />

als 20 Jahren mit Kaffee in Kapseln<br />

begonnen.<br />

Was macht Lavazza im Vergleich zu<br />

anderen Marken unverwechselbar?<br />

Stama: Wir sind sehr traditionell, Kunden<br />

lieben unsere hohe Qualität, unsere<br />

50<br />

45<br />

<strong>40</strong><br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

<strong>15</strong><br />

10<br />

5<br />

0<br />

Wer produziert am meisten Kaffee?<br />

In Millionen Säcken zu jeweils 60 Kilo (2<strong>01</strong>4/<strong>15</strong>)<br />

Brasilien<br />

Vietnam<br />

Kolumbien<br />

Indonesien<br />

Indien<br />

Quelle: CBD/EDF/Volcafé<br />

Honduras<br />

Äthiopien<br />

Mexiko<br />

Peru<br />

Guatemala<br />

Marke ist sehr stark – nicht zuletzt werden<br />

wir als typisch italienische Marke<br />

angesehen. Italien ist ja bekannt für<br />

gutes Essen und Getränke.<br />

Das klingt ein bisschen wie bei<br />

Hapag-Lloyd: starke Marke, viel<br />

Tradition, das „Made in Germany“-<br />

Image und hohe Qualität.<br />

Stama: Na ja, der Unterschied zwischen<br />

Hapag-Lloyd und Lavazza ist, dass wir<br />

viel Geld verdienen. (Lacht)<br />

Sie sind ja schon seit vielen Jahren<br />

in der Kaffeebranche – kann Kaffee<br />

eine Philosophie sein?<br />

Stama: Selbstverständlich, für einen Italiener<br />

auf jeden Fall – wie Sie sich wahrscheinlich<br />

denken können.<br />

Wie viel Kaffee trinken Sie am Tag?<br />

Stama: Normalerweise trinke ich vier<br />

Tassen am Tag. Ich starte mit Lavazza<br />

Oro, später trinke ich einen Espresso.<br />

Davon trinke ich ein paar Tassen: meine<br />

Lieblingssorte ist Delizioso.<br />

Und keinen Cappuccino?<br />

Stama: (Lächelt) Man merkt sofort,<br />

dass Sie kein Italiener sind. Wir trinken<br />

Cappuccino nur zum Frühstück – und im<br />

Laufe des Tages normalerweise Espresso.<br />

Die Fragen stellte Nils Haupt n<br />

Fotos: Steve McCurry<br />

30 | Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5


event log<br />

Im<br />

Paternoster<br />

mit …<br />

Orlando<br />

Castillo<br />

Der Director Chartering ist<br />

mit der Familie 12.000 Kilometer<br />

umgezogen – von Valparaíso<br />

nach Hamburg<br />

Von Chile nach Deutschland, wie kam es dazu?<br />

Orlando Castillo: Ich kannte Hamburg schon ein bisschen,<br />

da ich bereits als Schüler einige Monate in Deutschland<br />

gelebt habe – und auch aus meiner Zeit bei CSAV, als ich für Fleet<br />

Planning und Chartering verantwortlich war. Und ich konnte<br />

einen Teil meines exzellenten Teams im Chartering hier vorher<br />

kennenlernen. Wahrscheinlich gefällt es mir deshalb schon seit<br />

dem Start sehr gut. Für mich war diese Stadt immer der einzige<br />

Ort außerhalb Chiles, an dem ich mir vorstellen konnte zu<br />

arbeiten. Als dann plötzlich das Angebot kam, habe ich mir<br />

gesagt: Die Herausforderung musst du annehmen.<br />

Wie geht es Ihrer Familie und Ihnen in Hamburg?<br />

Castillo: Es ist nicht immer einfach, aber viel besser als gedacht –<br />

besonders, seit wir in unserer Wohnung leben, mit unseren<br />

Sachen aus Chile. Meine Frau Claudia kümmert sich um unseren<br />

einjährigen Sohn Cristobal. Unsere Tochter Javiera lernt viel in<br />

der ersten Klasse. Sie korrigiert schon meine Aussprache …<br />

Natürlich haben wir auch mal Heimweh. Deshalb war es schön,<br />

dass meine Eltern und Schwiegereltern in diesem Sommer schon<br />

hier zu Besuch waren.<br />

Fallen Ihnen Unterschiede zwischen Deutschen<br />

und Chilenen auf?<br />

Castillo: Ja, in Deutschland fährt man mehr Fahrrad oder geht<br />

öfter zu Fuß als in Chile, wo die meisten Leute mit dem Auto<br />

zum Supermarkt, zur Schule, ins Büro, eigentlich überallhin<br />

fahren. Und mir fällt auf, dass Deutsche wohl nur selten<br />

Bekannte nach Hause einladen – das ist daheim viel mehr<br />

verbreitet. So beginnen Freundschaften. n<br />

„Im Paternoster* mIt …“<br />

Führt Sie eine Dienstreise bald<br />

mal nach Hamburg? Dann ist<br />

in dieser Rubrik Platz für Sie<br />

und eine Geschichte über eine<br />

besondere Herausforderung<br />

bei einer Fahrt im Paternoster<br />

am Ballindamm. Melden Sie<br />

sich unter logbook@hlag.com<br />

– jeder, der nicht am Hauptsitz<br />

arbeitet, kann mitmachen!<br />

* Ein Paternoster, ist ein besonderer Aufzug zur Personenbeförderung. Mehrere an<br />

