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Nachhaltige Entwicklung in Tirol

TirolerNachhaltigkeitsbericht

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<strong>Nachhaltige</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong><br />

Indikatorenbericht 2000 bis 2014


II


Impressum:<br />

Medien<strong>in</strong>haber und Herausgeber:<br />

Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung, Abteilung Landesentwicklung und Zukunftsstrategie<br />

Heiliggeiststraße 7-9, 6020 Innsbruck<br />

Tel: +43 512 508 3602, Fax: +43 512 508 743605<br />

landesentwicklung@tirol.gv.at, www.tirol.gv.at/landesentwicklung<br />

Für den Inhalt verantwortlich:<br />

Dipl.-Ing. Kar<strong>in</strong> Hartl-Hubmann, Abteilung Landesentwicklung und Zukunftsstrategie<br />

Redaktionelle Mitarbeit:<br />

alpS GmbH, Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung<br />

Daten:<br />

Dr. Christian Dobler, Sachgebiet Landesstatistik und tiris<br />

Gestaltung:<br />

Tobias Huber, alpS GmbH<br />

Druck:<br />

Druckerei Pircher. Gedruckt nach der Richtl<strong>in</strong>ie Druckereierzeugnisse des Österreichischen Umweltzeichens.<br />

Sämtliche, während des Herstellungsprozesses anfallende, Emissionen wurden im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er klimaneutralen<br />

Druckproduktion neutralisiert.<br />

Diese Publikation wurde mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt. Die zugrunde liegenden Daten wurden überprüft.<br />

Rundungs-, Satz- oder Druckfehler s<strong>in</strong>d dennoch nicht ausgeschlossen.<br />

Die Publikation „<strong>Nachhaltige</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong>, Indikatorenbericht 2000-2014“ kann bei der Abteilung<br />

Landesentwicklung und Zukunftsstrategie, Fachbereich Zukunftsstrategie und Nachhaltigkeit, per Fax oder<br />

per E-Mail: zukunft@tirol.gv.at bestellt werden. Darüber h<strong>in</strong>aus stehen Bericht und Datensatz auf www.tirol.<br />

gv.at/Landesentwicklung als Download zur Verfügung.<br />

Nachdruck – auch auszugsweise – ist nur mit Quellenangabe gestattet.<br />

Innsbruck, Oktober 2015<br />

IMPRESSUM<br />

III


Inhalt<br />

Vorwort<br />

VI<br />

E<strong>in</strong>leitung<br />

VII<br />

Teil I: Analyse und Beschreibung der E<strong>in</strong>zel<strong>in</strong>dikatoren 1<br />

1 Aktive Geme<strong>in</strong>den und Regionen 2<br />

1.1 Veränderung der Wohnbevölkerung nach Bezirken und <strong>Tirol</strong> gesamt 2<br />

1.2 Geburten- und Wanderungsbilanz 3<br />

2 Arbeit und Nachhaltigkeit 4<br />

2.1 Erwerbstätigenquote 4<br />

2.2 Gesamtarbeitslosenquote 6<br />

3 Bildung und Wissen für Nachhaltigkeit 8<br />

3.1 Bevölkerung im Alter von 25 u. mehr Jahren n. höchster abgeschlossener Ausbildung 8<br />

4 Demographischer Wandel und gesellschaftl. Zusammenhalt 10<br />

4.1 Verhältnis der Bevölkerung unter 15 Jahren zur Bevölkerung über 64 Jahren 10<br />

4.2 Anteil der E<strong>in</strong>-Personen-Haushalte 10<br />

4.3 Erwerbstätigenquote von Personen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund 11<br />

5 Energie - <strong>Tirol</strong> auf dem Weg zur Energieautonomie 12<br />

5.1 Energetischer Endverbrauch pro Person 12<br />

5.2 Anteil erneuerbarer Energie am Endenergieverbrauch 13<br />

6 Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel 14<br />

6.1 Treibhausgas-Emissionen <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> 14<br />

7 <strong>Nachhaltige</strong> Mobilität 15<br />

7.1 Güterverkehr Brennertransit relativ nach Straße bzw. Schiene 15<br />

7.2 Gesamtverkehr 15<br />

8 Konsum und Produktion 16<br />

8.1 Landwirtschaftliche Nutzfläche und Bewirtschaftung nach Umweltprogrammen 16<br />

8.2 Jährlicher Holze<strong>in</strong>schlag im Verhältnis zum nachhaltigen Potential 17<br />

8.3 Abfallmenge pro Person 18<br />

9 Natürliche Ressourcen 20<br />

9.1 Anteil wertvoller Naturräume 20<br />

9.2 Jährlicher Holze<strong>in</strong>schlag im Verhältnis zum jährlichen Holzzuwachs 21<br />

9.3 Zustand der Fließgewässer 22<br />

9.4 Qualität der Böden 23<br />

9.5 Luftgüte 24<br />

9.5.1 Fe<strong>in</strong>staub (PM 10<br />

) 24<br />

9.5.2 Stickoxide (NO x<br />

) 25<br />

9.5.3 Ozon (O 3<br />

) 26<br />

10 Raumordnung und Raumentwicklung 28<br />

10.1 Versorgungsgrad der Bevölkerung 28<br />

10.2 Widmungsfläche pro Person 30<br />

11 Stärkung demokratischer Strukturen und Prozesse 31<br />

11.1 Summe der umfassenden LA 21-Prozesse 31<br />

12 Wirtschaft, Innovation und Wettbewerbsfähigkeit 32<br />

12.1 Forschungsquote 32<br />

12.2 Verfügbares E<strong>in</strong>kommen der privaten Haushalte pro Person 32<br />

12.3 Bruttoregionalprodukt zu laufenden Preisen pro Person 33<br />

12.4 Schuldenquote des Landes <strong>Tirol</strong> 34<br />

12.5 Verschuldungsgrad der <strong>Tirol</strong>er Geme<strong>in</strong>den nach Größenklassen 35<br />

13 Zusätzliche Aspekte der sozialen Nachhaltigkeit 36<br />

13.1 Lebenserwartung nach Geschlecht 36<br />

IV<br />

INHALT


Inhalt<br />

13.2 Betreuungsquote nach Altersklassen 37<br />

13.3 Gender Pay Gap 38<br />

13.4 Armutsgefährdungsquote 39<br />

Teil II: Zusammenhänge 41<br />

1 Aktive Geme<strong>in</strong>den und Demokratie 42<br />

2 Arbeit und Demographie 44<br />

3 Energie und natürliche Ressourcen 46<br />

4 Internationales Jahr des Bodens 2015 48<br />

5 Mobilität und Klimaschutz 52<br />

6 Wirtschaft und Soziales 54<br />

Zusammenfassung 56<br />

Ausblick 58<br />

INHALT<br />

V


Vorwort<br />

Die <strong>Tirol</strong>er Landesregierung hat sich mit Beschluss der Nachhaltigkeitsstrategie im Jahr 2012<br />

dafür entschieden, Nachhaltigkeit <strong>in</strong> allen Politikbereichen zu verwirklichen und als zentrales<br />

Kriterium für die politische Entscheidungsf<strong>in</strong>dung e<strong>in</strong>zusetzen.<br />

Mit dem im Jahr 2010 gestarteten Prozess wurde neben der Darstellung von für <strong>Tirol</strong> bedeutsamen<br />

Handlungsfeldern auch die laufende Weiterentwicklung der Strategie festgelegt. Dazu<br />

gehören u. a. die Festlegung von Indikatoren und die regelmäßige Berichterstellung über den<br />

Stand und die Fortschritte bei der nachhaltigen <strong>Entwicklung</strong> unseres Landes.<br />

Der vorliegende erste <strong>Tirol</strong>er Indikatorenbericht basiert auf e<strong>in</strong>er Vielzahl von statistischen<br />

Angaben, die e<strong>in</strong>e erste Grundlage für die Darstellung von Nachhaltigkeit <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> bilden. Die<br />

Festlegung von sektorspezifischen Verknüpfungen lässt <strong>in</strong>teressante Zusammenhänge erkennen<br />

und bietet damit auch hervorragende Ansatzpunkte für e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>haltliche Weiterentwicklung des<br />

Berichtswesens.<br />

Es ist allen Menschen <strong>in</strong> unserem Land klar, dass Nachhaltigkeit nicht b<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>er Legislaturperiode<br />

perfekt realisiert werden kann. Dazu braucht es <strong>in</strong> jedem Fall e<strong>in</strong>en längeren Atem und<br />

es bedeutet auch, dass, aufbauend auf der schon geleisteten Arbeit von Mitwirkenden aus den<br />

unterschiedlichsten Bereichen, alles daran gesetzt werden muss, nachhaltige <strong>Entwicklung</strong> prozesshaft<br />

weiterzuentwickeln. Die Stärkung partizipativer Elemente, also die aktive und vor allem<br />

zielgerichtete E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung von engagierten Menschen <strong>in</strong> unserem Land, sollte daher als Chance<br />

begriffen und weiter gestärkt werden.<br />

Wir möchten Ihnen zeigen, welche Anstrengungen wir unternehmen, um nachhaltige <strong>Entwicklung</strong><br />

voranzutreiben und somit die Lebensqualität für alle <strong>in</strong> unserem Land zu stärken. Sie werden<br />

sehen, dass wir bei wichtigen Themen schon e<strong>in</strong>iges auf den Weg gebracht haben, aber noch viele<br />

Aufgaben vor uns liegen. Sei es <strong>in</strong> der Mobilität, bei der Energiewende oder beim Klimawandel.<br />

Diese Aufgaben können wir nur geme<strong>in</strong>sam lösen, dazu wollen wir neue Wege gehen, <strong>in</strong>novative<br />

Ideen stärken und partizipative Ansätze forcieren.<br />

Ich freue mich, Ihnen nun den vorliegenden Bericht vorstellen zu können und wünsche Ihnen<br />

dabei e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressante Lektüre.<br />

Ihre<br />

Ingrid Felipe<br />

Landeshauptmann-Stellvertreter<strong>in</strong><br />

VI<br />

VORWORT


E<strong>in</strong>leitung<br />

<strong>Nachhaltige</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong><br />

<strong>Nachhaltige</strong> Landesentwicklung bedeutet, wirtschaftliche, soziale und ökologische Erfordernisse<br />

gleichberechtigt, abgestimmt und ausgewogen zu berücksichtigen, die natürlichen Ressourcen<br />

zu schonen bzw. deren Regenerationsfähigkeit sicherzustellen und damit auch künftigen Generationen<br />

<strong>Entwicklung</strong>smöglichkeiten offen zu halten (1).<br />

Das Leitpr<strong>in</strong>zip der Nachhaltigkeit erfordert daher <strong>in</strong> der Umsetzung e<strong>in</strong>e sorgfältige Interessensabwägung<br />

und die Berücksichtigung der langfristigen Auswirkungen von Entscheidungen<br />

auf alle Fachpolitiken.<br />

Aktuelle Herausforderungen s<strong>in</strong>d über momentane Interessen h<strong>in</strong>aus vorausschauend und ganzheitlich<br />

zu erkennen und zu lösen. E<strong>in</strong>e Gesamtübersicht über die wichtigsten Handlungsfelder<br />

ist deshalb für EntscheidungsträgerInnen <strong>in</strong> Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zentral.<br />

Der vorliegende, erstmalig erstellte Bericht über nachhaltige Landesentwicklung der Jahre 2000<br />

bis 2014, unterstützt e<strong>in</strong>e solche Zusammenschau für das Bundesland <strong>Tirol</strong>. Er zeigt anhand von<br />

33 Haupt<strong>in</strong>dikatoren zu Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt auf, <strong>in</strong> welchen Bereichen <strong>Tirol</strong><br />

bezüglich zukunftsfähiger Landesentwicklung bereits auf e<strong>in</strong>em guten Kurs ist und wo <strong>Entwicklung</strong>en<br />

noch nicht <strong>in</strong> die gewünschte Richtung gehen.<br />

H<strong>in</strong>tergrund und Ausgangslage für diesen Bericht<br />

In <strong>Tirol</strong> ist nachhaltige <strong>Entwicklung</strong> als Leitorientierung landesgesetzlich <strong>in</strong> der Landesordnung (2)<br />

(Landesverfassung) als Staatsgrundziel und im Landesvoranschlag (3) (Budget) verankert. Auch<br />

die <strong>Tirol</strong>er Landesregierung hat sich mehrfach zum Leitpr<strong>in</strong>zip der nachhaltigen Landesentwicklung<br />

bekannt.<br />

<strong>Nachhaltige</strong> <strong>Entwicklung</strong> ist ke<strong>in</strong> zusätzliches Politikfeld, vielmehr ist sie e<strong>in</strong> Denk- und Handlungspr<strong>in</strong>zip,<br />

das <strong>in</strong> alle Politikbereiche und auf allen Verwaltungsebenen mite<strong>in</strong>zubeziehen ist.<br />

<strong>Tirol</strong> verfügt als erstes österreichisches Bundesland über e<strong>in</strong>e eigene Nachhaltigkeitsstrategie:<br />

Die <strong>Tirol</strong>er Landesregierung hat die <strong>Tirol</strong>er Nachhaltigkeitsstrategie „Leben mit Zukunft“ als<br />

Handlungsrahmen für e<strong>in</strong>e zukunftsorientierte Landesentwicklung am 24. April 2012 beschlossen.<br />

Für 12 verschiedene Handlungsfelder von „Aktive Geme<strong>in</strong>den und Regionen“ bis „Wirtschaft:<br />

Innovation und Wettbewerbsfähigkeit durch Nachhaltigkeit“ s<strong>in</strong>d dar<strong>in</strong> die zentralen Herausforderungen,<br />

Ziele und Maßnahmen beschrieben. Ergänzend gilt es nun, nachhaltige Landesentwicklung<br />

gemäß Kapitel 5.1.4 der <strong>Tirol</strong>er Nachhaltigkeitsstrategie anhand von Daten und Fakten<br />

konkret, greif-, mess- und überprüfbar zu machen.<br />

Auftrag und Umsetzung<br />

Die <strong>Tirol</strong>er Landesregierung hat <strong>in</strong> ihrem Beschluss vom 14. August 2014 den Auftrag zur Erstellung<br />

e<strong>in</strong>es auf Indikatoren basierenden Berichtes über die nachhaltige <strong>Entwicklung</strong> <strong>Tirol</strong>s <strong>in</strong> den<br />

Jahren 2000-2014 erteilt.<br />

Die Berichterstellung wurde vom Fachbereich Nachhaltigkeit <strong>in</strong> der Abteilung Landesentwicklung<br />

und Zukunftsstrategie <strong>in</strong>itiiert, koord<strong>in</strong>iert und vom Fachbereich Landesstatistik (Sachgebiet<br />

Landesstatistik und tiris) fachlich begleitet.<br />

In Form e<strong>in</strong>er vorbildhaften Kooperation wurde der vorliegende Bericht durch e<strong>in</strong> Team aus ExpertInnen<br />

verschiedenster Fachabteilungen sowie landesnaher E<strong>in</strong>richtungen erarbeitet. Dabei<br />

stand ke<strong>in</strong> lückenloses, abgeschlossenes Zahlenwerk im Vordergrund, sondern die Erarbeitung<br />

e<strong>in</strong>er Grundlage für e<strong>in</strong> abgestimmtes Vorgehen und für e<strong>in</strong>e Ausrichtung auf langfristige Ziele<br />

bei der Umsetzung nachhaltiger Landesentwicklung. Dass dies gelungen ist, bedurfte der tatkräftigen<br />

Mitwirkung Vieler und dafür sei allen Beteiligten an dieser Stelle sehr herzlich gedankt.<br />

Der Bericht enthält die Darstellung aktueller Trends und Herausforderungen <strong>in</strong> Bezug auf e<strong>in</strong>e<br />

„enkeltaugliche“ Landesentwicklung. Er zeigt <strong>in</strong> groben Zügen auf, wo <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> Fortschritte<br />

bezüglich nachhaltiger Landesentwicklung erzielt wurden und wo es weiterer Anstrengungen<br />

bedarf. Das <strong>Tirol</strong>er Nachhaltigkeitsmonitor<strong>in</strong>g dient <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>ne als grobe Orientierungshilfe<br />

bei der Früherkennung, Planung und Steuerung. In diesem Bericht nicht enthalten ist die Ableitung<br />

von Maßnahmen - das ist vielmehr Teil des nachfolgenden politischen Prozesses und der<br />

Rückkopplung mit der <strong>Tirol</strong>er Nachhaltigkeitsstrategie. Die Def<strong>in</strong>ition von Zielwerten und die<br />

EINLEITUNG<br />

VII


E<strong>in</strong>leitung<br />

Bewertung der aktuellen Situation <strong>in</strong> Relation zum Zielerreichungsgrad (Benchmark<strong>in</strong>g) s<strong>in</strong>d im<br />

vorliegenden ersten Bericht ebenfalls unterblieben.<br />

Der Monitor<strong>in</strong>gbericht „<strong>Nachhaltige</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong>“ gibt aus Sicht der nachhaltigen Landesentwicklung<br />

e<strong>in</strong> Gesamtüberblick über 13 zentrale Handlungsfelder. Er ersetzt jedoch nicht<br />

die differenzierte Analyse e<strong>in</strong>zelner Themenbereiche. Wo vertiefende Strategien, Leitbilder, Konzepte<br />

oder ergänzende Berichte bereits vorliegen, wird darauf Bezug genommen und verwiesen.<br />

Aufbau und Gliederung des Berichtes<br />

Der vorliegende Bericht „<strong>Nachhaltige</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong>“ will nachhaltige Landesentwicklung<br />

anhand e<strong>in</strong>es Sets von 33 Nachhaltigkeits<strong>in</strong>dikatoren <strong>in</strong> Form von Zahlen und Fakten darstellen.<br />

Anhand regelmäßig zu erstellender Folgeberichte wird die nachhaltige <strong>Entwicklung</strong> unseres<br />

Landes damit sicht-, mess-, überprüf- und steuerbar.<br />

Teil I des aktuellen Berichtes widmet sich der monosektoralen Darstellung der e<strong>in</strong>zelnen Nachhaltigkeits<strong>in</strong>dikatoren<br />

im Zeitraum von 2000 bis 2014. Im Teil II erfolgt – entsprechend dem<br />

Querschnittscharakter nachhaltiger Landesentwicklung – e<strong>in</strong>e sektorübergreifende, mehrdimensionale<br />

Betrachtung ausgewählter Themenbereiche, anhand derer Wechselwirkungen, Verknüpfungen<br />

und gegenseitige Abhängigkeiten von e<strong>in</strong>zelnen Handlungsfeldern aufgezeigt werden.<br />

Zusammenhänge und Überschneidungen der drei Zieldimensionen nachhaltiger <strong>Entwicklung</strong><br />

– Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt – werden analysiert, was aus Ressourcengründen jedoch<br />

lediglich exemplarisch erfolgen kann. Dennoch sollen e<strong>in</strong>ige Interdependenzen sichtbar gemacht<br />

und mögliche künftige Fragestellungen hervorgehoben werden. Die Identifizierung und Priorisierung<br />

der im Teil II des Berichtes dargestellten thematischen Zusammenhänge erfolgte im Jänner<br />

2015 im Rahmen e<strong>in</strong>es Workshops durch die FachexpertInnen aus der Landesverwaltung und den<br />

landesnahen Systempartnern.<br />

Nachhaltigkeit messbar machen<br />

Die Frage der Messung von <strong>Entwicklung</strong>, Fortschritt und Wohlstand wurde <strong>in</strong> den vergangenen<br />

Jahren <strong>in</strong>ternational wie national <strong>in</strong>tensiv diskutiert. Heute s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Vielzahl gesellschaftlicher<br />

AkteurInnen <strong>in</strong> den Prozess der Messung und Beobachtung <strong>in</strong>volviert: EntscheidungsträgerInnen<br />

<strong>in</strong> Politik und Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung, die amtliche Statistik und breite Kreise<br />

der Zivilgesellschaft widmen sich der Frage, wie nachhaltige <strong>Entwicklung</strong> erfasst und gemessen<br />

werden kann. Weltweit wurden Kennziffern und Indikatorensysteme entwickelt, die versuchen,<br />

das Thema abzubilden und se<strong>in</strong>er Komplexität gerecht zu werden.<br />

<strong>Nachhaltige</strong> Landesentwicklung ist e<strong>in</strong> gesellschaftlicher Prozess, der die gleichzeitige und<br />

gleichberechtigte Betrachtung wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Aspekte erfordert. Die<br />

Mehrdimensionalität des Nachhaltigkeitsbegriffes erfordert allerd<strong>in</strong>gs auch Instrumente, die<br />

diese Komplexität reduzieren. Systeme von Nachhaltigkeits<strong>in</strong>dikatoren ermöglichen die repräsentative<br />

Abbildung der drei Zieldimensionen Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt.<br />

Indikatoren s<strong>in</strong>d Größen, die komplexe Phänomene <strong>in</strong> e<strong>in</strong>facher und verständlicher Weise reflektieren<br />

(so wie etwa der Blutdruck e<strong>in</strong>es Menschen H<strong>in</strong>weis auf se<strong>in</strong>en Gesundheitszustand gibt).<br />

Indikatoren ermöglichen darüber h<strong>in</strong>aus die Beobachtung von <strong>Entwicklung</strong>en, <strong>in</strong>dem bestimmte<br />

wesentliche Parameter <strong>in</strong> regelmäßigen Abständen gemessen und analysiert werden.<br />

Um die Vielfältigkeit und <strong>in</strong>haltliche Breite von nachhaltiger Landesentwicklung bestmöglich<br />

abbilden zu können, ist e<strong>in</strong>e Vielzahl von Indikatoren erforderlich. Die Zusammenstellung e<strong>in</strong>es<br />

Indikatorensets stellt daher e<strong>in</strong>en Balanceakt zwischen e<strong>in</strong>er möglichst vollständigen und<br />

umfassenden (erfordert e<strong>in</strong>e Vielzahl von Indikatoren) und e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>fachen, verständlichen und<br />

leicht kommunizierbaren Darstellung mit Beschränkung auf wenige, isolierte Kennzahlen dar.<br />

E<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e Vorgabe für Monitor<strong>in</strong>gsysteme lautet demgemäß: so übersichtlich wie möglich<br />

und so umfassend wie nötig.<br />

Durch die regelmäßige Erhebung und Analyse der für nachhaltige Landesentwicklung relevanten<br />

Daten können der aktuelle Zustand sowie Veränderungen abgebildet und sich abzeichnende zukünftige<br />

Trends aufgezeigt werden. Im Rahmen des <strong>Tirol</strong>er Nachhaltigkeitsmonitor<strong>in</strong>gs wurden<br />

diese Daten für den Zeitraum 2000 bis 2014 analysiert und erstmals <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bericht aufbereitet.<br />

E<strong>in</strong> Ziel dieses Berichtes ist, zukunftsfähige Landesentwicklung sichtbar und für e<strong>in</strong>e breite<br />

Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Im Besonderen geht es auch darum, die große Fülle an<br />

vorhandenem Datenmaterial kommunikativ aufzubereiten und die verschiedenen Aspekte nach-<br />

VIII<br />

EINLEITUNG


E<strong>in</strong>leitung<br />

haltiger Landesentwicklung zu beleuchten.<br />

Auswahl und Festlegung der <strong>Tirol</strong>er Nachhaltigkeits<strong>in</strong>dikatoren<br />

Um erkennen zu können, ob und <strong>in</strong> welchem Maß das Ziel e<strong>in</strong>er nachhaltigen Landesentwicklung<br />

erreicht wird, ist man auf Beurteilungskriterien und e<strong>in</strong> Instrument zur Messung der Erfüllung<br />

dieser Kriterien angewiesen. Bei der Beobachtung von <strong>Entwicklung</strong>en müssen bestimmte<br />

wesentliche Parameter (Indikatoren) festgelegt und <strong>in</strong> regelmäßigen Abständen gemessen und<br />

untersucht werden.<br />

In diesem S<strong>in</strong>ne galt es zunächst, für das Nachhaltigkeitsmonitor<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>e überschaubare Zahl<br />

aussagekräftiger Indikatoren festzulegen, die e<strong>in</strong>e Situations- und <strong>Entwicklung</strong>sanalyse nachhaltiger<br />

<strong>Entwicklung</strong> für das Land <strong>Tirol</strong> ermöglichen. Die Erarbeitung des Indikatorensystems<br />

erfolgte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em vorgelagerten Prozess durch e<strong>in</strong> Gremium, dem rund 50 ExpertInnen der<br />

Landesverwaltung und landesnaher Systempartner angehören. Die VertreterInnen haben <strong>in</strong> weiterer<br />

Folge auch die Berichterstellung fachlich begleitet, Datenmaterial zur Verfügung gestellt<br />

und zum Teil auch redaktionell mitgewirkt, wofür ihnen an dieser Stelle nochmals großer Dank<br />

ausgesprochen wird.<br />

Die Festlegung des <strong>Tirol</strong>er Indikatorensystems erfolgte unter den generellen Vorgaben von<br />

Kommunizierbarkeit bzw. Überschaubarkeit (mit +/- 30 E<strong>in</strong>zel<strong>in</strong>dikatoren als Richtwert), Aufwandsverträglichkeit<br />

(Zurückgreifen auf bereits vorhandene Daten, ke<strong>in</strong>e zusätzlichen Datenerhebungen)<br />

und Ausgewogenheit zwischen den Handlungsfeldern.<br />

Für die Auswahl der e<strong>in</strong>zelnen Nachhaltigkeits<strong>in</strong>dikatoren galten die allgeme<strong>in</strong>en Kriterien, dass<br />

e<strong>in</strong> Indikator idealerweise e<strong>in</strong>fach zu erheben, relevant für die Gesamtentwicklung sowie e<strong>in</strong>deutig<br />

<strong>in</strong>terpretierbar ist. Verlässlichkeit (gut abgesicherte, stabile und validierte Indikatoren),<br />

Aussagekraft (e<strong>in</strong>fache, gut verständliche und etablierte Kennzahlen) sowie Unabhängigkeit<br />

(Beschränkung auf amtliche Daten) stellten weitere Voraussetzungen dar. Zudem galt es, Indikatoren<br />

festzulegen, die regelmäßig (idealerweise jährlich) erhoben, zeitnah veröffentlicht werden<br />

und über mehrere Jahre rückwirkend verfügbar se<strong>in</strong> werden.<br />

Wo es möglich (regionalisierte Daten vorhanden) und s<strong>in</strong>nvoll war, sollten die Indikatoren nicht<br />

zuletzt kohärent mit <strong>in</strong>ternationalen und nationalen Indikatorensystemen se<strong>in</strong>. Die Auswahl der<br />

Indikatoren erfolgte daher auch unter Bezugnahme auf das österreichische Monitor<strong>in</strong>g <strong>Nachhaltige</strong>r<br />

<strong>Entwicklung</strong> (MONE) und den Bericht „Wie geht´s Österreich?“ der Statistik Austria.<br />

Aufgrund dieser hohen Anforderungen konnten nicht für jedes Handlungsfeld gleichermaßen geeignete<br />

bzw. die gleiche Anzahl von Indikatoren gefunden werden. Für das <strong>Tirol</strong>er Indikatorenset<br />

wurden je Handlungsfeld <strong>in</strong> der Regel zwei bis drei Indikatoren festgelegt (m<strong>in</strong>imal e<strong>in</strong>, maximal<br />

fünf Indikatoren). E<strong>in</strong>e völlig lückenlose Abbildung des Themenfeldes ist mit dieser ger<strong>in</strong>gen Anzahl<br />

von Indikatoren natürlich nicht möglich. Die Herausforderung liegt dar<strong>in</strong>, möglichst solche<br />

Indikatoren zu identifizieren, die e<strong>in</strong>e Vielzahl von Aspekten und Querbezügen zu anderen Handlungsfeldern<br />

be<strong>in</strong>halten. Zudem soll festgehalten werden, dass sich e<strong>in</strong>ige Phänomene, <strong>in</strong>sbesondere<br />

gesellschaftspolitische Aspekte, kaum anhand von Indikatoren darstellen lassen. Nicht alles<br />

ist messbar - Phänomene wie Ehrenamt, Sozialkapital, gesellschaftlicher Zusammenhalt, Freiheit<br />

oder Lebensqualität s<strong>in</strong>d schwer quantifizierbar und bedürfen zu ihrer Beschreibung und Bewertung<br />

e<strong>in</strong>es qualitativen Diskurses. Zu manchen Themengebieten ist die Datenlage schlichtweg<br />

unvollständig oder es stehen ke<strong>in</strong>e bzw. nur unvollständige Informationen zur Verfügung.<br />

Die aus e<strong>in</strong>er Vielzahl vorhandener, möglicher Parameter letztlich ausgewählten Nachhaltigkeis<strong>in</strong>dikatoren<br />

wurden von der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung am 15. August 2014 als Grundlage für den<br />

Bericht verb<strong>in</strong>dlich festgelegt.<br />

Die Systematik des Indikatorensets orientiert sich an der Gliederung der <strong>Tirol</strong>er Nachhaltigkeitsstrategie<br />

mit ihren 12 zentralen Handlungsfeldern, ergänzt um zusätzliche Kennzahlen für den<br />

Bereich der sozialen Nachhaltigkeit. Das Indikatorensystem besteht aus 33 Haupt<strong>in</strong>dikatoren.<br />

Tabelle 1 zeigt die Zuordnung dieser 33 Indikatoren zu den e<strong>in</strong>zelnen Handlungsfeldern der<br />

<strong>Tirol</strong>er Nachhaltigkeitsstrategie 2012. Zum Teil s<strong>in</strong>d die Haupt<strong>in</strong>dikatoren noch nach Merkmalen<br />

wie Alter, Herkunft oder Geschlecht <strong>in</strong> Unter<strong>in</strong>dikatoren differenziert.<br />

E<strong>in</strong> Ziel dieses Berichtes ist es, zukunftsfähige Landesentwicklung sichtbar und für e<strong>in</strong>e breite<br />

Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Im Besonderen geht es auch darum, die große Fülle an<br />

EINLEITUNG<br />

IX


E<strong>in</strong>leitung<br />

vorhandenem Datenmaterial kommunikativ aufzubereiten und die verschiedenen Aspekte nachhaltiger<br />

Landesentwicklung zu beleuchten.<br />

Datenverfügbarkeit<br />

Die Daten des <strong>Tirol</strong>er Nachhaltigkeitsmonitor<strong>in</strong>gs wurden für den Zeitraum 2000 bis 2014 erfasst<br />

und im vorliegenden Bericht ausgewertet. Tabelle 2 zeigt die Datenverfügbarkeit im Untersuchungszeitraum<br />

für die 33 Haupt<strong>in</strong>dikatoren. Der diesem Bericht zugrunde liegende Datensatz<br />

wird <strong>in</strong> regelmäßigen Abständen aktualisiert und steht auf www.tirol.gv.at/Landesentwicklung als<br />

Download zur Verfügung.<br />

(1) Beschluss der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung vom 10. März 2009<br />

(2) <strong>Tirol</strong>er Landesordnung 1989, LGBl. Nr. 61/1988 idF. LGBl. Nr. 61/2015<br />

