102 Augsburg - West 21.10.2015
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Seite 2 Mittwoch, 21.Oktober 2015 36 Jahre<br />
STADTZEITUNG<br />
DIE SEITE 2<br />
Gefängnis-Test<br />
verspätet sich<br />
JUSTIZ / Der Testlauf der JVAGablingen verschiebt<br />
sich.Der Vollbetriebist dennoch im November<br />
Gablingen. DerCountdown für<br />
die neue Justizvollzugsanstalt<br />
<strong>Augsburg</strong>-Gablingenläuft.Mittlerweile<br />
sollte zwar ein Probebetrieb<br />
mit rund 100 ausgewählten<br />
Häftlingen aus dem<br />
Gefängnis im Hochfeld durchgeführtwerden,<br />
doch dermusste<br />
kurzfristig verschoben werden.<br />
Nicht davon betroffen ist<br />
die offizielle Einweihung des<br />
Großprojekts am Montag, 26.<br />
Oktober.<br />
DemProbebetrieb mit Justizbediensteten<br />
und Gefangenen<br />
sollte einebedeutende Stellung<br />
zukommen. Immerhin gilt es,<br />
eventuellen Schlupflöchern auf<br />
die Schliche zukommen. Als<br />
Grund für die Verschiebung<br />
wurden „technische Verzögerungen“<br />
genannt. Ausgiebig<br />
wurden zwischenzeitlich jedoch<br />
die unzähligen Kameras,<br />
die Bildschirme in der Zentrale<br />
und der Bau auf ihre Praxistauglichkeitgetestet.<br />
Überhaupt<br />
Gribl wird CSU-Vize<br />
Seehofer schlägt neue Stellvertreter vor<br />
<strong>Augsburg</strong>. CSU-Chef Horst<br />
Seehofer will <strong>Augsburg</strong>s Oberbürgermeister<br />
Kurt Gribl als<br />
stellvertretenden Parteivorsitzenden<br />
vorschlagen. Der OB<br />
soll aufdem ParteitagEndeNovember<br />
ins Amt gehoben werden.<br />
Zuvor will Seehofer eine<br />
Satzungsänderung erwirken,<br />
nach der fünf statt bisher vier<br />
Vize-Vorsitzende im Amt sein<br />
sollen.<br />
Seehofer begründete Gribls<br />
Nominierungdamit,dassGroßstädten<br />
„spezielle Berücksichtigung“<br />
zukommen solle. Gribl<br />
erhielt das Sicherheitskonzept<br />
eine Überprüfungauf Herz und<br />
Nieren.<br />
Insgesamt hat der Freistaat<br />
100,84 Millionen Euro in die<br />
JVA investiert. Davon kommen<br />
20 Millionen Euro aus den Mitteln<br />
derZukunftsstrategie„Aufbruch<br />
Bayern“. Mit dem Bau<br />
wurde im Frühjahr 2011 begonnen.<br />
Bis das Großprojekt politisch<br />
überhaupt in die Gänge<br />
kam, waren zuvorrund 20 Jahre<br />
vergangen.<br />
In Zukunft wird das Gefängnis<br />
609 Häftlingen Platz bieten.<br />
Den Gefangenen stehen rund<br />
250 JVA-Bedienstete gegenüber.<br />
DerNeubau ersetztdie alteJustizvollzugsanstalt<br />
im Hochfeld<br />
in <strong>Augsburg</strong>. Diese platzt zum<br />
einen aus allen Nähten, zum<br />
anderen istsie veraltet. Für AnfangNovemberist<br />
in Gablingen<br />
einTag deroffenenTür geplant.<br />
Danach soll das Gefängnis in<br />
den Vollbetrieb gehen. (spr)<br />
Voraussichtlich Mitte November geht die neue Justizvollzugsanstalt <strong>Augsburg</strong>-Gablingen<br />
mit insgesamt 609 Häftlinge inden Vollbetrieb. 243 Bedienstete<br />
sind dortbeschäftigt.<br />
Foto: StefanRuppert<br />
istdadie logische Konsequenz,<br />
ist er doch der einzige CSU-<br />
Oberbürgermeister in einer der<br />
drei bayerischenMetropolen.<br />
Landtagspräsidentin Barbara<br />
Stamm und BundesagrarministerChristianSchmidt<br />
sollen ihre<br />
