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blickpunkt Oktober 2015 interaktiv

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KAPITEL 4 HANDWERK<br />

»Wahre Liebe gleicht<br />

dem Ring, und der Ring,<br />

der hat kein Ende«<br />

Ein Blick in die historische Ringproduktion<br />

der Goldschmiede Heming<br />

tronische Klingelanlagen für<br />

Häuser.<br />

1925 begann das Unternehmen<br />

mit der Herstellung des<br />

fugenloses Traurings, einem<br />

Produkt, das den Namen Heming<br />

national zu großer Bekanntheit<br />

verhelfen sollte. Zahlreiche Unternehmen<br />

wurden beliefert, auf<br />

Schmuckmessen im ganzen Reich<br />

wurden die Kostbarkeiten aus der<br />

hauseigenen Manufaktur ausgestellt.<br />

Der noch heute in die Trauringe<br />

gravierte Firmenstempel, der<br />

aus den Initialen des Unternehmensgründers<br />

besteht, signalisierte<br />

damals wie heute handwerkliche<br />

Qualität. »Für bestimmte<br />

Kunden fertigen wir noch heute<br />

kleine Serien von Trauringen.<br />

Gleichzeitig können wir auch die<br />

alten Serien aus den 1930er- und<br />

40er-Jahren weiterhin produzieren«,<br />

erklärt der Goldschmiedemeister<br />

und Diplom-Designer Reiner<br />

Wedler und verweist damit<br />

auf die ungebrochene Kontinuität<br />

der Goldschmiede. »Wir können<br />

sogar den Wünschen nach ganz<br />

alten Ringen nachkommen, da uns<br />

sämtliche Unterlagen und Laufkarten,<br />

auf denen die Daten verschiedener<br />

von uns gefertigter<br />

Ringmodelle verzeichnet sind,<br />

erhalten geblieben sind, da sie dem<br />

Krieg nicht zum Opfer fielen.«<br />

Dieses Stück Handwerksgeschichte<br />

ist in der Goldschmiede<br />

Heming nach vorheriger Anmeldung<br />

erfahrbar. Was die modern<br />

und einladend gestaltete Außenfassade<br />

nicht verrät: Die hinteren<br />

Räume bergen eine Kostbarkeit in<br />

Form historischer Maschinen, die<br />

erahnen lassen, wie aufwendig es<br />

war, das »Symbol der Liebe zweier<br />

Menschen« anzufertigen. Vieles in<br />

diesem Raum, durch dessen Mitte<br />

ein roter Läufer führt, ist original<br />

und noch funktionstüchtig. Es ist<br />

die Liebe zum Detail, die einem<br />

Blick in die<br />

hirstorische<br />

Werkstatt<br />

Für viele Menschen gibt es<br />

nichts Größeres, nichts Erhabeneres,<br />

als den Bund fürs Leben mit<br />

jener Person einzugehen, die sie<br />

am meisten lieben. Der Ehering ist<br />

Ausdruck dieses Bundes – ein Versprechen,<br />

eine Verbindung. Dieser<br />

Bedeutung soll im Jahre 855 der<br />

damalige Papst Nikolaus I. mit den<br />

folgenden Worten Nachdruck verliehen<br />

haben: »So wie der Ring<br />

keinen Anfang und kein Ende hat,<br />

so soll die Beziehung und der<br />

Bund mit Gott ewig währen.«<br />

Die Geschichte des Traurings<br />

ist indes älter als die christliche<br />

Kultur. Überliefert ist, dass bereits<br />

die alten Ägypter glaubten, vom<br />

linken Ringfinger ginge ein Nerv<br />

direkt bis ins Herz, dem Zentrum<br />

der Liebe. Aus diesem Grunde<br />

trugen sie an diesem Finger einen<br />

Ring. Die Römer taten es ihnen<br />

gleich und diese Tradition vererbte<br />

sich – auch in Deutschland,<br />

allerdings wird hier der Ehering<br />

am rechten Ringfinger getragen.<br />

Geschichte und Tradition, beides<br />

eng mit der Stadt Coesfeld<br />

verbunden, lassen sich in der<br />

Goldschmiede Heming anschaulich<br />

erfahren. Vor 157 Jahren war<br />

es Theodor Heming, der in der<br />

Schüppenstraße ein Uhren- und<br />

Goldwarengeschäft eröffnete, das<br />

heute in vierter Generation von<br />

Goldschmiedemeisterin Petra<br />

Heming erfolgreich geführt wird.<br />

Das ursprüngliche Sortiment<br />

war breit aufgestellt und umfasste<br />

neben hochwertigen Uhren<br />

auch Hochräder und sogar elek­<br />

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