blickpunkt Oktober 2015 interaktiv
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Aus dem Inhalt<br />
»Heimat im Wandel<br />
der Zeit« – Teil 5<br />
Die Berkel<br />
Brauchtum:<br />
Der Martinimarkt in Nottuln<br />
Geschichte:<br />
Zisterzienserinnen in<br />
Coesfeld – das ehemalige<br />
Kloster Marienborn<br />
<strong>blickpunkt</strong><br />
Magazin zur Kultur, Geschichte und<br />
Freizeit im Westmünsterland<br />
<strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong><br />
1
Inhalt<br />
Vorwort<br />
5<br />
Die Berkel:<br />
Vom Emschercharakter zum<br />
wertvollen Biotop<br />
für Mensch und Natur<br />
6<br />
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Schnarchen ist nicht nur störend,<br />
sondern auch ungesund!<br />
Schnarchen entsteht dadurch, dass sich der<br />
Atemweg im Rachen verengt, wenn Muskeln<br />
und Gewebe entspannt sind. Dann flattern die<br />
Gewebe der Rachenwand im Luftstrom, wodurch<br />
das Schnarch geräusch entsteht. In schlimmen<br />
Fällen kann es sogar zu Atemaussetzern<br />
führen, was zur Folge hat, dass der erholsame<br />
Tiefschlaf unterbrochen wird.<br />
Dr. Trabert<br />
Oft wird dann eine Überdruckbeatmung mit Atemmasken<br />
empfohlen. In der Mehrheit der Fälle kann jedoch durch<br />
Zahnschienen das Zurücksinken des Unterkiefers und damit<br />
die Atemwegsverlegung verhindert werden. Das Schnarchen<br />
hat ein Ende!<br />
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Coesfeld erleben<br />
24<br />
Der Martinimarkt<br />
in Nottuln<br />
30<br />
Der Ursulamarkt<br />
gestern und heute<br />
34<br />
»Wahre Liebe gleicht<br />
dem Ring, und der Ring,<br />
der hat kein Ende«<br />
38<br />
Zisterzienserinnen in<br />
Coesfeld – das ehemalige<br />
Kloster Marienborn<br />
46<br />
6112 <strong>blickpunkt</strong> 25. 6. 2014<br />
6224 <strong>blickpunkt</strong> <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong> 24. 9. <strong>2015</strong>
Vorwort<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
willkommen zur Herbstausgabe<br />
unseres Magazins. Langsam<br />
verwandelt sich unsere Heimat.<br />
Aus der grünen Pracht wird ein<br />
buntes Farbenspiel. Der Wind lässt<br />
das Laub tanzen. Für viele<br />
Menschen beginnt nun die Zeit<br />
der inneren Ruhe und Einkehr.<br />
Im Herbstlicht werden bei Spaziergängen<br />
über raschelndem Laub<br />
und durch rauschende Wälder die<br />
letzten noch wärmenden Sonnenstrahlen<br />
erhascht, bevor Nebel<br />
und Nässe endgültig Einzug<br />
halten. Kastanien werden gesammelt,<br />
vielleicht lassen Sie mit Ihren<br />
Enkelkindern einen Drachen in<br />
den Himmel steigen. Es beginnt<br />
die Zeit der Feiertage. Hatten wir<br />
Ihnen vor einem Jahr in unserer<br />
Herbstausgabe Allerheiligen und<br />
Allerseelen vorgestellt, so rücken<br />
in dieser Ausgabe der heilige<br />
Martin und die heilige Ursula in<br />
das Blickfeld.<br />
Selbstverständlich setzen wir in<br />
dieser Ausgabe die Serie »Unsere<br />
Heimat im Wandel der Zeit« fort.<br />
Nachdem wir Ihnen in der letzten<br />
Ausgabe das Naturschutzgebiet<br />
Borkenberge sowie seine Flora<br />
und Fauna vorgestellt hatten,<br />
kehren wir mit dieser Ausgabe<br />
zurück zu den Themen Geschichte<br />
und Kultur. Dabei verbinden wir<br />
dies natürlich auch wieder mit der<br />
Natur.<br />
Von dieser spannenden<br />
Synthese berichtet der Beitrag<br />
»Die Berkel: Vom Emschercharakter<br />
zum wertvollen Biotop<br />
für Mensch und Natur« unseres<br />
Gastautors Hartmut Levermann.<br />
Dieser beleuchtet nicht nur das<br />
aktuelle Projekt zur Erfahrbarkeit<br />
der Berkel, sondern führt uns<br />
zurück in die lange Geschichte<br />
dieses kleinen Flusses und die<br />
einst betriebene Schifffahrt.<br />
Angereichert wird dies mit spannenden<br />
historischen Fotografien.<br />
Im zweiten Beitrag unserer<br />
Ausgabe wenden wir uns dem<br />
abgegangenen Kloster Marienborn<br />
zu. Einst befand sich dieses<br />
Kloster mitten in der Innenstadt<br />
Coesfelds, und zwar dort, wo sich<br />
heute die Kupferpassage befindet.<br />
Nur wenig ist über das Kloster<br />
bekannt und bedauerlicherweise<br />
ist uns heute nichts erhalten<br />
geblieben. Zusammen mit dem<br />
Stadtarchiv und Herrn Damberg<br />
haben wir einige der sehr seltenen<br />
historischen Aufnahmen und<br />
Quellen ausfindig machen können,<br />
die die Geschichte dieses<br />
Zisterzienserinnenklosters darstellen.<br />
Sie zeigen eindringlich, wie<br />
sehr sich unsere Heimat mit der<br />
Zeit gewandelt hat.<br />
Wir wünschen Ihnen viel<br />
Freude bei der Lektüre dieser<br />
Aus gabe. Wir werden uns im<br />
Dezember zur letzten Ausgabe<br />
für dieses Jahr wiedersehen.<br />
Bis dahin wünsche ich Ihnen<br />
einen wunderschönen leuchtenden<br />
Herbst!<br />
Herzlichst Ihr<br />
Christian Damhus<br />
4 5
KAPITEL 1 STADTENTWICKLUNG<br />
Die Berkel:<br />
Vom Emschercharakter zum<br />
wertvollen Biotop<br />
für Mensch und Natur<br />
Regionale-Projekt BerkelStadt<br />
bietet einzigartige Chance zur Aufwertung<br />
Zu Beginn der Stadtgeschichte<br />
teilte die Berkel im 11. Jahrhundert<br />
Coesfeld in die nordöstliche<br />
St.-Lamberti- und die südwestliche<br />
St.-Jakobi-Gemeinde.<br />
Ein Fußweg zog sich entlang der<br />
heutigen Beguinenstraße. Etwa in<br />
Höhe der heutigen Gaststätte<br />
»Kaffeemühle«, an der Bernhard-von-Galen-Straße,<br />
verband<br />
die Pagenfurt die beiden Siedlungen.<br />
Im Bereich des Schloss parks<br />
dürften Coesfelds Urbewohner<br />
gelegentlich durch Schlamm<br />
gewatet sein, denn im frühen<br />
Mittelalter prägte eine Flussaue<br />
mit einer Hochwasserzone das<br />
Siedlungsbild.<br />
1197 erhielt Coesfeld das<br />
Stadtrecht. Zwei Aufgaben waren<br />
für die wachsende Stadt zu erfüllen.<br />
Es musste nach der Bauordnung<br />
von 1238 eine Stadtmauer<br />
als Wehranlage errichtet werden.<br />
Das bedeutete auch die Verlagerung<br />
der innerstädtischen Hochwasserzone<br />
vor die Stadt. Eine<br />
Kompromisslösung musste also<br />
gefunden werden, denn in der<br />
Innenstadt trieb die Berkel in<br />
Höhe des Walkenbrückentores die<br />
obere Mühle an. Eine weitere<br />
stand fluss abwärts an der Süringstraße.<br />
Erst kürzlich wurden beim<br />
Abriss eines Gebäudes Fundamentreste<br />
der Mühle aufgefunden.<br />
Doch die Wasserkraft diente<br />
nicht nur dem Mühlenantrieb.<br />
Bis ins 19. Jahrhundert hinein<br />
wuschen Frauen ihre Wäsche in<br />
der Innenstadtberkel. In einer<br />
preußischen Akte von 1864 ist<br />
von acht öffentlichen und 20 privaten<br />
Waschplätzen im innerstädtischen<br />
Berkelarm die Rede.<br />
Im Stadtbereich mündeten drei<br />
weitere Bäche: die Lilienbecke, der<br />
Hamsbach und der Münsterwegbach,<br />
so die Auffassung von Coesfelds<br />
ehemaligem Stadtarchivar<br />
Ludwig Frohne († 2007). Diese<br />
speisten gemeinsam mit dem<br />
Honigbach und der Berkel den<br />
Graben um die Stadt mit Wasser –<br />
die Umflut. Eine Schleuse am<br />
Walkenbrückentor steuerte den<br />
Wasserstand in der Innenstadtberkel.<br />
Das Mehr an Wasser floss<br />
um die Stadt herum. Im östlichen<br />
Bereich war stadtauswärts eine<br />
zweite Umflut dem Graben vorgelagert,<br />
heute in Bruch stücken<br />
noch als Fegetasche erhalten.<br />
Bis nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
hat sich der Wasserverlauf<br />
innerstädtisch kaum verändert,<br />
wohl aber seine Struktur. Der Fluss<br />
drängte sich durch ein schmales<br />
Bett zwischen angrenzenden<br />
Bebauungen, mit Ausnahme der<br />
großen Parkanlage des Jesuitenklosters,<br />
des heutigen Stadtschlosses.<br />
Für Uta Schneider, Geschäftsführerin<br />
der Regionalen 2016, hat<br />
die Berkel für Coesfeld und auch<br />
für die gesamte Region eine enorme<br />
Bedeutung: »Sie war wichtiger<br />
Transportweg für Güter, beispielsweise<br />
den Baumberger Sandstein,<br />
und darüber hinaus eine kulturhistorisch<br />
wichtige Verbindung.«<br />
Nachhaltig sind die Ahnen<br />
Coesfelds mit dem Fluss nicht umgegangen.<br />
Ein erschreckendes Bild<br />
zeichnete 1930 der damalige<br />
Münsteraner Gutachter Dr. Schumann.<br />
Er fasst die Situation in<br />
einem Satz zusammen: »Der Fluss<br />
unterhalb der Stadt ist zu einer<br />
Kläranlage für die gesamte Stadt<br />
Coesfeld geworden.« Vor allem<br />
die Stockumer Bürger, flussabwärts<br />
der Stadt, beklagten<br />
das massive Fischsterben. Die<br />
ursprüngliche Bedeutung für den<br />
lokalen Fischfang beschreibt Coesfelds<br />
Stadtarchivar Norbert Damberg:<br />
»Gerade während der Fastenzeit<br />
stellte der Fisch einen<br />
wichtigen Ersatz für das fehlende<br />
Fleisch.«<br />
Der innerstädtische Flussverlauf<br />
war durch die Industrialisierung<br />
und Besiedlung jedoch zu einem<br />
Abwasserkanal verkommen –<br />
ökologisch tot. Die Leder- und<br />
Textilindustrie ebenso wie die<br />
Schlachterei setzten dem Fluss ordentlich<br />
zu. Ungeklärte Abwässer<br />
färbten das Wasser. Berichte über<br />
die Verschmutzung der Berkel<br />
durch die Firma Vissing finden sich<br />
bereits 1854. Auch die Haushalte<br />
waren nicht gerade zimperlich.<br />
Fäkalien, Speisereste und allerlei<br />
Unrat sollten die Berkelfluten<br />
davonspülen. »Dass die Berkel<br />
zwischen der Kuchenstraße und<br />
der Schüppenstraße überbaut<br />
wurde, hatte sicherlich nicht<br />
nur ästhetische, sondern auch<br />
hygienische Gründe«, vermutet<br />
Damberg.<br />
Die fünfjährige Paula auf der Suche nach der Berkel in der Berkelgasse<br />
(Foto: Hartmut Levermann)<br />
6 7
Hochwasser im Dezember 1960. Das<br />
Regenrückhaltebecken Fürstenwiese<br />
ist voll gefüllt. Das Hochwasser stand<br />
bis in die Holtwicker Straße, berichtet<br />
ein Zeitzeuge. (Foto: Kreis Coesfeld,<br />
Kreisarchiv)<br />
Die Innenstadtberkel um 1900<br />
(genaues Datum nicht bekannt).<br />
Erkennbar sind die Waschplätze<br />
(Holzstege). (Foto: Stadtarchiv<br />
Coesfeld)<br />
In dem Abschnitt zwischen Schüppenstraße<br />
und Kuchenstraße wollen<br />
die Landschaftsplaner Elemente<br />
schaffen, die auf das unterirdisch<br />
verlaufende Flüsschen aufmerksam<br />
machen sollen. Auf dem Berkelaktionstag<br />
Ende August hatte der<br />
Coesfelder Kulturschaffende<br />
Michael Banneyer bereits mit einer<br />
einfachen Idee die Neugierde bei<br />
Besuchern wecken können. Wer in<br />
diesen Kasten blickt, entdeckt in gut<br />
drei Meter Tiefe die Innenstadtberkel.<br />
(Foto: Hartmut Levermann)<br />
Die komplette Überdeckelung<br />
der Berkel, von der Schüppenstraße<br />
bis zur Frontseite des Stadtschlosses<br />
mit angrenzender Liebfrauenschule,<br />
vollzog sich in zwei<br />
Abschnitten. Zunächst musste das<br />
städtische Kanalnetz gebaut werden.<br />
Während der 1940er-Jahre<br />
gruben Männer des Reichsarbeitsdienstes<br />
mit Schaufeln Gräben.<br />
