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I m p u l s<br />

Implications of INDUSTRIE Chinese 4.0-READINESS Competitor Strategies<br />

for German Machinery Manufacturers<br />

Stiftung für den Maschinenbau,<br />

den Anlagenbau und die Informationstechnik


Dr. Karl Lichtblau/Prof. Dr.-Ing. Volker Stich/<br />

Dr. Roman Bertenrath/Matthias Blum/Martin Bleider/<br />

Agnes Millack/Katharina Schmitt/<br />

Edgar Schmitz/Moritz Schröter<br />

INDUSTRIE 4.0-READINESS<br />

Dieses Forschungsvorhaben wurde gefördert<br />

von der IMPULS-Stiftung des VDMA<br />

Aachen, Köln, Oktober 2015<br />

1


Institut der deutschen Wirtschaft Köln<br />

Consult GmbH<br />

Dr. Karl Lichtblau<br />

Geschäftsführer IW Consult<br />

E-Mail lichtblau@iwkoeln.de<br />

Telefon 0221 4981-758<br />

FIR e. V. an der RWTH Aachen<br />

Prof. Dr.-Ing. Volker Stich<br />

Geschäftsführer des FIR e. V. an der RWTH Aachen<br />

E-Mail info@fir.rwth-aachen.de<br />

Telefon 0241 47705-100<br />

2


Zu dieser Studie<br />

Industrie 4.0 ist in Politik, Medien, Wissenschaft und Wirtschaft derzeit omnipräsent. Intelligenter, individueller,<br />

effizienter, schneller, vernetzter – so lauten nur einige Versprechen dieses neuen industriellen<br />

Zeitalters. Tatsächlich sind die Potenziale gerade für den deutschen Maschinen- und Anlagenbau gewaltig:<br />

Sowohl für Anbieter als auch für Anwender von Technologien rund um das Thema Industrie 4.0.<br />

Aber noch existieren viele ungelöste Fragen, Unsicherheiten und Aufgaben. Hier wollen wir mit unserer<br />

Readiness-Studie ansetzen und Hilfestellung leisten. Denn ein Selbstläufer wird Industrie 4.0 nicht.<br />

Mit der vorliegenden Studie soll die große Vision näher an die betriebliche Realität gebracht werden.<br />

Auch zeigen wir die anspruchsvollen Wegmarken auf, die für viele Unternehmen hinsichtlich ihrer<br />

Industrie 4.0-Fähigkeit noch zu passieren sind.<br />

Die Studie untersucht, an welcher Stelle der Maschinen- und Anlagenbau aktuell bei der Umsetzung<br />

steht. Motivation und Hemmnisse der Unternehmen werden ebenso in den Blick genommen wie die<br />

Unterschiede, die sich zwischen Mittelstand und großen Unternehmen ergeben. Im Ergebnis ist es erstmals<br />

möglich, die „Industrie 4.0-Readiness“ der Maschinenbau-Industrie detailliert und systematisch<br />

abzubilden.<br />

Handlungsfelder für die unternehmerische Praxis runden die Studie ab. Damit unterstützt die Studie die<br />

vielfältigen Aktivitäten und Angebote des VDMA-Forums Industrie 4.0 in hervorragender Weise. An dieser<br />

Stelle bedanken wir uns bei den beiden Themenpaten aus dem VDMA-Forum, Dietmar Goericke und<br />

Dr. Christian Mosch, die mit ihrem Engagement zum Gelingen der Studie maßgeblich beigetragen haben.<br />

Wir sind davon überzeugt: Industrie 4.0 kann zu einer Erfolgsgeschichte für den deutschen Maschinenund<br />

Anlagenbau werden. Möge unsere Studie „Industrie 4.0-Readiness“ ihren Beitrag dazu leisten.<br />

Frankfurt, Oktober 2015<br />

Dr. Thomas Lindner<br />

Vorsitzender des Kuratoriums<br />

IMPULS-Stiftung<br />

Dr. Manfred Wittenstein<br />

Stellv. Vorsitzender des Kuratoriums<br />

IMPULS-Stiftung<br />

Dr. Johannes Gernandt<br />

Geschäftsführender Vorstand<br />

IMPULS-Stiftung<br />

Stefan Röger<br />

Geschäftsführender Vorstand<br />

IMPULS-Stiftung<br />

3


Inhalt<br />

Zu dieser Studie 3<br />

Inhalt 4<br />

Abbildungsverzeichnis 5<br />

Tabellenverzeichnis 7<br />

Executive Summary 8<br />

1 Zielsetzung, Studiendesign und Ausgangslage 10<br />

1.1 Zielsetzung der Studie 10<br />

1.2 Begriffsverständnis 11<br />

1.3 Methodische Vorgehensweise 14<br />

1.4 Ausgangslage und Motivation der Unternehmen 17<br />

2 Das Modell zur Readiness-Messung 21<br />

3 Die Ergebnisse der Readiness-Messung 26<br />

3.1 Gesamtblick 26<br />

3.2 Strategie und Organisation 29<br />

3.3 Smart Factory 35<br />

3.4 Smart Operations 39<br />

3.5 Smart Products 44<br />

3.6 Data-driven Services 47<br />

3.7 Mitarbeiter 52<br />

4 Handlungsfelder für Industrie 4.0 55<br />

4.1 Handlungsfelder für Neulinge 57<br />

4.2 Handlungsfelder für Einsteiger 60<br />

4.3 Handlungsfelder für Pioniere 61<br />

5 Literaturverzeichnis 65<br />

6 Glossar 66<br />

7 Anhang 69<br />

4


Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1-1: Industrie 4.0 als Verbindung von physischer und virtueller Welt 12<br />

Abbildung 1-2: Teilnehmende Unternehmen nach Fachverbänden 16<br />

Abbildung 1-3: Motivation für Industrie 4.0 17<br />

Abbildung 1-4: Ziele von Industrie 4.0 18<br />

Abbildung 1-5: Beschäftigung mit Industrie 4.0 19<br />

Abbildung 1-6: Selbsteinschätzung der Unternehmen mit Blick auf ihre Industrie 4.0-Umsetzung 20<br />

Abbildung 2-1: Dimensionen und zugeordnete Themenfelder von Industrie 4.0 22<br />

Abbildung 2-2: Die sechs Stufen im Industrie 4.0-Readiness-Modell 23<br />

Abbildung 2-3: Empirische Umsetzung der sechsstufigen Readiness-Messung 25<br />

Abbildung 3-1: Readiness-Messung 27<br />

Abbildung 3-2: Readiness-Messung nach Unternehmensgrößenklassen 28<br />

Abbildung 3-3: Industrie 4.0-Readiness nach Unternehmenstypen 29<br />

Abbildung 3-4: Readiness-Stufen in der Dimension Strategie und Organisation 30<br />

Abbildung 3-5: Haupthürden in der Dimension Strategie und Organisation 31<br />

Abbildung 3-6: Umsetzungsstand der Industrie 4.0-Strategie 32<br />

Abbildung 3-7: Nutzung eines Kennzahlensystems 33<br />

Abbildung 3-8: Technologie- und Innovationsmanagement 33<br />

Abbildung 3-9: Getätigte und geplante Investitionen in Industrie 4.0 34<br />

Abbildung 3-10: Readiness-Stufen in der Dimension Smart Factory 36<br />

Abbildung 3-11: Haupthürden in der Dimension Smart Factory 36<br />

Abbildung 3-12: Erfassung von Maschinen- und Prozessdaten 37<br />

Abbildung 3-13: Nutzungsfeld der Daten 38<br />

Abbildung 3-14: Maschinenparkfunktionalitäten 39<br />

Abbildung 3-15: Readiness-Stufen in der Dimension Smart Operations 40<br />

Abbildung 3-16: Haupthürden in der Dimension Smart Operations 41<br />

Abbildung 3-17: Systemintegrierter Informationsaustausch nach Bereichen 41<br />

5


Abbildung 3-18: Autonome Steuerung des Werkstücks in der Produktion 42<br />

Abbildung 3-19: Lösungen zur IT-Sicherheit 43<br />

Abbildung 3-20: Nutzung von Cloud-Dienstleistungen 44<br />

Abbildung 3-21: Readiness-Stufen in der Dimension Smart Products 46<br />

Abbildung 3-22: Haupthürden in der Dimension Smart Products 47<br />

Abbildung 3-23: IKT-Zusatzfunktionalitäten von Produkten 47<br />

Abbildung 3-24: Data-driven Services 48<br />

Abbildung 3-25: Readiness-Stufen in der Dimension Data-driven Services 49<br />

Abbildung 3-26: Haupthürden in der Dimension Data-driven Services 49<br />

Abbildung 3-27: Angebot von Data-driven Services 50<br />

Abbildung 3-28: Anteil genutzter Daten im Unternehmen 51<br />

Abbildung 3-29: Analyse von Daten aus der Nutzungsphase 51<br />

Abbildung 3-30: Readiness-Stufen in der Dimension Mitarbeiter 53<br />

Abbildung 3-31: Haupthürden in der Dimension Mitarbeiter 53<br />

Abbildung 3-32: Mitarbeiterkompetenzen für Industrie 4.0 54<br />

Abbildung 4-1: Verteilung der Unternehmenstypen nach Dimensionen 55<br />

Abbildung 4-2: Hemmnisse nach Unternehmenstypen 57<br />

Abbildung 4-3: Handlungsfelder für Neulinge (Readiness-Stufe 0 und 1) 58<br />

Abbildung 4-4: Handlungsfelder für Einsteiger (Readiness-Stufe 2) 60<br />

Abbildung 4-5: Handlungsfelder für heutige Pioniere (Readiness-Stufen 3+) 62<br />

Abbildung 7-1: Readiness-Modell für die Dimension Strategie und Organisation – Mindestanforderungen 70<br />

Abbildung 7-2: Readiness-Modell für die Dimension Smart Factory – Mindestanforderungen 71<br />

Abbildung 7-3: Readiness-Modell für die Dimension Smart Operations – Mindestanforderungen 72<br />

Abbildung 7-4: Readiness-Modell für die Dimension Smart Products – Mindestanforderungen 73<br />

Abbildung 7-5: Readiness-Modell für die Dimension Data-driven Services – Mindestanforderungen 74<br />

Abbildung 7-6: Readiness-Modell für die Dimension Mitarbeiter – Mindestanforderungen 74<br />

6


Tabellenverzeichnis<br />

Tabelle 1-1: Zusammensetzung der Befragungsstichproben 16<br />

Tabelle 3-1: Gesamtergebnis der Industrie 4.0-Readiness 26<br />

Tabelle 3-2: Durchschnittliche Readiness in der Dimension Strategie und Organisation 30<br />

Tabelle 3-3: Durchschnittliche Readiness in der Dimension Smart Factory 35<br />

Tabelle 3-4: Durchschnittliche Readiness in der Dimension Smart Operations 40<br />

Tabelle 3-5: Durchschnittliche Readiness in der Dimension Smart Products 45<br />

Tabelle 3-6: Durchschnittliche Readiness in der Dimension Data-driven Services 48<br />

Tabelle 3-7: Durchschnittliche Readiness in der Dimension Mitarbeiter 52<br />

7


Executive Summary<br />

Industrie 4.0 steht im Mittelpunkt vieler<br />

Zukunftskonzepte von Unternehmen, Wirtschaft<br />

und Politik. Dabei ist aber nicht klar, wo die<br />

Unternehmen des deutschen Maschinen- und<br />

Anlagenbaus als Schlüsselindustrie für die<br />

Umsetzung von Industrie 4.0 heute wirklich<br />

stehen. Die Studie untersucht die Industrie 4.0-<br />

Readiness, also die Bereitschaft und Fähigkeit der<br />

Unternehmen zur Umsetzung von Industrie 4.0-<br />

Konzepten. Der aktuelle Umsetzungsstand<br />

wurde empirisch ermittelt und mithilfe eines<br />

Einordnungsschemas, dem Readiness-Modell,<br />

kategorisiert.<br />

Das Readiness-Modell<br />

Mit dem Readiness-Modell wurden Kriterien formuliert,<br />

die es erlauben, die Unternehmen in die<br />

drei Unternehmenstypen „Neulinge“, „Einsteiger“<br />

und „Pioniere“ einzuordnen. Die Einordnung der<br />

Unternehmen erfolgt in Abhängigkeit folgender<br />

sechs wesentlicher Dimensionen von Industrie 4.0:<br />

Strategie und Organisation, Smart Factory, Smart<br />

Operations, Smart Products, Data-driven Services<br />

und Mitarbeiter.<br />

Online-Selbst-Check – das Werkzeug zur<br />

Selbstbewertung für Unternehmen<br />

Das Readiness-Modell ist die Grundlage auch für<br />

eine Selbstbewertung und einen Vergleich. Der<br />

hierfür entwickelte Online-Selbst-Check bietet<br />

Unternehmen die Möglichkeit, ihre Industrie 4.0-<br />

Readiness in den sechs Dimensionen Strategie<br />

und Organisation, Smart Factory, Smart Operations,<br />

Smart Products, Data-driven Services und<br />

Mitarbeiter selbstständig zu bestimmen. Auf<br />

dieser Basis wird auch eine Einordnung in die<br />

Unternehmenstypen „Neulinge“, „Einsteiger“<br />

und „Pioniere“ möglich. Der Online-Selbst-Check<br />

steht unter www.industrie40-readiness.de zur<br />

Verfügung.<br />

Industrie 4.0 ist im deutschen Maschinenund<br />

Anlagenbau angekommen<br />

Mehr als jedes fünfte Maschinen- und Anlagenbauunternehmen<br />

beschäftigt sich intensiv mit<br />

Industrie 4.0. Im gesamten Verarbeitenden<br />

Gewerbe 1 sind es im Vergleich zehn Prozent. Der<br />

deutsche Maschinen- und Anlagenbau sieht in<br />

Industrie 4.0 deutlich mehr Chancen als Risiken:<br />

Neun von zehn Unternehmen, die sich intensiv<br />

mit Industrie 4.0 beschäftigen, erkennen in<br />

Industrie 4.0 eine Möglichkeit, sich am Markt zu<br />

differenzieren. 76,2 Prozent geben zudem an,<br />

dass es zum Selbstverständnis von Technologieführern<br />

gehört, sich mit diesem Thema zu befassen.<br />

Einordnung der befragten Unternehmen<br />

Dennoch zählt mit 5,6 Prozent nur ein relativ<br />

kleiner Anteil unter den Unternehmen bereits zu<br />

den Pionieren bei der Umsetzung von Industrie 4.0.<br />

17,9 Prozent der Unternehmen sind Einsteiger,<br />

welche sich mit Industrie 4.0-Konzepten befassen<br />

und erste Maßnahmen zur Realisierung treffen.<br />

Mit 76,5 Prozent hat die überwiegende Mehrheit<br />

bisher noch keine systematischen Schritte zur<br />

Umsetzung unternommen und zählt zu den<br />

Neulingen im Bereich Industrie 4.0.<br />

Readiness ist abhängig von Grössenklasse<br />

Die Industrie 4.0-Readiness der Unternehmen<br />

hängt mit der Unternehmensgröße zusammen.<br />

Große Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus<br />

sind weiter bei der Einführung von Industrie<br />

4.0 fortgeschritten als kleine und mittelständische<br />

Unternehmen. Für ein Unternehmen<br />

alleine ist es kaum möglich, unabhängig von<br />

Partnern einen höheren Grad der Industrie 4.0-<br />

Readiness zu erreichen. Denn dafür müssen alle<br />

Akteure entlang der Wertschöpfungskette entsprechende<br />

Konzepte implementiert haben und<br />

in einem digitalen Netzwerk interagieren.<br />

1 Der Maschinen- und Anlagenbau ist eine Teilgruppe<br />

des Verarbeitenden Gewerbes.<br />

8


Vier wichtige Erkenntnisse<br />

1. Industrie 4.0 muss stärker in der Unternehmensstrategie<br />

verankert werden<br />

Entscheidend für die Etablierung von Industrie 4.0<br />

ist, dass die Unternehmensleitung derartige<br />

Konzepte vordenkt und vor allem vorlebt. Bei vier<br />

von zehn Unternehmen ist noch keine Industrie<br />

4.0-Strategie vorhanden. Hier zeichnet sich<br />

ein klares Größengefälle ab: Je größer das Unternehmen<br />

ist, desto eher beschäftigt es sich auch<br />

strategisch mit Industrie 4.0. Gerade kleine und<br />

mittlere Unternehmen sollten versuchen, das<br />

Thema über Pilotinitiativen für sich zu erschließen.<br />

2. Qualifiziertes Personal ist bereits Thema<br />

Der Großteil der Unternehmen hat bereits<br />

erkannt, dass eine breit qualifizierte Belegschaft<br />

ein wesentlicher Erfolgsfaktor zur Zielerreichung<br />

von Industrie 4.0 ist. Unternehmen nutzen bei<br />

der Mitarbeiterqualifizierung ihre Schulungserfahrung<br />

und fühlen sich in diesem Themenfeld<br />

sicher. Lediglich 30 Prozent der Unternehmen<br />

geben an, betriebsintern keine Kernkompetenzen<br />

zu besitzen, um die Anforderungen an<br />

Industrie 4.0 aus Mitarbeitersicht heute zu<br />

bewältigen.<br />

3. Data-driven Services und vernetzte Produkte<br />

ermöglichen neue Geschäftsmodelle<br />

Alle Unternehmenstypen, also sowohl Neulinge<br />

und Einsteiger als auch Pioniere, verfügen bei<br />

„Data-driven Services“ über die mit Abstand<br />

geringste Industrie 4.0-Readiness. Knapp zwei<br />

Drittel der Unternehmen haben die Potenziale<br />

von Data-driven Services noch nicht für sich<br />

entdeckt und offerieren kein datenbasiertes<br />

Dienstleistungsangebot. Dabei bieten die<br />

Sammlung und Auswertung anfallender Daten<br />

im Produktlebenszyklus ein enormes Potenzial<br />

für Unternehmen, um künftig ihr Serviceportfolio<br />

oder ihr Geschäftsmodell zu erweitern. Gerade<br />

mithilfe von Produktzusatzfunktionalitäten lassen<br />

sich Produkte und Lösungsansätze entwickeln,<br />

die präzise auf potenzielle und bestehende Kunden<br />

zugeschnitten sind. Einen echten Mehrwert<br />

können standortbezogene Informationen liefern,<br />

die bisher kaum erfasst werden.<br />

4. Finanzierung von Industrie 4.0-Projekten<br />

muss gesichert werden<br />

Die Pioniere sind sich über den wirtschaftlichen<br />

Nutzen von Industrie 4.0 im Klaren. Die Unklarheit<br />

über den wirtschaftlichen Nutzen von<br />

Industrie 4.0 schwindet also rapide, wenn Unternehmen<br />

ihre zögernde Haltung aufgeben und<br />

sich aktiv mit Themen wie datenbasierte Dienstleistungen<br />

oder vernetzte Produkte beschäftigen.<br />

Deutlich wird aber auf der anderen Seite auch<br />

der dann notwendige finanzielle Aufwand.<br />

Aufgrund der steigenden Komplexität von fortschreitenden<br />

Industrie 4.0-Projekten geben<br />

63,4 Prozent der Pioniere an, dass sie die fehlende<br />

Finanzkraft zur Durchführung von Investitionen<br />

daran hindert, das Thema weiter voranzutreiben.<br />

Damit liegt die Finanzierungsfrage als Hemmnis<br />

bei Pionieren über den Forderungen nach einheitlichen<br />

Standards, der IT-Security oder der<br />

Klärung von Rechtsfragen. Hier ist auch die Politik<br />

gefragt, mit angemessenen Maßnahmen wie<br />

der steuerlichen Forschungsförderung zu unterstützen.<br />

Ein solides Geschäftsmodell sollte zudem<br />

schon mit der schrittweisen Einführung von<br />

Industrie 4.0 innerhalb des Unternehmens stehen.<br />

9


1 Zielsetzung, Studiendesign und<br />

Ausgangslage<br />

In diesem einführenden Kapitel werden die Zielsetzung<br />

der Studie dargelegt, grundlegende<br />

Begriffe eingeführt und die verwendeten Methoden<br />

erläutert. Zudem wird die Ausgangslage des<br />

deutschen Maschinen- und Anlagenbaus in<br />

Bezug auf Industrie 4.0 skizziert. Danach folgt in<br />

Kapitel 2 die Darstellung und Erläuterung des im<br />

Rahmen der Studie entwickelten Readiness-Modells,<br />

mit dem der derzeitige Stand der Implementierung<br />

von Industrie 4.0 in deutschen<br />

Maschinenbauunternehmen gemessen werden<br />

soll. Im anschließenden Kapitel 3 werden die<br />

entsprechenden Messergebnisse vorgestellt,<br />

die – aufbauend auf dem Modell – auf Basis<br />

einer Unternehmensbefragung empirisch ermittelt<br />

wurden. Die Studie schließt in Kapitel 4 mit<br />

der Identifizierung vordringlicher Handlungsfelder.<br />

Mit deren Hilfe können Industrie 4.0-Konzepte<br />

den deutschen Maschinen- und Anlagenbau<br />

weiter durchdringen.<br />

1.1 Zielsetzung der Studie<br />

Industrie 4.0 bezeichnet die in Echtzeit stattfindende<br />

digitale Vernetzung von Lieferanten, Produzenten<br />

und Kunden entlang der Wertschöpfungsketten<br />

und der Geschäftsmodelle. Die<br />

damit verbundene Verschmelzung moderner<br />

Informations- und Kommunikationstechnologien<br />

(IKT) mit klassischen industriellen Prozessen<br />

bietet den Unternehmen des deutschen<br />

Maschinen- und Anlagenbaus viele Chancen:<br />

Eine Studie erwartet für die Branche bis zum<br />

Jahr 2025 ein zusätzliches Wertschöpfungspotenzial<br />

von 23 Milliarden Euro und ein jährliches<br />

Wachstum von 2,1 Prozent durch Industrie 4.0-<br />

Technologien (Bitkom/Fraunhofer IAO, 2014).<br />

Dieses Potenzial kann mithilfe von optimierten<br />

Wertschöpfungsnetzwerken, Effizienzgewinnen<br />

in betrieblichen Prozessen, innovativen Produkten<br />

sowie neuen Dienstleistungen und<br />

Geschäftsmodellen erreicht werden.<br />

Da der Maschinen- und Anlagenbau künftig<br />

nicht nur Anwender von Industrie 4.0-Konzepten<br />

sein wird, sondern sich auch gleichzeitig zu<br />

einem Anbieter für Lösungen entwickeln wird,<br />

besteht für diese Branche die besondere Notwendigkeit,<br />

sich frühzeitig und intensiv mit den<br />

entsprechenden Konzepten zu befassen.<br />

Bei der Arbeit der Plattform Industrie 4.0 und des<br />

VDMA-Forums Industrie 4.0 ist jedoch zu beobachten,<br />

dass bei vielen Unternehmen des<br />

Maschinen- und Anlagenbaus noch erhebliche<br />

Unsicherheiten und ein hoher Informationsbedarf<br />

bezüglich der konkreten Umsetzung von<br />

Industrie 4.0 bestehen. Während einige Unternehmen<br />

in der Implementierung von Industrie 4.0-<br />

Prozessen und -Technologien bereits weit fortgeschritten<br />

sind, agieren andere, zumeist kleine<br />

und mittelständische Firmen, noch sehr abwartend.<br />

Das liegt daran, dass Industrie 4.0 aufgrund<br />

mangelnder Informationen viele Unsicherheiten<br />

hinsichtlich der Chancen und Risiken mit<br />

sich bringt (Wischmann et al., 2015).<br />

Ermittlung der Industrie 4.0-Readiness<br />

des Maschinen- und Anlagenbaus<br />

Zielsetzung dieser Studie ist es daher, die deutschen<br />

Maschinen- und Anlagenbauunternehmen<br />

bei ihren Schritten zu Industrie 4.0 zu<br />

unterstützen. Im Rahmen dieser Studie wird der<br />

Umsetzungsgrad (Readiness) von Industrie 4.0 in<br />

den Unternehmen untersucht. Dazu wurde ein<br />

Messkonzept entwickelt und es wurden die Parameter<br />

im Rahmen einer Unternehmensbefragung<br />

empirisch ermittelt.<br />

Im Wesentlichen gibt die Studie Antworten auf<br />

zwei spezifische Fragestellungen:<br />

1. Wo stehen die Unternehmen des deutschen<br />

Maschinen- und Anlagenbaus derzeit auf<br />

dem Weg zu Industrie 4.0?<br />

2. Welche Voraussetzungen müssen für die<br />

erfolgreiche Umsetzung von Industrie 4.0 in<br />

den Unternehmen geschaffen werden und<br />

welche Rahmenbedingungen müssen dafür<br />

verändert werden?<br />

Online-Selbst-Check für Unternehmen<br />

Im Rahmen der Studie haben die Projektpartner<br />

IW Consult und FIR an der RWTH Aachen ein<br />

Online-Werkzeug entwickelt, mit dem interessierte<br />

Unternehmen ihren individuellen Industrie<br />

4.0-Reifegrad ermitteln können. Der Selbst-<br />

Check erfasst analog zur Studie die sechs<br />

10


Dimensionen von Industrie 4.0 und vergleicht<br />

diese Selbsteinschätzung (Ist-Profil) mit dem<br />

Profil führender Industrie 4.0-Unternehmen<br />

(Benchmark-Profil) sowie dem Profil der Zielvision<br />

(Soll-Profil). Dadurch erfahren die Unternehmen,<br />

in welchen Bereichen sie schon besonders<br />

gut aufgestellt sind und in welchen Bereichen<br />

noch Optimierungsbedarf besteht.<br />

Der Online-Selbst-Check ist unter<br />

folgendem Link erreichbar:<br />

www.industrie40-readiness.de<br />

1.2 Begriffsverständnis<br />

Der Lenkungskreis der Plattform Industrie 4.0<br />

definierte den Begriff Industrie 4.0 wie folgt:<br />

„Der Begriff Industrie 4.0 steht für die vierte<br />

industrielle Revolution, einer neuen Stufe der<br />

Organisation und Steuerung der gesamten<br />

Wertschöpfungskette über den Lebenszyklus von<br />

Produkten. Dieser Zyklus orientiert sich an den<br />

zunehmend individualisierten Kundenwünschen<br />

und erstreckt sich von der Idee, dem Auftrag<br />

über die Entwicklung und Fertigung, die Auslieferung<br />

eines Produkts an den Endkunden bis hin<br />

zum Recycling, einschließlich der damit verbundenen<br />

Dienstleistungen.<br />

Basis ist die Verfügbarkeit aller relevanten Informationen<br />

in Echtzeit durch Vernetzung aller an<br />

der Wertschöpfung beteiligten Instanzen sowie<br />

die Fähigkeit aus den Daten den zu jedem Zeitpunkt<br />

optimalen Wertschöpfungsfluss abzuleiten.<br />

Durch die Verbindung von Menschen, Objekten<br />

und Systemen entstehen dynamische,<br />

echtzeitoptimierte und selbst organisierende,<br />

unternehmensübergreifende Wertschöpfungsnetzwerke,<br />

die sich nach unterschiedlichen Kriterien<br />

wie bspw. Kosten, Verfügbarkeit und Ressourcenverbrauch<br />

optimieren lassen.“ (Plattform<br />

Industrie 4.0, 2015)<br />

Industrie 4.0 ist eine Vision, die die Industrie der<br />

Zukunft beschreibt. Die spezifischen Potenziale<br />

liegen vor allem in einer hochflexiblen, hochproduktiven<br />

und ressourcenschonenden Produktion,<br />

die es ermöglicht, hochindividualisierte Produkte<br />

unter den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />

eines Massenherstellers zu fertigen. Schlussendlich<br />

sind in dynamischen, echtzeitoptimierten<br />

Wertschöpfungsnetzwerken Engineering, Produktion,<br />

Logistik, Service und Vermarktung<br />

unternehmensübergreifend gekoppelt.<br />

Die Vision von Industrie 4.0<br />

Die Vision von Industrie 4.0 bedeutet für den<br />

Maschinen- und Anlagenbau das Erreichen der<br />

folgenden vier Ziele (Plattform Industrie 4.0, 2015):<br />

1. Horizontale Integration: Die Smart Factory<br />

passt sich stets den neuen Gegebenheiten<br />

(wie beispielsweise Auftragslage und Materialverfügbarkeit)<br />

an und optimiert selbstständig<br />

ihre Produktionsprozesse. Hierzu ist sie in<br />

der Wertschöpfungskette mit Zulieferern und<br />

Kunden vernetzt.<br />

2. Vertikale Integration: In der Smart Factory<br />

werden Menschen, Maschinen und Ressourcen<br />

digital abgebildet und kommunizieren miteinander<br />

über cyber-physische Systeme (CPS).<br />

3. Smart Products verfügen sowohl über Informationen<br />

bezüglich des eigenen Herstellungsprozesses<br />

als auch über die Fähigkeit,<br />

Daten während der Fertigungs- und Nutzungsphase<br />

zu sammeln und zu kommunizieren.<br />

Dies ermöglicht das digitale Abbild in der<br />

Smart Factory und das Angebot von datenbasierten<br />

Dienstleistungen für den Kunden in<br />

der Nutzungsphase.<br />

4. Der Mensch als Dirigent der Wertschöpfung.<br />

Der Aufbau dieser Systeme ist kein Selbstzweck,<br />

sondern wird nur stattfinden, wenn dadurch<br />

Erfolg versprechende Geschäftsmodelle realisiert<br />

werden. Dabei können durchaus unterschiedliche<br />

Aspekte im Fokus stehen:<br />

Durch Industrie 4.0-Technologien sollen kleine<br />

kundenindividuelle Losgrößen bei optimalen<br />

Kapazitätsauslastungen erreicht werden. Die<br />

rentable Produktionsmöglichkeit von Losgröße<br />

eins und Leerkosten null beschreiben diese<br />

Vision.<br />

11


Industrie 4.0 soll auf der Eingangsseite Effizienzsteigerung<br />

mit Blick auf Arbeits-, Kapital-, Material-,<br />

Energie- und Zeiteinsatz ermöglichen.<br />

Dabei sollen 30 bis 50 Prozent Effizienzsteigerung<br />

und 20 bis 25 Prozent Ressourceneinsparungen<br />

möglich sein (McKinsey, 2015).<br />

Durch Industrie 4.0 sollen alle Prozesse beschleunigt<br />

und es soll eine höhere Innovationsdynamik<br />

entfaltet werden.<br />

Vor allem für den Maschinen- und Anlagenbau<br />

als Ausstatter und Anwender der zukünftigen<br />

Smart Factory ergeben sich signifikante Umsatzsteigerungen<br />

von bis zu 30 Prozent (McKinsey,<br />

2015).<br />

Unser Verständnis von Industrie 4.0<br />

Obwohl die skizzierte Vision und Definition von<br />

Industrie 4.0 in zahlreichen Publikationen allgemeiner<br />

Konsens ist, so fehlt für diese Studie und<br />

damit für Unternehmen dennoch eine anwendungsorientierte<br />

Übersetzung. Nur mit einer<br />

praxisorientierten Definition von Industrie 4.0<br />

können die Vision und das Ziel anvisiert und die<br />

Startlinie für die zukünftige Entwicklung des<br />

Maschinen- und Anlagenbaus gezeichnet werden.<br />

Denn nur wer weiß, wohin die Reise geht,<br />

kann auch die richtigen Schritte in die Wege leiten.<br />

Insofern bezieht sich das dieser Studie zugrunde<br />

liegende Verständnis vor allem auf die Bereiche,<br />

in denen sich Potenziale ergeben. Unser Verständnis<br />

von Industrie 4.0 umfasst die folgenden<br />

vier Dimensionen (Abbildung 1-1):<br />

• Smart Factory<br />

• Smart Products<br />

• Smart Operations<br />

• Data-driven Services<br />

Abbildung 1-1: Industrie 4.0 als Verbindung von physischer und virtueller Welt<br />

