LOGBOOK 01-15 DE_Fine PDFs(40)_WEB
das Mitarbeitermagazin von ausgabe 01 | 2015 RepoRt von boRd Low suLfur: so Läuft das uMschaLten Rolf Habben Jansen Mitarbeite r inte rvi e w e n de n ceo teamwoRk wie hapag-LLoyd nike aLs kunden gewann
- Page 2 and 3: Inhalt 01I15 34 alBerT Ballin erfan
- Page 4 and 5: 4 | Logbook 01.2015
- Page 6 and 7: log in Betten für die „AIDAprima
- Page 8 and 9: ubrikname shipping log Unsere Seele
- Page 10 and 11: Der entscheiDenDe MoMent Leo Padaya
- Page 12 and 13: shIppInG loG verlässlIch dokumentI
- Page 14 and 15: Der AutomAtik-Filter Alle sechs „
- Page 16 and 17: SHipping LOg Die neue Klasse: „Va
- Page 18 and 19: PAulA MArtinez 42, Senior Coordinat
- Page 20 and 21: company log Management. Meine Vorst
- Page 22 and 23: Michael Ludewig: Hapag-Lloyd verste
- Page 24 and 25: company log Neue Schuhe für Ronald
- Page 26 and 27: immeR StARtKLAR Das Antwerpener Tea
- Page 28 and 29: 28 | Logbook 01.2015 IM GESPRÄCH i
- Page 30 and 31: COmPANy lOg EINDRÜCKE VON DER KAFF
- Page 32 and 33: Polens Tor zur Welt Seit Kurzem fä
- Page 34 and 35: UNTERWEGS RICHTUNG ORIENT Ein Plaka
- Page 36 and 37: VOR NEW YORK Die „Augusta Victori
- Page 38 and 39: LoG ouT Vor 10 JahrEn Im Herbst 200
- Page 40: Auf KontrollgAng an Bord der „Ess
das Mitarbeitermagazin von<br />
ausgabe <strong>01</strong> | 2<strong>01</strong>5<br />
RepoRt von boRd<br />
Low suLfur: so Läuft<br />
das uMschaLten<br />
Rolf Habben Jansen<br />
Mitarbeite r<br />
inte rvi e w e n de n ceo<br />
teamwoRk<br />
wie hapag-LLoyd nike<br />
aLs kunden gewann
Inhalt <strong>01</strong>I<strong>15</strong><br />
34<br />
alBerT<br />
Ballin<br />
erfand vor<br />
125 Jahren<br />
die moderne<br />
Kreuzfahrt<br />
28<br />
TiTelfoTo<br />
Der Erste<br />
Offizier Tobias<br />
Kammann.<br />
Mehr über ihn<br />
auf Seite 8<br />
lavazza<br />
Der italienische<br />
Kaffeeröster:<br />
ein<br />
Kunden -<br />
gespräch<br />
impressum<br />
HerausGeBer<br />
Hapag-Lloyd Aktiengesellschaft<br />
Corporate Communications<br />
Ballindamm 25 · 20095 Hamburg<br />
Tel.: +49 <strong>40</strong> 30<strong>01</strong>-0 · Fax: +49 <strong>40</strong> 335360<br />
E-Mail: logbook@hlag.com<br />
www.hapag-lloyd.com<br />
veranTworTlicH für den inHalT<br />
Nils Haupt · Tel.: +49 <strong>40</strong> 30<strong>01</strong>-2263<br />
redakTionsleiTunG<br />
Christian Denso · Tel.: +49 <strong>40</strong> 30<strong>01</strong>-2478<br />
GesTalTunG<br />
PRH Hamburg Kommunikation GmbH<br />
Burchardstraße 13 · 20095 Hamburg<br />
druck<br />
NEEF + STUMME premium printing GmbH &<br />
Co. KG · 29378 Wittingen<br />
18<br />
ceo im<br />
inTerview<br />
Mitarbeiter<br />
fragen, Rolf<br />
Habben Jansen<br />
antwortet<br />
2 | Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5
ubrIkName<br />
LOG IN<br />
04 Im fOkus<br />
Der erste Tag auf dem Börsenparkett<br />
06 kurz NOtIert<br />
Neuer Vorstand, Boxen für den Vatikan,<br />
Mönche im Büro und andere Meldungen<br />
shIppING LOG<br />
08 uNsere seeLeute<br />
Tobias Kammann, Erster Offizier<br />
10 LOw suLfur<br />
So aufwendig ist das Umschalten an<br />
Bord – eine Reportage<br />
24<br />
16 INfOGrafIk<br />
Die neue „Valparaíso Express“-Klasse<br />
COmpaNy LOG<br />
18 Im GespräCh<br />
Fünf Mitarbeiter interviewen den CEO<br />
24 teamwOrk<br />
Warum Hapag-Lloyd jetzt Sportschuhe<br />
von Nike fährt<br />
NIke<br />
Hapag-Lloyd<br />
fährt jetzt<br />
Sportartikel<br />
des Weltmarktführers<br />
27 azubI<br />
Drei Jahre mit Jasper: Was erlebt der<br />
Nachwuchs bei seiner Ausbildung?<br />
28 kuNdeNpOrträt<br />
Der italienische Kaffeeröster Lavazza<br />
eveNt LOG<br />
10<br />
31 Im paterNOster mIt …<br />
Orlando Castillo<br />
32 heImathafeN<br />
Meine Heimat Danzig<br />
LOw<br />
suLfur<br />
Wie läuft das<br />
Umschalten<br />
an Bord eines<br />
Schiffes?<br />
© World map: Fotolia - cienpiesnf<br />
hIstOry LOG<br />
34 dIe erfINduNG der kreuzfahrt<br />
Vor 125 Jahren begann die erste Rundreise.<br />
Mit an Bord: Albert Ballin<br />
LOG Out<br />
38 JubILäeN, trauerfäLLe –<br />
uNd Ihre fOtOs<br />
Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5 | 3
4 | Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5
log in<br />
So Sieht daS auS, wenn<br />
Hapag-Lloyd an die Börse<br />
geht: Michael Behrendt, der<br />
Aufsichtsratsvorsitzende, läutet<br />
die Glocke, wie es gute Tradition<br />
für Neulinge auf dem Parkett<br />
ist. Die Vorstands mitglie der um<br />
CEO Rolf Habben Jansen zeigen<br />
sich glücklich über das<br />
Erreichte – und Journalisten<br />
halten den historischen Moment<br />
Anfang November in Frankfurt<br />
fest. Hapag-Lloyd ist damit<br />
nach mehr als einem Jahrzehnt<br />
wieder börsennotiert.<br />
Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5 | 5<br />
Foto: Martin Joppen
log in<br />
Betten für die<br />
„AIDAprima“<br />
iM FRÜHJAHR soll sie auf<br />
Jungfernfahrt gehen: die<br />
„AIDAprima“, das neue<br />
Flaggschiff der deutschen<br />
Reederei Aida Cruises. Ein<br />
großer Teil der Ausstattung für<br />
das Schiff mit Platz für 3.250 Passagiere<br />
(Foto) kam zuvor per Container<br />
von Hapag-Lloyd auf die Bauwerft<br />
nach Japan: Den Anfang machten 31<br />
Container voller Schiffsausstattung,<br />
da runter Betten und Küchenutensilien,<br />
die im Sommer auf der „Antwerpen<br />
Express“ (13.200 TEU) von Hamburg<br />
Richtung Fernost verschifft wurden.<br />
Die größten Kräne<br />
für Schwergut<br />
EINE BOX<br />
FÜR <strong>DE</strong>N PAPST<br />
…odeR zuMindeSt<br />
FASt: Kunstwerke für<br />
die weltberühmten<br />
Vatikanischen Museen<br />
brachte Hapag-Lloyd<br />
kürzlich von den USA<br />
in den Vatikanstaat.<br />
Die insgesamt neun<br />
Exponate kamen aus<br />
St. Louis in Missouri<br />
und wurden in New<br />
York auf der „ZIM<br />
Monaco“ (4.253 TEU)<br />
verschifft. Sie fährt im<br />
MES-Dienst über den<br />
Nordatlantik bis ins Mittelmeer,<br />
Hapag-Lloyd<br />
ist Slotcharterer. In<br />
Livorno ging es wieder<br />
von Bord – und anschließend<br />
für die<br />
Container per Laster<br />
direkt zum Petersplatz.<br />
60 tonnen kann der Kran mit der höchsten Kapazität für pre-lashed<br />
Ladung heben – also Ladung, die bereits an Land auf einem Flatrack<br />
gesichert wird. Schwimmkräne in Singapur, Rotterdam oder New York<br />
heben sogar bis zu 500 Tonnen schwere Break-Bulk-Ladung – sie wird<br />
erst an Bord auf mehreren Flatracks gesichert. Das und mehr steht in<br />
einer Liste, die das Team von Special Cargo in Hamburg zusammen -<br />
gestellt hat. „Die Liste soll vor allem Sales-Kollegen unterstützen. Bei<br />
Kundenanfragen können sie gleich sehen, ob die besondere Ladung im<br />
gewünschten Hafen umgeschlagen werden kann – oder Alternativen<br />
anbieten“, sagt Leiter David Piel. Die Datei wird regelmäßig aktualisiert,<br />
Hinweise auf Fehler sind willkommen. Zu finden ist die Liste („Crane<br />
capacities worldwide“) im HIP unter „Special Cargo Manual“.<br />
Foto: Aida<br />
5,3 %<br />
MEHR CONTAINER<br />
SCHLUGEN DIE<br />
100 GRöSSTEN<br />
HäFEN WELTWEIT<br />
IM JAHR 2<strong>01</strong>4 UM.<br />
Kabotage, die<br />
Wortart: SubStAntiv, FeMinin<br />
Herkunft: FRAnkReicH<br />
RecHtScHReibung<br />
Worttrennung: Ka|bo|ta|ge<br />
lexikon<br />
bedeutung<br />
Im Zuge des Zusammenschlusses mit<br />
CSAV taucht unter anderem immer<br />
wieder der Begriff „Kabotage“ auf.<br />
Doch was bedeutet das eigentlich?<br />
Kabotage nennt man den (See-)<br />
Transport von Waren zwischen<br />
Häfen desselben Landes durch ein<br />
ausländisches Unternehmen. Wenn<br />
Hapag-Lloyd also einen Container,<br />
der in Valparaíso geladen wurde, in<br />
Antofagasta in Chile wieder entlädt,<br />
dann handelt es sich um Kabotage.<br />
Normalerweise ist ein solcher Transport<br />
nur inländischen Verkehrsunternehmen<br />
vorbehalten. Ein Staat muss<br />
einem ausländischen Unternehmen<br />
explizit das Recht dazu einräumen,<br />
Kabotage zu betreiben. CSAV besaß<br />
diese Rechte für Containertransporte<br />
innerhalb von Brasilien, Chile,<br />
Argentinien und Peru, sie gingen<br />
nach dem Zusammenschluss auf<br />
Hapag-Lloyd über. „Eine wichtige<br />
Geschäftserweiterung“, sagt COO<br />
Anthony J. Firmin.<br />
6 | Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5
Neuer Sales-<br />
Vorstand<br />
an Bord<br />
SEIT ANfANG OkTObER<br />
ist er neues Vorstandsmitglied<br />
bei Hapag-Lloyd:<br />
Thorsten Haeser. Der<br />
47-Jährige verantwortet als<br />
Chief Commercial Officer (CCO)<br />
die weltweiten Sales-Aktivitäten. „Ich<br />
freue mich ungemein auf die Arbeit.<br />
Die Linienschifffahrt ist eine spannende<br />
und sehr herausfordernde Industrie“,<br />
sagte das neue, vierte Vorstandsmitglied:<br />
„Zusammen mit Ihnen allen<br />
möchte ich tatkräftig daran mitarbeiten,<br />
Hapag-Lloyd noch erfolgreicher<br />
zu machen.“ Thorsten Haeser wohnt<br />
mit seiner Lebensgefährtin in einem<br />
Haus in Hamburg, seine bereits<br />
erwachsene Tochter studiert in<br />
London. Der CCO ist Weinkenner,<br />
verreist gern und ist begeisterter<br />
Tennisspieler und Skifahrer.<br />
BUDDHAS<br />
SEGEN<br />
SIE SETZTEN SIcH<br />
auf den Teppich im Eingang<br />
des Büros, dann<br />
begannen die Mönche<br />
im 24. Stock des Panjathani<br />
Tower im Zentrum<br />
von Bangkok: Bei<br />
einer feierlichen Zeremonie<br />
mit vielen Mitarbeitern<br />
(Fotos unten)<br />
haben neun buddhistische<br />
Mönche das renovierte<br />
Büro der Area<br />
Indochina gesegnet.<br />
Solche Segnungen gibt<br />
es in vielen religiösen<br />
Kulturen – in Thailand<br />
sollten die Mönche aus<br />
einem Tempel der<br />
Hauptstadt besonders<br />
dabei helfen, die neuen<br />
Räume zum Leben zu<br />
erwecken, Harmonie<br />
und Frieden unter den<br />
Mitarbeitern zu verbreiten,<br />
aber auch Glück<br />
und Wohlstand für sie<br />
zu bringen.<br />
Einmal selbst<br />
Kapitän sein<br />
SEIT GUT ZWEI JAHREN<br />
gibt es nun im Internationalen<br />
Maritimen Museum<br />
in Hamburg einen von<br />
Hapag-Lloyd gespendeten<br />
Schiffsführungssimulator. Jedermann<br />
kann dort unter fachkundiger<br />
Anleitung unter anderem die 300 Meter<br />
lange „Tokyo Express“ in den Hafen<br />
von Hamburg, Rotterdam oder<br />
Singapur navigieren. Ein großer Erfolg:<br />
Bisher hat die Crew um Projektleiter<br />
Hans Trey mehr als 18.000 Besucher<br />
gezählt. Darunter eine Ehefrau, die<br />
eigentlich ihrem Mann eine Fahrt auf<br />
dem Simulator geschenkt hatte, aber<br />
kurzerhand selbst ans Steuer ging.<br />
„Immer öfter“, erzählt der ehemalige<br />
Hapag-Kapitän Trey, „schicken auch<br />
Schifffahrtsunternehmen ihre Auszubildenden<br />
zu uns“ – so wie Hapag-Lloyd<br />
in diesem Sommer den neuen Auszubildenden-Jahrgang<br />
(Foto). Das Auslaufen<br />
aus Rotterdam bei orkanartigen<br />
Böen stellte auch den Nachwuchs in<br />
den ersten Wochen der Ausbildung vor<br />
einige Probleme. (S. auch S. 27)<br />
Foto: Bertram Solcher<br />
Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5 | 7
ubrikname<br />
shipping log<br />
Unsere<br />
Seeleute<br />
Der Mann<br />
mit Überblick<br />
Zwei Meter drei groß und zuständig für (fast)<br />
alles an Bord: Tobias Kammann ist Erster<br />
Offizier auf der „Essen Express“<br />
TexT und FoTos: ChrisTian denso<br />
8 | Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5
„Sein“ Schiff<br />
Tobias Kammann (Foto unten) fährt<br />
mit der „Essen Express“ (13.200 TEU)<br />
im Loop der G6-Alliance<br />
Ich durfte sehr früh<br />
viel Verantwortung<br />
übernehmen<br />
Ein Sonntagmorgen im Juli, kurz nach acht Uhr. Die<br />
„Essen Express“ liegt vor der englischen Küste auf<br />
Reede. Die Morgensonne taucht die Brücke in ein<br />
mildes Licht. Als das Handy klingelt, hat Tobias<br />
Kammann gerade nach vier Stunden Wache an den<br />
Zweiten Offizier übergeben. Tochter Janne, vier Jahre alt, erzählt.<br />
Von zu Hause im Ruhrgebiet, vom Eisessen mit Oma.<br />
Ganz nah ist der Vater in diesem Moment. Ganz weit weg wird<br />
er für die nächsten gut 70 Tage fahren – durchs Mittelmeer<br />
und den Suezkanal. Bis nach Korea und wieder zurück.<br />
Seemann zu werden, genauer: Kapitän, das hatte schon<br />
der Berufsberater im Arbeitsamt seiner norddeutschen Heimat<br />
vorgeschlagen – als Kammann 14 Jahre alt war. Als Kind hatte<br />
er Dutzende Seefahrerromane gelesen und Briefmarken von<br />
Schiffen gesammelt. Heute denkt der Offizier schmunzelnd an<br />
die Geschichte mit dem Berufswahl-Fragebogen zurück. Der<br />
zwei Meter drei große Mann ist der erste Seemann der Familie,<br />
