Handbuch Digital Humanities
DH-Handbuch
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Ein Beispiel für eine Methode der <strong>Digital</strong> <strong>Humanities</strong> ist das irreführender<br />
Weise "distant reading" – besser Makroanalyse 5<br />
– genannte Verfahren. Aufgrund der beschränkten Menge von<br />
Büchern, die jeder Mensch in seinem Leben lesen kann 6 und<br />
der gleichzeitigen Neugier auf die Inhalte vieler weiterer Bücher,<br />
ist die einzige Möglichkeit, Informationen aus weiteren<br />
Büchern zu verarbeiten, deren automatische, d.h. algorithmische<br />
Durchdringung und Aufarbeitung. Dies wird mithilfe<br />
zahlreicher Methoden – unter Einsatz verschiedener Software<br />
und Algorithmen – bewerkstelligt.<br />
Ein konkretes Beispiel für solche Forschungsprojekte ist die<br />
quantitative Textanalyse. Hier wurden beispielsweise im Rahmen<br />
der Analyse antiker ägyptischer Totenbücher interessante<br />
Ergebnisse erzielt. 7 Auch auf die Stimmungen von Epochen<br />
lassen sich solche Analysen anwenden: "Roaring Twenties",<br />
"Les Trente Glorieuses" (1945-1975) aber auch "Nach dem<br />
Boom" (ab den 1970er Jahren) sind allgemein akzeptierte<br />
Charakterisierungen von mit stark positiven oder negativen<br />
Emotionen besetzten Epochen. Diese Muster finden wir auch<br />
in den Texten aus diesen Epochen. 8<br />
Weiterführende Untersuchungen könnten das Verhältnis<br />
zwischen Tagespresse und der Belletristik untersuchen: In<br />
welcher Textgattung kündigen sich Stimmungsumschwünge<br />
früher an? Inwieweit handelt es sich um globale Phänomene,<br />
oder zeigen sich je nach Region oder Sprache zeitlich verschobene<br />
Stimmungsphasen? Sind deutschsprachige Texte – wie<br />
es der Begriff der "German Angst" vermuten ließe – wirklich<br />
emotional anders geprägt als englischsprachige? Und falls<br />
ja, gibt es Zeiten besonders starker Divergenz oder auch der<br />
Konvergenz zwischen diesen beiden Sprachräumen?<br />
Ähnliche Verfahren lassen sich auf andere Medien übertragen,<br />
hier besteht die Möglichkeit durch maschinelle Mustererkennung<br />
regelmäßig wiederkehrende Elemente in Bilddateien<br />
zu erkennen und miteinander zu vergleichen.<br />
Zur Frage "How to compare 1 Mio Images?" wurde beispielsweise<br />
eine Studie publiziert, 9 in der diverse Projekte aufgeführt<br />
werden. Auch die Möglichkeiten der 3D Technologie<br />
sind für Disziplinen, welche sich mit Gegenständen im Raum<br />
(beispielsweise Kunstgeschichte oder Archäologie) beschäfti-<br />
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