(3) zuletzt: Landesvoranschlag für das Jahr 2015, LGBl. Nr. 185/2014<br />

X<br />

EINLEITUNG


Tabelle 1: Zuordnung der Indikatoren zu den Handlungsfeldern<br />

Indikator/ Handlungsfeld<br />

1.1 Veränderung der Wohnbevölkerung nach Bezirken und <strong>Tirol</strong> gesamt<br />

1.2 Geburten- und Wanderungsbilanz<br />

2.1 Erwerbstätigenquote<br />

2.2 Gesamtarbeitslosenquote<br />

3.1 Bevölkerung im Alter von 25 u. mehr Jahren n. höchster abgeschl. Ausbildung<br />

4.1 Verhältnis der Bevölkerung unter 15 Jahren zur Bevölkerung über 64 Jahren<br />

4.2 Anteil der E<strong>in</strong>-Personen-Haushalte<br />

4.3 Erwerbstätigenquote von Personen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

5.1 Energetischer Endverbrauch pro Person<br />

5.2 Anteil erneuerbarer Energie am Endenergieverbrauch<br />

6.1 Treibhausgas-Emissionen <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong><br />

7.1 Güterverkehr Brennertransit relativ n. Straße bzw. Schiene<br />

7.2 Gesamtverkehr<br />

8.1 Landwirtschaftliche Nutzfläche und Bewirtschaftung n. Umweltprogrammen<br />

8.2 Jährlicher Holze<strong>in</strong>schlag im Verhältnis zum nachhaltigen Potential<br />

8.3 Abfallmenge pro Person<br />

9.1 Anteil wertvoller Naturräume an der Landesfläche<br />

9.2 Jährlicher Holze<strong>in</strong>schlag im Verhältnis zum jährlichen Holzzuwachs<br />

9.3 Zustand der Fließgewässer<br />

9.4 Qualität der Böden<br />

9.5 Luftgüte<br />

10.1 Versorgungsgrad der Bevölkerung<br />

10.2 Widmungsfläche pro Person<br />

11.1 Summe der umfassenden LA21-Prozesse<br />

12.1 Forschungsquote<br />

12.2 Verfügbares E<strong>in</strong>kommen der privaten Haushalte pro Person<br />

12.3 Bruttoregionalprodukt zu laufenden Preisen pro Person<br />

12.4 Schuldenquote des Landes <strong>Tirol</strong><br />

12.5 Verschuldungsgrad der <strong>Tirol</strong>er Geme<strong>in</strong>den nach Größenklassen<br />

13.1 Lebenserwartung nach Geschlecht<br />

13.2 Betreuungsquote nach Altersklassen<br />

13.3 Gender Pay Gap<br />

13.4 Armutsgefährdungsquote<br />

Aktive Geme<strong>in</strong>den &<br />

Regionen<br />

Arbeit & Nachhaltigkeit<br />

Bildung & Wissen für<br />

Nachhaltigkeit<br />

Demograph. Wandel & gesellschaftl.<br />

Zusammenhalt<br />

<strong>Tirol</strong> auf dem Weg zur<br />

Energieautonomie<br />

Klimaschutz & Anpassung<br />

an den Klimawandel<br />

<strong>Nachhaltige</strong> Mobilität<br />

Konsum & Produktion<br />

Natürliche Ressourcen<br />

Raumordnung &<br />

Raumentwicklung<br />

Stärkung demokratischer<br />

Strukturen & Prozesse<br />

Wirtschaft, Innovation &<br />

Wettbewerbsfähigkeit<br />

Zusätzliche Aspekte der<br />

sozialen Nachhaltigkeit<br />

Zuordnung des Indikators zum Handlungsfeld<br />

Querbezüge des Indikators zu weiteren Handlungsfeldern<br />

AUSWAHL DER INDIKATOREN<br />

XI


Tabelle 2: Datenverfügbarkeit für die Indikatoren<br />

Indikator/ Jahr<br />

1.1 Veränderung der Wohnbevölkerung nach Bezirken und <strong>Tirol</strong> gesamt<br />

1.2 Geburten- und Wanderungsbilanz<br />

2.1 Erwerbstätigenquote<br />

2.2 Gesamtarbeitslosenquote<br />

3.1 Bevölkerung im Alter von 25 u. mehr Jahren n. höchster abgeschl. Ausbildung<br />

4.1 Verhältnis der Bevölkerung unter 15 Jahren zur Bevölkerung über 64 Jahren<br />

4.2 Anteil der E<strong>in</strong>-Personen-Haushalte<br />

4.3 Erwerbstätigenquote von Personen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

5.1 Energetischer Endverbrauch pro Person<br />

5.2 Anteil erneuerbarer Energie am Endenergieverbrauch<br />

6.1 Treibhausgas-Emissionen <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong><br />

7.1 Güterverkehr Brennertransit relativ n. Straße bzw. Schiene<br />

7.2 Gesamtverkehr<br />

8.1 Landwirtschaftliche Nutzfläche und Bewirtschaftung n. Umweltprogrammen<br />

8.2 Jährlicher Holze<strong>in</strong>schlag im Verhältnis zum nachhaltigen Potential<br />

8.3 Abfallmenge pro Person<br />

9.1 Anteil wertvoller Naturräume an der Landesfläche<br />

9.2 Jährlicher Holze<strong>in</strong>schlag im Verhältnis zum jährlichen Holzzuwachs<br />

9.3 Zustand der Fließgewässer*<br />

9.4 Qualität der Böden<br />

9.5 Luftgüte<br />

10.1 Versorgungsgrad der Bevölkerung<br />

10.2 Widmungsfläche pro Person<br />

11.1 Summe der umfassenden LA21-Prozesse<br />

12.1 Forschungsquote<br />

12.2 Verfügbares E<strong>in</strong>kommen der privaten Haushalte pro Person<br />

12.3 Bruttoregionalprodukt zu laufenden Preisen pro Person<br />

12.4 Schuldenquote des Landes <strong>Tirol</strong><br />

12.5 Verschuldungsgrad der <strong>Tirol</strong>er Geme<strong>in</strong>den nach Größenklassen<br />

13.1 Lebenserwartung nach Geschlecht<br />

13.2 Betreuungsquote nach Altersklassen<br />

13.3 Gender Pay Gap<br />

13.4 Armutsgefährdungsquote<br />

* Die Zuordnung bezieht sich auf den Veröffentlichungszeitpunkt, die Datenerhebung erfolgte über<br />

e<strong>in</strong>en mehrjährigen Zeitraum.<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014<br />

Daten für dieses Jahr verfügbar<br />

Daten für dieses Jahr nicht verfügbar<br />

XII<br />

ÜBERSICHT DATENVERFÜGBARKEIT


Teil I: Analyse und Beschreibung der E<strong>in</strong>zel<strong>in</strong>dikatoren<br />

TEIL I: ANALYSE UND BESCHREIBUNG DER EINZELINDIKATOREN<br />

1


1 Aktive Geme<strong>in</strong>den und Regionen<br />

Die <strong>Tirol</strong>er Geme<strong>in</strong>den und Regionen bilden die Grundlage für e<strong>in</strong>e wirksame und erfolgreiche<br />

Umsetzung der <strong>Tirol</strong>er Nachhaltigkeitsstrategie „Leben mit Zukunft“. Sie s<strong>in</strong>d die den BürgerInnen<br />

am nächsten gelegene <strong>in</strong>stitutionelle Ebene und bilden den Kern gesellschaftlichen<br />

Zusammenhalts. Damit s<strong>in</strong>d aktive Geme<strong>in</strong>den und Regionen der Ausgangspunkt für e<strong>in</strong>e funktionierende<br />

Partizipation und somit die Basis für die Umsetzung e<strong>in</strong>er nachhaltigen <strong>Entwicklung</strong>.<br />

1.1 Veränderung der Wohnbevölkerung nach Bezirken und <strong>Tirol</strong> gesamt<br />

115<br />

110<br />

1.1 Veränderung der Wohnbevölkerung <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> und den<br />

Bezirken von 2000 (Index=100) bis 2014<br />

+ 10.994*<br />

+ 12.827<br />

+ 16.184<br />

+ 4.755<br />

+ 6.498<br />

+ 53.590<br />

Def<strong>in</strong>ition: Alle mit Hauptwohnsitz gemeldeten Personen zum jeweiligen Stichtag (01.01.<br />

des jeweiligen Jahres).<br />

105<br />

+ 3.281<br />

Die Bevölkerungsentwicklung <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> folgt dem langjährigen österreichischen Trend des Zuzuges<br />

<strong>in</strong> die Ballungsräume. Die <strong>Tirol</strong>er Bevölkerung wuchs im Zeitraum von 2000 bis 2014 um 8 %<br />

(Österreich +6,5 %), jedoch aber mit großen Unterschieden zwischen rural und urban geprägten<br />

Bezirken. So verzeichneten die Bezirke Kufste<strong>in</strong> und Innsbruck-Stadt im Referenzzeitraum mit<br />

11,9 % und 11,5 % das stärkste Wachstum. Dicht gefolgt von den Bezirken Innsbruck-Land mit<br />

10,5 %, Imst mit 9,1 % und Schwaz mit 8,8 %. Unterdurchschnittlich entwickelte sich die Bevölkerung<br />

im Bezirk Kitzbühel (5,6 %), kaum <strong>in</strong> den Bezirken Landeck (1,3 %) und Reutte (0,7 %). Der<br />

Bezirk Lienz verzeichnete h<strong>in</strong>gegen zwischen 2000 und 2014 e<strong>in</strong>en Bevölkerungsrückgang von<br />

-3,0 %. Seit 2007 hat <strong>in</strong> diesem Bezirk die Bevölkerungszahl kont<strong>in</strong>uierlich abgenommen.<br />

Zusätzliche Informationen<br />

Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung: Bevölkerung <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong><br />

https://www.tirol.gv.at/statistik-budget/statistik/wohnbevoelkerung/<br />

Statistik Austria: Bevölkerung zu Jahres- und Quartalsanfang<br />

http://www.statistik.at/web_de/statistiken/bevoelkerung/bevoelkerungsstand_und_veraenderung/bevoelkerung_zu_jahres-_quartalsanfang/<strong>in</strong>dex.html<br />

100<br />

95<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014<br />

<strong>Tirol</strong> Innsbruck-Stadt Imst Innsbruck-Land<br />

Kitzbühel Kufste<strong>in</strong> Landeck Lienz<br />

Reutte<br />

Schwaz<br />

* absolute Veränderung der<br />

Bevölkerungszahl von 2000-2014<br />

+ 583<br />

+ 227<br />

- 1.659<br />

Quelle: Statistik Austria; Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung, Sachgebiet Landesstatistik und tiris<br />

2<br />

1 AKTIVE GEMEINDEN UND REGIONEN


1 Aktive Geme<strong>in</strong>den und Regionen<br />

1.2 Geburten- und Wanderungsbilanz<br />

Def<strong>in</strong>ition: Die Geburtenbilanz ergibt sich aus der Differenz von Geburten und Sterbefällen.<br />

Der Wanderungssaldo wird aus der Zuwanderung m<strong>in</strong>us der Abwanderung im jeweiligen<br />

Jahr berechnet. Unter B<strong>in</strong>nenwanderungssaldo versteht man die Wanderungen <strong>in</strong>nerhalb<br />

der Bundesgrenzen, unter Außenwanderungssaldo die Bilanz aus Zu- und Abwanderungen<br />

vom bzw. <strong>in</strong>s Ausland.<br />

Die Bevölkerungsveränderung ergibt sich aus der Betrachtung der Geburten- und Wanderungsbilanz.<br />

Im Referenzzeitraum hat sich das Verhältnis zwischen diesen beiden E<strong>in</strong>flussgrößen stark<br />

verändert. Während im Jahr 2000 noch beide Komponenten zu gleichen Teilen die Bevölkerungsentwicklung<br />

bee<strong>in</strong>flussten, trägt die Wanderungsbilanz im Jahr 2013 fast viermal mehr zum<br />

Bevölkerungswachstum bei als die Geburtenbilanz.<br />

Im Referenzraum 2000 bis 2013 sank die Geburtenbilanz kont<strong>in</strong>uierlich von 2.085 auf 1.320 Personen.<br />

Die Wanderungsbilanz h<strong>in</strong>gegen schwankte <strong>in</strong> den Jahren 2000 bis 2009, verzeichnete<br />

seit 2010 e<strong>in</strong>e starke Zunahme und erreichte im Jahr 2013 ihren vorläufigen Höhepunkt mit<br />

e<strong>in</strong>em Wert von 4.698 Personen. Die B<strong>in</strong>nenwanderungsbilanz war bis auf das Jahr 2004 stets negativ<br />

und bewegte sich zwischen den Werten -682 bis +89 Personen (Jahr 2013: -202 Personen).<br />

Die Wanderungsüberschüsse, die <strong>Tirol</strong> z.B. aus Oberösterreich und Salzburg erzielt, können die<br />

Verluste besonders an die Bundeshauptstadt Wien (Jahr 2013: -434 Personen) nicht ausgleichen.<br />

Die Außenwanderungsbilanz verdoppelte sich zwischen 2010 und 2013 auf e<strong>in</strong>en Gew<strong>in</strong>n von<br />

4.900 Personen. Weitaus wichtigstes Herkunftsland für den <strong>Tirol</strong>er Wanderungsgew<strong>in</strong>n ist, wie<br />

schon <strong>in</strong> den vorangegangenen Jahren, Deutschland, mit e<strong>in</strong>em Überschuss von +1.496 Zugewanderten,<br />

gefolgt von Ungarn (+815 Personen). Wanderungsverluste für <strong>Tirol</strong> s<strong>in</strong>d 2013 nur<br />

mit sehr wenigen Ländern zu verzeichnen, die höchsten mit der Schweiz (-70 Personen) und<br />

Schweden (-13 Personen).<br />

[Personen]<br />

[Personen]<br />

2500<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

0<br />

6000<br />

5000<br />

4000<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

1.2.1 Geburtenbilanz<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

Quelle: Statistik Austria; Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung, Sachgebiet Landesstatistik und tiris<br />

1.2.2 Wanderungs-, Außen- und B<strong>in</strong>nenwanderungsbilanz<br />

0<br />

-1000<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

B<strong>in</strong>nenwanderungsbilanz Außenwanderungsbilanz Wanderungsbilanz<br />

Quelle: Statistik Austria; Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung, Sachgebiet Landesstatistik und tiris<br />

1 AKTIVE GEMEINDEN UND REGIONEN<br />

3


2 Arbeit und Nachhaltigkeit<br />

Die vielfachen gesellschaftlichen Veränderungen der Gegenwart bed<strong>in</strong>gen unweigerlich auch<br />

Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt. Es entstehen neue, sich stetig wandelnde Formen der<br />

Arbeit. Flexible Formen werden <strong>in</strong> Zukunft immer mehr an Bedeutung gew<strong>in</strong>nen. Dieser Wandel<br />

bee<strong>in</strong>flusst damit nicht nur die Volkswirtschaft, sondern auch sozialpolitische Strukturen und<br />

dadurch persönliche Lebensbereiche wie Familie, Freizeit oder Gesundheit.<br />

2.1 Erwerbstätigenquote<br />

Def<strong>in</strong>ition: Nach dem ILO (International Labour Organisation)-Konzept gelten Personen<br />

dann als erwerbstätig, wenn sie <strong>in</strong> der Referenzwoche m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>e Stunde als Unselbstständige,<br />

Selbstständige oder mithelfende Familienangehörige gearbeitet haben. Haben<br />

sie nur aufgrund von Urlaub, Krankheit etc. nicht gearbeitet, gehen aber ansonsten e<strong>in</strong>er<br />

Arbeit nach, gelten sie ebenfalls als erwerbstätig. Personen <strong>in</strong> Elternkarenz mit aufrechtem<br />

Dienstverhältnis, deren Karenzierung nicht länger als 22 Monate dauert, sowie Lehrl<strong>in</strong>ge,<br />

zählen ebenfalls zu den Erwerbstätigen, nicht h<strong>in</strong>gegen Präsenz- und Zivildiener.<br />

Allgeme<strong>in</strong>e Erwerbstätigenquote (15- bis 64-Jährige)<br />

Zwischen den Jahren 2000 und 2013 stieg die allgeme<strong>in</strong>e Erwerbstätigenquote sukzessive von<br />

67,4 % auf 74,8 % an. Diese <strong>Entwicklung</strong> ist auf die starke Zunahme (+55,0 %) des Anteils älterer<br />

2.1 Erwerbstätigenquote der 15- bis 64-Jährigen und 55- bis 64-Jährigen<br />

100 %<br />

90 %<br />

80 %<br />

70 %<br />

60 %<br />

50 %<br />

40 %<br />

30 %<br />

20 %<br />

10 %<br />

0 %<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

Erwerbstätigenquote 15-64 Jahre Erwerbstätigenquote 55-64 Jahre<br />

Quelle: Statistik Austria: Mikrozensus Arbeitskräfteerhebung<br />

Erwerbstätiger (55- bis 64-Jährige) im Referenzzeitraum zurückzuführen. In der Altersklasse<br />

zwischen 15 und 24 Jahren zeigt sich, dass Mädchen/Frauen sich zu e<strong>in</strong>em größeren Anteil <strong>in</strong><br />

schulischer Ausbildung bef<strong>in</strong>den als Jungen/Männer <strong>in</strong> derselben Altersklasse (siehe auch Indikator<br />

3.1).<br />

Erwerbstätigenquote nach Geschlecht<br />

Die Erwerbstätigenquote der Männer ist generell höher als die der Frauen, doch kann im Referenzzeitraum<br />

e<strong>in</strong> Angleichen der Zahl der weiblichen Erwerbstätigen an die der männlichen<br />

verzeichnet werden. Die Erwerbstätigenquote der Männer blieb seit dem Jahr 2000 <strong>in</strong> etwa<br />

konstant und liegt im Jahr 2013 bei 80,2 %. Die Erwerbstätigenquote der Frauen liegt 2013 bei<br />

knapp 70 %, 2000 waren es noch 56,7 %. Vor allem die Erwerbstätigenquote älterer Frauen (55-<br />

bis 64-Jährige) nahm <strong>in</strong> den letzten 13 Jahren stark zu. Diese hat sich von 18,1 % im Jahr 2000 auf<br />

39,2 % im Jahr 2013 mehr als verdoppelt, liegt aber immer noch weit h<strong>in</strong>ter der Erwerbstätigenquote<br />

älterer Männer von 59,6 % (2013). Mitverantwortlich für diese Diskrepanz ist der frühere<br />

Pensionsantritt bei Frauen.<br />

Zusätzliche Informationen<br />

Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung: Die <strong>Tirol</strong>er Bevölkerung - Ergebnis der Registerzählung 2011<br />

https://www.tirol.gv.at/fileadm<strong>in</strong>/themen/statistik-budget/statistik/downloads/VZ2011.pdf<br />

100 %<br />

90 %<br />

80 %<br />

70 %<br />

60 %<br />

50 %<br />

40 %<br />

30 %<br />

20 %<br />

10 %<br />

0 %<br />

2.1.1 Erwerbstätigenquote der 15- bis 64-Jährigen, nach Geschlecht<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

Gesamt<br />

Frauen<br />

Differenz Männer - Frauen (Prozentpunkte) Männer<br />

Quelle: Statistik Austria: Mikrozensus Arbeitskräfteerhebung<br />

4<br />

2 ARBEIT UND NACHHALTIGKEIT


2 Arbeit und Nachhaltigkeit<br />

Erwerbstätigenquote der begünstigten Beh<strong>in</strong>derten<br />

Def<strong>in</strong>ition: Begünstigte Beh<strong>in</strong>derte s<strong>in</strong>d ÖsterreicherInnen mit e<strong>in</strong>em Grad der Beh<strong>in</strong>derung<br />

von m<strong>in</strong>destens 50 %.<br />

Im Zeitraum 2006 bis 2013 blieb die Erwerbstätigenquote der begünstigten Beh<strong>in</strong>derten <strong>in</strong><br />

<strong>Tirol</strong> konstant bei über 62 %. Die Erhebung der Daten nach Geschlecht wird erst seit dem Jahr<br />

2010 durchgeführt. Hier zeigt sich, dass die Erwerbstätigenquote der begünstigten beh<strong>in</strong>derten<br />

Frauen von 57,4 % im Jahr 2010 auf 59,5 % im Jahr 2013 angestiegen ist. Die Erwerbstätigenquote<br />

der begünstigten beh<strong>in</strong>derten Männer stieg im selben Zeitraum etwas ger<strong>in</strong>ger, nämlich von<br />

65,8 % auf 66,2 %.<br />

2.1.2 Erwerbstätigenquote der 55- bis 64-Jährigen, nach Geschlecht<br />

2.1.3 Erwerbstätigenquote der begünstigten Beh<strong>in</strong>derten<br />

100 %<br />

90 %<br />

80 %<br />

70 %<br />

60 %<br />

50 %<br />

40 %<br />

30 %<br />

20 %<br />

10 %<br />

0 %<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

Gesamt<br />

Frauen<br />

Differenz Männer - Frauen (Prozentpunkte) Männer<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

Gesamt Frauen Männer<br />

Quelle: Statistik Austria: Mikrozensus Arbeitskräfteerhebung<br />

Quelle: Bundesm<strong>in</strong>isterium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz<br />

2 ARBEIT UND NACHHALTIGKEIT<br />

5


2 Arbeit und Nachhaltigkeit<br />

2.2 Gesamtarbeitslosenquote<br />

Def<strong>in</strong>ition: Beim Arbeitsmarktservice registrierte Arbeitslose <strong>in</strong> Prozent des unselbständigen<br />

Arbeitskräftepotentials (nationale Def<strong>in</strong>ition).<br />

Allgeme<strong>in</strong>e Gesamtarbeitslosenquote<br />

Die Gesamtarbeitslosenquote <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> stieg von 4,9 % im Jahr 2000 auf 6,4 % im Jahr 2013, was<br />

e<strong>in</strong>er Zunahme von 1,5 Prozentpunkten entspricht. Betroffen s<strong>in</strong>d mehr als 21.000 Per sonen. Im<br />

Krisenjahr 2009 lag die Gesamtarbeitslosigkeit ebenfalls bei 6,4 %. Vor allem jüngere Personen<br />

unter 25 Jahren s<strong>in</strong>d vom Anstieg der Arbeitslosenquote betroffen (Zunahme um knapp 46 % von<br />

2000 bis 2013). Verglichen mit Österreich und dem EU-Durchschnitt ist <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> die Arbeitslosenquote<br />

dennoch relativ niedrig. Lediglich <strong>in</strong> den Bundesländern Oberösterreich (5,1 %), Salzburg<br />

(5,1 %) und Vorarlberg (5,8 %) war die Arbeitslosenquote im Jahr 2013 ger<strong>in</strong>ger als <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong>.<br />

Arbeitslosenquote nach Altersklassen und Geschlecht<br />

Die Arbeitslosenquote hat <strong>in</strong>nerhalb aller drei betrachteten Altersklassen (unter 25-Jährige,<br />

25- bis 44-Jährige und über 45-Jährige) jeweils zugenommen. Unter den Jüngeren<br />

stieg die Zahl der Arbeitslosen allerd<strong>in</strong>gs überproportional an. Im Jahr 2000 lag die<br />

Arbeitslosigkeit <strong>in</strong> der Klasse der unter 25-Jährigen noch bei 4,4 %, im Jahr 2013 stieg<br />

diese auf 6,4 % und ist nun <strong>in</strong> etwa gleich hoch wie <strong>in</strong> den anderen Altersklassen.<br />

Die Auswirkungen der Wirtschafts- und F<strong>in</strong>anzkrise zeigen sich im Jahr 2009, hier wurden die<br />

höchsten Arbeitslosenquoten von Personen bis 44 Jahren erfasst, wobei besonders männliche<br />

Erwerbstätige davon betroffen waren. Ab 2009 stieg die Arbeitslosenquote der Männer von 5,1 %<br />

(2008) auf 6,6 % (2009) und somit erstmals über jene der Frauen (2008: 5,4 %, 2009: 6,2 %).<br />

2.2 Gesamtarbeitslosenquote<br />

2.2.1 Gesamtarbeitslosenquote nach Altersklassen<br />

10 %<br />

10 %<br />

8 %<br />

8 %<br />

6 %<br />

4 %<br />

2 %<br />

4,9<br />

5,1<br />

5,3 5,4<br />

5,6<br />

5,8<br />

5,5<br />

5,3 5,3<br />

6,4<br />

6,1<br />

5,9 5,9<br />

6,4<br />

6 %<br />

4 %<br />

2 %<br />

6,0<br />

5,4 5,5 5,7<br />

5,5<br />

5,2<br />

4,9<br />

5,3<br />

4,4<br />

5,0 5,1 5,2 5,3 5,5 5,8 5,4 5,3 5,2<br />

6,8<br />

6,5<br />

6,2 6,1 6,1<br />

6,4<br />

6,1 5,9 6,0 6,3<br />

0 %<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

0 %<br />

5,2 5,3 5,5 5,5 5,6 5,9 5,6 5,4 5,3 6,2 5,9 5,7 5,8 6,4<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

Quelle: Arbeitsmarktservice Österreich<br />

Jugendliche < 25 Jahre Erwachsene 25 bis 44 Jahre Ältere ≥ 45 Jahre<br />

Quelle: Arbeitsmarktservice Österreich<br />

6<br />

2 ARBEIT UND NACHHALTIGKEIT


2 Arbeit und Nachhaltigkeit<br />

Zusätzliche Informationen<br />

Arbeitsmarktservice <strong>Tirol</strong>: Arbeitslosigkeit <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong><br />

http://tirolatlas.uibk.ac.at/topics/labour/<strong>in</strong>dex.html.de<br />

Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung – <strong>Tirol</strong>er Wirtschafts- und Arbeitsmarktbericht 2014, Kurzbericht<br />

https://www.tirol.gv.at/fileadm<strong>in</strong>/themen/arbeit-wirtschaft/wirtschaft-und-arbeit/downloads/TWAB_2014.pdf<br />

10 %<br />

2.2.2 Gesamtarbeitslosenquote nach Geschlecht<br />

8 %<br />

6 %<br />

4 %<br />

5,4 5,5 5,5 5,7 5,9 5,8 5,7<br />

5,4<br />

5,6<br />

5,2 5,4 5,5<br />

5,3 5,4<br />

4,9<br />

5,1 5,1<br />

4,5<br />

6,6<br />

6,2 6,0 6,1 6,0 5,8 5,9 6,0<br />

6,3 6,4<br />

2 %<br />

0 %<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

Frauen<br />

Männer<br />

Quelle: Arbeitsmarktservice Österreich<br />

2 ARBEIT UND NACHHALTIGKEIT<br />

7


3 Bildung und Wissen für Nachhaltigkeit<br />

Bildung für nachhaltige <strong>Entwicklung</strong> ist die Basis für e<strong>in</strong>e verantwortungsvolle Zukunft. Sie umfasst,<br />

wie von der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige <strong>Entwicklung</strong>“ beschrieben, lebenslanges<br />

Lernen, Interdiszipl<strong>in</strong>arität sowie Vielfalt <strong>in</strong> der Methodenauswahl. <strong>Nachhaltige</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

muss im Bewusstse<strong>in</strong> aller Menschen und so zwangsläufig auch <strong>in</strong> den Erziehungs- und Bildungssystemen<br />

<strong>in</strong>tegriert werden. Die Verankerung von Nachhaltigkeit als Bildungs<strong>in</strong>halt auf allen<br />

Ebenen, vom K<strong>in</strong>dergarten (als Bildungsgarten) bis h<strong>in</strong> zu Universitäten und Erwachsenenbildungse<strong>in</strong>richtungen,<br />

ist e<strong>in</strong> Schritt <strong>in</strong> diese Richtung.<br />

3.1 Bevölkerung im Alter von 25 und mehr Jahren nach höchster abge<br />

schlossener Ausbildung<br />

holt (51.300 Frauen und 50.100 Männer mit e<strong>in</strong>em „höheren“ Abschluss). Die absolute Anzahl an<br />

Personen mit e<strong>in</strong>em Lehrabschluss hat im Referenzraum zwar zugenommen, relativ betrachtet<br />

aber ger<strong>in</strong>gfügig abgenommen.<br />

Zusätzliche Informationen<br />

AMS <strong>Tirol</strong>: Arbeitsmarktprofil 2014 <strong>Tirol</strong><br />

http://www.arbeitsmarktprofile.at/7/teil_08.html<br />

Als positive <strong>Entwicklung</strong> im Bildungsbereich zeichnet sich <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong>, ähnlich wie auf österreichischer<br />

Ebene, die Verbesserung des Bildungsstands v.a. bei Frauen ab. So verdoppelte sich zwischen<br />

2001 und 2012 die Anzahl der Hochschulabsolvent<strong>in</strong>nen von 9.650 auf mehr als 20.000.<br />

Gleichzeitig hat sich der Anteil der Frauen mit Hochschulabschluss bei der Bevölkerung ab 25<br />

Jahren um fünf Prozentpunkte von 5,1 % im Jahr 2001 auf 10,1 % im Jahr 2012 erhöht. Bei den<br />

Männern gab es e<strong>in</strong>e Steigerung von 3,5 Prozentpunkten. Zusätzlich wuchs der Anteil der Frauen<br />

mit e<strong>in</strong>em Abschluss an e<strong>in</strong>er berufsbildenden höheren Schule von 4,4 % auf 6,6 %, der Anteil der<br />

Männer stieg im Vergleichsraum von 6,1 % auf 7,5 %. Generell lässt sich e<strong>in</strong> Trend h<strong>in</strong> zur höheren<br />

Ausbildung erkennen.<br />

Im Jahr 2001 verfügten 81,1 % der Bevölkerung über 25 Jahre über e<strong>in</strong>en Pflichtschulabschluss,<br />

e<strong>in</strong>en Lehrabschluss oder e<strong>in</strong>en Abschluss an e<strong>in</strong>er berufsbildenden mittleren Schule. Ca. 19 %<br />

verfügten über e<strong>in</strong>en Abschluss an e<strong>in</strong>er allgeme<strong>in</strong>bildenden höheren Schule, e<strong>in</strong>er berufsbildenden<br />

höheren Schule, e<strong>in</strong>em Kolleg, e<strong>in</strong>er Hochschule oder hochschulverwandten Lehranstalt. Bis<br />

2012 sank der Anteil derjenigen mit e<strong>in</strong>em „niederen“ Abschluss auf 74 %, während der Anteil<br />

derjenigen mit e<strong>in</strong>em „höheren“ Abschluss von 19 % auf 26 % zunahm. Das entspricht e<strong>in</strong>em<br />

Anstieg um 40 %. Diese <strong>Entwicklung</strong> wurde hauptsächlich von der Zunahme der Abschlüsse auf<br />

berufsbildenden höheren Schulen (+37 %) und an Hochschulen (+62 %) angetrieben.<br />

Bemerkenswert ist auch, dass sich das Bildungsniveau von Frauen und Männern im Vergleichszeitraum<br />

angeglichen hat. Im Jahr 2012 verfügen sowohl ca. 26 % der Frauen als auch der Männer<br />

über 25 Jahre über e<strong>in</strong>en „höheren“ Abschluss. Im Jahr 2001 waren es anteilsmäßig noch mehr<br />

Männer (20,4 %) als Frauen (17,4 %). Anzahlmäßig haben die Frauen die Männer 2012 sogar über-<br />

8<br />

3 BILDUNG UND WISSEN FÜR NACHHALTIGKEIT


3 Bildung und Wissen für Nachhaltigkeit<br />

3.1 Bevölkerung im Alter von 25 und mehr Jahren nach höchster abgeschlossener Ausbildung<br />

100 %<br />

90 %<br />

80 %<br />

Frauen<br />

5,1<br />

3,4<br />

0,7<br />

4,4<br />

3,8<br />

Gesamt Männer Frauen Gesamt Männer Frauen Gesamt Männer Frauen Gesamt Männer Frauen Gesamt Männer Frauen Gesamt Männer<br />

6,8<br />

2,4<br />

0,6<br />

5,2<br />

3,9<br />

8,4<br />

1,4<br />

0,5<br />

6,1<br />

4,0<br />

8,0 9,4 8,5<br />

10,7 9,7 11,0<br />

8,9 10,0 11,2<br />

9,4 10,5 11,6<br />

10,1 11,0 11,9<br />

4,1 2,9 1,8 4,2 3,0 1,7 4,2 3,0 1,7 4,2<br />

1,0 0,5 1,0 0,5<br />

3,0<br />

0,7<br />

4,1<br />

1,0 0,5<br />

1,7<br />

1,7<br />

0,8<br />

2,9<br />

0,8 0,9 0,7 0,5<br />

0,9 0,7 0,5<br />

6,0 6,7 7,4 6,2 6,9 7,5 6,4 6,9 7,5 6,5 7,0 7,5<br />

6,6 7,1 7,5<br />

Hochschule<br />

Hochschulverwandte Lehranstalt<br />

70 %<br />

19,7<br />

14,2<br />

8,7<br />

4,8 4,7 4,5 4,7 4,6 4,4 4,8 4,6 4,5 4,8 4,6 4,4 4,8 4,6 4,4<br />

14,1 14,2<br />

17,4 14,2<br />

20,5 17,3<br />

20,4<br />

17,2<br />

14,2 14,2<br />

20,3<br />

17,2<br />

20,1<br />

17,1<br />

20,0<br />

Kolleg<br />

60 %<br />

Berufsbildende höhere Schule<br />

50 %<br />

40 %<br />

30 %<br />

20 %<br />

10 %<br />

28,3<br />

34,6<br />

38,4<br />

48,6<br />

1,73<br />

28,5<br />

22,3<br />

2,06<br />

2,43 2,38<br />

29,8<br />

37,3 29,8 29,7<br />

44,9 37,3 44,8 37,2 29,7<br />

44,8 37,1 44,6<br />

29,7 36,9 44,2<br />

2,79 2,77<br />

Lehre<br />

25,7 25,2 24,7 24,3 23,7<br />

20,9 20,6 20,2 19,9 19,6<br />

16,0 15,9 15,7 15,5 15,5<br />

Allgeme<strong>in</strong>bildende höhere Schule<br />

Berufsbildende mittlere Schule<br />

0 %<br />

2001 2008 2009 2010 2011 2012<br />

Pflichtschule<br />

Quelle: Statistik Austria: Abgestimmte Erwerbsstatistik und Volkszählung 2001; Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung, Sachgebiet Landesstatistik und tiris<br />