die aus dem Osnabrücker Land stammt.<br />
Foto: Hapag-Lloyd<br />
alS erSter Offizier, zumal an Bord eines der größten<br />
Schiffe von Hapag-Lloyd, hat es der 35-Jährige weit nach oben<br />
geschafft. Die „Essen Express“, 366 Meter lang, ist schon seit<br />
einigen Rundreisen „sein“ Schiff. Die Liste der Aufgaben ist<br />
lang. Als „Chief Mate“ kümmert er sich um die 6.320 Container<br />
in diesem Moment an Bord, insbesondere die 233 Reefer –<br />
dazu um Trim und Stabilität des Schiffes, Ballastwasser, Auszubildende,<br />
Instandhaltung des Decks und viel Administration.<br />
Außerdem ist er zuständig für Sicherheit, Gesundheit und<br />
nicht zuletzt den Müll an Bord. Wache geht Kammann zudem<br />
auf See acht Stunden jeden Tag. Entsprechend lang sind seine<br />
Arbeitstage. „Dass der Papierkram immer mehr zunimmt, stört<br />
mich besonders. Es erhöht einfach die Wahrscheinlichkeit,<br />
Fehler zu machen, etwas zu vergessen oder eine Frist zu verpassen.<br />
Und das schafft dann unnötige Probleme.“ Tobias<br />
Kammann, sonst immer freundlich, schaut richtig ernst, als er<br />
das sagt.<br />
Aber diese Probleme effizient und mit großer Ruhe zu<br />
lösen, das hat der Seemann in den 13 Jahren auf See gelernt.<br />
Nach wie vor begeistert ihn die Vielseitigkeit seines Jobs an<br />
Bord. Herausforderungen nimmt er meist mit Humor: „Wo<br />
sonst darf man denn auch mal eben eine Platzwunde<br />
nähen?“ Natürlich fasziniert ihn auch die<br />
Begegnung mit der Natur, die unendlichen Sternenhimmel<br />
nachts auf dem offenen Ozean, aber<br />
auch die Launen der Natur.<br />
SchOn beim erSten Praktikum nach Abitur<br />
und Zivildienst hatte er auch andere Seiten der Seefahrt<br />
kennengelernt. Im Winter war er auf Nordund<br />
Ostsee gefahren, auf einem 100-Meter-Feeder<br />
mit sieben Mann Besatzung. Obwohl die Gischt an Deck gefror<br />
und sie auch mal über eine Woche im Eis feststeckten,<br />
sagt Kammann im Rückblick: „Das hat mir einfach richtig gut<br />
gefallen.“ Auf diesem kleinen Schiff hat der Norddeutsche später<br />
seine Ausbildung zum Schiffsmechaniker durchlaufen. „Ich<br />
durfte dort sehr früh viel Verantwortung übernehmen.“ Auf<br />
der „Santiago Express“ bei Hapag-Lloyd kam er 2005 erstmals<br />
über die Häfen Nordeuropas hinaus in die Welt. Und jetzt<br />
Europa–Asien und zurück. Seine Frau, die daheim in der<br />
Leitung einer Wohnungslosen-Hilfe arbeitet, managt derweil<br />
die Familie.<br />
alS Seine tOchter zur welt kam, hat das Schiffs -<br />
management Tobias Kammann eine längere Elternzeit<br />
ermöglicht. Janne kennt es heute nicht anders, als dass ihr<br />
Papi wochenlang ganz weit weg ist. Ihre ersten Schritte hat<br />
er nur auf Fotos an Bord gesehen. Aber wenn er wieder<br />
von Bord geht, dann nimmt er sich alle Zeit für die Familie –<br />
wochenlang. n<br />
Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5 | 9
Der entscheiDenDe<br />
MoMent<br />
Leo Padayao, Dritter<br />
Ingenieur, öffnet das Ventil<br />
und Low-Sulfur-Öl strömt<br />
in das Kraftstoffsystem<br />
Time to change<br />
In immer mehr Regionen der Welt müssen<br />
unsere Schiffe zu schwefelarmem Kraftstoff<br />
wechseln. Doch wie schaltet man einen<br />
Containerriesen eigentlich um? Ein Report<br />
von Bord der „Kuala Lumpur Express“<br />
text: Lars rauscher<br />
Fotos: sebastian VoLLMert<br />
10 | Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5
Shipping log<br />
8.750 teu<br />
Die „Kuala Lumpur Express“<br />
wurde 2007 bei Hyundai in<br />
Korea gebaut<br />
Foto: Hapag-Lloyd<br />
Der chief<br />
Karsten Bartlau<br />
an der Kontrollkonsole<br />
im Bord Management<br />
Center<br />
Viskositäten, Temperaturen, Verbräuche – das sind<br />
Begriffe, die jeden Chief zum Strahlen bringen. Wie<br />
gut, denn sie sind entscheidend für das Umschalten,<br />
das sogenannte Fuel Change-Over beim Anlaufen<br />
und Verlassen von Emission Control Areas (ECA),<br />
zum Beispiel in Nord amerika und Nordeuropa. „Dort gilt seit<br />
dem 1. Januar 2<strong>01</strong>5 die Obergrenze von 0,1 Prozent Schwefel im<br />
Kraftstoff. Außerhalb sind 3,5 Prozent erlaubt“, sagt Chief Engineer<br />
Karsten Bartlau im Ships Office der „Kuala Lumpur Express“.<br />
In immer mehr Seegebieten auf der Welt gelten verschärfte<br />
Obergrenzen für den Schwefelgehalt in Brennstoffen. Auch auf<br />
den Containerschiffen von Hapag-Lloyd kommt deshalb immer<br />
SchaltStelle<br />
Im Hintergrund die Ventile,<br />
vorn die Supplypumpen 1<br />
und 2 für das<br />
Fuel Change-Over
shIppInG loG<br />
verlässlIch<br />
dokumentIert<br />
Die Ergebnisse des Fuel<br />
Change-Over Calculators<br />
werden Teil des<br />
Engine Log Books<br />
Im Gespräch<br />
Karsten Bartlau (l.) und<br />
Wolfram Guntermann<br />
Wolfram Guntermann<br />
Der Director Environmental<br />
Fleet ist für alle umweltrelevanten Prozesse<br />
in der Flotte verantwortlich<br />
12 | Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5<br />
Wir befürworten<br />
strenge Kontrollen in<br />
Emission Control Areas<br />
öfter Marine Diesel Oil, kurz: MDO,<br />
zum Einsatz. Es ist nicht nur erheblich<br />
teurer, sondern bedeutet auch eine aufwendige<br />
Prozedur: Bevor das Schiff in<br />
eine Emission Control Area hineinfährt, muss der Brennstoffkreislauf<br />
vollständig umgestellt sein. Doch wie genau funktioniert<br />
das? Ein Technikreport von Bord.<br />
dIe erste hürde: Bunkertanks für das Mehr an schwefel -<br />
armem Brennstoff bereitstellen. MDO wird zwar bereits für die<br />
Hilfsdiesel verwendet. Für den Betrieb der Hauptmaschine<br />
reichten die Vorräte allerdings nicht. Also ließ Hapag-Lloyd<br />
Tanks für Schweröl (Heavy Fuel Oil, HFO) mit Heißdampf reinigen<br />
und alle Schwerölreste gründlich entfernen. Zusätzlich wurden<br />
Arbeiten an den Rohrleitungen erforderlich, denn MDO<br />
darf nicht durch HFO-Leitungen fließen: Es würde verschmutzt<br />
und hätte infolgedessen einen zu hohen Schwefelgehalt.<br />
Der bisher für MDO vorgesehene Separator erwies sich<br />
ebenfalls als zu klein. Also wird jetzt – nach einer entsprechenden<br />
Reinigung und Umrüstung – einer der mit höherer Kapazität<br />
ausgelegten HFO-Separatoren für diesen Zweck eingesetzt.<br />
Hapag-Lloyd ist den Weg gegangen, alle Schiffe der Flotte<br />
unabhängig vom aktuellen Trade fit zu machen für Low<br />
Sulfur. Lutz-Michael Dyck, Director Ship Inspection/Technical<br />
Services: „Alles andere hätte uns nur eingeschränkt. Wir<br />
müssen die Schiffe flexibel einsetzen können.“<br />
Niedrigschweflige Kraftstoffe erfordern auch ein geeignetes<br />
Zylinderöl – und einen Tank dafür, genau wie Platz für einen<br />
MDO-Settling- und einen MDO-Servicetank geschaffen werden<br />
musste. Erst unmittelbar vor der Hauptmaschine erfolgt<br />
die Umstellung von einer Kraftstoffart auf die andere. So vermischt<br />
sich beim Umstellen nur eine vergleichsweise kleine<br />
Menge HFO mit dem zufließenden MDO, bevor es vollständig<br />
verbrannt ist. „Auf unserer Schiffsklasse reden wir dabei<br />
über 1,6 Tonnen“, sagt Chief Bartlau.
Umgewidmet<br />
Einer der drei<br />
ursprünglich für<br />
HFO genutzten<br />
Separatoren ist jetzt<br />
auf die Reinigung von<br />
MDO ausgelegt<br />
gleich vier mal pro UmlaUf muss die „Kuala Lumpur<br />
Express“ den Brennstoff umschalten. Das 8.750-TEU-Schiff<br />
pendelt im AX1-Service zwischen Nordeuropa und der US-<br />
Ostküste – und damit zwischen den ECAs in Nordamerika<br />
sowie in Nord- und Ostsee. Beim Anlaufen des Ärmelkanals<br />
zum Beispiel gilt: Mit der Überschreitung von „5 West“ (fünf<br />
Grad westlich von Greenwich) darf nur noch Kraftstoff mit<br />
weniger als 0,1 Prozent Schwefel durch die Einspritzdüsen<br />
laufen. Andernfalls drohen auf beiden Seiten des Atlantiks<br />
eine Geldstrafe in sechs- bis siebenstelliger Höhe, Fahrplanverzögerung,<br />
Anlaufverbot und sogar Haft für die Schiffsführung.<br />
Die Vorbereitung ist entsprechend gründlich. Sie beginnt<br />
etwa 24 Stunden vor Erreichen der ECA-Grenze mit einer<br />
Nachricht der nautischen Offiziere. „Die Nautiker sagen uns,<br />
wann wir die Grenze erreichen werden. Von diesem Zeitpunkt<br />
aus rechnen wir rückwärts“, sagt Chief Bartlau. Gemeinsam<br />
mit dem dritten Ingenieur beginnt er sofort mit den<br />
Vorbereitungen. Zunächst sorgen sie dafür, dass die Temperatur<br />
des HFO-Brennstoffkreislaufs langsam auf 120 Grad Celsius<br />
absinkt und die des MDO-Servicetanks auf 45 Grad Celsius<br />
ansteigt. Damit beträgt die Temperaturdifferenz zwischen<br />
beiden Kraftstoffen nur noch etwa 80 Grad. Ein deutlicher<br />
Vorteil. „Der Temperaturunterschied zwischen gerade genutztem<br />
und neuem Kraftstoff ist eine der wichtigsten Determinanten“,<br />
so Bartlau. Denn die Kraftstofftemperatur an der<br />
Hauptmaschine MAN B&W 12K98 ME darf sich nur um maximal<br />
zwei Grad Celsius pro Minute ändern. Andernfalls drohen<br />
Leckagen oder im schlimmsten Fall sogar ein Ausfall der<br />
Hauptmaschine.<br />
aUßßerdem errechnet der chief mit dem Fuel<br />
Change-Over Calculator – die Software ist eigens für jedes<br />
einzelne Schiff der Flotte individuell angepasst worden – die<br />
Umstelldauer. Das sieht so aus: Eingabe des Schwefelgehalts<br />
der aktuellen Chargen HFO und MDO (2,47 Prozent beziehungsweise<br />
0,0925 Prozent) und der Temperaturen (120 und<br />
45 Grad Celsius). Die Geschwindigkeit setzt er auf 16,6 Knoten<br />
fest (wie im Fahrplan vorgesehen) und gibt den entsprechenden<br />
Verbrauch von etwa 3,6 Tonnen je Stunde ein. Bartlau:<br />
Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5 | 13
Der AutomAtik-Filter<br />
Alle sechs „Kerzen“ genannte<br />
Kammern werden mit MDO<br />
gefüllt, damit das HFO beim Einfahren<br />
in die Emission Control<br />
Area vollständig verbrannt ist<br />
einwAnDFrei<br />
Die Hauptmaschine vom<br />
Typ MAN B&W 12K98 läuft<br />
problemlos auch mit Low<br />
Sulfur Fuel (o.)<br />
minutiös geFührt<br />
Das „Bunker Sample and<br />
SECA fuel change-over<br />
Record Book“ belegt die<br />
gesamte Prozedur (u.)<br />
„Das sind Erfahrungswerte, mit denen sich die Umstellung gut<br />
im Rahmen der Vorgaben fahren lässt.“ Der Fuel Change-Over<br />
Calculator errechnet, dass sich die Kraftstofftemperatur um<br />
maximal 1,96 Grad pro Minute ändert und die Umstellung<br />
3:41 Stunden dauert. Bei der „KUX“ geht das Umschalten<br />
damit sehr schnell – weil es ein vergleichsweise neues Schiff<br />
ist. Bei den meisten anderen, älteren kann der Prozess bis zu<br />
72 Stunden dauern.<br />
„mit Diesen DAten gehen wir zu Den nAutikern.<br />
Die müssen wissen, dass wir ab 61,1 Seemeilen westlich 5 Grad<br />
West – zuzüglich einer Sicherheitszone von 10 bis <strong>15</strong> Minuten –<br />
eine Fahrt von 16,6 Knoten benötigen, damit wir in der kalkulierten<br />
Zeit den schwefelhaltigen Brennstoff sicher verbrauchen.“<br />
Um Chief und drittem Ingenieur genügend Zeit zu<br />
geben, die Umstellung vorzubereiten, müssen sie fünf Stunden<br />
vor Erreichen der Zone Bescheid bekommen. Beispielsweise<br />
öffnen sie dann das Ventil am MDO-Tank, damit<br />
überhaupt Kraftstoff fließen kann. Etwa 4:20 Stunden vor Erreichen<br />
der Grenze beginnen die Maschinisten bereits mit der<br />
Umstellung. Sie stoppen die Zufuhr von Heißdampf – der Heizung<br />
für HFO-Leitungen und Aggregate. Außerdem öffnen sie<br />
das MDO-Ventil ein Stück weit und schließen das HFO-Ventil<br />
entsprechend. Das wiederholen sie mehrfach in den nächsten<br />
<strong>40</strong> Minuten, denn die errechneten 3:41 Stunden für das Fuel<br />
Change-Over gelten bei voll geöffnetem MDO- und vollständig<br />
geschlossenem HFO-Ventil.<br />
sobAlD DAs Ventil geöFFnet ist, läuft MDO durch<br />
Supplypumpe und Automatikfilter, Zirkulationspumpe und<br />
Indikatorfilter. Es vermischt sich mit dem zurücklaufenden<br />
HFO, das nicht verbrannt wurde, und ersetzt es nach und<br />
nach. Dabei senkt sich auch die Temperatur des Kraftstoffs.<br />
„Wir steuern nacheinander auch jeweils die zweite Supplyund<br />
Zirkulationspumpe sowie alle Kammern der beiden Filter<br />
an. Nur dann können wir sicher sein, dass alle HFO-Reste verbrannt<br />
sind“, so Bartlau.<br />
Denn nichts wäre unglücklicher als ein rechtzeitig gemanagter<br />
Umstellungsprozess, nach welchem ein Beamter aus -<br />
gerechnet aus der Pumpe die Probe zieht, die nicht in Betrieb<br />
14 | Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5
Shipping Log<br />
Lutz-MichaeL<br />
dyck<br />
Der Director Ship<br />
Inspection/Technical<br />
Services verantwortete<br />