Physisch<br />

Smart Factory<br />

Für eine erhöhte Transparenz<br />

und erweiterte Planungsfähigkeit<br />

werden Assets mit Sensorik<br />

ausgestattet und vernetzt<br />

Smart Products<br />

Das Produkt denkt mit und<br />

steht auch nach dem Verkauf<br />

mit dem Hersteller in<br />

Verbindung<br />

Digitalisierung<br />

Smart Operations<br />

Die Smart Factory ermöglicht<br />

eine flexible Produktionsplanung<br />

und -steuerung<br />

Data-driven Services<br />

Durch die Vernetzung von<br />

Produkt, Hersteller und Kunde<br />

eröffnen sich neue Märkte für<br />

Dienstleistungen<br />

unternehmerische Ziele<br />

Operational Excellence<br />

Effizienzsteigerung<br />

durch weitere<br />

Automatisierung<br />

Kundenindividuelle<br />

Produkte zu Kosten<br />

eines Massenprodukts<br />

Erweiterung Leistungsportfolio<br />

Steigerung des<br />

Umsatzes durch<br />

digital veredelte<br />

Produkte<br />

Erschließung neuer<br />

Märkte<br />

Virtuell<br />

Eigene Darstellung<br />

12


Von zentraler Bedeutung für das Verständnis ist,<br />

dass sich die ersten beiden Dimensionen (Smart<br />

Factory und Smart Products) auf die physische<br />

Welt beziehen, während die beiden anderen<br />

(Smart Operations und Data-driven Services) die<br />

virtuelle Abbildung der physischen Dimensionen<br />

repräsentieren. Industrie 4.0 ist nach diesem<br />

Konzept die Verbindung von physischer und virtueller<br />

Welt.<br />

Smart Factory: Die erfolgreiche Umsetzung von<br />

Industrie 4.0 ermöglicht eine dezentrale und<br />

hochautomatisierte Produktion. Im Gegensatz<br />

zur klassischen Fertigung werden intelligente<br />

Werkstücke den Fertigungsprozess steuern und<br />

überwachen und sich in der finalen Ausbaustufe<br />

eigenständig durch die Fertigung lenken. Dies<br />

geschieht in der Umgebung der Smart Factory.<br />

Die Smart Factory beschreibt dabei eine Produktionsumgebung,<br />

in der sich Fertigungsanlagen<br />

sowie Logistiksysteme ohne menschliche Eingriffe<br />

weitgehend selbst organisieren. Die<br />

Grundlage hierfür sind cyber-physische Systeme<br />

(CPS). Diese bilden die Verbindung zwischen der<br />

physischen und virtuellen Welt, indem sie über<br />

eine IT-Infrastruktur, das „Internet der Dinge“,<br />

kommunizieren. Darüber hinaus umfasst Industrie<br />

4.0 die intelligente Datenaufnahme, -speicherung<br />

und -verarbeitung zur Erzeugung eines<br />

digitalen Abbilds. Das Konzept der Smart Factory<br />

gewährleistet also eine effizientere Informationsbereitstellung<br />

und Ressourcennutzung. Produktionsanlagen,<br />

Informationssysteme und<br />

Menschen müssen über die Unternehmensgrenzen<br />

hinweg in Echtzeit zusammenwirken. Durch<br />

diese vernetzten Systeme entstehen große<br />

Datenmengen, die verarbeitet, analysiert und in<br />

Entscheidungsmodelle eingebunden werden.<br />

Smart Products: Um eine automatisierte, flexible<br />

und effiziente Produktion zu ermöglichen, sind<br />

Smart Products als Baustein eines Gesamtkonzepts<br />

„Smart Factory“ nötig. Physische Produkte<br />

werden mit IKT-Komponenten (zum Beispiel<br />

Sensoren, RFID, Kommunikationsschnittstelle)<br />

ausgestattet, um Informationen über die<br />

Umwelt und den eigenen Zustand zu sammeln.<br />

Erst wenn die Produkte Daten sammeln, ihren<br />

Weg durch die Produktion kennen und mit den<br />

übergeordneten Systemen kommunizieren, können<br />

Produktionsprozesse in Echtzeit selbstständig<br />

verbessert und gesteuert werden. Zudem<br />

kann der Zustand der einzelnen Produkte überwacht<br />

und optimiert werden. Mögliche Einsatzfelder<br />

gehen über die eigentliche Produktion<br />

hinaus. Durch den Einsatz von Smart Products in<br />

der Nutzungsphase werden neue Dienstleistungen<br />

erst möglich, etwa durch die Kommunikation<br />

zwischen Kunden und Hersteller.<br />

Data-driven Services: Die Dimension Data-driven<br />

Services zielt auf die Ausrichtung zukünftiger<br />

Geschäftsmodelle sowie auf die Steigerung<br />

des Kundennutzens ab. Das After-Sales- und Servicegeschäft<br />

wird zunehmend auf der Auswertung<br />

und Analyse aufgenommener Daten basieren<br />

und sich der unternehmensweiten<br />

Vernetzung bedienen. Die physischen Produkte<br />

müssen dabei selbst mit physischer IT ausgestattet<br />

sein, damit sie für die betrieblichen Prozesse<br />

notwendige Informationen senden, empfangen<br />

oder verarbeiten können. Sie haben<br />

damit eine physische und digitale Komponente,<br />

die wiederum Basis für digitalisierte Dienstleistungen<br />

in der Nutzungsphase der Produkte sind.<br />

Smart Operations: Ein zentrales Merkmal von<br />

Industrie 4.0 ist die unternehmensinterne und<br />

unternehmensübergreifende Vernetzung der<br />

physischen und virtuellen Welt. Durch den Einzug<br />

der Digitalisierung und die damit verbundene<br />

Datenverfügbarkeit im Produktions- und<br />

Logistikumfeld sind teilweise völlig neue Formen<br />

und Ansätze der Produktionsplanung und -steuerung<br />

(PPS) sowie des Supply-Chain-Managements<br />

(SCM) realisierbar. Smart Operations<br />

umfassen damit die technischen Voraussetzung<br />

in der Produktion und Produktionsplanung zur<br />

Realisierung des selbst steuernden Werkstückes.<br />

13


1.3 Methodische Vorgehensweise<br />

Zur Durchführung dieser Studie wurde ein<br />

Methoden-Mix aus Literaturanalyse, Expertenwissen,<br />

Workshops und einer umfassenden<br />

Unternehmensbefragung gewählt.<br />

Workshop zur Identifizierung Industrie<br />

4.0-relevanter Indikatoren<br />

In einem ersten Schritt wurde nach einer ausführlichen<br />

Sondierung der Literatur ein Workshop<br />

mit ausgewählten führenden Maschinenund<br />

Anlagenbauunternehmen durchgeführt, die<br />

bereits Erfahrung mit der Anwendung von<br />

Industrie 4.0-Technologien besitzen. In diesem<br />

Workshop haben die Experten zusammen mit<br />

den Projektpartnern (IW Consult und FIR)<br />

erfolgsrelevante Indikatoren für Industrie 4.0<br />

systematisch identifiziert und bewertet.<br />

Konzeption des Readiness-Modells<br />

Aufbauend auf den Workshop-Ergebnissen, der<br />

Literaturanalyse und dem Know-how der Projektpartner<br />

wurde in einem nächsten Schritt ein<br />

Readiness-Modell konzipiert, mit dessen Hilfe<br />

sich insgesamt sechs Reifegrade für Industrie 4.0<br />

definieren ließen (vgl. ausführlich Kapitel 2):<br />

• Stufe 0: Außenstehender<br />

• Stufe 1: Anfänger<br />

• Stufe 2: Fortgeschrittener<br />

• Stufe 3: Erfahrener<br />

• Stufe 4: Experte<br />

• Stufe 5: Exzellenz<br />

Beim Readiness-Modell wurde eng an die in der<br />

Definition genannten vier Dimensionen von<br />

Industrie 4.0 angeknüpft. Zusätzlich wurden mit<br />

den Dimensionen Strategie und Organisation<br />

sowie Mitarbeiter zwei Querschnittsthemen<br />

berücksichtigt. Die für die Readiness-Messung<br />

verwendeten Indikatoren wurden im Rahmen<br />

von Unternehmensbefragungen erhoben.<br />

Fragebogendesign<br />

Aufbauend auf den Anforderungen des Readiness-Modells<br />

wurde ein Fragebogen entwickelt,<br />

der die folgenden Aspekte beinhaltet:<br />

• Strukturmerkmale der Unternehmen<br />

• Allgemeine Fragen zu Industrie 4.0<br />

• Erfüllungsgrad der Dimensionen von<br />

Industrie 4.0-Unternehmen<br />

• Treiber und Hemmnisse auf dem Weg zu<br />

Industrie 4.0.<br />

Im ersten Teil des Fragebogens wurden die Teilnehmer<br />

darum gebeten, Strukturangaben zu<br />

ihrem Unternehmen zu machen. Diese Angaben<br />

dienen in erster Linie dazu, die Repräsentativität<br />

zu kontrollieren und mit einer Hochrechnung zu<br />

gewährleisten.<br />

Der zweite Teil des Fragebogens enthielt allgemeine<br />

Fragen zu Industrie 4.0, beispielsweise<br />

inwieweit die Unternehmen sich mit Industrie 4.0<br />

bereits beschäftigt haben, sowie eine Selbsteinschätzung<br />

der Unternehmen zu ihrem Umsetzungsstand<br />

von Industrie 4.0. Diese beiden Fragen<br />

dienten dazu, die Teilnehmer herauszufiltern, für<br />

die Industrie 4.0 nicht relevant oder unbekannt<br />

ist. Im Mittelpunkt der Befragung stand aber die<br />

Festlegung der Indikatoren, mit deren Hilfe die<br />

insgesamt 18 Themenfelder der sechs Dimensionen<br />

von Industrie 4.0 (vgl. Kapitel 2) konkret<br />

beschrieben und die Ausprägungen entsprechend<br />

gemessen werden sollten. Dafür wurden<br />

insgesamt 26 Fragen formuliert. Die Unternehmen<br />

machten unter anderem Angaben zum<br />

Umsetzungsstand ihrer Industrie 4.0-Strategie,<br />

zu den Funktionalitäten ihres Maschinenparks,<br />

zur Datenerfassung, autonomen Fertigung, zu<br />

datenbasierten Dienstleistungen und Mitarbeitern.<br />

Zudem gaben die Teilnehmer an, was die<br />

zentralen Treiber für die Umsetzung von Industrie<br />

4.0 sind und welche Hemmnisse die Umsetzung<br />

maßgeblich bremsen.<br />

14


Befragungsstichproben<br />

Kern der empirischen Erhebung ist eine<br />

Online-Befragung von Mitgliedern des VDMA,<br />

die von April bis Juli 2015 durchgeführt wurde.<br />

Der VDMA hat dafür via E-Mail-Verteiler zur Teilnahme<br />

eingeladen. Die Unternehmen erhielten<br />

einen umfassenden Fragebogen, den 232 Teilnehmer<br />

beantwortet haben.<br />

Es zeigte sich, dass diese Stichprobe für eine<br />

repräsentative Hochrechnung nicht ausreichte.<br />

Insbesondere die Beteiligung der kleineren<br />

Unternehmen war zu gering. Deshalb wurde die<br />

VDMA-Befragung durch eine wortgleich formulierte<br />

Erhebung im Rahmen der 26. Welle des<br />

IW-Zukunftspanels ergänzt. Mögliche Doppelzählungen<br />

von Unternehmen durch eine Teilnahme<br />

an beiden Befragungen wurden ausgeschlossen.<br />

Es war zudem zu vermuten, dass die<br />

VDMA-Stichprobe verzerrt sein könnte. Der<br />

Grund dafür besteht darin, dass sich Unternehmen<br />

mit einer hohen Themenaffinität erfahrungsgemäß<br />

an solch aufwendigen und thematisch klar<br />

erkennbaren Befragungen überdurchschnittlich<br />

oft beteiligen. Um die empirische Basis zu vergrößern<br />

und diesem Effekt entgegenzuwirken,<br />

wurden mit der 23. Welle des IW-Unternehmervotums<br />

und einer eigens durchgeführten Telefonbefragung<br />

zwei weitere Erhebungen hinzugezogen.<br />

Diese Erhebungen sind aber nur zur<br />

Ermittlung des Anteils der nicht-affinen Industrie<br />

4.0-Unternehmen verwendet worden. Wichtig<br />

ist, dass alle Befragungen im gleichen Zeitraum<br />

und wortgleich durchgeführt wurden. Die Stichproben<br />

der zusätzlich verwendeten Befragungen<br />

sind zufällig gezogen und erlauben deshalb<br />

repräsentative Hochrechnungen. Durch die hohe<br />

Abdeckung der Maschinen- und Anlagenbauunternehmen<br />

im VDMA wird unterstellt, dass<br />

auch diese Stichprobe ein repräsentatives Bild<br />

der Branche wiedergibt.<br />

Dem Befragungsdesign liegt demnach eine<br />

zweistufige Vorgehensweise zugrunde<br />

(Tabelle 1-1):<br />

• Zunächst wurde auf Basis der vier verwendeten<br />

Datensätze der Anteil der Industrie 4.0-<br />

affinen Unternehmen ermittelt. Dafür konnten<br />

die Angaben von 431 Unternehmen verwendet<br />

werden.<br />

• Den Industrie 4.0-affinen Unternehmen wurden<br />

dann weiterführende Fragen zur Messung<br />

der Readiness gestellt. Basis dafür sind 289<br />

Antworten, wobei 199 aus der VDMA-Mitgliederbefragung<br />

und 90 aus dem IW Zukunftspanel<br />

stammen.<br />

In der Studie werden nur Unternehmen mit<br />

mehr als 20 Beschäftigten berücksichtigt.<br />

Gerade für diese Größenklasse hat der VDMA<br />

einen sehr hohen Repräsentationsgrad. Von den<br />

6.419 im Unternehmensregister erfassten<br />

Unternehmen des deutschen Maschinen- und<br />

Anlagenbaus mit mehr als 20 Beschäftigten sind<br />

rund die Hälfte Mitglied des VDMA. Große<br />

Unternehmen sind in der Stichprobe im Vergleich<br />

zur Grundgesamtheit überrepräsentiert,<br />

was durch die Ermittlung von Gewichtungsfaktoren<br />

ausgeglichen wurde.<br />

An den Stellen, wo es signifikante Unterschiede<br />

gibt, werden die Ergebnisse nach Größenklassen<br />

differenziert dargestellt. Dabei wurde folgende<br />

Klassifikation gewählt:<br />

• Kleine Unternehmen (20 bis 99 Mitarbeiter)<br />

• Mittelständische Unternehmen<br />

(100 bis 499 Mitarbeiter)<br />

• Große Unternehmen (ab 500 Mitarbeiter)<br />

15


Tabelle 1-1: Zusammensetzung der Befragungsstichproben<br />

Unternehmen Mitarbeitergrößenklassen<br />

20-99 100-499 ab 500 Gesamt<br />

Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus<br />

Unternehmensregister 4.268 1.812 339 6.419<br />

Stichprobe zur Ermittlung der<br />

Industrie 4.0-affinen Unternehmen 1<br />

VDMA-Mitgliederbefragung (April bis Juli 2015) 67 86 79 232<br />

IW-Zukunftspanel (26. Welle; Juli bis August 2015) 66 44 16 126<br />

IW-Unternehmervotum (23. Welle; Mai 2015) 8 10 7 25<br />

Telefonische Sonderbefragung (Juli 2015) 24 19 5 48<br />

Gesamt 165 159 107 431<br />

Kernerhebung zur Messung der Readiness von<br />

Industrie 4.0-affinen Unternehmen 1<br />

VDMA-Mitgliederbefragung (April bis Juli 2015) 50 77 72 199<br />

IW-Zukunftspanel (26. Welle; Juli bis August 2015) 40 35 15 90<br />

Gesamt 90 112 87 289<br />

1<br />

Unternehmen, für die Industrie 4.0 relevant ist und für die der Begriff bekannt ist.<br />

Angaben beziehen sich auf die Anzahl der Unternehmen.<br />

Eigene Darstellung<br />

Abbildung 1-2 zeigt die VDMA-Fachverbandszugehörigkeit<br />

der befragten Unternehmen. Der<br />

Schwerpunkt liegt bei der Antriebstechnik sowie<br />

im Bereich Robotik und Automation.<br />

Abbildung 1-2:Teilnehmende Unternehmen nach Fachverbänden<br />

Antriebstechnik<br />

25<br />

20<br />

Gießereimaschinen 15 weitere Fachverbände<br />

mit weniger<br />

Bergbaumaschinen 5<br />

als 5 Teilnehmern<br />

5<br />

Power Systems<br />

6<br />

Holzbearbeitungsmaschinen<br />

6<br />

Armaturen<br />

6<br />

Großanlagenbau<br />

8<br />

Robotik + Automation<br />

17<br />

Software<br />

Allgemeine Lufttechnik<br />

8<br />

17<br />

Werkzeugmaschinen und<br />

Fertigungssysteme<br />

Fördertechnik und<br />

Intralogistik<br />

9<br />

Messund<br />

Prüftechnik<br />

10<br />

15<br />

Fluidtechnik<br />

Textilmaschinen<br />

11<br />

11<br />

Präzisionswerkzeuge<br />

12<br />

Kunststoff- und<br />

Gummimaschinen 12<br />

Elektrische Automation<br />

12<br />

Bau- und Baustoffmaschinen<br />

15<br />

15<br />

14<br />

13<br />

Pumpen + Systeme<br />

Kompressoren, Druckluft- und<br />

Vakuumtechnik<br />

Nahrungsmittelmaschinen und<br />

Verpackungsmaschinen<br />

Verfahrenstechnische Maschinen<br />

und Apparate<br />

20 oder mehr Teilnehmer<br />

5-19 Teilnehmer<br />

weniger als 5 Teilnehmer<br />

n = 214; nur Unternehmen, die Angaben zur Fachverbandszugehörigkeit gemacht haben<br />

Quelle: VDMA-Mitgliederbefragung, 2015<br />

16


1.4 Ausgangslage und Motivation<br />

der Unternehmen<br />

Auf Basis der durchgeführten Unternehmensbefragung<br />

können erste Aussagen zur allgemeinen<br />

Einstellung der deutschen Maschinen- und Anlagenbauunternehmen<br />

in Bezug auf Industrie 4.0<br />

sowie zu den damit verbundenen Chancen und<br />

Risiken getroffen werden.<br />

Die Unternehmen im Maschinen- und<br />

Anlagenbau haben die Chancen von<br />

Industrie 4.0 erkannt<br />

Industrie 4.0 ist für den deutschen Maschinenund<br />

Anlagenbau ein Positivthema – die Chancen<br />

überwiegen deutlich die Risiken. Das zeigen die<br />

Befragungsergebnisse (Abbildung 1-3) eindrucksvoll.<br />

Für fast neun von zehn Unternehmen<br />

ist die Chance, sich am Markt zu differenzieren<br />

und dadurch Alleinstellungsmerkmale im globalen<br />

Wettbewerb zu schaffen, die wichtigste<br />

Motivation, sich mit diesem Thema zu befassen.<br />

Industrie 4.0 weckt den Innovationsgeist – rund<br />

76,2 Prozent der Unternehmen geben an, dass es<br />

zum Selbstverständnis von Technologieführern<br />

gehört, sich damit auseinander zu setzen. Bei<br />

gut drei von vier der befragten Unternehmen<br />

steht Industrie 4.0 auf der Agenda, weil die<br />

Marktentwicklungen und der Wettbewerbsdruck<br />

dies erfordern. Diese Firmen gehen davon aus,<br />

dass traditionelle Konzepte nicht ausreichen<br />

werden, um dem Wettbewerbsdruck standzuhalten.<br />

Sie sehen sich dazu gezwungen, sich mit<br />

dem Thema Industrie 4.0 zu befassen. Bei der<br />

Frage zur Motivation lassen sich keine nennenswerten<br />

Unterschiede zwischen den Größenklassen<br />

feststellen. Daher werden die Ergebnisse<br />

nach Größenklassen an dieser Stelle nicht<br />

explizit ausgewiesen.<br />

Abbildung 1-3: Motivation für Industrie 4.0<br />

1,1<br />

0,0<br />

Chance zur Differenzierung im Markt<br />

49,7<br />

38,5<br />

10,7<br />

3,2<br />

0,2<br />

Innovationsgeist, man muss dieses Thema ausprobieren<br />

45,4<br />

39,6<br />

11,6<br />

4,0<br />

0,6<br />

Selbstverständnis als Technologieführer<br />

40,3<br />

35,9<br />

19,2<br />

1,7<br />

0,0<br />

Markterfordernisse und Wettbewerbsdruck<br />

33,8<br />

43,3<br />

21,2<br />

Trifft zu Trifft eher zu Trifft eher nicht zu Trifft nicht zu Keine Angabe<br />

Angaben in Prozent; Mehrfachnennungen möglich; n= 134<br />

Berücksichtigt sind nur Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten.<br />

Quelle: VDMA-Mitgliederbefragung, 2015<br />

17


Mit Industrie 4.0 lassen sich<br />

erhebliche Umsatz- und Effizienzpotenziale<br />

erschliessen<br />

Welche Ziele verfolgen die deutschen Maschinenund<br />

Anlagenbauer mit Industrie 4.0? Gibt es<br />

Unterschiede in den Größenklassen? Die Befragung<br />

der VDMA-Mitgliedsunternehmen zeigt,<br />

dass mehr als sechs von zehn Unternehmen in<br />

Industrie 4.0-Anwendungen eine Möglichkeit<br />

sehen, die Effizienz ihres Produktionssystems zu<br />

erhöhen. Diese Effizienzpotenziale sollen beispielsweise<br />

durch eine Steigerung der Flexibilität,<br />

die Verringerung von Durchlaufzeiten und Produktionskosten<br />

oder eine höhere Termintreue<br />

erreicht werden.<br />

Zudem rechnen über 60 Prozent der Unternehmen<br />

damit, dass ihre Umsätze durch Industrie 4.0<br />

steigen werden. Das Potenzial sehen die Unternehmen<br />

dabei vor allem bei der Erschließung<br />

neuer Geschäftsmodelle durch erweiterte Produkt-<br />

oder Dienstleistungsportfolios oder eine<br />

höhere Kundenbindung.<br />

Effizienzsteigerungen im Managementsystem,<br />

beispielsweise durch optimierte Koordinationsprozesse<br />

oder eine erhöhte Transparenz bei den<br />

Lagerbeständen und der Auftragsbearbeitung,<br />

werden von 46,1 Prozent der Unternehmen<br />

erwartet.<br />

Im Vergleich der Größenklassen nach Mitarbeiterzahl<br />

zeichnen sich deutliche Unterschiede ab.<br />

Während höhere Umsätze für kleine Unternehmen<br />

(20 bis 99 Mitarbeiter) das wichtigste Ziel<br />

darstellen, setzen die mittelständischen Unternehmen<br />

(100 bis 499 Mitarbeiter) primär auf<br />

Effizienzsteigerungen im Produktionssystem.<br />

Für große Unternehmen (ab 500 Mitarbeiter)<br />

gewichten beide Ziele gleich stark (Abbildung 1-4).<br />

Insgesamt zeigen auch diese Auswertungen, dass<br />

Industrie 4.0 ein Chancenthema ist und mit klaren<br />

betriebswirtschaftlichen Zielen verknüpft wird.<br />

Abbildung 1-4: Ziele von Industrie 4.0<br />

Effizienzsteigerungen im<br />

Produktionssystem<br />

…<br />

Umsatzsteigerungen<br />

Effizienzsteigerungen im<br />

Managementsystem<br />

…<br />

Gesamt Gesamt Gesamt<br />

65,6 63,8<br />

46,1<br />

Unternehmensgrößen<br />

20 - 99<br />

Unternehmensgrößen<br />

20 - 99<br />

Unternehmensgrößen<br />

20 - 99<br />

100 - 499<br />

100 - 499<br />

100 - 499<br />

ab 500<br />

ab 500<br />

ab 500<br />

0 20 40 60 80 100<br />

0 20 40 60 80<br />

100<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Summe "zentrale und bedeutende Ziele"; Angaben für Gesamt und nach Mitarbeitergrößenklassen;<br />

Angaben in Prozent; Mehrfachnennungen möglich; n = 188; Berücksichtigt sind nur Unternehmen mit<br />

mehr als 20 Beschäftigten. Quelle: VDMA-Mitgliederbefragung, 2015<br />

18


Jedes zweite befragte Unternehmen befasst<br />

sich mit Industrie 4.0<br />

Bei dieser positiven Bewertung der Chancen ist<br />

es nicht verwunderlich, dass das Thema Industrie<br />

4.0 im Maschinen- und Anlagenbau angekommen<br />

ist. Mehr als die Hälfte der Befragten<br />

(57,2 Prozent) hat sich bereits mit dem Themenfeld<br />

Industrie 4.0 befasst. Dabei setzen sich größere<br />

Unternehmen häufiger damit auseinander<br />

als kleine und mittelständische. Gut ein Fünftel<br />

der Maschinen- und Anlagenbauer hat sich<br />

intensiv mit Lösungen zur Umsetzung von<br />

Industrie 4.0 befasst. Ein Drittel hat zwar bereits<br />

davon gehört, bisher aber keinerlei Aktivitäten<br />

unternommen. Lediglich für knapp 9 Prozent der<br />

Befragten ist der Begriff Industrie 4.0 unbekannt<br />

(Abbildung 1-5).<br />

Verglichen mit dem gesamten Verarbeitenden<br />

Gewerbe sind die Unternehmen aus dem<br />

Maschinen- und Anlagenbau deutlich besser<br />

informiert. Der Anteil der Firmen im gesamten<br />

Verarbeitenden Gewerbe (einschließlich Maschinenbau),<br />

die sich intensiv mit Industrie 4.0 auseinandergesetzt<br />

haben, liegt bei 10 Prozent<br />

(Abbildung 1-5). Zugleich ist der Anteil derer, die<br />

noch nicht von Industrie 4.0 gehört haben, deutlich<br />

höher als im Maschinen- und Anlagenbau.<br />

Insgesamt zeigen diese Ergebnisse, dass das<br />

Thema Industrie 4.0 im Maschinen- und Anlagenbau<br />

eine deutlich höhere Relevanz hat als in<br />

anderen Industriebranchen.<br />

Abbildung 1-5: Beschäftigung mit Industrie 4.0<br />

Maschinen- und Anlagenbau<br />

Gesamtes Verarbeitendes Gewerbe<br />

8,9<br />

22,3<br />

14,1<br />

10,0<br />

33,9<br />

35,8<br />

40,1<br />

34,9<br />

Ja, intensiv<br />

Ja, am Rande<br />

Nein, aber wir haben davon gehört<br />

Nein, wir haben noch nicht davon gehört<br />

Angaben in Prozent; n=431 Maschinen- und Anlagenbau; n = 674 Verarbeitendes Gewerbe<br />

Berücksichtigt sind nur Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten.<br />

Quellen: VDMA-Mitgliederbefragung, 2015; IW-Zukunftspanel 2015, 26. Befragungswelle;<br />

IW-Unternehmervotum 2015, 23. Befragungswelle; telefonische Befragung, 2015<br />

19


Maschinen- und Anlagenbau bei Industrie 4.0<br />

weiter als das Verarbeitende Gewerbe<br />

Die Unternehmen, die sich bereits mit Industrie<br />

4.0 beschäftigt haben, wurden im Rahmen der<br />

vier oben vorgestellten Befragungen gebeten,<br />

eine Selbsteinschätzung zum Umsetzungsstand<br />

von Industrie 4.0 und zu ihrer relativen Position<br />

abzugeben. Sie konnten sich dabei als „Vorreiter“,<br />

„Follower“ oder „Abwartend“ einordnen beziehungsweise<br />

angeben, dass das Thema ihnen<br />

„Nicht bekannt“ oder für sie „Nicht relevant“ ist.<br />

Die Ergebnisse (Abbildung 1-6):<br />

• Knapp 12 Prozent der Unternehmen des<br />

Maschinen- und Anlagenbaus schätzen sich<br />

als Vorreiter ein. Im gesamten Verarbeitenden<br />

Gewerbe ist dieser Anteil mit 6,4 Prozent<br />

deutlich geringer.<br />

• Etwa ein Fünftel sieht sich in einer Follower-Position<br />

und will offensichtlich an die<br />

Themenführer anschließen. Auch dieser<br />

Anteil ist deutlich höher als im gesamten<br />

Verarbeitenden Gewerbe.<br />

• Die Mehrheit (46,5 Prozent) der befragten<br />

Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau<br />

stuft sich abwartend ein. Im gesamten<br />

Verarbeitenden Gewerbe beträgt dieser Anteil<br />

knapp 53 Prozent.<br />

• Nur für ein Fünftel (20,9 Prozent) der befragten<br />

Unternehmen ist Industrie 4.0 unbekannt<br />

oder nicht relevant. Im gesamten Verarbeitenden<br />

Gewerbe sind es knapp 28 Prozent.<br />

Das Fünftel der Unternehmen im Maschinenund<br />

Anlagenbau, für das Industrie 4.0 unbekannt<br />

oder nicht relevant ist, wird bei der Messung<br />

der Readiness in Kapitel 3 noch einmal<br />

herangezogen. Diese Unternehmen werden in<br />

dem Modell a priori der Eingangsstufe 0 (Außenstehender)<br />

zugeordnet. In der Auswertung der<br />

VDMA-Mitgliederbefragung wird angenommen,<br />

dass diese Stichprobe nur 79,1 Prozent (79,1 =<br />

100 – 20,9) der Maschinen- und Anlagenbauunternehmen<br />

repräsentiert, die das Thema kennen<br />

und für relevant halten. Damit werden die oben<br />

beschrieben Selektionseffekte korrigiert, die sich<br />

aus der überdurchschnittlich hohen Teilnahme<br />

Industrie 4.0-affiner Unternehmen an der<br />

VDMA-Befragung ergeben.<br />

Abbildung 1-6: Selbsteinschätzung der Unternehmen mit Blick auf ihre Industrie 4.0-Umsetzung<br />

Maschinen- und Anlagenbau<br />

Gesamtes Verarbeitendes Gewerbe<br />

12<br />

8,9<br />

11,8<br />

20,8<br />

13,1<br />

14,2<br />

6,4<br />

13,6<br />

46,5<br />

52,6<br />

Vorreiter Follower Abwartend<br />

Nicht relevant Nicht bekannt<br />

Angaben in Prozent; n=431 Maschinen- und Anlagenbau; n = 674 Verarbeitendes Gewerbe<br />

Berücksichtigt sind nur Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten.<br />

Quellen: VDMA-Mitgliederbefragung, 2015; IW-Zukunftspanel 2015, 26. Befragungswelle;<br />

IW-Unternehmervotum 2015, 23. Befragungswelle; telefonische Befragung, 2015<br />