3 BILDUNG UND WISSEN FÜR NACHHALTIGKEIT<br />

9


4 Demographischer Wandel und gesellschaftl. Zusammenhalt<br />

Geburtenzahlen nehmen ab, Alterung und Wanderung nehmen zu. In den e<strong>in</strong>zelnen <strong>Tirol</strong>er<br />

Landesteilen wird die <strong>Entwicklung</strong> höchst unterschiedlich verlaufen. Neue Formen des Zusammenlebens<br />

und -wohnens müssen ebenso entwickelt und kultiviert werden, wie der respektvolle<br />

Umgang mit den BürgerInnen, unabhängig von Herkunft, Muttersprache oder Religion.<br />

4.1 Verhältnis der Bevölkerung unter 15 Jahren zur Bevölkerung über<br />

64 Jahren<br />

In <strong>Tirol</strong> lässt sich die gleiche demographische <strong>Entwicklung</strong> wie auf österreichischer Ebene beobachten<br />

- der Anteil der über 64-Jährigen nimmt stetig zu, während der Anteil der unter 15-Jährigen<br />

abnimmt. In <strong>Tirol</strong> ist die Anzahl der unter 15-Jährigen im Zeitraum von 2002 bis 2014 von<br />

ca. 122.700 auf ca. 105.700 gesunken. Das entspricht e<strong>in</strong>em M<strong>in</strong>us von 13,9 %. Die Anzahl der<br />

über 64-Jährigen ist im selben Zeitraum h<strong>in</strong>gegen von ca. 90.900 auf ca. 123.700 gestiegen<br />

(+ 36,0 %).<br />

Standen im Jahr 2002 im <strong>Tirol</strong>er Durchschnitt noch 1,3 Jugendliche e<strong>in</strong>er oder e<strong>in</strong>em über 64-Jährigen<br />

gegenüber, so lag dieses Verhältnis im Jahr 2009 bei 1:1 und verr<strong>in</strong>gerte sich bis 2014 auf<br />

0,9. Dieser Trend ist nicht nur auf Bundes- und Landesebene zu beobachten, sondern auch auf<br />

Bezirksebene. Ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziger Bezirk konnte zwischen 2002 und 2014 se<strong>in</strong> Verhältnis zwischen<br />

junger und alter Bevölkerung zugunsten der jungen verbessern. Die Bezirke Innsbruck-Stadt (0,6)<br />

und Kitzbühel (0,7) haben das ungünstigste Verhältnis zwischen junger und alter Bevölkerung.<br />

Der Bezirk Innsbruck-Land verfügt im Jahr 2014 über die meisten unter 15-Jährigen (26.000) und<br />

beherbergt gleichzeitig auch die meisten über 64-Jährigen (28.000). Dah<strong>in</strong>ter folgen die Bezirke<br />

Schwaz und Innsbruck- Stadt.<br />

Zusätzliche Informationen<br />

Statistik Austria: Bevölkerung nach Alter und Geschlecht<br />

http://www.statistik.at/web_de/statistiken/bevoelkerung/bevoelkerungsstruktur/bevoelkerung_nach_alter_geschlecht/<br />

4.1 Verhältnis der Bevölkerung unter 15 Jahren zur Bevölkerung über 64 Jahren<br />

2<br />

1,9<br />

1,8<br />

1,7<br />

1,6<br />

1,5<br />

1,4<br />

1,3<br />

1,2<br />

1,1<br />

1<br />

0,9<br />

0,8<br />

0,7<br />

0,6<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0<br />

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014<br />

<strong>Tirol</strong> Innsbruck-Stadt Imst Innsbruck-Land<br />

Kitzbühel Kufste<strong>in</strong> Landeck Lienz<br />

Reutte<br />

Schwaz<br />

Quelle: Statistik Austria; Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung, Sachgebiet Landesstatistik und tiris<br />

4.2 Anteil der E<strong>in</strong>-Personen-Haushalte<br />

In Österreich waren im Jahr 2013 knapp 37 % aller Privathaushalte E<strong>in</strong>-Personen-Haushalte.<br />

In <strong>Tirol</strong> ist dieser Anteil mit 34 % zwar ger<strong>in</strong>ger als im österreichischen Schnitt, ist jedoch im<br />

Zeitraum von 2004 bis 2013 relativ stark angestiegen. Im Referenzraum hat die Anzahl der E<strong>in</strong>-<br />

Personen-Haushalte <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> absolut von knapp 82.000 auf fast 100.000 (+ 22 %) zugenommen,<br />

ihr Anteil an allen Privathaushalten um 11 % (Österreich + 6 %).<br />

Zusätzliche Informationen<br />

Statistik Austria: Haushaltsprognosen<br />

http://www.statistik.at/web_de/statistiken/bevoelkerung/demographische_prognosen/haushalts_und_familienprognosen/<br />

10 4 DEMOGRAPHISCHER WANDEL UND GESELLSCHAFTLICHER ZUSAMMENHALT


4 Demographischer Wandel und gesellschaftl. Zusammenhalt<br />

4.2 Anteil der E<strong>in</strong>-Personen-Haushalte an allen Haushalten<br />

4.3 Erwerbstätigenquote bei Personen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

50 %<br />

70 %<br />

40 %<br />

30 %<br />

60 %<br />

50 %<br />

40 %<br />

20 %<br />

30 %<br />

20 %<br />

10 %<br />

0 %<br />

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

Quelle: Statistik Austria: Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung; Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung, Sachgebiet Landesstatistik<br />

und tiris<br />

10 %<br />

0 %<br />

2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

Erwerbstätigenquote Frauen Männer<br />

Quelle: Statistik Austria: Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung; Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung, Sachgebiet Landesstatistik<br />

und tiris<br />

4.3 Erwerbstätigenquote von Personen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

Def<strong>in</strong>ition: Von Migrationsh<strong>in</strong>tergrund e<strong>in</strong>er Person spricht man dann, wenn deren beider<br />

Elternteile im Ausland geboren wurden.<br />

Zusätzliche Informationen<br />

Statistik Austria: migration & <strong>in</strong>tegration: zahlen.daten.<strong>in</strong>dikatoren 2012<br />

http://www.bmi.gv.at/cms/BMI_Service/Integration_2012/migration_<strong>in</strong>tegration_2012_72dpi.pdf<br />

Personen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund stehen <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gerem Maße im Erwerbsleben. Das belegt<br />

beispielsweise die Erwerbstätigenquote der 15- bis 64-Jährigen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund,<br />

welche im Jahr 2012 <strong>in</strong> Österreich bei 66 %, jene der Gleichaltrigen ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

jedoch bei 74 % lag. In <strong>Tirol</strong> lag dieses Verhältnis im selben Jahr bei 52 % zu 75 %. Im Jahr 2013 hat<br />

sich das Verhältnis sogar auf 50 % zu 75 % verschlechtert. Dieser Unterschied ist wesentlich auf<br />

die niedrigere weibliche Erwerbsbeteiligung von Migrant<strong>in</strong>nen (45 % Erwerbstätigkeit gegenüber<br />

70 % bei Frauen ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund) zurückzuführen.<br />

Im Jahr 2013 waren <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> 45 % der Frauen und 57 % der Männer mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

erwerbstätig. Die Differenz zwischen den beiden Geschlechtern war im Jahr 2008 am größten<br />

(16 Prozentpunkte), fiel bis 2011 mit 7,4 Prozentpunkten am Ger<strong>in</strong>gsten aus und hat bis zum Jahr<br />

2013 wieder auf 12 Prozentpunkte zugenommen.<br />

4 DEMOGRAPHISCHER WANDEL UND GESELLSCHAFTLICHER ZUSAMMENHALT<br />

11


5 Energie - <strong>Tirol</strong> auf dem Weg zur Energieautonomie<br />

Viele ökologische Schäden der vergangenen Jahre und Jahrzehnte, sowie gesellschaftliche<br />

und wirtschaftliche Risiken, gehen mit der Nutzung fossiler Rohstoffe, Energieträger und der<br />

Atomkraft e<strong>in</strong>her. Zur zukunftsfähigen <strong>Entwicklung</strong> des Energiebereichs muss daher der Weg der<br />

Abkehr von e<strong>in</strong>er fossil-nuklearen Energiewirtschaft h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er Kreislaufwirtschaft e<strong>in</strong>geschlagen<br />

werden. <strong>Tirol</strong> entscheidet sich für diesen nachhaltigen Weg h<strong>in</strong> zur Energieautonomie mit<br />

den Hauptstrategien Energiee<strong>in</strong>sparung und Energieeffizienz, sowie der verstärkten Nutzung<br />

heimischer, erneuerbarer Ressourcen.<br />

5.1 Energetischer Endverbrauch pro Person<br />

[Gigajoule]<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

5.1 Energetischer Endverbrauch pro Person<br />

Def<strong>in</strong>ition: Unter dem Energetischen Endverbrauch (EEV) versteht man den Anteil der Primärenergie,<br />

welcher von den EndverbraucherInnen (z.B. private Haushalte, Landwirtschaft oder Industrie)<br />

effektiv genutzt wird. Der Energiebedarf der Energiewirtschaft und für die Umwandlung<br />

bestimmte Energielieferungen s<strong>in</strong>d nicht e<strong>in</strong>geschlossen.<br />

20<br />

0<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />

Quelle: Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung, Büro für Energieangelegenheiten: <strong>Tirol</strong>er Energiemonitor<strong>in</strong>g 2013<br />

Der jährliche Energetische Endverbrauch stieg von 117,2 GJ/Person im Jahr 2000 auf 143,6 GJ/<br />

Person im Jahr 2005 sukzessive an. Der höchste Energieverbrauch des Referenzzeitraums im Jahr<br />

2005 nahm <strong>in</strong> den darauf folgenden Jahren wieder ab, 2013 lag der EEV bei 130,7 GJ/Person.<br />

Zusätzliche Informationen<br />

Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung: <strong>Tirol</strong>er Energiemonitor<strong>in</strong>g 2013<br />

https://www.tirol.gv.at/fileadm<strong>in</strong>/themen/umwelt/wasser_wasserrecht/14-06-10_<strong>Tirol</strong>er-Energiemonitor<strong>in</strong>g-2013.pdf<br />

Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung: TIROL 2050 energieautonom<br />

http://www.tirol2050.at/<br />

Statistik Austria: Energie<br />

http://www.statistik.at/web_de/statistiken/energie_und_umwelt/energie/<strong>in</strong>dex.html<br />

12 5 ENERGIE - TIROL AUF DEM WEG ZUR ENERGIEAUTONOMIE


5 Energie - <strong>Tirol</strong> auf dem Weg zur Energieautonomie<br />

5.2 Anteil erneuerbarer Energie am Endenergieverbrauch<br />

5.2 Anteil erneuerbarer Energie am Endenergieverbrauch<br />

Def<strong>in</strong>ition: Erneuerbare Energien s<strong>in</strong>d Energieträger/-quellen, die sich fortlaufend selbst erneuern<br />

bzw. nachwachsen. Hierzu zählen Sonnenenergie, Biomasse, Wasserkraft, W<strong>in</strong>denergie,<br />

Erdwärme (Geothermie) und Gezeitenenergie. Zur nachhaltigen Nutzung erneuerbarer Energien<br />

dürfen die Verbrauchsraten die Erneuerungsraten nicht übersteigen.<br />

Der Anteil erneuerbarer Energieträger am Gesamtenergiebedarf nahm <strong>in</strong> Übere<strong>in</strong>stimmung<br />

mit den <strong>Tirol</strong>er Energiezielen 2020 seit 2005 fortlaufend zu. 2012 wurden bereits knapp 41 %<br />

des Energiebedarfs <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> mit erneuerbaren Energien abgedeckt, 2005 waren es noch 32 %<br />

(angenommen e<strong>in</strong>gesetzte elektrische Energie und Fernwärme s<strong>in</strong>d zu 100 % den Erneuerbaren<br />

zuzuordnen).<br />

Den hauptsächlichen Anteil an erneuerbaren Energien <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> macht mit ca. 28 % der Bedarfsdeckung<br />

die Wasserkraft (ca. 26.000 TJ im Jahr 2012, ~28 %) aus. Biomasse, Biogas und Sonstige<br />

tragen rund 11.000 TJ (~12 %) bei. Umweltwärme und Solarthermie (ca. 1.300 TJ, ~1 %) sowie<br />

Photovoltaik (ca. 40 TJ, ~0 %) leisten 2012 noch e<strong>in</strong>en vernachlässigbaren Anteil an der Bedarfsdeckung<br />

durch Erneuerbare.<br />

Betrachtet man den Gesamt-Endenergiee<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> im Jahr 2012, so betrug dieser 25.872 GWh.<br />

Davon ist der größte Anteil den fossilen Energieträgern Öl (49 %) und Gas zuzuordnen. Kohle<br />

machte ca. 1 % aus. Die erneuerbaren Energieträger umfassen die Gruppe elektrische Energie mit<br />

21 %, die Gruppe Erneuerbare und Abfälle mit 13 % und die Gruppe Fernwärme mit 4 %.<br />

100 %<br />

90 %<br />

80 %<br />

70 %<br />

60 %<br />

50 %<br />

40 %<br />

30 %<br />

20 %<br />

10 %<br />

0 %<br />

2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />

Quelle: Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung, Büro für Energieangelegenheiten: <strong>Tirol</strong>er Energiemonitor<strong>in</strong>g 2013<br />

Zusätzliche Informationen<br />

Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung: <strong>Tirol</strong>er Energiemonitor<strong>in</strong>g 2013<br />

https://www.tirol.gv.at/fileadm<strong>in</strong>/themen/umwelt/wasser_wasserrecht/14-06-10_<strong>Tirol</strong>er-Energiemonitor<strong>in</strong>g-2013.pdf<br />

Statistik Austria: Energie<br />

http://www.statistik.at/web_de/statistiken/energie_und_umwelt/energie/<strong>in</strong>dex.html<br />

5 ENERGIE - TIROL AUF DEM WEG ZUR ENERGIEAUTONOMIE<br />

13


6 Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel<br />

Der Klimawandel steht uns nicht nur bevor, der Klimawandel f<strong>in</strong>det statt. Angesichts dieser Ausgangslage<br />

s<strong>in</strong>d Klimaschutz und Maßnahmen zur Klimawandelanpassung langfristige Prozesse,<br />

die weiter <strong>in</strong>tensiviert und <strong>in</strong>itiiert werden müssen. Das betrifft den Lebenswandel ebenso wie<br />

Ernährungsgewohnheiten und die Art der Energiegew<strong>in</strong>nung.<br />

6.1 Treibhausgas-Emissionen <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong><br />

Def<strong>in</strong>ition: Kohlendioxid (CO 2<br />

) ist das bedeutendste Treibhausgas und stellt bezüglich se<strong>in</strong>er<br />

Klimawirksamkeit den Bezugswert für andere Treibhausgase dar. Andere Treibhausgase wie<br />

Methan oder Lachgas werden bei der Bilanzierung entsprechend ihrer Klimawirksamkeit berücksichtigt<br />

und fließen <strong>in</strong> die Angabe des CO 2<br />

-Ausstoßes e<strong>in</strong>. Die Angabe des Ausstoßes von<br />

Treibhausgasen erfolgt daher <strong>in</strong> CO 2<br />

-Äquivalenten.<br />

[Mio. t CO 2 -Äquivalente]<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

6.1 Treibhausgasemissionen <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong><br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />

Laut Bundesländer-Luftschadstoff-Inventur 1990-2011 (Umweltbundesamt 2013) betrug der<br />

<strong>Tirol</strong>er Anteil an Österreichs Treibhausgasemissionen im Jahr 2011 6,7 %, der Anteil der <strong>Tirol</strong>er<br />

Bevölkerung an der Gesamtbevölkerung jedoch 8,4 %. Die Gesamt-Treibhausgasemissionen<br />

setzten sich aus den Sektoren Verkehr, Gebäude, Abfallwirtschaft, Energie und Industrie, Landwirtschaft<br />

und F-Gase (fluorierte Gase) zusammen. Der mit Abstand größte Emittent ist der<br />

Verkehrssektor. Ausgangspunkt für die Darstellung der <strong>Entwicklung</strong> der Treibhausgasemissionen<br />

<strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> ist das Jahr 2000 (100 %). Hier lag der Ausstoß bei rund 5,3 Mio. t CO 2<br />

-Äquivalente. Für<br />

den Zeitraum 2000 bis 2005 zeigt die <strong>Entwicklung</strong> der Gesamt-Treibhausgasemissionen <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong><br />

e<strong>in</strong>en sukzessiven Anstieg auf rund 6,3 Mio. t CO 2<br />

-Äquivalente, wobei die Zunahme ab 2003<br />

abflachte. Ab dem Jahr 2005 kam es <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> zu e<strong>in</strong>er Abnahme der Treibhausgasemissionen um<br />

rund 18 % bis zum Jahr 2012. Dies entspricht e<strong>in</strong>er Abnahme von rund 1 Mio. t CO 2<br />

-Äquivalente.<br />

Quelle: Umweltbundesamt: Bundesländer Luftschadstoff-Inventur (BLI) 1990-2011<br />

Zusätzliche Informationen<br />

Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung: <strong>Tirol</strong>er Energiemonitor<strong>in</strong>g 2013<br />

https://www.tirol.gv.at/fileadm<strong>in</strong>/themen/umwelt/wasser_wasserrecht/14-06-10_<strong>Tirol</strong>er-Energiemonitor<strong>in</strong>g-2013.pdf<br />

Umweltbundesamt: Aktuelle Emissionsberichte<br />

http://www.umweltbundesamt.at/umweltsituation/luft/emissions<strong>in</strong>ventur/emiberichte/<br />

Umweltbundesamt: Klimaschutzbericht 2014<br />

http://www.umweltbundesamt.at/fileadm<strong>in</strong>/site/publikationen/REP0491.pdf<br />

14 6 KLIMASCHUTZ UND ANPASSUNG AN DEN KLIMAWANDEL


7 <strong>Nachhaltige</strong> Mobilität<br />

Der Kfz-Verkehr hat <strong>in</strong> Österreich und <strong>Tirol</strong> <strong>in</strong> den letzten fünf Jahrzehnten um e<strong>in</strong> Vielfaches<br />

zugenommen. Das kont<strong>in</strong>uierlich zunehmende Mobilitätsbedürfnis der Bevölkerung steigert<br />

den Bedarf an fossilen Energieträgern, dies wiederum verursacht e<strong>in</strong>e Zunahme von Emissionen.<br />

E<strong>in</strong>e nachhaltige <strong>Entwicklung</strong> der Verkehrssysteme muss die Ziele der Energieautonomie <strong>Tirol</strong>s<br />

bei gleichzeitiger Erfüllung der Mobilitätsbedürfnisse vere<strong>in</strong>en, d.h. der Energieverbrauch muss<br />

s<strong>in</strong>ken, Emissionen müssen reduziert werden und (neue) Formen alternativer Mobilität müssen<br />

<strong>in</strong> ihrer <strong>Entwicklung</strong> unterstützt werden.<br />

7.1 Güterverkehr Brennertransit relativ nach Straße bzw. Schiene<br />

Def<strong>in</strong>ition: Mit ,,Güterverkehr Brennertransit relativ nach Straße bzw. Schiene“ ist der alpenquerende<br />

Güterverkehr (Gütervolumen auf Straße/Schiene) geme<strong>in</strong>t.<br />

Gesamtgüterverkehr ist zwischen 2000 (35,5 Mio. t) und 2012 (42 Mio. t) um rund 20 % gewachsen.<br />

Die meisten Güter wurden im Jahr 2007 (49,1 Mio. t) transportiert, im Jahr 2010 wurde der<br />

höchste Wert beim Schienentransport verzeichnet (15,3 Mio. t).<br />

7.2 Gesamtverkehr<br />

Def<strong>in</strong>ition: Verkehrsentwicklung auf <strong>Tirol</strong>s Straßen <strong>in</strong> Prozent relativ zum Stand im Jahr 2000<br />

Der Verkehr auf <strong>Tirol</strong>s Straßen hat zwischen 2000 und 2012 <strong>in</strong>sgesamt um 15 % zugenommen.<br />

Im Vergleich dazu betrug die Steigerung zwischen 1990 und 2000 fast 30 %. Seit 2011 blieb der<br />

Kfz-Verkehr <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> relativ konstant.<br />

Auf der Brenner-Transitroute verkehrten 2012 fast zwei Mio. Lkw. Insgesamt wurden <strong>in</strong> diesem<br />

Jahr über 42 Mio. Tonnen über den Brenner transportiert, 30 % davon auf der Schiene und 70 %<br />

auf der Straße. Die Aufteilung zwischen Bahn und Lkw variierte <strong>in</strong> den letzten Jahren: Ausgehend<br />

von 27 % im Jahr 2000 g<strong>in</strong>g der Schienenverkehrsanteil im Jahr 2005 auf 23 % zurück. In den<br />

Folgejahren stieg er auf 36 % im Jahr 2010, seither nahm der Schienenanteil wieder ab. Der<br />

7.1 Güterverkehr Brennertransit relativ nach Straße bzw. Schiene<br />

(modal split Brennerroute)<br />

125 %<br />

120 %<br />

115 %<br />

110 %<br />

105 %<br />

7.2 Verkehrsentwicklung auf <strong>Tirol</strong>s Straßen von 2000 (Index=100) bis 2013<br />

119%<br />

115%<br />

111%<br />

100 %<br />

90 %<br />

80 %<br />

70 %<br />

60 %<br />

50 %<br />

40 %<br />

30 %<br />

20 %<br />

10 %<br />

0 %<br />

27 30 29 29 24 23 26 29 31 34 36 35 30 29<br />

76 77<br />

73<br />

74<br />

70 71 71<br />

71<br />

69<br />

66<br />

64 65<br />

70 71<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

Straße Schiene<br />

Quelle: Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung, Sachgebiet Verkehrsplanung<br />

100 %<br />

95 %<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

Gesamt Autobahnen & Schnellstraßen Landesstraßen B<br />

Quelle: Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung, Sachgebiet Verkehrsplanung<br />

Zusätzliche Informationen<br />

Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung: Verkehr <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> - Bericht 2013<br />

https://www.tirol.gv.at/fileadm<strong>in</strong>/themen/verkehr/verkehrsplanung/downloads/Verkehrsbericht_2013_web.pdf<br />

7 NACHHALTIGE MOBILITÄT<br />

15


8 Konsum und Produktion<br />

Der weltweit stetig zunehmende Konsum hat schwerwiegende Auswirkungen auf viele Bereiche.<br />

Der Klimawandel, die Ausbeutung natürlicher Ressourcen und der Verlust der Artenvielfalt,<br />

rasant zunehmende Abfallmengen oder menschenunwürdige Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen s<strong>in</strong>d die Folgen<br />

von nicht-nachhaltigen Produktions- und Verbrauchsweisen. Obwohl die Problematik e<strong>in</strong>e<br />

globale Dimension hat, liegen mögliche Lösungen aber wiederum auf der regionalen und lokalen<br />

Ebene bzw. bei jeder und jedem E<strong>in</strong>zelnen.<br />

8.1 Landwirtschaftliche Nutzfläche und Bewirtschaftung nach Umweltprogrammen<br />

Def<strong>in</strong>ition: Dem biologischen Landbau liegt das Pr<strong>in</strong>zip der Kreislaufwirtschaft zu Grunde, wodurch<br />

auch Bodenfruchtbarkeit und e<strong>in</strong>e sorgsame Humuswirtschaft garantiert werden sollen.<br />

Gesetzliche Grundlage des biologischen Landbaus ist die EG-Ökoverordnung (Verordnung (EG)<br />

Nr. 834/2007), über welche die ökologische/biologische Produktion bzw. die Kennzeichnung<br />

von ökologischen/biologischen Erzeugnissen geregelt wird. Das INVEKOS (Integriertes Verwaltungs-<br />

und Kontrollsystem) basiert auf der VO 73/2009 und der VO 1122/2009 und dient<br />

der Abwicklung und Kontrolle von EU-Förderungsmaßnahmen. Alle flächen- und tierbezogenen<br />

Beihilfenregelungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> dieses System e<strong>in</strong>gebunden.<br />

GVE = Großviehe<strong>in</strong>heit. Diese dient zum Vergleich verschiedener Nutztiere auf Basis ihres<br />

Lebendgewichtes und wird anhand e<strong>in</strong>es festgelegten Umrechnungsschlüssels ermittelt. E<strong>in</strong>e<br />

Großviehe<strong>in</strong>heit entspricht dabei 500 Kilogramm.<br />

RGVE = rauhfutterverzehrende Großviehe<strong>in</strong>heiten. Dies ist die Summe der GVE der Nutztierarten<br />

R<strong>in</strong>d, Schaf, Ziege und Pferd, die für die Nutzung und den Erhalt des Grünlandes (Wiesen<br />

und Weiden) wichtig s<strong>in</strong>d.<br />

Das Ausmaß der landwirtschaftlich genutzten Flächen (ohne Almen und Bergmähder) nahm <strong>in</strong><br />

den letzten Jahren ger<strong>in</strong>gfügig ab (von ca. 109.400 ha im Jahr 2000 auf ca. 104.200 ha im Jahr<br />

2013). Die entsprechenden biologisch bewirtschafteten Flächen waren ebenso rückläufig (von<br />

ca. 71.400 ha im Jahr 2000 auf ca. 52.400 ha im Jahr 2013). Das entspricht e<strong>in</strong>em Rückgang der<br />

biologisch bewirtschafteten Flächen um ca. 27 % <strong>in</strong>nerhalb dieses Zeitraums. Gleichzeitig verr<strong>in</strong>gerte<br />

sich die gesamte landwirtschaftlich genutzen Fläche um ca. 40 %, sodass sich der Anteil der<br />

biologisch genutzten Flächen von 17,6 % im Jahr 2000 auf 21,5 % im Jahr 2013 erhöht hat. Um e<strong>in</strong><br />

Vielfaches stärker war der Rückgang der Flächen von Almen und Bergmähdern von ca. 218.000 ha<br />

(2000) auf ca. 138.800 ha (2013), was auf der Änderung der Flächenerfassung bzw. -def<strong>in</strong>ition<br />

aber auch der Nutzungsänderung und folgender Verbuschung bzw. Verwaldung beruht. Neben<br />

der Almfläche ist auch die Anzahl der gealpten rauhfutterverzehrenden Großviehe<strong>in</strong>heiten<br />

(RGVE) relevant, die nur ger<strong>in</strong>gfügig sank (100.200 RGVE 2003 auf 98.500 RGVE 2013). Die<br />

Gesamtzahl der RGVE blieb be<strong>in</strong>ahe gleich (153.600 RGVE 2003, 155.100 RGVE 2013), jedoch veränderte<br />

sich die Zusammensetzung der Tierarten und Rückgänge bei den R<strong>in</strong>dern wurden durch<br />

Zunahmen bei Schafen, Ziegen und Pferden ausgeglichen. E<strong>in</strong>e leichte Abnahme ist bei der Zahl<br />

der landwirtschaftlichen Betriebe (2000: 14.642 Betriebe, 2013: 14.352 Betriebe) zu verzeichnen.<br />

Zusätzliche Informationen<br />

Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung, Gruppe Agrar: Bericht über die Lage der <strong>Tirol</strong>er Land- und<br />

Forstwirtschaft 2013 (Grüner Bericht 2013)<br />

https://www.tirol.gv.at/fileadm<strong>in</strong>/themen/land-forstwirtschaft/agrar/zahlen-daten-agrarberichte/downloads_Pflanzenschutz/<br />

downloads_Gruppe/GB_Landwirtschaft__2013.pdf<br />

Bundesm<strong>in</strong>isterium für Land- und Forstwirtschaft: Grüner Bericht 2015<br />

http://www.bmlfuw.gv.at/publikationen/land/gruener_bericht/GruenerBericht15.html<br />

[ha]<br />

400.000<br />

350.000<br />

300.000<br />

250.000<br />

200.000<br />

150.000<br />

100.000<br />

50.000<br />

8.1 Flächenanteil biologische Landwirtschaft<br />

0<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

Landwirtschaftlich genutzte Fläche gesamt (ha)<br />

Landwirtschaftlich genutzte Fläche der Biobetriebe (ha)<br />

Flächen <strong>in</strong> Umweltprogrammen (ha)<br />

Anteil der landwirtschaftlich genutzten Fläche der Biobetriebe (%)<br />

50 %<br />

45 %<br />

40 %<br />

35 %<br />

30 %<br />

25 %<br />

20 %<br />

15 %<br />

10 %<br />

5 %<br />

0 %<br />

Quelle: Bundesm<strong>in</strong>isterium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft: INVEKOS Datensatz<br />

16 8 KONSUM UND PRODUKTION


8 Konsum und Produktion<br />

8.2 Jährlicher Holze<strong>in</strong>schlag im Verhältnis zum nachhaltigen Potential<br />

Def<strong>in</strong>ition: Das nachhaltige Holznutzungspotential beschreibt das Holzvolumen, welches bei<br />

nachhaltiger Waldbewirtschaftung geerntet werden kann. Das nachhaltige nutzbare Potential<br />

ist e<strong>in</strong>e berechnete Größe, <strong>in</strong> welche Holzpreis- und Arbeitskostenszenarien e<strong>in</strong>fließen. Die<br />

jährlichen Holze<strong>in</strong>schlagsdaten enthalten sämtliche registrierte Holznutzungen <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong>s Wäldern.<br />

Knüppel und Äste s<strong>in</strong>d nicht enthalten.<br />

efm = Erntefestmeter<br />

Die jährliche Holze<strong>in</strong>schlagsmenge lag im Untersuchungszeitraum zwischen 0,9 Mio. efm im<br />

Jahr 2000 und knapp 1,6 Mio. efm im Jahr 2012. Laut <strong>Tirol</strong>er Waldbericht 2013 entsprechen die<br />

E<strong>in</strong>schlagszahlen im Jahr 2012 dem Rekord der Holznutzung <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> seit Beg<strong>in</strong>n der Datenaufzeichnung<br />

<strong>in</strong> den 1930er Jahren. Aktuellste E<strong>in</strong>schlagszahlen (2013) liegen bei ca. 1,4 Mio. efm.<br />

Das nachhaltige Holznutzungspotential wurde auf 1,7 Mio. Festmeter festgelegt. Im Referenzzeitraum<br />

2007 bis 2013 wurden laufend mehr als 70 % des nachhaltigen Potentials effektiv genutzt.<br />

2012 waren es sogar 92 %.<br />

100 %<br />

90 %<br />

80 %<br />

70 %<br />

60 %<br />

50 %<br />

40 %<br />

30 %<br />

20 %<br />

10 %<br />

0 %<br />

8.2 Jährlicher Holze<strong>in</strong>schlag im Verhältnis zum nachhaltigen Potenzial<br />

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

Quelle: Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung, Abt. Forstplanung: Walddatenbank; Abt. Forstplanung und Abt. Waldschutz:<br />

Endbericht Holzaufkommens- und Biomassepotentialstudie für <strong>Tirol</strong><br />

Zusätzliche Informationen<br />

Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung: <strong>Tirol</strong>er Waldbericht 2013<br />

https://www.tirol.gv.at/fileadm<strong>in</strong>/themen/umwelt/wald/waldzustand/downloads/waldbericht2013web.pdf<br />

8 KONSUM UND PRODUKTION<br />

17


8 Konsum und Produktion<br />

8.3 Abfallmenge pro Person<br />

Die jährliche Abfallmenge pro Person stieg von 2000 bis 2008 von 281 kg/Person auf 336 kg/Person.<br />

In den darauf folgenden Jahren war die Abfallmenge wieder leicht rückläufig. Im Jahr 2011<br />

betrug diese ca. 331 kg/Person.<br />

Für das Jahr 2012 fehlen die Daten für Haushaltschrottaufkommen und Altholz. Die durchschnittliche<br />

Masse dieser Abfallfraktionen lag <strong>in</strong> den Jahren von 2000 bis 2011 jährlich bei ca. 22 kg/<br />

Person.<br />

Vor allem das Aufkommen von Kunststoff- und Glasverpackungen hat <strong>in</strong> den letzten 12 Jahren<br />

stark zugenommen. Der Anteil an Kunststoffverpackungen stieg von ca. 13 kg/Person im Jahr<br />

2000 auf ca. 19 kg/Person im Jahr 2012 bzw. der von Glasverpackungen von ca. 21 kg/Person im<br />