den Umbau der<br />
Flotte für die Low-<br />
Sulfur-Fähigkeit<br />
Foto: Hapag-Lloyd<br />
Start bei<br />
–24 Stunden<br />
Die Vorbereitungen zur<br />
Umstellung beginnt<br />
Chief Bartlau bereits<br />
einen Tag vor Erreichen<br />
der ECA-Grenze<br />
Inzwischen ist<br />
eine gewissenhafte<br />
Routine eingekehrt<br />
war. „Da hätten wir schlechte Karten, wenn wir sagen müssten:<br />
An dieser Stelle bitte nicht!“<br />
Bartlau hat in den vergangenen Monaten bereits eine Kontrolle<br />
erlebt, bei der Proben genommen und analysiert wurden.<br />
Ohne Befund – einwandfreier Schwefelgehalt. Wolfram<br />
Guntermann, Director Environmental Fleet: „Wir befürworten<br />
regelmäßige, strenge Kontrollen in allen Emission Control<br />
Areas. Nur dann kann der positive Effekt für die Umwelt auch<br />
wirklich eintreten.“ Die Befürchtung der Reedereien, die sich<br />
konsequent an Recht und Gesetz halten: Wo keine Kontrolle<br />
ist, ist auch eine deutlich geringere Bereitschaft zum Handeln<br />
da. Schließlich geht es um sehr viel Geld – schwefelarmes<br />
MDO kostet ziemlich genau das Doppelte von HFO. Deshalb<br />
ist Hapag-Lloyd auch der Trident Alliance beigetreten. Die Initiative<br />
ist ein Zusammenschluss von Reedereien, die sich zum<br />
verbindlichen und transparenten Durchsetzen<br />
der Schwefelrichtlinien verpflichten. Guntermann:<br />
„Gleichzeitig geht es auch darum, dass<br />
fairer Wettbewerb gewährleistet bleibt.“<br />
Beim Einfahren in die Emission Control Areas liegt die<br />
Herausforderung darin, das Fuel Change-Over wenige<br />
Minuten vor Erreichen der Grenze abgeschlossen zu haben.<br />
Beginnt der Chief zu früh mit der Umstellung, verfeuert er<br />
im wahrsten Sinne des Wortes Geld. Schon eine Stunde zu<br />
viel bedeutet gleich einen vierstelligen Dollar-Betrag.<br />
beiM VerLaSSen der zone geht es ausschließlich<br />
darum, die Komponenten der Maschine nicht durch den<br />
Wechsel vom kalten MDO zum heißen HFO zu schädigen.<br />
Auch hier gilt deshalb die „Zwei Grad pro Minute“-Regel. Chief<br />
Bartlau: „Bei den ersten Fahrten war die Umstellung ein auf -<br />
regender Prozess. Kein Mensch wusste, wie Hauptmaschine<br />
und Aggregate reagieren. Inzwischen ist bei uns an Bord auf<br />
der ‚Kuala Lumpur Express‘ eine große – und sehr gewissenhafte<br />
– Routine eingekehrt.“ n<br />
Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5 | <strong>15</strong>
SHipping LOg<br />
Die neue Klasse:<br />
„Valparaíso Express“<br />
Auf einen Blick: Die wichtigsten Merkmale der<br />
fünf neuen 10.500-TEU-Schiffe, die Hapag-Lloyd von<br />
Herbst 2<strong>01</strong>6 an in Fahrt bringen wird<br />
gefäHrLicHe güter<br />
Alle Luken sind prinzipiell<br />
für die Aufnahme dieser<br />
besonderen Ladung vorbereitet<br />
– das gibt eine höhere<br />
Flexibilität beim Laden.<br />
neuartigeS LaScH- und LadungSSyStem<br />
Dazu gehört, dass es bis zu vier Lukendeckel gibt –<br />
statt bisher meist drei. Auch das bringt eine größere<br />
Flexibilität beim Laden und Löschen. Zudem sind die<br />
Laschbrücken jetzt drei Tiers (Containerlagen) hoch.<br />
„Out Of gauge“-Ladung<br />
Übergroße Ladung, die nicht<br />
mehr in einen Container passt,<br />
wird oft unter Deck gestaut.<br />
HeimatHafen<br />
Hamburg<br />
bugStraHLruder<br />
Das Bugstrahlruder mit etwa<br />
2.500 kW (etwa 3.<strong>40</strong>0 PS)<br />
erleichtert insbesondere<br />
das Manövrieren in engen<br />
Fahrwassern wie etwa<br />
Hafenbecken.<br />
Optimierter ScHiffSrumpf<br />
Ausgelegt für besondere Beladungsund<br />
Geschwindigkeitsprofile im<br />
Fahrtgebiet Südamerika<br />
KüHLcOntainer-SteLLpLätze<br />
Insgesamt 2.100 – davon etwa 1,250<br />
über Deck und 850 unter Deck. Damit<br />
sind diese Schiffe insbesondere für den<br />
Transport verderblicher Güter wie Obst,<br />
Gemüse, Fleisch oder Pharmaerzeugnisse<br />
geeignet.<br />
16 | Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5
LängE: 333 Meter<br />
BREitE: 48 Meter<br />
Damit passen diese Post-Panamax-Schiffe<br />
durch den erweiterten Panamakanal.<br />
Kapazität: 10.500 TEU<br />
nEBEnEinan<strong>DE</strong>R: max. 18 Containerreihen<br />
ÜBEREinan<strong>DE</strong>R: max. 18 Container (max. 9 unter und 9 über Deck)<br />
La<strong>DE</strong>RäUmE: insgesamt 8<br />
höhE: 63,5 Meter (vom Kiel bis über die Aufbauten)<br />
max. tRagfähigKEit: 123.490 Tonnen<br />
max. tiEfgang: 14 Meter<br />
WERft: Hyundai Samho Heavy Industries (Südkorea)<br />
KLassE: DNVGL<br />
REttUngsBootE<br />
Seitlich an den Aufbauten<br />
tWin isLanD<br />
Die räumliche Trennung von<br />
Aufbauten und Maschinenraum<br />
sorgt für eine verbesserte<br />
Stabilität und mehr Ladekapazität<br />
unter Einhaltung<br />
des Sichtstrahls.<br />
fREqUEnzgEstEUERtE<br />
pUmpEn<br />
Damit lässt sich bei geringeren<br />
Geschwindigkeiten Energie<br />
sparen.<br />
<strong>DE</strong>UtschE fLaggE<br />
Die fünf Neubauten werden<br />
unter deutscher Flagge fahren.<br />
tanKs<br />
Liegen innen, ohne Verbindung<br />
zur Außenhaut, und<br />
fassen insgesamt 10.000<br />
Kubikmeter Brennstoff,<br />
insbesondere auch MDO<br />
(Marine Diesel Oil, für<br />
Emission Control Areas).<br />
BaLLastWassER<br />
Aufbereitungsanlagen<br />
reinigen das Ballastwasser<br />
der Schiffe ohne Chemikalien<br />
vor Eintritt und vor Austritt<br />
aus den Ballastwassertanks<br />
und verhindern durch<br />
Filtration und UV-Lichtbehandlung,<br />
dass ungewollt<br />
Organismen über die Ballastwassertanks<br />
in fremde<br />
Ökosysteme einwanden.<br />
haUptmaschinE<br />
Eine 7S90ME-C10.5 von<br />
MAN Diesel & Turbo – ein<br />
hocheffizienter, sparsamer<br />
7-Zylinder-Diesel mit<br />
elektronischer, emissions -<br />
senkender Ventilsteuerung,<br />
der 34.224 kW leistet (etwa<br />
46.530 PS). Dazu kommen<br />
fünf Hilfsdiesel mit zusammen<br />
1.270 kW (28.920 PS).<br />
antRiEB<br />
Der fünfblättrige Propeller kann<br />
das Schiff auf bis zu 21 Knoten<br />
beschleunigen – im Slow Steaming<br />
wird aber meist einiges langsamer<br />
gefahren. Die Reichweite beträgt<br />
etwa 30.000 Seemeilen (rund<br />
55.000 km).<br />
LanDstRomanschLUss<br />
Alle Schiffe der „Valparaíso Express“-Klasse<br />
sind für die umweltfreundliche<br />
Stromversorgung von<br />
Land vorbereitet – die Hilfsdiesel<br />
an Bord könnten dann im Hafen<br />
ausgeschaltet werden. Der Spezial-<br />
Container dafür ist am Heck vorgesehen.<br />
RUD<strong>DE</strong>R BULB<br />
Senkt den Brennstoffverbrauch<br />
Infografik: Volker Römer<br />
Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5 | 17
PAulA MArtinez<br />
42, Senior Coordinator<br />
Business Systems, Region<br />
South America, Valparaíso.<br />
Hat seit 1998 für CSAV<br />
gearbeitet<br />
MichAel ludeWig<br />
55, Manager Global<br />
E-Business, Corporate<br />
Sales, Hamburg. Seit<br />
1998 bei Hapag-Lloyd<br />
rolf hABBen JAnsen<br />
49, Vorstandsvorsitzender,<br />
seit April 2<strong>01</strong>4 im Vorstand<br />
von Hapag-Lloyd<br />
chArlie chAn Mun Whye<br />
27, Senior Executive Regional<br />
Sales/Costumer Service,<br />
Region Asia, Singapur. Seit<br />
2<strong>01</strong>1 bei Hapag-Lloyd<br />
corAlie BieMAnn<br />
23, Trainee im dritten<br />
Jahr. Seit August 2<strong>01</strong>2<br />
bei Hapag-Lloyd (arbeitet<br />
jetzt nach Beendigung<br />
der Ausbildung im Global<br />
Reefer Management)<br />
Axel Werth<br />
56, Kapitän der<br />
„Antwerpen Express“<br />
(13.200 TEU). Seit<br />
1991 bei Hapag-Lloyd<br />
18 | Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5
coMpany log<br />
Fragen Sie<br />
den CEO<br />
Logbook lud fünf Mitarbeiter<br />
ein, Rolf Habben Jansen zu<br />
interviewen – so nutzten sie die<br />
ungewöhnliche Gelegenheit<br />
Mitarbeiter wissen aus eigener<br />
Erfahrung am besten,<br />
was die Kolleginnen<br />
und Kollegen beschäftigt.<br />
Deshalb haben wir für<br />
dieses Interview mit dem CEO erstmals<br />
fünf ganz unterschiedliche Mitarbeiter<br />
in das Büro des Vorstandsvorsitzenden<br />
nach Hamburg eingeladen: eine Auszubildende,<br />
einen Kapitän und jeweils<br />
einen Mitarbeiter aus Asien, Südamerika<br />
und Hamburg. Eine kurze Begrüßung,<br />
das bisschen Lampenfieber legte sich<br />
rasch – und dann begann für anderthalb<br />
Stunden ein lebhaftes Gespräch über<br />
die zukünftige Vision, Spanisch und die<br />
deutsche Flagge.<br />
Charlie Chan: Fangen wir mit einer<br />
allgemeinen Frage an: Zwei positive<br />
Quartale, eine Fusion, die bislang erfolgreich<br />
zu verlaufen scheint, ehrgeizige<br />
Pläne für einen Börsengang – wo sehen<br />
Sie derzeit die größten Herausforderungen<br />
für Hapag-Lloyd?<br />
Fotos: Michael ZapF<br />
Rolf Habben Jansen: Ich denke, das<br />
Unternehmen ist auf einem guten Weg.<br />
Der Zusammenschluss war für Hapag-<br />
Lloyd und CSAV unerlässlich, weil er uns<br />
das nötige Gewicht verleiht, um auch in<br />
Zukunft in der Branche zu bestehen.<br />
Wir sind mit der Integration ein gutes<br />
Stück vorangekommen, und der<br />
schwerste Teil dürfte inzwischen geschafft<br />
sein – die Vereinheitlichung der<br />
Systeme, die Zusammenlegung der<br />
Büros und die einheitliche Buchung<br />
über das Hapag-Lloyd-System. Das heißt<br />
allerdings nicht, dass wir schon zu einem<br />
Team zusammengewachsen wären – so<br />
etwas braucht einfach seine Zeit. Auch<br />
daran müssen wir jetzt arbeiten.<br />
Coralie Biemann: Es gab „ready for<br />
takeoff“ und „better.together“. Doch wie<br />
könnte die neue Vision aussehen, die<br />
wir als Unternehmen der Öffentlichkeit<br />
präsentieren sollten?<br />
Rolf Habben Jansen: Wir müssen<br />
über folgende Fragen nachdenken: Wie<br />
sieht die neue Hapag-Lloyd aus? Wie<br />
definieren wir unsere neue Identität?<br />
Welche Werte sind wichtig für unseren<br />
zukünftigen Erfolg? In jedem Fall werden<br />
die Werte der beiden ehemaligen<br />
Einzelunternehmen Hapag-Lloyd und<br />
CSAV auch weiterhin Bestand haben.<br />
Aber es kann gut sein, dass wir noch einige<br />
zusätzliche Elemente einbringen<br />
möchten. Mich stimmt sehr positiv, dass<br />
wir so viele großartige Menschen haben,<br />
die weltweit für uns arbeiten und von<br />
denen ich einige persönlich kennenlernen<br />
durfte. Sie zeigen mir: Wenn wir<br />
uns das Leben nicht unnötig schwer machen,<br />
sind unsere Erfolgsaussichten gut.<br />
Michael Ludewig: Und wie sieht es<br />
konkret mit dieser Vision aus?<br />
Rolf Habben Jansen: Um ehrlich zu<br />
sein, denke ich, dass wir daran eben<br />
noch arbeiten müssen. Wir haben uns<br />
bislang sehr mit dem Abschluss des Zusammenschlusses<br />
beider Unternehmen<br />
und der Integration beschäftigt und<br />
haben zudem versucht, eine Fülle weiterer<br />
Initiativen auf den Weg zu bringen,<br />
um Kosten einzusparen. Mittelfristig<br />
wird sich unsere neue Vision sicher<br />
auch mit weiteren Möglichkeiten der<br />
Kostenoptimierung befassen müssen –<br />
aber das ist nicht alles. Weitere Investitionen<br />
werden erforderlich sein, beispielsweise<br />
in neue Schiffe. Wir werden<br />
zudem in unsere Containerflotte investieren.<br />
Und wir müssen auf Kundenseite<br />
effizienter werden, wir sollten uns im<br />
Vertrieb noch deutlich verbessern. Hier<br />
können und werden wir einiges von<br />
CSAV übernehmen. Es geht zudem um<br />
die Frage „Wie gehe ich mit dem Kunden<br />
um?“. Denn nicht alle Transporte<br />
kosten uns dasselbe, und nicht alle Container<br />
erzielen dieselbe Rate. Es gibt<br />
Marktsegmente wie Special Cargo oder<br />
Reefer, die von Natur aus höhere Erträge<br />
bringen.<br />
Charlie Chan: Könnten Sie uns noch<br />
etwas mehr veranschaulichen, wie die<br />
Zukunftsvision aussehen wird?<br />
Rolf Habben Jansen: Das wird eine<br />
wichtige Aufgabe für das gesamte Unternehmen,<br />
insbesondere für das Senior<br />
Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5 | 19
company log<br />
Management. Meine Vorstandskollegen<br />
und ich können und wollen aber hier<br />
nicht vorgreifen. Wir müssen unsere<br />
Vision gemeinsam entwickeln und umsetzen.<br />
Aber eine Kultur der offeneren<br />
Kommunikation und größere Flexibilität<br />
werden sicherlich wichtige Bausteine<br />
in diesem Zusammenhang sein.<br />
Paula Martinez: Viele Mitarbeiter<br />
bei uns in Südamerika tun sich etwas<br />
schwer, weil sie besser Spanisch sprechen<br />
als Englisch. Sollte Spanisch bei Hapag-<br />
Lloyd nicht eine größere Rolle spielen?<br />
Rolf Habben Jansen: Ehrlich gesagt<br />
würde ich es eher vorziehen, in Englischkurse<br />