Abwässer sollten außerhalb der<br />
Stadt zu den Flamschener Rieselfeldern<br />
geleitet werden. 550.000<br />
Reichsmark investierte die Stadt in<br />
den Jahren 1933 bis 1935 in das<br />
Kanalnetz. Erst nach dem Krieg,<br />
mit der Fundamentlegung des<br />
Woolworth-Geschäftes in den<br />
1960er-Jahren und dem Bau der<br />
überdachten Kupferpassage, die<br />
1984 eröffnet wurde, verschwand<br />
die Berkel vollständig aus dem<br />
innerstädtischen Blickfeld.<br />
Heute gibt es Oh- oder Ach-<br />
Ausrufe des Erstaunens, wenn auf<br />
die unsichtbaren Brückenkonstruktionen<br />
in der Fußgängerzone aufmerksam<br />
gemacht wird. In der<br />
Nebenstraße, die von Coesfeldern<br />
Berkelgasse genannt wird, lassen<br />
nur schmale Schlitze auf die Existenz<br />
der Berkel in gut drei Meter<br />
Tiefe schließen. Sie dienen dem<br />
Ablauf des Regenwassers, das sich<br />
auf dem Berkeldeckel sammelt.<br />
Als unerwünschter Nebeneffekt<br />
könnte bei einem extremen Hochwasser<br />
das Wasser überlaufen –<br />
ein heute jedoch unrealistisches<br />
Szenario, denn die Umflut führt<br />
das meiste Wasser um die Stadt<br />
herum.<br />
Die letzte große Flutkatastrophe<br />
in der Innenstadt liegt 70 Jahre<br />
zurück. Eine Hochwassermarke<br />
auf der Rückseite des Hauses an<br />
Die Innenstadtberkel um 1910<br />
im Bereich der Poststraße. An der<br />
linken Mauerseite wurden <strong>2015</strong><br />
beim Abriss eines Hauses Reste<br />
der alten Mühle gefunden.<br />
Auf dem Berkel-Aktionstag:<br />
Ein kleine Junge entdeckt auf dem<br />
Gewässergrund der Berkel<br />
einen Spiegel und sieht sich selbst.<br />
(Foto: Hartmut Levermann)<br />
(Foto: Stadtarchiv Coesfeld)<br />
8 9
Die Umflut mit dem<br />
Normanntor am Südwall<br />
um 1910 (genaues<br />
Datum nicht bekannt).<br />
(Foto: Stadtarchiv<br />
Coesfeld)<br />
»Bis hierhin Stand das Wasser.« Um die Höhe zu zeigen, musste Paula schon<br />
auf den Elektrokasten klettern. (Foto Hartmut Levermann)<br />
der Letter Straße 1 markiert den<br />
Wasserstand. Der Grund für die<br />
Überflutung waren nicht etwa<br />
fehlende Hochwasserschutzmaßnahmen,<br />
denn die Fürstenwiese<br />
als Rückhaltebecken rund einen<br />
Kilometer vor der Stadt gab es<br />
bereits offiziell seit 1912. Vielmehr<br />
verstopften in der Berkel liegende<br />
Trümmerteile von der katastrophalen<br />
Bombardierung Coesfelds<br />
im März 1945 den Abfluss und<br />
wirkten somit wie ein Stauwehr.<br />
In der Nachkriegszeit wurde<br />
der Verlauf der Innenstadtberkel<br />
zwischen Schlosspark und Katthagen<br />
verändert, die Flussschleife<br />
Ausbau der Innenstadtberkel<br />
in 1952 im Bereich der Kuchenstraße.<br />
Links im Bild die ehemalige<br />
Gaststätte Möllers.<br />
(Foto: Stadtarchiv Coesfeld)<br />
Die Berkel als Wasserstraße<br />
(unbekanntes<br />
Datum). Hier wird ein<br />
Fuder Heu transportiert.<br />
Der Arbeitsplatz<br />
vorn im Boot scheint<br />
der interessanteste zu<br />
sein. (Foto: Stadtarchiv<br />
Karte der Innenstadt Coesfelds im Vergleich mit dem alten und dem aktuellen Berkelverlauf. Der punktierte Bereich<br />
markiert die Berkelaue im 11. Jahrhundert. Aus dieser Zeit stammt auch der alte Fußweg, der an der Pagenfurt über<br />
die Berkel führte. Die Berkel wurde in den Nachkriegsjahren in das heutige Bett verlegt. (Grafik: Hartmut Levermann)<br />
Coesfeld)<br />
10 11
Noch freier Flusslauf der Innenstadtberkel<br />
in 1952 /1953. Später<br />
wurde der Bereich komplett überbaut.<br />
Heute wird dieser Abschnitt<br />
zwischen Schüppenstraße und<br />
Kuchenstraße bei den Coesfeldern<br />
als Berkelgasse bezeichnet.<br />
(Foto: Stadtarchiv Coesfeld)<br />
Historische Berkel, ca. 1910<br />
(genaues Datum nicht<br />
bekannt): Blick in die alte<br />
Umflut vom ehemaligen<br />
Kupfertor aus, rechts<br />
Querung des heutigen<br />
Gerichtsrings. (Foto: Stadtarchiv<br />
Coesfeld)<br />
Ausbau des Flussbettes<br />
der Innenstadtberkel<br />
1952.<br />
(Foto: Stadtarchiv<br />
wich einem nahezu geraden Lauf.<br />
Auch die Fegetasche verkürzte<br />
sich. Vor dem Krieg mündete sie<br />
südwestlich im Bereich der<br />
Rekener Straße in die Umflut. In<br />
der Phase des Wiederaufbaus<br />
wurde der untere Abschnitt mit<br />
Schutt verfüllt.<br />
In den 1950er-Jahren entbrannte<br />
eine Debatte über die<br />
Wiederherstellung des alten<br />
Verlaufs der Fegetasche zum<br />
Hochwasserschutz. Einige Stadtverordnete<br />
regten gar an, die<br />
gesamte Innenstadtberkel zu verfüllen<br />
und damit trockenzulegen.<br />
Während Letzteres nicht realisiert<br />
wurde, bekam die Fegetasche<br />
zwischen Münsterstraße und<br />
Cronestraße einen Durchstich<br />
zur Umflut. Dieser ist bis heute<br />
erhalten und wird zukünftig als<br />
Eingangskorridor eine wichtige<br />
Rolle bei der Umsetzung der<br />
EG-Wasserrahmenrichtlinie<br />
(WRRL) spielen. Thomas Backes,<br />
Beigeordneter der Stadt, reflektiert:<br />
»Der Berkel kam in der Vergangenheit<br />
nicht die Anerkennung<br />
zuteil, die sie verdiente. Der<br />
Industrialisierung wurde mehr<br />
Beachtung geschenkt als ökologischer<br />
Nachhaltigkeit.«<br />
Die chemische Wasserqualität<br />
der Berkel bewegt sich heute in<br />
einem guten Maß. Der Untergang<br />
der Leder- und Textilindustrie war<br />
für viele Coesfelder Bürger und<br />
Unternehmen zwar schmerzlich,<br />
führte jedoch durch eine jetzt<br />
geringere Zufuhr von Abwässern<br />
Die für den Hochwasserschutz unerlässliche Schleuse am Walkenbrückentor<br />
(Foto: Hartmut Levermann)<br />
zu einer wesentlich besseren<br />
Wasserqualität der Berkel. Ebenfalls<br />
zeigen verschiedene Gewässerschutzprogramme,<br />
die auch die<br />
landwirtschaftliche Flächennutzung<br />
mit einbeziehen, ihre positiven<br />
Auswirkungen. Die Artenvielfalt<br />
hat in Flussabschnitten<br />
merklich zugenommen. Trotzdem<br />
wird der gesamte Flussverlauf in<br />
seiner Gewässerstruktur als mangelhaft<br />
bewertet. Infolge von<br />
Rückstaubauwerken sind bis heute<br />
Arten voneinander isoliert oder<br />
fehlen in manchen Gewässerabschnitten<br />
vollständig. Erst eine<br />
Coesfeld)<br />
12 13
Die Berkel (unbekanntes Datum). (Foto: Stadtarchiv Coesfeld)<br />
Durchgängigkeit ermöglicht wieder<br />
eine Auf- und Abwärtswanderung<br />
für die ans Wasser gebundenen<br />
Tiere. Damit verbunden ist der<br />
Anstieg der genetischen Vielfalt,<br />
denn sie ist der biologische Motor<br />
für Anpassungen an Umwelt- und<br />
Lebensbedingungen.<br />
Die Berkel ist nicht als lokaler<br />
Abschnitt vor der Haustüre zu<br />
begreifen. Sie ist ein gut 115 Kilometer<br />
langes ökologisches<br />
Gesamtsystem, von der Quelle in<br />
Billerbeck bis zur Mündung in<br />
Zutphen. Daher steht der Gewässerkorridor<br />
auch fast vollständig<br />
unter Naturschutz. Flussaufwärts<br />
gelegene Veränderungen haben<br />
positive Auswirkungen flussabwärts<br />
– oder auch negative, wie<br />
es die Coesfelder in der Hochphase<br />
der Industrialisierung zum<br />
Ende des 19. Jahrhunderts am<br />
eigenen Leibe erfahren hatten.<br />
Die Wasserrahmenrichtlinie ist<br />
keine neue Idee aus Brüssel. Seit<br />
gut 15 Jahren sind Land und Kommunen<br />
nun aufgefordert, Lösungen<br />
für das Erreichen der Zielsetzungen<br />
zu finden. Eigentlich hätte<br />
bis Ende <strong>2015</strong> schon alles erledigt<br />
sein sollen. Doch die Fragen sind<br />
zu komplex und eine gute Planung<br />
ist erforderlich. Das braucht mehr<br />
Zeit. Jetzt verbleibt noch eine Frist<br />
bis 2027, eine Zeitspanne, die<br />
Coesfeld und andere Kommunen<br />
nutzen werden.<br />
Mit dem Strukturförderprogramm<br />
Regionale 2016 bietet sich<br />
für Coesfeld die Gelegenheit, hier<br />
ein gutes Beispiel zu realisieren<br />
und damit ein Leuchtturm für<br />
andere Kommunen zu werden.<br />
Im Sommer dieses Jahres erhielt<br />
die Stadt für das Projekt Berkel<br />
Stadt Coesfeld den A-Status von<br />
der Regionale-Agentur. Der Weg<br />
ist frei, Fördermittel für die Realisierung<br />
zu erhalten. Es ist ein<br />
ehrgeiziges Programm, das mit<br />
großer Bürgerbeteiligung auf den<br />
Weg gebracht wurde.<br />
BerkelStadt Coesfeld schafft<br />
den Spagat zwischen Umweltschutz<br />
und Standortaufwertung,<br />
für Bürgermeister Heinz Öhmann<br />
eine einmalige Chance: »In der<br />
Vergangenheit war die Berkel im<br />
Hinterhof – heute soll sie das<br />
Stadtbild ›rundmachen‹ und in der<br />
Zukunft ein touristischer Anziehungspunkt<br />
als auch ein erlebbarer<br />
Ort der Begegnung für die<br />
Coesfelder Bürgerinnen und<br />
Bürger sein.«<br />
Die Umflut mit der ökologisch<br />
aufgewerteten Fegetasche übernimmt<br />
zukünftig den Part als<br />
NaturBerkel. Sie stellt eine Passage<br />
um das historische Walkenbrücken<br />
tor, das mit dem mächtigen<br />
Stauwehr für den Hochwasserschutz<br />
unerlässlich ist. Die<br />
Anforderungen der Wasserrahmenrichtlinie<br />
sind damit im<br />
Wesentlichen erfüllt. Ein weiterer<br />
Das Hochwasserrückhaltebecken<br />
Fürstenwiese<br />
(Foto: Hartmut<br />
Levermann)<br />
14 15
Das<br />
Walkenbrückentor<br />
Pluspunkt: Bei Hochwasser fließt<br />
ein Teil der Flutwelle durch die<br />
NaturBerkel. Das Übrige erledigt<br />
die Umflut. Die Urbane Berkel<br />
wird nur im extremsten Fall benötigt.<br />
Für den Hochwasserschutz ist<br />
sie nebensächlich. Somit kann der<br />
innerstädtische Flussverlauf als<br />
Gewässer in die Stadtarchitektur<br />
integriert werden.<br />
Bei der Planung galt es, einen<br />
Kompromiss zu finden. Die Natur<br />
Berkel muss in trockenen Jahreszeiten<br />
einen ausreichenden Wasserstand<br />
gewährleisten, um die<br />
Durchgängigkeit zu halten. Innerstädtisch<br />
prägt daher künftig eine<br />
konstante Wassermenge von circa<br />
100 Litern je Sekunde das Bild des<br />
Flusses. Kritiker sehen die Innenstadtberkel<br />
daher nur noch als<br />
kleines Rinnsal. Im heutigen Flussbett<br />
sind 100 Liter je Sekunde<br />
wenig, um den Bach als fließendes<br />
Gewässer wahrzunehmen.<br />
Daher ist eine Umgestaltung des<br />
Gewässers mit Anpassung an die<br />
neuen Wassermengen notwendig.<br />
Mit den von den Planern vorgeschlagenen<br />
Mitteln – kleinen Staustufen,<br />
Berkelsteinen und einer<br />
neuen Gestaltung der Sohle –<br />
kann trotz geringer Wassermenge<br />
ein lebendiges Bild entstehen.<br />
Besonders der Handel in der<br />
Stadt rechnet sich mit dem<br />
Ausbau der Urbanen Berkel eine<br />
Steigerung der Attraktivität aus.<br />
Werner Prause, Mitglied im Stadtmarketing<br />
e.V.: »Wir alle wissen,<br />
dass Wasser die Menschen anzieht.<br />
Städte, die ihre Flüsse inszenieren,<br />
sind damit erfolgreich.«<br />
An vier Stellen soll der Verlauf<br />
der Berkel sichtbar werden: Davidstraße,<br />
Berkelgasse, Schlosspark<br />