Jahr 2000 auf ca. 39 kg/Person im Jahr 2012.<br />

Auch die Fraktionen Bioabfall und Strauchschnitt fielen vermehrt an. In Summe haben diese<br />

Fraktionen seit 2000 (ca. 53 kg/Person) um 26 kg/ Person zugenommen (auf ca. 79 kg/Person<br />

im Jahr 2012).<br />

Seit 2012 werden die Fraktionen Kartonagen und Papier nicht mehr separat erfasst. Lediglich Abfallmengen<br />

aus den Kategorien Restmüll und Sperrmüll müssen entsorgt werden. Die restlichen<br />

Fraktionen werden wieder e<strong>in</strong>er Verwertung zugeführt.<br />

Zusätzliche Informationen<br />

Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung: <strong>Tirol</strong>er Abfallstatistik<br />

https://www.tirol.gv.at/umwelt/abfall/abfallstatistik/<br />

18 8 KONSUM UND PRODUKTION


8 Konsum und Produktion<br />

8.3 Abfallmenge pro Person<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

*<br />

**<br />

Altholz<br />

Haushaltsschrott<br />

Papier<br />

Kartonagen<br />

Metallverpackungen<br />

[kg/Person]<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

Kunststoffverpackungen<br />

Glasverpackungen<br />

Strauchschnitt<br />

Bioabfall<br />

Sperrmüll<br />

Restmüll<br />

0<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />

* Kartonagen <strong>in</strong>kl. Papier<br />

** k.A. für Haushaltsschrott<br />

& Altholz 2012<br />

Quelle: Bundesm<strong>in</strong>isterium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft: Elektronisches Register (EDM-Portal auf www.edm.gv.at)<br />

8 KONSUM UND PRODUKTION<br />

19


9 Natürliche Ressourcen<br />

Das Recht auf Bedürfnisbefriedigung schafft zugleich die Pflicht der VerbraucherInnen, mit den<br />

natürlichen Ressourcen <strong>Tirol</strong>s verantwortungsvoll umzugehen, da diese endlich und fragil s<strong>in</strong>d.<br />

Dies ist auch e<strong>in</strong> Ansporn für die Forschung zur <strong>Entwicklung</strong> von Alternativen. Die erfolgreiche<br />

In-Wert-Setzung ressourceneffizienter Produkte und Dienstleistungen hat gezeigt, dass Ökonomie<br />

und Ökologie ke<strong>in</strong>e Gegensätze se<strong>in</strong> müssen.<br />

40 %<br />

30 %<br />

9.1 Flächenanteil wertvoller Naturräume<br />

9.1 Anteil wertvoller Naturräume<br />

20 %<br />

25,0 25,1 25,1 25,1 25,5 25,5 25,6 25,6 25,6 25,7 25,7 25,7 25,7 25,7 25,7<br />

Def<strong>in</strong>ition: Der Anteil wertvoller Naturräume beschreibt die Summe geschützter Flächen an<br />

der Landesfläche. Zur Erhebung der geschützten Flächen werden Schutzgebiete nach dem <strong>Tirol</strong>er<br />

Naturschutzgesetz sowie <strong>Tirol</strong>er Naturwaldreservate herangezogen. Für andere Kategorien<br />

des Vertragsnaturschutzes (z.B. Biotopkartierung, österreichischer Moorschutzkatalog, rote<br />

Listen etc.) gibt es ke<strong>in</strong>e kohärenten Daten. Diese stehen entweder nicht landesweit oder nicht<br />

<strong>in</strong> jährlicher Auflösung bzw. nicht <strong>in</strong> flächenhafter Ausprägung zur Verfügung und werden daher<br />

nicht vollständig berücksichtigt.<br />

10 %<br />

0 %<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014<br />

Quelle: Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung, Abteilung Umweltschutz<br />

Nach dem <strong>Tirol</strong>er Naturschutzgesetz betrug die Flächensumme der Schutzgebiete <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> im Jahr<br />

2014 3.232 km², das entspricht ca. 25,6 % der Landesfläche. Die Fläche der Naturwaldreservate<br />

lag im selben Jahr bei ca. 34 km². 42 % der Naturwaldreservatsflächen liegen <strong>in</strong> Schutzgebieten.<br />

Der Anteil an wertvollen Naturräumen an der Landesfläche stieg seit dem Jahr 2000 leicht<br />

an, von 25,0 % auf 25,7 % im Jahr 2014. Schutzgebiete s<strong>in</strong>d aber nur e<strong>in</strong>e Kategorie wertvoller<br />

Naturräume <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong>. Wertvolle Naturräume außerhalb von Schutzgebieten werden nicht flächendeckend<br />

erfasst, die entsprechenden Angaben <strong>in</strong> der nachstehenden Grafik s<strong>in</strong>d somit nicht<br />

vollständig erhoben bzw. erhebbar.<br />

20 9 NATÜRLICHE RESSOURCEN


9 Natürliche Ressourcen<br />

9.2 Jährlicher Holze<strong>in</strong>schlag im Verhältnis zum jährlichen Holzzuwachs<br />

Def<strong>in</strong>ition: Der jährliche Holzzuwachs für den Ertragswald ist aus der österreichischen Wald<strong>in</strong>ventur<br />

bekannt. Der jährliche Holze<strong>in</strong>schlag enthält sämtliche registrierten Holznutzungen <strong>in</strong><br />

<strong>Tirol</strong>s Wäldern. Knüppel und Äste s<strong>in</strong>d nicht enthalten.<br />

efm = Erntefestmeter<br />

Der jährliche Holze<strong>in</strong>schlag seit dem Jahr 2000 schwankt zwischen 1,6 Mio. efm (2012) und<br />

0,9 Mio. efm (2000). Aktuellste E<strong>in</strong>schlagszahlen (2013) liegen bei ca. 1,4 Mio. efm.<br />

Der jährliche Holzzuwachs schwankte im Referenzzeitraum zwischen 1,7 Mio. efm (2000 bis<br />

2002) und 2,0 Mio. efm (2003 bis 2009). Ab 2010 sank der Zuwachs wieder auf 1,8 Mio. efm pro<br />

Jahr.<br />

Der Anteil des Holze<strong>in</strong>schlags am Holzzuwachs lag im Jahr 2000 noch bei 55 %. Im Jahr 2012<br />

stieg die Holznutzung auf das langjährige Maximum von 86 % des jährlichen Zuwachses. 2013<br />

waren es wieder 78 %. Generell kann festgestellt werden, dass die jährlichen Holznutzungen<br />

die jährlichen Holzzuwächse, die <strong>in</strong> den Ertragswäldern <strong>Tirol</strong>s nachwachsen, nicht übersteigen.<br />

Zudem erfolgt <strong>in</strong> vielen unzugänglichen Bereichen des Schutzwaldes (Schutzwald außer Ertrag)<br />

ke<strong>in</strong>e Holznutzung. So vergrößert sich die Waldfläche <strong>in</strong> den Hochlagen laufend.<br />

[efm]<br />

2.500.000<br />

2.000.000<br />

1.500.000<br />

1.000.000<br />

500.000<br />

0<br />

9.2 Jährlicher Holze<strong>in</strong>schlag im Verhältnis zum jährlichen Holzzuwachs<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

Jährlicher Holzzuwachs [efm]<br />

Jährlicher Holze<strong>in</strong>schlag [efm]<br />

Jährlicher Holze<strong>in</strong>schlag im Verhältnis<br />

zum jährlichen Holzzuwachs [%]<br />

100 %<br />

80 %<br />

60 %<br />

40 %<br />

20 %<br />

Quelle: Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft (BFW): Österreichische<br />

Wald<strong>in</strong>ventur; Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung, Abt. Forstplanung: Walddatenbank<br />

0 %<br />

Zusätzliche Informationen<br />

Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung: <strong>Tirol</strong>er Waldbericht 2013<br />

https://www.tirol.gv.at/fileadm<strong>in</strong>/themen/umwelt/wald/waldzustand/downloads/waldbericht2013web.pdf<br />

9 NATÜRLICHE RESSOURCEN<br />

21


9 Natürliche Ressourcen<br />

9.3 Zustand der Fließgewässer<br />

Def<strong>in</strong>ition: Der ökologische Zustand beschreibt gemäß der europäischen Wasserrahmenrichtl<strong>in</strong>ie<br />

die Qualität von Struktur und Funktionsfähigkeit des Ökosystems. Die Bewertung erfolgt<br />

anhand von Methoden, die auf der Untersuchung von Hydromorphologie, Chemie und verschiedener<br />

Organismengruppen beruhen.<br />

5-stufige Bewertungsskala: 1: sehr guter Zustand, 2: guter Zustand, 3: mäßiger Zustand,<br />

4: unbefriedigender Zustand, 5: schlechter Zustand<br />

Messungen zum Gewässerzustand der Fließgewässer erfolgen an acht landesweiten Überblicksmessstellen.<br />

Der Gewässerzustand wird anhand chemischer und biologischer Parameter <strong>in</strong><br />

Zustandsklassen (analog zum Schulnotensystem) e<strong>in</strong>geteilt. Die Daten werden alle 6 Jahre neu<br />

erhoben und im nationalen Gewässerbewirtschaftungsplan veröffentlicht.<br />

Der chemische Zustand aller erfassten <strong>Tirol</strong>er Fließgewässer kann mit „sehr gut“ bewertet<br />

werden. Die Bewertung der ökologischen Parameter weist allerd<strong>in</strong>gs deutliche Unterschiede<br />

auf. Sanna, Ziller und Inn bef<strong>in</strong>den sich an den betrachteten Messstellen <strong>in</strong> „schlechtem“ ökologischem<br />

Zustand. Der ökologische Zustand des Lechs gilt an der betrachteten Messstelle als<br />

„unbefriedigend“, während jener der Isar als „mäßig“ e<strong>in</strong>gestuft wird. Die Gewässer Drau und<br />

Großache weisen e<strong>in</strong>en „guten“ ökologischen Zustand auf.<br />

Zusätzliche Informationen<br />

M<strong>in</strong>isterium für e<strong>in</strong> lebenswertes Österreich: Nationaler Gewässerbewirtschaftungsplan 2009<br />

http://www.bmlfuw.gv.at/wasser/wasser-oesterreich/plan_gewaesser_ngp/nationaler_gewaesserbewirtschaftungsplan-ngp/<br />

ngp.html<br />

Quelle: Bundesm<strong>in</strong>isterium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft: Nationaler Gewässerbewirtschaftungsplan<br />

(NGP) 2009<br />

Gewässer Messstelle Zustand Chemie Zustand Ökologie<br />

Drau Nikolsdorf 1 2<br />

Sanna Landeck 1 5<br />

Ziller Strass 1 5<br />

Lech Weißhaus 1 4<br />

Inn Mils 1 5<br />

Inn Erl 1 5<br />

Großache Kössen 1 2<br />

Isar Scharnitz 1 3<br />

22 9 NATÜRLICHE RESSOURCEN


9 Natürliche Ressourcen<br />

9.4 Qualität der Böden<br />

Def<strong>in</strong>ition: Boden ist aufgrund se<strong>in</strong>er stark ausgeprägten Filter- und Speicherkapazität e<strong>in</strong><br />

aussagekräftiges Medium, um geogen (natürlich) und anthropogen (vom Menschen z.B. durch<br />

Luftverschmutzung) verursachte Belastungen aufzuzeigen. Das Land <strong>Tirol</strong> betreibt daher e<strong>in</strong><br />

Netz von Bodendauerbeobachtungsflächen, die <strong>in</strong> mehrjährigen Intervallen beprobt werden.<br />

Dies dient der langfristigen Beobachtung des Bodenzustandes und somit dem nachhaltigen<br />

Bodenschutz.<br />

5-stufige Bewertungsskala: 1: sehr guter Zustand – alle Werte liegen im Bereich der H<strong>in</strong>tergrundbelastung,<br />

2: guter Zustand – e<strong>in</strong>zelne Werte s<strong>in</strong>d leicht erhöht, 3: mäßiger Zustand<br />

– e<strong>in</strong>zelne Werte s<strong>in</strong>d deutlich erhöht, 4: unbefriedigender Zustand – mehrere Werte s<strong>in</strong>d<br />

deutlich erhöht, 5: schlechter Zustand – zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong> Wert liegt über dem Interventionswert<br />

nach Eikmann-Kloke, ab dem Maßnahmen auf Grund der potentiellen Schadensgefahr ergriffen<br />

werden sollten.<br />

Die Bewertung erfolgt anhand von Untersuchungsergebnissen anorganischer (z.B. Spurenelemente<br />

und Schwermetalle) und organischer (z.B. Diox<strong>in</strong>e, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe)<br />

Parameter. Zur E<strong>in</strong>stufung wurden die Richtwerte der ÖNorm L 1075 sowie die<br />

Bodenwerte nach Eikmann-Kloke (1993) herangezogen.<br />

Die Erhebungen zur Qualität der Böden erfolgen an zehn Bodendauerbeobachtungsflächen,<br />

die an fünf Orten mit jeweils e<strong>in</strong>er Probefläche unter landwirtschaftlicher und e<strong>in</strong>er unter<br />

forstwirtschaftlicher Nutzung e<strong>in</strong>gerichtet s<strong>in</strong>d. Die Ergebnisse bestätigen die erwarteten Belastungsszenarien,<br />

wobei die Standorte Brixlegg und Münster e<strong>in</strong>e hohe Ausgangsbelastung durch<br />

jahrhundertelange Erzverhüttung, Achenkirch den E<strong>in</strong>fluss von Fernemissionen (Nordstau der<br />

Alpen), Reutte Molybdäne<strong>in</strong>träge und Gaimberg sowie Navis H<strong>in</strong>tergrundwerte zeigen. Im Zuge<br />

der Folgeuntersuchungen wurden nur ger<strong>in</strong>gfügige Veränderungen festgestellt.<br />

1)<br />

bzw. A = Anorganik: Grunduntersuchung pH, P/K nach CAL/DL <strong>in</strong> mg/kg, C ges., C org., Humus, Stickstoff (Kjel) Carbonat<br />

nach Scheibler <strong>in</strong> %, Leitfähigkeit <strong>in</strong> µS/cm; Säureaufschluss: Al, As, Pb, B, Cd, Ca, Cr, Fe, K, Co, Cu, Mg, Mn, Mo, Ni, P, Hg, V, Zn<br />

<strong>in</strong> mg/kg; Kationenaustauschkapazität: BaCl2-Extraktion: Ca, K, Mg, Na, Als, Fe, Mn, H <strong>in</strong> mmol IÄ/kg bzw. mmolc/kg; mobile<br />

Schwermetalle: NH4NO3-Extraktion: As, Pb, Cd, Cr, Cu, Mn, Mo, Ni, Hg, Zn <strong>in</strong> mg/kg<br />

Quelle: Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung, Abt. Landwirtschaftliches Schulwesen, Jagd und Fischerei und Abt. Waldschutz<br />

Nr. Messtelle Nutzung E<strong>in</strong>richtung E<strong>in</strong>stufung Folge-<br />

E<strong>in</strong>stufung<br />

Anorganik 1) Organik 2) beprobung Anorganik 1) Organik 2)<br />

1 Brixlegg LW 1999 5 - 2010 5 5<br />

2 Münster FW 1999 5 - 2010 5 -<br />

3 Reutte LW 1999 2 - 2011 2 2<br />

4a Reutte FW 1999 3 - 2003 3 -<br />

4b Reutte FW - - - 2011 3 2<br />

5 Navis LW 2002 3 2 2013 2 1<br />

6 Navis FW 2002 1 - 2013 2 2<br />

7 Achenkirch LW 2003 3 3 2014 i.A. i.A.<br />

8 Achenkirch FW 2003 2 - 2014 i.A. i.A.<br />

9 Gaimberg LW 2012 2 1 - - -<br />

10 Gaimberg FW 2012 2 1 - - -<br />

2)<br />

bzw. O = Organik: Diox<strong>in</strong>e, Furane, Polychlorierte Biphenyle (PCBs), Organochlorpestizide, Polycyclische aromatische<br />

Kohlenwasserstoffe (PAHs)<br />

i.A.: <strong>in</strong> Ausarbeitung<br />

Zusätzliche Informationen<br />

Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung: Bodenschutz https://www.tirol.gv.at/umwelt/boden/<br />

9 NATÜRLICHE RESSOURCEN<br />

23


9 Natürliche Ressourcen<br />

9.5 Luftgüte<br />

Die ausgewählten Schadstoffe zur Beschreibung der Luftgüte <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> – Fe<strong>in</strong>staub (PM 10<br />

), Stickoxide<br />

(NO x<br />

) und Ozon (O 3<br />

) – haben E<strong>in</strong>fluss auf die Gesundheit der Bevölkerung und die Vegetation.<br />

Hauptverantwortlich für die Emission dieser Schadstoffe s<strong>in</strong>d der Kfz-Verkehr, die Beheizung der<br />

Gebäude, Emissionen aus Industrie und Gewerbe sowie Landwirtschaft. Die <strong>Entwicklung</strong> der<br />

Luftgüte <strong>in</strong> den vergangenen 13 Jahren wird anhand ausgewählter Messstationen dargestellt.<br />

9.5.1 Fe<strong>in</strong>staub (PM 10<br />

)<br />

Def<strong>in</strong>ition: Die als Fe<strong>in</strong>staub bezeichnete Staubfraktion enthält 50 % der Teilchen mit e<strong>in</strong>em<br />

Durchmesser von 10 μm, e<strong>in</strong>en höheren Anteil kle<strong>in</strong>erer Teilchen und e<strong>in</strong>en niedrigeren Anteil<br />

größerer Teilchen. Fe<strong>in</strong>staub ist, anders als Grobstaub, mit freiem Auge nicht sichtbar. Partikel<br />

dieser Größe s<strong>in</strong>d besonders gesundheitsschädlich, da sie über die Atemwege <strong>in</strong> die Lunge<br />

gelangen. Zum Schutz der menschlichen Gesundheit sieht das Immissionsschutzgesetz-Luft (IG-<br />

L) e<strong>in</strong>en Jahresgrenzwert von 40 µg/m³ und e<strong>in</strong>en Tagesgrenzwert von 50 µg/m³ vor, wobei 25<br />

Überschreitungen pro Kalenderjahr zulässig s<strong>in</strong>d.<br />

Die Jahresmittelwerte an der verkehrsnahen Messstelle Vomp/Raststätte A12 sowie an den beiden<br />

städtischen Messstellen Lienz/Amlacherkreuzung und Innsbruck/Fallmerayerstraße liegen<br />

auf e<strong>in</strong>em ähnlichen Niveau. An der im ländlichen Raum gelegenen Messstelle Heiterwang/Ort/<br />

B 179 wurden deutlich ger<strong>in</strong>gere Jahresmittelwerte erfasst. Diese schwanken zwischen 13 μg/<br />

m³ (Jahr 2013) und 18 μg/m³ (Jahr 2003). Die höchste PM 10<br />

-Belastung im <strong>Tirol</strong>er Luftgütemessnetz<br />

wurde im Jahr 2006 festgestellt. An der Messstelle Vomp/Raststätte A12 wurde dabei mit<br />

33 µg/ m³ der höchste Jahresmittelwert im Untersuchungszeitraum von 2001 bis 2013 gemessen.<br />

Der Jahresmittelgrenzwert von 40 μg/m³ wurde damit <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em Jahr überschritten.<br />

In den Folgejahren konnte bis 2013 e<strong>in</strong> Rückgang der PM 10<br />

-Belastung von 30 - 40 % verzeichnet<br />

werden. Der Rückgang der Fe<strong>in</strong>staubbelastung seit 2006 ist auf viele Faktoren zurückzuführen.<br />

Sehr wesentlich hat u.a. die Verbesserung der Motorentechnik und E<strong>in</strong>führung des Partikelfilters<br />

bei Dieselfahrzeugen dazu beigetragen. Die ständigen Bemühungen, den W<strong>in</strong>terdienst auf den<br />

Straßen zu optimieren – <strong>in</strong>sbesondere der optimierte Streusalze<strong>in</strong>satz und Ersatz von Split, haben<br />

ebenso e<strong>in</strong>e spürbare Entlastung gebracht. E<strong>in</strong> weiterer Beitrag wurde durch den Austausch<br />

alter Heizungsanlagen geleistet. Zudem zeigt sich <strong>in</strong> den letzten Jahren auch e<strong>in</strong>e Abnahme der<br />

Inversionshäufigkeit, <strong>in</strong>sbesondere der W<strong>in</strong>ter 2005/2006 wirkte sich aus meteorologischer<br />

Sicht ungünstig auf die Schadstoffbelastung aus.<br />

Die <strong>Entwicklung</strong> der jährlichen Tagesgrenzwertüberschreitungen ist anhand der Messstelle<br />

Innsbruck Andechsstraße dargestellt. Auch bei der Anzahl an Tagesgrenzwertüberschreitungen<br />

werden die ungünstigen Verhältnisse im Jahr 2006 ersichtlich. Mit 83 Tagesgrenzwertüberschrei-<br />

[µg/m³]<br />

[Tage/Jahr]<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

9.5.1.1 PM 10 -Jahresmittelwerte<br />

2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

30<br />

50<br />

INNSBRUCK/Fallmerayerstraße<br />

HEITERWANG/Ort/B 179<br />

Jahresmittelgrenzwert<br />

60<br />

54 55<br />

83<br />

46<br />

28<br />

VOMP/Raststätte A12<br />

LIENZ/Amlacherkreuzung<br />

Quelle: Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung, Abt. Waldschutz<br />

9.5.1.2 Überschreitung von Grenzwerten zum Schutz des Menschen:<br />

Tagesmittelwert PM 10 > 50 µg/m³ (Standort Innsbruck Andechsstraße)<br />

2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

Zulässige Tagesmittelwertüberschreitungen pro Kalenderjahr<br />

26<br />

29<br />

Quelle: Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung, Abt. Waldschutz<br />

46<br />

23<br />

25<br />

24 9 NATÜRLICHE RESSOURCEN


9 Natürliche Ressourcen<br />

tungen wurde die gesetzlich zulässige Anzahl an Tagesgrenzwertüberschreitungen deutlich<br />

übertroffen. Trotz der allgeme<strong>in</strong>en Abnahme der PM 10<br />

-Belastung <strong>in</strong> den Folgejahren liegt die<br />

Anzahl der Tage, an welchen der Tagesgrenzwert für PM 10<br />

von 50 μg/m³ überschritten wurde,<br />

immer noch im Grenzbereich der gemäß Immissionsschutzgesetz-Luft zulässigen Anzahl von 25<br />

Überschreitungen pro Kalenderjahr.<br />

9.5.2 Stickoxide (NO x<br />

)<br />

Def<strong>in</strong>ition: Stickoxide s<strong>in</strong>d mitverantwortlich für die Versauerung und Überdüngung von Böden<br />

und Gewässern. Zudem stellen sie Vorlaufsubstanzen für PM 10<br />

und O 3<br />

dar. Für den Menschen ist<br />

das NO 2<br />

besonders schädlich, da es die Lungenfunktion bee<strong>in</strong>trächtigt. Zum Schutz der menschlichen<br />

Gesundheit wurde für NO 2<br />

e<strong>in</strong> Kurzzeitgrenzwert von 200 µg/m³ als Halbstundenmittelwert<br />

und e<strong>in</strong> Langzeitgrenzwert von 30 µg/m³ + Toleranzmarge als Jahresmittelwert festgelegt. Zum<br />

Schutz der Vegetation sieht das Immissionsschutzgesetz-Luft für NO x<br />

e<strong>in</strong>en Jahresgrenzwert von<br />

30 μg/m 3 vor, im S<strong>in</strong>ne der Verordnung ist NO x<br />

die Summe aus Stickstoffmonoxid und Stickstoffdioxid<br />

ausgedrückt als Stickstoffdioxid <strong>in</strong> μg/m 3 .<br />

Nach stufenweiser Herabsetzung des NO 2<br />

-Jahresgrenzwertkriteriums von 60 μg/m³ im Jahr<br />

2000 auf 40 μg/m³ im Jahr 2005 wurde der Grenzwert an zahlreichen Messstellen im <strong>Tirol</strong>er<br />

Luftgütemessnetz überschritten. Von den vier im Detail betrachteten Messstellen blieb nur die<br />

im ländlichen Raum positionierte Messstelle <strong>in</strong> Heiterwang unter dem Grenzwert. Der Jahresmittelwert<br />

an der verkehrsnahen Messstelle Vomp/Raststätte A12 lag fast beim doppelten des<br />

damals gültigen Grenzwertes plus Toleranzmarge und erreichte im Jahr 2006 mit 76 µg/m³ das<br />

Belastungsmaximum.<br />

Seit 2006 ist an den vier Messstellen e<strong>in</strong> leichter Rückgang bei den Jahresmittelwerten ersichtlich.<br />

Da 2010 die Toleranzmarge von 10 µg/m³ auf 5 µg/m³ verr<strong>in</strong>gert wurde, liegen weiterh<strong>in</strong><br />

Überschreitungen des Jahresgrenzwertkriteriums vor. Der deutliche Rückgang bei NO 2<br />

an der<br />

Messstelle <strong>in</strong> Heiterwang von 2009 auf 2011 ist auf die Umfahrung Heiterwang, welche im<br />

Herbst 2010 eröffnet wurde, zurückzuführen.<br />

Der Stickoxidgrenzwert zum Schutz der Vegetation von 30 μg/m³ wurde an der vegetationsbezogenen<br />

Messstelle Kramsach/Angerberg im betrachteten Zeitraum durchgehend überschritten.<br />

Auch an der Messstelle <strong>in</strong> Kramsach ist seit 2006 e<strong>in</strong> rückläufiger Trend festzustellen.<br />

Die Verbesserung der Kfz-Motorentechnik hat e<strong>in</strong>en wesentlichen Beitrag zum Stickoxidrückgang<br />

seit 2006 geleistet. Das Maßnahmenprogramm gemäß IG-Luft trägt, ebenso wie die<br />

beobachtete Abnahme der Inversionshäufigkeiten <strong>in</strong> den letzten Jahren, zur Entlastung bei.<br />

Insbesondere der stabile W<strong>in</strong>ter 2005/2006 war aus meteorologischer Sicht sehr ungünstig für<br />

die Immissionsbelastung.<br />

[µg/m³]<br />

[µg/m³]<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

9.5.2.1 NO 2 -Jahresmittelwerte<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

9.5.2.2 NO x -Jahresmittelwerte an der vegetationsbezogenen<br />

Messstelle Kramsach/Angerberg<br />

47<br />

46<br />

INNSBRUCK/Fallmerayerstraße<br />

HEITERWANG/Ort/B 179<br />

Jahresmittelgrenzwert<br />

49<br />

46<br />

50<br />

51<br />

53<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

Jahresgrenzwert<br />

43<br />

39<br />

VOMP/Raststätte A12<br />

LIENZ/Amlacherkreuzung<br />

Quelle: Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung, Abt. Waldschutz<br />

38<br />

40<br />

Quelle: Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung, Abt. Waldschutz<br />

41<br />

35<br />

34<br />

9 NATÜRLICHE RESSOURCEN<br />

25


9 Natürliche Ressourcen<br />

9.5.3 Ozon (O 3<br />

)<br />

Def<strong>in</strong>ition: Bodennahes Ozon entsteht aus Luftschadstoffen (NO 2<br />

und flüchtigen organische<br />

Verb<strong>in</strong>dungen) und Sonnenlicht. Höhere Ozonkonzentrationen s<strong>in</strong>d schädlich für Organismen<br />

und gefährden die Gesundheit des Menschen. Ozongrenzwerte werden nicht im IG-Luft, sondern<br />

im Ozongesetz geregelt. Dieses sieht zum Schutz des Menschen e<strong>in</strong>en Zielwert von 120 μg/m³<br />

(höchster 8-Stundenmittelwert e<strong>in</strong>es Tages) vor, wobei im Mittel über 3 Jahre Überschreitungen<br />

an 25 Tagen zulässig s<strong>in</strong>d.<br />

Zum Schutz der Vegetation ist e<strong>in</strong> AOT40-Wert (Accumulated Ozone Exposure over a threshold<br />

of 40 ppb - AOT40 ist die Summe der Differenzen zwischen den Konzentrationen über 80 µg/<br />

m³ als E<strong>in</strong>stundenmittelwerte und 80 µg/m³ unter ausschließlicher Verwendung der E<strong>in</strong>stundenmittelwerte<br />

zwischen 8 und 20 Uhr MEZ im Zeitraum Mai bis Juli ) von 18.000 µg/m³.h gemittelt<br />

über fünf Jahre festgelegt. Als langfristiges Ziel für Ozon ab 2020 ist der Zielwert von 120 µg/m³<br />

als höchster Wert e<strong>in</strong>es Kalenderjahres e<strong>in</strong>zuhalten und der AOT40-Wert reduziert sich auf 6.000<br />

μg/m³.h.<br />

Talstandorten lag die Überschreitungshäufigkeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Bandbreite von zwei und 22 Überschreitungen.<br />

Das langfristige Ziel zum Schutz der menschlichen Gesundheit ab 2020 wird derzeit an<br />

ke<strong>in</strong>em Standort e<strong>in</strong>gehalten.<br />

[µg/m³.h]<br />

45.000<br />

40.000<br />

35.000<br />

30.000<br />

25.000<br />

20.000<br />

15.000<br />

10.000<br />

5.000<br />

0<br />

9.5.3.1 Ozon AOT40<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

Überschreitung des Ozon-Zielwerts zum Schutz der Vegetation<br />

Die am höchsten belastete Messstelle Innsbruck/Nordkette liegt im gesamten betrachten Zeitraum<br />

über dem Ozon-Zielwert von 18.000 μg/m³.h zum Schutz der Vegetation. Das ab 2020<br />

e<strong>in</strong>zuhaltende langfristige Ziel wird derzeit an ke<strong>in</strong>er der betrachteten Messstellen e<strong>in</strong>gehalten.<br />

Im Unterschied zu den Schadstoffkomponenten NO x<br />

und PM 10<br />

wird bei Ozon ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitlicher<br />

Trend augensche<strong>in</strong>lich. In den letzten 13 Jahren ergeben sich immer wieder Spitzenwerte, beispielsweise<br />

<strong>in</strong> den Jahren 2003, 2006 und 2010, wobei das Jahr 2003 mit dem Jahrhundertsommer<br />

an allen Standorten die höchste Belastung aufweist. Das günstigste Jahr war bislang 2009.<br />

Überschreitung des Ozon-Zielwerts zum Schutz des Menschen<br />

Die Grafik zeigt die Anzahl der Tage, an denen der Ozon-Zielwert zum Schutz der Menschen<br />

<strong>in</strong> den Jahren 2000 bis 2013 überschritten wurde. Der Zielwert ist festgelegt als höchster<br />

Achtstundenmittelwert e<strong>in</strong>es Tages. Er beträgt 120 µg/m³ und darf an nicht mehr als 25 Tagen<br />

pro Jahr, gemittelt über drei Jahre, überschritten werden. Der Jahrhundertsommer im Jahr 2003<br />

führte mit Abstand zu den meisten Überschreitungen, an der Bergstation Innsbruck/Nordkette<br />

wurde <strong>in</strong> diesem Jahr der Zielwert an 125 Tagen überschritten. In den Jahren 2012 und 2013 wurde<br />

der Zielwert an der Bergstation Innsbruck/Nordkette an rund 40 Tagen überschritten, an den<br />

[Tage/Jahr]<br />

150<br />

125<br />

100<br />

75<br />

50<br />

25<br />

0<br />

INNSBRUCK/Nordkette<br />

KUFSTEIN/Festung<br />

AOT40 - 18.000 µg/m³.h<br />

HÖFEN/Lärchbichl<br />

LIENZ/Tiefbrunnen & Sportzentrum<br />

AOT40 - 6.000 µg/m³.h<br />

9.5.3.2 Überschreitung des Ozon-Zielwertes zum Schutz des Menschen<br />

(O 3 > 120 µg/m³)<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

INNSBRUCK/Nordkette<br />

HÖFEN/Lärchbichl<br />

KUFSTEIN/Festung<br />

Zulässige Zielwertüberschreitungen pro Jahr<br />

Quelle: Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung, Abt. Waldschutz<br />

LIENZ/Tiefbrunnen&Sportzentrum<br />

Quelle: Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung, Abt. Waldschutz<br />

26 9 NATÜRLICHE RESSOURCEN


9 Natürliche Ressourcen<br />

Zusätzliche Informationen<br />

Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung: Jahresberichte der Luftqualitätsüberwachung<br />

https://www.tirol.gv.at/umwelt/luft/luft-jahresberichte/<br />

Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung: Luftgüte <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> – Bericht über das Jahr 2013<br />

https://www.tirol.gv.at/fileadm<strong>in</strong>/themen/umwelt/luftqualitaet/downloads/Jahresberichte/Jahresbericht-2013.pdf<br />

