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Ins Blaue fahren oder Wie man auf Reisen Ideen findet - Bachelorarbeit Beatrice Dommenz

Bachelorarbeit Beatrice Dommenz im Fach Grafikdesign. Macht Reisen kreativ? Kann man kreative Prozesse, die man beim Reisen ganz automatisch passieren zu scheinen, auf den Arbeitsprozess eines Gestalters übertragen? Gibt es Parallelen zwischen der Kreativtechnik Reisen und der Kreativtechnik Design Thinking? Diese Fragen behandelte ich in meiner Bachelorthesis. Dabei stellte ich die Primärrecherche in den Vordergrund und begab mich selbst auf Reisen. Eine gestalterische Aufgabe, für die meine Reise nach Andalusien die Forschungsmethode war, soll mein eigenes Verhalten und die Herangehensweise ergründen. Die gestalterische Aufgabe war, ein Symbol für die Region Andalusien zu finden.

Bachelorarbeit Beatrice Dommenz im Fach Grafikdesign. Macht Reisen kreativ? Kann man kreative Prozesse, die man beim Reisen ganz automatisch passieren zu scheinen, auf den Arbeitsprozess eines Gestalters übertragen? Gibt es Parallelen zwischen der Kreativtechnik Reisen und der Kreativtechnik Design Thinking? Diese Fragen behandelte ich in meiner Bachelorthesis. Dabei stellte ich die Primärrecherche in den Vordergrund und begab mich selbst auf Reisen. Eine gestalterische Aufgabe, für die meine Reise nach Andalusien die Forschungsmethode war, soll mein eigenes Verhalten und die Herangehensweise ergründen. Die gestalterische Aufgabe war, ein Symbol für die Region Andalusien zu finden.

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<strong>Ins</strong><br />

<strong>fahren</strong><br />

<strong>oder</strong><br />

<strong>Wie</strong> <strong>man</strong><br />

<strong>auf</strong> <strong>Reisen</strong><br />

<strong>Ideen</strong> <strong>findet</strong><br />

Das <strong>Reisen</strong> gestalten –<br />

Ein Buchobjekt als Metapher<br />

des Unterwegs sein<br />

Abschlussarbeit<br />

<strong>Beatrice</strong> <strong>Dommenz</strong><br />

Juli 2015


Warum braucht der Mensch einen anderen Ort, um<br />

etwas herauszufinden, um sich zu entspannen und<br />

etwas Neues zu erleben? Grundsätzlich lässt sich<br />

die Frage nach dem ‘Warum’ des <strong>Reisen</strong>s mit der<br />

Gier nach Neuem beantworten.<br />

<strong>Reisen</strong> ist auch Statussymbol: <strong>Reisen</strong> bildet und<br />

zeigt, dass <strong>man</strong> es sich leisten kann, aus dem Alltag<br />

herauszutreten, um einen anderen Ort zu erforschen.<br />

Wer reist, der kann.<br />

Vor allem aber ist eine Reise ein Abenteuer, das viele<br />

Neuentdeckungen birgt, eine Herausforderung. Und<br />

vielleicht ein Stück der großen Suche nach dem Sinn.<br />

Beim <strong>Reisen</strong> trifft <strong>man</strong> <strong>auf</strong> andere Menschen und<br />

lernt andere Lebensentwürfe kennen. Dies bringt<br />

Anstöße zur Reflektion und lässt den <strong>Reisen</strong>den<br />

sein eigenes Leben neu betrachten.<br />

2


Neue Perspektiven<br />

Macht reisen kreativ?<br />

Ich frage mich – wie funktionieren Entdeckungsreisen? Die große Entdeckung,<br />

wie <strong>findet</strong> <strong>man</strong> die? Als Gestalter ist <strong>man</strong> ständig <strong>auf</strong> der Suche: nach der zündenden<br />

Idee, der Lösung des Problems. Die ständige Aufmerksamkeit ist gefragt,<br />

sonst entwischt sie noch, die neue Idee. Doch wie hält <strong>man</strong> Kreativität<br />

<strong>auf</strong> Trab, wie kurbelt <strong>man</strong> den <strong>Ideen</strong>fluss an? Es ist wie bei den meisten Dingen<br />

– eine Perspektivänderung bringt einen neuen Blick <strong>auf</strong> die Dinge. An eine<br />

Gestaltungs<strong>auf</strong>gabe geht <strong>man</strong> heran, wie an jede neue Aufgabe: <strong>man</strong> beschäftigt<br />

sich differenziert mit einem Thema, <strong>man</strong> forscht.<br />

Altbewährtes und Bekanntes wird neu hinterfragt. Schließlich gelangt <strong>man</strong> zu<br />

neuen Erkenntnissen <strong>oder</strong> bleibt bei den alten. Es kommen die <strong>Ideen</strong> und vielleicht<br />

ist auch die zündende dabei. So ähnlich verhält <strong>man</strong> sich <strong>auf</strong> <strong>Reisen</strong>,<br />

nur scheint es, dass diese Forschung ganz automatisch und intuitiv passiert.<br />

Auf <strong>Reisen</strong> wird jeder zum Betrachter: er nimmt alltägliche Dinge wahr, als ob<br />

sie an einem anderen Ort nicht alltäglich wären. Dies bringt ihn zum Denken,<br />

bringt Impulse, Vergleiche und Schlussfolgerungen. Macht <strong>Reisen</strong> also kreativ?<br />

Ist es möglich, mich beim Gestalten in den Reisemodus zu versetzen? Das<br />

<strong>Reisen</strong> als Kreativitätstechnik zu betrachten, liegt nahe, denn ich wende<br />

Methoden ganz automatisch an, die ich als Gestalter alltäglich mehr <strong>oder</strong> weniger<br />

künstlich erzeuge, um <strong>Ideen</strong> zu bekommen.<br />

Ich mache den Selbstversuch und reise, um zu sehen, was mir begegnet. Vor<br />

allem, ob mir neue <strong>Ideen</strong> <strong>auf</strong> halbem Weg entgegen kommen. Ich trete eine<br />

Reise nach Andalusien an und stelle mir die Aufgabe, ein Symbol zu finden, das<br />

die Region im Süden Spaniens repräsentieren kann. 17 Tage und alles was ich<br />

<strong>auf</strong> meiner Reise finde, sollen mir den Charakter Andalusiens offenbaren und<br />

die Idee zu einem Logo bringen.<br />

5


Vorbereitung


Vor der Reise<br />

Was weiß ich über Andalusien? In meine Vorstellung<br />

streuen sich Bilder der Alhambra, von stolzen<br />

Pferden, Flamencotänzern und -sängern mit verzerrtem<br />

Gesicht, die Maurenherrscher und die<br />

Burgen, die sie hinterlassen haben. Die Region liegt<br />

im Süden Spaniens, die Sonne verbrennt die Sierra.<br />

Deutsche Touristen pilgern an die Costa del Sol und<br />

träumen von einem Lebensabend in Málaga. Es<br />

gibt Tapas, in Granada automatisch, wenn <strong>man</strong> ein<br />

Getränk bestellt. Orangen, Granatäpfel und Paprika<br />

wachsen überall. In Sevilla hat Carmen getanzt<br />

und Zigarren gerollt. Im Westen Andalusiens wurden<br />

Indianerfilme gedreht, weil die Landschaft an<br />

Nevada erinnert. Auf Gibraltar gibt es Affen.<br />

8


Meine Vorstellung von Andalusien nach meiner intensiven<br />

ersten Recherche ist bruckstückhaft. Ich<br />

lese Bücher über Andalusien, lasse Beschreibungen<br />

der Landschaft und der Menschen <strong>auf</strong> mich wirken<br />

und umgebe mich mit andalusischen Bildern.<br />

Ich gestalte meinen Arbeitsplatz zu einem Design<br />

Thinking Room um.<br />

Design Thinking bedeutet ‚erfinderisches Denken‘<br />

und ist eine Form der <strong>Ideen</strong>findung, nicht nur<br />

für Kreative. Die Entwicklung von Produkten und<br />

Prozessen soll ergebnisoffen in einem sich immer<br />

wiederholenden Prozess vorangetrieben werden.<br />

Althergebrachtes wird neu hinterfragt. Ein<br />

Hauptprinzip ist jedoch die Interdisziplinität, das<br />

Zusammenschließen von Wissen unterschiedlicher<br />

Personen. Möglichst viele <strong>Ideen</strong> sollen generiert<br />

werden, um daraus eine <strong>oder</strong> mehrere zu filtern.<br />

Dies ähnelt dem Betrachtunsmodus, in den <strong>man</strong><br />

sich während des <strong>Reisen</strong>s versetzt.<br />

Ich möchte genau beobachten, welche kreativen<br />

Prozesse meine Reise auslöst und Parallelen ziehen.<br />

Erst das <strong>auf</strong> <strong>Reisen</strong> sein wird mich über den<br />