und Wiemannweg. Sichtbarkeit<br />
nicht in dem Sinne, dass der gesamte<br />
Flussverlauf freigelegt wird.<br />
Vielmehr ist es Ziel, auf seine<br />
Existenz aufmerksam zu machen.<br />
So wird durch die Verlegung von<br />
Pflasterungen auf Brückenbauwerken<br />
in Fließrichtung der Berkel<br />
auf den Fluss selbst aufmerksam<br />
gemacht. Fenster ermöglichen den<br />
Blick in die tiefer gelegene Berkel.<br />
Ein neuer Rad- und Fußweg verbindet<br />
den südlichen Stadtteil mit<br />
dem nördlichen, mitten durch die<br />
Stadt.<br />
Dem Schlosspark soll eine<br />
zentrale Bedeutung zukommen.<br />
Abseits von Coesfelds Einkaufsmeile<br />
gelegen, ist er eine Oase der<br />
Ruhe – ein Rückzugsraum. Der<br />
Park mit seinen mächtigen Bäumen<br />
als Schattenspender erhält<br />
eine neue Wegführung und einen<br />
Zugang zur Berkel – eine Furt.<br />
Vielleicht, in Anlehnung an die<br />
Stadtgeschichte, mit dem Namen<br />
Pagenfurt?<br />
Uta Schneider sieht die Berkel<br />
als blaues Band: »Sie verbindet<br />
Menschen, Städte und auch<br />
Regionale-2016-Projekte miteinander<br />
– und zwar über kommunale,<br />
regionale und nationale<br />
Grenzen hinweg. Ich freue mich,<br />
dass die zunehmend intensive<br />
Zusammenarbeit aller Berkelanrainer<br />
diese Verbindung mit immer<br />
mehr Leben füllt.«<br />
In der Geschichte war der Fluss<br />
eine rege Handelsachse. Spezielle<br />
Boote mit geringem Tiefgang verbanden<br />
im 17. Jahrhundert die<br />
Berkelstädte im Münsterland und<br />
den Niederlanden miteinander.<br />
Güter aller Art, sogar der Baumberger<br />
Standstein, wurden über<br />
den Wasserweg transportiert –<br />
flussauf und flussab. Das Modell<br />
eines solchen damals benutzten<br />
Schiffes, einer sogenannten »Berkelzomp«,<br />
erhielt auf dem Berkelaktionstag<br />
im September <strong>2015</strong><br />
in Billerbeck den Namen »Kleine<br />
Jappe«.<br />
Ein anderes Exemplar wünschten<br />
sich Coesfelds Kinder im Rahmen<br />
eines Workshops <strong>2015</strong> im<br />
Schlosspark: als Spielgerät zum<br />
Erobern und Klettern. Der Park<br />
wird spielerisch zum Ort der Erinnerung,<br />
aber auch ein Ort des<br />
Nachdenkens. Das Riga-Komitee<br />
hat an der Stelle, an der sich vor<br />
74 Jahren Coesfelds jüdische Mitbewohner<br />
zur Deportation versammeln<br />
mussten, eine Gedenkstele<br />
aufstellen lassen. Die Silhouetten<br />
der 19 Menschen sollen<br />
so an die Verbrechen des Nationalsozialismus<br />
erinnern.<br />
BerkelStadt Coesfeld will nicht<br />
nur direkt auf das Gewässer wirken.<br />
Das Umfeld wird mit einbezogen<br />
– städtisch, historisch und kulturell.<br />
Öhmann: »Wir sind uns<br />
heute der positiven atmosphärischen<br />
Wirkung von Wasserläufen<br />
und der Möglichkeiten eines Flusses<br />
in unserer Stadt bewusst und<br />
sehen auf Basis des bestehenden<br />
Blick<br />
auf die Berkel<br />
16 17
Konzeptes große Chancen für die<br />
Weiterentwicklung Coesfelds.«<br />
Insgesamt plant die Stadt ein<br />
Investitionsvolumen von gut<br />
12,5 Millionen Euro zur Umgestaltung<br />
des innerstädtischen Flusses.<br />
Die Hälfte der Kosten finanziert<br />
sich durch Fördermittel. In den<br />
ökologischen Ausbau der Natur<br />
Berkel investiert die Stadt 7,4 Millionen<br />
Euro, mit einer Förderung<br />
von bis zu 80 Prozent. Das größte<br />
Projekt ist hierbei der Umbau des<br />
Regenrückhaltebeckens Fürstenwiese.<br />
Geplant ist die Verlegung<br />
der Berkel in die Wiese. Damit<br />
schaffen die Planer eine Basis für<br />
eine natürlich wachsende Flussaue<br />
mit einer großen Rückstauwirkung<br />
für ein 100-jähriges Hochwasserereignis.<br />
Zusätzlich entsteht ein<br />
attraktives Naherholungsgebiet<br />
vor der Stadt. Der jetzige Verlauf<br />
der Berkel bleibt teilweise als<br />
Altarm erhalten und bietet eine<br />
weitere ökologisch hochwertige<br />
Nische.<br />
Trotz intensiver Bürgerbeteiligung<br />
sehen besorgte Bürger einige<br />
Punkte kritisch. Ein Streitpunkt<br />
etwa ist das Investitionsvolumen,<br />
das sie für zu hoch halten.<br />
Thomas Backes, Beigeordneter der<br />
Stadt, sieht es hingegen als Kapitalanlage<br />
für zukünftige Generationen:<br />
»Tatsächlich sind große<br />
und dementsprechend kostenintensive<br />
Veränderungen im<br />
Rahmen des geplanten Innenstadtkonzeptes<br />
notwendig, um<br />
Coesfeld langfristig zukunftsfähig<br />
zu machen und eine fortschrittliche<br />
Entwicklung zu gewährleisten.<br />
Auch in den 80er-Jahren<br />
waren kostenintensive Projekte,<br />
wie die Marktgarage oder die<br />
Fußgängerzone mit der Kupferpassage,<br />
heftig umstritten. Es hat<br />
sich aber nachweislich gelohnt zu<br />
investieren. Coesfeld stände heute<br />
nicht so gut da, wenn man das<br />
Geld ›gespart‹ hätte.«<br />
Eine andere Sorge beschäftigt<br />
die Berkelanlieger im Bereich der<br />
Fürstenwiese. Sie befürchten<br />
durch die Schaffung eines Altarms<br />
eine Mückenplage und Geruchsbelästigungen.<br />
Dazu wird es<br />
jedoch nach Aussage der Fachleute<br />
mit einer effektiven Wassersteuerung<br />
nicht kommen. Das zu<br />
erreichen sehen die Gewässerplaner<br />
als ihre Verpflichtung an.<br />
Ein letzter Kritikpunkt hat sich<br />
erst kürzlich ergeben: Bei der Umgestaltung<br />
des Schlossparks ist<br />
eine Änderung des Baumbestandes<br />
vorgesehen. Nicht mehr<br />
standsichere oder nicht entwicklungsfähige<br />
Exemplare sollen nach<br />
und nach durch andere Arten ausgetauscht<br />
werden. Eine Gruppe<br />
Coesfelder will den jetzigen<br />
Baumbestand in die Planung<br />
integriert wissen. Die Stadtplaner<br />
zeigen sich den Argumenten<br />
gegenüber offen und haben zu<br />
einem runden Tisch eingeladen.<br />
In dieser Beziehung ist eben doch<br />
noch alles im Fluss.<br />
Hartmut Levermann<br />
Wie Sie sich die Zukunft auch ausmalen –<br />
wir helfen Ihnen, sie zu gestalten.<br />
Sparkassen-Finanzgruppe<br />
Entdecken Sie den Unterschied<br />
in Ihrer Sparkasse.<br />
Das Buch »Berkelboot vermisst!« ist jetzt erhältlich<br />
Der von der Niederländerin Evelien van<br />
Dort geschriebene Jugendroman »Berkelboot<br />
vermisst« soll in unterhaltsamer<br />
und spannender Form Kindern und Jugendlichen<br />
etwas über die Berkel – vom<br />
Verlauf bis zur geschichtlichen Bedeutung<br />
– vermitteln.<br />
Dank der finanziellen Unterstützung<br />
der Sparkasse Westmünsterland, des Vereins<br />
der Freunde der 3. Berkelkompagnie,<br />
der Regionalen 2016 Zukunftsland und der<br />
Bücking’schen Jugendstiftung konnte das<br />
ursprünglich auf Holländisch erschienene<br />
Buch nun ins Deutsche übersetzt werden.<br />
Es kann gegen eine geringe Schutzgebühr<br />
von 2,– Euro abgegeben werden und ist<br />
erhältlich bei den Verkehrsvereinen bzw.<br />
Bürgerbüros der Berkelanliegerstädte Billerbeck,<br />
Coesfeld, Gescher, Stadtlohn und<br />
Vreden. Für Schulen stehen Klassensätze<br />
zur Verfügung. Diese sollten sich an den<br />
Vorsitzenden der Bücking’schen Jugendstiftung,<br />
Thomas Bücking, Tel. 02541/6901<br />
bzw. th.buecking@t-online.de wenden.<br />
Das Sparkassen-Finanzkonzept.<br />
Der Unterschied beginnt beim Namen. Deshalb entwickeln wir mit dem Sparkassen-Finanzkonzept eine ganz persönliche Rundum-Strategie für<br />
Ihre Finanzen. Gemeinsam mit Ihnen und abgestimmt auf Ihre Zukunftspläne. Mehr erfahren Sie in Ihrer Sparkasse und unter www.sparkassewestmuensterland.de.<br />
Wenn‘s um Geld geht<br />
18 19
Willi Wiemolds neues Buch<br />
»Gescher im 20. Jahrhundert – die Jahre 1931 bis 1950<br />
in Bildern und Berichten« jetzt erschienen<br />
Auf 352 Seiten stellt dieses Buch Gescher<br />
in den Jahren 1931 bis 1950 vor.<br />
Die Artikel und über 600 Abbildungen<br />
berichten über öffentliches Leben und<br />
Vereine, Arbeitsleben und Brauchtum, Kirchen<br />
und Schulen, Freizeit und Nachbarschaften,<br />
alle Bereiche des damaligen Lebens<br />
in Gescher. Besondere Berücksichtigung<br />
finden die Kriegsjahre 1939 bis 1945.<br />
Eine Kurzchronik ermöglicht den<br />
schnellen Überblick.<br />
1931<br />
1950<br />
GESCHER IM 20. JAHRHUNDERT<br />
Willi Wiemold<br />
GESCHER IM 20. JAHRHUNDERT<br />
Willi Wiemold<br />
Die Jahre 1931 bis 1950<br />
in Bildern und Berichten<br />
In diesem Herbst legt Willi Wiemold,<br />
langjähriger Stadtarchivar in<br />
Gescher, den dritten Band seiner<br />
Buchreihe »Gescher im 20. Jahrhundert«<br />
vor. Der Band befasst<br />
sich mit den Jahren 1931 bis 1950,<br />
einem Zeitraum, der größte<br />
Umwälzungen auch für unsere<br />
Heimat brachte.<br />
Auf 352 Seiten hat Wiemold<br />
eine Fülle von Informationen<br />
zusammengetragen, ermittelt aus<br />
Zeitungsberichten, Protokollbüchern<br />
und zeitgenössischen<br />
Aufzeichnungen, illustriert mit<br />
über 600 Abbildungen.<br />
Das Gartencenter<br />
in Coesfeld<br />
Dülmener Straße 110<br />
48653 Coesfeld<br />
Telefon 0 25 41/52 58<br />
Öffnungszeiten:<br />
Montag bis Freitag:<br />
9.00–18.30 Uhr<br />
Samstag: 9.00–18.00 Uhr<br />
Sonntag: 11.00–16.00 Uhr<br />
Berichtet wird über alle Bereiche<br />
des damaligen Lebens, ob<br />
Vereine, Kirchen, Schulen und<br />
Nachbarschaften, Betriebe oder<br />
öffentliches Leben, alles findet<br />
seinen Niederschlag. Besondere<br />
Berücksichtigung finden in diesem<br />
großformatigen Band die Kriegsjahre<br />
1939 bis 1945, die über 550<br />
Gescheranern den Tod brachten.<br />
Die Reihe soll fortgesetzt werden.<br />
Bestelladresse für das Buch, das<br />
34,80 Euro kostet: Willi Wiemold,<br />
Tungerloh-Pröbsting 63,<br />
48712 Gescher, Tel. 0 25 42/78 85,<br />
E-Mail: wiemold@web.de<br />
6221 <strong>blickpunkt</strong> 8. 9. <strong>2015</strong><br />
20 21
Bleiben Sie fit mit jedem Schritt – das Gesundheitswandern<br />
des BGM Forum Westmünsterland<br />
Wir stellen in Betrieben immer<br />
wieder fest, dass Stress und<br />
Herz-Kreislauf-Defizite existieren und<br />
soziale interkollegiale Beziehungen<br />
fehlen. Im Rahmen des Angebots »Gesundheitswandern«<br />
des BGM Forums<br />
Westmünsterland GmbH werden<br />
nun die Vorteile<br />
des klassischen<br />
Wanderns mit<br />
der Aneignung<br />
von Wissen über<br />
die Gesundheit<br />
für Belegschaften<br />
in Betrieben und<br />
Unternehmen als<br />
auch für Einzelpersonen<br />
kombiniert.<br />
Die Vorteile des Gesundheitswanderns<br />
sind vielfältig: Auf der einen<br />
Seite fördert es die körperliche Leistungs-<br />
und Funktionsfähigkeit, indem<br />
Ausdauer, Kraft, Beweglichkeit,<br />
Koordination sowie Entspannungsfähigkeit<br />
besser wahrgenommen<br />
und ausgebaut werden. Es hilft zudem<br />
dabei, den eigenen individuellen<br />
Gestaltungsspielraum hinsichtlich<br />
der Wahrnehmung von Belastbarkeitsmöglichkeiten<br />
und -grenzen zu<br />
erfahren und zu erkennen, wie die<br />
Inhalte des Bewegungsangebotes<br />