9 NATÜRLICHE RESSOURCEN<br />

27


10 Raumordnung und Raumentwicklung<br />

Grund und Boden s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> e<strong>in</strong> besonders knappes Gut. Auf engem Raum e<strong>in</strong>e bestmögliche<br />

gesellschaftliche und wirtschaftliche <strong>Entwicklung</strong> bei gleichzeitigem Respekt vor der Sensibilität<br />

und den Grenzen des Naturraumes zu ermöglichen, ist die zentrale Herausforderung der Raumplanung.<br />

Bei Raumentwicklung s<strong>in</strong>d Aspekte der Sicherung der Grundversorgung im ländlichen<br />

Raum wie z.B. Zentralität, Länge von zurückgelegten Wegen zu berücksichtigen. E<strong>in</strong>e gesamthaft<br />

vernetzte Herangehensweise ist dabei e<strong>in</strong> wichtiger Schlüssel zum Erfolg.<br />

10.1 Versorgungsgrad der Bevölkerung<br />

Def<strong>in</strong>ition: Der Grad der Grundversorgung der <strong>Tirol</strong>er Bevölkerung wird <strong>in</strong> dreijährigem Rhythmus<br />

erhoben. Ergebnis dieser Erhebung ist e<strong>in</strong> Datenbestand, der Auskunft über das Vorhandense<strong>in</strong><br />

von Versorgungs<strong>in</strong>frastukturen (Lebensmittelgeschäfte, mediz<strong>in</strong>ische Versorgung etc.)<br />

<strong>in</strong> den Geme<strong>in</strong>den gibt.<br />

Die Kartendarstellung beruht auf Folgendem: Geme<strong>in</strong>den, <strong>in</strong> denen sich die Anzahl der Arztpraxen,<br />

Nahversorger oder K<strong>in</strong>dergärten zwischen 2005 und 2014 verbessert hat, werden <strong>in</strong><br />

grün dargestellt, während Geme<strong>in</strong>den mit e<strong>in</strong>er Verschlechterung der Versorgungslage <strong>in</strong> rot<br />

abgebildet werden. Die Bewertung „Ke<strong>in</strong>e Änderung der Versorgungslage“ bedeutet <strong>in</strong> den<br />

Darstellungen 10.1.1 bis 10.1.3 ke<strong>in</strong>e Veränderung der Versorgungslage, d. h. e<strong>in</strong>e unveränderte<br />

Anzahl von Versorgungse<strong>in</strong>richtungen.<br />

und 2014, zeigt sich, dass sich <strong>in</strong> 69 Geme<strong>in</strong>den die Versorgungssituation verbessert und <strong>in</strong> 45<br />

Geme<strong>in</strong>den verschlechtert hat. In 165 Geme<strong>in</strong>den ist sie <strong>in</strong> etwa gleich geblieben. Alle<strong>in</strong> im Bezirk<br />

Lienz hat sich die Versorgungssituation <strong>in</strong> neun Geme<strong>in</strong>den verschlechtert.<br />

Was die Veränderungen h<strong>in</strong>sichtlich der ‚Nahversorger‘ anbelangt, so hat sich diesbezüglich der<br />

Versorgungsgrad <strong>in</strong> 56 Geme<strong>in</strong>den verbessert, <strong>in</strong> 40 verschlechtert und ist <strong>in</strong> 183 gleich geblieben.<br />

Betrachtet man die Versorgungslage mit unterschiedlichsten E<strong>in</strong>richtungen, zeigt sich, dass die<br />

Landeshauptstadt, die meisten Bezirkshauptorte und größenmäßig vergleichbare Geme<strong>in</strong>den<br />

sowie die Tourismuszentren die größte Vielfalt an E<strong>in</strong>richtungen zur Abdeckung der Versorgung<br />

der Bevölkerung aufweisen. Im Umfeld dieser Zentren und <strong>in</strong> peripherer gelegenen Regionen ist<br />

Insgesamt gibt es <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> 279 Geme<strong>in</strong>den. Bei der Beurteilung der Versorgungssituation ist zu<br />

beachten, dass <strong>Tirol</strong> über e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>geme<strong>in</strong>dliche Struktur verfügt und dass viele Geme<strong>in</strong>den<br />

funktional eng mite<strong>in</strong>ander verbunden s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong> wichtiges Ergebnis der Grundversorgungsuntersuchung<br />

2014 ist, dass es – so wie bereits <strong>in</strong> der Vorperiode von 2008 bis 2011 – ke<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>de<br />

gibt, deren Versorgungsangebot sich <strong>in</strong> den vergangenen drei Jahren <strong>in</strong> besonderem Maße<br />

reduziert hat.<br />

Laut Erhebung 2014 verfügen 19 Geme<strong>in</strong>den über e<strong>in</strong>en sehr guten Versorgungsgrad (25 E<strong>in</strong>richtungen<br />

der Dase<strong>in</strong>svorsorge), 45 Geme<strong>in</strong>den über e<strong>in</strong>en guten Versorgungsgrad (17 bis 24<br />

E<strong>in</strong>richtungen), 143 Geme<strong>in</strong>den über e<strong>in</strong>en mittleren Versorgungsgrad (Versorgung mit acht bis<br />

max. 16 E<strong>in</strong>richtungen) und 61 Geme<strong>in</strong>den über e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>gen Versorgungsgrad (fünf bis sieben<br />

E<strong>in</strong>richtungen) verfügen. Elf Geme<strong>in</strong>den <strong>Tirol</strong>s verfügen neben dem Geme<strong>in</strong>deamt nur über<br />

maximal drei weitere Institutionen.<br />

Betrachtet man die Veränderungen <strong>in</strong> der Grundversorgung der Kategorie ‚Ärzte‘ zwischen 2005<br />

Quelle: Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung, Sachgebiet Landesstatistik und tiris<br />

28 10 RAUMORDNUNG UND RAUMENTWICKLUNG


10 Raumordnung und Raumentwicklung<br />

der allgeme<strong>in</strong>e Versorgungsgrad ger<strong>in</strong>ger.<br />

Der Versorgungsgrad mit ‚K<strong>in</strong>dergärten‘ zeigt e<strong>in</strong>e Verschlechterung <strong>in</strong> 13 Geme<strong>in</strong>den, e<strong>in</strong>e Verbesserung<br />

<strong>in</strong> 24 und ist <strong>in</strong> 242 Geme<strong>in</strong>den zwischen 2005 und 2014 gleich geblieben. Vor allem<br />

<strong>in</strong> den zentralen Räumen der Bezirke Innsbruck Land, Schwaz und Kufste<strong>in</strong> hat sich die Situation<br />

(<strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Geme<strong>in</strong>den) verbessert.<br />

Zusätzliche Informationen<br />

Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung: Die E<strong>in</strong>richtungen zur Grundversorgung der <strong>Tirol</strong>er Bevölkerung<br />

– Erhebung 2014<br />

https://www.tirol.gv.at/fileadm<strong>in</strong>/themen/statistik-budget/statistik/downloads/Grundversorgung_Bericht_2014.pdf<br />

Quelle: Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung, Sachgebiet Landesstatistik und tiris<br />

Quelle: Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung, Sachgebiet Landesstatistik und tiris<br />

10 RAUMORDNUNG UND RAUMENTWICKLUNG<br />

29


10 Raumordnung und Raumentwicklung<br />

10.2 Widmungsfläche pro Person<br />

Def<strong>in</strong>ition: Unter „Widmungsfläche“ ist die Summe von gewidmetem Bauland nach §§ 37-40<br />

<strong>Tirol</strong>er Raumordnungsgesetz (TROG) 2011, Vorbehaltsflächen (§§ 52 und 52a TROG 2011) und<br />

„baulandähnlichen“ Sonderflächen (§§ 43, 48, 48a, 49, 49b und 51 TROG 2011) zu verstehen. Die<br />

E<strong>in</strong>wohnerzahlen <strong>Tirol</strong>s s<strong>in</strong>d jahresaktuelle Werte.<br />

Dieser Pro-Kopf-Wert umfasst jene gewidmeten Bereiche, die mit Gebäuden und Anlagen bebaut<br />

werden können. Nicht berücksichtigt s<strong>in</strong>d Widmungen mit ke<strong>in</strong>em oder nur e<strong>in</strong>em ger<strong>in</strong>gen<br />

Anteil an Gebäuden (z.B. Sportanlagen wie Golfplätze oder Skipisten, Schottergruben oder<br />

Erholungsflächen), Sonderflächen für landwirtschaftliche Gebäude und Gebäude im Freiland.<br />

Hohe Werte weisen auf e<strong>in</strong>e schlechte Flächenausnutzung h<strong>in</strong>, etwa durch viele E<strong>in</strong>familienhäuser<br />

oder viele unbebaute Grundstücke <strong>in</strong> den Siedlungen, niedrige Werte h<strong>in</strong>gegen auf kompakte<br />

Orte mit e<strong>in</strong>er eher dichten Bebauung. Zur Orientierung: Die aktuellen Bezirkswerte reichen von<br />

140 m² für Innsbruck-Stadt bis 569 m² für Reutte.<br />

Im S<strong>in</strong>ne der Nachhaltigkeit s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Zeitreihe abnehmende Zahlen positiv zu bewerten, weil<br />

flächen<strong>in</strong>tensive Siedlungsformen zurückgehen und unbebaute Widmungsflächen, Baulandreserven<br />

genannt, ger<strong>in</strong>ger werden.<br />

Die Zeitreihe zeigt nur e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Dynamik, was aber über verschiedene gegenläufige Faktoren<br />

h<strong>in</strong>wegtäuscht:<br />

• Mit dem Ersterlass der Örtlichen Raumordnungskonzepte – schwerpunktmäßig bis ca. 2004<br />

– und den darauffolgenden Neuerlässe der Flächenwidmungspläne – wurden nicht unerhebliche<br />

Rückwidmungen von Bauland und Sonderflächen durchgeführt, e<strong>in</strong>e Studie schätzt dies<br />

tirolweit auf ca. 5 % des Ausgangswertes. Auf der anderen Seite wurden auch Gebäude und<br />

Anlagen im Freiland nachträglich gewidmet.<br />

• Durch rechtliche Änderungen (z.B. E<strong>in</strong>führung von Sonderflächen für Handelsbetriebe und<br />

von Vorbehaltsflächen für geförderten Wohnbau) sowie Änderungen <strong>in</strong> der Verwaltungspraxis,<br />

gab es im Bestand Verschiebungen vom Bauland zu den Sonderflächen und Vorbehaltsflächen,<br />

weshalb e<strong>in</strong>e alle<strong>in</strong>ige Betrachtung der <strong>Entwicklung</strong> des Baulandes die Realität nicht ausreichend<br />

abgebildet hätte. Die Pro-Kopf-Werte des Baulandes s<strong>in</strong>d im dargestellten Zeitraum von<br />

265 m² auf 239 m² zurückgegangen.<br />

• Sonderflächen für landwirtschaftliche Gebäude wurden deshalb nicht herangezogen, weil diese<br />

zumeist Gebäude (ohne Widmung) im Freiland betreffen oder abseits der Siedlungen liegen.<br />

• Gebäude im Freiland belaufen sich auf geschätzte 10 % der gewidmeten Gebäude.<br />

• Der Anstieg von 298,2 m² im Jahr 2011 auf 299,5 m² im Jahr 2012 ist darauf zurückzuführen, dass<br />

<strong>in</strong> Innsbruck Widmungsflächen größeren Ausmaßes nachgeführt worden s<strong>in</strong>d, die eigentlich<br />

auf e<strong>in</strong>en längeren Zeitraum zu verteilen gewesen wären.<br />

Die meisten dieser Effekte s<strong>in</strong>d zahlenmäßig schwer fassbar und daher kaum zu quantifizieren.<br />

Die E<strong>in</strong>flüsse dieser außergewöhnlichen Effekte dürften aber <strong>in</strong> Zukunft deutlich zurückgehen,<br />

weshalb die <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> den kommenden Jahren und <strong>in</strong> zukünftigen Nachhaltigkeitsberichten<br />

aussagekräftiger wird.<br />

[m²]<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

10.2 Widmungsfläche pro Person<br />

298,1 297,8 297,8 298,4 297,3 296,5 296,0 296,8 298,1 298,3 298,2 298,2 299,5 299,3<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

Quelle: Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung, Sachgebiet Raumordnung<br />

Zusätzliche Informationen<br />

Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung: Widmungsbilanzen<br />

https://www.tirol.gv.at/landesentwicklung/raumordnung/fachgrundlagen/widmungsbilanzen/<br />

30 10 RAUMORDNUNG UND RAUMENTWICKLUNG


11 Stärkung demokratischer Strukturen und Prozesse<br />

Die Demokratie und die <strong>Entwicklung</strong> der demokratischen Kultur unterliegen e<strong>in</strong>em dynamischen<br />

Prozess. Im Kontext der Nachhaltigkeit s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbesondere die Transparenz des politischen Handelns<br />

und Entscheidens, sowie die qualitativ hochwertige Öffentlichkeitsbeteiligung wichtige<br />

Grundlagen e<strong>in</strong>er lebendigen Demokratie. Die konzeptive Weiterentwicklung und Umsetzung<br />

e<strong>in</strong>er aktiven Beteiligungskultur ist als Querschnittsthema <strong>in</strong> Politik und Verwaltung auf Landesund<br />

Geme<strong>in</strong>deebene zu verankern.<br />

11.1 Summe der umfassenden LA 21-Prozesse<br />

Def<strong>in</strong>ition: Die „Lokale Agenda 21“ ist der Musteransatz zur Umsetzung e<strong>in</strong>er nachhaltigen<br />

<strong>Entwicklung</strong> auf kommunaler und regionaler Ebene. Sie tritt nicht an Stelle bestehender Ansätze,<br />

sondern versteht sich als Integrations- und Vernetzungs<strong>in</strong>strument. Bei e<strong>in</strong>em umfassenden<br />

Agendaprozess s<strong>in</strong>d im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es mehrdimensionalen Ansatzes nachhaltiger <strong>Entwicklung</strong><br />

ökologische, ökonomische und soziale Aspekte zw<strong>in</strong>gend zu behandeln.<br />

Beim UN-Weltgipfel 1992 <strong>in</strong> Rio de Janeiro wurde das Bekenntnis zur Lokalen Agenda 21 von 179<br />

Staaten unterzeichnet. Die Lokale Agenda 21 ist e<strong>in</strong> Aktionsprogramm, welches das 21. Jahrhundert<br />

<strong>in</strong> wirtschaftlicher, sozialer, ökologischer und kultureller H<strong>in</strong>sicht nachhaltig gestalten soll.<br />

Die LA 21 wird auf kommunaler und regionaler Ebene erarbeitet und umgesetzt. In Zusammenarbeit<br />

mit den Geme<strong>in</strong>den kann man die Bevölkerung am leichtesten erreichen – durch die<br />

E<strong>in</strong>beziehung der BewohnerInnen <strong>in</strong> Beteiligungsprozesse wird e<strong>in</strong> großes Potential an Wissen,<br />

Erfahrung, Ideen und Engagement für die Geme<strong>in</strong>den ausgelöst. Geme<strong>in</strong>sam mit Fachleuten<br />

Jahr Anzahl der umfassenden Agendaprozesse Geme<strong>in</strong>de(n), Region<br />

2003 - 2008 8 Gurgltal, Hippach, Innervillgraten, Karrösten, Mils b. Hall,<br />

Pfaffenhofen, Schwendau, Wörgl<br />

2009 2 Außervillgraten, Gr<strong>in</strong>zens<br />

2010 4 Kals, St. Veit i. D., Tr<strong>in</strong>s, Zirl<br />

2011 4 Assl<strong>in</strong>g, Kappl, Zell a. Z., Planungsverband Zwischentoren<br />

2012 3 Imst, Leisach, Walchsee<br />

2013 3 Kematen, Telfs, Zirl (Weiler Eigenhofen und Dirschenbach)<br />

2014 1 Rum<br />

25<br />

werden Leitbilder für die Zukunft ausgearbeitet. Die Aktivitäten <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> haben sich seit 2009<br />

qualitativ und quantitativ sehr verstärkt.<br />

Seit 2003 haben 60 <strong>Tirol</strong>er Geme<strong>in</strong>den e<strong>in</strong>en lokalen bzw. regionalen Agendaprozess gestartet,<br />

25 davon haben sich äußerst umfassend mit allen Themen befasst und s<strong>in</strong>d zertifiziert.<br />

Dieses Bild soll aber nicht täuschen, denn viele Geme<strong>in</strong>den, die am Beg<strong>in</strong>n themen- und projektbezogen<br />

arbeiten, greifen meist im Laufe des Prozesses zahlreiche weitere Themen auf. So wurde<br />

aus e<strong>in</strong>er regionalen Kulturagenda im Pitztal auch e<strong>in</strong>e Agenda für Landwirtschaft, Ökologie,<br />

Nahversorgung, Jugend und Soziales.<br />

E<strong>in</strong> besonderer Schwerpunkt der Weiterentwicklung liegt nicht nur <strong>in</strong> laufenden Jugendprojekten,<br />

sondern auch im Sozialen – mit „Leben und Wohnen im Alter“ befassen sich gleich mehrere<br />

Geme<strong>in</strong>den (Hopfgarten i. B., Itter, Fügen, Kössen, Jochberg) und drei Regionen (Sonnenterrasse<br />

Fiss, Stanzertal, Angerberg-Mariaste<strong>in</strong>-Angath).<br />

Die Zentrumsgestaltung ist e<strong>in</strong> weiteres großes Anliegen, das im Zuge der LA 21 nicht nur e<strong>in</strong>e<br />

optimale Gestaltung von Infrastrukturgebäuden <strong>in</strong> den Dorfzentren bewirkt, sondern auch rundherum<br />

für ansprechende Kommunikationsräume sorgt. So wird e<strong>in</strong>e ideale Basis für die Zukunft<br />

geschaffen und der Nachhaltigkeit im Geme<strong>in</strong>wesen Ausdruck verliehen.<br />

Neben den vielen LA 21-Prozessen wurden seit 2011 auch drei BürgerInnenräte nach amerikanischem<br />

und Vorarlberger Vorbild abgehalten, um prekäre Geme<strong>in</strong>deentscheidungen zu<br />

unterstützen.<br />

Zusätzliche Informationen<br />

Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung: Lokale Agenda 21 <strong>Tirol</strong><br />

https://www.tirol.gv.at/landwirtschaft-forstwirtschaft/agrar/dorferneuerung-tirol/la21/<br />

Bundesm<strong>in</strong>isterium für Land- und Forstwirtschaft: Geme<strong>in</strong>same Erklärung zur Lokalen Agenda<br />

21 <strong>in</strong> Österreich<br />

https://www.nachhaltigkeit.at/assets/customer/Downloads/documents/neuauflage_geme<strong>in</strong>same_20erkl_rung_09_2010.pdf<br />

Quelle: Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung, Abt. Bodenordnung<br />

11 STÄRKUNG DEMOKRATISCHER STRUKTUREN UND PROZESSE<br />

31


12 Wirtschaft, Innovation und Wettbewerbsfähigkeit<br />

Die global vernetzte Wirtschaft bef<strong>in</strong>det sich im Wandel. Dieser bietet Chancen und be<strong>in</strong>haltet<br />

Risiken. Die E<strong>in</strong>sicht nimmt zu, dass e<strong>in</strong> Wachstumsmodell, das auf e<strong>in</strong>en stets zunehmenden<br />

Ressourcenverbrauch setzt, nicht zukunftsfähig ist. „Smart growth“ lautet e<strong>in</strong> möglicher Weg,<br />

„ökosoziale Marktwirtschaft“ das Modell. Diese Vorgabe setzt auf <strong>in</strong>telligentes, nachhaltiges<br />

und <strong>in</strong>tegratives Wachstum. Die Wirtschaft muss <strong>in</strong> Zukunft wesentlich stärker auf <strong>in</strong>novative,<br />

umweltfreundliche und ressourcenschonende Konzepte setzen. Hohe Beschäftigung sowie<br />

wirtschaftlicher, sozialer und territorialer Zusammenhalt s<strong>in</strong>d weitere grundlegende Vorgaben<br />

für den Weg e<strong>in</strong>er europäischen (öko)sozialen Marktwirtschaft des 21. Jahrhunderts.<br />

12.1 Forschungsquote<br />

5%<br />

4%<br />

3%<br />

2%<br />

1%<br />

12.1 Forschungsquote<br />

1,73<br />

2,06<br />

2,43 2,38<br />

2,79 2,77<br />

3,14<br />

Def<strong>in</strong>ition: Die Forschungsquote gibt den Anteil der Ausgaben für Forschung und <strong>Entwicklung</strong><br />

(F&E) am <strong>Tirol</strong>er Bruttoregionalprodukt (BRP) wieder. Die ausländische F<strong>in</strong>anzierung von <strong>in</strong><br />

Österreich durchgeführter F&E ist e<strong>in</strong>bezogen, österreichische Zahlungen für im Ausland<br />

durchgeführte F&E s<strong>in</strong>d h<strong>in</strong>gegen ausgeschlossen.<br />

0%<br />

2002 2004 2006 2007 2009 2011 2013<br />

Quelle: Statistik Austria<br />

Im Jahr 2002 wurden <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> 1,73 % des <strong>Tirol</strong>er Bruttoregionalprodukts <strong>in</strong> Forschung und <strong>Entwicklung</strong><br />

<strong>in</strong>vestiert. Im Jahr 2013 erreichte dieser Wert mit 3,14 % se<strong>in</strong>en Höhepunkt. Damit<br />

wurde bereits das EU2020-Ziel (Forschungsquote von 3 %) überschritten. Über den gesamten<br />

Referenzzeitraum betrachtet, bedeutet dies e<strong>in</strong>e Steigerung von über 80 %.<br />

Im Bundesländervergleich für das Jahr 2013 führt die Steiermark mit e<strong>in</strong>er Forschungsquote von<br />

4,81 %, gefolgt von Wien mit 3,55 % und Oberösterreich mit 3,17 %. H<strong>in</strong>ter dem viertplatzierten<br />

<strong>Tirol</strong> liegt Kärnten mit 2,87 %.<br />

Zusätzliche Informationen<br />

Statistik Austria: Erhebungen über Forschung und experimentelle <strong>Entwicklung</strong> (F&E) <strong>in</strong><br />

Österreich<br />

http://www.statistik.at/web_de/statistiken/forschung_und_<strong>in</strong>novation/f_und_e_<strong>in</strong>_allen_volkswirtschaftlichen_sektoren/<strong>in</strong>dex.<br />

html<br />

12.2 Verfügbares E<strong>in</strong>kommen der privaten Haushalte pro Person<br />

Def<strong>in</strong>ition: Das verfügbare E<strong>in</strong>kommen der privaten Haushalte <strong>in</strong> den Bundesländern bildet<br />

die Umverteilung des (Primär-) E<strong>in</strong>kommens durch monetäre Transfers (E<strong>in</strong>kommens- und<br />

Vermögenssteuern, Sozialbeiträge, monetäre Sozialleistungen, sonstige laufende Transfers) ab.<br />

Im Gegensatz zum Bruttoregionalprodukt (BRP) messen die Konten der privaten Haushalte das<br />

verfügbare E<strong>in</strong>kommen der privaten Haushalte <strong>in</strong> jener Region, <strong>in</strong> der sie ihren Wohnsitz haben.<br />

Das verfügbare E<strong>in</strong>kommen der <strong>Tirol</strong>er Haushalte stieg <strong>in</strong> den Jahren 2000 bis 2013 kont<strong>in</strong>uierlich<br />

von € 15.300 auf € 21.400 an. Das entspricht e<strong>in</strong>er Steigerungsrate von knapp 40 % und<br />

liegt damit leicht über der österreichischen Steigerungsrate von knapp 38 % für diesen Zeitraum.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs liegt der Betrag des verfügbaren E<strong>in</strong>kommens der <strong>Tirol</strong>erInnen über den gesamten<br />

Referenzraum unter dem österreichischen Durchschnitt. Im Jahr 2000 lag der Wert des <strong>Tirol</strong>er<br />

Haushaltse<strong>in</strong>kommens um € 600 unter dem österreichischen Durchschnitt, im Jahr 2013 waren<br />

es € 500. Nur die Kärntner Haushalte verfügten über e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>geres Jahrese<strong>in</strong>kommen (21.100 im<br />

Jahr 2013). Die höchsten verfügbaren E<strong>in</strong>kommen verzeichneten Niederösterreich und Salzburg<br />

(€ 22.800 bzw. € 22.400 im Jahr 2013).<br />

32 12 WIRTSCHAFT, INNOVATION UND WETTBEWERBSFÄHIGKEIT


12 Wirtschaft, Innovation und Wettbewerbsfähigkeit<br />

12.2 Verfügbares E<strong>in</strong>kommen der privaten Haushalte pro Person<br />

12.3 Bruttoregionalprodukt zu laufenden Preisen pro Person<br />

€ 25 000<br />

€ 45.000<br />

€ 40.000<br />

€ 20 000<br />

€ 35.000<br />

€ 15 000<br />

€ 30.000<br />

€ 25.000<br />

€ 10 000<br />

€ 20.000<br />

€ 15.000<br />

€ 5 000<br />

€ 10.000<br />

€ 5.000<br />

€ 0<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

€ 0<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

Quelle: Statistik Austria<br />

Quelle: Statistik Austria<br />

Zusätzliche Informationen<br />

Statistik Austria: Regionales BIP und Hauptaggregate nach Wirtschaftsbereichen und Bundesländern<br />

(NUTS2)<br />

http://www.statistik.gv.at/web_de/statistiken/wirtschaft/volkswirtschaftliche_gesamtrechnungen/regionale_gesamtrechnungen/nuts2-regionales_bip_und_hauptaggregate/<strong>in</strong>dex.html<br />

Statistik Austria: Verfügbares E<strong>in</strong>kommen und Verteilungskonten der privaten Haushalte nach<br />

Bundesländern (NUTS 2)<br />

http://www.statistik.gv.at/web_de/statistiken/wirtschaft/volkswirtschaftliche_gesamtrechnungen/regionale_gesamtrechnungen/nuts2_verfuegbares_e<strong>in</strong>kommen_und_verteilungskonten_der_privaten_haushalte/<strong>in</strong>dex.html<br />

12.3 Bruttoregionalprodukt zu laufenden Preisen pro Person<br />

Def<strong>in</strong>ition: Das Bruttoregionalprodukt (BRP) zu laufenden Preisen (regionales BIP) gibt den<br />

Gesamtwert aller Güter, d. h. Waren und Dienstleistungen, nach Abzug aller Vorleistungen, die<br />

im Laufe e<strong>in</strong>es Jahres <strong>in</strong>nerhalb der Landesgrenzen hergestellt wurden, wieder.<br />

Das Bruttoregionalprodukt pro Person ermöglicht e<strong>in</strong>en Vergleich der Wirtschaftskraft der<br />

Bundesländer. Zwischen 2000 und 2013 wuchs das <strong>Tirol</strong>er Bruttoregionalprodukt um 49 %. Mit<br />

€ 47.200 je E<strong>in</strong>wohnerIn liegt Wien 2013 mit deutlichem Abstand wieder an der Spitze, gefolgt<br />

von Salzburg (€ 45.000). <strong>Tirol</strong> (€ 40.000) liegt seit dem Jahr 2012 vor Vorarlberg (€ 39.800). Auch<br />

Oberösterreich (€ 38.500) liegt noch über dem Österreichschnitt (€ 38.100). Das Schlusslicht<br />

bildet weiterh<strong>in</strong> das Burgenland mit € 26.100.<br />

Dabei ist jedoch zu beachten, dass sich das BRP auf den Ort der Leistungserstellung (Arbeitsort)<br />

bezieht, während die dazu <strong>in</strong> Relation gesetzten E<strong>in</strong>wohnerInnenzahlen auf den Wohnort<br />

bezogen s<strong>in</strong>d; d.h., dass regionsüberschreitende Pendlerbewegungen unberücksichtigt bleiben.<br />

Aufgrund e<strong>in</strong>er Revision der Bevölkerungsdaten bis <strong>in</strong>s Jahr 2007 zurück, die ihren Ursprung <strong>in</strong><br />

der Registerzählung 2011 hatte, kam es ab 2007 zu e<strong>in</strong>er ger<strong>in</strong>gfügigen Veränderung des e<strong>in</strong>wohnerInnenbezogenen<br />

BRP. Zudem ist das BRP nicht <strong>in</strong>flationsbere<strong>in</strong>igt.<br />

Zusätzliche Informationen<br />

Statistik Austria: Regionales BIP und Hauptaggregate nach Wirtschaftsbereichen und Bundesländern<br />

(NUTS2)<br />

http://www.statistik.at/web_de/statistiken/volkswirtschaftliche_gesamtrechnungen/regionale_gesamtrechnungen/nuts2-<br />

regionales_bip_und_hauptaggregate/<strong>in</strong>dex.html<br />

12 WIRTSCHAFT, INNOVATION UND WETTBEWERBSFÄHIGKEIT<br />

33


12 Wirtschaft, Innovation und Wettbewerbsfähigkeit<br />

12.4 Schuldenquote des Landes <strong>Tirol</strong><br />

Def<strong>in</strong>ition: Der Begriff Schuldenquote setzt sich aus dem Schuldenstand im Verhältnis zu den<br />

Gesamte<strong>in</strong>nahmen zusammen.<br />

Die Schuldenquote des Bundeslandes <strong>Tirol</strong> betrug im Jahr 2000 rund 9,8 %, nahm bis 2004 auf<br />

rund 3,6 % sukzessive ab, verzeichnete im Jahr 2011 mit 9,2 % ihren Höhepunkt und sank bis zum<br />

Jahr 2013 auf 8,1 %. Nach dem F<strong>in</strong>anzausgleichsgesetz 2008 (FAG 2008) berechnet, bedeutet<br />

das pro Kopf e<strong>in</strong>e Verschuldung von € 295 im Jahr 2000, € 118 beim Tiefststand <strong>in</strong> den Jahren<br />

2003/2004 und ist nach dem Höchststand im Jahr 2011 mit € 411 im Jahr 2013 auf € 382 gesunken.<br />

Wie bereits im Jahr 2013 hat die Landesregierung wieder e<strong>in</strong>en ausgeglichenen Voranschlag<br />

für den Landeshaushalt 2014 beschlossen. E<strong>in</strong>nahmen und Ausgaben belaufen sich auf jeweils<br />

€ 3,2 Milliarden. Auch für die Haushaltsjahre 2015 und 2016 wurde wieder e<strong>in</strong> ausgeglichener<br />

Haushalt budgetiert.<br />

12 %<br />

10 %<br />

8 %<br />

6 %<br />

4 %<br />

2 %<br />

0 %<br />

12.4 Schuldenquote des Landes <strong>Tirol</strong><br />

€ 600<br />

€ 500<br />

9,8<br />

9,2<br />

€ 400<br />

411<br />

8,1<br />

8,2 8,1<br />

7,6<br />

389 382<br />

7,2 7,2 7,1<br />

6,7<br />

€ 300<br />

322<br />

295<br />

284 284<br />

266<br />

4,9<br />

248<br />

233<br />

4,7<br />

€ 200<br />

3,6 3,6<br />

158<br />

152<br />

€ 100<br />

118 118<br />

€ 0<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

Schuldenquote [%] Verschuldung Land [€/Person]<br />

Quelle: Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung, Sachgebiet Budgetwesen<br />

34 12 KAPITEL WIRTSCHAFT, INNOVATION UND WETTBEWERBSFÄHIGKEIT


12 Wirtschaft, Innovation und Wettbewerbsfähigkeit<br />

12.5 Verschuldungsgrad der <strong>Tirol</strong>er Geme<strong>in</strong>den nach Größenklassen<br />

Def<strong>in</strong>ition: Der Verschuldungsgrad zeigt an, <strong>in</strong> welchem prozentuellen Ausmaß der Bruttoüberschuss<br />

durch den laufenden Schuldendienst aufgezehrt wird. Der Verschuldungsgrad der<br />

Geme<strong>in</strong>den wird <strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>degrößenklassen e<strong>in</strong>geteilt. Zur besseren Vergleichbarkeit über<br />

mehrere Jahre h<strong>in</strong>weg, basiert die Klassifizierung auf e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>maligen E<strong>in</strong>teilung der Geme<strong>in</strong>den<br />

nach der Bevölkerungszahl laut Registerzählung 2011.<br />

Der relative Verschuldungsgrad der <strong>Tirol</strong>er Geme<strong>in</strong>den wird <strong>in</strong> fünf, den Geme<strong>in</strong>degrößen entsprechenden,<br />