für die Mitarbeiter zu investieren<br />
als in Übersetzungen vom Englischen<br />
ins Spanische. Immerhin ist Englisch<br />
heute Weltsprache und die internationale<br />
Sprache unserer Branche – und<br />
somit auch die Sprache der Zukunft<br />
unseres Unternehmens.<br />
Paula Martinez: In meinem Berufsalltag<br />
in Valparaíso fallen mir immer wieder<br />
Unterschiede zwischen Hapag-Lloyd<br />
und CSAV auf im Hinblick auf Prozesse<br />
und Arbeitsweisen, aber auch kultureller<br />
Art. Wie stehen Sie zu dieser Heraus -<br />
forderung?<br />
Rolf Habben Jansen: Unsere Arbeitsweise<br />
ist primär systembasiert. Darum<br />
wird vieles ganz automatisch vereinheitlicht,<br />
wenn man auf ein gemeinsames<br />
System umsteigt. Das funktioniert<br />
Wir hatten „ready for<br />
takeoff“, wir hatten<br />
„better.together“. Aber<br />
was wäre die neue Vision,<br />
die wir als Unternehmen nach<br />
draußen vermitteln wollen?<br />
Coralie Biemann, Auszubildende, Hamburg<br />
bislang ziemlich gut. Betrachtet man<br />
das Ganze vom kulturellen Standpunkt<br />
aus, fallen natürlich unterschiedliche<br />
Menschen und Einstellungen auf.<br />
Doch auch bei CSAV und Hapag-Lloyd<br />
hat es jeweils Menschen vieler verschiedener<br />
Nationalitäten mit zahl -<br />
reichen kulturellen Hintergründen<br />
gegeben. Die meisten von ihnen<br />
haben auch in der Vergangenheit<br />
hocheffizient zusammengearbeitet.<br />
Das ist heute auch auf Vorstandsebene<br />
nicht anders: Tony (Firmin) ist<br />
Engländer, Nicolás (Burr) Chilene, ich<br />
bin Niederländer und Thorsten (Haeser)<br />
ist als deutscher Kollege kürzlich<br />
dazugestoßen. Für gewöhnlich ist<br />
Vielfalt von großem Vorteil, weil dadurch<br />
unterschiedliche Sichtweisen vertreten<br />
sind. Natürlich gibt es<br />
unterschiedliche Herangehensweisen,<br />
und vermutlich sind es derer noch zu<br />
viele – aber wir sollten dennoch nicht<br />
versuchen, ein Einheitsdenken zu etablieren.<br />
Paula Martinez: Welchen allgemeinen<br />
Eindruck haben Sie bislang vom Zusammenschluss?<br />
Zeigen sich die voraus -<br />
gesagten Synergien tatsächlich?<br />
Rolf Habben Jansen: Vorab sei gesagt,<br />
dass die Zusammenarbeit zwischen<br />
den Teams im Großen und Ganzen sehr<br />
gut funktioniert. Wir im Vorstand waren<br />
sehr angetan von der sehr positiven Haltung<br />
vieler Mitarbeiter weltweit, die sich<br />
ungemein dafür eingesetzt haben, die<br />
beiden Unternehmen zusammenzuführen.<br />
Natürlich kommt es dabei immer<br />
mal wieder zu kleineren Unstimmigkeiten,<br />
aber insgesamt haben wir beachtliche<br />
Fortschritte gemacht. Und schon jetzt<br />
machen sich die ersten Kosteneinsparungen<br />
tatsächlich bemerkbar. Selbst wenn<br />
wir währungsbedingte Vorteile und geringere<br />
Bunkerkosten außen vor lassen,<br />
haben wir darüber hinaus eine beträchtliche<br />
Summe an Kosten eingespart. Und<br />
das wird mit der Zeit noch mehr werden.<br />
Paula Martinez: Nicht nur die Mitarbeiter<br />
bewegen sich in verschiedenen<br />
kulturellen Umfeldern, sondern auch<br />
die Kunden – beispielsweise in meiner<br />
Heimat Chile. Sollten wir vielleicht flexibler<br />
sein dahingehend, uns ihrer Arbeits-<br />
und Denkweise anzupassen?<br />
Rolf Habben Jansen: In einigen Fällen<br />
werden wir vermutlich für Spezialfälle<br />
Sonderlösungen entwickeln<br />
müssen, aber vieles lässt sich auch innerhalb<br />
unseres Systems und der bestehenden<br />
Prozesse regeln. Das System kann<br />
weit mehr leisten, als man ihm aktuell<br />
20 | Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5
zutraut. Und es gibt zudem viele andere<br />
Länder mit ebenso zahlreichen Besonderheiten<br />
wie in Chile. Die Menschen<br />
haben einfach gelernt, damit umzugehen.<br />
Ich habe schon andere Fusionen<br />
erlebt, und zu den größten Fehlern, die<br />
man machen kann, gehört es, zu versuchen,<br />
aus den beiden bestehenden Systemen<br />
ein neues zu entwickeln. Es ist<br />
viel sinnvoller, alles auf eine Plattform<br />
zu legen und sich nach und nach mit<br />
den hieraus entstehenden Schwierigkeiten<br />
zu befassen. Ich bin zuversichtlich,<br />
dass wir es so auch dieses Mal schaffen.<br />
Coralie Biemann: Würde mich jemand<br />
fragen, was sich ändern müsste,<br />
würde ich den Mangel an interner Kommunikation<br />
anführen. Ich habe manchmal<br />
das Gefühl, dass manche Abteilungen<br />
nicht wirklich wissen, was andere tun.<br />
Sollten wir nicht versuchen, die Kommunikation<br />
zu optimieren, um effizienter<br />
zu werden?<br />
Rolf Habben Jansen: Da stimme ich<br />
Ihnen voll und ganz zu: Bereichsübergreifende<br />
Kommunikation ist sehr wichtig.<br />
Wir haben schon versucht, das zu<br />
verbessern, aber es besteht sicherlich<br />
noch Handlungsbedarf. Hierbei ist allerdings<br />
zu beachten, dass man eine ausgewogene<br />
Balance finden muss zwischen<br />
Kommunikation und Erledigung der eigenen<br />
Aufgaben.<br />
Coralie Biemann: Eine weitere Her -<br />
ausforderung stellt sich für die jüngere<br />
Generation: Seit einigen Jahren ist<br />
„Change Management“ für immer mehr<br />
Unternehmen ein Thema. Glauben Sie,<br />
dass das traditionelle Image von Hapag-<br />
Lloyd heute noch für junge Leute attraktiv<br />
ist? Ist es nicht Zeit für einen<br />
moderneren Auftritt?<br />
Rolf Habben Jansen: Ja und nein.<br />
Vieles von dem, was wir über die Jahre<br />
aufgebaut haben, muss erhalten werden.<br />
Allerdings sollten ein paar neue Elemente<br />
hinzukommen. Auch wenn ich<br />
persönlich kein großer Fan davon bin,<br />
sind heutzutage beispielsweise die sozialen<br />
Medien unumgänglich. Es ist für ein<br />
Unternehmen wie das unsrige nicht gut,<br />
dort nicht vertreten zu sein. Es kostet<br />
nicht viel, und fast jeder, der im Beruf<br />
steht, ist heute auf Plattformen wie<br />
LinkedIn zu finden. Das ist auch eine<br />
Frage, welches Image man aufbaut. Ich<br />
Zwei positive Quartale,<br />
eine bis jetzt erfolgreiche<br />
Integration, ambitionierte<br />
Börsenpläne – wo sehen<br />
Sie derzeit die größten Herausforderungen<br />
für Hapag-Lloyd? Was<br />
sind die wichtigsten Schritte?<br />
Charlie Chan, Region Asia, Singapur<br />
Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5 | 21
Michael Ludewig: Hapag-Lloyd<br />
versteht sich als „Qualitäts-Reederei“,<br />
und das ist gut so. Aber muss das<br />
zwangsläufig auch heißen, dass wir<br />
aufgrund unserer hohen Standards<br />
manchmal recht lange brauchen, ehe<br />
wir reagieren – wie beispielsweise im<br />
Dialog mit dem Kunden?<br />
Rolf Habben Jansen: Wir müssen<br />
darauf achten, ein ausgewogenes Gleichgewicht<br />
zu halten zwischen unseren<br />
hohen Standards und der Dauer ihrer<br />
Umsetzung. Wenn wir zum Beispiel<br />
länger als andere Mitanbieter der Branche<br />
brauchen, um einem Kunden einen<br />
Preis zu nennen, liegt auf der Hand,<br />
dass wir nicht so weitermachen können,<br />
sondern unsere Prozesse entsprechend<br />
anpassen müssen. Hier stellt sich die<br />
Frage, welche Schritte wir innerhalb<br />
einer branchenüblichen Frist schaffen<br />
können. Dabei kann es sicher auch hier<br />
und da zu Fehlern kommen. Und sicherlich<br />
muss man bei Fehlern unterscheiden<br />
zwischen einem falschen Preis für<br />
fünf Container und der Bestellung falscher<br />
Schiffe. Aber glauben Sie mir, auch<br />
ich mache jeden Tag Fehler. Ich versudenke,<br />
wir dürften ruhig etwas moderner<br />
werden und uns etwas öffnen.<br />
Wir müssen hier und da nur ein paar<br />
Kleinigkeiten ändern – nicht korrigieren,<br />
aber ergänzen, weil wir uns an die<br />
Trends der Außenwelt anpassen sollten.<br />
Allerdings werden wir hierbei sorgsam<br />
vorgehen, weil es in der Historie sowohl<br />
von CSAV als auch von Hapag-Lloyd<br />
sehr viel Gutes gibt und wir sicherstellen<br />
müssen, dass diese Dinge erhalten<br />
bleiben und weiterentwickelt<br />
werden. Wie denken Sie darüber,<br />
Kapitän Werth?<br />
Axel Werth: Was die sozialen Medien<br />
betrifft, muss ich gestehen, dass ich für<br />
so etwas wohl zu alt bin. Ich hoffe aber,<br />
dass in Zukunft der Zugang zum Intranet<br />
wie zum Internet an Bord der Schiffe<br />
verbessert wird. Es ist wichtig, dass auch<br />
wir Seefahrer über Veränderungen im<br />
Unternehmen informiert sind.<br />
Rolf Habben Jansen: Da stimme ich<br />
Ihnen voll und ganz zu. Obwohl es technische<br />
Grenzen gibt, was die Kommunikation<br />
mit unseren Leuten auf See<br />
betrifft, sollten wir weiter daran arbeiten,<br />
diesen Zustand zu verbessern.<br />
Manche Mitarbeiter in<br />
Südamerika haben<br />
Schwierigkeiten, weil<br />
sie Spanisch besser als<br />
Englisch sprechen. Sollte<br />
Spanisch nicht eine größere<br />
Rolle bei Hapag-Lloyd spielen?<br />
Paula Martinez, Region South America, Valparaíso<br />
22 | Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5
company log<br />
che allerdings, nicht zu oft denselben<br />
Fehler zu machen. Aber ich bin der<br />
Überzeugung, dass wir alle das Risiko<br />
eingehen sollten, Fehler zu machen –<br />
und wenn sie uns bewusst werden, sie<br />
möglichst kurzfristig beheben. So läuft<br />
es doch in allen erfolgreichen Unternehmen.<br />
Innovation birgt unweigerlich ein<br />
gewisses Fehlerpotenzial.<br />
Axel Werth: Wird Hapag-Lloyd auch<br />
weiterhin viele Schiffe unter deutscher<br />
Flagge betreiben – und werden die<br />
Offiziere an Bord zumindest Europäer<br />
sein?<br />
Rolf Habben Jansen: Seeleuten<br />
bietet Hapag-Lloyd vermutlich einen der<br />
sichersten Arbeitsplätze in der Branche.<br />
Ich sehe derzeit keine Veranlassung, mittelfristig<br />
etwas an unserer Flaggenpolitik<br />
zu ändern. Wir stehen zur deutschen<br />
Flagge. Hierin unterscheiden wir uns<br />
von vielen anderen Reedereien – leider<br />
auch in puncto Kosten.<br />
Charlie Chan: Aktuell wird viel davon<br />
geredet, dass das Wachstum in China<br />
schwächelt. Der chinesische Markt spielt<br />
eine große Rolle im Exportgeschäft unserer<br />
Region. Wird Hapag-Lloyd etwas<br />
an der Langzeitstrategie ändern? Werden<br />
wir hiervon betroffen sein?<br />
Rolf Habben Jansen: Das ist wirklich<br />
schwer zu sagen. Das Problem ist, dass<br />
man sich einerseits über die Medien auf<br />
dem Laufenden halten sollte, anderer-<br />
seits aber auch nicht alles glauben darf,<br />
was in der Zeitung steht. Themen wie<br />
diese sollte man auf langfristiger Basis<br />
betrachten. Vor zehn, fünfzehn Jahren<br />
war die Lage noch ein bisschen stabiler<br />
und vorhersehbarer. Heute sind wir gezwungen,<br />
Formeln und Modelle zu finden,<br />
die uns viel größere Flexibilität<br />
erlauben, was den weltweiten Einsatz<br />
unserer Mittel angeht, damit wir unser<br />
Geschäft jeweils in die konjunkturstärksten<br />
Regionen verlagern können.<br />
Coralie Biemann: Gibt es Pläne<br />
für die Konzentration auf bestimmte<br />
Ich hoffe, dass der<br />
Zugang zu Intranet und<br />
Internet auf dem Schiff<br />
verbessert wird. Es<br />
ist wichtig,dass auch wir<br />
Seefahrer über Veränderungen<br />
im Unternehmen informiert sind<br />
Axel Werth, Kapitän<br />
Wir wollen Qualitäts -<br />
carrier sein, eine gute<br />
Sache. Aber sind nicht<br />
zugleich unsere Standards<br />
so hoch, dass es manchmal<br />
zu lange dauert, bis wir reagieren<br />
– zum Beispiel im Kundendialog?<br />
Michael Ludewig, Global Markets/Global Sales, Hamburg<br />
neue Märkte?<br />
Rolf Habben Jansen: Wir haben bisher<br />
vor allem versucht, Vorhandenes zu<br />
optimieren. Jetzt haben wir eine neue<br />
Basis, eine neue Größe, und müssen<br />
anfangen, uns umzusehen, welche anderen<br />
Marktsegmente Wachstum verzeichnen<br />
und wo wir uns eventuell ein etwas<br />
größeres Stück vom Kuchen abschneiden<br />
können. Ist beispielsweise unsere<br />
Zurückhaltung im Afrika-Geschäft<br />
richtig oder falsch? Afrika wird in den<br />
kommenden 20 Jahren ein rasantes<br />
Wachstum verzeichnen. Wollen wir also<br />
den Markt wirklich Maersk, MSC und<br />
CMA überlassen?<br />
Coralie Biemann: Soll das heißen,<br />
dass wir dort den Fuß in die Tür stellen?<br />
Rolf Habben Jansen: Früher oder<br />
später werden wir das tun müssen.<br />
Wenn wir einen so großen Markt wie<br />
Afrika unseren Wettbewerbern überlassen,<br />
werden sie an diesen Märkten<br />
Gewinne erwirtschaften, die sie dann<br />
anschließend anderweitig investieren,<br />
um uns auf anderen Märkten zu übertrumpfen.<br />
Darum denke ich, dass wir in<br />
einigen Bereichen mehr Unternehmergeist<br />
