I m p u l s
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Industrie 4.0-Konzepte in der Unternehmensstrategie und -kultur etablieren Trotz Kenntnis über die Potenziale von Industrie 4.0 existiert bei den Neulingen meist noch keine konkrete Strategie zur Entwicklung und Umsetzung von Industrie 4.0-Konzepten. Zur vollumfänglichen Ausschöpfung des Potenzials von Industrie 4.0 bedarf es einer hieran angepassten Unternehmensstrategie und -organisation, die von den Führungskräften im Unternehmen aufgesetzt und etabliert wird. Kulturveränderung ist langwierig und stark beeinflusst von den Menschen, die sie treiben und vorleben. Studien weisen darauf hin, dass derart innovative Themen fest und konkret in allen Bereichen des Unternehmens, der Führungs- und Organisationsstruktur sowie vor allem auch im Wertesystem des Unternehmens verankert werden müssen. Nur so wird eine flächendeckende Mobilisierung für das Thema erreicht und das gesamte vorhandene Potenzial der Mitarbeiter und der Organisation ausgeschöpft. Insbesondere Mittelständler schaffen es durch persönliches Vorleben der Bedeutung von innovativen Themen wie Industrie 4.0 und von innovativem Handeln, die Mitarbeiter für dieses Thema zu begeistern und sie dauerhafter zu motivieren (IW Consult/Santiago, 2015). In der Unternehmenskultur sollte bereits gelebt werden, was in der Strategie verankert werden soll. Das heißt: Die Bedeutung des Kulturwandels durch Industrie 4.0 sollte von der Unternehmensleitung hervorgehoben werden – etwa durch Schaffung von Identifikationsfiguren und Vorbildern, aber auch durch die Besetzung der Schlüsselposition des Industrie 4.0-Hauptverantwortlichen. Diese Dinge sind nur mit einer starken und innovationsfördernden Führungsleistung erfolgreich umzusetzen. Es sind die Führungskräfte im Innovationsumfeld von Industrie 4.0, die den Kulturwandel vorleben, die Zusammenarbeit von Teams strukturieren und individuelle Freiräume für Mitarbeiter organisieren müssen. Technische Grundlagen zum Aufbau einer Smart Factory schaffen Im Rahmen von Pilotversuchen können Neulinge erste Erfahrungen mit innovativen Anwendungsformen von Sensorik und hochgradig vernetzten IT-Systemen sammeln. Parallel dazu sollte die Erweiterbarkeit des Maschinenparks auf Anbindung an übergeordnete IT-Systeme geprüft werden. Im nächsten Schritt wird die Transparenz über die gegenwärtigen Produktionsabläufe gesteigert. Vernetzung der Komponenten und Systeme starten In den Unternehmensprozessen sollte zuerst der Informationsaustausch zwischen den einzelnen Systemen sukzessive ausgeweitet werden. In Betracht kommen hierbei sowohl standardisierte Schnittstellen als auch der Einsatz geeigneter Middleware 6 . Diese sind auch Grundvoraussetzung für die Initiierung von datenbasierten Dienstleistungsangeboten. Erweiterung des Produktportfolios Das Produktportfolio sollte im Rahmen einer Potenzialanalyse auf die Erweiterung mit IKT- Zusatzfunktionalitäten zur Steigerung des Kundennutzens geprüft werden. Auf Basis der identifizierten Zusatzfunktionalitäten können die ersten datenbasierten Dienstleistungen getestet werden. Basiskompetenzen aufbauen Um mit dem Thema Industrie 4.0 zu beginnen, ist der Aufbau von betriebsinternen Basiskompetenzen zu den Themen IT-Infrastruktur, Automatisierungstechnik und Datenanalyse von zentraler Bedeutung. 6 Middleware stellt eine Ebene in einem komplexen Softwaresystem dar, die als „Dienstleister“ anderen, ansonsten entkoppelten, Softwarekomponenten den Datenaustausch ermöglicht. 59