Tellerrand schauen lassen.<br />

9


Carmen<br />

Wenn ich an Carmen denke, die Hauptfigur aus der Oper<br />

von Georges Bizet, höre ich tiefe Celloklänge und<br />

sehe eine dunkelhaarige Schönheit in schulterfreier Bluse.<br />

Die Figur der jungen Zigeunerin, die in einer Sevillaner Zigarrenfabrik arbeitet,<br />

ist so vielschichtig wie einheitlich: einerseits <strong>findet</strong> sich<br />

das Bild der Femme Fatale, der exotischen Verführerin in vielen Köpfen.<br />

Differenziert betrachtet, eröffnen sich weitere Facetten der Carmen:<br />

sie erscheint als eine Frau, die in einem Patriarchat Unabhängigkeit probt,<br />

als Zigeunerin, die als Symbol für zeitgenössische Identitätsfragen<br />

und Gender-Debatten steht, wie auch als Frau und Tänzerin,<br />

die Weiblichkeit und Körpergefühl vermittelt.<br />

Die Carmen in meiner Vorstellung hat nur sehr wenige Facetten.<br />

Das Klischee hat mich kalt erwischt.<br />

11


Ungewissheit<br />

Jede Reise bedeutet Ungewissheit,<br />

das Ende der Bequemlichkeit.<br />

Was wird passieren?<br />

12


„In den letzten Jahren aber gingen so viele<br />

Gewißheiten verloren, daß uns beinahe nur<br />

eine bleibt, nämlich die, daß es sich einzig lohnt,<br />

das zu erleben, was <strong>man</strong> niemals erlebt hat,<br />

und nur das zu sagen, was bisher noch nicht gesagt wurde.<br />

Seltsamerweise sind diese einzigartigen Erfahrungen<br />

am Ende die stärkste und häufigste Verbindung<br />

zu unseren Mitmenschen;<br />

Erfahrungen, mit denen sie uns so ähnlich sind,<br />

daß sie, ohne unser Wissen unsere Komplizen sind.“<br />

Antonio Muñoz Molina<br />

13


Literarisches<br />

Umhören<br />

Netzwerken mit anderen <strong>Reisen</strong>den:<br />

<strong>Wie</strong> haben Irving, Andersen <strong>oder</strong> Rilke<br />

Andalusien empfunden?<br />

Der amerikanische Literat<br />

Washington Irving hat während<br />

seiner Spanienreise mehrere<br />

Monate in der Alhambra verbracht.<br />

1829 war die Alhambra<br />

ein verfallener Palast, in dessen<br />

Ruinen neben ein paar<br />

Dorfbewohnern, Schmugglern<br />

auch einige französische<br />

Soldaten lebten. Irving beschreibt<br />

seinen Aufenthalt als<br />

ein großes Abenteuer, alles ist<br />

eine Geschichte für ihn. Auch<br />

alte Sagen und Märchen fließen<br />

in seine Erlebnisse und seinen<br />

Bericht ein. Irvings Buch war ein<br />

großer Erfolg im englischsprachigen<br />

Raum und machte eine ganze<br />

neue Welle <strong>Reisen</strong>der neugierig<br />

<strong>auf</strong> den Zauber Andalusiens.<br />

Ihm zu Ehren wurde eine Statue<br />

am Weg zur Alhambra errichtet.<br />

In den Räumen, die er in der<br />

Alhambra bewohnte, hängt heute<br />

eine Tafel an der Wand, die<br />

dies bezeugt. Der Rest bleibt der<br />

Vorstellungskraft vorbehalten.<br />

Den britischen Autor Gerald Brenan zog es in den<br />

1930er Jahren in die Einsamkeit der spanischen<br />

Alpujarras. Er suchte<br />

in den Bergen südlich<br />

von Granada<br />

einen Ort, an dem er<br />

frei ist von den englischen<br />

Konventionen<br />

und an dem er in<br />

Ruhe Bücher studieren<br />

und sich<br />

bilden kann. In seinem<br />

Werk ‚Südlich<br />

von Granada‘ beschreibt<br />

er eindrücklich<br />

das Dorfleben, die Landschaft und die Städte<br />

Andalusiens. Die Konventionen, die er in der<br />

Gesellschaft seines Dorfes Yegen vor<strong>findet</strong>, interessieren<br />

ihn sehr, was bemerkenswert ist, ob seiner<br />

eigenen Motive, sich nach Spanien zurückzuziehen.<br />

Federico Garcia Lorcas Gedichte und<br />

Theaterstücke sind Bilder des andalusischen<br />

Lebens. Die Dramatik der Gedichte ist wie geschaffen<br />

für den Flamenco und finden großen<br />

Anklang bei Flamencomusikern. Lorcas Poesie<br />

schließt sich für mich an die detailreichen<br />

Beschreibungen Brenans an. Seine sprachlichen<br />

Bilder wurden für mich erst nach meiner<br />

Andalusienreise richtig nachvollziehbar.<br />

14


Der Autor von Märchen wie<br />

‚Die kleine Meerjungfrau‘<br />

und ‚Die Schneekönigin‘,<br />

der Dähne Hans Christian<br />

Andersen, war zwar von der<br />

Erfindung der Eisenbahn<br />

begeistert, der Anblick der<br />

Alhambra ließ ihn bei seiner<br />

Reise nach Granada im Jahr<br />

1866 zunächst kalt.<br />

Erst in Verbindung mit den<br />

Festlichkeiten anlässlich des<br />

Besuches der spanischen<br />

Königin und als er den<br />

Zauber des alten maurischen<br />

Palastes allein erleben<br />

durfte, war er hingerissen<br />

und seine Entdeckerlust<br />

war geweckt. Er beschreibt<br />

seine Erlebnisse in einem<br />

Reisetagebuch über seine <strong>Reisen</strong> <strong>auf</strong> der Iberischen<br />

Halbinsel namens ‚Reisebilder aus Spanien und<br />

Portugal‘.<br />

Rilke war in Andalusien<br />

und begeistert, insbesondere<br />

von Ronda.<br />

In ‚Die Verwandlung<br />

der Welt ins Herrliche‘<br />

denkt er über die<br />

Ganzheitlichkeit<br />

nach. Er ermutigt seine<br />

Leser dazu, alles als<br />

Kunst zu betrachten.<br />

Dies finde ich bemerkenswert, es erinnert mich an<br />

den Reiseprozess und an den des Design Thinking.<br />

Jede Sache, jeder Prozess ließe sich auch <strong>auf</strong> das<br />

Leben an sich übertragen: alles kann bedeutsam<br />

und wertvoll sein. Es liegt am Betrachter selbst, was<br />

er sieht und was er mit dem Gesehenen anfängt.<br />

Der spanische Autor Antonio Muñoz Molina wollte<br />

ein Buch über das Córdoba der Maurenzeit schreiben.<br />

Er begab sich in die<br />

Stadt, durchstreifte sie<br />

in der Hoffnung, das frühere<br />

Córdoba zu erspüren.<br />

Er schreibt über das<br />

<strong>Reisen</strong> als Schriftsteller,<br />

das Hinausgehen in<br />

die Wirklichkeit und<br />

in die Gedankenwelt.<br />

Treffend beschreibt er<br />

die <strong>Ideen</strong>findung von<br />

Berufs wegen und die<br />

Verunsicherung, die eine<br />

anstehende Reise birgt.<br />

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Los<strong>fahren</strong><br />

„Als in Europa die Eisenbahn eingeführt wurde,<br />

war ein Geschrei zu hören, es sei nun um<br />

die schöne alte Art des <strong>Reisen</strong>s geschehen,<br />

die Reisepoesie sei verschwunden, der Zauber verflogen<br />

– doch ebenda fing er an.<br />

Wir fliegen jetzt mit Dampfesflügeln,<br />

und vor uns und um uns folgt<br />

in reicher Abwechslung Bild um Bild;<br />

sie werden uns wie Blumensträuße zugeworfen,<br />

da ein ganzer Wald, da eine Stadt, Berge Täler.<br />

Wir können aussteigen, bei allem Schönen verweilen<br />

und am Langweiligen vorüberfliegen,<br />

schnell wie der Vogel gelangen wir zum Ziel<br />

– ist das denn nicht wie Zauberei?“<br />

Hans Christian Andersen


Granada<br />

Emotion<br />

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„Ein Ei ist mehr wert als seine Schale.“<br />

Garagentor<br />

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23


„Der Szenenwechsel war<br />

fast märchenhaft zu nennen.<br />

Wir fühlten uns in frühere Zeiten<br />

rückversetzt und als Teilhaber<br />

einer längst vergangenen Geschichte.<br />

Nie<strong>man</strong>d kann sich<br />

die Herrlichkeiten vorstellen,<br />

die nach aussen so ärmlich schienende<br />

Maurenpaläste in sich bergen“<br />

Washington Irving entdeckt die Alhambra<br />

Der amerikanische Autor Washington Irving machte<br />

1829 eine Reise von Sevilla nach Granada durch<br />

Andalusien. In Granada angekommen, sprach er bei<br />

dem Kom<strong>man</strong>dant der Alhambra vor und erhielt die<br />

Erlaubnis, in einigen frei stehenden Räumen zu wohnen.<br />

Die maurische Festung war zu der Zeit recht<br />

heruntergekommen und kaum bewohnt. Lediglich<br />

einige Dorfbewohner hielten die Gärten in Schuss<br />

und eine kleine Garnison französischer Soldaten<br />

lebten <strong>auf</strong> dem Areal der Alhambra, um Schmuggler<br />

fernzuhalten, die Türme zu sichern und diese gelegentlich<br />

als Gefängnis zu nutzen.<br />

Vier Monate lebte er <strong>auf</strong> der Alhambra und berichtet<br />

in seinem Buch „Erzählungen von der Alhambra“<br />

von seinen Erlebnissen <strong>auf</strong> der maurischen Festung<br />

und dem Zusammenleben mit den Menschen dort.<br />

Angetan ist er besonders von den Geschichten<br />

und Sagen, die er von seinen Gastgebern hört.<br />

Alles ist Poesie und Abenteuer. Er schreibt keinen<br />

Reisebericht im klassischen Sinn, er möchte dass<br />

andere Menschen Andalusien und seine Bewohner<br />

so ins Herz schließen, wie er.<br />

„Vermutlich sind Sie mit dem Ort<br />

genauest bekannt?“<br />

„Nie<strong>man</strong>d besser als ich, Herr,<br />

denn ich bin ein Kind der Alhambra“<br />

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„Von dort oben, von diesem Ausläufer der Sierra<br />