an den Tag legen müssen. Das mag<br />
ein großes Wort sein, aber wir müssen<br />
vorausschauender agieren – aber nicht,<br />
weil die bisherige Strategie nicht gut war.<br />
Wir befinden uns an der Schwelle zu<br />
einer neuen Phase. Wir haben zwei Unternehmen<br />
zusammengelegt und uns<br />
so um 35 bis <strong>40</strong> Prozent vergrößert.<br />
Das schafft neue Möglichkeiten, die wir<br />
nutzen und ausbauen sollten.<br />
Weitere Fragen und Antworten finden<br />
Sie aus Platzgründen im News-Portal –<br />
Stichwort „Mitarbeiterinterview“ für die<br />
Suche. n<br />
Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5 | 23
company log<br />
Neue Schuhe<br />
für Ronaldo<br />
Hapag-Lloyd transportiert jetzt auch<br />
Sportartikel von Nike. Dafür wurden sogar<br />
neue Container gebaut. Die Geschichte<br />
eines ungewöhnlichen Teamworks<br />
24 | Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5
TEIL <strong>DE</strong>S TEAmWORkS<br />
Das „Nike-Team“ im Büro in Ho-Chi-<br />
Minh-Stadt in Vietnam; Sportschuhe<br />
des Weltmarktführers, wie sie Hapag-<br />
Lloyd jetzt transportiert (re.)<br />
CRISTIANO<br />
RONALDO<br />
Der Weltfußballer<br />
ist eine der Sportgrößen,<br />
die Nike-<br />
Schuhe tragen<br />
VEREINIGTE STAATEN<br />
Lourdes Martinez und Hilda<br />
Barajas (re.) von der Area<br />
Gulf Pacific in Houston<br />
Fotos: S. 25 (u. li.) Dreamstime.com - MaxiSports; (o.re.) Dreamstime.com - Marpit<br />
Mal eben einen Haufen Turnschuhe zu transportieren,<br />
kann nicht so schwierig sein - könnte<br />
man denken. Weit gefehlt! Sport artikel sind<br />
meist Saisonware, und Trends wechseln häufig.<br />
Kunden fiebern wie bei Handys dem Erstverkaufstag<br />
vieler Neuheiten entgegen. Für den langen Weg von<br />
Sportschuhen, aber auch T-Shirts, Trikots oder Tanktops von<br />
den Fabriken bis in die Geschäfte ist eine ausgefeilte Logistik -<br />
kette nötig. Makellos und pünktlich muss die exklusive Ware<br />
im Regal stehen.<br />
Bei Nike sorgt dafür seit diesem Sommer auch Hapag-Lloyd –<br />
und fährt millionenfach Sportschuhe und Sportbekleidung<br />
des größten Sportartikelherstellers der Welt: von Asien nach<br />
Europa und Nord- und Südamerika, aber auch innerhalb<br />
Asiens. Sehr kurze Trans shipment-<br />
Zeiten, besonderes Equipment, viele<br />
Lkw für den Inlandtransport sowie außerordentliche<br />
E-Business-Lösungen<br />
sind nur einige der Herausforderungen.<br />
Wie gelang es, diesen besonderen Groß -<br />
auftrag zu bekommen?<br />
DIE GESChIChTE <strong>DE</strong>R Kooperation<br />
begann bereits im vergangenen Jahr –<br />
mit einem informellen Besuch von<br />
Sales-Kollegen der Area Benelux in der<br />
Distributions-Zentrale von Nike im<br />
belgischen Laakdal. Hapag-Lloyd hatte<br />
die Sportartikel des Weltmarktführers bis dahin nicht oder nur<br />
in geringem Maß transportiert. „Nike steht nun mal für Champions<br />
League – auch, was die sehr hohen Anforderungen an<br />
Kundenservice betrifft“, sagt Peter Mertens, Director Sales der<br />
Area. Aber nach diesem Treffen wurde ein Plan erstellt, wie<br />
man es schaffen könnte.<br />
Und dann wurde aus der Langstrecke ein Sprint. Regionen<br />
und Trade Managements gaben ihren Input. Hapag-Lloyd<br />
beteiligte sich erfolgreich an einem Tender und bekam bei<br />
Gesprächen im April im Nike-Hauptquartier in Beaverton im<br />
US-Bundesstaat Oregon den Zuschlag. Spätestens jetzt rotierten<br />
die beteiligten Teams in Hamburg (Container Steering und Global<br />
e-Business), Ho-Chi-Minh-Stadt (Country Office Vietnam),<br />
Jakarta (Subarea Indonesia) und Seattle (Area Gulf Pacific).<br />
<strong>DE</strong>R WELTmARkTfühRER<br />
Fußball-Weltstars wie Neymar, Cristiano Ronaldo oder Zlatan<br />
Ibrahimovic tragen sie, Basketballer wie Michael Jordan oder Tennis -<br />
größen wie Roger Federer und Maria Scharapowa: Sportschuhe von<br />
Nike. Das Unternehmen, 1964 als „Blue Ribbon Sports“ gegründet und<br />
später nach der griechischen Siegesgöttin benannt, ist schon seit einigen<br />
Jahren größter Sportartikelhersteller der Welt. Das zurück liegende<br />
Jahr war besonders erfolgreich, der Umsatz betrug 30,6 Milliarden,<br />
der Gewinn 3,3 Milliarden US-Dollar. Mehr als 50.000 Menschen<br />
weltweit arbeiten für Nike.<br />
Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5 | 25
immeR StARtKLAR<br />
Das Antwerpener<br />
Team: An Van Gijsel,<br />
Tim Verbeeck,<br />
Sigrid Anné (von li.,<br />
alle Area Benelux)<br />
AUCH iHR eiNSAtZ<br />
mACHte eS mÖGLiCH<br />
Die Teams von Hapag-Lloyd<br />
und Damco in Indonesien (li.)<br />
und Vietnam (re.)<br />
eNGAGieRt<br />
Annyreth Plet und<br />
Marcel Verhoeven aus<br />
der Area Benelux<br />
im Depot<br />
Dian Cahyani, Mohamad<br />
Hikmat Iman und Machfudz<br />
Sadikin, Subarea Indonesia,<br />
mit Mitarbeitern des Con -<br />
tainerdepots in Indonesien<br />
im mAi LieSS CoNtAiNeR SteeRiNG KURZfRiStiG<br />
extra 45-Fuß-Boxen für die Transporte bauen – insgesamt<br />
550 Stück. Das war nötig, da Hapag-Lloyd nicht so viele Container<br />
dieser eher selteneren Art im Bestand hatte. Nike füllt die<br />
überlangen Boxen jetzt mit 79 Kubikmeter Ladung fast ganz<br />
aus. Anders gesagt: Bis zu 9.000 Paar Sportschuhe passen allein<br />
in einen dieser Container. „Solche Boxen können Sie nicht<br />
einfach leasen, deswegen mussten wir sofort reagieren, als es<br />
grünes Licht von den Kollegen aus der Area Benelux gab“, erläutert<br />
Dennis Biehl, Senior Manager Container Engineering,<br />
der den eiligen Bauauftrag in Yantian (China) überwachte.<br />
BeSoNDeRS DeR CUStomeR SeRviCe iN vietNAm,<br />
Indonesien und, zum kleineren Teil, in China setzte sich dann<br />
mit Damco und APL Logistics, den Spediteuren von Nike, zusammen.<br />
Auch in den Hauptziel-Ländern, an der US-Westküste<br />
wie in Benelux, gingen Hapag-Lloyd-Kollegen parallel mit<br />
Nike noch einmal alle Details durch. Und dann ging es nach<br />
vier Wochen am 1. Juni auch bereits in die Startblöcke:<br />
HLXU900288/1 war der erste Container mit Shorts und Shirts,<br />
der in Ho-Chi-Minh-Stadt an diesem Tag verladen wurde. Sechs<br />
Tage später verließ er auf dem 13.200-TEU-Riesen „Essen<br />
Express“ Singapur Richtung Rotterdam. Von Vietnam und<br />
Indonesien aus fährt die Ladung seitdem besonders auf den<br />
Loops 1, 5 und 7 über Rotterdam in die großen Nike-Lager in<br />
Belgien und den Niederlanden – oder über den Pazifikdienst<br />
SE3 via Los Angeles in die USA nach Tennessee. In den beiden<br />
asiatischen Ländern stehen einige der wichtigsten Fabriken für<br />
die begehrte Ware mit dem „Swoosh“, wie das Logo, eines der<br />
bekanntesten Markenzeichen weltweit, genannt wird.<br />
NoCH SiND Die BeteiLiGteN DABei, die Transporte<br />
noch effizienter zu gestalten. „Ausreichend Lkw für den<br />
Transport der vielen Leercontainer an Land zu finden ist eine<br />
echte Herausforderung. Aber wir nehmen sie gern an, und<br />
Damco unterstützt uns dabei“, sagt Hadi Prabowo, Operational<br />
Manager in Indonesien. Wie in Benelux, so kümmert sich<br />
auch in Jakarta und in Ho-Chi-Minh-Stadt ein extra dafür<br />
zusammengestelltes Projektteam um die Nike-Ladung. Danny<br />
Chi Wai Chui, Country Manager Vietnam: „Die Transshipments<br />
sind teilweise extrem kurz, wir müssen das genau im Blick<br />
haben, um keine Verspätungen zu bekomen.“ Nachdem Global<br />
e-Business in Hamburg die Hapag-Lloyd-Systeme in kürzester<br />
Zeit mit den Systemen von Nike vernetzte, geht es jetzt darum,<br />
die Datenübermittlung zu perfektionieren, um künftig etwa<br />
gewünschte Daten nicht mehr aufwendig per Hand eingeben<br />
zu müssen.<br />
AUCH DeSHALB iSt eS NoCH ZU fRüH, Bilanz zu ziehen.<br />
Erste Rückmeldungen von Kundenseite sind allerdings sehr<br />
positiv. Damco nannte den Kundenservice von Hapag-Lloyd<br />
„herausragend“. Und Nike selbst zeigte sich beeindruckt<br />
davon, wie schnell Hapag-Lloyd die gesetzten hohen Anforderungen<br />
meisterte. Ein echtes Teamwork, weltübergreifend –<br />
damit Cristiano Ronaldos neue Schuhe auch rechtzeitig<br />
bei dem Fußball-Idol sind. Und auch künftig noch ein paar<br />
Millionen Paar mehr überall auf dem Globus … ■<br />
26 | Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5
ComPAny Log<br />
Drei Jahre<br />
mit Jasper<br />
Was lernen Azubis bei Hapag-<br />
Lloyd? Wir begleiten Jasper<br />
Wiese, 19, bei seiner Ausbildung<br />
zum Schiffsmechaniker.<br />
Erster Teil: Start am Ballindamm<br />
Hapag-Lloyd ist Deutschlands größter maritimer<br />
Ausbilder. Jedes Jahr starten in Hamburg Dutzende<br />
junge Menschen ihre berufliche Laufbahn.<br />
Insgesamt 55 neue Auszubildende waren es in<br />
diesem Sommer – 33 im Land- und 22 im See-<br />
Bereich. Doch was genau lernen Azubis eigentlich, welche<br />
Erlebnisse und Erfahrungen machen sie? Um das zu erfahren,<br />
begleiten wir einen von ihnen stellvertretend während seiner<br />
gesamten Ausbildungszeit. Im Logbook, aber auch im neuen<br />
News-Portal im Intranet, wollen wir in den nächsten drei Jahren<br />
immer wieder berichten, was er macht und wie es ihm ergeht.<br />
Erster Teil: der Start am Ballindamm.<br />
JASPER WIESE ISt 19 Jahre alt und angehender Schiffsmechaniker<br />
– neben der Laufbahn für den nautischen oder<br />
den technischen Offiziersassistenten eine der drei Karrierewege<br />
für Seeleute bei Hapag-Lloyd. Wiese ist gebürtig aus<br />
Heide in Schleswig-Holstein und hat zum Beginn seiner<br />
Ausbildung neben dem Gymnasium als Maschinenführer in<br />
einem landwirtschaftlichen Betrieb gejobbt. In seiner Freizeit<br />
spielt er am liebsten mit seinen Freunden Fußball oder<br />
schraubt an seinem Mofa. „Alles, was mit Technik zu tun hat,<br />
fasziniert mich“, erzählt er. Aber einen richtigen Seemann,<br />
den gab es bisher nicht in seiner Familie.<br />
Am 3. August dann saß Jasper Wiese in einem Konferenzsaal<br />
am Ballindamm – der Start der Einführungswoche, in der<br />
alle „Neuen“ die Gelegenheit erhalten, ihre künftigen Kollegen,<br />
die Ausbilder und natürlich das Unternehmen kennenzulernen.<br />
„Der Start war schon beeindruckend. Besonders<br />
fasziniert haben mich der Besuch im Museumshafen und im<br />
Schiffssimulator des Maritimen Museums, in dem man als<br />
Kapitän auf einer virtuellen Brücke sein seefahrerisches Geschick<br />
testen kann“, erzählt der angehende Schiffsmechaniker.<br />
Kurz danach begann der fachliche Ausbildungsteil: Bis Ende<br />
November erlernt er an der Seemannsschule in Travemünde<br />
JASPER WIESE<br />
und der neue<br />
Azubi-Jahrgang<br />
2<strong>01</strong>5 (u.)<br />
die Grundlagen der Schifffahrtstechnik, der Nautik und<br />
natürlich der Schiffssicherheit. Zuletzt hatte Jasper Wiese im<br />
Oktober den Sicherheitsgrundlehrgang für Brandabwehr und<br />
Rettung (Basic Safety) erfolgreich abgeschlossen. „Da haben<br />
wir beispielsweise das Überleben im Wasser trainiert – das<br />
war schon besonders, buchstäblich ins kalte Wasser geworfen<br />
zu werden.“<br />
Und dAnn gEht ES endlich aufs Ausbildungsschiff – zur<br />
sogenannten Gruppenreise: „Am 1. Dezember starten wir auf<br />
der „Kuala Lumpur Express“ (KUX) nach New York und zurück“,<br />
freut er sich. Die „KUX“ ist eines von zwei Ausbildungsschiffen<br />
von Hapag-Lloyd. Sie hat ein Extra-Deck sowie eine<br />
eigene Ausbildungswerkstatt für den Nachwuchs. An Bord<br />
erlernen die Azubis von zwei erfahrenen Seeleuten alle<br />
praktischen Grundlagen des Schiffsbetriebs.<br />
Jasper Wieses erstes Zwischenfazit? „Dass ich tatsächlich bei<br />
Hapag-Lloyd gelandet bin, ist einfach der Hammer. Ich bereue<br />
meine Entscheidung keine Sekunde.“ n<br />
Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5 | 27
28 | Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5<br />
IM GESPRÄCH<br />
im Hauptsitz von<br />
Lavazza in Turin:<br />
Michaela Stama,<br />
Einkaufsdirektorin<br />
bei Lavazza
company log<br />
Fotos: Andrea Guermani, Lavazza<br />
Zum Kaffee<br />
bei Lavazza<br />
Besuch beim Kunden: Warum<br />
Hapag-Lloyd für Lavazza erste Wahl ist,<br />
wie der Kaffee-Markt funktioniert und<br />
wann Italiener Cappuccino trinken<br />
Michaela Stama ist verantwortlich<br />
für den Kaffeeeinkauf<br />
bei Lavazza,<br />
einem Familienunternehmen<br />
mit Sitz in Turin<br />
(Italien) und zugleich die Nummer eins<br />
unter den italienischen Kaffeeröstern. Lavazza<br />
ist das weltweit siebtgrößte Kaffeeunternehmen<br />
und Nummer 5 in Europa.<br />
Frau Stama, ohne Containerschiffe<br />
gäbe es in Europa keinen Kaffee.<br />
Was würden Sie nur ohne uns tun?<br />