20


2 Das Modell zur Readiness-Messung<br />

Zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit ist es<br />

für Unternehmen entscheidend, einzuschätzen,<br />

wo sie im digitalen Transformationsprozess stehen<br />

und ob sie das volle Potenzial von Industrie 4.0<br />

nutzen. Daher wurde im Rahmen dieser Studie<br />

die Durchdringung mit Industrie 4.0 messbar<br />

gemacht. Dafür haben die Projektpartner ein<br />

Modell entwickelt, mit dem die Readiness – also<br />

der Reifegrad der Unternehmen auf dem Weg zu<br />

Industrie 4.0 – im deutschen Maschinen- und<br />

Anlagenbau ermittelt werden kann.<br />

Readiness-Modell mit sechs Dimensionen<br />

und 18 Themenfeldern<br />

Die Grundlage für das Readiness-Modell bilden<br />

die vier Dimensionen der Industrie 4.0-Definition<br />

aus Abschnitt 1.2. Als Ergebnis des Workshops<br />

werden mit den Dimensionen Strategie und<br />

Organisation sowie Mitarbeiter zusätzlich zwei<br />

übergeordnete Querschnittsthemen berücksichtigt.<br />

Das Modell umfasst damit die folgenden<br />

sechs Dimensionen:<br />

• Strategie und Organisation<br />

• Smart Factory<br />

• Smart Operations<br />

• Smart Products<br />

• Data-driven Services<br />

• Mitarbeiter<br />

Diesen sechs Dimensionen werden zur Konkretisierung<br />

jeweils Themenfelder zugeordnet, die<br />

wiederum mit geeigneten Indikatoren operationalisiert<br />

werden. Sie bilden die Basis für die Messung<br />

der Industrie 4.0-Readiness der Unternehmen.<br />

Die entsprechenden Daten für die Messung<br />

wurden in einer Unternehmensbefragung<br />

(Abschnitt 1.3) erhoben.<br />

Abbildung 2-1 verdeutlicht das Grundgerüst des<br />

Readiness-Modells im Überblick:<br />

• Der innere Kreis zeigt die sechs grundlegenden<br />

Dimensionen.<br />

• Im äußeren Kreis sind für alle sechs Dimensionen<br />

die zugeordneten Themenfelder<br />

genannt. Insgesamt werden 18 Themenfelder<br />

berücksichtigt, die mit geeigneten Indikatoren<br />

gemessen werden.<br />

Für jede dieser sechs Dimensionen wurden im<br />

Rahmen von Workshops mit Unternehmensvertretern<br />

die Kriterien definiert, die es erlauben,<br />

die Unternehmen einem Reifegrad zuzuordnen.<br />

Aus den sechs Dimensionen von Industrie 4.0<br />

wird ein sechsstufiges Modell zur Messung der<br />

Industrie 4.0-Readiness entwickelt. Dabei beinhaltet<br />

jede der sechs Readiness-Stufen (0 bis 5)<br />

festgelegte Mindestanforderungen, ohne deren<br />

Erfüllung eine Stufe als nicht erreicht gilt.<br />

Auf der Stufe 0 befinden sich die Außenstehenden,<br />

die noch keinerlei oder nur in geringem<br />

Maße Planung oder Umsetzung von Industrie 4.0-<br />

Maßnahmen getätigt haben. Stufe 5 beschreibt<br />

die Exzellenz; also Unternehmen, die alle Industrie<br />

4.0-Aktivitäten erfolgreich umgesetzt haben.<br />

Diese Stufe 5 beschreibt im Modell gleichzeitig<br />

den Zustand der vollständigen Umsetzung der<br />

Zielvision (Soll-Profil) – wenn also die kompletten<br />

Wertschöpfungsketten in Echtzeit vernetzt<br />

sind und interagieren können.<br />

Die Vision von Industrie 4.0 und der Weg dorthin<br />

werden für jedes Unternehmen anders aussehen.<br />

Nicht jedes Unternehmen hat das kurzfristige<br />

Bestreben, die Zielvision Industrie 4.0<br />

vollumfänglich zu erreichen, sondern definiert in<br />

Abhängigkeit der Ausgangssituation eigene Zwischen-<br />

und Abschlussziele. Aus diesem Grund<br />

erlaubt das Modell eine dezidierte Differenzierung<br />

für die oben genannten Dimensionen.<br />

21


Abbildung 2-1: Dimensionen und zugeordnete Themenfelder von Industrie 4.0<br />

Kompetenzen der<br />

Mitarbeiter<br />

Strategie<br />

Investitionen<br />

Aufbau der<br />

Kompetenzen<br />

Innovationsmanagement<br />

Datenbasierte<br />

Dienstleistungen<br />

Mitarbeiter<br />

Strategie und<br />

Organisation<br />

Digitales<br />

Abbild<br />

Umsatzanteil<br />

Data-driven<br />

Services<br />

Smart Factory<br />

Maschinenpark<br />

Datennutzung<br />

Anteil<br />

Datennutzung<br />

Smart Products<br />

Smart Operations<br />

IT-Systeme<br />

IKT-<br />

Zusatzfunktionalitäten<br />

IT-Sicherheit<br />

Cloud -<br />

Nutzung<br />

Datenanalyse<br />

Nutzungsphase<br />

Informationsaustausch<br />

Autonome<br />

Prozesse<br />

Eigene Darstellung<br />

Das Modell berücksichtigt<br />

sechs Stufen der Umsetzung von<br />

Industrie 4.0-Massnahmen<br />

Die sechs Stufen des Readiness-Modells sind der<br />

Abbildung 2-2 zu entnehmen und werden nachfolgend<br />

erläutert.<br />

Stufe 0: Aussenstehender<br />

Unternehmen dieser Stufe erfüllen keine Anforderungen<br />

im Industrie 4.0-Kontext. Außerdem<br />

gehören dieser Stufe diejenigen Unternehmen<br />

an, die a priori der Stufe 0 zugeordnet wurden,<br />

weil sie angaben, dass Industrie 4.0 für sie unbekannt<br />

oder nicht relevant sei (vgl. Kapitel 1 und<br />

Abbildung 1-6).<br />

Stufe 1: Anfänger<br />

Unternehmen auf dieser Stufe behandeln das<br />

Thema Industrie 4.0 über Pilotinitiativen in einzelnen<br />

Fachabteilungen und tätigen diesbezüglich<br />

Investitionen in einem einzelnen Bereich. In<br />

der Produktion werden nur wenige Prozesse<br />

durch IT-Systeme unterstützt und der derzeitige<br />

Maschinenpark erfüllt teilweise die zukünftigen<br />

Anforderungen an Vernetzung und Kommunikation.<br />

Ein systemintegrierter betriebsinterner<br />

Informationsaustausch findet nur in wenigen<br />

Bereichen statt. IT-Sicherheitslösungen befinden<br />

sich noch in der Planungs- oder Umsetzungsphase.<br />

Der Anfänger produziert in dieser Fertigungslandschaft<br />

Produkte mit ersten Ansätzen<br />

von IT-basierten Zusatzfunktionen. Für den weiteren<br />

Ausbau von Industrie 4.0 besitzt das<br />

Unternehmen nur in wenigen Bereichen die<br />

erforderlichen Kompetenzen.<br />

22


Stufe 2: Fortgeschrittener<br />

Der Fortgeschrittene bezieht das Thema Industrie<br />

4.0 in die strategische Ausrichtung des Unternehmens<br />

mit ein. Hierbei wird an einer Strategie<br />

zur Umsetzung von Industrie 4.0 und entsprechenden<br />

Kennzahlen zur Messung des Umsetzungsstandes<br />

gearbeitet. Für Industrie 4.0 relevante<br />

Investitionen werden von ihm in wenigen<br />

Bereichen getätigt. In der Produktion werden<br />

Daten teilweise automatisiert aufgenommen<br />

und in geringem Umfang genutzt. Für eine<br />

zukünftige Erweiterung fehlen dem Maschinenpark<br />

teilweise die Voraussetzungen. Der betriebsinterne<br />

Informationsaustausch findet zum Teil<br />

systemintegriert statt und auch beim Austausch<br />

mit Partnerunternehmen werden erste systemintegrierte<br />

Ansätze umgesetzt. Dazu sind entsprechende<br />

IT-Sicherheitslösungen implementiert,<br />

welche weiter ausgebaut werden. In dieser<br />

Fertigungslandschaft stellt das Unternehmen<br />

Produkte mit ersten IT-basierten Zusatzfunktionen<br />

her. Für den weiteren Ausbau von Industrie<br />

4.0 besitzen die Mitarbeiter in einigen Bereichen<br />

die nötigen Kompetenzen.<br />

Stufe 3: Erfahrener<br />

Bei Unternehmen dieser Stufe liegt eine formulierte<br />

Industrie 4.0-Strategie vor. Industrie<br />

4.0-relevante Investitionen werden in mehreren<br />

Bereichen getätigt, ein abteilungsorientiertes<br />

Innovationsmanagement fördert die Einführung<br />

von Industrie 4.0. In der Produktion sind die<br />

IT-Systeme über Schnittstellen miteinander verbunden<br />

und unterstützen die Fertigungsprozesse,<br />

wobei in den wichtigsten Bereichen Daten<br />

automatisch erhoben werden. Um dies künftig<br />

zu erweitern, ist der Maschinenpark nachrüstbar<br />

aufgestellt. Der Informationsaustausch findet<br />

sowohl intern als auch unternehmensübergreifend<br />

zum Teil systemintegriert statt. Die notwendigen<br />

IT-Sicherheitslösungen sind implementiert.<br />

Für den weiteren Ausbau sind<br />

Cloud-basierte Lösungen geplant. In dieser Landschaft<br />

fertigt das Unternehmen Produkte mit<br />

mehreren zusammenhängenden IT-basierten<br />

Zusatzfunktionen. Auf Basis dieser Produkte bietet<br />

es erste rudimentäre datenbasierte Dienstleistungen<br />

an, ist dabei aber nicht mit dem Kunden<br />

vernetzt. Datenbasierte Dienstleistungen<br />

für den Kunden tragen im kleinen Umfang zum<br />

Umsatz bei. Um diesen Punkt zu erreichen, wurden<br />

bereits umfangreiche Kompetenzen bei den<br />

Mitarbeitern aufgebaut.<br />

Abbildung 2-2: Die sechs Stufen im Industrie 4.0-Readiness-Modell<br />

Stufe 5<br />

Exzellenz<br />

Stufe 4<br />

Experte<br />

Pioniere<br />

Stufe 3<br />

Erfahrener<br />

Stufe 2<br />

Fortgeschrittener<br />

Einsteiger<br />

Stufe 1<br />

Anfänger<br />

Neulinge<br />

Stufe 0 Außenstehender<br />

Eigene Darstellung<br />

23


Stufe 4: Experte<br />

Eine Industrie 4.0-Strategie befindet sich bei<br />

einem Experten bereits in Umsetzung und wird<br />

mittels Kennzahlen überprüft. Dazu werden in<br />

fast allen relevanten Bereichen Investitionen<br />

getätigt und ein bereichsübergreifendes Innovationsmanagement<br />

fördert den Prozess. Die<br />

IT-Systeme unterstützen einen Großteil der Fertigungsprozesse<br />

und nehmen umfangreich Daten<br />

auf, welche zu Optimierungszwecken genutzt<br />

werden. Ein weiterer Ausbau ist möglich, da die<br />

Maschinen schon jetzt künftige Anforderungen<br />

im Bereich der Vernetzung erfüllen. Der Informationsaustausch<br />

findet intern und mit Partnerunternehmen<br />

weitreichend systemintegriert statt.<br />

In den relevanten Bereichen sind IT-Sicherheitslösungen<br />

im Einsatz und die IT ist durch<br />

Cloud-basierte Lösungen skalierbar. Der Experte<br />

beginnt mit der Erprobung von autonom steuernden<br />

Werkstücken und selbst reagierenden<br />

Prozessen. Das Werkstück und das fertige Produkt<br />

besitzen IT-basierte Zusatzfunktionen, die<br />

eine Datenaufnahme während der Nutzungsphase<br />

und eine gezielte Auswertung ermöglichen.<br />

Darauf aufbauende datenbasierte Dienstleistungen<br />

werden vom Kunden bereits bezogen<br />

und tragen im geringen Maße zum Umsatz bei.<br />

Dabei besteht eine direkte Vernetzung von<br />

Kunde und Produzent. In den meisten relevanten<br />

Bereichen besitzt das Unternehmen intern die<br />

nötigen Kompetenzen, um diesen Stand zu erreichen<br />

und einen weiteren Ausbau von Industrie<br />

4.0-Themen zu betreiben.<br />

Stufe 5: Exzellenz<br />

Ein Unternehmen auf dieser Stufe hat seine<br />

Industrie 4.0-Strategie bereits umgesetzt und<br />

überprüft den Umsetzungsstand weiterer Projekte<br />

regelmäßig. Diesbezüglich werden unternehmensweit<br />

Investitionen getätigt. Das Unternehmen<br />

hat ein organisationsweites<br />

Innovationsmanagement etabliert. In seiner Produktion<br />

hat es eine vollumfängliche IT-Systemunterstützung<br />

implementiert und nimmt alle<br />

relevanten Daten automatisch auf. Der Maschinenpark<br />

erfüllt alle Anforderungen zur Vernetzung<br />

und systemintegrierten Kommunikation.<br />

Darauf aufbauend ist der gesamte Informationsaustausch<br />

sowohl betriebsintern als auch mit<br />

Partnerunternehmen systemintegriert. Umfangreiche<br />

implementierte IT-Sicherheitslösungen<br />

liegen vor und Cloud-basierte Lösungen sorgen<br />

für eine flexible IT-Architektur. In Teilbereichen<br />

der Produktion operieren bereits autonom steuernde<br />

Werkstücke und reagierende Prozesse. Die<br />

Werkstücke und Produkte besitzen umfangreiche<br />

IT-basierte Zusatzfunktionen und die so aufgenommenen<br />

Daten in der Nutzungsphase werden<br />

für Funktionen wie Produktentwicklung,<br />

Fernwartung oder Vertriebsunterstützung<br />

genutzt. Dem Kunden angebotene datenbasierte<br />

Dienstleistungen tragen bereits signifikant zum<br />

Umsatz bei. Dabei ist der Produzent mit dem<br />

Kunden vernetzt. Zudem besitzt das Unternehmen<br />

in allen nötigen Bereichen eigene Kompetenzen<br />

und kann das Thema weiter vorantreiben.<br />

Aus den sechs Readiness-Stufen lassen sich drei<br />

Unternehmenstypen ableiten. Die Bündelung zu<br />

den drei Typen erlaubt eine kompaktere Darstellung<br />

der Ergebnisse. Sie erleichtert es zudem,<br />

Aussagen zum Fortschritt und zu den Bedingungen<br />

in Bezug auf Industrie 4.0 zu treffen und<br />

daraus spezifische Handlungsfelder je nach<br />

Umsetzungsstand zu identifizieren (Abbildung 2-2):<br />

• Neulinge (Stufe 0 bis 1): Zu den Neulingen<br />

zählen die Unternehmen, die sich bisher gar<br />

nicht oder nur ansatzweise mit Industrie 4.0<br />

befasst haben und daher in der Readiness-<br />

Messung den Stufen 0 oder 1 zugeordnet<br />

wurden.<br />

• Einsteiger (Stufe 2): Als Einsteiger werden die<br />

Unternehmen definiert, die sich in der Stufe 2<br />

befinden und somit bereits erste Industrie 4.0-<br />

Maßnahmen ergriffen haben.<br />

• Pioniere (ab Stufe 3): Zu den Pionieren zählen<br />

die Unternehmen, die mindestens Stufe 3 im<br />

Readiness-Modell erreichen. Sie sind in der<br />

Umsetzung von Industrie 4.0 bereits weit<br />

fortgeschritten und damit dem Großteil der<br />

deutschen Maschinen- und Anlagenbauer<br />

weit voraus. Sie bilden die Benchmark-Gruppe.<br />

24


Für jedes Unternehmen wurde in jeder Dimension<br />

eine Readiness-Stufe ermittelt. Diese wurde<br />

durch den niedrigsten Einzelwert der jeweiligen<br />

Themenfelder innerhalb der Dimension<br />

bestimmt: Wenn ein Unternehmen z.B. bei<br />

„Smart Operations“ in drei Fragen Stufe 5 und in<br />

einer Frage Stufe 1 erreicht, ist der Reifegrad in<br />

dieser Dimension 1. Die so ermittelten sechs<br />

Dimensionswerte wurden über einen gewichteten<br />

Mittelwert zu einer Gesamtreadiness für<br />

jedes Unternehmen verdichtet. Die Gewichte<br />

wurden in der Befragung erhoben, indem die<br />

Unternehmen die relative Bedeutung der einzelnen<br />

Dimensionen bei der Implementierung von<br />

Industrie 4.0 beurteilten. Von 100 möglichen<br />

Punkten entfallen auf Strategie und Organisation<br />

25 Punkte, auf Smart Factory 14, auf Smart<br />

Products 19, auf Data-driven Services 14, auf<br />

Smart Operations 10 und auf Mitarbeiter 18<br />

Punkte. Auf Basis dieser Berechnungen konnte<br />

jedes Unternehmen einer Stufe zwischen 0 und 5<br />

zugeordnet werden.<br />

Empirische Umsetzung<br />

Zur Ermittlung der Readiness wurden für jeden<br />

Bereich Kriterien formuliert, die erfüllt sein müssen,<br />

um in die jeweils nächsthöhere Readiness-<br />

Stufe zu gelangen. Bei einzelnen Unternehmen<br />

liegen nicht alle erforderlichen Angaben zu den<br />

entsprechenden Kriterien vor. Dabei sind drei<br />

Szenarien denkbar (Abbildung 2-3), die anhand<br />

eines Beispiels dargestellt werden:<br />

• Im Fall A liegen die Angaben für die Kriterien<br />

vor und werden für die Stufe 1 erfüllt. Die Kriterien<br />

für die Stufen 2 bis 5 werden nicht<br />

erfüllt. Entsprechend werden die Unternehmen<br />

der Readiness-Stufe 1 zugeordnet.<br />

• Im Fall B kann die Erfüllung der Kriterien für<br />

Stufe 1 nicht ermittelt werden, da die Unternehmen<br />

keine Angaben zu den entsprechenden<br />

Indikatoren gemacht haben (Missing<br />

Values). Da die Kriterien zur Erreichung der<br />

Stufe 2 allerdings erfüllt sind, werden die fehlenden<br />

Angaben bei Stufe 1 als Erfüllung der<br />

Kriterien in Stufe 1 gedeutet. Entsprechend<br />

erreichen die Unternehmen die Stufe 2.<br />

• Im Fall C fehlen die Angaben, die notwendig<br />

sind, um die Erfüllung der Kriterien für Stufe 1<br />

zu ermitteln. Da die Kriterien für die Stufe 2<br />

nicht erfüllt sind, werden die fehlenden Angaben<br />

in der Stufe 1 als nicht erfüllt gewertet.<br />

Entsprechend werden die Unternehmen der<br />

Stufe 0 zugeordnet.<br />

Abbildung 2-3: Empirische Umsetzung der sechsstufigen Readiness-Messung<br />

Erfüllung eines Kriteriums oder mehrerer Kriterien…<br />

Stufe 0 Stufe 1 Stufe 2 Stufe 3 Stufe 4 Stufe 5 Ergebnis<br />

Fall A<br />

ja<br />

ja<br />

nein<br />

nein<br />

nein<br />

nein<br />

Stufe 1<br />

Fall B<br />

ja<br />

Missing<br />

Values<br />

ja<br />

nein<br />

nein<br />

nein<br />

Stufe 2<br />

Fall C<br />

ja<br />

Missing<br />

Values<br />

nein<br />

nein<br />

nein<br />

nein<br />

Stufe 0<br />

Eigene Darstellung<br />

25


3 Die Ergebnisse der Readiness-<br />

Messung<br />

In diesem Kapitel werden die Ergebnisse der Readiness-Messung<br />

dargestellt. Zunächst erfolgt ein<br />

Blick auf die Industrie 4.0-Readiness der Unternehmen.<br />

Anschließend werden die Ergebnisse<br />

der Readiness-Messung für die sechs Dimensionen<br />

von Industrie 4.0 abgebildet und mit ausgewählten<br />

Befunden aus der Unternehmensbefragung<br />

belegt.<br />

3.1 Gesamtblick<br />

Maschinen- und Anlagenbau<br />

ist bei Industrie 4.0 weiter als<br />

das Verarbeitende Gewerbe<br />

Die Readiness-Messung zeigt, dass Industrie 4.0<br />

im deutschen Maschinen- und Anlagenbau<br />

bereits angekommen ist (Abbildung 5-1). So<br />

zeichnet sich knapp ein Fünftel der Unternehmen<br />

bereits durch fortgeschrittene Industrie 4.0-<br />

Ansätze aus (Stufe 2). Die Stufe 3 erreichen bisher<br />

4,6 Prozent der Unternehmen. Die Stufe der<br />

Erfahrenen spiegelt das Profil derzeit führender<br />

Industrie 4.0-Unternehmen wider und dient als<br />

Benchmark für die Maschinen- und Anlagenbauunternehmen.<br />

Lediglich 1 Prozent der Unternehmen zählt bisher<br />

zu den Experten (Stufe 4). Die Stufe 5 (Exzellenz)<br />

erreicht keines der Unternehmen. Da diese<br />

Stufe die Zielvision von Industrie 4.0 ist, verwundert<br />

es nicht, dass bisher noch kein Unternehmen<br />

die Stufe 5 erreicht hat. Das Erreichen dieser<br />

Zielvision stellt für die meisten Unternehmen<br />

aus dem Maschinen- und Anlagenbau ein langfristiges<br />

Ziel dar.<br />

37,6 Prozent der Maschinen- und Anlagenbauer<br />

sind Anfänger (Stufe 1) und haben sich bisher<br />

nur in geringem Maße mit Industrie 4.0 befasst.<br />

Knapp 39 Prozent der Unternehmen erreichen<br />

die Stufe 0 und werden als Außenstehende<br />

bezeichnet. Dabei zählen zur Stufe 0 sowohl die<br />

Firmen, die die Mindestanforderungen für Stufe<br />

1 nicht erreichen, als auch die Unternehmen, die<br />

a priori der Stufe 0 zugeordnet wurden, weil<br />

Industrie 4.0 für sie unbekannt oder nicht von<br />

Relevanz ist (vgl. Kapitel 1.4 und Abbildung 1-6).<br />

Im Vergleich zum gesamten Verarbeitenden<br />

Gewerbe ist der Maschinen- und Anlagenbau<br />

aber bei Industrie 4.0 deutlich weiter fortgeschritten.<br />

So fällt der Anteil der Unternehmen,<br />

die sich auf den fortgeschrittenen Stufen 2 bis 4<br />

befinden, im gesamten Verarbeitenden Gewerbe<br />

geringer aus. Weiterhin werden im gesamten<br />

Verarbeitenden Gewerbe mehr Unternehmen<br />

den Außenstehenden (Stufe 0) zugeordnet als<br />

im Maschinen- und Anlagenbau (Tabelle 3-1). 2<br />

Tabelle 3-1: Gesamtergebnis der Industrie 4.0-Readiness<br />

Maschinen- und Anlagenbau<br />

Verarbeitendes Gewerbe<br />

Stufe 0 (Außenstehender) 38,9 58,2<br />

Stufe 1 (Anfänger) 37,6 30,9<br />

Stufe 2 (Fortgeschrittener) 17,9 8,6<br />

Stufe 3 (Erfahrener) 4,6 1,7<br />

Stufe 4 (Experte) 1,0 0,6<br />

Stufe 5 (Exzellenz) 0,0 0,0<br />

Durchschnittliche<br />

Readiness<br />

Angaben für Readiness-Stufen 0 bis 5 in Prozent; Angabe für durchschnittliche Readiness: Skala 0 bis 5;<br />

n= 234 (Maschinen- und Anlagenbau); n = 602 (Verarbeitendes Gewerbe)<br />

Berücksichtigt sind nur Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten.<br />

Quellen: VDMA-Mitgliederbefragung, 2015; IW-Zukunftspanel 2015, 26. Befragungswelle<br />

0,9 0,6<br />

2 Eine weitergehende Darstellung der Ergebnisse für das<br />

Verarbeitende Gewerbe ist nicht Gegenstand dieser Studie.<br />

Deshalb werden sich die folgenden Ausführungen auf den<br />

deutschen Maschinen- und Anlagenbau beschränken.<br />

26


Abbildung 3-1: Readiness-Messung<br />

Gesamt<br />

Durchschnittliche Readiness deutscher Maschinen- und Anlagenbauunternehmen<br />

38,9<br />

37,6<br />

17,9<br />

1,0<br />

4,6 0,0<br />

Strategie &<br />

Organisation<br />

54,8<br />

21,8<br />

14,8<br />

4,6 3,7<br />

0,3<br />

Smart Factory<br />

Smart Operations<br />

38,2<br />

56,5<br />

1,5<br />

20,5<br />

45,3<br />

1,2<br />

18,3 3,1 0,3<br />

0,3<br />

13,9 0,9<br />

Stufe 0<br />

Stufe 1<br />

Stufe 2<br />

Stufe 3<br />

Stufe 4<br />

Smart Products<br />

55,3<br />

13,4<br />

14,6<br />

4,9<br />

5,5<br />

6,4<br />

Stufe 5<br />

0,6<br />

Data-driven Services<br />

84,1<br />

5,5<br />

5,2 3,9<br />

0,6<br />

Mitarbeiter<br />

29,8<br />

33,5<br />

12,2<br />

10,3<br />

8,8<br />

5,3<br />

Ø Readiness-Wert 0<br />

1 2 3 4 5<br />

Angaben in Prozent, Angaben für Readiness-Stufen: Skala 0 bis 5;<br />

n=234-268; Berücksichtigt sind nur Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten.<br />

Quellen: VDMA-Mitgliederbefragung, 2015; IW-Zukunftspanel 2015, 26. Befragungswelle<br />

Wie in Kapitel 2 beschrieben, lassen sich aus den<br />

Ergebnissen der sechs Readiness-Stufen die<br />

Maschinen- und Anlagenbauunternehmen den<br />

folgenden drei Unternehmenstypen zuordnen:<br />

• Pioniere (Stufe 3+): Demnach zählen schon<br />

5,6 Prozent der deutschen Maschinen- und<br />

Anlagenbauer zu Pionieren von Industrie 4.0.<br />

Diese Unternehmen erreichen mindestens die<br />

Stufe 3.<br />

• Einsteiger (Stufe 2): Knapp ein Fünftel der<br />

Unternehmen wird als Einsteiger bezeichnet.<br />

• Neulinge (Stufen 0 und 1): Gut drei Viertel der<br />

Unternehmen zählen zu den Neulingen und<br />

erreichen lediglich die Stufen 0 und 1.<br />

Die Industrie 4.0-Readiness nimmt mit der<br />

Unternehmensgrösse deutlich zu<br />

Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass sich<br />

über alle Dimensionen hinweg die Großunternehmen<br />

von den kleinen und mittelständischen<br />

Unternehmen absetzen.<br />

Dabei sind Größenklassenunterschiede in fünf<br />

der sechs Dimensionen statistisch signifikant. 3<br />

Lediglich in der Dimension Data-driven Services<br />

konnte kein statistisch signifikanter Unterschied<br />

zwischen Größenklassen festgestellt werden<br />

(Abbildung 3-2).<br />

Die heutige Industrie 4.0-Readiness der deutschen<br />

Maschinen- und Anlagenbauer liegt auf<br />

einer Skala von 0 bis 5 bei 0,9. Im gesamten Verarbeitenden<br />

Gewerbe fällt die Readiness mit<br />

einem Wert von 0,6 geringer aus (Tabelle 3-1<br />

und Abbildung 3-1).<br />

3 Die Unterschiede sind auf einem 5-Prozent-Niveau statistisch<br />

signifikant. Das bedeutet, dass die Unterschiede<br />

zwischen den Größenklassen in der Stichprobe mit hoher<br />

Wahrscheinlichkeit auf entsprechende Unterschiede<br />

in der Grundgesamtheit zurückzuführen sind.<br />

27


Abbildung 3-2: Readiness-Messung nach Unternehmensgrößenklassen<br />

Gesamt<br />

Strategie &<br />

Organisation<br />

17,9<br />

14,8<br />

Groß<br />

Mittelstand<br />

Klein<br />

Smart Factory<br />

18,3<br />

Smart Operations<br />

45,3<br />

Smart Products<br />

14,6<br />

Data-driven Services<br />

5,2<br />

Mitarbeiter<br />

12,2<br />

Ø Readiness-Wert 0<br />

1 2 3 4 5<br />

Skala 0 (Außenstehender) bis 5 (Exzellenz); n=234-268<br />

Berücksichtigt sind nur Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten.<br />

Quellen: VDMA-Mitgliederbefragung, 2015; IW-Zukunftspanel 2015, 26. Befragungswelle<br />

Pioniere sind vor allem im Bereich Smart<br />

Products führend<br />

Die Pioniere bilden die Benchmark-Gruppe für<br />

die Unternehmen des deutschen Maschinenund<br />

Anlagenbaus. In der Readiness-Messung<br />

erreichen sie auf einer Skala von 0 bis 5 einen<br />

durchschnittlichen Readiness-Wert von 3,3. In<br />

den einzelnen Dimensionen weisen die Pioniere<br />

(mindestens Stufe 3) gegenüber den Einsteigern<br />

(Stufe 2) und den Neulingen (Stufen 0 und 1)<br />

besonders in den Dimensionen Strategie und<br />

Organisation sowie Smart Products und<br />

Data-driven Services einen deutlichen Vorsprung<br />

auf. Dennoch besteht im letzten Bereich Handlungsbedarf.<br />

Pioniere erreichen in der Dimension<br />

Data-driven Services mit 2,1 den geringsten Readiness-Wert<br />

im Vergleich zu den anderen Dimensionen.<br />

Optimierungsbedarf für Pioniere besteht<br />

ebenfalls in den Bereichen Smart Factory und<br />

Smart Operations, da die Readiness hier unter<br />

dem Wert 3 liegt.<br />

Für alle Unternehmenstypen besteht im Bereich<br />

Data-driven Services enormer Handlungsbedarf.<br />

Neben den Pionieren schneiden auch die Neulinge<br />

und Anfänger in diesem Themenfeld am<br />

schwächsten unter allen sechs untersuchten<br />

Dimensionen ab. Demnach stehen alle drei<br />

Unternehmenstypen bei der Digitalisierung ihrer<br />

traditionellen sowie der Entwicklung neuer<br />

Geschäftsmodelle mit Fokus auf datenbasierte<br />

Dienstleistungen noch am Anfang (Abbildung 3-3).<br />

In den nächsten Abschnitten werden die Ergebnisse<br />

der Readiness-Messung für die sechs<br />

Dimensionen Strategie und Organisation, Smart<br />

Factory, Smart Operations, Smart Products,<br />

Data-driven Services und Mitarbeiter detailliert<br />

dargestellt und durch ausgewählte Befunde aus<br />

der Unternehmensbefragung ergänzt.<br />

28


Abbildung 3-3: Industrie 4.0-Readiness nach Unternehmenstypen<br />

Gesamt<br />

Strategie & Organisation<br />

Smart Factory<br />

Pioniere<br />

Einsteiger<br />

Neulinge<br />

Smart Operations<br />

Smart Products<br />

Data-driven Services<br />

Mitarbeiter<br />

Ø Readiness-Wert<br />

0 1 2 3 4 5<br />

Skala 0 (Außenstehender) bis 5 (Exzellenz); n=234-268<br />

Berücksichtigt sind nur Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten.<br />

Quellen: VDMA-Mitgliederbefragung, 2015; IW-Zukunftspanel 2015, 26. Befragungswelle<br />