Stellvertreter-Posten behalten.<br />
Der Fraktionschef der konservativenEVPimEuropaparlament,<br />
Manfred Weber, und<br />
CSU-Europagruppenchefin Angelika<br />
Niebler werden aller Voraussicht<br />
nach neu dazukommen.(lib)<br />
Tochterwehrtsich mit Messer<br />
<strong>Augsburg</strong>. Ein Familienstreit ist<br />
in der vergangenen Woche in<br />
der <strong>Augsburg</strong>er Innenstadt eskaliert.<br />
Die Bilanz:zweiVerletzte<br />
und Ermittlungen wegen gefährlicher<br />
Körperverletzung.<br />
Der Zwist innerhalb der türkischstämmigen<br />
Familie begann<br />
am Dienstag gegen 19<br />
Uhr. Auslöser war wohl, so<br />
schreibt es die Polizei, dass die<br />
18-jährige Tochter außer Haus<br />
genächtigt hatte. Dies brachte<br />
den 51-jährigen Vater offenbar<br />
derart in Rage,dasserauf seine<br />
Tochter losging und ihr mehrfach<br />
ins Gesicht schlug –unter<br />
anderem auch mit einer Fotokamera.<br />
Die Tochter wehrte<br />
sich daraufhin mit einem Küchenmesser.<br />
Sie fügte dem Vater während<br />
der Auseinandersetzung eine<br />
durchaus massive, aber nicht<br />
lebensbedrohliche Stichverletzung<br />
im Schulterbereichzu, die<br />
anschließend im Klinikum behandelt<br />
werden musste.<br />
Bei beiden Familienangehörigen<br />
wurde nach Rücksprache<br />
mit der Staatsanwaltschaft eine<br />
Blutentnahme angeordnet. Zudem<br />
wurdeein befristetesKontaktverbot<br />
nach dem Gewaltschutzgesetz<br />
ausgesprochen,<br />
bis sich die familiäre Lage wieder<br />
beruhigt, ließ die Polizei<br />
weiter wissen. (pm)<br />
Wenn Kinder fliehen müssen<br />
AUSSTELLUNG/DieFlüchtlingssituation wirdinder Ausstellung „Neustart. Flüchtlingskindheitin<br />
<strong>Augsburg</strong>: SechsKinder, ein Schicksal“ durch Kinderaugengesehen.<br />
Wassim auf der Schaukel: Wassim (links) ist neun Jahre alt. Der quirlige und doch zurückhaltende Bub kommt<br />
aus Syrien. Seit einpaar Monaten lebt er mit seinen Elternund denfünf Geschwistern in <strong>Augsburg</strong>.Erist eines der<br />
sechs Kinder, die Christina Bleier fünf Monate lang mit der Kamera begleitet hat. Das Ergebnis ist nun in einer<br />
Ausstellung zu sehen.<br />
Foto: Christina Bleier<br />
<strong>Augsburg</strong>. Das Thema Flüchtlinge<br />
dominiert die täglichen<br />
Nachrichten. Hinter den Zahlen<br />
und Problemen stehen meist<br />
Menschen, die vor Krieg oder<br />
Armut aus ihrer Heimat geflohen<br />
sind und in der Fremde<br />
neu anfangen wollen. Die Ausstellung<br />
„Neustart. Flüchtlingskindheit<br />
in <strong>Augsburg</strong>“ stellt<br />
sechsKinder und ihre Familien<br />
vor.<br />
Diese Foto-Ausstellung des<br />
Bezirks Schwaben wirft durch<br />
die hier gezeigte Perspektive<br />
aus der Sicht der sechs Kinder<br />
ein anderes Licht auf das Thema:<br />
Die Flüchtlingskinder Hassan,<br />
Lorina, Marija, Sedat Servinja<br />
und Wassim erzählen mit<br />
ihren selbstgeschossenen Fotos<br />
überihren Alltag, gebenEinblicke<br />
in ihr Familienleben, ihre<br />
Träume, ihr Deutschland. Alle<br />
sechs Kinder sind im Alter zwischenachtund<br />
elf Jahren,wohnen<br />
in <strong>Augsburg</strong>er Flüchtlingsunterkünften<br />
und wurden für<br />
den Bezirk Schwaben von der<br />
