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DerPeterNr_4_Winter2015

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KRIEGSFLÜCHTLINGE<br />

HAUTNAH<br />

Einigkeit und Recht<br />

und Freiheit<br />

Mitten in unserem Viertel in der Peterstraße leben<br />

junge Flüchtlinge. Unter ihnen sind Haval (20)<br />

und Suheeb (31). Beide sind aus der Nähe von<br />

Mossul (Irak) nach Deutschland geflohen. „Bevor wir herkamen,<br />

haben wir von Deutschland nichts gewusst. Heute<br />

sind wir froh hier zu sein. Wir haben keine Angst um unser<br />

Leben mehr“.<br />

Haval ist Jeside (religiöse Minderheit im Nordirak), seine<br />

Muttersprache ist kurdisch. Im Irak hatte er einen Schulabschluss<br />

gemacht und war dann zwei Jahre arbeitslos. Hier<br />

in Nürnberg geht er in die Schule. Nach nur sieben Monaten<br />

spricht er bereits recht gut deutsch. „Ich möchte in<br />

Deutschland bleiben und studieren“ berichtet er uns. Zurück<br />

in den Irak, wo der „Islamische Staat“ sein Unwesen<br />

treibt, ist keine Option für ihn.<br />

Suheeb hat Informatik studiert und dann acht Jahre als<br />

Zimmermann gearbeitet. Er ist Christ, seine Muttersprache<br />

ist aramäisch. „Mein Bruder ist im Bürgerkrieg ums Leben<br />

gekommen“ berichtet er uns. Hier in der Peterstraße wohnt<br />

er mit seinem Freund Haval in einer Wohnung, sie kochen<br />

gemeinsam und spielen am Wochenende Fußball auf der<br />

Wöhrder Wiese.<br />

Beide haben in Bulgarien das erste Mal EU-Boden betreten.<br />

Dort wurden sie registriert, saßen auch im Gefängnis<br />

und haben einige negative Erfahrungen gemacht. Die<br />

Angst, wegen der Dublin-Regeln wieder dorthin zu müssen,<br />

ist groß. Aber ein bißchen Sorge äußern sie auch, dass es<br />

in Deutschland aufgrund der vielen unterschiedlichen Weltanschauungen<br />

der ankommenden Flüchtlinge zu Konflikten<br />

kommen könnte.<br />

„Schön ist, dass hier alle so freundlich zu uns sind. Wir<br />

Haval (l inks) , Suheeb (rechts) , beide aus dem Irak<br />

wünschen uns, dass alle Menschen auf der Welt in Einigkeit<br />

und Recht und Freiheit leben können.“<br />

Saviour Debono und Jürgen Koppmann mit<br />

freundlicher Unterstützung von Johannes (Hilde) Schwarz<br />

Hilfe für Flüchtlinge<br />

In drei größeren Unterkünften in der Peterstraße,<br />

Strauchstraße und Keplerstraße sind derzeit knapp 350<br />

Geflüchtete untergebracht. Schnell bildete sich ein Helferkreis<br />

im Stadtteil. Die ehrenamtlichen Helfer übernehmen<br />

Sprach- oder Freizeitpatenschaften für je einen<br />

Geflüchteten, mit dem sie sich einmal in der Woche treffen.<br />

Zu den Helfertreffen kommen Menschen voller Freude und<br />

Hilfsbereitschaft. „Ein großes Plus ist, dass die verschiedenen<br />

Organisationen im Stadtteil gut vernetzt sind, daher<br />

läuft es sehr gut“, sagt Gudrun Absenger, die Ansprechpartnerin<br />

für die Bürger im Stadtteil, die helfen wollen. So können<br />

beispielsweise für Deutschkurse und weitere Angebote<br />

die Räume der Kirchengemeinde St. Kunigund oder im Kulturladen<br />

Zeltnerschloss genutzt werden.<br />

Möchten auch Sie helfen? Nehmen Sie Kontakt auf zu<br />

Gudrun Absenger, telefonisch unter 0911 40 44 08 oder per<br />

E-Mail an gu.absenger@googlemail.com<br />

Anna Souksengphet-Dachlauer<br />

DER PETER NR. 4 — WINTER 2015/2016 23

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