3.2 Strategie und Organisation<br />

Industrie 4.0 ist Strategiethema<br />

Da Industrie 4.0 nicht nur die Verbesserung<br />

bestehender Produkte oder Prozesse durch den<br />

Einsatz digitaler Technologien bedeutet, sondern<br />

vielmehr die Chance bietet, völlig neue<br />

Geschäftsmodelle zu entwickeln, ist die Umsetzung<br />

von großer strategischer Bedeutung. Wie<br />

ist es aktuell um die Aufgeschlossenheit und<br />

Kultur im Umgang mit Industrie 4.0 im deutschen<br />

Maschinen- und Anlagenbau bestellt? Um diese<br />

Frage beantworten zu können, werden die folgenden<br />

vier Kriterien untersucht:<br />

• Umsetzungsstand der Industrie 4.0-Strategie<br />

• Operationalisierung und Überprüfung der<br />

Strategie mit einem Kennzahlensystem<br />

• Investitionsaktivität in Bezug auf Industrie 4.0<br />

• Einsatz eines Technologie- und Innovationsmanagements<br />

Industrie 4.0 ist noch nicht bei allen Firmen<br />

in der Unternehmensstrategie verankert<br />

In der Dimension Strategie und Organisation<br />

liegt die durchschnittliche Readiness deutscher<br />

Maschinen- und Anlagenbauunternehmen bei<br />

0,8. Die Pioniere erreichen auf einer Skala von 0<br />

bis 5 einen durchschnittlichen Readiness-Wert<br />

von 3,3 (Tabelle 3-2).<br />

Wesentlicher Grund für die überwiegend niedrige<br />

Einstufung der Unternehmen in der Dimension<br />

Strategie und Organisation ist, dass Industrie<br />

4.0 bei etwa der Hälfte der Unternehmen<br />

keine Berücksichtigung in der strategischen Ausrichtung<br />

findet. Demnach zählt jedes zweite<br />

Unternehmen im Bereich Strategie und Organisation<br />

zu den Außenstehenden (Stufe 0).<br />

Immerhin etwa ein Fünftel der befragten Unternehmen<br />

lässt erste Pilotinitiativen in den<br />

Fachabteilungen erkennen und kann damit in<br />

dieser Dimension den Anfängern (Stufe 1) zugeordnet<br />

werden. Erste Investitionen im Zusammenhang<br />

mit Industrie 4.0 werden getätigt,<br />

beschränken sich jedoch auf einen Unternehmensbereich.<br />

29


Abbildung 3-4: Readiness-Stufen in der Dimension Strategie und Organisation<br />

Strategie & Organisation<br />

Stufe 5:<br />

0,3 %<br />

Stufe 4:<br />

3,7 %<br />

Stufe 3:<br />

4,6 %<br />

Stufe 2:<br />

14,8 %<br />

Stufe 1:<br />

21,8 %<br />

Stufe 0:<br />

54,8 %<br />

Außenstehender<br />

• Keine Anforderungen werden erfüllt<br />

Exzellenz<br />

• Eine Strategie wurde umgesetzt und wird regelmäßig überprüft<br />

• Unternehmensweite Investitionen im Kontext von Industrie 4.0<br />

• Einheitliches, die Bereiche integrierendes Management aufgebaut<br />

Experte<br />

• Eine Strategie befindet sich in Umsetzung und wird sporadisch überprüft<br />

• Investitionen im Kontext von Industrie 4.0 in mehreren Bereichen<br />

• Ein Innovationmanagement ist in mehreren Fachabteilungen installiert<br />

Erfahrener<br />

• Formulierte Industrie 4.0-Strategie liegt vor<br />

• Investitionen im Kontext von Industrie 4.0 in wenigen Bereichen<br />

• Vereinzelte Bereiche haben ein Innovationsmanagement<br />

Fortgeschrittener<br />

• Erarbeitung einer Industrie 4.0-Strategie und Definition von Kennzahlen zur Messung<br />

• Investitionen im Kontext von Industrie 4.0 in geringem Umfang<br />

Anfänger<br />

• Pilotinitiativen in den Fachabteilungen<br />

• Erste Investitionen im Kontext von Industrie 4.0<br />

Angaben in Prozent; n=248<br />

Berücksichtigt sind nur Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten.<br />

Quellen: VDMA-Mitgliederbefragung, 2015; IW-Zukunftspanel 2015, 26. Befragungswelle<br />

Bei weiteren 15 Prozent lassen sich Umsetzungsansätze<br />

für die Strategie und Kennzahlensysteme<br />

erkennen – sie sind die Fortgeschrittenen<br />

(Stufe 2). Investitionen werden in geringem<br />

Umfang getätigt, während Innovationen nach<br />

wie vor nicht systematisch analysiert und eingeführt<br />

werden.<br />

Im Readiness-Modell erreichen 4,6 Prozent der<br />

Unternehmen die Stufe 3 (Erfahrener). Als<br />

Haupthürde erweist sich jedoch hier der unzureichende<br />

Umsetzungsstand der erarbeiteten<br />

Strategie. Mit Erreichen der Stufe 4 (Experte)<br />

befindet sich die Strategie in einem fortgeschrittenen<br />

Umsetzungsstadium und wird<br />

sporadisch überprüft. Zudem werden Investitionen<br />

im Kontext von Industrie 4.0 in mehreren<br />

Bereichen getätigt. Getragen vom Leitgedanken<br />

der vertikalen Integration haben die<br />

Unternehmen der vorletzten Fortschrittsstufe<br />

ein Innovationsmanagement in mehreren<br />

Fachabteilungen installiert.<br />

Die Klassifizierung in der obersten Stufe 5 (Exzellenz)<br />

erreichen nur 0,3 Prozent der befragten<br />

Unternehmen. Stufe 5 setzt die vollständige<br />

Umsetzung der Strategie sowie eine regelmäßige<br />

Überprüfung dieser voraus. Gleichwohl sind<br />

Unternehmen dazu angehalten, Investitionen<br />

unternehmensweit vorzunehmen und ein organisationsweites<br />

Innovationsmanagement zu<br />

etablieren. Der Umfrage nach erweist sich dabei<br />

insbesondere die Erfüllung des Kriteriums<br />

„Umsetzungsstand“ als besonders kritisch<br />

(Abbildung 3-4).<br />

Tabelle 3-2: Durchschnittliche Readiness in der Dimension Strategie und Organisation<br />

Gesamt Neulinge Einsteiger Pioniere<br />

Readiness-Wert 0,8 0,3 1,6 3,3<br />

Skala 0 (Außenstehender) bis 5 (Exzellenz); n=248<br />

Berücksichtigt sind nur Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten<br />

Quellen: VDMA-Mitgliederbefragung, 2015; IW-Zukunftspanel 2015, 26. Befragungswelle<br />

30


Haupthürden auf dem Weg zur Erreichung<br />

einer höheren Readiness-Stufe<br />

Aus den Ergebnissen der Readiness-Messung für<br />

die Dimension Strategie und Organisation lassen<br />

sich für die drei Unternehmenstypen (Neulinge,<br />

Einsteiger, Pioniere) die Haupthemmnisse zur<br />

Erreichung einer höheren Readiness-Stufe wie<br />

folgt zusammenfassen (Abbildung 3-5).<br />

Einzelne Befunde der Unternehmensbefragung<br />

aus der Dimension Strategie und Organisation<br />

werden im Folgenden detaillierter dargestellt.<br />

Vier von zehn Unternehmen verfolgen noch<br />

keine umfassende Strategie zur Umsetzung<br />

von Industrie 4.0<br />

Die Mehrheit der Unternehmen hat sich bereits<br />

mit Industrie 4.0-Strategien befasst, dennoch<br />

verfolgen vier von zehn der befragten Unternehmen<br />

(39,8 Prozent) keine umfassende Strategie,<br />

um den Wandel hin zum Industrie 4.0-Unternehmen<br />

voranzutreiben. Eine umgesetzte Industrie<br />

4.0-Strategie existiert nur bei 1,3 Prozent der<br />

Unternehmen; bei einem Fünftel ist die Strategie<br />

in Arbeit, jedes vierte befragte Unternehmen<br />

beschränkt sein Engagement auf einzelne Pilotinitiativen.<br />

In großen Unternehmen ist der Anteil der Unternehmen,<br />

die keine entsprechende Strategie<br />

haben, geringer. Hier verfügt zwar nur ein Fünftel<br />

der Unternehmen über keine Strategie in<br />

Bezug auf Industrie 4.0, die Strategie bereits<br />

implementiert haben jedoch lediglich 1,2 Prozent<br />

der großen Unternehmen. Die Umsetzung<br />

der Strategie ist im Mittelstand am höchsten.<br />

Trotzdem ist der Anteil der Unternehmen, die<br />

bereits eine Industrie 4.0-Strategie umgesetzt<br />

haben mit 3,8 Prozent sehr gering (Abbildung 3-6).<br />

Abbildung 3-5: Haupthürden in der Dimension Strategie und Organisation<br />

Haupthürden auf dem Weg zu einer höheren Industrie 4.0-Readiness-Stufe<br />

Neulinge (Stufen 0 und 1) Einsteiger (Stufe 2) Pioniere (Stufe 3+)<br />

Haupthürden<br />

Industrie 4.0 findet keine oder<br />

nur geringe Beachtung im<br />

Strategieprozess<br />

Industrie 4.0 findet Beachtung<br />

im Strategieprozess, eine<br />

konkrete Strategie ist aber<br />

noch nicht formuliert<br />

Eine Industrie 4.0-Strategie<br />

ist noch nicht umgesetzt<br />

Kennzahlensystem wird noch<br />

nicht in den Strategieprozess<br />

miteinbezogen<br />

n=248<br />

Quellen: VDMA-Mitgliederbefragung, 2015; IW-Zukunftspanel 2015, 26. Befragungswelle<br />

31


Abbildung 3-6: Umsetzungsstand der Industrie 4.0-Strategie<br />

1,2<br />

ab 500 MA<br />

14,5<br />

27,7<br />

26,5<br />

20,5<br />

100-499 MA<br />

3,8 3,8<br />

22,1<br />

25,0<br />

39,4<br />

0,0<br />

20-99 MA<br />

8,4<br />

19,3<br />

26,5<br />

42,2<br />

1,3<br />

Gesamt<br />

7,3<br />

20,8<br />

26,0<br />

39,8<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

Strategie umgesetzt<br />

Strategie formuliert<br />

Pilotinitiativen sind angestoßen<br />

Strategie in Umsetzung<br />

Strategie in Arbeit<br />

Keine Strategie vorhanden<br />

Angaben in Prozent; n= 270<br />

Berücksichtigt sind nur Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten.<br />

Quellen: VDMA-Mitgliederbefragung, 2015; IW-Zukunftspanel 2015, 26. Befragungswelle<br />

Drei Viertel der Unternehmen nutzen keine<br />

Kennzahlensysteme<br />

In drei Viertel aller Unternehmen wird kein<br />

Kennzahlensystem zur Messung des Umsetzungsstandes<br />

von Industrie 4.0 genutzt. Nur in<br />

16,8 Prozent der Firmen ist ein solches System<br />

vorhanden, jedoch schätzt weniger als die Hälfte<br />

dieser Unternehmen ihr Kennzahlensystem als<br />

gut geeignet ein. Auch hier lässt sich ein Größenklassentrend<br />

beobachten: Je größer das<br />

Unternehmen, desto eher wird ein Kennzahlensystem<br />

zur Messung des Umsetzungsstandes<br />

von Industrie 4.0 genutzt (Abbildung 3-7).<br />

Drei von zehn Unternehmen führen ihr<br />

Technologie- und Innovationsmanagement<br />

bereits bereichsübergreifend durch<br />

Um die Digitalisierung der Produktionsprozesse<br />

voranzutreiben und die Produkte mit neuen<br />

IT-basierten Zusatzfunktionen auszustatten und<br />

sie somit zu Smart Products zu machen, ist der<br />

Einsatz zusätzlicher und oftmals neuer Technologien<br />

nötig. Die Aufgaben einer systematischen<br />

Früherkennung, der Planung, der Steuerung<br />

sowie der Kontrolle des Einsatzes von neuen<br />

Technologien müssen im Unternehmen organisatorisch<br />

verankert sein. Bisher geschieht dies<br />

oft getrennt für die Bereiche Produktentwicklung,<br />

Produktionstechnologie und IT. Im Zuge<br />

von Industrie 4.0 sind viele Innovationen in den<br />

Bereichen Produktentwicklung oder Produktionstechnologie<br />

allerdings IT-getrieben. Zur<br />

Gestaltung des optimalen Einsatzes neuer Informationstechnologien<br />

im Produkt- oder Produktionsumfeld<br />

ist es daher sinnvoll, die bereichsspezifischen<br />

Kompetenzen zusammenzuführen und<br />

für das Unternehmen ein bereichsübergreifendes,<br />

integriertes Technologie- und Innovationsmanagement<br />

aufzubauen.<br />

Die Befragung zeigt, dass immerhin drei von<br />

zehn Unternehmen ihr Technologie- und Innovationsmanagement<br />

bereits bereichsübergreifend<br />

durchführen. In lediglich knapp einem Viertel der<br />

Maschinen- und Anlagenbauunternehmen existiert<br />

kein systematisches Technologie- und Innovationsmanagement.<br />

Der Großteil der befragten<br />

Unternehmen führt diese Aufgabe für den Bereich<br />

der Produktentwicklung durch. (Abbildung 3-8).<br />

32


Abbildung 3-7: Nutzung eines Kennzahlensystems<br />

ab 500 MA<br />

7,1<br />

11,9<br />

75,0<br />

6,0<br />

100-499 MA<br />

11,5<br />

4,8<br />

78,8<br />

4,8<br />

20-99 MA<br />

6,0<br />

10,7<br />

77,4<br />

6,0<br />

Gesamt<br />

7,9<br />

8,9<br />

77,7<br />

5,6<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

Ja, wir haben ein Kennzahlensystem, das wir als gut geeignet einschätzen<br />

Ja, wir haben ein Kennzahlensystem, das uns etwas Orientierung gibt<br />

Nein, soweit konkretisiert sind unsere Vorhaben noch nicht<br />

Keine Angabe<br />

Angaben in Prozent; n= 272<br />

Berücksichtigt sind nur Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten.<br />

Quellen: VDMA-Mitgliederbefragung, 2015; IW-Zukunftspanel 2015, 26. Befragungswelle<br />

Abbildung 3-8: Technologie- und Innovationsmanagement<br />

Produktentwicklung<br />

58,6<br />

IT<br />

Produktionstechnologie<br />

43,2<br />

42,6<br />

integrierendes (bereichsübergreifendes)<br />

Management<br />

30,9<br />

Services<br />

Haben wir eher nicht<br />

24,3<br />

23,9<br />

Angaben in Prozent; n= 248<br />

Berücksichtigt sind nur Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten.<br />

Quellen: VDMA-Mitgliederbefragung, 2015; IW-Zukunftspanel 2015, 26. Befragungswelle<br />

33


Bisher tätigen Unternehmen nur in geringem<br />

Umfang Investitionen in Industrie 4.0<br />

Die in der Studie befragten Unternehmen haben<br />

in den Jahren 2013 und 2014 durchschnittlich<br />

1,7 Prozent ihres Jahresumsatzes in die Umsetzung<br />

von Industrie 4.0-Projekten investiert. Dies<br />

entspricht fast 15 Prozent des gesamten Investitionsbudgets<br />

für Sach- und Personalausgaben.<br />

Ein Fünftel der Unternehmen sah bislang keine<br />

Notwendigkeit, in Industrie 4.0-Anwendungen<br />

zu investieren. Dabei hat rund die Hälfte der<br />

Befragten in den Jahren 2013 und 2014 Investitionen<br />

in allen Unternehmensbereichen getätigt.<br />

Investiert wurde überwiegend in Forschung und<br />

Entwicklung, IT und Produktion. Eigenen Aussagen<br />

zufolge wird bis zum Jahr 2020 der Anteil an<br />

Unternehmen wachsen, der Investitionen im<br />

Bereich Industrie 4.0 tätigt (Abbildung 3-9). Die<br />

Befragung verdeutlicht zudem, dass vor allem<br />

die großen Maschinen- und Anlagenbauer in<br />

hohem Maße in den Bereichen Service und<br />

Logistik investieren wollen.<br />

Abbildung 3-9: Getätigte und geplante Investitionen in Industrie 4.0<br />

FuE<br />

58,1<br />

14,3<br />

72,5<br />

Produktion<br />

IT<br />

51,0<br />

61,0<br />

20,6<br />

10,1<br />

71,6<br />

71,1<br />

in den letzten beiden Jahren<br />

in den kommenden 5 Jahren<br />

Service<br />

45,1<br />

20,0<br />

65,1<br />

Logistik<br />

42,0<br />

18,3<br />

60,3<br />

Vertrieb<br />

44,1<br />

13,9<br />

58,0<br />

Einkauf<br />

33,6<br />

15,8<br />

49,4<br />

Angaben in Prozent; n= 223<br />

Berücksichtigt sind nur Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten.<br />

Quellen: VDMA-Mitgliederbefragung, 2015; IW-Zukunftspanel 2015, 26. Befragungswelle<br />

34


3.3 Smart Factory<br />

Die Smart Factory beschreibt das Konzept der<br />

intelligenten, vernetzten Fabrik, in der die Produktionsanlagen<br />

sowohl mit den überlagerten<br />

IT-Systemen (bspw. MES-, ERP-, SCM-Systeme,<br />

siehe auch Dimension Smart Operations) als<br />

auch mit den Smart Products direkt kommunizieren.<br />

Durch die Vernetzung und Selbstregelung<br />

aller Prozesse, insbesondere in der Fertigung,<br />

wird die Digitalisierung der Wertschöpfungskette<br />

in diesem Konzept am weitesten umgesetzt.<br />

Eine zentrale Herausforderung auf dem<br />

Weg zur intelligenten Fabrik stellen die hohen<br />

Investitionen dar. Das Ziel der effizienten Informationsbereitstellung<br />

und Ressourcennutzung<br />

kann durch das synchronisierte Zusammenspiel<br />

von Produktionsanlagen, Informationssystemen<br />

und dem Menschen (also Mitarbeiter und<br />

Kunde) erreicht werden.<br />

Wesentlicher Bestandteil der Smart Factory ist<br />

eine umfangreiche Ausstattung der Fabrikhalle<br />

sowie der Maschinen und Anlagen mit Sensorik<br />

an strategisch günstigen Erfassungspunkten.<br />

Ziel ist die Erfassung aller relevanten Prozessund<br />

Bewegungsdaten in Echtzeit und eine zeitnahe<br />

Verarbeitung zur Abbildung der Auftragssituation.<br />

Die sich hieraus ergebenden großen<br />

Datenmengen, sogenannte Big Data, stellen<br />

hohe Anforderung an IT-System und IT-Infrastruktur.<br />

Die Analyse der gewonnen Big Data zur<br />

Informationsgewinnung wird mithilfe von<br />

Methoden aus dem Feld Data Analytics betrieben<br />

und setzt hohe Rechenkapazitäten voraus.<br />

Um zu ermitteln, wie weit die Unternehmen im<br />

deutschen Maschinen- und Anlagenbau in der<br />

Dimension Smart Factory sind, werden die folgenden<br />

vier Themenfelder untersucht:<br />

• Digitales Abbild<br />

• Maschinenpark<br />

• Datennutzung<br />

• IT-Systeme<br />

Mehr als die Hälfte der Unternehmen steht<br />

bei der Smart Factory noch am Anfang<br />

In der Kategorie Smart Factory liegen die Unternehmen<br />

des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus<br />

auf einer Skala von 0 bis 5 bei einem Readiness-Wert<br />

von 0,7. Die Pioniere erreichen einen<br />

durchschnittlichen Wert von 2,2 (Tabelle 3-3).<br />

Mehr als die Hälfte der Unternehmen gehört in<br />

der Dimension Smart Factory zu den Außenstehenden<br />

(Stufe 0) und erfüllt somit noch nicht<br />

alle Anforderungen für die Stufe 1. Rund ein<br />

Fünftel der Unternehmen entspricht den Anforderungen<br />

der Stufe 1 und wird als Anfänger<br />

bezeichnet. Zwar erfüllen diese Unternehmen<br />

bereits teilweise die zukünftigen Anforderungen<br />

an den Maschinenpark, jedoch arbeiten sie nicht<br />

an einer ganzheitlichen technischen Lösung zur<br />

Umrüstung der Maschinen, was eine Voraussetzung<br />

für die Stufe 2 in der Dimension Smart<br />

Factory ist. In Stufe 2 finden sich 18,3 Prozent<br />

der Firmen. Demnach liegt mit knapp 95 Prozent<br />

das Gros der Unternehmen in den Stufen 0 bis 2.<br />

Tabelle 3-3: Durchschnittliche Readiness in der Dimension Smart Factory<br />

Gesamt Neulinge Einsteiger Pioniere<br />

Readiness-Wert 0,7 0,4 1,5 2,2<br />

Skala 0 (Außenstehender) bis 5 (Exzellenz); n=268<br />

Berücksichtigt sind nur Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten.<br />

Quellen: VDMA-Mitgliederbefragung, 2015; IW-Zukunftspanel 2015,<br />

26. Befragungswelle<br />

35


Abbildung 3-10: Readiness-Stufen in der Dimension Smart Factory<br />

Smart Factory<br />

Stufe 5:<br />

0,3 %<br />

Stufe 4:<br />

1,2 %<br />

Stufe 3:<br />

3,1 %<br />

Stufe 2:<br />

18,3 %<br />

Stufe 1:<br />

20,5 %<br />

Stufe 0:<br />

56,5 %<br />

Außenstehender<br />

• Keine Anforderungen werden erfüllt<br />

Exzellenz<br />

• Maschinenpark erfüllt bereits die zukünftigen Funktionalitäten<br />

• Daten werden vollständig automatisch aufgenommen und genutzt<br />

• Vollumfängliche Systemunterstützung der Prozesse über IT<br />

Experte<br />

• Aktueller Maschinenpark erfüllt die Anforderungen bzw. nachrüstbar<br />

• Daten werden weitreichend aufgenommen und teilweise genutzt<br />

• Umfangreiche Unterstützung der Prozesse über IT (systemintegriert)<br />

Erfahrener<br />

• Die zukünftigen Funktionalitäten werden (teilweise) erfüllt bzw. sind vollständig nachrüstbar<br />

• In einzelnen Bereichen werden die relevanten Daten digital erfasst und genutzt<br />

• IT-Systeme unterstützen Prozesse und sind über Schnittstellen angebunden<br />

Fortgeschrittener<br />

• Die zukünftigen Funktionalitäten werden (teilweise) erfüllt bzw. sind teilweise nachrüstbar<br />

• Daten werden aufgenommen (größtenteils jedoch manuell) und für einzelne Maßnahmen genutzt<br />

• Einzelne Unternehmensbereiche werden durch IT-Systeme unterstützt und sind vernetzt<br />

Anfänger<br />

• Derzeitiger Maschinenpark erfüllt teilweise die zukünftigen Anforderungen<br />

• Hauptgeschäftsprozess durch IT-Systeme unterstützt<br />

n=268 Berücksichtigt sind nur Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten.<br />

Quellen: VDMA-Mitgliederbefragung, 2015; IW-Zukunftspanel 2015, 26. Befragungswelle<br />

Gerade einmal 3,1 Prozent der Unternehmen im<br />

deutschen Maschinen- und Anlagenbau befinden<br />

sich in Stufe 3 und entsprechen damit den<br />

Anforderungen an den Maschinenpark etwa<br />

in puncto Datenerfassung und Einsatz von<br />

IT-Systemen.<br />

In der letzten Stufe befinden sich die Experten,<br />

die mit 0,3 Prozent den geringsten Anteil aller<br />

Unternehmen stellen. Demnach hat nur ein<br />

verschwindend geringer Teil der Unternehmen<br />

seinen Maschinenpark schon vollständig an<br />

Industrie 4.0-Anforderungen angepasst (Abbildung<br />

3-10).<br />

Haupthürden auf dem Weg zur Erreichung<br />

einer höheren Readiness-Stufe<br />

Aus den Ergebnissen der Readiness-Messung für<br />

die Dimension Smart Factory lassen sich für die<br />

drei Unternehmenstypen (Neulinge, Einsteiger,<br />

Pioniere) die Haupthemmnisse zur Erreichung<br />

einer höheren Readiness-Stufe wie folgt zusammenfassen<br />

(Abbildung 3-11).<br />

Abbildung 3-11: Haupthürden in der Dimension Smart Factory<br />

Haupthürden auf dem Weg zu einer höheren Industrie 4.0-Readiness-Stufe<br />

Neulinge (Stufen 0 und 1) Einsteiger (Stufe 2) Pioniere (Stufe 3+)<br />

Haupthürden<br />

Keine Anbindung des<br />

Maschinen- und Anlagenparks<br />

an übergeordnete IT-Systeme<br />

Keine Erfassung von<br />

Maschinen- und Prozessdaten<br />

Keine vollständige Anbindung<br />

des Maschinenparks an<br />

IT-Systeme<br />

Eingeschränkte<br />

Nachrüstbarkeit des<br />

Maschinenparks<br />

Maschinen- und Anlagenpark<br />

erfüllt noch nicht alle<br />

zukünftigen Anforderungen<br />

Maschinen- und Prozessdaten<br />

werden nicht durchgängig<br />

digital erfasst<br />

n=268<br />

Quellen: VDMA-Mitgliederbefragung, 2015; IW-Zukunftspanel 2015, 26. Befragungswelle<br />

36


Nachfolgend werden einzelne Befunde der<br />

Unternehmensbefragung für den Bereich Smart<br />

Factory dargestellt.<br />

Vollständige Erfassung von Maschinenund<br />

Prozessdaten findet bisher nur in<br />

wenigen Unternehmen statt<br />

Die Erfassung der Maschinen-, Prozess- und Artikeldaten<br />

ist eine Grundvoraussetzung zur vollständigen<br />

Erschließung des Potenzials von<br />

Industrie 4.0. Die Befragung zeigt, dass gut zwei<br />

Drittel der Unternehmen im Maschinen- und<br />

Anlagenbau in diesem Bereich den Grundstein<br />

für Industrie 4.0 legen. Dabei zeichnen 10,9 Prozent<br />

aller Firmen ihre Maschinen- und Prozessdaten<br />

vollständig auf, während weitere 59,9 Prozent<br />

dies teilweise tun. Nur bei einem Fünftel<br />

der Unternehmen werden die Daten gar nicht<br />

erfasst. Bei kleinen Unternehmen ist dieser<br />

Anteil am größten: Hier erfasst mehr als ein<br />

Fünftel der Firmen keinerlei Maschinen- und<br />

Prozessdaten – bei den großen Unternehmen<br />

trifft dies nur auf 3,6 Prozent zu (Abbildung 3-12).<br />

Drei von zehn Unternehmen nutzen<br />

Echtzeitdaten für die automatische<br />

Produktionssteuerung<br />

Die Befragung zeigt, dass die erfassten Daten in<br />

allen Firmen am häufigsten für die Schaffung<br />

von Transparenz über den Produktionsprozess<br />

und das Qualitätsmanagement verwendet werden.<br />

Mit der Optimierung des Logistikprozesses<br />

bilden diese die Top drei der Weiterverwendungsrubriken<br />

für Maschinen-, Prozess- und<br />

Anlagendaten.<br />

Immerhin nutzt etwa die Hälfte der Unternehmen<br />

die gewonnen Daten bereits für die Optimierung<br />

des Ressourcenverbrauchs und eine vorausschauende<br />

Instandhaltung. In drei von zehn<br />

Unternehmen werden Echtzeitdaten für die<br />

automatische Produktionssteuerung verwendet.<br />

Abbildung 3-12: Erfassung von Maschinen- und Prozessdaten<br />

2,4<br />

ab 500 MA<br />

12,0<br />

81,9<br />

3,6<br />

100-499 MA<br />

13,3<br />

62,9<br />

19,0<br />

4,8<br />

20-99 MA<br />

9,5<br />

56,0<br />

22,6<br />

11,9<br />

Gesamt<br />

10,9<br />

59,9<br />

20,2<br />

8,9<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

Ja, vollständig Ja, teilweise Nein Keine Angabe<br />

Angaben in Prozent; n= 272<br />

Berücksichtigt sind nur Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten.<br />

Quellen: VDMA-Mitgliederbefragung, 2015; IW-Zukunftspanel 2015, 26. Befragungswelle<br />

37


Demnach bleiben noch viele Potenziale ungenutzt.<br />

Betriebliche Daten allein bringen noch<br />

keinen Nutzen. Diese müssen durch intelligente<br />

Transformation zu Mehrwert-Informationen<br />

qualifiziert werden. Das digitale Abbild der Fertigung<br />

lässt dann Rückschlüsse und Erkenntnisse<br />

zu, die die Entscheidungsfindung erleichtern.<br />

Mithilfe einer echtzeitfähigen Datenerfassung,<br />

-verarbeitung und -bereitstellung lässt sich eine<br />

vollständige Transparenz in der Prozesskette herstellen,<br />

die die Planungsgenauigkeit und vor<br />

allem Anpassungsfähigkeit in der Produktionsplanung<br />

und -steuerung steigert und die Qualität<br />

unternehmerischer Entscheidungen anhand<br />

von Simulationen erhöht. Durch eine intensivere<br />

und vielseitigere Nutzung der Daten können<br />

mithilfe von Prognosen Planungs-, Effizienz- und<br />

Kostenreduktionspotenziale im Maschinen- und<br />

Anlagenpark erzielt werden (Abbildung 3-13).<br />

M2M und Interoperabilität bei vier von zehn<br />

Unternehmen bereits vorhanden<br />

Neben cyber-physischen Systemen (CPS) als<br />

Basis der intelligenten Fabrik bilden „Intelligente<br />

Maschinen“, „Intelligente Produkte“ und nicht<br />

zuletzt der Mensch als „Entscheider“ die Elemente<br />

der Smart Factory. Betrachtet man die<br />

Zukunft der Produktionsmaschinen, zeichnen<br />

sich diese durch ihre Intelligenz aus. Dies bedeutet<br />

konkret, dass Maschinen über ihre Funktionalitäten,<br />

ihren Standort, verbrauchte Ressourcen,<br />

Betriebskosten oder die aktuelle Auslastung<br />

informiert sind. Durch die Vernetzung untereinander<br />

sowohl innerhalb des eigenen Unternehmens<br />

als auch über die Unternehmensgrenzen<br />

hinaus reagieren sie eigenständig auf Auftragsänderungen,<br />

Ausfälle von Komponenten oder<br />

Qualitätsverluste. Durch die Koppelung an<br />

andere Produkteinheiten können Maschinen<br />

autonom, in Echtzeit und flexibel auf Unregelmäßigkeiten<br />

reagieren und somit eine intelligente<br />

und optimierte Produktion sichern.<br />

Es zeigt sich, dass die Maschinenparkfunktionalität<br />

der Unternehmen in den verschiedenen<br />

Bereichen unterschiedlich stark ausgeprägt ist<br />

(Abbildung 3-14). Während sieben von zehn<br />

Unternehmen ihre Maschinen und Anlagen teilweise<br />

oder vollständig über IT ansteuern können,<br />

bestätigen dies nur etwa vier von zehn<br />

Unternehmen in Bezug auf die Interoperabilität<br />

und die Kommunikation zwischen den Maschinen<br />

(M2M). Eine vollständige Funktionalität in<br />

den Bereichen M2M, Interoperabilität und IT-Ansteuerbarkeit<br />

ist mit entsprechend 4,9 Prozent,<br />

1,9 Prozent und 11,5 Prozent recht gering.<br />

Abbildung 3-13: Nutzungsfeld der Daten<br />

Schaffung von Transparenz über den<br />

Produktionsprozess<br />

90,8<br />

Qualitätsmanagement<br />

88,0<br />

Optimierung des Logistikprozesses<br />

77,5<br />

Optimierung des Ressourcenverbrauchs<br />

(Material, Energie)<br />

52,9<br />

Vorausschauende Instandhaltung<br />

47,2<br />

Automatische Produktionssteuerung durch die<br />

Nutzung von Echtzeitdaten<br />

29,8<br />

Angaben in Prozent; n= 200<br />

Berücksichtigt sind nur Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten.<br />