Nevada hat <strong>man</strong> einen selten schönen Rundblick<br />

über Stadt und Land, hinüber zum Albaicín,<br />

bis hinaus zur Sierra Elvira, wo Himmel<br />

und Auen ineinander verschwimmen.“<br />

Washington Irving<br />

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Märchen<br />

Die Sage vom arabischen Astrologen<br />

Auszüge aus 'Erzählungen von der Alhambra‘ von Washington Irving<br />

In alten Zeiten, vor vielen hundert Jahren war ein maurischer König, Aben Habuz genannt,<br />

der über das Königreich Granada regierte. Er war ein in Ruhestand versetzter Eroberer —<br />

Seine behenden Feinde vereitelten alle Vorsichtsmaßregeln und pflegten aus<br />

irgend einem unbeachteten Paß hervorzubrechen, verwüsteten ihm das Land unter<br />

der Nase und machten sich dann mit den Gefangenen und der Beute davon in<br />

die Berge. War je ein friedlicher und ruhiger Krieger in einer unbehaglicheren Lage? —<br />

Während Aben Habuz durch diese Schwierigkeiten und Störungen gequält<br />

wurde, kam ein alter arabischer Arzt an seinen Hof. Sein grauer Bart ging ihm bis<br />

<strong>auf</strong> den Gürtel und er hatte jedes Zeichen des höchsten Alters, und doch hatte er fast<br />

den ganzen Weg von Egypten zu Fuß gemacht, ohne einen andern Beistand,<br />

als einen mit Hieroglyphen gezeichneten Stab. Sein Ruf war ihm vorangegangen. —<br />

»O weiser Sohn des Abu Ajeeb,« rief Aben Habuz, »ein solcher Talis<strong>man</strong> wäre besser<br />

als alle Wartthürme <strong>auf</strong> den Hügeln, und als alle Wachen an den Grenzen.« —<br />

Der Astrologe begab sich sogleich an die Arbeit, um den Wünschen des Königs Genüge<br />

zu thun. Er ließ <strong>auf</strong> der Höhe des königlichen Palastes, welcher <strong>auf</strong> dem Scheitel<br />

des Albayan-Hügels stand, einen großen Thurm bauen. —<br />

Auf der Spitze des Thurms war die <strong>auf</strong> einem Stiften befestigte Bronzstatue eines<br />

maurischen Reiters, mit einem Schild in dem einen Arm und seine Lanze senkrecht tragend.<br />

Das Gesicht dieses Reiters war der Stadt zugewendet, als wache es über sie; wenn aber<br />

ein Feind sich näherte, wandte sich die Statue in dieser Richtung<br />

und legte die Lanze wie zum Angriff ein. —<br />

O weiser Sohn des Abu Ajeeb, was kann ich dir als Lohn für solch eine Wohlthat bieten?«<br />

»Die Bedürfnisse eines alten Mannes und eines Philosophen, o König, sind gering<br />

und einfach; gewähre mir nur die Mittel, meine Höhle zu<br />

einer wohnlichen Einsiedelei einzurichten und ich bin zufrieden.« —<br />

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»Ein Fräulein von ungemeiner Schönheit!« rief Aben Habuz aus und<br />

seine Augen funkelten vor Erregung: »laßt sie vor uns führen.« —<br />

»Schönste der Frauen,« rief er entzückt, »wer und was bist du?« —<br />

So oft er seiner Liebe das Wort reden wollte, schlug sie ihre silberne Leyer an.<br />

Es war ein geheimnißvoller Zauber in dem Klang. —<br />

»Entferne die ungläubige Maid von dir, die der Grund derselben ist.«<br />

»Lieber lass‘ ich von meinem Königreich,« rief Aben Habuz.<br />

»Du schwebst in Gefahr, beide zu verlieren,« versetzte der Astrologe. —<br />

»Ich sehne mich nur nach Ruhe; hätte ich doch einen stillen Aufenthaltsort,<br />

wohin ich mich aus der Welt und allen ihren Sorgen, ihrem Prunk und ihrer Unruhe<br />

flüchten und den Rest meiner Tage der Ruhe und Liebe widmen könnte.« —<br />

»Du hast, o König, von dem Garten von Irem gehört,<br />

einem der Wunder des glücklichen Arabiens? —<br />

»Er zeigt sich nur <strong>man</strong>chmal einem <strong>Reisen</strong>den, wie dir, und erfreut ihn mit dem Anblick<br />

von Thürmen, Palästen und Gartenmauern, von reich beladenen Fruchtbäumen<br />

überhangen, und dann verschwindet er, und nichts bleibt als eine einsame Wüste.» —<br />

Solch einen Palast und Garten, o König, kann ich dir selbst<br />

hier <strong>auf</strong> dem Berge über der Stadt machen. —<br />

»Ach!« versetzte der Andere: »du weißt, ich bin ein alter Mann und ein Philosoph,<br />

und leicht zufrieden gestellt; aller Lohn, welchen ich fordere, ist das erste Lastthier<br />

mit seiner Bürde, das in das magische Thor des Palastes eingehen wird.« —<br />

Aben Habuz schaute <strong>auf</strong>, um die Thürme des Palastes über sich glänzen, und<br />

die umtaubten Terrassen der Gärten die Höhe entlang ziehen zu sehen;<br />

allein es zeigte sich ihm nichts der Art. »Das ist das Geheimniß,« sagte der Astrolog,<br />

»und die Schutzwache des Ortes; <strong>man</strong> kann nichts entdecken, bis <strong>man</strong> den<br />

zaubergebannten Thorweg überschritten hat, und in den Besitz des Ortes gesetzt ist.« —<br />

Als sie sich dem Thorweg näherten, hielt der Astrolog an, und zeigte dem König<br />

die mystische Hand und den Schlüssel <strong>auf</strong> dem Thor und dem Bogen.<br />

»Das ist der Zauber,« sagte er, »welcher den Eingang in dieses Paradies bewacht.<br />

Bis jene Hand herabreicht, und diesen Schlüssel ergreift, wird weder menschliche<br />

Macht noch Zauberkraft dem Besitzer dieses Berges etwas anhaben können.« —<br />

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Während Aben Habuz mit offnem Munde und stummer Verwunderung<br />

diese mystischen Zauber anstarrte, schritt der Zelter der Prinzessin weiter,<br />

und trug sie durch das Portal in die Mitte des Thorweges. —<br />

»Sieh,« rief der Astrologe, »meinen versprochenen Lohn« —<br />

Aben Habuz lächelte über diesen, wie er glaubte, scherzhaften Einfall des alten Mannes;<br />

als er aber sah, daß es Ernst sey, zitterte sein grauer Bart vor Unwillen. —<br />

»Elender Sohn der Wüste,« rief er, »du magst in vielen Künsten Meister seyn;<br />

aber erkenne mich als deinen Meister, und wage es nicht, mit deinem König zu scherzen.« —<br />

»Mein Meister?« wiederholte der Astrologe: »mein König? der Beherrscher eines<br />

Maulwurfshügels will dessen Herrscher seyn, der im Besitz von Salomons Zauber ist?<br />

Lebe wohl, Aben Habuz, herrsche über dein winziges Königreich, und schwärme in deinem<br />

Narrenparadies; ich werde dich in meiner philosophischen Einsamkeit auslachen.« —<br />

Bei diesen Worten faßte er den Zügel des Zelters, stieß seinen Stab in die Erde, und sank<br />

mit der gothischen Prinzessin durch den Mittelpunkt des Thorgangs. Der Boden schloß sich<br />

über ihm, und keine Spur verblieb von der Oeffnung, durch welche er verschwunden war. —<br />

Sie gruben und gruben, aber umsonst; —<br />

Mit dem Verschwinden des Ibrahim Ebn Abu Ajeeb hörte<br />

auch die Wirkung seines Talis<strong>man</strong>s <strong>auf</strong>. —<br />

Von Zeit zu Zeit konnte <strong>man</strong> den Klang von Musik und die Töne einer weiblichen Stimme<br />

schwach aus der Tiefe des Hügels her<strong>auf</strong>schweben hören —<br />

Der Zauber der Hand und des Schlüssels war zu mächtig, als daß ihn menschliche Gewalt<br />

hätte lösen können. Der Gipfel des Berges aber, wo der versprochene Palast und Garten gelegen,<br />

blieb eine nackte Oede; das gepriesene Elysium ward entweder durch Zauberei vor dem Auge<br />

verborgen, <strong>oder</strong> es war ein bloßes Märchen des Astrologen gewesen.<br />

Die Welt nahm gutmüthig das letzte an, und viele nannten den Platz<br />

»des Königs Narrheit«, während andere ihn »des Narren Paradies« benamseten.<br />

Endlich starb Aben Habuz, und wurde begraben. Jahrhunderte sind seitdem vergangen.<br />

Die Alhambra ist <strong>auf</strong> dem merkwürdigen Berge erbaut worden, und verwirklicht in gewissem<br />

