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DerPeterNr_4_Winter2015

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Das Zeltnerschloss<br />

Derffs wieder a weng Staddeilgschichtn sei?<br />

Scho, oder? Also dann, gehmers oo!<br />

STADTTEILGESCHICHTE<br />

Vor der Stadt Nürnberg über<br />

der Tullnau liegt ein schönes<br />

Lusthaus mit einem<br />

Weiher und Gärten rings umgeben,<br />

vor Jahren ein Hammer gewesen,<br />

weshalb es Gleißhammer genannt<br />

wird." So wird es im 17. Jahrhundert<br />

beschrieben.<br />

1336 wird das Hammerwerk<br />

erstmals urkundlich erwähnt. Der<br />

Patrizier, Konrad Groß hatte es von<br />

Ludwig dem Bayern erworben.<br />

Manche Quellen sagen, das<br />

Schloss sei zum Schutz der Mühlenanlage<br />

errichtet worden. Andere<br />

wiederum geben an, dass sich<br />

das Schloss wirtschaftlich über das<br />

Hammerwerk getragen habe. Wie<br />

auch immer, beides gehörte lange<br />

Zeit einfach zusammen.<br />

Der Stadt Nürnberg war es sogar<br />

so wichtig, dass verfügt wurde,<br />

dass es nur an Nürnberger Bürger<br />

verkauft werden dürfe. Während<br />

des Ersten Markgrafenkriegs<br />

(1449/50) wurde es sogar strategisch<br />

eingesetzt und mit Bogenschützen<br />

bis unter die Giebel<br />

bewaffnet. Dies klappte wohl so<br />

hervorragend, dass man diesen<br />

Coup im Zweiten Markgrafenkrieg<br />

(1552) wiederholen wollte. Aber<br />

Markgraf Albrecht Alcibiades verhinderte<br />

dies, indem er Mühle und<br />

Schloss abbrennen ließ.<br />

In seiner langen Geschichte,<br />

ging das Schloss durch zahlreiche<br />

Hände. Wurde vererbt von Vater<br />

auf Sohn auf Ehefrau auf Schwester<br />

auf Bruder auf.... Durch die<br />

Jahrhunderte erlebte es zahlreiche<br />

Veränderungen. Zerstört durch<br />

Brände, Hochwasser (1845), Bombardements<br />

(1943), wurde es jedesmal<br />

wieder aufgebaut und<br />

dabei von den jeweiligen Besitzern<br />

grundlegend verändert.<br />

1448 gehörte es Anna Toppler,<br />

der Ehefrau von Jakob Toppler, der<br />

der Sohn des berühmten Rothenburger<br />

Bürgermeisters, Heinrich<br />

Topplers war. An diesen erinnert<br />

heute noch der "Bürgermeister-<br />

Trunk". Auch die Familie Tetzel<br />

(die der Tetzelgasse ihren Namen<br />

gab), besaß um 1470 herum das<br />

Schloss.<br />

Die alteingesessene Patrizierfamilie<br />

Imhoff besaß es mehr als 100<br />

Jahre. Sie hatten den Besitz um<br />

1562 gekauft. Der vorherige Besitzer<br />

war aufgrund von wiederholten<br />

Gewalttätigkeiten gegen seine<br />

Ehefrau der Stadt verwiesen worden.<br />

Die Imhoffs nun ließen "den<br />

Gleißhammer" nach der Zerstörung<br />

im Zweiten Markgrafenkrieg<br />

wieder aufbauen und erweitern.<br />

Sie richteten die Längsseiten des<br />

Gebäudes nach den 4 Himmelsrichtungen<br />

aus, weshalb es ein wenig<br />

schräg steht. Um das streng<br />

Geometrische abzumildern, tupften<br />

sie dem Ganzen 4 Ecktürmchen<br />

auf und lagerten dem<br />

Hauptbau ein Backsteingebäude<br />

mit einem Tor vor. Irgendwann<br />

stand sogar mal ein Turm mitten<br />

im Wasser, aber im Lauf der Zeit<br />

verschwand dieser komplett....<br />

1632 war das Zeltnerschloß militärisch<br />

immer noch so interessant,<br />

dass König Gustav Adolf von<br />

Schweden und Wallenstein es in ihre<br />

strategischen Planungen einbezogen<br />

hatten. Respekt!<br />

1845 zerstörte ein gewaltiges<br />

Hochwasser die komplette Anlage.<br />

Der damalige Besitzer sah sich<br />

nicht in der Lage, die notwendigen<br />

Reparaturen durchzuführen, und<br />

so erwarb der Fabrikant Johann<br />

Zeltner das Schloss. Seitdem kennt<br />

es jeder unter dem jetzigen Namen,<br />

Zeltnerschloss. Siebzig Jahre<br />

lang nutzte die Familie Zeltner das<br />

Schloss als Sommerresidenz. In<br />

dieser Zeit wurden zahlreiche Modernisierungen<br />

durchgeführt. Unter<br />

anderem eine Gasleitung für<br />

Beleuchtung, und den Anschluss<br />

an die städtische Trinkwasserversorgung.<br />

Der erste Weltkrieg brachte viele<br />

Änderungen mit sich. Die Zeltners<br />

mußten zahlreiche Zwangseinquartierungen<br />

hinnehmen. Die immer<br />

höher werdenden Kosten für den<br />

Unterhalt konnten sie irgendwann<br />

nicht mehr aufbringen, und so veräußerten<br />

sie das Zeltnerschloss an<br />

die Deutsche Bahn. Gegen Ende<br />

des Zweiten Weltkriegs dann<br />

brannte es nach einem Bombenangriff<br />

im August 1943 völlig aus.<br />

Erst 12 Jahre später wurde es - in<br />

abgespeckter und sparsamer Weise<br />

- wieder aufgebaut.<br />

Seit 1985 befindet sich das Zeltnerschloss<br />

im Besitz der Stadt<br />

Nürnberg. Es beherbergt - wie<br />

durch viele Jahrhunderte vorher<br />

auch schon - private Mieter und,<br />

natürlich, den Kulturladen Zeltnerschloss.<br />

Sehen kann man dieses einzigartige,<br />

geschichtsträchtige Gebäude<br />

besonders gut während des Stadtteilfestes.<br />

Da pilgern dann unzählige<br />

Bürger und Gäste aus anderen<br />

Stadtteilen über die Brücke in den<br />

Innenhof, um das einmalige Ambiente<br />

für ein paar Stunden zu genießen.<br />

Hach, mir hams halt schee<br />

do!<br />

Susa Riesinger<br />

DER PETER NR. 4 — WINTER 2015/2016 7

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