Ketten hängend befestigte Einzelkabinen verkehren dabei im ständigen Umlaufbetrieb<br />

und werden am oberen und unteren Wendepunkt über große Scheiben in den jeweils<br />

anderen Aufzugsschacht umgesetzt.<br />

Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5 | 31


Polens Tor<br />

zur Welt<br />

Seit Kurzem fährt Hapag-Lloyd auch<br />

Danzig mit 13.200-TEU-Schiffen an.<br />

Ein guter Grund, sich die<br />

Hafenstadt an der Ostseeküste<br />

genauer anzuschauen<br />

TExT: MaTHIaS UHlIg<br />

IM HISTORISCHEN<br />

ZENTRUM<br />

Die Marienkirche (gr.<br />

Foto), das Krantor,<br />

das Grüne Tor mit<br />

dem Langen Markt,<br />

der Hauptbahnhof<br />

(oben v.li.)<br />

Der Hafen von Danzig ist das<br />

Tor zur Welt für ganz<br />

Polen“, sagt Iwona Walesiak.<br />

Zufrieden steigt die polnische<br />

Hapag-Lloyd-Mitarbeiterin<br />

die Gangway der „Hong Kong<br />

Express“ hinab. Mit 50 Kunden auf der<br />

Brücke des Schiffes hatten sie und ihre<br />

Kollegen den Erstanlauf des 13.200-TEU-<br />

Schiffes in Danzig gefeiert. Walesiak, Manager<br />

Assistant and Documentation im<br />

25 Kilometer entfernten Gdynia, verlässt<br />

das Schiff als Letzte, bevor es Richtung<br />

Southampton ablegt. Sie freut sich, über<br />

den erfolgreichen Erstanlauf wie auf<br />

ihren Urlaub, der jetzt beginnt. Zuvor<br />

nimmt sie uns noch mit – auf eine kurze<br />

Reise durch den Hafen und die Stadt an<br />

der polnischen Ostseeküste.<br />

Insbesondere das erst acht Jahre alte<br />

Deepwater Container Terminal (DCT),<br />

an dem auch die „Hong Kong Express“<br />

festmachte, hat sich in den vergangenen<br />

Jahren zu einer Drehscheibe zwischen<br />

Europa und Asien entwickelt. Der<br />

einzige Tiefwasserhafen im Ostseeraum<br />

wurde auf einer künstlichen Halbinsel<br />

im Meer errichtet, die sich über eine<br />

Größe von 70 Fußballfeldern erstreckt.<br />

Sein Vorteil: Aufgrund der Wassertiefe<br />

von mehr als 16 Metern kann er im Gegensatz<br />

zum älteren Gdansk Container<br />

Terminal auch die derzeit größten Containerschiffe<br />

abfertigen.<br />

Hapag-llOyd IST nach Maersk die<br />

zweite große Linienreederei, die das<br />

DCT regelmäßig ansteuert. „Da sich das<br />

Umschlagvolumen in den vergangenen<br />

sieben Jahren fast verzehnfacht hat, wird<br />

die Kapazität nun ausgebaut“, sagt<br />

Iwona Walesiak. Sie zeigt auf eine riesige<br />

Baustelle im Westen des Hafens.<br />

Eine ganze Flotte von Lkw ist dort zu<br />

sehen, die tonnenweise Erde anliefern:<br />

„Dort entsteht gegenwärtig die nächste<br />

Ausbaustufe des DCT.“<br />

Von einem Anziehungspunkt für<br />

Schiffe geht es weiter zu einem Hotspot<br />

für Touristen. Wer nach Danzig reist,<br />

dessen Ziel ist meist nicht der Hafen –


evenT lOG<br />

Fotos: DerHexer; Brunswyk; J. Jazgarska; Elke Wetzig<br />

sondern das historische Zentrum der<br />

ehemaligen Hansestadt mit seinen<br />

kleinen Gassen und den prächtigen<br />

Bürgerhäusern samt liebevoll verzierten<br />

Fassaden und Schmuckgiebeln. „Mitunter<br />

vergessen Besucher allerdings, dass<br />

die Gebäude gar nicht so alt sind, wie es<br />

auf den ersten Blick erscheint“, erzählt<br />

Walesiak. Die im Zweiten Weltkrieg zerstörte<br />

Rechtstadt (Glowne Miasto), der<br />

historisch bedeutsamste Stadtteil, wurde<br />

zu einem großen Teil nach historischen<br />

Vorlagen wieder aufgebaut – eine<br />

bemerkenswerte Leistung.<br />

da die rechTsTadT ziemlich kompakt<br />

ist, liegen die wichtigsten Sehenswürdigkeiten<br />