Fotografin Christina Bleier begleitet<br />
und portraitiert. Ein Teil<br />
der Fotos ist in der Neuen<br />
Stadtbücherei <strong>Augsburg</strong> zu sehen,<br />
weitere imFoyer des Annahofsund<br />
demdortigenCafé.<br />
Die umfangreiche Schau besteht<br />
aus zwei Teilen und wird<br />
gleichzeitig anzwei Orten gezeigt:<br />
In derNeuen Stadtbücherei<br />
<strong>Augsburg</strong> und im EvangelischenForum<br />
Annahof.<br />
In der Neuen Stadtbücherei<br />
<strong>Augsburg</strong> werden ein Jungeund<br />
ein Mädchen näher vorgestellt.<br />
Sie präsentieren sich mit eigenem<br />
Steckbrief, selbstgeschossenen<br />
Fotos und den Bildern<br />
der Fotografin Bleier. Daneben<br />
verkörpert die großformatige<br />
Collage „Sechs Kinder – Ein<br />
Schicksal“ das Motto der Ausstellung.<br />
Im Evangelischen Forum Annahof<br />
zeigen dieBilder den Alltag<br />
der Flüchtlingskinder in ihrenFamilien<br />
und in der Schule.<br />
Berührend erscheinen hier die<br />
sogenannten „Lebenstraum-<br />
Fotos“, von den Kindern selbst<br />
aufgenommene Bildkompositionen.<br />
Mit den beiden öffentlich<br />
zugänglichen Ausstellungsortenmöchteder<br />
BezirkSchwaben<br />
ein breites Publikum erreichen.<br />
Die Kuratorin Stefanie Kautz<br />
wollte so den Flüchtlingskindern<br />
ein Gesichtund eine Stimme<br />
geben. Da sie davon ausging,<br />
dass die Kinder noch<br />
nicht genug Deutsch sprechen,<br />
plante sie ein Fotoprojekt mit<br />
Bleier. Das Diakonische Werk<br />
<strong>Augsburg</strong> vermittelte den Kontakt<br />
zuKindern. Koordinatoren<br />
der Hausaufgabenbetreuung in<br />
den Unterkünften Ottostraße,<br />
Windprechtstraße und Grandhotel<br />
wählten sechs Kinder aus<br />
(jeweils zwei pro Unterkunft),<br />
die gefragt wurden, ob sie Lust<br />
hätten, dabei zusein: Hassan<br />
aus Afghanistan, Lorina (Vater<br />
Syrien, Mutter Ukraine), Marija<br />
ausMazedonien, Sedataus Serbien,<br />
Servinja aus dem Irak,<br />
Wassim ausSyrien.<br />
Im Oktober 2014 startete die<br />
Projektarbeit. Inden folgenden<br />
fünf Monaten besuchte Bleier<br />
die Kinder inder Schule. Sie<br />
ging mit ihnenindie Stadt und<br />
erkundete ihre Lieblingsorte,<br />
begleitetesie in derFreizeit und<br />
nahm ein weniganihrem Familienleben<br />
teil. Mit Hilfe einiger<br />
Requisiten inszenierte dieFotografin<br />
die kindlichen „Lebensträume“:<br />
Fußballer, Popstar,<br />
Kinderärztin, Surferin und Verkäufer<br />
im Elektrohandel.<br />
Neben den Fotos sollten die<br />
Kinder aber auch selbst Fotos<br />
vonsich und ihrem derzeitigen<br />
Lebenmachen. Hierfür wurden<br />
zwei Digitalkameras besorgt.<br />
„Die Kinder nahmen diese im<br />
Wechsel mit nach Hause und<br />
brachten sie nach einiger Zeit<br />
dann mitFotosund kleinen Filmen<br />
gefüllt zurück. Eswar immer<br />
spannend und manchmal<br />
auch sehr lustig zu sehen, was<br />
den Mädchen und Jungen eingefallen<br />
war“, freutsichKautz.<br />
Zum Abschluss des Projektes<br />
durften die Kinder Bezirkstagspräsidenten<br />
Jürgen Reichert in<br />
seinem Büro am Hafnerberg<br />
besuchen, ihn mit Fragen „löchern“<br />
undden Bezirkkennenlernen.<br />
Im Anschlusslud er alle<br />
Kinder noch zu einem Eis ein,<br />
der erklärte Höhepunkt eines<br />