Kategorien dargestellt:<br />

Anzahl der Geme<strong>in</strong>den pro Klasse<br />

• bis 1.000 E<strong>in</strong>wohnerInnen<br />

• 1.001 bis 5.000 E<strong>in</strong>wohnerInnen<br />

• 5.001 bis 10.000 E<strong>in</strong>wohnerInnen<br />

• 10.001 bis 50.000 E<strong>in</strong>wohnerInnen<br />

• über 50.000 E<strong>in</strong>wohnerInnen<br />

Beruhend auf der Registerzählung im Jahr 2011 hat <strong>Tirol</strong> 99 Geme<strong>in</strong>den mit bis zu 1.000 E<strong>in</strong>wohnerInnen,<br />

157 Geme<strong>in</strong>den mit 1.001 bis 5.000 E<strong>in</strong>wohnerInnen, 16 Geme<strong>in</strong>den mit 5.001 bis<br />

10.000 E<strong>in</strong>wohnerInnen, sechs Geme<strong>in</strong>den mit 10.001 bis 50.000 E<strong>in</strong>wohnerInnen und e<strong>in</strong>e<br />

Geme<strong>in</strong>de mit über 50.000 E<strong>in</strong>wohnerInnen (Innsbruck).<br />

99<br />

157<br />

≤ 1.000 EW 1.001 -<br />

5.000 EW<br />

16 6 1<br />

5.001 -<br />

10.000 EW<br />

10.001 -<br />

50.000 EW<br />

≥ 50.000<br />

EW<br />

größten Verschuldungsgrad. In den Jahren 2000 bis 2013 schwankte die Verschuldung im<br />

Durchschnitt zwischen m<strong>in</strong>. 45,0 % (Jahr 2007) und max. 60,7 % (Jahr 2009). Innsbruck h<strong>in</strong>gegen<br />

verzeichnete im Referenzraum den größten Rückgang von 38 % (Jahr 2000) auf nunmehr 1,6 %<br />

(Jahr 2013).<br />

70 %<br />

60 %<br />

50 %<br />

40 %<br />

30 %<br />

20 %<br />

10 %<br />

0 %<br />

12.5 Verschuldungsgrad der <strong>Tirol</strong>er Geme<strong>in</strong>den (relativ)<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

bis 1.000 EW 1.001 bis 5.000 EW 5.001 bis 10.000 EW<br />

10.001 bis 50.000 EW über 50.000 EW<br />

Quelle: Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung, Abt. Geme<strong>in</strong>den<br />

Zusätzliche Informationen<br />

Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung: Die F<strong>in</strong>anzlage der Geme<strong>in</strong>den <strong>Tirol</strong>s 2013<br />

https://www.tirol.gv.at/fileadm<strong>in</strong>/themen/tirol-europa/geme<strong>in</strong>den/downloads/GFB2013.pdf<br />

Der Schuldenstand der <strong>Tirol</strong>er Geme<strong>in</strong>den ist von € 772 Mio. im Jahr 2012 ger<strong>in</strong>gfügig auf € 779<br />

Mio. im Jahr 2013 gestiegen. Im Jahr 2011 beliefen sich die Schulden der <strong>Tirol</strong>er Geme<strong>in</strong>den noch<br />

auf € 784 Mio., im Jahr 2010 auf € 806 Mio.<br />

Nichtsdestotrotz fallen fast e<strong>in</strong> Drittel der <strong>Tirol</strong>er Geme<strong>in</strong>den <strong>in</strong> die Kategorie stark verschuldet<br />

(Verschuldungsgrad von über 50 %) bzw. voll verschuldet (über 80-prozentiger Verschuldungsgrad).<br />

Hier lässt sich bei e<strong>in</strong>em Vergleich mit den vorangegangenen Jahren jedoch e<strong>in</strong> rückläufiger<br />

Trend erkennen, denn am Höhepunkt der Wirtschafts- und F<strong>in</strong>anzkrise <strong>in</strong> den Jahren 2009 und<br />

2010 war noch fast jede zweite <strong>Tirol</strong>er Geme<strong>in</strong>de diesen ungünstigen Kategorien zuzuordnen.<br />

Kle<strong>in</strong>e <strong>Tirol</strong>er Geme<strong>in</strong>den mit weniger als 1.000 E<strong>in</strong>wohnerInnen haben im Durchschnitt den<br />

12 WIRTSCHAFT, INNOVATION UND WETTBEWERBSFÄHIGKEIT<br />

35


13 Zusätzliche Aspekte der sozialen Nachhaltigkeit<br />

Im von <strong>Tirol</strong> angestrebten <strong>in</strong>tegrierten Nachhaltigkeitsansatz bilden Umwelt, Gesellschaft und<br />

Wirtschaft die Basis der Nachhaltigkeit. Wichtige Aspekte der Gesellschaft, deren <strong>Entwicklung</strong><br />

<strong>in</strong>sbesondere Auswirkungen auf die Wirtschaft hat, werden anhand sozialer Indikatoren abgebildet.<br />

Es gilt, gesellschaftliche Trends zu beobachten und nachhaltige <strong>Entwicklung</strong>en <strong>in</strong> allen<br />

Bereichen weiter voranzutreiben.<br />

13.1 Lebenserwartung nach Geschlecht<br />

Def<strong>in</strong>ition: Lebenserwartung <strong>in</strong> Jahren zum Zeitpunkt der Geburt.<br />

In ke<strong>in</strong>em Bundesland ist die Lebenserwartung höher als <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong>, weder bei Frauen noch bei<br />

Männern. Der österreichische Durchschnitt lag im Jahr 2013 bei 78,5 Jahren (Männer) bzw.<br />

83,6 Jahren (Frauen). Frauen haben generell e<strong>in</strong>e deutlich höhere Lebenserwartung als Männer.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs stieg die Lebenserwartung der <strong>Tirol</strong>er Männer im Zeitraum 2000 bis 2013 stärker als<br />

die der Frauen, nämlich von 76,4 auf 79,8 Jahre (Männer) bzw. von 82,2 auf 84,4 Jahre (Frauen).<br />

[Lebensjahre]<br />

90<br />

88<br />

86<br />

84<br />

82<br />

80<br />

78<br />

76<br />

74<br />

72<br />

70<br />

13.1 Lebenserwartung nach Geschlecht<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

Frauen Männer<br />

Quelle: Statistik Austria<br />

Zusätzliche Informationen<br />

Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung: <strong>Tirol</strong>er Gesundheitsberichterstattung<br />

https://www.tirol.gv.at/gesundheit-vorsorge/gesundheitsbericht/<br />

Statistik Austria: Sterbetafeln<br />

http://www.statistik.at/web_de/statistiken/bevoelkerung/sterbetafeln/<strong>in</strong>dex.html<br />

36 13 ZUSÄTZLICHE ASPEKTE DER SOZIALEN NACHHALTIGKEIT


13 Zusätzliche Aspekte der sozialen Nachhaltigkeit<br />

13.2 Betreuungsquote nach Altersklassen<br />

Def<strong>in</strong>ition: Die Betreuungsquote gibt Auskunft über den Anteil betreuter K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> K<strong>in</strong>derbetreuungse<strong>in</strong>richtungen<br />

(K<strong>in</strong>derkrippen, K<strong>in</strong>dergärten, Horte) und <strong>in</strong> anderen K<strong>in</strong>derbetreuungsbereichen<br />

(K<strong>in</strong>derspielgruppen, Tagesbetreuung, Nachmittagsbetreuung an Pflichtschulen,<br />

Internate) an allen K<strong>in</strong>dern e<strong>in</strong>er Altersgruppe.<br />

In <strong>Tirol</strong> stehen für die Jahre 2013/14 zur K<strong>in</strong>derbetreuung <strong>in</strong>sgesamt 47 Spielgruppen, 209 K<strong>in</strong>derkrippen<br />

und -gruppen, 460 K<strong>in</strong>dergärten und 80 Horte zur Verfügung, zur schulischen Ausbildung<br />

675 Schulen, darunter 381 Volksschulen, 108 Hauptschulen (bzw. Neue Mittelschulen) und<br />

29 Sonderschulen. Die höchste Betreuungsquote haben im Zeitraum 2013/14 die 3- bis 5-Jährigen<br />

(92,9 %), die niedrigste die 10- bis 14-Jährigen (6,1 %). Im Zeitraum 2005/06 bis 2013/14 stieg die<br />

Betreuungsquote der 0- bis 2-Jährigen von 14,3 % auf 26,5 %. Im Bereich der 6- bis 9-Jährigen<br />

konnte die Betreuungsquote <strong>in</strong> diesem Zeitraum von 5,1 % auf 18,9 % mehr als verdreifacht<br />

werden.<br />

Seit 2012/13 werden auch über 14-jährige K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Polytechnischen Schulen nachmittags betreut.<br />

100 %<br />

90 %<br />

80 %<br />

70 %<br />

60 %<br />

50 %<br />

40 %<br />

30 %<br />

20 %<br />

10 %<br />

0 %<br />

13.2 Betreuungsquote nach Altersklassen<br />

2005/06 2006/07 2007/08 2008/09 2009/10 2010/11 2011/12 2012/13 2013/14<br />

0 bis 2 3 bis 5 6 bis 9 10 bis 14<br />

Quelle: Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung, Sachgebiet Landesstatistik und tiris<br />

Zusätzliche Informationen<br />

Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung: Statistik der K<strong>in</strong>derbetreuungse<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> 2013/14<br />

https://www.tirol.gv.at/fileadm<strong>in</strong>/themen/statistik-budget/statistik/downloads/KG2013.pdf<br />

13 ZUSÄTZLICHE ASPEKTE DER SOZIALEN NACHHALTIGKEIT<br />

37


13 Zusätzliche Aspekte der sozialen Nachhaltigkeit<br />

13.3 Gender Pay Gap<br />

Def<strong>in</strong>ition: Als Gender Pay Gap wird der Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen<br />

bezeichnet. Er wird <strong>in</strong> den meisten Fällen als Prozentwert dargestellt. Der prozentuelle Wert<br />

drückt den durchschnittlichen Lohnunterschied von Frauen und Männern im Verhältnis zum<br />

durchschnittlichen Lohn der Männer aus.<br />

Grundsätzlich ist zu sagen, dass der Bruttobezug von Männern (Arbeitnehmer, Pensionisten)<br />

im Zeitraum 2002 bis 2012 den der Frauen durchgehend überstieg, sowohl <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> als auch <strong>in</strong><br />

Österreich. Allerd<strong>in</strong>gs ist der Gender Pay Gap <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> im Referenzzeitraum von 35 % auf knapp<br />

26 % gesunken. Dieser Rückgang ist darauf zurückzuführen, dass die durchschnittlichen Bruttobezüge<br />

der Arbeitnehmer<strong>in</strong>nen im Referenzzeitraum stärker gestiegen s<strong>in</strong>d (+ 50 %) als die der<br />

Arbeitnehmer (+ 32 %). Im Jahr 2012 lag der durchschnittliche Jahresbruttobezug der Männer bei<br />

€ 44.156 und der der Frauen bei € 32.776.<br />

Gravierender ist der Gender Pay Gap bei den PensionistInnen. Hier hat sich der Unterschied<br />

zwischen Pensionisten und Pensionist<strong>in</strong>nen von 2002 bis 2012 kaum verändert. Lag der Wert im<br />

Jahr 2002 bei knapp 42 %, so sank er bis 2012 um e<strong>in</strong>en Prozentpunkt auf ca. 41 %.<br />

Es ist anzumerken, dass sich die Daten auf ArbeitnehmerInnen mit ganzjährigen Bezügen und<br />

Vollzeitbeschäftigung beziehen. Bei den PensionistInnen wurden ebenfalls nur Personen mit<br />

ganzjährigen Bezügen berücksichtigt. Die Werte dienen nur e<strong>in</strong>er groben Orientierung, da<br />

verschiedene Effekte, die z.B. durch unterschiedlichen Ausbildungsgrad oder Überstunden entstehen,<br />

nicht berücksichtigt s<strong>in</strong>d.<br />

Aus dem E<strong>in</strong>kommensbericht des Rechnungshofes geht hervor, dass, je nach Beschäftigungsverhältnis,<br />

gravierende Unterschiede beim Gender Pay Gap erkennbar s<strong>in</strong>d. So ist die Differenz bei<br />

BeamtInnen mit 2,6 % am ger<strong>in</strong>gsten, bei Vertragsbediensteten s<strong>in</strong>d es 8,9 %. Weitaus stärker<br />

wirken sich die Unterschiede der Bruttobezüge bei ArbeiterInnen (30,5 %) und Angestellten<br />

(35,7 %) aus, was im Schnitt e<strong>in</strong>en Unterschied von gut € 10.000 bzw. knapp € 18.000 beim<br />

Bruttojahrese<strong>in</strong>kommen bedeutet.<br />

ArbeiterInnen Angestellte Vertragsbedienstete BeamtInnen<br />

Frauen Männer Frauen Männer Frauen Männer Frauen Männer<br />

Ø Bruttojahrese<strong>in</strong>kommen (€) 23.051 33.174 32.284 50.227 35.722 39.229 53.776 55.207<br />

Differenz (€)<br />

10123 17943 3507 1431<br />

Differenz (%) 30,5 35,7 8,9 2,6<br />

Quelle: Rechnungshof: Bericht über die durchschnittlichen E<strong>in</strong>kommen der gesamten Bevölkerung („Allgeme<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>kommensbericht<br />

2014“)<br />

13.3.1 Gender Pay Gap<br />

13.3.2 Pensionen Gender Pay Gap<br />

€ 50.000<br />

50 %<br />

€ 50.000<br />

50 %<br />

€ 40.000<br />

40 %<br />

€ 40.000<br />

40 %<br />

€ 30.000<br />

30 %<br />

€ 30.000<br />

30 %<br />

€ 20.000<br />

20 %<br />

€ 20.000<br />

20 %<br />

€ 10.000<br />

10 %<br />

€ 10.000<br />

10 %<br />

€ 0<br />

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />

Durchschnittlicher Bruttobezug Männer (€) Durchschnittlicher Bruttobezug Frauen (€)<br />

Differenz Männer - Frauen (%)<br />

Quelle: Statistik Austria<br />

0 %<br />

€ 0<br />

0 %<br />

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />

Durchschnittlicher Pensionsbezug Männer (€) Durchschnittlicher Pensionsbezug Frauen (€)<br />

Differenz Pensionen Männer - Frauen (%)<br />

Quelle: Statistik Austria<br />

38 13 ZUSÄTZLICHE ASPEKTE DER SOZIALEN NACHHALTIGKEIT


13 Zusätzliche Aspekte der sozialen Nachhaltigkeit<br />

Zusätzliche Informationen<br />

Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung: Lohnunterschiede zwischen Männer und Frauen <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> –<br />

Gender Pay Gap<br />

https://www.tirol.gv.at/fileadm<strong>in</strong>/themen/statistik-budget/statistik/downloads/GPG.pdf<br />

Der Rechnungshof: Bericht des Rechnungshofes über die durchschnittlichen E<strong>in</strong>kommen der<br />

gesamten Bevölkerung<br />

http://www.rechnungshof.gv.at/fileadm<strong>in</strong>/downloads/_jahre/2014/berichte/e<strong>in</strong>kommensberichte/E<strong>in</strong>kommensbericht_2014. pdf<br />

14 %<br />

12 %<br />

10 %<br />

8 %<br />

6 %<br />

13.4 Armutsgefährdungsquote<br />

11,0<br />

10,4<br />

9,5<br />

9,3<br />

9,7<br />

13.4 Armutsgefährdungsquote<br />

4 %<br />

Def<strong>in</strong>ition: Der Europa 2020-Indikator „Armutsgefährdung“ umfasst Personen, deren äquivalisiertes<br />

Nettohaushaltse<strong>in</strong>kommen niedriger als die Armutsgefährdungsschwelle ist. Die Höhe<br />

der Armutsgefährdungsschwelle wird mit 60 % des Medians aller äquivalisierten Haushaltse<strong>in</strong>kommen<br />

<strong>in</strong> Österreich festgelegt. Verwendet wurden hier 3-jährige Durchschnittswerte, da<br />

wegen der kle<strong>in</strong>en Stichprobe die Betrachtung von E<strong>in</strong>zeljahren unsicher ist. Aus diesem Grund<br />

wird auch der Standardfehler angeführt.<br />

2 %<br />

0 %<br />

2005-2007 2006-2008 2007-2009 2008-2010 2009-2011<br />

Quelle: Statistik Austria: Studie zu Armut und sozialer E<strong>in</strong>gliederung <strong>in</strong> den Bundesländern, EU-SILC<br />

Die Erhebung wurde stichprobenartig durchgeführt und be<strong>in</strong>haltet daher e<strong>in</strong>e große Schwankungsbreite.<br />

Die Armutsgefährdungsquote <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> lag im Zeitraum 2005-2007 mit 11,0 % am<br />

höchsten <strong>in</strong>nerhalb des Referenzzeitraums. Im Zeitraum 2009 bis 2011 ist der Wert auf 9,7 %<br />

gesunken. Im Vergleich dazu waren im Jahr 2013 ca. 14 % der österreichischen Bevölkerung<br />

armutsgefährdet.<br />

Zusätzliche Informationen<br />

Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung: 2015 Armut und soziale E<strong>in</strong>gliederung <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong><br />

https://www.tirol.gv.at/fileadm<strong>in</strong>/themen/statistik-budget/statistik/downloads/E<strong>in</strong>kommen_und_Armut_<strong>in</strong>_<strong>Tirol</strong>_2015.pdf<br />

Statistik Austria: Armut und soziale E<strong>in</strong>gliederung<br />

http://www.statistik.at/web_de/statistiken/menschen_und_gesellschaft/soziales/armut_und_soziale_e<strong>in</strong>gliederung/<strong>in</strong>dex.html<br />

13 ZUSÄTZLICHE ASPEKTE DER SOZIALEN NACHHALTIGKEIT<br />

39


40 TEIL II: ZUSAMMENHÄNGE


Teil II: Zusammenhänge<br />

TEIL II: ZUSAMMENHÄNGE<br />

41


1 Aktive Geme<strong>in</strong>den und Demokratie<br />

Wahlen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> konstituierendes Merkmal e<strong>in</strong>er demokratischen Ordnung und stellen e<strong>in</strong><br />

zentrales Element des demokratischen Prozesses dar. Die Bevölkerung entscheidet <strong>in</strong> modernen<br />

repräsentativen Demokratien über jene Parteien und Personen als VolksvertreterInnen, die auf<br />

Geme<strong>in</strong>de-, Landes-, nationaler- und EU-Ebene vorteilhafte Entscheidungen <strong>in</strong> ihrem S<strong>in</strong>ne<br />

versprechen.<br />

Seit Aufhebung der Wahlpflicht im Jahr 1992 geht die Wahlbeteiligung nicht nur <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> sondern<br />

auch österreichweit kont<strong>in</strong>uierlich zurück. Den größten Rückgang im Zeitraum 2000 bis 2014<br />

verzeichneten <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> die Bundespräsidentenwahlen (- 31 Prozentpunkte), gefolgt von den Nationalratswahlen<br />

(-16 Prozentpunkte), nur leicht zurückgegangen ist h<strong>in</strong>gegen die Wahlbeteiligung<br />

bei Geme<strong>in</strong>deratswahlen (- 3 Prozentpunkte). Der starke Rückgang bei der Bundespräsidentenwahl<br />

2010 dürfte auch auf den Umstand zurück zu führen se<strong>in</strong>, dass seitens der ÖVP ke<strong>in</strong><br />

Präsidentschaftskandidat aufgestellt wurde. Bei den Landtagswahlen blieb die Wahlbeteiligung<br />

zwischen 2003 und 2013 <strong>in</strong> etwa gleich, bei den Wahlen für das Europäische Parlament ist zwischen<br />

2004 und 2014 e<strong>in</strong> leichter Zuwachs von e<strong>in</strong>em Prozentpunkt zu verzeichnen. Die höchste<br />

Wahlbeteiligung bei den letzten Wahlen hatten die Geme<strong>in</strong>deratswahlen (73,3 %) gefolgt von<br />

den Nationalratswahlen (67,0 %) und den Landtagswahlen (60,4 %). Schlusslicht bildete die<br />

Europawahl mit 35,4 % Wahlbeteiligung (1).<br />

Diese <strong>Entwicklung</strong> wird zum Teil durch andere BürgerInnenbeteiligungsprozesse kompensiert,<br />

welche die Interessen der BürgerInnen schon vor der politischen Entscheidungsf<strong>in</strong>dung e<strong>in</strong>beziehen.<br />

Zu nennen wären hier z.B. auf Geme<strong>in</strong>deebene Agenda 21 Prozesse, BürgerInnenräte,<br />

Mitspracherechte bei der Ortskernerneuerung, Volksbegehren auf nationaler oder auf EU-Ebene<br />

bzw. auch die Europäische Bürger<strong>in</strong>itiative. Das wohl bekannteste und umfangreichste regionale<br />

Aktionsprogramm ist die lokale Agenda 21, das über Monate h<strong>in</strong>weg die Bevölkerung <strong>in</strong> gegenwärtige<br />

und zukünftige Fragen e<strong>in</strong>bezieht.<br />

Diese direkten Beteiligungsprozesse setzen voraus, dass sich jede e<strong>in</strong>zelne Person auch als verantwortlicher<br />

Teil der Gesellschaft sieht. Deshalb vere<strong>in</strong>barte auch das Land <strong>Tirol</strong> im Arbeitsübere<strong>in</strong>kommen<br />

für <strong>Tirol</strong> 2013 bis 2018 zum Thema „Kunst und Kultur“, Kultur als Querschnittsmaterie<br />

<strong>in</strong> allen das Land betreffenden Konzepten zu verankern. In den letzten Jahren wurde im Rahmen<br />

der Nachhaltigkeitsdiskussion verstärkt auf die Bedeutung der kulturellen Dimension e<strong>in</strong>er<br />

100 %<br />

90 %<br />

80 %<br />

70 %<br />

60 %<br />

50 %<br />

40 %<br />

30 %<br />

20 %<br />

10 %<br />

0 %<br />

Wahlbeteiligung <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> von 2000 bis 2014<br />

2004 2009 2014<br />

Europäisches Parlament<br />

2004 2010<br />

Bundespräsident<br />

2002 2006 2008 2013<br />

Nationalrat<br />

2003 2008 2013<br />

Landtag<br />

100%<br />

%<br />

90%<br />

%<br />

80%<br />

%<br />

70%<br />

%<br />

60%<br />

%<br />

50%<br />

%<br />

40%<br />

%<br />

30%<br />

%<br />

20%<br />

%<br />

10%<br />

%<br />

0 %<br />

2004 2010<br />

Geme<strong>in</strong>derat<br />

Quelle: Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung: Wahlen<br />

„nachhaltigen <strong>Entwicklung</strong>“ h<strong>in</strong>gewiesen. Dem liegt e<strong>in</strong> weiter und umfassender Kulturbegriff<br />

zugrunde, der nicht nur künstlerische Ausdrucksformen, sondern auch Lebensformen, E<strong>in</strong>stellungen<br />

und Wertebegriffe umfasst. Auch dem Kulturförderungsgesetz 2010 wurde der so zu verstehende<br />

weite Kulturbegriff der UNESCO zugrunde gelegt. Es ist auf dieser Grundlage <strong>in</strong> allen<br />

drei Dimensionen des Berichtes (Gesellschaft, Wirtschaft, Umwelt) e<strong>in</strong>e nachhaltige <strong>Entwicklung</strong><br />

nur möglich, wenn die „kulturelle Dimension“ mitberücksichtigt wird. Das Verhalten und die<br />

E<strong>in</strong>stellungen der Bevölkerung s<strong>in</strong>d letztendlich ausschlaggebend dafür, dass beispielsweise das<br />

Bewusstse<strong>in</strong> für alternative Energien oder die friedliche Bewältigung der Flüchtl<strong>in</strong>gsprobleme<br />

möglich ist. Dies hat wiederum e<strong>in</strong>e politische Dimension, da Verantwortungsbewusstse<strong>in</strong> und<br />

kollektives Engagement e<strong>in</strong> aktives Demokratieverständnis voraussetzen.<br />

Politische K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit ist e<strong>in</strong>e wichtige Voraussetzung, um sich später<br />

als mündige BürgerInnen am politischen Entscheidungsprozess beteiligen zu können.<br />

Beispielhaft sollen hier zwei Maßnahmen des Fachbereichs Jugend im Amt der <strong>Tirol</strong>er<br />

Landesregierung genannt werden. Zwischen 2011 bis 2015 wurden <strong>in</strong> 60 Geme<strong>in</strong>den Jugendliche<br />

beraten, um deren Interessen <strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>deentwicklungsprozessen zu erwecken. Seit<br />

2014 werden <strong>in</strong> allen <strong>Tirol</strong>er Bezirken „Jugendbezirkstage“ durchgeführt, um die Anliegen<br />

von Jugendlichen besser mit der Landespolitik (Jugendlandesrät<strong>in</strong>) und BezirkspolitikerInnen<br />

zu verknüpfen.<br />

42 1 AKTIVE GEMEINDEN UND DEMOKRATIE


1 Aktive Geme<strong>in</strong>den und Demokratie<br />

Auch das Vere<strong>in</strong>swesen und das Ehrenamt haben e<strong>in</strong>e wichtige <strong>in</strong>tegrative und bewusstse<strong>in</strong>sfördernde<br />

Rolle für das Funktionieren e<strong>in</strong>er Gesellschaft <strong>in</strong>ne. Seien es nun „Sozialmärkte“, die<br />

für sozial Schwache Essen zu leistbaren Preisen zur Verfügung stellen oder der Sportvere<strong>in</strong>, wo<br />

sich die Menschen mitunter auch zur politischen Me<strong>in</strong>ungsbildung treffen. <strong>Tirol</strong> hatte 2013 im<br />

Bundesländervergleich h<strong>in</strong>ter Wien (26.749) und Niederösterreich (22.295) mit e<strong>in</strong>er Anzahl von<br />

10.699 die drittmeisten Vere<strong>in</strong>e (2).<br />

Um die Freiwilligenarbeit <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> zu stärken, vorhandene Strukturen auszubauen, neue Angebote<br />

zu schaffen und mehr Menschen für ehrenamtliche Tätigkeiten zu gew<strong>in</strong>nen, startete im Frühjahr<br />

2014 auf Initiative von LH Günther Platter das Projekt „Freiwilligenpartnerschaft <strong>Tirol</strong>“. Mit<br />

Freiwilligenzentren <strong>in</strong> allen Bezirken des Landes wurde das Projekt im Jänner 2015 <strong>in</strong>itiiert (3).<br />

Literatur<br />

(1) Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung (2015): Wahlen | Aktuelle und vergangene Wahlergebnisse.<br />

https://wahlen.tirol.gv.at/<strong>in</strong>dex.html<br />

(2) Statistik Austria (2015): Statistisches Jahrbuch Österreich 2015. Wien<br />

(3) Freiwilligenpartnerschaft <strong>Tirol</strong>: http://freiwillige-tirol.at<br />

1 AKTIVE GEMEINDEN UND DEMOKRATIE<br />

43


2 Arbeit und Demographie<br />

Um den Standort <strong>Tirol</strong> langfristig wettbewerbsfähig zu halten, ist die erfolgreiche Deckung mit<br />

ausreichend qualifizierten Fachkräften für heimische, <strong>in</strong> Gründung bef<strong>in</strong>dliche und zuziehende<br />

Unternehmen entscheidend. Mit Stichtag 31.12.2014 gab es <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> <strong>in</strong>sgesamt 11.490 Lehrl<strong>in</strong>ge.<br />

Das ist e<strong>in</strong> Rückgang zum Vorjahr von 4,9 %. Fast die Hälfte aller Lehrl<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> wird <strong>in</strong> der<br />

Sparte Gewerbe und Handwerk ausgebildet (48,9 %), gefolgt von Handel und Tourismus. Momentan<br />

liegt der Anteil der LehranfängerInnen an der Geburtenzahl bei 47,2 %. Im Jahr 2000<br />

lag dieser Wert noch bei 49,9 %. Die meisten Lehrl<strong>in</strong>ge (41,5 %) haben vor ihrer Lehre e<strong>in</strong>e Polytechnische<br />

Schule besucht und werden im Bezirk Innsbruck Stadt (2.096) ausgebildet. Das Ende<br />

dieser Skala bilden die Bezirke Lienz (855), Landeck (798) und Reutte mit 674 Lehrl<strong>in</strong>gen (1) (vgl.<br />

auch Indikator „Bevölkerung im Alter von 25 und mehr Jahren nach höchster abgeschlossener<br />

Ausbildung“, Seite 8 und Indikator „Veränderung der Wohnbevölkerung nach Bezirken und<br />

<strong>Tirol</strong> gesamt“, Seite 2).<br />

Laut dem <strong>Tirol</strong>er Wirtschafts- und Arbeitsmarktbericht 2011 (2) wird der <strong>Tirol</strong>er Wirtschaft <strong>in</strong> den<br />

nächsten 10 Jahren e<strong>in</strong> massiver Fachkräftemangel prognostiziert, dem nur durch langfristige<br />

bewusstse<strong>in</strong>sbildende Maßnahmen auf unterschiedlichsten Ebenen entgegengewirkt werden<br />

kann. Dieser Fachkräftemangel trifft vor allem ländliche Regionen, weil sie noch dazu von der<br />

Abwanderung von Fachkräften <strong>in</strong> städtische Regionen betroffen s<strong>in</strong>d. Diese <strong>Entwicklung</strong> stellt<br />

die <strong>Tirol</strong>er Volkswirtschaft und die Grundversorgung des ländlichen Raumes vor große Herausforderungen.<br />

Deshalb erhob das Land <strong>Tirol</strong> schon im Jahr 2011 mittels BezirksexpertInnenrunden den<br />

Fachkräftebedarf <strong>in</strong> den <strong>Tirol</strong>er Bezirken, um e<strong>in</strong>e realitätsnahe Beurteilung e<strong>in</strong>es Mangels bzw.<br />

Bedarfs an Fachkräften, sowie die zugrunde liegenden Ursachen und Anhaltspunkte für die<br />

E<strong>in</strong>schätzung zukünftiger <strong>Entwicklung</strong>en zu eruieren (3).<br />

Die Analyse ergab, dass es <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> den Bereichen technische Berufe, Tourismusberufe<br />

und Pflege e<strong>in</strong>en erhöhten Bedarf gibt. Für diesen Mangel an Fachkräften wurden zwei Ursachen<br />

identifiziert. Erstens hat e<strong>in</strong> Lehrberuf <strong>in</strong>nerhalb der Gesellschaft an Wert und Reputation<br />

verloren, weswegen junge Menschen e<strong>in</strong>e höhere Ausbildung gegenüber e<strong>in</strong>er Lehre vorziehen<br />

(vgl. Indikator „Bevölkerung im Alter von 25 und mehr Jahren nach höchster abgeschlossener<br />

Ausbildung“, Seite 8). E<strong>in</strong> Lehrberuf wird selten mit guter Entlohnung, angenehmer Arbeitszeit<br />

oder e<strong>in</strong>em guten Arbeitsumfeld <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung gebracht (4). Die zweite Ursache dafür, dass<br />

Fachkräftestellen <strong>in</strong> Unternehmen nicht besetzt werden können, ist der demographische Wandel<br />

<strong>in</strong> den Bezirken Imst, Kitzbühel, Landeck und Lienz (vgl. Indikator „Veränderung der Wohnbevölkerung<br />

nach Bezirken und <strong>Tirol</strong> gesamt“, Seite 2). Besonders <strong>in</strong> der Sparte Tourismus<br />

wird der Fachkräftemangel spürbar. Diese Sparte hat von 2013 bis 2014 e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>us von 7,9 % zu<br />

verzeichnen.<br />

Vor allem die demografische <strong>Entwicklung</strong> wird <strong>in</strong> Zukunft zu e<strong>in</strong>em bestimmenden Wettbewerbsfaktor<br />

für die <strong>Tirol</strong>er Volkswirtschaft. So ist <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> die Anzahl der unter 15-Jähren im Zeitraum<br />

von 2002 bis 2014 von 122.700 auf ca. 105.700 gesunken. Die Anzahl der über 64-Jährigen ist<br />

h<strong>in</strong>gegen im selben Zeitraum von 90.900 auf ca. 123.700 gestiegen (vgl. Indikator „Verhältnis der<br />