nahe beieinander. Zwei besondere<br />

Sehenswürdigkeiten sind die Langgasse<br />

mit ihren Restaurants und Cafés und der<br />

sich daran anschließende Lange Markt.<br />

Sie verbinden den Fluss Mottlau mit dem<br />

alten Kohlenmarkt und werden am<br />

Anfang und am Ende von einem prunkvollen<br />

Steintor begrenzt. „Das schönste<br />

Tor ist zweifelsohne das Goldene Tor“,<br />

sagt Iwona Walesiak. Durch seine reichen<br />

Verzierungen erinnert das Stadttor an ein<br />

Entree für ein Schloss.<br />

Der Lange Markt ebenso wie die Langgasse<br />

sind beliebt bei Touristen. Kein<br />

Wunder, hier reiht sich ein verziertes<br />

Bürgerhaus an das nächste, eine Sehenswürdigkeit<br />

an die andere. Dazu zählen<br />

beispielsweise das prächtige Rechtstäd -<br />

tische Rathaus mit seinem 82 Meter<br />

hohen Turm samt Aussichtsplattform.<br />

Aber auch das Artushaus, ein Teil des<br />

historischen Museums der Stadt. Nur<br />

einen Steinwurf entfernt liegt die<br />

Uferpromenade des Flusses Mottlau.<br />

Auch sie ist nicht nur an Sommertagen<br />

voller Touristen.<br />

andere wiederum fahren mit<br />

einem der Ausflugsschiffe hinaus zur<br />

Westerplatte – jener Halbinsel, an der<br />

am 1. September 1939 Deutschland den<br />

Überfall auf Polen und damit den Zweiten<br />

Weltkrieg begann. Auch das gehört<br />

zur Geschichte dieser Stadt – wie auch<br />

die ehemalige „Lenin-Werft“ (heute<br />

Werft Danzig AG) auf dem Weg dorthin.<br />

Von dort aus hatte in den 80er-Jahren<br />

bei Streiks das Ende des Kommunismus<br />

seinen Lauf genommen. Aus dem<br />

Gewerkschaftsführer Lech Walesa,<br />

einem Elektriker und gebürtigen Danziger,<br />

wurde 1990 der erste Präsident des<br />

demokratischen Polen.<br />

Auch wenn man es als Besucher der<br />

Stadt mit etwa 460.000 Einwohnern<br />

Tipps und ideen<br />

aus meiner sTadT<br />

Iwona Walesiak,<br />

Manager Assistant and<br />

Documentation von<br />

Hapag-Lloyd in Gdynia,<br />

verrät ihre Lieblingsorte<br />

und Tipps<br />

kaum glauben mag: Für Iwona Walesiak<br />

gibt es einen Ort, der noch schöner<br />

ist: „Für mich ist Gdynia mit seiner<br />

modernen Architektur und tollen<br />

Stränden mein Lieblingsplatz“, verrät<br />

sie. Und so fällt die Anreise in ihren<br />

Urlaub mit nur 25 Kilometern dann<br />

auch überraschend kurz aus. „Meinen<br />

Urlaub verbringe ich in Gdynia“,<br />

schmunzelt sie. n<br />

nationales maritimes museum, Ołowianka 9–13<br />

Der Museums komplex erstreckt sich an beiden Ufern der Mottlau<br />

und beleuchtet die spannende Geschichte der Danziger Werft- und<br />

Schiffsindustrie. In der Ausstellung „Schiffe. Unsere Leidenschaft“<br />

können Besucher außerdem versuchen, eine virtuelle Autofähre so zu<br />

beladen, dass sie nicht kentert.<br />

park Oliwski, Oliwa<br />

Der Schlossgarten im Stadtteil Oliwa beeindruckt mit seinen<br />

Alleen, Bächen und Teichen. Eine weitere Attraktion und sehr beliebt<br />

bei Hochzeiten ist das barocke Palais im Zentrum.<br />

“restauracja Gdańska, Świetego Ducha 16, http://gdanska.pl/<br />

Das Restaurant serviert typisch polnische Spezialitäten wie die<br />

gefüllten Teigtaschen „Pierogi“ mit verschiedensten Füllungen – oder<br />

„Zurek“: Diese leckere Suppe und viele weitere werden hier in einer<br />

Schüssel aus Brot serviert.<br />

aussichtspunkt pacholek, Tatrzańska<br />

Der Aussichtspunkt liegt versteckt auf einem bewaldeten Hügel,<br />

1<strong>15</strong> Meter über der Stadt. Von hier oben haben Besucher einen<br />