dauerhaft und nachhaltig in die eigene<br />
Lebensführung eingebaut werden<br />
können. Doch Gesundheitswandern<br />
meint mehr: Da es innerhalb einer<br />
Gruppe stattfindet und sich insbesondere<br />
für Belegschaften sehr gut<br />
eignet, bedeutet Gesundheitswandern<br />
auch eine Stärkung psychosozialer<br />
Gesundheitsressourcen. Der<br />
Teilnehmer lernt, die Bedeutung<br />
zwischenmenschlicher Kontakte für<br />
das eigene Wohlbefinden nutzbar zu<br />
machen. Der Gemeinschaftssinn wird<br />
gestärkt.<br />
Schließlich beinhaltet das Gesundheitswandern<br />
jedoch eine vierte<br />
Komponente, die es einzigartig und<br />
besonders wertvoll macht: Während<br />
jeder Wanderung wird Wissen über<br />
die Gesundheit und Maßnahmen zu<br />
ihrer Förderung in Übungen, Spielen<br />
und Trainingseinheiten vermittelt.<br />
Hierzu gehört das Wissen über die<br />
● Verbesserung der Ausdauer, Kraft,<br />
Beweglichkeit, Koordination und<br />
Entspannungsfähigkeit,<br />
● verschiedenen Bewegungstechniken<br />
und Techniken zur Belastungs-<br />
und Trainingssteuerung,<br />
● Optimierung der Sozialfähigkeit<br />
und Leistungsbereitschaft sowie<br />
des Wohlbefindens,<br />
● Steigerung des Gesundheitsverständnisses<br />
sowie zur Körperwahrnehmung,<br />
● Grundlagen von gesunder Lebensführung.<br />
Die Wanderungen finden in verschiedenen<br />
Gegenden der heimischen<br />
Region statt. Ausgangspunkt einer<br />
Wanderung kann der Ort des jeweiligen<br />
Betriebes sein oder auch das<br />
Reha-Zentrum in Velen. Das Tempo<br />
ist moderat. Die visuellen und<br />
akustischen Reize der Landschaft –<br />
z. B. das Rauschen der Bäume, der<br />
Gesang der Vögel oder die ersten<br />
Sonnenstrahlen – werden durch die<br />
Wanderung bewusst aufgenommen<br />
und üben einen positiven Einfluss auf<br />
die Psyche aus. Während jeder Wanderung<br />
werden zudem Übungen zur<br />
Mobilisation, Kräftigung und Koordination<br />
durchgeführt. Die verschiedenen<br />
Spielformen sollen zudem Spaß<br />
an der Bewegung vermitteln und die<br />
Interaktion zwischen den Gruppenteilnehmern<br />
steigern.<br />
Die Kurse zum Gesundheitswandern<br />
können von Belegschaften in<br />
Betrieben und Unternehmen jederzeit<br />
gebucht werden. Ein professionell<br />
geschulter Trainer bzw. eine Trainerin<br />
unternimmt die Wanderungen<br />
mit Gruppen von bis zu zehn Personen.<br />
Auch Einzelpersonen, die Freude<br />
am Wandern haben und gleichzeitig<br />
Spannendes und Informatives<br />
über das Thema Gesundheit erfahren<br />
wollen, können an den Kursen im<br />
Reha-Zentrum Velen teilnehmen.<br />
Sind Sie interessiert? Wünschen<br />
Sie weitere Informationen? Betriebe<br />
und Unternehmen wenden sich bitte<br />
an das BGM Forum Westmünsterland<br />
GmbH unter der Rufnummer<br />
(0 28 63) 92 31 50.<br />
Einzelpersonen, die Lust am Gesundheitswandern<br />
haben, kontaktieren<br />
bitte das Reha-Zentrum in<br />
Velen unter der Rufnummer (0 28 63)<br />
44 00.<br />
Impuls Präventivmedizin –<br />
Vorsprung durch Gesundheit!<br />
Vorsorge zu Hause und<br />
im Betrieb<br />
Basis Check<br />
mit zahlreichen ärztlichen Untersuchungen:<br />
Ultraschall des Herzens und der Schilddrüse,<br />
Doppler-Sonographie der Halsgefäße,<br />
Herz-Kreislauftest (Spiroergometrie),<br />
umfangreiche Blutuntersuchung, Wirbelsäulenanalyse<br />
etc.<br />
Optionale<br />
Zusatzuntersuchungen<br />
z. B. Knochendichtemessung, Coloskopie,<br />
Gastroskopie<br />
Sport Check<br />
Gesundheitscheck im Hinblick auf das<br />
Erreichen sportlicher Ziele (für Leistungsgenauso<br />
wie für Freizeitsportler), u. a. mittels<br />
der sogenannten Spiroergometrie-Untersuchung<br />
22 23<br />
Ignatiusstraße 8<br />
46342 Velen<br />
Telefon (0 28 63) 46 65<br />
www.impuls-velen.de
KAPITEL<br />
2 Freizeitgestaltung<br />
Seminare 2016<br />
Um vorherige Anmeldung per E-Mail oder Telfon wird gebeten.<br />
ROSENSCHNITTSEMINAR<br />
Kostenbeitrag: 8,00 € / Pro Person<br />
FRÜHLING<br />
Coesfeld erleben<br />
Samstag, 27.02.16<br />
Sonntag, 28.02.16<br />
10.00 Uhr bis 13.00 Uhr<br />
Freitag, 04.03.16<br />
15.00 Uhr bis 18.00 Uhr<br />
Freitag, 11.03.16<br />
15.00 Uhr bis 18.00 Uhr<br />
Samstag, 12.03.16<br />
Sonntag, 13.03.16<br />
10.00 Uhr bis 13.00 Uhr<br />
Samstag, 19.03.16<br />
Sonntag, 20.03.16<br />
10.00 Uhr bis 13.00 Uhr<br />
Samstag, 26.03.16<br />
10.00 Uhr bis 13.00 Uhr<br />
Lichtersamstag (21. November <strong>2015</strong>)<br />
Zum fünfzehnten Mal läutet der Lichtersamstag die<br />
Vorweihnachtszeit in Coesfeld ein. Mit dem Lichterfest<br />
auf dem Marktplatz (17 Uhr) beginnt das<br />
Leuchten und Funkeln in der gesamten Stadt: Über<br />
200.000 Lichter sorgen für anheimelnde Atmosphäre.<br />
Auch verschiedene Licht- und Feuershows<br />
sowie eine Band sorgen für eine einzigartige<br />
Stimmung. Kunstliebhaber werden von Licht-<br />
Illumina tionen in den Nebenstraßen überrascht.<br />
Ebenso ist der Lichtersamstag für den Einzelhandel<br />
in der Innenstadt der Auftakt für die heiße Phase<br />
im Weihnachtsgeschäft. Die festlich dekorierten<br />
Läden bleiben bis 20 Uhr geöffnet und empfangen<br />
die Kunden mit kleinen Aufmerksamkeiten.<br />
Letter Straße 32<br />
48653 Coesfeld<br />
Tel. (0 25 41) 8 31 47<br />
6217 <strong>blickpunkt</strong> 14. 9. <strong>2015</strong><br />
Ursula<br />
Petermann<br />
Öffnungszeiten:<br />
Montag bis Samstag<br />
von 9.00 bis 18.00 Uhr<br />
Samstag, 05.03.16<br />
Sonntag, 06.03.16<br />
10.00 Uhr bis 13.00 Uhr<br />
Freitag, 14.10.16<br />
15.00 Uhr bis 18.00 Uhr<br />
Samstag, 15.10.16<br />
Sonntag, 16.10.16<br />
10.00 Uhr bis 13.00 Uhr<br />
Freitag, 18.03.16<br />
15.00 Uhr bis 18.00 Uhr<br />
VEREDELUNGSSEMINAR<br />
Kostenbeitrag: 39,00 € / Pro Person<br />
Samstag, 23.07.16, 10.00 Uhr bis 13.00 Uhr<br />
Sonntag, 24.07.16, 10.00 Uhr bis 13.00 Uhr<br />
EINWINTERUNGSSEMINAR<br />
Kostenbeitrag: 8,00 € / Pro Person<br />
SOMMER<br />
HERBST<br />
Rosenzentrum Westmuensterland<br />
Schöppinger Straße 11<br />
48720 Rosendahl<br />
Telefon: 02547 / 71 59<br />
info@rosenzentrum-westmuensterland.de<br />
www.rosenzentrum-westmuensterland.de<br />
Jetzt NEU – der Ludgerusweg<br />
Der Ludgerusweg ist der erste zertifizierte Wanderweg<br />
in der Westfälischen Bucht. Das heißt, dass<br />
mehr als 80 % des Weges über den Höhenzug der<br />
Baumberge auf natürlichem Gelände zurückgelegt<br />
werden können. Natürlich bieten sich auch Teilstücke<br />
zum »Herbst-Wandern« an. Eine Karte dazu<br />
ist im Buchhandel sowie in den Tourist-Informationen<br />
zum Preis von 4,95 Euro erhältlich.<br />
Und so verläuft der 30 km lange Ludgerusweg:<br />
Vom Startpunkt Tilbeck erreicht der Weg den Fuß<br />
Wir danken<br />
allen Inserenten<br />
für die freundliche<br />
Unterstützung!<br />
6222 a <strong>blickpunkt</strong> <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong><br />
24 25
6157 c <strong>blickpunkt</strong> <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong> 23. 9. <strong>2015</strong><br />
Dülmener Straße 73 · Coesfeld<br />
Tel. 0 25 41/25 09 · www.2rad-baumeister.de<br />
Wir danken<br />
allen Inserenten<br />
für die freundliche<br />
Unterstützung!<br />
26 27
der Baumberge am »Tilbecker<br />
Mordkreuz« und verläuft von dort<br />
auf den Höhen der Baumberge<br />
dem Wanderweg folgend bis<br />
Billerbeck und folgt von dort in<br />
etwa dem bisherigen »Ludgeruspad«<br />
nach Gerleve. Anschließend<br />
geht es von dort das Tal entlang<br />
nach Coesfeld mitten in die Innenstadt<br />
zur St.-Lamberti-Kirche. Der<br />
Hinweg ist bewusst als Pilger- und<br />
Wanderweg eingerichtet, der in<br />
sieben Stunden zu Fuß absolviert,<br />
aber auch an beliebigen Stellen<br />
abgebrochen werden kann.<br />
An vielen Stellen eröffnet sich<br />
die Rückfahrt mit dem ÖPNV<br />
(z. B. Linie R 62, R 63 Gerleve –<br />
Nottuln –Tilbeck).<br />
AnzNr. Ausg.Komb. Rubrik Erster E.−Term.<br />
643570 az 00 19.06.<strong>2015</strong><br />
TERMINE<br />
23. <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong><br />
Ursula-Krammarkt<br />
24. <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong><br />
Kinderflohmarkt<br />
25. <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong><br />
Ursulasonntag<br />
verkaufsoffen<br />
von 13.00 bis 18.00 Uhr<br />
Nikolausumzug<br />
Am 5. Dezember steht der traditionelle<br />
Nikolausumzug auf dem<br />
Programm. Um 17 Uhr erwartet<br />
der Heilige Mann in der Promenade<br />
(Schützenwall-Kreishaus) im<br />
Boot auf der Berkelumflut die<br />
Kinder. Taucher des Tauchsportklubs<br />
leuchten ihm beim Fackelschwimmen<br />
den Weg bis zur<br />
Gärtnerei Pass. Dort warten auf<br />
den Nikolaus schon viele Kinder<br />
mit ihren bunten Laternen, außerdem<br />
die Stadtkapelle – und natürlich<br />
sein weißes Pferd. Hoch zu<br />
Ross führt der Nikolaus neben<br />
Knecht Ruprecht den Zug durch<br />
die Fußgängerzone bis zum<br />
Marktplatz – und damit auch zum<br />
Weihnachtsmarkt. Dort bekommen<br />
die Kinder vom Nikolaus eine<br />
Tüte mit Schokoladenweihnachtsmann<br />
und Süßigkeiten, die vom<br />
EDEKA-Markt an der Borkener<br />
Straße gestiftet werden. Gutscheine<br />
dafür sind kurz vorher im<br />
Bürgerbüro erhältlich. Der Erlös<br />
des Nikolausumzugs kommt<br />
einem guten Zweck zugute.<br />
Haben wir Sie ein bisschen<br />
neugierig machen können? Der<br />
beste Eindruck ist immer der<br />
eigene: Kommen Sie nach Coesfeld,<br />
lernen Sie die Stadt und ihre<br />
netten Menschen kennen! Wir<br />
freuen uns auf Sie.<br />
Keine Geschenk-Idee?<br />
21. November <strong>2015</strong><br />
Lichtersamstag<br />
ab 17.00 Uhr<br />
5<br />
10 20 50<br />
Im Wert von<br />
EURO<br />
Erhalten Sie in 80 Geschäften in Coesfeld und Lette!<br />
www.coesfeldundpartner.de<br />
Weihnachtsmarkt<br />
Köstlicher Mandel- und Glühweinduft<br />
steigt in die Nase, schönes<br />
Handgearbeitetes liegt bereit,<br />
urige Holzhütten mit Speisen und<br />
Getränken laden zum Verweilen<br />
ein: Der Weihnachtsmarkt an der<br />
Lambertikirche und in der Innenstadt<br />
ist ein schöner Treffpunkt<br />
für alle, die weihnachtliche Atmosphäre<br />
genießen wollen. Zahlreiche<br />
Verkaufsstände mit weihnachtlichen<br />
Geschenkartikeln<br />
laden zum Bummeln ein. Holzund<br />
Krippenfiguren, Zauberlichter,<br />
Honig und Kerzen wollen wie<br />
Schmuck und andere schöne<br />
Dinge bewundert werden. Auch<br />
kulinarisch bietet der Markt Vielfalt.<br />
Höhepunkt bildet der Erlebniseinkauf<br />
in der Einkaufsstadt<br />
Coesfeld mit ihrer glasüberspannten<br />
Kupferpassage und ihren Fachgeschäften<br />
am zusätzlich verkaufsoffenen<br />
Sonntag, 6. Dezember<br />
<strong>2015</strong> (13–18 Uhr). Beiträge der<br />
Musikschule, der Nikolaus am<br />
5. Dezember und viele weitere<br />
Programmpunkte wie der Freitagsoder<br />
Samstags-Frische-Markt<br />