Michaela Stama: (Lacht) Ohne Kaffee<br />
wäre das Leben langweilig. Aber Spaß<br />
beiseite: Wir transportieren 170.000 Tonnen<br />
Kaffee im Jahr. In einen 20-Fuß-<br />
Container passen 20 große Säcke<br />
Kaffee, von denen jeder eine Tonne<br />
wiegt. Das macht also gut 8.000 TEU im<br />
Jahr, von denen 35 Prozent von Hapag-<br />
Lloyd transportiert werden, weil Sie<br />
unser bevorzugter Carrier sind.<br />
Wieso ist Hapag-Lloyd erste Wahl?<br />
Stama: Als traditionelles Familienunternehmen<br />
liegt uns viel an langjährigen<br />
Partnerschaften. Wir wollen unsere<br />
Zulieferer nicht immer wieder wechseln.<br />
Eine Partnerschaft setzt Vertrauen, Verlässlichkeit<br />
und hohe Qualität voraus. All<br />
das bekommen wir bei Hapag-Lloyd.<br />
Wie unterscheidet Hapag-Lloyd sich<br />
von anderen?<br />
Stama: Zugegeben – es war nicht immer<br />
einfach mit Hapag-Lloyd. Manchmal habt<br />
ihr Wochen oder Monate gebraucht, um<br />
Schäden zu regulieren. Wir waren ganz<br />
schön unzufrieden mit der Bürokratie in<br />
Hamburg. Dann haben wir miteinander<br />
gesprochen – und am Ende haben wir<br />
uns auf einen guten Prozess geeinigt, mit<br />
einem direkten Kontakt mit der Versicherungsabteilung<br />
in Hamburg. Das hat<br />
wirklich sehr geholfen. Über Raten wollen<br />
wir außerdem nicht mehrmals im<br />
Jahr verhandeln. Wir haben uns darauf<br />
geeinigt, zweimal im Jahr die Raten zu<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
Wo wird am meisten Kaffee getrunken?<br />
In Kilogramm pro Person (2<strong>01</strong>3/14)<br />
Finnland<br />
Schweden<br />
Schweiz<br />
Norwegen<br />
Quelle: CBD/EDF/Volcafé<br />
Dänemark<br />
Österreich<br />
Deutschland<br />
Brasilien<br />
Kanada<br />
Italien<br />
diskutieren. Das bedeutet für beide<br />
Seiten mehr Planungssicherheit.<br />
Was können wir besser machen?<br />
Stama: Im Großen und Ganzen sind wir<br />
mit Hapag-Lloyd sehr zufrieden. Ihr habt<br />
euch deutlich verbessert, aber manchmal<br />
könnte das Liniennetz noch besser sein.<br />
Wir würden gern in Ostafrika mit euch<br />
ins Geschäft kommen. Nur als Beispiel:<br />
Es wäre großartig, wenn Mombasa in<br />
Kenia angelaufen würde.<br />
Sie haben mit verschiedenen Transportunternehmen<br />
zu tun – was erwarten<br />
Sie von Ihren Zulieferern?<br />
Stama: Qualität natürlich. Und wir erwarten<br />
schnelles Handeln, wenn wir eine<br />
Frage oder Probleme haben. Wir haben<br />
nicht viel Zeit für lange Diskussionen.<br />
Und was ist Ihre größte Sorge im<br />
Zusammenhang mit Zulieferern?<br />
Stama: Die Konsolidierung und Konzentration<br />
machen uns Sorgen. Wir wissen,<br />
dass Konsolidierung in der Schifffahrt<br />
unverzichtbar ist, weil viele Unternehmen<br />
in der Branche sonst viel Geld verlieren.<br />
Aber für uns würde das weniger Auswahl<br />
und höhere Raten bedeuten. Wenn man<br />
Kaffee von Brasilien nach Europa transportieren<br />
will, hat man heute die Auswahl<br />
zwischen fünf oder sechs Transportunternehmen.<br />
Wenn nur ein oder zwei Carrier<br />
zur Auswahl stehen, ist man abhängiger –<br />
und kann keinen besseren Preis aushandeln.<br />
Wir hätten gern, dass unsere Zulieferer<br />
untereinander konkurrieren.<br />
Genug über die Schifffahrt. Wie<br />
geht es der Kaffeebranche?<br />
Stama: Nach ein paar vielversprechenden<br />
Jahren ist der Kaffeekonsum in den<br />
wichtigsten „Kaffeetrinker-Ländern“ wieder<br />
gesunken – auf ein normales Level,<br />
würde ich sagen. Aber in einigen Schwellenländern<br />
– hauptsächlich in Asien –<br />
steigt der Konsum. Auf den Philippinen<br />
und in Indonesien beispielsweise sind<br />
die Wachstumsraten erstaunlich.<br />
Ich nehme an, dass auch Italien ein<br />
sehr wichtiger Markt für Sie ist?<br />
Stama: Es mag Sie überraschen:<br />
Obwohl Italiener Kaffee lieben, ist der<br />
Pro-Kopf-Verbrauch in Finnland oder<br />
Schweden höher als in unserer Heimat.<br />
Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5 | 29
COmPANy lOg<br />
EINDRÜCKE VON<br />
<strong>DE</strong>R KAFFEE -<br />
PRODUKTION<br />
Für Lavazza fotografierte<br />
Star-Fotograf<br />
Steve McCurry<br />
Woher bekommen Sie den Großteil<br />
Ihres Kaffees?<br />
Stama: Hauptproduzent ist Brasilien,<br />
die Nummer zwei Vietnam.<br />
Was sind Ihre Hauptabsatzmärkte?<br />
Stama: Ein wichtiger Markt sind die<br />
USA – da sehen wir großes Wachstumspotenzial.<br />
Aber auch Australien ist ein<br />
Hauptmarkt für uns – und Hapag-Lloyd<br />
könnte diesbezüglich Aufträge von uns<br />
bekommen.<br />
Gibt es bei Ihnen auch so viel Preisvolatilität<br />
wie in unserer Branche?<br />
Stama: Ja, der Preis für Kaffee schwankt<br />
stark. In den vergangenen 20 Jahren lag<br />
der Kaffeepreis zwischen 3,50 und<br />
0,45 USD pro Pfund. Die Preise hängen<br />
stark von der Ernte in den jeweiligen<br />
Ländern ab, vom gesamtwirtschaftlichen<br />
Umfeld, aber auch von Umweltfaktoren.<br />
Vor zwei Jahren gab es in Brasilien eine<br />
schlimme Dürre – und nicht genug<br />
Wasser für die Kaffeeplantagen. Das<br />
hatte einen großen Einfluss auf die<br />
brasilianischen Kaffeepreise.<br />
Was sind die wichtigsten Trends in<br />
Ihrer Branche?<br />
Stama: Momentan nimmt die Anzahl<br />
an angesagten Coffee Shops zu –<br />
und zwar nicht nur bei Ketten wie<br />
Starbucks, Mc Café oder regionalen<br />
Marken. Und natürlich gibt es auch<br />
einen riesigen Markt für Kaffeekapseln,<br />
in dem Nespresso der Marktführer ist.<br />
Lavazza hat übrigens schon vor mehr<br />
als 20 Jahren mit Kaffee in Kapseln<br />
begonnen.<br />
Was macht Lavazza im Vergleich zu<br />
anderen Marken unverwechselbar?<br />
Stama: Wir sind sehr traditionell, Kunden<br />
lieben unsere hohe Qualität, unsere<br />
50<br />
45<br />
<strong>40</strong><br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
<strong>15</strong><br />
10<br />
5<br />
0<br />
Wer produziert am meisten Kaffee?<br />
In Millionen Säcken zu jeweils 60 Kilo (2<strong>01</strong>4/<strong>15</strong>)<br />
Brasilien<br />
Vietnam<br />
Kolumbien<br />
Indonesien<br />
Indien<br />
Quelle: CBD/EDF/Volcafé<br />
Honduras<br />
Äthiopien<br />
Mexiko<br />
Peru<br />
Guatemala<br />
Marke ist sehr stark – nicht zuletzt werden<br />
wir als typisch italienische Marke<br />
angesehen. Italien ist ja bekannt für<br />
gutes Essen und Getränke.<br />
Das klingt ein bisschen wie bei<br />
Hapag-Lloyd: starke Marke, viel<br />
Tradition, das „Made in Germany“-<br />
Image und hohe Qualität.<br />
Stama: Na ja, der Unterschied zwischen<br />
Hapag-Lloyd und Lavazza ist, dass wir<br />
viel Geld verdienen. (Lacht)<br />
Sie sind ja schon seit vielen Jahren<br />
in der Kaffeebranche – kann Kaffee<br />
eine Philosophie sein?<br />
Stama: Selbstverständlich, für einen Italiener<br />
auf jeden Fall – wie Sie sich wahrscheinlich<br />
denken können.<br />
Wie viel Kaffee trinken Sie am Tag?<br />
Stama: Normalerweise trinke ich vier<br />
Tassen am Tag. Ich starte mit Lavazza<br />
Oro, später trinke ich einen Espresso.<br />
Davon trinke ich ein paar Tassen: meine<br />
Lieblingssorte ist Delizioso.<br />
Und keinen Cappuccino?<br />
Stama: (Lächelt) Man merkt sofort,<br />
dass Sie kein Italiener sind. Wir trinken<br />
Cappuccino nur zum Frühstück – und im<br />
Laufe des Tages normalerweise Espresso.<br />
Die Fragen stellte Nils Haupt n<br />
Fotos: Steve McCurry<br />
30 | Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5
event log<br />
Im<br />
Paternoster<br />
mit …<br />
Orlando<br />
Castillo<br />
Der Director Chartering ist<br />
mit der Familie 12.000 Kilometer<br />
umgezogen – von Valparaíso<br />
nach Hamburg<br />
Von Chile nach Deutschland, wie kam es dazu?<br />
Orlando Castillo: Ich kannte Hamburg schon ein bisschen,<br />
da ich bereits als Schüler einige Monate in Deutschland<br />
gelebt habe – und auch aus meiner Zeit bei CSAV, als ich für Fleet<br />
Planning und Chartering verantwortlich war. Und ich konnte<br />
einen Teil meines exzellenten Teams im Chartering hier vorher<br />
kennenlernen. Wahrscheinlich gefällt es mir deshalb schon seit<br />
dem Start sehr gut. Für mich war diese Stadt immer der einzige<br />
Ort außerhalb Chiles, an dem ich mir vorstellen konnte zu<br />
arbeiten. Als dann plötzlich das Angebot kam, habe ich mir<br />
gesagt: Die Herausforderung musst du annehmen.<br />
Wie geht es Ihrer Familie und Ihnen in Hamburg?<br />
Castillo: Es ist nicht immer einfach, aber viel besser als gedacht –<br />
besonders, seit wir in unserer Wohnung leben, mit unseren<br />
Sachen aus Chile. Meine Frau Claudia kümmert sich um unseren<br />
einjährigen Sohn Cristobal. Unsere Tochter Javiera lernt viel in<br />
der ersten Klasse. Sie korrigiert schon meine Aussprache …<br />
Natürlich haben wir auch mal Heimweh. Deshalb war es schön,<br />
dass meine Eltern und Schwiegereltern in diesem Sommer schon<br />
hier zu Besuch waren.<br />
Fallen Ihnen Unterschiede zwischen Deutschen<br />
und Chilenen auf?<br />
Castillo: Ja, in Deutschland fährt man mehr Fahrrad oder geht<br />
öfter zu Fuß als in Chile, wo die meisten Leute mit dem Auto<br />
zum Supermarkt, zur Schule, ins Büro, eigentlich überallhin<br />
fahren. Und mir fällt auf, dass Deutsche wohl nur selten<br />
Bekannte nach Hause einladen – das ist daheim viel mehr<br />
verbreitet. So beginnen Freundschaften. n<br />
„Im Paternoster* mIt …“<br />
Führt Sie eine Dienstreise bald<br />
mal nach Hamburg? Dann ist<br />
in dieser Rubrik Platz für Sie<br />
und eine Geschichte über eine<br />
besondere Herausforderung<br />
bei einer Fahrt im Paternoster<br />
am Ballindamm. Melden Sie<br />
sich unter logbook@hlag.com<br />
– jeder, der nicht am Hauptsitz<br />
arbeitet, kann mitmachen!<br />
* Ein Paternoster, ist ein besonderer Aufzug zur Personenbeförderung. Mehrere an<br />
Ketten hängend befestigte Einzelkabinen verkehren dabei im ständigen Umlaufbetrieb<br />
und werden am oberen und unteren Wendepunkt über große Scheiben in den jeweils<br />
anderen Aufzugsschacht umgesetzt.<br />
Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5 | 31
Polens Tor<br />
zur Welt<br />
Seit Kurzem fährt Hapag-Lloyd auch<br />
Danzig mit 13.200-TEU-Schiffen an.<br />
Ein guter Grund, sich die<br />
Hafenstadt an der Ostseeküste<br />
genauer anzuschauen<br />
TExT: MaTHIaS UHlIg<br />
IM HISTORISCHEN<br />
ZENTRUM<br />
Die Marienkirche (gr.<br />
Foto), das Krantor,<br />
das Grüne Tor mit<br />
dem Langen Markt,<br />
der Hauptbahnhof<br />
(oben v.li.)<br />
Der Hafen von Danzig ist das<br />
Tor zur Welt für ganz<br />
Polen“, sagt Iwona Walesiak.<br />
Zufrieden steigt die polnische<br />
Hapag-Lloyd-Mitarbeiterin<br />
die Gangway der „Hong Kong<br />
Express“ hinab. Mit 50 Kunden auf der<br />
Brücke des Schiffes hatten sie und ihre<br />
Kollegen den Erstanlauf des 13.200-TEU-<br />
Schiffes in Danzig gefeiert. Walesiak, Manager<br />
Assistant and Documentation im<br />
25 Kilometer entfernten Gdynia, verlässt<br />
das Schiff als Letzte, bevor es Richtung<br />
Southampton ablegt. Sie freut sich, über<br />
den erfolgreichen Erstanlauf wie auf<br />
ihren Urlaub, der jetzt beginnt. Zuvor<br />
nimmt sie uns noch mit – auf eine kurze<br />
Reise durch den Hafen und die Stadt an<br />
der polnischen Ostseeküste.<br />
Insbesondere das erst acht Jahre alte<br />
Deepwater Container Terminal (DCT),<br />
an dem auch die „Hong Kong Express“<br />
festmachte, hat sich in den vergangenen<br />
Jahren zu einer Drehscheibe zwischen<br />
Europa und Asien entwickelt. Der<br />
einzige Tiefwasserhafen im Ostseeraum<br />
wurde auf einer künstlichen Halbinsel<br />
im Meer errichtet, die sich über eine<br />
Größe von 70 Fußballfeldern erstreckt.<br />
Sein Vorteil: Aufgrund der Wassertiefe<br />
von mehr als 16 Metern kann er im Gegensatz<br />
zum älteren Gdansk Container<br />
Terminal auch die derzeit größten Containerschiffe<br />
abfertigen.<br />
Hapag-llOyd IST nach Maersk die<br />
zweite große Linienreederei, die das<br />
DCT regelmäßig ansteuert. „Da sich das<br />
Umschlagvolumen in den vergangenen<br />
sieben Jahren fast verzehnfacht hat, wird<br />
die Kapazität nun ausgebaut“, sagt<br />
Iwona Walesiak. Sie zeigt auf eine riesige<br />
Baustelle im Westen des Hafens.<br />
Eine ganze Flotte von Lkw ist dort zu<br />
sehen, die tonnenweise Erde anliefern:<br />
„Dort entsteht gegenwärtig die nächste<br />
Ausbaustufe des DCT.“<br />
Von einem Anziehungspunkt für<br />
Schiffe geht es weiter zu einem Hotspot<br />
für Touristen. Wer nach Danzig reist,<br />
dessen Ziel ist meist nicht der Hafen –
evenT lOG<br />
Fotos: DerHexer; Brunswyk; J. Jazgarska; Elke Wetzig<br />