Grade die mährchenhaften Freuden von Irem‘s Garten. Der bezauberte Thorweg steht, indem<br />

ihn ohne Zweifel die magische Hand schirmt, noch vollständig, und bildet jetzt das<br />

Thor der Gerechtigkeit, den Haupt-Eingang zur Veste.<br />

Unter diesem Thor wohnt der Sage nach, der alte Astrolog in seinem unterirdischen Saal,<br />

und nickt <strong>auf</strong> seinem Divan, von der Silber-Leyer der Prinzessin eingewiegt.<br />

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Die alten Invaliden, welche die Wache an dem Thore haben, hören zuweilen in den<br />

Sommernächten die Töne, und nicken, der einschläfernden Kraft derselben weichend,<br />

ruhig <strong>auf</strong> ihren Posten. Ja, ein so schläfriger Einfluß beherrscht den Palast, daß<br />

<strong>man</strong> diese Wachen selbst bei Tag <strong>auf</strong> den Steinbänken der Thorhalle<br />

nicken <strong>oder</strong> unter den nahen Bäumen schlafen sieht, so daß es in der<br />

That der schläfrigste Posten in der ganzen Christenheit ist. —<br />

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„Eine alte Mauer mit einem viereckigen,<br />

rötlichen Turm, an dem nichts<br />

Besonderes zu entdecken war.“<br />

Hans Christian Andersen<br />

Hans Christian Andersen besuchte Granada während<br />

seiner Spanienreise 1862 - just in den Tagen,<br />

als Königin Isabella von Spanien mit ihrem Gefolge<br />

in der Stadt eintreffen sollte.<br />

Da sich der alte maurische Palast in einem desolaten,<br />

seit Jahren ungepflegten Zustand befand,<br />

wurde alles in Bewegung gesetzt, die Festung präsentabel<br />

herzurichten. Die Bewohner Granadas<br />

versuchten mit bemalten Pappkulissen, unzähligen<br />

Lichtergirlanden und mit farbigem Flor behängten<br />

Häusern über den Zustand des Palastes hinwegzudekorieren.<br />

Hans Christian Andersen sah die<br />

berühmte Alhambra zuallerserst als recht unspektakulär<br />

anzusehendes Bauwerk, das Gewimmel in den<br />

Straßen des Albaicín reizten ihn viel mehr.<br />

Er betrachtet die Verzierung der alten Mauern und<br />

der Straßen mit Verwunderung, während er den<br />

Weg hoch zur Alhambra und durch das äußere<br />

Tor schreitet. Je weiter er in die Höfe des Palastes<br />

vordringt, desto abstruser und störender kommt<br />

ihm der Schmuck vor, der die Mauern zu Ehren<br />

der Königin zieren soll. Er bewegt sich immer<br />

weiter in die labyrinthischen Gärten und Höfe der<br />

einstigen Residenz hinein und versucht, alles in<br />

seiner Ursprünglichkeit zu sehen. Er sucht in dem<br />

Wirrwarr der Vorbereitungen Orte in der Alhambra,<br />

an denen er allein ist. Der Weltenbummler genießt<br />

die Einsamkeit des Entdeckers und schrieb<br />

bewundernd über die kunstvoll gemeißelten<br />

Marmorbecken, Säulen und die zierlichen, kaleidoskopartigen<br />

Muster der Fußbodenfließen. Am meisten<br />

faszinierte ihn jedoch das Fest selbst und die<br />

Menschen - er beschrieb die feierliche Atmosphäre,<br />

das Licht und die bunte Tracht der Zigeuner.<br />

„Die schwarzhaarigen, braunen Gestalten hatten sich<br />

sonderbar wild herausgeputzt; ich mußte unwillkürlich an<br />

Kinder denken, die Komödie spielen und sich von den alten<br />

Kleidern in der Garderobe nehmen dürfen was sie wollen –<br />

sie hängen sich dann alles über.“<br />

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„ich schlenderte am Tag und am Abend herum,<br />

wohin meine Füße mich tragen wollten.<br />

Das Märchenhafte wurde alltäglich.“<br />

Hans Christian Andersen<br />

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Córdoba<br />

Schmuck


Feria<br />

Man kann es nicht übersehen,<br />

<strong>auf</strong> der anderen Uferseite<br />

des Guadalquivir<br />

passiert etwas Aufregendes.<br />

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„Hablas español?“<br />

„No. Inglés?“<br />

„No...“<br />

„...Bonita! You look amazing!“, sage ich zu ihr.<br />

Sie sagt etwas Unverständliches<br />

<strong>auf</strong> Spanisch und „Guapa!“<br />

Feria in Córdoba<br />

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Überschwang<br />

Die Feria ist eine Explosion<br />

aus Farben und Musik<br />

– einfach laut.<br />

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Ausgeschmückt<br />

Der Patio ist<br />

das Herz<br />

des Hauses.<br />

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Großmut<br />

Leben und leben lassen.<br />

Vielleicht ist es aber<br />

schlicht Pragmatismus.<br />

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Die Mezquita<br />

Räume


„Ihr habt getan, was möglich war, etwas erbaut, was es andernorts schon<br />

gibt, und dafür habt ihr etwas zerstört, was einmalig in der Welt war.“<br />

Karl V. war entsetzt, nachdem er die Kathedrale in der Mequita errichtet sah.<br />

Im 16. Jahrhundert ließ das Domkapitel mit Erlaubnis des Kaisers die mittleren Schiffe<br />

der Mezquita einreißen, um eine Kathedrale mitten in der alten Moschee zu bauen.<br />

{überliefert – Antonio Muñoz Molina, Stadt der Kalifen}


„Die Mezquita ist, außer freitags mittags, wenn das<br />

obligatorische, einstimmige Gebet statt<strong>findet</strong>, eine so zufällige<br />

und offene Begegnungsstätte wie ein öffentlicher Platz. —<br />

Tausend Jahre später fühlt auch der gerade eingetroffene<br />

<strong>Reisen</strong>de, der aus einer anderen Welt kommt, eine andere<br />

Sprache spricht und andere Erinnerungen hat, daß er vor einem<br />

unversehrten Wunderwerk steht. Die Mezquita von Córdoba<br />

ist ein abstrakter Ort, ein Raum, aus dem alles<br />

verbannt ist, was nicht der Mathematik <strong>oder</strong> der reinen<br />

Geometrie entspricht, eine Reise durch Halbschatten und<br />

einen Säulenwald, die bereits seit mehr als zweihundert<br />

Jahren andauert, nur um dann die gewalttätige Verwüstung<br />

der Eroberer zu erleiden und durch Zufall <strong>oder</strong> Wunder<br />

bis zum Ende eines weiteren Jahrtausends zu überleben.“<br />

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„Der mihrab ist der am prächtigsten verzierte Ort<br />

der Moschee, weil er die Blicke<br />

der Gläubigen <strong>auf</strong> sich ziehen muss,<br />

damit sie sich bei dieser großen Entfernung zurechtfinden.“<br />

Antonio Muñoz Molina<br />

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Jaén<br />

Leichtigkeit<br />

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Bäumchen Bäumchen<br />

dürr und grün.<br />

Federico García Lorca<br />

Das Mädchen hübsch von Antlitz<br />

pflückt eben seine Oliven.<br />

Der Wind, Galan der Türme,<br />

fasst es um die Hüften.<br />

Da kommen vier Reiter vorbei<br />

<strong>auf</strong> andalusischen Rappen,<br />

gekleidet in Blau und Grün,<br />

mit langer, dunkler Capa.<br />

„Komm mit nach Córdoba, Mädchen.“<br />

„Vente a Córdoba, muchacha.“<br />

Das Mädchen hört nicht hin.<br />

Da kommen drei Toreros vorbei<br />

mit knabenhaften Hüften,<br />

gekleidet in Orange,<br />

mit Degen aus altem Silber.<br />

„Komm mit nach Sevilla, Mädchen.“<br />

„Vente a Sevilla, muchacha.“<br />

Das Mädchen hört nicht hin.<br />

Als der Abend violett<br />

sich färbte, das Licht verschwamm,<br />

kam ein Jüngling vorbei<br />

mit Rosen und Myrten aus Mond.<br />

„Komm mit nach Granada, Mädchen.“<br />

„Vente a Granada, muchacha.“<br />

Das Mädchen hört nicht hin.<br />

Das Mädchen hübsch von Antlitz<br />

will weiter Oliven pflücken,<br />

den grauen Arm des Windes<br />

fest um ihre Hüften.<br />

Bäumchen Bäumchen<br />

dürr und grün.<br />

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Sevilla<br />

Pracht<br />

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Para los barcos de vela<br />

Sevilla tiene un camino;<br />

por el agua de Granada<br />

sólo re<strong>man</strong> los suspiros.<br />

Für die Segelschiffe<br />

hat Sevilla einen Weg;<br />

<strong>auf</strong> den Wassern Granadas<br />

rudern nur die Seufzer.<br />

Federico García Lorca<br />

‚Kleine Ballade von den drei Flüssen‘<br />

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Gelassenheit<br />

Bereits zum zweiten Mal kehren wir im FARGO ein,<br />

einem recht neuen Restaurant, das ein Menü aus raffiniert<br />

umgesetzten andalusischen Rezepten und ökologischen<br />

Produkten anbietet. Eine willkommene Abwechslung nach all<br />

den deftigen, oftmals frittierten Tapas.<br />

Das Essen ist hervorragend und der Wirt ein sympathischer<br />

Franzose aus Bordeaux, der offenbar liebt, was er tut.<br />

Auf die Frage, was Andalusien für ihn als Fremden<br />

in einem Wort bedeutet, antwortet er entschieden:<br />

„It‘s relaxed.“<br />

Die Leute seien entspannt, nie<strong>man</strong>d ist aggressiv.<br />

Er könne seine Kinder in Sevilla ohne Bedenken <strong>auf</strong> der Straße<br />

spielen lassen, es gibt immer eine ältere Dame am Fenster,<br />

die <strong>auf</strong>passt. Ein bisschen hätte diese Entspanntheit vielleicht mit<br />