Welche Kompetenzen im Einzelfall benötigt werden, ergibt sich oft erst aus dem unternehmensspezifischen Vorgehen. Hier sollten Unternehmen vorab eine systematische Bedarfsanalyse im Bereich der Beschäftigten durchführen und ihre Qualifizierungs- und Ausbildungsmaßnahmen entsprechend dieser Bedürfnisse anpassen. 4.2 Handlungsfelder für Einsteiger Die Einsteiger in Industrie 4.0, die sich im Readiness-Modell auf der Stufe 2 befinden, müssen ähnliche Hemmnisse überwinden wie die Neulinge: • Unklarheit über wirtschaftlichen Nutzen von Industrie 4.0-Konzepten • allgemeine Unklarheit über Industrie 4.0 und zögerliches Verhalten • fehlendes Fachwissen über und fehlende Fachkräfte für Industrie 4.0 • Belegschaft nicht offen für die Digitalisierung Auch hier bestehen die gravierendsten Hemmnisse darin, dass es neben einer grundsätzlichen Unklarheit über das Thema Industrie 4.0 (49 Prozent) ebenfalls keine Klarheit über den wirtschaftlichen Nutzen von Industrie 4.0-Konzepten (64 Prozent) gibt. Zudem beklagen fast 48 Prozent der Firmen fehlendes Fachwissen über und fehlende Fachkräfte für Industrie 4.0. 30 Prozent der Unternehmen befürchten, dass ihre Belegschaft nicht offen genug für Digitalisierungsthemen ist. 14 Prozent der Einsteiger haben zudem Sorge vor der Marktmacht großer Unternehmen. Bei den aufgeführten Hemmnissen weichen die Ergebnisse besonders stark von denen der Pioniere ab, welche die Einsteiger zuvorderst angehen sollten, um möglichst schnell zu den Benchmark-Unternehmen aufschließen zu können. Im Rahmen der externen Hemmnisse monieren von den Einsteigern 42 Prozent fehlende Normen und Standards, 41 Prozent eine unzureichende Datensicherheit sowie ungeklärte Rechtsfragen; knapp ein Drittel bemängelt die Breitbandinfrastruktur. • Sorge vor der Marktmacht großer Unternehmen Abbildung 4-4: Handlungsfelder für Einsteiger (Readiness-Stufe 2) I4.0-Dimensionen Strategie & Organisation Smart Factory Smart Operations Smart Products Data-driven Services Mitarbeiter Gegenwärtige Haupthürden (aus Readiness- Modell) Industrie 4.0 findet Beachtung im Strategieprozess, eine konkrete Strategie ist aber noch nicht formuliert Keine vollständige Anbindung des Maschinenparks an IT-Systeme Eingeschränkte Nachrüstbarkeit des Maschinenparks Keine Ansätze eines systemintegrierten Informationsaustauschs mit externen Partnern Keine Analyse und Nutzung der aufgenommenen Daten zur Optimierung der Produkte oder Prozesse (Produktentwicklung, Vertriebsunterstützung, After-Sales) Datennutzungsgrad von 20-50 % noch nicht erreicht In einigen relevanten Bereichen sind Industrie 4.0- spezifische Kompetenzen noch nicht ausreichend vorhanden Hemmnisse Unklarheit über wirtschaftlichen Nutzen Allgemeine Ungewissheit über I4.0 Keine Markterfordernis Fehlende Kompetenzen Handlungsfelder Strategie formulieren und umsetzen IT-vernetzte Maschinenparks planen und aufbauen Systemintegrierten Informationsaustausch betriebsintern und extern ausweiten Systematische Analyse potenzieller Nutzungsmöglichkeiten der aufgenommenen Daten Datennutzungsgrad erhöhen Mehr datenbasierte Dienstleistungen kreieren Systematische Bedarfsanalyse Anpassung der Ausbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen Eigene Darstellung 60
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Industrie 4.0-Konzepte in der Unternehmensstrategie<br />
und -kultur etablieren<br />
Trotz Kenntnis über die Potenziale von Industrie<br />
4.0 existiert bei den Neulingen meist noch<br />
keine konkrete Strategie zur Entwicklung und<br />
Umsetzung von Industrie 4.0-Konzepten. Zur<br />
vollumfänglichen Ausschöpfung des Potenzials<br />
von Industrie 4.0 bedarf es einer hieran angepassten<br />