sondern das historische Zentrum der<br />
ehemaligen Hansestadt mit seinen<br />
kleinen Gassen und den prächtigen<br />
Bürgerhäusern samt liebevoll verzierten<br />
Fassaden und Schmuckgiebeln. „Mitunter<br />
vergessen Besucher allerdings, dass<br />
die Gebäude gar nicht so alt sind, wie es<br />
auf den ersten Blick erscheint“, erzählt<br />
Walesiak. Die im Zweiten Weltkrieg zerstörte<br />
Rechtstadt (Glowne Miasto), der<br />
historisch bedeutsamste Stadtteil, wurde<br />
zu einem großen Teil nach historischen<br />
Vorlagen wieder aufgebaut – eine<br />
bemerkenswerte Leistung.<br />
da die rechTsTadT ziemlich kompakt<br />
ist, liegen die wichtigsten Sehenswürdigkeiten<br />
nahe beieinander. Zwei besondere<br />
Sehenswürdigkeiten sind die Langgasse<br />
mit ihren Restaurants und Cafés und der<br />
sich daran anschließende Lange Markt.<br />
Sie verbinden den Fluss Mottlau mit dem<br />
alten Kohlenmarkt und werden am<br />
Anfang und am Ende von einem prunkvollen<br />
Steintor begrenzt. „Das schönste<br />
Tor ist zweifelsohne das Goldene Tor“,<br />
sagt Iwona Walesiak. Durch seine reichen<br />
Verzierungen erinnert das Stadttor an ein<br />
Entree für ein Schloss.<br />
Der Lange Markt ebenso wie die Langgasse<br />
sind beliebt bei Touristen. Kein<br />
Wunder, hier reiht sich ein verziertes<br />
Bürgerhaus an das nächste, eine Sehenswürdigkeit<br />
an die andere. Dazu zählen<br />
beispielsweise das prächtige Rechtstäd -<br />
tische Rathaus mit seinem 82 Meter<br />
hohen Turm samt Aussichtsplattform.<br />
Aber auch das Artushaus, ein Teil des<br />
historischen Museums der Stadt. Nur<br />
einen Steinwurf entfernt liegt die<br />
Uferpromenade des Flusses Mottlau.<br />
Auch sie ist nicht nur an Sommertagen<br />
voller Touristen.<br />
andere wiederum fahren mit<br />
einem der Ausflugsschiffe hinaus zur<br />
Westerplatte – jener Halbinsel, an der<br />
am 1. September 1939 Deutschland den<br />
Überfall auf Polen und damit den Zweiten<br />
Weltkrieg begann. Auch das gehört<br />
zur Geschichte dieser Stadt – wie auch<br />
die ehemalige „Lenin-Werft“ (heute<br />
Werft Danzig AG) auf dem Weg dorthin.<br />
Von dort aus hatte in den 80er-Jahren<br />
bei Streiks das Ende des Kommunismus<br />
seinen Lauf genommen. Aus dem<br />
Gewerkschaftsführer Lech Walesa,<br />
einem Elektriker und gebürtigen Danziger,<br />
wurde 1990 der erste Präsident des<br />
demokratischen Polen.<br />
Auch wenn man es als Besucher der<br />
Stadt mit etwa 460.000 Einwohnern<br />
Tipps und ideen<br />
aus meiner sTadT<br />
Iwona Walesiak,<br />
Manager Assistant and<br />
Documentation von<br />
Hapag-Lloyd in Gdynia,<br />
verrät ihre Lieblingsorte<br />
und Tipps<br />
kaum glauben mag: Für Iwona Walesiak<br />
gibt es einen Ort, der noch schöner<br />
ist: „Für mich ist Gdynia mit seiner<br />
modernen Architektur und tollen<br />
Stränden mein Lieblingsplatz“, verrät<br />
sie. Und so fällt die Anreise in ihren<br />
Urlaub mit nur 25 Kilometern dann<br />
auch überraschend kurz aus. „Meinen<br />
Urlaub verbringe ich in Gdynia“,<br />
schmunzelt sie. n<br />
nationales maritimes museum, Ołowianka 9–13<br />
Der Museums komplex erstreckt sich an beiden Ufern der Mottlau<br />
und beleuchtet die spannende Geschichte der Danziger Werft- und<br />
Schiffsindustrie. In der Ausstellung „Schiffe. Unsere Leidenschaft“<br />
können Besucher außerdem versuchen, eine virtuelle Autofähre so zu<br />
beladen, dass sie nicht kentert.<br />
park Oliwski, Oliwa<br />
Der Schlossgarten im Stadtteil Oliwa beeindruckt mit seinen<br />
Alleen, Bächen und Teichen. Eine weitere Attraktion und sehr beliebt<br />
bei Hochzeiten ist das barocke Palais im Zentrum.<br />
“restauracja Gdańska, Świetego Ducha 16, http://gdanska.pl/<br />
Das Restaurant serviert typisch polnische Spezialitäten wie die<br />
gefüllten Teigtaschen „Pierogi“ mit verschiedensten Füllungen – oder<br />
„Zurek“: Diese leckere Suppe und viele weitere werden hier in einer<br />
Schüssel aus Brot serviert.<br />
aussichtspunkt pacholek, Tatrzańska<br />
Der Aussichtspunkt liegt versteckt auf einem bewaldeten Hügel,<br />
1<strong>15</strong> Meter über der Stadt. Von hier oben haben Besucher einen<br />
schönen Ausblick auf Danzig, Gdynia, den Kurort Sopot und die Ostsee.<br />
Gdynia und sopot<br />
Gemeinsam mit diesen Städten bildet Danzig die sogenannte<br />
Dreistadt. Im Juli und August verwandelt sich das Seebad Sopot mit<br />
seinen feinen Sandstränden in die Sommer-Hauptstadt Polens. Hier<br />
befinden sich auch die besten Bars und Kneipen. Auch das nur<br />
25 Kilometer entfernte Gdynia mit seiner modernen Architektur, den<br />
hübschen Stränden und der langen Strandpromenade ist einen<br />
Ausflug wert.<br />
Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5 | 33
UNTERWEGS<br />
RICHTUNG ORIENT<br />
Ein Plakat für eine spätere<br />
Reise auf der „Augusta<br />
Victoria“, die Anfang 1891<br />
auf die erste Kreuzfahrt ging<br />
34 | Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5
HisTory log<br />
Als Ballin<br />
die Kreuzfahrt<br />
erfand<br />
TexT: susanne Wiborg<br />
Dass die Idee solch ein Erfolg<br />
werden würde, dass hier an<br />
der Nordseeküste der Beginn<br />
der Kreuzfahrt gemacht<br />
wurde, wie wir sie<br />
bis heute kennen – das ahnte wohl keiner<br />
an diesem kalten Januarmorgen vor<br />
bald 125 Jahren. Immerhin, am 22. Januar<br />
1891 schien jedenfalls ganz Cuxhaven<br />
auf den Beinen zu sein, um die Gruppe<br />
„kühner Reisender“ zu bestaunen, die<br />
an Bord des Hapag-Flaggschiffs „Augusta<br />
Victoria“ ging. Mit einem der größten<br />
und modernsten Dampfer der Welt<br />
wollten sie zu neuen Ufern aufbrechen:<br />
zu einer zweimonatigen Vergnügungsreise<br />
ins Mittelmeer.<br />
geplanT Waren lanDausflüge<br />
in 13 Häfen. Transport, Unterkunft, First-<br />
Class-Service und ein zeitgemäßes Animationsprogramm<br />
kamen von einem<br />
einzigen Anbieter: von der Hapag. Es<br />
war nicht nur die erste moderne Kreuzfahrt,<br />
die an jenem 22. Januar 1891 startete,<br />
es war weltweit die erste große<br />
All-inclusive-Pauschalreise überhaupt:<br />
der erste organisierte Urlaub aus einer<br />
Hand – und damit der Beginn eines<br />
Tourismusangebotes, das heute mehr<br />
denn je boomt.<br />
Auch Albert Ballin, der junge Hapag-<br />
Direktor, stand in Cuxhaven an der Pier.<br />
Er dürfte besonders angespannt gewesen<br />
Urlaub auf<br />
einem Schiff –<br />
das glich vor<br />
125 Jahren einer<br />
Revolution.<br />
Initiator gegen<br />
alle Widerstände:<br />
Albert Ballin,<br />
legendärer<br />
Generaldirektor<br />
der Hapag<br />
sein. Diese Tour war seine Idee gewesen,<br />
sein ganz persönliches Projekt. Er hatte<br />
dafür gekämpft, gegen große Widerstände:<br />
Wer wolle denn schon freiwillig<br />
für Wochen auf ein Schiff gehen, war die<br />
einhellige Meinung damals.<br />
Dabei War Die WelT Ende des<br />
19. Jahrhunderts dank moderner<br />
Verkehrsmittel zum ersten Mal zusammengerückt.<br />
Fern liegende Welten waren<br />
erreichbar geworden, und es gab ein<br />
wohlhabendes Publikum, das diese<br />
Welten kennenlernen wollte – aber möglichst<br />
ohne die Strapazen und Gefahren,<br />
die eine Reise auf eigene Faust bis dahin<br />
mit sich brachte. Als „Trendsetter“ wirkte<br />
der deutsche Kaiser Wilhelm II., der als<br />
Schiffsliebhaber regelmäßig auf seiner<br />
Yacht Urlaub in norwegischen Fjorden<br />
machte. Die Möglichkeit, sowohl Fahrt<br />
als auch Unterkunft und touristisches<br />
Programm zusammen anzubieten, besaß<br />
keines der ersten Reisebüros, keine<br />
Eisenbahn und kein Hotel. Nur auf<br />
einem Schiff ließ sich das so kombinieren.<br />
Schon 1858 hatte die Hapag eine<br />
„Lustfahrt“ nach Cherbourg veranstaltet.<br />
Doch die Unzulänglichkeiten der ersten<br />
Dampfschiffe hatten der Lustbarkeit<br />
noch enge Grenzen gesetzt. Nachdem<br />
dank des Stahlschiffbaus die ersten<br />
„schwimmenden Grandhotels“ in Fahrt<br />
gekommen waren, hatte die Bremer<br />
Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5 | 35
VOR NEW YORK<br />
Die „Augusta Victoria“, hier<br />
nahe der Freiheitsstatue<br />
Konkurrenz, der Norddeutsche Lloyd,<br />
1890 den Postdampfer „Kaiser Wilhelm<br />
II.“ auf eine Sonderfahrt in die norwegischen<br />
Fjorde geschickt. Trotz des großen<br />
Erfolges betonte die Reederei, dass es<br />
sich bei dieser Tour um eine Ausnahme<br />
gehandelt habe. Dass es nun gerade<br />
Albert Ballin war, der den nächsten<br />
Schritt wagte, war kein Zufall. Der junge<br />
Direktor der Hapag, damals 33 Jahre alt,<br />
verdankte seinen Erfolg vor allem einer<br />
außergewöhnlichen Intuition, gepaart<br />
mit der Fähigkeit, Zeitströmungen eben<br />
nicht nur zu erfassen, sondern sie auch<br />
praktisch und gewinnbringend umzusetzen.<br />
Ballin sah genau dort eine Chance,<br />
wo die Hapag ein Problem hatte: Ihr<br />
glanzvolles Flaggschiff<br />
„Augusta Victoria“ lag im<br />
Winter nutzlos auf<br />
Reede. Kaum ein Reisender<br />
mochte den grimmigen<br />
Nordatlantik zur<br />
Sturmsaison überqueren.<br />
Ballin schlug dem<br />
Direktorium nun vor,<br />
den Dampfer im Winter<br />
ins Mittelmeer zu schicken<br />
– und zwar als<br />
„Lustschiff“ für Vergnügungsreisende,<br />
auf eine<br />
Tour in den Orient, das<br />
36 | Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5<br />
Niemand trat bis<br />
dahin ohne Not eine<br />
Seefahrt an<br />
Traumland Europas, Mode- und Sehnsuchtsziel<br />
wohlhabender Reisender.<br />
Unkonventionelle Ideen waren Ballins<br />
Kollegen inzwischen von ihm gewohnt.<br />
Doch diesmal schien er ihnen zu weit<br />
gegangen. Die Herren stammten noch<br />
aus einer Epoche, in der man ohne Not<br />
keine Seefahrt antrat, in der eine Atlantikpassage<br />
mit einem „Gang ins Gefängnis<br />
mit der Aussicht zu ersaufen“ verglichen<br />
worden war. Und nun Seefahrt nur zum<br />
Vergnügen?<br />
ihRE REAKtiON WAR EiNdEutig:<br />
„Es fehlte selbst in meiner allernächsten<br />
Umgebung“, so musste Ballin ernüchtert<br />
feststellen, „nicht an Leuten, die glaubten,<br />
es sei in meinem Oberstübchen nicht<br />
ganz richtig.“ Niemand, da waren sich<br />
die Hapag-Direktoren sicher, würde für<br />
so etwas Geld ausgeben, erst recht nicht<br />
derart viel: Die klassenlose, nämlich nur<br />
mit First-Class-Service angebotene Tour<br />
kostete mit 1.600 bis 2.<strong>40</strong>0 Goldmark<br />
etwa das doppelte bis dreifache Jahreseinkommen<br />
eines Arbeiterhaushalts.<br />
Doch Ballin setzte sich durch, und<br />
schnell zeigte sich, dass er richtig kalkuliert<br />
hatte: Schon das erste Angebot der<br />
„Excursion“ stieß auf ein internationales<br />
Echo, das alle Erwartungen übertraf.<br />
Längst nicht alle Interessenten konnten<br />
mitgenommen werden. Ballin, der<br />
„seine“ Premiere als Gastgeber begleitete,<br />
begrüßte schließlich 174 Deutsche,<br />
Briten und Amerikaner in Cuxhaven,<br />
darunter nur 67 Damen, vorwiegend<br />
abenteuerlustige britische Ladys. Für die<br />
brave deutsche Ehefrau und Mutter<br />
galten Unternehmungen dieser Art<br />
damals noch als körperlich und geistig<br />
viel zu anstrengend, und überdies als<br />
ungehörig.<br />
EiNE histORisChE REisE AlsO,<br />
und Ballin, Naturtalent auch in Sachen<br />
Öffentlichkeitsarbeit, hatte nicht nur<br />
Journalisten führender Zeitungen eingeladen,<br />
sondern mit Christian Wilhelm<br />
Allers auch gleich noch einen der bedeutendsten<br />
deutschen Reportagezeichner<br />
engagiert. Mit seiner Hilfe schuf er eine<br />
weitere Neuheit: die Bordzeitung (siehe<br />
unten). Der Anfang der Reise jedoch gestaltete<br />
sich etwas mühsam: die stürmische<br />
Biskaya setzte den Passagieren hart<br />
Aus dER ERstEN BORdzEituNg: dAs CREdO dER KREuzfAhRt<br />
Unter dem Titel „Was wir wollen“ war in der ersten Ausgabe der Bordzeitung zu<br />
lesen: „Niemals ist eine Vergnügungsreise unternommen worden, die sich mit der<br />
heute angetretenen vergleichen ließe. Das herrliche und bewährte Schiff (…), die<br />
Perle der deutschen Handelsmarine, macht eine Fahrt zu den Stätten ältester Cultur<br />
(…). Für zwei Monate bilden die Passagiere ein Gemeinwesen unter sich, abgelöst<br />
von den gewohnten Beziehungen, befreit von Sorgen und Lasten des Amts und der<br />
Geschäfte (…). Jedem steht es in weiten Grenzen frei, zu leben, wie es ihm gefällt,<br />
theilzunehmen an der Geselligkeit (…). Nicht nur für das leibliche Wohl ist auf das<br />
Umfassendste gesorgt, sondern auch Musik und Spiel werden die Stunden beflügeln,<br />