schönen Ausblick auf Danzig, Gdynia, den Kurort Sopot und die Ostsee.<br />

Gdynia und sopot<br />

Gemeinsam mit diesen Städten bildet Danzig die sogenannte<br />

Dreistadt. Im Juli und August verwandelt sich das Seebad Sopot mit<br />

seinen feinen Sandstränden in die Sommer-Hauptstadt Polens. Hier<br />

befinden sich auch die besten Bars und Kneipen. Auch das nur<br />

25 Kilometer entfernte Gdynia mit seiner modernen Architektur, den<br />

hübschen Stränden und der langen Strandpromenade ist einen<br />

Ausflug wert.<br />

Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5 | 33


UNTERWEGS<br />

RICHTUNG ORIENT<br />

Ein Plakat für eine spätere<br />

Reise auf der „Augusta<br />

Victoria“, die Anfang 1891<br />

auf die erste Kreuzfahrt ging<br />

34 | Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5


HisTory log<br />

Als Ballin<br />

die Kreuzfahrt<br />

erfand<br />

TexT: susanne Wiborg<br />

Dass die Idee solch ein Erfolg<br />

werden würde, dass hier an<br />

der Nordseeküste der Beginn<br />

der Kreuzfahrt gemacht<br />

wurde, wie wir sie<br />

bis heute kennen – das ahnte wohl keiner<br />

an diesem kalten Januarmorgen vor<br />

bald 125 Jahren. Immerhin, am 22. Januar<br />

1891 schien jedenfalls ganz Cuxhaven<br />

auf den Beinen zu sein, um die Gruppe<br />

„kühner Reisender“ zu bestaunen, die<br />

an Bord des Hapag-Flaggschiffs „Augusta<br />

Victoria“ ging. Mit einem der größten<br />

und modernsten Dampfer der Welt<br />

wollten sie zu neuen Ufern aufbrechen:<br />

zu einer zweimonatigen Vergnügungsreise<br />

ins Mittelmeer.<br />

geplanT Waren lanDausflüge<br />

in 13 Häfen. Transport, Unterkunft, First-<br />

Class-Service und ein zeitgemäßes Animationsprogramm<br />

kamen von einem<br />

einzigen Anbieter: von der Hapag. Es<br />

war nicht nur die erste moderne Kreuzfahrt,<br />

die an jenem 22. Januar 1891 startete,<br />

es war weltweit die erste große<br />

All-inclusive-Pauschalreise überhaupt:<br />

der erste organisierte Urlaub aus einer<br />

Hand – und damit der Beginn eines<br />

Tourismusangebotes, das heute mehr<br />

denn je boomt.<br />

Auch Albert Ballin, der junge Hapag-<br />

Direktor, stand in Cuxhaven an der Pier.<br />

Er dürfte besonders angespannt gewesen<br />

Urlaub auf<br />

einem Schiff –<br />

das glich vor<br />

125 Jahren einer<br />

Revolution.<br />

Initiator gegen<br />

alle Widerstände:<br />

Albert Ballin,<br />

legendärer<br />

Generaldirektor<br />

der Hapag<br />

sein. Diese Tour war seine Idee gewesen,<br />

sein ganz persönliches Projekt. Er hatte<br />

dafür gekämpft, gegen große Widerstände:<br />

Wer wolle denn schon freiwillig<br />

für Wochen auf ein Schiff gehen, war die<br />

einhellige Meinung damals.<br />

Dabei War Die WelT Ende des<br />

19. Jahrhunderts dank moderner<br />

Verkehrsmittel zum ersten Mal zusammengerückt.<br />

Fern liegende Welten waren<br />

erreichbar geworden, und es gab ein<br />

wohlhabendes Publikum, das diese<br />

Welten kennenlernen wollte – aber möglichst<br />

ohne die Strapazen und Gefahren,<br />

die eine Reise auf eigene Faust bis dahin<br />

mit sich brachte. Als „Trendsetter“ wirkte<br />

der deutsche Kaiser Wilhelm II., der als<br />

Schiffsliebhaber regelmäßig auf seiner<br />

Yacht Urlaub in norwegischen Fjorden<br />

machte. Die Möglichkeit, sowohl Fahrt<br />

als auch Unterkunft und touristisches<br />

Programm zusammen anzubieten, besaß<br />

keines der ersten Reisebüros, keine<br />

Eisenbahn und kein Hotel. Nur auf<br />

einem Schiff ließ sich das so kombinieren.<br />

Schon 1858 hatte die Hapag eine<br />

„Lustfahrt“ nach Cherbourg veranstaltet.<br />

Doch die Unzulänglichkeiten der ersten<br />

Dampfschiffe hatten der Lustbarkeit<br />

noch enge Grenzen gesetzt. Nachdem<br />

dank des Stahlschiffbaus die ersten<br />

„schwimmenden Grandhotels“ in Fahrt<br />

gekommen waren, hatte die Bremer<br />

Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5 | 35


VOR NEW YORK<br />

Die „Augusta Victoria“, hier<br />

nahe der Freiheitsstatue<br />

Konkurrenz, der Norddeutsche Lloyd,<br />

1890 den Postdampfer „Kaiser Wilhelm<br />

II.“ auf eine Sonderfahrt in die norwegischen<br />

Fjorde geschickt. Trotz des großen<br />