laden ein, die Vorweihnachtszeit<br />
bewusst zu erleben.<br />
3. bis 6. Dezember <strong>2015</strong><br />
Weihnachtsmarkt<br />
5. Dezember <strong>2015</strong><br />
Nikolausumzug<br />
ab 17 Uhr, Berkelumflut<br />
am Kreishaus<br />
Haben Sie noch Fragen?<br />
Stadtmarketing Verein<br />
Coesfeld & Partner e. V.<br />
Markt 8 · 48653 Coesfeld<br />
Telefon: 0 25 41 / 9 39-10 67<br />
Fax: 0 25 41 / 9 39-40 09<br />
E-Mail: info@coesfeld.de<br />
www.coesfeld.de<br />
28 29
KAPITEL<br />
3 Brauchtum<br />
Der Martinimarkt<br />
in Nottuln<br />
Die zweite Jahreshälfte ist die Zeit altehrwürdiger<br />
Märkte. Einer der bedeutendsten Märkte im Westmünsterland,<br />
der jedes Jahr am Anfang des Novembers<br />
seine Pforten öffnet, ist der »Martinimarkt«<br />
in der Stiftsstadt Nottuln. Auf dem vom berühmten<br />
Architekten Johann Conrad Schlaun gestalteten<br />
Stiftsplatz, dem Kirchplatz sowie in verschiedenen<br />
Nebenstraßen wird dann eine Tradition mit Leben<br />
erfüllt, die sich in das Jahr 1622 zurückdatieren lässt.<br />
Der »Martinimarkt« hat seine Wurzeln im landwirtschaftlichen<br />
Leben unserer Heimat. Noch bis in<br />
die 1950er-Jahre war dies unverkennbar, denn der<br />
Markt bot Gelegenheit, Handel mit Vieh und allerlei<br />
Kram zu treiben und Verträge auszuhandeln. Mit<br />
den Jahrzehnten wandelte sich dieser Charakter. Die<br />
Bedeutung des Marktes für die Landwirtschaft,<br />
aber auch die Bedeutung der Landwirtschaft für den<br />
Markt sank. Heute stehen neben Krämern und<br />
Schaustellern vor allem Handwerker und Künstler,<br />
aber auch die lokalen Unternehmen im Mittelpunkt<br />
des »Martinimarktes«. Sie demonstrieren ihr<br />
Können, präsentieren und verkaufen ihre Produkte.<br />
Sowohl am Namen selbst als auch am Datum<br />
des Marktes lässt sich der Bezug zum heiligen Martin<br />
von Tours ablesen. Dieser Heilige wurde vermutlich<br />
um das Jahr 316 in Sabaria, einer ehemaligen<br />
Stadt auf dem Gebiet des heutigen Szombathely<br />
(Ungarn), geboren. Auf Wunsch seines Vaters<br />
musste er mit 15 Jahren in den Kriegsdienst einer<br />
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Südländisches Flair<br />
in den Baumbergen!<br />
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44 Betten, 22 Komfortzimmer,<br />
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Baumberg 6 · 48301 Nottuln<br />
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30 31
ömischen Reiterabteilung Galliens<br />
treten, aus der er mit 18 Jahren<br />
wieder ausschied. Kurz danach<br />
wurde er von Bischof Hilarius von<br />
6220 <strong>blickpunkt</strong> <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong> 4. 9. <strong>2015</strong><br />
Poitiers getauft. Die uns allen<br />
bekannte Legende besagt, dass er<br />
vor seiner Taufe einen nackten<br />
Bettler traf, der am Stadttor von<br />
Amiens saß. Aus Barmherzigkeit<br />
halbierte er seinen Mantel mit<br />
dem Schwert und schenkte ihm<br />
eine der Hälften. In der Nacht<br />
erschien ihm Christus, bekleidet<br />
in der Mantelhälfte. 360 ruft ihn<br />
Bischof Hilarius nach Poitiers.<br />
Selber zum Bischof geweiht, gründet<br />
er in Ligugé das erste Kloster<br />
des Abendlandes, die Abtei de<br />
Ligugé. 397, im Alter von 81 Jahren,<br />
stirbt Martin von Tours auf<br />
einer Visite in Candes. Am<br />
11. November wurde er beigesetzt.<br />
Dieses Datum ist tradi <br />
tionell das Datum der »Martinsumzüge«<br />
oder auch »Martinsritte«,<br />
die wir in unserer Heimat<br />
noch immer begehen und an dem<br />
Kinder mit hell leuchtenden<br />
Laternen durch die abendliche<br />
Dunkelheit ziehen.<br />
32 33
Der<br />
Ursulamarkt<br />
gestern<br />
und heute<br />
Auf eine sehr lange Tradition<br />
blickt der Ursulamarkt zurück, den<br />
wir Ihnen bereits in der ersten<br />
Ausgabe dieses Jahres vorgestellt<br />
hatten. Dieser findet am 23. <strong>Oktober</strong><br />
in der Coesfelder Innenstadt<br />
und auf dem Marktplatz statt.<br />
Zwei Tage später schließt sich der<br />
»Ursula-Sonntag« an. Über<br />
150 Aussteller und geöffnete<br />
Geschäfte laden zum Stöbern und<br />
Einkaufen ein.<br />
Doch wer war eigentlich diese<br />
Frau, nach der dieser Markt be<br />
Ein Foto aus dem Jahre<br />
1954: Der Ursulamarkt<br />
vor dem im Rohbau<br />
befindlichen Rathaus<br />
nannt worden ist? Die Legende<br />
besagt Folgendes:<br />
Die heilige Ursula war die<br />
Tochter des frommen Königs<br />
Maurus von der Bretagne. Sie galt<br />
als außerordentlich schöne Frau<br />
und so kam es, dass der heidnische<br />
König von England Boten<br />
aussandte, um Ursula für seinen<br />
Sohn Aetherius als Gemahlin zu<br />
gewinnen. Ursula stellte jedoch<br />
Bedingungen: Zum einen erbat sie<br />
drei Jahre Frist. In dieser Zeit sollte<br />
Aetherius in die christliche Lehre<br />
unterwiesen und getauft werden.<br />
Zweitens forderte sie, dass zu<br />
zehn erlesenen Jungfrauen, denen<br />
sie selbst als elfte angehören<br />
wollte, sich je tausend weitere<br />
gesellen sollten, damit diese<br />
geweiht und getauft sowie in<br />
ritterlichen Spielen ausgebildet<br />
werden und einen Schwur auf<br />
neue Ritterschaft leisten konnten.<br />
Der Kiepenkerl darf natürlich nicht fehlen<br />
Schließlich sollten Schiffe gebaut<br />
werden und weltliche und geistliche<br />
Beschützer sollten diese<br />
Jungfrauen auf einer Pilgerfahrt<br />
nach Rom begleiten.<br />
So bricht der Tross auf, gelangt<br />
über Köln und Basel nach Rom.<br />
Sowohl Ursula als auch Aetherius<br />
waren inzwischen Engel im Traum<br />
erschienen. Ursula wurde bei ihrer<br />
Rückkehr nach Köln ein Martyrium<br />
vorhergesagt, während Aetherius<br />
aufgetragen wurde, seiner künftigen<br />
Braut entgegenzureisen.<br />
In der heiligen Stadt traf Ursula<br />
nach ihrer Ankunft mit Papst<br />
Cyriakus zusammen, der sich entschloss,<br />
sie auf ihrer Reise zurück<br />
nach Köln zu begleiten. Doch<br />
Unheil tat sich auf. Zwei römische<br />
Herren, die dem Christentum<br />
feindlich gesinnt gegenüberstanden,<br />
versuchten, die Jungfrauen,<br />
die Ursula begleiteten, abzuwerben.<br />
Als ihnen dies nicht gelang,<br />
schmiedeten diese beiden einen<br />
Pakt mit den Hunnen, die die<br />
Pilger überfallen und umbringen<br />
sollten. So kam es bei ihrer<br />
Ankunft in Köln zu einem fürchter<br />
lichen Blutbad. Einzig Ursula<br />
blieb übrig. Der Hunnenfürst verliebte<br />
sich in sie und bot an, sie zu<br />
verschonen, wenn sie ihn heiraten<br />
würde. Doch Ursula weigerte sich<br />
standhaft. Der Hunnenfürst tötete<br />
sie daraufhin mit seinem Pfeil.<br />
Der heiligen Ursula wird am<br />
21. <strong>Oktober</strong> gedacht.<br />
(Aus Reclams Lexikon der Heiligen<br />
und der Biblischen Gestalten).<br />
Reger Besuch<br />
auf dem<br />
Ursulamarkt<br />
34 35
»Zeit für mich«<br />
Der Duft frisch gebackener<br />
Waffeln durchströmt das<br />
gemütliche, typisch münsterländische<br />
Ambiente des historischen<br />
»Höltingshof«, dessen Wurzeln bis<br />
in das 16. Jahrhundert zurückreichen<br />
und der heute als Bauerncafé<br />
bewirtschaftet wird.<br />
Der Apfel bestimmt an diesem<br />
Tag das Thema der »Klönrunde«<br />
im Seniorencafé »Zeit für mich«.<br />
Gemeinschaftlich werden Äpfel<br />
geschält und gerieben, Waffelteig<br />
wird vorbereitet. Das gemeinsame<br />
Miteinander steht im Vordergrund.<br />
Angeregt unter halten sich<br />
die Gäste über die Speisen, die<br />
mit dieser Frucht zubereitet werden.<br />
Dazu wird Kaffee getrunken,<br />
die Waffeln werden verzehrt.<br />
Zwischendurch werden zu den<br />
Lauten einer sogenannten<br />
Veeh-Harfe Lieder gesungen.<br />
»Unser Angebot ›Zeit für mich‹<br />
richtet sich sowohl an die pflegenden<br />
Angehörigen als auch an die<br />
Senioren«, erklärt Sabine Nagel,<br />
Ansprechpartnerin für das Betreuungsangebot.<br />
»Die pflegenden<br />
Angehörigen erhalten durch die<br />
stundenweise Übernahme der<br />
Betreuung Freiräume, die sie für<br />
eigene Aktivitäten nutzen können.<br />
Für die Seniorinnen und Senioren<br />
sind unsere Unternehmungen<br />
geistig anregend. Sie verlassen<br />
ihre eigenen vier Wände, sehen<br />
etwas Neues, können mit anderen<br />
Leuten klönen und soziale Kontakte<br />
knüpfen. Sie sind also nicht<br />
isoliert, sondern in eine Gemeinschaft<br />
eingebunden. Wichtig ist<br />
aber, dass durch ein angepasstes<br />
und auf die Jahreszeiten abgestimmtes<br />
Programm die individuellen<br />
geistigen und körperlichen<br />
Fähigkeiten der Teilnehmer gefördert<br />
werden. Speziell geschultes<br />
und qualifiziertes Fachpersonal<br />
steht den teils demenziell erkrankten<br />
Senioren zur Seite und gibt<br />
ihnen die nötige Unterstützung<br />
und Sicherheit. So können sie sich<br />
bei uns gut aufgehoben fühlen.«<br />
Die Freude an der gebotenen<br />
Abwechslung ist den teilnehmenden<br />
Personen anzusehen. Es wird<br />
gelacht – eine Dame trägt Gedichte<br />
vor. »Das ist uns wichtig«, führt<br />
Thea Cramer, Betreuungskraft<br />
beim BHD, fort: »Im Mittelpunkt<br />
steht das gesellige Zusammensein.<br />
Die Menschen wollen einfach<br />
Spaß haben.«<br />
Das Seniorencafé »Zeit für<br />
mich« ist eines der Betreuungsangebote<br />
des BHD Pflegedienstes.<br />
Der BHD Coesfeld ist mit seinem<br />
PFLEGENETZWERK ein Komplettanbieter<br />
im Bereich der Pflege mit<br />
mehr als 200 Mitarbeitern in den<br />
verschiedenen Einrichtungen.<br />
Das Leistungsangebot unterstützt<br />
Personen in jeder Phase ihres<br />
Älterwerdens. Ambulante Pflegeund<br />
Betreuungsangebote über<br />
den Pflegedienst, teilstationäre<br />
Angebote über die Tagespflege<br />
und vollstationäre Verpflegung<br />
über das Seniorenwohnheim.<br />
Dieses Netzwerk sichert eine stets<br />
angepasste und nachhaltige Versorgung.<br />
»Häufig ist es so, dass<br />
Senioren, die in unser Pflegeheim<br />
einziehen, schon einige Jahre bei<br />
uns ambulant oder teilstationär<br />
versorgt wurden und wir sie<br />
dadurch sehr gut kennen. Das ist<br />
Sabine Nagel<br />
für beide Seiten eine sehr angenehme<br />
Situation.«<br />
Bei Fragen rund um das Projekt<br />
»Zeit für mich« steht Ihnen Sabine<br />
Nagel unter der Rufnummer<br />
0 25 41/ 8 44 61-10 zur Verfügung.<br />
Zeit für mich<br />
Seniorencafé im Höltingshof<br />
Wann? Jeden Montag, Dienstag und<br />
Donnerstag von 15.00 bis 18.00 Uhr<br />
Wo? Im Bauerncafé Höltingshof,<br />
Letter Berg 41, 48653 Coesfeld-Lette<br />
Infos und Anmeldung bei:<br />
Sabine Nagel, Telefon 0 25 41/8 44 61-10<br />
Kosten: Die Kosten können privat<br />
oder durch die Pflegekasse übernommen<br />
werden.<br />
Fahrdienst: Unser Fahrdienst bietet<br />
verschiedene Touren im Raum Coesfeld,<br />
Rosendahl und Dülmen an und sorgt dafür,<br />
dass Sie abgeholt und sicher wieder nach<br />
Hause gebracht werden.<br />
