blickpunkt Oktober 2015 interaktiv
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Das<br />
Walkenbrückentor<br />
Pluspunkt: Bei Hochwasser fließt<br />
ein Teil der Flutwelle durch die<br />
NaturBerkel. Das Übrige erledigt<br />
die Umflut. Die Urbane Berkel<br />
wird nur im extremsten Fall benötigt.<br />
Für den Hochwasserschutz ist<br />
sie nebensächlich. Somit kann der<br />
innerstädtische Flussverlauf als<br />
Gewässer in die Stadtarchitektur<br />
integriert werden.<br />
Bei der Planung galt es, einen<br />
Kompromiss zu finden. Die Natur<br />
Berkel muss in trockenen Jahreszeiten<br />
einen ausreichenden Wasserstand<br />
gewährleisten, um die<br />
Durchgängigkeit zu halten. Innerstädtisch<br />
prägt daher künftig eine<br />
konstante Wassermenge von circa<br />
100 Litern je Sekunde das Bild des<br />
Flusses. Kritiker sehen die Innenstadtberkel<br />
daher nur noch als<br />
kleines Rinnsal. Im heutigen Flussbett<br />
sind 100 Liter je Sekunde<br />
wenig, um den Bach als fließendes<br />
Gewässer wahrzunehmen.<br />
Daher ist eine Umgestaltung des<br />
Gewässers mit Anpassung an die<br />
neuen Wassermengen notwendig.<br />
Mit den von den Planern vorgeschlagenen<br />
Mitteln – kleinen Staustufen,<br />
Berkelsteinen und einer<br />
neuen Gestaltung der Sohle –<br />
kann trotz geringer Wassermenge<br />
ein lebendiges Bild entstehen.<br />
Besonders der Handel in der<br />
Stadt rechnet sich mit dem<br />
Ausbau der Urbanen Berkel eine<br />
Steigerung der Attraktivität aus.<br />
Werner Prause, Mitglied im Stadtmarketing<br />
e.V.: »Wir alle wissen,<br />
dass Wasser die Menschen anzieht.<br />
Städte, die ihre Flüsse inszenieren,<br />
sind damit erfolgreich.«<br />
An vier Stellen soll der Verlauf<br />
der Berkel sichtbar werden: Davidstraße,<br />
Berkelgasse, Schlosspark<br />
und Wiemannweg. Sichtbarkeit<br />
nicht in dem Sinne, dass der gesamte<br />
Flussverlauf freigelegt wird.<br />
Vielmehr ist es Ziel, auf seine<br />
Existenz aufmerksam zu machen.<br />
So wird durch die Verlegung von<br />
Pflasterungen auf Brückenbauwerken<br />
in Fließrichtung der Berkel<br />
auf den Fluss selbst aufmerksam<br />
gemacht. Fenster ermöglichen den<br />
Blick in die tiefer gelegene Berkel.<br />
Ein neuer Rad- und Fußweg verbindet<br />
den südlichen Stadtteil mit<br />
dem nördlichen, mitten durch die<br />
Stadt.<br />
Dem Schlosspark soll eine<br />
zentrale Bedeutung zukommen.<br />
Abseits von Coesfelds Einkaufsmeile<br />
gelegen, ist er eine Oase der<br />
Ruhe – ein Rückzugsraum. Der<br />
Park mit seinen mächtigen Bäumen<br />
als Schattenspender erhält<br />
eine neue Wegführung und einen<br />
Zugang zur Berkel – eine Furt.<br />
Vielleicht, in Anlehnung an die<br />
Stadtgeschichte, mit dem Namen<br />
Pagenfurt?<br />
Uta Schneider sieht die Berkel<br />
als blaues Band: »Sie verbindet<br />
Menschen, Städte und auch<br />
Regionale-2016-Projekte miteinander<br />
– und zwar über kommunale,<br />
regionale und nationale<br />
Grenzen hinweg. Ich freue mich,<br />
dass die zunehmend intensive<br />
Zusammenarbeit aller Berkelanrainer<br />
diese Verbindung mit immer<br />
mehr Leben füllt.«<br />
In der Geschichte war der Fluss<br />
eine rege Handelsachse. Spezielle<br />
Boote mit geringem Tiefgang verbanden<br />
im 17. Jahrhundert die<br />
Berkelstädte im Münsterland und<br />
den Niederlanden miteinander.<br />
Güter aller Art, sogar der Baumberger<br />
Standstein, wurden über<br />
den Wasserweg transportiert –<br />
flussauf und flussab. Das Modell<br />
eines solchen damals benutzten<br />
Schiffes, einer sogenannten »Berkelzomp«,<br />
erhielt auf dem Berkelaktionstag<br />
im September <strong>2015</strong><br />
in Billerbeck den Namen »Kleine<br />
Jappe«.<br />
Ein anderes Exemplar wünschten<br />
sich Coesfelds Kinder im Rahmen<br />
eines Workshops <strong>2015</strong> im<br />
Schlosspark: als Spielgerät zum<br />
Erobern und Klettern. Der Park<br />
wird spielerisch zum Ort der Erinnerung,<br />
aber auch ein Ort des<br />
Nachdenkens. Das Riga-Komitee<br />
hat an der Stelle, an der sich vor<br />
74 Jahren Coesfelds jüdische Mitbewohner<br />
zur Deportation versammeln<br />
mussten, eine Gedenkstele<br />
aufstellen lassen. Die Silhouetten<br />
der 19 Menschen sollen<br />
so an die Verbrechen des Nationalsozialismus<br />
erinnern.<br />
BerkelStadt Coesfeld will nicht<br />
nur direkt auf das Gewässer wirken.<br />
Das Umfeld wird mit einbezogen<br />
– städtisch, historisch und kulturell.<br />
Öhmann: »Wir sind uns<br />
heute der positiven atmosphärischen<br />
Wirkung von Wasserläufen<br />
und der Möglichkeiten eines Flusses<br />
in unserer Stadt bewusst und<br />
sehen auf Basis des bestehenden<br />
Blick<br />
auf die Berkel<br />
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