Erfolges betonte die Reederei, dass es<br />

sich bei dieser Tour um eine Ausnahme<br />

gehandelt habe. Dass es nun gerade<br />

Albert Ballin war, der den nächsten<br />

Schritt wagte, war kein Zufall. Der junge<br />

Direktor der Hapag, damals 33 Jahre alt,<br />

verdankte seinen Erfolg vor allem einer<br />

außergewöhnlichen Intuition, gepaart<br />

mit der Fähigkeit, Zeitströmungen eben<br />

nicht nur zu erfassen, sondern sie auch<br />

praktisch und gewinnbringend umzusetzen.<br />

Ballin sah genau dort eine Chance,<br />

wo die Hapag ein Problem hatte: Ihr<br />

glanzvolles Flaggschiff<br />

„Augusta Victoria“ lag im<br />

Winter nutzlos auf<br />

Reede. Kaum ein Reisender<br />

mochte den grimmigen<br />

Nordatlantik zur<br />

Sturmsaison überqueren.<br />

Ballin schlug dem<br />

Direktorium nun vor,<br />

den Dampfer im Winter<br />

ins Mittelmeer zu schicken<br />

– und zwar als<br />

„Lustschiff“ für Vergnügungsreisende,<br />

auf eine<br />

Tour in den Orient, das<br />

36 | Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5<br />

Niemand trat bis<br />

dahin ohne Not eine<br />

Seefahrt an<br />

Traumland Europas, Mode- und Sehnsuchtsziel<br />

wohlhabender Reisender.<br />

Unkonventionelle Ideen waren Ballins<br />

Kollegen inzwischen von ihm gewohnt.<br />

Doch diesmal schien er ihnen zu weit<br />

gegangen. Die Herren stammten noch<br />

aus einer Epoche, in der man ohne Not<br />

keine Seefahrt antrat, in der eine Atlantikpassage<br />

mit einem „Gang ins Gefängnis<br />

mit der Aussicht zu ersaufen“ verglichen<br />

worden war. Und nun Seefahrt nur zum<br />

Vergnügen?<br />

ihRE REAKtiON WAR EiNdEutig:<br />

„Es fehlte selbst in meiner allernächsten<br />

Umgebung“, so musste Ballin ernüchtert<br />

feststellen, „nicht an Leuten, die glaubten,<br />

es sei in meinem Oberstübchen nicht<br />

ganz richtig.“ Niemand, da waren sich<br />

die Hapag-Direktoren sicher, würde für<br />

so etwas Geld ausgeben, erst recht nicht<br />

derart viel: Die klassenlose, nämlich nur<br />

mit First-Class-Service angebotene Tour<br />

kostete mit 1.600 bis 2.<strong>40</strong>0 Goldmark<br />

etwa das doppelte bis dreifache Jahreseinkommen<br />

eines Arbeiterhaushalts.<br />

Doch Ballin setzte sich durch, und<br />

schnell zeigte sich, dass er richtig kalkuliert<br />

hatte: Schon das erste Angebot der<br />

„Excursion“ stieß auf ein internationales<br />

Echo, das alle Erwartungen übertraf.<br />

Längst nicht alle Interessenten konnten<br />

mitgenommen werden. Ballin, der<br />

„seine“ Premiere als Gastgeber begleitete,<br />

begrüßte schließlich 174 Deutsche,<br />

Briten und Amerikaner in Cuxhaven,<br />

darunter nur 67 Damen, vorwiegend<br />

abenteuerlustige britische Ladys. Für die<br />

brave deutsche Ehefrau und Mutter<br />

galten Unternehmungen dieser Art<br />

damals noch als körperlich und geistig<br />

viel zu anstrengend, und überdies als<br />

ungehörig.<br />

EiNE histORisChE REisE AlsO,<br />

und Ballin, Naturtalent auch in Sachen<br />

Öffentlichkeitsarbeit, hatte nicht nur<br />

Journalisten führender Zeitungen eingeladen,<br />

sondern mit Christian Wilhelm<br />

Allers auch gleich noch einen der bedeutendsten<br />

deutschen Reportagezeichner<br />

engagiert. Mit seiner Hilfe schuf er eine<br />

weitere Neuheit: die Bordzeitung (siehe<br />

unten). Der Anfang der Reise jedoch gestaltete<br />

sich etwas mühsam: die stürmische<br />

Biskaya setzte den Passagieren hart<br />

Aus dER ERstEN BORdzEituNg: dAs CREdO dER KREuzfAhRt<br />

Unter dem Titel „Was wir wollen“ war in der ersten Ausgabe der Bordzeitung zu<br />

lesen: „Niemals ist eine Vergnügungsreise unternommen worden, die sich mit der<br />

heute angetretenen vergleichen ließe. Das herrliche und bewährte Schiff (…), die<br />

Perle der deutschen Handelsmarine, macht eine Fahrt zu den Stätten ältester Cultur<br />

(…). Für zwei Monate bilden die Passagiere ein Gemeinwesen unter sich, abgelöst<br />

von den gewohnten Beziehungen, befreit von Sorgen und Lasten des Amts und der<br />

Geschäfte (…). Jedem steht es in weiten Grenzen frei, zu leben, wie es ihm gefällt,<br />

theilzunehmen an der Geselligkeit (…). Nicht nur für das leibliche Wohl ist auf das<br />