Quellen: VDMA-Mitgliederbefragung, 2015; IW-Zukunftspanel 2015, 26. Befragungswelle<br />

38


Abbildung 3-14: Maschinenparkfunktionalitäten<br />

Maschinen/Anlagen sind<br />

über IT ansteuerbar<br />

Interoperabilität: Möglichkeit der Integration und<br />

Kollaboration mit anderen Maschinen/Systemen<br />

Kommunikation zwischen<br />

den Maschinen<br />

11,2<br />

11,5<br />

17,6<br />

1,9 12,9<br />

46,6<br />

4,9 13,1<br />

48,7<br />

59,7<br />

38,6<br />

33,4<br />

Nein, erfüllen wir nicht<br />

Ja, vollständig vorhanden<br />

Ja, teilweise vorhanden<br />

Keine Angabe<br />

Angaben in Prozent; n= 270<br />

Berücksichtigt sind nur Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten.<br />

Quellen: VDMA-Mitgliederbefragung, 2015; IW-Zukunftspanel 2015, 26. Befragungswelle<br />

3.4 Smart Operations<br />

Vernetzung spielt bei Industrie 4.0<br />

eine zentrale Rolle<br />

Elementarer Bestandteil für die Realisierung von<br />

Industrie 4.0 ist die Vernetzung aller Komponenten<br />

und Systeme im Werk. Diese bildet die<br />

Grundlage für eine vertikale und horizontale<br />

Integration der Wertschöpfungskette. Grundgedanke<br />

der vernetzten horizontalen Wertschöpfungskette<br />

ist die Verbindung aller internen und<br />

externen Wertschöpfungspartner vom Lieferanten<br />

bis zum Kunden. Ausgerichtet auf die Erfüllung<br />

der Kundenbedürfnisse entsteht so ein<br />

Netzwerk zur unternehmensübergreifenden Planung<br />

und Steuerung des gesamten Produktlebenszyklus.<br />

Die vertikale Integration beschreibt<br />

die Vernetzung innerhalb eines Unternehmens<br />

vom Vertrieb über die Produktentwicklung und<br />

-planung bis hin zur Produktion, After-Sales und<br />

schlussendlich der Finanzabteilung. Diese Vernetzung<br />

der Produktionssysteme birgt eine<br />

Reihe von Potenzialen zur Steigerung der Produktivität,<br />

Qualität und Flexibilität (PwC, 2014).<br />

Entscheidungsgrundlage für die Priorisierung<br />

und Durchführung bei der Auftragsabwicklung<br />

innerhalb der Wertschöpfungskette wird die<br />

Auswertung möglichst hochauflösender Daten<br />

sein. Aus diesem Grund spielen die Erhebung,<br />

die Analyse und die Verwertung von Daten im<br />

Rahmen von Industrie 4.0 eine zentrale Rolle und<br />

zählen zu den Haupttreibern für die Entwicklungen<br />

in diesem Bereich (Accenture, 2014). In der<br />

Produktion installierte Sensorik erfasst die<br />

Bewegungs- und Prozessdaten, welche mithilfe<br />

vernetzter intelligenter Systeme verarbeitet und<br />

ausgewertet werden. Die so gewonnenen Informationen<br />

ermöglichen genauere Prognosen<br />

(beispielsweise über Betriebsstörungen), welche<br />

den Produktionsablauf verbessern. Je höher die<br />

Daten aufgelöst sind, desto mehr relevante<br />

Informationen sind in diesen enthalten. Die<br />

Bedeutung der Datensicherheit wird daher von<br />

zunehmender Bedeutung sein (MHP, 2014).<br />

Die Industrie 4.0-Readiness wird für die Dimension<br />

Smart Operations anhand der folgenden<br />

Kriterien ermittelt:<br />

• Informationsaustausch<br />

• Cloud-Nutzung<br />

• IT-Sicherheit<br />

• Autonome Prozesse<br />

39


Abbildung 3-15: Readiness-Stufen in der Dimension Smart Operations<br />

Smart Operations<br />

Stufe 5:<br />

0,9 %<br />

Stufe 4:<br />

0,3 %<br />

Stufe 3:<br />

13,9 %<br />

Stufe 2:<br />

45,3 %<br />

Stufe 1:<br />

1,5 %<br />

Stufe 0:<br />

38,2 %<br />

Anfänger<br />

• Ansätze von betriebsinternem, systemintegriertem Informationsaustausch<br />

• Erste IT-Sicherheitslösungen sind geplant<br />

Außenstehender<br />

• Keine Anforderungen werden erfüllt<br />

Exzellenz<br />

• Vollständiger systemintegrierter Informationsaustausch<br />

• Autonome Steuerung und reagierende Prozesse umgesetzt<br />

• Umfangreiche IT-Sicherheits- und Cloud-Lösungen implementiert<br />

Experte<br />

• Weitreichender systemintegrierter Informationsaustausch<br />

• Erprobung von autonomer Steuerung und reagierenden Prozessen<br />

• Weitreichende IT-Sicherheits- und Cloud-Lösungen im Einsatz<br />

Erfahrener<br />

• Teilweise systemintegrierter Informationsaustausch<br />

• IT-Sicherheitslösungen sind teilweise implementiert<br />

• Erste Lösungen für Bereiche Software aus der Cloud, Datenspeicherung und -auswertung<br />

Fortgeschrittener<br />

• Betriebsinterner Informationsaustausch teilweise systemintegriert<br />

• Mehrere IT-Sicherheitslösungen sind geplant oder erste Lösungen in Arbeit<br />

n=234<br />

Berücksichtigt sind nur Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten.<br />

Quellen: VDMA-Mitgliederbefragung, 2015; IW-Zukunftspanel 2015, 26. Befragungswelle<br />

Bereits jedes vierte Unternehmen gehört<br />

in der Dimension Smart Operations zu den<br />

Fortgeschrittenen<br />

Die durchschnittliche Readiness deutscher<br />

Maschinen- und Anlagenbauunternehmen im<br />

Bereich Smart Operations liegt auf einer Skala<br />

von 0 bis 5 bei 1,4. Die Pioniere erreichen einen<br />

durchschnittlichen Readiness-Wert von 2,9<br />

(Tabelle 3-4).<br />

Gut 45 Prozent der befragten Maschinen- und<br />

Anlagenbauer werden der Stufe 2 (Fortgeschrittener)<br />

zugeordnet. Die größte Hürde beim Versuch,<br />

sich im Readiness-Modell noch höher zu<br />

positionieren, ist für die meisten Unternehmen<br />

der fehlende betriebsexterne, systemintegrierte<br />

Informationsaustausch. Der notwendige betriebsinterne,<br />

systemintegrierte Informationsaustausch<br />

ist in Stufe 2 teilweise implementiert.<br />

Mehrere Lösungen für die IT-Sicherheit sind<br />

geplant und oder werden bereits erarbeitet.<br />

Knapp vier von zehn Unternehmen (38,2 Prozent)<br />

sind Außenstehende (Stufe 0). Auf der nur<br />

im geringen Umfang vertretenen Stufe 1 (Anfänger)<br />

beschäftigen sich die Unternehmen mit<br />

dem ersten betriebsexternen, systemintegrierten<br />

Informationsaustausch und IT-Sicherheitslösungen.<br />

Stufe 3 erreichen 13,9 Prozent der Unternehmen.<br />

Diese fortgeschrittenen Unternehmen<br />

haben einen systemintegrierten Informationsaustausch<br />

sowohl intern als auch mit Partnerunternehmen<br />

und IT-Sicherheitslösungen teilweise<br />

implementiert. Außerdem beschäftigen sie sich<br />

mit dem Einsatz von Cloud-Lösungen. Zur Stufe 4<br />

fehlt ihnen hauptsächlich der Schritt zur Erprobung<br />

von selbststeuernden Werkstücken in der<br />

Produktion und autonom reagierenden Prozessen.<br />

Diese Schwelle haben nur sehr wenige<br />

Unternehmen überschritten. So sind auf Stufe 4<br />

(Experte) 0,3 Prozent und auf Stufe 5 (Exzellenz)<br />

0,9 Prozent der befragten Unternehmen verortet<br />

(Abbildung 3-15).<br />

Tabelle 3-4: Durchschnittliche Readiness in der Dimension Smart Operations<br />

Gesamt Neulinge Einsteiger Pioniere<br />

Readiness-Wert 1,4 1,0 2,0 2,9<br />

Skala 0 (Außenstehender) bis 5 (Exzellenz); n=234<br />

Berücksichtigt sind nur Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten.<br />

Quellen: VDMA-Mitgliederbefragung, 2015; IW-Zukunftspanel 2015,<br />

26. Befragungswelle<br />

40


Abbildung 3-16: Haupthürden in der Dimension Smart Operations<br />

Haupthürden auf dem Weg zu einer höheren Industrie 4.0-Readiness-Stufe<br />

Neulinge (Stufen 0 und 1) Einsteiger (Stufe 2) Pioniere (Stufe 3+)<br />

Haupthürden<br />

Kein oder kaum<br />

betriebsinterner systemintegrierter<br />

Informationsaustausch<br />

Keine Ansätze eines<br />

systemintegrierten<br />

Informationsaustauschs mit<br />

externen Partnern<br />

Noch kein Einsatz autonom<br />

steuernder Werkstücke<br />

Noch kein Einsatz<br />

selbstständig reagierender<br />

Prozesse<br />

n=234<br />

Quellen: VDMA-Mitgliederbefragung, 2015; IW-Zukunftspanel 2015, 26. Befragungswelle<br />

Haupthürden auf dem Weg zur Erreichung<br />

einer höheren Readiness-Stufe<br />

Aus den Ergebnissen der Readiness-Messung für<br />

die Dimension Smart Operations lassen sich für<br />

die drei Unternehmenstypen (Neulinge, Einsteiger,<br />

Pioniere) die Haupthemmnisse zur Erreichung<br />

einer höheren Readiness-Stufe wie folgt<br />

zusammenfassen (Abbildung 3-16).<br />

Geringe unternehmensexterne Vernetzung<br />

Unternehmen sind zwar unternehmensintern<br />

sehr stark vernetzt, unternehmensextern besteht<br />

allerdings noch viel Potenzial. Durch kurze Kommunikationswege<br />

und die automatische Einbindung<br />

des Einkaufs und Vertriebs in die verschiedenen<br />

Prozesse können Kosten gesenkt und<br />

Effizienzsteigerungen erreicht werden.<br />

Die zentralen Kernbefunde im Bereich Smart<br />

Operations werden nachfolgend dargestellt.<br />

Abbildung 3-17: Systemintegrierter Informationsaustausch nach Bereichen<br />

100<br />

80<br />

60<br />

82,6 81,4<br />

78,4<br />

69,0 65,9 65,3<br />

55,6<br />

48,6<br />

40<br />

20<br />

23,2<br />

12,2 17,3 22,2 21,1 18,3 14,9 14,5<br />

0<br />

Produktion/Fertigung<br />

Einkauf<br />

Finanzen/Rechnungswesen<br />

Vertrieb<br />

IT<br />

Logistik<br />

Forschung und Entwicklung<br />

Service<br />

Unternehmensintern<br />

Unternehmensextern<br />

Angaben in Prozent; n= 234 (unternehmensintern), 221 (unternehmensextern)<br />

Berücksichtigt sind nur Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten.<br />

Quellen: VDMA-Mitgliederbefragung, 2015; IW-Zukunftspanel 2015, 26. Befragungswelle<br />

41


Besonders die Bereiche Einkauf, Service sowie<br />

Forschung und Entwicklung (FuE) 4 sind unternehmensextern<br />

nur schwach vernetzt (Abbildung<br />

3-17). Mit zunehmender Unternehmensgröße<br />

nimmt sowohl der interne als auch der<br />

externe Vernetzungsgrad zu. Für die interne Vernetzung<br />

erklärt sich dies durch den verbreiteten<br />

Einsatz von Enterprise-Resource-Planning-Systemen<br />

zur Unterstützung der Geschäftsprozesse<br />

im Unternehmen.<br />

Autonome Steuerung bisher nur bei wenigen<br />

Unternehmen vorhanden<br />

Eine der großen Visionen von Industrie 4.0 ist die<br />

sich selbst regelnde Produktion: Die Werkstücke<br />

fahren von sich aus die nächste Bearbeitungsstation<br />

an, handeln Routen und Reihenfolgen aus<br />

und teilen den Maschinen die benötigten Fertigungsparameter<br />

mit. Vor diesem Hintergrund<br />

wurden die deutschen Maschinen- und Anlagenbauer<br />

zum Umsetzungsgrad dieser autonomen<br />

Steuerung in ihren Unternehmen befragt.<br />

Die Befragung zeigt, dass im Durchschnitt in<br />

85,3 Prozent der befragten Unternehmen keine<br />

autonomen Steuerungssysteme vorhanden sind.<br />

Am fortschrittlichsten sind die Großunternehmen.<br />

Immerhin jedes vierte Unternehmen hat<br />

eine autonome Steuerung in Entwicklung oder<br />

bereits im Einsatz. Überraschenderweise setzen<br />

sich kleinere Unternehmen mit 12 Prozent intensiver<br />

mit dieser Technik auseinander als die mittelgroßen<br />

Betriebe (6,8 Prozent). Der Anteil der<br />

Unternehmen mit einer unternehmensübergreifenden<br />

autonomen Steuerung ist mit 0,4 Prozent<br />

verschwindend gering (Abbildung 3-18).<br />

Abbildung 3-18: Autonome Steuerung des Werkstücks in der Produktion<br />

ab 500 MA<br />

100-499 MA<br />

20-99 MA<br />

Gesamt<br />

1,3<br />

11,3<br />

1,0<br />

2,9 2,9<br />

0,0<br />

8,4 3,6<br />

0,4<br />

6,8 4,0<br />

13,8<br />

85,4<br />

86,7<br />

85,3<br />

71,3<br />

2,5<br />

7,8<br />

1,2<br />

3,4<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

Ja, unternehmensübergreifend<br />

Ja, aber nur in der Test- und Pilotphase<br />

Ja, aber nur in ausgewählten Teilbereichen<br />

Nein<br />

Keine Angabe<br />

Angaben in Prozent; n= 266<br />

Berücksichtigt sind nur Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten.<br />

Quellen: VDMA-Mitgliederbefragung, 2015; IW-Zukunftspanel 2015, 26. Befragungswelle<br />

4 Die unternehmensexterne Vernetzung im Bereich FuE<br />

umschreibt den systemintegrierten Informationsaustausch<br />

mit Entwicklungspartnern oder Forschungseinrichtungen.<br />

Ein Beispiel für solch eine Vernetzung ist ein Produktlebenszyklus-Managementsystem,<br />

das die Konstruktionsdaten<br />

eines Produktes mehreren Partnern zur Verfügung stellt und<br />

somit eine kollaborative Arbeit an dem Produkt ermöglicht.<br />

42


Abbildung 3-19: Lösungen zur IT-Sicherheit<br />

Sicherheit der internen Datenspeicherung<br />

8,5 2,1 1,1 0,9<br />

Sicherung von Daten über Cloud-<br />

Dienstleistungen<br />

10,2<br />

87,5<br />

47,6<br />

17,5<br />

12,5<br />

12,2<br />

Kommunikationssicherheit im betriebsinternen<br />

Datenaustausch<br />

4,7 5,4 4,8<br />

Kommunikationssicherheit im Datenaustausch<br />

mit Partnerunternehmen<br />

8,9<br />

15,9<br />

69,2<br />

22,5<br />

40,8<br />

14,9<br />

12,8<br />

Lösung implementiert<br />

Lösung geplant<br />

Keine Angabe<br />

Lösung in Arbeit<br />

Für uns nicht relevant<br />

Angaben in Prozent; n= 260<br />

Berücksichtigt sind nur Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten.<br />

Quellen: VDMA-Mitgliederbefragung, 2015; IW-Zukunftspanel 2015, 26. Befragungswelle<br />

IT-Sicherheitsmassnahmen überwiegend für<br />

interne Zwecke implementiert<br />

Wie zu Beginn erläutert, ist es nicht nur wichtig,<br />

dass eine hochauflösende Datenbasis und die<br />

entsprechenden Systeme zur Aus- und Verwertung<br />

dieser Daten vorhanden sind, sondern<br />

auch, dass die Sicherheit dieser Daten gewährleistet<br />

ist. Besonders deutsche Unternehmen<br />

pflegen einen vorsichtigen Umgang mit Daten<br />

und legen großen Wert auf deren Sicherheit und<br />

Schutz. Dies zeigt auch die Befragung:<br />

Bei betriebsinternen Daten und Kommunikationswegen<br />

haben die Unternehmen bereits<br />

Lösungen implementiert. Bei externen Sicherungen<br />

und Kommunikationswegen sind sie verhaltener.<br />

So hält fast die Hälfte der Unternehmen<br />

die Sicherung von Daten über Cloud-Dienstleistungen<br />

für nicht relevant (48,1 Prozent).<br />

Das allgemeine Bild bestätigt sich auch hier:<br />

Große Unternehmen haben häufiger Lösungen<br />

in den einzelnen Kategorien implementiert als<br />

kleinere Firmen. Letztere sehen besonders bei<br />

Cloud-Dienstleistungen und in der Kommunikation<br />

mit externen Partnerunternehmen keine<br />

Relevanz für sich (Abbildung 3-19).<br />

Der Durchdringungsgrad von<br />

Cloud-Lösungen ist bisher gering<br />

Als letzter Aspekt der Umsetzung von Industrie<br />

4.0 im Bereich Smart Operations wurde die<br />

Nutzung von Cloud-Lösungen untersucht. Unter<br />

den Begriff Cloud-Lösungen fallen das Cloud-<br />

Storage (Datenspeicherung), das Cloud-Computing<br />

(Datenauswertung) und Software aus der<br />

Cloud. Dabei interessiert vor allem, ob und zu<br />

welchem Zweck diese von Unternehmen genutzt<br />

werden. Cloud-Lösungen dienen den Unternehmen<br />

häufig zum Outsourcing von Rechen- und<br />

Speicherkapazitäten sowie der effizienteren Nutzung<br />

von Softwarelizenzen. Die Skalierbarkeit in<br />

Verbindung mit einer weiter wachsenden Zahl<br />

vernetzter Geräte und zunehmenden Datenmengen<br />

ist ein wichtiger IT-seitiger Lösungsansatz<br />

für den Erfolg von Industrie 4.0 (Abbildung<br />

3-20).<br />

Die Befragung zeigt, dass der Durchdringungsgrad<br />

von Cloud-Lösungen im Maschinen- und<br />

Anlagenbau bisher recht gering ist. Allerdings<br />

sind hiermit nicht unerhebliche IT-Transformationen<br />

notwendig. Gerade im Bereich des<br />

Cloud-Computings reagieren die Unternehmen<br />

eher verhalten.<br />

43


Abbildung 3-20: Nutzung von Cloud-Dienstleistungen<br />

30%<br />

25%<br />

20%<br />

20,7<br />

19,3<br />

22,3<br />

25,9<br />

24,6<br />

26,5<br />

22,3<br />

17,5<br />

15%<br />

10%<br />

10,1<br />

8,4<br />

12,6<br />

12,5<br />

5%<br />

0%<br />

Software aus der Cloud Zur Datenauswertung Zur Datenspeicherung<br />

Gesamt 20-99 MA 100-499 MA ab 500 MA<br />

Angaben in Prozent; n= 266<br />

Berücksichtigt sind nur Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten.<br />

Quellen: VDMA-Mitgliederbefragung, 2015; IW-Zukunftspanel 2015, 26. Befragungswelle<br />

Der sonst so häufig beobachtbare Trend, dass<br />

große Unternehmen mehr Industrie 4.0-Aktivitäten<br />

verfolgen als kleine, lässt sich in den Bereichen<br />

Software aus der Cloud und Nutzung der<br />

Cloud zur Datenauswertung zwar bestätigen, im<br />

Bereich der Cloud-Datenspeicherung jedoch<br />

nicht, hier sind kleine Unternehmen stärker<br />

aktiv. Insbesondere für sie scheint das Auslagern<br />

der Speicherkapazitäten und die damit verbundene<br />

Reduzierung des administrativen Aufwands<br />

und der Beschaffungskosten von Hardware<br />

attraktiv. Die Umstellung von internen<br />

Speicherlösungen auf Cloud-Storage entspricht<br />

einem klassischen Outsourcing-Prozess und<br />

erhöht die Flexibilität hinsichtlich Verfügbarkeit<br />

und Speicherkapazität. Die Bedienung lehnt sich<br />

jedoch stark an lokalen Konzepten an. Ebenso ist<br />

die Nutzung von Cloud-Software nicht viel mehr<br />

als eine Umstellung der Lizenzmodelle, auf<br />

Anwenderseite ergeben sich nur wenige neue<br />

Zusatzfunktionalitäten. Cloud-Computing zur<br />

Datenauswertung eröffnet den Unternehmen<br />

völlig neue Handlungsfelder, die zunächst<br />

erschlossen werden müssen. So erlauben die flexibel<br />

abrufbaren und sehr hohen Rechenkapazitäten<br />

komplexe Simulationsberechnungen ohne<br />

eine kostenintensive Aufrüstung der lokalen<br />

IT-Infrastruktur.<br />

3.5 Smart Products<br />

Intelligente Produkte sind Grundlage für<br />

Smart Factory und Smart Operations<br />

Viele Funktionen der Smart Factory sowie Nutzenpotenziale<br />

von Data-driven Services bauen<br />

auf die Verfügbarkeit umfangreicher Informationen<br />

über ein jeweiliges Produkt auf. Die Smart<br />

Factory muss wissen, welches Produkt sich wo in<br />

der Fertigung befindet, um über den Auftragsstatus<br />

in Echtzeit berichten zu können. Der Hersteller<br />

benötigt umfangreiche Informationen<br />

über Einsatzdauer und -intensität einer<br />

Maschine, um Kunden einen auf der realen Nutzung<br />

basierenden Plan zur Predictive Maintenance,<br />

also einer rechtzeitigen Instandhaltung,<br />

anbieten zu können. Diese Szenarien erfordern<br />

den Einsatz von Smart Products, physischen<br />

Objekten, die mit IKT ausgestattet sind. Dadurch<br />

sind sie eindeutig identifizierbar und können mit<br />

ihrer Umwelt interagieren, erfassen diese und<br />

ihren Zustand über Sensorik und bieten unterschiedliche<br />

Zusatzfunktionen im betrieblichen<br />

Kontext an (Deindl, 2013).<br />

44


In der Vision von Industrie 4.0 teilt ein selbststeuerndes<br />

Werkstück in der Produktion der<br />

Maschine mit, welche Arbeitsschritte ausgeführt<br />

werden müssen. Das Produkt benötigt dafür<br />

Informationen über sich selbst und über<br />

geplante sowie bereits durchgeführte Arbeitsschritte.<br />

Diese Informationen können mithilfe<br />

der Funktionen Objektinformation, Überwachung<br />

und Produktgedächtnis gesammelt werden.<br />

Mit den Produktfunktionalitäten Vernetzung<br />

und Selbstauskunft kann das Produkt der<br />

Maschine Arbeitsschritte mitteilen. Die Überwachung<br />

des ganzen Auftragsfortschritts setzt eine<br />

automatische Identifizierbarkeit und Lokalisierbarkeit<br />

voraus.<br />

In der Nutzungsphase bilden die gleichen Funktionalitäten<br />

die Grundlage für Data-driven Services,<br />

beispielsweise Telemaintenance oder auch<br />

das Anbieten von Maschinenparametereinstellungen<br />

zur Verarbeitung bestimmter Materialien.<br />

Hinzu kommt für den Hersteller die Möglichkeit,<br />

die Produktentwicklung durch das<br />

Sammeln aller wichtigen Nutzungs- und Produktionsdaten<br />

zu unterstützen. Die Anwendungsbedingungen<br />

können deutlich detaillierter analysiert<br />

und das Produkt dementsprechend<br />

weiterentwickelt werden. Somit können die<br />

Unternehmen Produkte und Lösungsansätze<br />

erarbeiten, die genau auf potenzielle Nutzer<br />

oder Kunden ausgelegt sind.<br />

Zur Ermittlung der Readiness im Bereich Smart<br />

Products werden die IKT-Zusatzfunktionalitäten<br />

von Produkten sowie der Umfang der Datenanalyse<br />

aus der Nutzungsphase herangezogen.<br />

Jedes sechste Unternehmen verwendet<br />

Daten aus der Nutzungsphase<br />

Im Bereich Smart Products weisen die deutschen<br />

Maschinen- und Anlagenbauer einen durchschnittlichen<br />

Readiness-Wert von 1,1 auf. In der<br />

Gruppe der Pioniere ist die Readiness mit einem<br />

durchschnittlichen Wert von 4,6 deutlich höher<br />

(Tabelle 3-5).<br />

Über die Hälfte der Unternehmen besitzt keine<br />

Produkte mit IT-basierten Zusatzfunktionen und<br />

erhebt dementsprechend auch keine Daten in<br />

der Nutzungsphase, welche für die Produktentwicklung,<br />

Vertriebsunterstützung oder Telemaintenance<br />

genutzt werden könnten. Diese Unternehmen<br />

werden den Außenstehenden (Stufe 0)<br />

zugeordnet. Auf Stufe 1 befinden sich 13,4 Prozent<br />

der Unternehmen (Anfänger). Die Produkte<br />

dieser Unternehmen besitzen erste Ansätze<br />

einer Zusatzfunktion aus dem Bereich Produktgedächtnis,<br />

Selbstauskunft, Vernetzung, Lokalisierung,<br />

Assistenzsysteme 5 , Überwachung, Objektinformation<br />

oder Automatische Identifikation.<br />

Auf Stufe 2 (14,6 Prozent) statten die Unternehmen<br />

ihre Produkte mit ersten Funktionen aus.<br />

Zudem erheben die Unternehmen Daten, nutzen<br />

oder analysieren sie aber nicht. Bei den Unternehmen<br />

auf Stufe 3 (Erfahrener, 4,9 Prozent)<br />

besitzen die Produkte mehrere zusammenhängende<br />

Zusatzfunktionen und die Daten aus der<br />

Nutzungsphase werden anteilig für die oben<br />

beschriebenen Aufgaben genutzt. Auf Stufe 4<br />

(5,5 Prozent) und Stufe 5 (6,4 Prozent) steigt die<br />

Datennutzung sowie die Anzahl der Zusatzfunktionen<br />

bis zu einem umfangreichen Funktionspaket<br />

aus verschiedenen Bereichen (Abbildung<br />

3-21).<br />

Tabelle 3-5: Durchschnittliche Readiness in der Dimension Smart Products<br />

Gesamt Neulinge Einsteiger Pioniere<br />

Readiness-Wert 1,1 0,4 2,2 4,6<br />

Skala 0 (Außenstehender) bis 5 (Exzellenz); n=243<br />

Berücksichtigt sind nur Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten.<br />

Quellen: VDMA-Mitgliederbefragung, 2015; IW-Zukunftspanel 2015,<br />

26. Befragungswelle<br />

5 Beispiel aus dem Konsumentenbereich: In der Amazon-App<br />

werden Kaufvorschläge auf Basis bisheriger Käufe gemacht,<br />

in der Spotify-App werden so Musikvorschläge generiert.<br />

Beispiel aus dem Maschinen- und Anlagenbau:<br />

Maschinen könnten Einstellungsparameter vorschlagen<br />

auf Basis bisheriger Bearbeitungsaufträge, Datenbrillen<br />

können in der Kommission unterstützen.<br />

45


Abbildung 3-21: Readiness-Stufen in der Dimension Smart Products<br />

Smart Products<br />

Stufe 5:<br />

6,4 %<br />

Stufe 4:<br />

5,5 %<br />

Stufe 3:<br />

4,9 %<br />

Stufe 2:<br />

14,6 %<br />

Stufe 1:<br />

13,4 %<br />

Stufe 0:<br />

55,3 %<br />

Anfänger<br />

• Die Produkte besitzen erste Ansätze von Zusatzfunktionen<br />

Außenstehender<br />

• Keine Anforderungen werden erfüllt<br />

Exzellenz<br />

• Die Produkte besitzen umfangreiche Zusatzfunktionen<br />

• Die aufgenommenen Daten werden umfangreich für<br />

verschiedene Funktionen genutzt<br />

Experte<br />

• Die Produkte besitzen Zusatzfunktionen aus verschiedenen Bereichen<br />

• Die aufgenommenen Daten werden gezielt für bestimmte Funktionen genutzt<br />

Erfahrener<br />

• Die Produkte besitzen mehrere zusammenhängende Zusatzfunktionen<br />

• Die aufgenommenen Daten werden anteilig für die Auswertung genutzt<br />

Fortgeschrittener<br />

• Die Produkte besitzen erste Zusatzfunktionen<br />

• Aufnahme von Daten, aber keine Analyse/Nutzung der Daten<br />

Berücksichtigt sind nur Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten.<br />

Quellen: VDMA-Mitgliederbefragung, 2015; IW-Zukunftspanel 2015, 26. Befragungswelle<br />

Haupthürden auf dem Weg zur Erreichung<br />

einer höheren Readiness-Stufe<br />

Aus den Ergebnissen der Readiness-Messung für<br />

die Dimension Smart Products lassen sich für die<br />

drei Unternehmenstypen (Neulinge, Einsteiger,<br />

Pioniere) die Haupthemmnisse zur Erreichung<br />

einer höheren Readiness-Stufe wie folgt zusammenfassen<br />

(Abbildung 3-22).<br />

In der Unternehmensbefragung wurden die Firmen<br />

um eine Einschätzung bezüglich der Zusatzfunktionalitäten<br />

ihrer Produkte gebeten. Die<br />

Ergebnisse geben Aufschluss darüber, welche<br />

Zusatzfunktionalitäten die Produkte am häufigsten<br />

besitzen und werden nachfolgend dargestellt.<br />

Jedes vierte Unternehmen bietet vernetzte<br />

Produkte an<br />

Produktzusatzfunktionalitäten werden am häufigsten<br />

für Objektinformationen, Überwachung<br />

und Vernetzung eingesetzt. Auch hier setzt sich<br />

der bekannte Größenklassentrend fort, dass mit<br />

der Größe des Unternehmens auch der Anteil<br />

der Unternehmen, die Produkt-Zusatzfunktionalitäten<br />

implementiert haben, zunimmt. Wer die<br />

Vision der Smart Factory umsetzen möchte, wird<br />

um die Lokalisierung von Produkten nicht herumkommen.<br />

Bisher haben jedoch mit lediglich<br />

7,4 Prozent die wenigsten Unternehmen diese<br />

Funktion in ihre Produkte integriert. Unternehmen,<br />

die ihren Kunden zusätzliche Dienstleistungen<br />

anbieten wollen, müssen die nötige Grundlage<br />

der Überwachung oder der Vernetzung<br />

schaffen. Hier herrscht vor allem bei den kleinen<br />

und mittelständischen Unternehmen Nachholbedarf<br />

(Abbildung 3-23).<br />

46


Abbildung 3-22: Haupthürden in der Dimension Smart Products<br />

Haupthürden auf dem Weg zu einer höheren Industrie 4.0-Readiness-Stufe<br />

Neulinge (Stufen 0 und 1) Einsteiger (Stufe 2) Pioniere (Stufe 3+)<br />

Haupthürden<br />

Produkte besitzen keine oder<br />

nur erste Ansätze von IKT-<br />

Zusatzfunktionalitäten<br />

Keine Analyse und Nutzung<br />

der aufgenommen Daten zur<br />

Optimierung der Produkte<br />

oder Prozesse<br />

(Produktentwicklung,<br />

Vertriebsunterstützung,<br />

After-Sales)<br />

Produkte besitzen erst auf<br />

wenige Aspekte beschränkte<br />

IKT-Zusatzfunktionalitäten<br />

n=243<br />

Quellen: VDMA-Mitgliederbefragung, 2015; IW-Zukunftspanel 2015, 26. Befragungswelle<br />