Borkener Straße 27b · 48653 Coesfeld<br />
6222 b <strong>blickpunkt</strong> <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong> 24. 9. <strong>2015</strong><br />
36 37
KAPITEL 4 HANDWERK<br />
»Wahre Liebe gleicht<br />
dem Ring, und der Ring,<br />
der hat kein Ende«<br />
Ein Blick in die historische Ringproduktion<br />
der Goldschmiede Heming<br />
tronische Klingelanlagen für<br />
Häuser.<br />
1925 begann das Unternehmen<br />
mit der Herstellung des<br />
fugenloses Traurings, einem<br />
Produkt, das den Namen Heming<br />
national zu großer Bekanntheit<br />
verhelfen sollte. Zahlreiche Unternehmen<br />
wurden beliefert, auf<br />
Schmuckmessen im ganzen Reich<br />
wurden die Kostbarkeiten aus der<br />
hauseigenen Manufaktur ausgestellt.<br />
Der noch heute in die Trauringe<br />
gravierte Firmenstempel, der<br />
aus den Initialen des Unternehmensgründers<br />
besteht, signalisierte<br />
damals wie heute handwerkliche<br />
Qualität. »Für bestimmte<br />
Kunden fertigen wir noch heute<br />
kleine Serien von Trauringen.<br />
Gleichzeitig können wir auch die<br />
alten Serien aus den 1930er- und<br />
40er-Jahren weiterhin produzieren«,<br />
erklärt der Goldschmiedemeister<br />
und Diplom-Designer Reiner<br />
Wedler und verweist damit<br />
auf die ungebrochene Kontinuität<br />
der Goldschmiede. »Wir können<br />
sogar den Wünschen nach ganz<br />
alten Ringen nachkommen, da uns<br />
sämtliche Unterlagen und Laufkarten,<br />
auf denen die Daten verschiedener<br />
von uns gefertigter<br />
Ringmodelle verzeichnet sind,<br />
erhalten geblieben sind, da sie dem<br />
Krieg nicht zum Opfer fielen.«<br />
Dieses Stück Handwerksgeschichte<br />
ist in der Goldschmiede<br />
Heming nach vorheriger Anmeldung<br />
erfahrbar. Was die modern<br />
und einladend gestaltete Außenfassade<br />
nicht verrät: Die hinteren<br />
Räume bergen eine Kostbarkeit in<br />
Form historischer Maschinen, die<br />
erahnen lassen, wie aufwendig es<br />
war, das »Symbol der Liebe zweier<br />
Menschen« anzufertigen. Vieles in<br />
diesem Raum, durch dessen Mitte<br />
ein roter Läufer führt, ist original<br />
und noch funktionstüchtig. Es ist<br />
die Liebe zum Detail, die einem<br />
Blick in die<br />
hirstorische<br />
Werkstatt<br />
Für viele Menschen gibt es<br />
nichts Größeres, nichts Erhabeneres,<br />
als den Bund fürs Leben mit<br />
jener Person einzugehen, die sie<br />
am meisten lieben. Der Ehering ist<br />
Ausdruck dieses Bundes – ein Versprechen,<br />
eine Verbindung. Dieser<br />
Bedeutung soll im Jahre 855 der<br />
damalige Papst Nikolaus I. mit den<br />
folgenden Worten Nachdruck verliehen<br />
haben: »So wie der Ring<br />
keinen Anfang und kein Ende hat,<br />
so soll die Beziehung und der<br />
Bund mit Gott ewig währen.«<br />
Die Geschichte des Traurings<br />
ist indes älter als die christliche<br />
Kultur. Überliefert ist, dass bereits<br />
die alten Ägypter glaubten, vom<br />
linken Ringfinger ginge ein Nerv<br />
direkt bis ins Herz, dem Zentrum<br />
der Liebe. Aus diesem Grunde<br />
trugen sie an diesem Finger einen<br />
Ring. Die Römer taten es ihnen<br />
gleich und diese Tradition vererbte<br />
sich – auch in Deutschland,<br />
allerdings wird hier der Ehering<br />
am rechten Ringfinger getragen.<br />
Geschichte und Tradition, beides<br />
eng mit der Stadt Coesfeld<br />
verbunden, lassen sich in der<br />
Goldschmiede Heming anschaulich<br />
erfahren. Vor 157 Jahren war<br />
es Theodor Heming, der in der<br />
Schüppenstraße ein Uhren- und<br />
Goldwarengeschäft eröffnete, das<br />
heute in vierter Generation von<br />
Goldschmiedemeisterin Petra<br />
Heming erfolgreich geführt wird.<br />
Das ursprüngliche Sortiment<br />
war breit aufgestellt und umfasste<br />
neben hochwertigen Uhren<br />
auch Hochräder und sogar elek<br />
38 39
Erst die Poliermaschine gibt dem Ring seinen<br />
Glanz. Dieser Schritt steht am Ende des Produktionsprozesses<br />
und erfordert nicht nur ein besonderes<br />
Feingefühl, sondern auch einen guten Blick.<br />
entgegenkommt: Originallichtschalter,<br />
-steckdosen und -lampen.<br />
Es wirkt so, als wäre dieser<br />
Raum noch immer aktiv und tatsächlich<br />
ist er es auch: »Es gibt<br />
Die Lapidiermaschine dient dazu, dem Ring<br />
eine glatte, plane Fläche zu geben<br />
Zwei verschiedene historische Rändelmaschinen<br />
metall ein und bearbeiten es so<br />
weit vor, dass unsere Kunden ihre<br />
Ringe formen und aktiv bei der<br />
Entstehung mitwirken können«,<br />
erklärt Goldschmiedemeisterin<br />
Petra Heming.<br />
Die Produktionsweise der Eheringe<br />
hat sich mit dem Aufkommen<br />
moderner CNC-Maschinen<br />
entscheidend gewandelt. »Die<br />
traditionelle Herstellungsart ist auf<br />
dem modernen Markt verschwun<br />
zen und anschließenden Ausglühen<br />
des Materials. Dieser Schritt<br />
führte dazu, dass das Material<br />
»entspannt« war und sich somit<br />
bearbeiten ließ. »Das Goldschmiedehandwerk<br />
arbeitet mit der<br />
Methode der Kaltverformung«,<br />
betont Wedler und grenzt sein<br />
Handwerk damit von jenem des<br />
Schmieds ab, welcher mit glühenden<br />
Materialien arbeitet. Anschließend<br />
wird ein Streifen erzeugt,<br />
Die Walze dient der Grundvorbereitung<br />
des Materials. Durch diesen<br />
Schritt erhält es seine notwendige<br />
Stärke und Festigkeit.<br />
viele Menschen, die danach fragen,<br />
ob sie sich diese Produktionsstätte<br />
einmal ansehen können.<br />
Wir bieten dazu die Gelegenheit.<br />
Wir können nicht nur mit den<br />
historischen Maschinen die Ringe<br />
aus Großvaters Zeiten anfertigen,<br />
sondern man kann uns dabei auch<br />
über die Schulter schauen. Es ist<br />
auch möglich, selber Hand anzulegen.<br />
»Wir schmelzen das Edelden.<br />
Heute wird ein Rohr gegossen,<br />
von diesem werden die Ringe<br />
dann abgeschnitten. Das läuft<br />
alles vollautomatisch. In unserer<br />
Manufaktur zeigen wir, dass der<br />
Ehering ein Handwerk ist. Er reift<br />
mit jedem von Hand ausgeführten<br />
Produktionsschritt. Das verleiht<br />
ihm seine Seele.«<br />
Die handwerkliche Produktion<br />
eines Rings begann mit dem Erhitwelcher<br />
gewalzt wird. Dieses Walzen<br />
gibt dem Material die für die<br />
weitere Produktion gewünschte<br />
Stärke. Aus dem in diesem Schritt<br />
angefertigten Streifen werden<br />
sodann die Ringrohlinge herausgehauen.<br />
Das Schmieden von Ringen ist<br />
ein Prozess, der von Anfang an<br />
auf eine hohe Effizienz ausgelegt<br />
war. Im Produktionskreislauf geht<br />
nichts verloren. Die Materialstreifen,<br />
aus denen die Rohlinge<br />
herausgehauen worden waren,<br />
wurde eingeschmolzen, gewalzt<br />
und erneut zur Herstellung von<br />
Ringen verwendet. Durch das Heraushauen<br />
eines Rohlings in einer<br />
der verschiedenen Pressen, die in<br />
der musealen Werkstatt betrachtet<br />
werden können, erhält der<br />
heming.de<br />
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40 41
Ring seine grobe Form. Dass dabei<br />
rohe Kräfte walten, die geeignet<br />
sind, solche aus Gusseisen gefertigten<br />
Maschinen zu sprengen,<br />
zeigt die älteste Maschine in der<br />
Werkstatt. Um den Belastungen<br />
standzuhalten, musste sie an beiden<br />
Seiten zusätzlich verstärkt<br />
werden. Während des gesamten<br />
Nach dem Walzen erfolgt das<br />
Ausstanzen des Ring-Rohlings.<br />
Solche Stanzmaschinen gibt es in<br />
verschiedenen Formen. Diese wird<br />
mit dem Fuß bedient und schlägt,<br />
wie das Bild links unten zeigt, aus<br />
dem gewalzten Material streifen die<br />
Ring rohlinge heraus.<br />
Prozesses wird der Rohling immer<br />
wieder angeglüht und abgekühlt,<br />
damit er weiterverformt werden<br />
kann. Die Feinarbeiten folgen.<br />
Hier kommen die sogenannten<br />
»Rändelmaschinen« und die »Lapidiermaschine«<br />
ins Spiel. Erstere<br />
bringt die äußere Form des Ringes<br />
in die gewünschte Breite. Diese<br />
kann variabel eingestellt werden –<br />
je nach Wunsch des späteren<br />
Ringträgers. Mit der »Lapidiermaschine«<br />
wird der Ring angeschliffen,<br />
damit er eine absolut<br />
saubere und plane Fläche bekommt.<br />
Der letzte Schritt im<br />
Prozess besteht im Polieren des<br />
Ringes. Bekam der Ring in den<br />
vorherigen Schritten seinen<br />
»Körper«, so erlangt er nun seinen<br />
Glanz, seine »Seele«. Er wird<br />
sowohl von innen als auch von<br />
außen poliert. Wie lange dieser<br />
Schritt dauert, bis der Ring glänzt,<br />
hängt vom Material ab. Ein Ring<br />
aus Platin benötigt eine längere<br />
Zeit des Polierens als einer aus<br />
Gold. Das Polieren des Rings ist<br />
eine besondere Aufgabe. Immer<br />
wieder wandert der kritische Blick<br />
über das anmutig wirkende<br />
Objekt und sucht nach Stellen,<br />
die noch nicht jenen Glanz zeigen,<br />
der für das Werk signifikant ist.<br />
Ein Besuch der musealen<br />
Werkstätte der Goldschmiede<br />
Heming lohnt sich nicht nur für<br />
Paare, die sich das Ja-Wort geben<br />
und vielleicht ihren Ringen durch<br />
eigenes Handanlegen eine ganz<br />
eigene, persönliche Note verleihen<br />
möchten. Sie ist auch hochinteressant<br />
für all diejenigen, die einen<br />
Blick hinter die besondere Kultur<br />
der Ringherstellung werfen möchten.<br />
Nach vorheriger tele fonischer<br />
Anmeldung steht einem Ausflug<br />
in die Geschichte dieses Handwerks<br />
nichts mehr im Wege.<br />
Das Familienunternehmen Heming wird in vierter Generation von der<br />
Goldschmiedin Petra Heming und ihrem Ehemann Reiner Wedler erfolgreich<br />
geführt<br />
Aus dem zuvor gewalzten Materialstreifen werden<br />
Ringrohlinge herausgeschlagen<br />
Frau Völker vor der Poliermaschine, die in der Vergangenheit über viele<br />
Jahre ihr Arbeitsplatz gewesen war<br />
Wir danken allen Inserenten<br />
für die freundliche Unterstützung!<br />
42 43
Die radiologische und neuroradiologische Praxis<br />
Dr. Horst Hartmann im Ärztehaus Velen –<br />
Schnittstelle zwischen den Fachdisziplinen<br />
Alles unter einem Dach<br />
im Ärztehaus Velen<br />
»Die Radiologie gleicht in vielerlei<br />
Hinsicht einem Puzzle«, erklärt<br />
Dr. Horst Hartmann und führt<br />
fort, dass das Aufgabenspektrum<br />
eines Radiologen in verschiedene<br />
andere Fachbereiche hineinreicht.<br />
Horst Hartmann ist ein erfahrener<br />
Arzt und Radiologe. Er hat<br />
die moderne Bilddiagnostik via<br />
Magnetresonanztomographien<br />
(MRT) nicht nur erlernt, sondern<br />
ihre Entwicklung immer auch<br />
mitbegleitet. Anfang 1980 fing er<br />
als Arzt für innere Medizin an.<br />
Seit Ende 1981 ist er als Radiologe<br />
tätig – also seit fast 34 Jahren.<br />
In dieser Zeit hat sich auf dem<br />
Gebiet der bildgebenden Diagnostik<br />
viel getan. »1994 habe ich<br />
in Würzburg an einer der ersten<br />
MRTs untersuchen können«,<br />
erinnert sich der Radiologe. »Da<br />