Unternehmensstrategie und -organisation,<br />
die von den Führungskräften im Unternehmen<br />
aufgesetzt und etabliert wird.<br />
Kulturveränderung ist langwierig und stark<br />
beeinflusst von den Menschen, die sie treiben<br />
und vorleben. Studien weisen darauf hin, dass<br />
derart innovative Themen fest und konkret in<br />
allen Bereichen des Unternehmens, der Führungs-<br />
und Organisationsstruktur sowie vor<br />
allem auch im Wertesystem des Unternehmens<br />
verankert werden müssen. Nur so wird eine flächendeckende<br />
Mobilisierung für das Thema<br />
erreicht und das gesamte vorhandene Potenzial<br />
der Mitarbeiter und der Organisation ausgeschöpft.<br />
Insbesondere Mittelständler schaffen es<br />
durch persönliches Vorleben der Bedeutung von<br />
innovativen Themen wie Industrie 4.0 und von<br />
innovativem Handeln, die Mitarbeiter für dieses<br />
Thema zu begeistern und sie dauerhafter zu<br />
motivieren (IW Consult/Santiago, 2015). In der<br />
Unternehmenskultur sollte bereits gelebt werden,<br />
was in der Strategie verankert werden soll.<br />
Das heißt: Die Bedeutung des Kulturwandels<br />
durch Industrie 4.0 sollte von der Unternehmensleitung<br />
hervorgehoben werden – etwa<br />
durch Schaffung von Identifikationsfiguren und<br />
Vorbildern, aber auch durch die Besetzung der<br />
Schlüsselposition des Industrie 4.0-Hauptverantwortlichen.<br />
Diese Dinge sind nur mit einer starken<br />
und innovationsfördernden Führungsleistung<br />
erfolgreich umzusetzen. Es sind die<br />
Führungskräfte im Innovationsumfeld von<br />
Industrie 4.0, die den Kulturwandel vorleben, die<br />
Zusammenarbeit von Teams strukturieren und<br />
individuelle Freiräume für Mitarbeiter organisieren<br />
müssen.<br />
Technische Grundlagen zum Aufbau einer<br />
Smart Factory schaffen<br />
Im Rahmen von Pilotversuchen können Neulinge<br />
erste Erfahrungen mit innovativen Anwendungsformen<br />
von Sensorik und hochgradig vernetzten<br />
IT-Systemen sammeln. Parallel dazu sollte die<br />
Erweiterbarkeit des Maschinenparks auf Anbindung<br />
an übergeordnete IT-Systeme geprüft werden.<br />
Im nächsten Schritt wird die Transparenz<br />
über die gegenwärtigen Produktionsabläufe<br />
gesteigert.<br />
Vernetzung der Komponenten und Systeme<br />
starten<br />
In den Unternehmensprozessen sollte zuerst der<br />
Informationsaustausch zwischen den einzelnen<br />
Systemen sukzessive ausgeweitet werden. In<br />
Betracht kommen hierbei sowohl standardisierte<br />
Schnittstellen als auch der Einsatz geeigneter<br />
Middleware 6 . Diese sind auch Grundvoraussetzung<br />
für die Initiierung von datenbasierten<br />
Dienstleistungsangeboten.<br />
Erweiterung des Produktportfolios<br />
Das Produktportfolio sollte im Rahmen einer<br />
Potenzialanalyse auf die Erweiterung mit IKT-<br />
Zusatzfunktionalitäten zur Steigerung des Kundennutzens<br />
geprüft werden. Auf Basis der identifizierten<br />
Zusatzfunktionalitäten können die<br />
ersten datenbasierten Dienstleistungen getestet<br />
werden.<br />
Basiskompetenzen aufbauen<br />
Um mit dem Thema Industrie 4.0 zu beginnen,<br />
ist der Aufbau von betriebsinternen Basiskompetenzen<br />
zu den Themen IT-Infrastruktur, Automatisierungstechnik<br />
und Datenanalyse von zentraler<br />
Bedeutung.<br />
6 Middleware stellt eine Ebene in einem komplexen<br />
Softwaresystem dar, die als „Dienstleister“<br />
anderen, ansonsten entkoppelten, Softwarekomponenten<br />
den Datenaustausch ermöglicht.<br />
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