Abbildung 3-23: IKT-Zusatzfunktionalitäten von Produkten<br />

Objektinformation<br />

34,0<br />

Überwachung<br />

30,4<br />

Vernetzung<br />

Produktgedächtnis<br />

25,0<br />

24,0<br />

Automatische Identifikation<br />

Assistenzsysteme<br />

17,5<br />

19,6<br />

Selbstauskunft<br />

13,5<br />

Lokalisierung<br />

7,4<br />

Angaben in Prozent; n= 243<br />

Berücksichtigt sind nur Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten.<br />

Quellen: VDMA-Mitgliederbefragung, 2015; IW-Zukunftspanel 2015, 26. Befragungswelle<br />

3.6 Data-driven Services<br />

Unternehmen im Wandel von reinen<br />

Produkt- zu Lösungsanbietern<br />

Industrie 4.0 zeichnet sich neben dem Einsatz<br />

von IKT durch eine grundlegende Neuausrichtung<br />

bestehender Geschäftsmodelle aus. Im<br />

Fokus steht dabei eine essenzielle Steigerung<br />

des Kundennutzens. Zum einen lassen sich traditionelle<br />

Geschäftsmodelle digitalisieren, zum<br />

anderen besteht die Chance zur Entwicklung<br />

neuer Geschäftsmodelle, deren Wertschöpfungsfokus<br />

auf der Datenerhebung und -analyse basiert.<br />

Disruptive, innovative Geschäftsmodelle gehen<br />

im Rahmen von Industrie 4.0 darüber hinaus und<br />

zielen insbesondere darauf ab, bestehende Wertschöpfungsketten<br />

aufzubrechen und neue<br />

Potenziale zu erschließen. Im Bereich des<br />

Maschinen- und Anlagenbaus entwickelten sich<br />

so in den letzten Jahren die Angebote der Hersteller<br />

vom einfachen Verkauf der Maschinen hin<br />

zu hybriden Leistungsbündeln, also dem Angebot<br />

von kombinierten Sach- und Dienstleistungen<br />

mit gesteigertem Mehrwert für den Kunden.<br />

Klassisches Beispiel hierfür sind Wartungsverträge<br />

mit der Zusage einer vertraglich festgelegten<br />

Anlagenverfügbarkeit beim Verkauf einer<br />

Maschine. Daran gekoppelt ist eine Auswertung<br />

zu erfassender Maschinendaten, welche eine<br />

vorrausschauende Instandhaltung ermöglicht<br />

(Abbildung 3-24).<br />

47


Abbildung 3-24: Data-driven Services<br />

Produkt Produktbezogene Dienstleistungen Hybrides Leistungsbündel<br />

P<br />

S<br />

S<br />

S<br />

S<br />

P<br />

S<br />

S<br />

S<br />

S<br />

S<br />

P<br />

Produkt<br />

Service<br />

Leistung<br />

Verkauf von<br />

Produkten<br />

Verkauf einzelner<br />

DL zusätzlich zum<br />

Produkt<br />

Verkauf einer DL<br />

als integraler<br />

Bestandteil des<br />

Angebots<br />

Verkauf einer<br />

Gesamtlösung<br />

Verkauf einer<br />

Gesamtlösung als<br />

DL<br />

Quelle: in Anlehnung an Hildenbrand et al., 2006<br />

Für die Ermittlung der Readiness im Bereich<br />

Data-driven Services werden die folgenden drei<br />

Kriterien untersucht:<br />

• Angebot datenbasierter Dienstleistungen<br />

• Umsatzanteil mit datenbasierten Dienstleistungen<br />

• Anteil der genutzten Daten<br />

Readiness im Bereich Data-driven Services<br />

am geringsten<br />

Die deutschen Maschinen- und Anlagenbauer<br />

haben bei den datenbasierten Dienstleistungsangeboten<br />

die geringste Readiness und erreichen<br />

auf einer Skala von 0 bis 5 nur einen Wert<br />

von 0,3. Auch die Pioniere schneiden hier mit<br />

einem durchschnittlichen Readiness-Wert von<br />

2,1 am schlechtesten in allen untersuchten<br />

Dimensionen ab (Tabelle 3-6).<br />

Die Dimension Data-driven Services zielt auf die<br />

Ausrichtung zukünftiger Geschäftsmodelle zur<br />

Steigerung des Kundennutzens ab. Das After-<br />

Sales- und Servicegeschäft wird zunehmend auf<br />

der Auswertung und Analyse aufgenommener<br />

Daten basieren. Das Ergebnis der Befragung<br />

zeigt, dass der Großteil der Unternehmen<br />

(84,1 Prozent) sich bisher noch nicht mit dem<br />

Thema Industrie 4.0 im Bereich des Data-driven<br />

Services auseinandergesetzt hat. Entsprechend<br />

häufig liegen diese Unternehmen auf Stufe 0.<br />

Von allen betrachteten Dimensionen des<br />

Modells ist der Fortschritt in Richtung Industrie<br />

4.0 im Bereich des datenbasierten Dienstleistungsangebots<br />

am geringsten. Lediglich 5,5 Prozent<br />

der Unternehmen erreichen in der<br />

Dimension Data-driven Services die Stufe 1<br />

(Abbildung 3-25).<br />

Tabelle 3-6: Durchschnittliche Readiness in der Dimension Data-driven Services<br />

Gesamt Neulinge Einsteiger Pioniere<br />

Readiness-Wert 0,3 0,1 0,7 2,1<br />

Skala 0 (Außenstehender) bis 5 (Exzellenz); n=259<br />

Berücksichtigt sind nur Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten.<br />

Quellen: VDMA-Mitgliederbefragung, 2015; IW-Zukunftspanel 2015,<br />

26. Befragungswelle<br />

48


Abbildung 3-25: Readiness-Stufen in der Dimension Data-driven Services<br />

Stufe 5:<br />

0,6 %<br />

Exzellenz<br />

• Datenbasierte Dienstleistungen über Vernetzung mit den Kunden<br />

• Generierung von Umsätzen über die Dienstleistung (>10%)<br />

• Hohe Nutzung der Daten (>50% der aufgenommenen Daten)<br />

Data-driven Services<br />

Stufe 4:<br />

0,6 %<br />

Stufe 3:<br />

3,9 %<br />

Stufe 2:<br />

5,2 %<br />

Stufe 1:<br />

5,5 %<br />

Experte<br />

• Datenbasierte Dienstleistungen über Vernetzung mit den Kunden<br />

• Generierung von Umsätzen über die Dienstleistung (


Kaum datenbasierte Dienstleistungsangebote<br />

Es zeigt sich, dass rund zwei Drittel (64,6 Prozent)<br />

der Unternehmen die Potenziale der<br />

Data-driven Services für sich noch nicht entdeckt<br />

und über kein datenbasiertes Dienstleistungsangebot<br />

verfügen.<br />

Es zeigt sich zudem, dass rund ein Drittel der<br />

Unternehmen Data-driven Services anbietet,<br />

jedoch nur die Hälfte von ihnen dabei mit dem<br />

Kunden vernetzt ist. Der Mittelstand bleibt hinter<br />

den kleinen und großen Unternehmen zurück,<br />

was das Angebot solcher Dienstleistungen mit<br />

Kundenvernetzung angeht. Fast doppelt so viele<br />

kleine Unternehmen (19,3 Prozent) wie mittelständische<br />

(10,7 Prozent) bieten Data-driven<br />

Services an und sind dabei mit dem Kunden<br />

vernetzt (Abbildung 3-27).<br />

Von den Unternehmen, die in der Produktionsund<br />

Nutzungsphase Prozessdaten erheben, verwenden<br />

nur 14,7 Prozent diese Daten nicht weiter.<br />

Von den Unternehmen, die solche Daten<br />

sammeln, gibt die Hälfte an, dass bis zu 20 Prozent<br />

der Daten weiterverwertet werden. Bei<br />

einem Fünftel der Unternehmen werden sogar<br />

20 bis 50 Prozent der Daten genutzt. Hierbei<br />

lässt sich kein signifikanter Größenklassenunterschied<br />

erkennen (Abbildung 3-28).<br />

Produktentwicklung ist Hauptanalysezweck<br />

Neben dem überproportional gestiegenen Einsatz<br />

von Sensorik bildet vor allem die Vernetzung<br />

die nötige Grundvoraussetzung für das Angebot<br />

neuer Dienstleistungen und die Gewinnung von<br />

Erkenntnissen aus der Nutzungsphase.<br />

Daten können direkt bei Verwendung des Produkts<br />

erfasst werden. So lässt sich beispielsweise<br />

das Benutzerverhalten erfassen und analysieren.<br />

Dies ermöglicht dem Hersteller<br />

Rückschlüsse auf eine potenzielle Fehlbenutzung<br />

des Produkts und damit Ansätze für dessen Optimierung.<br />

Weitere Einsatzgebiete sind die Unterstützung<br />

des Vertriebs, das Angebot von Aftersales-Dienstleistungen<br />

wie Telemaintenance<br />

oder weitere Dienstleistungen.<br />

Abbildung 3-27: Angebot von Data-driven-Services<br />

ab 500 MA<br />

26,6<br />

22,8<br />

41,8<br />

8,9<br />

100-499 MA<br />

10,7<br />

18,4<br />

66,0<br />

4,9<br />

20-99 MA<br />

19,3<br />

13,3<br />

66,3<br />

1,2<br />

Gesamt<br />

16,9<br />

15,6<br />

64,6<br />

2,9<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

Ja, wir sind dabei mit unseren Kunden vernetzt<br />

Nein<br />

Ja, aber ohne Vernetzung mit den Kunden<br />

Keine Angabe<br />

Angaben in Prozent; n= 265<br />

Berücksichtigt sind nur Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten.<br />

Quellen: VDMA-Mitgliederbefragung, 2015; IW-Zukunftspanel 2015, 26. Befragungswelle<br />

50


Abbildung 3-28: Anteil genutzter Daten im Unternehmen<br />

21,1<br />

13,9<br />

14,7<br />

50,3<br />

0 Mehr als 0 bis 20 % Mehr als 20 bis 50 % Mehr als 50 %<br />

Angaben in Prozent; n= 92<br />

Berücksichtigt sind nur Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten.<br />

Quellen: VDMA-Mitgliederbefragung, 2015; IW-Zukunftspanel 2015, 26. Befragungswelle<br />

Die Befragung zeigt, dass knapp ein Drittel der<br />

Unternehmen (30 Prozent), die in der Nutzungsphase<br />

entstehenden Daten nicht aufnimmt. Ein<br />

weiteres Viertel der Unternehmen (25 Prozent)<br />

erfasst die Daten, wertet diese aber nicht aus.<br />

Die restlichen 45 Prozent der Unternehmen<br />

analysieren die Daten aus der Nutzungsphase.<br />

Dabei zeigt die Befragung, dass nahezu alle<br />

Unternehmen die erhobenen Daten in der Produktentwicklung<br />

und Telemaintenance verwenden<br />

(Abbildung 3-29).<br />

Abbildung 3-29: Analyse von Daten aus der Nutzungsphase<br />

Produktentwicklung<br />

Vertriebsunterstützung<br />

ab 500 MA<br />

96,4<br />

ab 500 MA<br />

48,1<br />

100-499 MA<br />

82,6<br />

100-499 MA<br />

79,2<br />

20-99 MA<br />

94,7<br />

20-99 MA<br />

75,0<br />

Gesamt<br />

91,1<br />

Gesamt<br />

73,7<br />

After-Sales (Telemaintenance)<br />

ab 500 MA<br />

89,3<br />

100-499 MA<br />

76,0<br />

20-99 MA<br />

88,9<br />

Gesamt<br />

84,5<br />

Angaben in Prozent, Anteile ja-Antworten ; n= 67<br />

Berücksichtigt sind nur Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten.<br />

Quellen: VDMA-Mitgliederbefragung, 2015; IW-Zukunftspanel 2015, 26. Befragungswelle<br />

51


3.7 Mitarbeiter<br />

Mitarbeiter tragen im Unternehmen die<br />

digitale Transformation mit<br />

Mitarbeiter sind von den Veränderungen der<br />

digitalen Arbeitswelt maßgeblich betroffen. Für<br />

sie ändert sich das direkte Umfeld am Arbeitsplatz,<br />

was neue Kompetenzen und Qualifikationen<br />

erfordert. Für Unternehmen wird es daher<br />

zunehmend wichtiger, die Mitarbeiter auf diese<br />

Veränderungen durch geeignete Schulungs- und<br />

Weiterbildungsmaßnahmen vorzubereiten.<br />

Die zentrale Rolle der Mitarbeiter in den Veränderungsprozessen<br />

wurde auch in mehreren Studien<br />

untersucht (Spath et al., 2013; PwC, 2014;<br />

DIHK, 2015). Der Fokus der Studien liegt häufig<br />

auf Veränderungen der Qualifikationen und<br />

inwieweit Unternehmen diese erforderlichen<br />

Qualifikationen vermitteln können. Die Studie<br />

des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft<br />

und Organisation widmet sich den erwarteten<br />

Auswirkungen für die Arbeitsgestaltung und<br />

-organisation. Auf der Grundlage einer Befragung<br />

von 518 Produktionsverantwortlichen<br />

zeichnet die Studie ein Bild des Umsetzungsstandes<br />

des Themas Industrie 4.0 in deutschen<br />

Industrieunternehmen. Demnach werden sich<br />

im Zuge der Digitalisierung die Anforderungen<br />

an Produktionsarbeiter verändern. Im Mittelpunkt<br />

der Veränderungen wird vorrangig die<br />

Bereitschaft zum lebenslangen Lernen gesehen.<br />

Dabei liegt die höhere IT-Kompetenz in der<br />

Bedeutung der abgefragten Kompetenzen noch<br />

hinter dem starken interdisziplinären Denken<br />

und Handeln auf Platz drei (Spath et al., 2013).<br />

Nur bei einem Drittel der Unternehmen sind<br />

notwendige Kompetenzen nicht vorhanden<br />

Bei den Mitarbeiterkompetenzen erreicht der<br />

Durchschnitt der Maschinen- und Anlagenbauunternehmen<br />

den Wert 1,5. Eine mögliche Erklärung<br />

für die relativ hohe Readiness im Vergleich<br />

zu den anderen untersuchten Dimensionen ist,<br />

dass die Unternehmen bei der Mitarbeiterqualifizierung<br />

mehr Erfahrung haben und sich hier<br />

entsprechend sicherer fühlen als in den anderen<br />

Industrie 4.0-relevanten Themenbereichen wie<br />

beispielsweise Data-driven Services, Smart Factory<br />

oder der Implementierung einer Industrie<br />

4.0-Strategie. Die Pioniere erreichen hier einen<br />

durchschnittlichen Readiness-Wert von 3,2<br />

(Tabelle 3-7).<br />

Dabei wird von rund einem Drittel der Unternehmen<br />

die Readiness-Stufe 1 (Anfänger) erreicht.<br />

Das heißt, die Mitarbeiter des Unternehmens<br />

besitzen in einem relevanten Bereich die nötigen<br />

Kompetenzen (IT-Infrastruktur, Automatisierungstechnik,<br />

Datenanalyse, Datensicherheit/<br />

Kommunikationssicherheit, Entwicklung oder<br />

Anwendung von Assistenzsystemen, Kollaborationssoftware,<br />

nicht-technische Kompetenzen wie<br />

Systemdenken oder Prozessverständnis), jedoch<br />

nicht im ausreichenden Maße. Ein weiteres Drittel<br />

der befragten Unternehmen scheitert allerdings<br />

bereits an dieser Hürde und kann keine der<br />

abgefragten Kompetenzen (Stufe 0) vorweisen.<br />

Der Anteil der Firmen auf den höheren Stufen<br />

nimmt kontinuierlich ab. Immerhin 5,3 Prozent<br />

der Befragten erreichen in dieser Dimension die<br />

Stufe des Experten (Stufe 4) und können somit<br />

in mehreren relevanten Bereichen ausreichende<br />

Kompetenzen vorweisen (Abbildung 3-30).<br />

Für die Ermittlung der Readiness in der Dimension<br />

Mitarbeiter wurden die Mitarbeiterkompetenzen<br />

in unterschiedlichen Bereichen sowie Anstrengungen<br />

der Unternehmen zum Kompetenzaufbau<br />

ausgewertet.<br />

Tabelle 3-7: Durchschnittliche Readiness in der Dimension Mitarbeiter<br />

Gesamt Neulinge Einsteiger Pioniere<br />

Readiness-Wert 1,5 1,0 2,8 3,2<br />

Skala 0 (Außenstehender) bis 5 (Exzellenz); n=250<br />

Berücksichtigt sind nur Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten.<br />

Quellen: VDMA-Mitgliederbefragung, 2015; IW-Zukunftspanel 2015,<br />

26. Befragungswelle<br />

52


Abbildung 3-30: Readiness-Stufen in der Dimension Mitarbeiter<br />

Stufe 5:<br />

5,3 %<br />

Exzellenz<br />

• Kompetenzen in mehreren relevanten Bereichen voll vorhanden<br />

Mitarbeiter<br />

Stufe 4:<br />

8,8 %<br />

Stufe 3:<br />

10,3 %<br />

Stufe 2:<br />

12,2 %<br />

Stufe 1:<br />

33,5 %<br />

Stufe 0:<br />

29,8 %<br />

Außenstehnder<br />

• Keine Anforderungen werden erfüllt<br />

Experte<br />

• Mitarbeiter verfügen in mehreren relevanten Bereichen über ausreichend<br />

Kompetenzen<br />

Erfahrener<br />

• Mitarbeiter verfügen in einigen relevanten Bereichen über ausreichend Kompetenzen<br />

Fortgeschrittener<br />

• Die Mitarbeiter verfügen in wenigen relevanten Bereichen über geringe Kompetenzen<br />

Anfänger<br />

• Die Mitarbeiter verfügen in einem relevanten Bereich über geringe Kompetenzen<br />

n=250 Berücksichtigt sind nur Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten.<br />

Quellen: VDMA-Mitgliederbefragung, 2015; IW-Zukunftspanel 2015, 26. Befragungswelle<br />

Haupthürden auf dem Weg zur Erreichung<br />

einer höheren Readiness-Stufe<br />

Aus den Ergebnissen der Readiness-Messung für<br />

die Dimension Mitarbeiter lassen sich für die<br />

drei Unternehmenstypen (Neulinge, Einsteiger,<br />

Pioniere) die Haupthemmnisse zur Erreichung<br />

einer höheren Readiness-Stufe wie folgt zusammenfassen<br />

(Abbildung 3-31).<br />

Abbildung 3-31: Haupthürden in der Dimension Mitarbeiter<br />

Haupthürden auf dem Weg zu einer höheren Industrie 4.0-Readiness-Stufe<br />

Neulinge (Stufen 0 und 1) Einsteiger (Stufe 2) Pioniere (Stufe 3+)<br />

Haupthürden<br />

Keine oder nur geringe<br />

Industrie 4.0-spezifische<br />

Mitarbeiterkompetenzen<br />

vorhanden<br />

In einigen relevanten<br />

Bereichen sind die<br />

Kompetenzen noch nicht<br />

ausreichend vorhanden<br />

Industrie 4.0-spezifische<br />

Kompetenzen noch nicht in<br />

allen Bereichen vollumfänglich<br />

vorhanden<br />

n=250<br />

Quellen: VDMA-Mitgliederbefragung, 2015; IW-Zukunftspanel 2015, 26. Befragungswelle<br />

53


Die Ergebnisse dieser Readiness-Messung basieren<br />

auf den folgenden Befunden:<br />

Fachkenntnisse in vielen Bereichen nicht<br />

ausreichend vorhanden<br />

Bei den Mitarbeitern der Maschinen- und Anlagenbauunternehmen<br />

sind zwar vielfältige Kompetenzen<br />

vorhanden, aber oft nicht in dem für<br />

die detaillierte Umsetzung von Industrie 4.0-<br />

Konzepten erforderlichen Ausmaß. Je nach Kompetenzbereich<br />

schätzt lediglich ein Zehntel bis<br />

ein Drittel der Unternehmen die Fachkräftekompetenz<br />

in Bezug auf Industrie 4.0 als ausreichend<br />

vorhanden ein. Die größten Probleme bestehen<br />

bei der Entwicklung und Anwendung von Assistenzsystemen<br />

und der Kollaborationssoftware.<br />

Hier schätzen nur 9,3 Prozent oder 8,1 Prozent<br />

der Unternehmen die Mitarbeiterkompetenzen<br />

als ausreichend ein; in 31,5 Prozent beziehungsweise<br />

41,1 Prozent der Unternehmen sind diese<br />

Kompetenzen gar nicht vorhanden (Abbildung<br />

3-32).<br />

Der Großteil der Unternehmen hat sich des Kompetenzmangels<br />

bezüglich des Themas Industrie<br />

4.0 bereits angenommen und Qualifizierungsmaßnahmen<br />

gestartet. So bieten knapp zwei<br />

Drittel der befragten Maschinen- und Anlagenbauer<br />

spezielle Schulungen, Wissenstransfersysteme<br />

und Coachings an, um ihre Mitarbeiter für<br />

Industrie 4.0 zu qualifizieren. Dabei erlernen die<br />

Mitarbeiter Fertigkeiten, die sie in Zusammenhang<br />

mit der Entwicklung hin zu einer digital<br />

vernetzten Produktion benötigen. Neben grundlegendem<br />

Wissen zu IT- und Steuerungsprozessen<br />

wird den Mitarbeitern die Fähigkeit zum<br />

Austausch mit Maschinen und vernetzten Systemen<br />

vermittelt.<br />

Abbildung 3-32: Mitarbeiterkompetenzen für Industrie 4.0<br />

Datensicherheit/Kommunikationssicherheit 3,0<br />

11,8<br />

45,4<br />

34,7<br />

5,1<br />

IT-Infrastruktur 3,7<br />

7,3<br />

54,4<br />

27,7<br />

6,9<br />

Automatisierungstechnik<br />

9,0<br />

15,9<br />

45,4<br />

22,4<br />

7,3<br />

Nicht technische Kompetenzen, wie Systemdenken, und<br />

Prozessverständnis<br />

7,9<br />

12,7<br />

52,0<br />

21,2<br />

6,2<br />

Datenanalyse<br />

5,5<br />

17,7<br />

53,3<br />

18,4<br />

5,1<br />

Entwicklung/Anwendung von Assistenzsystemen<br />

15,8<br />

31,5<br />

36,3<br />

9,3<br />

7,0<br />

Kollaborationssoftware<br />

18,0<br />

41,1<br />

23,7<br />

8,1<br />

9,2<br />

Nicht relevant Nicht vorhanden Vorhanden, aber nicht ausreichend Ausreichend vorhanden Keine Angabe<br />

Angaben in Prozent; n= 250<br />

Berücksichtigt sind nur Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten.<br />

Quellen: VDMA-Mitgliederbefragung, 2015; IW-Zukunftspanel 2015, 26. Befragungswelle<br />

54


4 Handlungsfelder für Industrie 4.0<br />

Die Einordnung der befragten Unternehmen in<br />

das Readiness-Modell, zeigt, dass der Großteil<br />

der Unternehmen im deutschen Maschinen- und<br />

Anlagenbau bei der Realisierung von Industrie<br />

4.0 noch am Anfang steht. Mehr als drei Viertel<br />

der Firmen sind Neulinge in den Readiness-Stufen<br />

0 oder 1. Dieser Grundbefund ist in allen<br />

sechs Dimensionen des Readiness-Modells<br />

erkennbar (Abbildung 4-1). Allerdings ist der<br />

Maschinenbau bei der Umsetzung von Industrie<br />

4.0-Konzepten deutlich weiter als das Verarbeitende<br />

Gewerbe insgesamt. Immerhin erreicht<br />

fast ein Viertel der Unternehmen mindestens die<br />

Readiness-Stufe 2. Im gesamten Verarbeitenden<br />

Gewerbe liegt dieser Anteil erst bei elf Prozent.<br />

Das zeigt deutlich die Aufgeschlossenheit des<br />

Maschinen- und Anlagenbaus für das Thema<br />

Industrie 4.0.<br />

Für eine zügige Weiterentwicklung im Themenfeld<br />

Industrie 4.0 ist es vor allem für die Neulinge<br />

und Einsteiger wichtig, von den Erfahrungen der<br />

Pionierunternehmen – rund 6 Prozent aller deutschen<br />

Maschinen- und Anlagenbauer – zu lernen.<br />

Doch auch für die jetzigen Pioniere ergeben<br />

sich noch zahlreiche Handlungsfelder. Die<br />

Analyse zeigt, dass auch sie noch weit von der<br />

Erfüllung der Vision Industrie 4.0 (Stufe 5 des<br />

Readiness-Modells) entfernt sind.<br />

Für die Handlungsempfehlungen leiten sich<br />

daraus zwei zentrale Fragen ab:<br />

• Wie können Unternehmen, die zu den<br />

Neulingen und Einsteigern zählen, bei<br />

Industrie 4.0 im deutschen Maschinen- und<br />

Anlagenbau zu Pionieren aufsteigen?<br />

• Welche Handlungsfelder bestehen für die<br />

heutigen Pioniere?<br />

Zur Beantwortung dieser Fragen werden zwei<br />

zentrale Ergebnisse der empirischen Erhebung<br />

herangezogen:<br />

• Die Faktoren, die die Unternehmen auf dem<br />

Weg zu Industrie 4.0 nach ihrer Selbsteinschätzung<br />

hemmen.<br />

• Die Gründe für das Nichterreichen der<br />

nächsten Readiness-Stufe.<br />

Abbildung 4-1: Verteilung der Unternehmenstypen nach Dimensionen<br />

Gesamt<br />

5,6<br />

17,9<br />

76,5<br />

Strategie und Organisation<br />

8,6<br />

14,8<br />

76,6<br />

Smart Factory<br />

4,7<br />

18,3<br />

77,0<br />

Smart Operations<br />

Smart Products<br />

15,1<br />

14,6<br />

16,7<br />

39,6<br />

45,3<br />

68,7<br />

Neulinge<br />

Einsteiger<br />

Pioniere<br />

Data-driven Services<br />

5,2<br />

5,2<br />

89,6<br />

Mitarbeiter<br />

12,2<br />

24,5<br />

63,3<br />

0,0% 10,0% 20,0% 30,0% 40,0% 50,0% 60,0% 70,0% 80,0% 90,0% 100,0%<br />

Angaben in Prozent, n = 234<br />

Quellen: VDMA-Mitgliederbefragung, 2015; IW-Zukunftspanel 2015, 26. Befragungswelle<br />