hat das Scannen einer Schicht mit<br />
einer Auflösung von gerade einmal<br />
64 x 64 Bildpunkten dreieinhalb<br />
bis fünf Minuten gedauert.<br />
Danach musste der Patient<br />
herausgenommen, seine Lage<br />
um einen Zentimeter verändert<br />
werden, um dann die nächste<br />
Schicht scannen zu können. Und<br />
das wiederholte sich dann. Heute<br />
scannen wir 36 Schichten in einer<br />
Minute und zehn Sekunden, und<br />
das bei einer Auflösung von<br />
1024 x 1024 Bildpunkten.«<br />
Der medizinisch-technische<br />
Fortschritt schreitet auf dem<br />
Gebiet der bildgebenden Diagnostik<br />
rasch voran. »Die Lebensdauer<br />
einer solchen MRT liegt bei<br />
acht bis zehn Jahren. Dann kommt<br />
ein neues und verbessertes<br />
Modell. Für viele Patienten ist der<br />
Lärm, den eine solche Untersuchung<br />
mit sich bringt, unangenehm.<br />
Sie bekommen dann bei<br />
uns Ohropax oder Kopfhörer<br />
mit/ohne Musik. Dieser Lärm wird<br />
bei der nächsten Generation<br />
an MRTs der Vergangenheit angehören.«<br />
Seit sechs Jahren praktiziert<br />
Dr. Horst Hartmann im Ärztehaus<br />
Velen. Der Radiologe, der zudem<br />
eine psychotherapeutische und<br />
psychoonkologische Ausbildung<br />
besitzt, sieht im Ärztehaus viele<br />
Vorteile für seine Patienten und<br />
für seine eigene Tätigkeit. »Der<br />
Weg zu den jeweiligen Behandlungsärzten<br />
ist kurz. Während bei<br />
ortsfernen Praxen oft ein Zeitverlust<br />
dadurch entsteht, dass der<br />
behandelnde Arzt nicht sofort per<br />
Telefon zu erreichen ist, sind die<br />
Wege hier kurz und der Kontakt<br />
direkt. Ich kann in dringenden<br />
Fällen einfach die Treppe hochlaufen<br />
und bin bei Dr. Dresemann,<br />
Dr. Petrovic oder den anderen<br />
Ärzten oder sie kommen selbst in<br />
unsere Abteilung, um am Monitor<br />
die Befunde direkt zu besprechen.<br />
Die Kooperation zwischen den<br />
Disziplinen ist in einem Ärztehaus<br />
direkter und intensiver. Das<br />
kommt dem Patienten zugute.<br />
Auf der anderen Seite erhalte<br />
auch ich immer wieder klinische<br />
Rückmeldungen über den Verlauf<br />
und den Erfolg einer Behandlung.<br />
Das ist insofern wichtig, da Bilder<br />
und Diagnosen nicht immer<br />
deckungsgleich sind. So kann ein<br />
Bild durch unterschiedliche Erkrankungen<br />
verursacht sein oder durch<br />
eine einzige Erkrankung.«<br />
In der Radiologischen Praxis<br />
kommt modernste Technik zum<br />
Einsatz. Die »3 Tesla MRT« bietet<br />
eine verbesserte diagnostische<br />
Qualität und hochauflösendere<br />
Bilder. Gleichzeitig ist sie im Vergleich<br />
zu den älteren Modellen<br />
komfortabler, denn die Magnetöffnung<br />
ist heute größer, wird in<br />
Zukunft noch weiter werden.<br />
»Die 3 Tesla MRT ist derzeit die<br />
modernste ihrer Art. Sie hat eine<br />
weit höhere Feldstärke als Vorgängermodelle,<br />
was dazu führt, dass<br />
bei der Untersuchung eine höhere<br />
Signalintensität zur Verfügung<br />
steht. Diese kann entweder dazu<br />
verwendet werden, die Bildqualität<br />
zu verbessern oder aber die<br />
Untersuchungszeit zu verkürzen.«<br />
Nicht selten fürchten sich die<br />
Patienten vor der Untersuchung in<br />
der MRT, doch ist diese Furcht<br />
unbegründet. »Die Magnetresonanztomographie<br />
ist eine sehr<br />
sichere Methode ohne radioaktive<br />
Strahlung, da sie nur Magnetfelder<br />
und UKW-Wellen einsetzt.<br />
Durch den starken Metallkern ist<br />
der Patient von radioaktiver oder<br />
elektromagnetischer Strahlung<br />
abgeschirmt. Einzig metal lische<br />
Gegenstände am und im Körper<br />
bergen ein Risiko. Doch hier<br />
arbeiten wir eng mit der Fachhochschule<br />
Gelsenkirchen zusammen.<br />
Sie untersucht bei uns die<br />
Das Praxisteam der radiologischen und neuroradiologischen Praxis<br />
von Dr. Horst Hartmann im Ärztehaus Velen<br />
verschiedenen Materialien, die<br />
während einer Operation in den<br />
Körper eingesetzt werden, auf<br />
ihre Wechselwirkung mit der MRT.<br />
Das bietet uns die Möglichkeit,<br />
jederzeit an der Fachhochschule<br />
nachzufragen, wie welches Implantat<br />
reagiert, um entsprechend<br />
die Behandlung zu organisieren.«<br />
Haben Sie noch Fragen oder<br />
wünschen Sie eine Beratung?<br />
Dann wenden Sie sich an das<br />
Team der Praxis für Radiologie<br />
und Neuroradiologie unter der<br />
Rufnummer (0 28 63) 38 36 060.<br />
Ärztehaus Velen<br />
Ignatiusstraße 8<br />
46342 Velen<br />
www.aerztehaus-velen.de<br />
44 45
KAPITEL 4 GESCHICHTE UND GESCHICHTLICHES<br />
Zisterzienserinnen in<br />
Coesfeld – das ehemalige<br />
Kloster Marienborn<br />
Viel Historisches ist in den letzten<br />
200 Jahren, insbesondere jedoch<br />
im Zuge des letzten Weltkrieges<br />
und der wenig später erfolgten<br />
Innenstadtsanierung unwiderruflich<br />
verloren gegangen. In manchen<br />
Fällen erinnert nur noch die<br />
Namensgebung (z. B. die »Commende«-Straße<br />
in Borken oder<br />
»Am Haus Lette« im gleichnamigen<br />
Coesfelder Ortsteil) an das<br />
einstige historische Erbe. An ganz<br />
wenigen Stellen finden sich eine<br />
Tafel oder ein Gedenkstein –<br />
ein wenig beachtetes Echo einer<br />
erloschenen Zeit. Dort, wo einst<br />
die für unsere Region typischen<br />
urigen münsterländischen Häuser<br />
oder aber die mächtigen Wände<br />
bedeutender Klöster standen,<br />
finden sich heute betonierte<br />
»Apostel« unserer Konsumgesellschaft:<br />
Einkaufszentren. Das ehemalige<br />
Kloster Marienborn steht<br />
für einen solchen Umgang mit der<br />
Geschichte. Vor genau 200<br />
Jahren, im Jahre 1805, fand das<br />
Zisterzienserinnen-Kloster durch<br />
die Säkularisation sein Ende. Eine<br />
bis dahin über 560-jährige<br />
Geschichte war beendet worden.<br />
Und trotzdem blieb das ehemalige<br />
Kloster für das Gesicht der Stadt<br />
auch noch eine lange Zeit von<br />
großer Bedeutung. Aber lesen Sie<br />
selbst!<br />
Die Ursprünge des<br />
Klosters<br />
Eine Region bei Lippramsdorf,<br />
zwischen der Lavesumer und<br />
Lembecker Mark am Kappenberg<br />
gelegen, bildet den Ursprung des<br />
Klosters. Heute verweist nichts<br />
mehr auf diesen Ort – sämtliche<br />
Spuren sind getilgt. Seine Gründung<br />
ging auf den damals amtierenden<br />
Bischof von Münster,<br />
Ludolf von Holte (1226–47),<br />
zurück. Schon in diesen frühen<br />
Jahren erhielt das Kloster zahlreiche<br />
Schenkungen und Spenden.<br />
Die wirtschaftlichen Fähigkeiten<br />
des Klosters wuchsen zügig<br />
und bald war es in der Lage,<br />
durch eigene Finanzkraft Grundbesitz<br />
zu erwerben.<br />
Dass das Kloster in den Orden<br />
der Zisterzienser aufgenommen<br />
wurde, war keine Selbstverständlichkeit.<br />
Der Zisterzienserorden<br />
verhielt sich gegenüber der Aufnahme<br />
von Frauenklöstern ablehnend.<br />
Dies deswegen, da durch<br />
ein solches Verhalten gewährleistet<br />
werden sollte, dass nur solche<br />
Klöster in den Ordensverband<br />
gelangten, die eine strenge Einhaltung<br />
der Benediktinerregeln<br />
sicherstellen konnten. Erst 1235<br />
wurde das Kloster Marienborn auf<br />
Befehl des Papstes in den Zisterzienserorden<br />
eingegliedert.<br />
Das Kloster in der<br />
Stadt Coesfeld<br />
Weshalb das Kloster bereits nach<br />
wenigen Jahren seinen Platz von<br />
Lippramsdorf nach Coesfeld verlegte,<br />
ist nicht bekannt. Manche<br />
Quellen führen die Abgeschiedenheit<br />
des Ortes an. Andere nennen<br />
die permanente Gefahr durch<br />
Fehden, welche den Wunsch nach<br />
militärischer Sicherheit in der<br />
Ummauerung einer Stadt nährte.<br />
Oder mochten ökonomische<br />
Gründe eine Rolle gespielt haben?<br />
Zur Zeit der Umsiedlung war<br />
Coesfeld eine wirtschaftlich<br />
erfolgreiche Stadt – nach Münster<br />
die zweitwichtigste Stadt im<br />
Hochstift. Einer Sage nach soll der<br />
Grund für die Umsiedlung der<br />
Geist eines herumspukenden<br />
Mönches gewesen sein.<br />
1244 wurde das Kloster nach<br />
nur 14 Jahren aufgegeben und<br />
nach Coesfeld verlegt. Der Bischof<br />
Ludolf gestattete dies, wenn auch<br />
nach den Ordensstatuten eine<br />
Ansiedlung innerhalb einer Stadt<br />
verboten war.<br />
Das Gebiet, auf dem das neue<br />
Kloster errichtet werden sollte,<br />
befand sich im Besitz des Prämonstrantenklosters<br />
Varlar. Für die<br />
Nutzung des Gebietes hatten die<br />
Zisterzienserinnen dem Kloster<br />
Varlar jährlich zwölf Denare zu<br />
entrichten.<br />
Wie die Beziehungen zur Stadt<br />
und ihren Bürgern ausgesehen<br />
haben, ist nicht wirklich bekannt.<br />
Nur Fragmente bieten einen knappen<br />
Einblick in das Miteinander.<br />
So schlossen die Stadt Coesfeld<br />
sowie die damalige Äbtissin einen<br />
Vertrag über die Befreiung der bis<br />
dahin von dem Kloster erworbenen<br />
Häuser und Grundstücke von<br />
den städtischen Lasten gegen eine<br />
jährliche Abgabe. Zugleich ging<br />
das Kloster die Verpflichtung ein,<br />
seinen Wagen und seine Pferde<br />
an die Stadt auszuleihen, wenn<br />
diese sie benötigte.<br />
Reprografie einer<br />
Postkarte um 1905<br />
vom ehe maligen<br />
Kloster Marienborn<br />
46 47
Allerdings sind auch Konflikte<br />
zwischen der Stadt und ihrem<br />
selbstbewussten Magistrat auf der<br />
einen und dem Kloster auf der<br />
anderen Seite bekannt. Die oben<br />
angeführte Einigung von 1253<br />
war nicht ohne Streit über die<br />
konkrete Höhe der zu entrichtenden<br />
Abgaben sowie die Form der<br />
Leistungserbringung abgelaufen.<br />
Rund 200 Jahre später, im Jahre<br />
1450, kam es erneut zu einem<br />
Konflikt. Dieses Mal ging es um<br />
den Erwerb von weiterem Grundbesitz<br />
durch das Kloster. Da dieses<br />
von Abgaben befreit war, befürchtete<br />
die Stadt, dass sie einen nicht<br />
unerheblichen Teil ihrer Einkünfte<br />
durch die Expansion des klösterlichen<br />
Besitztums innerhalb der<br />
Stadt verlieren könnte.<br />
Das Leben der Zisterzienserinnen<br />
in Coesfeld<br />
Die Entstehung des Zisterzienserinnen-Ordens<br />
ist mit der religiösen<br />
Frauenbewegung des<br />
13. Jahrhunderts eng verbunden.<br />
Die Frauen in den nördlichen<br />
Ländern Europas drängten auf<br />
eine eigenständige Lebensweise<br />
in einer religiösen Gemeinschaft.<br />
Die Zisterzienser, deren Ursprung<br />
auf die Gründung des Klosters in<br />
Cîteaux (1098) durch Abt Robert<br />
von Molesme zurückging, wollten<br />
nach den Regeln des heiligen<br />
Benedikts ein von der Welt abgeschiedenes,<br />
schlichtes Leben<br />
führen und ihren Lebensunterhalt<br />
ausschließlich durch eigene Arbeit<br />
verdienen. Wie nun jedoch das<br />
Leben innerhalb der Klostermauern<br />
einer Stadt wie Coesfeld<br />
aussah, darüber ist so gut wie<br />
nichts bekannt. Ein von der Welt<br />
abgeschiedenes Leben innerhalb<br />
der Stadt Coesfeld wird wohl nur<br />
schwerlich möglich gewesen sein,<br />