Ignoranz und sehr viel mit einem tiefen Selbstverständnis für die<br />

andalusische Tradition der Nachbarschaftlichkeit zu tun, meint er.<br />

Eine große kulturelle Vielfalt gäbe es nicht, dies vermisse er in<br />

seinem Leben in Sevilla. Alle hören nur Flamenco, keiner die Stones.<br />

Aber hier ist der Platz, an dem er seine Kinder <strong>auf</strong>wachsen<br />

sehen möchte. Und die Flüge nach Madrid, Lissabon <strong>oder</strong><br />

Barcelona sind günstig, dort holt er sich dann seine kulturelle <strong>Ins</strong>piration.<br />

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Vejer de la Frontera<br />

Loslassen<br />

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Geheimnisse<br />

Oben ist die Stadt<br />

und in der Mitte ein Garten<br />

mit Hühnerhof aus Wellblech,<br />

Schrott und Stein.<br />

Wem gehört er?<br />

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Tarifa<br />

Ankommen und Los<strong>fahren</strong>


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Ronda<br />

Die Ro<strong>man</strong>tik ist tot,<br />

lang lebe die Ro<strong>man</strong>tik!<br />

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Ich sehe ein, es gibt ihn nicht,<br />

den geraden Weg.<br />

Bloß ein großes Labyrinth<br />

vielfältiger Kreuzungen.<br />

Unablässig erzeugen<br />

unsere Füße beim Gehen<br />

immense Fächer<br />

<strong>auf</strong>keimender Pfade.<br />

Federico García Lorca<br />

‚Die Hängebrücken‘<br />

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Augenzwinkernd<br />

Inmitten der anerkannten<br />

Pittoreskheit Rondas<br />

schaffen seine Bewohner<br />

ihre eigene Ro<strong>man</strong>tik.<br />

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Tolox<br />

Luft<br />

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Ich glaube auch, daß <strong>man</strong> nie gerechter ist,<br />

als wenn <strong>man</strong> mit aller Hingabe bewundert —<br />

Aber es ist ja nie bei einem Menschen gesagt,<br />

daß er nicht plötzlich, ja malgré lui, den Punkt entdeckt,<br />

von dem aus er sich wieder zu einer<br />

neu geordneten Einheit zusammenfaßt,<br />

die ‚Aufgabe‘ ist eigentlich immer da,<br />

nur, daß wir, durch Namen verdorben,<br />

sie über die Namenlosigkeit <strong>man</strong>chmal nicht erkennen.<br />

Rainer Maria Rilke<br />

‚Die Verwandlung der Welt ins Herrliche‘<br />

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Fazit<br />

<strong>Wie</strong> <strong>man</strong><br />

<strong>auf</strong> <strong>Reisen</strong><br />

<strong>Ideen</strong> <strong>findet</strong><br />

101


Vergleich<br />

Kreativitätstechnik versus Reise<br />

Während meiner Reise habe ich festgestellt, dass<br />

meine Kreativität fast mechanisch angekurbelt<br />

wurde. Zu Beginn der Reise habe ich relativ passiv<br />

beobachtet und nur fotografiert. Nach drei bis vier<br />

Tagen habe ich Stift und Heft zu Hand genommen,<br />

geschrieben und gezeichnet.<br />

In der zweiten Hälfte bin ich nirgendwohin gegangen,<br />

ohne mein Heft. So selbstverständlich, wie<br />

<strong>man</strong> ein Buch beim Bahn<strong>fahren</strong> dabei hat, war der<br />

Stift immer zum Schreiben und Zeichnen bereit.<br />

Am Ende der Reise waren die alltäglichsten<br />

Situationen spannend genug, um sie <strong>auf</strong> Papier zu<br />

bannen und zu analysieren.<br />

Auch einige Tage nach der Reise hielt dieser Effekt<br />

an. Es war interessant zu beobachten, wie ich auch<br />

nach der Reise weiterhin aus den Bildern in meinem<br />

Kopf geschöpft habe.<br />

Dieser Mechanismus erinnert mich stark an die<br />

Kreativitätstechniken des Design Thinking. Die<br />

Schritte und Eigenschaften des erfinderischen<br />

Denkens lassen sich unmittelbar mit der Methodik<br />

des <strong>Reisen</strong>s vergleichen, nur dass <strong>auf</strong> <strong>Reisen</strong> alles<br />

ganz von allein zu geschehen scheint und nicht<br />

künstlich erzeugt werden muss. Ich muss nur Stift<br />

und Papier bereit halten, um alles <strong>auf</strong>zufangen.<br />

102


Iterativer Prozess - schrittweise Näherung<br />

Verstehen<br />

Beobachten<br />

Standpunkt<br />

definieren<br />

<strong>Ideen</strong><br />

finden<br />

Prototypen<br />

Testen<br />

Design<br />

Thinking<br />

<strong>Reisen</strong><br />

Recherche<br />

Medien<br />

Alle Sinne:<br />

Sehen<br />

Hören<br />

Riechen<br />

Schmecken<br />

Empfinden<br />

Wissen<br />

bestätigen,<br />

widerlegen<br />

Kontakt<br />

Reflektion<br />

Erkenntnisse<br />

Neues Ich<br />

Umsetzung,<br />

Handeln<br />

Eigenschaften: Design Thinking vs. <strong>Reisen</strong><br />

<strong>Ideen</strong> durch<br />

iterativen Prozess<br />

erhärten<br />

Beobachtung<br />

Kollektive<br />

Kreativität<br />

(interdisziplinäre<br />

Teams)<br />

Ergebnisoffenheit<br />

Vertrauen haben,<br />

dass etwas<br />

passiert<br />

Visuell denken<br />

und sprechen<br />

Grundgedanke<br />

soll sich<br />

bestätigen,<br />

verändern<br />

Eindrücke<br />

sammeln<br />

alle Sinne nutzen<br />

für Aufnahme von<br />

Eindrücken, Kontakt<br />

Ungewissheit,<br />

Man weiß nie<br />

was passiert<br />

Vertrauen haben,<br />

dass etwas<br />

passiert<br />

Fotografie,<br />

Zeichnungen,<br />

Schreiben,<br />

aktiv werden<br />

103


Stimmen #1<br />

<strong>Reisen</strong> als Kreativitätstechnik<br />

Um zu sehen, ob <strong>man</strong> von einer Reise kreativ beflügelt wird, traf ich Menschen,<br />

für die <strong>Reisen</strong> eine große Rolle im Leben spielt. In Granada sprach ich mit der<br />

gebürtigen Leipzigerin Anke, die seit einigen Jahren in der Stadt m Genil lebt und dort<br />

Flamencokleider schneidert. Auch zu Hause begegnete ich Menschen, die viel reisen:<br />

beim Zirkus wurde ich <strong>auf</strong> der Suche nach er<strong>fahren</strong>en <strong>Reisen</strong>den schnell fündig.<br />

Anke Herr<strong>man</strong>n<br />

Schneiderin für Flamencokleider in Granada<br />

104


Ich treffe Anke in einem Café in Granada, es ist Siesta.<br />

In ihrem Haus im Altstadtviertel Albaícin hat sie ein<br />

kleines Atelier, von wo aus sie ihr Geschäft betreibt.<br />

„Auf <strong>Reisen</strong> lernt <strong>man</strong> Dinge, die <strong>man</strong> vorher nicht<br />

kannte und hinterfragt das, was Alltäglich ist“, sagt<br />

die Auswanderin <strong>auf</strong> meine Frage, ob sie einen<br />

Zusammenhang zwischen dem <strong>Reisen</strong> und der<br />

Kreativität sieht. Anke ließ der Zufall in Andalusien<br />

stranden: nach einem Spanisch-Kurs wollte sie das<br />

Erlernte anwenden. Sie kam nach Granada und verliebte<br />

sich in die Stadt. Schließlich beschloss sie,<br />

sich vor Ort als Flamencokleider-Schneiderin selbstständig<br />

zu machen. Neun Jahre sind seitdem ins<br />

Land gegangen.<br />

„Auf <strong>Reisen</strong> lernt <strong>man</strong> Dinge,<br />

die <strong>man</strong> vorher nicht kannte und<br />

hinterfragt das, was Alltäglich ist.“<br />

<strong>Ins</strong>piration für ihre Entwürfe erfährt die Deutsche<br />

auch heute noch nicht zuletzt <strong>auf</strong> <strong>Reisen</strong>. So zum<br />