55


Die Unternehmen wurden in der Umfrage gebeten,<br />

eine Selbsteinschätzung zu den größten<br />

Hemmnissen bei der Umsetzung von Industrie 4.0<br />

abzugeben. Abbildung 4-2 zeigt diese Hemmnisse<br />

differenziert nach Unternehmenstypen<br />

(Neulinge, Einsteiger und Pioniere). Es wird sichtbar,<br />

dass die Hemmnisse abhängig vom Unternehmenstyp<br />

unterschiedlich stark bewertet werden.<br />

Unter Berücksichtigung der genannten<br />

Hemmnisse und der anhand des Readiness-Models<br />

ermittelten Hürden werden typspezifische<br />

Handlungsfelder abgeleitet.<br />

• Für jeden Unternehmenstyp wurden die<br />

wesentlichen Haupthürden identifiziert, welche<br />

verhindern, die nächste Readiness-Stufe<br />

zu erreichen.<br />

• Bei der Bewertung der Hemmnisse wurden<br />

zwei Faktoren berücksichtigt. Zunächst wurden<br />

die Hemmnisse ausgemacht, welche die<br />

höchste Ausprägung für den jeweiligen<br />

Unternehmenstyp haben. Danach wurde für<br />

die einzelnen Ausprägungen der Hemmnisse<br />

bei den Unternehmenstypen „Neulinge“ und<br />

„Einsteiger“ jeweils die Differenz zu den Ausprägungen<br />

der Hemmnisse bei den Pionieren<br />

bestimmt; anschließend wurden diese Ergebnisse<br />

nach der Höhe der Differenz für die<br />

Typen Neulinge und Einsteiger geordnet. Auf<br />

diese Weise kann abgelesen werden, bei welchen<br />

Hemmnissen der Abstand der Neulinge<br />

bzw. der Einsteiger zu den Pionieren besonders<br />

groß ist.<br />

Die wesentlichen Befunde dieser Analyse sind<br />

in Abbildung 4-3 bis Abbildung 4-5 zusammengefasst.<br />

Für die einzelnen Abschnitte der Handlungsfelder<br />

nach Unternehmenstyp werden in der nachfolgenden<br />

Abbildung 4-2 die wesentlichen<br />

Hemmnisse zusammengefasst dargestellt:<br />

• Die Unternehmen des deutschen Maschinenund<br />

Anlagenbaus sollten ihre Zurückhaltung<br />

gegenüber Industrie 4.0 aufgeben und sich<br />

aktiv mit diesem Thema befassen, um die<br />

Potenziale erkennen zu können.<br />

• Durch die Beschäftigung mit Industrie 4.0<br />

offenbart sich der damit einhergehende wirtschaftliche<br />

Nutzen sowie die Markterfordernis.<br />

• Industrie 4.0 ist ein Thema von hoher Komplexität.<br />

Für die Unternehmen gibt es keine Einheitslösung.<br />

Gerade die Pioniere, die auf diesem<br />

Weg schon weiter fortgeschritten sind,<br />

stehen vor der Herausforderung der Finanzierung<br />

von Industrie 4.0-Projekten.<br />

• In einem dritten Schritt wurden darauf aufbauend<br />

für jeden Unternehmenstyp gesondert<br />

die dringlichsten Handlungsfelder identifiziert,<br />

die zu einer höheren Readiness-Stufe<br />

führen.<br />

56


Abbildung 4-2: Hemmnisse nach Unternehmenstypen<br />

Unklarheit über wirtschaftlichen Nutzen<br />

8,6<br />

63,6<br />

76,8<br />

fehlendes Fachwissen bzw. fehlende Fachkräfte<br />

47,8<br />

45,7<br />

72,2<br />

fehlende Normen und Standards<br />

42,4<br />

58,5<br />

59,5<br />

allgemeine Unklarheit, zögerliches Verhalten<br />

8,6<br />

48,5<br />

56,0<br />

fehlendes Vertrauen in die Datensicherheit<br />

41,1<br />

40,2<br />

49,3<br />

ungeklärte Rechtsfragen<br />

keine Kultur im Unternehmen für I4.0-Konzepte<br />

17,6<br />

23,2<br />

41,3<br />

41,1<br />

38,3<br />

47,4<br />

Neulinge<br />

Einsteiger<br />

Pioniere<br />

keine Markterfordernis<br />

1,8<br />

15,7<br />

37,9<br />

unzulängliche Breitbandinfrastruktur<br />

26,4<br />

32,8<br />

31,5<br />

fehlende Finanzkraft für die Durchführung<br />

der Investitionen<br />

14,5<br />

22,8<br />

63,4<br />

unternehmensinterne Bürokratien und Regularien<br />

19,2<br />

27,9<br />

35,2<br />

Sorge vor der Marktmacht großer Unternehmen<br />

1,8<br />

10,5<br />

14,2<br />

Belegschaft nicht offen für Digitalisierung<br />

1,8<br />

5,1<br />

29,9<br />

0,0% 10,0% 20,0% 30,0% 40,0% 50,0% 60,0% 70,0% 80,0%<br />

Angaben in Prozent, n = 167<br />

Quelle: VDMA-Mitgliederbefragung, 2015<br />

4.1 Handlungsfelder für<br />

Neulinge<br />

Die Neulinge im Bereich Industrie 4.0, die sich im<br />

Readiness-Modell in den Stufen 0 und 1 befinden,<br />

müssen erste Schritte wagen. Sie sollten sich<br />

dabei nicht am Soll-Profil, verkörpert durch die<br />

Vision von Industrie 4.0 in der Stufe 5 des vorliegenden<br />

Readiness-Modells orientieren, sondern<br />

am Benchmark-Profil der Pionier-Unternehmen.<br />

Um auf das Niveau der Pioniere von Industrie 4.0<br />

zu gelangen, müssen die Neulinge folgende, für<br />

sie gravierende, Hemmnisse überwinden:<br />

• Unklarheit über wirtschaftlichen Nutzen<br />

von Industrie 4.0-Konzepten<br />

• allgemeine Unklarheit über Industrie 4.0<br />

und zögerliches Verhalten<br />

• keine Markterfordernis für Industrie 4.0-<br />

Konzepte<br />

• fehlendes Fachwissen über und fehlende<br />

Fachkräfte für Industrie 4.0<br />

• keine Kultur im Unternehmen für<br />

Industrie 4.0-Konzepte<br />

Die gravierendsten Hemmnisse bei den Neulingen<br />

bestehen darin, dass es neben einer grundsätzlichen<br />

Unklarheit über das Thema Industrie 4.0<br />

(56 Prozent) vor allem keine Klarheit über den<br />

wirtschaftlichen Nutzen von Industrie 4.0-Konzepten<br />

(77 Prozent) gibt. Insoweit sehen die<br />

Firmen auch keine Markterfordernis zur Beschäftigung<br />

mit diesem Thema (38 Prozent). Dies liegt<br />

offenbar auch daran, dass das Thema Industrie<br />

4.0 noch nicht fest in der Unternehmenskultur<br />

verankert ist (38 Prozent). Zudem sind sich<br />

mehr als 72 Prozent der Unternehmen darüber<br />

bewusst, dass es ihnen in diesem Bereich an<br />

Fachwissen und Fachkräften fehlt. Bei allen<br />

genannten Hemmnissen weichen die Ergebnisse<br />

zu den Neulingen besonders stark von denen der<br />

Pioniere ab. Damit sind zugleich die wichtigsten<br />

Themen genannt, an denen die Neulinge zur<br />

Verkürzung ihres Abstandes zu den Benchmark-<br />

Unternehmen (Pioniere) arbeiten sollten. Die<br />

57


geringe Intensität, mit denen die schwerwiegendsten<br />

Hemmnisse der Neulinge bei den Pionieren<br />

wahrgenommen werden, zeigt, dass die<br />

Neulinge wirklich gute Chancen haben, diese<br />

Probleme in den Griff zu bekommen.<br />

Allerdings werden von den Neulingen auch<br />

externe Hemmnisse genannt, wo vor allem Staat<br />

und Politik gefordert sind, die Rahmenbedingungen<br />

für das Gelingen der digitalen Transformation<br />

im Bereich Industrie 4.0 zu verbessern. So<br />

beklagen knapp 59 Prozent der Neulinge fehlende<br />

Normen und Standards, 49 Prozent eine<br />

unzureichende Datensicherheit und 41 Prozent<br />

ungeklärte Rechtsfragen.<br />

Aus unternehmensinterner Sicht erreichen die<br />

Neulinge keine höhere Readiness-Stufe, weil sie<br />

verschiedene Hürden noch nicht überwunden<br />

haben (Abbildung 4-3).<br />

Bewusstsein für Industrie 4.0 im Unternehmen<br />

schaffen<br />

Industrie 4.0 ist ein Innovationsthema, bei welchem<br />

sich gerade Neulinge über die Bedeutung,<br />

die Potenziale und den Nutzen in ihrem Unternehmen<br />

Klarheit verschaffen müssen. Nur wenn<br />

die Unternehmen sich der Bedeutung dieses<br />

Themas bewusst werden, können sie strategische<br />

Ableitungen ziehen und weitere geeignete Maßnahmen<br />

einleiten. Dazu zählt auch, dass die<br />

Belegschaft über die allgemeine Bedeutung von<br />

Industrie 4.0 für die Zukunft und erste Umsetzungsideen<br />

des Unternehmens aufgeklärt werden<br />

sollte. Aber auch Politik und Verbände können<br />

wichtige Impulse liefern und die Unternehmen<br />

dabei unterstützen, ein eigenes Begriffsverständnis<br />

von Industrie 4.0 aufzubauen.<br />

Aus diesen Befunden lassen sich mehrere Handlungsfelder<br />

zur Erreichung einer höheren Readiness-Stufe<br />

ableiten:<br />

Abbildung 4-3: Handlungsfelder für Neulinge (Readiness-Stufe 0 und 1)<br />

I4.0-Dimensionen<br />

Strategie &<br />

Organisation<br />

Smart Factory<br />

Smart Operations<br />

Smart Products<br />

Data-driven<br />

Services<br />

Mitarbeiter<br />

Gegenwärtige<br />

Haupthürden<br />

(aus Readiness-<br />

Modell)<br />

Industrie 4.0<br />

findet noch keine<br />

oder nur geringe<br />

Beachtung in der<br />

strategischen<br />

Ausrichtung<br />

Keine Anbindung<br />

des Maschinenund<br />

Anlagenparks<br />

an übergeordnete<br />

IT-<br />

Systeme<br />

Maschinen- und<br />

Prozessdaten<br />

werden nicht<br />

erfasst<br />

Kein oder kaum<br />

betriebsinterner,<br />

systemintegrierter<br />

Informationsaustausch<br />

Produkte<br />

besitzen keine<br />

oder nur erste<br />

Ansätze von IKT-<br />

Zusatzfunktionalitäten<br />

Fokus auf<br />

klassische<br />

Produkte;<br />

datenbasierte<br />

Dienstleistungen<br />

werden nicht<br />

oder ohne<br />

Vernetzung mit<br />

dem Kunden<br />

angeboten<br />

Keine oder nur<br />

geringe Industrie<br />

4.0-spezifische<br />

Mitarbeiterkompetenzen<br />

vorhanden<br />

Hemmnisse<br />

Unklarheit über wirtschaftlichen Nutzen<br />

Allgemeine Ungewissheit über I4.0<br />

Keine Markterfordernis<br />

Fehlende Kompetenzen<br />

Handlungsfelder<br />

Bewusstsein für<br />

I4.0 schaffen<br />

Strategien<br />

formulieren<br />

Schrittweise<br />

Implementierung<br />

des Maschinenparks<br />

in die<br />

übergeordneten<br />

IT-Systeme<br />

Ansätze von<br />

internen und<br />

externen<br />

systemintegriertem<br />

Informationsaustausch<br />

planen<br />

Potenzialanalyse<br />

möglicher IKT-<br />

Zusatzfunktionalitäten<br />

Neuausrichtung<br />

des Produktportfolios<br />

Definition von<br />

datenbasierten<br />

Dienstleistungen<br />

Systematische<br />

Bedarfsanalyse<br />

Anpassung der<br />

Ausbildungs- und<br />

Qualifizierungsmaßnahmen<br />

Eigene Darstellung<br />

58


Industrie 4.0-Konzepte in der Unternehmensstrategie<br />

und -kultur etablieren<br />

Trotz Kenntnis über die Potenziale von Industrie<br />

4.0 existiert bei den Neulingen meist noch<br />

keine konkrete Strategie zur Entwicklung und<br />

Umsetzung von Industrie 4.0-Konzepten. Zur<br />

vollumfänglichen Ausschöpfung des Potenzials<br />

von Industrie 4.0 bedarf es einer hieran angepassten<br />

Unternehmensstrategie und -organisation,<br />

die von den Führungskräften im Unternehmen<br />

aufgesetzt und etabliert wird.<br />

Kulturveränderung ist langwierig und stark<br />

beeinflusst von den Menschen, die sie treiben<br />

und vorleben. Studien weisen darauf hin, dass<br />

derart innovative Themen fest und konkret in<br />

allen Bereichen des Unternehmens, der Führungs-<br />

und Organisationsstruktur sowie vor<br />

allem auch im Wertesystem des Unternehmens<br />

verankert werden müssen. Nur so wird eine flächendeckende<br />

Mobilisierung für das Thema<br />

erreicht und das gesamte vorhandene Potenzial<br />

der Mitarbeiter und der Organisation ausgeschöpft.<br />

Insbesondere Mittelständler schaffen es<br />

durch persönliches Vorleben der Bedeutung von<br />

innovativen Themen wie Industrie 4.0 und von<br />

innovativem Handeln, die Mitarbeiter für dieses<br />

Thema zu begeistern und sie dauerhafter zu<br />

motivieren (IW Consult/Santiago, 2015). In der<br />

Unternehmenskultur sollte bereits gelebt werden,<br />

was in der Strategie verankert werden soll.<br />

Das heißt: Die Bedeutung des Kulturwandels<br />

durch Industrie 4.0 sollte von der Unternehmensleitung<br />

hervorgehoben werden – etwa<br />

durch Schaffung von Identifikationsfiguren und<br />

Vorbildern, aber auch durch die Besetzung der<br />

Schlüsselposition des Industrie 4.0-Hauptverantwortlichen.<br />

Diese Dinge sind nur mit einer starken<br />

und innovationsfördernden Führungsleistung<br />

erfolgreich umzusetzen. Es sind die<br />

Führungskräfte im Innovationsumfeld von<br />

Industrie 4.0, die den Kulturwandel vorleben, die<br />

Zusammenarbeit von Teams strukturieren und<br />

individuelle Freiräume für Mitarbeiter organisieren<br />

müssen.<br />

Technische Grundlagen zum Aufbau einer<br />

Smart Factory schaffen<br />

Im Rahmen von Pilotversuchen können Neulinge<br />

erste Erfahrungen mit innovativen Anwendungsformen<br />

von Sensorik und hochgradig vernetzten<br />

IT-Systemen sammeln. Parallel dazu sollte die<br />

Erweiterbarkeit des Maschinenparks auf Anbindung<br />

an übergeordnete IT-Systeme geprüft werden.<br />

Im nächsten Schritt wird die Transparenz<br />

über die gegenwärtigen Produktionsabläufe<br />

gesteigert.<br />

Vernetzung der Komponenten und Systeme<br />

starten<br />

In den Unternehmensprozessen sollte zuerst der<br />

Informationsaustausch zwischen den einzelnen<br />

Systemen sukzessive ausgeweitet werden. In<br />

Betracht kommen hierbei sowohl standardisierte<br />

Schnittstellen als auch der Einsatz geeigneter<br />

Middleware 6 . Diese sind auch Grundvoraussetzung<br />

für die Initiierung von datenbasierten<br />

Dienstleistungsangeboten.<br />

Erweiterung des Produktportfolios<br />

Das Produktportfolio sollte im Rahmen einer<br />

Potenzialanalyse auf die Erweiterung mit IKT-<br />

Zusatzfunktionalitäten zur Steigerung des Kundennutzens<br />

geprüft werden. Auf Basis der identifizierten<br />

Zusatzfunktionalitäten können die<br />

ersten datenbasierten Dienstleistungen getestet<br />

werden.<br />

Basiskompetenzen aufbauen<br />

Um mit dem Thema Industrie 4.0 zu beginnen,<br />

ist der Aufbau von betriebsinternen Basiskompetenzen<br />

zu den Themen IT-Infrastruktur, Automatisierungstechnik<br />

und Datenanalyse von zentraler<br />

Bedeutung.<br />

6 Middleware stellt eine Ebene in einem komplexen<br />

Softwaresystem dar, die als „Dienstleister“<br />

anderen, ansonsten entkoppelten, Softwarekomponenten<br />

den Datenaustausch ermöglicht.<br />

59


Welche Kompetenzen im Einzelfall benötigt werden,<br />

ergibt sich oft erst aus dem unternehmensspezifischen<br />

Vorgehen. Hier sollten Unternehmen<br />

vorab eine systematische Bedarfsanalyse<br />

im Bereich der Beschäftigten durchführen und<br />

ihre Qualifizierungs- und Ausbildungsmaßnahmen<br />

entsprechend dieser Bedürfnisse anpassen.<br />

4.2 Handlungsfelder für<br />

Einsteiger<br />

Die Einsteiger in Industrie 4.0, die sich im Readiness-Modell<br />

auf der Stufe 2 befinden, müssen ähnliche<br />

Hemmnisse überwinden wie die Neulinge:<br />

• Unklarheit über wirtschaftlichen Nutzen<br />

von Industrie 4.0-Konzepten<br />

• allgemeine Unklarheit über Industrie 4.0<br />

und zögerliches Verhalten<br />

• fehlendes Fachwissen über und fehlende<br />

Fachkräfte für Industrie 4.0<br />

• Belegschaft nicht offen für die Digitalisierung<br />

Auch hier bestehen die gravierendsten Hemmnisse<br />

darin, dass es neben einer grundsätzlichen<br />

Unklarheit über das Thema Industrie 4.0 (49 Prozent)<br />

ebenfalls keine Klarheit über den wirtschaftlichen<br />

Nutzen von Industrie 4.0-Konzepten<br />

(64 Prozent) gibt. Zudem beklagen fast 48 Prozent<br />

der Firmen fehlendes Fachwissen über und<br />

fehlende Fachkräfte für Industrie 4.0. 30 Prozent<br />

der Unternehmen befürchten, dass ihre Belegschaft<br />

nicht offen genug für Digitalisierungsthemen<br />

ist. 14 Prozent der Einsteiger haben zudem<br />

Sorge vor der Marktmacht großer Unternehmen.<br />

Bei den aufgeführten Hemmnissen weichen die<br />

Ergebnisse besonders stark von denen der Pioniere<br />

ab, welche die Einsteiger zuvorderst angehen<br />

sollten, um möglichst schnell zu den<br />

Benchmark-Unternehmen aufschließen zu<br />

können.<br />

Im Rahmen der externen Hemmnisse monieren<br />

von den Einsteigern 42 Prozent fehlende Normen<br />

und Standards, 41 Prozent eine unzureichende<br />

Datensicherheit sowie ungeklärte<br />

Rechtsfragen; knapp ein Drittel bemängelt die<br />

Breitbandinfrastruktur.<br />

• Sorge vor der Marktmacht großer Unternehmen<br />

Abbildung 4-4: Handlungsfelder für Einsteiger (Readiness-Stufe 2)<br />

I4.0-Dimensionen<br />

Strategie &<br />

Organisation<br />

Smart Factory<br />

Smart Operations<br />

Smart Products<br />

Data-driven<br />

Services<br />

Mitarbeiter<br />

Gegenwärtige<br />

Haupthürden<br />

(aus Readiness-<br />

Modell)<br />

Industrie 4.0<br />

findet Beachtung<br />

im Strategieprozess,<br />

eine<br />

konkrete<br />

Strategie ist aber<br />

noch nicht<br />

formuliert<br />

Keine<br />

vollständige<br />

Anbindung des<br />

Maschinenparks<br />

an IT-Systeme<br />

Eingeschränkte<br />

Nachrüstbarkeit<br />

des Maschinenparks<br />

Keine Ansätze<br />

eines<br />

systemintegrierten<br />

Informationsaustauschs<br />

mit externen<br />

Partnern<br />

Keine Analyse<br />

und Nutzung der<br />

aufgenommenen<br />

Daten zur<br />

Optimierung der<br />

Produkte oder<br />

Prozesse<br />

(Produktentwicklung,<br />

Vertriebsunterstützung,<br />

After-Sales)<br />

Datennutzungsgrad<br />

von<br />

20-50 % noch<br />

nicht erreicht<br />

In einigen<br />

relevanten<br />

Bereichen sind<br />

Industrie 4.0-<br />

spezifische<br />

Kompetenzen<br />

noch nicht<br />

ausreichend<br />

vorhanden<br />

Hemmnisse<br />

Unklarheit über wirtschaftlichen Nutzen<br />

Allgemeine Ungewissheit über I4.0<br />

Keine Markterfordernis<br />

Fehlende Kompetenzen<br />

Handlungsfelder<br />

Strategie<br />

formulieren und<br />

umsetzen<br />

IT-vernetzte<br />

Maschinenparks<br />

planen und<br />

aufbauen<br />

Systemintegrierten<br />

Informationsaustausch<br />

betriebsintern<br />

und extern<br />

ausweiten<br />

Systematische<br />

Analyse<br />

potenzieller<br />

Nutzungsmöglichkeiten<br />

der aufgenommenen<br />

Daten<br />

Datennutzungsgrad<br />

erhöhen<br />

Mehr<br />

datenbasierte<br />

Dienstleistungen<br />

kreieren<br />

Systematische<br />

Bedarfsanalyse<br />

Anpassung der<br />

Ausbildungs- und<br />

Qualifizierungsmaßnahmen<br />

Eigene Darstellung<br />

60


Aus unternehmensinterner Sicht erreichen die<br />

Einsteiger keine höhere Readiness-Stufe, weil sie<br />

den Status quo aus Abbildung 4-4 noch nicht<br />

überwunden haben.<br />

Für Einsteiger lassen sich ähnliche Handlungsfelder<br />

ableiten wie für Neulinge mit Ausnahme der<br />

folgenden Ergänzungen:<br />

Überwachung der Strategieumsetzung<br />

durch Kennzahlen<br />

Für das Controlling der Strategieformulierung<br />

und -umsetzung muss ein geeignetes Kennzahlencockpit<br />

erarbeitet werden. Dieses enthält zielspezifische<br />

Kennzahlen z. B. für den Fortschrittsoder<br />

Erfüllungsgrad der Industrie 4.0-Strategie<br />

und dient der Überwachung der Umsetzung.<br />

Dabei können klassische Methoden wie die<br />

Balanced Scorecard – ein Instrument, mit welchem<br />

die Entwicklung der Geschäftsvision verfolgt<br />

werden kann – eingesetzt werden.<br />

Technische Grundlagen erweitern<br />

Bei der Erstellung von Lastenheften für die<br />

Beschaffung neuer Maschinen und Anlagen sind<br />

Industrie 4.0-spezifische Anforderungen insbesondere<br />

hinsichtlich der Integration in IT-Systeme<br />

und M2M-Kommunikation zu berücksichtigen.<br />

Darüber hinaus ist der betriebsinterne,<br />

systemintegrierte Informationsaustausch durch<br />

eine Vereinheitlichung der Systemlandschaft<br />

auszubauen. Zur Herstellung der Kollaboration<br />

und horizontalen Integration sollten die Unternehmen<br />

erste Schritte hin zu einem systemintegrierten<br />

Informationsaustausch mit externen<br />

Kunden und Lieferanten unternehmen.<br />

Datenanalysefähigkeit erhöhen<br />

Unternehmen auf dieser Stufe sollten die zahlreichen<br />

gesammelten Informationen hinsichtlich<br />

weiterer Nutzungspotenziale durch tiefergehende<br />

Analysen untersuchen. Die Erhöhung des<br />

Datennutzungsgrades und zusammenhängender<br />

IKT-Zusatzfunktionalitäten bietet die<br />

Möglichkeit, Produkte digitaler zu gestalten und<br />

Kundendaten intensiver in die internen Prozesse<br />

einzubinden.<br />

Basiskompetenzen ausbauen<br />

Um das Thema Industrie 4.0 voranzutreiben,<br />

muss weiter am Aufbau von betriebsinternen<br />

Basiskompetenzen zu den Themen IT-Infrastruktur,<br />

Automatisierungstechnik und Datenanalyse<br />

gearbeitet werden. Die systematische<br />

Bedarfsanalyse im Bereich der Beschäftigten<br />

sowie die zugehörigen Qualifizierungs- und Ausbildungsmaßnahmen<br />

sind eine Daueraufgabe.<br />

4.3 Handlungsfelder für<br />

Pioniere<br />

Die Pioniere im Bereich Industrie 4.0, die sich im<br />

Readiness-Modell auf den Stufen 3 bis 5 wiederfinden,<br />

haben weitestgehend mit anderen<br />

Hemmnissen zu kämpfen als die Neulinge und<br />

Einsteiger (vgl. Abbildung 4-2). Die Pioniere orientieren<br />

sich am Soll-Profil von Industrie 4.0<br />

(Stufe 5 des Readiness-Modells). Gegenwärtig<br />

befinden sich knapp 6 Prozent der deutschen<br />

Maschinen- und Anlagenbauer in dieser<br />

Benchmark-Gruppe. Um auf dem Weg von<br />

Industrie 4.0 weiter voranzukommen, müssen<br />

die Pioniere vor allem folgende Hemmnisse<br />

überwinden:<br />

• fehlende Finanzkraft für die Durchführung<br />

der Investitionen im Bereich Industrie 4.0<br />

• fehlende Normen und Standards<br />

• ungeklärte Rechtsfragen<br />

• fehlendes Fachwissen über und fehlende<br />

Fachkräfte für Industrie 4.0<br />

• fehlendes Vertrauen in die Datensicherheit<br />

• unternehmensinterne Bürokratien und<br />

Regularien<br />

61


Für 63 Prozent der Pioniere bestehen die größten<br />

Hemmnisse in der fehlenden Finanzkraft zur<br />

Durchführung der Investitionen im Bereich<br />

Industrie 4.0. Fast 60 Prozent stehen vor dem<br />

Problem fehlender Normen und Standards. Aber<br />

auch ungeklärte Rechtsfragen im Zusammenhang<br />

mit Industrie 4.0 (47 Prozent) sowie das<br />

Fachkräftethema (46 Prozent) stellen die Pioniere<br />

vor erhebliche Herausforderungen. Außerdem<br />

haben 40 Prozent der Unternehmen wenig Vertrauen<br />

in die Datensicherheit und 35 Prozent<br />

müssen sich intensiver mit unternehmensinternen<br />

Bürokratien und Regularien im Zusammenhang<br />

mit der Implementierung von Industrie 4.0-<br />

Konzepten auseinandersetzen. Die aufgeführten<br />

Hemmnisse zeigen, dass bei den Pionieren im<br />

Vergleich zu den Neulingen und Einsteigern die<br />

externen Rahmenbedingungen wesentlich stärker<br />

in den Fokus rücken. Um diese Hemmnisse<br />

zu überwinden, ist auch die Politik mit der Ausarbeitung<br />

von entsprechenden Lösungsansätzen<br />

gefordert; die Unternehmen stoßen bei der<br />

Bewältigung der Hemmnisse in den Themen<br />

Normen und Standards, ungelöste Rechtsfragen<br />

und fehlende Datensicherheit an ihre Grenzen.<br />

Aus unternehmensinterner Sicht erreichen die<br />

Pioniere keine höhere Readiness-Stufe, weil sie<br />

den in Abbildung 4-5 beschriebenen Status quo<br />

noch nicht überwunden haben.<br />

Die Pioniere können in den Handlungsfeldern<br />

nur bedingt autonom agieren, weil zum einen<br />

für das Gelingen von Industrie 4.0 erforderliche<br />

Rahmenbedingungen fehlen, zum anderen zu<br />

wenige potenzielle Netzwerkpartner auf einer<br />

ähnlichen Readiness-Stufe stehen. Gerade diese<br />

letztgenannten Netzwerkeffekte sind ein elementarer<br />

Punkt für die Umsetzung von Industrie<br />

4.0-Konzepten. Für die Pionierunternehmen<br />

ergeben sich damit folgende Handlungsfelder:<br />

Finanzierung von Industrie 4.0-Projekten<br />

sichern<br />

Mit fortschreitendem Kenntnisstand bei der<br />

Implementierung von Maßnahmen zu Industrie<br />

4.0 steigt die Komplexität der Vernetzung<br />

und infolgedessen die Investitionshöhe für<br />

Industrie 4.0-Projekte. Gegenwärtig sind diese<br />

Kosten für die Unternehmen schwer<br />

Abbildung 4-5: Handlungsfelder für heutige Pioniere (Readiness-Stufen 3+)<br />

I4.0-Dimensionen<br />

Strategie &<br />

Organisation<br />

Eine bereits<br />

formulierte<br />

Industrie 4.0-<br />

Strategie ist noch<br />

nicht umgesetzt<br />

Kennzahlensystem<br />

wird<br />

noch nicht in den<br />

Strategieprozess<br />

miteinbezogen<br />

Smart Factory<br />

Smart Operations<br />

Smart Products<br />

Data-driven<br />

Services<br />

Keine digitale<br />

Kundenvernetzung<br />

bei<br />

datenbasierten<br />

Dienstleistungen<br />

Datenbasierte<br />

Dienstleistungen<br />

erreichen keinen<br />

signifikanten<br />

Umsatzanteil<br />

(>7,5 %)<br />

Mitarbeiter<br />

Gegenwärtige<br />

Haupthürden<br />

(aus Readiness-<br />

Modell)<br />

Maschinen- und<br />

Anlagenpark<br />

erfüllt noch nicht<br />

alle zukünftigen<br />

Anforderungen<br />

Maschinen- und<br />

Prozessdaten<br />

werden nicht<br />

durchgängig<br />

digital erfasst<br />

Noch kein<br />

Einsatz autonom<br />

steuernder<br />

Werkstücke und<br />

selbstständig<br />

reagierender<br />

Prozesse<br />

Produkte<br />

besitzen erst auf<br />

wenige Aspekte<br />

beschränkte IKT-<br />

Zusatzfunktionalitäten<br />

Industrie 4.0-<br />

spezifische<br />

Kompetenzen<br />

noch nicht in<br />

allen Bereichen<br />

vollumfänglich<br />

vorhanden<br />

Hemmnisse<br />

Fehlende Finanzkraft<br />

Fehlende Normen und Standards<br />

Fehlende Kompetenzen<br />

Fehlender Rechtsrahmen<br />

Handlungsfelder<br />

Strategie vollständig<br />

umsetzen<br />

Strategieumsetzung<br />

regelmäßig<br />

überprüfen<br />

Maschinenpark<br />

auf künftige<br />

Anforderungen<br />

ausrichten<br />

Ausbau digitaler<br />

Datenerfassung<br />

Einsatz autonom<br />

steuernder Werkstücke<br />

und<br />

selbstständig<br />

reagierender<br />

Prozesse<br />

Umfang der IKT-<br />

Zusatzfunktionen<br />

ausweiten<br />

Erweiterung des<br />

Dienstleistungsportfolios<br />

um<br />

digital mit dem<br />

Kunden vernetzte<br />

Angebote<br />

Qualifizierung<br />

Ausbildung<br />

Rekrutierung<br />

Eigene Darstellung<br />

62


abschätzbar. Industrie 4.0-Konzepte können daher<br />

nicht von Beginn an in vollem Umfang, sondern<br />

vielmehr nur bereichsweise umgesetzt werden.<br />

Zur Überwindung von Finanzierungshemmnissen<br />

sollten investitionsfreundliche Rahmenbedingungen<br />

gesetzt werden. Ein weiterer Anreiz<br />

wäre der Steuerabzug eines Teils der Forschungsund<br />

Entwicklungsausgaben im Bereich von<br />

Industrie 4.0-Konzepten. Die grundsätzliche<br />

steuerliche Förderung von Ausgaben für Forschung<br />

und Entwicklung ist in vielen Industriestaaten<br />

schon gängige Praxis.<br />

Seitens des Bunds und der Länder könnten<br />

gezielte Förderprogramme zu Industrie 4.0 aufgelegt<br />

werden. Allerdings sollten diese einfach in<br />

der Administration und mit einem geringen<br />

bürokratischen Aufwand versehen sein. Die häufige<br />

Beschränkung auf KMU ist in Anbetracht der<br />

Studienergebnisse zu hinterfragen.<br />

Im internationalen Vergleich gibt es in Deutschland<br />

verhältnismäßig wenig Wagniskapital.<br />

Wagniskapital ist eine vor allem bei Start-ups<br />

verbreitete Finanzierungsform, welche – trotz<br />

des hohen Risikos für den Investor – in Deutschland<br />

rechtlich und steuerlich nicht attraktiv<br />

genug gestaltet ist. Insbesondere für ausländische<br />

Wagniskapitalgeber scheint die Finanzierung<br />

deutscher Unternehmen daher wenig<br />

attraktiv.<br />

Erweiterung der Smart Factory<br />

Die Interoperabilität von M2M-Kommunikation<br />

und eine firmenübergreifende Vernetzung erfordern<br />

eine möglichst eindeutige Semantik, welche<br />

den Datenaustausch ermöglicht und wesentlich<br />

ist, um ein gemeinsames Verständnis für die<br />

Daten zu schaffen, diese korrekt und einheitlich<br />

interpretieren und auswerten zu können. Zur<br />

Erhöhung der Auflösung der Datenerfassung ist<br />

der Einsatz von zusätzlicher Sensorik zu prüfen.<br />

Digitale Durchdringung der Prozesse<br />

anstreben<br />

Mit Blick auf die Erweiterung des Konzepts der<br />

Smart Factory sind Pilotbereiche zu identifizieren,<br />

in denen autonom steuernde Werkstücke<br />

und selbstständig reagierende Prozesse erprobt<br />

und weiterentwickelt werden können. Darüber<br />

hinaus werden erste Cloud-Lösungen in den<br />

Bereichen Software, Datenspeicherung oder<br />

Datenauswertung eingesetzt.<br />

Datenbasierte Geschäftsmodelle auf Basis<br />

von Smart Products entwickeln<br />