gelungenen Nachmittags.<br />
Vom1.April bis zum4.Oktober<br />
war die Schau bereits in<br />
Schloss Höchstädt zu sehen.<br />
„Bei der Eröffnung waren die<br />
Projekt-Kinder mit ihren Familien<br />
dabei und staunten, als sie<br />
sich in Bildern an den Wänden<br />
des Schlosses wiederfanden.<br />
Nun freuen wir uns, die Fotos<br />
noch einmal in <strong>Augsburg</strong> zeigen<br />
zu können“, sagt Kautz.<br />
(pm)<br />
Die Ausstellung ist noch bis 7.<br />
November in der Stadtbücherei<br />
sowiebis zum18. November im<br />
evangelischen Forum des Annahofs<br />
zu sehen.<br />
„Wer eineWohnung sucht. ..“<br />
SOZIALES / Fortsetzung vonSeite 1<br />
...auch die Finanzkrise nannte.<br />
Die Krise an den Finanzmärkten,<br />
derzeit eher dasStiefkind<br />
unter den Krisen, machte<br />
auch Weiand als einen entscheidenden<br />
Faktor aus. Um<br />
2,50 Euro seien die Mieten pro<br />
Quadratmeter seit dem Bankencrashgestiegen.<br />
„Das Kapital drängt in den<br />
Immobilienmarkt“,sagte Sozialreferent<br />
Kiefer. Gleichzeitig sei<br />
die Anzahl der sozialgebundenen<br />
Wohnungen gesunken, etwa<br />
durchUmwandlungehemaliger<br />
Werkswohnungen für den<br />
freien Markt.<br />
„Die Kommunen<br />
sind überfordert“<br />
DenStandpunkt der privaten<br />
Vermieter vertrat Gabriele Seidenspinner<br />
vom Haus- und<br />
Grundbesitzerverein <strong>Augsburg</strong><br />
und Umgebung. Ihr Fazit: „Die<br />
Kommunen sind überfordert.“<br />
Die steigenden Mieten verteidigte<br />
die Frau mit der adretten<br />
Für die Mieter der WBG-Anlage Richard-Wagner-Hof wird das Wohnen ab<br />
Januar teurer.<br />
Foto: Janina Funk<br />
Kurzhaarfrisur mit Verweis auf<br />
den wirtschaftlichen Betrieb.<br />
„Draufzahlen will man als privaterEigentümerjaauchnicht.“<br />
Am freien Markt sehe die Situation<br />
„zum Teil grausam“ aus,<br />
sagte Mark Dominik Hoppe,<br />
Geschäftsführer der WBG, die<br />
derzeit knapp 10000 Wohnungen<br />
in<strong>Augsburg</strong> betreibt. 600<br />
sollen inden kommenden Jahren<br />
neu geschaffen werden, so<br />
dieVorgabe der Stadt.Bei Neubauten<br />
„bräuchten wir eigentlich<br />
9Euro pro Quadratmeter“<br />
für einen wirtschaftlichen Betrieb,<br />
betonte Hoppe. Der Appell<br />
des Mannes mit der großen<br />
Hornbrille: „Wer bezahlbaren<br />
Wohnraum will, sollte wissen,<br />
wir brauchen Förderung, Förderung,Förderung.“<br />
BürgermeisterKieferhofft als<br />
„akute Maßnahme“ auf die<br />
Mietpreisbremse. Diesesetzt allerdings<br />
einen Mietspiegel voraus,<br />
den es für <strong>Augsburg</strong> aber<br />
noch nicht gibt. „Wir brauchen<br />
dringend einen Mietspiegel“,<br />
mahnte Kiefer auch an die<br />
Adresse seiner Stadtratskollegen<br />
imPublikum. „Wir benötigeninsgesamtmehrbezahlbare<br />
Wohnungen. Die WBG-Wohnungen<br />
alleine reichen nicht.“<br />
Es gelte nun, gemeinsam mit<br />
Sozialverbänden, Strategien zu<br />
entwickeln.<br />
Als „externer Experte“ war<br />
Matthias Günther vom Hannoveraner<br />
Eduard Pestel Institut<br />
für Systemforschung geladen.<br />
Seine Schlussworte: „Es ist Zeit<br />
für eine Politik jenseits der<br />
SchwarzenNull.“<br />
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