Beispiel wenn sie Messen besucht, Flamenco-<br />

Veranstaltungen in anderen Städten erlebt <strong>oder</strong> den<br />

kurzen Seeweg nach Marokko antritt. Als ich sie frage,<br />

was Andalusien für sie bedeutet, antwortet sie<br />

schnell: “Emotion“.<br />

Die gebürtige Leipzigerin meint damit ihre<br />

Erfahrungen als Selbstständige in Granada. Diese<br />

bringen sie immer wieder an ihre persönlichen<br />

Grenzen, reizen ihre soziale Kompetenz völlig aus.<br />

Die Mentalität macht ihr zu schaffen, die Menschen,<br />

die ihr begegnen, sind fordernd und impulsiv. Sie<br />

muss ihren Standpunkt deutlich machen, Subtilität<br />

gibt es nicht. Anke hat gelernt “Nein” zu sagen und<br />

schließt, Granada sei ihre große Lebenslektion.<br />

Wenn Anke heute in Granada in einen Stoffladen<br />

geht, um letzte Details für ein Kleid zu suchen,<br />

beschreibt sie dieses Erlebnis wie eine kleine Reise<br />

ins Unbekannte. Sie erzählt von dem Verkäufer, der<br />

hinter der Theke steht und fragt, was sie wünsche.<br />

Zwar ist der Laden über und über mit Materialien<br />

zum Schneidern ausgestattet, doch selber darf Anke<br />

nichts anfassen. Es gibt keine Selbstbedienung, alle<br />

Waren sind in Schubladen gelegt. Nur der Verkäufer<br />

darf sie anfassen und bringen. Er sucht nach dem<br />

Verlangten und nennt den Preis.<br />

Doch <strong>man</strong>chmal weiß Anke nicht, wonach sie sucht<br />

und würde gern selbst Stöbern. Ganz so, wie sie<br />

es <strong>auf</strong> ihren <strong>Reisen</strong> tut. „Beim <strong>Reisen</strong> liegen alle<br />

Schätze jederzeit offen da und ich kann mich inspirieren<br />

lassen und suchen, was mir gefällt“, sagt die<br />

Neu-Andalusierin.<br />

105


Stimmen #2<br />

Das <strong>Reisen</strong> und das Gestalten<br />

Um zu er<strong>fahren</strong>, wie es sich mit der <strong>Ins</strong>pirationsfindung bei<br />

Menschen verhält, die ständig reisen, besuchte ich den<br />

Zirkus Roncalli, als er in der Stadt war. Ich fragte mich, ob das<br />

mit-dem-Zirkus-<strong>Reisen</strong> noch richtiges <strong>Reisen</strong> ist? Bringt es neue <strong>Ideen</strong><br />

und Eindrücke <strong>oder</strong> ist es <strong>Reisen</strong>, ohne den Ort zu wechseln?<br />

Ich treffe den PR-Manager des ‘Zirkus Roncalli - Salto<br />

Vitale’ Pascal Raviol während der Abendvorstellung.<br />

Über das <strong>Reisen</strong> mit dem Zirkus sagt der gebürtige<br />

Kölner, es sei nichts als Routine und Alltag. Das Zelt<br />

sei das Zuhause, wo <strong>man</strong> alles dabei habe, was <strong>man</strong><br />

braucht. Aus diesem Grund <strong>findet</strong> Pascal, dass das<br />

<strong>Reisen</strong> mit dem Zirkus nicht besonders kreativitätfördernd<br />

sei. Für ihn sind es aber die Begegnungen<br />

Beim Zirkus sagt <strong>man</strong>:<br />

“Ich bin dort zu Hause,<br />

wo mein Blumentopf steht.”<br />

mit den Menschen, die ihn beflügeln. Sobald jedoch<br />

Routine einkehre, werde <strong>man</strong> unflexibel. Pascal betont,<br />

es läge an jedem selbst, ab wann er <strong>auf</strong> <strong>Reisen</strong><br />

Neuentdeckungen macht. Wichtig sind für ihn die<br />

Menschen, die er <strong>auf</strong> <strong>Reisen</strong> <strong>findet</strong>, die Gespräche<br />

die er führt. Ohne neue Kontakte wären seine<br />

Besuche in den Städten viel ärmer, bemerkt er. Es<br />

entstehen viele neue Verbindungen mit Menschen,<br />

die <strong>man</strong> nur an diesem Ort treffen konnte. Das<br />

Wertvollste, das andere mit ihm teilen, ist das<br />

Wissen über die Stadt.<br />

Man bereise mit dem Zirkus die schönsten Orte,<br />

aber im Grunde sei <strong>man</strong> immer am gleichen Platz,<br />

wenn <strong>man</strong> den Mikrokosmos des Zirkusdorfes<br />

nicht verlässt. Das Besondere ist, dass beim Zirkus<br />

Pascal Raviol<br />

PR-Manager bei Zirkus Roncalli<br />

Menschen aus aller Welt arbeiten. Sie bringen<br />

Geschichten, Reise- und Lebenserfahrung mit und<br />

teilen diese mit ihren Kollegen. Fremde Orte kommen<br />

mit den weitgereisten Menschen in den Zirkus.<br />

So erhalten Pascal und seine Kollegen auch immer<br />

wieder <strong>Ins</strong>piration für neue Zirkusnummern - die<br />

Kreativität kommt sozusagen ins Zirkuszelt. Pascals<br />

Lieblingsmoment beim <strong>Reisen</strong> ist das Weg<strong>fahren</strong><br />