Umfassendste gesorgt, sondern auch Musik und Spiel werden die Stunden beflügeln,<br />

während der schwimmende Palast immer neuen Zielen entgegenfliegt.“


HIsTORy lOG<br />

zu. In den ruhigeren Gewässern des<br />

Mittelmeeres jedoch geriet die Reise der<br />

„Augusta“ dann zu einem einzigen<br />

Triumph. Das mit 145 Metern Länge und<br />

17 Metern breite größte Schiff, das bis<br />

dahin je die Häfen dort angelaufen<br />

hatte, wurde überall offiziell begrüßt<br />

und begeistert gefeiert. Die Stimmung<br />

der Reisenden hätte nicht besser sein<br />

können, was auch am kulinarischen<br />

Angebot lag. „Drei Dinge sind den<br />

Hamburgern an Bord eigen“, über -<br />

lieferte die Bordzeitung. „Sie sind<br />

bemüht gewesen, sich gleiche Reise -<br />

mützen anzuschaffen, lassen sich alle<br />

Mahlzeiten vortrefflich schmecken<br />

und sie essen Caviarbrötchen, als ob sie<br />

dafür bezahlt werden.“<br />

WäHRENd uNTER dECk die Heizer<br />

schufteten, während Kapitän Heinrich<br />

Barends und seine 245 Personen starke<br />

Crew ebenso zum Erfolg der Reise<br />

beitrugen wie die unermüdlich auf -<br />

spielende Musikkapelle, kümmerte sich<br />

Albert Ballin selbst um beinahe alles.<br />

Von den Veilchenbouquets für die mitreisenden<br />

Damen über die Deckspiele<br />

bis hin zum Kaisertoast beim festlichen<br />

Diner am Geburtstag des deutschen<br />

Kaisers – überall war die Umsicht spürbar,<br />

die ihm und damit der Hapag bald<br />

den Ruf als „märchenhafter“ Gastgeber<br />

eintrug. Der „junge Director“, immer<br />

makellos gekleidet und von „famosen<br />

Umgangsformen“, wurde denn auch<br />

von den Damen an Bord „ganz auffallend<br />

bevorzugt“.<br />

Im Gegensatz zum organisierten Leben<br />

an Bord gerieten die langen Landausflü -<br />

ge oft zu regelrechten Abenteuerreisen.<br />

Die Fremde war damals noch wirklich<br />

fremd und nur ansatzweise touristisch<br />

erschlossen. Die Hapag hatte auf das britische<br />

Reisebüro von Thomas Cook &<br />

Son gesetzt. Die Erfrischungszelte der<br />

Briten waren in der Wüste sehr beliebt,<br />

der angebotene Transport dagegen<br />

erwies sich als eher problematisch. Auf<br />

den Passhöhen des Libanon wäre eine<br />

unternehmungslustige Hamburger Herrenrunde<br />

fast einem Schneesturm zum<br />

Opfer gefallen. Ballin ließ das Schiff in<br />

Beirut warten, bis die unfreiwilligen Survival-Touristen<br />

an Bord zurückkamen.<br />

Im mäRZ kEHRTE dIE „AuGusTA“<br />

in Triumph nach Hamburg zurück:<br />

„Am Lande alles proppenvoll“, hielt<br />

Reportagezeichner Allers fest, „an<br />

vielen Stellen schwenkten sie sogar mit<br />

Bett- und Tischtüchern, da die Taschentücher<br />

nicht ausreichten.“ Der Erfolg<br />

seiner Reise hatte Ballin recht gegeben:<br />

Er hatte eine Marktlücke entdeckt. Die<br />

Hapag füllte sie fortan konsequent. Sie<br />

veranstaltete nun regelmäßig und sehr<br />

erfolgreich Kreuzfahrten und erwarb<br />

1905 das bedeutendste Reisebüro des<br />

Deutschen Reiches, Carl Stangen’s Reisebureau<br />

in Berlin, um es als „Reisebüro<br />

der Hamburg-Amerika Linie“ weiter -<br />

zuführen. Der Norddeutsche Lloyd zog<br />

nach, und damit waren die beiden Großreedereien<br />

nun auch die größten deutschen<br />

Touristik-Anbieter. n<br />

REPORTAGEZEICHNER<br />

Christian Wilhelm Allers zeichnete<br />

auf der ersten Kreuzfahrt an Bord,<br />

unter anderem Kapitän Barends und<br />

Reisende auf Landausflug vor der<br />

Akropolis in Athen (u.); die Mannschaft<br />

der „Augusta Victoria“ (u.li.)<br />

Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5 | 37


LoG ouT<br />

Vor 10 JahrEn Im Herbst 2005<br />

ersetzte Microsoft Outlook das erste E-Mail-<br />

System bei Hapag-Lloyd: der „Memo Open<br />

Client“ war 1987 eingeführt worden.<br />

Vor 25 JahrEn „Hapag-Lloyd Flug“<br />

startete von 1990 an mit Langstreckenmaschinen,<br />

darunter Airbus A 310-300, in die<br />

Ferntouristik. Erste Ziele: Kenia und Karibik.<br />

Vor <strong>40</strong> JahrEn Im September 1975<br />

wurde der Containerdienst zwischen Europa<br />

und Kanada aufgenommen. Die „Mosel<br />

Express“ (736 TEU) lief erstmals Halifax an.<br />

10 JahrE<br />

11.11.<strong>15</strong> faBianE dominGuEz HL (Brazil), Santos<br />

14.11.<strong>15</strong> LiEu Tran HL (America), Chicago<br />

18.11.<strong>15</strong> GErriT frEEsE HL, Hamburg<br />