hatten sich die Schwestern ja dazu<br />
verpflichtet, Leistungen für die<br />
Stadt zu erbringen.<br />
Die Namenslisten der Äbtissinnen<br />
und des Konvents lassen darauf<br />
schließen, dass anfänglich nur<br />
adelige Damen aufgenommen<br />
wurden. Es handelte sich hierbei<br />
um Frauen der Ministerialen im<br />
Dienste des Bischofs von Münster.<br />
So – dies mag als Beispiel genügen<br />
– übertrug im August 1279<br />
der Ritter Rembert von Stochem –<br />
er und sein gleichnamiger Sohn<br />
waren Burgmannen auf der<br />
bischöflichen Burg Nienborg –<br />
dem Zisterzienserkloster ein Gut,<br />
als jenes seine Enkelin Gertrud<br />
aufgenommen hatte. Wie viele<br />
Schwestern im Kloster Marienborn<br />
lebten, ist nicht bekannt. Neben<br />
dem Amt der Äbtissin gab es die<br />
Priorin (die Vertreterin der Äbtissin)<br />
und die Küstersche (also eine<br />
Küsterin). Die Mitte des klösterlichen<br />
Lebens der Zisterzienserinnen<br />
bildete das feierliche Chorgebet,<br />
in dessen Rahmen auch die<br />
Lesungen auf Latein vorgetragen<br />
wurden. Auch waren die Schwestern<br />
mit der Verwaltung der<br />
Klosterwirtschaft und in der Haushaltung<br />
tätig. Denkbar ist, dass<br />
sich die Schwestern im Kloster<br />
Marienborn mit Weben, Spinnen<br />
und Sticken beschäftigten, da<br />
Coesfeld ein Zentrum der Textilwirtschaft<br />
war.<br />
Dass das Leben nach den<br />
strengen Regeln der Zisterzienser<br />
zu leben nur schwer möglich war,<br />
darauf lassen auch Akten einer<br />
Visitation aus dem Jahr 1571<br />
schließen. Diese belegen, dass das<br />
Klosterleben nicht den strengen<br />
Klausurregeln folgen (konnte),<br />
wobei die Gebetsvorschriften und<br />
Gottesdienstordnung beachtet<br />
und eingehalten wurden. Das<br />
strenge Schweigegebot jedoch<br />
nicht. Auch reisten die Nonnen.<br />
Ein ausgeprägtes Gemeinschaftsleben<br />
existierte nur an wenigen<br />
hohen Kirchentagen. Eine Bibliothek<br />
gab es – bis auf wenige<br />
Bücher – nicht.<br />
Vom Aufstieg und<br />
Niedergang des Klosters<br />
Das Kloster befand sich im Bereich<br />
der heutigen Schüppenstraße,<br />
Süringstraße und Poststraße. Über<br />
sein Aussehen und seinen Aufbau<br />
ist wenig bekannt und nur wenig<br />
Bildmaterial hat die Zeit überdauert.<br />
Berichte aus dem 17. Jahrhundert<br />
schildern, dass das Kloster ein<br />
einflügeliger Bau mit schlichtem<br />
Mittelrisalit war. Zunächst besaß<br />
das Kloster eine kleine Kapelle,<br />
welche 1302 erweitert worden<br />
war. 1346 erhielt es eine Kirche.<br />
1754 wurde mit dem Bau einer<br />
neuen Kirche begonnen. Verschiedene<br />
Altäre gab es. Der Hochaltar<br />
war der heiligen Maria geweiht.<br />
Während der Zeit des Hochmittelalters<br />
hatte das Kloster viele<br />
mächtige und großzügige Gönner.<br />
Die Reihe klangvoller Namen, zu<br />
denen sowohl die Bischöfe von<br />
Münster als auch zahlreiche<br />
bedeutende adelige Familien<br />
gehörten, deren Töchter, Nichten<br />
oder Enkelinnen in das Kloster eintraten<br />
und die dies mit Ländereien<br />
oder Zehnten quittierten, ist lang.<br />
Die Besitztümer des Klosters<br />
wuchsen kontinuierlich an und<br />
verteilten sich auf das gesamte<br />
Münsterland. Obgleich der Großteil<br />
des Grundbesitzes in der Region<br />
um Lippramsdorf lag, fanden<br />
sich weitere Besitztümer in Hamminkeln,<br />
Borken, Reken, Gescher,<br />
Nottuln – ja, bis nach Winterswijk,<br />
um nur einige zu nennen. Um<br />
1400 erreichte das Kloster seinen<br />
wirtschaftlichen Höhepunkt –<br />
etwas, das es danach nie wieder<br />
erreichen sollte. In Coesfeld<br />
gehörte dem Kloster der in der<br />
Feldmark gelegene Stockinghof,<br />
die heutige Marienburg.<br />
Die Geschicke und die wirtschaftliche<br />
Situation des Klosters<br />
werden maßgeblich mit jenen der<br />
Stadt und der Region verbunden<br />
gewesen sein. Mochten die<br />
Schwestern einst hinter den Stadtmauern<br />
Zuflucht vor Krieg und<br />
Gewalt gesucht haben, so wurden<br />
sie trotzdem von diesen eingeholt.<br />
Fehden, Kriege und Konflikte im<br />
Zuge der Reformation hinterließen<br />
Narben im Antlitz der Stadt. Sie<br />
führten immer wieder zu schwierigen<br />
wirtschaftlichen Situationen,<br />
zu Not und Flucht. Marodierende<br />
Heere durchstreiften die Region,<br />
brandschatzten und plünderten.<br />
Sie quartierten sich in Coesfeld<br />
ein, verlangten ausbeuterisch viel<br />
und hinterließen Elend. Immer<br />
wieder kamen das wirtschaftliche<br />
Leben und der Handel mit<br />
anderen Orten in der Region oder<br />
den Niederlanden zum Erliegen.<br />
Es heißt, dass vor allem die<br />
Besetzung Coesfelds durch hessische<br />
Truppen im Dreißigjährigen<br />
Krieg dem Kloster den Ruin<br />
brachte.<br />
Mit der Ankunft der Jesuiten in<br />
Coesfeld schien sich jedoch ein<br />
Wandel zum Positiven abzuzeichnen.<br />
Im Rahmen der Reformation<br />
sollten sie helfen, den Katholizismus<br />
wieder fest zu etablieren. Sie<br />
gründeten die Jesuitenresidenz<br />
und das Gymnasium Nepomu <br />
ce num im Jahre 1626. Die Jesuiten<br />
interessierten sich sehr für das<br />
Kloster als Sitz des Gymnasiums.<br />
Und auch die damalige Äbtissin<br />
Katharina von Hake (1614 –31)<br />
zeigte sich offen für einen Verkauf<br />
der Klostergebäude. Doch so weit<br />
sollte es nicht kommen.<br />
Das ehemalige<br />
Kloster Marienborn,<br />
zeit weise Gymnasium<br />
Nepomucenum an<br />
der Kupferstraße<br />
(Fotograf:<br />
Anton Walterbusch)<br />
48 49
Vom Kloster zum<br />
Gymnasium<br />
1803 wurde das Kloster schließlich<br />
aufgehoben und ging über in den<br />
Besitz des »Wild- und Rheingrafen<br />
Salm-Grumbach«. Dieser nutzte<br />
das Klostergebäude zunächst als<br />
Wohngebäude. Nachdem Westfalen<br />
1815 Provinz des Königreichs<br />
Preußen geworden war, kaufte die<br />
Regierung das frühere Kloster<br />
1828 auf und stellte es dem<br />
bisherigen Progymnasium (dem<br />
ehemaligen Jesuitengymnasium<br />
Nepomucenum) als Schulgebäude<br />
zur Verfügung. Es wurde zum<br />
»Königlich-Preußischen Gymnasium«<br />
erhoben. Der erste Direktor<br />
des Gymnasiums war der namhafte<br />
Philologe und Historiker<br />
Bernhard Sökeland.<br />
Doch von da an begannen<br />
fleißige Hände mit der Tilgung der<br />
Spuren des Klosters im Stadtgesicht<br />
Coesfelds. Zunächst wurde<br />
in der Kirche eine Zwischendecke<br />
eingebaut und die Kirchenfenster<br />
wurden entfernt. Das Erdgeschoss<br />
diente als Aula, das Obergeschoss<br />
als Direktorenwohnung. In der<br />
Zeit des Ersten Weltkrieges erfolgten<br />
weitere, umfassende Umbaumaßnahmen.<br />
Im ehemaligen<br />
Klostergarten wurde ein Neubau<br />
errichtet, der geschlossene Kreuzgang<br />
musste ihm weichen. 1936<br />
erfolgte dann der vollständige<br />
Abriss der letzten Reste des Klosters<br />
zugunsten einer Turnhalle.<br />
Coesfeld verlor damit ein Stück<br />
Geschichte. Wie bedeutsam dieses<br />
gewesen war, mag der Leser<br />
daran erkennen, dass das großartige<br />
»Handbuch der deutschen<br />
Kunstdenkmäler« des Georg<br />
Dehio aus dem Jahre 1934 das<br />
damals noch erhaltene Gymnasium<br />
nebst Kapelle für besonders<br />
erwähnenswert hielt.<br />
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Sämtliche Fotografien entstanden entweder<br />
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Zustimmung des Eigentümers.<br />
Das Werk einschließlich aller seiner Teile unterliegt<br />
den engen Grenzen des Urheberrechts.<br />
Titelbild: Der Coesfelder<br />
Ursulamarkt im Jahre 1952<br />
(Foto: Anton Walterbusch)<br />
Nutzung folgender Fotografien mit<br />
freundlicher Genehmigung von:<br />
Seiten 6, 38, 46: fotolia.de<br />
Seite 17 links unten, S. 18 und 19,<br />
S. 34 unten und S. 35: Fotograf Hartwig<br />
Heuermann und Stadtmarketing<br />
Verein Coesfeld & Partner<br />
Seite 34 oben, S. 47, S. 50: Stadtarchiv<br />
Coesfeld<br />
Erscheinung: <strong>Oktober</strong> <strong>2015</strong><br />
52 53
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zu erkranken. Willkommener<br />
Nebeneffekt einer ausgewogenen<br />
Ernährung: Sie beugt auch dem<br />
unliebsamen Winterspeck vor.<br />
Kohlsorten gehören im Winter<br />
zu unserem einheimischen<br />
Ge müse. Vor allem der Rosenkohl<br />
enthält viel Vitamin C, das das<br />
Immunsystem stimuliert und<br />
Mit Genuss<br />
fit durch den Winter<br />
dadurch das Infektrisiko senkt.<br />
Neben Rosenkohl ist auch Grünkohl<br />
ein wichtiger Vitaminlieferant.<br />
Beide Kohlarten schmecken<br />
erst so richtig gut, nachdem<br />
es draußen einmal frostig kalt<br />
gewesen ist. Übrigens können<br />
einige Kohlsorten das ganze Jahr<br />
über frisch geerntet werden.<br />
Kohl ist jedoch nicht jedermanns<br />
Sache. Alternativ empfiehlt<br />
es sich, Speisen mit Gemüsepaprika<br />
zuzubereiten. Paprika ist<br />
eine wahre Vitamin-C-Bombe –<br />
sie hat einen doppelt so hohen<br />
Gehalt an diesem Vitamin wie<br />
eine Zitrone. Wichtige Mineralstoffe<br />
wie Zink und Selen helfen<br />
ebenfalls dabei, eine Erkältung zu<br />
vermeiden. Diese finden sich<br />
reichhaltig in Vollkornprodukten,<br />
Hülsenfrüchten, Nüssen und Fisch.<br />
Doch auch eine ausgeglichene<br />
Ernährung sollte in der kalten<br />
Jahreszeit von regelmäßiger Bewegung<br />
begleitet werden. Durch die<br />
Bewegung an der frischen Luft<br />
wird die Produktion von Vitamin D<br />
über die Haut gefördert. Diesem<br />
Vitamin kommt im Organismus<br />
eine Schlüsselfunktion zu, ist es<br />
doch an tausenden von Prozessen<br />
beteiligt. Zudem schützt es unter<br />
anderem vor Krebs und Osteoporose.<br />
Ein entspannter Spaziergang<br />
Daniela Bröring<br />
reicht bereits, um die Produktion<br />
dieses Vitamins anzuregen.<br />
Wieder zu Hause angekommen,<br />
wärmt ein heißer Ingwertee den<br />
Körper von innen. Er ist nicht nur<br />
sehr wohltuend, sondern beugt<br />
auch möglichen Erkältungen vor<br />
und kurbelt den Stoffwechsel an.<br />
Haben Sie Fragen oder Beratungsbedarf?<br />
Kontaktieren<br />
Sie unsere Diätassistentin und<br />
Fachkraft rund um das Thema<br />
Ernährung. Frau Daniela Bröring<br />
berät Sie gern in einem persönlichen<br />
Gespräch und hilft Ihnen,<br />
das Beste für sich aus der kalten<br />
Jahreszeit herauszuholen.<br />
Vereinbaren Sie einen Termin<br />
bei uns im Reha-Zentrum Velen<br />
unter der Rufnummer (0 28 63)<br />
44 00.<br />
Ihre Gesundheit im Mittelpunkt<br />
Wir kümmern uns um alle Belange Ihrer Genesung.<br />
In unserem familiären Umfeld übernehmen wir die<br />
gesamte Organisation der ambulanten Rehabilitation –<br />
von der Krankenkasse bis hin zu den Arztbesuchen.<br />
Reha Zentrum<br />
Velen<br />
Ignatiusstraße 8<br />
46342 Velen<br />
Telefon (0 28 63) 44 00<br />
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