und die Vorfreude <strong>auf</strong> eine neue Stadt.<br />

106


“Ich sehe jeden Tag, wie hier neue großartige Nummern<br />

entstehen. Die sind alle am Anfang schlecht.<br />

Deshalb ist es mir leicht gefallen, mit dem Geigenunterricht<br />

zu beginnen und steppen zu lernen.”<br />

Ingo Bur<strong>man</strong>n ist beim Zirkus in der Gastronomie tätig.<br />

Für 3 1/2 Monate hat der Unternehmensberater<br />

und Visagist seinen Hauptberuf an den Nagel gehängt,<br />

um mit dem Zirkus unterwegs zu sein.<br />

Ingos Lieblingspart einer Zirkusreise ist der erste<br />

Tag, das Ankommen. Dann betritt er eine jungfräuliche<br />

Stadt, erzählt der Kölner. Für ihn sei es <strong>auf</strong>regend,<br />

das erste schöne Café zu entdecken und zu<br />

sehen, wie die Menschen ihn an diesem Ort empfangen.<br />

„Wenn <strong>man</strong> offen ist für andere, dann ist die<br />

erste Begegnung mit einer Stadt sehr spannend“, so<br />

der Visagist. Für Ingo ist es also sowohl der Ort, den<br />

er interessant <strong>findet</strong>, als auch die Menschen.<br />

Ingo geht in den Städten, in denen der Zirkus hält,<br />

hinaus und sieht sie sich an. An neuen Orten hat er<br />

sich angewöhnt, schnell eine Logistik <strong>auf</strong>zubauen.<br />

Zügig <strong>findet</strong> er heraus, wo alles ist, was er braucht.<br />

Es bleibt ja nicht viel Zeit, die Stadt zu genießen,<br />

bald fährt der Zirkus weiter.<br />

Auch das kreative Umfeld, die Leute, die alle ständig<br />

neue Dinge schaffen, spornen ihn an, selbst<br />

Neues auszuprobieren. Er zeigt mir eine Geige und<br />

Steppschuhe, die er seit kurzem besitzt. „Ich sehe<br />

jeden Tag, wie hier neue großartige Nummern entstehen.<br />

Die sind alle am Anfang schlecht. Deshalb<br />

ist es mir leicht gefallen, mit dem Geigenunterricht<br />

zu beginnen und steppen zu lernen.”, erklärt Ingo.<br />

Der Grund, 107 Tage mit dem Zirkus mit zu reisen,<br />

ist sein Wunsch gewesen, einmal raus aus dem<br />

Alltag zu kommen. Etwas anderes sehen, etwas anderes<br />

tun. Es sei auch eine Reise zu ihm selbst, sagt<br />

er. Außerdem wird für ihn ein Kindheitstraum wahr.<br />

Am interessantesten beim Zirkus <strong>findet</strong> Ingo das<br />

Aufeinandertreffen von Menschen aus verschiedenen<br />

Ländern. Er ist dankbar für die Freundschaften,<br />

die er beim Zirkus schließt.<br />

Er betrachtet viele Dinge neu, seit er in seiner<br />

vier Quadratmeter großen Kabine in einem hübschen<br />

Wohnwagen wohnt. Immer draußen zu sein<br />

und unter freiem Himmel zu leben sei eine große<br />

Erfahrung. Es sei herrlich, <strong>auf</strong>zuwachen und ein weißes<br />

Pferd am Fenster vorbeil<strong>auf</strong>en zu sehen. Das<br />

Leben ist insgesamt natürlicher, ursprünglicher,<br />

bemerkt Ingo. Man lebt mit dem Wetter, und zwar<br />

mit jedem Wetter. Er musste Verzichten lernen, <strong>auf</strong><br />

täglichen Luxus ebenso wie <strong>auf</strong> Freiraum.<br />

Ingo Bur<strong>man</strong>n<br />

Unternehmensberater und Visagist,<br />

Servicekraft beim Zirkus Roncalli<br />

107


Tage vergehen, <strong>Ideen</strong> kommen<br />

Verl<strong>auf</strong> der <strong>Ideen</strong>findung #1<br />

<strong>Ideen</strong> für Logo<br />

Wissen Andalusien<br />

57 %<br />

der Deutschen<br />

reisten 2014<br />

Jahr 2014<br />

Tage<br />

Unterkunftart<br />

37 %<br />

Inland<br />

6,9 %<br />

Italien<br />

14,4 %<br />

Spanien<br />

Trend:<br />

Durchschnitt der <strong>Reisen</strong>den<br />

steigend<br />

fallend<br />

Jungsenioren<br />

Singles<br />

Kinderlose Paare<br />

Familien<br />

108


Andalusische Motive<br />

Empfundene visuell-atmosphärische<br />

sowie qualitative<br />

Eigenschaften Andalusiens<br />

Granada<br />

Visuell-atmosphärisch<br />

Licht<br />

Ornamentik<br />

starke Farben<br />

arabische Bauweise<br />

Pracht<br />

Wind<br />

Meer<br />

Eintönigkeit<br />

Geometrie<br />

Jaén<br />

Córdoba<br />

Carmona<br />

Sevilla<br />

Qualitativ<br />

Tradition<br />

Offenheit<br />

Ro<strong>man</strong>tik<br />

Lust am Präsentieren<br />

Stolz<br />

draußen sein<br />

Erbe<br />

Überschwänglichkeit<br />

Rebellion<br />

Humor<br />

Leichtigkeit<br />

Rauheit<br />

Vejer de la Frontera<br />

Barbate<br />

Tarifa<br />

Cadíz<br />

Ronda<br />

Tolox<br />

109


<strong>Ideen</strong>findung: Logo für Andalusien<br />

Verl<strong>auf</strong> der <strong>Ideen</strong>findung #2<br />

<strong>Ideen</strong>findung: Logo für Andalusien<br />

Anforderungen:<br />

• Symbol für Anforderungen:<br />

die Region Andalusien<br />

• Korrespondenz • Symbol für mit die vorhandener Region Andalusien Wortmarke<br />

• Korrespondenz mit vorhandener Wortmarke<br />

Andalusien<br />

Geschichte<br />

Andalusien<br />

Reiseberichte<br />

Geschichte<br />

Märchen<br />

Reiseberichte<br />

Reiseerfahrungen<br />

Märchen<br />

Design Thinking<br />

Reiseerfahrungen<br />

Logoentwicklung<br />

Design Thinking<br />

Flamenco<br />

Logoentwicklung<br />

Gedichte<br />

Flamenco<br />

Oper<br />

Gedichte<br />

Bildersuche<br />

Oper<br />

Reisemagazine<br />

Bildersuche<br />

Tapas<br />

Reisemagazine<br />

Tapas<br />

<strong>Ideen</strong><br />

gesammelt<br />

<strong>Ideen</strong><br />

gesammelt<br />

<strong>Ideen</strong><br />

verworfen<br />

<strong>Ideen</strong><br />

verworfen<br />

<strong>Ideen</strong><br />

verdichtet<br />

<strong>Ideen</strong><br />

verdichtet<br />

Vor der Reise:<br />

Vor der Reise:<br />

• Arabische Schriftzeichen<br />

• Geometrische Muster<br />

• Arabische Schriftzeichen<br />

(Fliesen, Stuck, Architektur)<br />

• Geometrische Muster<br />

• Erbe, Wissen als zentrales Thema<br />

(Fliesen, Stuck, Architektur)<br />

• Kaleidoskop, Farbspektrum<br />

• Erbe, Wissen als zentrales Thema<br />

• Guadalquivir als Lebensader<br />

• Kaleidoskop, Farbspektrum<br />

• Guadalquivir als Lebensader<br />

Während der Reise:<br />

Während der Reise:<br />

• Schwalben<br />

Flamenco<br />

• Schwalben<br />

Architektur<br />

• Flamenco<br />

• Quadrat, Raute, Geometrie<br />

• Architektur<br />

• Palme versus Orangenbaum<br />

• Quadrat, Raute, Geometrie<br />

• Halbmond, Religion<br />

• Palme versus Orangenbaum<br />

arabische Bauweise, Quader<br />

• Halbmond, Religion<br />

• Kaleidoskop<br />

• arabische Bauweise, Quader<br />

• Säulen, Bögen<br />

• Kaleidoskop<br />

• florale / kalligrafische Ornamente<br />

• Säulen, Bögen<br />

• florale / kalligrafische Ornamente<br />

110<br />

Nach der Reise:<br />

Nach der Reise:<br />

• ungegenständliches Symbol<br />

• Geometrische Muster<br />

• ungegenständliches Symbol<br />

• Kaleidoskop<br />

• Geometrische Muster<br />

• Spektrum<br />

• Kaleidoskop<br />

• Spektrum


Mein Bild von Andalusien hat sich während der Reise ständig gewandelt.<br />

Immer wenn ich sicher war, das Symbol für die Region gefunden zu haben, gewann<br />

ich einen neuen Eindruck und musste meine Meinung revidieren. Die <strong>Ideen</strong>,<br />

die ich nach intensiver Recherche vor der Reise hatte, kreuzten meine spätere<br />

Lösung an <strong>man</strong>chen Stellen. Während der Reise kamen jedoch so viele <strong>Ideen</strong> hinzu,<br />

dass ich <strong>auf</strong> dem Weg nach Hause schon fast <strong>auf</strong>gegeben und geglaubt hatte,<br />

kein Symbol könne den Facetten Andalusiens gerecht werden.<br />

111


Logoentwurf<br />

Schrift als Bild<br />

Ein Symbol für Andalusien muss ungegenständlich sein, da Andalusien zu differenziert<br />

ist. Gemeinsamkeiten zwischen den andalusischen Städten sind schwer<br />

greifbar, das Spektrum ist zu groß. Auch darf <strong>man</strong> nicht spanische Zeichen erzeugen,<br />

sondern es müssen typisch andalusische sein. Das größte Bild, was<br />

Andalusien hervorruft, sind die Mauren und der Einfluss ihrer Herrschaft <strong>auf</strong> die<br />

Region. Handwerk, Wissenschaft und Künste bildeten sich heran. Die Zeit der<br />

Mauren war keine friedliche, aber eine fruchtbare.<br />

Dies spiegelt sich noch heute im architektonischen Reichtum Granadas, Córdoba<br />

und Sevillas wider, im Aussehen von Jaén <strong>oder</strong> Tarifa. Das, was die andalusischen<br />

Orte und Landschaften heute sind, ist Vielfalt. Die Landschaft ist abwechslungsreich<br />

- hohe Berge, gelbe, steppenähnliche Landzüge, Weizenfelder und<br />

endlose Olivenhaine machen Andalusien ebenso aus, wie feine Strände, rauhe<br />

Steilküsten, prachtvolle Städte <strong>oder</strong> weiße Dörfer, durch die der Wind pfeift.<br />

Das Bild eines Kaleidoskopes, an das auch die typischen Fliesenmuster in den alten<br />

maurischen Palästen erinnern, ist das, was Andalusien am besten beschreibt.<br />

Ein ornamentales Muster, dessen Spiegelbild immer wieder gespiegelt und dessen<br />

Formen immer wieder gebrochen werden. Die Dekoration der Gebäude - denn das<br />

sind die Zeugen einer langen Zeit in Andalusien - spiegelt sich fast in der Landschaft<br />

wieder. Geometrie und Detailsucht finden sich im von oben betrachteten Muster<br />

eines Olivenhaines wie auch in der Geradlinigkeit eines der Häuser von Vejer de la<br />

Frontera, Jaén <strong>oder</strong> Córdoba. Kräftige Farben - tiefes Kobaltblau, Blutrot, Sonnengelb<br />

und Olivgrün - schmücken Häuser wie Landschaften. Die Menschen habe ich als<br />

freundlich, beharrlich und pragmatisch empfunden. Sie lieben es offenbar, sich<br />

und ihre Umgebung zu schmücken, sind gesellig und pflegen gute Nachbarschaft.<br />

Molina erklärt die Symbolhaftigkeit und Gleichförmigkeit der in Andalusien einzigartigen<br />

islamischen Dekoration einleuchtend: die Form des Quadrats ist die<br />

perfekte, vollkommende Form, sie kommt der Göttlichkeit am nächsten.<br />

112


So finden sich Raster <strong>auf</strong> Basis des Quadrates in vielen Dekors und Grundrissen<br />

der alten maurischen Paläste. Die Schrift ist wichtiger als das Bild, denn die Schrift<br />

ist Gottes Wort. Der Islam ist eine Schriftreligion und spiegelt sich im architektonischen<br />

Erbe Andalusiens wieder. Bildhafte Abbildungen finden sich weder in<br />

islamischen Schriften noch in Gotteshäusern, denn nie<strong>man</strong>d kann ein Abbild des<br />

Menschen so perfekt schaffen, wie Gott es kann, so beschreibt es der Koran. Aus<br />

diesem Grund hat die Kalligrafie eine große Tradition in der islamischen Welt.<br />

Dies steht im absoluten Kontrast zum christlichen Einfluss, der keine Vergleiche<br />

scheut und jedem Heiligen sein Bild gibt. Die Kathedralen Andalusiens sind, wie<br />

in anderen Teilen Europas auch, reich geschmückt und von Schätzen überladen.<br />

In Sevilla be<strong>findet</strong> sich einer der größten vergoldeten Altäre der Welt.<br />

Die einst reiche Stadt profitierte von den Entdeckungsreisen Kolumbus‘, hierher<br />

wurden über den Guadalquivir die Schätze aus Südamerika verschifft. Sämtliche<br />

Entdeckungen aus der neuen Welt wurden im ‚Archivo General de Indias‘ gesammelt<br />

und behütet. Noch heute werden in dem Archiv die Funde spanischer<br />

Seefahrer erforscht und <strong>auf</strong>gearbeitet. Das Logo, mit dem das Tourismusbüro<br />