Bevölkerung unter 15 Jahren zur Bevölkerung über 64 Jahre“, Seite 10). Diese demografische<br />

<strong>Entwicklung</strong> wirkt zweifach negativ auf den <strong>Tirol</strong>er Arbeitsmarkt. E<strong>in</strong>erseits verr<strong>in</strong>gert sich das<br />

Potential an möglichen Fachkräften stetig, e<strong>in</strong>mal durch zu ger<strong>in</strong>ge Geburtenraten und zweitens<br />

durch den Austritt von Fachkräften aus dem Arbeitsmarkt <strong>in</strong> die Pension. Auf der anderen Seite<br />

steigt durch die zunehmende Komplexität des Wirtschaftsprozesses der Bedarf an höherqualifizierten<br />

Beschäftigten und durch den demografischen Wandel der Bedarf an Pflegepersonal im<br />

Pflegebereich drastisch.<br />

E<strong>in</strong> weiterer Aspekt h<strong>in</strong>sichtlich des Fachkräftemangels ist die Ab- und Zuwanderung. Während<br />

die <strong>Tirol</strong>er B<strong>in</strong>nenwanderungsbilanz zwischen 2000 und 2013 mit Ausnahme von 2004 stets<br />

Bundesland Lehrl<strong>in</strong>gstand Veränderungen zum Vorjahr Lehrl<strong>in</strong>ge im 1. Lehrjahr Veränderungen<br />

absolut % absolut % 2014 2013 %<br />

Burgenland 2.690 2,3 40 1,5 869 789 10,1<br />

Kärnten 7.958 6,9 -437 -5,2 2.338 2.476 -5,6<br />

Niederösterreich 17.693 15,4 -945 -5,1 5.138 5.666 -9,3<br />

Oberösterreich 24.644 21,4 -1.052 -4,1 6.979 7.383 -5,5<br />

Salzburg 8.908 7,7 -488 -5,2 2.491 2.655 -6,2<br />

Steiermark 16.737 14,5 -843 -4,8 4.774 5.134 -7<br />

<strong>Tirol</strong> 11.490 10 -594 -4,9 3.347 3.617 -7,5<br />

Vorarlberg 7.542 6,6 -372 -4,7 2.085 2.264 -7,9<br />

Wien 17.406 15,1 -820 -4,5 5.487 5.596 -1,9<br />

Österreich 115.068 100 -5.511 -4,6 33.508 35.580 -5,8<br />

Quelle: Wirtschaftskammer <strong>Tirol</strong>: <strong>Tirol</strong>er Lehrl<strong>in</strong>gsstatistik 2014<br />

44 2 ARBEIT UND DEMOGRAPHIE


2 Arbeit und Demographie<br />

negativ war, verdoppelte sich die Außenwanderungsbilanz im selben Zeitraum auf +4.900. Weitaus<br />

wichtigstes Herkunftsland für den <strong>Tirol</strong>er Wanderungsgew<strong>in</strong>n ist Deutschland mit e<strong>in</strong>em<br />

Überschuss von +1.496 Zugewanderten (vgl. Indikator „Geburten- und Wanderungsbilanz“, Seite<br />

3).<br />

Auf diese Signale reagierte das Land <strong>Tirol</strong> im Jahr 2011 mit e<strong>in</strong>er Fachkräfteoffensive. Dazu<br />

<strong>in</strong>itiierte, verstärkte oder f<strong>in</strong>anzierte das Land <strong>Tirol</strong> 2011/12 e<strong>in</strong>e Vielzahl von Projekten. Den<br />

strategischen Rahmen dafür bilden im Wesentlichen das Koalitionsabkommen der Regierung<br />

von 2008, der Beschäftigungspakt <strong>Tirol</strong> und das Wirtschaftsleitbild <strong>Tirol</strong> 2011. Zu den Initiativen<br />

zählen z.B. die Ausweitung der mechatronischen Ausbildung von der Lehre bis zum Doktorat, die<br />

Schaffung von über 400 neuen Ausbildungsplätzen für den gehobenen Pflegedienst, der Aufbau<br />

e<strong>in</strong>es ganzheitlichen und tirolweiten Übergangsmanagementsystems für ausgrenzungsgefährdete<br />

Jugendliche, die Erhaltung der Arbeitsfähigkeit von älteren Personen, die Stärkung des<br />

Interesses von K<strong>in</strong>dern an Technik und Naturwissenschaften (2), e<strong>in</strong>em eigenen Recruit<strong>in</strong>g- bzw.<br />

Fachkräfteservice der Standortagentur <strong>Tirol</strong> auf nationalen und <strong>in</strong>ternationalen Absolventen-,<br />

Berufs- und Karrieremessen und e<strong>in</strong>er neuen Standortdatenbank zur regionalen <strong>Entwicklung</strong> (5).<br />

E<strong>in</strong> besonderes Augenmerk wird dabei auf e<strong>in</strong> breiteres Ausbildungsspektrum für Mädchen<br />

gelegt. Momentan konzentriert sich die Berufswahl von Mädchen auf drei von 280 Lehrberufen.<br />

Fast 50 % aller Mädchen wählen entweder E<strong>in</strong>zelhandelskauffrau, Bürokauffrau oder Friseur<strong>in</strong><br />

und Perückenmacher<strong>in</strong> als Lehrberuf (1). Im Bereich naturwissenschaftlicher Studiengänge liegt<br />

der Frauenanteil knapp über 30 % (2). Auf Initiative des Landes <strong>Tirol</strong> öffneten daher zwischen<br />

2002 und 2014 am sogenannten „Girls´Day“ rund 160 Unternehmen <strong>in</strong> allen <strong>Tirol</strong>er Bezirken für<br />

ca. 6.500 Mädchen im Alter von 13-15 Jahren ihre Türen und gaben e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> zukunftsorientierte<br />

technische, handwerkliche und naturwissenschaftliche Berufsfelder (6).<br />

Insgesamt <strong>in</strong>vestierte das Land <strong>Tirol</strong> im Jahr 2013 im Bereich Jugend- und Lehrl<strong>in</strong>gsbeschäftigung<br />

€ 4,2 Mio. und im Bereich der Erwachsenenbeschäftigung € 4,8 Mio. (5). Über die langfristigen<br />

Auswirkungen der oben genannten Projekte gibt es noch ke<strong>in</strong>e Daten.<br />

Literatur:<br />

(1) Wirtschaftskammer <strong>Tirol</strong> (2014): <strong>Tirol</strong>er Lehrl<strong>in</strong>gsstatistik 2014. Innsbruck<br />

(2) Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung (2011): <strong>Tirol</strong>er Wirtschafts- und Arbeitsmarktbericht 2011. Innsbruck<br />

(3) Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung (2013): <strong>Tirol</strong>er Wirtschafts- und Arbeitsmarktbericht 2013. Innsbruck<br />

(4) BMASK (2011): Ergebnispapier-Fachkräftebedarfserhebung <strong>in</strong> den <strong>Tirol</strong>er Bezirken mittels ExpertInnengruppen<br />

2011. Wien<br />

(5) Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung (2014): <strong>Tirol</strong>er Wirtschafts- und Arbeitsmarktbericht 2014. Innsbruck<br />

(6) AMG <strong>Tirol</strong> (2014): Girls‘ Day Abschlussbericht 2014. Innsbruck<br />

2 ARBEIT UND DEMOGRAPHIE<br />

45


3 Energie und natürliche Ressourcen<br />

Der Energiebedarf hängt im Wesentlichen von folgenden drei Faktoren ab: Individuelles Verhalten,<br />

Bevölkerungsentwicklung und Wirtschaftsentwicklung.<br />

Mit dem <strong>Tirol</strong>er Programm „TIROL 2050 energieautonom“ (1) setzt sich das Land ambitionierte<br />

Ziele. Bis zur Mitte des Jahrhunderts soll der Energiebedarf halbiert und der Anteil erneuerbarer<br />

Energieträger um 30 % gesteigert werden (Basisjahr 2010), um so den Energiebedarf <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> zur<br />

Gänze mit heimischen Ressourcen abdecken zu können.<br />

Bereits jetzt zeigt sich laut <strong>Tirol</strong>er Energiemonitor<strong>in</strong>gbericht 2013 (2), dass der Endenergiee<strong>in</strong>satz<br />

seit 2005 um ca. 6 % abgenommen hat, während der Anteil erneuerbarer Energien auf rund 40 %<br />

angestiegen ist (vgl. Indikatoren „Energetischer Endverbrauch pro Person“, Seite 12, und<br />

„Anteil erneuerbarer Energie am Endenergieverbrauch“, Seite 13).<br />

Faktum ist, dass e<strong>in</strong> erfolgreicher <strong>Tirol</strong>er Weg nur durch e<strong>in</strong>en gegenüber heute deutlich höherem<br />

Elektrizitätse<strong>in</strong>satz bestritten werden kann. Dazu s<strong>in</strong>d vor allem die Potenziale der Wasserkraft<br />

im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Optimierung des Anlagenbestandes sowie des weiteren Ausbaues zu nutzen.<br />

Dabei kann davon ausgegangen werden, dass die aktuellen umwelt- und wasserrechtlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

die nachhaltige <strong>Entwicklung</strong> weitestgehend sicherstellen. Als e<strong>in</strong> wesentlicher<br />

Schritt zur Absicherung der Nachhaltigkeit bei der Wasserkraftnutzung ist durch die <strong>Entwicklung</strong><br />

des strategischen Planungs<strong>in</strong>strumentes „Kriterienkatalog Wasserkraft“ gelungen (4).<br />

Längerfristig betrachtet wird auch die Photovoltaik <strong>in</strong> der Lage se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>en nennenswerten Beitrag<br />

zur Elektrizitätsaufbr<strong>in</strong>gung beizutragen; während heute der Solarstromanteil bei e<strong>in</strong>em Prozent<br />

des Strombedarfes liegt, kann se<strong>in</strong> Anteil auf bis zu 20 Prozent des <strong>in</strong> 2050 benötigten Elektri-<br />

Der Anteil erneuerbarer, klimaneutraler Energieträger nimmt zu (von 32,0 % im Jahr 2005 auf<br />

40,8 % im Jahr 2012; (2)), während der Energiee<strong>in</strong>satz konstant bzw. rückläufig ist. Dies lässt<br />

den Schluss zu, dass der E<strong>in</strong>satz fossiler Energieträger abnimmt. Parallel dazu haben die <strong>Tirol</strong>er<br />

Treibhausgasemissionen von 6,0 Mio. t im Jahr 2005 auf 5,3 Mio. t im Jahr 2012 abgenommen (vgl.<br />

Indikator „Treibhausgas-Emissionen <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong>“,Seite 14).<br />

Gründe für den Rückgang des Energiee<strong>in</strong>satzes liegen vor allem <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Reduktion der Emissionen<br />

aus dem Verkehrssektor, bed<strong>in</strong>gt durch e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>geres Verkehrsaufkommen, das Tempolimit<br />

auf <strong>Tirol</strong>er Autobahnen bei 100 km/h gemäß IG-L, den Ausbau des öffentlichen Verkehrs sowie<br />

die Förderung der Rollenden Landstraße (RoLa). E<strong>in</strong>en wichtigen E<strong>in</strong>flussfaktor stellt zudem der<br />

durch die Wirtschaftskrise bed<strong>in</strong>gte Rückgang des Gütertransports dar (vgl. Indikator „Güterverkehr<br />

Brennertransit relativ nach Straße und Schiene“, Seite 15) (3).<br />

Mit dem Weg „TIROL 2050 – energieautonom“ geht e<strong>in</strong> Umbau des gesamten Energie- und<br />

Mobilitätssystems <strong>in</strong> Richtung effizienter und schadstoffarmer Strukturen e<strong>in</strong>her. S<strong>in</strong>d es im<br />

Energiebereich vor allem die energetische Gebäudesanierung zusammen mit der Substitution<br />

fossiler Heizsysteme durch erneuerbare Technologien, liefert im Mobilitätssystem <strong>in</strong>sbesondere<br />

die E<strong>in</strong>führung des Elektroantriebes die entsprechenden Voraussetzungen für e<strong>in</strong>en erfolgreichen<br />

Weg „TIROL 2050 – energieautonom.“<br />

Quelle: Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung, Büro für Energieangelegenheiten: <strong>Tirol</strong>er Energiemonitor<strong>in</strong>g 2013<br />

46 3 ENERGIE UND NATÜRLICHE RESSOURCEN


3 Energie und natürliche Ressourcen<br />

zitätsaufkommens ausmachen. Dazu braucht <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> ke<strong>in</strong>e zusätzliche Freifläche beansprucht<br />

werden; wie durch das Projekt „SOLAR TIROL“ festgestellt, s<strong>in</strong>d dazu die bereits bestehenden<br />

Dachflächen ausreichend.<br />

130 %<br />

125 %<br />

Energetischer Endverbrauch und Bevölkerungsentwicklung<br />

Des Weiteren werden Geme<strong>in</strong>den und Regionen bei der Umsetzung energiepolitischer Maßnahmen<br />

unterstützt. Seit 2014 existien <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> Klima- und Energiemodell (KEM) Regionen, die durch<br />

den Klima- und Energiefonds ausgewählt wurden. Es s<strong>in</strong>d dies: Region Landeck, Region Imst, Region<br />

Tr<strong>in</strong>s/Wipptal, Zillertal, Alpbachtal, Wilder Kaiser, Pillerseetal-Leogang und die CO 2<br />

-neutrale<br />

Modellregion Osttirol. Zahlen, welche Bezirke oder auch Geme<strong>in</strong>den bereits jetzt, bzw. zu welchem<br />

Grad, als energieautonom gelten können, liegen für e<strong>in</strong>zelne Bezirke und Geme<strong>in</strong>den nicht,<br />

bzw. nur teilweise vor (2). Neben dem Ziel der KEM-Regionen, die Abhängigkeit von fossilen<br />

Energieträgern zu m<strong>in</strong>imieren, den nachhaltigen E<strong>in</strong>satz erneuerbarer Energieträger zu forcieren<br />

sowie E<strong>in</strong>sparungen und Effizienzsteigerungen zu erzielen, wirkt sich die Teilnahme an solchen<br />

Programmen zusätzlich positiv auf e<strong>in</strong>e zentrale Herausforderung der <strong>Tirol</strong>er Nachhaltigkeitsstrategie<br />

aus (siehe dazu Handlungsfeld „Stärkung demokratischer Strukturen und Prozesse“, <strong>in</strong><br />

„Leben mit Zukunft„ S. 147): Sie führen zur Stärkung e<strong>in</strong>es offenen und kreativen Umgangs mit<br />

Veränderungen, entwickeln die Solidargeme<strong>in</strong>schaft auf lokaler und regionaler Ebene weiter und<br />

dienen als Vorbilder für weitere Regionen. Das e5 Programm unterstützt Geme<strong>in</strong>den dabei, ihre<br />

Energiepolitik zu überprüfen, energiepolitische Ziele zu entwickeln und konkrete Energie- und<br />

Klimaschutzmaßnahmen umzusetzen (5) und (6).<br />

120 %<br />

115 %<br />

110 %<br />

105 %<br />

100 %<br />

95 %<br />

90 %<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />

Bevölkerung (Index 2000) EEV (Index 2000)<br />

Quelle: Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung, Büro für Energieangelegenheiten: <strong>Tirol</strong>er Energiemonitor<strong>in</strong>g 2013<br />

Energiemonitor<strong>in</strong>g 2013 jedoch Vorsicht geboten, da es im Verlauf der vergangenen 50 Jahre<br />

bereits mehrmals Perioden mit reduzierenden bzw. stagnierenden Endenergiee<strong>in</strong>sätzen gab und<br />

die Möglichkeit besteht, dass der seit 2005 zu verzeichnende Trend wieder umschlägt (2).<br />

Auf österreichischer Ebene zeigt sich bei der Gegenüberstellung des energetischen Endverbrauches<br />

mit dem Brutto<strong>in</strong>landsprodukt (real) seit Anfang der 1970er-Jahre e<strong>in</strong> gegenläufiger Trend,<br />

der zu Beg<strong>in</strong>n des Jahrtausends e<strong>in</strong> wenig abgeschwächt, <strong>in</strong> den letzten Jahren (ausgenommen<br />

2010) aber wieder fortgesetzt wird (7).<br />

In <strong>Tirol</strong> zeigt die auf das Jahr 2000 <strong>in</strong>dexierte Analyse des energetischen Endverbrauchs und<br />

der Bevölkerungsentwicklung (vgl. Indikator „Energetischer Endverbrauch pro Person“, Seite<br />

12 und (2)), dass der energetische Endverbrauch nach e<strong>in</strong>em Maximum im Jahr 2005 mit<br />

leichten Schwankungen bis 2012 leicht rückläufig ist. Die Bevölkerung stieg <strong>in</strong> diesem Zeitraum<br />

konstant an. Diese <strong>Entwicklung</strong> ist möglicherweise auf Effizienzsteigerungsmaßnahmen und/<br />

oder E<strong>in</strong>sparungen zurückzuführen. Was die Zielerreichung bis 2050 anbelangt, ist laut <strong>Tirol</strong>er<br />

Literatur:<br />

(1) <strong>Tirol</strong> 2050: http://www.tirol2050.at<br />

(2) Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung (2014): <strong>Tirol</strong>er Energiemonitor<strong>in</strong>g 2013. Innsbruck<br />

(3) Umweltbundesamt (2014): Bundesländer Luftschadstoff-Inventur 1990 – 2012. Wien.<br />

(4) Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung (2011): Wasserkraft <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> – Kriterienkatalog. Innsbruck<br />

(5) e5 Programm Österreich: http://www.e5-geme<strong>in</strong>den.at<br />

(6) e5 Programm <strong>Tirol</strong>: http://www.energie-geme<strong>in</strong>de.at/e5-programm/<br />

(7) BMLFUW (2013): Indikatoren-Bericht MONE Juni 2013. Wien<br />

3 ENERGIE UND NATÜRLICHE RESSOURCEN<br />

47


4 Internationales Jahr des Bodens 2015<br />

Das Jahr 2015 wurde von der UN-Generalversammlung zum <strong>in</strong>ternationalen Jahr des Bodens<br />

erklärt (1). Gesunde Böden stellen e<strong>in</strong>e wesentliche Grundlage für das Funktionieren der Ökosysteme<br />

und die Regulation der Stoff- und Wasserkreisläufe dar.<br />

Laut ÖNORM L1076 (2) ist der Boden neben dem Wasser und der Luft e<strong>in</strong>e unserer wesentlichen<br />

Lebensgrundlagen. Als <strong>in</strong> menschlichen Zeitdimensionen praktisch nicht erneuerbare oder<br />

vermehrbare Umweltressource ist er weltweit durch verschiedene E<strong>in</strong>wirkungen, wie Erosion,<br />

Verdichtung, Humusverlust, Schadstoffe<strong>in</strong>trag, Nährstoffaustrag, Überdüngung, aber auch durch<br />

Abtrag zum Zweck e<strong>in</strong>er Bebauung <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Bestand oder <strong>in</strong> der Erfüllung se<strong>in</strong>er Funktionen<br />

bedroht.<br />

Böden s<strong>in</strong>d Lebensgrundlagen und Lebensraum für Tiere, Pflanzen und Bodenorganismen.<br />

Aus Sicht des Menschen werden Böden vor allem land- und forstwirtschaftlich genutzt, <strong>in</strong>dem<br />

durch Kultivierung von Pflanzen Nahrungs- und Futtermittel sowie Holz produziert werden.<br />

Sie s<strong>in</strong>d wichtige Akteure im Wasser- und Stoffhaushalt, denn sie können beachtliche Mengen<br />

an Niederschlägen aufnehmen, speichern und wieder abgeben und s<strong>in</strong>d daher zentral für den<br />

Hochwasserschutz. Darüber h<strong>in</strong>aus erfüllen Böden e<strong>in</strong>e Puffer- und Filterfunktion, denn sowohl<br />

durch Niederschlag als auch über die Luft werden Schadstoffe <strong>in</strong> Böden e<strong>in</strong>getragen und dort<br />

abgelagert. Indem sie diese Schadstoffe b<strong>in</strong>den, neutralisieren oder über Organismen abbauen,<br />

fungieren Böden als Filter, Puffer bzw. Transformator. Auf diesem Weg wird vor allem der Verunre<strong>in</strong>igung<br />

des Grundwassers vorgebeugt. Nicht zuletzt dienen Böden auch dem Klimaschutz – <strong>in</strong><br />

Abhängigkeit von der Bewirtschaftungsweise wird Kohlendioxid <strong>in</strong> großen Mengen natürlich<br />

aufgenommen, gebunden und gespeichert.<br />

Um Böden <strong>in</strong> ihrer Funktion erhalten zu können, bedarf es sowohl des qualitativen als auch des<br />

quantitativen Bodenschutzes. Vor allem <strong>in</strong> <strong>in</strong>tensiv genutzten Bereichen besteht die anhaltende<br />

Tendenz zur Bodenversiegelung (4). Bezogen auf die regionale Bevölkerungsentwicklung kann<br />

davon ausgegangen werden, dass der Druck auf den Verbrauch an Freiflächen vor allem <strong>in</strong> urban<br />

geprägten Landesteilen stärker ist als <strong>in</strong> rural geprägten Regionen (vgl. Indikator „Veränderung<br />

der Wohnbevölkerung nach Bezirken und <strong>Tirol</strong> gesamt“, Seite 2). Um dem entgegenzusteuern<br />

soll besonders <strong>in</strong> der Landeshauptstadt Innsbruck, den Verdichtungsräumen und den Stadt-<br />

Umland-Bereichen speziell auf den verantwortungsvollen und sparsamen Umgang mit Grund<br />

und Boden geachtet werden (4). Darüber h<strong>in</strong>aus sei darauf h<strong>in</strong>gewiesen, dass die Ausweitung<br />

von Siedlungen nicht automatisch die vollkommene Versiegelung dieser Flächen bedeutet. E<strong>in</strong>en<br />

verantwortungsvollen Umgang mit der Ressource Boden unterstreicht die <strong>Entwicklung</strong> des<br />

gewidmeten Baulands (<strong>in</strong>kl. baulandähnlichen Sonderflächen) pro E<strong>in</strong>wohnerIn <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong>, die im<br />

Zeitraum von 2000 bis 2013 kaum e<strong>in</strong>e Veränderung aufweist. Im Jahr 2000 betrug dieser Wert<br />

ca. 298 m 2 , im Jahr 2013 rund 299 m 2 (vgl. Indikator „Widmungsfläche pro Person, Seite 30).<br />

Die Entkoppelung von Bevölkerungsentwicklung und Bodenverbrauch ist e<strong>in</strong> Ziel, das u.a. im<br />

Fahrplan der Europäischen Union für e<strong>in</strong> ressourcenschonendes Europa (5) def<strong>in</strong>iert ist, demgemäß<br />

die Landnahme so zu reduzieren ist, dass bis 2050 netto ke<strong>in</strong> Land mehr verbraucht wird.<br />

2500<br />

2000<br />

1500<br />

Veränderung der Anbaufläche Ackerland <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong><br />

Brachflächen<br />

Sonstige Ackerfrüchte<br />

Ölfrüchte<br />

In ihrer Funktion als Kohlenstoffspeicher – <strong>in</strong> Österreichs Böden s<strong>in</strong>d ca. 820 Mio. Tonnen Kohlenstoff<br />

gespeichert, wobei knapp 60 % auf Waldböden, rund 22 % auf Grünlandböden und ca.<br />

10 % auf Ackerböden entfallen (3) – liefern nachhaltig bewirtschaftete Böden e<strong>in</strong>en wichtigen<br />

Beitrag zum Klimaschutz und wirken sich auch positiv auf Maßnahmen des Klimaschutzes aus<br />

(vgl. Indikator „Treibhausgas-Emissionen <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong>“, Seite 14). Darüber h<strong>in</strong>aus unterstützen<br />

<strong>in</strong>takte Böden die Anpassung an den Klimawandel, <strong>in</strong>dem sie große Niederschlagsmengen<br />

aufnehmen und so Schäden wie z.B. von Murenabgängen verr<strong>in</strong>gern und e<strong>in</strong>en Beitrag zur Hochwasserprävention<br />

leisten.<br />

[ha]<br />

1000<br />

500<br />

0<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014<br />

Hackfrüchte<br />

Körnerlegum<strong>in</strong>osen<br />

Futtergetreide<br />

Brotgetreide<br />

Quelle: Statistik Austria: Auswertung der Mehrfachanträge-Flächen der Agrarmarkt Austria - Stand vom 1.9.2014<br />

48 4 INTERNATIONALES JAHR DES BODENS 2015


4 Internationales Jahr des Bodens 2015<br />

Die stetige Abnahme der landwirtschaftlich genutzten Gesamtfläche (siehe Grafik Seite 48)<br />

resultiert e<strong>in</strong>erseits aus dem zunehmenden Verbrauch an unverbauten Flächen für Siedlungsentwicklung,<br />

Industrie, Verkehrsflächen oder Freizeite<strong>in</strong>richtungen. Andererseits ist die Abnahme<br />

Ergebnis der Verwaldung von landwirtschaftlichen Grenzertragsstandorten. Dabei handelt es<br />

sich um Flächen, auf denen die landwirtschaftliche Tätigkeit aus Rentabilitätsgründen e<strong>in</strong>gestellt<br />

wurde und wo <strong>in</strong> Folge e<strong>in</strong>e schleichende, oft unbemerkte Verwaldung mit der Aufgabe oder<br />

Reduktion der landwirtschaftlichen Nutzung e<strong>in</strong>hergeht.<br />

In <strong>Tirol</strong> hat sich der Selbstversorgungsgrad (SVG) über den Zeitraum 1986 bis 2011 stark verändert.<br />

Vor allem der SVG von R<strong>in</strong>dfleisch (+ 15 Prozentpunkte) und Milchprodukten (+ 18 Prozentpunkte)<br />

hat stark zugenommen, während der SVG von z.B. Frischobst (- 22 Prozentpunkte) oder<br />

Kartoffel (- 41 Prozentpunkte) rückläufig ist. Hier handelt es sich jedoch um statistische Daten,<br />

<strong>in</strong> denen z.B. alles Obst zum Eigengebrauch und privat verkaufte Mengen fehlen. Der SVG von<br />

Milchprodukten <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> liegt bei 145 %. ((6), siehe Tabelle).<br />

E<strong>in</strong> prägender Faktor für die <strong>Tirol</strong>er Berglandwirtschaft ist der Tourismus. Die Bereitstellung<br />

qualitativ hochwertiger Lebensmittel ist für den Tourismus ebenso zentral, wie die Erhaltung der<br />

alp<strong>in</strong>en Kulturlandschaft (7). E<strong>in</strong>e besondere Rolle spielt hier die Berglandwirtschaft als Erbr<strong>in</strong>ger<strong>in</strong><br />

von Leistungen wie Lebensmittelproduktion, Landschaftspflege oder Naturgefahrenschutz.<br />

Berglandwirtschaft, Tourismuswirtschaft und Raumordnung s<strong>in</strong>d hier gleichermaßen gefordert,<br />

e<strong>in</strong>e raumverträgliche, ressourcenschonende und somit nachhaltige touristische <strong>Entwicklung</strong> zu<br />

forcieren.<br />

Die Wichtigkeit e<strong>in</strong>er bodenschonenden und -sparenden Landesentwicklung ist <strong>in</strong> verschiedenen<br />

Instrumenten, Strategien und Maßnahmen festgelegt, wie beispielsweise im Bodenschutz-Protokoll<br />

der Alpenkonvention (8), im <strong>Tirol</strong>er Raumordnungsgesetz (9), den Raumordnungsplänen<br />

ZukunftsRaum <strong>Tirol</strong> (4) und Raumverträgliche Tourismusentwicklung (10), <strong>in</strong> diversen Freiraumprogrammen<br />

(11) oder auch im Geste<strong>in</strong>sabbaukonzept des Landes <strong>Tirol</strong> (12).<br />

Intakte Böden s<strong>in</strong>d nicht zuletzt auch die Grundlage für gesunde Wälder. Im Wald ist der quantitative<br />

Schutz von Flächen vor allem durch die Rodungsbestimmungen des Forstgesetzes verankert.<br />

Auch seitens des qualitativen Waldbodenschutzes werden Aktivitäten gesetzt, wie etwa die<br />

Veränderung des Selbstversorgungsgrades <strong>Tirol</strong>s (mit TouristInnen)<br />

Bodendauerbeobachtungsflächen auf Waldstandorten (vgl. Indikator „Qualität der Böden“, Seite<br />

23), die Fertigstellung e<strong>in</strong>er landesweiten Waldtypisierung als grundlegendes Instrument für<br />

die forstliche Praxis, oder auch die Mitarbeit bei Projekten zu waldökologischen Fragestellungen<br />

(u.a. betreffend Nährstoffhaushalt, Erosion) (13).<br />

Literatur:<br />

Ausgewählte Produkte 1986 1991/92 2010/2011 Trend<br />

Brotgetreide 2,8% 0,4% 3,6%<br />

Gemüse 22,0% 39,0% 30,0%<br />

Frischobst 24,0% 27,0% 2,3%<br />

Kartoffeln 65,0% 43,0% 24,0%<br />

R<strong>in</strong>dfleisch 34,0% 34,0% 49,0%<br />

Schwe<strong>in</strong>efleisch 26,0% 20,0% 4,3%<br />

Geflügelfleisch 17,6% 2,5% 2,2%<br />

Milchprodukte gesamt 127,0% 103,0% 145,0%<br />

Quelle: Tasser, E. (2013): E<strong>in</strong> Gedankenexperiment: Inwieweit könnten sich Südtirol und <strong>Tirol</strong> selbst ernähren?<br />

(1) UN Generalversammlungsbeschluss (2013): 68/232. World Soil Day and International Year of Soils.<br />

(2) Österreichisches Normungs<strong>in</strong>stitut (2013): ÖNORM L1076: Grundlagen zur Bodenfunktionsbewertung.<br />

Wien.<br />

(3) Umweltbundesamt (2013): Flächen<strong>in</strong>anspruchnahme <strong>in</strong> Österreich 2013. Wien.<br />

(4) Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung (2011): ZukunftsRaum <strong>Tirol</strong>_2011. Strategien zur Landesentwicklung –<br />

Raumordnungsplan. Innsbruck.<br />

(5) Europäische Komission (2011): Fahrplan für e<strong>in</strong> ressourcenschonendes Europa bzw. Ressourceneffizienz<br />

Roadmap; Kom(2011) 571.<br />

(6) Tasser, E. (2012): E<strong>in</strong> Gedankenexperiment: Inwieweit könnten sich Südtirol und <strong>Tirol</strong> selbst ernähren?<br />

Skolast.<br />

4 INTERNATIONALES JAHR DES BODENS 2015<br />

49


4 Internationales Jahr des Bodens 2015<br />

(7) Tasser, E., Schermer, M., Siegl, G., Tappe<strong>in</strong>er, U. (2012): Wir Landschaftsmacher. Vom Se<strong>in</strong> und Werden der<br />

Kulturlandschaft <strong>in</strong> Nord-, Ost- und Südtirol. Interreg IV Projekt: Kultur.Land.(Wirt)schaft – Strategien<br />

für die Kulturlandschaft der Zukunft.<br />

(8) Alpenkonvention - Protokoll zur Durchführung der Alpenkonvention von 1991 im Bereich Bodenschutz<br />

(2015).<br />

(9) <strong>Tirol</strong>er Raumordnungsgesetz (2011) – TROG 2011, LGBl. Nr. 56/2011.<br />

(10) Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung (2010): Raumverträgliche Tourismusentwicklung – Raumordnungsplan.<br />

Innsbruck.<br />

(11) Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung: Raumordnungsprogramme zur Erhaltung von Freiraumfunktionen <strong>in</strong><br />

<strong>Tirol</strong>. https://www.tirol.gv.at/landesentwicklung/raumordnung/ueberoertliche-raumordnung/raumordnungsprogramme/<br />

(12) Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung (2013): <strong>Tirol</strong>er Geste<strong>in</strong>sabbaukonzept.<br />

(13) Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung (2011): waldstrategie 2020. Innsbruck.<br />

50 4 INTERNATIONALES JAHR DES BODENS 2015


51


5 Mobilität und Klimaschutz<br />

Unser Mobilitätsverhalten basiert derzeit hauptsächlich auf der Verwendung fossiler Energieträger.<br />

Dadurch werden gesundheits- und klimaschädliche Gase bzw. Treibhausgase <strong>in</strong> großer<br />

Menge freigesetzt. Im Jahr 2012 trug der Sektor Verkehr laut Klimaschutzbericht 2014 (1) <strong>in</strong><br />