21.11.<strong>15</strong> Li LonGhursT HL (America), Atlanta<br />

23.11.<strong>15</strong> daVid niñEroLa HL (Spain), Barcelona<br />

25.11.<strong>15</strong> sVEn BoLLoW HL, Hamburg<br />

28.11.<strong>15</strong> Vicki Lord HL (America), Atlanta<br />

<strong>01</strong>.12.<strong>15</strong> aLdo coppa HL (Italy), Genua<br />

<strong>01</strong>.12.<strong>15</strong> nicoLa EGGErT HL, Hamburg<br />

<strong>01</strong>.12.<strong>15</strong> honG XianG WinGs zhanG HL (China), Shanghai<br />

05.12.<strong>15</strong> danyELLE odom HL (America), Atlanta<br />

07.12.<strong>15</strong> mELissa GErardo HL (America), Long Beach<br />

12.12.<strong>15</strong> zinna GrEEn HL (America), Houston<br />

13.12.<strong>15</strong> maarTEn aBELshausEn HL (Benelux), Antwerpen<br />

13.12.<strong>15</strong> Thomas dEW HL, Hamburg<br />

<strong>15</strong>.12.<strong>15</strong> TurkEr Erinc HL, Hamburg<br />

19.12.<strong>15</strong> sainaTh moryE GSC (India), Mumbai<br />

19.12.<strong>15</strong> suniL WadhWani GSC (India), Mumbai<br />

26.12.<strong>15</strong> yu Lin kEVin Wu GSC (China), Shanghai<br />

<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 aLina anGiELczyk HL (Poland), Gdynia<br />

<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 BLanka BakoWska HL (Poland), Gdynia<br />

<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 anna BiELEcka HL (Poland), Gdynia<br />

<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 Joanna BiLicka HL (Poland), Gdynia<br />

<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 karoLina BurchaTz HL (Poland), Gdynia<br />

<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 michaL BurnaToWicz HL (Poland), Gdynia<br />

<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 naThaLiE coEck HL (Turkey), Izmir<br />

<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 JarosLaW kaLinoWski HL (Poland), Gdynia<br />

<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 dariusz kaszuBoWski HL (Poland), Gdynia<br />

<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 daniELa kLEin HL, Hamburg<br />

<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 JarosLaWa kraJnik HL (Poland), Gdynia<br />

<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 Wu shan LiLy HL (China), Nanjing<br />

<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 fEdErico LomBardo HL (Italy), Genua<br />

<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 sTEffEn müLLEr HL, Hamburg<br />

<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 mario oGGiano HL, Hamburg<br />

<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 sVEn-asmus pLoEn HL, Hamburg<br />

<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 mariusz rEGuLa HL (Poland), Warschau<br />

<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 andrzEJ siEradzki HL (Poland), Gdynia<br />

<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 kim hyo siL HL (Korea), Seoul<br />

<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 maLGorzaTa sLomska HL (Poland), Gdynia<br />

<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 Tomasz sniadEk HL (Poland), Gdynia<br />

<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 Grazyna szymanska HL (Poland), Gdynia<br />

<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 chanakarn TEchTanomkuL HL (Thailand), Bangkok<br />

<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 Tomasz TudruJ HL (Poland), Gdynia<br />

<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 krzyszTof zELEchoWski HL (Poland), Gdynia<br />

03.<strong>01</strong>.16 yun JErry Gu HL (China), Shanghai<br />

03.<strong>01</strong>.16 JosEph mEnko HL (America), Tampa<br />

03.<strong>01</strong>.16 michELLE WiLLiams HL (America), Detroit<br />

Jubilare<br />

04.<strong>01</strong>.16 ThErEsa dunham HL (America), Atlanta<br />

05.<strong>01</strong>.16 crisTina piLar pEris HL (Spain), Valencia<br />

09.<strong>01</strong>.16 pan hui QionG Bianca HL (China), Shenzhen<br />

<strong>15</strong>.<strong>01</strong>.16 inGa hüBnEr HL, Hamburg<br />

<strong>15</strong>.<strong>01</strong>.16 oLaf kahnT HL, Hamburg<br />

18.<strong>01</strong>.16 raQuEL GiL HL (Spain), Barcelona<br />

30.<strong>01</strong>.16 sonia hEsTEr HL (America), Atlanta<br />

25 JahrE<br />

12.11.<strong>15</strong> manfrEd BürGEr HL, Hamburg<br />

13.11.<strong>15</strong> michaEL sTiLLiTano HL (America), Piscataway<br />

<strong>15</strong>.11.<strong>15</strong> marTinE naErT HL (Benelux), Antwerpen<br />