Die Unternehmen sollten den Umfang der auf<br />

die Kundenbedürfnisse zugeschnittenen datenbasierten<br />

Dienstleistungen erhöhen und ihre<br />

Geschäftsmodelle dahingehend anpassen. Voraussetzung<br />

für diesen Wandel ist die Vernetzung<br />

mit dem Kunden. Nur so können kontinuierlich<br />

Daten aufgenommen und produktbegleitende<br />

Dienstleistungen sichergestellt werden. Hierdurch<br />

wird die Qualität des After-Sales- und Servicegeschäfts<br />

erheblich gesteigert. Durch dieses<br />

Vorgehen lässt sich ein Geschäftsmodell mit klaren<br />

Zielsetzungen, Zuständigkeiten und Prozessen<br />

erarbeiten. Vor allem mittelständische<br />

Unternehmen haben so die Möglichkeit, ihre<br />

Profitabilität zu steigern.<br />

Industrie 4.0-Kompetenzen weiter ausbauen<br />

Mitarbeiter tragen im Unternehmen die digitale<br />

Transformation mit. Es sind zwar vielfältige<br />

Fähigkeiten vorhanden, aber oft nicht in dem für<br />

die detaillierte Umsetzung von Industrie 4.0<br />

erforderlichen Ausmaß. Je weiter das Unternehmen<br />

fortschreitet, desto umfangreichere und<br />

weiter gefächerte Kompetenzen werden benötigt.<br />

Vor allem im Bereich der Kollaborationssoftware<br />

und der Etablierung von Assistenzsystemen<br />

bestehen Wissenslücken, die nur durch<br />

Weiterbildungsmaßnahmen oder Neueinstellungen<br />

geschlossen werden können.<br />

63


Für die Etablierung von Industrie 4.0-Konzepten<br />

werden gut ausgebildete Fachkräfte gebraucht.<br />

Der Fachkräftemangel trifft besonders die mittelständischen<br />

Unternehmen, für die es zunehmend<br />

schwieriger wird, Forscher und hoch qualifizierte<br />

Fachkräfte zu finden. Damit die<br />

Maschinen- und Anlagenbauer in Zukunft genügend<br />

Mitarbeiter für die Transformation von<br />

Industrie 4.0-Konzepten zur Verfügung haben,<br />

muss das deutsche Bildungssystem noch stärker<br />

auf mathematisch-naturwissenschaftliche<br />

Fächer ausgerichtet werden. Ziel sollte es daher<br />

sein, die Bildung in Mathematik, Informatik,<br />

Naturwissenschaften und Technik (MINT) zu<br />

stärken und die Bedeutung von Industrie 4.0-<br />

relevanten Technologien dabei in durchgängigen<br />

Bildungsketten von den Kitas bis zu den Universitäten<br />

zu etablieren. Als bildungspolitische<br />

Maßnahmen könnte der Staat die verbindliche<br />

Einführung von naturwissenschaftlich-technisch-orientiertem<br />

Sachunterricht an den<br />

Grundschulen vorsehen. In den weiterführenden<br />

Schulen sollte durchgängig ein Drittel der Stundentafel<br />

für den Unterricht in MINT-Fächern<br />

reserviert sein. Auch die Zuwanderung von hoch<br />

qualifizierten Fachkräften muss erleichtert und<br />

gefördert werden.<br />

Neuen Rechtsrahmen schaffen<br />

Der Übergang in eine vernetzte Industrie kann<br />

nur gelingen, wenn ein neuer Rechtsrahmen<br />

geschaffen wird, der die bisher offenen Rechtsfragen<br />

in Bezug auf personenbezogene und<br />

maschinengenerierte Daten klärt.<br />

Mit der Zunahme unternehmensübergreifender<br />

autonomer und quasi-autonomer Kommunikation<br />

von Maschinen untereinander (M2M-Kommunikation)<br />

ist die Frage von Haftung und Risikoverteilung<br />

für fehlerhafte Datenübermittlung<br />

sowie für Konnektivitätsausfälle zu klären. Etwaige<br />

Eigentumsrechte an Daten existieren in der<br />

gegenwärtigen Rechtsgrundlage nicht.<br />

Datensicherheit gewährleisten<br />

Für Unternehmen ist es wichtig, die Anfangshürden<br />

zu nehmen, um das Potenzial aus gegebenenfalls<br />

schon implementierten Lösungen zu<br />

schöpfen. Für eine systemweite Nutzung der<br />

erfassten Daten ist die Implementierung eines<br />

ganzheitlichen Sicherheitskonzeptes fundamental.<br />

Dieser Schritt muss sowohl betriebsintern als<br />

auch in Bezug auf die Kommunikation mit Partnerunternehmen<br />

erfolgen.<br />

64


5 Literaturverzeichnis<br />

• Acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften,<br />

2014, Smarte Service Welt,<br />

Umsetzungsempfehlungen für das<br />

Zukunftsprojekt Internetbasierte Dienste für<br />

die Wirtschaft, Berlin.<br />

• Accenture, 2014, Industrial Internet Insights<br />

Report for 2015.<br />

• Bitkom/Fraunhofer IAO, 2014, Industrie 4.0 –<br />

Volkswirtschaftliches Potenzial für Deutschland,<br />

Berlin, Stuttgart.<br />

• Deindl, Matthias, 2013, Gestaltung des Einsatzes<br />

von intelligenten Objekten in Produktion<br />

und Logistik, Aachen.<br />

• DIHK – Deutscher Industrie- und Handelskammertag,<br />

2015, Wirtschaft 4.0: Große<br />

Chancen, viel zu tun, Das IHK-Unternehmensbarometer<br />

zur Digitalisierung, Berlin.<br />

• Dumbill, Edd, 2012, What is big data? An<br />

introduction to the big data landscape.<br />

• Hildenbrand, Katharina/Gebauer, Heiko/<br />

Fleisch, Elgar, 2006, Strategische Ausrichtung<br />

des Servicegeschäfts in produzierenden<br />

Unternehmen, in: Barkwai, Karim; Baader,<br />

Andreas; Montanus, Sven (Hrsg.), Erfolgreich<br />

mit After Sales Services, Geschäftsstrategien<br />

für Servicemanagement und Ersatzteillogistik,<br />

Berlin, Heidelberg, S. 73-94.<br />

• McKinsey, 2015, Industry 4.0 – How to navigate<br />

digitization of the manufacturing sector.<br />

• MHP – Mieschke Hofmann und Partner<br />

Gesellschaft für Management- und<br />

IT-Beratung mbH, 2014, Industrie 4.0 –<br />

Eine Standortbestimmung der Automobilund<br />

Fertigungsindustrie.<br />

• Plattform Industrie 4.0, 2015, Umsetzungsstrategie<br />

Industrie 4.0, Ergebnisbericht der<br />

Plattform Industrie 4.0.<br />

• PwC – PriceWaterhouseCoopers, 2014,<br />

Industrie 4.0 – Chancen und Herausforderungen<br />

der vierten industriellen<br />

Revolution (strategy&).<br />

• Spath, Dieter (Hrsg.)/Ganschar, Oliver/<br />

Gerlach, Stefan/Hämmerle, Moritz/Krause,<br />

Tobias/Schlund/Sebastian, 2013, Produktionsarbeit<br />

der Zukunft, Industrie 4.0, Stuttgart.<br />

• Wischmann, Steffen/Wangler, Leo/Botthof,<br />

Alfons, 2015, Industrie 4.0, Volks- und<br />

betriebswirtschaftliche Faktoren für den<br />

Standort Deutschland, Studie im Rahmen der<br />

Begleitforschung zum Technologieprogramm<br />

AUTONOMIK für Industrie 4.0, Berlin.<br />

• IW Consult/Santiago, 2015, Innovationen den<br />

Weg ebnen, Studie für den Verband der Chemischen<br />

Industrie, Köln, Frankfurt a. M., Willich.<br />

65


6 Glossar<br />

Big Data – „Massendaten (Big Data) sind Daten, die zu groß oder zu komplex sind, um sie mit herkömmlichen<br />

Prozessen oder Methoden der Datenverarbeitung auszuwerten und unterliegen rapider,<br />

kontinuierlicher Veränderung. Dies geht mit einer Inversion der Prioritäten der IT einher: da die Daten<br />

zu groß sind, muss nun<br />

das Programm flexibel und beweglich sein“<br />

(Dumbill, 2012).<br />

Cloud – Unter einer Cloud wird kein einzelner<br />

Rechner, sondern eine virtuelle „Rechenwolke“<br />

verstanden, die aus zahlreichen miteinander vernetzten<br />

Rechnern besteht. Der Anwender muss<br />

dabei nicht vor Ort sein, um auf diese Rechner<br />

zuzugreifen.<br />

Cloud-Computing – Cloud-Computing<br />

beschreibt die Bereitstellung von IT-Infrastruktur<br />

in Form einer Cloud sowie IT-Leistungen wie<br />

Datenspeicherung, Datenauswertung und Softwarenutzung.<br />

Dadurch muss der Nutzer keine<br />

eigenen kostenintensiven Serverlösungen in seinem<br />

Unternehmen einführen und installieren.<br />

Cyber-physische Systeme – CPS bilden die Verbindung<br />

zwischen der physischen und virtuellen<br />

Welt, indem sie über eine Dateninfrastruktur,<br />

das „Internet der Dinge“, kommunizieren. Sie<br />

sind das Grundgerüst, welches es ermöglicht, die<br />

reale Produktion virtuell abzubilden und alle<br />

Datenströme, die durch Sensoren und andere<br />

IT-Systeme entstehen, auszuwerten und im<br />

Zusammenhang darzustellen.<br />

Data Analytics – Data Analytics beschreibt den<br />

Prozess, die Datenmengen im Unternehmen zu<br />

analysieren und nützliche Zusammenhänge aus<br />

diesen Daten abzuleiten, die zur Unterstützung<br />

der Tätigkeiten im Betrieb dienen. Angesichts der<br />

Unmengen an Daten in heutigen Konzernen,<br />

können die Daten nur einen Mehrwert liefern,<br />

wenn sie in den Kontext eingeordnet sind und<br />

unter Oberthemen zusammengefasst werden.<br />

Data-driven Services/datenbasierte Dienstleistungen<br />

– Zu datenbasierten Dienstleistungen<br />

zählen hier unter anderem Telemaintenance,<br />

Optimierung des Ressourcenverbrauchs von<br />

Maschinen, Verfügbarkeits-, Performance- und<br />

Qualitätssteigerungen durch optimierte Parametereinstellung<br />

an der Maschine etc.<br />

Digitales Abbild – Dieses Abbild setzt sich nicht<br />

nur aus den produktbezogenen Daten zusammen,<br />

sondern wird durch Bewegungs-, Geopositions-<br />

und weitere Daten ergänzt.<br />

Echtzeitanforderung – Die Echtzeitanforderung<br />

ist ein Leitbegriff bei Industrie 4.0, unter dem<br />

man die Entscheidungsunterstützung aus der<br />

Datenanalytik versteht, bei der Daten zu dem<br />

Zeitpunkt vorliegen müssen, zu dem sie noch<br />

gebraucht werden. Dies muss nicht zwangsläufig<br />

ohne jede Zeitverzögerung „jetzt“ sein.<br />

ERP-Systeme – ERP-Systeme bieten integrierte<br />

Softwarelösungen für Administration sowie Planung<br />

und Steuerung der betrieblichen Wertschöpfungsprozesse<br />

und bilden so die Grundlage<br />

für die Informationsverarbeitung im Unternehmen.<br />

Der Fokus aktueller ERP-Systeme liegt auf<br />

der Erweiterung der Funktionalitäten durch Integration<br />

verschiedener funktional spezialisierter<br />

Systeme. Dies geschieht unter dem Begriff APS<br />

(Advanced Planning and Scheduling).<br />

66


Horizontale Integration – Die horizontale Integration<br />

beschreibt in der Produktions- und Automatisierungstechnik<br />

die Zusammenführung verschiedener<br />

IT-Systeme zu einer durchgängigen<br />

Lösung. Sie betrifft die verschiedenen Prozessschritte<br />

der Produktion und Unternehmensplanung,<br />

zwischen denen ein Material-, Energieund<br />

Informationsfluss verläuft, und findet<br />

sowohl innerhalb eines Unternehmens als auch<br />

über mehrere Unternehmen hinweg statt.<br />

Industrie 4.0 – Der Begriff Industrie 4.0 steht für<br />

die vierte industrielle Revolution, einer neuen<br />

Stufe der Organisation und Steuerung der<br />

gesamten Wertschöpfungskette über den<br />

Lebenszyklus von Produkten. Dieser Zyklus orientiert<br />

sich an den zunehmend individualisierten<br />

Kundenwünschen und erstreckt sich von der<br />

Idee über Auftrag, Entwicklung, Fertigung und<br />

Auslieferung eines Produkts an den Endkunden<br />

bis hin zum Recycling, einschließlich der damit<br />

verbundenen Dienstleistungen.<br />

Informations- und Kommunikationstechnologien<br />

(IKT) – Unter Informations- und Kommunikationstechnologien<br />

werden all diejenigen technischen<br />

Geräte und Einrichtungen zusammengefasst,<br />

die Informationen aller Art digital umsetzen,<br />

verarbeiten, speichern und übertragen können.<br />

Kennzahlensystem – Darstellung verdichteter<br />

Informationen zur Unterstützung des Managements.<br />

M2M – Machine-2-Machine-Kommunikation –<br />

M2M steht für den automatisierten Informationsaustausch<br />

zwischen technischen Systemen<br />

untereinander oder mit einer zentralen Stelle.<br />

Typische Anwendungen sind die Fernüberwachung<br />

und -steuerung. M2M verknüpft Informations-<br />

und Kommunikationstechnik und bildet<br />

das sogenannte „Internet der Dinge“.<br />

MES – Ein MES (Manufacturing Execution System)<br />

bildet die prozessnah operierende Ebene<br />

eines mehrschichtigen Fertigungsmanagementsystems.<br />

Es ist direkt an die Systeme der Prozessautomatisierung<br />

angebunden. MES zeichnen<br />

sich im Gegensatz zu ERP-Systemen durch integrierte<br />

APS-Logiken aus, die eine präzisere und<br />

detailliertere Feinplanung und Steuerung erlauben,<br />

zudem durch eine bessere Echtzeitfähigkeit.<br />

Middleware – Middleware stellt eine Ebene in<br />

einem komplexen Softwaresystem dar, die als<br />

„Dienstleister“ anderem, ansonsten entkoppelten,<br />

Softwarekomponenten den Datenaustausch<br />

ermöglicht.<br />

Predictive Maintenance – Predictive Maintenance-Systeme<br />

sollen Maschinenfehler, wie etwa<br />

Maschinenausfälle oder Störungen, entdecken,<br />

bevor sie überhaupt auftreten. Fehler sollen<br />

durch Instandhaltung oder frühzeitige Reparaturen<br />

verhindert werden.<br />

RFID – Radio-frequency Identification kann unter<br />

anderem zur Überwachung, Qualitätskontrolle<br />

und automatischen Anpassung des Fertigungsvorgangs<br />

sowie zur Erkennung und zum Austausch<br />

von eigenen und Umgebungsinformationen<br />

verwendet werden.<br />

67


SCM-System – Supply Chain Management Systeme<br />

schaffen eine unternehmensübergreifende<br />

Transparenz über Bedarfe, Kapazitäten und<br />

Bestände entlang der Wertschöpfungskette,<br />

sodass die einzelnen Unternehmen in ihrer Entscheidung<br />

bzgl. der betrieblichen Abläufe in<br />

Echtzeit unterstützt werden.<br />

Smart Factory – Smart Factory bezeichnet die<br />

intelligente, vernetzte Fabrik.<br />

Smart Operations – Smart Operations beschreibt<br />

die horizontale und vertikale Vernetzung des<br />

Unternehmens, auf deren Basis eine flexible Produktionsplanung<br />

und -steuerung möglich wird.<br />

Smart Products – Smart Products sind physische<br />

Objekte, die mit IKT ausgestattet sind. Dadurch<br />

sind sie eindeutig identifizierbar und können mit<br />

ihrer Umwelt interagieren. Sie erfassen ihre<br />

Umwelt und den eigenen Zustand über Sensorik<br />

und bieten unterschiedliche Zusatzfunktionen<br />

im betrieblichen Kontext an.<br />

Smart Services – Unter Smart Services werden<br />

über das Internet individuell konfigurierte<br />

Pakete aus Produkten, Dienstleistungen und<br />

Diensten verstanden (acatech, 2014). Diese Services<br />

umfassen zum Beispiel prädiktive Dienstleistungen<br />

aus der Ferne oder auch neue<br />

Geschäftsmodelle wie den Handel mit Produktionskapazitäten<br />

oder -daten.<br />

Telemaintenance – Unter Telemaintenance versteht<br />

man die computergesteuerte Fernwartung<br />

von Maschinen und deren Parametern.<br />

Vertikale Integration – Die vertikale Integration<br />

beschreibt in der Produktions- und Automatisierungstechnik<br />

die Integration verschiedener<br />

IT-Systeme auf den unterschiedlichen Hierarchieebenen<br />

der Produktion und Unternehmensplanung<br />

zu einer durchgängigen Lösung. Beispiele<br />

für solche Hierarchieebenen sind die<br />

Aktor- und Sensorebene, die Steuerungsebene<br />

oder die Produktionsleitebene.<br />

68


7 Anhang<br />

Studienautoren<br />

Martin Bleider,<br />

FIR an der RWTH Aachen<br />

Matthias Blum,<br />

FIR an der RWTH Aachen<br />

Moritz Schröter,<br />

FIR an der RWTH Aachen<br />

Prof. Dr.-Ing. Volker Stich,<br />

FIR an der RWTH Aachen<br />

Dr. Roman Bertenrath,<br />

IW Consult<br />

Dr. Karl Lichtblau,<br />

IW Consult<br />

Agnes Millack,<br />

IW Consult<br />

Katharina Schmitt,<br />

IW Consult<br />

Ansprechpartner<br />

VDMA e. V.<br />

Dietmar Goericke<br />

Geschäftsführer Forum Industrie 4.0<br />

dietmar.goericke@vdma.org<br />

069 6603-1821<br />

Dr. Christian Mosch<br />

Referent Forum Industrie 4.0<br />

christian.mosch@vdma.org<br />

069 6603-1939<br />

Institut der deutschen Wirtschaft Köln<br />

Consult GmbH<br />

Dr. Karl Lichtblau<br />

Geschäftsführer IW Consult<br />

lichtblau@iwkoeln.de<br />

0221 4981-758<br />

FIR e. V. an der RWTH Aachen<br />

Prof. Dr.-Ing. Volker Stich<br />

Geschäftsführer des FIR e. V. an der RWTH Aachen<br />

info@fir.rwth-aachen.de<br />

0241 47705-100<br />

Edgar Schmitz,<br />

IW Consult<br />

Lektorat<br />

Sylvia Rollmann<br />

69


Readiness-Modell für die Dimension Strategie und Organisation – Mindestanforderungen<br />

Dimension<br />

Stufe 0 Stufe 1 Stufe 2 Stufe 3 Stufe 4 Stufe 5<br />

Umsetzungsstand<br />

Strategie<br />

Industrie 4.0 findet<br />

keine Beachtung im<br />

Strategieprozess<br />

Industrie 4.0 findet<br />

Beachtung in<br />

Fachabteilungen,<br />

ohne Strategiebezug<br />

Industrie 4.0 wird im<br />

Strategieprozess<br />

beachtet und eine<br />

Strategie wird<br />

erarbeitet<br />

Eine Industrie 4.0-<br />

Strategie ist formuliert<br />

Eine Strategie im<br />

Kontext Industrie 4.0<br />

befindet sich in<br />

Umsetzung<br />

Eine Industrie 4.0<br />

Strategie ist über alle<br />

Unternehmensbereiche<br />

hinweg<br />

umgesetzt<br />

Ermittlung von<br />

Kennzahlen<br />

Investitionen<br />

Kennzahlen zur<br />

Ermittlung des<br />

Industrie 4.0-<br />

Umsetzungsstandes<br />

liegen nicht vor<br />

Investitionen im<br />

Kontext von Industrie<br />

4.0 werden nicht<br />

getätigt<br />

Kennzahlen zur<br />

Ermittlung des<br />

Industrie 4.0-<br />

Umsetzungsstandes<br />

liegen nicht vor<br />

Erste Investitionen im<br />

Kontext von Industrie<br />

4.0 werden in einem<br />

Bereich getätigt<br />

Es liegt ein<br />

Kennzahlensystem vor,<br />

das Orientierung über<br />

den Umsetzungsstand<br />

gibt<br />

Investitionen im<br />

Kontext von Industrie<br />

4.0 werden in<br />

geringem Umfang<br />

getätigt<br />

Es liegt ein<br />

Kennzahlensystem vor,<br />

das Orientierung über<br />

den Umsetzungsstand<br />

gibt<br />

Investitionen im<br />

Kontext von Industrie<br />

4.0 werden in<br />

wenigen Bereichen<br />

getätigt<br />

Es liegt ein<br />

Kennzahlensystem vor,<br />

das Orientierung über<br />

den Umsetzungsstand<br />

gibt<br />

Investitionen im<br />

Kontext von Industrie<br />

4.0 werden in<br />

mehreren Bereichen<br />

getätigt<br />

Ein Kennzahlensystem<br />

liegt vor und<br />

wird in den<br />

Strategieprozess mit<br />

einbezogen<br />

Investitionen im<br />

Kontext von Industrie<br />

4.0 werden<br />

unternehmensweit<br />

getätigt<br />

Strategie und Organisation<br />

Innovationsmanagement<br />

Es existiert kein<br />

Innovationsmanagement<br />

Es existiert kein<br />

Innovationsmanagement<br />

Es existiert kein<br />

Innovationsmanagement<br />

Vereinzelte Bereiche<br />

haben ein<br />

Innovationsmanagement<br />

Ein Innovationsmanagement<br />

ist in<br />

mehreren<br />

Fachabteilungen<br />

installiert<br />

Einheitliches, die<br />

Bereiche<br />

integrierendes,<br />

Management ist<br />

aufgebaut<br />

Abbildung 7-1<br />

70


Readiness-Modell für die Dimension Smart Factory – Mindestanforderungen<br />

Dimension<br />

Stufe 0 Stufe 1 Stufe 2 Stufe 3 Stufe 4 Stufe 5<br />

Maschinenpark<br />

(Ist)<br />

Maschinen- &<br />

Anlagenpark nicht<br />

über IT ansteuerbar,<br />

keine Vernetzung<br />

(M2M)<br />

Einzelne Maschinen<br />

sind über IT<br />

ansteuerbar,<br />

interoperabel oder<br />

beherrschen M2M<br />

Der Maschinen- und<br />

Anlagenpark ist<br />

teilweise über IT<br />

ansteuerbar,<br />

interoperabel oder<br />

vernetzt<br />

Der Maschinen- und<br />

Anlagenpark ist über<br />

IT ansteuerbar und<br />

teilweise vernetzt<br />

Maschinen vollständig<br />

über IT ansteuerbar,<br />

teilweise vernetzt<br />

(M2M) oder<br />

interoperabel<br />

Maschinen und<br />

Anlagen sind fast<br />

vollständig über IT<br />

ansteuerbar und voll<br />

vernetzt (M2M)<br />

Maschinenpark<br />

(Soll)<br />

Maschinen und<br />

Anlagen sind nicht<br />

nachrüstbar<br />

Zukünftige<br />

Anforderungen an die<br />

Maschinen und<br />

Anlagen sind relevant<br />

Maschinen und<br />

Anlagen sind teilweise<br />

nachrüstbar<br />

Maschinen und<br />

Anlagen sind<br />

vollständig<br />

nachrüstbar<br />

Teilweise erfüllen die<br />

Maschinen die<br />

Anforderungen bereits<br />

oder sind nachrüstbar<br />

Maschinen und<br />

Anlagen erfüllen<br />

bereits alle<br />

zukünftigen<br />

Anforderungen<br />

Digitales Abbild<br />

Datenerfassung<br />

Digitales Abbild liegt<br />

nicht vor<br />

Es werden keine<br />

Daten erfasst<br />

Digitales Abbild liegt<br />

nicht vor<br />

Es werden keine<br />

Daten erfasst<br />

Digitales Abbild liegt<br />

teilweise vor<br />

Daten werden<br />

aufgenommen,<br />

größtenteils jedoch<br />

manuell<br />

Digitales Abbild liegt<br />

teilweise vor<br />

In einzelnen<br />

Bereichen werden die<br />

relevanten Daten<br />

digital erfasst<br />

Digitales Abbild liegt<br />

teilweise vor<br />

Umfangreiche digitale<br />

Datenaufnahme in<br />

mehreren Bereichen<br />

Vollständiges digitales<br />

Abbild möglich<br />

Smart Factory<br />

Die Daten werden<br />

umgreifend in allen<br />

Bereichen<br />

automatisiert digital<br />

erfasst<br />

Datennutzung<br />

Es liegen keine<br />

Daten zur weiteren<br />

Nutzung vor<br />

Es liegen keine Daten<br />

zur weiteren Nutzung<br />

vor<br />

Daten werden für<br />

einzelne wenige<br />

Maßnahmen genutzt<br />

(z.B. Schaffung<br />

Transparenz)<br />

Daten werden in<br />

mehreren Bereichen<br />

zur Optimierung<br />

genutzt<br />

Daten werden zur<br />

umfangreichen<br />

Optimierung von<br />

Prozessen genutzt<br />

IT-Systeme<br />

Keine Unterstützung<br />

durch IT-Systeme<br />

Teilweise Nutzung der<br />

Daten zur Optimierung<br />

von Prozessen (z.B.<br />

Predictive Maintenance)<br />

Hauptgeschäftsprozess<br />

durch IT-<br />

Systeme unterstützt<br />

Einzelne<br />

Unternehmensbereiche<br />

werden<br />

durch IT-Systeme<br />

unterstützt und sind<br />

vernetzt<br />

Teilweise werden<br />

Unternehmensbereiche<br />

durch IT-<br />

Systeme unterstützt<br />

und miteinander<br />

vernetzt<br />

Vollumfängliche IT-<br />

Unterstützung der<br />

Prozesse und<br />

Vernetzung<br />

IT-Systeme<br />

unterstützen alle<br />

Unternehmensprozesse<br />

und sind<br />

integriert<br />

Abbildung 7-2<br />

71


Readiness-Modell für die Dimension Smart Operations – Mindestanforderungen<br />

Dimension<br />

Stufe 0<br />

Stufe 1 Stufe 2 Stufe 3 Stufe 4 Stufe 5<br />

Systemintegrierter<br />

Informationsaustausch<br />

Kein systemintegrierter<br />

Informationsaustausch<br />

Ansätze von betriebsinternem,<br />

systemintegrierten<br />

Informationsaustausch<br />

Betriebsinterner<br />

Informationsaustausch<br />

teilweise<br />

systemintegriert<br />

Teilweise<br />

betriebsinterner und<br />

erste Ansätze von<br />

betriebsexternem,<br />

systemintegrierten<br />

Informationsaustausch<br />

Mehrheitlicher<br />

betriebsinterner und<br />

teilweise<br />

betriebsexterner,<br />

systemintegrierter<br />

Informationsaustausch<br />

Umfangreicher<br />

betriebsinterner und<br />

teilweise betriebsexterner,<br />

systemintegrierter<br />

Informationsaustausch<br />

Autonom<br />

steuerndes<br />

Werkstück<br />

Selbstständig<br />

reagierende<br />

Prozesse<br />

Kein Einsatz autonom<br />

steuernder Werkstücke<br />

Kein Einsatz selbstständig<br />

reagierender<br />

Prozesse<br />

Kein Einsatz autonom<br />

steuernder Werkstücke<br />

Kein Einsatz selbstständig<br />

reagierender<br />

Prozesse<br />

Kein Einsatz autonom<br />

steuernder Werkstücke<br />

Kein Einsatz selbstständig<br />

reagierender<br />

Prozesse<br />

Kein Einsatz autonom<br />

steuernder<br />

Werkstücke<br />

Kein Einsatz selbstständig<br />

reagierender<br />

Prozesse<br />

Erprobung in Testund<br />

Pilotphasen<br />

Erprobung in Test- und<br />

Pilotphasen<br />

Einsatz in<br />

ausgewählten<br />

Teilbereichen oder<br />

sogar unternehmensübergreifend<br />

Einsatz in<br />

ausgewählten<br />

Teilbereichen oder<br />

sogar unternehmensübergreifend<br />

Smart Operations<br />

IT-Sicherheit<br />

Keine IT-Sicherheitslösungen<br />

in Arbeit oder<br />

implementiert<br />

Erste IT-<br />

Sicherheitslösungen<br />

sind geplant<br />

Mehrere IT-<br />

Sicherheitslösungen<br />

sind geplant oder erste<br />

Lösungen in Arbeit<br />

IT-Sicherheitslösungen<br />

sind teilweise<br />

implementiert<br />

Umfangreiche IT-<br />

Sicherheitslösungen<br />

sind implementiert,<br />

bestehende Lücken<br />

werden geschlossen<br />

IT-Sicherheitslösungen<br />

sind für alle relevanten<br />

Bereiche implementiert<br />

Cloud-Nutzung<br />

Keine Nutzung von<br />

Cloud-Lösungen<br />

Keine Nutzung von<br />

Cloud-Lösungen<br />

Keine Nutzung von<br />

Cloud-Lösungen<br />

Erste Lösungen für<br />

Bereiche Software aus<br />

der Cloud, Datenspeicherung<br />

und<br />

-auswertung geplant<br />

Erste Lösungen<br />

umgesetzt<br />

Mehrere Lösungen<br />

umgesetzt<br />

Abbildung 7-3<br />

72


Readiness-Modell für die Dimension Smart Products – Mindestanforderungen<br />

Dimension<br />

Stufe 0 Stufe 1 Stufe 2 Stufe 3 Stufe 4 Stufe 5<br />

IKT Zusatzfunktionalitäten<br />

1)<br />

Smart Products<br />

Nutzung der<br />

Daten 2)<br />

Keine<br />

Zusatzfunktionen<br />

Keine Aufnahme von<br />

Daten<br />

Produkte besitzen<br />

erste Ansätze von<br />

Zusatzfunktionen<br />

Keine Aufnahme von<br />

Daten<br />

Produkte besitzen<br />

erste<br />

Zusatzfunktionen<br />

Aufnahme von Daten,<br />

aber keine Analyse/<br />

Nutzung der Daten<br />

Produkt besitzen<br />

mehrere<br />

zusammenhängende<br />

Zusatzfunktionen<br />

Analyse/Nutzung der<br />

Daten<br />

Produkte besitzen<br />

Zusatzfunktionen aus<br />

verschiedenen<br />

Bereichen<br />

Analyse/Nutzung der<br />

Daten<br />

Produkte besitzen<br />

umfangreiche<br />

Zusatzfunktionen<br />

Analyse/Nutzung der<br />

Daten<br />

1)<br />

Produktgedächtnis, Selbstauskunft, Vernetzung, Lokalisierung, Assistenzsysteme, Überwachung, Objektinformation oder Automatische Identifikation<br />

2)<br />

Nutzung der Daten für Produktentwicklung, Vertriebsunterstützung, After-Sales (bspw. Telemaintenance)<br />

Abbildung 7-4<br />

73


Readiness-Modell für die Dimension Data-driven Services – Mindestanforderungen<br />

Dimension<br />

Stufe 0 Stufe 1 Stufe 2 Stufe 3 Stufe 4 Stufe 5<br />

Datenbasierte<br />

Dienstleistungen<br />

Anteil am Umsatz<br />

Nutzungsgrad<br />

Daten<br />

Es werden keine<br />

datenbasierten<br />

Dienstleistungen<br />

angeboten<br />

Kein Anteil am<br />

Umsatz<br />

Keine Nutzung der<br />

Daten<br />

Es werden<br />

datenbasierte<br />

Dienstleistungen<br />

angeboten, jedoch<br />

ohne Vernetzung mit<br />

dem Kunden<br />

Ein erster Beitrag zum<br />

Umsatz erfolgt durch<br />

datenbasierte<br />

Dienstleistungen<br />

(< 1 %)<br />

Keine Nutzung der<br />

Daten<br />

Es werden<br />

datenbasierte<br />

Dienstleistungen<br />

angeboten, jedoch<br />

ohne Vernetzung mit<br />

dem Kunden<br />

Ein erster Beitrag zum<br />

Umsatz erfolgt durch<br />

datenbasierte<br />

Dienstleistungen<br />

(< 2,5 %)<br />

0-20 % der<br />

aufgenommenen<br />

Daten werden genutzt<br />

Es werden<br />

datenbasierte<br />

Dienstleistungen<br />

angeboten, jedoch<br />

ohne Vernetzung mit<br />

dem Kunden<br />

Ein erster Beitrag zum<br />

Umsatz erfolgt durch<br />

datenbasierte<br />

Dienstleistungen<br />

(


Danksagung<br />

Die vorliegende Studie wurde beauftragt von der<br />

IMPULS-Stiftung des VDMA und von dem Institut<br />

der deutschen Wirtschaft Köln Consult GmbH<br />

(IW Consult) und dem Forschungsinstitut für<br />

Rationalisierung (FIR) an der RWTH Aachen<br />

durchgeführt. Wir möchten uns hiermit vielmals<br />

bei den Unternehmen bedanken, die diese Studie<br />

erst ermöglicht haben. Zudem wurden im<br />

Rahmen von Experten-Workshops die Hypothesen<br />

und Ergebnisse diskutiert und validiert. Ein<br />

großer Dank gilt den Mitarbeitern des VDMA,<br />

der IW Consult und des FIR an der RWTH Aachen,<br />

die an der Analyse der Daten und inhaltlichen<br />

Ausarbeitung beteiligt waren.<br />

75


Impuls-<br />

Stiftung<br />

IMPULS-Stiftung<br />

für den Maschinenbau,<br />

den Anlagenbau und<br />

die Informationstechnik<br />

Lyoner Straße 18<br />

60528 Frankfurt<br />

Telefon +49 69 6603 1332<br />

Fax +49 69 6603 2332<br />

Internet www.impuls-stiftung.de<br />

E-Mail info@impuls-stiftung.de

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