Österreich zu 27,1 % an den gesamten Treibhausgasemissionen bei. In <strong>Tirol</strong> entfielen auf diesen<br />

Sektor sogar 47 % der Treibhausgasemissionen (das s<strong>in</strong>d rund 2,5 Mio. t CO 2<br />

‐Äquivalente, vgl.<br />

Graphik und Indikator „Treibhausgas-Emissionen <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong>“, Seite 14) (2).<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus ist der Bereich Mobilität für rund 42 % des <strong>Tirol</strong>er Endenergiee<strong>in</strong>satzes verantwortlich<br />

(3). Auch Fe<strong>in</strong>staub- und Stickoxid-Emissionen s<strong>in</strong>d maßgeblich dem Sektor Verkehr<br />

zuzuordnen (vgl. Indikator „Luftgüte“, Seite 24). Hauptverantwortlich für die verkehrsbed<strong>in</strong>gte<br />

Erhöhung der Treibhausgasemissionen, die pro Person seit 1990 <strong>in</strong> allen Bundesländern<br />

zugenommen haben (2), s<strong>in</strong>d die Zunahme des motorisierten Individualverkehrs sowie der<br />

Kraftstoffexport <strong>in</strong>s Ausland aufgrund vergleichsweise günstiger Kraftstoffpreise <strong>in</strong> Österreich.<br />

Im Sektor Verkehr weist <strong>Tirol</strong> im Vergleich mit den anderen Bundesländern die höchsten Treibhausgas-Emissionen<br />

pro Person auf (siehe Grafik „THG - Emissionen des Sektors Verkehr pro<br />

Persion (<strong>in</strong>kl. Kraftstoffexport)“ (1)). Dies ist u.a. auf den angestiegenen Straßengüterfernverkehr<br />

zurückzuführen (vgl. Indikator „Güterverkehr Brennertransit relativ nach Straße bzw. Schiene“,<br />

Seite 15). So ist der Brenner der am stärksten belastete Übergang im Alpenraum von Ventimiglia<br />

bis zum Wechsel (4). Darüber h<strong>in</strong>aus wirkte sich <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> die Zunahme des „Tanktourismus“<br />

bei LKWs und PKWs seit 1990 besonders stark aus.<br />

Um dieser <strong>Entwicklung</strong> entgegen zu steuern, wurde gemäß österreichischem Klimaschutzgesetz<br />

e<strong>in</strong> Maßnahmenprogramm für 2013 und 2014 beschlossen, welches <strong>in</strong> Länderkompetenz u.a. die<br />

Förderung von Fahrgeme<strong>in</strong>schaften und die Forcierung von Mobilitätsmaßnahmen auf kommunaler<br />

Ebene be<strong>in</strong>haltet (1). Mit dem Mobilitätsprogramm 2013-2020 des Landes (5) werden<br />

gezielte Anreize zur Änderung des Mobilitätsverhaltens gesetzt, mit dem Ziel der Verschiebung<br />

des modal split zu Gunsten des öffentlichen Verkehrs (+3,0 Prozentpunkte bis 2020 im Vergleich<br />

zu 2011) und des Radverkehrs (+3,0 Prozentpunkte). E<strong>in</strong> landesweites Radkonzept sowie die<br />

Vergabe von Förderungen für bedarfsorientierte Mobilitätsprojekte sollen zur Attraktivierung<br />

des öffentlichen Verkehrs (Priorisierung und Tarifgestaltung) bzw. des Radverkehrs beitragen.<br />

Der Anteil des motorisierten Individualverkehrs am Gesamtverkehr soll von 56 % im Jahr 2011<br />

auf 50 % im Jahr 2020 reduziert werden. Die Forcierung von Elektromobilität und alternativer<br />

Treibstoffe ist e<strong>in</strong>e weitere Möglichkeit zur Reduktion der Emissionen aus dem motorisierten<br />

Individualverkehr.<br />

THG- Emissionen [Tonnen/ Person]<br />

4,0<br />

3,5<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,0<br />

THG -Emissionen des Sektors Verkehr pro Person (<strong>in</strong>kl. Kraftstoffexport)<br />

1990 2000 2011<br />

BGLD<br />

KTN<br />

NÖ<br />

OÖ<br />

SBG<br />

STMK<br />

T<br />

VBG<br />

W<br />

AT<br />

Quelle: Umweltbundesamt: Umweltkontrollbericht 2013<br />

Laut aktueller Daten von Statistik Austria s<strong>in</strong>d die Neuzulassungen von Pkws 2014 im Vergleich<br />

zu 2013 <strong>in</strong> Österreich um ca. 5 % zurückgegangen. In <strong>Tirol</strong> wurden 2014 rund 25.000 PKWs neu<br />

angemeldet (-3,3 % im Vergleich zum Vorjahr). Von den <strong>in</strong> Österreich neuzugelassenen PKWs<br />

überwiegen solche niedriger CO 2<br />

-Emissionsklassen. Pkws der CO 2<br />

-Klasse bis 119 g/km haben<br />

2014 im Vergleich zu 2013 um knapp 11 % zugenommen.<br />

Der Gesamtverkehr auf <strong>Tirol</strong>s Straßen ist zwischen 2000 und 2011 um ca. 15 % angestiegen (vgl.<br />

Indikator „Gesamtverkehr“, Seite 15) und verblieb seit dem Jahr 2012 relativ konstant (6).<br />

Dennoch lässt sich bei Betrachtung aktuellster Daten der Verkehrsentwicklung ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>deutiger<br />

Trend ableiten.<br />

Zur Erhebung des Mobilitätsverhaltens erfolgte im Frühjahr 2011 e<strong>in</strong>e landesweite Befragung<br />

(siehe Grafik „Modal Split nach Wohnbezirk (Personen ab 6 Jahren)“ auf Seite 53). Bei dieser<br />

wurde festgestellt, dass der Anteil des motorisierten Individualverkehrs (MIV) <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> zu Gunsten<br />

52 5 MOBILITÄT UND KLIMASCHUTZ


5 Mobilität und Klimaschutz<br />

des Umweltverbundes (Rad, Fuß, öffentlicher Verkehr) zurückgegangen ist. Besonders hoch ist<br />

der PKW-Anteil im Hol- und Br<strong>in</strong>gverkehr (78,0 %). Auf Bezirksebene lässt sich feststellen, dass<br />

der ÖPNV-Anteil <strong>in</strong> ländlichen Regionen (Bezirke Lienz, Kitzbühel und Reutte) am ger<strong>in</strong>gsten ist<br />

(4).<br />

Modal Split nach Wohnbezirk (Personen ab 6 Jahren)<br />

100 %<br />

8<br />

4<br />

16<br />

13<br />

9 6 4 5<br />

9<br />

90 %<br />

17<br />

17<br />

18 22 21 16<br />

80 %<br />

18<br />

23<br />

6<br />

9<br />

70 % 29<br />

2<br />

1<br />

10<br />

5<br />

11<br />

7<br />

9<br />

7<br />

2<br />

14<br />

1<br />

1<br />

7<br />

2<br />

7<br />

60 %<br />

7<br />

9<br />

1<br />

6<br />

1<br />

6<br />

9<br />

50 %<br />

22<br />

40 %<br />

1<br />

30 % 5<br />

58<br />

60<br />

59<br />

53<br />

53<br />

52<br />

56<br />

50<br />

20 %<br />

26<br />

10 %<br />

0 %<br />

Innsbruck-Stadt Imst Innsbruck-Land Kitzbühel Kufste<strong>in</strong> Landeck Lienz Reutte Schwaz<br />

ÖPNV<br />

Sonstige<br />

Fuß<br />

Fahrrad<br />

Motorrad/<br />

Moped<br />

Pkw-<br />

MitfahrerIn<br />

Pkw-<br />

LenkerIn<br />

Geme<strong>in</strong>den zu reduzieren. Die Aufrechterhaltung <strong>in</strong>frastruktureller E<strong>in</strong>richtungen im ländlichen<br />

Raum, wie z.B. Schulen und K<strong>in</strong>dergärten, kann die Erhöhung des Verkehrsaufkommens verh<strong>in</strong>dern<br />

bzw. dieses reduzieren (9).<br />

Der Zugang zu Mobilität ermöglicht für alle Bevölkerungsgruppen die Befriedigung von Grundbedürfnissen.<br />

Daher gilt es, u.a. demographische Aspekte bei Mobilitätsfragen zu berücksichtigen,<br />

wie etwa die Tatsache, dass der Anteil älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung zunimmt<br />

(vgl. Indikator „Verhältnis der Bevölkerung unter 15 Jahren zur Bevölkerung über 64 Jahren“, Seite<br />

10). Durch den demographischen Wandel entstehen neue Ansprüche an das Verkehrssystem,<br />

wie z.B. e<strong>in</strong>e SeniorInnen-gerechte oder barrierefreie Gestaltung des Mobilitätsangebotes.<br />

Quelle: Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung, Sachgebiet Verkehrsplanung<br />

Die Raumordnung stellt e<strong>in</strong>e wichtige E<strong>in</strong>flussgröße auf das Verkehrsaufkommen bzw. den Anteil<br />

des öffentlichen Verkehrs an diesem dar. Dass der Bedarf an e<strong>in</strong>em eigenen Auto <strong>in</strong> ländlichen Gebieten<br />

höher ist, unterstreichen u.a. Daten der 2011 <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> durchgeführten Mobilitätserhebung<br />

(7). Demnach ist die dauerhafte PKW-Verfügbarkeit (Möglichkeit der Nutzung jederzeit gegeben)<br />

im städtischen Bereich bedeutend ger<strong>in</strong>ger (52,6 % der Bevölkerung <strong>in</strong> Innsbruck) als <strong>in</strong> anderen<br />

Gebieten. Interessant ist, dass die höchste dauerhafte PKW-Verfügbarkeit <strong>in</strong> Tourismusregionen<br />

zu verzeichnen ist (68,6 % der Bevölkerung). Darüber h<strong>in</strong>aus zeigt der Geschlechtervergleich,<br />

dass Männer weniger Wege zurücklegen als Frauen, und dass Männer anteilsmäßig häufiger<br />

jederzeit über e<strong>in</strong>en PKW verfügen. Dies spiegelt sich auch <strong>in</strong> der Form der Erwerbstätigkeit<br />

wieder. Teilzeiterwerbstätige, welche zum überwiegenden Teil Frauen s<strong>in</strong>d (8), haben statistisch<br />

gesehen seltener jederzeit e<strong>in</strong>en Pkw zur Verfügung, als Vollzeiterwerbstätige.<br />

Kompakte Siedlungsstrukturen, Anb<strong>in</strong>dung an den öffentlichen Verkehr oder fußläufige Erreichbarkeit<br />

von Versorgungse<strong>in</strong>richtungen tragen dazu bei, das Verkehrsaufkommen <strong>in</strong>nerhalb von<br />

Literatur:<br />

(1) Umweltbundesamt (2014): Klimaschutzbericht 2014. Wien<br />

(2) Umweltbundesamt (2014): Bundesländer Luftschadstoff-Inventur 1990 – 2012. Wien<br />

(3) Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung (2014): <strong>Tirol</strong>er Energiemonitor<strong>in</strong>g 2013. Innsbruck<br />

(4) Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung (2013): Verkehr <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> – Bericht 2012. Innsbruck<br />

(5) Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung (2013): Mobilitätsprogramm 2013-2020. Innsbruck<br />

(6) Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung (2014): Verkehr <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> – Bericht 2013. Innsbruck<br />

(7) Büro für nachhaltige Kompetenz (2013): Auswertung der <strong>Tirol</strong>er Mobilitätserhebung nach gender- und<br />

gesellschaftsrelevanten Fragestellungen. Wien<br />

(8) Statistik Austria (2014): Arbeitsmarktstatistik 3. Quartal 2014. Wien<br />

(9) Umweltbundesamt (2013): Umweltkontrollbericht 2013. Wien<br />

5 MOBILITÄT UND KLIMASCHUTZ<br />

53


6 Wirtschaft und Soziales<br />

E<strong>in</strong> funktionierender Ausgleich zwischen E<strong>in</strong>kommensunterschieden ist e<strong>in</strong>e wesentliche Voraussetzung<br />

für e<strong>in</strong>e gelebte Demokratie und wirtschaftliche <strong>Entwicklung</strong>. Wenn viele Menschen<br />

ihre Existenz trotz Arbeit nicht mehr bestreiten können und ke<strong>in</strong>e Hilfe von öffentlicher Seite<br />

bekommen, verliert das staatliche System tendenziell an Legitimität.<br />

Das verfügbare E<strong>in</strong>kommen der <strong>Tirol</strong>er Haushalte pro Person stieg <strong>in</strong> den Jahren 2000 bis<br />

2013 kont<strong>in</strong>uierlich von € 15.300 auf € 21.400 an und hat damit – im Österreichvergleich überdurchschnittlich<br />

– um knapp 36 % zugenommen. Allerd<strong>in</strong>gs liegt der Betrag des verfügbaren<br />

E<strong>in</strong>kommens der <strong>Tirol</strong>erInnen über den gesamten Referenzraum unter dem österreichischen<br />

Durchschnitt (vgl. Indikator „Verfügbares E<strong>in</strong>kommen der privaten Haushalte pro Person“, Seite<br />

32).<br />

Die Armutsgefährdungsquote h<strong>in</strong>gegen hat sich seit 2005 kaum verändert und liegt im Zeitraum<br />

2009-2011 bei 9,7 %. Als armutsgefährdet gelten Menschen, deren E<strong>in</strong>kommen 60 % des Medians<br />

aller äquivalisierten Haushaltse<strong>in</strong>kommen unterschreiten (vgl. Indikator „Armutsgefährdungsquote“,<br />

Seite 39). Die E<strong>in</strong>kommensverteilung ist <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> jedoch nicht gleichmäßig, was u. a.<br />

auf Faktoren wie Geschlecht, Alter oder Herkunft zurückzuführen ist (1). Zwar ist der Gender Pay<br />

Gap der erwerbstätigen Bevölkerung von 2002 bis 2012 von 35 % auf knapp 26 % gesunken, allerd<strong>in</strong>gs<br />

hat sich der Gender Pay Gap der PensionistInnen im Referenzzeitraum kaum verändert und<br />

lag im Jahr 2012 bei 41 % (vgl. Indikator „Gender Pay Gap“, Seite 38). Personen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

stehen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ger<strong>in</strong>geren Maße im Erwerbsleben und hängen daher tendenziell<br />

öfter von Transferleistungen ab. So lag die Erwerbstätigenquote der 15- bis 64-Jährigen Personen<br />

mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> im Jahr 2012 bei 52 %, woh<strong>in</strong>gegen 75 % der gleichaltrigen<br />

Personen ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund im Jahr 2012 im Erwerbsleben standen (vgl. Indikator „4.3<br />

Erwerbstätigenquote von Personen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund“ auf Seite 11). ). Zusätzlich<br />

dazu ist die Gesamtarbeitslosenquote zwischen den Jahren 2000 und 2013 um 30 % gestiegen<br />

und lag 2013 mit 6,4 % gleich hoch wie im Krisenjahr 2009. Vor allem jüngere Personen unter 25<br />

Jahren s<strong>in</strong>d überproportional (+46 % im Referenzzeitraum) vom Anstieg der Arbeitslosenquote<br />

betroffen (vgl. Indikator „Gesamtarbeitslosenquote“, Seite 6).<br />

Inwiefern sich die E<strong>in</strong>kommensunterschiede durch Bildungsmaßnahmen verkle<strong>in</strong>ern lassen, darüber<br />

gibt es ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche Me<strong>in</strong>ung. Bei e<strong>in</strong>er zu Prüfzwecken mit den EU-SILC Daten (e<strong>in</strong>zige<br />

Datenquelle, <strong>in</strong> der das Merkmal Schulbildung zur Verfügung steht) gerechneten Lohnregression,<br />

die zu den Merkmalen Branchenzugehörigkeit, Dauer der Firmenzugehörigkeit und Stellung im<br />

Beruf auch das Merkmal Schulbildung <strong>in</strong>kludiert, hat sich gezeigt, dass die Schulbildung ke<strong>in</strong>en<br />

signifikanten (zusätzlichen) Beitrag zur Lohnhöhe leistet. Der Grund dafür dürfte <strong>in</strong> der hohen<br />

Korrelation des Merkmals Schulbildung mit dem Merkmal Stellung im Beruf liegen (2).<br />

Auf Grund des demographischen Wandels hat die Nachfolgeregelung von Betrieben <strong>in</strong> den<br />

vergangenen zehn Jahren kont<strong>in</strong>uierlich an Bedeutung gewonnen. Für <strong>Tirol</strong> wird prognostiziert,<br />

dass die Anzahl der potentiellen Übergabefälle <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en und mittleren Unternehmen (KMU)<br />

exkl. E<strong>in</strong>-Personen-Unternehmen (EPU) <strong>in</strong> den Jahren 2014 bis 2023 bei 5.100 Übergabefällen<br />

liegen wird. Dieser Wert entspricht e<strong>in</strong>em Anteil an allen KMU (exkl. EPU) von 28,0 % und liegt<br />

damit knapp über dem österreichischen Schnitt von 27,0 %. Die Anzahl der von potentiellen Betriebsübergaben<br />

betroffenen Beschäftigten (<strong>in</strong>kl. UnternehmerIn) liegt <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> zwischen 26.000<br />

und 51.000 Personen, die e<strong>in</strong>en kumulierten Nettoumsatz von € 65 Milliarden erwirtschaften.<br />

Vor allem die Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft weist e<strong>in</strong>e hohe Übergabe<strong>in</strong>tensität aus.<br />

E<strong>in</strong> Viertel aller Übergaben erfolgt <strong>in</strong> diesen zwei Bereichen. E<strong>in</strong> Grund dafür ist z. B. das höhere<br />

Durchschnittsalter der UnternehmerInnen. Im Gegensatz dazu weist die Sparte Industrie die<br />

ger<strong>in</strong>gste Übergabe<strong>in</strong>tensität auf (3).<br />

Literatur:<br />

(1) Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung (2015): 2015 Armut und soziale E<strong>in</strong>gliederung <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong><br />

(2) Amt der <strong>Tirol</strong>er Landesregierung (2013): Lohn- und Verdienststruktur <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> 2010. Innsbruck<br />

(3) KMU Forschung Österreich, (2014): Unternehmensübergaben und -nachfolgen <strong>in</strong> Österreich. Wien<br />

54 6 WIRTSCHAFT UND SOZIALES


55


Zusammenfassung<br />

Der vorliegende Bericht des Landes <strong>Tirol</strong> präsentiert die gesamthafte Darstellung nachhaltiger<br />

<strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> <strong>in</strong> den Jahren 2000 bis 2014. Er basiert auf e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>dikatorgestützten Monitor<strong>in</strong>gsystem,<br />

das e<strong>in</strong>e gesamthafte Bewertung des Zustandes aus e<strong>in</strong>er umfassenden Nachhaltigkeitsperspektive<br />

erlaubt. Das Set der <strong>Tirol</strong>er Nachhaltigkeits<strong>in</strong>dikatoren wurde unter der<br />

Federführung der Abteilung Landesentwicklung und Zukunftsstrategie <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit<br />

ExpertInnen aus Landesverwaltung und landesnahen Systempartnern entwickelt. <strong>Nachhaltige</strong><br />

<strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> kann anhand des verfügbaren statistischen Datenmaterials damit sicht- und<br />

messbar gemacht werden.<br />

Die den Indikatoren zugrunde liegenden amtlichen Daten wurden für die Jahre 2000 bis 2014<br />

erfasst und im vorliegenden Bericht sowohl monosektoral (Teil I) als auch sektorübergreifend<br />

(Teil II) dargestellt. Die Untersuchung des Zustandes und der Trends im H<strong>in</strong>blick auf nachhaltige<br />

Landesentwicklung ergibt e<strong>in</strong> differenziertes Bild.<br />

Die dämpfenden Auswirkungen der im Jahr 2008 ausgebrochenen F<strong>in</strong>anz- und Wirtschaftskrise<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> vielen Bereichen, <strong>in</strong>sbesondere bei wachstumsgebundenen Indikatoren, erkennbar. Wenig<br />

erfreuliche Tendenzen gab es <strong>in</strong> den vergangenen Jahren vor allem am Arbeitsmarkt, beim Wirtschaftswachstum<br />

oder beim Verschuldungsgrad der Geme<strong>in</strong>den. Bei e<strong>in</strong>igen Aspekten, etwa der<br />

Forschungsquote oder der Erwerbstätigenquote der Frauen, ist trotz krisenbed<strong>in</strong>gter Abschwächung<br />

e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>sgesamt günstige <strong>Entwicklung</strong> festzustellen. Im Vergleich mit anderen Regionen<br />

hat <strong>Tirol</strong> diese schwierigen Jahre gut bewältigt. Der abgeschwächte wirtschaftliche Aufschwung<br />

bee<strong>in</strong>flusst umgekehrt auch umweltrelevante Themen wie Energieverbrauch, Treibhausgas-<br />

Emissionen, Abfall- oder Verkehrsaufkommen: hier zeigen sich – zum Teil krisenbed<strong>in</strong>gt, zum Teil<br />

aber schon kurz nach der Jahrtausendwende erkennbar –stagnierende oder rückläufige Trends.<br />

Für die e<strong>in</strong>zelnen Handlungsfelder lassen die untersuchten Indikatoren zusammengefasst folgende<br />

Trends erkennen:<br />

Die Bevölkerung <strong>Tirol</strong>s hat zwischen 2000 und 2014 um 8 % zugenommen, jedoch ist diese<br />

Zunahme regional sehr ungleich verteilt: Während der Zuzug <strong>in</strong> die Ballungsräume des Inntales<br />

überproportional hoch ist, stagniert die Bevölkerungsentwicklung der Bezirke Reutte und Landeck<br />

bzw. ist für den Bezirk Lienz sogar rückläufig. Das Bevölkerungswachstum <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> gründet<br />

hauptsächlich auf e<strong>in</strong>em positiven Wanderungssaldo, während der Geburtenüberschuss zunehmend<br />

weniger stark dazu beiträgt.<br />

Im Bereich der Ausbildung zeichnet sich positiv ab, dass der Bildungsstand der <strong>Tirol</strong>erInnen<br />

zwischen 2001 und 2012 erkennbar gestiegen ist. Die Zahl jener <strong>Tirol</strong>erInnen über 25 Jahre, die<br />

lediglich über den Pflichtschulabschluss verfügen, ist um rund e<strong>in</strong> Drittel gesunken. Zeitgleich<br />

hat sich auch das Bildungsniveau von Frauen und Männern angeglichen: bei Abschlüssen an<br />

allgeme<strong>in</strong>bildenden und berufsbildenden höheren Schulen, Kollegs, Hochschulen und Fachhochschulen<br />

haben Frauen - <strong>in</strong> absoluten Zahlen gesehen - zwischenzeitig sogar die Männer überholt.<br />

Die Erwerbstätigenquote ist <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> zwischen 2000 und 2013 kont<strong>in</strong>uierlich (mit e<strong>in</strong>er krisenbed<strong>in</strong>gten<br />

Abschwächung) auf knapp 75 % angestiegen. Insbesondere ältere Erwerbstätige (55<br />

bis 64 Jahre) und Frauen haben stark aufgeholt. Bei der <strong>Entwicklung</strong> des Arbeitsmarktes ist die<br />

Trendumkehr im Referenzzeitraum nicht gelungen: die Gesamtarbeitslosenquote fluktuiert um<br />

die - im Bundesländervergleich niedrige - 5,5 %-Marke und erreicht 2009 und 2013 krisenbed<strong>in</strong>gte<br />

Höchstwerte von 6,4 %.<br />

Der Energieverbrauch (energetischer Endverbrauch pro Person) nahm <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> bis zum Höhepunkt<br />

von 144 GJ/Person im Jahr 2004 zu, verr<strong>in</strong>gerte sich jedoch seither – trotz Wachstum z.B.<br />

bei den Bevölkerungszahlen oder beim Bruttoregionalprodukt – auf 131 GJ/Person im Jahr 2012.<br />

Ob es sich dabei um e<strong>in</strong> vorübergehendes Phänomen handelt oder sich die viel zitierte Entkoppelung<br />

von Rohstoffverbrauch und Wachstum bereits abzeichnet, kann derzeit noch nicht beurteilt<br />

werden. E<strong>in</strong>deutig h<strong>in</strong>gegen ist der Trend beim Anteil erneuerbarer Energieträger: dieser stieg<br />

zwischen 2005 und 2012 kont<strong>in</strong>uierlich von 32 % auf 41 % des Energiebedarfes.<br />

Die Treibhausgas-Emissionen <strong>Tirol</strong>s haben sich zwischen 2000 und 2012 analog zum Energieverbrauch<br />

entwickelt, d. h. es ist ab ca. 2006 gelungen, den Anstieg umzukehren. Dies trotz e<strong>in</strong>er<br />

bis 2011 ungebrochenen Zunahme im Verkehrssektor, dem mit Abstand größten Emittent. Die<br />

<strong>Entwicklung</strong> des Verkehrs auf <strong>Tirol</strong>s Straßen zeigt zwischen 2000 und 2006 e<strong>in</strong>e Zunahme um<br />

rund 10 %, von 2007 bis 2013 stagniert die Verkehrsentwicklung rund um diesen Wert.<br />

Die Ressourcenproduktivität hat sich <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> im Untersuchungszeitraum erhöht. Dies ist unter<br />

56 ZUSAMMENFASSUNG


Zusammenfassung<br />

anderem am Energetischen Endverbrauch erkennbar, der ab 2005 trotz Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum<br />

abgenommen hat. Ähnliche Tendenzen zeigen die Indikatoren Verkehrsentwicklung,<br />

Treibhausgas-Emissionen, Widmungsfläche pro Person oder Abfallmenge pro Person. <strong>Tirol</strong><br />

ist dem Ziel e<strong>in</strong>er relativen Entkoppelung von Wirtschaftswachstum und Ressourcenverbrauch<br />

damit e<strong>in</strong> gutes Stück näher gerückt. Zentrale Herausforderung bleibt aber die absolute Senkung<br />

des Verbrauches an natürlichen Ressourcen, <strong>in</strong>sbesondere wenn es sich um nicht erneuerbare<br />

handelt.<br />

und bei den 10- bis 14-Jährigen 6,1 %.<br />

Der Zustand der im Bericht erfassten Ökosysteme Fließgewässer und Boden kann aufgrund<br />

längerer Monitor<strong>in</strong>g<strong>in</strong>tervalle erst nach Vorliegen von entsprechend langen Zeitreihen bewertet<br />

werden.<br />

Beim Indikator Luftgüte gibt es unterschiedliche <strong>Entwicklung</strong>en. Bei Fe<strong>in</strong>staub (PM10) haben<br />

technische Maßnahmen und ger<strong>in</strong>gere Inversionshäufigkeiten zu e<strong>in</strong>em Rückgang der PM10-<br />

Belastung (Jahresmittelwert) von 30 - 40 % zwischen 2001 und 2013 geführt. Bei Stickoxiden gab<br />

es an mehreren Messstellen leichte Rückgänge, dennoch liegen weiterh<strong>in</strong> Überschreitungen des<br />

Jahresgrenzwertkriteriums vor. Bei Ozon ist derzeit ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitlicher Trend an den verschiedenen<br />

Messstellen zu erkennen.<br />

Das zentrale Ergebnis der Auswertung der Grundversorgung der <strong>Tirol</strong>er Geme<strong>in</strong>den ist, dass<br />

es ähnlich zur Periode 2008 bis 2010 ke<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>de gibt, deren Versorgungsangebot sich<br />

zwischen 2011 und 2014 <strong>in</strong> besonderem Maß reduziert hat.<br />

Die Forschungsquote stieg im Jahr 2013 auf 3,14 %, womit <strong>Tirol</strong> bereits das EU2020-Ziel (Forschungsquote<br />

von 3 %) überschritten hat. Die <strong>Tirol</strong>er pro-Kopf-Haushaltse<strong>in</strong>kommen s<strong>in</strong>d von<br />

€ 14.900 im Jahr 2000 auf € 20.200 im Jahr 2011 gestiegen, was e<strong>in</strong>er Steigerungsrate von 36 %<br />

entspricht. Das Bruttoregionalprodukt nahm zwischen 2000 und 2013 um 49 % zu.<br />

In ke<strong>in</strong>em Bundesland ist die Lebenserwartung höher als <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong>, wo sie 2013 bei 79,8 Jahren für<br />

Männer und 84,4 Jahren für Frauen liegt. Die K<strong>in</strong>derbetreuungsquote bei den 0- bis 2-Jährigen<br />

erhöhte sich <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> zwischen 2005/06 und 2013/14 von 14,3 % auf 26,5 %, nahm bei K<strong>in</strong>dern<br />

zwischen 3 und 5 Jahren von 86,8 % auf 92,9 % zu, beträgt bei den 6- bis 9-Jährigen aktuell 18,9 %<br />

ZUSAMMENFASSUNG<br />

57


Ausblick<br />

Die Welt dreht sich zunehmend schneller und was gestern noch als richtig galt, ist heute möglicherweise<br />

schon überholt. Vor dem H<strong>in</strong>tergrund globaler <strong>Entwicklung</strong>en und damit verbundener<br />

regionaler Auswirkungen, steht auch <strong>Tirol</strong> vor Herausforderungen, die es zu meistern gilt.<br />

Die Erstellung des Berichtes über nachhaltige <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>Tirol</strong> unter ganzheitlicher Betrachtung<br />

sektorübergreifender Nachhaltigkeits<strong>in</strong>dikatoren ist auch im Lichte dieser aktuellen<br />

Herausforderungen zu sehen. Phänomene wie Wirtschafts-, Währungs- und F<strong>in</strong>anzkrisen,<br />

Rohstoffknappheit, Klimawandel oder Kriege ziehen auch bei uns Auswirkungen wie steigende<br />

Arbeitslosigkeit oder wachsende Flüchtl<strong>in</strong>gszahlen nach sich.<br />

Das <strong>Tirol</strong>er Nachhaltigkeitsmonitor<strong>in</strong>g und die Erstellung von Folgeberichten <strong>in</strong> regelmäßigen<br />

Abständen s<strong>in</strong>d Daueraufgaben. Das Indikatorensystem ist <strong>in</strong> Fortführung des Auswahlprozesses<br />

dabei laufend zu überprüfen und im Bedarfsfall anzupassen. Das betrifft e<strong>in</strong>erseits Handlungsfelder,<br />

die derzeit mangels Indikatoren noch nicht oder nicht ausreichend beschrieben s<strong>in</strong>d.<br />

Wo messbare Daten fehlen oder Phänomene schlichtweg nicht messbar s<strong>in</strong>d, könnten künftig<br />

qualitative Aussagen generiert werden. Andererseits müssen auch aktuell noch nicht absehbare<br />

Themenfelder <strong>in</strong> die Berichterstellung mite<strong>in</strong>bezogen werden. Das Monitor<strong>in</strong>gsystem ist sowohl<br />

h<strong>in</strong>sichtlich Themenbreite als auch h<strong>in</strong>sichtlich Wirkungstiefe flexibel und ausbaufähig. Um die<br />

angestrebte ganzheitliche Gesamtsicht zu verstärken, gilt es auch die Synthese der E<strong>in</strong>zel<strong>in</strong>dikatoren<br />

zu <strong>in</strong>tensivieren.<br />

Indikatoren s<strong>in</strong>d wesentlich für die Konkretisierung und Messung von Zielvorgaben. Die<br />

Def<strong>in</strong>ition von Zielwerten bzw. Zielpfaden und die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>er entsprechenden Bewertungsskala<br />

für die Nachhaltigkeits<strong>in</strong>dikatoren könnte für den Folgebericht erfolgen. Analog<br />

zum Bericht „Wie geht´s Österreich?“ der Statistik Austria könnte beispielsweise e<strong>in</strong>e kurzfristige<br />

(3 Jahre) und langfristige (>10 Jahre) Bewertung der Indikatoren anhand e<strong>in</strong>er mehrteiligen<br />

Skala samt Illustration durch Piktogramme erfolgen. E<strong>in</strong>igen Nachhaltigkeits<strong>in</strong>dikatoren (z.B.<br />

Quote erwerbstätiger Frauen, Forschungsquote, K<strong>in</strong>derbetreuungsquote, Luftgüte-Zielwerte,<br />

Treibhausgas-Emissionen) liegen bereits vere<strong>in</strong>barte politische (z.B. EU-2020) Ziele zugrunde,<br />

für den Großteil der Indikatoren müsste dies im Wege e<strong>in</strong>es vorgelagerten Kommunikations- und<br />

Beteiligungsprozesses jedoch noch erfolgen.<br />

58 AUSBLICK


59

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