<strong>01</strong>.12.<strong>15</strong> raLf hoLLand HL, Hamburg<br />

<strong>01</strong>.12.<strong>15</strong> ana aLVEs HL (Portugal), Lisbon<br />

<strong>01</strong>.12.<strong>15</strong> ana farinha HL (Portugal), Lisbon<br />

<strong>01</strong>.12.<strong>15</strong> anTonio marQuEs HL (Portugal), Lisbon<br />

<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 iLona cypErs HL, Hamburg<br />

<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 LuTz-michaEL dyck HL, Hamburg<br />

<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 pETEr GraEsEr HL, Hamburg<br />

<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 BEnJamin hirzEL HL (Switzerland), Basel<br />

<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 Joachim hoLLJEs HL, Hamburg<br />

<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 raLf kühnE HL, Hamburg<br />

<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 roLf raBEnhorsT HL, Hamburg<br />

<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 saBinE WischmEiEr HL, Hamburg<br />

11.<strong>01</strong>.16 andrEas kEnnEr HL, Hamburg<br />

21.<strong>01</strong>.16 BErnd ETziEn HL, Hamburg<br />

21.<strong>01</strong>.16 norBErT zELck HL, Hamburg<br />

<strong>40</strong> JahrE<br />

17.12.<strong>15</strong> françois pourTauBordE HL (China), Shanghai<br />

WIR TRAUERN UM<br />

10.05.2<strong>01</strong>5 Enno TEunis BEhrEns (89) HL, Hamburg<br />

26.05.2<strong>01</strong>5 GErnoT LindEmann (75) HL, Hamburg<br />

30.05.2<strong>01</strong>5 WoLfGanG hEiskEL (91) HL, Hamburg<br />

30.06.2<strong>01</strong>5 karL-hEinz sauEr (77) HL, Hamburg<br />

30.06.2<strong>01</strong>5 diETEr WinkLEr (69) HL, Hamburg<br />

05.07.2<strong>01</strong>5 EGon noormann (89) HL, Hamburg<br />

08.07.2<strong>01</strong>5 marion köpckE (73) HL, Hamburg<br />

18.07.2<strong>01</strong>5 horsT ropErs (84) HL, Hamburg<br />

19.07.2<strong>01</strong>5 rüdiGEr VoLLmEr (74) HL, Hamburg<br />

23.07.2<strong>01</strong>5 GünTEr scharsich (80) HL, Hamburg<br />

28.07.2<strong>01</strong>5 annELiEsE BrodEssEr (86) HL, Düsseldorf<br />

29.07.2<strong>01</strong>5 Jan Van WEsTEn (59) HL (Benelux), Rotterdam<br />

<strong>01</strong>.08.2<strong>01</strong>5 Jörn niEhaus-manharT (72) HL, Hamburg<br />

09.08.2<strong>01</strong>5 Vicky monTEaGudo (44) HL (Spain), Barcelona<br />

<strong>15</strong>.08.2<strong>01</strong>5 hELmuT kiWiTz (88) HL, Bremerhaven<br />

04.09.2<strong>01</strong>5 diETEr LüdErsEn (76) HL, Hamburg<br />

23.09.2<strong>01</strong>5 WErnEr mEyEr (87) HL, Bremerhaven<br />

38 | Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5


LOG OUT<br />

2<br />

1<br />

3<br />

Ihre Fotos<br />

Dies ist Ihre Seite – die Seite für Fotos von Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern weltweit. Hier ist Platz für die schönsten Bilder:<br />

Von Bord unserer Schiffe, aber auch von Land – vom Team-<br />

Event, vom Kundenempfang, von Kollegen bei der Arbeit.<br />

Senden Sie uns Ihre Fotos, wenn Sie einverstanden sind, dass<br />

diese veröffentlicht werden – direkt an logbook@hlag.com.<br />

Am besten bei Datenmengen von mehr als 2 MB über den<br />

kostenlosen und einfachen Filehosting-Dienst wetransfer.com.<br />

Wir freuen uns sehr auf Ihre Bilder!<br />

4<br />

1 EIN SEEmaNN bei der Arbeit<br />

an Bord, aufgenommen von Kapitän<br />

Uwe Fiedler<br />

2 DIE BUGWELLE eines Containerschiffes<br />

– von David Piel, Global<br />

Special Cargo Department,<br />

Hamburg<br />

3 EIN SONNENUNTERGaNG an<br />

Bord – ebenfalls von Kapitän Fiedler<br />

4 mÄNNER aN <strong>DE</strong>R maSCHINE –<br />

auch dieses Bild machte Uwe Fiedler<br />

5 EINFaHRT NaCH HamBURG Die<br />

„Antwerpen Express“ fotografierte<br />

Herbert Sommer, ehemals<br />

Hapag-Lloyd<br />

5<br />

Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5 | 39


Auf KontrollgAng<br />

an Bord der „Essen<br />

Express“: Als Erster<br />

Offizier ist Tobias<br />

Kammann auch für die<br />

Ladung verantwortlich

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