während der schwimmende Palast immer neuen Zielen entgegenfliegt.“
HIsTORy lOG<br />
zu. In den ruhigeren Gewässern des<br />
Mittelmeeres jedoch geriet die Reise der<br />
„Augusta“ dann zu einem einzigen<br />
Triumph. Das mit 145 Metern Länge und<br />
17 Metern breite größte Schiff, das bis<br />
dahin je die Häfen dort angelaufen<br />
hatte, wurde überall offiziell begrüßt<br />
und begeistert gefeiert. Die Stimmung<br />
der Reisenden hätte nicht besser sein<br />
können, was auch am kulinarischen<br />
Angebot lag. „Drei Dinge sind den<br />
Hamburgern an Bord eigen“, über -<br />
lieferte die Bordzeitung. „Sie sind<br />
bemüht gewesen, sich gleiche Reise -<br />
mützen anzuschaffen, lassen sich alle<br />
Mahlzeiten vortrefflich schmecken<br />
und sie essen Caviarbrötchen, als ob sie<br />
dafür bezahlt werden.“<br />
WäHRENd uNTER dECk die Heizer<br />
schufteten, während Kapitän Heinrich<br />
Barends und seine 245 Personen starke<br />
Crew ebenso zum Erfolg der Reise<br />
beitrugen wie die unermüdlich auf -<br />
spielende Musikkapelle, kümmerte sich<br />
Albert Ballin selbst um beinahe alles.<br />
Von den Veilchenbouquets für die mitreisenden<br />
Damen über die Deckspiele<br />
bis hin zum Kaisertoast beim festlichen<br />
Diner am Geburtstag des deutschen<br />
Kaisers – überall war die Umsicht spürbar,<br />
die ihm und damit der Hapag bald<br />
den Ruf als „märchenhafter“ Gastgeber<br />
eintrug. Der „junge Director“, immer<br />
makellos gekleidet und von „famosen<br />
Umgangsformen“, wurde denn auch<br />
von den Damen an Bord „ganz auffallend<br />
bevorzugt“.<br />
Im Gegensatz zum organisierten Leben<br />
an Bord gerieten die langen Landausflü -<br />
ge oft zu regelrechten Abenteuerreisen.<br />
Die Fremde war damals noch wirklich<br />
fremd und nur ansatzweise touristisch<br />
erschlossen. Die Hapag hatte auf das britische<br />
Reisebüro von Thomas Cook &<br />
Son gesetzt. Die Erfrischungszelte der<br />
Briten waren in der Wüste sehr beliebt,<br />
der angebotene Transport dagegen<br />
erwies sich als eher problematisch. Auf<br />
den Passhöhen des Libanon wäre eine<br />
unternehmungslustige Hamburger Herrenrunde<br />
fast einem Schneesturm zum<br />
Opfer gefallen. Ballin ließ das Schiff in<br />
Beirut warten, bis die unfreiwilligen Survival-Touristen<br />
an Bord zurückkamen.<br />
Im mäRZ kEHRTE dIE „AuGusTA“<br />
in Triumph nach Hamburg zurück:<br />
„Am Lande alles proppenvoll“, hielt<br />
Reportagezeichner Allers fest, „an<br />
vielen Stellen schwenkten sie sogar mit<br />
Bett- und Tischtüchern, da die Taschentücher<br />
nicht ausreichten.“ Der Erfolg<br />
seiner Reise hatte Ballin recht gegeben:<br />
Er hatte eine Marktlücke entdeckt. Die<br />
Hapag füllte sie fortan konsequent. Sie<br />
veranstaltete nun regelmäßig und sehr<br />
erfolgreich Kreuzfahrten und erwarb<br />
1905 das bedeutendste Reisebüro des<br />
Deutschen Reiches, Carl Stangen’s Reisebureau<br />
in Berlin, um es als „Reisebüro<br />
der Hamburg-Amerika Linie“ weiter -<br />
zuführen. Der Norddeutsche Lloyd zog<br />
nach, und damit waren die beiden Großreedereien<br />
nun auch die größten deutschen<br />
Touristik-Anbieter. n<br />
REPORTAGEZEICHNER<br />
Christian Wilhelm Allers zeichnete<br />
auf der ersten Kreuzfahrt an Bord,<br />
unter anderem Kapitän Barends und<br />
Reisende auf Landausflug vor der<br />
Akropolis in Athen (u.); die Mannschaft<br />
der „Augusta Victoria“ (u.li.)<br />
Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5 | 37
LoG ouT<br />
Vor 10 JahrEn Im Herbst 2005<br />
ersetzte Microsoft Outlook das erste E-Mail-<br />
System bei Hapag-Lloyd: der „Memo Open<br />
Client“ war 1987 eingeführt worden.<br />
Vor 25 JahrEn „Hapag-Lloyd Flug“<br />
startete von 1990 an mit Langstreckenmaschinen,<br />
darunter Airbus A 310-300, in die<br />
Ferntouristik. Erste Ziele: Kenia und Karibik.<br />
Vor <strong>40</strong> JahrEn Im September 1975<br />
wurde der Containerdienst zwischen Europa<br />
und Kanada aufgenommen. Die „Mosel<br />
Express“ (736 TEU) lief erstmals Halifax an.<br />
10 JahrE<br />
11.11.<strong>15</strong> faBianE dominGuEz HL (Brazil), Santos<br />
14.11.<strong>15</strong> LiEu Tran HL (America), Chicago<br />
18.11.<strong>15</strong> GErriT frEEsE HL, Hamburg<br />
21.11.<strong>15</strong> Li LonGhursT HL (America), Atlanta<br />
23.11.<strong>15</strong> daVid niñEroLa HL (Spain), Barcelona<br />
25.11.<strong>15</strong> sVEn BoLLoW HL, Hamburg<br />
28.11.<strong>15</strong> Vicki Lord HL (America), Atlanta<br />
<strong>01</strong>.12.<strong>15</strong> aLdo coppa HL (Italy), Genua<br />
<strong>01</strong>.12.<strong>15</strong> nicoLa EGGErT HL, Hamburg<br />
<strong>01</strong>.12.<strong>15</strong> honG XianG WinGs zhanG HL (China), Shanghai<br />
05.12.<strong>15</strong> danyELLE odom HL (America), Atlanta<br />
07.12.<strong>15</strong> mELissa GErardo HL (America), Long Beach<br />
12.12.<strong>15</strong> zinna GrEEn HL (America), Houston<br />
13.12.<strong>15</strong> maarTEn aBELshausEn HL (Benelux), Antwerpen<br />
13.12.<strong>15</strong> Thomas dEW HL, Hamburg<br />
<strong>15</strong>.12.<strong>15</strong> TurkEr Erinc HL, Hamburg<br />
19.12.<strong>15</strong> sainaTh moryE GSC (India), Mumbai<br />
19.12.<strong>15</strong> suniL WadhWani GSC (India), Mumbai<br />
26.12.<strong>15</strong> yu Lin kEVin Wu GSC (China), Shanghai<br />
<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 aLina anGiELczyk HL (Poland), Gdynia<br />
<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 BLanka BakoWska HL (Poland), Gdynia<br />
<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 anna BiELEcka HL (Poland), Gdynia<br />
<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 Joanna BiLicka HL (Poland), Gdynia<br />
<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 karoLina BurchaTz HL (Poland), Gdynia<br />
<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 michaL BurnaToWicz HL (Poland), Gdynia<br />
<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 naThaLiE coEck HL (Turkey), Izmir<br />
<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 JarosLaW kaLinoWski HL (Poland), Gdynia<br />
<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 dariusz kaszuBoWski HL (Poland), Gdynia<br />
<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 daniELa kLEin HL, Hamburg<br />
<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 JarosLaWa kraJnik HL (Poland), Gdynia<br />
<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 Wu shan LiLy HL (China), Nanjing<br />
<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 fEdErico LomBardo HL (Italy), Genua<br />
<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 sTEffEn müLLEr HL, Hamburg<br />
<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 mario oGGiano HL, Hamburg<br />
<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 sVEn-asmus pLoEn HL, Hamburg<br />
<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 mariusz rEGuLa HL (Poland), Warschau<br />
<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 andrzEJ siEradzki HL (Poland), Gdynia<br />
<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 kim hyo siL HL (Korea), Seoul<br />
<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 maLGorzaTa sLomska HL (Poland), Gdynia<br />
<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 Tomasz sniadEk HL (Poland), Gdynia<br />
<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 Grazyna szymanska HL (Poland), Gdynia<br />
<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 chanakarn TEchTanomkuL HL (Thailand), Bangkok<br />
<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 Tomasz TudruJ HL (Poland), Gdynia<br />
<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 krzyszTof zELEchoWski HL (Poland), Gdynia<br />
03.<strong>01</strong>.16 yun JErry Gu HL (China), Shanghai<br />
03.<strong>01</strong>.16 JosEph mEnko HL (America), Tampa<br />
03.<strong>01</strong>.16 michELLE WiLLiams HL (America), Detroit<br />
Jubilare<br />
04.<strong>01</strong>.16 ThErEsa dunham HL (America), Atlanta<br />
05.<strong>01</strong>.16 crisTina piLar pEris HL (Spain), Valencia<br />
09.<strong>01</strong>.16 pan hui QionG Bianca HL (China), Shenzhen<br />
<strong>15</strong>.<strong>01</strong>.16 inGa hüBnEr HL, Hamburg<br />
<strong>15</strong>.<strong>01</strong>.16 oLaf kahnT HL, Hamburg<br />
18.<strong>01</strong>.16 raQuEL GiL HL (Spain), Barcelona<br />
30.<strong>01</strong>.16 sonia hEsTEr HL (America), Atlanta<br />
25 JahrE<br />
12.11.<strong>15</strong> manfrEd BürGEr HL, Hamburg<br />
13.11.<strong>15</strong> michaEL sTiLLiTano HL (America), Piscataway<br />
<strong>15</strong>.11.<strong>15</strong> marTinE naErT HL (Benelux), Antwerpen<br />
<strong>01</strong>.12.<strong>15</strong> raLf hoLLand HL, Hamburg<br />
<strong>01</strong>.12.<strong>15</strong> ana aLVEs HL (Portugal), Lisbon<br />
<strong>01</strong>.12.<strong>15</strong> ana farinha HL (Portugal), Lisbon<br />
<strong>01</strong>.12.<strong>15</strong> anTonio marQuEs HL (Portugal), Lisbon<br />
<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 iLona cypErs HL, Hamburg<br />
<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 LuTz-michaEL dyck HL, Hamburg<br />
<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 pETEr GraEsEr HL, Hamburg<br />
<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 BEnJamin hirzEL HL (Switzerland), Basel<br />
<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 Joachim hoLLJEs HL, Hamburg<br />
<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 raLf kühnE HL, Hamburg<br />
<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 roLf raBEnhorsT HL, Hamburg<br />
<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.16 saBinE WischmEiEr HL, Hamburg<br />
11.<strong>01</strong>.16 andrEas kEnnEr HL, Hamburg<br />
21.<strong>01</strong>.16 BErnd ETziEn HL, Hamburg<br />
21.<strong>01</strong>.16 norBErT zELck HL, Hamburg<br />
<strong>40</strong> JahrE<br />
17.12.<strong>15</strong> françois pourTauBordE HL (China), Shanghai<br />
WIR TRAUERN UM<br />
10.05.2<strong>01</strong>5 Enno TEunis BEhrEns (89) HL, Hamburg<br />
26.05.2<strong>01</strong>5 GErnoT LindEmann (75) HL, Hamburg<br />
30.05.2<strong>01</strong>5 WoLfGanG hEiskEL (91) HL, Hamburg<br />
30.06.2<strong>01</strong>5 karL-hEinz sauEr (77) HL, Hamburg<br />
30.06.2<strong>01</strong>5 diETEr WinkLEr (69) HL, Hamburg<br />
05.07.2<strong>01</strong>5 EGon noormann (89) HL, Hamburg<br />
08.07.2<strong>01</strong>5 marion köpckE (73) HL, Hamburg<br />
18.07.2<strong>01</strong>5 horsT ropErs (84) HL, Hamburg<br />
19.07.2<strong>01</strong>5 rüdiGEr VoLLmEr (74) HL, Hamburg<br />
23.07.2<strong>01</strong>5 GünTEr scharsich (80) HL, Hamburg<br />
28.07.2<strong>01</strong>5 annELiEsE BrodEssEr (86) HL, Düsseldorf<br />
29.07.2<strong>01</strong>5 Jan Van WEsTEn (59) HL (Benelux), Rotterdam<br />
<strong>01</strong>.08.2<strong>01</strong>5 Jörn niEhaus-manharT (72) HL, Hamburg<br />
09.08.2<strong>01</strong>5 Vicky monTEaGudo (44) HL (Spain), Barcelona<br />
<strong>15</strong>.08.2<strong>01</strong>5 hELmuT kiWiTz (88) HL, Bremerhaven<br />
04.09.2<strong>01</strong>5 diETEr LüdErsEn (76) HL, Hamburg<br />
23.09.2<strong>01</strong>5 WErnEr mEyEr (87) HL, Bremerhaven<br />
38 | Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5
LOG OUT<br />
2<br />
1<br />
3<br />
Ihre Fotos<br />
Dies ist Ihre Seite – die Seite für Fotos von Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern weltweit. Hier ist Platz für die schönsten Bilder:<br />
Von Bord unserer Schiffe, aber auch von Land – vom Team-<br />
Event, vom Kundenempfang, von Kollegen bei der Arbeit.<br />
Senden Sie uns Ihre Fotos, wenn Sie einverstanden sind, dass<br />
diese veröffentlicht werden – direkt an logbook@hlag.com.<br />
Am besten bei Datenmengen von mehr als 2 MB über den<br />
kostenlosen und einfachen Filehosting-Dienst wetransfer.com.<br />
Wir freuen uns sehr auf Ihre Bilder!<br />
4<br />
1 EIN SEEmaNN bei der Arbeit<br />
an Bord, aufgenommen von Kapitän<br />
Uwe Fiedler<br />
2 DIE BUGWELLE eines Containerschiffes<br />
– von David Piel, Global<br />
Special Cargo Department,<br />
Hamburg<br />
3 EIN SONNENUNTERGaNG an<br />
Bord – ebenfalls von Kapitän Fiedler<br />
4 mÄNNER aN <strong>DE</strong>R maSCHINE –<br />
auch dieses Bild machte Uwe Fiedler<br />
5 EINFaHRT NaCH HamBURG Die<br />
„Antwerpen Express“ fotografierte<br />
Herbert Sommer, ehemals<br />
Hapag-Lloyd<br />
5<br />
Logbook <strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5 | 39
Auf KontrollgAng<br />
an Bord der „Essen<br />
Express“: Als Erster<br />
Offizier ist Tobias<br />
Kammann auch für die<br />
Ladung verantwortlich