Andalusiens seine Region abbildet, ist nach einiger Beobachtung absolut stimmig.<br />

Ein Abbild von Andalusien gibt es nicht - es ist das Wort selbst, das eine<br />

Vorstellung der Region erzeugt. Der verheißungsvolle, alte Name al-Andalus, der<br />

die Zeit der Maurenherrschaft und das Gebiet gleichermaßen bezeichnet. Der Ruf,<br />

der diesem Namen vorausging und heute nachgeht, wird perfekt genutzt. Dieses<br />

Wort, das in ein Spektrum der Farben der Landschaft und Häuser getaucht und<br />

etwas unexakt und überschwänglich mit dem Pinsel kalligrafiert zu sein scheint,<br />

ist ein gelungenes Symbol für Andalusien.<br />

Bildquelle: http://www.andaluciaomeeting.com/img/logo_54df24bf1bb23.jpeg, 05.07.2015<br />

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Wandelbares Sinnbild<br />

Kaleidoskopmuster charakterisieren die Facetten Andalusiens<br />

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Der Vielfalt gerecht werden<br />

Das von mir entwickelte Symbol für Andalusien stellt ein stilisiertes Kaleidoskopmuster<br />

dar. Mithilfe eines Kaleidoskops habe ich immer neue Gestaltformen<br />

generiert. Die so entstandenen Figuren wurden flächenhaft abstrahiert zu einer<br />

Kombination aus drei Farbebenen zusammen gefügt. Das Farbspektrum und die<br />

Kontraste im Tonwert sind der Wortmarke entlehnt.<br />

Die ebenmäßige Struktur des Kaleidoskopmusters wird durch viele Spiegelbilder<br />

<strong>auf</strong>gebrochen. Diese Ungenauigkeit in der Geometrie lässt die Muster organisch<br />

und lebendig erscheinen. Dies verkörpert sehr gut die andalusische Mentalität und<br />

die Vielfalt der Region. Die <strong>auf</strong>gebrochenen geometrischen Formen ergeben ein<br />

gutes energetisches Gesamtbild mit dem kalligrafierten Schriftzug, der - entgegen<br />

der diszipliniert ausgeführten und tatsächlich geometrischen islamischen Zeichen<br />

- ebenfalls eine gewollte Überschwänglichkeit und Ungenauigkeit <strong>auf</strong>weist.<br />

Dies werte ich als Eigenständigkeit der andalusischen Identität: Andalusien ist<br />

heute das Werk vieler Generationen, die <strong>auf</strong> das Erbe des Zusammenlebens meherer<br />

Nationen und Religionen zurückblickt und <strong>auf</strong> deren Einflüsse.<br />

Wort- und Bildmarke ergänzen sich. Der Kontrast zwischen geraden und geschwungenen<br />

Linien lässt jedes Zeichen für sich wirken und bildet dennoch eine Einheit.<br />

Der Wortmarke ordne ich das Symbol in einer unsymmetrischen Position zu.<br />

Auch die Kombination mit mehreren Kaleidoskopmustern ergänzt die Wortmarke<br />

gut. Der Weißraum zwischen den Zeichen bildet erneut ein Muster und gibt dem<br />

Wortzeichen Raum. Unterschiedliche Kaleidoskop-Symbole schränken jedoch die<br />

<strong>Wie</strong>dererkennbarkeit ein und lässt die Muster nur Muster, aber kein Symbol sein.<br />

Ich beschränke mich <strong>auf</strong> eine Form, die eher im Farbspektrum variiert werden können.<br />

Ich sehe das Symbol unbedingt als Ergänzung der ‚Andalusia‘-Wortmarke.<br />

<strong>Wie</strong> bereits erwähnt, ist das Wort ‚Andalusia‘ selbst eigentlich die beste Besetzung.<br />

Einzeln funktioniert das Kaleidoskop-Symbol nur, wenn <strong>man</strong> die Wortmarke und<br />

die Kombination bereits kennt.<br />

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Weiter gedacht<br />

Anwendungsbeispiele<br />

Auf Stadtplänen, Plakaten <strong>oder</strong> Online-Anzeigen stelle ich mir die Wort-Bild-Marke<br />

für Andalusien wie folgt vor: Die immergleiche Form des Symbols wird in vier<br />

Farbkombinationen abgebildet. Die jeweilige Kombination wird räumlich dem<br />

Spektrum innerhalb der Wortmarke zugeordnet. Dies wirkt einerseits harmonisch,<br />

ergibt andererseits durch die unterschiedliche Position des Logos eine Dynamik<br />

und ist als eine Art Störer <strong>auf</strong>merksamkeitswirksam.<br />

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Gestalterisches Projekt zur Bachelor Thesis<br />

‚Das <strong>Reisen</strong> gestalten - ein Buchobjekt<br />

als Metapher des Unterwegs sein‘<br />

<strong>Beatrice</strong> <strong>Dommenz</strong><br />

Leipzig, den 17.07.2015<br />

Betreuender Dozent: Andreas Ken Lanig<br />

DIPLOMA Hochschule - University of Applied Sciences<br />

Quellenverzeichnis<br />

Bildquellen<br />

Fotos und Illustrationen: <strong>Beatrice</strong> <strong>Dommenz</strong><br />

Bilder aus fremden Quellen:<br />

S.48 Daniel Bagehorn, S. 113 Logo Andalusia: http://www.<br />

andaluciaomeeting.com/img/logo_54df24bf1bb23.jpeg,<br />

07.05.2015<br />

Druck, Bindung und Prägung: Buchbinderei Dettlaff, Leipzig<br />

Buchquellen:<br />

Andalusien – Costa del Sol; Walter Haubrich und Willy<br />

Puchner, Verlag C. J. Buchner, München 1985.<br />

Andalusien; Verlag Karl Baedeker, 13. Auflage, Ostfildern 2013.<br />

Bernarda Albas Haus; Federico Garcia Lorca, Reclam,<br />

Stuttgart 1967.<br />

Das Andalusien-Buch – Highlights einer faszinierenden<br />

Region; Daniela Kebel, Verlag Wolfgang Kunth, München<br />

2011.<br />

Das Kommunikationskonzept – Konzepte entwickeln und<br />

präsentieren; Klaus Schmidbauer und Eberhard Knödler-<br />

Bunte, University Press UMC Potsdam 2004.<br />

Das maurische Spanien – Geschichte und Kultur; Georg<br />

Bossong, Verlag C.H. Beck, 2. durchgesehene Auflage,<br />

München 2010.<br />

Design Thinking Live – <strong>Wie</strong> <strong>man</strong> <strong>Ideen</strong> entwickelt und<br />

Probleme löst; Christoph Meinel, Ulrich Weinberg und Timm<br />

Krohn (Hrsg.), Mur<strong>man</strong>n Publishers, Hamburg 2015.<br />

Die drei genarrten Ehemänner – Spanische Novellen aus dem<br />

Goldenen Zeitalter; Werner Bahner (Hrsg.), Reclam Verlag,<br />

Leipzig 1966.<br />

Die Verwandlung der Welt ins Herrliche; Rainer Maria Rilke,<br />

<strong>Ins</strong>el Verlag, Frankfurt am Main 2006.<br />

Durch die Decke denken – Design Thinking in der Praxis;<br />

Juergen Erbeldinger und Thomas Ramge, Redline Verlag,<br />

München 2013.<br />

Erzählungen von der Alhambra; Washington Irving, Editoral<br />

Everest, 12. Auflage, Leon 2012.<br />

Gebrauchsanweisung für Andalusien; Paul Ingendaay, Piper<br />

Verlag, München 2014.<br />

Poemas – Gedichte, Federico Garcia Lorca, Reclam Verlag,<br />

Stuttgart 2007.<br />

Reisebilder aus Spanien und Portugal; Hans Christian<br />

Andersen, Gustav Kiepenheuer Verlag, Leipzig 1988.<br />

Schreiben <strong>auf</strong> <strong>Reisen</strong> – Wanderungen, kleine Fluchten und<br />

große Fahrten – Aufzeichnungen von Unterwegs; Hanns-<br />

Josef Ortheil, Dudenverlag, Mannheim 2012.<br />

Spanien – Kunst, Landschaft, Architektur; Barbara Borngässer<br />

(Hrsg.), Köne<strong>man</strong>n Verlagsgesellschaft, Köln 2001.<br />

Spaniens schwieriger Weg in die Freiheit – Von der Diktatur<br />

zur Demokratie – Band 1: 1973 - 1975; Walter Haubrich,<br />

Edition Tranvia, Berlin 1995.<br />

Stadt der Kalifen – Historische Streifzüge durch Cordoba;<br />

Antonio Munoz Molina, Rowohlt Taschenbuch Verlag,<br />

Reinbek bei Hamburg 1994.<br />

Südlich von Granada; Gerald Brenan, Verlag Jenior und<br />

Pressler, 2. Auflage, Kassel 1996.<br />

The Design of Everday Things – Revised and expanded<br />

Edition; Don Nor<strong>man</strong>, Basic Books, New York 2013.<br />

To Do: Die neue Rolle der Gestaltung in einer veränderten<br />

Welt – Strategien, Werkzeuge, Geschäftsmodelle; Florian<br />

Pfeffer, Verlag Her<strong>man</strong>n Schmidt, Mainz 2014.<br />

Zigeuner-Ro<strong>man</strong>zen; Federico Garcia Lorca, <strong>Ins</strong>el Verlag,<br />

Frankfurt am Main 1966.<br />

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